RESPEKTIERE
0 oder 1, sonst keins!
AUSGABE 1 / 2017
Zu Ostern kein Ei aus Quälerei! Partner
Politik
Tierschutz
Erfolgreiches Bildungsprojekt: PIWI und die Plastiksuppe
Vom Ei in den Müll – Sinnloser Kükentod in Deutschland
Das Leben mit einem demenzkranken Hund
www.etn-ev.de
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Der Wolf
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ETN-Sitftung unterstützt ein erfolgreiches Bildungsprojekt: PIWI und die Plastiksuppe
INHALT TIERSCHUTZ
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0 oder 1, sonst keins!
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Ella im Glück
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„Bei uns bekommt jedes Lamm eine Chance!“
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„Lasst uns nicht im Regen stehen!“
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Das Leben mit einem demenzkranken Hund
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Auf den Hund gekommen
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Vom Ei in den Müll
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Das Tierwohl-Label des Landwirtschaftsministeriums Schnabelkürzen endlich beendet
HOF HUPPENHARDT
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Ein neues Zuhause für Stella und Co.
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Wie zwei Pferde mein Leben bereichern
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Seniorin Flicka und ihr Leben mit Cushing
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Eine Freundschaft mit blindem Vertrauen
IN EIGENER SACHE
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0 oder 1, sonst keins!
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NATUR- UND ARTENSCHUTZ
POLITIK
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Markus Pfeuffer
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Radeln, laufen, zählen!
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Der Wolf
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Gemeinsam für die Wisente
ETN-STIFTUNG
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ETN-Stiftung spendet Transporter an Bärenpark „Libearty“
PARTNER
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Setzen Sie ein Zeichen gegen die Massentierhaltung!
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Wie Tierliebe gegen unbarmherzige Kälte hilft
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PIWI und die Plastiksuppe
Radeln,
Liebe Mitglieder und Freunde des ETN,
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Setzen Sie ein Zeichen gegen die Massentierhaltung!
in diesem Jahr stehen die Bundestagswahlen an und der Wahlkampf hat längst begonnen. Tierschutz- und Umweltthemen rücken neben Debatten zur inneren Sicherheit und der Flüchtlingspolitik in den Hintergrund, und doch werden auch sie für den Wahlkampf genutzt. So hat beispielsweise Landwirtschaftsminister Christian Schmidt für dieses Jahr einen Ausstieg aus der Tötung männlicher Küken angekündigt und auf der Grünen Woche in Berlin im Januar ein neues staatliches Tierwohl-Label vorgestellt. Es ist wohl kein Zufall, dass solcherlei Ankündigungen ins Wahljahr fallen. In Nordrhein-Westfalen macht die CDU außerdem mobil gegen das Verbandsklagerecht, das neben dem ETN auch acht weitere Tierschutzvereine besitzen. Eine Entscheidung zum Vorstoß der CDU stand bei Redaktionsschluss noch aus, doch eines ist sicher: Tierschutzvereine müssen sich aktuell stärker denn je für den Erhalt des Verbandsklagerechts einsetzen, denn mit dem 31.12.2018 läuft das Gesetz in NRW aus. Dann wird das Verbandsklagerecht erneut geprüft und entschieden, ob es erhalten bleiben soll oder nicht.
, laufen, zählen!
Auch bei der Aufklärung von Verbrauchern gibt es viel zu tun: So machen wir in unserer aktuellen „Respektiere“ pünktlich zum Osterfest noch einmal auf die Herkunft unserer Ostereier aufmerksam. Eine Kennzeichnung für frische Eier ist schon lange Pflicht, deshalb zeigen wir noch einmal, was hinter den Zahlen und Nummern auf dem Ei steckt.
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Übrigens: Falls Sie zu Ostern bunte Eier essen möchten, färben Sie diese am besten selbst. Denn für bereits bemalte oder gekochte Eier gilt keine Kennzeichnungspflicht. Diese Eier könnten also mit großer Wahrscheinlichkeit aus Boden- oder Käfighaltung stammen.
Vom Ei in den Müll
In unserer Osterausgabe der „Respektiere“ berichten wir Ihnen außerdem über Neuigkeiten von Hof Huppenhardt und die Tätigkeit unserer Partnervereine. Auch unser neuer Vorstandsvorsitzender, gewählt im Dezember 2016, stellt sich vor. Nun wünschen wir Ihnen, liebe Mitglieder und Spender, viel Spaß beim Lesen der neuen „Respektiere“ und danken Ihnen für die fortwährende Unterstützung unserer Projekte. Ein frohes Osterfest wünscht Ihnen Ihr ETN-Team
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Lasst uns nicht im Regen stehen!
© Andrew Dickinson
RESPEKTIERE | TIERSCHUTZ
0 ODER 1, SONST KEINS! Zu Ostern kein Ei aus Quälerei! Ostern steht vor der Tür und für viele Menschen gehört das Osterei, ob nun eingefärbt oder aufwändig bemalt, ausgeblasen oder gekocht, einfach dazu. Auch wenn sich Eier in ihrem natürlich Zustand auf den ersten Blick kaum unterscheiden, so lassen sich auf den zweiten Blick gravierende Unterschiede feststellen: Stichwort Eierkennzeichnung. Doch worüber genau gibt uns der Stempel auf dem Ei eigentlich Auskunft? Und warum bedeutet die beliebte Bodenhaltung ebenso Quälerei für die Legehennen wie Käfighaltung? Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung konsumierten die Deutschen im Jahr 2015 rund 19 Milliarden Eier, also etwa 233 Eier pro Person. Dafür wurden etwa 45 Millionen Legehennen in deutschen Ställen gehalten, die etwa 14 Millionen Eier produzierten. Die übrigen 5 Millionen wurden importiert, zumeist aus den Niederlanden. Alle frischen Eier, die im konventionellen Handel zu kaufen sind, tragen eine Kennzeichnung.
Was bedeuten die Ziffern auf dem Ei? In Deutschland, sowie in allen anderen Ländern der Europäischen Union, ist die Kennzeichnung von frischen Eiern vorgeschrieben. Ausgenommen von der Kennzeichnungsregel sind Eier, die direkt vom Erzeuger zum Beispiel auf dem eigenen Hof
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verkauft werden und bereits gekochte Eier. Die Kennzeichnung soll dem Verbraucher Informationen über die Herkunft des Eis geben. Die erste Ziffer auf jedem Ei gibt Auskunft über die Haltung der Legehennen im produzierenden Betrieb. Die Zahlen 0 bis 3 stehen dabei für: • • • •
ökologische Erzeugung (0) Freilandhaltung (1) Bodenhaltung (2) Kleingruppenhaltung in Käfigen (3).
Darauf folgen zwei Buchstaben, die für das Herkunftsland stehen, wie beispielsweise DE für Deutschland oder NL für die Niederlande.
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Anschließend ist die Legebetriebsnummer aufgedruckt, von der man bei in Deutschland produzierten Eiern anhand der ersten zwei Ziffern das Bundesland ableiten kann, aus dem es stammt. Wenn man wissen möchte, von welchem Betrieb genau das Ei stammt, so kann man die Betriebsnummer auf der Website www.was-steht-aufdem-ei.de eingeben, um mehr Informationen über den Betrieb zu erhalten.
Naturboden oder zumindest naturnahe Bedingungen sucht man hier also vergebens. In ihrer natürlichen Umgebung leben Hühner in Gruppen von 5 - 20 Hennen und einem Hahn auf weitläufigen Flächen. Da Hühner Herdentiere sind, leben sie in einer klaren Hackordnung. Durch die hohen Besatzdichten bei Bodenhaltung können die Hühner aber ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht ausleben und zeigen daher oft Verhaltensstörungen wie KannibalisBei der Kennzeichnung sollte insbemus oder Federpicken. Verletzte und sondere auf die erste Ziffer, also die tote Tiere sind deshalb in BetrieFÜR EIER MIT DER Haltungsform der Hühner geachben mit Bodenhaltung keine tet werden, denn diese unterscheiSeltenheit. Um Kannibalismus ZIFFER 2 GILT: den sich deutlich voneinander. Die und den damit verbundenen wirtVON TIERSCHUTZ Haltungsform und damit letztlich schaftlichen Einbußen entgegendie Zahl auf dem Ei entscheiden, zuwirken, wird den Küken ohne KEINE SPUR! ob das Huhn ein Leben in Enge auf Betäubung der Schnabel gekürzt, Drahtböden verbringen musste oder was zu erheblichen Schmerzen und ein vergleichsweise erträgliches Leben Beeinträchtigungen für das Huhn führt. mit mehr Platz und Auslauf führen durfte. Da viele Verbraucher Käfighaltung ablehnen, verzichNeben Verhaltensstörungen verursachen ten sie mittlerweile auf Eier mit der Ziffer 3 und die hohen Besatzdichten bei der Bodenhalauch der Einzelhandel hat diese Eier größtenteils tung auch verschiedene andere Krankheiten. aus den Regalen verbannt – eine tolle Entwicklung Durch die vielen Ausscheidungen der Tiere hin zu mehr Tierschutz. Als Ersatz greift man dann entsteht beispielsweise eine hohe Belastung mit schnell mal zum günstigen Ei aus Bodenhaltung, doch damit tut man den Tieren keinen Gefallen. Denn auch Bodenhaltung ist eine wahre Qual für die Hühner. Für Eier mit der Ziffer 2 gilt: Von Tierschutz keine Spur!
Bodenhaltung - weniger „Boden“ als das Wort vermuten lässt
Auch eine sogenannte Volierenhaltung ist erlaubt, bei der bis zu drei Etagen, zumeist aus Drahtböden, vorhanden sind. Da nur ein Drittel der Fläche eingestreut werden muss, ist die Haltung auf den Drahtböden zulässig und lediglich der Stallboden wird eingestreut.
© Panthermedia / Branex
Die Bodenhaltung ist in Deutschland die dominierende Haltungsform in der über 60 Prozent der Hühner gehalten werden. Für viele Verbraucher vermittelt das Wort „Boden“ eine scheinbar natürliche Haltung, weshalb die Mehrheit bei ihrem Einkauf zu diesen Eiern greift. Wirklich „natürlich“ ist an dieser Haltung leider nicht viel, denn die Hühner werden in Gruppen aus bis zu 6.000 Tieren in große Hallen gepfercht. Bis zu neun Hühner pro Quadratmeter dürfen gehalten werden, so dass jedem Huhn nur etwa 0,1 m² Platz zur Verfügung stehen. Das ist weniger als zwei DIN A4 Blätter.
Kein natürliches Tageslicht und erdrückende Enge in der Bodenhaltung
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© Panthermedia / Zlikovec
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Kleingruppenhaltung - ein umschmeichelnder Begriff für grausame Käfighaltung Kleingruppen- oder Kleinvolierenhaltung sind ebenfalls beschönigende Begriffe, die dem Verbraucher ein positives Bild einer Haltungsform vorgaukeln soll, die sich von Legebatterien aus früheren Zeiten kaum unterscheidet. Seitdem in Deutschland im Jahr 2010 die klassische Legebatterie verboten wurde, existiert die konventionelle Käfighaltung in Drahtgitterkäfigen zumindest begrifflich nicht mehr. Sie wurde abgelöst durch die Kleingruppenhaltung, was zunächst nach einer Verbesserung der Haltungsbedingungen klingt. Jedoch ist die Kleingruppenhaltung einfach nur eine andere Form der Käfighaltung und bietet kaum mehr Platz für das Huhn. Während einem Huhn in der konventionellen Käfighaltung 550 cm² Platz zur Verfügung stand, was weniger als einem DIN A4 Blatt entspricht, sind es in der Kleingruppenhaltung rein rechnerisch 800 cm² pro Huhn, also etwa eineinhalb DIN A4 Blätter. In der Praxis können die Hühner die geringe zusätzliche Fläche aber nicht nutzen, denn in einer Kleinvoliere teilen sich bis zu 60 Tiere einen Käfig; in der konventionellen Legebatterie waren es nur vier Hühner. Auch neu integrierte Sitzstangen und Legebereiche werden aufgrund der Enge faktisch nicht genutzt. Heutzutage fristen noch etwa 10 Prozent der Legehennen ihr Dasein in dieser Haltungsform, erst ab dem Jahr 2025 wird auch diese in Deutschland endlich verboten.
Von Natur keine Spur in der Bodenhaltung Der Boden besteht aus Gitterrosten.
© Panthermedia / Gerasimov
Ammoniak, welches die Atemwege reizt. Zusätzlich schädigt auch der Staub, von Hautschuppen, Federn, Futter und der Einstreu, die Lungen der Hühner. Bodenhaltung ist also kaum besser als die Käfighaltung, auch wenn der Begriff „Boden“ den Verbrauchern das Bild einer natürlichen Haltung vermitteln möchte.
Kleinvolieren- oder Kleingruppenhaltung: Andere Wörter für Käfighaltung
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© Helmut Hartmann
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Freilandhaltung – Bodenhaltung, aber immerhin mit Auslauf
Kürzen von Schnäbeln verboten. Obwohl die Bio-Haltung von Legehennen in Sachen Tierschutz und Tierwohl am besten abschneidet, leben in Deutschland nicht einmal zehn Prozent aller Hühner in Betrieben mit ökologischer Erzeugung.
Zwar ähneln die Bedingungen der Freilandhaltung in Bezug auf den Stall der Bodenhaltung, da auch hier bis zu neun Hühner auf einen Quadratmeter Fläche gehalten werden dürfen, jedoch steht jedem Huhn tagsüber zusätzlich noch ein vier Quadratmeter großer Auslauf zur Verfügung. Trotz des nur geringfügig höheren Preises für ein Ei werden im Vergleich zur BodenAUGEN AUF haltung noch deutlich weniger Eier aus Freilandhaltung verkauft, BEIM sodass lediglich 20 Prozent der in EIERKAUF! Deutschland gehaltenen Hühner in dieser Haltungsform leben.
FAZIT:
Ökologische Erzeugung Bei der ökologischen Erzeugung steht den Hühnern im Stall mehr Platz zur Verfügung. Maximal sechs Hühner dürfen pro Quadratmeter gehalten werden. Im Auslauf hat jedes von ihnen, ebenfalls wie in der Freilandhaltung, vier Quadratmeter Platz. Die Fütterung muss mit ökologischen, möglichst auch mit betriebseigenen Futtermitteln geschehen. Außerdem ist das
Das grausame Verbrechen des Kükentötens
Unabhängig von der Haltungsform, also auch bei Eiern aus ökologischer Erzeugung, werden die männlichen Küken aus der Zucht der Legehennen direkt nach dem Schlüpfen bei lebendigem Leib geschreddert oder mit Kohlendioxid vergast. Die männlichen Küken haben aus wirtschaftlicher Sicht keinen Wert, da sie keine Eier legen können und für die Fleischproduktion nicht rentabel sind.
Das Töten der männlichen Küken soll in Zukunft verhindert werden, indem das Geschlecht schon vor dem Schlüpfen mit Lasertechnologie oder über eine Hormonprobe bestimmt wird (lesen Sie dazu auch unseren Bericht auf Seite 20). Solange diese Methoden jedoch noch nicht einsatzbereit sind, sterben jährlich 50 Millionen Küken einen grausamen Tod.
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WÄHLE N
SIE DES HALB BEIM E IERKAU F
0 ODER SONST
1,
KEINS!
Sie als Käufer haben die Wahl... ...wie Legehennen in Deutschland in Zukunft leben sollen. Treffen Sie die richtige Entscheidung und unterstützen Sie durch Ihre Wahl beim Einkaufen eine tiergerechtere Haltung von Hühnern, damit die Quälerei fürs Ei endlich ein Ende findet.
Bundesland
Haltungsform 0= Ökologische Erzeugung 1= Freilandhaltung 2= Bodenhaltung 3= Käfighaltung
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01 = Schleswig-Holstein 02 = Hamburg 03 = Niedersachsen 04 = Bremen 05 = Nordrhein-Westfalen 06 = Hessen 07 = Rheinland-Pfalz 08 = Baden-Württemberg 09 = Bayern 10 = Saarland 11 = Berlin 12 = Brandenburg 13 = Mecklenburg-Vorpommern 14 = Sachsen 15 = Sachsen-Anhalt 16 = Thüringen
Herkunftsland DE= Deutschland BE = Belgien NL = Niederlande DK = Dänemark PL = Polen
Betriebsnummer und Stallnummer
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ELLA IM GLÜCK Wie eine Kuh in ein neues Leben fand Man könnte sagen, Kuh Ella ist ein wahrer Glückspilz. Ursprünglich als Kalb einer Milchkuh geboren sollte sie schon zweimal in ihrem jungen Leben zum Schlachter und ist dem Tod jedesmal von der Schippe gesprungen. Doch von Anfang an: Ella ist eine Mischung aus schwarzbunter Milchkuh und Braunvieh und stammt aus einem Milchviehbetrieb. Mit ihrer Geburt schien ihr Schicksal schon besiegelt, denn sie wurde als Zwilling eines Stierkalbs geboren. Bei nicht gleichgeschlechtlichen Zwillingsgeburten ist das weibliche Kalb oft unfruchtbar, weshalb viele Landwirte solche Tiere gleich für die Schlachtung vorsehen. So auch Ellas Besitzer. Die Aufzucht einer sterilen Kuh hätte sich für den Bauern nicht gelohnt, daher fand sich für Ella nur der Weg zum Schlachter. Doch das Schicksal meinte es gut mit der jungen Kuh, denn eine tierliebe Reiterin, die ihr Pferd bei dem Bauern untergestellt hatte, wurde auf Ella aufmerksam. Das zottelige Kalb ging ihr nicht mehr aus dem Kopf und so überredete sie den Landwirt, Ella gegen eine monatliche Stallmiete vorerst auf seinem Hof zu behalten. Ellas Leben war – zumindest für den Anfang – gerettet. Ihre Retterin plante Ella eines Tages zu übernehmen. Sie beschäftigte sich jeden Tag mit der Kuh, so dass Ella sehr zahm und zutraulich wurde. So verbrachte Ella ihre Kindertage gut behütet auf dem Hof, auf dem sie geboren worden war. Doch nach 2 Jahren wendete sich abermals das Blatt für Ella. Der Landwirt benötigte nun Ellas Box für seine Milchrinder, zudem war Ellas Retterin mit der Zahlung der Stallmiete im Rückstand. Auch die geplante Übernahme erwies sich als schwierig. So sollte Ella – mal wieder – geschlachtet werden. Ellas Retterin handelte mit dem Bauern einen Zeitaufschub aus und wandte sich hilfesuchend an den ETN.
Beinahe wöchentlich erhalten wir Anfragen mit der Bitte, eine Kuh, ein Pferd oder ein Schwein vor dem Schlachter zu retten. Der Platz auf unserem Hof ist begrenzt, deshalb können wir nur in Einzelfällen helfen. Doch Ella kam zur rechten Zeit und hatte nun zum zweiten Mal Glück: Kurz bevor uns der Hilferuf erreichte, hatten wir den Kuhgnadenhof „Erika & Friends“ in Wegberg kennengelernt. Selbst aufnehmen konnten wir Ella nicht, aber Frau Michiels, die Gründerin von „Erika & Friends“, erklärte sich bereit, die Kuh zu übernehmen, wenn ihr Lebensunterhalt gesichert war. Eine Tierfreundin meldete sich, die sich an den Kosten beteiligen wollte, doch uns war klar, dass der ETN den Großteil der monatlichen Kosten würde tragen müssen. Aber daran sollte es nicht scheitern, wir konnten und wollten sie nicht im Stich lassen. Mit diesem Entschluss war Ellas schreckliches Schicksal abgewendet; auf dem Kuhgnadenhof der Familie Michiels kann sie nun ihr neues Leben genießen. Mittlerweile hat Ella sich dort schon gut eingelebt und wir hoffen, dass es in Zukunft nur noch Positives von ihr zu erzählen gibt. Wir werden weiter berichten…
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„BEI UNS BEKOMMT JEDES LAMM EINE CHANCE!“ Interview mit Schäfer Hagen Fach über das Leben als Schäfer, die richtige Haltung von Schafen und den Tierschutz in der Schäferei Vor allem im Winter häufen sich beim ETN Anrufe von Tierfreunden, die uns auf Mängel bei Schafhaltungen aufmerksam machen. Doch die meisten Schäfer halten ihre Tiere sehr wohl tierschutzgerecht, meint Bio-Schäfer Hagen Fach, Mitglied in der Interessengemeinschaft Oberbergischer Schafhalter. Bei einem Interview im Februar auf seinem Hof erläutert er uns die Arbeit mit seinen Tieren und worauf es bei einer guten Schafhaltung ankommt. ETN: Guten Morgen Herr Fach. Vielen Dank, dass Sie uns auf Ihrem Hof empfangen. Möchten Sie sich kurz vorstellen? Herr Fach: Guten Morgen! Mein Name ist Hagen Fach und meine Frau Tina und ich halten seit ca. 17 Jahren Schafe. Wir haben im Moment 60 tragende Schafe, 9 Lämmer aus dem letzten Jahr und unsere Bockgruppe. Wir halten das Coburger Fuchsschaf, eine alte, vom Aussterben bedrohte Haustierrasse, die wir im Herdbuch züchten. Daher sind wir auch Mitglied in der Archegruppe Bergisch Land. Außerdem haben wir auch noch einige Tiere der Weißen Gehörnten Heidschnucke. Wir bewirtschaften 16 Hektar Grünland und machen dort auch selbst unser Winterfutter für die Schafe. Von den Tieren vermarkten wir alles, sogar die Wolle. Das ist relativ ungewöhnlich, da die Wolle heutzutage keinen Eigenwert mehr hat. Wir haben mit anderen Schäfern, die das Coburger Fuchsschaf halten, eine Genossenschaft gegründet, lassen unsere Wolle in verschiedenen Betrieben verarbeiten und verkaufen Sie dann auf Märkten hier in der Region.
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Schäfer Hagen Fach bei seinen Tieren
ETN: Sind Sie hauptberuflich Schäfer oder nebenberuflich? Herr Fach: Wir machen das nebenberuflich. Denn um von der Schafhaltung leben zu können, braucht man mindestens 400 Muttertiere und auch dann ist der Verdienst nicht besonders hoch.
© Hagen Fach
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ETN: Wie sind Sie denn zur Schäferei gekommen?
muss. Wenn dann jemand einfach keine Lust zum Rasenmähen hat, raten wir ihm lieber zu einem besseren Rasenmäher als zu einem Schaf. Denn solche Leute werden den Schafen nicht gerecht.
Herr Fach: Ursprünglich wollten wir Selbstversorger sein, unter anderem mit Schafen, und dann wurden es immer mehr Tiere, weil wir einfach ETN: Jetzt in der Lammzeit ist die Schäferei wahrSpaß an der Schafhaltung hatten. Das muss man auch, denn das Schaf ist ein Tier, dessen Haltung scheinlich auch ein Vollzeitjob, oder? unheimlich aufwändig ist. Der Pflegeaufwand – wenn man es vernünftig macht – ist enorm Herr Fach: Ja, aber zum Glück können wir hoch. Dazu gehört die Klauenpflege, unsere Arbeitszeiten so flexibel legen, dass das Scheren, Parasitenbekämpentweder meine Frau Tina oder ich zu Hause sind und die Schafe während fung, Zaunbau und und und. DAS SCHAF IST der Lammzeit betreuen können. Wir Wenn man also nicht mit EIN TIER, DESSEN sitzen natürlich nicht rund um die Leidenschaft hinter der SchäfeUhr bei den Tieren, aber wir gehen rei steht und nur Geld verdieHALTUNG regelmäßig in den Stall und beobnen will, bringt es nichts. UNHEIMLICH achten die Schafe gut. Eine Geburt AUFWÄNDIG kündigt sich ja auch vorher an, mit ETN: Sie würden also auch etwas Erfahrung sieht man das. Wenn Leuten, die Schafe nur als RasenIST. wir einem Mutterschaf ansehen, dass mäher halten wollen, eher davon sie bald lammen wird, schauen wir noch abraten? öfter nach und stellen uns auch nachts den Wecker. Herr Fach: Wir möchten natürlich Leute von der Schafhaltung begeistern und freuen uns über ETN: Wählen Sie den Zeitraum für die Ablamjeden, der Interesse hat. Aber wir erklären denjemung bewusst? nigen, die bei uns Schafe kaufen wollen, ganz klar, was man in der Schafhaltung alles leisten
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Herr Fach: Ja, indem wir die Böcke nur über Schafe der Deutschen Veterinärmedizinischen einen kurzen Zeitraum zur Herde lassen. Dadurch Gesellschaft (DVG), die auch als Leitfaden für wissen wir, dass unsere Schafe ab Anfang Februar Amtstierärzte dienen. ihre Lämmer bekommen müssten. Wir haben auf unserem Hof einen großen Stall, in dem die Ich finde einfach, wenn man die Voraussetzung Schafe und Lämmer im Winter untergebracht für eine anständige Tierhaltung nicht hat, sollte sind, daher ist die Ablammung im Winter bei man auch keine Tiere halten. Wenn ich nur einen uns kein Problem. Die Lämmer verbringen mit Stall für vier Schafe habe, dann macht es keinen ihren Müttern einige Zeit in separaten Boxen und Sinn, mir 40 Schafe zuzulegen. kommen dann in Kleingruppen in einen abgeFür mich persönlich gehören Lämmer im Winter trennten Bereich im Stall. So haben Mütter und in den Stall, denn dort kann ich auch besser kontLämmer in der Anfangsphase ausreichend rollieren. Zeit eine Bindung aufzubauen und sind auch besser kontrollierbar. ETN: Müssen Sie dann auch schonmal BEI UNS Wie man es macht und ob Geburtshilfe leisten? Bei Komplikationen BEKOMMT JEDES man die Lammzeit in den kann es ja für ein Schaf sicher auch Winter oder den Frühling mal gefährlich werden. LAMM EINE CHANCE! legt, kommt natürlich auch WIR VERSUCHEN auf die UnterbringungsmögHerr Fach: Es ist natürlich immer ALLES, DAMIT lichkeiten an, die man hat. die Frage, wann man eingreift. MeisJEDES LAMM Wenn man keinen Stall für die tens schaffen die Tiere es alleine, aber Lämmer hat, wäre es nicht tierab und zu müssen wir auch helfen. DURCHKOMMT. schutzgerecht, die Lammzeit in Deshalb ist es wichtig regelmäßig nachden Winter zu legen. Denn dann zusehen. kommen die Lämmer ja draußen im Matsch bei dieser Kälte zur Welt. ETN: Ziehen Sie auch manchmal Flaschenlämmer auf? ETN: Also würden Sie als Schäfer auch sagen, dass es nicht dem Tierschutz entspricht, neugeboHerr Fach: Ja, leider kommt es immer mal wieder rene Lämmer im Winter im Freien zu halten? vor, dass man Flaschenlämmer hat. Wir ziehen die Lämmer selbst auf, obwohl es furchtbar viel Herr Fach: Draußen sein können die Lämmer Arbeit ist. Es ist sehr zeit- und kostenintensiv und schon, aber dann mit einem dreiseitig geschloslohnt sich deshalb wirtschaftlich überhaupt nicht. sen Unterstand, der gegen Wind und Wetter Aber bei uns bekommt jedes Lamm eine Chance! schützt, und trockener Einstreu. Ich beziehe Wir versuchen alles, damit jedes Lamm durchmich da gerne auf die Haltungsempfehlungen für kommt.
Weiße gehörnte Heidschnucke auf dem Eichenhof
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Ein heller und geräumiger Stall bietet Platz für die Mutterschafe.
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ETN: Und behalten Sie die Flaschenlämmer dann auch? Herr Fach: Ja, wenn sie in die Herde passen. Wir verkaufen sie aber auch an Leute, die besonders zahme Tiere suchen.
ist und dann muss das Veterinäramt dieser Sache nachgehen. Das ist auch in unserem Interesse, denn schlechte Schäfer schaden dem Ruf der Schäferei durchaus. ETN: Lieber Herr Fach, wir danken Ihnen für das nette Gespräch!
ETN: Wie füttern Sie tragende Schafe? Benötigen sie spezielles Futter oder reicht Heu/Gras? Herr Fach: Es wird zwar empfohlen, tragende Schafe zusätzlich mit Kraftfutter zu füttern, aber wir machen das nicht. Denn wir haben mit dem Coburger Fuchsschaf und der Heidschnucke Landschafrassen, die sehr gute Futterverwerter sind. Sie können aus dem Heu, das wir im Winter füttern, sehr gut ihren Bedarf decken. Wir füttern nur zusätzliches Kraftfutter bei Zwillingsgeburten. Bei Fleischschafen wäre das anders, da sollte man mit Kraftfutter zufüttern. ETN: Ziehen Sie denn im Sommer auch mit Ihren Tieren über fremde Wiesen? Herr Fach: Nein, wir haben unsere festen Wiesen, die wir immer bewirtschaften. Dadurch kennen uns die Leute in der Umgebung schon gut, das macht es auch einfacher. Denn falls die Leute mal bemerken, dass eines unserer Schafe ein Problem hat, rufen sie uns sofort an. Deshalb ist der Dialog mit den Anwohnern wichtig und gut. ETN: Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass schlechte Schäfer dem Ruf von Schäfern im Allgemeinen schaden? Herr Fach: Zuerst einmal glaube ich, dass der weitaus größte Anteil der Schäfer ihre Sache gut macht. Das ist das, was ich so mitbekomme. Ich denke, das Problem ist auch, dass die Wahrnehmung davon, was richtig oder falsch ist, sich teilweise sehr unterscheidet. Laut DVG ist es zum Beispiel ok, ein nicht tragendes oder laktierendes Schaf nur einmal am Tag ausreichend zu tränken. Dadurch kann das Schaf seinen Wasserbedarf decken. Ein Spaziergänger weiß das unter Umständen nicht, denn er hat nicht unbedingt das nötige Hintergrundwissen, um Schafhaltungen zu beurteilen. Aber einige Dinge sind natürlich offensichtlich, wie zum Beispiel ein neugeborenes Lamm, das frierend mit gekrümmtem Rücken im Schnee steht. Bei so etwas haben die Leute dann schon das richtige Gefühl dafür, was richtig oder falsch
Eichenhof-Schäferei & Eichenhof-Landprodukte Hagen & Tina Fach Alpermühle 1 51674 Wiehl www.eichenhof-schaeferei.de
Wir danken Herrn Hagen Fach ganz herzlich für das Interview, sowie der Interessengemeinschaft Oberbergischer Schafhalter für die freundliche Vermittlung des Kontakts.
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„LASST UNS NICHT IM REGEN STEHEN!“ In der letzten Ausgabe unserer „Respektiere“ hatten wir unsere neue Kampagne für Weideunterstände bei Pferden und Nutztieren vorgestellt. Darin möchten wir Tierhalter über die gesetzlichen Bestimmungen informieren und sie dazu anhalten, im Interesse ihrer Tiere einen Witterungsschutz auf der Weide zu errichten. Fehlenden Witterungsschutz auf Weiden findet man überall und nicht immer ist damit eine mangelnde Fürsorge für die Tiere verbunden. Darum ist es umso wichtiger, genau hinzusehen und Tierhalter aufzuklären. Wir helfen dabei, Klarheit über gesetzliche Bestimmungen, tierschutzrechtliche Verordnungen und Haltungsempfehlungen zu schaffen. Wir möchten auch Tierfreunde, Nachbarn und Anwohner sensibilisieren und sie animieren, sich gegen Missstände und für die Gesundheit der Tiere einzusetzen. Fassen Sie sich ein Herz und treten Sie für die Tiere ein! Sprechen Sie zuerst den Besitzer der Tiere an und machen Sie ihn auf die gesetzlichen Bestimmungen aufmerksam. Unsere Übersicht über Gesetze und Leitlinien auf unserer Homepage hilft Ihnen dabei. Oft kann ein Gespräch schon viel bewirken,
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scheuen Sie sich daher nicht, Tierhalter direkt anzusprechen. Falls Missstände weiterhin bestehen bleiben oder der Tierhalter sich uneinsichtig zeigt, informieren Sie das Veterinäramt. Erklären Sie dabei den Sachverhalt, informieren Sie über Gespräche, die bereits mit dem Besitzer geführt wurden und legen Sie am besten Fotos bei. Nehmen Sie auch mit uns Kontakt auf! Auch wir beurteilen die Tierhaltung und setzen uns mit den Behörden in Verbindung. Wir behandeln Ihren Hinweis vertraulich und geben Ihren Namen, falls gewünscht, auch nicht weiter. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass wir anonymen Hinweisen nicht nachgehen.
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© Paul kozikowski
DAS LEBEN MIT EINEM DEMENZKRANKEN HUND Ein Erfahrungsbericht Jeder kennt Demenz als eine Krankheit, unter der vor allem alte Menschen leiden, doch Demenz kann auch bei Tieren auftreten. Wie das Leben mit einem demenzkranken Hund abläuft, berichtet ETN-Mitarbeiterin Julia Vasbender: Das Leben mit alten Tieren ist wunderschön, denn die Tier-Senioren strahlen eine Ruhe und Weisheit aus, die mich immer wieder beeindruckt. Aber ein Leben mit alten Tieren kann auch sehr anstrengend und nervenaufreibend sein. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, denn ich habe einen Hund, der an Demenz erkrankt ist. Rachel ist ein kleiner Pudel, den ich im Jahr 2012 aus der Ukraine aufgenommen habe. Sie wurde dort auf der Straße gefunden und fand über eine Tierschutzfreundin ihren Weg zu mir nach Deutschland. Zwar war Rachel von Beginn an taub, aber ansonsten war sie recht fit für ihr Alter. Mittlerweile ist Rachel ein hochgradig dementer Hund und das Leben mit ihr ist manchmal eine Herausforderung. Die Demenz entwickelte sich
schleichend und anfangs ordnete ich die Verhaltensänderungen den normalen Alterserscheinungen eines Hundes zu. Das erste Anzeichen einer Demenz zeigte sich als Rachel begann, in einer scheinbar festgelegten, immer wiederkehrenden Route in meiner Wohnung auf und ab zu gehen. Sie ging stetig von einer Tür zur nächsten, blieb dort kurz stehen und ging dann weiter. Bei der ersten Tür angekommen wiederholte sie diesen Marsch immer wieder. Es dauerte einen Moment bis ich verstand, dass Rachel mich offensichtlich suchte, obwohl ich in ihrer Nähe saß und sie Minuten zuvor noch gestreichelt hatte. Wenn ich Rachel dann berührte und ihr so zeigte, dass sie nicht alleine war, freute sie sich als hätte sie mich tagelang nicht gesehen. Anfangs lachte ich noch über diese Vergesslichkeit, denn schließlich darf
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auch ein Hund im Alter mal ein bisschen wunderlich werden. Doch schnell zeigte sich, dass Rachel nicht einfach nur etwas tüdelig und altersstarsinnig war, sondern tatsächlich unter Demenz litt. Immer häufiger zog sie Kreise in der Wohnung oder irrte orientierungslos umher. Zusätzlich erschwert wurde ihr Leben durch eine schleichende Erblindung beider Augen. Bei unseren Spaziergängen musste ich sie immer häufiger aus dem Unterholz fernab des Weges retten, weil sie den richtigen Weg einfach nicht mehr fand und sich auch bei bekannten Strecken nicht mehr orientieren konnte, wenn sie mich einmal aus den Augen verlor.
Rachel anzeigt, dass sie in den Garten muss – was manchmal schwierig zu deuten ist, weil sie an der falschen Tür steht – hat sie, auf der Wiese angekommen, oft schon wieder vergessen, warum sie eigentlich raus wollte. So benötigt sie auch für den Gassigang oftmals mehrere Anläufe. In manchen Nächten steht Rachel jede Stunde auf, weil sie nicht mehr weiß, wo sie ist. Wenn ich sie dann zum fünften Mal wieder in ihr Körbchen setzen muss, kommt mir zugegebenermaßen auch schonmal ein böses Wort über die Lippen. Aber zum Glück ist mein Hund ja taub…
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© sokaeiko - pixelio.de
Aus meinem Bekanntenkreis höre ich immer wieder den Rat, Rachel doch nun endlich Auch Rachels Tag-Nacht-Rhythmus einschläfern zu lassen. Schließlich sei EIN änderte sich. Tagsüber wurde sie es doch Quälerei, wenn der Hund ERKRANKTES zunehmend träge und schlief ständig vergisst, wo er ist. Ich TIER BRAUCHT sehr viel, wachte nachts aber sehe das nicht so. Natürlich ist es immer wieder auf und irrte nicht schön, wenn ein Hund sich SICHERHEIT ziellos durch die Wohnung. nicht mehr voll orientieren kann UND Phasenweise fraß Rachel und auf Hilfe angewiesen ist, aber STABILITÄT kaum etwas, trank aber dafür Rachel hat auch lichte Momente, in Unmengen. Nachdem organische denen sie ganz genau weiß, was sie Ursachen ausgeschlossen werden will. Auf unseren Spaziergängen kann sie konnten, ordnete ich auch dieses Verhalnoch so rennen wie früher - nicht jeden Tag, ten ihrer Demenz zu. aber oft genug. Und wie bei einem dementen Menschen auch, merkt Rachel selbst ja nicht, dass Mit durchblutungsfördernden Tabletten versuchte sie vergesslich ist. Ihr Umfeld stört sich an ihrer ich anfangs gegenzusteuern, aber leider zeigten Demenz vermutlich viel mehr als sie selbst. die Medikamente keine Wirkung. Eine Narkose, die zur Entfernung entzündeter Zähne nötig Vielleicht sollte man einmal den Blickwinkel wurde, verschlechterte Rachels geistige Fitness ändern und Rachels Krankheit aus einer andezusätzlich. Mir blieb nur, mich mit Rachels Situaren Richtung betrachten: Jedes Mal, wenn sie sich tion abzufinden. verlaufen hat oder denkt, sie sei alleine, freut sie sich wie ein Schneekönig, wenn man sie dann Mittlerweile haben Rachel und ich uns ganz gut anspricht. Je öfter sie also vergisst, wer und wo aufeinander abgestimmt und meistens weiß ich, sie ist, desto öfter kann sie sich dann auch freuen, was sie will, wenn sie mal wieder ziellos durch wenn sie es immer wieder aufs Neue herausfindet. die Räume läuft. Heute frisst Rachel zum Glück wieder gut, benötigt aber manchmal mehrere Anläufe, um ihren Futternapf zu finden. Deshalb darf sie im Körbchen fressen; diesen Luxus kann sich ein alter Hund gerne erlauben. Oft wird Rachel von einer inneren Unruhe gepackt. Ohne Ziel vor Augen steht sie dann aus dem Körbchen auf und zieht hektisch enger werdende Kreise in der Wohnung oder im Büro. Von allein findet sie häufig keinen Ausweg aus dieser Situation, man muss sie berühren, ihr den Weg leiten und ihr damit auch zeigen, dass sie nicht alleine ist. Im Büro verläuft sie sich ständig, ich muss immer ein Auge auf sie haben, damit sie keine Treppen hinunterfällt oder durch offene Türen läuft, durch die sie danach nicht mehr zurückfindet. Wenn
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Ich denke, im Umgang mit demenzkranken Menschen und Tieren helfen Gelassenheit und ein wenig Humor viel mehr weiter als permanentes Mitleid. Zugegeben, immer gelassen zu bleiben ist leichter gesagt als getan. Wenn mein Hund mir mal wieder den Schlaf raubt oder grundsätzlich in die falsche Richtung rennt, wenn ich es eilig habe, muss ich mich manchmal zu ein bisschen mehr Humor und Gelassenheit zwingen. Aber die schönen Momente überwiegen, sowohl für mich als auch für Rachel. Also versuchen wir mit der Krankheit zu leben, solange es eben geht… Julia Vasbender
Demenz beim Tier – Eine Krankheit verstehen Demenz ist keine normale Alterserscheinung, denn genauso wie nicht jeder alte Mensch daran erkrankt, wird auch nicht jeder alte Hund automatisch dement. Demenz, beim Hund als kognitives Dysfunktionssyndrom (CDS) bezeichnet, ist eine Krankheit, die auf dem langsamen Absterben von Nervenzellen im Gehirn beruht. Insbesondere Orientierung, Lernfähigkeit und das Gedächtnis werden dadurch beeinträchtigt. Bei demenzkranken Menschen und Tieren lagern sich langkettige Eiweiße auf den Nervenzellen ab, die nicht mehr abtransportiert werden können. Durch diese Ablagerungen wird die Reizweiterleitung der Nervenzellen gestört, sie können also keine Signale mehr an andere Nervenzellen senden. Zudem können Nährstoffe die Zelle nicht mehr erreichen und Abfallstoffe nicht mehr abtransportiert werden. Als Folge sterben die betroffenen Zellen langsam ab. Die Lücke, die von den abgestorbenen Nervenzellen hinterlassen wird, füllt sich ebenfalls mit langkettigen Eiweißen – so schreitet die Krankheit langsam und unaufhaltsam fort. Heilbar ist Demenz bisher noch nicht, der Krankheitsprozess kann allenfalls verlangsamt werden. Deshalb ist es nötig, sich bestmöglich auf die zu erwartenden Verhaltensänderungen bei seinem Haustier einzustellen: • Die Tiere wirken oft orientierungslos, vergessen bekannte Wege und finden den Wasseroder Futternapf nicht wieder. Hunde, die durch die Wohnung irren, können in Ecken oder hinter Möbeln regelrecht „stecken bleiben“.
• Demenzkranke Tiere können plötzlich scheu werden oder ängstlich reagieren. Bekannte Personen werden unter Umständen nicht mehr erkannt. Auch spontane aggressive Reaktionen können vorkommen. • Ein reduziertes Verlangen nach Streicheleinheiten oder nachlassendes Interesse an Interkationen mit dem vertrauten Menschen können Symptome von Demenz sein. • Neue Informationen, beispielsweise Kommandos, werden innerhalb kurzer Zeit wieder vergessen. • Die Tiere zeigen eine innere Unruhe, stehen oft auf oder laufen umher. Auch der Tag-Nacht-Rhythmus kann sich verändern. • Unreinheit kann bei stubenreinen Tieren plötzlich auftreten. Anfangs ist es schwierig, die Symptome von normalen Alterserscheinungen abzugrenzen. Auch sollten andere organische Ursachen oder schmerzhafte Prozesse ausgeschlossen werden, da diese zum Teil auch Symptome hervorrufen können, die den Erscheinungen der Demenz ähneln. Ist die Diagnose Demenz gesichert, muss man sein Leben als Tierhalter weitreichender auf die Bedürfnisse des Tieres ausrichten als dies zuvor der Fall war. Demenzkranke Tiere sollte man beispielsweise nicht zu lange alleine lassen, da sie schnell Verlassensängste entwickeln. Auch sollte man Gewohnheiten beibehalten und Strukturen in der Umgebung nicht verändern, denn ständige Veränderungen machen es den Tieren noch schwerer sich zurecht zu finden. Ein erkranktes Tier braucht Sicherheit und Stabilität, dann kann es sein Leben auch mit Demenz meistern.
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AUF DEN HUND GEKOMMEN
Was die neuen Herrchen und Frauchen nicht vergessen sollten Der Wunsch nach einem Hund ist für viele groß, nicht umsonst wird den Hunden nachgesagt der beste Freund des Menschen zu sein. Doch die Anschaffung muss wohl überlegt sein. Hat man genug Zeit und genug finanzielle Mittel für einen Hund und wenn ja, welcher Hund passt zum eigenen Lebensstil? Nach gründlicher Überlegung ist es dann entschieden: Ein Hund zieht ein! Es ist immer ein aufregendes Ereignis, wenn ein neuer Vierbeiner ins Haus einzieht, insbesondere wenn es der erste eigene Hund ist. Doch im Vorfeld kommt neben der Vorfreude natürlich auch die Frage auf, was es alles zu beachten und
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vorzubereiten gibt. Neben der Anschaffung der Grundausstattung für den Hund und der Namensfindung, geben wir hier noch Hinweise auf ein paar wichtige Punkte, die in der Aufregung schnell mal vergessen werden.
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Hundesteuer
Besondere Auflagen
Egal ob groß oder klein, Rassehund oder Mischling, in Deutschland gilt eine gesetzliche Anmeldepflicht für jeden Hund. Die Anmeldung erfolgt beim Ordnungs- oder Finanzamt der jeweiligen Gemeinde. Diese erhebt dann auch die Hundesteuer, deren Höhe sich aber deutlich zwischen den Gemeinden unterscheiden kann. Während einige wenige Gemeinden gar keine Hundesteuer erheben, so fordern andere fast 200 Euro pro Jahr. Die meisten Gemeinden verlangen jedoch um die 100 Euro pro Jahr für den ersten Hund. Die Haltung weiterer Hunde wird zumeist höher besteuert. Auch unbedingt bedenken: Viele Gemeinden erheben noch immer einen erhöhten Satz für bestimmte Rassen, die sie als potentiell gefährlich einstufen. Die Hundesteuer kann dann auch schnell 1.000 Euro pro Jahr kosten. Am besten erkundigen Sie sich vor der Anschaffung eines Hundes bei ihrer jeweiligen Gemeinde. Wer seinen Hund nicht anmeldet, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen.
Nicht nur für die Haltung von Listenhunden sind besondere Auflagen durch die Gemeinden oder die Stadt zu beachten, auch andere Hunde unterliegen an vielen Orten einem Leinenzwang oder der Maulkorbpflicht. Da diese Auflagen von den Gemeinden selbst festgelegt werden, erkundigt man sich am besten dort, um unnötige Geldstrafen zu vermeiden. Auch andere Auflagen gilt es zu beachten, beispielsweise müssen in Nordrhein-Westfalen auch Halter von Hunden von einer Größe über 40 cm oder 20 kg Körpergewicht, unabhängig von der Rasse, einen Sachkundenachweis erbringen. Dieser ist aber mit geringem Lernaufwand leicht zu bestehen.
Versicherung Oft passiert es schneller als man reagieren kann und zack, ist etwas kaputt. Während man den kaputten Schuh finanziell zumeist noch verschmerzen kann, so verursachen andere Schäden, wie zum Beispiel im Straßenverkehr oder bei Personen, schnell erhebliche Kosten. Deswegen ist eine Hundehaftpflichtversicherung, die man schon ab fünf Euro im Monat abschließen kann, sehr sinnvoll. In Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen ist diese sogar bereits gesetzlich vorgeschrieben. Natürlich gibt es noch weitere Versicherungen für unsere vierbeinigen Freunde, wie beispielsweise eine OP- oder Krankenversicherung. Über die Notwendigkeit dieser Versicherungen scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite können gerade Operationen leicht einige Tausend Euro kosten, sodass eine Versicherung in diesem Fall sicherlich günstiger wäre. Auf der anderen Seite ist auch nicht immer jede Operation abgedeckt und die Versicherungen selbst sind, insbesondere für ältere Hunden oder Rassen mit spezifischen Vorbelastungen, erheblich teurer als eine Haftpflichtversicherung. Auf jeden Fall sollte für einen Krankheitsfall des Hundes vorgesorgt werden, ob nun durch eine Versicherung oder das Sparen eines bestimmten Betrags, muss jeder Hundehalter für sich selbst abwägen.
Neben allen organisatorischen Voraussetzungen ist eines natürlich besonders wichtig: Die Chemie zwischen Hund und Halter muss stimmen! Informieren Sie sich deshalb vor der Anschaffung genau über bestimmte Rassen, ihre Eigenschaften und Anforderungen und prüfen Sie, ob der Hund, den Sie sich ausgesucht haben, wirklich zu Ihnen passt. Lauffaule Menschen hätten an einem sportlichen, selbstbewussten Jack Russell Terrier beispielsweise keine Freude. Auch der Charakter des Hundes muss zum Herrchen/Frauchen passen. Schauen Sie doch mal in ihrem nächstgelegenen Tierheim vorbei, dort kann man Ihnen über die Eigenschaften Ihres potenziellen neuen Familienmitglieds bestens Auskunft geben.
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VOM EI IN DEN MÜLL Sinnloser Kükentod in Deutschland Rund 50 Millionen männliche Küken werden in Deutschland jedes Jahr lebendig geschreddert oder vergast, denn ihre Aufzucht rentiert sich für die Geflügelbetriebe nicht. Nach der Tötung werden die Küken nicht genutzt, sondern landen auf dem Müll. Der Grund: Die männlichen Küken sind Nachkommen der Legehuhnrassen, also von Hühnern, die mit dem Ziel gezüchtet wurden möglichst viele Eier zu legen und nicht, um viel Fleisch anzusetzen. Die Hähne dieser Rassen eignen sich also für die Mast nicht, Eier legen sie aber auch nicht – für die Wirtschaft sind sie somit nutzlos.
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und ihnen deshalb nicht zuzumuten wäre. Das Urteil war ein Schlag ins Gesicht eines jeden Tierschützers und führte das Tierschutzgesetz ad absurdum. Denn wozu benötigt man ein Tierschutzgesetz, wenn dies nicht einmal die millionenfache sinnlose Tötung von Wirbeltieren aus reinem Profitdenken verhindern kann?!
Von verschiedenen Seiten wurde im letzten Jahr versucht, gegen das millionenfache Kükenschreddern vorzugehen. Denn abgesehen davon, dass diese Praxis ethisch und moralisch nicht hinnehmbar ist, benötigt man für die Tötung eines Wirbeltieres laut Tierschutzgesetz § 1 einen „vernünftigen Grund“. Aus Tierschutzsicht stellen die rein wirtschaftlichen Interessen, die hinter der Tötung männlicher Küken stehen, keinen vernünftigen Grund dar.
Eine Revision gegen das Urteil war nicht zugelassen, so dass es zunächst so aussah als sei das Schicksal Millionen weiterer Küken besiegelt. Doch dagegen konnten zwei nordrhein-westfälische Landkreise beim Bundesverwaltungsgericht erfolgreich klagen, eine Revision wurde schließlich doch noch zugelassen. Allerdings ist noch nicht klar, wann sich das BVerwG mit dem Thema wieder befassen wird.
Gerichte gegen den Tierschutz Auch das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium unter Minister Johannes Remmel sah einen vernünftigen Grund für die Kükentötung nicht gegeben und wies deshalb schon im Jahr 2013 die lokalen Aufsichtsbehörden in NRW per Erlass an, die Tötung männlicher Küken aus wirtschaftlichen Gründen zu verbieten.
Indessen scheiterte auch die strafrechtliche Verfolgung einer Brüterei wegen des Tötens männlicher Küken. Eine von der Staatsanwaltschaft Münster erhobene Anklage wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz wurde in zwei Instanzen der Landesgerichte abgelehnt.
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Einige Brütereien – also Unternehmen, die Eier ausbrüten und die Küken dann an Mast- und Legehennenhalter weitergeben, bzw. die männlichen Nachkommen von Legehennen töten – hatten Mit den Entscheidungen der Gerichte wurde die gegen das Verbot der Behörden geklagt und Chance vertan, dem Kükenschreddern zumindest sowohl vom Verwaltungsgericht Minden, als auch in NRW vorerst Einhalt zu gebieten. vom Oberverwaltungsgericht Münster Recht bekommen. Das Oberverwaltungsgericht sah für die Tötung der Küken einen Lösungen aus der Forschung – DIE PRAXIS IST vernünftigen Grund gegeAber wann? ETHISCH UND ben, da die Aufzucht der MORALISCH Hähne zu viel Aufwand Die Bundesregierung, beziehungsfür die Betriebe bedeute weise Landwirtschaftsminister Christian NICHT Schmidt von der CSU, teilte die Meinung seines grünen Amtskollegen Remmel in HINNEHMBAR! NRW nicht und sprach sich von Anfang an gegen ein Verbot des Kükenschredderns aus. Im Landwirtschaftsministerium wollte man vielmehr auf Forschung setzen, welche die Geschlechtsbestimmung schon im Ei möglich macht. Wissenschaftler der Uni Leipzig und der TU Dresden arbeiteten im Auftrag des Bundesministeriums an zwei verschiedenen Verfahren zur In-Ovo-Geschlechtsbestimmung.
Methode 1: Spektroskopische Analyse Nach 3,5 Tagen Bebrütung wird ein Loch in die obere Spitze der Eierschale geschnitten. Der Embryo schwimmt zu diesem Bebrütungszeitpunkt an der Oberfläche, so dass
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Minister Schmidt stellte die Nutzung dieser Analysemethode schon für dieses Jahr in Aussicht, doch die mitarbeitenden Wissenschaftler wollten bisher nicht abschätzen, wann das Verfahren automatisiert und somit für die Betriebe tauglich werden könnte.
Methode 2: Endokrinologische Analyse Bei diesem Verfahren müssen die Eier neun Tage lang bebrütet werden. Dann wird über eine Kanüle Flüssigkeit aus dem Ei entnommen, die zu diesem Zeitpunkt auch schon Urin des Embryos enthält. Über eine Hormonanalyse des Urins kann dann das Geschlecht bestimmt werden. Ein Problem besteht bei dieser Methode in der langen Bebrütungsdauer. Denn am neunten Tag sind der Kopf und die Organe des Kükens schon fast vollständig entwickelt, der Embryo ist bereits als Küken zu erkennen. Es stellt sich nun die ethische Frage, ob man ein Ei in diesem Stadium noch verwerten kann. Denn obwohl es sich noch um einen Embryo handelt, tötet man doch schon ein lebendes Wesen.
Vielversprechende Lösungen aus der Forschung sind also vorhanden, doch über die Anfangsphase der Erprobung sind die Verfahren wohl noch nicht hinaus. Bis die In-Ovo-Geschlechtsbestimmung tatsächlich marktreif wird können also noch einige Jahre vergehen. Die Ankündigungen von Minister Schmidt zum Ausstieg aus dem Kükenschreddern im Jahr 2017 sind also mehr als optimistisch; in wenigen Monaten ist indes Bundestagswahl – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Andere Alternativen Es gibt auch andere Lösungsansätze, die auf die Aufzucht männlicher Küken setzen, wie beispielsweise die Bruderhahn-Initiative. Die teilnehmenden Höfe ziehen pro Henne auch ein männliches Küken auf und verlangen, um Futterkosten und andere Ausgaben zu decken, 4 Cent Preisaufschlag pro Ei. Nach neun Wochen Mast werden die Hähne dann geschlachtet und verkauft. Regional halten auch einzelne Höfe Zweinutzungshühner, so beispielsweise die französische Rasse Le Bleues. Dabei handelt es sich um eine Rasse, die sowohl Eier in ausreichender Zahl legt als auch Fleisch ansetzt, beides allerdings in geringerem Maße als moderne Hybridhühner. Sowohl Eier der Bruderhahn-Aufzucht als auch von Zweinutzungshühnern sind momentan noch Nischenprodukte und können vor allem regional erworben werden.
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Auch dieses Verfahren läuft noch nicht vollautomatisiert und in Zukunft entwickelte Prototypen
müssen in Brütereien zuerst noch getestet werden, bevor sie in den Einsatz kommen können.
Brutschrank in einer großen Brüterei
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man dort die Zusammensetzung seines Bluts bestimmen kann. Dies geschieht mittels Spektroskopie, das heißt, der Embryo wird mit Licht aus einem Laser bestrahlt. Das Licht wird von den Blutteilchen des Embryos gestreut und das entstehende Lichtspektrum kann analysiert werden. Daran kann man dann erkennen, ob die Blutzellen ein Genom eines männlichen oder weiblichen Tieres enthalten. Männliche Eier können nach der Analyse aussortiert und verwertet werden, so dass männliche Küken gar nicht erst schlüpfen.
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DAS TIERWOHL-LABEL DES LANDWIRTSCHAFTSMINISTERIUMS Was verbirgt sich dahinter? Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin stellte Landwirtschaftsminister Christian Schmidt das neue Tierwohl-Label der Bundesregierung vor, mit dem zukünftig Fleisch aus Betrieben gekennzeichnet werden soll, die zuvor definierte Tierschutzstandards einhalten. Über die bloße Idee ist das Label allerdings noch nicht hinaus gekommen, genaue Kriterien müssen erst noch diskutiert und festgelegt werden. Ein Zeitrahmen bis 2020 ist vorgesehen. Als großer Wurf für den Tierschutz wurde es von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt angekündigt, doch schaut man sich am Stand des Ministeriums auf der Grünen Woche um, entdeckt man nicht einen einzigen Flyer zum neuen Tierwohl-Label. Lediglich Randnotizen im ausgelegten Infomaterial und eine Stellwand geben Informationen zum neuen staatlichen Label für mehr Tierschutz. Doch was sollte man auch auf Infobroschüren, Flyer und Co. schreiben? Momentan gibt es kaum Informationen, die man Verbrauchern und Interessenten geben könnte, denn das Tierwohl-Label steckt noch in den Kinderschuhen. Was man weiß, ist, dass Fleischproduzenten, die ein Label auf ihren Produkten sehen wollen, bestimmte Kriterien erfüllen müssen, die strenger sind als gesetzlich vorgeschriebene Mindeststandards. Dabei soll es zum Beispiel um das Platzangebot, Beschäftigungsmaterial, Bodenbeschaffenheit, Futter für die Tiere, die Strukturierung der Buchten und die Dauer von Tiertransporten gehen. Genaue Anforderungen wurden allerdings noch nicht ausgearbeitet,
Von „Geschafft“ kann wohl keine Rede sein: Bisher ist das Tierwohl-Label nur eine bloße Idee.
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Ein besseres Leben für Schweine durch das Tierwohl-Label?
denn die Kriterien sollen erst jetzt mit einzelnen Vertretern aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft, Lebensmittelhandel, Verbraucherverbänden und einigen Tierschutzverbänden entwickelt werden. Zuerst will man sich dabei auf die Schweinehaltung konzentrieren, inklusive Ferkelaufzucht, Mast, Transport, Schlachtung. Danach will man Kriterien für Mastgeflügel angehen. Ein wichtiger Punkt: Die Teilnahme der Landwirte am Tierwohl-Label ist freiwillig und so wird das Label (vorerst) ein Nischenprodukt sein. Beim Landwirtschaftsministerium hofft man, dass sich das Sigel nach und nach von selbst im Handel durchsetzen wird, ähnlich wie auch Eier aus Käfighaltung von Einzelhandelsketten freiwillig ausgelistet wurden. Man setzt also auf den Tierschutz-Sinn des Verbrauchers. Landwirte und Produzenten, die das Tierwohl-Label erhalten möchten, müssen ihre Ställe entsprechend des Kriterienkatalogs umstrukturieren. Rentieren sollen sich diese Maßnahmen dann beim Verkauf des Fleischs, denn gekennzeichnete Produkte werden teurer angeboten.
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Ein realistischer Zeitplan? Schon in diesem Jahr will man diese Diskussion zu einem befriedigenden Ende für alle Seiten bringen, was angesichts der gegensätzlichen Interessen bei Wirtschaftsvertretern und Verbänden schwierig werden dürfte. Im nächsten Jahr soll dann das Gesetzgebungsverfahren, das die Rahmenbedingungen und eventuelle Sanktionen bei Verstößen regelt, in Bundestag und Bundesrat auf den Weg gebracht werden. Die endgütige Einführung des Labels ist dann für 2020 geplant. Der Zeitplan steht also, aber das ist dann auch schon alles. Nun folgt erst einmal der Wahlkampf und nach den Bundestagswahlen bleibt abzuwarten, ob und wie schnell das Tierwohl-Label letztlich eingeführt wird. Grundsätzlich hätte man mit der Ankündigung zum Tierwohl-Label auch warten können bis man konkrete Eckpunkte benennen kann, doch dann wäre der Wahlkampf eben schon vorbei gewesen…
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Die „Initiative Tierwohl“ähnlicher Name, aber völlig anders Auch die Initiative Tierwohl war in letzter Zeit in aller Munde, sie hat aber erstmal nichts mit dem geplanten staatlichen Tierwohl-Label zu tun. Bei der Initiative handelt es sich um ein Branchenbündnis, an dem Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Einzelhandel teilnehmen. Auch einige Tierschutzverbände waren anfangs mit im Boot, sie haben sich mittlerweile aber aus der Initiative zurückgezogen. Auch bei der Initiative Tierwohl gelten bestimmte Kriterien, die mehr Tierschutz garantieren sollen. Die Kriterien beinhalten beispielsweise Vorgaben zu Stallklima, Beschäftigungsmaterial, Raufutterangebot, Platzangebot und Auslauf. Landwirte, die an der Initiative teilnehmen, bekommen für die Einhaltung der Tierwohlmaßnahmen eine Art Prämie. Dieses Geld stammt von Einzelhandels unternehmen, die pro verkauftem Kilogramm Schweine- und Geflügelfleisch und -wurst 4 Cent an die Initiative abführen.
So weit, so gut. Doch die Sache hat einen Haken:
Welcher Landwirt oder Betrieb welches Kriterium erfüllt kann der Verbraucher nicht herausfinden, da weder die teilnehmenden Betriebe noch deren Produkte gekennzeichnet sind. Das ist der zweite gewaltige Haken an der Sache: mangelnde Transparenz. Der Verbraucher kann keine bewusste Kaufentscheidung für mehr Tierwohl tätigen, da er nicht beurteilen kann, welches Produkt unter den Kriterien der Initiative Tierwohl hergestellt wurde. Lediglich die teilnehmenden Einzelhändler und Handelsketten wurden bekannt gegeben, außerdem die Anzahl der teilnehmenden Betriebe in der Schweine- und Geflügelhaltung. Informationen dazu, wo sich diese Betriebe befinden, wie viele Tiere sie halten und welche Kriterien sie erfüllen – Fehlanzeige! Angesichts solch eines undurchsichtigen Systems fragt man sich zurecht, wie die Initiative Tierwohl dazu beitragen soll, artgerechte Tierhaltung voranzubringen und Vertrauen in die Landwirtschaft zu schaffen. Ob demgegenüber das staatliche Tierwohl-Label hier mehr bewirken kann, bleibt ebenfalls abzuwarten…
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Verpflichtend ist für die Landwirte nur die Einhaltung der Basiskriterien, die an das QS-System angelehnt sind. Bei Schweine- und Ferkelhaltung wären das ein Antibiotikamonitoring, ein jährlicher Stallklima- und Tränkwassercheck, ein Gesundheitsplan und ein Mindestmaß an Tageslicht. Nur letzteres Kriterium kommt dabei direkt den Tieren zugute, bei allen anderen Basis anforderungen handelt es sich lediglich um
Monitoringaufgaben. In der Geflügelhaltung sieht es ähnlich aus, dort bezieht sich lediglich das Kriterium „Verbesserung der Fußballengesundheit“ direkt auf das Wohlbefinden der Tiere. Alle anderen Anforderungen, wie Raufutter, größeres Platzangebot (wenn auch mit 10% zusätzlicher Fläche ohnehin recht knapp bemessen), Beschäftigungsmaterial und Auslauf stellen lediglich Wahlkriterien dar, das heißt, der Landwirt muss sie nicht erfüllen, um an der Initiative teilzunehmen.
Auch bei Mastgeflügel soll das Label eine bessere Haltung garantieren.
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SCHNABELKÜRZEN ENDLICH BEENDET
Ein Wichtiger Schritt für den Tierschutz Eigentlich nach dem Tierschutzgesetz verboten und doch ganz selbstverständlich seit Jahren in der Industrie praktiziert - das Schnabelkürzen bei Hühnern und Puten. Das Schnabelkürzen steht, neben dem Kupieren der Ringelschwänze bei Schweinen und dem Enthornen der Rinder, symbolisch für das, was in der Massentierhaltung falsch läuft: Tiere werden an ihre schlechten Haltungsbedingungen angepasst, anstatt die Haltungsbedingungen an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen. Zumindest mit dem Schnabelkürzen soll nun Schluss sein. In der Bodenhaltung steht jeder Legehenne weniger als zwei DIN A4 Blätter Platz zur Verfügung. Kein Wunder also, dass bei dieser Enge Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus auftreten. Weil dadurch für die Geflügelhalter
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natürlich ein wirtschaftlicher Schaden entsteht, wird den Küken kurzerhand der Schnabel gekürzt. Dieses ist gängige Praxis in den deutschen Mastanlagen, ungeachtet dessen, dass das deutsche Tierschutzgesetz in Paragraph sechs
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das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen bei Wirbeltieren verbietet. Trotzdem war das Schnabelkürzen bisher möglich, da das Verbot nicht gilt, wenn der Eingriff im Einzelfall nach tierärztlicher Indikation geboten ist.
Trotzdem wird ab dem 1. Januar dieses Jahr bundesweit wird auf die Einstallung von schnabelgekürzten Junghennen verzichtet. Dies ist möglich durch eine freiwillige Vereinbarung des Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft von Juli 2015.
Freiwilliger Verzicht
Da die Lebenszeit von Legehennen in konventionellen Betrieben sehr kurz ist, ist davon auszugehen, dass ab Sommer 2018 kein Ei aus Deutschland mehr von einer schnabelgekürzten Legehenne stammt. Das Federpicken und der Kannibalismus soll nun durch Optimierung der Herdenführung und durch vermehrte Tierbetreuung reduziert werden.
Vorreiter auf dem Weg zur Abschaffung war jedoch Niedersachsen, das Bundesland, in dem die meisten Eier in Deutschland produziert werden. Bereits 2013 wurden die Ausnahmegenehmigungen zum Schnabelkürzen bis Ende 2016 befristet. Es wurde rechtlich verboten Schnäbel zu kürzen. Trotz Drängen der Länder wollte die Bundesregierung aber keine bundesweit einheitliche Regelung einführen.
Auch wenn die Idee gut ist, so ist doch zu erwarten, dass die Anzahl an verletzten und getöteten Tieren in den Mastanlagen zukünftig deutlich ansteigen wird, wenn die Tiere nicht mehr Platz zur Verfügung gestellt bekommen. Daher sollte beim Eierkauf unbedingt darauf geachtet werden, wie die Legehennen gehalten wurden. Bei Bio-Haltung, sowie der Freilandhaltung, steht den Hühnern mehr Platz zur Verfügung, Verhaltensstörungen sind also unwahrscheinlicher.
Es gilt also: 0 oder 1, sonst keins!
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Der Schnabel bei Geflügel ist ein empfindliches und wichtiges Tastorgan, das viele Nerven durchlaufen. Wird die Schnabelspitze also mit einer heißen Klinge oder einem Laser abgetrennt, entstehen nicht nur kurzfristig starke Schmerzen für das Küken, sondern oft auch lang anhaltende. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nennt diese Verstümmelungen „nicht-kurative Maßnahmen“, also nicht heilende Maßnahmen und setzt mit ihrer Initiative „Eine Frage der Haltung - Neue Wege für mehr Tierwohl“ auf freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie auf diese Eingriffe zu verzichten.
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EIN NEUES ZUHAUSE FÜR STELLA UND CO. Warum es mit Ziegen nie langweilig wird Fünf Ziegen von Hof Huppenhardt fanden bei Familie Ohlenbostel in der Eifel ein neues Zuhause. Seitdem halten sie ihre neuen Besitzer ganz schön auf Trab, denn wenn man Ziegen hält, wird es nie langweilig. Micaela und Claus Ohlenbostel berichten vom Alltag mit dem Ziegentrupp. Im Frühjahr 2015 haben wir die Ziegen Manuela, ihre Tochter Stella und Jack (Rufname Jäcko) von Hof Huppenhardt bei uns aufgenommen. Im September 2016 starb Manuela leider, somit war unsere Herde nun in unseren Augen viel zu klein. Stella und Jäcko waren sehr traurig und Stella, jung und wild, brauchte dringend wieder einen Spielgefährten. Wir machten uns also wieder auf den Weg nach Hof Huppenhardt, um ein neues Herdenmitglied für unsere Ziegengruppe zu finden. Uns wurde viel Zeit gewidmet. Wir durften in aller Ruhe die Ziegen anschauen und erhielten viele Informationen zu den einzelnen Tieren. Das sorgfältige Kennenlernen der Tiere war uns wichtig, denn es sollte ja passen! Dann lernten wir Ziegenbock Rüdiger kennen, jung, etwas ungezähmt und wild, ein perfekter Spielgefährte für unsere Stella also. Und was soll man sagen? Er wollte mit!
Was wohl unsere Stella zu diesem tollen Bock sagen würde? Eigentlich wollten wir ja nur einen Kameraden für Stella, aber weiter ging die Suche, denn Jäcko hätte sich sicher auch über einen ruhigen Vertreter an seiner Seite gefreut. So lief uns dann Puck im wahrsten Sinne des Wortes über den Weg. Irgendwie hatte sich der Frechdachs von einem
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Gehege ins andere geschummelt und stand nun bei uns und wollte gekrault werden. Puck ist ein Senior, der es aber faustdick hinter den Ohren hat, das merkten wir schnell. Mittlerweile wissen wir, dass er immun gegen Strom ist, denn wie bei unserer ersten Begegnung auf Hof Huppenhardt marschiert er auch heute noch ohne mit der Wimper zu zucken durch jeden Stromzaun. Wenn er nicht grade ausbüchst, liegt er stundenlang auf der Wiese und lässt sich die Sonne auf den „Pelz“ scheinen.
Erste Annäherung Ob Stella ihren neuen Kumpel wohl mögen würde? Diese Frage stellten wir uns natürlich vor der Ankunft von Rüdiger und Puck. Aber unsere Sorge war unberechtigt. Die beiden tobten
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ausgelassen herum und Stella zeigte unseren Neuen die Anlage und zeigte auch, wo es saftige Äpfel und Gras gibt. Rüdiger und Puck haben sich sehr schnell eingelebt und genauso schnell akzeptierten sie auch die Fütterungszeiten. Aber hin und wieder wird natürlich auch gern einmal zwischendurch gebettelt. Der große Jäcko, eine hornlose bunte deutsche Edelziege, ist so sanft, wie er aussieht. Er erinnert an ein Reh. Er ist der Rangniedrigste, weil er durch eine alte Beinverletzung oft lahmt und muss einiges einstecken. Puck ist der Typ „in der Ruhe liegt die Kraft“. Und in aller Ruhe geht er durch den Elektrozaun, denn auf der anderen Seite schmeckt es halt immer besser. Rüdiger ist wie Quecksilber. Immer unterwegs, immer in Sorge irgendetwas zu verpassen. Mal eben auf die Terrasse springen, um nachzusehen, ob es dort etwas Leckeres gibt, ist seine leichteste Übung. Stella und Rüdiger rennen oft einfach aus purer Lebensfreude im Vollgas über das Grundstück und schlagen dabei Haken oder drehen sich in der Luft. Sie spielen ausgiebig miteinander. Es ist immer eine riesige Freude, den beiden „Verrückten“ zuzusehen. Stellas zweite - oder wenn man ihre Figur anschaut - eher erste Passion ist allerdings das Fressen. Sie ist kugelrund, unser Model für große Größen.
Der tägliche „Kampf“ ums Futter Unsere „Viererbande“ lebt mit unseren 2 Pferden zusammen. Die Pferde haben eine Engelsgeduld mit Stella und Rüdiger, obwohl die beiden ihnen gerne auch mal das Pferdeheu klauen. Und wenn der kürzeste Weg zum Futter zwischen den Pferdebeinen hindurch führt, kein Problem! Das kann allerdings auch Puck sehr gut. Die Ziegen bekommen zusätzlich zu „Heu satt“ einmal am Tag Kraftfutter und das will jedes Mal aufs Neue gut geplant sein. Zuerst bekommen die Pferde ihre Futtereimer umgehängt. Das ist dann das Signal für die Ziegenbande. Es werden drei Näpfe an Puck, Rüdiger und Stella verteilt, möglichst weit auseinander, denn eigentlich soll jeder bei seinem eigenen Napf bleiben. Trotzdem spielt unsere Bande gerne „Bäumchen wechsle dich“ an den Futternäpfen, denn der andere hat sicher das bessere Futter! Wenn die drei gut beschäftigt sind, müssen wir versuchen, Jäcko zu separieren. Er hat sonst keine Ruhe, denn er ist ja viel größer und bekommt deshalb mehr Futter. Außerdem frisst er zusätzlich viel langsamer. Wenn Stella, Rüdiger und Puck sich genug von Topf zu Topf gejagt haben, kommen sie ans Tor und drücken sich dann buchstäblich auf der anderen Seite die Nasen platt. So vergehen die Tage wie im Flug. Aber jeden Tag lässt sich die Viererbande etwas Neues einfallen, um uns auszutricksen. So sind Ziegen eben! Und wir freuen uns jeden Tag aufs Neue, dass sie bei uns sind und sich wohlfühlen. Micaela und Claus Ohlenbostel
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WIE ZWEI PFERDE MEIN LEBEN BEREICHERN Ein „Mut-Mach-Bericht“ fürs Ehrenamt! Sabine ist eine ehrenamtliche Helferin auf Hof Huppenhardt. Ganz besonders hat sie die beiden Pferde-Senioren Ivan und Paula in ihr Herz geschlossen. Hier berichtet sie über die Anfänge ihrer Arbeit auf dem Hof und das Glück, mit Tieren zu arbeiten: Mein Name ist Sabine und ich bin 48 Jahre alt. Vor einiger Zeit musste ich nach über zwanzig wunderschönen Jahren den letzten Weg mit meinem geliebten Pferd gehen. Wir waren seit seinem 1. Lebensjahr dicke Freunde. Am Ende ging es ihm aber so schlecht, dass ich mich für einen würdevollen letzten Gang mit ihm entscheiden musste. In diesen vielen Jahren habe ich so einige Menschen kennengelernt, unter anderem eine junge Frau, die einige Jahre zuvor ein Pferd vom ETN übernommen hat.
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Kurz und gut: Durch sie bin ich zum ersten Mal zum ETN gekommen. Vielleicht kann sich ja der ein oder andere vorstellen, wie es so in mir aussah: Soll ich wirklich fragen, ob ich dort irgendwie helfen kann? Kann ich das? Verrate ich damit nicht die Zuneigung zu meinem verstorbenen Pferd? Wir kamen also in Much an und ich dachte: „Wow, ist das schön hier.“ Als wir reingingen und uns umsahen kam mir der Gedanke, dass sich mein Kleiner hier auf diesem
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Hof auch wohlgefühlt hätte. Wir trafen genau die richtige Person, die mir ganz viel von den Tieren erzählen konnte und ich war schnell entschlossen, hier auf dem Hof irgendwie zu helfen. Mir war auch egal, um wen ich mich kümmern dürfte… Hauptsache ich würde wieder gebraucht. Die Mitarbeiterin schlug mir vor, mich doch mit den beiden Senioren Ivan & Paula zu beschäftigen. Die beiden sind auf Hof Huppenhardt getrennt von den anderen Pferden untergebracht, da Ivan fast komplett blind ist! Paula ist für Ivan einfach ALLES. Ich war so froh darüber, mich wieder kümmern zu dürfen, hatte aber auch gleichzeitig Angst. Ich will nun nicht verheimlichen, dass der Anfang mit Ivan/ Paula und mir wirklich nicht einfach war, denn Ivan ließ kaum eine Berührung zu. Ich machte ihm irgendwie Angst, obwohl sich zuvor schon eine ehrenamtliche Helferin um ihn gekümmert hatte und er Menschenkontakt gewöhnt war. Aber er kannte mich eben einfach nicht. Paula war hingegen viel aufgeschlossener und bereit gestreichelt und beschäftigt zu werden. Trotzdem merkte ich aber auch bei ihr, dass sie viele Dinge nicht tat, weil wir uns einfach noch fremd waren! Anfangs fuhr ich jedes Mal mit dem Gedanken nach Hause: Kann ich das wirklich? Doch die Antwort auf diese Frage ließ nicht lange auf sich warten. Schon nach wenigen Wochen stellte ich fest: Ja, ich kann das Vertrauen von Ivan und Paula gewinnen! Man braucht nur ein bißchen Geduld… Das Vertrauen ist nun nach fast 2 Jahren sehr groß geworden. Ivan kann mittlerweile auch in meiner Gegenwart vollkommen entspannen, das macht mich jedes Mal sehr, sehr glücklich. Ich wandle auf ganz neuen Pfaden. Das hat überhaupt nichts mit meinem alten Pferdeleben zu tun und trotzdem…oder auch vielleicht gerade deswegen macht es mich glücklich. Wir Drei sind zu einem eingespielten Team geworden.
sicher, dass wir noch ein paar glückliche Jahre miteinander verbringen werden! In der ersten Zeit auf Hof Huppenhardt wurde ich von den ETN-Mitarbeitern natürlich etwas genauer beobachtet. Das ist ja auch verständlich, denn wir kannten uns alle gar nicht und schließlich geht es um das Wohl der Tiere. Niemand hat mir aber jemals das Gefühl gegeben unerwünscht zu sein. Ganz im Gegenteil…Ich fühle mich auf Hof Huppenhardt wirklich wohl. Danke an den ETN für das Vertrauen! Fazit: Das Ehrenamt ist kein Ponyhof! Aber es ist für mich wie ein neugewonnenes Leben. Ich kann mit völliger Überzeugung schreiben: NUR MUT ZUM EHRENAMT! Sabine, ehrenamtliche Helferin auf Hof Huppenhardt
Ich habe nun noch so einige Ziele vor Augen, womit man Ivan sein Leben eventuell entspannter gestalten könnte. Ivan und Paula sind für mich ein ganz wichtiger Teil meines Lebens geworden. Natürlich denke ich auch daran, dass das Leben endlich ist... Aber deswegen keine Zuneigung und Zeit schenken?! Ich genieße einfach jeden Moment mit den beiden und ich bin mir ganz
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SENIORIN FLICKA UND IHR LEBEN MIT CUSHING Von Altersschwäche (k)eine Spur Flicka ist eine hübsche, robuste Fuchsstute mit einem eigenwilligen Charakter. Sie kam im Mai 2013 nach Hof Huppenhardt, nachdem die Tierschützerin starb, die Flicka aus erbärmlichen Gnadenhofverhältnissen rettete. Flicka ist lieb und umgänglich und verträgt sich problemlos mit anderen Stuten, doch sie leidet an dem nicht ganz ungefährlichen Equinen Cushing Syndrom.
Was ist das Cushing-Syndrom beim Pferd? Das Equine Cushing Syndrom (ECS) ist eine Hormonerkrankung, die häufig bei älteren Pferden vorkommt. Bei der Erkrankung von Cushing wird der Neurotransmitter Dopamin zu gering ausgeschüttet, weshalb sich in der Hirnanhangdrüse (sekundärer Cushing) ein gutartiger Tumor bildet. Beim primären Cushing bildet sich der Tumor in der Nebennierenrinde. Diese Art der Erkrankung von Cushing ist jedoch eher seltener. Dieser Tumor verursacht eine Überproduktion wichtiger Hormone, wie beispielsweise Cortisol. Das Hormon Cortisol beeinflusst zahlreiche Stoffwechselfunktionen, das Herz-Kreislaufsystem und das Immunsystem. Durch einen Überschuss an Cortisol können so unterschiedliche, zum Teil lebensbedrohliche Gesundheitsstörungen entstehen. Dementsprechend ist es wichtig, bei den ersten auftretenden Symptomen einen Arzt hinzuzuziehen, denn nur mithilfe einer Blutuntersuchung kann Cushing sicher diagnostiziert werden.
Cushing hat viele Symptome
Seniorin Flicka merkt man gar nicht an, dass sie an Cushing leidet
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Viele an Cushing erkrankte Tiere leiden an einer Fellwechselstörung, die besonders im Sommer sehr auffällt. Denn durch den verzögerten Fellwechsel haben die Pferde gerade in den warmen Jahreszeiten zu langes, dichtes und schließlich auch lockiges Fell. Das Fell sieht ungepflegt aus und das Pferd leidet an heißen Tagen unter der starken Wärmeentwicklung.
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Unser Senior Rex hatte auch im Sommer sehr langes Fell – ein typisches Symptom für Cushing.
Auch Hufrehe, eine Entzündung der Huflederhaut, ist ebenfalls ein häufiges und sehr schmerzhaftes Symptom von Cushing.
Die richtige Fütterung sollte niemals außer Acht gelassen werden, schon gar nicht bei alten oder erkrankten Tieren. Bei Flicka wird darauf geachtet, dass Kohlenhydrate mit hoher Glukose- und Insulinreaktion, wie z.B. Getreide, Obst Die erhöhte Hufrehegefahr, der Verlust und Karotten, vermieden werden, da an Muskulatur, das übermäßige an Cushing erkrankte Pferde sehr Schwitzen und das häufige UNTERSTÜTZEN SIE Absetzen von Harn, sowie die empfindlich auf Zucker und Stärke massiven Fellwechselprobreagieren. Auch deshalb befindet FLICKA UND WERDEN SIE leme und eine verschlechsich unsere Fuchsstute in einem terte Wundheilung für Cushing äußerst positivem JETZT PATE! GEBEN SIE IHR vermindern die LebensquaAllgemeinzustand. Infolgedessen DIE AUFMERKSAMKEIT lität jedes erkrankten Pferist es wichtig, dass unsere Tiere des. auf Hof Huppenhardt nicht ohne UND DIE LIEBE, DIE SIE Erlaubnis gefüttert werden. VERDIENT! Unserer Flicka blieben die schlimmsten Symptome glückFlicka leidet jedoch nicht nur an dem licherweise erspart - also Glück im Equinen Cushing Syndrom, sondern Unglück für unsere dickköpfige Schönzusätzlich auch an Arthrose, weshalb sie auch heit. nicht mehr reitbar ist. Dennoch ist sie ein munteres und aufgewecktes Tier, das sich über jede Gesellschaft freut. Verständlicherweise springt sie Was kann man gegen Cushing tun? nicht mehr herum, wie unsere Fohlen, doch sie Die Krankheit Cushing ist chronisch und nicht genießt vor allem im Sommer die große Wiese heilbar. Aber man kann vorbeugen und natürlich und freut sich über jede Streicheleinheit, die sie auch versuchen, die Symptome zu lindern. ergattern kann.
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EINE FREUNDSCHAFT MIT BLINDEM VERTRAUEN FÖJlerin Susanne & Andalusier Splendido Ein Pferd weiß, wann du fröhlich bist, es weiß, wann du stolz bist und es weiß, wann du eine Möhre dabei hast! Die Bedeutung dieser Worte hat mir ein ganz besonderer Lehrer beigebracht: Splendido, unser Andalusier Wallach, der durch den Grauen Star auf beiden Augen erblindet ist. Als ich mich für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) beim ETN e.V. bewarb hatte ich noch keine Ahnung, dass ich bald ein ganz besonderes Pferd kennenlernen würde. Denn das ist Splendido wirklich. Trotz seiner Blindheit versucht er tapfer, sich mit seiner Situation zurechtzufinden. Das ist ihm bestimmt nicht immer leicht gefallen. Seine frühere Besitzerin hat viel mit ihm unternommen und er hat ihr sehr vertraut. So merkte sie am Anfang gar nicht, dass Splendido immer schlechter sehen konnte. Er vertraute ihr blind. Als seine Besitzerin dann plötzlich schwer krank wurde und verstarb, muss eine Welt für ihn zusammengebrochen sein. Kurz darauf fand er auf Hof Huppenhardt ein neues Zuhause, doch seine Bezugsperson hatte er verloren. Als ich ihn zum ersten Mal sah, wusste ich sofort, dass er jemanden braucht, der viel Zeit, Liebe und Geduld für ihn hat. Sollte ich diese Person sein? Ich versuchte es anfangs mit Streicheleinheiten und konnte so ersten, engeren Kontakt mit ihm schließen. Bald jedoch merkte ich, dass er viel mehr braucht. Nur, wie sollte ich mit einem blinden, übermütigen Pferd arbeiten? Denn abgesehen von seiner Blindheit ist Splendido topfit und außerhalb seiner Box kommt auch sein spanisches Temperament durch.
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Meine Arbeitskollegin Lisa gab mir den Tipp, es mit Clickertraining zu versuchen. Natürlich musste ich Splendido erst einmal an den Clicker gewöhnen, denn am Anfang hat er sich verständlicherweise bei dem Geräusch erschrocken. Doch mittlerweile spitzt er direkt die Ohren, wenn er das Geräusch hört, weil er gelernt hat, dass es dann eine leckere Möhre gibt. Wir trainieren viel mit dem Clicker, z.B. rufe ich ihn, damit er zu mir kommt und sobald er mich mit seiner Nase berührt, gibt es einen Klick und eine Möhre. Natürlich versucht er manchmal auch ein bisschen zu schummeln, um eine Möhre zu bekommen. Doch durch unser konsequentes Training hatten wir auch schon erste Erfolgserlebnisse und es ist auch für mich schön zu merken, dass er mir schon ein Stück weit vertraut. Mir ist bewusst, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt und wir hatten auch schon Rückschläge oder Momente, in denen ich dachte: „Oh Gott, ich pack das nicht, ich habe mich übernommen.“ Aber wir haben nicht aufgegeben und wir haben viel daran gearbeitet, dem anderen langsam immer mehr zu vertrauen. Er muss lernen, dass ihm nichts passiert, wenn ich ihn führe und ich muss lernen für zwei zu sehen, immer ruhig zu bleiben und eine Stütze für ihn zu sein. Wir machen langsam Fortschritte und ich hoffe, dass ich ihn irgendwann sogar longieren kann. Doch bis dahin üben wir weiter mit dem Clicker, drehen unsere Runden auf Hof Huppenhardt und freuen uns über jeden noch so kleinen Erfolg, den wir gemeinsam errungen haben. Susanne, FÖJlerin
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MARKUS PFEUFFER Neuer Vorstandsvorsitzender des ETN Mein Name ist Markus Pfeuffer, ich bin 50 Jahre alt und habe zwei Kinder. Tiere und Tierschutz begleiten mich Zeit meines Lebens. Ich bin auf einem konventionellen Bauernhof mit Mastschweinen und Hühnern in Legebatterie aufgewachsen. Diese Eindrücke prägen mein Handeln bis heute. So habe ich beispielsweise in Hohenheim Agrarbiologie studiert mit dem Schwerpunkt Tierhaltung und mich dabei intensiv mit Tierwohl bei unseren Nutztieren auseinandergesetzt. Und leider wurde bei diesem Studium meine Befürchtung Gewissheit: Im Bereich der modernen Tierhaltung/ Tierproduktion wird das fühlende Mitgeschöpf hinter den Zahlen, Gewichten und Einheiten immer wieder vergessen. Unsere Gesellschaft tut sich schwer damit, den Nutztieren mit Respekt zu begegnen. Diese Tiere sterben für unseren Fleischkonsum und zu vielen Fleischessern ist es völlig egal, unter welchen Umständen sie aufgewachsen sind. Doch Nutztiere sind uns anvertraut; sie brauchen unser Wissen und unser Mitgefühl. Sie haben keine Stimme, die sie erheben können in den zu engen Ställen, zusammengepfercht, vorbereitet für unsere fleischhaltigen Mahlzeiten. Wir Tierschützer müssen ihre Stimme sein und auf die unsäglichen Missstände in der modernen Tierhaltung aufmerksam machen, immer und immer wieder. Unsere Gesellschaft hat die Verantwortung für unsere Mitgeschöpfe und wir Tierschützer haben die Aufgabe, unsere Mitmenschen an diese Verantwortung zu erinnern. Wir können auch zeigen, dass es anders gehen kann, dass wir heute Nutztiere so halten können, dass es ihnen in unserer Obhut gut geht, dem Tier
gerecht. Ich möchte an dieser Stelle an das Tierschutzgesetz erinnern: „Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ DAFÜR WERDE ICH MICH EINSETZTEN. Darüber hinaus bedeutet Tierschutz für mich auch über den eigenen Tellerrand hinauszudenken. Die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden ist mir wichtig; Grabenkämpfe und Selbstdarstellungen haben unseren Mitgeschöpfen noch nie gedient. Ich freue mich auf meine neuen Aufgaben und Projekte beim ETN, denn ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam viel erreichen können! Ihr Markus Pfeuffer
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RADELN, LAUFEN, ZÄHLEN! Rastvogel-Triathlon im Wattenmeer Im Rahmen eines internationalen Monitoring-Programms werden seit 1987 im schleswig-holsteinischen Wattenmeer alle zwei Wochen Wat- und Wasservögel gezählt - die sogenannten Springtidenzählungen. Dadurch können die Anzahl und Verteilung der einzelnen Vogelarten festgehalten und langfristige Bestandsveränderungen genau dokumentiert werden. Auch Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer zählen regelmäßig auf Inseln, Halligen und auch auf den äußeren Sandbänken. Auf vier Außensänden (den Halligen vorgelagerte, große Sandbänke) erfassen die betreuenden Naturschutzverbände regelmäßig die dort rastenden Vögel. Auf dem Jap- und Süderoogsand in Nordfriesland und dem Dithmarscher Blauortsand sind die jungen Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer dabei im Einsatz. Von April bis Oktober geht es alle 15 Tage bei Springflut zu Fuß hinaus ins Watt Richtung Horizont, wenn durch das Zusammenwirken von Sonne und Mond das Hochwasser besonders hoch aufläuft. Der Rastvogeltriathlon startet auf der Nordseeinsel Pellworm mit sieben Kilometer Radeln zur Abgangsstelle am Deich. Dann schließt sich
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nahtlos die zweite Disziplin, das Wattlaufen, an: Die gesamte Laufstrecke nach Süderoogsand und zurück beträgt zirka 35 Kilometer. Von Hedwigenkoog zum Blauortsand sind es immerhin 14 Kilometer durchs Watt, von Hooge nach Japsand und zurück zwölf. Für die lange Strecke von Pellworm nach Süderoogsand und zurück benötigt man 14 Stunden, zu den anderen Außensänden „nur“ um die zwölf Stunden! Die vier Pellwormer Zähler müssen in dieser Zeit zum Sand hinwandern, ihn in zwei Zweierteams komplett umrunden und dem ablaufenden Wasser folgend zügig wieder Richtung Pellworm laufen.
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Die Erfassungen auf den vier Außensänden erfolgen möglichst alle am gleichen Tag, um das Risiko
Die kurze Zeit des zur Verfügung stehenden Tageslichts macht im Winter die geschilderten Touren unmöglich. Erst ab April, wenn die Tage wieder länger werden, geht es mit diesen Zählungen los. Gut ausgerüstet mit mehreren Handys, GPS-Geräten, Kompasse und viel Enthusiasmus bewältigen die jungen Mitarbeiter immer wieder diesen Triathlon, wobei das Einhalten des Zeitplans und der Laufstrecken besonders wichtig ist, die höchste Priorität aber natürlich bei der Sicherheit liegt.
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Das Zählen der Vögel ist die dritte und wichtigste Disziplin beim „Rastvogel-Triathlon“. Im September 2016 wurden allein auf Süderoogsand Bestände von bis zu 90.000 Vögeln erfasst, welche damit zu den größten im gesamten schleswig-holsteinischen Wattenmeer gehören. Es wurden vor allem Limikolen registriert, bis zu 65.000 Knutts, 19.000 Alpenstrandläufer, 4.000 Pfuhlschnepfen, 3.600 Kiebitzregenpfeifer sowie einige Möwen und Enten.
zu minimieren, Schwärme doppelt oder gar nicht zu zählen. Dafür wird der Termin mit den günstigsten Wetter- und Wasserstandsbedingungen gewählt, was mit zusätzlicher Koordination verbunden ist.
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Die Strecken, die von den Freiwilligen durchs Watt und auf den Sänden gelaufen werden müssen, sind gewaltig und die Leistungen reichen an einen Marathon heran.
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DER WOLF Ein Rückkehrer sorgt für Aufregung Nachdem der Wolf fast 150 Jahre in Deutschland ausgerottet war, wurden im Jahr 2000 wieder Wolfswelpen in Freiheit geboren und spalten das Land seitdem in Wolfsgegner und Befürworter. Berichte über „verhaltensauffällige“ Wölfe häufen sich und sogar erste Abschusserlaubnisse für die streng geschützten Tiere werden erteilt. Nicht nur die Politik, sondern auch Tierhalter, Tierschützer, Jäger und Bürger diskutieren darüber, wie in Zukunft mit dem Wolf umgegangen werden soll. Dabei ist die Diskussion oft alles andere als sachlich, deswegen ist es umso wichtiger Vorurteile zu entkräften und Fakten zu schaffen. Einst war der Wolf eine der am weitesten verbreiteten Säugetierarten der Welt, bis der Mensch begann ihn mit systematischer Jagd in vielen Regionen der Welt auszurotten, wie hier in Deutschland. Erst im Jahr 1990 wurde der Wolf gesetzlich unter Schutz gestellt, sodass er nicht mehr gejagt werden durfte. Diese Entscheidung ebnete den Weg für seine langsame Rückkehr. Einzelne Tiere wanderten allmählich, vor allem aus Polen, wieder
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nach Deutschland ein. Mittlerweile sollen 46 Rudel, sowie weitere Paare und Einzeltiere, in Deutschland leben, wobei sich die meisten Wölfe in Brandenburg, Sachsen und Niedersachsen angesiedelt haben. Ein Rudel besteht in der Regel aus einem Wolfspaar und dessen Nachkommen, zumeist sind es zwischen vier und zwölf Tieren. Die Zahl der frei lebenden Wölfe nimmt also langsam weiter zu und mit ihr die Sorge vieler Menschen.
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Das Märchen vom bösen Wolf Die Angst vor dem Wolf sitzt bei vielen Menschen immer noch in den Köpfen, obwohl diese unbegründet ist. Der Wolf ist von Natur aus ein sehr scheues Tier. Ein gesunder Wolf bemerkt einen Spaziergänger, Jogger oder Fahrradfahrer lange bevor diese ihn sehen würden. Aufgrund seiner angeborenen Angst vor Menschen zieht er sich zurück, um einen direkten Kontakt zu meiden. Trotzdem gibt es immer wieder Berichte von Wölfen, die sich in der Nähe von Menschen aufgehalten haben. Jedoch zeigen Wölfe dieses Verhalten nur, wenn sie krank oder von Menschen gefüttert worden sind, sodass sie ihre natürliche Scheu verloren haben. Trotzdem sehen sie den Menschen nicht als Beute an. Auch junge Wölfe sind prinzipiell neugierig, aber dadurch nicht direkt gefährlich.
Der Wolf und das liebe Tier Gefährlich ist der Wolf hingegen für ungeschützte Nutztiere, vor allem Schafe und Ziegen. Wölfe sind von Natur aus Großraubtiere, sie jagen in der Natur vor allem Rehe, Rothirsche und Wildschweine, aber auch kleinere Tiere wie Hasen. Dabei macht der Wolf vor allem auf ältere, kranke oder junge Tiere Jagd, da sie eine leichte Beute sind. So übernimmt der Wolf eine wichtige Rolle im Ökosystem.
dazu, dass diese stets in einer Phase der erhöhten Reproduktion verbleibt, Verluste werden durch eine gesteigerte Fortpflanzungsrate ausgeglichen. Denn Tierpopulationen regulieren sich auf natürliche Weise selbst, nicht nur durch Beutegreifer, sondern vor allem durch natürliche Umwelteinflüsse, wie Nahrungsangebot, Witterung und Krankheiten. Zudem kann über eine gezielte Bejagung, wenn überhaupt, erst nachgedacht werden, wenn der Bestand in Deutschland eine stabile Größe angenommen hat. Diese ist laut EU für alle durch die FFH (Flora-Fauna-Habitat)-Richtlinie geschützten Arten ab einer Anzahl von 1.000 Tieren gegeben. Von dieser Größe ist die Wolfspopulation in Deutschland noch weit entfernt, sodass die Diskussion über die Bejagung zum jetzigen Zeitpunkt nicht zielführend ist. Sinnvoller wäre es über zusätzliche Schutzmaßnahmen für Nutztiere und entsprechende Förderungen nachzudenken.
Gleiches Recht für alle Fakt ist, der Wolf ist wieder zurück in Deutschland, ob es nun gefällt oder nicht. Der Wolf hat die gleiche Daseinsberechtigung in Deutschland wie andere Tiere auch. Eine Diskussion hierüber ist unangebracht. Der Mensch muss einfach wieder lernen mit dem Wolf zu leben.
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Sind Nutztiere, wie Schafe oder Ziegen, nicht ausreichend geschützt, kann es passieren, dass der Wolf auch hier Beute macht, denn die Beute wird ihm hier quasi auf dem Silbertablett serviert. Um Wolfsrisse bei Nutztieren zu verhindern, helfen elektrische Schutzzäune oder Herdenschutzhunde. Beide Maßnahmen sind aufwändig und teuer und insbesondere Schutzzäune bieten bei „erfinderischen“ Wölfen teilweise keinen hundertprozentigen Schutz. Der Unmut der Tierhalter ist also verständlich und auch die finanzielle Entschädigung bei Wolfsrissen stellt verständlicherweise nur einen schwachen Trost dar.
Die unnötige Diskussion über Jagd Deswegen gibt es auch viele Stimmen, die die Jagd auf Wölfe fordern. Jedoch ist die Jagd durch den Schutzstatus, dem der Wolf unterstellt ist, nicht nur generell verboten, sondern es ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass eine Bejagung kontraproduktiv ist, um Populationen zu verkleinern. Jagddruck führt in einer Wildtierpopulation
Der Wolf Wissenschaftlicher Name: Canis lupus Schulterhöhe: 70-90 cm Lebenserwartung in Freiheit: 13 Jahre Tragzeit: 9 Wochen Wurfgröße: 4-6 Welpen
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GEMEINSAM FÜR DIE WISENTE Trägerverein und Europäische Tier- und Naturschutz-Stiftung gehen eine strategische Partnerschaft ein Nun ist es offiziell: Auf einer Pressekonferenz am 16.01.2017 wurde die Zusammenarbeit der ETN-Stiftung und der Wisent-Welt-Wittgenstein vor zahlreichen Pressevertretern bekanntgegeben. Die ETN-Stiftung wird den Trägerverein des Wisentprojektes in Bad Berleburg als strategischer Partner vorerst über einen Zeitraum von drei Jahren mit 100.000 Euro jährlich unterstützen. Die ETN-Stiftung fördert mit der jährlichen Unterstützung sowohl Sach- als auch Personalkosten des Vereins. Die finanzielle Förderung wird gezielt eingesetzt, denn als strategische Partner entscheiden die ETN-Stiftung und der Wisent-Verein gemeinsam, welche Unterstützung dringend benötigt wird und wo das Geld am sinnvollsten eingesetzt werden kann. So wird beispielsweise Wisentranger Jochen Born als Mitarbeiter von der ETN-Stiftung finanziert. Ein wichtiges Anliegen ist der Stiftung auch die wissenschaftliche Begleitforschung. Mit der finanziellen Unterstützung der ETN-Stiftung wird deshalb eine halbe Planstelle eigens für diese wissenschaftliche Forschung geschaffen, die in Zusammenarbeit mit
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der Tierärztlichen Hochschule Hannover erfolgen soll. Die Hochschule war auch schon Partner des Vereins, als das Projekt in der Zeit von 2011 bis 2015 vom Land Nordrhein-Westfalen und dem Bundesamt für Naturschutz gefördert worden war. „Diese strategische Partnerschaft“, erklärt der erste Vorsitzende des Wisent-Vereins, Bernd Fuhrmann, „stellt das Wisent-Projekt auf ein zukunftsfähiges, sicheres und stabiles Fundament. Die Partnerschaft mit der ETN-Stiftung erlaubt es uns, wichtige Aufgaben für das Artenschutzprojekt nachhaltig zu leisten, zu sichern und sogar noch auszubauen. Das ist ein gewaltiger Schritt für das einzigartige Wisent-Projekt.“
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Ein Projekt mit Zukunft Momentan hat das Wisentprojekt im Wittgensteiner Land mit einigen Problemen zu kämpfen, allen voran der Rechtsstreit mit zwei Waldbauern, der im Mai 2017 vor dem Oberlandesgericht fortgesetzt wird. Trotzdem ist die ETN-Stiftung sich sicher, dass es sich bei der Wiederansiedlung des Wisents um ein Projekt mit Zukunft handelt, das in Deutschland in einigen Jahren auch Nachahmer finden wird. „Wir sehen in der Wiederansiedlung der Wisente im Rothaargebirge ein herausragendes Natur- und Artenschutzprojekt mit großer Strahlkraft. Wir haben uns bei mehreren Besuchen vor Ort und zahlreichen Gesprächen mit den Verantwortlichen über das Projekt informiert und sind von seiner regionalen wie internationalen Bedeutung überzeugt“, begründet Heinz Wiescher das Engagement der ETN-Stiftung für die Wisente. „Wir sind ein kleiner Verein mit einem großen Projekt“, sagt Bernd Fuhrmann: „Deswegen freuen wir uns sehr über die strategische Partnerschaft mit der ETN-Stiftung. Sie sichert das Projekt ab und gibt uns den benötigten Spielraum für die vielfältigen Aufgaben.“
Das Wisent
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Wissenschaftlicher Name: Bos bonasus Schulterhöhe: Männchen 1,88 m, Weibchen 1,67 m Gewicht: Männchen 500-800 kg, Weibchen 300-500 kg Lebenserwartung in Freiheit: 24 Jahre Tragzeit: 264 Tage Wissenswertes: Erwachsene Tiere benötigen 30-60 kg Futter pro Tag. Sie leben rein vegetarisch von Laub, Wurzeln, Rinde und Gras.
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ETN-STIFTUNG SPENDET TRANSPORTER AN BÄRENPARK „LIBEARTY“
Feierliche Übergabe an Cristina Lapis In unseren letzten Ausgaben der „Respektiere“ berichteten wir bereits über die wunderbare Arbeit der Tierschützer im Bärenpark „Libearty“ in der Nähe von Brasov (Rumänien). Nun hat die ETN-Stiftung mit einer großzügigen Spende die Arbeit des Bärenparks erneut unterstützt. Der Bärenpark „Libearty“ in der Nähe von Brasov ist ein Refugium für Braunbären und Wölfe, die ihr ganzes bisheriges Leben lang in Zoos, Zirkussen
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oder bei Privatleuten schlecht gehalten wurden. Mittlerweile beherbergt der Park über 80 Bären aus aller Welt sowie 11 Wölfe auf 80 Hektar. Eine
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Der gestiftete Transporter mit Logo der ETN-Stiftung und des Bärenparks
Auswilderung in die Natur wäre für keines der Tiere möglich, denn in ihrem früheren Leben haben sie nie gelernt, sich in freier Wildbahn zurechtzufinden. In engen Käfigen oder an der Kette fristeten sie ihr Dasein und können nun ohne die Hilfe des Menschen nicht mehr überleben. Der Bärenpark in Brasov mit seinen weitläufigen Wäldern, Teichen und Höhlen ermöglicht diesen geschundenen Tieren ein annähernd natürliches Leben und sie blühen hier sichtbar auf. Durch die reiche Strukturierung des Parks können die Tiere voreinander ausweichen, so dass Sozialstress vermieden wird. Im Bärenpark können die Tiere sich somit endlich von den Strapazen ihres früheren Lebens erholen und ihr natürliches Verhalten ausleben.
Ein neues Transportmittel mithilfe der ETN-Stiftung Der Futterbedarf der zahlreichen Bären und Wölfe ist immens und die Straßen rund um den Bärenpark sind selbst im Sommer nicht gut befahrbar. Um trotzdem die zahlreichen Futterspenden von Supermärkten und Privatleuten in den Park transportieren zu können, braucht es also ein
zuverlässiges Transportmittel, das auch bei schweren Lasten nicht gleich in die Knie geht. Bisher fehlte solch ein Fahrzeug im Bärenpark, das Futter musste mühselig mehrmals am Tag mit alten Geländewagen abgeholt und zum Park transportiert werden. Dieses Problem hat die ETN-Stiftung nun beseitigt und Ende 2016 einen Transporter an den „Libearty“-Park gespendet. Im November wurde der Renault Master feierlich an Cristina Lapis, Gründerin des Bärenparks, übergeben und hatte gleich seine erste Bewährungsprobe: Zahlreiche Kisten mit Obst, Gemüse und Brot und ein Fass Honig – ein Leckerbissen für die Bären – mussten transportiert werden. Cristina Lapis freut sich sehr über die Unterstützung durch die ETN-Stiftung: „Wir sind froh, nun endlich ein großes Fahrzeug für den Transport unser Futtermittel zu haben. Früher mussten wir mehrmals am Tag fahren, um alle Futterspenden in den Park zu transportieren, mit dem neuen Transporter reicht eine Fahrt. Dadurch sparen wir viel Zeit und Geld. Im Namen unserer Tiere danken wir der ETN-Stiftung von Herzen für die Spende!“
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RESPEKTIERE | PARTNER
SETZEN SIE EIN ZEICHEN GEGEN DIE MASSENTIERHALTUNG!
Schenken Sie einer ausgebeuteten Kuh den wohlverdienten Ruhestand im Kuhaltersheim von „Erika & Friends“ Bereits in der letzten Respektiere berichteten wir von dem außergewöhnlichen Projekt der Familie Michiels, ihren ehemals konventionellen Milchviehbetrieb in das Kuhaltersheim „Erika & Friends“ umzuwandeln. Die Familie setzt damit ein wichtiges Zeichen gegen die gängigen Praktiken in der Nutztierhaltung und für ein Umdenken hin zu artgerechter Landwirtschaft und der Wertschätzung von „Nutz“tieren. In der konventionellen Nutztierhaltung müssen Kühe jedes Jahr ein Kälbchen gebären, welches ihnen kurz nach der Geburt entrissen wird, um tausende Liter Milch zu produzieren. Sobald die Milchleistung sinkt, werden die Hochleistungskühe
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geschlachtet. Aufgrund des körperlichen Drucks, dem die Kühe ausgesetzt sind, ist das zumeist nach vier bis fünf Jahren der Fall, obwohl eine Kuh eine natürliche Lebenserwartung von etwa 20 Jahren hat.
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DIE SPENDEN WERDEN DIREKT UND ZU
100% AN ERIKA & FRIENDS WEITERGELEITET.
In dem Kuhparadies von „Erika & Friends“ am Niederrhein bekommen ausgediente Milchkühe die Chance alt zu werden. Sie brauchen keine Milch mehr geben und können ihr Leben, fernab von der immer noch verbreiteten saisonalen Anbindehaltung, auf den Weiden oder in ihrem Laufstall genießen. Sie erfahren dort die Wertschätzung, die ihnen als fühlende Wesen zusteht, aber Millionen von Kühen in der heutigen Massentierhaltung verwehrt bleibt. Doch ohne Unterstützung kann dieses tolle Projekt nicht bestehen. Neben den Kosten für Futter und Tierarzt, werden auch noch dringend Gelder für den Bau von Weideunterständen, den Kauf von Futterraufen und den Ausbau des Laufstalls benötigt. Helfen Sie diesem tollen Projekt und unterstützen Sie es bitte mit einer Spende!
Bitte nutzen Sie hierfür folgendes Konto: Europäischer Tier- und Naturschutz e.V. IBAN: DE22 3705 0299 0007 0070 06 BIC: COKSDE33 Kreissparkasse Köln Verwendungszweck: Erika & friends
Vielen Dank im Namen der Kühe!
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PARTNER RESPEKTIERE | RUBRIK
WIE TIERLIEBE GEGEN UNBARMHERZIGE KÄLTE HILFT Die Arbeit des „Centar za mesance“ im Winter Der Winter ist hart in Serbien, Temperaturen um -20 °C und fortwährender Schneefall sind keine Seltenheit. Die bittere Kälte setzt besonders den herrenlosen Hunden und Katzen im Land schwer zu. Das „Centar za mesance“, unser Partnerverein in der Hauptstadt Belgrad, versucht, möglichst vielen Streunern über den Winter zu helfen. Jelena Jankovic, Leiterin des Kastrationszentrums, berichtet über ihren Einsatz für die Streuner Belgrads: Unsere Tiere im „Centar za mesance“ genießen den Winter, sie lieben es im Schnee zu spielen und toben manchmal stundenlang in unserem Garten herum. Danach können sie es sich in unseren warmen Räumen gemütlich machen; sie haben von der Kälte nichts zu befürchten. Anders ist das bei all den streunenden Hunden und Katzen in unserer Stadt. Sie haben keinen warmen Platz, an dem sie unterkommen können, für sie kann der Winter lebensbedrohlich sein. Auch in der Umgebung unseres Kastrationszentrums gibt es einige Streuner, um die wir uns im Winter besonders intensiv kümmern. Mit dem ersten Schnee kamen einige herrenlose Katzen zu uns und suchten Schutz in unserem Garten. Manchmal denken wir, es spricht sich unter den Katzen herum, dass wir ihnen Schutz und Futter bieten, denn in jedem Winter finden
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sich einige Tiere bei unserem Zentrum ein. In einem ungestörten Teil unseres Gartens haben wir für die Streunerkatzen Häuser errichtet, die mit Styropor und Stroh gegen Kälte isoliert sind. Auch Futter und frisches Wasser erhalten unsere „Zuwanderer“ regelmäßig. Die Katzen nehmen die Hilfe dankbar an, an sonnigen Tagen kommen sie sogar bis an unsere Fenster und schauen durch die Scheibe unserer Arbeit im „Centar“ zu. Wir freuen uns jedes Mal über solche Besuche, denn jede Streunerkatze, die den Weg zu uns findet, muss den harten Winter nicht auf Belgrads Straßen durchstehen. Auch Katzen, die bei uns kastriert worden sind, bleiben oft in der Nähe unseres kleinen Häuschens, denn auch sie finden in eigens für sie gebauten Hütten Schutz und werden regelmäßig versorgt.
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Die Kälte ist gnadenlos Immer wieder finden wir auch Hunde in Belgrad, die krank oder alt sind und so der Kälte schutzlos ausgeliefert sind. So beispielsweise auch ein alter Hund, der lange in der Nähe einer Busstation lebte. Er war sehr alt und bewegte sich sehr schwerfällig, später fanden wir heraus, dass er unter starken Gelenksentzündungen litt. Eines Abends, als ich vom „Centar“ nach Hause fuhr,
Unsere Facebook-Freunde sind sehr aktiv, auch vier Welpen, die wir bei -12 °C ganz allein auf der Straße fanden, konnten wir über einen Aufruf gut unterbringen.
fand ich ihn mit Schnee bedeckt an der Bushaltestelle liegen. Natürlich konnte ich ihn dort nicht liegen lassen, und so fand der alte Rüde vorerst in unserem Kastrationszentrum Unterschlupf. Mittlerweile wurde er an tierliebe Menschen in einem Tierasyl vermittelt und wird wegen seiner Gelenkprobleme therapiert. Für den alten Hund bedeutete der Winter nicht das Ende, sondern einen Neuanfang und solche Moment sind es, die mich immer wieder für die harte Arbeit im Kastrationszentrum belohnen.
ten. Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder, gleichgültig ob es stürmt oder schneit, für unsere Straßentiere einzusetzen und gleichzeitig Aufklärungsarbeit bei den Einwohnern zu leisten. In den zwanzig Jahren unserer Arbeit konnten wir, nicht zuletzt durch die Unterstützung des ETN, schon vielen Tieren helfen und wir sind dankbar für jedes Leben, das wir retten können.
Nicht alle Streuner haben Glück und werden rechtzeitig gefunden, wie viele Tiere in jedem Winter in Belgrad sterben, kann man nur vermu-
Jelena Jankovic, Belgrad
Nicht alle Straßenhunde benötigen ein neues Zuhause, vielen kann man auch einfach durch den Bau einer Hundehütte helfen. Dabei hilft uns auch unser Stadtbezirk Palilula sehr. Für Zucko, ein Streuner, der sich in der Nähe unseres Zentrums niedergelassen hat, haben wir eine neue Hütte durch einen Facebook-Aufruf bekommen.
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PIWI UND DIE PLASTIKSUPPE ETN-Stiftung unterstützt ein erfolgreiches Bildungsprojekt Durch eine Förderung des Umweltbundesamtes konnte die Meeresschutzorganisation „Project Blue Sea“ im Jahr 2015 ein Bildungsprojekt realisieren, das in dieser Form einzigartig in Deutschland ist. „PIWI und die Plastiksuppe“ erzählt die Geschichte des Poolroboters PIWI, der sich auf den Weg macht, um der Vermüllung von Flüssen und Meeren auf den Grund zu gehen. Normalerweise reinigt PIWI Swimmingpools, doch dann erzählt ihm Streunerkatze Wilma, dass die Bäche und Flüsse längst nicht so sauber sind wie ein Schwimmbad. PIWI will sich selbst davon überzeugen, wie viel Müll in Flüssen und Seen herumschwimmt und gelangt am Ende seiner abenteuerlichen Reise sogar bis ans Meer.
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„Das wichtigste Kriterium war für uns, dass das Angelika Heckhausen von Project Blue Sea holte Buch und die Bildungskoffer kostenlos erhältlich in ihrer Eigenschaft als Autorin und Projektleiteund somit zugänglich für Jedermann sind“, so rin mit Klaus Döring und Manfred Schaller zwei Heckhausen. Profis ins Boot, welche die Inhalte in kindgerechte Sprache und Grafik umsetzten. Erschaffen wurde Die Förderung durch das Umweltbundesamt für ein lehrreiches Kinderbuch, das für Kinder im die 1. Auflage beinhaltete den Druck von insgeAlter zwischen 6 und 12 Jahren konzipiert wurde samt 11.000 Büchern. Nachdem das Buch von und die Problematik des Meeresmülls sowie den vielen Stellen beworben wurde und eine ganzen möglichen Weg unseres WohlFlut von Anfragen Project Blue Sea standsmülls bis ins Meer erzählt. „Es erreichten, schmolz der Vorrat der war uns wichtig, ein qualitativ hochSÄMTLICHE Bücher von Woche zu Woche wertiges und ansprechendes Buch sichtlich dahin. Besonders die für junge Menschen zu erschaffen, INFORMATIONEN zahlreichen Anfragen von Schudas lehrreich ist und zudem die RUND UM DAS len, welche das Buch in ihren Leser mit einer spannenden AbenBILDUNGSPROJEKT: Unterricht mit aufnehmen wollteuerreise des Hauptdarstellers „PIWI“ fesselt“, berichtet Angelika ten und daher gleich komplette WWW.PIWIPEDIA.DE Heckhausen. Klassensätze von 20-30 Exemplaren anforderten sorgten dafür, dass Neben dem Buch wurde eigens die PIWI bereits nach einem Jahr vergriffen war. Als Konsequenz daraus holte sich Webseite www.piwipedia.de erstellt, die sämtliche Informationen rund um das Bildungsbeispielsweise das Ministerium für Bildung und Kultur des Landes Saarland bei Project Blue Sea projekt bereitstellt. Auch wurden zwei Bildungsdie Genehmigung ein, um eigens eine 2. Auflage koffer geschaffen, die kostenlos an Schulen für Schulen im Saarland fertigen zu dürfen. und bildungsfördernde Institutionen ausgeliehen werden. Seitdem sie existieren, touren beide Nun war jedoch guter Rat teuer, um das erfolgreiKoffer quer durchs Land und sind permanent che Projekt insgesamt weiterführen zu können. ausgebucht.
Der Bildungskoffer zu „PIWI und die Plastiksuppe“ wird kostenlos an Schulen verliehen.
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Als die Europäische Tier- und Naturschutz-Stiftung davon erfuhr, dass „PIWI und die Plastiksuppe“ aufgrund von fehlenden Finanzmitteln kurz vor dem Aus stand, entschied man sich, hier helfend und schnell einzugreifen. Weitere Unterstützung erfuhr Project Blue Sea unter anderem erneut durch das Umweltbundesamt, welches sich bereit erklärte, den Versand der geplanten 3. Auflage zu übernehmen. „Wir waren mehr als glücklich, noch vor dem Jahreswechsel ins Jahr 2017 die 3. Auflage unseres
Buches anbieten zu können und allen Menschen, die seit geraumer Zeit auf der Warteliste standen ihr Exemplar zukommen zu lassen“, freut sich Angelika Heckhausen. Die 3. Auflage umfasste insgesamt 7.450 Exemplare, von denen bereits schon wieder 5.000 Stück (Stand Januar 2017) versendet wurden. Project Blue Sea realisiert derweil eine neue, 4 !!! Auflage. Auch hier beteiligt sich die ETN-Stiftung gerne.
Lehrer oder Gruppenleiter können bei der ETN-Stiftung ein Exemplar anfordern!
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Unser Beitrag zum Umweltschutz: Der Inhalt von „RESPEKTIERE“ ist mit Blick auf Nachhaltigkeit auf ein Recycling-Papier mit 100%-igem Altpapieranteil gedruckt.
Tierschutz - auch über Grenzen hinaus Der ETN e.V. ist ein zuverlässiger und starker Partner für zahlreiche Tier- und Naturschutzvereine im In- und Ausland. In Zusammenarbeit mit dem ETN leisten unsere Partner europaweit wertvolle Arbeit und setzen sich auch unter schwierigen Bedingungen für das Wohl der Tiere vor Ort ein. So können wir mithilfe unserer Partner in ganz Europa für den Schutz der Tiere und die Erhaltung unserer Natur kämpfen.
Unsere Partner im In- und Ausland sind genauso wie wir immer für die Belange der Tiere da. Sollten Sie, liebe ETN-Freunde, uns oder unsere Partner brauchen, scheuen Sie sich bitte nicht uns zu kontaktieren.
Kanarische Inseln
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