Bauten des Gesundheitswesens 2016

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2016 Ernst & Sohn Special September 2016 A 61029

Bauten des Gesundheitswesens

– Planung/Trends – Objektberichte – Modulbauweise – Innenausbau/Fassade – Türen und Tore – Lufttechnik – Hygiene und Sicherheit


seit 1983

Hohe Energie- und Kosteneinsparung für Ihre Lüftungsanlagen Mit Einsatz multifunktionaler Wärme- / Kälterückgewinnungstechnik - ein Musterbeispiel zur Energiewende Für Sie das Wichtigste:

Die Rückgewinnung ist absolut keim- und schadstoffübertragungsfrei - auch im Störfall keine Rauch- und Brandübertragung Gerade in den Krankenhäusern kommt es hinsichtlich Luftreinhaltung auf absolute Keim- und Schadstofffreiheit an. Genau dort, setzt die SEW®Rückgewinnungstechnik seit über 30 Jahren Maßstäbe. Bereits in zahlreichen Krankenhäusern sorgen unsere Systeme zuverlässig und wartungsarm für eine

optimale Raum- und Zuluftqualität! Bei rechtzeitiger Einplanung der SEW®-Technik können aufgrund der hohen Redundanz und Betriebssicherheit sogar die Investitionen für die Wärme-/ Kälteerzeugung und Rückkühlung drastisch reduziert werden. Somit amortisiert sich unsere Technik bereits mit dem Einbau. Darüber hinaus werden auf Jahrzehnte erheblich Energiekosten eingespart.

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Schema einer Lüftungsanlage mit integrierter Wärme-/Kälterückgewinnungstechnik: GSWT® Abluft

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4

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Auch im Störfall bleibt die Zuluft umluftfrei durch strikt getrennte Luftströme

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Eine Auswahl an Vorbildprojekten aus dem Krankenhausbereich

© Gesundheit Nord gGmbH, Bremen

© Frenkelson

Asklepios Kliniken Hamburg-Altona

© Kath. St.-Johannes-Ges. Dortmund

St.-Johannes-Hospital Dortmund

Klinikum Bremen-Mitte

© Clinique d‘Eich Luxembourg

Clinique d‘Eich Luxembourg

© Med. Hochschule Hannover

Medizinische Hochschule Hannover

© Carl-Thiem-Klinikum Cottbus Susanne Ramisch

Carl-Thiem-Klinikum Cottbus

© Klinikum Stuttgart

Katharinenhospital Stuttgart

Klinikum der Universität München - Großhadern

SEW® - Systemtechnik für Energierecycling und Wärmeflussbegrenzung GmbH • 47906 Kempen Industriering Ost 86-90 • Tel: 02152 / 9156-0 • info@sew-kempen.de • www.sew-kempen.de


Editorial

Gesundheitsbauten 2016: hohe Ansprüche und gute Architektur

Das Gesundheitswesen boomt. Und damit stehen sämt­ liche Bauaufgaben im Fokus von Architekten, Ingenieuren und Fachplanern, die sich mit Neubau, Erweiterung oder Sanierung verschiedener Gebäudetypologien des Gesund­ heitswesens auseinandersetzen. Wie bestehende Krankenhausbauten umgebaut und saniert werden können, lesen Sie unter anderem in den Projektberichten aus Pforzheim und Wien. Hier geht es zunächst einmal um städtebauliche Fragen der Erweite­ rung und Nachverdichtung historischer und traditionsrei­ cher Kliniken. Es geht um architektonisch angemessenes Einfügen und Ergänzen, um Identitätsstiftung – ganz ein­ fach gesprochen um die Schaffung von Orten, die sowohl von Patienten als auch vom Personal positiv erlebt werden können. Anforderungen an die Hygiene sind schon in der Pla­ nungsphase von Gesundheitseinrichtungen zu berücksich­ tigen, denn Hygiene spielt in Krankenhäusern eine entschei­ dende Rolle beim Schutz der Menschen vor Infektionen. In diesem Special werden am Beispiel eines Operationssaales ganz konkret die Möglichkeiten der baulichen Hygiene auf­ gezeigt. Neben strengen Hygieneanforderungen gibt es zahlrei­ che andere technische Standards. Um hier den Überblick zu bewahren und trotz enger Budgets hohe architektoni­ sche und konzeptionelle Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig einem innovativem Technikanspruch gerecht zu werden, wurde beim Neubau des Klinikums Frankfurt Höchst mit BIM gearbeitet. Mit BIM kann nach Erfahrung

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der Architekten nicht schneller geplant werden und BIM bedeutet zunächst keinen geringeren Planungsaufwand. Aber BIM schafft zum Beispiel eine höhere Kostensicher­ heit durch die verbesserte Kalkulationsgrundlage, es gibt geringere Planungskollisionen durch die größere Transpa­ renz im Planungsgeschehen, Betriebsabläufe können simu­ liert und Folgekosten beeinflusst werden. Eine integrative Klinik für Abhängigkeitskranke ent­ steht auf einem ehemaligen Industrieareal in Oldenburg – die Fachklinik Weser-Ems. In multidisziplinärer Zusam­ menarbeit werden dort künftig Suchtkranken individua­ lisierte Behandlungen angeboten, die den Patienten den Wiedereinstieg in deren Arbeitsleben und Alltag ermögli­ chen. Wie die architektonische Idee und deren Umsetzung aussehen, können Sie in einem der Fachbeiträge nachlesen und anschauen. Wie immer wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre!

Ihre

Simone von Schönfeldt

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Inhalt

Die seit 2008 laufende Restrukturierung des Klinikums Pforzheim gewinnt zunehmend an Gesicht. Bei laufendem Betrieb wird dieses Klinikum der Zentralversorgung und Lehrkrankenhaus der UNI Heidelberg auf Grundlage der Planung von hammeskrause architekten bda umgebaut. Die funktional ergänzenden Neubauten sind fertiggestellt. Die primären Ziele sind die Integration eines Erschließungssystems der kurzen Wege, der Rückbau unrentabler Gebäude in der Peripherie, einhergehend mit der Verdichtung von zentralen Funktionen wie Küche, Kantine, Apotheke und Pathologie, sowie die den Patienten zugewandte und an wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgerichtete Restrukturierung der Bettenstationen in den verbleibenden Kerngebäuden. Mit diesem Projekt gelingt eine so wichtige Aufgabe, ein quartiernahes, innerstädtisches Klinikum zu erhalten und nachhaltig für die zukünftigen Herausforderungen für Pflege, Diagnostik und das medizinische Personal wertvoll zu machen. (Seiten 20–24) (Foto: Wolf-Dieter Gericke, Waiblingen)

Special 2016 Bauten des Gesundheitswesens

EDITORIAL 03

Simone von Schönfeldt Gesundheitsbauten 2016: hohe Ansprüche und gute Architektur

PLANUNG/TRENDS 06

AKG-Auszeichnung herausragender Gesundheitsbauten 2016

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AKG-Förderpreis 2017 für Studierende und junge Architekten

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Krankenhausplan für Berlin sichert Versorgung auf hohem Niveau

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Erste echte Online-AVA-Webanwendung

OBJEKTBERICHTE

Ernst & Sohn Special 2016 Bauten des Gesundheitswesens A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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HOHER KOMFORT DURCH GESUNDE, FLEXIBLE ARCHITEKTUR KLINIKUM AM PLATTENWALD ­FERTIGGESTELLT

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Stefanie Matthys, Nickl & Partner Architekten AG SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM SÜD IN WIEN NEUES MUTTER-KIND- UND OP-ZENTRUM

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hammeskrause architekten bda KLINIKUM PFORZHEIM NEUBAU, UMBAU, SANIERUNG BEI LAUFENDEM BETRIEB

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Iphigenie Traxler, wörner traxler richter planungsgesellschaft mbH NEUBAU KLINIKUM FRANKFURT-HÖCHST NIEDRIGENERGIEKLINIK – EINE PIONIERARBEIT

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Marcus Zehle OPTIMALE PROZESSE – FUNKTIONALE GEBÄUDESTRUKTUR NEUBAU DES KLINIKUMS KIRCHHEIM-NÜRTINGEN

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Friedrich von Pfeil ARCHITEKTUR UND THERAPIE IM EINKLANG DIE SUCHTKLINIK WESER-EMS IN OLDENBURG

Thomas Ziegler 36 KEINE SPUR VON KRANKENHAUS-­ARCHITEKTUR NEUORDNUNG UND GENERALSANIERUNG DER ORTHOPÄDISCHEN KLINIK SCHLOSS WERNECK

MODULBAUWEISE 39

Hüttenhospital in Dortmund: Aufstockung ohne Beeinträchtigung des Klinikbetriebes

INNENAUSBAU/FASSADE 40

Homogene Vinylbeläge: Kollektion für durchgängige Bodenkonzepte

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Kautschukböden für ein heilungsförderndes Ambiente

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Inhalt

Kommen sie schneller

43 Praxis Kinderwunsch Valentinshof: Bodenbelag für besonders sensible ­Bereiche 44 Rehabilitations-Klinik „Sonnenblick“ in Marburg: Ganzheitliches Konzept schafft harmonische Stringenz 46

med.Logistica 2017

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Kölner St. Marien-Hospital setzt Gestaltungskonzept konsequent um

voran

TÜREN UND TORE 51 Moderne Tür- und Sicherheitstechnik im neuen Stuttgarter Olgahospital mit Frauenklinik 52

Krankenhaus Rating Report 2016

53 Einsatz und Nutzen barrierefreier Türen: Universal Design statt „behindertengerecht“

LUFTTECHNIK 55 Medisch Spectrum Twente in Enschede – ein Krankenhaus der Extraklasse mit Lufttechnik der Oberklasse

HYGIENE UND SICHERHEIT 57

Harald Budelmann, Inka Dreßler, Jan Holzhausen, Wolfgang Sunder Leitfaden zur baulichen Hygiene im Operationssaal

61 Hygienedecke für Krankenhäuser: Neue Deckenplatte sagt Viren den Kampf an 62 Trinkwassersicherheit für Klinik, Ärzte und Patienten im Metropol Medical Center in Nürnberg 65

Neue Norm zur „Dichtheitsprüfung von Reinräumen“

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IMPRESSUM

Schneller beim Ausbau des medizinischen Fortschritts. Damit das auch räumlich so bleibt, baut KLEUSBERG Ihr künftiges Klinikoder Verwaltungsgebäude in Modulbauweise – zeitnah, kostensicher und ohne Beeinträchtigung des laufenden Klinikbetriebs. Entdecken Sie die moderne Art der räumlichen Weiterentwicklung!

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Planung/Trends

AKG-Auszeichnung herausragender Gesundheitsbauten 2016 Die zum zweiten Mal ausgelobte AKG-Auszeichnung für herausragende Gesundheitsbauten soll die Bedeutung ak­ tueller Architektur auf diesem Spezialgebiet in das öffentli­ che Bewusstsein rücken und die Ziele der AKG, nämlich die Wahrung, Sicherung und Förderung der Qualitäten ­aktueller und zukünftiger Bauaufgaben, nachdrücklich ver­ anschaulichen. Die AKG würdigen mit der Auszeichnung herausra­ gende Beiträge zur Architektur des Krankenhausbaus oder des Gesundheitswesens, an denen die vielfältigen Anforde­ rungen an die Bauqualität, Funktionalität und Detailgenau­ igkeit vorbildlich gelöst wurden. Die AKG-Auszeichnung wird gleichermaßen den Architekten wie den Bauherrn des von einer unabhängigen Jury prämierten Bauwerks verlie­ hen. Unter dem Vorsitz von Prof. Dipl.-Ing. Jórunn Ragnars­ dóttir, Architektin, Stuttgart gehörten der Jury außerdem an: –– Geschäftsführerin Gabriele Kirchner, Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands, Berlin –– Prof. Dr. Falk Jaeger, Architekturkritiker, Berlin

Bild 1.  Zentrum für Psychiatrie Reichenau – Neubau der Klinik für Alterspsychiatrie, Reichenau (Architekt: huber staudt architekten bda, Berlin, Zusammenarbeit mit baulinie architekten, Ravensburg), Bauherr: Zentrum für Psychiatrie Reichenau

–– Prof. Dipl.-Ing. Jan Kleihues, Architekt BDA, Berlin –– Prof. Dipl.-Ing. Volker Staab, Architekt BDA, Berlin –– Prof. Dipl.-Ing. Ludwig Wappner, Architekt BDA, Mün­ chen Es wurden insgesamt 22 Arbeiten eingereicht. Die Jury hat folgende Wertungen vorgenommen: Auszeichnung für herausragende Gesundheitsbauten 2016 –– Zentrum für Psychiatrie Reichenau – Neubau Klinik für Alterspsychiatrie, Reichenau (Architekt: huber staudt architekten bda, Berlin, Zusammenarbeit mit baulinie architekten, Ravensburg) Vier Anerkennungen für herausragende Gesundheits­ bauten 2016 –– Kaiser-Franz-Josef-Spital KFJ, Wien (Architekt: ARGE GP KFJ und Nickl & Partner Architekten AG, München) –– Rems-Murr-Kliniken, Gesundheitscampus im Grünen, Winnenden (Architekt: Hascher Jehle Architektur, Ber­

Bild 3.  Soteria Berlin, Behandlungseinheit der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus (Architekt: Jason Danziger, Architekt BDA/thinkbuild architecture, Berlin, in Zusammenarbeit mit Dr. med. Martin Voss, Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus) (Fotos 1–3: Werner Huthmacher, www.wernerhuthmacher.de)

Bild 2.  Kaiser-Franz-Josef-Spital KFJ, Wien (Architekt: ARGE GP KFJ und Nickl & Partner Architekten AG, München), Bauherr: Stadt Wien, Wiener Krankenanstaltenbund; rechts: Foyer des Spitals

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Planung/Trends

lin mit Monnerjan Kast Walter Architekten, Düssel­ dorf) –– Erweiterung und Gesamtsanierung der Augenklinik des Luzerner Kantonsspitals (Architekt: Schneider & Schneider Architekten ETHG BSA SIA AG, Aarau) –– MEDICUM Erweiterungsbau an das Klinikum Alten­ burger Land, Altenburg (Architekt: Worschech Archi­ tekten Planungsgesellschaft mbH, Erfurt)

Besondere Anerkennung für herausragende Gesundheits­ bauten 2016 –– Soteria Berlin, Behandlungseinheit der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Kran­ kenhaus (Architekt: Jason Danziger, Architekt BDA/ thinkbuild architecture, Berlin, in Zusammenarbeit mit Dr. med. Martin Voss, Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus)

Bild 4.  Rems-Murr-Kliniken, Gesundheitscampus im Grünen, Winnenden (Architekt: Hascher Jehle Architektur, Berlin mit Monnerjan Kast Walter Architekten, Düsseldorf), Bauherr: Rems-Murr-Kliniken gGmbH; rechts: Foyer der Klinik (Fotos: Svenja Bockhop, www.hascherjehle.de)

Bild 5.  Erweiterung und Gesamtsanierung der Augenklinikdes Luzerner Kantons­spitals (Architekt: Schneider & Schneider Architekten ETHG BSA SIA AG, Aarau), B­ auherr: Luzerner Kantonsspitals; rechts: Sitznische im Eingangsbereich (Fotos: Roger Frei, www.rogerfrei)

Bild 6.  MEDICUM Erweiterungsbau an das Klinikum Altenburger Land, Altenburg (Architekt: Worschech Architekten Planungsgesellschaft mbH, Erfurt), Bauherr: Klinikum Altenburger Land GmbH; rechts: Der dunkle Farbton der Klinkerfassade wird mittels farbgleichen Bodenbelags im Innenraum aufgegriffen und definiert allgemeine Verkehrsflächen gegenüber den hellen Funktionsbereichen (Fotos: Worschech Architekten, www.worschecharchitekten.com)

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Planung/Trends

Die feierliche Verleihung der Auszeichnung und der Aner­ kennungen erfolgt im Rahmen der AKG-Vortragsveranstal­ tung anlässlich des 39. Deutschen Krankenhaustages auf der MEDICA in Düsseldorf am Mittwoch, dem 16. Novem­ ber 2016 um 14.00 Uhr. Alle eingereichten Arbeiten werden auf der Website www.akg-architekten.de dokumentiert.

Weitere Informationen: Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswesen e. V. (AKG) Friedrichstraße 204, 10117 Berlin Tel. (030) 20 07 36 63, Fax (030) 20 07 36 61 akg@akg-architekten.de, www.akg-architekten.de

AKG-Förderpreis 2017 für Studierende und junge Architekten Die Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswe­ sen e. V. (AKG) vergeben im Jahr 2017 bereits zum siebten Mal einen Förderpreis für Studierende und junge Architek­ ten – diesmal für ein Zentrum für die psychotherapeutische Versorgung und Behandlung von Kindern und Jugendli­ chen. Die Suche nach neuen Ideen für die stationäre Auf­ nahme von Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren für eine Zeit von bis zu 6 Monaten ist Anlass zur Auslobung dieses Ideenwettbewerbs. Die Zukunft dieser Therapieeinrichtungen wird wesentlich durch veränderte Krankheitsbilder bei Kindern und Jugendlichen beeinflusst: –– Essstörungen und Magersucht/Bulimie gehören wie Suchterkrankungen/Drogenmissbrauch zu den bekann­ ten Krankheitsbildern. –– Internet- und Computersucht sind relativ neu, Hinweise zu traumatisierten Flüchtlingen im Kinder- und Jugend­ alter sind täglich in den Medien.

Gesucht werden Lösungsansätze, die den räumlichen und atmosphärischen Bedürfnissen der Kinder und Jugendli­ chen und des Personals gerecht werden. Ziel der Therapie ist es, den Kindern und Jugendlichen einen Lebenssinn zu vermitteln und einen „Weg zurück ins Leben“ aufzuzeigen. Die Auslobung steht unter www.akg-architekten.de/ cms/database/prints/Auslobung%20AKG-Foerderpreis% 202017.pdf zum Download bereit. Die Registrierung muss bis zum 01. 02. 2017 erfolgen, Abgabetermin ist der 24. 02. 2017. Das Preisgericht tagt am 17.03.2017, die Preisverlei­ hung erfolgt am 28. 04. 2017. Alle Arbeiten werden im Mai 2017 in der TU Berlin ausgestellt. Weitere Informationen: Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswesen e. V. (AKG) Friedrichstraße 204, 10117 Berlin Tel. (030) 20 07 36 63, Fax (030) 20 07 36 61 akg@akg-architekten.de, www.akg-architekten.de

Krankenhausplan für Berlin sichert Versorgung auf hohem Niveau Der Krankenhausplans 2016 für das Land Berlin ist das Ergebnis eines dreijährigen Planungsverfahrens unter Be­ teiligung der maßgeblichen Akteure des Krankenhaus­ wesens. Der Plan legt auf Grundlage der Bevölkerungsent­ wicklung die nötigen Kapazitäten zur medizinischen Ver­ sorgung in den Krankenhäusern fest. Im Mittelpunkt des neuen Krankenhausplans steht die Versorgungsqualität, die stärker als bisher an verbindlichen Qualitätskriterien ausgerichtet ist. Gesundheitssenator Mario Czaja: „Mit dem neuen Krankenhausplan tragen wir einer wachsenden und älter werdenden Stadt Rechnung. Die Bettenzahl in den Plankrankenhäusern steigt im Vergleich zu 2010 erst­ mals wieder deutlich an: Hier haben wir ein Plus von 1.300 Plätzen. Die Kliniken für Altersmedizin erhalten ebenso feste Personalvorgaben für Ärzte und Pflegekräfte wie In­ tensivstationen. Notfallkrankenhaus oder Notfallzentrum

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kann künftig nur diejenige Klinik sein, die die festgelegten Anforderungen für Notfallmedizin auch erfüllt. Der neue Krankenhausplan schafft somit klare Vorgaben, die die Leistungsfähigkeit unserer Krankenhäuser gewährleisten.“ Die medizinische Versorgung von alten Menschen und Hochbetagten gewinnt in Berlin zunehmend an Be­ deutung. Die Berliner Krankenhausplanung 2016 sieht daher nicht nur deutlich mehr Betten, sondern auch hö­ here Qualitätsstandards in den geriatrischen Abteilungen vor. Weitere Informationen: Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales des Landes Berlin Oranienstraße 106, 10969 Berlin Tel. (030) 9028-0, Fax (030) 9028-2056 www.berlin.de/sen/gesundheit/

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Bauphysik-Kalender 2016 Die ganzheitliche Betrachtung des vorbeugenden Brandschutzes mit einer Gesamtbewertung der baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Maßnahmen unter Berücksichtigung der nutzungsbedingten Gefährdungspotentiale und Schutzziele spielt bei der Planung und Errichtung von Bauwerken eine wesentliche Rolle. Dies verlangt von allen Beteiligten bei Entwurf und Planung, von Bauproduktenherstellern, Materialprüfungsämtern und Bauaufsichtsbehörden ein hohes Maß an Fachkenntnis über den aktuellen Stand der Technik aller relevanten Bereiche. Nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit können sichere und optimierte Brandschutzkonzepte entwickelt und realisiert werden, Umplanungen vermieden und Genehmigungsverfahren optimiert werden. Der neue Bauphysik-Kalender 2016 mit dem Schwerpunktthema Brandschutz bietet eine solide Arbeitsgrundlage und ein verlässliches aktuelles Nachschlagewerk für die Planung in Neubau und Bestand, und zwar sowohl für den konstruktiven Brandschutz bei allen Bauweisen nach den Eurocodes als auch für die ingenieurmäßigen Brandschutzkonzepte. Hrsg.: Nabil A. Fouad Bauphysik-Kalender 2016 Schwerpunkt: Brandschutz 2016. 690 S. € 144,–* Fortsetzungspreis: € 124,–* ISBN 978-3-433-03128-5 Auch als erhältlich

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Weitere Buchempfehlungen: Bauphysik-Kalender 2015 Schwerpunkte: Simulationsund Berechnungsverfahren Bauphysik-Kalender 2014 Schwerpunkte: Raumakustik und Schallschutz

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Planung/Trends

Erste echte Online-AVA-Webanwendung

AVA NOVA: Ausschreibung online (Screenshot: NOVA Building IT GmbH)

Die Software NOVA AVA ist eine Innovation für die Baubranche: Erstmals gibt es ein Programm für Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung mit Controlling-Features live aus dem Web. Damit stehen die Vorteile des Cloudcomputing, die andere Branchen längst nutzen, auch Bauingenieuren, Architekten, Bauherren und Behörden zur Verfügung. Projekte, Leistungsverzeichnisse, Preisspiegel, Vertragsma­ nagement, Soll-Ist-Vergleiche und Kostenanalysen – inhalt­ lich bietet die Software NOVA AVA all das, was klassische AVA-Programme auch haben. Zudem werden alle Bran­ chenstandards berücksichtigt, wie z. B. Datenaustausch nach GAEB (XML 3.2 zertifiziert), D11 oder Verlinkung mit Ausschreibungstexten. Neu ist allerdings, dass NOVA AVA eine Software aus der Cloud ist, d. h. mit einem inter­ netfähigen Endgerät kann man von überall aus arbeiten. Und wie bei allen webbasierten Anwendungen gilt: kein Herunterladen, keine Installation, keine Softwareadminis­ tration. Nicht einmal um Updates oder Datensicherung muss der Nutzer sich kümmern. Dafür wird die Zusam­ menarbeit deutlich vereinfacht, weil alle Partner mit ihren jeweiligen Berechtigungen das Projekt direkt in der Cloud bearbeiten. NOVA AVA läuft auf allen mobilen Devices und Desktopgeräten, mit allen Betriebssystemen und mit allen modernen Browsern. Ein responsives Webdesign, ein intuitives, ansprechendes Interface, sehr schnelle Antwort­ zeiten und eine durchdachte Programmarchitektur sorgen zudem für Spaß an der Arbeit. Und bei alldem bleiben die Kosten (ab 29,– € pro Monat) niedrig.

NOVA AVA setzt Online-Trends um Mit NOVA AVA können Angebote zu einer Ausschreibung online schneller und einfacher als je zuvor eingeholt wer­

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den. Besonders innovativ: Es genügt eine Freigabe und die ausgewählten Bieterfirmen können bis zum Ablauf des Submissionstermins ihre Angebote im passwortgeschütz­ ten Bereich – ohne Zusatzsoftware – erfassen, prüfen und freigeben. Das Ausdrucken und Verschicken des Leistungs­ verzeichnisses, das Eintippen der Angebote und das Erstel­ len und Verschicken der GAEB-Datei fällt einfach weg – und somit entfallen auch Fehlerquellen beim Datenaus­ tausch mit verschiedenen Systemen. AVA-Anwendungen sollten die Entwicklung hin zu Online-Baupreisdatenbanken unterstützen und die web­ basierten Angebote von Ausschreibungstextanbietern wie z. B. STLB-Bau online und Heinze integrieren können. Das kann NOVA AVA natürlich auch. Mit Heinze hat die NOVA Building IT GmbH eine Vertriebspartnerschaft geschlossen und in NOVA AVA eine technische Schnittstelle zur On­ line-Nutzung der Heinze-Ausschreibungstexte realisiert.

Software als Service NOVA AVA ist keine Ware mehr, die gekauft bzw. lizensiert werden muss – sie wird von Kunden als Dienstleistung ge­ nutzt. Da ist es besonders wichtig, dass die Webanwendung sicher ist. NOVA AVA wurde von der secuvera GmbH, einer BSI-zertifizierten IT-Prüfstelle, geprüft und als sicher zerti­ fiziert. Wer die Software kaufen möchte, kann NOVA AVA als Lifetime-License für die Installation auf den eigenen Anlagen und die unbefristete Nutzung erwerben. Weitere Informationen: NOVA Building IT GmbH In der Mordach 1a, 64367 Mühltal Tel. (06151) 276 95 91, Fax (06151) 54 391 info@avanova.de, support@avanova.de, www.avanova.de

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Objektberichte

HOHER KOMFORT DURCH GESUNDE, FLEXIBLE ARCHITEKTUR KLINIKUM AM PLATTENWALD ­FERTIGGESTELLT

Bild 1.  Klinikum am Plattenwald – Blick auf den Haupteingang

Der Neubau „Klinikum am Plattenwald“ der SLK-Kliniken Heilbronn GmbH, für den die HWP Planungsgesellschaft mbH die General­ planung des Objektes übernahm, ist nach rund sechs Jahren Planungs- und Bauzeit Anfang Juni 2016 in Betrieb gegangen. Der inno­vative Klinikneubau verfügt über 350 Betten in 5 Pflege­sta­tio­ nen (4 Regelleistung, 1 Wahlleistung) und weist eine Nutzfläche von insgesamt 23.630 m² auf. Neben seiner bevorzugten Lage mitten im Grünen, seiner technischen Ausstattung und seiner fortschritt­ lichen Energiekonzeption überzeugt der Neubau durch eine besonders flexible, komfort- und funktionsorientierte Architektur. Der Baukörper ist im Erdgeschoss und im ersten Oberge­ schoss in einen westlichen und östlichen Funktionsbereich mit jeweils zwei Geschossen gegliedert. Die repräsentative, lichtdurchflutete Eingangshalle mit einer hotelähnlichen Rezeption in Ellipsenform verbindet die beiden Gebäude­ teile. Am südlichen Ende dieser Haupterschließungsachse befindet sich der Haupteingang. Über den Funktionsberei­ chen erheben sich die über eine Brücke verbundenen drei­ geschossigen Pflegebereiche. Zwischen den Funktions- und Pflegegeschossen befindet sich ein Technikgeschoss.

Klare Zonierung und einfache Orientierung Das Klinikum am Plattenwald überzeugt durch eine klare Zonierung und Zuordnung der Funktionen. Die Struktu­

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rierung folgt der architektonischen Leitlinie, klar, logisch und funktional orientiert zu sein. Durch eine durchdachte Zuordnung der medizinischen Funktionen zueinander konnten dank einer kompakten Architektur sehr kurze ho­ rizontale und vertikale Wege geschaffen werden. Die ein­ fache Orientierung wird mittels einer besonderen, für das Projekt entwickelten schlichten und zeitgemäßen Signale­ tik weiter unterstützt. Klare Schriftzüge, einfache Pikto­ gramme und eine reduzierte Farbkonzeption führen Pa­ tienten und Besucher zum gesuchten Bereich bzw. der Station.

Hohe Wirtschaftlichkeit der Flächen und der Technik Die kompakte Geometrie des Gebäudes und die funktional ausgelegte Grundrissgestaltung ermöglichen eine beson­ ders hohe Wirtschaftlichkeit der Flächen. Diese lässt sich u. a. aus dem sehr guten Verhältnis von Bruttogeschoss zu Nutzfläche von 2,01 ableiten. So ist beispielsweise durch die Anordnung der Technikebene zwischen den Funktionsund Pflegebereichen des Krankenhauses die technische Versorgung der Operationsbereiche auf kürzestem Wege gewährleistet. Optimale Materialflüsse entstehen durch die Anordnung der Zentralsterilisation, die direkt unter den Operationsbereichen verortet wurde. Vertikal kann so die Ver- und Entsorgung des Sterilguts über reine und unreine

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Objektberichte

Bild 2.  Eingangshalle mit hotelähnlicher Rezeption in Ellipsenform, Ebene 00

Sterilgutaufzüge auf sehr kurzem und effizientem Weg ge­ staltet werden. Der Bereich der Zentralsterilisation bietet zusätzlich Platz für einen weiteren Reinigungs- und Desin­ fektionsautomaten sowie einen Sterilisator. Beide Geräte können jederzeit flexibel nachgerüstet werden, wenn Pa­ tienten- und OP-Zahlen höhere Kapazitäten verlangen.

Bei der Planung und Realisierung des Neubaus legten die Architekten der HWP Planungsgesellschaft mbH großen Wert auf Ambiente und Komfort für Patienten und Mit­ arbeiter. Neben dem atmosphärischen Highlight, der re­ präsentativen Eingangshalle mit dem kraftvoll roten Ge­ bäude­oval zur zentralen Orientierung, überzeugt die Kran­ kenhausarchitektur durchgängig in allen Bereichen mit

lichtdurchfluteten, naturbezogenen Räumen. Die Grund­ risse und die Einrichtung der Patientenzimmer erarbeite­ ten die Architekten in enger Abstimmung mit dem Pflege­ dienst des Klinikums, um die Nutzerbedürfnisse optimal zu integrieren. Die neuen Patientenzimmer sind vorwie­ gend als Zweibettzimmer vorgesehen und sind mit einer Grundfläche von 28 m2 großzügig gestaltet. Eine beson­ ders helle und freundliche Atmosphäre entsteht durch die großen Fenster mit niedrigen Brüstungen. Jeder Patient erhält einen Patientenschrank mit mobilem Innenleben, dessen Innenteil er ohne Aufwand bei einer Verlegung mitnehmen kann. Darüber hinaus bieten die Räumlichkei­ ten des Wahlleistungsbereiches in Ebene 05 weitere kom­ fortable Annehmlichkeiten. Die exponierte Lage im obers­ ten Geschoss des Ostflügels ermöglicht einen besonders schönen Ausblick. Zusätzlich weist dieser Bereich eine

Bild 3.  Eingangshalle mit Blick auf Haupteingang, Ebene 00

Bild 4.  Magistrale, Ebene 00

Hoher Komfort für Patienten und Mitarbeiter

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Objektberichte

Bild 5.  Flur Normalpflege, Ebene 03/04

Bild 8.  Flur Wahlleistung, Ebene 05

sehr hochwertige Materialauswahl und zusätzliche kom­ fortorientierte Möblierungselemente wie z. B. einen eige­ nen Schreibtisch, einen Internetanschluss, einen LaptopSafe und einen kleinen Kühlschrank im Stil einer Minibar auf. Das gesamte Klinikum ist barrierefrei und behinder­ tenfreundlich gestaltet. Orientierende Leitlinien auf dem Boden und den Aufzugskabinen, die nach dem „ZweiSinne-Prinzip“ funktionieren, erlauben es Menschen mit Einschränkungen, jeden Bereich des Klinikums problem­

los zu erreichen. Das Planungsteam legte zudem großen Wert auf Komfort und ergonomische Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter. Der neue Personalspeisesaal bietet ei­ nen schönen Ausblick nach draußen und die großzügige Außenterrasse können die Mitarbeiter zur Entspannung nutzen. Selbst in Bereichen, in denen sonst des Öfteren ergono­mische Qualitäten vernachlässigt werden, wie z. B. der Zentralsterilisation, konnte Tageslicht berücksichtigt werden.

Bild 6.  Patientenzimmer 2-Bett und Nasszelle/Normalpflege mit Blick nach d­ raußen, Ebene 03/04

Bild 9.  Patientenzimmer 2-Bett/Wahlleistung, Ebene 05

Bild 7.  Patientenzimmer 2-Bett/Normalpflege, Ebene 03/04

Bild 10.  Patientenzimmer 1-Bett/Wahlleistung mit Blick nach draußen, Ebene 05

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Objektberichte

Bild 11.  Radiologie Schaltraum mit Blick auf CT, Ebene 00

Bild 12.  Radiologie, Ebene 00

Bild 13.  Radiologie C-Bogen, Ebene 00

Intensive Nutzereinbindung

Medizintechnische Ausstattung

Die Architektur der Funktionsbereiche und der Pflegesta­ tionen ist nutzerorientiert und flexibel gestaltet. So befin­ den sich in der Mitte zweier „L“-förmiger und punktsymme­ trisch gespiegelter Pflegestationen zwei Pflegestützpunkte, die beispielsweise nachts, bei geringer Personalbesetzung, rückseitig zusammengeschaltet werden können. Um die Architektur derart nutzer- und prozessorientiert zu entwi­ ckeln, führten die Architekten der HWP Planungsgesell­ schaft mbH während der Konzeptionsphase intensive Nut­ zergespräche mit den Teams der verschiedenen Funktions­ bereiche des Klinikums.

Im Klinikum am Plattenwald wurden sechs multifunktio­ nelle Operationssäle und ein Hybrid-OP verwirklicht. Die sechs multifunktionalen Operationssäle sind alle mit den­ selben technischen Grundkomponenten ausgestattet, die auch eine Erweiterbarkeit der technischen Ausstattung er­ lauben. Dies bietet den Vorteil, dass sie bei Bedarf variabel organisatorisch eingesetzt werden können. Der Hybrid-OP ist mit einem bodenstehenden C-Bogen ausgestattet. Durch das auf Robotertechnologie basierende Multiachsen-Angio­ system werden Aufnahmen erzielt, welche in Auflösung und Bildqualität der Computertomografie ähnlich sind. Da­

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Objektberichte

Bild 14.  Radiologie MRT, Ebene 00

Bild 15.  Dialyse Flur, Ebene 00

Bild 16.  Dialyse, Ebene 00 (Fotos: HWP Planungsgesellschaft mbH, Fotograf: Markus Bachmann)

mit werden dreidimensionale Darstellungen der Gefäße während eines Eingriffs möglich gemacht. Der daraus resul­ tierende Nutzen für Patienten und Chirurgen ist enorm.

wärme reduziert im Winter den Energiebedarf zur Heizung und im Sommer dient sie zur Temperierung der Raumtem­ peratur. So werden unangenehme Spitzentemperaturen vermieden. Das Klinikum am Plattenwald kann mit dieser Energiekonzeption sogar den vorgeschriebenen Primär­ energiebedarf der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) um 25 % unterschreiten.

Effizienter, regenerativer Energiemix Eine weitere Besonderheit stellt die innovative, auf einem regenerativen Energiemix beruhende, Energiekonzeption dar: Die Energieversorgung wird zum einen über die neue Energiezentrale mit drei Blockheizkraftwerken (BHKW) und einer Kraft-Wärme-Kopplung gesichert. Zwei der BHKW können mit Biogas der umliegenden, kooperieren­ den Landwirte betrieben werden. Die vorhandene Erd­

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Weitere Informationen: HWP Planungsgesellschaft mbH Viktoria Rein, Marketing & PR Rotenbergstraße 8, 70190 Stuttgart Tel. (0711) 1662-223 v.rein@hwp-planung.de, www.hwp-planung.de

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SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM SÜD IN WIEN NEUES MUTTER-KIND- UND OP-ZENTRUM

Bild 1.  Das neue Mutter-Kind- und OP-Zentrum im Kaiser-Franz-Josef-Spital Wien – Blick über das Spitalgelände auf den erleuchteten Haupteingang

Stefanie Matthys, Nickl & Partner Architekten AG Das neue Mutter-Kind- und OP-Zentrum des Sozialmedizinischen Zentrums Süd in Wien vereint unter einem Dach die Kinder-und Jugendabteilungen eines traditionsreichen Kinderspitals und ist gleichzeitig ein Baustein zur Neuordnung des ältesten Krankenhauses Wiens, des Kaiser-Franz-Josef-Spitals. Vom Kaiserlichen Rat Gottfried von Preyer, Komponist und Domkapellmeister zu St. Stephan in Wien, wird er­ zählt, er sei eines Nachts einer verzweifelten Mutter begeg­ net, die ihr sterbendes Kind im Arm trug. Dieses Erlebnis habe ihn derart beeindruckt, dass er in seinem Testament den Bau eines Kinderspitals aus Mitteln seines Nachlasses verfügt habe. Tatsächlich wurde das Gottfried-vonPreyer‘sche Kinderspital zwischen 1910 und 1914 in WienFavoriten errichtet. Am 6. Juni 2016 ist es nun in das von der Nickl & Partner Architekten AG gebaute Mutter-Kindund OP-Zentrum im Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ) umge­ zogen. Das KFJ im Wiener Süden erfährt seit dem Wiederauf­ bau nach der nahezu kompletten Zerstörung im Zweiten Weltkrieg stetiges Wachstum und Weiterentwicklung. Als Sozialmedizinisches Zentrum Süd (SMZ Süd) wird es in­

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zwischen auf dem historischen Gelände zwischen Kundrat­ straße und Triester Straße mit einem Geriatriezentrum und einer Krankenpflegeschule verwaltet. Neuester Bau­ stein im wachsenden Leistungsspektrum des Schwerpunkt­ spitals, eines von 11 Spitälern des Wiener Krankenanstal­ tenverbundes, ist das Mutter-Kind- und OP-Zentrum, das die Nickl & Partner Architekten AG zwischen 2008 und 2016 geplant und ausgeführt hat. Das alte Gebäude des Gottfried-von-Preyer’schen Kin­ derspitals konnte trotz Sanierungs-und Erweiterungsmaß­ nahmen bei jährlich 42.000 ambulanten Untersuchungen und 2.300 stationären Aufnahmen den Anforderungen gemäß der europäischen Charta „Kind im Krankenhaus“ nicht mehr gerecht werden. Im Zuge betriebsorganisatori­ scher Umstrukturierungen wurde entschieden, den Stand­ ort aufzugeben und auf das Areal des KFJ umzuziehen. Dieses geht auf eine klassische Pavillonstruktur zurück, die zwischen 1884 und 1891 geplant und errichtet wurde. 1906 erhielt es mit zwei weiteren Pavillons, den Pollak’schen Kinderpavillons, bereits eine erste Kinderabteilung, welche aber in den 1950er-Jahren geschlossen wurde. Das KFJ wurde in den 1980er- und 1990er-Jahren beständig erweitert

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Bild 2.  Grundriss Erdgeschoss

und modernisiert und wuchs zeitweilig auf ca. 1.000 Betten an. Der Neubau verschiedener Institute, neuer Fachabtei­ lungen und in den letzten Jahren eines Geriatriezentrums und einer Krankenpflegeschule auf dem Areal sowie die technische und logistische Nachrüstung brachte eine teils ungeordnete Neugliederung der historischen Anlage mit sich. Vom Gedanken des „Pavillons im Grünen“, der dem klassischen Gebäudetyp des 19. Jahrhunderts zugrunde lag, war schließlich nicht mehr viel zu erkennen.

Zum neuen „Krankenhaus im Park“ in drei Etappen Die Nickl & Partner Architekten AG konnte sich 2008 in einem europaweiten Wettbewerb durchsetzen. Für das tra­ ditionsreiche Spital, das für die Anwohner im Wiener Sü­ den derzeit ca. 750 Betten in 13 Abteilungen vorhält, sollte

im Rahmen der weiteren Verdichtung und Optimierung eine klare städtebauliche Struktur entwickelt werden, die im Einklang mit den Bestandsgebäuden steht, einen lesba­ ren Bezug zur Stadt herstellt und Patienten wie Besuchern ein positives Erscheinungsbild vermittelt. Nachdem in einer ersten Bauphase Interimsgebäude errichtet wurden, die es erlaubten, ein zentrales Baufeld entlang der Triester Straße frei zu räumen, ist dort nun als „Teilprojekt 2“ das Mutter-Kind- und OP-Zentrum errichtet worden. Städtebaulich signifikant und von den Architek­ ten als wichtiger Beitrag zur Stadtteilsanierung erachtet, ist das Öffnen des Spitalgeländes zur Triester Straße hin, wo sich nun eine Lücke zwischen der denkmalgeschützten Pa­ thologie und der modernen Krankenpflegeschulte auftut und den Blick über grüne Wiesen auf die gläserne Fassade des Neubaus freigibt.

Die Nickl & Partner Architekten AG plant und realisiert seit mehr als drei Jahrzehnten Bauten der Gesundheit, der Forschung und Lehre, der Verwaltung, sozialer Wohnformen und der Stadtentwicklung. Mit großer Sorgfalt und Kompetenz entstehen Bauten der Gesundheit wie das Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien. © W. Huthmacher

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Bild 3.  Grundriss 4. Obergeschoss

Ein drittes Teilprojekt sieht zukünftig den Bau eines weiteren Komplexes vor, wodurch die verstreut liegenden Bauten weitgehend abgerissen und zentralisiert werden, um einer weitläufigen, grünen Parkfläche Platz zu machen – das „Krankenhaus im Park“ neu interpretiert.

Neubau zwischen Funktionalität und Behaglichkeit Mit dem Neubau des Mutter-Kind- und OP-Zentrums sol­ len Anforderungen an Effizienz und Funktionalität moder­ ner medizinischer Hochleistungszentren mit den Ansprü­ chen von Patienten und Personal an räumliche Behaglich­ keit vereint werden. Das Ergebnis ist ein kompakter, modularer und somit erweiterbarer Baukörper aus zwei „Funktionsebenen“, denen pavillonartig die Pflegestatio­ nen aufgesetzt sind. Der gesamte Komplex ist von sechs Innenhöfen durchdrungen, um Tageslicht bis weit ins In­ nere des maximal sechsgeschossigen Gebäudes zu bringen. Die Rücksprünge der Pavillons gegenüber den unteren bei­ den Ebenen bringen eine Dachterrassenlandschaft mit sich, die Patienten und Personal als Aufenthaltsorte im Freien zur Verfügung stehen.

Neben den kinder- und jugendmedizinischen Abtei­ lungen des Gottfried-von-Preyer‘schen Kinderspitals be­ herbergt der Neubau die gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilung, was künftig ermöglicht, Mütter und Kinder ge­ meinsam aufzunehmen, falls beide stationär behandelt werden müssen. Außerdem werden unter demselben Dach ein OP-Zentrum mit acht Sälen, Chirurgie, Anästhesie und Intensivmedizin, HNO-Abteilung, Urologie und Endosko­ pie untergebracht. Im Untergeschoss des Neubaus befindet sich die An­ bindung an den Wirtschaftshof und die gesamte Ver- und Entsorgung. Das Erdgeschoss dient neben den Empfangsund Infobereichen als Ambulanz-Zentrum. Erschlossen wird es von vier Seiten, dem Haupteingang auf der südli­ chen Schmalseite, der direkt vom allgemeinen Spitalsein­ gang erreicht wird und durch eine großflächige Unter­ schneidung des Volumens wettergeschützt liegt, dem sepa­ raten Zugang für Kinder und Jugendliche auf der gegenüberliegenden Schmalseite und der Liegendkranken­ zufahrt an der östlichen Fassade. Sie ist direkt von der Triester Straße befahrbar. Im Westen dockt das Gebäude an das zentrale Röntgeninstitut an. Intern werden alle Er­

Bild 4.  Schnitt (Grafiken 2–4: Nickl & Partner Architekten AG)

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Bild 5.  Das transparent gestaltete Treppenhaus im Zentrum des Geschehens

Bild 6.  Offen, tagesbelichtet und einladend gestaltet, sollen die zentralen Aufenthaltsbereiche das Warten erleichtern (Fotos 1, 5–6: Werner Huthmacher)

schließungswege in der Magistrale gebündelt, die das Ge­ bäude in der Länge durchquert. Offen, hell und einladend gestaltet, ist sie zentraler Aufenthalts-, Warte- und Kommu­ nikationsbereich des neuen Zentrums. Im ersten Obergeschoss sind das OP-Zentrum und die Entbindungsabteilung sowie die intensivmedizinische Be­ treuung und ein Labor mit Blutbank untergebracht. Darü­ ber befinden sich die Bettenstationen auf drei Ebenen. Hier werden die Patienten ausschließlich in Ein- und Zwei­ bettzimmern in überschaubar dimensionierten Stationen mit durchschnittlich 32 Betten, insgesamt sind es 258 Bet­ ten, versorgt. Es sind helle, mit dezenten Farbakzenten gestaltete Zimmer, die entlang der Außenfassaden den grünen Parkflächen zugewandt sind, während sämtliche Arbeitsräume des Personals mit Blick auf die Innenhöfe ausgerichtet wurden.

Transparenz und Offenheit soll das Gebäude auch nach außen signalisieren. Intimität und Schutz vor Einbli­ cken sind dagegen von innen gewünscht. In der Fassaden­ planung reagieren Nickl & Partner auf diese Ansprüche und unterstreichen mit dem neuen gläsernen Antlitz das Image moderner Hochleistungsmedizin. Vor einer AluminiumElementfassade wurden gläserne Schiebeelemente als Schutz vor Einblicken von außen als auch als Sonnen- und Blendschutz installiert. Diese wurden mit einem kerami­ schen Siebdruck gestaltet, dessen Muster aus versetzten Feldern mit Punktrastern in verschiedenen Größen Tiefe erzeugt und Abwechslung in die ansonsten flächig gestaltete Fassade bringt. Um einen Moiré-Effekt durch überlagernde Punktraster zu vermeiden, wurde eine aus dem Zeitungs­ druck bekannte Technik angewendet. Die Elementfassade hat teils raumhohe Fenster, teils Brüstungen, die zwecks größerer Homogenität im Erscheinungsbild mit emaillier­ tem Glas verkleidet wurden. Es entsteht ein sehr plastisches, changierendes Fassadenbild, ein Wechselspiel aus Reflexio­ nen, wo sich die alten Bäume des umgebenden Parks in den Scheiben spiegeln, aus Überlagerungen und Durchblicken. Gleich nach dem Umzug des Kinderspitals konnte schon die erste Geburt in den neuen Räumen vermeldet werden. Bleibt zu evaluieren, ob die ortsansässige Gold­ hamster-Kolonie, die vor Beginn der Bauarbeiten natur­ schutzgerecht umgesiedelt wurde, auf die neuen Parkflä­ chen des Kaiser-Franz-Josef-Spitals zurückkehren wird.

Spiel mit Licht und Transparenz – innen wie außen Das zentrale Treppenhaus ist die geografische und organi­ satorische Mitte des Gebäudes. Möchte man einen Kran­ kenhauskomplex mit dem Aufbau eines historischen Stadt­ kerns vergleichen, so bildet dieses Treppenhaus den zent­ ralen Marktplatz. Es verbindet sämtliche Geschosse miteinander in einem luftigen, offenen Raum. Um das Er­ scheinungsbild möglichst transparent zu halten und Sicht­ bezüge über mehrere Ebenen zuzulassen, wurden alle Brüstungen gläsern ausgeführt. Von zwei Seiten wird der Treppenraum auf allen Ebenen über Innenhöfe natürlich beleuchtet, zusätzlich wird er in kompletter Größe im Dach von einem Oberlicht gekrönt. Die Mitte des MutterKind-Zentrums wird somit zu einem lichtdurchfluteten, transparenten Ort als zentralem Orientierungspunkt auf der Magistrale des Gebäudes.

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Weitere Informationen: Nickl & Partner Architekten AG Dipl.-Ing. Architektin Stefanie Matthys Lindberghstraße 19, 80939 München Tel. (030) 20 05 14 08 -0, Fax (030) 20 05 14 08 -9 pr@nickl-architekten.de, www.nickl-architekten.de

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KLINIKUM PFORZHEIM NEUBAU, UMBAU, SANIERUNG BEI LAUFENDEM BETRIEB

Bild 1.  Neuer Haupteingang des Klinikums und Beginn der Magistrale

hammeskrause architekten bda Das Klinikum Pforzheim ist ein Klinikum der Zentralversorgung mit 500 Betten und akademisches Lehrkrankenhaus der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Es verfügt über 12 Kliniken, zwei medizinische Institute und eine eigene Apotheke. Seit 2008 ist das Stuttgarter Büro hammeskrause architekten mit der Neustrukturierung und Sanierung des Klinikums beauftragt. Die historisch gewachsenen Strukturen waren ungeeignet, eine zeitgemäße medizinische Versorgung sicherzustellen, daher wünschte sich der Bauherr eine „Klinik der kurzen Wege“. Ein tragfähiges und zukunftsweisendes Konzept für die Restrukturierung des Klinikums wurde erarbeitet und bei laufendem Betrieb umgesetzt. Eine funktionale Neugliederung des Klinikums wurde zwingend erforderlich und so wurde eine durchgängige Magistrale mit kammartigem Wegenetz entwickelt, die die Wege der Patienten und Mitarbeiter sinnvoll und wirt­ schaftlich gestaltet. Eine Reduktion der vorhandenen

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Bild 2.  Magistrale mit Blick in einen der beiden neugeschaffenen Innenhöfe

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heterogene Altbaustruktur mit seinen neugeordneten Funktionsstellen. Der historische Patientengarten wird aus seiner rückwärtigen Enklave befreit, zum städtischen Raum und zur Enz orientiert und leistet so einen attrak­ tiven Beitrag zur Öffnung des Kli­ nikums zur Stadt. Ziel ist ein quar­ tier- und bürgernahes Klinikum zu etablieren. Ein „Klinikum der kurzen Wege“ heißt auch, die Bürger der Stadt haben es nicht weit. Angesichts des demografischen Wandels gewinnt diese Form der quartiernahen medi­ zinischen Versorgung spürbar an Be­ deutung.

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Innere Gliederung

Bild 3.  Zweigeschossiger Luftraum im Eingangsbereich mit Verbindungssteg

Mehrbettzimmer auf Zweibett- und Einbettzimmer erforderte zusätzliche Flächen für die Pflege. Hierfür waren ein Neubau und ein Anbau erforder­ lich, ergänzt durch eine Hubschrau­ berlandeplattform. Die Planung hat darüber hinaus zu berücksichtigen, dass die Gesamt­ maßnahme bei laufendem Betrieb durchgeführt werden muss. Und um die Wirtschaftlichkeit des Klinikums während der Maßnahme nicht zu ge­ fährden, ist eine Anzahl von Opera­ tionssälen und eine Mindestanzahl von Betten konstant sicherzustellen. Dies führt zu einem komplexen Sys­ tem von Bauabschnitten und interi­ mistischen Situationen, die die sehr lange Bauzeit von elf Jahren begrün­ den.

Entwurf und Konzept Die bauliche Erweiterung des Klini­ kums entsteht dort, wo sich das Areal gegen den Enz-Hang aufweitet und eine flächige und effektive Kranken­ hausorganisation mit kurzen Wegen für die Patienten, Ärzte und das Pfle­ gepersonal zulässt. Der Hauptein­ gang wurde in das Zentrum der am­ bulant am stärksten frequentierten Funktionsdiagnostik verlegt, auf die Seite mit dem baulichen Erweite­ rungspotenzial. Eine Magistrale durchzieht das Zentrum der Anlage und verteilt ef­ fektiv und mit guter Orientierung die

Der neue Haupteingang führt in die eingeschossige, in West-Ost-Richtung verlaufende Magistrale, über die alle erforderlichen Verbindungen an der Schnittstelle zwischen den Betten­ häusern, den Untersuchungs- und Be­ handlungsbereichen der Funktions­ diagnostik organisiert sind. Vertikal ist die Magistrale an die übrigen Funk­tionsstellen über Aufzüge und Treppen, getrennt nach Patienten und Besuchern, angebunden. Sie ist die öffentliche Zone des Klinikums Pforzheim mit den wesentlichen, or­ ganisatorischen Funktionen, wie zen­ trale Patientenaufnahme, aber auch mit über Innenhöfe belichteten Sitzund Wartebereichen, Kioskzonen, einem Bistro und der Personalkan­ tine. Im Neubau Süd sind ebenerdig die Notaufnahme und administrative Bereiche und im Obergeschoss die Herzkathederplätze, die Endoskopie und die Nuklearmedizin unterge­ bracht. Zusätzlich ist für diese Berei­ che eine internistische Tagesklinik mit 16 Betten entstanden, deren Ab­ teilungen mit den anderen Funk­ tionsstellen im Bestand auf kurzem Wege verbunden sind. Eine chirurgische Tagesklinik mit 18 Betten wurde im Erdgeschoss des Neubaus West untergebracht, in den Geschossen darüber liegen die Erweiterung der Radiologie sowie drei zusätzliche stationäre Opera­ tionssäle und eine Vergrößerung der Intensivstation. Die Neonatologie wurde auf einer Ebene verbunden mit der neuen Geburtsstation und der Gynäkologie, im Geschoss darü­ ber liegt die neue Intermediate Care

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Bild 4.  Querschnitt Klinikum Pforzheim

Station (Überwachungsstation). Auf Ebene 3 ist über drei Baukörper hinweg ein zusammenhängendes Mutter-KindZentrum entstanden. Eine Hubschrauberlandeplattform auf dem Neubau West, ausgelegt auf ca. 200 An- und Abflüge pro Jahr, er­ gänzt die Restrukturierung des Klinikums. Sie ist über ­einen direkten Aufzug mit der Notaufnahme und den Opera­tionssälen der Intensivstation verbunden.

Neben den mittlerweile abgeschlossenen Neubaumaß­ nahmen werden bis Mitte 2020 die zentralen Bestands­ gebäude umgebaut, saniert und um eine Apotheke, Patholo­ gie, eine Zentralküche und Mitarbeiterkantine nachverdich­ tet, unrentable Gebäude der Peripherie werden altersbedingt zunehmend rückgebaut. Ziel sind interdisziplinäre Betten­ stationen der Normalpflege mit einer Bettenanzahl von ca. 40 Betten je Station. Ebenso wird die technische Gebäude­

Bild 5.  Grundriss Erdgeschoss Klinikum Pforzheim

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Bild 6.  Einer der drei neuen Operationssäle

ausrüstung des Klinikums auf einen technisch aktuellen und energetisch wirtschaftlichen Standard gebracht. Das Klinikum wird mit dieser Maß­ nahme um eine Bruttogeschossfläche von ca. 10.800 m2 erweitert. Zusätz­ lich werden im Bestand ca. 37.000 m2 Bruttogeschossfläche umgebaut bzw. saniert.

Erscheinung sowie Farbund Materialkonzept Das gesamte Klinikum besteht aus einer heterogenen, teilweise bis zu achtgeschossigen Baustruktur unter­ schiedlicher Baukörper, die histo­ risch seit dem Gründungsjahr 1871 gewachsen ist. Die Neubauten allein können diese Wahrnehmung nur in Teilen ändern. Insgesamt wird die ­äußere Erscheinung der Neubauten und des Bestandes nach der energeti­ schen Sanierung der Fassaden zu ei­ ner gestalterischen Homogenisie­ rung führen, Identität stiften und mit

der Gliederung ihrer Fassaden und ihrer Materialien wie Putz und Glas freundlich und entgegenkommend erscheinen. Die Fassaden sind ge­ prägt von einer schlichten, den Land­ schaftslinien folgenden horizontalen Gliederung. Die Neubauten binden sich in die Bestandsstruktur ein und ergänzen sie so, dass ein neuer zent­ raler und kompakter Gesamtbaukör­ per entsteht, mit angehängten Bet­ tenhäusern in der Peripherie. Innen stellt sich über wertige Farben und Materialien eine helle, in Gelb- und Purpurtönen changie­ rende Atmosphäre ein. Sie knüpft in abstrahierter Weise an die Höhen­ züge des Schwarzwaldes an und greift zurück auf die Geschichte Pforzheims als Goldstadt. Ein Foto­ motiv der Schwarzwälder Bergrü­ cken wird über eine Pixelstruktur abstrahiert, um als lebendiges, zu­ rückhaltend goldgelbes Punktraster in den öffentlichen Bereichen zentra­ les Gestaltungsmoment zu sein. „Im­

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Bautafel Klinikum Pforzheim – Neubau, Umbau, Sanierung ■■ Bauherr: HELIOS Klinikum Pforzheim GmbH, Pforzheim ■■ Architekten: hammeskrause architekten bda, Stuttgart ■■ BGF gesamt: 53.575 m2 ■■ Nutzfläche 1–7 gesamt: 43.700 m2 ■■ Sanierung: BGF 40.752 m² ■■ Sanierung: Nutzfläche 1–7: 20.260 m2 ■■ Neubau: BGF: 9.823 m2 ■■ Neubau: NF 1–7: 5.816 m2 ■■ Bettenanzahl: 500 ■■ Baukosten gesamt: 95 Millionen € brutto ■■ Baubeginn: Mitte 2009 ■■ Fertigstellung Neubauten: 08/2012 ■■ Umbau Wahlleistungsstationen: 07/2015 bis 04/2016 ■■ Fertigstellung gesamt: 08/2020

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Bild 7.  Grundriss Obergeschoss Klinikum Pforzheim (Grafiken 4, 5 und 7: hammeskrause architekten bda)

Bild 8.  Empfangstresen als zentrales Element an der Magistrale (Fotos 1–3, 6, 8: Wolf-Dieter Gericke)

mer dort, wo dieses Motiv auftaucht, wird Dir geholfen“, an der zentralen Theke im Eingang, an den Stützpunkten auf den Stationen – das ist die Botschaft, und sie stiftet Ver­ trautheit, Sicherheit und Orientierung. Für das Konzept wurden hammeskrause architekten 2014 mit dem AIT International Healthcare Application Award in der Kategorie „Best Healthcare Concept“ ausge­ zeichnet.

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Weitere Informationen: hammeskrause architekten bda Krefelder Straße 32, 70736 Stuttgart Tel. (0711) 601748-0, Fax (0711) 601748-50 info@hammeskrause.de www.hammeskrause.de Mitglied im AKG – Architekten für Krankenhaus und Gesundheitswesen e. V.

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NEUBAU KLINIKUM FRANKFURT-HÖCHST NIEDRIGENERGIEKLINIK – EINE PIONIERARBEIT

Bild 1.  Erscheinungsbild der künftigen Niedrigenergieklinik

Iphigenie Traxler, wörner traxler richter planungsgesellschaft mbH Krankenhäuser sind Gebäude, die funktionieren müssen, 7 Tage pro Woche, 24 Stunden am Tag. Bislang waren Krankenhäuser deshalb akzeptierte Energieschleudern, aber keine Häuser, die im besonderen Fokus des Umgangs mit den Ressourcen standen – obwohl ein herkömmliches Krankenhaus mit 1.000 Betten den Energiebedarf von 1.300 Einfamilienhäusern aufweist. Die Stadt Frankfurt/M. setzt auf energieeffizientes Bauen und will zeigen, dass dies nicht nur im Wohn- und Schul­ bau möglich ist, sondern auch im Krankenhausbau. Die Umsetzung ist komplex, erfordert großes Know-how, eine dynamische Planung, die Bereitschaft zum interdisziplinä­ ren Arbeiten, frühzeitige konkrete Festlegungen seitens des Bauherrn, Forschungsgeist und Geduld. Aber das lohnt sich, denn auch unternehmerisch sind Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, auch in Bezug auf die Betriebskosten

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des Gebäudes, neben Zentralisierung und kurzen Wegen, gewinnbringende Bestandteile der strategischen Ausrich­ tung eines Krankenhauses.

Eine der ersten Niedrigenergiekliniken Europas Es ist eine Pionierarbeit, eine der ersten Niedrigenergie­ kliniken Europas im Frankfurter Westen zu planen und zu bauen. Mit Hilfe einer sogenannten „dynamischen Pla­ nung“ soll das neue Klinikum trotz eines engen Budgets, hohen architektonisch-konzeptionellen Einzelanforderun­ gen und innovativem Technikanspruch zu einem grünen Leuchtturmprojekt im Herzen des Frankfurter Stadtteils Höchst werden. BIM ist eine solche „dynamische Pla­ nungsmethode“. Mit BIM kann zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nach unserer Erfahrung nicht schneller geplant werden

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Bild 2.  Vergleich: klassische und „dynamische“ Planung

und BIM bedeutet auch keinen geringeren Planungsauf­ wand. Aber BIM schafft höhere Kostensicherheit durch eine verbesserte Kalkulationsgrundlage und geringere Pla­ nungskollisionen durch größere Transparenz im Planungs­ geschehen, BIM kann Betriebsabläufe simulieren, für eine perfekte Gebäudedatendokumentation sorgen und Folge­ kosten, wie die Betriebskosten eines Gebäudes, erheblich beeinflussen bzw. verringern. Voraussetzung dafür ist eine genau Ermittlung der Nutzungsprofile aller Räume, so­ wohl in zeitlicher Hinsicht als auch in Hinsicht auf die Nutzung der medizintechnischen Einrichtungen. Bei der Entwicklung des Neubaus Klinikum Frank­ furt-Höchst konnte die Betrachtung der Raumlufttechnik über die dynamische Planung definitiv das Volumen der einzubauenden Gebäudeausrüstung verringern. Denn über eine raumweise Abbildung der „realen“ Profile der Heiz- und Kühlleistungen, die raumweise Auswertung der Raumtemperaturen innerhalb der Zeitverläufe und die

Bild 3.  Entwicklung der baulichen Ausformung

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Bild 4.  Isometrische Darstellung der Funktionsverteilung

Identifizierung sogenannter Hot-Spots (Räume mit hohen Kühllasten und/oder Raumtemperaturen) im Haus kann eine passgenaue Technische Gebäudeausrüstung konzi­ piert werden. Und diese konnte im Bereich der Strom­ versorgung gegenüber einer auf klassischer Planung ba­ sierender Konzeption um eine Trafo-Anzahl von 6 auf 4 ver­ringert werden. Die handfeste positive wirtschaftliche Auswirkung präsentiert sich hier bildhaft und birgt so­ gar Effekte auf den städtebaulich/architektonischen Ent­ wurf.

Bild 5.  Empfang und Magistrale mit Sitzgelegenheiten

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Der erste Spatenstich war im Juli 2016 Der erste Spatenstich für den Neubau des Klinikums Frankfurt-Höchst erfolgte im Juli 2016. Ein Generalunter­ nehmer übernimmt die bauliche Umsetzung der Planun­ gen des Architekturbüros wörner traxler richter aus Frankfurt/M. Das aus vier miteinander vernetzten Querriegeln auf­ gebaute Klinikgebäude wird auf ca. 34.500 m2 Nutzfläche und ca. 79.000 m2 Bruttogeschossfläche 664 stationäre Betten, 61 intensiv überwachte Betten, 40 tagesklinische Plätze, 10 OP-Säle und einen Hybrid-OP beherbergen. Auf dem Klinikgelände wird außerdem ein Gesundheitszen­ trum entstehen und die Augenklinik das im Stadtteil Höchst wohlbekannte, tiefrote Gebäude, die bisherige Zentrale Notaufnahme aus dem Jahr 2005 beziehen, die als einziger Teil des jetzt bestehenden Klinikensembles langfristig erhalten bleiben soll. Mit einer Fertigstellung des Neubauprojekts wird bis Ende 2018 gerechnet und mit der Inbetriebnahme im ersten Halbjahr 2019.

Entwurf und Gebäudeentwicklung Der Neubau verfolgt durch einen kompositorischen Drei­ klang von Gebäudehülle, Außenanlage und Innenarchitek­ tur die Ziele Orientierung, Differenzierung und Kompe­ tenz. Form und Format des Neubaus sind stark durch die Größe und den Verlauf des zur Verfügung stehenden Bau­ grundes geprägt. Das mögliche Gebäudevolumen wurde in seiner Höhen- und Breitenentwicklung städtebaulich pas­ send und den Standort respektierend geschliffen, einla­ dend eingeschnitten und mittig ausgestanzt, um die natür­ liche Belichtung aller Gebäudeteile, Transparenz und Orien­tierung zu sichern. Die Haupterschließung des Gebäudes, das sich verti­ kal in einen Funktionssockel und in die Pflegebereiche gliedert, erfolgt horizontal über eine Magistrale über alle Geschosse, die über sorgsam platzierte Lufträume auch

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vertikal erlebbar und lesbar wird. Unmittelbar auffindbar entlang der Magistralen liegen alle Adressen. Im Zentrum des Gebäudes befinden sich acht Personenaufzüge, die alle gehfähigen Patienten, Besucher und Mitarbeiter im Ge­

Bild 6.  Leitstellen in unterschiedlichen Farben

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Bild 7.  Architektonische Interpretation emotionaler Begriffe

Bild 8.  Höchster Zimmer: größere Achsmaße (Grafiken: © wörner traxler richter)

bäude verteilen. 12 Betten- und Logistikaufzüge sind ent­ lang der Magistralen platziert. Im Neubau werden alle angebotenen Disziplinen und soziale Fürsorge unter einem Dach abgebildet. Vernetzte Stationen und einander ergänzende Therapiemöglichkei­ ten führen zu erhöhter Reaktionsfähigkeit und kurzen Pa­ tientenwegen. Die kurzen Wege im Haus sind nicht allein für die Arbeitsprozesse, sondern bei komplexen Krankheitsbil­ dern, die mit vielfältigen Untersuchungen verbunden sind, auch für das Erleben des Krankenhausaufenthaltes von großer Bedeutung. Denn lange Wege und banges Warten vor geschlossenen Türen an unattraktiven Orten gehören zu den prägendsten Negativereignissen in Zusammenhang

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mit einer Erkrankung, egal ob der Patient auf Stipp- oder Langzeitvisite ist. Alle Bereiche im neuen Klinikum sind rollstuhlgerecht und dank einer über alle Ebenen wie ein Fluss anmutenden Magistrale in Blau ermutigend schnell erreichbar, die Wartebereiche liegen wie Uferplätze am magistralen Fluss. Über die im Gebäudeinneren liegenden, sich über ver­ schiedene Geschosse des Gebäudes erstreckenden Innen­ höfe erfahren alle Orte und sämtliche Wartebereiche eine natürliche Belichtung und Anbindung. Die Höfe werden als visuelle Erlebnisräume gestaltet, je nach Lage und Ein­ blick leuchten sie Rot, Grün und Anthrazit. Das sind die Farben, die auch mit der äußeren Architektursprache des Hauses korrespondieren.

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Objektberichte Bautafel Neubau Klinikum Frankfurt-Höchst ■■ Architekten: wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh, Frankfurt/M. ■■ Bauherr: Klinikum Frankfurt Höchst GmbH, Frankfurt/M. ■■ Bauherrnvertreter: ZEG Zentrale ErrichtungsGesellschaft mbH, Frankfurt/M. ■■ Finanzierung: Stadt Frankfurt/M. ■■ Rechtsberatung: HFK Rechtsanwälte LLP, Frankfurt/M. ■■ Projektsteuerung: BOS Projektmanagement GmbH, Frankfurt/M., HDR TMK Planungsgesellschaft mbH, Frankfurt/M. ■■ Passivhaus-Koordination: FAAG Technik GmbH, Frankfurt/M. mit wtr planungsgesellschaft mbH, Frankfurt/M. ■■ Tragwerksplanung: R & P Ruffert Ingenieurgesellschaft mbH, Frankfurt/M. mit wtr planungsgesellschaft mbH, Frankfurt/M. ■■ Brandschutz: HHP West Beratende Ingenieure GmbH, Bielefeld mit wtr planungsgesellschaft mbH, Frankfurt/M. ■■ Technische Gebäudeausrüstung: Brendel Ingenieure GmbH, Frankfurt/M. mit wtr planungsgesellschaft mbH, Frankfurt/M. ■■ Medizintechnikplanung: mtp Planungsgesellschaft für Medizintechnik mbH, Frankfurt/M. mit wtr planungsgesellschaft mbH, Frankfurt/M. ■■ Außenanlagen: Adler & Olesch Landschaftsarchitekten und ­Ingenieure GmbH, Mainz ■■ Beratung zum Einsatz digitaler Methodik (BIM): BIMwelt GmbH Frankfurt/M.

Die Leitstellen, wesentliche Ziele im Haus, nach ein und demselben Prinzip entwickelt und verortet, sind je nach Bereich unterschiedlich gefärbt bzw. materialisiert. Wiedererkennung und Orientierung werden so sicherge­ stellt. Unterschiedliche Patientengruppen begegnen in ihren Bereichen unterschiedlicher Gestaltung. Emotionale Be­ griffe aus dem Umfeld der jeweiligen Klientel wurden ar­ chitektonisch interpretiert und in Material- und Farbton­ gruppen nachvollzogen. Das sogenannte „Höchster“-Pflegezimmer mit größe­ ren Achsmaßen als üblich, Übernachtungseinrichtungen in jedem Kinder-Patienten- oder Palliativzimmer, altersge­ rechten Spielzimmern bzw. seniorengerechten Aufenthalts­ zonen, in denen alle verweilen, sich bewegen und miteinan­ der sprechen können, inklusive der Ärzte und Pflegenden, gehören zum weiteren räumlichen Angebot des Hauses.

Weitere Informationen: wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Dr. Iphigenie Traxler Hanauer Landstraße 194, 60314 Frankfurt/M. Tel. (069) 95 91 00-949, Fax (069) 95 91 00-1 ffm@wtr-architekten.de, www.wtr-architekten.de

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OPTIMALE PROZESSE – FUNKTIONALE GEBÄUDESTRUKTUR NEUBAU DES KLINIKUMS KIRCHHEIM-NÜRTINGEN

Bild 1.  Weil der moderne Neubau modular aufgebaut ist, bleibt er flexibel für eine horizontale bauliche Erweiterung sämtlicher Funktionsbereiche

Marcus Zehle Der Gebäudekomplex der Klinik Nürtingen wurde 2010 außerhalb des bebauten Siedlungsbereichs errichtet und schafft ­optimale Strukturen für das Klinikum der Regelversorgung. Nach einem strukturellen Funktionsprinzip konnte in diesem Bereich neu geplant werden, ohne vorhandene bauliche Strukturen zu berücksichtigen. Neben 313 Betten bietet der Neubau 18 Intensivbetten. Das neue Klinikgebäude gliedert sich in einen Funktions­ bau und einen Pflegebau. Von der verbindenden Magist­ rale werden sämtliche interne und öffentliche Funktions­ einheiten erschlossen. Fingerartig sind die Funktionsberei­ che in logischer Abfolge an dieser angeordnet. Durch die klare, übersichtliche Funktionsanordnung werden kurze Wege zwischen zusammengehörigen Funktionsbereichen und eine leichte Orientierung im Gebäude geboten. Mit ihrer Zweiteilung trennt die Nord-Süd-Magistrale die öf­ fentlichen Bereiche wie Eingangshalle, Rezeption, Cafe­ teria und Zugang zu den Pflegebereichen im Osten klar von den geschlossenen Krankenhausbereichen im Westen. Diese sind durch einen zweiten internen Flur zusätzlich miteinander verbunden. Auf diese Weise werden die inter­ nen und externen Verkehrsströme nach funktionalen Ge­ sichtspunkten separiert.

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Der Funktionsbau beherbergt sechs OPs, eine Inten­ sivstation, eine Notaufnahme sowie die Funktionsbereiche Chirurgie, Radiologische Diagnostik, Innere Medizin, Gy­ näkologie, Entbindung und Laboratorien. Der fünfge­

Bild 2.  Die Nord-Süd-Magistrale schafft eine klare Orientierung und Übersichtlichkeit. Auf einen Blick sind alle wesentlichen Funktionsbereiche der Klinik ablesbar

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Bild 3.  Durch die Hanglage bietet sich den Patienten ein genesungsfördernder Ausblick ins Grüne

Bild 5.  Jeder OP hat eine Blickbeziehung nach draußen (Fotos: Dietmar Strauss)

erzeugt Vielfalt in der Einheit. Materialität und reduzierte Farbigkeit strahlen Ruhe aus. Weil der moderne Neubau modular aufgebaut ist, bleibt er flexibel für eine horizontale bauliche Erweiterung sämtlicher Funktionsbereiche. Im Norden kann ein weite­ rer Funktionsriegel an die Magistrale angedockt werden. In einer späteren Entwicklungsstufe ist eine Erweiterung am ehemaligen Standort des Altbaus vorgesehen.

Prozesse und Medizintechnik

Bild 4.  Der PSC ist die interdisziplinäre Aufnahme und profitiert von der räumlichen Nähe zur Notaufnahme und zur administrativen Aufnahme

schossige Pflegebau am Kopf der Magistrale verfügt über zwei Pflegestationen pro Ebene. Um den Eingangsbereich wurden die Cafeteria, der Kiosk, ein Andachtsraum, die Verwaltung und das Patien­ ten-Service-Center (PSC) angeordnet. Der PSC dient der interdisziplinären Aufnahme und profitiert von der räum­ lichen Nähe zur Notaufnahme und zur administrativen Aufnahme. Zusätzlich organisiert er die internen Arbeits­ abläufe im Krankenhaus wirtschaftlich.

Architektonische Konfiguration Die funktionale Gliederung spiegelt sich in der architekto­ nischen Konfiguration mit ihrer Einteilung in die fingerar­ tig angeordneten, maßstäblichen Funktionsbaukörper (Pflegebaukörper und Magistrale) wieder. Das Gebäude nutzt das Gefälle des Geländes nach Südwesten, so dass die Untergeschosse nach außen geöffnet sind und natürlich be­ lichtet werden. Zusätzlich bewirkt die Hanglage eine har­ monische Dimensionierung des Gesamtkomplexes. Die Kammstruktur öffnet das Gebäude zum Grünraum und stellt so einen Außenraumbezug her. Die Fassadengestal­ tung mit unterschiedlich ausgeprägten, weiß verputzten Lochfassaden fügt die komplexe Struktur zusammen. Sie

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Die Funktionseinheiten sind ablauforientiert strukturiert. Die Infrastruktur befindet sich im unteren Gebäudeteil, die Diagnostik auf der mittleren Ebene und die Therapie im oberen Bereich des Funktionsteils. Die zentralen Pflegeein­ heiten sind ebenenweise gegliedert. Durch die vertikale und horizontale Gliederung sind die verschiedenen Ein­ heiten eng miteinander verknüpft. Beispielsweise sind die Zentrale Notaufnahme, die Radiologische Diagnostik und die Intensivstation nah beieinander positioniert und er­ möglichen deshalb eine schnelle Patientenversorgung. Bei der Planung des Gebäudekomplexes wurden die modern­ sten medizintechnischen Entwicklungen berücksichtigt und in die neuen Strukturen integriert.

Die hspbr GmbH ist ein Joint Venture der pbr Planungsbüro Rohling AG und der HSP Hoppe Sommer Planungs GmbH, das 2014 gegründet wurde, um die Kompetenzen eines Gesamtplanungsbüros mit dem Know-how eines Fachplaners im Bereich Kliniken und sonstigen Einrichtungen des Gesundheitswesens zu verbinden. Mit Hauptsitz in Stuttgart bietet hspbr bundesweit umfassende Leistungen zur Planung von Kliniken, Einrichtungen und Funktionsbauten aus dem Gesundheitsbereich sowie Betreuungs- und Pflegeheimen aus einer Hand an. Weitere Informationen: hspbr GmbH Dipl.-Ing. Architekt Marcus Zehle Löwenstraße 100, 70597 Stuttgart Tel. (0711) 976 54-20, Fax (0711) 976 54–32 info@hspbr.de, www.hspbr.de

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ARCHITEKTUR UND THERAPIE IM EINKLANG DIE SUCHTKLINIK WESER-EMS IN OLDENBURG

Bild 1.  Neubau der Weser-Ems-Klinik mit Gartenterrasse (Visualisierung)

Friedrich von Pfeil Auf einem ehemaligen Industrieareal in Oldenburg entsteht seit 2015 die Fachklinik Weser-Ems – eine integrative Klinik für ­Abhängigkeitskranke. In multidisziplinärer Zusammenarbeit werden künftig durch Mediziner, Therapeuten und Pädagogen Suchtkranken individualisierte Behandlungen angeboten, die den Patienten den Wiedereinstig in deren Arbeitsleben und Alltag ermöglichen. Der Klinikneubau bildet den Initialbau einer umfangrei­ chen Neudefinition des ehemaligen Industrieareals in Ol­ denburg-Kreyenbrück. Die Stadt Oldenburg hat für das gesamte Gelände einen sogenannten „weißen Campus“ projektiert. Der von Gerber Architekten hierfür entwickelte Masterplan sieht eine sowohl gut erschlossene als auch lo­ cker angeordnete und mit genügend Freiräumen bedachte Folge von individuellen Institutsbauten vor, die sämtlich im Bereich Medizin und Medizintechnik angesiedelt sein wer­ den. Funktionale und synergetische Nähe einerseits und eine hohe Aufenthaltsqualität vor allem in der mittleren Grünachse mit z. T. bestehendem reizvollen, schützenswer­

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tem Baumbestand machen die Attraktivität des Geländes aus. Der Neubau der Suchtklinik stellt den Auftakt zum neuen Campus an der südwestlichen Seite dar. Die Klinik versteht sich als Kompetenzzentrum für die Rehabilitation Abhängigkeitskranker in Nordwest­ deutschland. Träger sind das Diakonische Werk Olden­ burg e. V. und der Paritätische Wohlfahrtsverband Nieder­ sachsen e. V. Die Therapieeinrichtung ist auf 100 Patienten ausgelegt – 80 stationäre und 20 ambulante Ganztagspatien­ ten, davon fünf für Patienten mit körperlicher Behinde­ rung. Diese sollen mit einem individualisierten modularen Behandlungsplan, aber auch in Einzeltherapie zur Gene­ sung geführt werden.

Korrelation von Klinik und Außenraum Das Büro Gerber Architekten, das bereits durch die Pla­ nung und Realisierung zahlreicher Labor- und Forschungs­ gebäude hervorgetreten ist, hat den Klinikneubau funktio­ nal und wirtschaftlich gegliedert. Der Entwurf besticht

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durch die Verbindung einer kompakten logistisch und wirt­ schaftlich durchgefeilten Zuordnung einer komplexen Kli­ nikinfrastruktur und einem den therapeutischen Prozess unterstützenden, freundlichen und menschenmaßstäbli­ chen Patienten- und Pflegebereich. Das Erscheinungsbild des Suchttherapiezentrums wird durch versetzt zueinander angeordnete und raumbil­ dende Gebäudevolumen definiert und ermöglicht funktio­ nale und geschützte Außenräume, die u. a. den Eingang mit Vorfahrt im Südwesten formulieren. Die drei gleich großen, aber unterschiedlich hohen, ineinandergeschobenen Ku­ ben umfassen zwei Klinikgebäudeteile und eine in einem zweiten Bauabschnitt zu realisierende Turnhalle. Durch die versetzte Anordnung der Volumen wird an deren jeweiligen Schnittpunkten eine zentrale wie wirtschaftliche vertikale Erschließung möglich. Die weitgehend freistehenden Bau­ körper ermöglichen zudem eine gute Belichtung und freie Ausblicke. Die beiden Klinikkuben bilden im Inneren je­ weils einen Gartenhof, der ebenfalls für eine gute und na­ türliche Belichtung der um ihn gelegten Räume auf jeder Etage sorgt.

Gut organisiert – wichtig für Klinik und Architektur Das Erdgeschoss der beiden Kuben nimmt mit seiner lich­ ten Höhe von 4,50 m die halböffentlichen Funktionen auf. In den oberen Etagen sind im 1. Obergeschoss zentral der medizinische Bereich sowie eine der vier Wohngruppen, die sich im zweiten und dritten Obergeschoss fortsetzen, angesiedelt. Der Eingangsbereich im Erdgeschoss ist mit den angrenzenden Wirtschafts- und großen Gemein­ schaftsräumen logistisch sinnvoll kombiniert. Die großzü­ gig und hell gestaltete Eingangshalle empfängt den Patien­ ten sowie Besucher mit Blick in den Gartenhof und ermög­ licht ihm die Orientierung im Gebäude. Sie ermöglicht den direkten Zugang zum strukturierten Verwaltungsbereich,

den einladenden Gruppenräumen und den therapeuti­ schen Werkstätten – mit Kunsttherapie, Arbeitstherapie und Lehrküche – sowie den Sporträumen, die im zweiten Bauabschnitt direkten Anschluss an die Turnhalle bekom­

Bild 2.  Lageplan mit Grünplanung

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Bild 3.  Grundriss Erdgeschoss

men. Ebenfalls über die Eingangshalle erreicht man den großzügigen und lichtdurchfluteten Speisesaal sowie eine freundlich gestaltete Cafeteria. An beide schließt direkt eine Gartenterrasse an, die eine Blickbeziehung zum nörd­ lichen grünen Campusareal freigibt und sowohl morgens als auch mittags und nachmittags im Sonnenlicht er­ scheint. Gewissermaßen im Herzen des Klinikgebäudes befindet sich im ersten Obergeschoss des südlichen Kubus der nicht öffentliche medizinische Pflegebereich. Zentral und funktional konzentriert sind hier die diagnostischen und therapeutischen Räume (Physio-, Ergo- und Psycho­ therapie) platziert sowie der Pflegedienst und die zugehö­ rigen Dienstzimmer. Das Pflegedienstzimmer ist so posi­ tioniert, dass es dem medizinischen Pflegebereich zugeord­ net ist, aber auch die Funktion Aufsicht, Information und Empfang für den Eingangsbereich der Wohngruppe im 1. Obergeschoss übernehmen kann. Die Wohngruppen, für jeweils maximal zwölf Patien­ ten bestimmt, sind in den oberen Geschossen angeordnet und ermöglichen so einen privateren und auch geschütz­ ten Bereich für die Patienten. Die Anordnung von maxi­ mal zwei Wohngruppen pro Etage gewährleistet einen überschaubaren und familiären Bereich mit Wohn-, Auf­ enthalts- und Gruppenräumen. Diese kleinen identitäts­ stiftenden Einheiten sollen sowohl räumlich als auch the­ rapeutisch den Heilungsprozess unterstützen. Die Wohn­ bereiche zeichnen sich durch eine klare und wohltuende Atmosphäre aus, die von Helligkeit, Menschenmaß, Orien­ tierung und genügend Raum zur Kommunikation geprägt ist und die Genesung des Patienten fördert. Die Patienten­

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zimmer sind an der Außenfassade mit Blick in die Umge­ bung angeordnet. Durch den Wechsel von Zweibund zu Einbund öffnen sich die Erschließungsflure zu großzügi­ gen hellen Gemeinschaftsbereichen mit Aufenthalts- und Gruppenräumen, die zu Gespräch und Begegnung im je­ weiligen Wohnbereich einladen und mit ihren großen Fensterflächen Aus- und Durchblicke in den inneren Gar­ tenhof freigeben. Der Therapieprozess wird dahingehend unterstützt, dass die Wiederaufnahme von Kommunika­ tion und persönlichem Austausch der teilweise sozial stark isolierten Patienten angeregt und gefördert wird.

Flexibilität – die Klinik immer auf dem Stand der Zeit Die Konstruktion der Reha-Klinik wurde im Wesentlichen als Stahlbetonkernbau errichtet, die Wände vor allem der Patientenzimmer wurden weitestgehend in Trockenbau ausgeführt. Die Grundrissstruktur kann demnach flexibel gestaltet werden, um Umdefinitionen von Räumen bei verändertem Bedarf realisieren zu können. Das Erdge­ schoss wird als Sockel aufgefasst und ist in dunkelrotem Sichtmauerwerk ausgeführt. Neben dem Ästhetischen ge­ währt es auch den Vorteil eines dauerhaften Schutzes vor mechanischen Einwirkungen in diesem Bereich. Die dar­ über liegenden Stockwerke sind entsprechend dem Kon­ zept eines „weißen Campus“ als weiße Putzfassade ausge­ führt. Die Fenster sind als bewährte Aluminium-Konstruk­ tionen gefertigt, die nach außen Schutz vor Witterung bieten. Die Fassade ist nicht „durchgerastert“, sondern folgt einem lebendigem, lockeren Rhythmus von schma­

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Bild 4.  Grundriss 1. Obergeschoss (Grafiken: © Gerber Architekten)

len und breiteren Fenstern. Große Fensterflächen befin­ den sich darüber hinaus in der Cafeteria und dem Speise­ raum im Erdgeschoss zur Gartenterrasse hin sowie in den Gruppen- und Gemeinschaftsräumen zu den Gartenhöfen und sorgen für eine helle natürliche Belichtung und Aus­ blicke ins Grüne.

Das Gebäude weiterdenken Die Grünplanung wurde von Gerber Architekten von Pla­ nungsbeginn an in den Entwurfsprozess einbezogen, so­ dass ein übergreifendes und stimmiges Konzept realisiert werden konnte. Die durch die Setzung der Gebäudevolu­ men entstehenden Außenbereiche formulieren geschützte Freiflächen, die durch ihre landschaftlichen Gestaltungen mit raumbildenden Bepflanzungen und Sitzbänken eine hohe Aufenthaltsqualität erreichen und zum Verweilen einladen. Diese wie auch die zahlreichen Blickbeziehun­ gen aus dem und durch das Gebäude sind ein wichtiger Bestandteil der Qualität des Therapiezentrums. Das modulare, individualisierte moderne Behand­ lungskonzept hat bewusst zu einem Zuschnitt auf zunächst 100 Patienten geführt. Eine Erweiterung der Klinik im di­ rekt angrenzenden östlichen Areal ist bei Bedarf möglich (s. Bild 2).

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Bautafel Fachklinik Weser-Ems – Integrative Klinik für Abhängigkeits­ erkrankungen ■■ Ort: Oldenburg, Ecke Schallenberg/Alter Postweg ■■ Bauherr: Diakonisches Werk der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg ■■ Architekt: Gerber Architekten, Dortmund (LP 1–4) ■■ Bauausführung: Industriebau Hoff und Partner GmbH, Gronau (LP 5–8) ■■ HLS-Planung: Planungsbüro Zgodda, Gronau ■■ ELT-Planung: EPS Ingenieurbüro für Gebäudetechnik GmbH, Schüttorf ■■ Brandschutz: HHP West Beratende Ingenieure GmbH, Bielefeld ■■ Grünplanung: Holger Graepel, Osnabrück ■■ BGF: 6.710 m2 ■■ BRI: 23.787 m3 ■■ Eingeladener Wettbewerb: 5 Teilnehmer, 2013 ■■ Gutachten: 2013 ■■ Bauzeit: 2015–2017

Weitere Informationen: Gerber Architekten, Dortmund, Hamburg, Berlin, Riad, Shanghai Prof. Eckhard Gerber Tönnishof 9–13, 44149 Dortmund Tel. (0231) 90 65-0, Fax (0231) 90 65-111 www.gerberarchitekten.de, www.facebook.com/gerberarchitekten

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KEINE SPUR VON KRANKENHAUS-­ ARCHITEKTUR NEUORDNUNG UND GENERALSANIERUNG DER ORTHOPÄDISCHEN KLINIK SCHLOSS WERNECK

Bild 1.  Während einer elf Jahre andauernden Generalsanierung wurden im Schloss Werneck Bedinungen für einen modernen Klinikbetrieb geschaffen

Thomas Ziegler Von der kompletten Neuordnung der räumlichen Gegebenheiten bis hin zur einzelnen Sockelleiste: Während der elf Jahre andauernden Generalsanierung von Schloss Werneck in Unterfranken wurde mit einer präzisen Architektursprache auf den bestehenden Ort geantwortet, indem nicht nur auf die Situation als Krankenhaus, sondern auch auf das denkmalgeschützte Umfeld eingegangen wurde. 1734 bis 1745 von Balthasar Neumann als Sommerresi­ denz für die Würzburger Fürstbischöfe erbaut, befindet sich nach mehrmaligen Umbauten seit 1853 ein Kranken­ haus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosoma­ tische Medizin und seit 1952 der Fachbereich Orthopädie im Schloss Werneck. 1995 entschied sich der Bezirk Un­ terfranken für die Generalsanierung und Neuordnung der barocken Schlossanlage, um auch weiterhin einen zeitge­

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mäßen Klinikbetrieb zu gewährleisten. Ein stimmiges Ge­ samtkonzept hierfür entwickelte die Ziegler Zirngibl Ar­ chitekten GmbH. Seit Beginn des Jahres 2015 ist diese in die Unternehmensgruppe der pbr Planungsbüro Rohling AG eingegliedert und firmiert unter dem Namen pbr Zieg­ ler Zirngibl Architekten GmbH. Der erste Bauabschnitt am Schloss Werneck wurde 2003 fertiggestellt und beinhaltete den Einbau zweier Pfle­ gestationen im vorgelagerten Flügelbau D-Süd. Im zweiten Bauabschnitt wurde im Bereich des Vorschlosses bis 2006 ein Neubau zur Erweiterung der Operationsabteilung er­ richtet. Im April 2007 konnte der zu einer Notfallaufnahme, Röntgenabteilung und Intensivpflege umgebaute Flügelbau D-Nord eingeweiht werden. Die Neuordnung und Sanie­ rung des Hauptschlosses, die u. a. die Einrichtung von Pa­ tientenzimmern, einer Aufnahmestation, eines Chefarzt­

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Bild 2.  Der wieder hergestellte Gartensaal mit Café

Räume verloren gegangen war. Mit dem Abbruch aller Zwischenwände konnte der Raumeindruck des Treppen­ hauses samt Deckengewölbe und Kompositkapitellen wie­ derhergestellt werden. Im ehemaligen Treppenauge befin­ den sich heute der Patientenempfang und ein SchwesternStützpunkt als gläserne Anlage. Um im Flügelbau D-Nord neue Funktionen wie Not­ fallaufnahme, Radiologie, Anästhesie und Intensivpflege­ bereich einzurichten, die ursprünglichen Raumgeometrien allerdings zu erhalten, wurde der Raumzuschnitt durch eingestellte Trennelemente mit HPL-Schichtstoffplatten gegliedert. So sind verschiedene Funktionsbereiche bei gleichbleibender Raumstruktur entstanden. Die Einrich­ tung der Radiologie erforderte diverse technische Installa­ tionen im Deckenbereich – eine besondere Herausforde­ rung, da das historische Kreuzgratgewölbe erhalten blei­ ben sollte. So wurden die Eingriffe in das Gewölbe stark reduziert und diese sowie die Technik durch Deckensegel verborgen. Hinter dem Segel läuft das sanierte Kreuzgrat­ gewölbe weiter und bleibt für Besucher und Patienten sichtbar. In der Physikalischen Therapie nehmen einge­ stellte Glasboxen die neuen Funktionen auf. Durch die Reflektionen der Gläser entmaterialisieren sich die Boxen und lassen auch hier den ehemaligen Raumzuschnitt wei­ terhin erkennen.

Keine Spur von Krankenhaus-Architektur

Bild 3.  Speziell entwickelte Sanitärzelle mit integriertem Patientenschrank und einer sich nach oben hin auflösenden Teilbedruckung

bereiches, einer OP-Abteilung sowie eines MRT-Zentrums und eines Zentrallabors beinhaltete, wurde innerhalb von zwei Bauabschnitten im Januar 2014 abgeschlossen.

Um in den neu eingerichteten Patientenzimmern im Hauptschloss und im Flügelbau D-Süd eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, kamen hier lediglich natürliche und klassische Materialien zum Einsatz. Im Flügelbau DSüd wird durch robustes Eichenparkett an die historische Materialvorgabe angeknüpft. Wandschutz und Möbel in Nussbaumfurnier wecken Assoziationen an den Barock und tragen zu einer angenehmen Atmosphäre bei. Auf die Installation der üblichen Medienleiste wurde verzichtet. Ein Medienschrank dient ferner als trennendes Möbel zwi­ schen den Betten und verbirgt zugleich die technischen Installationen.

Moderner Klinikbetrieb in ursprünglichen Raum­ kompositionen Durch die Generalsanierung sollte ein moderner Klinikbe­ trieb gewährleistet, gleichzeitig aber der bauzeitliche Ur­ sprungszustand wiederhergestellt werden – eine besondere Herausforderung, die durch die teilweise stark in Mitlei­ denschaft gezogene Bausubstanz aus dem 18. Jahrhundert zusätzlich erschwert wurde. Dabei war es ein besonderes Anliegen des Bauherrn, die ehemalige Raumkonzeption des Gartensaals, des sogenannten „sala terrena“, und des­ sen Verbindung zum historischen Treppenraum wiederher­ zustellen, um hier den Empfangsbereich und ein Café ein­ zurichten. Durch den Abbruch einer massiven Verbindungsbrü­ cke und den Rückbau geschlossener Wandteile zum Gar­ tensaal gelang es, die Raumeinheiten wieder zusammenzu­ führen. Gleichzeitig wurden die nachträglich vermauerten Wandöffnungen zum ehemaligen Treppenraum wieder geöffnet, der Mitte des 19. Jahrhunderts durch Überwöl­ bung der Deckenöffnungen und die Aufteilung in einzelne

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Bild 4.  WC-Bereich mit barrierefreier Dusche in hochwertigem Feinsteinzeug

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Bild 5.  Schwestern-Stützpunkt im Flur

Bild 6.  Röntgenabteilung, Intensivpflege, ein MRT-Zentrum und ein OP-Bereich ­haben seit der Sanierung Platz im Schloss Werneck (Fotos: pbr Ziegler Zirngibl ­Architekten GmbH)

Der scheinbaren Endlosigkeit der Flure wurde ein „Ende“ gesetzt, indem sie durch Sanitärkuben und Schwes­ ternstützpunkte gegliedert wurden. Mit robusten Fassaden­ baustoffen wie Edelstahl, Faserzement und Glas setzen die Kuben der historischen Innenwand eine Außenwand ent­ gegen. Das helle Ocker an den historischen Innenwänden schafft nicht nur Atmosphäre, sondern weckt zugleich As­ soziationen an die Barockzeit. Hightech-Medizin, digitales Datenmanagement und eine ausgefeilte Logistik – die Anforderungen an moderne Kliniken sind hoch, technische Einrichtungen deshalb not­ wendig. Um auch an dieser Stelle den historischen Raum­ eindruck zu erhalten, wurde auf die Konstruktion von Ab­ hangdecken verzichtet und die Technik hinter Vorsatz­ schalen, Schränken und Wandbekleidungen versteckt. Ferner konnten Aufbrüche in das Gefüge des Naturstein­ mauerwerks vermieden werden. Speziell entwickelte, glä­ serne Sanitärzellen mit integrierten Patientenschränken und einer sich nach oben auflösenden Teilbedruckung der Gläser sorgen zudem dafür, dass die historische Raum­ struktur in den Patientenzimmern im Hauptschloss erhal­ ten bleibt. Der in die Sanitärzellen integrierte Schrank wird als Möbel gar nicht wahrgenommen. Durch die Lichtführung auf den Stuckvouten durch Beleuchtung der charakteris­ tischen Hohlkehle wird der einstige Raumeindruck für ­Besucher und Patienten vollends erlebbar. Materialien wie Eiche, Nussbaum, Leder und Messing erzeugen eine warme Atmosphäre und stellen eine Reminiszenz an den Barock dar. In Anlehnung an die Raumgliederung dieser Zeit fin­ den sich außerdem Merkmale des klassischen Repertoires wie Türumrahmungen mit Supraporte und Wandvertäfe­ lungen als unterer Wandschutz wieder. Bauzitate wie der klassische Konsoltisch mit Spiegel an den Mauervorlagen der Fensterseiten wurden aufgenommen und übernehmen

neue Funktionen. Patientenbäder wurden in Feinsteinzeug in einem warmen Sandton eingerichtet, die Waschtischab­ lage in kristallinem Muschelkalk. Um auch das für die barocke Baukunst typische Zu­ sammenspiel von Architektur, Plastik und Malerei im ge­ samten Schloss wieder erlebbar werden zu lassen, wurden die unter den Putzschichten teilweise noch vorhandenen Wandmalereien in mühsamer Handarbeit freigelegt und denkmalpflegerisch behandelt. Ebenso konnten die histo­ rischen Decken mit ihren wertvollen Stuckaturen gesi­ chert, ergänzt und neu beschichtet werden. Anhand freige­ legter Deckenmalereien aus der Toskana-Zeit wurde ein Farbkonzept erarbeitet und die in die Architektur einbezo­ gene Malerei als Gesamtkunstwerk wieder erlebbar ge­ macht.

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Bautafel Schloss Werneck, Werneck ■■ Baujahr: 1734 bis 1745 ■■ Fertigstellung und Sanierung: 01/2014 ■■ Bauherr: Bezirk Unterfranken ■■ Leistungen: Ziegler Zirngibl GmbH Architektur LP 1–9, ­Brandschutzplanung, Innenarchitektur ■■ Gesamtbausumme: 31,2 Millionen € (brutto) ■■ HNF: 4.108 m2 ■■ BGF: 19.300 m2 ■■ BRI: 89.750 m3

Weitere Informationen: pbr Ziegler Zirngibl Architekten GmbH, Dipl.-Ing. Architekt Christian Zirngibl, Dipl.-Ing. Architekt Thomas Ziegler Pasinger Bahnhofsplatz 4, 81241 München Tel. (089) 693754 80, info@pbr-zz.de

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Modulbauweise

Hüttenhospital in Dortmund: Aufstockung ohne Beeinträchtigung des Klinikbetriebes In nur vier Monaten Bauzeit hat KLEUSBERG für das Hüttenhospital in Dortmund eine zweigeschossige Aufstockung in Modulbauweise errichtet. Das ca. 1.000 m2 große Objekt überzeugt durch eine klare Architektur, die sich auch mit ihrer Farbgestaltung bewusst vom Gebäudebestand abhebt. Der von Weicken Architekten aus Unna geplante Erweiterungsbau zog am Tag der Architektur zahlreiche Interessenten an, die sich von der hohen Qualität der modularen Bauweise sowie der hochmodernen und komfortablen Ausstattung überzeugen konnten. Das Hüttenhospital (Hüttenhospital gemeinnützige GmbH) liegt in Dortmund-Hörde. Das vor ca. 150 Jahren gegründete Krankenhaus bietet eine Grundversorgung mit den Schwerpunkten innere Medizin, Geriatrie und Inten­ sivmedizin. Seit 27 Jahren ist das Hüttenhospital darüber hinaus mit seinen 144 Betten das geriatrische Zentrum für alle Menschen aus der Region Dortmund. In seinen Fachabteilungen werden jährlich ca. 3.500 Patienten vollund teilstationär behandelt. Ca. 230 Mitarbeiter kümmern sich um das Wohl der Patientinnen und Patienten. Für den wachsenden Bedarf des Geriatriezentrums be­ nötigte das Hüttenhospital dringend zeitgemäße Räumlich­ keiten. Aufgrund der kurzen Realisierungszeit entschied man sich für eine modulare Lösung von KLEUSBERG. Der neue Erweiterungsbau bietet zwei Einzel- und zwölf Doppelzimmer sowie einen Aufenthaltsraum. Da KLEUSBERG bereits zahlreiche Modulgebäude im Pflege- und Gesundheitssektor errichtet hat, besitzt das Unternehmen große Erfahrung darin, die Prozesse so zu optimieren, dass während der Bauarbeiten der stationäre Betrieb ohne Störungen oder Einschränkungen weiterge­ führt werden kann. Die hohe Qualität des modularen Bau­ körpers setzt sich auch im Innenausbau fort. Geschäftsfüh­ rer René Thiemann: „Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir uns in unserem Haus auch im Bereich Zimmer­ ausstattung an den aktuellsten Standards orientieren und das Bestmögliche für die Gesundheit der Patienten tun.“ Die hellen und freundlichen Zimmer sind mit elek­ trisch verstellbaren Betten mit einem Fallsensor zur auto­ matischen Sturzerkennung ausgerüstet. Auch in den bar­ rierefreien, acht Quadratmeter großen Bädern finden sich

Bild 2.  Die großzügigen Zweibettzimmer verfügen über eine optimale Ausstattung, orientiert an den aktuellsten Standards; sie können darüber hinaus bei Bedarf zu privaten Einzelzimmern umfunktioniert werden

Bild 3.  Ein Höchstmaß an Komfort und Wohlfühlatmosphäre bieten in jedem Zimmer auch die großzügigen, barrierefreien Bäder mit Regendusche (Fotos: KLEUSBERG GmbH & Co. KG)

intelligente und durchdachte Ausstattungskomponenten wie hygienische WCs mit automatischer Spülfunktion so­ wie großzügige Regenduschen. Praktische und komfor­ table Details wie ein 42-Zoll-Fernseher mit Blu-Ray-Player, integriert in ein Schrankpaneel mit Touch-open-Funktion, sowie ein Kühlschrank runden die Einrichtung ab. Auch an die Zukunftssicherheit und die notwendige Flexibilität wurde gedacht: Je nach Belegung und Bedarf können die Zweibettzimmer ohne großen Aufwand für eine Einzelbelegung umfunktioniert werden. Fazit: Der von den Weicken Architekten in enger Abstimmung mit den Bauherren geplante und von KLEUSBERG realisierte Erweiterungsbau ist exemplarisch dafür, wie in kürzester Zeit der Raumbedarf mit hochwertiger Architektur und zu planbaren Festkosten gedeckt werden kann, ohne den lau­ fenden Klinikbetrieb zu beeinträchtigen. Weitere Informationen:

Bild 1.  In nur vier Monaten Bauzeit sind zwei zusätzliche Geschosse angeliefert, aufgestellt und hochwertig ausgebaut worden

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KLEUSBERG GmbH & Co. KG Wisserhof 5, 57537 Wissen Tel. (02742) 955-0, Fax (02742) 955-144 info@kleusberg.de, www.kleusberg.de

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Innenausbau/Fassade

Homogene Vinylbeläge: Kollektion für durchgängige Bodenkonzepte Böden in Gesundheitsbauten sind eine Kunst für sich – mit all ­ihren technischen Anforderungen: ableitfähig im OP und Labor, trittschalldämmend im Flur, rutschsicher in Sanitärbereichen, obendrein immer hygienisch sauber, leicht zu reinigen und beständig gegen Desinfektionsmittel. Mit seiner neuen Kollektion DLW Vinyl homogen macht es DLW Flooring den Planern leicht: Ein cleverer Mix & Match Baukasten bildet sechs technisch unterschiedliche Beläge mit speziellen Eigenschaften in den gleichen Farbtönen ab, so dass sich alle Bereiche eines Objekts mit einer einheitlichen Bodenfarbe umsetzen lassen. Weitere Highlights sind die neue Sanitized® Hygienefunktion und die leistungsstarke Oberflächenvergütung PUR+. Erstmals rüstet DLW Flooring den elastischen Bodenbelag Favorite PUR mit der Sanitized® Hygienefunktion aus. Diese besitzt eine einzigartige antimikrobielle Wirkung, geprüft und bestätigt vom Sanitized® Kompetenzzentrum für Mikrobiologie, Applikationstechnik und Analytik, hemmt nachweislich das Wachstum von Bakterien und Keimen, schützt zuverlässig zwischen den Reinigungszy­ klen und trägt so zu langanhaltender Sauberkeit bei. Die

Effektivität wurde an folgenden sechs Bakterienarten ge­ testet: MRSA, Enterododdus faecalis, Escherichia coli, EHEC, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aerugi­ nosa. Die Wirksamkeit ist nach ISO 22196 beim KeimZähl-Test mit 99,9 % bestätigt worden. Zugleich ist Sani­ tized® ein permanenter Materialschutz, basierend auf dem Wirkstoff silver phosphate glass.

Upgrade auf PUR+ Mit der Oberflächenvergütung PUR+ garantiert DLW Floo­ ring eine noch stärkere Performance für die Produkte der neuen Vinyl Kollektion: erhöhte Strapazierfähigkeit und Kratzfestigkeit, geringere Emissionen und eine verbesserte chemische Beständigkeit. So ist DLW Vinyl mit PUR+ nicht nur unempfindlich gegenüber Sterilium und alkohol­ haltigen Flächendesinfektionsmitteln, es ist auch noch leichter zu reinigen. Da sich die Nähte der Vinyl Bahnenware verschweißen lassen, setzen sich weniger Schmutz und Bakterien ab. Zu­ dem sind eine fugendichte hygienische Verlegung mit Hohl­

Bild 1.  Die antimikrobielle Wirkung der Sanitized® Hygienefunktion hemmt das Wachstum von Bakterien und Keimen und schützt zuverlässig auch zwischen den Reinigungszyklen

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Innenausbau/Fassade

Bild 2.  Der Mix & Match Baukasten erlaubt ein durchgängiges Gestaltungskonzept für alle technischen Anforderungen – trittschalldämmend, ableitfähig, rutschsicher oder mit Hygienefunktion

kehlprofilen oder Hohlkehlsockelleisten mit 100 % dichtem Fugenschluss sowie eine Wannenverlegung möglich.

Mix & Match: Gestaltung aus einem Guss Mix & Match ist ein cleverer Baukasten von DLW Floo­ ring, der Vinylbeläge mit unterschiedlichen technischen Eigenschaften in identischen Farben abbildet. So lässt sich eine durchgängige Optik über alle Bereiche mit ihren spe­ ziellen Anforderungen hinweg realisieren. Mix & Match umfasst sechs Spezialbeläge in 15 Farbtönen: Conductive – ableitfähig für OP und Labor, R10 – rutschsicher, etwa für den Sanitärbereich, Acoustic – trittschalldämmend für den Flur und Sanitized® – mit Hygienefunktion. Hinzu kommen die Basisstrukturen Favorite und die kontrast­ starke Pastell.

Conductive – Schutz für sensible Geräte und Elektronik Insbesondere im Krankenhaus mit seinen ganz individuel­ len Anforderungen an den Boden spielt die technisch an­ spruchsvolle DLW Vinyl homogen Kollektion ihre Stärken aus. Die Palette der ableitfähigen Varianten ist umfassend wie nie zuvor: Pastell, Contour und Royal gibt es mit ab­

Bild 4.  Die Palette der ableitfähigen Varianten innerhalb der neuen DLW Vinyl Kollektion homogen ist umfassend, wie nie zuvor: So gibt es die Pastell, Contour und Royal in leitfähiger Ausführung (Grafiken/Fotos: DLW Flooring GmbH)

leitfähigen Funktionen beispielsweise für Operationssäle, Hochfrequenz-Chirurgie, Laboratorien oder Reinräume. Ein riesiges Plus vor allem bei Großprojekten oder Schritt-für-Schritt-Sanierungen: Für die gefragtesten Far­ ben und Strukturen gibt DLW Flooring eine Laufzeitgaran­ tie bis 2030. So lassen sich einzelne Räume später nachrüs­ ten oder der Belag erneuern, ohne das Farbkonzept zu durchbrechen. Die beliebten Strukturen Favorite, Medin­ tone, Solid, Contour sowie die neue Opalon sind phthalat­ frei. Alle in Süddeutschland gefertigten DLW Vinylbeläge entstehen gemäß neuester Produktionsstandards nach DIN ISO Zertifizierung und stehen für Qualität „Made in Germany“. Weitere Informationen: DLW Flooring GmbH 74321 Bietigheim Bissingen, Stuttgarterstraße 75 Tel. (07142) 71-185, Fax (07142) 71-248 service_germany@dlwflooring.com, www.dlw.de

Bild 3.  15 Farbtöne über 6 technische Varianten hinweg umfasst der clevere Mix & Match Baukasten

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Innenausbau/Fassade

Kautschukböden für ein heilungsförderndes Ambiente In der Soteria Berlin, einer Einrichtung für junge Men­ schen in psychotischen Krisen, die zur Psychiatrischen Universitätsklinik der im St. Hedwig-Krankenhaus gehört, ist eine wohnliche Umgebung mit natürlichen, authen­ tischen Materialien ein wichtiger Baustein der Therapie. Konzipiert wurde die Soteria als interdisziplinäres Projekt von dem Psychiater Dr. med. Martin Voss und dem Archi­ tekten Jason Danziger von thinkbuild architecture BDA. Beim Fußboden für die Zimmer und Flure fiel die Wahl auf Kautschuk-Bodenbeläge von nora systems. Sie schaffen eine einladende Atmosphäre und bieten zugleich alle funk­ tionalen Vorteile des Werkstoffs Kautschuk wie einen ho­ hen Steh- und Gehkomfort und eine gute Akustik. „Bei der Gestaltung der Station mussten wir einen Mit­ telweg zwischen dem nötigen Schutz vor Reizen und den­ noch ausreichender Stimulation finden“, erläutert Oberarzt Martin Voss. Das Ambiente soll einerseits anregen, den jun­ gen Menschen aber auch einen Rückzugsraum bieten, in dem sie sich entspannen können. Erfahrungsgemäß kann auf diese Weise auch der Einsatz von Medikamenten redu­ ziert werden. Ganz wichtig: Die Umgebung sollte nicht steril sein: „Eine Krankenhausatmosphäre wollten wir unbedingt vermeiden“, unterstreichen Martin Voss und Jason Danzi­ ger. So dominiert in den Räumen ein dezentes Hellgrau, das durch einzelne Wandflächen, die in kräftigem Blau, Grün, Gelb oder Violett gestrichen sind, aufgelockert wird.

Kautschuk als authentisches Material Großen Wert legten Architekt und Nutzer auf authentische Materialien. Der Hintergrund: Menschen in einer psychoti­ schen Krise leiden häufig unter Wahrnehmungsstörungen. „Sie müssen sich darauf verlassen können, dass das, was sie sehen, real ist“, erläutert der Oberarzt. „Daher kamen bei­

Bild 2.  In den Patientenzimmern harmonieren die nora-Beläge mit ihrem zurückhaltenden Hellgrau perfekt mit den leuchtenden Farben der Zimmerwände (Fotos: Werner Huthmacher, Berlin)

spielsweise elastische Böden in Holzoptik für uns nicht in Frage.“ Die Aufenthaltsbereiche wie die große Wohnküche erhielten Echtholzparkett, während in den Patientenzim­ mern und Fluren Kautschukböden verlegt wurden. „Die Böden entfalteten ihre Wirkung durch die natürlichen Ma­ terialien“, so Martin Voss und Jason Danziger übereinstim­ mend. Mit ihrem zurückhaltenden Hellgrau harmonieren die nora Beläge darüber hinaus nicht nur perfekt mit dem Parkett, sondern auch mit den leuchtenden Farben der Zim­ merwände. „Der Kautschuk-Bodenbelag wirkt einerseits ruhig, reflektiert aber andererseits die kräftigen Wandfar­ ben und besitzt daher in diesen Bereichen einen schönen, lebhaften Schimmer“, erklärt Architekt Jason Danziger.

Hoher Gehkomfort und beste Akustik Doch nicht nur ihre optischen Vorzüge, sondern auch ihre funktionellen Eigenschaften sprachen für die Bodenbeläge aus Kautschuk. Zum einen vermindern sie aufgrund ihrer Dauerelastizität den Gehschall und sorgen so für eine an­ genehme Geräuschkulisse auf der Station. „Durch die Re­ duktion von Lärm wird der Stress für die Patienten deutlich vermindert“, bekräftigt Martin Voss. Dies ist gerade in psy­ chiatrischen Einrichtungen von großer Bedeutung, weil die Erkrankten auch auf akustische Reize besonders sensibel reagieren. Außerdem sind die Kautschukböden fußwarm und weich, was ebenfalls ein großer Vorteil ist. „Ganz intu­ itiv laufen viele Patienten in einer psychotischen Krise bar­ fuß oder auf Strümpfen herum – das hilft ihnen, sich zu er­ den.“ So sei es natürlich besonders wichtig, dass die Böden komfortabel und angenehm zu begehen seien. Weitere Informationen: Bild 1.  Soteria Berlin: In den Fluren vermindern fußwarme und weiche Kautschukböden aufgrund ihrer Dauerelastizität den Gehschall und sorgen so für eine angenehme Geräuschkulisse auf den Stationen

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nora systems GmbH Höhnerweg 2–4, 69469 Weinheim Tel. (06201) 80 60 40, Fax (06201) 88 30 19 info-de@nora.com, www.nora.com/de

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Praxis Kinderwunsch Valentinshof: Bodenbelag für besonders sensible Bereiche Der Fürsorgegedanke steht über allem in der Praxis Kinderwunsch Valentinshof in Hamburg. Schließlich wird sie ins­ besondere von Personen mit erhöhter Sensibilität – wie Schwangeren und Kindern - aufgesucht. Für die Betreiber galt folge­richtig bei der Einrichtung der auf Reproduktions- und Pränatalmedizin spezialisierten Privatpraxis die Maxime der geringstmöglichen Schadstoffbelastung. Das Konzept wurde konsequent umgesetzt. Es kommen nur schadstoff- und lösemittelfreie Materialien zum Einsatz, wie die emissionsfreie BiobodenInnovation PURLINE von wineo. Aus den ehemals als Büro genutzten Räumen entstand im Zuge der Umbaumaßnahmen auf 660 m2 eine hochmo­ derne Praxis mit OP- und Behandlungsräumen, Einzel­ zimmern und eigenem modernst ausgestatteten Labor. Hier kümmert sich ein Team von interdisziplinären Spe­ zialisten um das gesamte Spektrum der Kinderwunschbe­ handlung. „Wir haben in der gesamten Praxis und beson­ ders in unserem IVF-Labor höchsten Wert auf die Ver­ wendung ausschließlich schadstoff- und lösemittelfreier Materialien gelegt“, heißt es seitens der Betreiber. Beson­ dere Bedeutung kam dabei – alleine schon aufgrund der Größe der Fläche – dem Bodenbelag zu. Gesucht wurde ein Material, das alle ökologischen, optischen und prakti­ schen Anforderungen dauerhaft erfüllen kann. Die Wahl fiel schließlich auf den emissionsfreien Bioboden wineo PURLINE, den weltweit einzigen Bio-Polyurethanboden ohne jegliche Chlorverbindungen, Weichmacher oder Löse­mittel (VOC). Er ist extrem strapazierfähig (NK 43),

Bild 1.  Praxis Kinderwunsch Valentinshof in Hamburg: Im Empfangsbereich, im Wartezimmer und auf den Fluren bilden 1.500 mm × 250 mm große Planken in der Holzoptik „Calistoga Nature“ einen harmonischen Kontrast zur hellen und funktionalen Praxiseinrichtung

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Bild 2.  Der Bioboden wineo PURLINE, der weltweit einzige Bio-Polyurethanboden ohne jegliche Chlorverbindungen, Weichmacher oder Lösemittel (VOC), ist extrem strapazierfähig, antistatisch, chemikalienbeständig, besonders hygienisch und fördert eine angenehme Raumakustik (Fotos: Windmöller Flooring Products WFP GmbH)

antistatisch, chemikalienbeständig, besonders hygienisch und fördert eine angenehme Raumakustik. Der Bioboden mit nur 2,5 mm Produktaufbau wurde in allen Praxisräu­ men verlegt. Im offenen Empfangsbereich, im Wartezim­ mer und auf den Fluren bilden nun Planken im Format 1.500 mm × 250 mm und in der authentisch wirkenden Holzoptik „Calistoga Nature“ einen harmonischen Kont­ rast zur hellen und funktionalen Praxiseinrichtung. Im Labor sowie in den Behandlungs- und Ruheräumen kommt das Design „Melange“ als Rollenware mit feiner Perlstruktur aus der Kollektion LEVANTE zum Einsatz. Der Bioboden weist ein Rückstellverhalten von nahezu 100 % auf. Punktbelastungen, wie beispielsweise durch schweres Mobiliar, hinterlassen auf ihm keine dauerhaf­ ten Eindruckspuren. Im Unterhalt bietet PURLINE laut Lebensdauerkostenanalyse im Vergleich zu herkömmli­ chen elastischen Böden nachweislich Einsparmöglichkei­ ten von bis zu 30 % durch geringeren Verbrauch von Was­ ser, Reinigungsmitteln und den geringeren zeitlichem Pfle­ geaufwand. Mit all seinen positiven raumklimatischen und pro­ dukttechnischen Eigenschaften empfiehlt sich PURLINE als langlebige, ökologische und wirtschaftliche Bodenbe­ lagslösung im gesamten Gesundheitswesen. In Ostwestfa­ len entwickelt und hergestellt, ist er der weltweit einzige dauerelastische Fußboden aus natürlichen und nachwach­ senden Rohstoffen. PURLINE ist bauaufsichtlich zugelas­ sen (Ü-Zeichen) und sowohl national als auch internatio­ nal mehrfach ausgezeichnet und zertifiziert. Er trägt u. a. die Umweltsiegel Blauer Engel, EPD, GreenGuard GoldLabel, TÜV-Profi-Cert und A+ und erhielt bereits zahlrei­ che Design-, Innovations- und Architektur-Awards.

Weitere Informationen: Windmöller Flooring Products WFP GmbH Nord-West-Ring 21, 32832 Augustdorf Tel. (05237) 609-0, Fax (05237) 609-309 info@wineo.de, www.wineo,de

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Rehabilitations-Klinik „Sonnenblick“ in Marburg: Ganzheitliches Konzept schafft harmonische Stringenz

Bild 1.  Die Klinik „Sonnenblick“ integriert sich mit warmen Naturtönen harmonisch in die Umgebung; diese heitere Grundstimmung, die sich innen fortsetzt, schafft ein angenehmes Ambiente und macht das Projekt zu einem richtungsweisenden Gebäude des Gesundheitswesens

Die Serie Emotion der deutschen Marke Agrob Buchtal macht ihrem Namen alle Ehre bei einem Projekt in der Medizin-Universitäts-Stadt Marburg: Keramikfliesen dieser Kollektion prägen maßgeblich die emotionale Atmosphäre im dortigen Neubau der Reha-Klinik „Sonnenblick“ und vereinfachten zudem Planungsbzw. Abstimmungsprozesse. Der konsequent durchgängige Einsatz sorgt für ein angenehmes Ambiente und illustriert, welche wertvollen Beiträge keramische Wand- und Bodenbeläge für zeitgemäße Architektur leisten können.

Die Umsetzung Mit ihrem hellgrünen Putz- bzw. dunkelgrünen Metallpa­ neel-Sockel und der roten Klinkerfassade integriert sich die neue Klinik harmonisch in die umgebende Natur. Be­ sucher gelangen über den südseitigen Haupteingang in die

Die in den 1930er-Jahren auf einem bewaldeten Hügel über Marburg errichtete Reha-Klinik „Sonnenblick“ der Deutschen Rentenversicherung Hessen wurde wegen gra­ vierender konstruktiver, statischer und brandschutztechni­ scher Mängel durch einen Neubau ersetzt, der in der zwei­ ten Jahreshälfte 2015 in Betrieb genommen wurde. Mit einer Grundfläche von 120 m × 40 m gliedert sich das Gebäude in eine zweigeschossige Basis mit Funktions­ bereichen (Eingangshalle, Speisesaal, Cafeteria, Schwimm­ bad, Gymnastik- bzw. Therapieräume) und einen drei­ geschossigen Aufbau mit insgesamt 190 Patientenzim­ mern.

Die Intention Zu den wichtigsten Zielen der Lucas Architekten GmbH, Hainburg, zählte die Ausbildung eines einladenden, hellen und freundlichen Gebäudes mit engem Bezug zum weit­ läufigen Parkgelände. Exemplarische Indizien dafür sind zwei zentrale Innenhöfe, Patientenzimmer mit bis zum Boden reichenden Fensterflächen sowie natürlich belich­ tete Flure.

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Bild 2.  Der zweigeschossige Eingangsbereich, der eher an ein Hotelfoyer als an eine Klinik erinnert, vermittelt schon beim Betreten des Gebäudes Transparenz und Souveränität – auch dank der repräsentativen Fliesen, die als stilvolle Basis fungieren

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fenden Konzept, sondern auch die praktischen Anforde­ rungen werden optimal erfüllt dank der ästhetischen und funktionalen Qualitäten der Serie Emotion, die das Tritt­ sicherheitsspektrum von R9 bis R12V4 nahtlos abdeckt.

Die Grundlage

Bild 3.  Einladend, hell, freundlich: Diese Planungsziele spiegelt auch der lichtdurchflutete Essensbereich wider – unterstützt wird diese Intention durch den keramischen Bodenbelag: Der Mix aus 30 cm × 60 cm-Fliesen und filigranem Streifenformat 10 cm × 60 cm führt zu einem Resultat der Extraklasse mit dezenter Rhythmik

zweigeschossige Eingangshalle, die mehr an eine repräsen­ tative Hotel-Lobby als an eine Klinik erinnert. Unmittelbar in der Blickachse liegt der östliche Innenhof, sodass Gäste in Richtung Licht und Helligkeit schauen, obwohl sie das Gebäude eben erst betreten haben. Einen wesentlichen Anteil an dieser wohltuenden Raumatmosphäre haben die sandfarbenen Bodenfliesen von Agrob Buchtal, die solo im Format 30 cm × 60 cm oder im freien Verband mit dem filigranen Streifenformat 10 cm × 60 cm eine „dezent-leb­ hafte“ Rhythmik vermitteln. Egal, wohin die Gäste ihren Weg fortsetzen – der keramische Bodenbelag zieht sich als verbindendes Element durch das gesamte Gebäude. Doch nicht nur die Optik stimmt bei diesem geschossübergrei­

Bild 4.  Die Sanitärbereiche der 190 Patientenzimmer in den Ober­ geschossen: Graublaue Bodenfliesen, eine geflieste Duschtasse, die komfortabel begeh- und befahrbar (Rollstuhl) ist und Wandfliesen mit HT-Veredelung schaffen nachhaltige Funktionalität und tadellose Hygiene

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Diese farbliche Durchgängigkeit lässt die unterschiedli­ chen Bereiche der Klinik zu einer Einheit verschmelzen. Umgesetzt werden konnte diese architektonische Konse­ quenz durch Wand- und Bodenfliesen der Serie Emotion von Agrob Buchtal. Diese Kollektion ist ein extrem vielsei­ tiger „keramischer Baukasten“ aus zahlreichen aufeinan­ der abgestimmten Formaten, Farben und Oberflächen mit verschiedenen Trittsicherheiten: von der seidigen Weich­ heit geschliffener Steinplatten (Trittsicherheit R9) über fein genarbten Sandstein-Look (R10/A) bis hin zu grob ge­ furchtem Gebirgsfels (R11/B). Mit der Ergänzung Emotion Grip wird das Spektrum nochmals erweitert: Trittsicher­ heiten bis hin zur Klasse R12V4 und praxisgerechte For­ mate in Normal- und Überstärke erlauben es, auch Räume mit besonders ausgeprägten Anforderungen ansprechend zu gestalten. Die daraus resultierenden Möglichkeiten wur­ den in Marburg gekonnt genutzt.

Die Details Die Eingangshalle zieren wie erwähnt repräsentative Groß- bzw. filigrane Streifenformate (Trittsicherheit R10/A), der Beckenumgang des Schwimmbads, die Um­ kleiden sowie die Behandlungs-, Hauswirtschafts- und Putzräume sind mit 10 × 10-cm-Mosaik (R10/B) ausgestat­ tet. In der Essensausgabe und der Küchenanlieferung ka­ men 20 × 20-cm-Fliesen (R11/B) zum Einsatz, ebenso wie in der gewerblichen Küche – dort vorschriftsgemäß profi­

Bild 5.  In der gesamten Klinik bilden Keramikfliesen der Serie Emotion das verbindende Element, sogar in den Aufzügen: eine dauerhafte und saubere Lösung, die die gestalterische Botschaft von Etage zu Etage trägt

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unterstützt maßgeblich die effiziente Reinigung dieses hy­ gienisch sensiblen Bereichs. In den Patientenbädern der Obergeschosse befinden sich 30 × 60 cm große, graublaue Bodenfliesen (R11/B), wobei sich die Architekten im Duschbereich für einen reizvollen Formatwechsel auf 10 × 10-cm-Mosaik im gleichen Farbton entschieden. Eingefasst wird dieser trittsichere Duschbereich von speziellen kera­ mischen Formteilen. Sie bilden den sanften Rand der Duschtasse, die komfortabel zu begehen oder per Rollstuhl befahrbar ist und dabei auch noch gut aussieht.

Der Zusatznutzen

Bild 6.  Das Schwimmbad ist klar, ruhig und zugleich elegant gehalten, wertvolle ­Beiträge dazu leisten Fliesen der Serie Emotion: Im Beckenumgang als trittsicheres 10 m ×10 cm-Mosaik, an der Wand als halbhohe Bekleidung, die schützt und den Raum reizvoll einfasst

liert und mit Trittsicherheit R12/V4. Eine Besonderheit sind die keramischen Kehlen an den Sockeln der fest ein­ gebauten Kocheinrichtungen aus Edelstahl. Diese intelli­ gente Lösung verlagert empfindliche Silikonfugen vom Boden in die deutlich weniger strapazierte Vertikale und

Die hellbeigen Wandfliesen der Patientenbäder sind – ebenso wie im Schwimmbad, den Umkleiden, Toiletten und Pflegebädern – 30 × 60 cm groß und bereits werkseitig ausgestattet mit der innovativen Veredelung HT (Hydro­ philic Tiles, englisch für Fliesen mit hydrophiler „wasserlie­ bender“ Oberfläche) Dauerhaft in die Glasur eingebrannt, vereinfacht die HT-Veredelung die Reinigung extrem: Was­ ser bildet einen dünnen Film, Verschmutzungen werden unterspült und können dann leicht entfernt werden. Darü­ ber hinaus wirkt HT antibakteriell: Dem Prinzip der Foto­ katalyse folgend, löst Licht eine Reaktion aus, durch die aktivierter Sauerstoff entsteht, der Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze ohne Einsatz chemischer Mittel zer­ setzt und deren Neubildung behindert. Last, but not least baut die Veredelung sogar Luftschadstoffe ab und verbes­ sert so nachhaltig das Raumklima – alles Vorzüge, die ge­ rade in Gebäuden des Gesundheitswesens Tag für Tag re­ levant und nützlich sind. Die fotokatalytischen Effekte von HT verbrauchen sich nicht, sondern werden durch Licht stets neu aktiviert. Sie wirken demnach ein ganzes Fliesen­ leben lang und sind ein weiteres positives Merkmal dieses Projekts, das durch harmonische Stringenz beeindruckt und als richtungsweisend betrachtet werden darf. Weitere Informationen:

Bild 7.  Auch in der Großküche ist alles top dank profilierter Bodenfliesen der Serie Emotion Grip mit Trittsicherheit R12V4 – keramische Kehlen an den Sockeln der Kücheneinrichtung (rechts) verlagern empfindliche Silikonfugen weg vom Boden und erleichtern die effiziente Reinigung (Fotos: AGROB BUCHTAL GmbH)

ABROB BUCHTAL GmbH Buchtal 1, 92521 Schwarzenfeld PF 49, 92515 Schwarzenfeld Tel. (09435) 391-0, Fax (09435) 391-3452 agrob-buchtal@deutsche-steinzeug.de, www.agrob-buchtal.de

med.Logistica 2017 Die Messe med.Logistica Leipzig, die vom 17. bis 18. 05. 2017 im Congress Center Leipzig stattfindet, ist ein Kon­ gress für Krankenhauslogistik mit Fachmesse. Im Rahmen des Kongresses werden in Impulsreferaten, Podiumsdis­ kussionen und Seminaren aktuelle Problemstellungen dis­ kutiert und Lösungen vorgestellt. In der begleitenden Fachausstellung der med.Logistica Leipzig Messe werden Unternehmen, Produkte, Dienstleistungen und Lösungen der Logistik, von der Beschaffung über innerbetriebliche

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Personen-, Material- und Informationsflüsse bis hin zur Entsorgung präsentiert. Weitere Informationen: Leipziger Messe GmbH Messe-Allee 1, 04356 Leipzig PF 10 07 20, 04007 Leipzig Ronald Beyer, Tel. (0341) 678-82 61 r.beyer@leipziger-messe.de, www.medlogistica.de

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Kölner St. Marien-Hospital setzt Gestaltungskonzept konsequent um Erstaunlichen Einfluss haben Raumatmosphären auf Demenzkranke. Farbe und Licht spielen dabei eine besondere Rolle. Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz leitet die neue Geriatrische Abteilung in Köln. Er kennt die speziellen Bedürfnisse und Anforderungen von Menschen mit Demenzerkrankung, denn ein Großteil seiner Patienten leidet daran. Das Raumkonzept der neuen Geriatrischen Abteilung des St. Marien-Hospitals in Köln entwarf Architektin Gudrun Kaiser aus Aachen. Besonders viel Wert wurde bei der Raum­gestaltung sowohl auf die Farb- und Materialkombi­ nation als auch auf den Einsatz von biologisch wirksamem Licht gelegt. So kam es, dass die Firmen Caparol und Waldmann als Spezialisten für Farbe und Licht einbezogen wurden. Die Designerinnen Eva Häckel und Imme Bode vom Caparol FarbDesignStudio entwickelten ein Farbkon­ zept, das mit den wechselnden, dem Tageslicht angepassten Lichtstimmungen angenehm harmoniert. Ziel sollte sein, die Patienten zu aktivieren, ihnen die Orientierung zu er­ leichtern und vor allem ihr Wohlbefinden und Sicherheits­ gefühl zu fördern.

Farbe + Licht Farbe und Licht sind untrennbar miteinander verbunden. Grundvoraussetzung für den Eindruck von Farben sind Art und Beleuchtungsstärke des Lichts. In der Demenz­ station ist dieses Zusammenwirken sehr gut spürbar. Das

Bild 2.  Eine pastellfarbene Akzentwand verleiht hier dem Patientenzimmer einen ­individuellen Charakter – dies hilft bei Desorientierung, den „eigenen“ Raum besser wiederzuerkennen; Bildschirm und Regal wirken wie gerahmt in der rosafarbenen Wandfläche (3D Rose 55)

sich verändernde Licht lässt die Farben im Laufe eines Ta­ ges unterschiedlich aussehen – so wie es unter den Bedin­ gungen des natürlichen Tageslichts auch passiert. Farbtöne können ihre Wirkung nicht in jedem Licht auf die gleiche Weise entfalten, so kommen beispielsweise im warmen Licht die Rottöne leuchtender zur Geltung während das kühle Morgenlicht die Blautöne frisch strahlen lässt. Das wechselnde, „biodynamische“ Licht hilft dabei, den bei De­

Bild 1.  Der zentrale Bereich bietet den Demenzpatienten Bewegungsfläche, aber auch Ansprech- und Sitzmöglichkeiten – starke Kontraste erleichtern die Orientierung und bieten Anregung (Orange Akzentwand: 3D Siena 160)

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menzpatienten häufig aus dem Takt geratenen Tagesrhyth­ mus positiv zu beeinflussen.

Ziel + Konzept

Bild 3.  Haptische Anreize entstehen durch die strukturierte und robuste Wandbeschichtung mit Capaver ElementEffects/Dessin Matrix; der metallische Glanz wird durch die Schlussbeschichtung mit Metallocryl Interior im Farbton Palazzo 125 MET ­erzielt

Bild 4.  Starke und kräftige Farben prägen den Aufenthaltsbereich und ergeben inte­ ressante Blickachsen in den Flur; die verschiedenen Funktionsbereiche sind ganz bewusst farblich differenziert gestaltet (Dunkelrote Wand: Metallocryl Interior im Farbton Magma 35 MET)

Das Wohlbefinden der Patienten steht im Mittelpunkt: Wenn sie auf die Station kommen, ist nicht nur die Um­ gebung fremd, sondern auch die Situation an sich un­ verständlich. Eine angenehm freundliche Raumatmo­ sphäre mit wohnlichem Charakter wirkt sich daher positiv aus. Verschiedene Oberflächen und Farbtöne bieten sinn­ lichen Abwechslungsreichtum und anregende Impulse, während sie gleichzeitig der Orientierung dienen. Die In­ tention ist, eine Raumstimmung zu schaffen, die die Pa­ tienten zum Bleiben auffordert, um Weglauftendenzen zu verringern. In fast allen Bereichen ist ein Fußboden in Eichenholz­ optik verlegt. Das schafft eine warme, behagliche Basis, die gleichzeitig Trittsicherheit vermittelt. In den Patientenzim­ mern sorgt ein Cremefarbton für eine angenehme Grund­ stimmung. Die Blickwand aus Patientensicht ist farblich akzentuiert. Drei pastellige Farbtöne wurden abwechselnd eingesetzt. Das verleiht den Zimmern einen individuellen Charakter und hilft verwirrten Personen, „ihr“ Zimmer leichter zu identifizieren. In den öffentlichen Bereichen, wie z. B. im Aktivie­ rungsraum, Café oder dem Zentrum der Station mit Emp­ fang und Aufzug, sind viele Wandflächen in einem Sand­ farbton gehalten. Im Gegensatz zum „Klinikweiß“ entsteht so eine natürliche, sanfte Atmosphäre. Raumelemente oder Raumkanten, die wichtig sind für die Orientierung, wurden mit intensiv farbigen Wandflächen hervorgehoben. Das er­ regt Aufmerksamkeit und leitet die Patienten – auch unbe­ wusst – zum Mittelpunkt der Station. Für das selbstständige Agieren und Sich-Fortbewegen ist die klare Sichtbarkeit aller Raumelemente unerlässlich. Daher wurde auf ausrei­ chend hohe Kontrastabstände geachtet. In Bereichen mit längerer Aufenthaltszeit kamen de­ korative Oberflächen zum Einsatz. Wandbeläge (Capaver ElementEffects in unterschiedlichen Designs) sind zum Teil mit einer schimmernden, glänzenden Farbe (Metallocryl Interior) beschichtet. Diese Wände bieten nicht nur ein

Bild 5.  Aktivierungsraum mit biologisch wirksamen Lichtmanagement von Waldmann (Pendelleuchte ViVAA VTL): Die wechselnde Lichtstimmung orientiert sich am Tageslicht und unterstützt Demenzkranke, ihre oft aus dem Takt geratene innere Uhr zu regulieren – im Vergleich wird deutlich, wie kühleres und wärmeres Licht die Farbgebung beeinflusst (Fotos: Constantin Meyer Photographie)

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­ isuelles Erlebnis, sondern sollen auch die Neugier und den v Erkundungswillen wecken und zum Hinbewegen auffor­ dern.

Fazit Die Umsetzung erfolgte strikt nach Konzept. Das Ergebnis ist gelungen. Die Farbgestaltung kommt gut an, auch bei Mitarbeitern und Angehörigen. Die neuen Räume bieten den idealen Rahmen für Studien mit Demenzpatienten. Außer­dem wirken die farbigen Räume „ansteckend“ auf andere Stationen. Die positiven Erfahrungen der Geriatrie „färben ab“ auf die zukünftigen Sanierungen des Kranken­ hauses – das meint jedenfalls Prof. Dr. Schulz (s. Interview). Martina Lehmann Weitere Informationen: CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH Roßdörfer Straße 50, 64372 Ober-Ramstadt Tel. (06154) 71-0. Fax (06154) 71-222 info@caparol.de, www.caparol.de

Bautafel Klinik für Geriatrie, St. Marien-Hospital, Köln ■■ Auftraggeber: Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz ■■ Architektur: Dipl. Ing. Gudrun Kaiser | WiA – Wohnqualität im Alter, Aachen ■■ Caparol-Fachberatung: Bernd Hauröder ■■ Farbkonzept: Dipl. Des. Imme Bode, BA Farbdesign Eva Häckel ■■ Eingesetzte Caparol-Produkte: Capaver Gewebe K1100, ­Amphibolin ELF, Capaver Element Effects, CD Metallocryl ­Interior und Amphibolin ELF, Capacryl Haftprimer/Capacryl ­ PU Satin (Tür­zargen) ■■ Sanierung und Neugestaltung: 2015

Tipp: Die „Lebensräume“ von Caparol sind ein hilfreiches Gestaltungsmittel speziell für Räume, die von älteren Menschen genutzt werden. Farbkombinationen, die sich an Naturstimmungen orientieren, werden in Form eines Farbfächers für unterschiedliche Raumfunktionen gezeigt. Zusätzlich liefert eine Broschüre Wissenswertes und viele Bildbeispiele. (http://www.caparol.de/service/health-care/lebensraeume.html)

„Ganzheitliche Farb-Material-Licht-Konzeption“ Interview mit Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz die Demenzstation im Einsatz ist. Es ist nicht zu unterschätzen, wie die Raumatmosphäre auch das dort tätige Pflege- und ärzt­ liche Personal mit entspannt und es auch ermöglicht, leichter auf das häufig bestehende fordernde Verhalten der Patienten qualifizierter reagieren zu können. Auch für die Patienten selber ist es so, dass die Raumatmosphäre bei hyperaktiven, desorientierten Patienten durch klare Strukturen und Farbgebungen eine bessere Führbarkeit mit zeitgerechter Medikation und Beübung durch Therapeuten zu ermöglichen scheint.

Bild 6.  Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz (Mitte) mit dem Team der Geriatrie und Caparol-Mitarbeitern – Dr. Andreas Backes, Heike Schneider, Bernd Hauröder und Eva Häckel (v. l. n. r.)

Welche Anforderungen stellen Demenzpatienten an einen Raum und was ist grundsätzlich zu berücksichtigen? Demenzpatienten zeichnen sich durch eine häufig bestehende zeitliche und örtliche Desorientiertheit aus. Aus diesem Grunde versuchen wir, durch Therapieansätze, die das familiäre Umfeld und bestimmte räumliche Strukturen einbeziehen, den Patienten zu ermöglichen, sich auf wenige, aber dafür wesentliche Dinge zu konzentrieren, um damit insgesamt die Orientierung zu verbessern. Je weniger störende und ablenkende Elemente in einem Raum sind, desto leichter gelingt es, den Patienten in eine ruhige Grundstimmung zu bringen, in der es ihm ermöglicht wird, sich auf Tätigkeiten des Alltags zu konzentrieren. Welche Erfahrungen haben sie mit Demenzpatienten in unterschiedlichen Raumatmosphären gemacht – positiv sowie negativ? Die ersten Erfahrungen, die wir mit unseren Farbraumkonzepten mit Lichtunterstützung gewonnen haben, sind, dass insgesamt sowohl für Patienten als auch für die Mitarbeiter des Hauses eine entspanntere und ruhigere Gesamtatmosphäre entstand. Dies ist zwar wissenschaftlich noch nicht vollständig belegt, beruht aber auf Beobachtungen des letzten halben Jahres, seitdem

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Wie wichtig ist eine ganzheitliche Farb-Material-LichtKonzeption? Was soll mit der Raumgestaltung erreicht werden? Wie wichtig ein ganzheitliches Farbmaterial Lichtkonzept tatsächlich ist, wird sich erst in den nächsten wissenschaftlichen Erhebungen belegen lassen. Die ersten Erfahrungen und Beobachtungen zeigen aber, dass gerade Licht- und Farbauswahl eine ganz entscheidende Kombination ist, die über die Erzeugung von Stimmung und Raumgefühl entscheidet. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis der Farbgestaltung der neuen Station? Wir sind mit dem erzeugten Farbgefühl sowohl in der Pflege als auch bei Angehörigen und Patienten sehr zufrieden und sehen in dieser neuartig gestalteten Station auch eine Pilotstation, von der jetzt Erfahrungen in den Umbau der übrigen Stationen genommen werden. Man darf ruhig von einem gewissen Motor im Umbau und der Weiterentwicklung des gesamten Krankenhauses reden. Gibt es schon Erkenntnisse darüber, wie Farbe und Licht auf die Demenzpatienten Ihrer Station wirken? Wie schon in der ersten Frage beantwortet, erleben wir das insgesamt klare aber auch strukturierte und abgestufte Farb-/Lichttherapie eine beruhigende Atmosphäre erzeugen, die besonders durch das zirkadiane Licht mit den ganz neu und individuell wirkenden Farben als Gesamtkonzept sehr gut ankommt und auch häufig Gegenstand von positiven Anmerkungen der Familienangehörigen ist.

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Zeitschriften für die Ingenieurpraxis im Bauwesen

111. Jahrgang 2016 Impact-Faktor 2015: 0,425

17. Jahrgang 2016 Mitgliederzeitschrift der fib – International Federation for Structural Concrete Impact-Faktor 2015: 1,023

85. Jahrgang 2016 Impact-Faktor 2015: 0,201

Zeitschrift für den gesamten Ingenieurbau 93. Jahrgang 2016 Impact-Faktor 2015: 0,289

39. Jahrgang 2016 Organ der DGGT

Geomechanik und Tunnelbau 9. Jahrgang 2016 Mitgliederzeitschrift der ÖGG

Design and Research 9. Jahrgang 2016 Mitgliederzeitschrift der ECCS – European Convention for Constructional Steelwork

Alle Zeitschriften auch als

journal erhältlich European Journal of Masonry 20. Jahrgang 2016

Wärme I Feuchte I Schall I Brand I Licht I Energie 38. Jahrgang 2016 Impact-Faktor 2015: 0,205

Fachzeitschrift für Führungskräfte der Bauwirtschaft 39. Jahrgang 2016

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Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG

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Türen und Tore

Moderne Tür- und Sicherheitstechnik im neuen Stuttgarter Olgahospital mit Frauenklinik Das Olgahospital und die Frauenklinik in Stuttgart wurden zu ­einem der modernsten und größten Zentren für Kinder-, Jugendund Frauenmedizin Deutschlands zusammengefasst. Der Neubau bietet 385 Betten und besteht aus zwölf Einzelkliniken, einer interdisziplinären Notaufnahme und zahlreichen Ambulanzen. Entworfen von den Stuttgarter Büros SFP Architekten GmbH und HPP Laage & Partner stand eine Gebäudegestaltung mit erst­ klassigen Bedingungen für die medizinische Versorgung und das Wohlbefinden der Patienten im Vordergrund. Die hohe S ­ icherheit und der Nutzerkomfort, die vielfältige Funktionalität und das ­Design der Türen und Fenster, ausgestattet mit modernster Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik von GEZE, sind Teil d­ avon. Barrierefreiheit, berührungsloses Öffnen, vorbeugender Brandschutz, Fluchtwegsicherheit, Zutrittskontrolle und modernes durchgängiges Design sind die Anforderungen, die Türen in der Klinik erfüllen müssen. Mit Systemlösun­ gen von GEZE wurden die verschiedensten Funktionsund Gestaltungsanforderungen an fast einhundert automa­ tischen ein- und zweiflügeligen Drehtüren und einer Schiebe­türanlage umgesetzt.

Das „Sesam-öffne-Dich-Gefühl“: barrierefreier Türkomfort mit Slimdrive SL NT-Schiebetürsystemen Die einladende Atmosphäre im Foyer prägt die fast 3 m breite automatische Schiebetüranlage, die auf die „Arche“ als Kinderspielplatz zuführt. Filigrane Türprofile und in der Decke integrierte Slimdrive SL NT-Antriebe verbinden barrierefreien Begehkomfort und Fluchtwegsicherheit mit Transparenz und ausgezeichneter Türoptik. Den hohen Publikumsverkehr bewältigen die zweiflügeligen Türen präzise, kraftvoll und leise. Ihre Offenhaltezeit passt sich der Durchgangsfrequenz an. Wird der Besucherstrom dich­ ter, werden die Türflügel automatisch länger offengehalten. Im Gefahrenfall sorgen die Schiebetüren für „freie Bahn“.

Bild 1.  Einladende Atmosphäre: feingerahmte automatische Schiebetüranlage als Fluchtweglösung mit nur 7 cm hohen Slimdrive SL NT-FR-Antrieben

Ganz besonders sicherheitsrelevant ist der Zugang zur Säuglingsstation. Die einflügelige Türlösung mit einem Slimdrive EMD-Drehtürantriebssystem vereint barriere­ freien Begehkomfort mit Zutrittskontrolle, Fluchtweg­ sicherheit in beiden Richtungen und dem selbsttätigen Öffnen für das Nachströmen frischer Luft im Brandfall. Im „Automatikmodus“ öffnet die Tür jedem zu jeder Zeit. Im Nachtbetrieb ist der Zugang nur für berechtigte Personen über das Zutrittskontrollsystem möglich. Sollte eine Ge­ fahrensituation eine Evakuierung erfordern, kann die Sta­ tion schnellstens von allen verlassen werden. Selbstver­ ständlich wird gleichzeitig ein Alarm ausgelöst. Einflügelige automatische Drehtüren mit Slimdrive EMD-Antriebsvarianten dienen auch als Brandschutztüren. Slimdrive EMD-Antriebe sind die ideale Lösung für s­ chmale

Sicherheit geht vor: multifunktionale Türen Slimdrive EMD-Drehtürsysteme, die beim Näherkommen automatisch öffnen, findet man in fast jedem Klinikbe­ reich. Zur früheren Öffnung können die Türen auch über einen Flächentaster angesteuert werden. Eine Berührung mit dem Ellbogen genügt. Sicherheit ist immer gewährleis­ tet, denn die Sensorüberwachung hält die Türen an, wenn sich eine Person im Schwenkbereich befindet. Die Push & Go-Funktion ermöglicht die Ansteuerung des Türantriebes durch ein kurzes Antippen des Türflügels. Eingebunden in Brandmeldeanlagen, dienen zweiflügelige Drehtürsysteme mit den entsprechenden Slimdrive EMD-Antrieben als Fluchttüren oder als Abluftöffnungen für den natürlichen Rauch- und Wärmeabzug im Brandfall. Die Brandmelde­ anlage löst im Gefahrenfall auch die Freigabe der Flucht­ türsteuerung TZ 320 aus, sodass die Türen selbsttätig öff­ nen. Bei Stromausfall sorgt die Invers-Funktion der An­ triebe für das selbsttätige Öffnen und Offenhalten der Türen.

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Bild 2.  Slimdrive EMD-Drehtürsysteme eröffnen die verschiedensten Funktions- und Gestaltungsmöglichkeiten

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Türen und Tore

Türprofile und wenn wenig Platz zur Verfügung steht, denn sie sind nur 7 cm hoch und der Rauchschalter ist in der Antriebshaube integriert. Als Sensorgleitschiene sind auch die Gleitschiene und die Sensorleiste zusammengefasst.

Feststellanlagen: Barrierefreiheit für mechanische Brandschutztüren

Bild 3.  Brandschutztür mit Feststellanlage mit dem Türschließer TS 5000 R-ISM mit integrierter Schließfolgeregelung für das automatische folgerichtige Schließen der Türflügel im Brandfall und Sturzrauchmelder zur Früherkennung von Rauch und Feuer

In fast allen Stationen werden ein- und zweiflügelige ma­ nuelle Brandabschnittstüren zur barrierefreien Nutzung von Feststellanlagen elektromechanisch offen gehalten. Kompakt und optisch dezent bestehen die gewählten Lö­ sungen aus TS 5000-Türschließern mit einem durchgehen­ den R-ISM Gleitschienensystem, in das alle Komponenten der Feststellanlage integriert sind. Wird eine Feststellanlage durch Stromausfall deaktiviert oder durch einen Brandmel­ der ausgelöst, sorgen die Türschließer für ein siche­res Schlie­ ßen der Brandschutztür und stellen die Schutzfunktion des Brandschutzabschlusses sicher. Feststellanlagen können flexibel mit Sicherheitskomponenten kombiniert werden. In den Flucht- und Rettungswegen sind sie zusätzlich mit TZ 320 Fluchttürsteuerungen ausgerüstet. Das Betätigen der Nottaste unterbricht die Sperrwirkung des Fluchttüröffners und gibt die Tür zum Öffnen in Fluchtrichtung frei.

Sicherheit und Hygiene mit intelligentem Zubehör In den Patientenzimmern wurden aufliegende GEZE Drehlager und T-Stop Gleitschienen installiert. Das System mit integrierter Öffnungsbegrenzung verhindert eine „Kolli­ sion“ der Badezimmertür mit den angrenzenden Zimmertü­ ren und macht (gefährliche!) Boden-Türstopper überflüssig. Weitere Informationen: Bild 4.  Patientenzimmertüren: Intelligente Türtechnik sorgt für Sicherheit an der Tür und Hygiene am Boden (Fotos: GEZE GmbH)

GEZE GmbH Reinhold-Vöster-Straße 21–29, 71229 Leonberg Tel. (07152) 203-0, Fax (07152) 203-310 info.de@geze.com, www.geze.com

Krankenhaus Rating Report 2016 Die wirtschaftliche Situation deutscher Krankenhäuser hat sich zwar 2014 stabilisiert, die Insolvenzwahrscheinlich­ keit ist trotzdem gegenüber dem Vorjahr weitgehend un­ verändert geblieben. Vor allem in Bayern, Baden-Württem­ berg, Niedersachsen, Bremen und Hessen sei die Lage kritisch. Zudem klafft weiterhin eine Milliardenlücke bei den Investitionsmitteln, die die Bundesländer zur Verfü­ gung stellen müssen. Zu diesem Ergebnis kommt der zwölfte „Krankenhaus Rating Report 2016 – Mit Rücken­ wind in die Zukunft?“ des Rheinisch-Westfälischen Insti­ tuts für Wirtschaftsforschung (RWI), des Institute for Healthcare Business GmbH (hbc) sowie der Philips GmbH. „Der Report zeigt eindrucksvoll, dass die Kranken­ hausreform schleunigst umgesetzt werden muss. Wir ap­ pellieren daher an die Krankenkassen, die Umsetzungsver­ handlungen konstruktiv und im Sinne des Gesetzgebers anzugehen. Schon in 2016 werden deutlich weniger Mittel an die Krankenhäuser fließen als von der Bundesregierung beabsichtigt. Wenn hier die Kassen sich nicht besinnen,

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könnte man fast von Blockadehaltung reden“, erklärt Tho­ mas Reumann, Präsident der Deutschen Krankenhausge­ sellschaft (DKG). Der Report zeige aber eben auch, dass die Ausstattung der Krankenhäuser mit Investitionsmitteln immer noch äußerst mangelhaft sei. „Dieser Report ist ein eindrucksvoller Beleg für die katastrophale Investitions­ situation der Krankenhäuser. Mit 3,9 Milliarden Euro hat die jährliche Förderlücke einen historischen Höchststand erreicht. Es wird höchste Zeit, dass die Länder ihrer Ver­ antwortung für eine auskömmliche Investitionsfinanzie­ rung endlich gerecht werden. Wir brauchen einen natio­ nalen Investitionspakt. Das muss jetzt auf die politische Tagesordnung“, so Thomas Reumann. Weitere Informationen: Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V. Wegelystraße 3, 10623 Berlin Tel. (030) 39 80 1-0, Fax (030) 39 80 1-30 00 dkgmail@dkgev.de, www.dkgev.de

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Türen und Tore

Einsatz und Nutzen barrierefreier Türen: Universal Design statt „behindertengerecht“ Gebäude, Wohnungen und Räume werden durch Öffnungen mit Türen erschlossen – aber auch verschlossen. Notwendi­ gerweise entstehen dadurch auch Barrieren – nicht nur für ­ungebetene Gäste, sondern täglich auch für Menschen im Umgang und Gebrauch. Weichen Menschen durch körperliche Maße, Fähigkeiten oder sonstige Beeinträchtigungen von der Norm ab, wird die Benutzung einer Standard-Drehflügeltür beschwerlich bis unmöglich. Wesentliche Grundlagen, wie kontrastreiche oder farbliche Gestaltung von Türen für sehgeschädigte und ältere Menschen, Klemmschutz bei Griffen und Türklinken oder schwellenlose Übergänge zur Vermeidung von Stolperstellen, sind daher schon bei der Planung zu beachten und werden durch die Gedanken des Universal Designs unterstützt. Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die seit 2009 in Deutschland Gesetzeskraft hat, unterstützt ein ent­ sprechendes „Universal Design“ und definiert als nicht zulässige Diskriminierung auch eine „ …Versagung ange­ messener Vorkehrungen“ (siehe UN-BRK Art. 2). Die Grundsätze des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen fordern neben der Achtung der Menschenwürde, der Unabhängigkeit, der Nichtdiskri­ minierung und der Teilhabe, die Chancengleichheit und Zugänglichkeit. So bedeutet ‚universelles Design‘ schließ­ lich „ein Design von Produkten, Umfeldern, Programmen und Dienstleistungen in der Weise, dass sie von allen Men­ schen möglichst weitgehend ohne eine Anpassung oder ein spezielles Design genutzt werden können“ (siehe UN-BRK Art. 2). Dies bezieht sich insbesondere auch auf Gebäude, deren Nutzung durch alle Menschen ermöglicht werden muss.

Barrierefreies Bauen und Wohnen Obwohl erst das Jahr 2003 zum Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderung gekürt wurde, gibt es bereits seit 1994 barrierefreie Türen mit dem Ansatz des Universal Design. Die heute gültige Norm für sämtliche Belange des barrierefreien Bauens und Wohnens ist die DIN 18040 Teil 1 und Teil 2 mit den Ausgaben 10/2010 und 09/2011. Die beiden Normenteile beschreiben ausführlich die empfohle­ nen Abmessungen und Bewegungsflächen von Türen im öffentlichen und privaten Bereich. Obwohl die Norm kei­ nen Gesetzescharakter besitzt, werden doch Zuteilung und Genehmigung von Fördermitteln meist von der Erfüllung und Einhaltung der Normanforderungen abhängig ge­ macht. Auch der Einbau von barrierefreien Türen im Pri­ vatbereich ist dabei förderwürdig und wird von der KfW mit entsprechenden Mitteln finanziert.

Bild 1.  Das Türblatt einer Raumspartür faltet praktisch und platzsparend zur Seite, eine direkte, frontale Anfahrt mit Rollstuhl oder Rollator ist ohne zu rangieren möglich

Rollstuhl oder Rollator und erfordert ein aufwendiges Ran­ gieren und Manövrieren. Die meisten Stürze älterer Menschen treten beim Rückwärtsrangieren mit dem Gehgestell auf, weshalb durch den Einsatz von barrierefreien Türen Unfallgefahr und -häufigkeit reduziert werden können.

Schiebetüren Der Einsatz von Schiebetüren ermöglicht dem Nutzer the­ oretisch eine optimale Zugänglichkeit des Türdurchgangs, da die Türen neben der Öffnung vor eine Wand geführt werden. So einfach die Bedienung erscheint, so fordert eine Schiebetür jedoch einen völlig anderen Bewegungs­

Standard-Drehflügeltüren Eine Standardtür oder Drehflügeltür benötigt, abhängig von der Türbreite bzw. dem gewünschten lichten Türdurch­ gang, aufgrund des großen Schwenkbereiches eine relativ große Bewegungsfläche. Der Bewegungsradius erschwert dadurch die Zugänglichkeit des Türdurchgangs beim Öff­ nen, insbesondere für Menschen mit Beeinträchtigungen,

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Bild 2.  Raumspartüren benötigen kleinere Bewegungsflächen und einen weitaus geringeren Platzbedarf

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Türen und Tore

Bild 3.  Die Türklinke bleibt stets in erreichbarer Nähe (Foto/Grafiken: Küffner)

verlauf vom Nutzer. Das Fehlen einer Standard-Türklinke sowie die Schiebebewegung zur Seite erfordern eine ge­ wisse geistige Flexibilität sowie ergonomisch ungünstigen Krafteinsatzes. Mitunter entstehen Barrieren für kleine Kinder, ältere Menschen, Menschen mit geistiger Beein­ trächtigung oder Demenz, da die Bedienung einen völlig anderen Bewegungsablauf fordert. Ein Abdichten und auch Abschließen von Schiebetü­ ren ist zudem konstruktiv aufwendig, weshalb deren Ein­ satz für Bäder und Toiletten meist unbefriedigend ist. Aus hygienischen Gesichtspunkten sind Türen in Wänden nicht zu empfehlen, da letztendlich der Baukörper offen und meist unzugänglich ist. In den unzugänglichen Wand­ taschen sammelt sich Staub, Schmutz und nicht selten fin­ det Ungeziefer seinen Lebensraum.

Barrierefreie Raumspartüren Bereits Ende der 1980er-Jahre beschäftigten sich erfin­ dungsreiche Unternehmen mit speziellen Türlösungen. Hauptzielgruppe waren seinerzeit die Rollstuhlnutzer, de­ nen die Bedienung einer Tür erleichtert werden sollte. Die erste „behindertengerechte Raumspartür“ wurde Anfang der 1990er-Jahre entwickelt und patentiert; 1994 wurden deren Form und Funktion mit dem roten Punkt des Design Zentrums in Essen ausgezeichnet. Raumspartüren oder Faltdrehtüren erfreuen sich da­ her seit Jahren hoher Akzeptanz. Die Türelemente verei­ nen die Vorteile von Drehflügel- und Schiebetür. Beim Öffnen der Tür wird das Türblatt praktisch gefaltet und schwingt platzsparend zur Seite. Die im Verhältnis 1/3 zu 2/3 aufgeteilte Konstruktion zweier vollwertiger Türblätter kann mit Standard-Türklinke und Standard-Schloss ausge­ stattet werden. Sie lässt sich wahlweise mit einer WC-Gar­ nitur als auch mit einem Profilzylinder verschließen. Die Bedienbarkeit ist daher vergleichbar mit jeder StandardDrehflügeltür. Da kein Umdenken gegenüber dem norma­ len Bewegungsablauf erforderlich wird, stellt dies einen entscheidenden Vorteil für den Einsatz in Seniorenheimen und Krankenhäusern dar. Raumspartüren schwingen beim Öffnen sehr viel frü­ her zur Seite, weshalb eine direkte, frontale Anfahrt mit Rollstuhl oder Rollator ohne zu rangieren möglich wird. Sie benötigen kleinere Bewegungsflächen und einen weit­ aus geringeren Platzbedarf als herkömmliche Drehflügel­ türen, wodurch beispielsweise Flure schmaler und Bäder

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großzügiger, „barrierefrei“ oder zumindest „barriereredu­ ziert“ geplant werden können. Ein weiterer Vorzug ist, dass die Türklinke von beiden Seiten des Durchgangs immer in erreichbarer Nähe bleibt. Das Türblatt öffnet lediglich zu 90°, der Griff positioniert sich durch den Faltmechanismus näher am Durchgang. Somit lässt sich die Türklinke auch nach dem Passieren des Durchgangs leicht greifen und das Türblatt in umge­ kehrter Richtung schließen. In öffentlichen Bereichen zählen Raumspartüren mitt­ lerweile zur Standardausstattung von Toiletten zur selbst­ ständigen Nutzung durch Menschen mit Mobilitätshilfen. Praktischerweise benötigt die Raumspartür keine Sonder­ türzarge, sondern lässt sich in jede Türzarge einbauen, wes­ halb selbst ein nachträglicher Einbau im Bestand möglich ist, ohne vorhandene Stahlzargen aufwendig zu demontie­ ren.

Ausblick Die Entwicklung hat gelehrt, dass Begriffe wie „behinder­ tengerecht“ oder „altersgerecht“ stigmatisierend sind. Auch Begriffe wie „barrierefrei“ sind nicht ohne Ein­ schränkungen verwendbar und suggerieren, dass ein Pro­ dukt wiederum nur für eine bestimmte Zielgruppe einge­ setzt werden kann. Mit dem Begriff „Universal Design“ werden Produkte beschrieben, die Funktionalität und De­ sign für alle Beteiligten, große und kleine Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, mit mehr oder weniger Bega­ bungen, mit Schwächen und Stärken vereinen soll, ohne dass die speziell entwickelten Funktionen eines Produktes zu offensichtlich werden. Selbstverständlich sollen dabei die Aspekte der Nachhaltigkeit und Energieeinsparung bei der Herstellung des Produktes ebenfalls Berücksichtigung finden. Die Küffner-Raumspartür sowie die Küffner-Finger­ schutztür sind vom TÜV Rheinland DIN CERTCO sowie EURECERT „barrierefrei“ zertifiziert. Sie erhielten 2014 und 2015 u. a. den Universal Design Award Expert Favo­ rite sowie Consumer Favorite des IF Design Forum. Weitere Informationen: Küffner Aluzargen GmbH & Co. OHG Kutschenweg 12, 76287 Rheinstetten Tel. (0721) 51 69-0, Fax (0721) 51 69-40 info@kueffner.de, www.kueffner.de

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Lufttechnik

Medisch Spectrum Twente in Enschede – ein Krankenhaus der Extraklasse mit Lufttechnik der Oberklasse Das MST Krankenhaus (Medisch Spectrum Twente) in Enschede, das im Januar 2016 seine Pforten öffnete, liegt im Herzen der niederländischen Stadt. Auf über 78.000 m2, etwa so groß wie zehn Fußballfelder, bietet das neue Klinikum 620 Betten. Steht man vor dem Eingang des imposanten Gebäudes, erinnert nichts an einen typischen, kühl anmutenden Krankenhausbau. Gläserne Fassaden betonen die Offenheit des Hauses für die Bürger. Die Architektur mit „fünf Gebäudefingern“ lässt durch die großzügig angelegten Innenhöfe viel natürliches Licht in die Zimmer fallen. Auch bei der Farbwahl haben die Architekten die Patienten und ihr Wohlbefinden im Fokus gehabt. Eine wohltuende psycholo­ gische Wirkung – viele Wände sind in Wasabi-Grün gehalten – geht von der Farbgebung aus und unterstützt den Gesundungsprozess ebenso wie der ausgeklügelte Lärmschutz. Eine Betonkernaktivierung sorgt für die nachhaltige Kühlung der Räume in den warmen Monaten.

Die therapierende Wirkung gesunder Luft Ein hoher Stellenwert wurde auf eine perfekt funktionie­ rende Raumlufttechnik gelegt, ist eine ausreichende und hygienisch einwandfreie Luftversorgung doch eine wesent­ liche Voraussetzung für einen schnellen Genesungsprozess und fördert sie erwiesenermaßen auch die Mitarbeiterpro­ duktivität. Für die raumlufttechnische Planung wurden deshalb folgenden Anforderungen definiert: –– Sicherstellung des notwendigen Luftaustauschs und strikte Einhaltung der Raumluftzustände (Raumdruck, Temperatur und Feuchte) –– Begrenzung des Luftkeimpegels in den hochsensiblen Bereichen wie OP und Intensivpflege –– hohe hygienespezifische Anforderungen an die RLTGeräte –– hohe Flexibilität bei der Konfiguration der RLT-Geräte hinsichtlich der geforderten Luftmengen und Abmes­ sungen –– Begrenzung des Schallpegels der RLT-Geräte auf unter 50 dB(A) –– Begrenzung der Stofflasten in den Aufenthaltsberei­ chen.

Bild 1.  Das MST Krankenhaus in Enschede: großzügige Glasarchitektur

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Bild 2.  Lichtdurchflutete Innenhöfe sorgen für eine helle und freundliche Atmosphäre

Hygienische Sicherheit in den aseptischen Bereichen Die höchsten Lufthygieneanforderungen werden naturge­ mäß an den OP-Bereich im 3. Stock gestellt. Um aerogene Infektionsgefahren zu vermeiden und arbeitsmedizinische Standards zu gewährleisten, fällt der Luftführung (lami­ nare turbulenzarme Verdrängungsströmung über dem Schutzbereich) und der Luftfiltration (HEPA-Filter) die wichtigste Rolle zu. Fünfzehn RLT-Geräte in der Etage über dem OP- und Intensiv- und Quarantänebereich versorgen den „Hot Floor“ mit hygienisch einwandfreier Luft. F9 NanowaveFilter sorgen für eine 2-stufige Vorfilterung der Außenluft. Endständige Hochleistungsfilter in den OP-Decken und Luftdurchlässen reduzieren in den hochsensiblen Berei­ chen eine Kontaminierung der Raumluft mit Keimen auf ein absolutes Minimum. Bei der Wahl der RLT-Geräte wurden höchste Hygie­ neanforderungen (VDI 6022) gefordert. Glatte Oberflächen in Pulverbeschichtung, Edelstahlböden und Edelstahl-Kon­ densatwannen mit allseitigem Gefälle im Geräteinneren entsprechen den strengen Hygieneanforderungen – ebenso wie die saubere und aufgeräumte Verkabelung in einem in­ tegrierten Kabelkanal. „Die einfache und bequeme Zugäng­ lichkeit der Funktionsmodule“, so Hub Westendorp, der zuständige Techniker des Krankenhauses, „erleichtert die halbjährliche hygienische Inspektion und den Filteraus­ tausch sowie die Reinigung in großem Maße.“

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Lufttechnik

Bild 3.  Soweit das Auge reicht: hygienegerechte RLT-Geräte in der Technik­zentrale des 6. Stockwerks

Bild 4.  RLT-Geräte mit höchsten Anforderungen an die Luftreinheit versorgen den OP-Bereich mit angrenzender Intensivstation (Fotos: TROX)

Die Luftversorgung der OP-Säle erfordert eine redun­ dante RLT-Technik. Deshalb sind die RLT-Geräte so ausge­ legt, dass bei einem potenziellen Ausfall eines der Geräte ein anderes einspringen kann und eine ausreichende Luft­ versorgung aufrecht erhalten wird. In hochsensiblen Bereichen darf die Luftströmung nur in eine Richtung gehen, von den Räumen mit höheren An­ forderungen an Keimarmut wie der OP-Bereich zu solchen mit geringeren Anforderungen. Ein Überdruck verhindert hier, dass Keime aus benachbarten Räumen eindringen können. Im Quarantänebereich ist es umgekehrt: Dort muss ein Unterdruck vorherrschen, der gefährliche Keime daran hindert, in benachbarte Räume zu gelangen. Dafür sorgt das intelligente Regelsystem, das die Druckverhält­ nisse dank unterschiedlicher Zu- und Abluftvolumenströme im gesamten OP-Trakt einregelt und so die Räume mit be­ sonders hohen Ansprüchen von Räumen mit geringeren Anforderungen an die Luftreinheit trennt.

Koordinierte Anlieferung der RLT-Geräte

Pflege- und Personalbereich Die sechste Etage beherbergt über 50 RLT-Geräte unter­ schiedlichster Größe und Anordnung, die den Patientenund Personalbereich, den Verwaltungstrakt sowie die Kü­ chen versorgen. Die Techniketage ist zu den Atrien hin offen. Aus diesem Grund wurden höchste Anforderungen an den Schallpegel der Geräte gestellt. So ist es auffallend ruhig im 6. Stock. Kein Geräusch dringt in die Patienten­ zimmer dank Kulissenschalldämpfer, die nicht nur effektiv den Schallpegel reduzieren, sondern auch strömungsopti­ miert und energieeffizient ihre Aufgabe verrichten. Durch die außergewöhnliche Architektur herrschen ganz unterschiedliche Raumverhältnisse. Diese verlangten höchste Flexibilität bei der Konfiguration der RLT-Geräte. Dank des modularen Aufbaus und der individuellen Kon­ figurierbarkeit der Geräte konnte man bestmöglich auf die örtlichen Platzverhältnisse und Lüftungsanforderungen eingehen. So finden sich im 6. Stockwerk lange schmale, kleine kompakte oder große und breite Geräte, nebenein­ ander oder übereinander angeordnet, die den räumlichen Erfordernissen optimal angepasst worden sind. Das war neben den hohen hygienischen Anforderungen und den günstigen Schalleigenschaften der mitentscheidende Grund bei der Ausschreibung der Geräte.

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Bei einer derart großen Anzahl von RLT-Geräten ist eine planmäßige und koordinierte Logistik für die Einbringung und Aufstellung essenziell. Die Bauverantwortlichen miete­ ten für die Anlieferung der Geräte an einem Samstag einen Parkplatz neben dem Krankenhaus an. Dort wurden die LKWs, auf denen die Geräte verladen waren, exakt in der Abfolge der Aufstellung aufgereiht. So war sichergestellt, dass die kranbaren Geräte mit Kränen über das offene Dach gleich an den Ort ihres Wirkens eingebracht wurden.

Grenzübergreifende Gesundheitsversorgung Zunehmend werden auch Patienten aus Deutschland in Enschede versorgt, z. B. Unfall-Patienten, die mit dem Ret­ tungshubschrauber oder Krankenwagen nach Enschede gebracht werden. Das MST ist die einzige niederländische Einrichtung, die bislang die Anerkennung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie erhalten hat. Im Rahmen einer Kooperation mit dem St.-Antonius-Hospital Gronau werden auch Kinder aus der deutschen Nachbarschaft in der Kinderabteilung des MST aufgenommen Bautafel Medisch Spectrum Twente (MST), Enschede/Niederlande ■■ Architekt: IAA Architecten ■■ TGA-Planung: Deerns Raadgevende Ingenieurs ■■ Anlagenbau: Installatie Combinatie IC-CUW ■■ 620 Betten insgesamt ■■ 42 Patientenzimmer für die Intensivpflege ■■ 15 OP-Säle, 11 allgemeine und vier spezielle für die Herzchirurgie Raumlufttechnik: ■■ 80 RLT-Geräte, davon 15 für den OP- und Intensivpflegebereich ■■ Außenluftvolumenstrom: 1.300.000 m3/h ■■ Volumenstrom Entrauchung: 2.000.000 m3/h ■■ Baukosten: 260 Millionen € ■■ Einrichtung: 100 Millionen € Weitere Informationen: TROX GmbH Heinrich-Trox-Platz, 47504 Neukirchen-Vluyn Tel. (02845) 202-0, Fax (02845) 202-265 trox@trox.de, www.trox.de

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Hygiene und Sicherheit

Harald Budelmann

Inka Dreßler

Jan Holzhausen

Wolfgang Sunder

Leitfaden zur baulichen Hygiene im Operationssaal Die Hygiene in Gesundheitseinrichtungen spielt eine entscheidende Rolle beim Schutz der Menschen vor Infektionen und damit schwerwiegenden Krankheitsverläufen. In Krankenhäusern treffen bereits immungeschwächte Personen aufeinander und es können im Laufe des Aufenthaltes weitere Infektionserkrankungen entstehen, die sogenannten nosokomialen Infektionen. Jährlich werden in Deutschland ca. 19,1 Millionen Per­ sonen vollstationär behandelt [1]. Hiervon erkranken jährlich bis zu 600.000 Patienten an einer nosokomialen Infektion [2]. Daraus resultiert ein enormer personeller und volkswirtschaftlicher Schaden. Der infektiöse Hospi­ talismus wird u. a. auf mangelnde Hygiene und eine er­ höhte Restverschmutzung auf Oberflächen, die im direk­ ten und indirekten Kontakt zu Patienten stehen, zurück­ geführt [3]. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Bauliche Hy­ giene im Krankenhaus“ (HYBAU+) wurden Handlungs­ empfehlungen zur Optimierung der Planung und Umset­ zung hygienesicherer Krankenhausbauten erstellt sowie Planern und Klinikbetreibern die ganzheitliche Integration des Themas der baulichen Hygiene in zukünftige Bauinves­ titionen aufgezeigt. Am Beispiel des Operationsbereichs (OP) soll im Folgenden dargestellt werden, wie die baulich­ funktionale Gestaltung und der verbesserte Einsatz hy­ gienesicherer Materialien die Hygiene in diesem Bereich unterstützen können.

Methoden Die in dem Forschungsprojekt angewandten Methoden konnten die Anforderungen von hygienekritischen Berei­ chen und Details sowie Vorschläge zu Verbesserungen von Räumen und Abläufen wie dem des OP­Bereiches sinnvoll erfassen und bewerten. So wurden anhand einer Nutzer­ befragung Anforderungen an hygienekritische Bereiche sowie Vorschläge zur Verbesserung von Räumen und Ab­ läufen erfasst und bewertet. Als Interviewpartner standen Mitarbeiter der Pflege, des OP­Bereiches und der Notfall­ aufnahme sowie Krankenhaushygieniker verschiedener deutscher Klinken zur Verfügung. Zudem wurde eine umfangreiche empirische Untersuchung der baulichen Parameter im Rahmen des Krankenhaus­In­ fektions­Surveillance­Systems (KISS) des Nationalen Refe­ renzzentrum (NRZ) für Surveillance der Charité Berlin durchgeführt. An der Umfrage nahmen 621 Krankenhäuser teil. Ziel der Umfrage war, das vorhandene Wissen zur bau­ lichen IST­Situation in Krankenhäusern zu sammeln, zu­ sammenzufassen und kritisch zu bewerten. Schließlich flossen wissenschaftlich belastbare Studien zur baulich­ hygienerobusten Ausstattung für den Krankenhausbau in die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen ein. Für die Empfehlung von hygienesicheren Materialien wurden zunächst die Anforderungen in der Funktions­ stelle OP erarbeitet. Materialien, die den Bedingungen im

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OP ausreichend widerstehen und den Anforderungen ge­ nügen, werden als hygienesicher eingestuft.

Prozess- und Raumgestaltung der OP-Einheit Die OP­Einheit ist einer der hygienekritischsten Bereiche eines jeden Krankenhauses, da hier die meisten postopera­ tiven Wundinfektionen auftreten [4]. Hier ergeben sich di­ verse kritische Punkte, an denen der Patient und der Klinik­ mitarbeiter einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Das Ziel aller Hygienemaßnahmen ist bei invasiven Eingrif­ fen im OP­Saal zum einen der Schutz des betroffenen Pa­ tienten und zum anderen der Schutz von Ärzten und Pfle­ gern vor nosokomialen bzw. sonstigen Infektionen. Neben einem betrieblich­organisatorischen Hygienemanagement ist der baulich­funktionalen Planung und Gestaltung dieses Bereiches ein relevanter Gesichtspunkt bei der Bekämp­ fung von nosokomialen Infektionen. Durch eine zweckmä­ ßige Raum­ und Gebäudeplanung wird eine sinnvolle Ab­ lauforganisation unterstützt. Zudem wird sichergestellt, dass bei allen OPs (unabhängig von ihrer fachlichen Zuord­ nung) hygienisch einwandfreies Arbeiten unter Berücksich­

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Hygiene und Sicherheit

Bild 2.  Medizinisches Gerät im Operationsraum

tigung der jeweiligen medizintechnischen Ausrüstung und des Personalaufwands möglich ist. Wird bereits in der Planungsphase eines Krankenhau­ ses berücksichtigt, welche Prozesse in einer OP-Einheit ablaufen, kann dies eine sinnvolle Raumplanung ermögli­ chen. Bisher werden nur wenige konkrete baulich-funktio­ nale Anforderungen an den OP gestellt, sodass diesem Defizit entgegengewirkt werden soll. Der invasive Eingriff am OP-Tisch steht im Zentrum einer jeden OP und stellt ein hohes Risiko der Infektionsübertragung dar. Eine sepa­ rate räumliche Wegeführung für Klinikmitarbeiter, den Pa­ tienten und die Ver- und Entsorgung des Materials sollte gewährleistet sein. Dabei ist zu beachten, dass die operati­ onsnahen Bereiche eine höhere Hygienerelevanz haben als die operationsfernen (s. Bild 1). Im OP-Raum sollten medizintechnische Geräte mög­ lichst wenig Kontakt zum Boden haben und festinstallierte Geräte an der Decke befestigt werden. Zusätzlich sollten sich in diesem Raum so wenig Geräte bzw. Instrumente wie nötig befinden. Eine gesammelte externe Lagerung in der Nähe des OP-Raumes ist empfehlenswert (s. Bild 2). Dadurch wird zum einen die gründliche Reinigung ge­ währleistet und zum anderen werden hygienische Abläufe unterstützt. OP-Räume sollten in sich abgeschlossen sein und möglichst wenige, aber ausreichend dimensionierte Türen einschließlich Durchblickfenster haben. Dadurch werden Betriebsabläufe vereinfacht, die Kontrolle gewährleistet und hygienisches Handeln erleichtert (s. Bild 3). Arbeitsintensive Räume (z. B. OP-Saal) sollten Fenster mit Blick zum Außenbereich haben. Damit kann die Ar­ beitsatmosphäre für das Personal wesentlich verbessert werden, was nicht zuletzt auch dem Patienten zugute­ kommt. Es ist darauf zu achten, dass die Verschattungsbzw. Verdunkelungselemente an der Verglasung installiert werden, um vor direkter Sonneneinstrahlung und mögli­ chen Blicken von außen zu schützen (s. Bild 4). Es ist auf eine temporäre Abtrennbarkeit und die da­ durch mögliche Isolierung von OP-Bereichen für Häuser mit einem sehr heterogenen OP-Spektrum zu achten (s. Bild 5).

Bild 3.  OP-Türen mit Sichtfenster zur Kontrolle

Bild 4.  Operationsraum mit natürlicher Belichtung

Bild 1.  Prozesse im OP: Separate Abläufe für Klinikmitarbeiter, Patienten und ­Material

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Hygiene und Sicherheit

Die zuvor genannten Planungsempfehlungen müssen in die jeweiligen örtlichen Planungsgegebenheiten umge­ setzt und mit den Krankenhaushygienikern abgestimmt werden. Außerdem richten sich die hygienischen Anforde­ rungen an die baulich-funktionale Gestaltung der jewei­ ligen OP-Abteilung.

Anforderungen an und Empfehlungen für hygienesichere Materialien Die Bauministerkonferenz [5] und das Robert Koch-Insti­ tut [6] geben Hinweise zur Beschaffenheit von Materialien und deren Oberflächen in OP-Einheiten: Diese sollten rutschfest, leicht zu reinigen und desinfizieren sowie ggf. fugendicht sein. Die mechanischen, physikalischen, che­ mischen und hygienischen Anforderungen, die an die Ma­ terialien gestellt werden, sind jedoch weitaus umfassender und müssen zunächst definiert werden, um eine dauerhafte und hygienisch sinnvolle Materialwahl durchzuführen. Es sollen die patientennahen Bauteile Boden und Wand betrachtet werden. Im OP-Bereich werden folgende Anforderungen an den Boden und seinen Belag gestellt: –– Der Bodenbelag darf keine Gefahr für den Nutzer dar­ stellen. Stürze und ähnliche Gefährdungen können durch eine entsprechende Rutschhemmung des Belages vermieden werden. –– Das Material sollte in der Lage sein, Stoß- und Schlag­ energie zu absorbieren, ohne dabei seine Gestalt zu än­ dern. –– Je härter ein Material ist, umso höher ist der Widerstand gegen permanente Verformungen wie Kratzer. Daher sollte eine ausreichende Kratzfestigkeit erzielt werden. –– Scheuerbeständigkeit (auch Nassabriebbeständigkeit) beurteilt die Beständigkeit eines Materials gegen wieder­ holtes Reinigen, wobei aufgrund der hohen Reinigungs­ rate in OP-Räumen eine hohe Scheuerbeständigkeit anzustreben ist. –– Die Materialien sollten der hohen Belastung widerste­ hen, ohne wesentlichen mechanischen Abrieb/Abnut­ zung zu erfahren. Ein hoher Verschleißwiderstand ist aufgrund der hohen Belastung in OP-Räumen erforder­ lich. –– Die Materialien sollten flüssigkeitsdicht sein.

Bild 5.  Temporäre Abtrennbarkeit für Häuser mit einem sehr heterogenen OP-Spek­ trum/Isolierung für ein spezifisches OP-Spektrum (Grafiken: Autoren)

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–– Licht sollte am Material möglichst diffus streuen, sodass Verblendungen beim Arbeiten vermieden werden (refle­ xionsfreie Oberfläche). –– Bodenbeläge sollten elektrisch (ab-) leitfähig sein, um eine mögliche elektrostatische Entladung der elektroni­ schen Geräte zu ermöglichen und somit deren Fehlfunk­ tionen zu vermeiden. –– Die oberste Schicht eines Belages sollte gegen die Ein­ wirkung von Desinfektionsmitteln beständig sein und seine Oberflächeneigenschaften beibehalten. Die zu be­ rücksichtigenden Desinfektionsmittel sind vom Robert Koch-Institut gelistet [7] und darüber hinaus mit dem Krankenhaus abzustimmen. –– Eine leichte Reinigbarkeit von Oberflächen ist essen­ tiell für den OP-Raum. Neben unbeschädigten Oberflä­ chen (keine Kratzer, Blasenbildung) und einem mini­ malen Fugenanteil ist eine geringe Rauheit empfehlens­ wert [8]. –– An Wand und Decke werden geringere Anforderungen als an den Fußboden gestellt. Diese sollten flüssigkeits­ dicht sein und eine reflexionsfreie Oberfläche aufwei­ sen. Weiterhin ist eine leichte Reinigbarkeit und die Desinfektionsmittelbeständig ein wichtiges Kriterium. Auf der Basis der definierten Anforderungen werden exem­ plarisch geeignete Materialien für den OP genannt. Als Bodenbelag kommen u. a. folgende Materialien infrage:

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Hygiene und Sicherheit

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Acryllacke und Beschichtungen Linoleum Terrazzo Polyolefine Kautschuk PVC Keramikfliesen/Steinzeug, wenn die Fugen versiegelt werden.

Gegebenenfalls sind Beschichtungen oder die Einstreuung von leitfähigen Partikeln notwendig, um die gewünschten Eigenschaften zur erreichen. Aufgrund der gestellten Anforderungen an die Wand sind u. a. folgende Materialien möglich: –– –– –– –– –– –– ––

Dispersionsfarbe Latexanstrich Polyolefine Kautschuk PVC matter Edelstahl Keramikfliesen/Steinzeug, wenn die Fugen versiegelt werden.

Für die Deckengestaltung kommen Systeme infrage, die beispielsweise die folgenden Materialien beinhalten: –– Dispersionsfarbe –– Latexanstrich –– matte Metalle.

Danksagung Dieses Vorhaben wurde durch die Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ des Bundesministeriums für Umwelt, Na­ turschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert (Kennzei­ chen SWD – 10.08.18.7-14.04).

Literatur [1] Statistisches Bundesamt: Gesundheit – Grunddaten der Krankenhäuser. Wiesbaden: Destatis 2015. [2] Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosoko­ mialen Infektionen: Deutsche Nationale Punkt-Prävalenz­ studie zu nosokomialen Infektionen und Antibiotika-An­ wendung. Stuttgart: Robert Koch-Institut 2011. [3] Knoll, K.-H.: Hygiene in Gesundheitseinrichtungen. Stutt­ gart 2000. [4] Wischer, R.; Riethmüller, H.-U.: Zukunftsoffenes Kranken­ haus. Wien: 2007. [5] Bauministerkonferenz – Ausschuss für staatlichen Hoch­ bau. Fachkommission Bau- und Kostenplanung – Netzwerk Krankenhausbau: Planungshilfe – Funktionsstelle Opera­ tion – Baulich-funktionelle Anforderungen. 2013. [6] Robert Koch-Institut: Liste der vom Robert Koch-Institut geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und -ver­ fahren. Bundesgesundheitsblatt (S. 1706–1728), 2013. [7] Robert Koch-Institut: Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. München o. J. [8] Budelmann, H.; Dreßler, I.: Reinigbarkeit von Oberflächen bei partikulärer Kontamination (noch unveröffentlicht).

Zusammenfassung Weitere Informationen

Die mangelnde Hygiene in Krankenhäusern führt zu infek­ tiösem Hospitalismus. Dieser kann neben dem mangelnden Hygienebewusstsein des Personals auch auf baulich-funk­ tionale Aspekte oder Missachtung der hygienekritischen Prozesse zurückgeführt werden. Die Anforderungen, die an die Raum- und Prozessgestaltung sowie an die Materialien in OP-Einheiten gestellt werden, werden näher erläutert. Hierauf basierend werden Empfehlungen erarbeitet, die die bauliche Hygiene unterstützen. Es ist sinnvoll, die bauliche Hygiene auch in anderen hygienekri­tischen Bereichen – wie beispielsweise der Intensivstation – zu berücksichtigen und somit die Infektionsprävention zu unterstützen.

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Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz Beethovenstraße 52, 38106 Braunschweig Tel. (0531) 391 54 00, Harald Budelmann: h.budelmann@ibmb.tu-bs.de Inka Dreßler: i.dressler@ibmb.tu-bs.de www.ibmb.tu-bs.de Institut für Industriebau und konstruktives Entwerfen Pockelsstraße 3, 38106 Braunschweig Tel. (0531) 391 25 44 Jan Holzhausen: j.holzhausen@tu-bs.de Wolfgang Sunder: w.sunder@tu-bs.de www.tu-braunschweig.de/iike

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Hygienedecke für Krankenhäuser: Neue Deckenplatte sagt Viren den Kampf an Der deutsche Marktführer für Deckensysteme aus Mineralplatten sagt Viren, Pilzen und Bakterien den Kampf an: Humancare heißt die neue Hygienedecke mit AktivWirkung des Herstellers OWA, die für Krankenhäuser, Praxen und ähnlich sensible Bereiche entwickelt wurde. Durch ihre spezielle Beschichtung bekämpft die multifunk­ tionale Hygiene-Deckenplatte sogar MRSA-Erreger und Noro-Viren zuverlässig. Humancare hat den strengsten Test- und Normierungsprozess, die international aner­ kannte französische Norm NF S 90351:2013-04, durchlau­ fen. Diese Norm legt die „Sicherheitsanforderungen an Entwurf, Bau, Betrieb, Instandhaltung und Nutzungsme­ thoden von Systemen zur Luftreinigung und Luftkontrolle in Einrichtungen des Gesundheitswesens“ fest. Ein Krankenhaus wird in vier Risikobereiche für In­ fektionen gegliedert. Je sensibler der Risikobereich, desto höher die Auflagen. Bereich eins gilt etwa für ein ArztVorzimmer oder die Arzt-Umkleide. OP-Vorbereitung ent­ spricht Level zwei, ein Aufwachraum Level drei und der OP-Saal der vierten Risikostufe. Das Ergebnis: Humancare ist für alle sensiblen Bereiche im Krankenhaus geeignet, bis hin zur Risikoklasse 4. Überall dort, wo eine höhere Konzentration an Keimen und ein daraus resultierendes Gesundheitsrisiko bestehen, ist die neue OWA-Hygienedecke mit ihrer unsichtbaren Beschichtung ein wertvoller Assistent. Damit hat OWA sein bisher schon breites Sortiment an Hygienedecken um ein weiteres Highlight ergänzt.

Bild 2.  Raum im Krankenhaus mit Humancare-Deckenplatten (Fotos: OWA)

Humancare-Deckenplatten überzeugen zudem durch ihre elegant weiße Oberfläche, die sich zusätzlich feucht abwischen und auch absaugen lässt. Mit einer Schallabsorp­ tionsleistung von αw = 0,85 leistet sie einen wesentlichen Beitrag für eine optimale Raumakustik. Der mitgelieferte Brandschutz bis REI 60 rundet das perfekte Gesamtpaket einer Hygienedecke für jede Art von Gesundheitseinrich­ tung ab. Zu 100 % recyclingfähig, ist Humancare nicht nur für Personal und Patienten, sondern auch für die Umwelt die erste Wahl. Weitere Informationen: OWA Odenwald Faserplattenwerk GmbH Dr.-F.-A.-Freundt-Straße 3, 63916 Amorbach Tel. (09373) 201-0, Fax (09373) 201-130 info@owa.de, www.owa.de/humancare

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Hygiene und Sicherheit

Trinkwassersicherheit für Klinik, Ärzte und Patienten im Metropol Medical Center in Nürnberg Mit zentralem Standort und verkehrsgünstiger Anbindung punktet das neue Metropol Medical Center in Nürnberg. Ganz nach dem Motto „Medizin der kurzen Wege“ bietet das 2011 eröffnete Kompetenzzentrum eine lückenlose Kette medizinischer, therapeutischer und pflegerischer Privatversorgung. Dem hohen Qualitätsstandard des Hauses entspricht auch die Sicherung der Trinkwassergüte: Durchlauferhitzer von AEG übernehmen die Warmwasserversorgung im gesamten Gebäude. So kräftig das Fassadenrot, so gebündelt die Leistung: Seit Januar 2011 vereint das Metropol Medical Center (MMC) zahlreiche Gesundheitseinrichtungen unter einem Dach. Hierzu gehören die hochmoderne Klinik für ästhetische Operation und Lasertherapie, ein Reha-Zentrum, zehn Arztpraxen unterschiedlicher Fachgebiete wie Innere Me­ dizin, HNO-Heilkunde, Zahnmedizin, Orthopädie, Neuround Unfallchirurgie, Radiologie, Dermatologie und Allge­ meinmedizin. Die Besonderheit liegt vor allem in der Ko­ operation der Ärztegemeinschaft untereinander. Die EDV-gestützte interne Vernetzung garantiert Patienten eine optimale Behandlung. Ergänzt wird das Angebot durch eine Apotheke mit Drive-In-Schalter, ein Sanitäts­ haus und ein Café-Bistro. Durch die zentrale Lage im Stadtteil Höfen, direkt an der Stadtgrenze Nürnberg/ Fürth, ist das moderne Ärztehaus mit Klinik auch für aus­ wärtige Patienten schnell und bequem erreichbar. „Medi­ zin der kurzen Wege ist im MMC eine täglich praktizierte Philosophie, die Patienten als sehr komfortabel empfin­

Bild 2.  Die Empfangsbereiche in den Praxen im Metropol Medical Center sind modern, offen und freundlich gestaltet (Praxis Dr. med. Jiri Bernatik, Neurologie)

den,“ berichtet Anja Mittra, Pressereferentin der occumed GmbH, ein Beratungsunternehmen für Ärzte und Heilbe­ rufe, dem die Projektsteuerung im Metropol Medical Cen­ ter obliegt. „Patienten haben innerhalb einer notwendigen Behandlung die Möglichkeit, ergänzende Maßnahmen umgehend und ohne längere Wartezeit wahrzunehmen.“ In die Errichtung des Neubaus hat der Bauherr, die Metropol Medical Center Verwaltungs GmbH in Nürn­ berg, ca. 8 Millionen € investiert. Auf vier Stockwerken und einer Gebäudefläche von ca. 3.600 m2 entstanden at­ traktive Grundrisse mit perfekt ausgestatteten Behand­

Bild 1.  Die Architekten Planwerk aus Würzburg entwarfen das Metropol Medical Center in Nürnberg als vierstöckigen, roten Bau – in seitlicher Ansicht wird der nierenförmige Grundriss des Gebäudes sichtbar

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Hygiene und Sicherheit

lungsräumen nach dem neuesten Stand der Technik. Aner­ kannte, etablierte Ärzte, die den gestiegenen Ansprüchen der medizinischen Versorgung gerecht werden, haben sich hier niedergelassen.

Überlegungen zur Nachhaltigkeit Konzipiert und gebaut wurde das nierenförmige Gebäude vom Würzburger Architekturbüro Planwerk, das die Rea­ lisierung von Ärztezentren zu seinen Kernkompetenzen zählt. Den Architekten oblag auch die TGA-Planung, die in sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeanstalten unter der Berücksichtigung spezieller Anforderungen und Einhaltung zahlreicher Richtlinien stets sorgsam überdacht werden muss. Hygiene ist hier eine ganz besondere Verpflichtung. Bei der Trinkwasserin­ stallation sprachen sich Planer und Bauherr deshalb für eine dezentrale Warmwasserversorgung aus. Hierbei er­ möglichen hydraulische und elektronische Durchlauferhit­ zer die bedarfsgerechte Warmwasserbereitung. Da die Ge­ räte das Wasser in unmittelbarer Nähe des Auslaufs erwär­ men, werden Bakterien und Keime, die durch stehendes Wasser in Rohrleitungen entstehen können, von vornher­ ein unterbunden. Zudem reduzieren Durchlauferhitzer den Wasserverbrauch enorm, da kein Trinkwasser unge­ nutzt verloren geht, bevor es in der gewünschten Misch­ temperatur aus der Zapfstelle fließt. Auch Wärmeverluste und CO2-Emissionen lassen sich durch Dezentralität ver­ meiden. Nicht zuletzt punktet die dezentrale Warmwasser­

Bild 3.  Wirtschaftlichkeit und Verbrühschutz vereint: Jeweils ein elektronischer AEG Durchlauferhitzer DDLE Easy mit zwei Festtemperaturen (42 °C und 55 °C) versorgt die Patientenduschen in der Klinik mit warmem Wasser (Metropol Medical Clinic, Station)

BIM – neue ungeahnte Perspektiven und Möglichkeiten

Hrsg.: Ernst & Sohn BIM – Building Information Modeling November 2015. 150 Seiten. € 25,–* Bestell-Nr.: 2134 1513 Auch als erhältlich

Welche Bedeutung die Öffentlichkeit dem Thema inzwischen beimisst, zeigt neben der Gründung der GmbH „planen-bauen 4.0“ auch die Tatsache, dass das Thema allmählich die Publikumspresse erreicht. Der BVBS (Bundesverband Bausoftware) geht in seinen Schätzungen sicherlich nicht zu weit, wenn er BIM binnen zehn Jahren bei 50 Prozent des gesamten Bauvolumens im Einsatz sieht. Auch die Zahlen bezüglich des Einsparpotenzials bei Arbeitszeit, Geld und Ressourcen können sich mit derzeit noch konservativ geschätzten 20 Prozent sehen lassen.

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Der Aufbau des Heftes spiegelt alle wesentlichen, aktuellen, aber auch grundsätzlichen Aspekte des Themas BIM. Von den ersten BIM-Referenzobjekten hierzulande über die Situation im weltweiten Ausland, die Frage der veränderten Ausbildung von Ingenieuren und Architekten, aktuelle Diskurse um BIM und Virtuelles Engineering bis zu den zunehmend wichtigeren Themen BIM und die Hersteller (das zeigte auch die BAU überdeutlich) sowie BIM und das Bau-, besonders auch Vergaberecht.

Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG

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* Der €-Preis gilt ausschließlich für Deutschland. Inkl. MwSt. und Versandkosten. Irrtum und Änderungen vorbehalten. Stand: 11/2015. 1077106_dp


Hygiene und Sicherheit

Bild 4.  Der AEG Wandspeicher DEM 80 Comfort wird in der Praxis für Dermatologie und Allergologie für Spezialanwendungen eingesetzt und liefert ausreichend Warmwasser für ein Wannenbad – das Gerät überzeugt aufgrund der hervorragenden Wärmeisolierung durch einen geringen Stromverbrauch (Praxis Dr. Birk/Dr. Neugebauer)

Bild 5.  In den Behandlungszimmern der Neurologie sorgen an den Handwaschbecken elektronische Kleindurchlauferhitzer MTD 350 für hygienischen und wirtschaftlichen Warmwasserkomfort – Energie wird nur dann aufgewendet, wenn Wasser gezapft wird (Praxis Dr. med. Jiri Bernatik, Neurologie)

versorgung durch Kosteneinsparungen bei der Instandhal­ tung: Es entfällt die jährliche Legionellenprüfpflicht, die der Gesetzgeber innerhalb der Trinkwasserverordnung für gewerbliche zentrale Warmwasserbereitungs-Anlagen vor­ schreibt (Neuregelung seit 01. Juni 2011).

Hygienische und bakterienfreie Wassernutzung Zusammen mit dem ausführenden SHK-Fachbetrieb Witt­ hake aus Würzburg entschieden sich Architekt und Bau­ herr für bewährte Produkte von AEG Haustechnik. Insge­ samt kamen im Metropol Medical Center 123 AEG Warm­ wassergeräte in unterschiedlichen Ausführungen zum Einsatz. An allen Handwaschbecken setzte das Team auf die Untertisch-Kleindurchlauferhitzer MTD 350. Diese Kompaktgeräte ermöglichen eine äußerst wirtschaftliche Warmwasserversorgung kleinerer Zapfstellen. Das verkal­ kungsunempfindliche Blankdraht-Heizsystem sorgt dabei für schnelle Aufheizzeit. Bei den Duschen wurden die elektronischen Durch­ lauferhitzer DDLE Easy installiert. Diese Baureihe bietet dem Nutzer allzeit hygienischen Warmwasserkomfort. Eine intelligente Steuerelektronik gewährleistet die kons­ tante Auslauftemperatur. Die Einstellung erfolgt über zwei Festtemperaturen: bei 42 °C und 55 °C.

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Bild 6.  Die Teeküchen der Klinik und der HNO-Praxis sind mit Comfort-Klein­speichern Huz 5 Comfort ausgestattet – somit stehen bei jeder Wasserentnahme 5 l Warmwasser zur Verfügung (Praxis Dr. med. Beate Brenner, HNO) (Fotos: AEG Haustechnik/occumed)

Da für jedes Wannenbad stets ausreichend Warmwas­ ser zur Verfügung stehen muss, sind in den Bädern zusätz­ lich AEG Warmwasser-Wandspeicher mit 80 und 100 l Volumen montiert. Wie auch bei den AEG Kleinspeichern mit 5 und 10 l Fassungsvermögen, die in den Teeküchen unter Küchenspülen die Warmwasserbereitstellung über­ nehmen, verfügen die Wandspeicher über eine hocheffi­ ziente Wärmedämmung – Verarbeitungsqualität „Made in Germany“. Mit der Montage und Inbetriebnahme der unter­ schiedlichen Warmwassergeräte von AEG Haustechnik kam der ausführende Fachbetrieb bestens zurecht. „Die Installation erfolgte wie immer zügig und einfach“, so Ma­ rian Gawlik von der Fa. Witthake. „Vor allem aber können sich Bauherr und Ärzte auf eine lange Lebensdauer der Geräte verlassen.“

Weitere Informationen: Weitere Informationen: AEG / EHT Haustechnik GmbH Gutenstetter Straße 10, 90449 Nürnberg Tel. (0911) 96 56-0, Fax (0911) 96 56-222 info@eht-haustechnik.de www.aeg-haustechnik.de

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Neue Norm zur „Dichtheitsprüfung von Reinräumen“ Der Bauherr oder Nutzer eines Reinraums geht grundsätzlich davon aus, dass der Raum, den er nutzt, dicht ist. Jeder Auftraggeber ist bis zur Durchführung einer Dichtheitsprüfung der Meinung, einen „dichten“ Reinraum bestellt und erhalten zu haben. Die hohen Anforderungen an eine hygienisch einwandfreie Raumluft erfordern eine luftdichte Raumhülle. In Kombination mit einem stets ausreichenden Überdruck in Operationssälen bzw. Unterdruck in Laboren kann so der Austausch von Schadstoffen und keimbelasteter Luft durch Undichtheiten vermieden werden. Auch der energetische ­Aspekt ist relevant: Unnütz bewegte Luft kostet Energie und damit auch viel Geld für Ventilatoren, Filter und Beheizung oder Kühlung. Wenn man eine Dichtheitsprüfung eines Reinraumes durchführen möchte, kommt es vor, dass das eingesetzte Prüfgebläse nicht ausreicht, um den nötigen Druck im Raum zu erzeugen. Oder es tritt folgender Effekt ein: In einem Krankenhaus soll ein OP-Raum auf Dichtheit ge­ prüft werden. In diesem Zusammenhang wird der Raum mit Kunstnebel beaufschlagt und dabei wird ein nebenlie­ gendes Flucht-Treppenhaus des Gebäudes mit Nebel geflu­ tet. Eigentlich unvorstellbar, dass hier ein Luftverbund existiert, aber in der Realität leider häufig zu finden. In sehr aufwendiger Detailarbeit erfolgt danach die Leckage­ ortung. Viele fehlerhafte Installationen sind im Nachhin­ ein nicht mehr oder nur mit erheblichem Zeit- und Kosten­ aufwand zu finden bzw. zu verschließen, da oftmals die Zugänglichkeit nicht mehr gegeben ist. Besonders problematisch sind diese Erkenntnisse un­ ter dem Gesichtspunkt, dass Krankheitserreger sich auch durch die Luft übertragen und sich dann häufig trotz um­ fangreicher Hygienemaßnahmen festsetzen. Diese Hospi­ talkeime werden zu einer immer größeren Bedrohung für die Volksgesundheit. Nach Feststellungen des Statistischen Bundesamtes, entsprechenden Erhebungen und klinischen Studien werden jährlich fast eine Million Patienten von ca. 14 Millionen Besuchern und Mitarbeitern deutscher Kran­

Bild 2.  Anzeige der Luftwechselrate

kenhäuser und Kliniken durch nosokomiale Keime infi­ ziert. Deshalb müssen sich vor allem Krankenhäuser und Hygienemediziner, aber auch die Betreiber solcher Anla­ gen, intensiver als bisher mit dieser Thematik befassen. Da­ bei spielt auch die Luftdichte der Räume, in denen solche Keime vorkommen oder in denen Patienten vor solchen Keimen geschützt werden sollen, eine erhebliche Rolle. Bisher untersuchte Reinräume wiesen überwiegend eine völlig unzureichende Luftdichtheit auf: Bei bereits durchgeführten fast 300 sogenannten BlowerDoor-Mes­ sungen ergab sich ein Durchschnitt der Luftwechselrate n50 von 11,3 (1/h). Die aus dem Hochbau seit langen Jah­ ren bekannten Grenzwerte (die Luftwechselrate n50 für ein Wohngebäude mit einer Lüftungsanlage liegt bei höchstens 1,5 (1/h)) sind bei der Planung von Krankenhäusern, La­ bors und anderen medizinischen Einrichtungen allerdings offensichtlich unbekannt oder werden schlichtweg nicht

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Das marktführende MessSystem für Luftdichtheit. Universeller Einsatz: Neubau und Sanierung von Wohn- und Gewerbegebäuden. Messung von Reinräumen. BlowerDoor WiFi optional.

Bild 1.  Anlage zur Messung der Luftdichtheit mit dem System Minneapolis ­BlowerDoor Standard

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Hygiene und Sicherheit

Bild 3.   Prüfung der Luftdichtheit eines OP-Raumes in einem Krankenhaus (Fotos: Daniel Jung)

beachtet. Bei nahezu allen Messungen konnte festgestellt werden, dass die einzelnen Räume entweder gar keine sinnvolle oder eine ungenügend geplante und zumeist noch schlecht ausgeführte luftdichte Schicht aufwiesen. Die nicht zufriedenstellenden Ergebnisse dieser Dicht­ heitsmessungen und die Tatsache, dass bis dato keine ge­ eignete Richtlinien für die Anwendung im Reinraumbe­ reich vorhanden waren, haben eine kleine Expertengruppe um den Autor bereits 2007 veranlasst, die hohen Anforde­ rungen an Reinräume in einem Normvorschlag zu veröf­

fentlichen. Das hat dazu geführt, dass sich ein Ausschuss aus in Europa führenden Fachleuten unter dem Schirm des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) konstituiert und das Thema abgearbeitet hat. Das Ergebnis ist eine neue Norm, die VDI 2083/19, die noch in diesem Jahr veröffent­ licht wird. Sie enthält Klassifizierungen der Dichtheit, Hin­ weise zur Herstellung von dichten Reinräumen und Fest­ legungen zu den Mess- und Prüfverfahren. Diese Richtlinie und die beschriebenen Verfahren sind sinngemäß auch auf andere Räume anwendbar, deren Dichtheit z. B. wegen der zunehmenden Verwendung von Wasserstoffperoxid als Dekontaminationsmittel und des Einsatzes von toxischen Substanzen geprüft werden soll. Mit der VDI 2083/19 gibt es für alle am Bau und am Betrieb von Reinräumen Beteiligten eine klare und deutli­ che Richtlinie, die die Handhabung einer Vielzahl von Frage­stellungen zur Dichtheit dieser Räume deutlich er­ leichtert und auch praktische Hilfestellungen für Prüfung und Betrieb enthält. Daniel Jung, Sachverständiger für Schäden an ­Gebäuden, Dozent für Bauphysik, fachzertifizierter ­Thermograf und Mitglied in zahlreichen Norm- und Fachausschüssen wie dem Ausschuss VDI 2083/19 Weitere Informationen: BlowerDoor GmbH MessSysteme für Luftdichtheit Zum Energie- und Umweltzentrum 1, 31832 Springe-Eldagsen Tel. (05044) 975-40, Fax (05044) 975-44 info@blowerdoor.de, www.blowerdoor.de

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Beispiele zur Bemessung von Glasbauteilen nach DIN 18008 DIN 18008 „Glas im Bauwesen – Bemessungs- und Konstruktionsregeln“ wurde 2015 bauaufsichtlich eingeführt und löst die Nachweisführung nach DIBt-Richtlinien ab. Damit liegt ein Regelwerk vor, durch welches – mit Blick auf die Einhaltung konstruktiver Bedingungen, wie z. B. Glasaufbau und Lagerung – zahlreiche Glasbauteile ohne zusätzliche Bauteilversuche realisiert werden können. Für die sichere Einarbeitung in die Norm und die Erstellung prüffähiger statischer Nachweise liegt nun eine Beispielsammlung mit Hintergrundinformationen und Kommentaren aus erster Hand vor. Das Buch enthält einführende Erläuterungen zur Spannungsermittlung im Konstruktiven Glasbau und zu den werkstoffbezogenen Fachbegriffen sowie komplett durchgerechnete Beispiele für typische Glasbauteile mit ihren Einwirkungen und Einwirkungskombinationen. Das Buch ist als Anwendungsdokument zu DIN 18008 zu verstehen. Es ist unentbehrlich für die Berechnung und Bemessung von tragenden Glasbauteilen und wird für Praktiker und Studenten gleichermaßen empfohlen. Ruth Kasper, Kirsten Pieplow, Markus Feldmann Beispiele zur Bemessung von Glasbauteilen nach DIN 18008 2016. 225 S. € 55,–* ISBN: 978-3-433-03090-5

Weitere Buchempfehlungen: Glasbau 2016 Glasbau 2015

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