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Vorwort // Beim Übergang ins Erwachsenenleben müssen junge Menschen bestimmte Entscheidungen treffen, die erhebliche Auswirkungen auf ihr Leben haben. Eine wichtige Voraussetzung ist daher der gleichberechtigte Zugang zu hochwertiger und kostenfreier Information, damit die Jugendlichen ihre Rechte ausüben, verantwortungsvolle Entscheidungen treffen und am gesellschaftlichen Leben mit all seinen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Dimensionen teilhaben können. Aus diesem Grund ist das Recht auf Information auch in den wesentlichen rechtlichen und politischen Dokumenten auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene allgemein anerkannt1. Gleichzeitig ist Jugendmobilität eine der wirkungsvollsten Methoden, um die Selbstständigkeit, das Verantwortungsbewusstsein, die Lernmöglichkeiten und die aktive Bürgerschaft der Jugendlichen zu stärken. Jugendmobilität trägt in großem Maße dazu bei, den eigenen Horizont zu erweitern, die Kreativität zu fördern und die notwendigen Kompetenzen zu entwickeln, um in einer multikulturellen Gesellschaft in Interaktion zu treten. Die wichtigsten Formen, die auch die größte Auswirkung auf das Leben junger Menschen haben, sind die Mobilität zu Bildungszwecken (formale und non-formale Bildung), die Mobilität zu Erwerbszwecken und die Mobilität im Rahmen von Freiwilligendiensten. Die European Youth Information and Counsellung Agency (ERYICA), die European Youth Card Association (EYCA) und EURODESK haben sich entschieden, ihre Kräfte zu bündeln, um über ihren gemeinsamen Standpunkt zu informieren, wie die erneuerte EU-Jugendstrategie ab 2019 zu einem Erfolg gemacht werden kann. Unsere Netzwerke vertreten Tausende von Jugendinformationsdiensten, Verbände und Institutionen in allen EU-Ländern und weltweit, 1 Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, das Übereinkommen über die Rechte des Kindes, die Europäische Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten, die Empfehlung Nr. R(90)7 des Ministerkomitees des Europarates betreffend Jugendberatung und information in Europa sowie die Empfehlung CM/ Rec(2010)8 betreffend Jugendinformation und das Weißbuch der Europäischen Kommission von 2001 „Neuer Schwung für die Jugend Europas“. Dies ist auch die rechtliche Grundlage für Aktivitäten der Europäischen Kommission im Bereich der Jugendinformation.

die täglich mit jungen Menschen zu tun haben. Wir fordern einen umfassenden, koordinierten Ansatz im Bereich der Jugendinformation und Jugendmobilität und deren Berücksichtigung als integrierte und übergreifende Aspekte der Jugendpolitik auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene. Wir sind der Überzeugung, dass unsere umfassende Expertise auf dem Gebiet der Jugendarbeit und Jugendpolitik sowie unsere an der Basis gewonnenen Erfahrungen dazu beitragen können, die europäische Politik in diesem Bereich nachhaltig zu stärken. Diese Expertise ist als kritischer Beitrag zum Konsultationsprozess im Rahmen der Weiterentwicklung der neuen Europäischen Jugendstrategie anzusehen. Was ist Jugendinformation? Die Vermittlung von Informationen an junge Menschen ist eine zentrale Aufgabe der Jugendarbeit und teilt mit dieser deren zentrale Werte: Jugendinformation will allen jungen Menschen offenstehen und in deren Interesse handeln, indem sie Themen abdeckt, die für Jugendliche von Bedeutung sind, und indem sie ihnen eine große Bandbreite an Aktivitäten anbietet (durch Information, Beratung, Anleitung, Unterstützung, Hilfestellung, Betreuung und Training, Vernetzung und Empfehlung von Fachstellen). Diese Dienstleistungen können durch Jugendinformationszentren, Jugendinformationsdienste, Mitarbeiter/-innen der Jugendinformation und andere Strukturen zur Verfügung gestellt werden, aber auch durch Gleichaltrige, indem man sich eines persönlichen und/oder entsprechend der zunehmenden Entwicklung digitaler Dienstleistungen eines digitalen Umfelds bedient. Jugendinformation verfolgt das Ziel,2: • verlässliche, genaue und verständliche Informationen zur Verfügung zu stellen, • den Zugang zu verschiedenen Informationsquellen und -kanälen zu 2 Youth information. Historical reminder and main achievements. Compendium of Youth Information Texts, Council of Europe and ERYICA, 2012

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ermöglichen, einen Überblick über die vorhandenen Optionen und Möglichkeiten zu allen relevanten Themenbereichen zu geben, jungen Menschen dabei zu helfen, aus der Informationsüberflutung, der sie ausgesetzt sind, das Wichtigste herauszufiltern, sicherzustellen, dass junge Menschen alle ihre Rechte und alle verfügbaren Angebote kennen, und dass sie wissen, wie sie Zugang dazu bekommen, die Jugendlichen dabei zu unterstützen, die gefundenen Informationen auszuwerten und hochwertige Informationen zu erkennen, junge Menschen zu befähigen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und die besten der sich ihnen bietenden Möglichkeiten zu finden, verschiedene Kommunikationskanäle und Dialogmöglichkeiten anzubieten, um junge Menschen bei der Suche nach Information und Wissen direkt zu unterstützen, den jungen Menschen dabei zu helfen, ein kritisches Denkvermögen zu entwickeln und dadurch dazu beizutragen, deren Informations- und Medienkompetenz zu stärken.

Die Herausforderungen, mit denen sich dieses Positionspapier befasst Eingeschränkte soziale, wirtschaftliche und politische Teilhabe // Jugendinformation unterstützt den Zugang junger Menschen zu Jugendrechten und Angeboten (z. B. Mobilität) und stärkt ihre aktive Bürgerschaft sowie ihre Beteiligung an Entscheidungsprozessen (z. B. Strukturierter Dialog). Unterschiedliche und sich schnell verändernde Bedürfnisse junger Menschen // Mitarbeiter/innen von Jugendinformationsdiensten müssen mit den entsprechenden Kompetenzen und Ressourcen ausgestattet sein, um in der Lage zu sein, auf die sich verändernden Bedarfe junger Menschen zu reagieren und diese zu befähigen, sachlich fundierte

und selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen. Der Schwerpunkt sollte dabei darauf liegen, benachteiligte junge Menschen zu erreichen. Informationsflut im digitalen Zeitalter // Jugendinformationsdienste spielen eine wichtige Rolle bei der Stärkung kritischen Denkens und der Förderung der Medienkompetenz junger Menschen. Wenn junge Menschen dazu befähigt werden, die gefundenen Informationen zu hinterfragen und Informationen achtsam zu erstellen und zu verbreiten, hilft dies auch dabei, aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen (z. B. der Radikalisierung junger Menschen und extremistisch motivierter Gewalt). Mobilität kommt nur einer Minderheit zugute // Trotz der Vorteile, die Angebote der Lernmobilität erwiesenermaßen mit sich bringen, sind diese bisher nur einer Minderheit zugänglich. Mobilität sollte zur Norm werden und keine Ausnahme sein, um die Zukunftsperspektiven jedes jungen Menschen zu verbessern, besonders derjenigen, die aus benachteiligten Verhältnissen stammen. Zugang zur richtigen Information zum richtigen Zeitpunkt zu haben, fördert die Chancengleichheit bei der Nutzung von Mobilitätsangeboten. Fehlende Daten über die Wirkung von Jugendinformation und Mobilität // Es ist weitere Forschung notwendig, um zu einem besseren Verständnis der Bedürfnisse junger Menschen zu gelangen, um mehr über die Auswirkungen und die Wirksamkeit von Jugendinformation sowie den Mehrwert von Mobilität zu erfahren und um eine evidenzbasierte Politik und Praxis auf allen Ebenen zu unterstützen. Fragmentiertes politisches Handeln // Es ist eine stärkere Koordination und Kohärenz nötig in Verbindung mit konkreten Mechanismen der Zusammenarbeit, um die entsprechenden Akteure zu konsultieren und Synergien zu schaffen zwischen und innerhalb von Behörden auf allen Ebenen.

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What is youth mobility? Mobilität ist ein lebendiges Konzept, das sich ständig verändert und sich analog zu den Bedürfnissen junger Menschen erweitert. Mobilität wird in vielerlei Hinsicht als eine effektive Möglichkeit angesehen, junge Menschen bei der Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und gleichzeitig auch ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen. Angebote der Jugendmobilität verstehen wir als „physische Mobilität“, bei der sich Jugendliche in einem anderen europäischen Land aufhalten, um zu studieren, ein Praktikum zu machen, einen Freiwilligendienst abzuleisten oder an anderen Aus- und Fortbildungen teilnimmt. Im Bildungskontext kann auch die „virtuelle Mobilität“ zur Mobilität junger Menschen beitragen. Durch Mobilität können junge Menschen ihre Kenntnisse und Kompetenzen weiterentwickeln und dadurch ihre Flexibilität und ihre Beschäftigungsfähigkeit verbessern.3 Junge Menschen profitieren von Jugendmobilität auf vielfältige Weise. Dazu gehört u. a.: • Sie werden autonomer und übernehmen Verantwortung als Einzelperson und als Bürger, was den Übergang ins Erwachsenenalter reibungsloser macht. • Sie entwickeln Kompetenzen, die sie benötigen, um in einem multikulturellen Umfeld zu interagieren, zu arbeiten und zu leben. • Ihre Chancen auf einen Arbeitsplatz vergrößern sich, wenn sie schon einmal in einem anderen Land gelebt, studiert oder gearbeitet haben. • Die Wahrscheinlichkeit wächst, dass sie zu sozial integrierten Menschen heranwachsen, und sie neigen eher dazu, später ebenfalls die soziale Inklusion von Menschen zu unterstützen, die aus einem benachteiligten Umfeld oder aus anderen Kulturen stammen. 3 Schlussfolgerungen des Rates und der im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten, Sitzung im Rat vom 21. November 2008 zur Mobilität junger Menschen [Amtsblatt C 320 vom 16.12.2008]

Recht Das

auf Information: Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Informationen für alle jungen Menschen in Europa

1. Jugendinformation: Ein maßgeschneidertes Angebot für junge Menschen (mit jungen Menschen) Ein besonderes Merkmal und ein großes Plus der Jugendinformation ist eine bestimmte Form der „Übersetzung“. Oft sind Informationen schwer zugänglich oder auch schwer zu verstehen, insbesondere, wenn es um komplexe Informationen und Themen geht, die eher formale oder rechtliche Aspekte betreffen, wie zum Beispiel Bildung, Familienangelegenheiten, Verträge, Rechte und Pflichten. In diesen Fällen erstellen die Jugendinformationsdienste die Informationen nicht selbst, sondern haben die Aufgabe von „Dolmetschern“ und Vermittlern. Jugendinformation muss die Bedürfnisse des Einzelnen berücksichtigen: Ihre Methoden und Rahmenbedingungen müssen flexibel, offen und anpassbar an die verschiedenen Bedarfe junger Menschen sein. Eine der Aufgaben der Jugendinformation ist daher, junge Menschen über alle Angebote zu informieren, die speziell auf sie zugeschnitten sind, damit sie Kenntnis von diesen erhalten und in die Lage versetzt werden, die sich ihnen bietenden Möglichkeiten wahrzunehmen. Die Jugendinformation spielt bei der Zusammenstellung bzw. Aufbereitung von Informationen eine entscheidende Rolle. Denn „eine weitere Herausforderung ist, dass es jungen Menschen schwerfällt, Informationen effektiv zu verarbeiten, zu nutzen und kritisch zu bewerten. Das kann daran liegen, dass ihnen die Kompetenzen fehlen, sich in dem Überfluss an Informationen zurechtzufinden. Zudem sind diese nicht immer verlässlich, genau und auf den einzelnen Empfänger

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zugeschnitten”.4 Daher ist es unbedingt erforderlich, jungen Menschen präzise, zuverlässige und jugendgerechte Informationen zur Verfügung zu stellen, die direkt auf sie zugeschnitten sind. Es ist jedoch wichtig, dass wir uns dabei nicht nur auf die Technologie als alleinigen Informationslieferanten verlassen, sondern dass wir auch entsprechendes Personal vorhalten, das die Jugendlichen begleitend unterstützt, wenn diese die auf digitalem Wege erhaltenen, von ihnen selbst erstellten oder von ihnen verbreiteten Informationen hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts und ihrer Qualität kritisch beurteilen. EMPFEHLUNG 1 Kostenlose Bereitstellung präziser, verlässlicher und jugendgerechter Information für alle! Die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um den Zugang junger Menschen zu Jugendinformation und Beratungsangeboten zu gewährleisten und um die Nachhaltigkeit dieser Angebote sicherzustellen, damit junge Menschen in die Lage versetzt werden, ihre Rechte voll auszuüben. 1.1 Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten die bestehenden Europäischen Netzwerke der Jugendinformation unterstützen, die ihren Service an der Basis anbieten, in direktem Kontakt mit den jungen Menschen stehen und mit qualifiziertem Personal ausgestattet sind. Wir müssen sicherstellen, dass diese Dienste für alle jungen Menschen zugänglich und verfügbar sind. 1.2 Anerkennung der zentralen Rolle, die EYCA, ERYICA und EURODESK als wichtigste europäische Jugendinformationsnetzwerke innehaben, indem die Qualität dieser Netzwerke durch Ausbau der Kapazitäten, Trainings und Peer-Learning weiter verbessert wird und indem Ressourcen gebündelt werden, um (Kosten-) 4 Orientierungsrahmen des 5. Arbeitszyklus des Strukturierten Dialogs, EU-Jugendkonferenz organisiert von der niederländischen EU-Ratspräsidentschaft in Amsterdam im März 2016

Effizienz und einen starken Multiplikationseffekt zu erreichen. 1.3 Wir fordern ein erneuertes Europäisches Jugendportal, das jugendorientierte Informationen auf Grundlage lokaler, regionaler, nationaler und EU-weiter Informationsquellen zur Verfügung stellt, insbesondere zu Angeboten der Jugendmobilität. Durch das Angebot eines „one-stop-shop“, d. h. die Bündelung aller Informationen an einer Stelle, soll das Europäische Jugendportal gewährleisten, dass junge Menschen sich ihrer Rechte bewusst sind und die ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten kennen. 1.4 Förderung und Umsetzung von Mechanismen der Jugendpartizipation, damit junge Menschen an der Erstellung und Bereitstellung von Jugendinformation beteiligt sind und über die Ressourcen verfügen, selbst Verantwortung übernehmen zu können.

2. Ein umfassender und integrierter Ansatz für die Jugendinformation Es besteht ganz offensichtlich die Notwendigkeit, junge Menschen dafür zu sensibilisieren, wie wichtig ihr Recht auf präzise und verlässliche Information ist, damit sie ihre Rechte und Freiheiten ausüben können. Jugendinformation und Jugendberatung sollten innerhalb der europäischen und nationalen/ regionalen Jugendpolitik eine übergreifende Priorität haben. Die Grundsätze der Europäischen Charta der Jugendinformation5 bilden die Basis für Mindeststandards und Qualitätsmaßnahmen, die in allen Ländern als Elemente eines umfassenden, kohärenten und koordinierten Ansatzes der Jugendinformation etabliert werden sollten, welche als integraler Bestandteil der Jugendpolitik anzusehen ist. 5 Europäische Charta der Jugendinformation, angenommen in Bratislava (Slowakische Republik) am 19. November 2004 durch die 15. Vollversammlung der Europäischen Jugendinformations- und Beratungsagentur (ERYICA)

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Um das Potenzial der Jugendinformation in Europa voll auszuschöpfen, muss man zu einem besseren Verständnis des Informationsverhaltens junger Menschen gelangen, um die bestmöglichen und ihrem Bedarf entsprechende Angebote entwickeln und bereitstellen zu können. Forschungsarbeiten über die Jugend sollten entsprechende Unterstützung für die Jugendpolitik und Jugendarbeit liefern. Dadurch kann ein vertieftes Verständnis der Rolle der Jugendinformationsdienste und der erforderlichen Kompetenzen von Mitarbeiter(inne)n der Jugendarbeit (hauptberuflichen und ehrenamtlichen) angestoßen werden, um junge Menschen wirksam zu unterstützen. Außerdem fordern wir weitere Forschungsarbeiten zu den Bedürfnissen junger Menschen, insbesondere benachteiligter Jugendlicher, zu Einfluss und Wirksamkeit von Jugendinformation und zum Mehrwert der Jugendmobilität. ERYICA, EYCA und EURODESK kooperieren dank der Horizon-2020-Projekte (z. B. MOVE, EUth) und der Europäischen Plattform für Lernmobilität (EPLM) regelmäßig mit der Forschung. Sie betonen, dass es erforderlich ist, diese Zusammenarbeit weiter zu stärken und der Jugendinformation die Möglichkeit zu geben, Themen für weitere Forschungsprojekte und Recherchen vorzuschlagen. EMPFEHLUNG 2 Ein umfassender und integrierter Ansatz der Bereitstellung von Jugendinformation Gewährleistung eines umfassenden, kohärenten und koordinierten Ansatzes der Bereitstellung von Jugendinformation als ein integrierter und übergreifender Aspekt der Jugendpolitik auf allen Ebenen. Eine solche Politik sollte partnerschaftlich gemeinsam mit Jugendinformationsdiensten und -strukturen, Jugendorganisationen, Jugendforscher(inne) n und jungen Menschen über effiziente Konsultationskanäle erarbeitet werden.

2.1 Wir fordern eine ambitionierte Jugendinformationsstrategie, die auf die Zielgruppe der Jugendlichen ausgerichtet ist und insbesondere darauf abzielt, diejenigen jungen Menschen zu erreichen und einzubeziehen, die bisher wenig oder keinen Zugang zu den angebotenen Möglichkeiten haben. Diese Strategie sollte einer der Grundpfeiler der folgenden EU-Jugendstrategie sein und auf dem Erfolg und den Erfahrungen der aktuellen Strategie aufbauen. Unsere Netzwerke sind bereit, die vorhandenen Kräfte zu bündeln, um einen gemeinsamen Beitrag zur Weiterentwicklung und Umsetzung einer solchen Strategie zu leisten. 2.2 Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten Forschungsarbeiten und Studien auf nationaler und europäischer Ebene unterstützen, mit dem Ziel, zu einem vertieften Verständnis der Informationsbedarfe junger Menschen zu gelangen sowie ihre Zugangswege zu Informationen und ihre Kommunikationsformen besser zu verstehen, welchen Quellen sie vertrauen, wie sie Informationen erstellen und weiterverbreiten und die Rolle, die hauptamtliche Fachkräfte und ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen der Jugendarbeit in diesem Prozess haben oder auch haben können. Aus dieser Forschung können Empfehlungen abgeleitet werden, die eine evidenzbasierte Politikgestaltung und Praxis unterstützen. 2.3 Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten allen jungen Menschen einen einfachen Zugang zu kostenlosen, umfassenden, kohärenten und koordinierten Jugendinformationsdiensten ermöglichen, indem sie die Strukturen der Jugendinformation auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene unterstützen. Die EUStrukturfonds sollten die Schaffung von Jugendinformationsdiensten dort unterstützen, wo Lücken existieren, während das Programm Erasmus+ den Erfahrungsaustausch über bewährte Praktiken fördern sollte.

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3. Gewährleistung, dass junge Menschen ihre Rechte kennen und ausüben können und kritisches Denken entwickeln ERYICA, EYCA und EURODESK halten das Recht auf Information für unerlässlich, da nur so die Geltendmachung der Rechte von Jugendlichen möglich ist. Jugendinformation gründet auf der Tatsache, dass es ohne ausreichende Information über die bestehenden Möglichkeiten und Optionen unmöglich ist, eine fundierte Entscheidung zu treffen. In diesem Zusammenhang bietet Jugendinformation jungen Menschen Orientierung und Unterstützung, die ihnen dabei helfen, konstruktive Entscheidungen zu treffen, kritisches Denken zu entwickeln und ihre Fähigkeit zur autonomen Entscheidungsfindung zu stärken. Eine Aufgabe der Jugendinformation, die im Verlauf der Jahre immer wichtiger geworden ist, ist ihr Beitrag zur Informations- und Medienkompetenz junger Menschen. Junge Menschen müssen durch die Entwicklung kritischen Denkens für die Notwendigkeit sensibilisiert werden, gefundene Informationen zu hinterfragen, und sie müssen wissen, dass Informationen beeinflusst und manipuliert werden können und auf welche Weise dies geschieht. „Ohne Zugang zu richtigen Informationen und den nötigen Kompetenzen können junge Menschen irregeführt und negativ beeinflusst werden: bei den Möglichkeiten, wie sie ihr Leben gestalten, in ihrer Meinungsbildung, ihrem Zugang zu Rechten und ihrer Möglichkeit, aktive Bürgerschaft auszuüben”.6 Im digitalen Zeitalter wird eine kritische Auseinandersetzung mit Informationen wichtiger denn je, denn ein wesentlicher Teil des Lebens junger Menschen findet online statt. Junge Menschen sind nicht nur Nutzer/-innen von Informationen, sondern sie spielen auch eine zentrale Rolle bei der Erstellung und Verbreitung von Informationen. Daher besteht ein dringender Bedarf, sie zur kritischen Hinterfragung der ihnen zugänglichen Informationen zu befähigen und ihnen die erforderlichen Kompetenzen zur sorgfältigen Erstellung und Verbreitung von Informationen zu vermitteln. 6 Orientierungsrahmen und Leitfragen des 5. Arbeitszyklus des Strukturierten Dialogs; EU-Jugendkonferenz Amsterdam, 2016

Jugendinformationsdienste sind bestrebt, die Medienerziehung nicht nur in ihre eigene Arbeit einzubeziehen, sondern sie wollen auch verschiedene Methoden und Bereiche zur Vermittlung der erforderlichen Lebenskompetenzen an die jungen Menschen entwickeln. Auf diese Weise übernehmen diese Dienste eine bemerkenswerte Bildungs- und Präventivfunktion, die einen enormen Mehrwert für die Gesellschaft darstellt. Jugendinformation kann zum Beispiel eine zentrale Rolle spielen bei der Bekämpfung extremistisch motivierter Gewalt bei Jugendlichen und im Kampf gegen die Verbreitung von radikaler Propaganda und Hassreden im Internet. Es ist jedoch erforderlich, für diese Aufgaben genügend Personal bereitzustellen und ein digitales Umfeld zu entwickeln und zu unterstützen, um diesen Herausforderungen durch das Angebot non-formaler und informeller Medienerziehung zu begegnen. Mitarbeiter/-innen der Jugendinformation müssen auch mit den erforderlichen Kompetenzen ausgestattet sein, um junge Menschen bei diesem Lernprozess begleiten zu können. EMPFEHLUNG 3 Schwerpunktsetzung auf die Medienkompetenz und das kritische Denken junger Menschen Der Rat7 hat vor kurzem anerkannt, wie wichtig es ist, junge Menschen darin zu unterstützen, ihre Medien- und Informationskompetenz zu stärken, um kritisches Denken zu entwickeln und zu verstehen, welche Quellen und Intentionen hinter Informationen stehen, einschließlich Propaganda und Hassreden. Jugendinformationsdienste spielen in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle, weil sie junge Menschen unter anderem auch bei der Erstellung verantwortungsbewusster Medieninhalte unterstützen. 3.1 Anerkennung der Notwendigkeit, junge Menschen aktiv zu einer kritischen Mediennutzung zu ermutigen und den Erwerb 7 Schlussfolgerungen des Rates und der im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten zur Rolle des Jugendsektors bei einem integrierten und bereichsübergreifenden Ansatz zur Prävention und Bekämpfung der in Gewaltbereitschaft mündenden Radikalisierung junger Menschen (9041/16)

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von Informationskompetenz zu fördern, wodurch ihre Autonomie und ihr bewusster Umgang mit verschiedenen Quellen gestärkt werden. Die Medienerziehung sollte ein zentrales Element der Jugendpolitik sein. 3.2 Stärkung der Kapazitäten von Jugendinformationsdiensten, um den jungen Menschen Möglichkeiten non-formalen Lernens anbieten zu können, insbesondere in Bezug auf die Entwicklung von Informationsund Medienkompetenz sowie digitaler Kompetenz. Partnerschaften zwischen Jugendinformationsdiensten und den Trägern non-formaler und formaler Bildung sollten dabei besonders unterstützt werden, vor allem im Rahmen des Programms Erasmus+. 4. Orientierung und Beratung: Alle junge Menschen erreichen und sie bei der Entwicklung eines eigenen Lebenskompasses unterstützen (Soziale) Inklusion ist ein gemeinsames Prinzip im Bereich der Jugendmobilität und der Jugendinformation und -beratung. Trotz unterschiedlicher Jugendpolitiken und der unterschiedlichen Rolle, die Jugendinformation in den einzelnen Ländern der Europäischen Union hat, fußt diese bei allen auf einem gemeinsamen Prinzip, bei dem es der erste Ansatzpunkt der Jugendinformation ist, auf die Bedarfe junger Menschen einzugehen und Information als Katalysator anzusehen, der Teilhabe und soziale Inklusion ermöglicht. Daher muss Jugendinformation als Instrument verstanden werden, das eine gerechte Verteilung der Chancen fördern kann. Vor allem die Generalisten unter den Jugendinformationsdiensten, die auf lokaler und regionaler Ebene tätig sind, beschäftigen sich Tag für Tag mit Themen, die hauptsächlich die (soziale) Inklusion junger Menschen betreffen: Wohnraum, Beschäftigung, (Aus-)Bildung, finanzielle Fragen, körperliche, geistige und seelische Gesundheit und Wohlergehen (inklusive Suizidprävention). Durch das Angebot von Information, Beratung und Orientierung fördern sie den Zugang junger

Menschen zu allen vorhandenen Diensten und Fördermaßnahmen. Dies ist besonders wichtig, da Kinder und Jugendliche im allgemeinen als eine der am meisten gefährdeten Gruppe angesehen werden, die nicht nur in Europa dem Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung besonders ausgesetzt ist. Mitarbeiter/-innen der Jugendarbeit und der Jugendinformation sowie Pädagog(inn)en werden häufig mit Problemen junger Menschen konfrontiert, die manchmal komplex und heikel sein können, doch sie besitzen nicht zwangsläufig von vornherein die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse, um angemessen damit umzugehen. Es ist daher von zentraler Bedeutung, dass die Vermittlung qualitativ hochwertiger Informationen für junge Menschen gestärkt wird durch die Bereitstellung qualifizierter/speziell geschulter Mitarbeiter/-innen der Jugendinformation, durch Jugendorganisationen, Betreuer/-innen, Freiwillige/ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen, im Jugendbereich tätige Organisationen der Zivilgesellschaft sowie auch durch die jungen Menschen selbst. Insbesondere ist mehr Forschung nötig, um ein gemeinsames Verständnis zu erreichen, welches Kompetenzniveau Mitarbeiter/-innen der Jugendinformation haben müssen. Und nicht zuletzt sind auch nicht alle jungen Menschen dazu in der Lage, online oder offline die richtigen Informationen zu finden. Besondere Aktivitäten des Aufsuchens und des Abholens vor Ort und die Schaffung eines besonderen Umfelds sollten auf innovative Weise und in kooperativer Form umgesetzt werden, um den jungen Menschen die notwendigen Informationen dort zu geben, wo diese sich aufhalten. EMPFEHLUNG 4 Hochwertige Beratungsangebote für alle jungen Menschen Bei der Jugendinformation geht es darum, Informationen für alle junge Menschen bereitzustellen, was besondere Anstrengungen erfordert, um auch diejenigen erreichen zu können, die in irgendeiner Form gefährdet sind. Es geht dabei auch um die Fähigkeit 7


der Jugendinformationsdienste und der Jugendarbeit im allgemeinen, ihre eigenen Praktiken zu reflektieren und an die jeweiligen Bedürfnisse der verschiedenen Gruppen anzupassen (inklusive dem Einsatz von PeerAktivitäten). 4.1 Unterstützung und Equipment für die Ansprechpartner/-innen, an die sich Jugendliche möglicherweise richten, wenn sie Hilfe benötigen, damit diese Mitarbeiter/innen dazu befähigt werden, effektiv auf die vielfältigen und sich wandelnden Bedürfnisse der Jugendlichen einzugehen. Sie sollten auch dazu bereit und in der Lage sein, in sektorund berufsübergreifenden Partnerschaften zu kooperieren (Gesundheit, Recht, Beschäftigung, Soziales, usw.). Insbesondere sollten die EUStrukturfonds die Aus- und Fortbildung von Mitarbeiter(inne)n der Jugendinformation entsprechend fördern. 3.2 Unterstützung von Online- und Offline-Initiativen, die junge Menschen erreichen können, besonders benachteiligte junge Menschen oder Jugendliche mit Beeinträchtigungen, für die es schwierig ist, die Angebote und Dienste zu nutzen. Es muss eine Art Willkommenskultur geschaffen werden, damit junge Menschen das Gefühl haben, dass sie ihre Meinungen in einem sicheren und offenen Umfeld äußern können, ohne beurteilt oder bewertet zu werden. 4.3 Förderung der Entwicklung, der Nutzung und der Kenntnis innovativer Methoden und Umgebungen, die darauf ausgerichtet sind, bestimmte Zielgruppen von Jugendlichen zu erreichen, auch dank der Tatsache, dass die Mitgliedstaaten (durch die Offene Methode der Koordinierung/OMK), die relevanten Akteure sowie die Mitarbeiter/-innen der Jugendarbeit sich über Beispiele bewährter Praxis austauschen können, was auch durch die gemeinsame Beteiligung an europäischen (Forschungs-) Projekten und Netzwerken geschehen kann.

Mobilität

für junge Menschen: Ein Recht, kein Privileg 1. Förderung der Mobilität und des europäischen Bewusstseins Mobilität ist eine große Chance für junge Menschen, neue Fähigkeiten zu erwerben, Fremdsprachen zu lernen und die Vielfalt der Kulturen in Europa schätzen zu lernen. Es gibt immer mehr Forschungsarbeiten über das Thema, welchen Effekt die Mobilitätserfahrung hat auf die persönliche Entwicklung und Beschäftigungsfähigkeit, auf die Ausbildung des Gefühls der europäischen Bürgerschaft und die Entwicklung von Toleranz gegenüber Vielfalt. Dank der steigenden Möglichkeiten für Bürger/-innen der EU, zu reisen oder ihren Wohnsitz in ein anderes Mitgliedsland der EU zu verlegen, werden junge Europäer/-innen immer mobiler und die Wahrscheinlichkeit einer Arbeitsaufnahme oder eines Studiums in einem anderen Land nimmt zu.8 Die Zahlen schwanken jedoch von einem Land zum anderen sehr stark und nicht alle jungen Menschen können von den Angeboten profitieren. Tatsache ist, dass der Prozentsatz junger Menschen, die ins Ausland gehen, immer noch relativ gering ist, besonders, was benachteiligte Jugendliche betrifft. Dies ist zum Beispiel bei den grenzüberschreitenden Freiwilligendiensten der Fall (von denen wir wissen, dass sie großen Einfluss auf die Entwicklung und Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen haben9), die aber vielen jungen Menschen verschlossen bleiben, besonders denjenigen, die eine Behinderung haben, aus ländlichen Gebieten kommen oder aus benachteiligten wirtschaftlichen Verhältnissen stammen.

8 Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen „Situation of young people in the EU” zur Mitteilung der Kommission „Entwurf 2015 Gemeinsamer Bericht des Rates und der Kommission über die Umsetzung des erneuerten Rahmens für die jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa (2010-2018)”, 2015 9 Evaluierung der EU-Strategie für die Jugend und der Empfehlung des Rates über die Mobilität junger Freiwilliger innerhalb der EU, März 2016

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EYCA, ERYICA und EURODESK haben gemeinsame Anstrengungen unternommen, um die Jugendmobilität über alle verfügbaren Kommunikationskanäle zu unterstützen und zu fördern. Die drei Plattformen bewerben Mobilitätsangebote über ihre Online-Kanäle, mit Unterstützung von Mitarbeiter(inne)n der Jugendinformation und indem sie Akteure an der Basis einbeziehen - wie zum Beispiel Erzieher/-innen und Pädagog(inn)en, Kommunen, Mitarbeiter/innen der Jugendhilfe, die mit Jugendlichen arbeiten, oder auch die jungen Menschen selbst. Trotzdem ist noch viel mehr Unterstützung nötig, um auch benachteiligte Jugendliche zu erreichen. Junge Menschen sind keine homogene Gruppe. Um eine möglichst große Bandbreite ihrer Bedarfe und Erwartungen abzudecken, ist es von wesentlicher Bedeutung, eine Reihe effizienter und vielfältiger Instrumente zu entwickeln, die die Jugendmobilität fördern und erleichtern.10 EMPFEHLUNG 5 Mobilität allen jungen Menschen zugänglich machen! Jugendmobilität ist ein starker Impuls für interkulturelle Erfahrungen, Beschäftigungsfähigkeit, das Erreichen von höheren schulischen Zielen und die Autonomie junger Menschen. Sie befähigt junge Menschen, sich zu verantwortungsbewussten Bürger(inne) n zu entwickeln. Angesichts der aktuellen Herausforderungen wie Jugendarbeitslosigkeit, wachsender Extremismus und Notwendigkeit einer interkulturellen Verständigung sollte das Thema Jugendmobilität ein Kernpunkt der EUAgenda für die Jugend sein. 5.1 Wir fordern, dass die Jugendmobilität als eine der zentralen Säulen der erneuerten EU-Jugendstrategie anerkannt wird. Wir sind der festen Überzeugung, dass dadurch 10 Die Europäische Jugendkarte (EYC) stärkt und fördert z. B. die Jugendmobilität, die aktive Bürgerschaft und die grenzüberschreitende Teilhabe. Da die EYC in direktem Kontakt zu sechs Millionen Karteninhaber(inne)n steht, die meisten davon sind nicht-organisierte Jugendliche, ist die EYC eine einzigartige Informationsquelle zu allen Aspekten des Lebens junger Menschen und ein direkter Kommunikationskanal zu Jugendlichen in ganz Europa.

alle Mitgliedstaaten ermutigt werden, die Jugendmobilität durchgängig in ihrer jeweiligen nationalen Politik zu berücksichtigen und auf diese Weise Programme und Angebote zu entwickeln, die allen jungen Menschen Zugang zu Mobilitätserfahrungen im Bereich Lernen, Freiwilligentätigkeit oder Beschäftigung verschaffen. 5.2 Jeder junge Bürger und jede junge Bürgerin sollte das Recht haben, mindestens einmal an europäischen oder internationalen Mobilitätsprogrammen teilzunehmen. Das bedeutet, dass benachteiligte Jugendliche dabei unterstützt werden müssen, eventuelle Hindernisse zu überwinden, damit sie Zugang zu Angeboten der Mobilität erhalten. 5.3 Das Programm Erasmus+ sollte ausgeweitet werden, da es zu den größten Erfolgen des europäischen Integrationsprozesses gehört und in hohem Maße dazu beitragen kann, eine offenere, tolerantere und risikoresistentere Gesellschaft zu schaffen. Wir fordern daher ein ambitioniertes Programm für Bildung und Jugend im Kontext des nächsten Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR). 5.4 Wir empfehlen, Programme zu entwickeln, die es jungen Europäer(inne)n, Migrant(inn) en und Flüchtlingen ermöglichen, zu interagieren und mehr miteinander in Kontakt zu treten. Diese Aspekte können einen Beitrag leisten zur sozialen Inklusion, zur Bekämpfung extremistisch motivierter Gewalt junger Menschen und letztendlich auch zum Aufbau toleranterer und offenerer Gemeinschaften. 2. Jugendmobilität und Übergang ins Erwachsenenleben Die sehr guten Angebote der Jugendmobilität haben die Jugendbeschäftigung in der EU in erheblichem Maße erhöht. Instrumente wie EURES und Europass tragen zu einer stärkeren Mobilität junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt der 28 EU-Mitgliedsstaaten

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bei. Wenn diese Maßnahmen auch nicht Teil der EU-Jugendstrategie 2010-2018 sind, sind sie dennoch eng mit den Bedarfen junger Menschen verbunden und beweisen den Mehrwert, den Jugendmobilität auch in andere Bereiche der Gesellschaft trägt. Jedoch sind diese Angebote nur einer begrenzten Anzahl junger Menschen bekannt, und sie erreichen auch nicht immer diejenigen, die sie am meisten benötigen. Durch eine bessere Koordinierung der Schwerpunkte der nächsten EU-Jugendstrategie und anderer politischer Maßnahmen würde die Jugendmobilität über den Jugendbereich hinaus gefördert werden. Die Modernisierung der bildungspolitischen Maßnahmen sollte auch das Ziel haben, für eine länderübergreifende Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen zu sorgen. Tatsächlich ist die mangelnde Anerkennung der daraus resultierenden Lernergebnisse ein beträchtliches Hindernis für die Lernmobilität. Einer der Schwerpunkte der EU ist die Validierung non-formalen und informellen Lernens11. Durch Reformen der Bildungs- und Qualifizierungssysteme wurde eine wachsende Anerkennung des nonformalen und informellen Lernens gefördert und es wurden mehrere europäische Instrumente entwickelt, wie zum Beispiel der Youthpass und der Europass. Diese Instrumente sind jedoch bei jungen Menschen oft unbekannt. Insgesamt sagen nur 3 % der EU-Bürger/-innen, dass sie schon einmal etwas vom Youthpass gehört haben - wobei wesentliche Unterschiede bei den einzelnen Ländern und den verschiedenen sozioökonomischen Gruppen festzustellen sind. Befragte mit höherem Bildungsgrad geben eher die Antwort, dass sie die verschiedenen Instrumente kennen12. Jugendinformation spielt daher eine wichtige Rolle bei der Bekanntmachung der unterstützenden Instrumente, die eine größere Transparenz und die Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen schaffen und gewährleisten soll, dass diese von 11 Empfehlung des Rates vom 20. Dezember 2012 zur Validierung nichtformalen und informellen Lernens und Entschließung des Rates vom 18. Mai 2006 über die Anerkennung des Wertes von nichtformalen und informellen Lernerfahrungen im europäischen Jugendbereich. 12 Europäischer Raum der Kompetenzen und Qualifikationen, Eurobarometer-Spezial 417, Europäische Union, 2014

Arbeitgebern und Bildungsträgern gleichermaßen anerkannt werden. Zu guter Letzt ist es auch erforderlich, junge Menschen zu unterstützen, die im Ausland studieren, zum Beispiel in den Bereichen Gesundheit und Unterkunft, oder um sicherzustellen, dass sie das Beste aus ihrer Lernerfahrung machen können. Spezielle Instrumente sollten junge mobile Menschen bei der sozialen und kulturellen Integration in ihrem Gastland unterstützen. EMPFEHLUNG 6 Stärkung der Autonomie junger Menschen durch Mobilität Für jeden jungen Menschen kann es ein wertvoller Pluspunkt sein, eine Arbeitserfahrung oder eine Freiwilligentätigkeit im Ausland vorweisen zu können und dadurch seine oder ihre Beschäftigungsfähigkeit zu steigern. Zudem werden durch eine Mobilitätserfahrung wichtige Schlüsselkompetenzen gestärkt, wie interkulturelles Verständnis, Verhandlungsgeschick und kritisches Denken, die ihrerseits wiederum die Autonomie, die Unabhängigkeit und das Selbstbewusstsein der Jugendlichen fördern. 6.1 Die Anerkennung und Validierung von Kompetenzen, die in Programmen der Jugendmobilität erworben wurden, tragen in hohem Maße zu wachsender Beschäftigung, sozialer Inklusion, einem steigenden Bewusstsein für die europäische Bürgerschaft und zur Jugendbeteiligung bei. Wir empfehlen daher dringend eine bessere (Weiter-) Entwicklung der entsprechenden Instrumente, zum Beispiel des „Europass Mobilitätsnachweis“ und systematische Anstrengungen, um Arbeitgeber zur Anerkennung dieser Evaluierungsinstrumente und des Mehrwerts von Jugendmobilität zu ermutigen (z. B. Pact4Youth). 6.2 Unterstützung der Entwicklung von spezifischen Mobilitätsinstrumenten, wie zum Beispiel der Europäischen Jugendkarte, durch den Ausbau der Kapazitäten bei Organisationen und Institutionen, um eine fortwährende

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Einbeziehung junger Menschen zu erreichen und dadurch letztendlich deren wirtschaftliche und soziale Integration zu erleichtern. 1. Neue Impulse für die Jugendmobilität und die Jugendinformationsdienste Abgesehen von finanziellen Hürden steht die endgültige Entscheidung junger Menschen, ins Ausland zu gehen, in Zusammenhang mit dem inneren Gefühl des Mobilseins, das ist das so genannte Konzept der „Motilität“, bei der es um die Einstellung und das eigene Verhalten hinsichtlich Mobilität geht. Tatsächlich zögern junge Menschen häufig bei der Entscheidung, ins Ausland zu gehen, um dort einen Freiwilligendienst zu absolvieren, zu studieren oder um neue Erfahrungen zu machen, denn unbekannte, fremde oder herausfordernde Situationen können zu Unsicherheit führen. Besonders in der Zeit des Heranwachsens bedeutet eine solche Veränderung im Leben, dass junge Menschen in eine neue Phase der persönlichen Unabhängigkeit eintreten13. Aus diesem Grund ist es an dieser Stelle besonders wichtig, hochwertige Jugendinformation und -beratung anzubieten, die sich an den besonderen Bedarfen junger Menschen ausrichtet. Wenn Jugendliche bereits Erfahrungen mit internationalen Begegnungen oder mit Freiwilligendiensten gemacht haben, kann das dabei helfen, die Motilität auch bei anderen jungen Menschen zu stärken, und diejenigen, die noch zögern, können durch den Austausch mit anderen Jugendlichen, die diese Erfahrung bereits gemacht haben, dazu ermutigt werden, die Herausforderung anzunehmen. Zudem können sie anderen Jugendlichen die Vorteile interkultureller Erfahrungen nahebringen, auch wenn diese sich letztendlich dazu entschließen sollten, doch nicht ins Ausland zu gehen. Unsere drei Netzwerke sind der festen Überzeugung, dass über die bereits vorhandenen Angebote hinaus Informationen, die

13 Eurodesk-Diskussionspapier „Developing a Guidance Concept. Aspects of Youth Mobility Information and Counselling”, 2014. Motilität lässt sich wie folgt definieren: die Art und Weise, wie eine Einzelperson oder eine Gruppe sich selbst neue Möglichkeiten der Mobilität erschließt und darauf aufbaut, um persönliche Projekte zu entwickeln (Flamm & Kaufmann 2006).

Jugendlichen durch Gleichaltrige vermittelt werden, ein hervorragendes Mittel sind, um junge Menschen zu motivieren, sich der Herausforderung zu stellen, die die eigene Mobilität mit sich bringt. Die Lebenswelten junger Menschen sind heutzutage untrennbar mit der Nutzung der modernen technischen Möglichkeiten verbunden. Dies hat einen Einfluss auf die Art und Weise, wie wir Jugendinformationsdienste planen und anbieten und wie wir Mobilitätsangebote für junge Menschen kommunizieren. Es sollten innovative OnlineDienste in Kombination mit persönlicher Beratung entwickelt werden, um die Möglichkeiten der neuen Technologien beim Erreichen und der Einbindung aller jungen Menschen in vollem Umfang zu nutzen. So könnten zum Beispiel Erfahrungsberichte von Jugendlichen noch stärker online genutzt werden, um die Vorteile der Lernmobilität besser zu vermitteln. Nicht zuletzt ist es ebenso wichtig, junge Menschen bei der Umsetzung ihrer Pläne dadurch zu unterstützen, dass die Jugendinformationsdienste um die Perspektive der jeweiligen Gastländer erweitert werden. Unsere drei Organisationen verfügen über ein europaweites Netzwerk lokaler, regionaler und nationaler Partner, die als unterstützende Struktur für die mobile Jugend dienen können, indem sie zum Beispiel Orientierung in Sachen Unterkunft, Rechtsberatung oder kulturelle Aktivitäten anbieten. EMPFEHLUNG 7 Stärkung des Serviceangebots der Jugendinformation Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten mehr in kostenlose, hochwertige und allgemein zugängliche Jugendinformationsdienste investieren, die mobile junge Menschen vor, während und nach ihrer Mobilitätserfahrung unterstützen können. Um junge Menschen zur Mobilität zu ermutigen, ist es ebenfalls von entscheidender Bedeutung, innovative Methoden zu entwickeln, zum Beispiel

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die Vermittung von Informationen und Unterstützung durch Gleichaltrige. 7.1 Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten die Entwicklung von kombinierten Jugendinformationsdiensten fördern, in denen die Perspektiven sowohl des Entsende- als auch des Gastlandes einfließen. Unsere Netzwerke könnten eine solche Initiative durch die Koordination der Arbeit unserer nationalen, regionalen und lokalen Mitglieder und Multiplikator(inn)en unterstützen. 7.2 Innovative Methoden wie die Einbindung von Information und Unterstützung durch Gleichaltrige in die Jugendinformationsdienste kann den entscheidenden Unterschied ausmachen, wenn es darum geht, junge Menschen zur Mobilität zu ermutigen. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten daher eine innovative Praxis in diesem Bereich fördern. 7.3 Es sollten ausreichende Kapazitäten vorhanden sein, damit junge Menschen mit Mobilitätserfahrung die Möglichkeit haben, spezielle Unterstützung zu erhalten (etwa im Rahmen von Erasmus+), um die Möglichkeit zu haben, eigene Initiativen zu entwickeln, und auch, um nach der Rückkehr in ihr Heimatland im eigenen Umfeld als Botschafter/-innen für Mobilität eingesetzt werden zu können.

Ansatz der Jugendinformation sicherzustellen. Die Jugendinformation sollte ein Grundpfeiler der künftigen EU-Jugendstrategie sein. Mobilität stellt einen eindeutigen Mehrwert im Leben junger Menschen dar. Alle Formen der Jugendmobilität sollten daher ein integrierter und übergreifender Bestandteil der Jugendpolitik auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene sein. Derartige politische Strategien sollten partnerschaftlich mit allen relevanten Akteuren erarbeitet werden, auch unter Einbeziehung nicht-organisierter Jugendlicher sowie unterrepräsentierter Gruppen. Diese Empfehlungen sind Ausdruck der Werte unserer drei Netzwerke und basieren auf unserer umfassenden Fachkompetenz in den Bereichen Jugendarbeit und Jugendpolitik. Erwartete Effekte der vorgeschlagenen Maßnahmen •

Schlussfolgerungen Unsere drei Netzwerke sind der festen Überzeugung, dass junge Menschen, die ihre Rechte nicht kennen oder nicht wissen, wie sie diese ausüben können, weitaus mehr gefährdet sind, was Diskriminierung, Intoleranz, Chancenlosigkeit und negative Einflüsse betrifft. Jugendinformation ist ein grundlegendes Recht. Aus diesem Grund fordern wir die EU-Institutionen und die Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, einen umfassenden, kohärenten und koordinierten

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stärkere aktive Bürgerschaft bei jungen Menschen, erhöhte Wahrnehmung und Geltendmachung ihrer Rechte und vermehrter Zugang zu Angeboten; bessere Schulung von Fachkräften und haupt- und ehrenamtlicher Mitarbeiter/innen sowie verbesserte, an die Bedarfe verschiedener Gruppen junger Menschen angepasste Angebote; Entwicklung der Fähigkeit junger Menschen, autonome und fundierte Entscheidungen zu treffen und kritisch zu denken; mehr Lernmobilität und Teilnahme an EUProgrammen wie etwa Erasmus+; verbesserte Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen (als positive Auswirkung der Mobilität) und Unterstützung der beschäftigungspolitischen Ziele der EU 2020-Strategie sowie der Ziele der Europäischen Jugendgarantie; Aufbau einer toleranteren und offeneren Gesellschaft und stärkere Beteiligung junger Menschen an Entscheidungsprozessen (Mitteilung der Kommission über

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Radikalisierung14, Erklärung von Paris15, EU-Wahlen 2019); stärkere Sensibilisierung für die Bedeutung der Entwicklung von Validierungsmechanismen (Ziel 2018, Empfehlung des Rates zur Validierung von 201216); mehr evidenzbasierte Politikgestaltung und Praxis; bessere Kohärenz zwischen den Jugendpolitiken und zwischen den Akteuren im Jugendbereich aufgrund gestärkter Partnerschaften.

14 Mitteilung der Europäischen Kommission, Unterstützung der Prävention von Radikalisierung, die zu extremistisch motivierter Gewalt führt, Juni 2016 15 Erklärung von Paris, angenommen auf dem informellen Treffen der für die Bildung zuständigen Minister der EU in Paris am 17. März 2015 16 Empfehlung des Rates vom 20. Dezember 2012 zur Validierung nichtformalen und informellen Lernens

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