2/2014
Der Urwald stirbt für unseren Garten Das Tierheim SIRIUS Letzte Zuflucht für die Straßentiere Kiews
Um eines kleinen Bissens Fleisches willen ...
Inhalt
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Inhalt Editorial
Seite 18 Das Tierheim SIRIUS Letzte Zuflucht für die Straßentiere Kiews
Focus Seite
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Der Urwald stirbt für unseren Garten
Umwelt
In eigener Sache Seite 10 Seite 11 Seite 12 Seite 14
Der ETN e.V. ist jetzt bei Boost Delegiertenversammlung auf Hof Huppenhardt Das ETN-Krötenprojekt in Zahlen Tiere von Hof Huppenhardt suchen ein Zuhause
Magazin
Seite 29 Seite 32
Service Seite 34 Seite 35
Seite 15
Europäische Tier- und Naturschutzstiftung unterstützt Wildvogelpflege von Projekt Blue Sea Seite 16 Ausstellung zum Schutz der Meere von Project Blue Sea e.V. Seite 18 Das Tierheim SIRIUS Letzte Zuflucht für die Straßentiere Kiews Seite 22 Mallorca - Insel der Katzen Seite 24 Um eines kleinen Bissens Fleisches willen ...
Wenn Architektur zur Falle wird Vogeltod an Glasscheiben Strahlende Pilze
Seite 36 Seite 40
Respektierchen Unsere Seiten für Kinder Buchvorstellung "Team-Coaching Mensch-Hund" Serie "Mehr Platz für wilde Tiere" - Teil 1: Ein Garten für Amphibien und Reptilien Serie "Artgerechte Tierhaltung" - Teil 6: Meerschweinchen
Partner Seite 44 Seite 47 Seite 48 Seite 50
Tierschutz im Einsatz Tierheim Oelzschau Diskussion zum Veggie-Day Hunde des Tierheims Oelzschau suchen ein Zuhause Unsere Einsatzgebiete in Europa
News Seite 51
News
Seite 36 Serie "Mehr Platz für wilde Tiere" - Teil 1: Ein Garten für Amphibien und Reptilien
Impressum Herausgeber
Redaktion
Europäischer Tier- und Naturschutz e.V. Hof Huppenhardt, D - 53804 Much Tel.: 0 22 45 - 61 90-0 Fax: 0 22 45 - 61 90-11 eMail: info@etn-ev.de VR 2454, Amtsgericht Siegburg Der ETN e.V. ist als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.
Julia Vasbender eMail: j.vasbender@etn-ev.de Tel.: 0 22 45 - 61 90-0
Mitgliederverwaltung ETN e.V. Hof Huppenhardt, D - 53804 Much Tel.: 0 22 45 - 61 90-17 Fax: 0 22 45 - 61 90-11 eMail: mitgliederbetreuung@etn-ev.de
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Editorial
Liebe Mitglieder und Freunde des ETN, turbulente Zeiten liegen hinter uns. In der Ukraine finden die politischen Unruhen kein Ende und erschweren die Arbeit der Tierschützer vor Ort wie auch die des ETN ungemein. Alles wird teurer, die Menschen leiden unter der steigenden Inflation und haben kein Geld und keine Kraft mehr, sich über die eigenen Probleme hinaus zusätzlich auch noch für die Straßentiere einzusetzen. Vor allem die ukrainischen Tierheime, die sich bisher einzig durch Spenden finanziert haben, leiden nun große Not und wissen nicht mehr, wie sie ihre Schützlinge ernähren sollen. Ende April starteten wir deshalb einen Aufruf für das Tierheim Sirius in der Nähe von Kiew (lesen Sie dazu auch einen Bericht auf Seite 18), und innerhalb weniger Tage kam die unglaubliche Spendensumme von 2.250 Euro zusammen. Dafür möchten wir allen Spendern ganz herzlich danken! Wer für Sirius spenden möchte, findet in dieser ‚Respektiere‘Ausgabe sowie auf unserer Internetseite weitere Informationen. Wir werden uns durch die schwierige politische Lage in der Ukraine nicht entmutigen lassen und uns weiterhin für die Straßentiere des Landes einsetzen, denn wir sehen es als unsere Pflicht an, die Tierschützer in diesen schwierigen Zeiten nicht im Stich zu lassen. Deshalb wird eine für den Sommer vorgesehene Kastrationsaktion in Dnipropetrowsk und Zaporogje wie geplant stattfinden; lediglich die für Juni terminierte Aktion in Gorlovka (Region Donetsk) musste verschoben werden. Auch in Bihac und Velika Kladusa, den beiden ETN-Einsatzgebieten in Bosnien, ist die Situation der Straßentiere nach wie vor kritisch. Zwar waren beide Städte nicht so stark vom Hochwasser betroffen wie andere Gebiete des Balkans, dennoch wird auch hier die Not der Menschen Auswirkungen auf die Tiere haben.
Auch hier müssen wir weiterhin am Ball bleiben und rumänischen Politikern zeigen, dass wir ihr Vorgehen nicht akzeptieren. Doch nicht nur in unseren osteuropäischen Einsatzgebieten blicken wir auf turbulente Monate zurück, auch in der Geschäftsstelle des ETN e.V. hat sich eine Veränderung ergeben. Dieter Ernst hat seine Position als Geschäftsführer des ETN niedergelegt, bleibt aber weiterhin Präsident des Vereins. Kommissarische Geschäftsführerin ist derzeit Judith Henrichs. Über die personelle Entwicklung innerhalb des ETN werden wir Sie, liebe Mitglieder, weiterhin auf dem Laufenden halten und möchten Ihnen versichern, dass wir unsere Arbeit für die Tiere Europas natürlich auch in Zukunft konsequent fortsetzen werden! In vielen Ländern Europas können wir auf jahrelanges kontinuierliches Engagement und große Erfolge zurückblicken, so beispielsweise in der Ukraine, in Litauen, auf den Kanarischen Inseln, in Serbien und Italien. Zusätzlich haben wir unsere Arbeit in einigen Ländern wie beispielsweise Griechenland und Portugal, in denen in der Vergangenheit teilweise leider keine Kastrationsaktionen stattfinden konnten, im Jahr 2013 beziehungsweise im Frühjahr dieses Jahres wieder aufgenommen. Auch auf Malta engagieren wir uns wieder vermehrt. All diese Projekte, wie auch unsere Arbeit im Arten- und Naturschutz, werden wir zum Wohl der Tiere und der Natur weiterführen, und wir hoffen, dass Sie uns weiterhin als Unterstützer treu bleiben.
Ihr ETN-Team
In Rumänien wird der Feldzug der Regierung gegen Straßentiere in vielen Städten fortgesetzt.
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Focus
Quelle: Fausto Dembinski, pixelio
Der Urwald stirbt f端r unseren Garten 4
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Focus Quelle: Mike Frajese, Woodventure, pixelio
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ommerzeit ist Gartenzeit. Baumärkte locken mit immer neuen Angeboten zu Gartenmöbeln; chic müssen sie sein, haltbar und bitte nicht zu teuer. Da fällt die Wahl schnell auf Möbel aus Tropenholz, denn das ist robust, wetterbeständig und schimmelt nicht. Doch obwohl der Raubbau an Tropenholz schon seit Jahren in aller Munde ist, sind sich viele Menschen noch immer nicht im Klaren darüber, was der Kauf eines solchen Möbelstückes für die Natur bedeutet.
Quelle: Dieter Schütz, pixelio
In jedem Jahr verschwinden auf der Erde ungefähr dreizehn bis zwanzig Millionen Hektar Wald, mehr als die dreifache Fläche der Schweiz. Die Länder mit der höchsten Waldzerstörungsrate sind Brasilien, Indonesien, Sudan, Myanmar (Burma), Zambia, Tansania, Nigeria, Demokratische Republik Kongo, Zimbabwe und Venezuela; ein Großteil des zerstörten Waldes liegt also in den Tropen und Subtropen. Aber auch große boreale Wälder in Kanada und Russland werden zunehmend ausgebeutet.
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Terrasse aus Bangkirai-Holz
Mittlerweile gibt es sogar USB-Sticks aus Ebenholz. Eine sinnlosere Verschwendung von Tropenholz kann man sich kaum vorstellen.
In allen Breitengraden sind Wälder wertvolle Ökosysteme, die CO2 speichern und somit zahlreichen Tierund Pflanzenarten einen Lebensraum bieten. In Tropenwäldern findet man eine besonders hohe Artenvielfalt: Obwohl nur ungefähr sieben Prozent der eisfreien Landmasse auf der Erde von Tropenwald bedeckt ist, findet man dort rund neunzig Prozent aller Tier- und Pflanzenarten, und selbst diese 1,8 Millionen Arten bilden wahrscheinlich nur einen Bruchteil der tatsächlichen Artenvielfalt. Regenwälder sind Hotspots des Lebens; einen Regenwald zu roden, bedeutet den Verlust Tausender Tiere und Pflanzen, die meist nur dort vorkommen. Der Verkauf von Tropenhölzern für Möbel in Europa ist einer der Gründe dafür, dass der Regenwald stirbt.
Weltweiter Holzeinschlag – Weltweites Problem Zu den Tropenhölzern zählen die sehr teuren Arten Teak und Mahagoni, aber auch billigere Hölzer wie Bangkirai (auch „Yellow Balau“), Nyatoh, Bongossi oder Massaranduba, die allesamt aus den tropischen und subtropischen Wäldern Mittel- und Südamerikas, Asiens und Afrikas stammen. Allen Hölzern ist gemein, dass sie sehr beständig gegen Pilze und Parasiten sind, da die Bäume im feucht-warmen Klima der Tropen zahlreichen Schädlingen ausgesetzt sind und entsprechende Abwehrstoffe gegen diese einlagern. Außerdem müssen die Bäume lange dem Licht entgegenwachsen, wodurch sie sehr gerade und im unteren Bereich astfrei sind. Das vorteilhafte Wachstum und die lange Dauerhaftigkeit machen Tropenholz somit zu einem beliebten Baustoff für Gartenmöbel, Terrassendielen und Paneelen, Lärmschutzwände und Vorrichtungen im Wasserbau. Und das wiederum macht die Länder, in denen diese Hölzer natürlich vorkommen oder angebaut werden, zu perfekten Opfern von Raubbau und Entwaldung.
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Focus Viele Tropenholzarten werden im asiatischen Raum gerodet oder angebaut. Hauptlieferanten für Gartenmöbel sind die Länder Vietnam, Indonesien, Thailand, Myanmar und Malaysia, in denen für Billiglöhne Holz aus den Nachbarländern verarbeitet wird. Wichtige Lieferanten für das Holz sind Kambodscha und Laos, wo Korruption oder – wie im Falle von Laos – Einparteienpolitik die Plünderung des Regenwaldes erleichtern. In Laos ist die Holzfällung in weiten Teilen des Landes verboten, ebenso wie jede Ausfuhr in Nachbarländer. Doch an der Grenze zu Vietnam stauen sich die Holztransporter mit illegal in Schutzgebieten geschlagenem Holz, denn kein staatlicher Beamter stoppt die Transporte. In Kambodscha sieht es ähnlich aus. Dort wird die politische und soziale Instabilität gezielt von Holzkonzernen genutzt, die von der korrupten Regierung zuhauf Konzessionen zum Holzeinschlag erhalten und so das Land und die Lebensgrundlage der Einwohner rasant plündern. Private Unternehmen haben sich mittlerweile Konzessionen für über 3,9 Millionen Hektar Wald verschafft, das sind mehr als zweiundzwanzig Prozent von ganz Kambodscha. Obwohl viele Flächen und Holzarten vor Jahren unter Schutz gestellt wurden und damit der Raubbau einige Jahre lang eingedämmt werden konnte, rollt mittlerweile wieder ein Holztransport nach dem anderen ins Nachbarland Vietnam. In Vietnam wird Tropenholz aus vielen Nachbarländern verarbeitet, der indochinesische Raum um Vietnam, Kambodscha, Laos, Thailand, Myanmar und die angrenzenden Inseln um Malaysia und Indonesien bilden daher den Brennpunkt des illegalen Holzhandels. Eine Holzart, die dort in großem Stil verarbeitet und verschifft wird, ist das wohl bekannteste Tropenholz Teak. Es stammt zum Großteil aus Indonesien, hauptsächlich von der
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Nahezu unberührter Regenwald an den IguacuWasserfällen in Südamerika Quelle: Bildpixel, pixelio
Bangkirai-Holz wird aus dem Baum Shorea laevis aus der Familie der Flügelfruchtgewächse gewonnen. Quelle: Dr. Tom Deutschle
Insel Java. Anders als viele andere Tropenhölzer wird es dort nicht aus wild gewachsenem Wald entnommen, sondern auf Plantagen angebaut. Wer denkt, dass diese Art von Holzanbau umweltverträglich und nachhaltig ist, der irrt, denn Teakplantagen sind stark übernutzt. Teak-Bäume werfen in der Trockenzeit ihre Blätter ab, und prasselt in der folgenden Monsunzeit dann der Regen auf die blattlosen Monokulturen, wird der blankliegende, fruchtbare Boden in großen Mengen weggewaschen. So wird das Land für den weiteren Anbau oder Wiederaufforstungen unbrauchbar gemacht. Bei der Bewirtschaftung der Plantagen wurden außerdem die traditionellen Nutzungsrechte der Ureinwohner nicht berücksichtigt, was immer wieder zu sozialen Konflikten auf Java führt. Natürliche Teakwälder findet man fast nur noch in Myanmar (Burma). Dort
wurden die Wälder jahrelang unter der Militärdiktatur geplündert, und durch die allgegenwärtige Korruption im Lande hält dieser Raubbau weiterhin an. Bangkirai (Yellow Balau) ist ebenfalls ein asiatisches Holz, das man in Indonesien, Thailand, Myanmar und Kambodscha findet. Bangkirai ist billiger als Teakholz, aber dennoch sehr dauerhaft und gehört damit mittlerweile zu einem der beliebtesten Hölzer. Sucht man im Internet nach der Herkunft dieser Holzart oder fragt man gar bei einem Händler, bekommt man kaum brauchbare Informationen, da der Großteil dieser Tropenholzart aus Raubbau stammt. Nach Berichten einer ZDF-Reprotage wird dieses Holz, zusammen mit anderen Tropenholzarten, außerdem in Vietnam oft umetikettiert, so dass der
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Wo einst ein artenreicher Regenwald stand, entstehen nach Abholzung und Brandrodung nun Holzplantagen. Die ersten Setzlinge sind schon zu erkennen. Quelle: Dr. Tom Deutschle
Ursprung des Holzes schlussendlich kaum zurückzuverfolgen ist, und man nie ausschließen kann, dass es sich um Holz aus illegalem Einschlag handelt. Ein Teil des Bangkirai, das beispielsweise auf der Insel Java zu Möbeln weiterverarbeitet wird, stammt von Borneo und Sumatra. Auf Borneo, einer Insel, die zu Malaysia und Indonesien gehört, wurde in den letzten Jahrzehnten die Hälfte des Regenwaldes gerodet. Indonesien hat insgesamt die höchste Abholzungsrate der Welt, und knapp drei Viertel des exportierten Holzes stammt aus illegalen Rodungen. Folgen der Waldrodungen auf den indonesischen Inseln sind verheerende Feuer, Flutkatastrophen und Erdrutsche, da der Boden nicht mehr durch das Wurzelwerk gehalten wird, und die Abholzung Auswirkungen auf das lokale Klima hat. Ureinwohner werden vertrieben, und unzählige Tierarten wie beispielsweise OrangUtan, Nebelparder, SumatraNashorn und Sumatratiger sind in Indonesien mittlerweile vom Aussterben bedroht. Doch Tropenhölzer, die in Europa angeboten werden, stammen nicht nur aus Asien, auch die Regenwälder Südamerikas und Afrikas sind oft Ursprungsland unserer Gartenmöbel. Neben der bekannten Holzart Mahagoni stammen auch Garapa und Massaranduba aus Südamerika, genauer gesagt aus Brasilien. Im Amazonasregenwald, der große Teile von Brasilien bedeckt, wird pro Minute durchschnittlich eine Fläche von drei Fußballfeldern gerodet. Abgeholzt wird der Regenwald hier
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nicht nur, um Tropenholz zu gewinnen, sondern auch für die Gewinnung von Weideflächen und Ackerland für den Anbau von Soja und Zuckerrohr sowie für den Bergbau. Zunächst werden Straßen, Pipelines, Holzlager und Sägewerke gebaut, um so die Infrastruktur für die Holzfäller zu schaffen. Sind keine gewinnbringenden Baumarten mehr vorhanden, wird der verbleibende Wald abgebrannt und dadurch Platz für Rinderherden und Äcker geschaffen. So stirbt nach und nach der größte zusammenhängende Regenwald der Erde - und mit ihm Tausende Pflanzen-, Säugetier-, Fisch-, Insekten- und Vogelarten und über dreihundert indigene Bevölkerungsgruppen, die noch traditionell vom Wald und im Wald leben. Geht die Abholzung weiter, wird dies unweigerlich Auswirkungen auf unser Klima haben. Allein durch seinen immensen Wasserhaushalt hat der Amazonasregenwald einen enormen Einfluss auf die
Focus Erdatmosphäre. Die Vegetation und die Wolken, die sich durch die Wasserverdunstung an den Pflanzen über dem Wald bilden, schützen die Atmosphäre vor Aufheizung. Die Zerstörung der Regenwälder zerstört nicht nur diesen Kühleffekt, sondern setzt auch in der Biomasse gebundenes Kohlendioxid frei, das zur Erwärmung der Atmosphäre beiträgt. Die Menge an Kohlendioxid, die in den Bäumen und im Boden Amazoniens gebunden ist, entspricht zehn Jahre globaler menschlicher Treibhausgasemission. Die zweitgrößten zusammenhängenden Regenwaldflächen findet man in der Demokratischen Republik Kongo. Holzkonzerne haben dies längst entdeckt und feilschen mit der Regierung um Konzessionen für den Holzeinschlag. Sie bezeichnen ihre Einschlagmethoden als „selektive Abholzung“ und versuchen sie so als besonders schonend darzustellen, indem sie betonen, dass nur wenige der wertvollsten Urwaldriesen pro Hektar gefällt werden. Doch um dieses Holz mit Bulldozern aus dem Wald zu transportieren, wird die Vegetation im Umkreis großflächig plattgewalzt, und der Straßenbau schneidet tiefe Wunden in den Regenwald. Diese
Die Planierraupen kennen kein Erbarmen. Auf Borneo ist die Fläche des Urwalds um mehr als die Hälfte geschrumpft; auf Sumatra wird es in wenigen Jahren gar keinen Regenwald mehr geben. Quelle: Dr. Tom Deutschle
Illegal gefälltes und bereits zugeschnittenes Holz wird am Straßenrand unter Zweigen versteckt. Dieses Holz auf Borneo soll wahrscheinlich nach Europa verschifft werden. Quelle: Dr. Tom Deutschle
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Focus Lagerplatz für gefällte Urwaldriesen in Französisch-Guayana Quelle: Dr. Tom Deutschle
„selektive Abholzung“ verursacht also in Wirklichkeit eine ebenso große Zerstörung wie die „normale“ Rodung der Bäume. Anfang des Jahrtausends wurde in der Demokratischen Republik Kongo zwar eine Reform der Forstwirtschaft eingeleitet, doch der illegale Einschlag wird auch weiterhin unvermindert praktiziert.
Schützen Holzsiegel und Importverordnungen den Regenwald? Seit März 2013 existiert in der EU eine Holzverordnung, die die Einfuhr illegal geschlagenen Holzes verbietet. Daraus könnte man nun folgern, dass nun nur noch legal und nachhaltig geschlagenes Holz angeboten wird, doch dem ist leider nicht so. Der Handelsweg vieler Hölzer ist nicht nachvollziehbar, sie werden umetikettiert, über Drittländer und Zwischenhändler transportiert, und so wird die wahre Herkunft aus illegalem Einschlag verschleiert. Zudem wird bei der Einfuhr lediglich stichprobenartig kontrolliert. Die Menge der Angebote sowie der oftmals günstige Preis verdeutlichen außerdem, dass es sich bei einem Großteil der in Deutschland angebotenen Ware gar nicht um legal geschlagenes Holz handeln kann. In vielen subtropischen und tropischen Ländern wie beispielsweise Vietnam oder Laos ist die Abholzung von Bäumen nur noch in wenigen Bereichen erlaubt, das heißt, die Bäume, die legal gefällt werden dürfen, würden niemals ausreichen, um den Bedarf an Tropenholz in Europa zu decken. Um beim Beispiel Vietnams zu bleiben: Deutschland importiert im Jahr für rund 110 Millionen Euro Holz aus Vietnam –
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Entrindete Urwaldriesen auf Borneo Quelle: Dr. Tom Deutschle
und diese Menge kann niemals durch das wenige Holz abgedeckt werden, dass in Vietnam legal gerodet werden darf. Illegal geschlagenes Tropenholz ist zudem sehr günstig, da Landrechte missachtet und Waldbewohner nicht entschädigt werden, die Bäume einfach nur gefällt und nicht wieder aufgeforstet werden, und man die Möbel in Billiglohnländern herstellen lässt. Hier lässt sich also schon allein am Preis der Holzprodukte erkennen, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Zertifizierte Hölzer aus (angeblich) nachhaltigem Anbau sind hingegen teurer, doch auch hier kann man nicht sicher sein, dass es sich nicht um Holz aus Raubbau handelt. Sehr bekannt und in jedem Baumarkt zu finden ist das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council), das dem Käufer eines zertifizierten Holzes garantieren soll, dass das Holz aus ökologisch und sozial verantwortungsvoller Waldbewirtschaftung stammt. Durch zertifizierten, nachhaltigen Einschlag sollen die Wälder einen Wert bekommen und eine vollständige Rodung verhindert werden – in der Theorie ein guter Ansatz. Ob dieser in der Praxis allerdings umgesetzt wird oder überhaupt umsetzbar ist, daran scheiden sich die Geister. Einige Naturschutzorganisationen
empfehlen ausdrücklich, beim Kauf von Tropenholz auf das FSC-Siegel zu achten, andere Organisationen bezeichnen das Zertifizierungssystem eher als Deckmantel, unter dessen Schutz die letzten Regenwälder scheinbar „nachhaltig“ gerodet werden können. Fakt ist, dass die Abholzung des Regenwaldes seit Einsetzung des FSCSiegels Mitte der Neunzigerjahre ungemindert fortschreitet, und das Siegel mithin seinen eigentlichen Zweck, nämlich die Rodung der Wälder durch nachhaltige, selektive Nutzung zu verhindern, bislang verfehlt hat. Fakt ist außerdem, dass von verschiedenen Organisationen immer wieder Etikettenschwindel aufgedeckt wird, und zertifizierte
Quelle: Dieter Schütz, pixelio
Auch in Westafrika wird der Raubbau an Tropenholz durch korrupte Regierungen und unsichere politische Situationen begünstigt. Bongossi, ein ungewöhnlich hartes und beständiges Holz, das im Schiff-, Brücken- und Schleusenbau eingesetzt wird, stammt beispielsweise aus diesem Gebiet.
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Focus Hölzer in Wirklichkeit aus Raubbau stammen. Zuletzt wurde beispielsweise ein Kahlschlag an Redwood-Bäumen in Kalifornien vom FSC als nachhaltig zertifiziert. Zwar handelte es sich dabei nicht um Tropenhölzer, doch offenbarte dieser Fehler unlängst wieder einmal, wie leichtfertig das Siegel mitunter vergeben wird.
Import- und Exportverbote greifen aufgrund mangelnder Kontrollen und Korruption in den Herkunftsländern und an den Grenzen nicht, und selbst die Bezeichnung „legaler“ Holzeinschlag bedeutet noch lange nicht, dass dies auch mit Rücksicht auf Natur und Menschen geschah.
FSC zertifiziert auch Holz aus Industrieplantagen; über vierzig Prozent der zertifizierten Fläche beinhaltet mittlerweile Holzplantagen. Solche Plantagen sind meist reine Monokulturen, die keinen natürlichen Lebensraum für andere Tropenbewohner bieten und somit zur Verarmung der Artenvielfalt beitragen. Plantagen sind grüne Wüsten, für die zuvor wertvoller Regenwald gerodet werden musste, die den Boden auszehren, und deren Wachstum durch Pestizideinsatz gesichert wird. Der Anbau von Tropenhölzern auf Plantagen kann also nicht ökologisch verträglich praktiziert werden; die Vergabe eines Siegels für dieses Holz ist daher unglaubwürdig.
Heimische Bäume als Alternative
Grundsätzlich gibt es keine wissenschaftlich anerkannte, nachhaltige Form des industriellen Holzeinschlags im Regenwald, weder auf Plantagen noch in Primärwäldern. Selbst wenn in natürlich gewachsenen Wäldern nur einzelne Urwaldriesen gefällt werden, müssen Transportwege, Lagerstätten und Sägewerke geschaffen werden, für die immer wertvoller Regenwald weichen muss. Mit jedem Baum, der gefällt wird, sterben außerdem Tiere und Pflanzen im Umkreis, die von den Transportfahrzeugen niedergewalzt werden.
Beim nächsten Kauf von (Garten-) Möbeln, Terrassendielen oder anderen Holzprodukten sollte man sich fragen, ob diese wirklich aus Tropenholz sein müssen. Will man für ein bisschen Luxus hunderte indigene Völker und tausende tropische Tierund Pflanzenarten auf dem Gewissen haben? Natürlich hat Tropenholz aufgrund seiner Dauerhaftigkeit viele Vorteile, doch es gibt zahlreiche heimische Hölzer, die man alternativ verwenden kann. Robinie und Eiche sind sehr beständig, sie erreichen die Dauerhaftigkeitsklassen 1 und 2 und sind somit mit Tropenhölzern wie Massaranduba, Burma-Teak und Bongossi vergleichbar. Diese Hölzer können also problemlos im
Außenbereich verwendet werden. Weiterhin gibt es verschiedene Methoden, um Hölzer wetterbeständig zu machen. Besonders umweltfreundlich ist dabei ein neues Verfahren, bei dem Hölzer mit Wachs imprägniert werden, um sie widerstandsfähiger gegen Wasser zu machen. Auch Thermo-Holz kann Verwendung finden. Es wurde über Stunden großer Hitze ausgesetzt und somit haltbar gemacht. Ein Nachteil von Thermo-Holz kann allerdings die Entstehung splittriger Oberflächen sein. Auch Holzlasuren und Holzöle können verwendet werden. Insgesamt ist der Aufwand größer, wenn man heimische Hölzer widerstandfähiger machen will. Doch im Vergleich zum Schaden, der durch die Nutzung von Tropenhölzern entsteht, ist dieser Aufwand gerechtfertigt. Als Verbraucher sollte man sich die Folgen der Regenwaldplünderung genau vor Augen führen und konsequent auf die Verwendung von Tropenhölzern verzichten! Es gibt absolut keine Rechtfertigung dafür, dass für unseren Luxus ein einzigartiger und unschätzbar wertvoller Lebensraum sterben muss! Hier wird eine Holzplantage entstehen. Sollte so etwas das FSC-Siegel tragen? Quelle: Dr. Tom Deutschle
Daher empfehlen wir, auf den Kauf von Tropenhölzern jeder Art zu verzichten! Es gibt unzählige Siegel, doch keines kann eine lückenlose Rückverfolgbarkeit und eine umweltverträgliche Nutzung des Regenwaldes garantieren. Unberührter Regenwald Quelle: Dieter Schütz, pixelio
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In eigener Sache
Der ETN e.V. ist jetzt bei Boost
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oost ist eine kostenlose Internetplattform, auf der Nutzer bei Online-Einkäufen ohne Mehrkosten Spenden für einen bei Boost registrierten Verein generieren können. Über 1.000 Vereine sind mittlerweile bei Boost registriert, und auch für den ETN e.V. kann seit kurzem über die Plattform gespendet werden. Das Prinzip ist einfach: Boost hat über 500 Partnershops, bei denen man online einkaufen kann. Mit dabei sind
beispielsweise Amazon, Zalando und Otto. Kauft man über Boost bei einem dieser Online-Shops ein, bekommt Boost eine Provision – ohne Mehrkosten für den Käufer. Diese Provision wird aber nicht einbehalten, sondern zu 90 % an teilnehmende Vereine wie nun beispielsweise auch den ETN e.V. weitergereicht. Das heißt, wenn Sie bei Boost den ETN e.V. als Verein auswählen und im Internet einkaufen, kommt automatisch ein Teil der Einkaufssumme dem ETN e.V. zugute. So können Sie an
Will man online einkaufen und damit eine Spende für den ETN e.V. generieren, kann man sich auf der Hauptseite www.boost-project.de einloggen und sich dann zuerst einmal alle Organisationen unter ‚Charities‘ ansehen.
den ETN spenden, ohne selbst etwas dafür zu bezahlen! Hier eine Beschreibung des Bestellvorgangs: Zuerst registriert man sich über den Link https://www.boost-project.com/de/ users/sign_up bei Boost.
Jetzt kann man auf ‚ETN e.V.‘ klicken
und gelangt dadurch auf die Boost-Seite des ETN. Hier klickt man schließlich rechts auf den Button ‚Jetzt einkaufen‘ Im Suchfeld gibt man ‚ETN‘ ein, und das Vereinslogo erscheint.
und wird zu einer Übersicht der teilnehmenden Shops weitergeleitet. In den Shops kann man dann wie gewohnt einkaufen, und die Spende wird dem ETN gutgeschrieben. Mehr Infos unter www.boost-project.de
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In eigener Sache
Delegiertenversammlung auf Hof Huppenhardt
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m Samstag, den 15.03.2014, fand auf Hof Huppenhardt wieder eine Delegiertenversammlung statt. Aufgrund der dichten Terminlage im vierten Quartal konnte 2013 kein gemeinsamer Termin für die jährlich stattfindende Delegiertenversammlung gefunden werden. So lernten die Delegierten Hof Huppenhardt nun einmal im Frühling kennen. Der Vereinspräsident Dieter Ernst begrüßte zehn der dreizehn gewählten Delegierten sowie den Ehrenpräsidenten Heinz Wiescher und wünschte allen Anwesenden eine konstruktive Tagung. Nach der Abfrage der Formalien stand der Bericht des Vorstands zur Tätigkeit des Vereins auf der Tagesordnung. Folgende Themen, die im Jahr 2013 im Fokus der Vereinsarbeit standen, wurden von Dieter Ernst präsentiert: • Die Eröffnung der Ausstellung „Arche Wattenmeer“ in Hörnum auf Sylt: • Der ETN fördert die bisher größte Ausstellung der Schutzstation Wattenmeer, in der der Lebensraum Wattenmeer und seine Auswirkung auf Klima und Umwelt verdeutlicht wird. • Der Kampf des ETN gegen tierschutzwidrige Tierhaltung (Animal Hoarding)
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• Der Einsatz des ETN für die Kastrationspflicht freilaufender Katzen in Deutschland am Beispiel der „Steinbruchkatzen“ in Lindlar • Die Verstärkung der Medienpräsenz des ETN sowie der Teilnahme an Demonstrationen und Mahnwachen • 12 Kastrationseinsätze im Jahr 2013: 5.270 kastrierte Tiere durch den ETN-Tierärztepool 1.500 kastrierte Tiere durch bezuschusste Partner • 6 Rettungstransporte im Jahr 2013 aus Rumänien, Bosnien, Spanien, Italien, Ungarn und Polen • Der Einsatz des ETN gegen das Euthanasiegesetz in Rumänien • Schulungen von Hundefängern und Tierärzten in der Ukraine sowie Mithilfe beim Ausbau des Tierheims PIF Zum nächsten Tagesordnungspunkt „Rechenschafts- und Geschäftsbericht und Vorstellung des Haushaltsplans 2014“ begrüßte der Vereinspräsident den vereidigten Buchprüfer Herrn Dipl. Kaufm. Günter Schweigert. Herr Schweigert gab den Delegierten einen Einblick in die finanzielle Situation des Vereins des Haushaltsjahres 2013.
Der Bericht ist in der Zwischenzeit auch auf der Homepage des ETN e.V. nachzulesen. Der Bericht des Buchprüfers endete mit dem Ausblick auf das Haushaltsjahr 2014, der nur dadurch getrübt wird, dass der Zuwachs an Neumitgliedern nicht die Zahl der Austritte ausgleicht. Trotz der zu diesem Punkt weiterhin intensiv geführten Diskussion wurde der Vorstand einstimmig entlastet und von den Delegierten beauftragt, die Arbeit im ETN zielführend fortzusetzen. Als Ergebnis der sich fortsetzenden Diskussion beschlossen die Delegierten, dass sich der Vorstand professionelle Unterstützung durch eine Werbeagentur einholen solle, um auch über eine Werbemappe die Aktivitäten des Vereins verstärkt zu publizieren. Aus den Reihen der Delegierten kamen konstruktive Vorschläge, die der Vorstand in seine weitere Arbeit integrieren wird. Für alle, die mehr Details über die Arbeit des ETN e.V. erhalten wollen, verweisen wir auf unsere Homepage www.etnev.de.
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In eigener Sache
Das ETN-Krötenprojekt in Zahlen
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uch in diesem Jahr können wir wieder auf eine erfolgreiche Krötensaison zurückblicken. Unser Hauptaugenmerk lag auch dieses Jahr wieder auf unserem Projekt in der Gemeinde Nümbrecht (Oberbergischer Kreis, NRW), wo wir die Hin- und Rückwanderung der Amphibien zu einem Löschteich auf einem Firmengelände kontrollierten. Weiterhin betreute unsere FÖJlerin gemeinsam mit dem BUND einen Krötenzaun in Much in der Nähe von Hof Huppenhardt. Für Krötenliebhaber und solche, die es werden wollen, hier einige Zahlen zu unserem Krötenzaun-Projekt in Nümbrecht:
Arbeitsstunden für Auf- und Abbau des Zauns: 10 h
Arbeitsstunden für Kontrollgänge (morgens und abends): ca. 160 h*
Länge des Amphibienschutzzaunes: 285 m
Quelle: Robert Proksa, sxc
Zeitraum der Krötenwanderung: 19.02.2014 – 12.04.2014 (53 Tage)
* Im Vergleich zu anderen Krötenzaun-Projekten ist der Arbeitsaufwand enorm hoch, da aufgrund der ungünstigen Lage des Laichgewässers alle angrenzenden Straßen abends durch mehrstündige Kontrollgänge abgesichert werden müssen. Im Normalfall müssen Amphibienschutzzäune „nur“ morgens und abends kontrolliert und in die Eimer gefallene Tiere auf die andere Straßenseite gebracht werden.
Gesamtzahl geretteter Amphibien: 365 Tiere* * Im Vorjahr wurden 200 Tiere mehr registriert. Grund für die geringere Anzahl in diesem Jahr können beispielsweise veränderte Straßenverhältnisse auf der Wanderstrecke der Tiere sein. Auch die wechselnden Witterungsverhältnisse haben in diesem Jahr wahrscheinlich eine Rolle gespielt.
Anzahl überfahrener Amphibien: 3 Tiere
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In eigener Sache
Gerettete Teichmolche: 6 Tiere
Gerettete Fadenmolche: 5 Tiere
Gerettete Erdkröten: 328 Tiere (183 Männchen, 145 Weibchen)
Gerettete Springfrösche: 1 Tier
Gerettete Grasfrösche: 5 Tiere (2 Männchen, 3 Weibchen)
Gerettete Bergmolche: 20 Tiere (12 Männchen, 8 Weibchen)
Amphibienwanderung 2014 Überblick über die Gesamtzahl gewanderter Amphibien im Zeitraum vom 19. Februar 2014 bis zum 12. April 2014
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In eigener Sache
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Otti Otti kam als Lamm zusammen mit einem anderen Schaf und zwei Ziegen auf unseren Hof. Sie wurden auf einer Straße aufgegriffen, weil sie ihrem Besitzer zum wiederholten Male entwischt waren. Der Hunger hatte sie wohl auf diese abenteuerliche Reise getrieben, denn ihr Besitzer kümmerte sich kaum um die Tiere und fütterte sie nur selten. So gelangten Otti und seine Gefährten nach einer turbulenten Fangaktion schließlich nach Hof Huppenhardt. Otti hat sich gut entwickelt und konnte mittlerweile in unsere kleine Schafherde integriert werden.
Otti
Louis und Lukas Louis und Lukas wurden im Sommer 2013 bei einem Schäfer in der Nähe von Ulm geboren und kamen einige Monate später mit ihrer Mutter Luna nach Hof Huppenhardt. Die beiden Böckchen sind mittlerweile kastriert und leben glücklich in der kleinen Schafherde auf Hof Huppenhardt, während ihre Mutter Luna inzwischen zwei weitere Lämmer geboren hat.
Lukas
Luna mit Joshi und Mara Luna kam im Herbst 2013 mit ihrem Nachwuchs Louis und Lukas nach Hof Huppenhardt. Zusammen mit neunzig anderen Schafen wurde sie in der Nähe von Ulm von einem Schäfer freigekauft, der seine gesamte Herde schlachten lassen wollte. Auch der ETN e.V. beteiligte sich an der Rettungsaktion und nahm Luna und ihre beiden Lämmer auf. Luna ist an Menschen gewöhnt und relativ zutraulich. Luna war bereits wieder trächtig, als sie nach Hof Huppenhardt kam. Anfang Januar gebar sie hier ihre beiden Lämmer Joshi und Mara, um die sie sich vorbildlich kümmert. Böckchen Joshi wollte anfänglich nicht bei seiner Mutter trinken und benötigte etwas Starthilfe, aber jetzt sind beide Lämmer wohlauf und entwickeln sich prächtig!
Louis
Luna mit Joshi und Mara
Fred Fred ist ein Coburger Fuchsschaf und war anfangs sehr scheu. Er kam von einem Privatmann zu uns, der ihn schlachten lassen wollte. Eine engagierte Tierfreundin informierte uns, und kurze Zeit später konnte Fred auf Hof Huppenhardt einziehen. Mittlerweile hat er sich gut eingelebt und gewöhnt sich auch langsam an den Kontakt zu Menschen. Fred wurde kastriert und würde sich nun über eine eigene kleine Herde bei netten Menschen freuen.
Fred
Tiere von Hof Huppenhardt suchen ein Zuhause
Respektiere
Magazin
Europäische Tier- und Naturschutzstiftung unterstützt Wildvogelpflege von Project Blue Sea
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ringend benötigte Reparaturund Ausbauarbeiten sind in der Wildvogelpflegestelle von Project Blue Sea e.V. durch die Unterstützung der ETN-Stiftung möglich geworden. Project Blue Sea kümmert sich bereits seit über fünfzehn Jahren europaweit um die Versorgung von verölten Seevögeln. Durch diese Arbeit und den dadurch erlangten Bekanntheitsgrad auch in der Umgebung des Vereins sind immer wieder Vögel gemeldet worden, die durch Schmierfette oder auch durch Angelhaken und Schnüre verletzt wurden. „Nachdem wir auch solche Tiere wieder gesund gepflegt haben, war der
nächste Schritt nicht weit entfernt, und die Tierärzte, das Ordnungsamt und auch Privatpersonen leiteten verletzte oder hilfsbedürftige Wildvögel verschiedener Arten an uns weiter“, berichtet Project Blue Sea-Mitarbeiterin Silvana Schneider, die die Wildvogelpflegestelle leitet. Durch das ehrenamtliche Engagement der aktiven Vereinsmitglieder von Project Blue Sea wurden nach und nach Volieren gebaut und ein Behandlungsraum für die gefiederten Patienten geschaffen. Nachdem die ETN-Stiftung erfuhr, dass die zukünftige Versorgung der Tiere in Gefahr war, da ein Wasserschaden durch ein undichtes Dach behoben und die Anschaffung weiteren Equipments gewährleistet werden musste, wurden Fördermittel bereitgestellt.
Quelle: Projekt Blue Sea
Die Elektrik im Unterbringungsraum der Station muss teilweise erneuert werden.
Nun kann die Wildvogelpflege durch die Hilfe der Stiftung sowie Eigenleistung und Engagement der aktiven Helfer weitergeführt werden. Silvana Schneider freut sich gemeinsam mit ihren Mitstreitern über diese großartige Unterstützung: „Wir haben bereits damit begonnen, die notwendigen Dachreparaturen durchzuführen. Auch eine dringend benötigte Aufzuchtbox konnten wir schon günstig finden.“
Diese junge Hohltaube wurde beim Düngen eines Feldes mit Jauche übergossen. Ebenso wie Vögel, deren Gefieder mit Öl oder Fett verunreinigt ist, muss auch diese Hohltaube aufwändig gewaschen werden.
Mit Fett verschmierte Silbermöwe
Über den weiteren Ausbau und den Betrieb der Vogelpflegestelle berichten wir in einer der nächsten Ausgaben des ‚Respektiere‘-Magazins.
Küken einer Blässralle in der Aufzucht
Respektiere
Am Dach entstand durch jahrelangen Efeubewuchs großer Schaden.
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Ausstellung zum Schutz der Meere von Project Blue Sea e.V. Gefördert durch die Europäische Tier- und Naturschutzstiftung Gemeinsam mit der Meeresschutzorganisation Project Blue Sea e.V. realisierte die ETN-Stiftung eine Wanderausstellung, die über die Gefahren und Auswirkungen der immer stärker zunehmenden Vermüllung der Weltmeere aufklärt.
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nter der Überschrift „Müll im Meer geht uns alle an“ zeigt die Ausstellung anhand von großformatigen Ausstellungstafeln, verschiedenen Müllfundstücken, Video- und Bilddokumentationen sowie zahlreichen weiteren Exponaten, wo die Quellen für die Vermüllung der Meere liegen, woraus sich der Meeresmüll zusammensetzt, und was jeder Einzelne tun kann, um der Müllflut entgegenzuwirken. Neben einem besonderen Augenmerk auf die Situation an den heimischen Küsten der Nord- und Ostsee wird auch die weltweite Situation aufgezeigt, denn es gibt kaum mehr Meeresgebiete, die nicht von der Problematik betroffen sind. Fast unbemerkt vollziehen sich in den Meeren gravierende Veränderungen, die dieses faszinierende Ökosystem ernsthaft bedrohen.
nicht das einzige Problem ist. 70% des Mülls befindet sich nämlich abgesunken auf dem Meeresboden, und die restlichen 15% treiben auf der Meeresoberfläche oder in den Wasserschichten darunter. Laut Umweltbundesamt werden jährlich 20.000 Tonnen Müll allein in die Nordsee eingetragen. Auch in entfernten Meeresbereichen wie der arktischen Tiefsee wird unser Wohlstandsmüll zunehmend gefunden. Etwa eine Million Seevögel kommen alljährlich durch Meeresmüll zu Tode. Schwimmende Plastikteile und weiterer Unrat werden als Beute erachtet und geschluckt. Dies hat häufig zur Folge,
Im Rahmen der Ausstellung wird erklärt, dass der Müll an den Stränden (15% der Gesamtmüllmasse) dabei
dass der Magen-Darm-Trakt der Tiere blockiert oder das Gewebe verletzt wird. Natürlich wird auch der Nachwuchs mit den von den Elternvögeln aufgenommenen Plastikteilchen gefüttert. Letztendlich sterben viele Tiere mit einem Magen voller Plastik. Ausstellungsschwerpunkt Plastikmüll: Egal ob Wasserflasche, Einkaufstüte oder Trinkbecher: Plastik ist praktisch, billig, haltbar und daher aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch das ist gleichzeitig auch ein Problem, denn viele Kunststoffprodukte landen
Sascha Regmann (Mitte) im Gespräch mit interessierten Besuchern
Unterschriftenlisten zum Verbot von Mikroplastik
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Respektiere
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nach nur einmaligem Gebrauch auf dem Müll. Immer größere Mengen an Plastikmüll verschmutzen die Ozeane und Küsten weltweit. Plastikmüll verrottet nicht und belastet mithin jahrhundertelang unsere Umwelt. In Glasbehältern, die der Ausstellungsbesucher auch in die Hand nehmen kann, werden typische Plastikgegenstände gezeigt, die in Massen an den Küsten gefunden werden.
Quelle: Projekt Blue Sea
Ein großer Teil des Plastikmülls gelangt über Flüsse, Überschwemmungen oder aber auch direkt ins Meer. An vielen Stränden ist es nicht der Sand, der unter den Füßen knirscht, sondern fein zerriebene Plastikteilchen. Kunststoffe stellen den Hauptbestandteil des Meeresmülls dar. Auf hoher See gibt es verschiedene Stellen, in denen die Masse der Plastikmüllteilchen die Masse des natürlichen Planktons um das Mehrfache übertrifft.
Zerfall eines Wattestäbchens im Meerwasser
Respektiere
Kleinste Plastikmüllteilchen, sogenannte Mikroplastik, entstehen aus Plastikgegenständen, die durch Sonneneinstrahlung, Meerwasser und mechanische Welleneinwirkung in immer kleinere Stücke zerfallen, bis sie schließlich millimeterklein sind. Eine weitere Quelle für Mikroplastik im Meer sind die sogenannten „Pellets“, das Rohmaterial für die Plastikproduktion von Gegenständen jeglicher Art. Auch die Kosmetikindustrie trägt dazu bei, dass Mikroplastik ins Meer gelangt. Vielen Kosmetikartikeln wie Peelings und Zahnpasten sind Mikropartikel zugesetzt, um eine bessere Reinigungswirkung zu erzielen. Diese – vorzugsweise aus Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) bestehenden – Partikel können in den Kläranlagen nur bedingt herausgefiltert werden und gelangen so über das Abwasser in die Flüsse und schließlich ins Meer. Im Rahmen der Wanderausstellung wird auch genauestens erläutert, warum Mikroplastik derart gefährlich ist. Kunststoffe enthalten zum Teil gefährliche Zusätze wie Weichmacher, die im Verdacht stehen, das Hormonsystem von Lebewesen negativ zu beeinflussen oder gar krebserregend zu sein. Bei der Zerteilung von Plastik werden solche Additive freigesetzt und gelangen in das Meerwasser. Mikroplastik hat zudem die Eigenschaft, dass sich an seiner Oberfläche organische Schadstoffe wie PCB oder verschiedene Insektizide anlagern. Da Mikroplastikteilchen von Meereslebewesen häufig mit Nahrung verwechselt und gefressen werden, können sich so die Giftstoffe im Gewebe der
Ausstellungsraum Tiere anreichern. Bei Muscheln wurde bereits festgestellt, dass Mikroplastik auch direkt in das Gewebe aufgenommen wird und dort Reaktionen und Entzündungen hervorrufen kann. Längst schon ist Mikroplastik ein Teil der Nahrungskette geworden, an deren Ende der Mensch steht ...
Die Wanderausstellung wird in den kommenden Monaten an verschiedenen Stellen im Bundesgebiet gezeigt. Der jeweilig aktuelle Ausstellungsort ist auf der Webseite von Project Blue Sea e.V. zu finden. Kontakt: Project Blue Sea e.V. Postfach 150115 D - 44613 Herne info@projectbluesea.de www.projectbluesea.de
Triptychon „Guten Appetit“ von der Mosaik-Künstlerin A. Heckhausen
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Das Tierheim SIRIUS
Letzte Zuflucht für die Straßentiere Kiews Die Geschichte des Tierheims Sirius begann vor fünfzehn Jahren, als die Tierheimleiterin Alexandra Mesinova alle Tiere, die sie von der Straße gerettet hatte, nicht mehr in ihrer Wohnung halten konnte, weil es einfach zu viele wurden. Alexandra kaufte ein kleines Grundstück außerhalb von Kiew und hatte anfangs 50 Tiere. Doch dann wurden es 100 Tiere, dann 200 und schließlich immer mehr.
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s gibt tausende von Straßentieren in Kiew und Umgebung; sie werden ausgesetzt und misshandelt, sie werden von Autos überfahren und bleiben behindert, können oft den harten Winter nicht überleben. Städtische Tierheime gibt es nicht, private Heime sind immer voll, und niemand, der ein Tier rettet, weiß wohin damit, denn es auf die Straße zurückzusetzen, bedeutet den sicheren Tod. Und so stieg die Anzahl der Tiere im Tierheim Sirius immer weiter. Hunde und Katzen werden oft einfach vor dem Tierheim zurückgelassen, denn einige Menschen glauben, sie hätten etwas Gutes getan, wenn sie die Tiere bis zum Tierheim bringen und
Die neuen Außenanlagen des Tierheims Sirius
dann wieder gehen. Jeden Tag öffnet sich das Tor des Tierheims, und man sieht Tüten mit Katzenbabys und Hundewelpen, die am Baum hängen. Meist sind die Tiere unten in der Tüte bereits tot oder erfroren. Tierheimleiterin Alexandra konnte zwar immer wieder Tiere vermitteln, doch das Tierheim war schon nach kurzer Zeit überbelegt und natürlich ständig in finanzieller Not. Um Geld für das Tierheim zu sammeln, wurde deshalb nach einigen Jahren eine Wohltätigkeitsstiftung gegründet; erste Mitarbeiter und Volontäre kamen. Als Sirius schließlich 500 Tiere beherbergte, wurde das Grundstück allmählich zu klein, und so musste Alexandra ein neues Gelände mieten, damit alle ihre Hunde und Katzen Platz hatten. Ungefähr fünf Jahre lang bezahlte Alexandra Miete für ein Grundstück ohne Strom und mit nur einer
Wasserquelle, das sechzig Kilometer außerhalb von Kiew gelegen und nur mit dem Auto erreichbar war. Auf dem Grundstück befand sich ein baufälliges Gebäude, in dem die wenigen Mitarbeiter wohnten, und die Hunde hatten in ihren Zwingern nicht einmal ein Dach über dem Kopf. Für die Katzen gab es ein Katzenhaus mit angrenzendem Gehege, aber den Winter haben nie alle überlebt. Einige dieser ersten Bewohner leben heute immer noch im Tierheim Sirius. Als sie kamen, waren sie noch Welpen, sie wuchsen im Tierheim auf; sie wissen nicht, was es bedeutet, eine eigene Familie und gutes Futter zu haben. Jahr für Jahr sitzen sie in ihren Zwingern und haben schon längst alle Hoffnung aufgegeben. Der Blick in ihre Augen, die voller Schmerzen und Trauer sind, tut unglaublich weh. Im Laufe der Zeit mussten auch auf dem neuen Gelände immer wieder neue Zwinger gebaut werden, denn
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Respektiere
Magazin
Dieser Hund ist kastriert und deshalb mit einer Ohrmarke gekennzeichnet.
Noch nicht fertiggestellte Innenzwinger für die Hunde von Sirius
zehn ausgesetzte Welpen wachsen, wenn sie nicht vermittelt werden, zu zehn großen Hunden heran, die Platz benötigen. Viele Jahre lang wurden Kiews Straßenhunde nur getötet. Es gab keine Kastrationen, und viele Menschen flehten Alexandra an, noch mehr Hunde und Katzen aufzunehmen. Alexandra konnte beim Anblick der Tiere in Not schlecht „Nein“ sagen, und so wuchs die Zahl ihrer Schützlinge weiter an. Jedes Tier im Tierheim Sirius hat seine eigene Geschichte, und Alexandra kennt sie alle: „Der Hund Baks wurde aus Spaß mehrmals angeschossen; ein alter Rottweiler einfach ausgesetzt, weil man ihn nicht mehr brauchte. Dieser Katze haben Kinder den Schwanz angezündet, diese Welpen wollte man ertränken, diesen Hund hat man mit einem Hammer geschlagen. Manche Tiere wurden erhängt oder lebendig begraben, in der Mülltonne gefunden, mit Steinen beworfen, im Wald ausgesetzt, ausgehungert, krank und voller
Respektiere
Zecken, eingesperrt ohne Futter und Wasser, vom Auto überfahren und einfach liegen gelassen ...“. Manche Tiere hat Alexandra aus schlechter Haltung freigekauft oder einfach auf dem Weg zum Tierheim auf der Straße gefunden. „Ich kann es einfach nicht verstehen, wie man den Tieren so etwas antun und anschließend wieder ruhig schlafen kann.“, sagt sie. Im Jahr 2012 beherbergte Sirius schon ca. 1.500 Tiere und hatte erneut Probleme mit dem Vermieter des Tierheimgeländes. Jahrelang sammelten Alexandra und ihre Volontäre Geld für ein eigenes Grundstück, denn die Miete für das alte Gelände wurde immer höher, und mehrmals drohten die Grundstückseigentümer mit der Kündigung des Vertrags, was für die
Hunden und Katzen des Tierheims bedeutet hätte, wieder auf der Straße leben zu müssen. Alexandra fand schließlich ein neues Gelände: Einen alten Kuhstall mit einem Grundstück von ungefähr zwei Hektar. Also fingen die Bauarbeiten wieder von vorne an, und man zog alle Register, um Spenden einzutreiben: Aktionen, Werbekampagnen, Hilfsaufrufe. Insgesamt wurden mehrere Tausend Euro benötigt, um das neue Gelände zu erschließen, neue Unterkünfte zu errichten und alle Tiere umzusiedeln. Das alte Tierheim verfiel während der Umbauzeit zunehmend, Zwinger und Hütten brachen langsam zusammen, und teilweise entliefen sogar Hunde. Doch Sirius konnte nur nach und nach umziehen, denn ein Tierheim dieser Größenordnung umzusiedeln, ist keine leichte Aufgabe. Das neue Areal ist ungefähr fünfzehn Kilometer vom alten Tierheim entfernt, der Weg dorthin führt durch den Wald und ist im Winter kaum befahrbar. Der Umzug dauerte mehrere Jahre, wodurch der Tierheimbetrieb lange Zeit an zwei verschiedenen Orten gestemmt werden musste. Mittlerweile ist der Umzug abgeschlossen, und im alten Kuhstall und dem Auslauf
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Magazin ist nun Platz für 400 Hunde und 250 Katzen. Für die restlichen Hunde wurden Zwinger mit Auslauf auf dem umliegenden Gelände errichtet. Es gibt eine Quarantänestation, Aufenthaltsräume für die Mitarbeiter und eine Küche. Während des Baus sind viele Tiere hinzugekommen, denn auch aus dem neuen Nachbardorf setzen die Menschen Hunde und Katzen vor dem Eingangstor aus, und Alexandra ist gezwungen, alle Tiere aufzunehmen, da ihnen ansonsten ein qualvoller Tod droht. Die Tierheimleiterin steht oft kurz davor, aufzugeben und ist mit den Nerven am Ende. Sie ist selten zu Hause und hat keine Zeit für ihre Familie, weint immer wieder nächtelang und kann nicht schlafen, aber ihre Tiere darf und kann sie nicht verlassen. Nie hätte sie gedacht, dass es mit der Zeit so viele Tiere werden, und vergebens hoffte sie auf die Hilfe der Stadtadministration. Ihr Leben ist ein täglicher Kampf ums Überleben, denn je mehr Tiere sie rettet, desto mehr Verantwortung hat sie, und desto mehr Geld braucht sie für deren Versorgung. Neu aufgenommene
Anfang des Jahres zogen die letzten Hunde vom alten Gelände in das neue Tierheimareal um.
Katzen- und Hundewelpen werden oft von Mitarbeitern vor dem Tierheim gefunden.
Tiere werden im Tierheim Sirius kastriert und entsprechend behandelt. Auch verletzte Tiere werden im Tierheim gepflegt, versorgt und erhalten die notwendigen Medikamente. Das alles kostet viel Geld. Man muss sich nur einmal überlegen, wie teuer es ist, die mittlerweile 2.000 Tierheimbewohner zu impfen, zu entwurmen und mit Antifloh- und Zeckenmitteln zu behandeln. Es fehlt außerdem immer Futter; allein an Weizen werden mehrere Tonnen im Monat benötigt. Gekocht wird alles, was in den Supermärkten abgelaufen ist und dort abgeholt werden kann. Die Reste werden mit Brot, Fleischresten und Weizen vermischt. Es sind täglich ca. 1.000 Liter Futter, die unter freiem Himmel am selbstgebauten Herd gekocht werden müssen. Jeder Mitarbeiter hat im Tierheim ungefähr 300 Tiere zu versorgen; es bleibt daher meist kaum Zeit, sich eingehender mit den Tieren
Eine der „Küchen“ auf dem neuen Tierheimgelände.
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zu beschäftigen. Vor allem im Winter herrscht im Tierheim ein wahrer Überlebenskampf, denn die Temperaturen können bis unter - 40° C sinken. Hundehütten und Zwinger werden dann mit allen vorhandenen Materialien isoliert und mit Stoff und Stroh vor Kälte und Wind geschützt. Welpen, schwache und behinderte Tiere müssen separat untergebracht und gefüttert werden, da sie die Kälte ansonsten nicht überleben. Im Sommer hingegen droht Gefahr durch Hitzschlag, obwohl die Mitarbeiter immer ihr Möglichstes tun, um den Tieren schattige Plätze zu verschaffen. Im Tierheim Sirius arbeiten meist arme Menschen aus den umliegenden Dörfern, Obdachlose
Im Winter müssen die Mitarbeiter das Futter auf Schlitten zu den Hunden bringen und aufpassen, dass unterwegs nicht alles gefriert.
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Umzug in das neue Tierheim
oder Behinderte, denn das Gehalt ist gering, kann meist auch nicht rechtzeitig bezahlt werden, und die dafür geleistete Arbeit ist sehr hart. Viele halten es nicht aus und verlassen Sirius wieder. Übrig bleiben die, die sich für die Tiere aufopfern. Sirius vermittelt monatlich viele Tiere, doch ist die Zahl der vermittelten Tiere leider kleiner als die Anzahl aufgenommener Hunde und Katzen. Alle Hunde und Katzen träumen von
einer Familie, einem eigenen Haus, einem gefüllten Napf und liebevollen Händen; aber behinderte und ausgewachsene Tiere haben nur selten eine Chance. Je länger ein Hund im Zwinger des Tierheims sitzt und nur selten Kontakt mit Menschen hat, desto ängstlicher wird er, und desto schwieriger ist er zu vermitteln. Gäste, die sich für ein Tier interessieren oder sich einfach mit einem Tier beschäftigen wollen, sind bei Sirius immer willkommen, denn jeder Besuch bedeutet Hoffnung für die Tierheimbewohner. Volontäre kommen jede Woche hierher, füttern und pflegen die Tiere, machen Fotos und versuchen, sie zu vermitteln. Leider ist das Tierheim nicht einfach zu erreichen, und nicht alle Menschen haben ein Auto.
ländlichen Umland sieht die Situation gänzlich anders aus. Und nach wie vor gibt es überall Menschen, die Tiere misshandeln oder aus Unachtsamkeit verletzen und einfach liegen lassen. Tiere, die, wenn sie das Glück haben, gefunden zu werden, zu Sirius kommen. Sirius bewegte sich schon immer am Rande des Abgrunds, und mit der Verschärfung der politischen Situation in der Ukraine ist die Lage noch schlimmer geworden. Das Tierheim hatte früher einige Sponsoren und Helfer. Doch die politische und soziale Lage in der Ukraine ist so schwierig, dass die Sponsoren das Tierheim nicht mehr unterstützen und auch sonstige Spendeneingänge sehr mager sind. Die 2.000 Tiere und Alexandra sind auf sich alleine gestellt; es gibt nichts mehr zu essen, mehrere Tausend Euro Schulden und keine Möglichkeit zur medizinischen Behandlung und Kastration der Tiere. Der ETN e.V. hat im April eine Spendenaktion für Sirius ins Leben gerufen. Wenn Sie helfen möchten, können Sie auf folgendes Konto spenden: Europäischer Tier- und Naturschutz e.V. Kreissparkasse Köln IBAN: DE59 3705 0299 0007 0070 19 BIC: COKSDE33XXX Verwendungszweck: Hilfsaktion Ukraine Die Tiere des Tierheims Sirius freuen sich über jede Art von Hilfe! Weitere Infos zu den Tieren von Sirius finden Sie auf www.dogcat.com.ua
Alexandra und ihre Mitstreiter kämpfen gegen Windmühlen, denn in Kiew werden Straßentiere zwar mittlerweile kastriert und Tierschützer von der Stadtverwaltung unterstützt, doch im
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Mallorca – Insel der Katzen
Ein Projektbericht von Heike und Peter Déak
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ir befinden uns auf einem von mehreren Golfressorts auf Mallorca, ungefähr 212 Hektar groß, mit 2 Golfplätzen, 224 Ferienhäusern und einem Hotel. Und natürlich auch Katzen, wie überall auf der Balearen-Insel. Schon immer lebten viele Katzen an diesem Platz. Als dann das Ressort gebaut und fertiggestellt wurde, versorgten sich die Tiere aus den Müllcontainern und wurden ab und an auch von Gästen gefüttert. Dadurch „explodierte“ die Katzenpopulation; viele Tiere waren krank oder in schlechter Verfassung. Mit diesem Problem befassen wir uns seit Jahren und werden dabei vom ETN e.V. unterstützt. Vor etwa sieben Jahren konnten wir die Ressortleitung endlich zum Umdenken bewegen, und inzwischen steht das Management der Anlage voll hinter dem Projekt. Wir machten
Die Katzen der Anlage werden an festen Plätzen gefüttert. So behält man den Überblick über die Gruppen und findet neu zugewanderte Tiere schnell.
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den Vorschlag, dass wir die Tiere fangen, kastrieren und füttern. Also ließen wir zunächst fünf Futterstände heute sind es zehn - bauen, um die Tiere an diesen Ort zu binden. Durch kontinuierliche Kastrationen konnte die Anzahl der Tiere im Laufe der Zeit von etwa vierhundert auf einhundertzwanzig reduziert werden. Zwar sind die Katzen heute fast alle kastriert, doch da immer wieder Tiere zuwandern oder ausgesetzt werden, gibt es auch weiterhin jedes Jahr Zuwachs. Und so muss jährlich mehrfach aufs Neue eingefangen und kastriert werden, um die Katzenpopulation in Grenzen zu halten. Gemeinsam mit einer ehemaligen Mitarbeiterin aus dem Ressort betreiben wir dieses Projekt nun mit Erfolg.
Kontaktperson auf Mallorca erledigt – und das unentgeltlich und nach einem langen Arbeitstag! Hinzu kommen der Einkauf großer Futtermengen, die Reinigung der Futterplätze, Fahrten zum Tierarzt und vieles mehr. Eine kleine Gruppe von Gästen ist gewillt, die Fütterung an einigen Plätzen zu übernehmen, wenn sie vor Ort sind, um Urlaub zu machen. So wird unsere Mitarbeiterin zumindest ab und an etwas entlastet.
Das tägliche Füttern, Tränken und die medizinische Versorgung werden hauptsächlich von unserer
Nicht alle Gäste sind Freunde des Projekts, obwohl sie seit Errichtung der Futterstellen den Vorteil genießen,
Futterstation in der Golfanlage
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dass die Katzen nahezu "unsichtbar" geworden sind. Immer wieder werden Futterstände mutwillig umgeworfen, so dass wir sie zwischenzeitlich im Boden fixieren mussten. Immer wieder werden einzelne Tiere vergiftet. Leider konnte noch niemand auf frischer Tat ertappt werden, und so wissen wir bislang nicht, wer sich auf diese abwegige Art gegen das Projekt wehrt.
aktionen erfolgreich durch, so dass Gäste und Katzen auch zukünftig gemeinsam das Ressort genießen können - jeder an seinem Platz, versteht sich. Heike & Peter Déak April 2014
Unsere derzeitigen Kosten für das Projekt belaufen sich auf ungefähr € 40 pro Tag. Das Projekt wird fast ausschließlich durch Spendensammlungen finanziert; teils mittels Spendendosen, teils durch den Versand von Bittbriefen an die Gäste. Weiterhin erhalten wir einen Kastrationszuschuss vom ETN e.V. sowie einen kleinen Futterkostenbeitrag der Ressortleitung. Da das Projekt mittlerweile vom Management des Ressorts unterstützt wird, können die notwendigen Arbeiten ungestört erledigt werden. Viele regelmäßig herkommende Gäste sind positiv überrascht, in welch guter Verfassung sich die Katzen inzwischen befinden, sofern sie sich denn zeigen. Das regelmäßig angebotene, artgerechte Futter und die zeitweise Gabe von Vitaminpräparaten machen es möglich. Auch in diesem Jahr führten wir bereits wieder zwei Fang-
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Quelle: Animals‘ Angels e.V.
Ein Bericht einer Veterinärmedizin-Studentin aus dem Schlachthof Erlebt und geschrieben von Christiane M. Haupt
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Die Schreie sind das erste, was ich höre an jenem Morgen, als ich eintreffe, um ein Pflichtpraktikum anzutreten, dessen Verweigerung für mich fünf verlorene Studienjahre und das Scheitern aller Zukunftspläne bedeutet hätte. Aber alles in mir – jede Faser, jeder Gedanke – ist Verweigerung, ist Abscheu und Entsetzen und das Bewusstsein nicht steigerbarer Ohnmacht: Zusehen müssen, nichts tun können, und sie werden dich zwingen mitzumachen, dich ebenfalls mit Blut zu besudeln. Schon aus der Ferne, als ich aus dem Bus steige, treffen die Schreie der
Quelle: Andreas Liebhart, pixelio
s werden nur Tiere angenommen, die tierschutzgerecht transportiert werden und ordnungsgemäß gekennzeichnet sind", steht auf dem Schild über der Betonrampe. Am Ende der Rampe liegt, steif und bleich, ein totes Schwein. "Ja, manche sterben schon während des Transportes. Kreislaufkollaps."
Schweine mich wie ein Messerstich. Sechs Wochen lang werden sie mir in den Ohren gellen, Stunde für Stunde, ohne Unterlass. Durchhalten. Für dich ist es irgendwann zu Ende. Für die Tiere nie.
Quelle: pogobuschel, Rainer Sturm, pixelio
Ein kahler Hof, einige Kühltransporter, Schweinehälften am Haken in einer grell erleuchteten Türe. Alles peinlich sauber. Das ist die Vorderfront. Ich suche nach dem Eingang, er ist seitlich gelegen. Zwei Viehtransporter fahren an mir vorbei, gelbe Scheinwerfer im Morgendunst. Mir weist ein fahles Licht den Weg, erleuchtete Fenster. Ein paar Stufen, dann bin ich drinnen, und jetzt ist alles nur weiß gekachelt. Keine Menschenseele zu sehen. Ein weißer Gang. Da, der Umkleideraum für Damen. Fast sieben Uhr, ich ziehe mich um: Weiß, Weiß, Weiß. Ich schlurfe wieder in den Gang, stoße beinahe mit dem zuständigen Veterinär zusammen. Artige Begrüßung. "Ich bin die neue Praktikantin." Bevor es losgeht, die Formalitäten. "Ziehen Sie sich mal was
Respektiere
Warmes an, gehen Sie zum Direktor und geben Sie Ihr Gesundheitszeugnis ab. Dr. XX sagt Ihnen dann, wo Sie anfangen." Der Direktor ist ein jovialer Herr, der mir erst einmal von den guten alten Zeiten erzählt, als der Schlachthof noch nicht privatisiert war. Dann hört er leider damit auf und beschließt, mich persönlich herumzuführen. Und so komme ich also auf die Rampe. Rechter Hand kahle Betongevierte, von eisigen Stahlstangen umgeben. Einige sind bereits mit Schweinen gefüllt. "Wir beginnen hier um fünf Uhr morgens." Geschubse, hier und da Kabbeleien, ein paar neugierige Rüssel schieben sich durch die Gitter, pfiffige Augen, andere unstet und verwirrt. Eine große Sau geht beharrlich auf eine andere los; der Direktor angelt nach einem Stock und schlägt sie mehrfach auf den Kopf. "Die beißen sich sonst ganz böse." Unten hat der Transporter die Holzklappe heruntergelassen, die vordersten Schweine schrecken vor dem wackeligen und abschüssigen Übergang zurück, doch von hinten wird gedrängelt, da ein Treiber dazwischen geklettert ist und kräftige Hiebe mit einem Gummischlauch austeilt. Ich werde mich später nicht mehr wundern über die vielen roten Striemen auf den Schweinehälften. "Der Elektrostab ist für Schweine
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Quelle: Erika Hartmann, pixelio
inzwischen verboten", doziert der Direktor. Einige Tiere wagen strauchelnd und unsicher die ersten Schritte, dann wogt der Rest hinterher, eins rutscht mit dem Bein zwischen Klappe und Rampe, kommt wieder hoch, hinkt weiter. Sie finden sich zwischen Stahlverstrebungen wieder, die sie unentrinnbar in einen noch leeren Pferch führen. Wenn es um eine Ecke geht, verkeilen sich die vorderen Schweine, alle stecken fest, und der Treiber flucht wütend und drischt auf die hintersten ein, die panisch versuchen, auf ihre Leidesgenossen zu springen. Der Direktor schüttelt den Kopf. "Hirnlos. Einfach hirnlos. Wie oft habe ich schon gesagt, dass es doch nichts bringt, die hintersten zu prügeln!" Während ich noch wie erstarrt dieses Schauspiel verfolge –„ Das ist bestimmt alles nicht wahr, du träumst.“ –, wendet er sich ab und begrüßt den
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Fahrer eines weiteren Transportes, der neben den anderen gefahren ist und sich jetzt zum Ausladen bereit macht. Warum es hier viel schneller, aber auch mit noch viel mehr Geschrei vonstatten geht, sehe ich erst, als hinter den emporstolpernden Schweinen ein zweiter Mann aus dem Laderaum auftaucht, denn was nicht schnell genug ist, wird von ihm mit Elektroschocks bedacht. Ich starre den Mann an, dann den Direktor, und dieser schüttelt ein weiteres Mal den Kopf: "Also, Sie wissen doch, das ist bei Schweinen jetzt verboten!" Der Mann blickt ungläubig, dann steckt er das Gerät in die Tasche. Von hinten stupst mich etwas in die Kniekehle, ich fahre herum und blicke in zwei wache blaue Augen. Viele Tierfreunde kenne ich, die enthusiastisch schwärmen von den ach so seelenvollen Katzenaugen, dem treuen Hundeblick, – wer spricht von der Intelligenz und Neugier in den Augen eines Schweines? Ich werde diese Augen sehr bald noch anders kennenlernen: Stumm schreiend vor Angst, von Schmerzen stumpf, und dann blicklos, gebrochen, aus den Höhlen gerissen, über den blutverschmierten Boden kollernd. Messerscharf streift mich ein
Gedanke, den ich in den folgenden Wochen monoton noch viele hundert Male im Geiste wiederholen werde: Fleischessen ist ein Verbrechen – ein Verbrechen... Danach ein kurzer Rundgang durch den Schlachthof. Alles zugleich stürzt auf mich ein. Schneidende Schreie. Das Kreischen von Maschinen. Blechgeklapper. Der durchdringende Gestank nach verbrannten Haaren und versengter Haut. Der Dunst von Blut und heißem Wasser. Gelächter, unbekümmerte Rufe. Blitzende Messer, durch Sehnen gebohrte Fleischerhaken, daran hängende halbe Tiere ohne Augen und mit zuckenden Muskeln. Fleischbrocken und Organe, die platschend in eine blutgefüllte Rinne fallen, so dass der eklige Sud an mir hochspritzt. Fettige Fleischfasern am Boden, auf denen man ausrutscht. Menschen in Weiß, von deren Kitteln das Blut rinnt, unter den Helmen oder Käppis Gesichter, wie man sie überall trifft: in der U-Bahn, im Kino, im Supermarkt. Der Direktor zeigt mir rasch noch die heute leere Rinderschlachthalle –"Rinder sind dienstags dran!" –, übergibt mich dann einer Dame und enteilt; er hat zu tun. "Die Tötungshalle können Sie sich ja selbst mal in aller Ruhe ansehen." Drei Wochen werden vergehen, ehe ich mich dazu überwinde. Am nächsten Tag werde ich dann selbst zu einem Teil der gigantischen Zerstückelungsmaschinerie. Eine rasche Einweisung und ich schneide drauflos, es muss schnell gehen, das Band läuft weiter, immer weiter. Über mir werden andere Teile des Kadavers entfernt. Arbeitet der Kollege zu schwungvoll, oder staut sich in der Rinne von mir zu viel blutiger Sud, spritzt mir der Brei bis ins Gesicht. Ich versuche, zur anderen Seite auszuweichen, doch da werden mit einer riesigen, wassersprühenden Säge die Schweine zerteilt. Mit zusammengebissenen Zähnen säbele ich weiter, noch muss ich mich zu sehr eilen, um über all das Grauen nachdenken zu können, und außerdem höllisch aufpassen, mir nicht in die Finger zu schneiden.
Respektiere
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Wieder daheim lege ich mich aufs Bett und starre an die Decke. Stunde für Stunde. Jeden Tag. Meine nächste Umgebung reagiert gereizt. "Guck nicht so unfreundlich. Lächle mal. Du wolltest doch unbedingt Tierarzt werden." Tierarzt. Nicht Tierschlächter. Ich halte es nicht aus. Diese Kommentare. Diese Gleichgültigkeit. Diese Selbstverständlichkeit des Mordens. Ich möchte, ich muss sprechen, es mir von der Seele reden. Ich ersticke daran. Von dem Schwein möchte ich erzählen, das nicht mehr laufen konnte, mit gegrätschten Hinterbeinen da saß. Das sie solange traten und schlugen, bis sie es in die Tötungsbox hineingeprügelt hatten. Das ich mir hinterher ansah, als es zerteilt an mir vorüberpendelte: beidseitiger Muskelabriss an den Innenschenkeln. Schlachtnummer 530 an jenem Tag, nie vergesse ich diese Zahl. Ich möchte von den Rinderschlachttagen erzählen, von den sanften braunen Augen, die so voller Panik sind. Von den Fluchtversuchen, von all den Schlägen und Flüchen, bis das unselige Tier endlich im eisernen Pferch zum Bolzenschuss bereit steht, mit Panoramablick auf die Halle, wo die Artgenossen gehäutet und zerstückelt werden, – dann der tödliche Schuss, im nächsten Moment schon die Kette am Hinterfuß, die das ausschlagende, sich windende Tier in die Höhe zieht, während unten bereits der Kopf abgesäbelt wird. Und immer noch, kopflos, Ströme von Blut ausspeiend, bäumt der Leib sich auf, treten die Beine um sich...
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Erzählen möchte ich, dass immer wieder inmitten dieses schleimigen, blutigen Berges ein trächtiger Uterus zu finden ist, dass ich kleine, schon ganz fertig aussehende Kälbchen in allen Größen gesehen habe, zart und nackt und mit geschlossenen Augen
in ihren schützenden Fruchtblasen, die sie nicht zu schützen vermochten. Das kleinste so winzig wie ein neugeborenes Kätzchen und doch eine richtige Miniatur-Kuh, das größte weich behaart, braun-weiß und mit langen seidigen Wimpern, nur wenige Wochen vor der Geburt. "Ist es nicht ein Wunder, was die Natur so erschafft?" meint der Veterinär, der an diesem Tag Dienst hat, und schiebt Uterus samt Fötus in den gurgelnden Müllschlucker. Auch für die erbärmlich magere Kuh, die, als ich morgens um sieben komme, krampfhaft zuckend im eisigen, zugigen Gang liegt kurz vor der Tötungsbox, gibt es niemanden, der sich ihrer erbarmt in Form eines schnellen Schusses. Erst müssen die übrigen Schlachttiere abgefertigt werden. Als ich mittags gehe, liegt sie immer noch und zuckt, niemand, trotz mehrfacher Aufforderung, hat sie erlöst. Ich habe das Halfter, das unbarmherzig scharf in ihr Fleisch schnitt, gelockert und ihre Stirn gestreichelt. Sie blickt mich an mit ihren riesig großen Augen, und ich erlebe nun selbst, dass Kühe weinen können. Das ist es, wovon ich berichten möchte, um es nicht allein tragen zu müssen, –
aber im Grunde will es keiner hören. Nicht, dass ich während dieser Zeit nicht oft genug befragt werde. "Wie ist es denn so im Schlachthof? Also, ich könnte das ja nicht!" Keiner hat gefragt, ob ich es kann. Reaktionen auf noch so karge Antworten verraten Unbehagen ob des Themas. "Ja, das ist ganz schrecklich, und wir essen auch nur noch selten Fleisch." Oft werde ich angespornt: "Beiß‘ die Zähne zusammen, du musst da durch, und bald hast du es ja hinter dir!" Für mich eine der schlimmsten, herzlosesten und ignorantesten Äußerungen, denn das Massaker geht weiter, Tag für Tag. Ich glaube, niemand hat begriffen, dass mein Problem weniger darin bestand, diese sechs Wochen zu überleben, sondern dass dieser ungeheure Massenmord geschieht, millionenfach,– für jeden geschieht, der Fleisch isst. Die Dinge abstrahieren sich, wenn man von soviel gewaltsamen Tod umgeben ist; das eigene Leben erscheint unendlich bedeutungslos. Abstumpfung bleibt nicht aus. Irgendwann denke ich nur noch, aufhören, es soll aufhören, hoffentlich macht er schnell mit den Elektrozangen, damit es endlich aufhört. "Viele geben keinen Ton vor sich", hat einer der Veterinäre einmal gesagt, "andere stehen eben da und schreien völlig grundlos." Ich sehe mir auch das an, – wie sie dastehen und "völlig grundlos"
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Quelle: Animals‘ Angels e.V., Rainer Sturm, pixelio
Als ich zum ersten Mal bewusst erfasse – am zweiten oder dritten Tag – dass ausgeblutete, abgeflammte und zersägte Schweine noch zucken und mit dem Schwänzchen wackeln, bin ich nicht in der Lage, mich zu bewegen. "Sie – sie zucken noch...", sage ich, obwohl ich ja weiß, dass es nur die Nerven sind, zu einem vorübergehenden Veterinär. Der grinst: "Verflixt, da hat einer ‘nen Fehler gemacht – das ist noch nicht richtig tot!" Gespenstischer Puls durchzittert die Tierhälften, überall. Ein Horrorkabinett. Mich friert bis ins Mark.
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Ich folge den am Haken baumelnden, ausblutenden Kadavern in die "Hölle". So habe ich den nächsten Raum genannt. Er ist hoch und schwarz, voll von Ruß, Gestank und Feuer. Nach einigen bluttriefenden Kurven erreicht die Schweinereihe eine Art riesigen Ofen. Hier wird entborstet. Von oben fallen die Tiere in einen Auffangtrichter und gleiten in das Innere der Maschine. Man kann hineinsehen. Feuer flammt auf, und mehrere Sekunden lang werden die Körper herumgeschüttelt und scheinen einen grotesken Springtanz aufzuführen.
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Dann klatschen sie auf der anderen Seite auf einen großen Tisch, werden sofort von zwei Grobschlächtern ergriffen, die noch verbliebene Borsten herunterkratzen, die Augäpfel herausreißen und die Hornschuhe von den Klauen trennen. Einen Moment nur dauert dies alles, hier wird im Akkord gearbeitet. Haken durch die Sehnen der Hinterläufe, schon hängen die toten Tiere wieder und gleiten nun zu einem stählernen Rahmen, der wie ein Flammenwerfer konzipiert ist: Ein bellendes Geräusch, und der Tierkörper wird von einem Dutzend Stichflammen eingehüllt und einige Sekunden lang abgeflammt. Das Fließband setzt sich wieder in Bewegung, führt in die nächste Halle, – jene, wo ich schon drei Wochen lang gestanden habe. Die Organe werden entnommen und auf dem oberen Fließband bearbeitet. Viele Schweine sind verwurmt, ihre Lebern sind von Wurmknoten durchsetzt und müssen weggeworfen werden. Alle übrigen Organe wie Magen, Darm und Geschlechtsapparat landen im Abfall. Fleisch essen ist ein Verbrechen. Kein Fleischesser kann je wieder mein Freund sein. Niemals. Niemals wieder. Jeden, denke ich, jeden der Fleisch isst, sollte man hier durchschicken, jeder müsste es sehen, von Anfang bis Ende. Ich stehe hier nicht, weil ich Tierarzt werden will, sondern weil Menschen meinen, Fleisch essen zu müssen. Und nicht nur das allein: Auch, weil sie feige sind. Das steril verschweißte Schnitzel im Supermarkt hat keine Augen mehr, die überquellen vor nackter Todesangst, es schreit nicht mehr. Das alles ersparen sie sich, all jene, die sich von geschändeten Leichen nähren: "Also, ich könnte das nicht!" Am Abend, im Fernsehen, berichtet "Aktenzeichen XY ungelöst" von dem
Verbrechen an einem jungen Mädchen, das ermordet und zerstückelt wurde, und vom namenlosen Entsetzen und Abscheu der Bevölkerung auf diese Greueltat. "So etwas ähnliches habe ich diese Woche 3.700 mal mitangesehen", werfe ich ein. Nun nennt man mich nicht mehr nur einen Terroristen, sondern ich bin obendrein krank im Kopf. Weil ich Entsetzen und Abscheu nicht nur wegen eines Menschenmordes empfinde, sondern auch wegen des tausendfach mit Füssen getretenen Mordes an Tieren: 3.700 mal nur in dieser einen Woche, nur in diesem einen Schlachthof. Irgendwann ist der letzte all dieser nicht enden wollenden Tage gekommen. Irgendwann halte ich die Praktikumsbestätigung in Händen, einen Papierwisch, teurer bezahlt, als ich je für irgendetwas bezahlt habe. Die Tür schließt sich, eine zaghafte Novembersonne geleitet mich über den kahlen Hof zum Bus. Schreie und Maschinenlärm werden leiser. Als ich die Straße überquere, biegt ein großer Viehtransporter mit Anhänger in die Zufahrt zum Schlachthof ein. Schweine auf zwei Etagen, dichtgedrängt. Die Hölle ist unter uns, vieltausendfach, Tag für Tag. Wir danken Swissveg für die Bereitstellung des Textes. Text von der Redaktion gekürzt, ungekürzte Fassung zu lesen auf www.swissveg.ch
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Quelle: Animals‘ Angels e.V.
schreien. Mehr als die Hälfte des Praktikums ist vorüber, als ich endlich in die Tötungshalle gehe. Sollte ich je den Begriff ‚Angst’ bildlich darstellen, ich würde die Schweine zeichnen, die sich hier gegen die hinter ihnen geschlossene Tür zusammendrängen, ich würde ihre Augen zeichnen. Augen, die ich niemals mehr vergessen kann. Augen, in die jeder sehen sollte, den es nach Fleisch verlangt. Mit Hilfe eines Gummischlauches werden die Schweine separiert. Eines wird nach vorn in einen Stand getrieben, der es von allen Seiten umschließt. Es schreit, versucht nach hinten auszubrechen, und häufig hat der Treiber alle Hände voll zu tun, ehe er endlich mit einem elektrischen Schieber den Stand schließen kann. Der danebenstehende Grobschlächter setzt die Elektroden an; eine Dreipunktbetäubung, wie der Direktor mir einst erklärt hat. Man sieht das Schwein sich in der Box aufbäumen, dann klappt der Schlitten weg, und das zuckende Tier schlägt auf einer blutüberströmten Rutsche auf und zappelt mit den Beinen. Auch hier wartet ein Grobschlächter, zielsicher trifft das Messer unter dem rechten Vorderbein, ein Schwall dunklen Blutes schießt hervor, und der Körper rutscht weiter. Sekunden später hat sich bereits eine Eisenkette um ein Hinterbein geschlossen und das Tier emporgezogen, und der Grobschlächter legt das Messer ab, greift nach einer verschmierten ColaFlasche, die auf dem zentimeterdick mit geronnenem Blut bedeckten Boden steht, und genehmigt sich einen Schluck.
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Wenn Architektur zur Falle wird
Vogeltod an Glasscheiben
Quelle: iStock.com, MikeLane45
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er Tod lauert überall: Wintergärten, gläserne Lärmschutzwände, durchsichtige Bushäuschen, verglaste Hausfronten oder gläserne Eckkonstruktionen – die Gefahrenquellen für unsere Vögel sind vielfältig. Schätzungsweise 18 Millionen Vögel sterben jedes Jahr in Deutschland durch Kollision mit Fenstern, Fassaden und Glasbauten – ein Tod, der in den meisten Fällen hätte vermieden werden können.
Die Greifvogelsilhouetten an diesem Durchgang zeigen, dass das Problem erkannt wurde. Leider sind sie völlig nutzlos. Quelle: Hartmut910, pixelio.
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Lange Zeit hat man die Verluste, die in der heimischen Vogelwelt durch Kollisionen mit Glaskonstruktionen entstehen, unterschätzt - wahrscheinlich auch, weil viele Opfer schnell von Katzen, Krähen oder Mardern eingesammelt werden. Schätzungen gehen aber mittlerweile davon aus, dass pro Gebäude ein bis zehn Vögel im Jahr sterben. Das macht in Deutschland eine Zahl von mindestens 18 Millionen Vogelopfern pro Jahr, und bei dieser Zahl wurden nur private Gebäude einberechnet. Gewerbliche und öffentliche Gebäude sowie Lärmschutzwände, Wartehäuschen und ähnliches wurden dabei nicht berücksichtigt, steuern aber mit Sicherheit eine zusätzliche, große Anzahl an VogelschlagOpfern bei. Während es auf der einen Seite Häuser gibt, die aufgrund ihrer Bauweise keine Opfer durch Vogelschlag zu verzeichnen haben, sterben an anderen Gebäuden mit transparenten oder spiegelnden Glasfassaden Hunderte Tiere pro Monat. Zwei Eigenschaften von Glaskonstruktionen verursachen das Problem: Durchsichtigkeit und Spiegelung.
Durchsichtige Glasbauten Glas wird von Vögeln nicht als Hindernis erkannt, daher fliegen sie transparente Glaswände, hinter der sie den Himmel oder Pflanzen sehen können, ungebremst an. Selbst kleine transparente Glasbereiche, hinter denen eine naturnahe Umgebung zu erkennen ist, werden von vielen Vögeln angeflogen, denn kleine Singvögel wie beispielsweise die Kohlmeise sind an ein Leben im dichten Geäst gewöhnt und nutzen so auch kleine Löcher als Durchflugmöglichkeit. Um solche Gefahrenstellen zu erkennen, kann man die „Handflächenregel“ nutzen: Jedes Loch, das die Größe einer Handfläche erreicht, kann von Vögeln als Durchschlupf angesehen werden und birgt deshalb die Gefahr
Gläserne Balkongeländer oder Treppenaufgänge könnte man dekorativ mit Milchglas oder bedruckten Scheiben gestalten. Dies ist hier leider nicht der Fall. Quelle: Petra Dirscherl, pixelio
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Umwelt Quelle: iStock.com, redmar
Büschen ist also ein Garant für hundertfachen, sinnlosen Vogeltod. Doch auch wenn sich nur der Himmel im Glas spiegelt, kann dies zum Tod vieler Vögel führen. Hier sind insbesondere Greifvögel, Schwalben und Mauersegler betroffen. Vogelschlag kann verhindert werden Am einfachsten und meist auch günstigsten ist es, wenn Durchsichten oder Spiegelungen von vornherein vermieden werden. Schon bei der Planung eines Bauwerks könIn dieser Glasfassade spiegeln sich zum Teil die Bäume der Umgebung – eine potenzielle Falle für Vögel. Quelle: rike, pixelio
einer Kollision. Das Problem der Durchsicht tritt häufig an gläsernen Lärmschutzwänden, Durchgängen oder Korridoren auf, die inmitten begrünter Umgebung errichtet wurden. Auch verglaste Hausecken, über Eck errichtete Fenster, Wintergärten oder verglaste Wartehäuschen werden von Vögeln nicht als Hindernis wahrgenommen, so dass sie bei dem Versuch, hindurchzufliegen, sterben oder schwer verletzt werden. Spiegelungen Spiegelnde Fensterfronten werden oft als gestalterisches Element oder als Sonnenschutz genutzt, sind aber genauso gefährlich wie durchsichtige Bereiche. Je nach Scheibentyp, Beleuchtung und Gebäudeinnerem wird die äußere Umgebung verschieden stark reflektiert. Vögel erkennen die Spiegelung nicht als solche und denken, dass sich die Landschaft an dieser Stelle fortsetzt; so fliegen sie spiegelnde Glaselemente ungebremst an. Je stärker sich die Umgebung spiegelt und je natürlicher sie ist, desto öfter kommt es zu Vogelschlag. Eine spiegelnde Glasfassade neben Bäumen und
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allen Mustern ist natürlich, dass sie nicht nur von Vögeln, sondern auch vom menschlichen Auge wahrgenommen werden. Allerdings gewöhnt sich unser Auge schnell an solche Veränderungen, so dass viele Muster letztlich als dezentes, aber effizientes Gestaltungselement genutzt werden können. Bei der Nutzung von Punktrastern sollte man darauf achten, dass der Bedeckungsgrad je nach Größe der Punkte mindestens 15 - 25 % betragen muss. Ein Streifenmuster sollte die Scheibe ebenfalls zu mindestens 15 % bedecken, dabei sind vertikale Streifen effektiver als horizontale. Wichtig bei allen Mustern ist, dass sie sich auf der Außenseite des Glases befinden, da ansonsten die Sichtbarkeit durch zusätzliche Spiegelungen verringert werden könnte.
Milchiges Strukturglas
nen kritische Stellen erkannt und größtenteils durch alternative Konstruktionen umgangen werden. Um Durchsichten zu vermeiden, sollte man beispielsweise überlegen, ob über Eckbereiche platzierte Fenster wirklich nötig sind oder man den Gefahrenbereich „entschärfen“ kann, indem nur eine der Eckwände mit einem Fenster versehen wird. Auch kann man anstatt gläserner Balkongeländer Milchglas oder bedrucktes Glas verwenden; auch bei Glaskorridoren, Lärmschutzwänden und Bushäuschen ist das möglich. Muster können mittels einer Folie auf dem Glas angebracht werden, oder man verwendet Scheiben, die bereits bei der Fertigung mittels Siebdruck bedruckt wurden. Der Nachteil bei
Die Glasflächen der Bibliothek der Fachhochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde wurden durch einen Fotokünstler durchgängig bedruckt. Quelle: Immanuel Giel, Wikimedia Commons, lizensiert unter GFDL und Creative CommonsLizenz by-sa-3.0-de | Rainer Sturm, pixelio
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Das Gebäude der EU-Kommission sieht zwar interessant aus, provoziert mit seinen umlaufenden, durchsichtigen Glasreihen aber Vogelschlag, da die Vögel das Hindernis nicht erkennen können. Quelle: Fluke, pixelio
Mittlerweile werden auch spezielle Vogelschutzfenster angeboten, die Muster aufweisen, welche nur UV-Licht absorbieren. Da Vögel im Gegensatz zum Menschen UV-Licht wahrnehmen können, sollen diese Muster für die Tiere sichtbar sein, für Menschen allerdings nicht. Für die nachträgliche „Entschärfung“ kritischer Bereiche wird außerdem ein Stift mit UV-Farbe angeboten. Leider ist die Wirksamkeit dieser UV-Muster mehr als umstritten. Während einige Vogelschutzvereine sie sogar empfehlen, zeigten jüngere Tests der Vogelwarte Radolfzell eine unverminderte Anzahl von Vogelschlägen bei UV-Gläsern. Die altbekannten Greifvogelsilhouetten erwiesen sich ebenfalls als
wirkungslos, obwohl sie im Handel noch immer als das Patentrezept gegen Vogelschlag verkauft werden. Durch die Gestalt des Greifvogels sollen andere Vögel abgeschreckt werden; in Wahrheit nehmen die Vögel die Silhouette aber höchstens als normales Hindernis wahr, das sie umfliegen wollen. Der einzige Effekt ist also, dass die Vögel wenige Zentimeter neben dem Aufkleber mit der Scheibe kollidieren. Spiegelungen können durch den Einsatz handelsüblicher Gläser mit einem Außenreflexionsgrad von höchstens 15 % weitgehend vermieden werden. Sind spiegelnde Gläser für den Wärmeschutz unverzichtbar, können die Spiegelungen mit Punktrastern oder durch Anbringen von Fliegengitter verringert werden. Besonders gefährlich sind spiegelnde Fassaden in der Nähe von Bäumen oder in Grüngürteln, da sich die natürliche Landschaft hier besonders einladend in den Glasflächen spiegelt. Während Bäume in der Nähe von Gebäuden gefährlich sein können, ist eine Fassadenbegrünung, bei der die Gewächse direkt an den Glasfassaden hochgezogen werden, eine gute Lösung. Die Rankgitter mit Begrünung verdecken so die gefährliche Fensterfront, und Vögel, die von den Pflanzen auf die Scheiben zufliegen, haben aufgrund der geringen Entfernung nur eine moderate Aufprallgeschwindigkeit, die für den Vogel ungefährlich ist.
Hier wurde eine Glasfassade „entschärft“: Das Glas der BTU-Bibliothek Cottbus ist vollständig mit einem Punktraster bedruckt und somit für Vögel sichtbar. Quelle: Ingrid Ruthe, pixelio
Wie man sieht, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, gefährliche Glasflächen für Vögel sichtbar zu machen und so Vogelschlag zu vermeiden. Praxisbeispiele zeigen, dass selbst große Glasfassaden auch dann noch dekorativ sein können, wenn man sie mit Mustern, Streifen oder Punktrastern versieht. Doch es sind nicht nur die großen Flächen, die zu einer hohen Zahl toter Vögel beitragen. Jeder einzelne sollte sich sein Haus und seinen Garten einmal genau ansehen und die entdeckten Gefahrenstellen entschärfen. Damit lässt sich mehr zum Schutz unserer Vogelwelt beitragen als man gemeinhin denkt!
Eine reine Glaskonstruktion mit Über-EckVerglasung und stark spiegelndem Sonnenschutzglas in waldreicher Umgebung – schlimmer geht es kaum. Quelle: Albrecht E. Arnold, pixelio
Glasfassaden, in denen sich der Himmel spiegelt, sind insbesondere für Greifvögel, Schwalben und Mauersegler fatal. Quelle: Rainer Sturm, pixelio
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uch 28 Jahre nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl findet man in einigen Teilen Deutschlands noch immer radioaktiv belastete Pilze. Besonders in Südbayern und im Bayerischen Wald können bei manchen Pilzarten noch hohe Strahlenbelastungen gemessen werden, die deutlich über den Grenzwerten liegen. In Bayern ging nach der Reaktorexplosion 1986 ein radioaktiver Fallout nieder; Radionuklide, die vom Wind in einer Art radioaktiver Wolke nach Deutschland getragen wurden, wurden über Bayern durch heftigen Regen aus der Atmosphäre gewaschen und reicherten sich in den Böden an.
Quelle: A. Fehmel, pixelio
Die radioaktive Belastung der Pilze wird hervorgerufen durch das Isotop Cäsium 137, das eine Halbwertszeit von ca. 30 Jahren hat. Alle anderen radioaktiven Isotope, die in den ersten Tagen und Wochen nach der Reaktorkatastrophe zur hohen radioaktiven Belastung beitrugen, sind mittlerweile fast vollständig abgebaut. Bei Cäsium 137 hingegen ist erst nach 30 Jahren die Hälfte des Isotops zerfallen, das heißt, die radioaktive Strahlung ist ebenfalls erst nach diesem Zeitraum auf die Hälfte abgesunken. An diesem Punkt befinden wir uns zurzeit, und dies
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erklärt die noch immer bestehende, hohe Belastung einiger Pilzarten und anderer Waldfrüchte. Radioaktive Isotope verbleiben auf nicht bearbeiteten Böden mit organischer Auflage besonders lange in den oberen Bodenschichten.
Maronenröhrlinge sind besonders stark mit Cäsium 137 belastet. Quelle: Karl Dichtler, pixelio Andreas Kinski, pixelio
Eine Gefahr für Menschen? Dies trifft besonders auf Waldböden zu, die im Gegensatz zu Ackerboden nicht umgepflügt werden und eine zentimeterdicke Humusschicht besitzen. Flachwurzelnde Pflanzen und Pilze nehmen Cäsium 137 aus dem Boden auf und bauen es anstelle von Kalium in ihre Zellen ein. Bei Pilzen geschieht dies über ihr Myzel (Pilzgeflecht im Boden, der „eigentliche“ Pilz). Das radioaktive Isotop wird dann in ihren Fruchtkörper (der an der Oberfläche sichtbare und essbare Teil) eingebaut. Da das unterirdische Myzel der Pilze sehr langlebig ist, wird hier zudem Cäsium 137 über eine lange Zeit gespeichert. Dadurch sind Pilze besonders stark mit dem radioaktiven Isotop belastet und mit ihnen alle Tiere – und Menschen –, die sich von diesen Pilzen ernähren. Neben Pilzen können aber auch andere Waldpflanzen wie Heidelbeeren, Moosbeeren und Sauerklee eine hohe Konzentration von Cäsium 137 enthalten.
Wie stark ein Pilz mit Cäsium 137 belastet ist, hängt von der Pilzart und dessen Lebensweise, der Bodenbeschaffenheit und anderen Faktoren wie beispielsweise dem Klima ab. Die Belastungswerte einzelner Pilzarten sind also selbst in stark vom Fallout betroffenen Gebieten nicht einheitlich hoch. Grundsätzlich findet man in Maronenröhrlingen und Semmelstoppelpilzen besonders viel Cäsium 137; hier wurden im Münchner Umland noch Spitzenwerte von über 1.000 Becquerel (Bq) pro Kilo gemessen. Die am häufigsten gesammelten Speisepilze Pfifferling und Steinpilz haben im Durchschnitt eine geringere Strahlenbelastung, doch auch hier konnten schon Extremwerte von 11.670 Bq pro kg gemessen werden. Zum Vergleich: Der Handelsgrenzwert für die Strahlenbelastung bei Lebensmitteln liegt laut Strahlenschutzverordnung bei 600 Bq pro kg.
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Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) besteht aber trotz hoher Spitzenwerte keine Gefahr für Menschen, die Waldpilze in den üblichen, kleinen Mengen verzehren. Doch nicht alle Experten teilen diese Ansicht. Das Umweltinstitut München, ein unabhängiger Umweltschutzverein, der sich nach der Reaktorkatastrophe gegründet hat, rät dazu, auf Pilze aus besonders belasteten Gebieten zu verzichten. Vor allem Kinder und Schwangere sollten vorsichtig sein und Waldfrüchte besser vom Speiseplan streichen. Einzig Champignons und Schirmlinge gelten auch in
Quelle: iStock.com, Dragunov1981 Gabi Schoenemann, pixelio
Aufgenommenes Cäsium 137 wird über den Darm resorbiert und reichert sich in allen Organen an. Je nach Person bleibt es 40 bis 200 Tage im Körper. In den Körperzellen kann ein radioaktives Isotop die Bildung freier Radikaler auslösen, die eine Zelle und ihr Erbgut schädigen können. Wird dieser Schaden vom Körper nicht selbständig „repariert“, kann die Schädigung über das Erbgut an neue Zellen weitergegeben werden. So kann langfristig beispielsweise Krebs entstehen.
Reaktor 4 des Kernkraftwerks in Tschernobyl. Der Reaktorblock explodierte im April 1986 und wurde im selben Jahr mit einem „Sarkophag“ umbaut, der bis heute existiert. Die Bauarbeiten für eine neue und sicherere Ummantelung laufen.
Bayern als unbedenklich, da diese nur in geringem Maße Cäsium 137 speichern.
Quelle: x-ray-andi, Rosel Eckstein, pixelio
Vorsicht ist allerdings nicht nur bei Pilzen und Beeren geboten, auch Wildschweine sind mitunter stark belastet. Da sie sich direkt aus der Oberflächenschicht des Bodens von Pilzen, Würmen und Wurzeln ernähren, nehmen sie auch radioaktive Isotope, die in den N a h ru n gspfl a n ze n und -pilzen stecken, vermehrt auf. Bei einzelnen geschossenen Wildschweinen in Ostbayern konnten Spitzenwerte von beinahe 10.000 Bq pro kg Fleisch gemessen werden; dieses Fleisch ist Sondermüll. Wer also auf Nummer sicher gehen will, sollte Pilze, Waldfrüchte und Fleisch von Wildtieren aus hoch belasteten Gebieten generell meiden. Solch stark belastete Gebiete, die 1986 vom
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radioaktiven Fallout betroffen waren, finden sich in Bayern, Sachsen-Anhalt, Teilen Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburg. Auch Pilze aus dem Handel sind nicht unbedingt als sicher einzustufen. Zwar müssen im Supermarkt angebotene Pilze einen Wert von unter 600 Bq aufweisen, doch wurde dieser Grenzwert im Grunde „willkürlich festgelegt, da es für Radioaktivität keine Grenzen gibt, unterhalb der sie keine physikalischen, chemischen und biologischen Effekte bewirkt“ (Prof. Dr. Siegmar Berndt, Toxikologe bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie). Viele Strahlenbiologen und Ärzte fordern deutlich geringere Grenzwerte für Nahrungsmittel, doch ob diese noch durchgesetzt werden, ist unklar. Zudem werden längst nicht alle Lebensmittel auf ihre Strahlenbelastung getestet, es bleibt bei Stichproben. So könnten beispielsweise auch stark belastete Waldfrüchte aus Risikoregionen in Deutschland oder Osteuropa unbemerkt bei uns in den Handel gelangen. Wer also Pilze kaufen will, sollte sich auf jeden Fall über deren Herkunft informieren, und wer ganz sicher gehen will, greift am besten auf Zuchtpilze zurück.
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Pumas kommen überall zurecht - ob in den Rocky Mountains mit Eis und Schnee oder in den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas. Die unterschiedlichen Lebensräume nennt man Habitate. Das dichte Fell hält die Katzen warm und trocken. Meistens sind Pumas hellbraun gefärbt, Ohren und Schwänze haben schwarze Spitzen. Ihr müsst wissen, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogar Abschussprämien gezahlt wurden, weil sich die Bauern bedroht fühlten. Das führte dazu, dass die Raubkatzen im Osten
Worträtsel: Tropen Lösungen:
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der USA (außer in Florida) als ausgestorben gelten. Erst nachdem die Jagd eingestellt wurde, erholten sich die Bestände zumindest in anderen Gegenden. Aus Sicht der Bauern war ihre Angst sogar ein wenig verständlich, denn Pumas sind ausgezeichnete Jäger. Bei ihrer schnellen und leisen Jagd machen sie vor Eichhörnchen, Bibern, Ratten, aber auch Hirschen oder Schafen nicht Halt. Ein ausgewachsener Puma muss mindestens alle zwei Wochen ein Tier von der Größe eines Hirsches fressen. Pumas laufen bis zu 50 km/h schnell, springen aus dem Stand bis zu 6 m weit oder bis zu 2,5 m hoch. Auch ihr Biss ist enorm stark. Ihre längsten Zähne sind zweimal so lang wie die eines Hundes. Während der Jagd ist es nicht selten, dass sie auf Felsen oder Bäume klettern. So ist es ihnen möglich, sich bis auf wenige Meter an die Beute heranzupirschen, bevor sie mit einer enormen Geschwindigkeit angreifen. Hier passt es natürlich, dass Pumas sich ganz besondes gut in der Dämmerung oder Nacht zurechtfinden. Das liegt an ihren lichtempfindlichen Katzenaugen und den Tasthaaren an
der Schnauze, mit denen sie jede Luftbewegung erkennen. Pumas sind Einzelgänger und jagen im Gegensatz zu anderen Großkatzen nicht in einem Rudel. Ganz im Gegenteil, besonders die Männchen verteidigen ihr Revier und schrecken vor keinem Kampf zurück. Dabei ist so ein Revier gar nicht klein und kann bis zu 700 Quadratkilometer groß sein. Um ihr Revier zu kennzeichnen, graben sie mit den Hinterläufen 20 bis 35 cm tiefe Gräben und setzen ihre Duftmarken dort hinein. Die Duftmarken sind natürlich auch wichtig, um mit den Weibchen in Kontakt zu treten. Dies tun sie aber nur kurz, um sich zu paaren, denn ist ein Weibchen trächtig, zieht es die bis zu drei Jungen alleine groß. Nachwuchs können sie zu jeder Jahreszeit bekommen. Pumas sind Säugetiere, und ihre Babys haben bei der Geburt Augen und Ohren geschlossen. Sie ernähren sich von der Muttermilch und reagieren erst nach einigen Tagen auf Gerüche und Geräusche. Erst nach sechs bis acht Wochen geht es auf den ersten Ausflug, um das erste Mal Fleisch zu essen. Bis sie ihre Mutter verlassen, sind sie über ein Jahr alt.
Foto: Lothar Henke, pixelio
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Respektierchen
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Interessant: Die Weibchen rufen die Männchen mit einem gellenden Schrei, der sich wie der panische Schrei einer Frau anhört. Es gibt deshalb jedes Jahr erneut Anfrufe bei der Polizei von besorgten Mitmenschen, die glauben, dass gerade ein Verbrechen geschieht. Der Puma (Puma concolor) zählt zu den Kleinkatzen und ist damit auf einigen Umwegen auch mit unseren Hauskatzen verwandt. Genauso wie Katzen können auch Pumas ihre scharfen Krallen in ihre Pranken einziehen.
Worträtsel ... Welches Wort suchen wir?
Männliche Pumas werden über 1,50 m lang, dazu kommt sogar noch der Schwanz mit einer Länge von gut 80 cm. Sie wiegen maximal 128 kg und sind damit deutlich größer als die Weibchen. Pumas, die nahe am Äquator leben, sind kleiner; je näher sie aber an den Polen wohnen, umso größer sind sie. Das liegt auch daran, dass es dort sehr kalt ist und sie mehr Körpermasse benötigen, um sich warm zu halten.
Buchvorstellung
„Team-Coaching Mensch-Hund | Wege zur erfolgreichen Kommunikation“ In ihrem Buch „Team-Coaching MenschHund, Wege zur erfolgreichen Kommunikation“ beschreibt Dr. Barbara WardeckMohr einfühlsam und informativ alle Kommunikationselemente, die ein Hund nutzt und die man verstehen sollte, wenn man sich eine harmonische MenschHund-Beziehung wünscht. Die Autorin geht auf die Geschichte der Domestizierung des Hundes ein, beleuchtet verschiedene Verh a l ten swei sen, die Körpersprache und die akustische Kommunikation von Hunden und setzt dies immer in Verbindung
Respektiere
zu menschlichem Verhalten in der MenschHund-Beziehung. So gelingt es der Autorin, gängige Fehler beim Umgang mit Hunden aufzuzeigen, und sie räumt mit vielen überholten Methoden in der Hundeerziehung auf. In „Team-Coaching MenschHund“ werden zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse zum Verhalten von Hunden einbezogen. Menschen, die ihren Hund als gleichwertigen Partner ansehen, und Hundehalter, die in Sachen MenschHund-Beziehung noch etwas dazulernen wollen, werden an diesem Buch ihre Freude haben. Einzig die sehr kleingliedrige Unterteilung der einzelnen Kapitel ist an manchen Stellen verwirrend und trägt nicht zur Übersichtlichkeit des
Buches bei. Insgesamt ist „Team-Coaching Mensch-Hund“ ein sehr ausführliches und detailliertes Nachschlagewerk, das jedem Hundefreund wärmstens empfohlen sei. Team-Coaching Mensch-Hund Dr. Barbara Wardeck-Mohr Müller Rüschlikon Verlag 2013 192 Seiten | ISBN 978-3-275-01911-3
Verlosung
Bei uns können Sie drei Exemplare von „Team-Coaching Mensch-Hund“ gewinnen! Schreiben Sie uns einfach bis zum 31.07.2014 eine Mail an respektiere@ etn-ev.de, oder schicken Sie eine Postkarte mit dem Stichwort „Verlosung“ an unsere Geschäftsstelle.
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Service
Serie "Mehr Platz f端r wilde Tiere"
Teil 1: Ein Garten f端r Amphibien
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Respektiere
Quelle: Anita Berghoef, sxc
und Reptilien
Service Mit dieser Ausgabe von „Respektiere“ startet unsere neue Serie, die Ihnen Tipps und Anregungen geben soll, wie Sie aus Ihrem Garten ein Paradies für Wildtiere machen können. Im ersten Teil zeigen wir Ihnen, welche Gartenausstattung von Reptilien und Amphibien favorisiert wird, und wie man einen Gartenteich amphibienfreundlich gestalten kann. Naturnaher Gartenteich Amphibien wie Erdkröten, Teichfrösche und Molche benötigen eine Wasserstelle als Laichgewässer oder Sommerquartier; Wasserfrösche bleiben auch ganzjährig in einem Gewässer. Gerne nutzen die Tiere dafür Gartenteiche, sofern diese einen naturnahen Lebensraum bieten. Wer einen Teich anlegen will und auf regen Amphibienzulauf hofft, sollte sich aber zuerst einmal vergewissern, dass der Standort geeignet ist. Liegt der Garten mitten in einer Wohnsiedlung oder an viel befahrenen Straßen, würden wandernde Amphibien höchstwahrscheinlich überfahren. Besser geeignet sind Gärten, die am Waldrand oder in sehr verkehrsarmen Gegenden liegen. Ein Gartenteich, der Amphibien gefällt, muss natürlich gestaltet sein, mit Bewuchs, Versteckmöglichkeiten und
Ein möglicher Bewohner eines naturnahen Teiches Quelle: Elisa Al Rashid, pixelio
Respektiere
verschiedenen Tiefenstufen. Ein amphibienfreundlicher Teich sollte mindestens 50 cm tief sein und eine Fläche von 8 bis 10 m² aufweisen. Ist der Teich an mindestens einer Stelle tiefer als einen Meter, wird im Winter ein Durchfrieren verhindert und die gefahrlose Überwinterung von Wasserfröschen ermöglicht. Außerdem sollte man auf die Gestaltung einer flachen, möglichst vielseitig strukturierten Uferzone achten. Flache Uferzonen erleichtern nicht nur Teichbewohnern den Ausstieg aus dem Wasser, sondern auch in den Teich gefallenen Mäusen und Igeln. Vögel nutzen zudem den Flachwasserbereich gerne zum Baden. Möchte man seinen Teich mit Teichfolie abdichten, sollte man Polyethylenoder Kautschukfolien verwenden, da PVC-Folien Weichmacher und Schwermetalle freisetzen können. Das Bodensubstrat sollte kalkund nährstoffarm sein, damit Algenwachstum nicht begünstigt wird. Meist ist ein Sand-Kies-Gemisch ausreichend. Teichpflanzen bieten Versteckmöglichkeiten und locken Insekten, die den Amphibien als Nahrung dienen. Der Teich sollte idealerweise täglich außerhalb der Mittagszeit fünf bis sechs Stunden in der Sonne liegen. Dauerhafte Sonneneinstrahlung ist nicht vorteilhaft, da sich das Wasser dann zu stark aufwärmt, es zu vermehrtem Algenwachstum und durch die große Biomasse zu einer starken Sauerstoffzehrung kommen kann. Laub, das auf den Boden des Teiches abgesunken ist, sollte regelmäßig entfernt werden, da sich sonst Faulschlamm bilden kann. Die beste Zeit für die Reinigung ist zwischen Ende September und Anfang November, und man sollte
Bepflanzte Trockenmauer Quelle: Alexander Krüger, pixelio
stets einen Rest Laub als Refugium für Bodenbewohner zurücklassen. Von der Oberfläche abgefischtes Material lässt man am besten ein paar Tage neben dem Gartenteich liegen, damit kleine Tiere, die sich in den Pflanzenresten versteckt hatten, in den Teich zurückkehren können. Unerwünschte Algen können ebenso abgesammelt werden; keinesfalls sollte man Chemie einsetzen, denn dies schadet in jedem Fall nicht nur den Algen! Wer den Larven von Wasserinsekten und Amphibien eine gute Kinderstube bieten möchte, sollte keine Fische in den Teich einsetzen. Insbesondere Goldfische sind sehr gefräßig und lassen damit Kaulquappe und Co. kaum eine Chance, sich zu entwickeln.
Quelle: Angelika Wolter, pixelio
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Service Dachziegel locker neben- und übereinander aufschichten. Wenn die Wölbungen der Ziegel dicht über dem Boden liegen, kann sich darunter auch am Tage eine hohe Luftfeuchtigkeit halten - ideal für die feuchtigkeitsliebenden Amphibien.
Flachwasserbereich eines Gartenteiches Quelle: Rainer Klinke, pixelio
Kleinstrukturen im Garten Amphibien benötigen allerdings nicht nur einen naturnah gestalteten Teich, sondern auch Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten im Umkreis. Vielfältig strukturierte Gärten mit Hecken, Wildwiesen und Sandflächen bieten ideale Lebensräume für Amphibien, Reptilien und andere Kleintiere. Versteckmöglichkeiten finden Kleintiere beispielsweise in schattig gelegenen Reisig-, Stein- oder Laubhaufen, und auch das Angebot an Futtertieren wie Insekten, Würmern und Schnecken ist dort groß. Einen frostsicheren Überwinterungsplatz für Amphibien und andere Tiere schafft man durch einen Reisig-LaubHaufen, der mindestens ein bis zwei Meter Durchmesser und einen Meter Höhe aufweist. An einem sonnigen Standort schichtet man zuerst dickere Äste auf, um Hohlräume zu schaffen, und setzt dann die Schichtung mit abwechselnden Lagen aus dünnen Zweigen und Laub fort. Neben Amphibien werden auch Igel dieses Versteck gerne nutzen. Will man künstlich Tagesverstecke für Lurche schaffen, kann man an einem geschützten, schattigen Platz einige
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Während Amphibien und auch Blindschleichen feucht-kühle Verstecke bevorzugen, darf es für Zauneidechsen auch gerne ein Platz an der Sonne sein. Auf sonnenexponierten Steinen wärmen sich die wechselwarmen Tiere gerne auf und können dort auch gut beobachtet werden. Wer ein Eidechsen-Paradies in seinem Garten schaffen will, kann eine Trockenmauer anlegen, indem er Natursteine ohne Mörtel aufeinander schichtet. Das entstandene Lückensystem zwischen den Steinen bietet Insekten, Kleintieren und Echsen Schutz, und die sich schnell aufheizenden Steine werden gerne von Reptilien als Ruheplatz genutzt. Beim Bau der Trockenmauer sollte man auf ein ausreichendes Fundament achten; dafür wird eine 30 cm tiefe Grube ausgehoben und mit Kies und Sand als Auflage aufgefüllt. Die Steine sollte man versetzt stapeln und auf eine leichte Schrägstellung der Mauer von ca. 10 Grad achten.
Wer sich den Bau einer standsicheren Trockenmauer nicht zutraut, kann mit einem Steinhaufen denselben Effekt erzielen. Auch hier muss aber zuerst ein Fundament aus Sand geschaffen werden.
Trockenmauern bieten im Lückensystem zwischen den Steinen vielen Tieren Unterschlupf. Quelle: Grey59, pixelio
Gefahren im Garten Auch der natürlichste und strukturreichste Garten nützt Amphibien und Reptilien nichts, wenn sie dort Opfer von Pestiziden, Rasenmähern oder Fallgruben werden. Oberstes Gebot in einem naturnahen, wildtierfreundlichen Garten ist der Verzicht auf Herbizide, Insektizide
Beispiel eines naturnahen Gartenteichs Quelle: Ulrike Linnenbrink, pixelio Rainer Sturm, pixelio
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Service (max. 5 mm Maschenweite) ab, und sichern Sie Fenster mit Fliegengitter. In Schächten, die schlecht abzudecken sind, können Sie Ausstiegshilfen in Form von Holzbrettern anbringen. Auf Treppenstufen kann man am Rand der Treppe Holzklötze oder Tontöpfe platzieren, die die Stufenhöhe verkürzen und so die Treppen für Lurche und Kriechtiere überwindbar machen.
Mit verschiedenen Steingewächsen bepflanzt, ist eine Trockenmauer nicht nur nützlich, sondern auch dekorativ. Quelle: Harald Gebel, pixelio
und Schneckenkorn. Besonders Amphibien sind mit ihrer dünnen und durchlässigen Haut durch Giftstoffe gefährdet, aber auch Reptilien und größere Tiere wie Igel können die Gifte aufnehmen. Außerdem zerstört man mit dem Einsatz von Insektenvernichtern und Schneckenkorn die Nahrungsgrundlage der Tiere.
Schutz vor Feinden wie Graureiher oder Hauskatze bietet ein kleines Dornengestrüpp.
Mit diesen einfachen Mitteln können Sie Ihren Garten zu einem wertvollen Lebensraum für Amphibien, Reptilien und allerlei andere Kleintiere machen. Wenn Sie einen Teich oder Naturgarten neu anlegen, werden sich nach kurzer Zeit die ersten Insekten ansiedeln, und auch andere Wildtiere lassen nicht lange auf sich warten.
Lüftungsschächte, Kellertreppen, Abflussschächte und gekippte Kellerfenster stellen eine besondere Gefahr für Amphibien und Reptilien dar. Wer hat nicht schon einmal einen vertrockneten Frosch im Heizungskeller gefunden?! Mit einigen einfachen Mitteln kann man diese Gefahrenzonen entschärfen: Decken Sie Schächte mit feinmaschigem Gitter
Rasenmähen sollte man zur Ausstiegszeit junger Amphibien aus dem Gartenteich möglichst unterlassen. Wer seinen Rasen aber nicht wachsen lassen will, sollte zumindest den Rasenmäher auf eine höchstmögliche Graslänge einstellen und den Rasen vorher absuchen. Außerdem sollte man Stellen unter Büschen meiden, da sich dort oft Kleiniere verstecken. Fadenmäher sind für kleinere Wildtiere besonders gefährlich, deshalb sollte man auf sie völlig verzichten. Wer außerdem zusätzlich auch keine Laubbläser nutzt, tut etwas für die Umwelt und schont Kleintiere und Insekten im Garten. Denn die ausgeblasene Luft eines Laubbläsers kann eine Geschwindigkeit von 330 km/h erreichen und ist damit tödlich für Käfer, Mäuse und Amphibien, die sich unter dem Laub verstecken. Nutzen Sie doch einfach die gute alte Harke, und fegen Sie das Laub lose an mehreren Stellen zusammen, oder lassen Sie es gleich ganz liegen.
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Wer sein Laub einfach mal im Garten liegen lässt, schafft Lebens- und Nahrungsraum für viele Insekten und Wirbeltiere. Quelle: Maria Lanznaster, pixelio
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Serie "Artgerechte Tierhaltung"
Teil 6: Meerschweinchen
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rsprünglich kommt das Meerschweinchen aus Mittel- und Südamerika und wurde dort schon vor einigen Tausend Jahren domestiziert. In Peru ist das Meerschweinchen noch heute ein wichtiges Nutztier, das als Fleischlieferant gehalten wird. Wie das Meerschweinchen schließlich im 16. Jahrhundert nach Europa gelangte, ist nicht ganz klar. Sicher ist nur, dass es heute mit seinem freundlichen und neugierigen Wesen eines der beliebtesten Haustiere in Europa ist. Doch wie so oft haben sich auch auf dem Gebiet der Meerschweinchenhaltung über die Jahre gravierende Irrtümer entwickelt, die sich hartnäckig halten. Irrtum Nr. 1: Meerschweinchen und Kaninchen kann man gut gemeinsam halten Ein Grundsatz vorab: Meerschweinchen sind Gruppentiere; ihre wilden Verwandten leben in Harems mit einem Leitbock. Das heißt, Meerschweinchen dürfen niemals (!) alleine gehalten werden - das ist Tierquälerei. Richtig wohl fühlen sich Meerschweinchen ab einer Gruppengröße von vier Tieren. Leider gibt es immer noch Menschen, die ihr einsames Meerschweinchen mit einem Kaninchen vergesellschaften. Auch in vielen Zoogeschäften wird die Haltung eines Meerschweinchens mit einem Kaninchen als artgerecht deklariert. Doch Kaninchen und Meerschweinchen sind zwei völlig verschiedene Tierarten, und ein Kaninchen als alleinigen Partner für ein Meerschwein zu halten, ist nicht artgerecht. Beide Tierarten unterscheiden sich im Tagesrhythmus und in der Körpersprache; sie können nicht miteinander kommunizieren wie mit einem Artgenossen. Durch die unterschiedliche Körpergröße wird
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Vitaminreiche Gemüsesorten sollten täglich auf dem Speiseplan eines Meerschweinchens stehen. Quelle alle Bilder: Edith Höhner
Grünfutter ist essentiell bei der Meerschweinchen-Ernährung - und wie man sieht: Es schmeckt!
das Meerschweinchen außerdem meist vom größeren Kaninchen dominiert. In einem ausreichend großen Gehege kann man mehrere Kaninchen mit mehreren Meerschweinchen vergesellschaften, vorausgesetzt, man bietet den Tieren getrennte Rückzugsbereiche und beobachtet sie genau, um bei eventuellen Problemen eingreifen zu können. Eine ideale Haltungsform ist das aber nicht, da es dennoch zu Auseinandersetzungen zwischen beiden Arten kommen kann. Irrtum Nr. 2: Meerschweinchen sind genügsam Allgemeinhin gelten Meerschweinchen als genügsame Haustiere, die auch in kleinen Gehegen gut gehalten werden können. Zu diesem Trugschluss könnte man kommen, wenn man Tiere in sehr kleinen Gehegen überwiegend ruhig sitzen sieht, aber solche Tiere sind entweder krank oder haben sich schon aufgegeben. Ein Meerschweinchen in einem ausreichend großen
Gehege ist demgegenüber sehr bewegungsfreudig, wahrt aber gegenüber Artgenossen immer einen gewissen Individualabstand. Meerschweinchen drängen sich nur dann zusammen, wenn sie Angst oder aber einfach zu wenig Platz haben. Die Konsequenz ist, dass handelsübliche, kleine Käfige, die bequem in ein Kinderzimmer passen, als Meerschweinchen-Heim so gar nicht taugen! Die Mindestgrundfläche eines Geheges (Etagen nicht mitgezählt) sollte 2 m² oder 0,5 m² pro Tier betragen, aber wie immer gilt: Je größer, desto besser. Zusätzlich zum Gehege sollte man den Meerschweinen Auslauf in der Wohnung oder im Freien bieten. Am besten baut man sich ein Gehege selbst, da Käfige aus dem Handel meist zu klein sind. Umgebaute Aquarien, Vivarien oder alte Schränke bieten kein ideales Gehege, da die Belüftung schlecht ist, sich Nässe staut, die Schränke nicht tief genug
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Service sind, oder die Meerschweinchen keinen direkten Zugang zum Auslauf haben. Selbst bauen kann man ein Gehege am besten aus Massivholzoder Spanplatten. Wenn ein bis zwei Wände aus Plexiglas bestehen, hat man ein freundliches und zugleich auch dekoratives Zuhause für seine Meerschweinchen. Der Boden sowie die Wände sollten bis auf eine Höhe von 25 cm wasserdicht versiegelt sein (z.B. mit PVC-Belag), damit kein Urin durchsickert. Die Tiere dürfen den Belag allerdings nicht annagen. Damit die Tiere ihren Auslauf selbständig erreichen können, sollte dieser über eine Tür mit dem Gehege verbunden sein. Das Gehege sollte mehrere dunkle Unterschlupfmöglichkeiten bieten, die der Anzahl der Tiere angepasst sind, denn Meerschweinchen wollen nicht dicht gedrängt ruhen. Die Ruheplätze kann man gut im hinteren Bereich des Geheges platzieren, im vorderen Bereich sollte dagegen ausreichend Platz zum Laufen vorhanden sein. Eine Distanz von mindestens 1,50 m sollte ein Meerschweinchen ohne Hindernisse im Gehege zurücklegen können. Wählt man Häuser als Unterschlupfmöglichkeiten, sollten diese ausreichend groß sein (mindestens 35 x 35 cm) und neben einem Vordereingang zwei Seiteneingänge bieten, damit ein rangniederes Tier immer Fluchtmöglichkeiten hat. Fensterlöcher bei gekauften Häusern stellen eine Gefahrenquelle dar und sind unnötig; außerdem sollten die Häuser Flachdächer besitzen,
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Abwechslungsreiches Innengehege mit vielen Versteck- und Beschäftigungsmöglichkeiten
da sich Meerschweinchen gerne auf Aussichtsplattformen setzen. Korkröhren und waagerecht im Gehege angebrachte Bretter sind Versteckmöglichkeiten, die von Meerschweinen gerne angenommen werden. Zweige, Wurzeln, Steine, Holzbrücken und Kuschelröhren im Gehege bieten zusätzlich Abwechslung, wobei natürlich auf die Verwendung ungiftiger Materialien geachtet werden muss. Irrtum Nr. 3: Meerschweinchenböcke müssen einzeln gehalten werden Dieses Gerücht hält sich hartnäckig, ist aber absoluter Unsinn, denn man kann natürlich einen kastrierten Meerschweinchenbock mit mehreren Weibchen zusammen halten. Solche Haremsgruppen entsprechen der natürlichen Gruppenzusammensetzung bei wilden Meerschweinen. Der Gruppengröße sind kaum Grenzen gesetzt, allerdings bilden sich in Gruppen ab fünf Weibchen häufig noch kleinere Untergruppen. Ein Bock sollte mit mindestens zwei Weibchen vergesellschaftet zusammenleben, da ein einzelnes Weibchen durch die ständigen
A n n ä h e r u n g sv e r s u c h e eines Böckchens sonst schnell überfordert wäre. Man kann also einen Meerschweinbock problemlos mit mehreren Weibchen vergesellschaften, doch bei mehreren Böcken gestaltet sich das Zusammenleben schon schwieriger. Mehrere Böcke mit mehreren Weibchen zusammen zu halten funktioniert nur selten und sollte - wenn überhaupt - nur von sehr erfahrenen Haltern versucht werden. Reine Bockgruppen kann man dagegen meist ohne Probleme zusammen halten. Dabei macht es nicht unbedingt einen Unterschied, ob die Böcke kastriert sind oder nicht, denn auch kastrierte Tiere zeigen oft das typische Verhalten der nicht kastrierten Meerschweinchenböcke. Eine Verhaltensänderung eines kastrierten Bocks im Vergleich zu einem unkastrierten Tier zeigt sich allenfalls bei einem Bock, der bereits vor der Geschlechtsreife kastriert wurde, das heißt vor der vierten Lebenswoche oder bei einem Gewicht von ungefähr 220 bis 250 g. Da viele Tierärzte die Kastration solch junger Tiere ablehnen, findet man solche Frühkastraten allerdings nur selten. Die Kastration der Böcke ist aber ohnehin kein Garant für ein harmonisches Zusammenleben, denn Böcke, die sich unkastriert nicht mögen, werden sich auch nach einer Kastration nicht vertragen. Viel wichtiger für das funktionierende Zusammenleben in einer Bockgruppe ist die Beachtung einiger Grundregeln: Es ist unabdingbar, dass die Böcke keinerlei Kontakt zu Weibchen haben, das heißt, es dürfen keine weiblichen Tiere in der Nähe gehalten werden, und auch der Auslauf darf auf keinen Fall mit Weibchen geteilt werden. Wenn man sich für die Haltung einer Bockgruppe entscheidet, ist es deshalb am einfachsten, überhaupt keine weiblichen Tiere zusätzlich zu halten. Häufig wird die Haltung von zwei Böcken empfohlen, da es in solch einer Kleingruppe weniger Konflikte gibt. Allerdings kommt
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Service auch schnell Langeweile auf, daher ist eine Gruppe mit mehr Tieren eher zu empfehlen. Optimal ist eine Gruppe mit einer geraden Anzahl von Böcken, also 4, 6, 8 Tiere usw., da auch Meerschweinchenböcke Paarbindungen eingehen. Am besten funktioniert das Zusammenleben einer Bockgruppe mit Böcken, die von klein auf in großen Meerschweinchenrudeln gelebt haben. Die Tiere sind besser sozialisiert und unterwerfen sich ranghohen Tieren besser als Böcke, die früh von der Mutter getrennt und dann im Zoohandel verkauft wurden. Ideal sind Geschwister oder Jungtiere, die zusammen aufgewachsen sind. Wenn neue Böcke in die Gruppe kommen, sollten das nach Möglichkeit immer Jungtiere sein. Die wichtigste Regel bei der Haltung von Bockgruppen: Die Tiere benötigen sehr viel Platz, um sich aus dem Weg zu gehen! 1 m² pro Tier ist Pflicht, nach Möglichkeit sollte es aber mehr sein. Die Tiere müssen sich überall im Gehege und in jeder Situation ausweichen können. Etagengehege sind somit für reine Bockgruppen nicht geeignet, da sich die Böcke oft an den engen Rampen begegnen, und es dort zu Streitereien kommen kann. Auch Häuser bieten Konfliktpotenzial, wenn sich zwei Böcke darin begegnen. Deshalb sollten als Unterschlupf lieber große Bretter angebracht werden. Auch breite Röhren mit beidseitigen Öffnungen bieten Abwechslung und Versteckmöglichkeiten. Futterund Wasserstellen sollten mehrfach vorhanden sein, um Streitereien zu vermeiden. Beachtet man zusätzlich zu diesen Grundsätzen noch die allgemeinen Regeln der
Ein Garten für Meerschweinchen mit viel Auslauf
Vergesellschaftung (nachzulesen unter http://www.diebrain.de/I-verges. html), steht dem Zusammenleben mehrerer Böcke eigentlich nichts im Wege. Es gibt also wirklich keinen Anlass, Böcke zu Einzelhaft zu verurteilen! Irrtum Nr. 4: Meerschweinchen brauchen Trockenfutter/Pellets Ein ausgewachsenes, gesundes Meerschweinchen benötigt kein Trocken- bzw. Kraftfutter. Ein Großteil der handelsüblichen Futtersorten enthält zu viel Zucker und Fett und ist zudem schwer verdaulich. Fertigfutter sind stark getreidehaltig und sorgen bei durchgehender Aufnahme für Übergewicht und Verfettung. Außerdem fördern Pellets den Zahnabrieb nicht, dies kann nur durch die Fütterung von Heu und Zweigen erreicht werden. Die Wildform der Meerschweinchen frisst in Peru Holzbrücken und Röhren werden gerne als Unterschlupf angenommen.
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hauptsächlich Gräser, Kräuter, Blätter oder Rinde; ist also an karge Kost angepasst. Auch die Ernährung des Hausmeerschweins sollte sich daran orientieren. Natürlich ist es nicht zu jeder Jahreszeit und an jedem Standort möglich, die Tiere ständig mit Gras und Wildkräutern zu versorgen; man sollte den Tieren aber - nach kurzer Eingewöhnung - so viel Grünzeug wie möglich anbieten. Dabei sollte man selbstverständlich auf Ungiftigkeit der Pflanzen achten. Tipps hierzu finden Sie auf der Internetseite http://www. diebrain.de/I-futter.html#gruen. Frisches Heu muss immer zur Verfügung stehen. Auch Gemüse muss mehrmals täglich gefüttert werden. Da Meerschweinchen kein Vitamin C speichern können, sollte man auf vitaminreiche Gemüse wie beispielsweise Fenchelknollen, Gurken, Endivien, Brokkoli und Paprika zurückgreifen. Unverträglich sind unter anderem Zwiebel- und Lauchgewächse, Hülsenfrüchte, die meisten Avocado-Sorten, Steinobst, exotische Früchte und scharfe Gemüsesorten wie Radieschen. Bei gesunden Tieren, die nicht zu Darmproblemen und Aufgasung
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Das putzige Äußere der Meerschweinchen verführt dazu, dass die natürlichen Bedürfnisse vieler Tiere nicht ausreichend berücksichtigt werden. Unser Artikel soll auf die häufigsten Fehler und Irrtümer hinweisen, behandelt aber keineswegs alle Aspekte der Meerschweinchenhaltung. Wenn Sie sich ein Meerschweinchen anschaffen oder sich einfach weitergehend informieren möchten, empfehlen wir Ihnen folgende Internetseiten / Fachbücher:
neigen, kann auch Kohl in geringen Mengen verfüttert werden (nicht als Alleinfutter). Irrtum Nr. 5: Meerschweinchen werden gerne herumgetragen Immer wieder hört man die Aussage, Meerschweinchen würden sich mehr an Menschen binden als Kaninchen, seien verschmuster und wären deshalb auch gut für Kinder geeignet. Das Gegenteil ist der Fall. Meerschweinchen kuscheln fast nie miteinander und mögen es auch in der Regel nicht, von Menschen angefasst zu werden. Natürlich kann man Meerschweinchen an den Kontakt zu Menschen gewöhnen, aber es hängt vom Charakter des jeweiligen Tieres ab, ob das Meerschweinchen es irgendwann genießt (meist während des Fressens) am Ohr gekrault zu werden, oder ob es sein ganzes Leben lang eher zurückhaltend bleibt. Selbst zahme Meerschweinchen, die gerne Futter aus der Hand nehmen, werden es nie mögen, hochgehoben und getragen zu werden. Meerschweinchen sind Fluchttiere und fühlen sich in der Hand oder auf dem Arm ihres Halters generell unwohl. Wenn ein Meerschweinchen hochgehoben und beispielsweise von Kindern gekuschelt wird, verfällt es zuerst in eine Art Schreckstarre. Nach einer gewissen Zeit wird es sich ducken und lang machen, und viele Halter nehmen dann an, dass das Tier die Streicheleinheiten genießt. Doch es handelt sich dabei um eine Unterwerfungsgeste, die ein unterlegenes Meerschweinchen bei Rangordnungskämpfen nutzt, um zu zeigen, dass es den Artgenossen als ranghöheres Tier akzeptiert hat. Das heißt, ein Meerschweinchen versucht einen streichelnden Menschen mit diesem Verhalten zu beschwichtigen; es will zeigen, dass es sich völlig unterworfen hat. Wird es dennoch weiter gestreichelt, hat das Tier enormen Stress, was sich auch an seinem stark erhöhten Herzschlag erkennen lässt. Oft fangen die Tiere dann auch leicht an zu brummen,
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Internetseiten • www.meerschweinchenhaltung.de • Edith Höhner - Meerschweinchen “von Belderbusch”, 53913 Swisttal, www.vonbelderbusch.de • www.sifle.de/Sch.oe.ner-Wohnen.htm Bücher • Ilse Pelz: „Mehr über Meerschweinchen“, Oertel und Spörer Verlag, ISBN: 3-88627-312-6 • Christine Wilde: „Traumwohnungen für meine Meerschweinchen", Ulmer Verlag, ISBN: 3-8001-5767-5 • Christine Wilde: „Ihr Hobby Meerschweinchen“, Ulmer Verlag, ISBN: 3-8001-7531-2
eine Lautäußerung, die im Umgang mit Artgenossen ebenfalls genutzt wird, um das Gegenüber bei Auseinandersetzungen zu beruhigen. Die genannten Verhaltensweisen sind mithin keineswegs ein Zeichen für Entspannung oder positive Gefühle des Meerschweinchens, sondern allesamt Anzeichen von Stress. Aus diesen Schilderungen wird deutlich, dass Meerschweinchen keineswegs Kuscheltiere und für Kinder eher nicht geeignet sind.
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Fakten über unseren Tierschutzverein „Naturtierheim-Ostsee e.V.“
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aturtierheim-Ostsee e.V. ist ein aktiver Tierschutzverein, der 1990 als „Tierhof e.V. RibnitzDamgarten“ mit lokalen Aufgaben gegründet wurde und in der Nachfolge seit 1996 als „Naturtierheim-Ostsee e.V.“ im gesamten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern tätig ist. Zweck des Vereins ist der Tier-, Naturund Artenschutz. Unsere Tätigkeit erstreckt sich nicht allein auf den Schutz der Haus- und Nutztiere, sondern auf die gesamte, in Freiheit lebende Tierwelt im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Wir haben uns auf Grundlage des Grundgesetzes Artikel 20a „Tierschutz als Staatsziel“ und des Tierschutzgesetzes die Aufgabe gestellt, Missstände und Bedrohung der im Land lebenden Tiere aufzudecken und nach unseren Möglichkeiten zu unterbinden. In unserer Arbeit setzen wir insbesondere auf Prävention durch Aufklärung von Tierhaltern. Schwerpunkte sind die Förderung des Tierschutzverständnisses in der Bevölkerung, bei Kindern und insbesondere bei Vorschulkindern durch unser Projekt „Tierliebe und Tierfreundschaft“. Auf dieser Basis verstehen wir uns als Katastrophenschutz für Tiere aller
Art in ganz MecklenburgVorpommern. Neben der Aufklärung von Tierhaltern beraten und kontrollieren wir diese auch. Oft sind Tiere unter schlimmen Bedingungen in verwahrlosten Wohnungen oder Stallungen weggeschlossen. Immer häufiger bereitet uns "Animal Hoarding", das zwanghafte Sammeln von Tieren, große Sorgen. Über unsere Einsätze verfassen wir Berichte vor Ort, die wir den zuständigen Ämtern und in schwerwiegenden Fällen auch der Abteilung Tierschutz des Landwirtschaftsministeriums zustellen. Bei solchen Einsätzen muss manchmal auch die Polizei als Personenschutz für uns angefordert werden. Unser armeegrünes Einsatzfahrzeug mit der Aufschrift „ABWEHR“ und „Tierschutz im Einsatz“ sowie unsere Notrufnummer sind in MecklenburgVorpommern weit bekannt. Viele Bürger kennen Frau Schinkowsky und wissen: Sie ist die Frau vom Tierschutz, sie ist jederzeit ansprechbar, hilft und findet fast immer eine Lösung. Unser
Unser armeegrünes Einsatzfahrzeug mit der Aufschrift „ABWEHR“ und „Tierschutz im Einsatz“ sowie unserer Notrufnummer ist in Mecklenburg-Vorpommern weit bekannt.
Einsatzfahrzeug wurde im Jahr 2002 angeschafft. Das Fahrzeug hat einen aktuellen Kilometerstand von über 400.000 km und dokumentiert damit anschaulich, wie häufig wir für die Tiere im Einsatz sind.
Diese Katze wurde völlig abgemagert und voller Parasiten im Wald gefunden, als sie sich im Kofferraum einer Spaziergängerin versteckte. Wir nahmen das Kätzchen auf, und es erholte sich sehr gut. Nun suchen wir ein liebevolles Zuhause für unseren Findling.
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Partner zusätzlichen Raum für Katzen und den Aufbau einer Quarantänestation für Neuzugänge. Kastration frei lebender Katzen
Im Rahmen des Projekts „Tierliebe und Tierfreundschaft" besuchten wir unter anderem eine Natur-Kita, sprachen mit den Kindern über Singvögel und überließen der Kita Nistkästen und ein Vogelhaus als Geschenk.
Einige Schwerpunkte unserer Arbeit Aufnahme und Vermittlung von Katzen Seit 2009 haben wir eine kleine Notaufnahmestation für herrenlose Katzen und Fundkatzen eingerichtet. All diese von uns zur Vermittlung aufgenommenen Tiere werden seitdem vorübergehend in der Station untergebracht. Im Jahr 2013 haben wir 38 Katzen/Kater aufgenommen, tierärztlich behandeln lassen, geimpft, entwurmt, oftmals längere Zeit gesund gepflegt, mit Futter versorgt, kastriert und schließlich in gute Hände vermittelt. 2014 planen wir eine Erweiterung dieser Station um einen
Im Jahr 2013 haben wir 177 Katzen/Kater kastrieren lassen. Die Kastrationskosten machen einen großen Teil unserer Tierarztkosten aus. Die Kastration einer Katze kostet etwa € 80,00 - die eines Katers etwa € 50,00. Hinzu kommen noch notwendige tierärztliche Behandlungen. Unser Projekt „Tierliebe und Tierfreundschaft“ Mit diesem Projekt sind wir aktiv dabei, Vorschulkindern das Verständnis zu Tieren als unseren Mitgeschöpfen nahe zu bringen. Dazu haben wir uns seit 2009 das Ziel gesetzt, alle eintausend Kindertagesstätten im gesamten Bundesland zu besuchen, mit den Kindern über Tiere, das Verhalten gegenüber Tieren und über Tierliebe zu sprechen. Wir schenken den Kindereinrichtungen Vogelfutterhäuser und Nistkästen, und die Kinder haben viel Freude am Beobachten der Vögel. Inzwischen haben wir mehr als siebenhundert Kitas besucht und ausgestattet. Dieses
Projekt macht uns besonders viel Freude, obwohl es extrem zeit- und kostenaufwendig ist. Futterbereitstellung für Katzenfutterstellen Seit vielen Jahren betreuen wir ca. 35 Futterstellen für freilebende Katzen im Landkreis Vorpommern-Rügen mit etwa 850 Katzen. Wir sorgen für die Kastration der Tiere und stellen einen Teil des Futters bereit, das an den Futterstellen durch Tierfreunde verfüttert wird. In Ausnahmefällen unterstützen wir auch bedürftige Tierhalter, weil uns auch das Wohl derer Tiere am Herzen liegt. Tierfutterlieferung an Tafeln für bedürftige Bürger An der Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“, die vom NDR1 organisiert und auch von der Ostsee Zeitung unterstützt wurde, haben wir uns im letzten Jahr mit Tierfutterspenden für Tafeln in verschiedenen Städten mit einer jeweils größeren Futterspende beteiligt. Das Futter ist für die Tiere bedürftiger Tierhalter bestimmt und soll über die Tafeln verteilt werden. Schwäne in Notzeiten In harten Wintermonaten mit geschlossener Schneedecke helfen wir auf der Insel Rügen mehreren Hundert
Fangaktion an einer Katzenfutterstelle. Die Tiere sollen kastriert und umgesiedelt werden.
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Im Rahmen der Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ vergaben wir Tierfutter an Tafeln, wo es an bedürftige Menschen verteilt wurde.
Schwänen durch Zufütterung durch den Winter. Im letzten Jahr erfuhren wir durch eine Helferin, dass ein exklusives Restaurant auf der Insel Schwan als Delikatesse auf seiner Speisekarte anbot. Durch eine Klage konnten wir dies untersagen. Tierrettung Immer wieder kommt es vor, dass uns besorgte Bürger auf ausgesetzte, verletzte oder erkrankte Tiere in Haushalten oder in der freien Natur aufmerksam machen. Ein besonders verantwortungsloses Verhalten erleben wir leider immer wieder: Kaninchenhalter setzen ihre an Myxomatose erkrankten Tiere im Wald aus, wodurch sie ihr Tier zu einem qualvollen Tod verurteilen. Außerdem können sich so auch Wildkaninchen mit der hochansteckenden Seu-
che infizieren. Leider sind die verantwortungslosen Halter meist nicht zu ermitteln. Bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, etwa bei nicht artgerechter Haltung von Tieren, die uns häufig von besorgten Bürgern und Nachbarn gemeldet werden, klären wir die Tierhalter über ihre Pflichten nach dem Tierschutzgesetz auf und veranlassen, wenn notwendig, eine behördliche Verfolgung.
Weitergehende Informationen über unsere Arbeit finden Sie im Internet unter www.Naturtierheim-Ostsee.de Naturtierheim-Ostsee e.V. Mecklenburg-Vorpommern Schulzenstraße 4 18317 Saal www.Naturtierheim-Ostsee.de Tel: 01 71-6 42 59 05 Fax: 03 82 23-1 83 19 E-Mail: H.Schinkowsky@ Naturtierheim-Ostsee.de Spendenkonto: IBAN: DE74 1307 0024 0255 2545 00 BIC: DEUTDEDBROS
Bei lang anhaltenden Frostperioden im Winter leiden viele Wasservögel rund um Rügen an Futtermangel. Als Soforthilfe stellen wir jedes Jahr Futtermittel bereit.
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Tierheim Oelzschau Diskussion zum Veggie-Day Am 04.04.2014 fand eine von unserem Tierschutzverein initiierte Veranstaltung zum Thema „Veggie-Tag – einmal wöchentlich fleischlos?“ statt. Dieses Thema ist derzeit hochbrisant, und wir haben es aus verschiedenen Blickrichtungen beleuchtet: Von gesundheitlicher und ethischer Seite sowie aus Sicht des Tierschutzes. Dazu hatten wir kompetente Gesprächspartner eingeladen. Die medizinische Sichtweise stellte Dr. Wolf-Dieter Hirsch (Chirurg, Chefarzt am Krankenhaus Grimma) mit vielen interessanten Fakten dar. Zum ethischen Bereich und zu Aspekten des Tierschutzes referierte Dr. Ulrich Seidel (evangelischer Pfarrer in Beucha und Brandis). Damit an diesem Abend aber nicht nur geredet wurde, boten wir unseren Teilneh-
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mern auch leckere Häppchen an. So konnte jeder selbst kosten, wie lecker und vielseitig vegetarisches Essen sein kann. Im Vorfeld der Veranstaltung waren wir sehr gespannt, ob dieses Thema in der Bevölkerung auf Interesse stoßen würde. Als wir dann sahen, dass die 45 Plätze im AWO-Saal nicht ausreichten, und wir sozusagen „nachbestuhlen“ mussten, waren wir sehr erfreut. Es war ein sehr gelungener Abend; die beiden Vorträge stießen auf großes Interesse, und das anschließende vegane/vegetarische Buffet wurde sehr gut angenommen. Viele Besucher wollten unsere Gerichte nachkochen und baten uns um die Rezepte. Alles in allem eine wirklich gelungene Veranstaltung!
Die Besucher des Veggie-Days erwarteten viele interessante Vorträge.
TSV Leipziger Land e.V. Betreiber Tierheim Oelzschau Oelzschau (Sachsen) Straße der Freundschaft 62 04579 Oelzschau Tel.: 03 43 47-8 16 33 Fax: 03 43 47-8 16 44 E-Mail: THOelzschau@aol.com HP: www. Tierheim-Oelzschau.de
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Hunde des Tierheims Oelzschau suchen ein Zuhause Fell / Farbe: mittellang, schwarz, weißer Brustlatz
Name: SPARKY Geschlecht: männlich, kastriert Alter: knapp 7 Jahre (geb. 06/2007) Rasse: Mix (evtl. Münsterländer-Mix) Größe: groß, ca. 55-60 cm
Charakter: Sparky ist ein ganz lieber, sehr zutraulicher und verschmuster Hund. Aus uns unerklärlichen Gründen wartet Sparky seit einem Jahr bei uns auf sein Zuhause, denn mit Sparky hat man bestimmt einen sehr treuen Gesellen an seiner Seite, der die Aufmerksamkeit und Zuwendung seiner Menschen genießt. Da Sparky schon ein „gesetztes“ Alter erreicht hat, ist er eher der ausgeglichene Typ, dem ausgedehnte Spaziergänge aber gut gefallen. Eine kleine Macke hat Sparky: Fühlt er sich auf dem Grundstück alleine und langweilt sich, findet er sein eigenes Beschäftigungsprogramm. Er klettert über den Zaun, gleichgültig wie hoch der ist, und geht alleine spazieren. Daher muss Sparky im Garten immer beaufsichtigt werden. Herkunft: Übernahme von der Tierhilfe Hoffnung e.V. (Rumänien) Im Tierheim seit: 19.04.2013
Name: MAX Geschlecht: männlich Alter: 11 Jahre (geb. November 2002) Rasse: Wäller-Mix Größe: groß, ca. 60 cm Fell / Farbe: schwarz-grau Charakter: Max, unser dringendster Notfall, ist ein bildschöner Hund. Er ist freundlich zu Menschen; auch ruhigere Kinder könnten im neuen Zuhause sein. Trotz seines schon etwas fortgeschrittenen Alters ist Max temperamentvoll, bewegungsfreudig und alles andere als ein Senior. Max kann einige Stunden alleine bleiben, fährt im Auto mit (liebt es aber nicht) und ist stubenrein.
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Partner Grunderziehung ist vorhanden, auch Leinenführigkeit ist gegeben. Mit Artgenossen weiblichen Geschlechts verträgt sich Max, bei Rüden entscheidet die Sympathie. Max wäre gerne Einzelhund. Katzen und Kleintiere sollten ebenfalls nicht im neuen Zuhause leben, denn Max zeigt Jagdtrieb. Max war anfangs sehr, sehr traurig im Tierheim, denn er kommt schlecht mit dem Stress und dem Lärm zurecht. Jede Art menschlicher Zuwendung genießt er sehr, und sei es „nur“ die Fellpflege. Wir wünschen Max endlich wieder ein Zuhause; es wäre schrecklich, wenn er den Rest seines Lebens bei uns im Tierheim verbringen müsste. Herkunft: Abgabe aus Zeitmangel Besonderheiten / Geschichte: Max kam im Alter von 11 Monaten in seine Familie. Dort lebte er fast zehn Jahre lang, teils in der Wohnung, teils im Garten. Wahrscheinlich wurde seinem Drang nach geistiger und körperlicher Auslastung nicht ausreichend nachgegangen. Sein gesundheitlicher Zustand war auch nicht der beste, er war nicht geimpft und hatte viele andere kleinere Probleme. Mittlerweile ist Max aber wohlauf. Im Tierheim seit: 13.06.2012 Name: YAMUK Geschlecht: männlich, kastriert Alter: ca. 7 Jahre Rasse: Mix Größe: groß, ca. 65 cm Fell / Farbe: lockig, schwarz Geschichte / Charakter: Yamuk hatte bisher ein Leben, das der Hölle glich. In Istanbul verbrachte er
beinahe sein gesamtes Leben ohne Schutz an einer kurzen Kette; bei jedem Wetter - ob Regen, Frost oder unerträglicher Sonne. Futter erhielt er kaum. Jahrelang hat eine Tierschützerin gesehen, unter welch furchtbaren Verhältnissen dieser Hund leben musste - eine typisch türkische Geschichte. Irgendwann wurde Yamuk sehr krank, und die Tierschützerin brachte ihn zur Behandlung in eine Klinik. Durch diesen Einsatz konnte Yamuk überleben und hat sich zu einem gesunden und bildschönen Hund entwickelt. Trotz seiner Vergangenheit zeigt er sich gegenüber Menschen und Artgenossen sehr freundlich und ist selbst in für ihn unbekannten Situationen völlig ruhig. Unglaublich, welch ein freundliches Wesen sich Yamuk trotz seines bisherigen Lebens bewahrt hat! Nun soll der schöne Rüde noch viele behütete Jahre verleben und vieles lernen dürfen. Wir suchen für Yamuk ganz liebe Menschen, die ihm all das geben möchten, was er bisher vermissen musste: Liebe, Sicherheit, ein trockenes, warmes Plätzchen, ausreichend Futter und unzählige schöne Erlebnisse. Kontakt TSV-Leipziger Land e.V. c/o Tierheim Oelzschau Straße der Freundschaft 62 04579 Oelzschau Tel.: 0 34 347 – 81 633 Fax: 0 34 347 – 81 644 eMail: THOelzschau@aol.com Website: www.tierheim-oelzschau.de
Hundeaugen Hundeaugen, wunderschön, sehen dich strahlend an. Sagen: 'Woll'n spazieren gehen, komm, zieh dich schon an!' Leuchten, wenn du kommst nach Hause, liebend schau'n sie hoch zu dir. Schwänzchen wedeln, Bäuchlein kraulen! 'Bitte bleib doch jetzt bei mir!' Manchmal können sie auch sagen: 'Habe etwas angestellt ... Sei mir bitte nicht mehr böse, mach sie wieder heil, die Welt!' Könnte man denn solchen Augen ernsthaft wirklich böse sein? Ist doch dieses kleine Wesen unser ganzer Sonnenschein. Christina Telker
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Partner
Unsere Einsatzgebiete in Europa Der ETN e.V. setzt zahlreiche Projekte im Tier- und Naturschutzbereich um. Er ist zudem ein zuverlässiger und starker Partner für nahezu einhundert Vereine im In- und Ausland. In Zusammenarbeit mit dem ETN e.V. leisten unsere Partner europaweit anerkennenswerte Tierschutzarbeit. Sie setzen sich unter den schwierigsten Bedingungen für die Tiere vor Ort ein. Ohne diese Tierschutzarbeit an der Basis würden viele Tierheime schlichtweg nicht existieren, blieben Abertausende von Straßentieren unversorgt und unkastriert. Unzählige Tiere
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wären dem Tod geweiht. Unsere Partner im In- und Ausland sind genauso wie wir als ETN e.V. immer für die Belange der Tiere da. Sollten Sie, liebe ETN-Freunde, uns oder unsere Partner brauchen, scheuen Sie sich bitte nicht! Nehmen Sie Kontakt auf! Wir helfen! Tel.: 0 22 45-61 90-0 oder e-Mail: info@etn-ev.de. Die Kontaktdaten unserer Partner finden Sie auch unter www.etnev. de.
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News
Igelschutz e.V. mit neuer Internetseite Kastrationsaktion in Gorlovka (Region Donetsk) verschoben Aufgrund der schwierigen politischen Lage in der Ost-Ukraine mussten wir uns leider entschließen, die für Juni geplante Kastrationsaktion in Gorlovka auf September zu verschieben. Angesichts der Unruhen vor Ort konnte die Sicherheit des Tierärzteteams nicht gewährleistet werden, und wir müssen nun im Laufe des Sommers neu abwägen, ob eine Aktion im September stattfinden kann. Wir werden die Situation weiterhin verfolgen und uns auch in Zukunft bemühen, die Zusammenarbeit mit den Städten Gorlovka und Donetsk und dem Tierheim PIF fortzusetzen. Die Kastrationsaktionen in den Städten Dnepropetrovsk und Zaporogje finden wie geplant statt.
Quelle: Peter Smola, Sonja31, Thomas Buttler, pixelio
•••••••••••••• Igelschutz e.V. mit neuer Internetseite Unser Partner „IgelschutzInteressengemeinschaft e.V.“ verfügt über eine neue Internetseite rund um den Igelschutz. Hier finden Igelpfleger, Igelfinder, Tierärzte und Tierfreunde alles, was man zur Versorgung der stacheligen Vierbeiner wissen muss. Besonders sehenswert sind die selbstgedrehten Informationsfilme des Vereins. www.igelschutz-ev.de Igelschutz-Interessengemeinschaft e.V. Am Kohlenmeiler 180 D-42389 Wuppertal Deutschland Telefon: 02 02-60 34 03 Telefax: 02 02-2 65 31 73 E-Mail: geschaeftsstelle@igelschutz-ev.de
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Einspruch gegen Patent auf Schimpansen mit Krebs-Gen Mehrere Organisationen haben beim Europäischen Patentamt (Epa) Einspruch gegen ein Patent auf Gene eingelegt, mit denen unter anderem „KrebsSchimpansen“ entstehen können. Schimpansen, aber auch andere Tiere wie Schweine, Schafe, Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Mäuse, sollen mit diesen menschlichen Krebsgenen so manipuliert werden, dass sie ein erhöhtes Krebsrisiko haben. Sie könnten dann in Tierversuchen eingesetzt werden, die aber jeweils von den Behörden genehmigt werden müssen. An den genmanipulierten Tieren könnten dann Medikamente gegen Krebserkrankungen getestet werden. Das Patent war der australischen Firma ‚Bionomics‘ im letzten August erteilt worden. Das Epa hat bisher rund 1.000 Patente auf Tiere und 2.000 auf Pflanzen erteilt; meist geht es um gentechnische Veränderungen.
Notfall-Sticker des Deutschen Tierschutzbüros Das Deutsche Tierschutzbüro hat eine Aufkleber-Kampagne gestartet, die Polizei und Feuerwehr bei einem Notfall in Privatwohnungen darauf hinweisen soll, dass im Haushalt auch Haustiere leben, die gerettet werden müssen. Bei Feuer, Sturmflut oder Erdbeben müssen sich Ersthelfer schnell ein Bild der Lage machen können. Damit Haustiere in den knappen Minuten eines Einsatzes nicht übersehen werden, wurde die Aufkleber-Kampagne „Im Notfall auch mein Tier retten“ entwickelt. Damit die Aufkleber schnell ins Auge fallen, sollten sie gut sichtbar am Briefkasten oder der Eingangstüre angebracht werden. Der Aufkleber wird auf http:// www.tierschutzbuero. de/aufkleberkampagne -im-notfallauch-mein - tier-retten kostenfrei abgegeben; das Tierschutzbüro bittet aber um Erstattung der Verpackungs- und Portokosten in Form einer freiwilligen Spende.
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Quelle: Paulo Henrique Serrano, Bartek Ambrozik , sxc