ERSTE Stiftung Geschäftsbericht | ERSTE Foundation Annual Report 2011

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Vorwort

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Richtige Entscheidungen treffen Wie wird das Zusammenleben der Menschen in Europa in Zukunft aussehen? ­Welche Ideen werden Europa in Zukunft prägen, in ökonomischer, sozialer und kultureller Hinsicht? Wie viele stellen auch wir uns bei der ERSTE Stiftung derzeit diese brennenden Fragen: Treffen wir die richtigen Entscheidungen? Tun wir das Richtige in einer Welt, die sich radikal verändert? Wir hatten nach 1989 große Hoffnungen in ein neues, gemeinsames, demokratisches Europa, Hoffnungen, die gerade erschüttert werden. Unsere europäischen Zivilgesellschaften sollten auf den Fundamenten von Freiheit, Gleichheit und Solidarität aufbauen, auf Fundamenten, heute besonders herausgefordert werden: Der Spalt zwischen Arm und Reich klafft in manchen Ländern Europas breiter denn je, die alten Muster von Nationalismen keimen wieder auf, Oligarchien statt das Volk gestalten die Gesellschaften. Es gibt viele, gerade viele junge Menschen in Ost- und Südosteuropa, die ihre Perspektiven verloren haben. Wir begegnen diesen Menschen in unserer täglichen Stiftungsarbeit, hören ihre Sorgen, sehen ihre Probleme, können ihre Ausgrenzung spüren und fragen uns: Wie und wo können wir richtig helfen? Welche Rolle können wir als Stiftung angesichts dieser Entwicklungen einnehmen? Mit wem können wir auf welche Weise unserer Mission ein Stück näherkommen? Die Krise, der wir gerade begegnen, ist nicht nur eine Finanzkrise, sondern vor allem eine Staatsschuldenkrise, die die Unfähigkeit der Politik deutlich macht, nachhaltige Sozialsysteme in Europa zu finanzieren und finanzierbar zu machen. Sie ist aber auch eine Krise der Zivilgesellschaften, die nun nicht aus dem System aussteigen können, sondern ihr Schiff auf hoher See auf Kurs bringen müssen, um den österreichischen Nationalökonomen, Wissenschaftstheoretiker und Volksbildner Otto Neurath zu zitieren: „Es gibt keine Tabula rasa. Wie Schiffer sind wir, die ihr Schiff auf offener See umbauen müssen, ohne es jemals in einem Dock zerlegen und aus besten Bestandteilen neu errichten zu können. Nur die Metaphysik kann restlos verschwinden.“ Ich persönlich würde mir einen politischen Raum der Kooperationen in Europa wünschen, einen Raum, in dem modernes Wirtschaften, soziale Innovationen, Poesie, Kunst und Forschung Platz finden, einen Raum, den nicht die Populisten, sondern die klugen und mutigen Köpfe unter uns gestalten. Rückblende Die „Erste oesterreichische Spar-Casse“ wird am 4. Oktober 1819 in Wien gegründet. Genau 187 Jahre später, am 4. Oktober 2006, nimmt die Zweite Sparkasse ihren Geschäftsbetrieb auf. 2011 feierten wir das Fünf-Jahres-Jubiläum. Ich gebe zu, wir hätten nie gedacht, dass dieses Projekt je so erfolgreich werden und so viele freiwillige Unterstützer finden wird. Mittlerweile helfen dort österreichweit 430 ehrenamtliche Mitarbeiter von Erste Bank und Sparkassen in ihrer Freizeit 9.000 Menschen, die wegen Verschuldung sonst kein Konto bei einer Bank bekommen hätten. In den fünf Jahren ihres Bestehens konnte die Zweite Sparkasse 2011 zum ersten Mal über 250 Menschen an eine reguläre Bankverbindung weitergeben. Diese Erfolgsgeschiche steht symbolisch für die Vision der ERSTE Stiftung. Das sechste Jahr seit unserer Gründung war sehr erfolgreich für uns. Die ERSTE Stiftung hat ihre Projekte, ihre interne Organisation und Kommunikation nach innen und außen noch einmal deutlich professionalisiert, wir können die Wirksamkeit unseres Engagements bereits spüren, wir sind von einer Initialphase in eine Konsolidierungsphase übergegangen und bestens aufgestellt für die raue See der nächsten Jahre.


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