4/2014
Tierquälerei im Weihnachtsbraten Der Krieg in der Ukraine Fracking
Nötiges Übel oder unnötiges Risiko?
Inhalt
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Inhalt Editorial
Seite 46 Die Perrera Cuenca in Spanien
Focus Seite
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Tierquälerei im Weihnachtsbraten
Umwelt
In eigener Sache Seite
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Seite 11 Seite 12 Seite 12 Seite 13
ETN-Kastrationsaktion in Dnepropetrovsk und Zaporogje Das ETN-Katzenschutzprojekt auf Lanzarote Wie Müll entsorgt - und doch glücklich geworden Schüler der Marie Durand Schule besuchen Hof Wiesenfeld Tiere von Hof Wiesenfeld suchen ein Zuhause
Magazin Seite 15 Seite 16 Seite 20 Seite 26 Seite 27 Seite 28
Podenco Sam Wie geht es ihm heute? Der Krieg in der Ukraine Zehn Neujahrsvorsätze, die die Welt retten Leserbrief zum Artikel "Um eines kleinen Bissens Fleisches willen" Veganismus - Beweggründe, auf tierische Produkte zu verzichten International Coastal Cleanup Day 2014
Seite 29 Seite 34
Fracking Nötiges Übel oder unnötiges Risiko? Biologische Invasoren Die Schattenseiten der Globalisierung
Service Seite Seite Seite Seite
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Serie "Mehr Platz für wilde Tiere" - Teil 2: Ein Garten für Igel und Fledermäuse Serie "Artgerechte Tierhaltung" - Teil 7: Farbratten ziehen ein Buchvorstellung "Noras Traum" Respektierchen Unsere Seiten für Kinder
Partner Seite Seite Seite Seite
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Die Perrera Cuenca in Spanien TSV Marsberg - Tierschutz ohne Grenzen Hundehilfe Deutschland e.V. Unsere Einsatzgebiete in Europa
News Seite 51
News
Seite 49 Hundehilfe Deutschland e.V.
Impressum Herausgeber
Redaktion
Europäischer Tier- und Naturschutz e.V. Hof Huppenhardt, D - 53804 Much Tel.: 0 22 45 - 61 90-0 Fax: 0 22 45 - 61 90-11 eMail: info@etn-ev.de VR 2454, Amtsgericht Siegburg Der ETN e.V. ist als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.
Julia Vasbender eMail: j.vasbender@etn-ev.de Tel.: 0 22 45 - 61 90-0
Mitgliederverwaltung ETN e.V. Hof Huppenhardt, D - 53804 Much Tel.: 0 22 45 - 61 90-17 Fax: 0 22 45 - 61 90-11 eMail: mitgliederbetreuung@etn-ev.de
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ETN im Internet www.etnev.de Druck Hofmann Druck GmbH & Co. KG 90411 Nürnberg Cover - Jan Peifer Rückseite - Andrea Damm_pixelio.de Bilder laut Quellenangabe sowie sxc.hu
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Respektiere
Editorial
Liebe Mitglieder und Freunde des ETN, sicherlich haben Sie in den Nachrichten das ein oder andere Mal davon gehört und vielleicht auch in unserem Newsletter davon gelesen: Der Krieg im Osten der Ukraine nimmt kein Ende. Unter den Zivilisten in den Regionen um Donetsk und Lugansk gab es bereits viele Todesopfer, und auch die Tiere in der Region leiden unglaublich unter dem Bürgerkrieg. Menschen, die vor den Granatenangriffen geflohen sind, haben ihre Haustiere zurückgelassen, und die Straßentiere wissen kaum mehr, wo sie sich vor den Granatenhageln verstecken sollen. Die wenigen Tierschützer, die noch in den bombardierten Städten geblieben sind, müssen jeden Tag um ihr Leben und das ihrer Schützlinge fürchten. Seit Beginn des Krieges gibt es eine Spendenaktion des ETN e.V. für die Tierheime der Ost-Ukraine in Lugansk, Donetsk, Gorlovka, Pervomajsk und Stachanow. Bis Redaktionsschluss kam eine unglaubliche Spendensumme von mehr als 10.000 Euro zusammen; dafür möchten wir Ihnen an dieser Stelle herzlich danken! Näheres zur Situation der Tierheime der Ost-Ukraine, und wie Sie auch weiterhin spenden können, erfahren Sie ab Seite 16. Unsere Weihnachtsausgabe beschäftigt sich diesmal außerdem mit dem Thema „Ernährung“. Angesichts wachsender Hungersnöte auf der Welt, der Zerstörung von einzigartigen Ökosystemen wie beispielsweise dem Amazonas-Regenwald für den Anbau von Tierfutter, der wachsenden Bedrohung durch Antibiotika-Resistenzen und gravierender Tierschutzprobleme in der Massentierhaltung sollte jeder Verbraucher seinen Fleischkonsum kritisch hinterfragen. Insbesondere die Frage nach dem Weihnachtsbraten liefert viel Diskussionsstoff und sollte in Hinblick auf den Tierschutz sorgsam überdacht werden.
kannt wurde, dass es sich bei den Hunden nicht um Straßenhunde, sondern um Wachhunde auf einem Privatgrundstück handelte, wurde das Tötungsgesetz nach dem Vorfall im Eilverfahren erlassen und wird seitdem grausam und ohne jede Rücksicht auf Tierschutz und Tierschützer umgesetzt. Tausende Hunde, darunter kastrierte Tiere und Hunde, die einen Besitzer haben, wurden bisher brutal gefangen und in städtische Tierheime verschleppt, wo sie oft schon nach kurzer Zeit erschlagen oder mit illegalen Substanzen vergiftet werden. Die Tiere, die nicht getötet werden, verhungern langsam oder sterben an Krankheiten und bei Beißvorfällen. Seit Juni 2014 ist das Tötungsgesetz eigentlich auf Eis gelegt, da ein Bukarester Gericht festgestellt hat, dass die Durchführungsbestimmungen des Gesetzes nicht zulässig sind. Dennoch wird in vielen Städten, allen voran Bukarest, weiterhin gefangen und getötet. Um die Tierschützer in Bukarest im Kampf gegen die Streunertötungen gezielt zu unterstützen, hat sich die ETN-Stiftung daher entschlossen, finanzielle Hilfe beim Aufbau einer Streuner-Klinik des Vereins „Dog Rescue Romania“ zu leisten. Einen ausführlichen Bericht zu dieser Kooperation werden wir in der nächsten „Respektiere“-Ausgabe veröffentlichen. Wir danken Ihnen, liebe Mitglieder und Spender, für die kontinuierliche Unterstützung unserer Projekte und wünschen Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche Weihnachtszeit!
Ihr ETN-Team
Ein weiteres Thema, das uns in diesem Jahr beschäftigt hat, war natürlich die schreckliche Situation der Straßenhunde in Rumänien. Seit September 2013 dürfen Streuner in städtischen Tierheimen nach einer Frist von vierzehn Tagen getötet werden. Auslöser für die Durchsetzung dieses Euthanasiegesetzes war der tödliche Angriff mehrerer Hunde auf einen rumänischen Jungen in Bukarest. Obwohl schnell be-
Respektiere
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Focus
Tierqu채lerei
Foto: Jan Peifer
im Weihnachtsbraten
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Respektiere
Focus
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n Weihnachten möchte man sich für das Festtagsmenü mal etwas Besonderes gönnen, nicht einfach den üblichen Schweinebraten oder die immer wieder aufgetischte Rindsroulade. Gerade an Weihnachten greifen viele Menschen deshalb gerne zu Fleisch, das man sonst eher selten isst, und so krönt ein aufwändig zubereiteter Gänse-, Puten- oder Kaninchenbraten dann allzu oft das Festtagsessen. Bei diesem Fleisch handelt es sich weitgehend um Nischenprodukte, da sie in Deutschland fast ausschließlich zu besonderen Anlässen verzehrt werden, und oft geht mit dem Bewusstsein um die „Besonderheit“ des Bratens auch die Annahme einher, das entsprechende Tier sei artgerecht gehalten worden. Massentierhaltung kennt man schließlich eher von Hühnern oder Schweinen. Doch auch bei der Kaninchen-, Gänse- oder Putenhaltung ist die industrielle Mast mittlerweile angekommen, und im Gegensatz zur Schweine- oder Hühnerhaltung gibt es hier nicht einmal gesetzliche Vorschriften. Mastkaninchen, Gänse und Puten waren bis vor einigen Jahrzehnten vor allem bei Privatleuten zu finden, welche die Tiere für den Eigenbedarf oder für den Verkauf an Verwandte und Bekannte züchteten und mästeten. Dabei war die Haltung der Tiere meist nicht gerade artgerecht; Stallkaninchen beispielsweise wurden und werden noch heute oft in kleinen Holzställen ohne nennenswerten
Foto: Jan Peifer
Respektiere
Ein traditioneller Weihnachtsbraten – Welche Tierqual dahinter steckt, sieht niemand mehr. Foto: Barbara Eckholdt_pixelio.de
Auslauf gehalten, in denen sie ihre natürlichen Verhaltensweisen kaum ausleben können. Somit stellt schon die Kaninchenmast bei Privathaltern ein grundlegendes und nicht zu unterschätzendes Tierschutzproblem dar, denn mehr als 67 % des in Deutschland konsumierten Kaninchenfleischs stammen von privaten Züchtern, und es ist zu erwarten, dass nur ein Bruchteil dieser Tiere artgerecht mit genügend Auslauf und gesunder Ernährung gehalten wurde. Doch seit die Nachfrage nach Kaninchenfleisch steigt, ist mit
der industriellen Kaninchenmast ein weiteres Problem hinzugekommen. Leben in Drahtkäfigen Seit den 1960er Jahren bis Beginn der Jahrtausendwende hat sich die Produktion von Kaninchenfleisch in Deutschland verdoppelt, und im Jahr 2011 wurden in Deutschland Schätzungen zufolge etwa 14 Millionen Mastkaninchen gehalten. Dies entspricht ungefähr 15 % des gesamten in Deutschland konsumierten Kaninchenfleischs, Tendenz steigend. Gibt es für Privathalter keine Vorschriften zur Haltung von Kaninchen, so existieren diese für industrielle Mastanlagen schon gar nicht. Zwar wurde im August dieses Jahres die Nutztierhaltungsverordnung um einen Abschnitt zur Haltung von Kaninchen ergänzt, doch sind die Verbesserungen marginal. Die konventionelle Haltung von Mastkaninchen gleicht heute nach wie vor einer Legebatterie; die Kaninchen werden in fensterlosen Räumen in Gruppen von bis zu acht Tieren in mehrstöckigen Drahtkäfigen gehalten. Kaninchen sind sehr bewegungsfreudige Tiere, doch in den Käfigen mit einer Höhe von 30 bis 40 cm können sie sich nicht einmal aufrichtigen, geschweige denn laufen. Ein Verkümmern des gesamten Bewegungsapparates ist die Folge, und durch das ständige Sitzen auf nacktem Gitter ohne Einstreu erleiden die Tiere
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Focus schmerzhafte Verletzungen an den Läufen. Obwohl Kaninchen Fluchttiere sind und sich normalerweise bei der kleinsten Bedrohung zurückziehen, haben die Käfige keinerlei Strukturierung oder Versteckmöglichkeit. Stattdessen sind sie von allen Seiten einsehbar und versetzen die Tiere so in permanenten Stress. Auch vor Artgenossen, die den Käfig mit ihnen teilen, können sich die Kaninchen nicht zurückziehen, was zu einem übersteigerten aggressiven Verhalten und zu schweren Verletzungen führen kann. Verhaltensstörungen wie Selbstverstümmelung oder stereotypes Im-Kreis-Laufen sind außerdem in Kaninchenmastanlagen an der Tagesordnung. Für die Mast werden – wie auch bei anderen Nutztieren üblich – spezielle Hochleistungshybride eingesetzt, die sehr schnell wachsen und große Fleischpartien ausbilden. Dazu wird ihnen Mastfutter in Form von Pellets gefüttert, struktur- und rohfaserreiches Futter (wie beispielsweise Heu) gibt es nicht. Dadurch erreichen die Tiere bei der Intensivmast schon nach 90 Tagen ein vollkommen unnatürliches Schlachtgewicht von 3 kg, was schwere gesundheitliche Folgen für den gesamten Organismus nach sich zieht. Das interessiert in den Mastanlagen freilich niemanden, denn das Schicksal der Tiere ist ohnehin besiegelt und Verlust ist einkalkuliert. Im Durchschnitt sterben 7 % der Kaninchen bereits vor Ende der Mast, doch nichtsdestotrotz lohnt sich das Geschäft für die Betreiber der Mastanlagen.
Glückliche Gänse auf grünen Wiesen? Das schreckliche Schicksal der Mastkaninchen wird geteilt von der Weihnachtsgans, die ihr Leben bis zu ihrem Ende als Festtagsbraten schon längst nicht mehr in Kleingruppen auf grünen Wiesen verbringen darf. Zwar gibt es auch Freilandgänse zu kaufen, die sich im Preis deutlich von Tieren aus Intensivmast unterscheiden, doch wächst der Anteil von Gänsen aus Großmastanlagen kontinuierlich; rund 700.000 Gänse quälen sich derzeit in deutschen Mastanlagen. Im Gegensatz zu den Mastkaninchen werden Gänse nicht in Käfige gesperrt, das macht aber angesichts der katastrophalen Haltungsbedingungen bei Mastgänsen kaum einen Unterschied. In großen Hallen werden Tausende Tiere gleichzeitig gehalten, so dass für das Einzeltier gerade mal ein halber Quadratmeter Platz zur Verfügung steht. Die künstliche Beleuchtung täuscht einen verlängerten Tagesrhythmus vor, um die Tiere zu übermäßigem Fressen zu animieren. Je nach Mastmethode sind die Gänse nach 10 bis 16 Wochen schlachtreif, was auch hier wieder durch eine spezielle und vollkommen unnatürliche Futterzusammensetzung garantiert wird. Die Folgen der Turbomast sind bei Gänsen ähnlich wie bei Kaninchen: Verhaltensstörungen, Verletzungen und Deformationen des Bewegungsapparates, Autoaggression und Atemnot durch das starke Übergewicht. In Folge der schlechten hygienischen Bedingungen in den Masthallen, in denen die Gänse
Mehrere Tausend Puten werden in engen, stickigen Hallen wochenlang gemästet. Foto: Jan Peifer
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wochenlang im eigenen Kot stehen, breiten sich Infektionskrankheiten schnell aus, die prophylaktisch mit Antibiotika behandelt werden. So wird mit dem Weihnachtsbraten gleich ein Medikamentencocktail gratis dazu geliefert … Haltungsverordnungen für Mastgänse gibt es – wie schon für Mastkaninchen – nicht. Bei Gänsefleisch handelt es sich trotz 6 Millionen verzehrter Gänse pro Jahr immer noch um ein Nischenprodukt, für das der Gesetzgeber bisher keinen Regelungsbedarf sah. 77 % der Gänse werden momentan aus dem Ausland importiert, zusätzlich dazu auch ein auf besonders abscheulichem Wege erzeugtes Gänseprodukt: Stopfleber oder Foie Gras. Das Stopfen von Gänsen ist in Deutschland mittlerweile verboten, nicht aber der Import von Stopfleber, und so ist Deutschland mittlerweile der Hauptabnehmer von Gänsestopfleber aus dem Ausland (v.a. Frankreich, Belgien, Spanien und Ungarn). Beim Stopfen wird den Gänsen mehrmals täglich ein Metallrohr in den Hals gesteckt, durch das der Gans insgesamt 2,5 kg gesalzener Maisbrei in den Magen gestopft wird. Dabei kommt es oft zu starken Verletzungen der Speiseröhre, oder der Magen platzt, weil er die viel zu großen Futtermengen nicht bewältigen kann, und die Tiere sterben qualvoll. Durch das ungesunde und viel zu üppige Futter verändert sich die Leber der Gänse krankhaft und wächst auf ein Gewicht von bis zu einem Kilogramm an. Dieses krankhaft veränderte Organ zu Tode gequälter Gänse landet dann an Festtagen allzu oft als besondere Delikatesse auf unseren Tischen. Es ist zu erwarten, dass die meisten Konsumenten von Foie Gras nicht wissen, wie das Produkt erzeugt wurde, denn bei dem Gedanken an die Tierqual, die dahinter steckt, dürfte jedem vernünftigen Menschen augenblicklich der Appetit vergehen. English Turkey: Weihnachtsbraten mit Tradition – und Tierqual Nicht nur in England ist der gebratene Truthahn bzw. die Pute ein traditionelles Weihnachtsgericht, auch in Deutschland wird auch außerhalb der Festtage mehr und mehr Pute gegessen. Die Bedingungen, unter denen die Puten in Mastanlagen ihr kurzes Leben fristen müssen, unterscheiden sich nicht wesentlich von den Hal-
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Focus gewachsen, so dass es bei vielen Tieren zu Organversagen kommt. So sterben im Laufe der Mast rund 13 % der Tiere vorzeitig; die Landwirte nennen das schlicht „natürliche Selektion“. Das Fest der Liebe – Nicht für unsere Tiere? All diese unappetitlichen Details möchte man als Verbraucher eigentlich nicht hören, an Weihnachten schon gar nicht. Aber gerade an diesen Festtagen ist es angebracht, einmal im wahrsten Sinne des Wortes „über den Tellerrand zu blicken“ und sich das Leid der Tiere, die man als Festtagsbraten vorgesehen hatte, vor Augen zu führen. Schließlich ist Weihnachten das Fest der Liebe, und viele unserer Haustiere dürfen Mastputen werden auf einen möglichst schnellen Fleischzuwachs hin gezüchtet. Die Putenrasse deshalb an den Festtagen besondere „B.U.T.6“ bildet beispielsweise einen übermäßigen Anteil an Brustfleisch aus. Aufgrund der Zuwendung genießen und sich sogar riesigen Brustmuskulatur können sich die Tiere gegen Ende der Mast nicht mehr bewegen. über das ein oder andere Geschenk Foto: Jan Peifer freuen. Da sollte man sich einmal die tungsbedingungen der Mastgänse. Zuchtverbände außerdem darauf hin, Frage stellen, ob es ethisch vertretbar Einen Unterschied gibt es allerdings: den gesamten Körperbau der Tiere ist, dass diese Liebe die sogenannten In Deutschland werden zurzeit über an die Ansprüche des Konsumenten „Nutztiere“ ausklammert. Ist es ver13 Millionen Puten in konventioneller anzupassen. Denn beim Verbraucher tretbar, dass man in puncto Tierliebe Bodenhaltung gemästet. Diese Zahl ist besonders beliebt ist das Brustfleisch zwischen dem Tier, welches das Glück um ein Vielfaches höher als die Zahl des Truthahns, was zur Zucht der hat, ein Hund oder eine Katze zu sein, der Mastgänse und hat zur Folge, dass Rasse „B.U.T 6“ (Zuchtorganisation und dem Tier, welches das unglückliche auch die Mastbetriebe meist deutlich „British United Turkeys“) führte, welche Schicksal eines Nahrungslieferanten größer sind. Ungefähr 88 % der Puten einen überdimensionalen Anteil an teilt, zu unterscheiden? Besonders an werden in Betrieben mit mehr als Brustfleisch ausbildet. Ein männliches Weihnachten, wenn Nächstenliebe und 10.000 Tieren gehalten. Für die Tiere Tier dieser Rasse wiegt am Ende Barmherzigkeit im Vordergrund stehen, macht es natürlich keinen Unterschied, der Mast fast 20 kg und kann sich ist ein Gedanke an unsere „Nutztiere“, ob sie in Hallen mit 1.000 oder aufgrund des starken Übergewichts die zu Tausenden in Mastanlagen und 5.000 Artgenossen auf ihr qualvolles und der riesigen Brustmuskulatur Schlachthöfen leiden, angebracht. Ende warten, denn die psychischen kaum noch fortbewegen. Viele Tiere Mit einem kritischen Überdenken des und physischen Schmerzen, die sie verdursten deshalb in den Masthallen, traditionellen Weihnachtsbratens kann erleiden müssen, sind die gleichen. weil sie es nicht mehr schaffen, sich zu man einem Kaninchen, einer Gans, Puten werden meist je nach Geschlecht den Tränken zu bewegen. Das Skelett einer Pute oder auch einem Schwein 15 bis 22 Wochen lang gemästet der Tiere kann mit dem rasanten letztlich grausame Qualen ersparen und nehmen dabei fast 140 g pro Wachstum einfach nicht mithalten, und damit der Barmherzigkeit, die Tag zu. Um dies zu erreichen, werden und auch die inneren Organe sind wir uns nicht nur an Weihnachten die Tiere bis zu 24 Stunden am Tag dem unnatürlichen Körperbau nicht wünschen, ein Stück näher kommen. bei künstlichem Tageslicht gehalten. Wie auch bei den Mastgänsen wird dadurch eine erhöhte Futteraufnahme erreicht, und die Tiere entwickeln sozusagen als „Nebenwirkung“ schwere Verhaltensstörungen. Dicht an dicht gedrängt und ohne jede Beschäftigungsmöglichkeit kann es bei den großen Vögeln zu schweren und teils tödlichen Auseinandersetzungen kommen. Solche Verletzungen sollen durch das Kürzen der Schnäbel verhindert werden – ein weiteres Beispiel dafür, wie die Nutztiere den Bedingungen der Massentierhaltung angepasst werden, anstatt die Haltung auf die Bedürfnisse der Tiere abzustimmen. Als ob die Verstümmelung der Tiere nicht schon schlimm genug wäre, arbeiten
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Foto: Susanne Schmich_pixelio.de
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In eigener Sache
ETN-Kastrationsaktion in Dnepropetrovsk und Zaporogje – oder: Wie Improvisations- und Organisationstalent letztlich zum Erfolg führen
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eben all den schrecklichen Nachrichten, die uns aus der Ukraine erreichten, gibt es auch etwas Positives zu berichten. Der ETN e.V. setzte auch in diesem Jahr sein Engagement in den Städten Dnepropetrovsk und Zaporogje fort und führte dort die größte Kastrationsaktion durch, die es bislang in der Ukraine gab. Insgesamt konnten 1.620 Tiere kastriert werden, doch die Vorbereitungen zu dieser Aktion waren alles andere als einfach. Unsere Projektleiterin in der Ukraine, Polina Balitser, berichtet von der Kastrationsaktion und den unerwarteten Wendungen, die es zu bewältigen gab:
Dnepropetrovsk (28.07. - 14.08.2014): In diesem Jahr waren die Vorbereitungen zur Kastrationsaktion besonders schwierig, weil es bis zum letzten Moment noch fraglich war, ob die Aktion überhaupt stattfinden würde oder nicht. Aufgrund anhaltender Kämpfe im Osten der Ukraine und Flugausfällen war es für das ETN-Tierärzteteam letztendlich nicht möglich, die Kastrationsaktion wie geplant durchzuführen. Die Verzweiflung war groß, denn die Wartelisten waren voll; Volontäre, Transportfahrzeuge und die Klinik waren startklar, alle notwendigen Medikamente
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bereits besorgt. Eine andere Lösung musste also her. Nach langen Besprechungen entschieden wir uns dann, die Kastrationsaktion trotzdem durchzuführen, und zwar mit dem Ärzteteam der Tierklinik ‚Animalia’ in Dnepropetrovsk. Die Tierärzte waren bei der letzten Kastrationsaktion im Jahr 2013 geschult worden und konnten das Gelernte im Laufe des Jahres gut umsetzen. Man verwendet dort mittlerweile dieselbe, moderne Kastrationsmethode, wodurch die Tiere im Normalfall kurz nach dem Eingriff wieder freigelassen werden können. Mit der Klinik wurde ein Aktionspreis vereinbart, und die Ärzte änderten kurzfristig ihre Arbeitsschichten in der Klinik und holten sogar Kollegen aus dem Urlaub zurück. So konnten wir wie geplant am 28. Juli mit der Aktion beginnen. Wie im letzten Jahr wurde ein großes Transportfahrzeug mit Benzin und Fahrer zur Verfügung gestellt, um möglichst viele Tiere in die Klinik transportieren zu können. Private Tierschützer mit kleinen Tierheimen oder Pflegestellen und Tierhalter, die zu arm sind, um eine Kastration selbst
Ein frisch kastrierter Streuner
zu bezahlen, meldeten sich ebenfalls zahlreich an. Der Ansturm auf die Klinik war sehr groß, und die Telefonleitung, unter der man Tiere für die Kastration anmelden, um Hundefänger bitten oder einfach Auskunft über die Aktion erhalten konnte, war ständig besetzt. Auch das mediale Interesse war riesig; im Laufe der Aktion gab es mehrere TVund Zeitungsberichte. Jeden Tag wurden auf den Straßen Hunde und Katzen eingefangen, in die Klinik gebracht, kastriert, geimpft, markiert, gegen Parasiten behandelt und nach kurzer Zeit wieder freigelassen beziehungsweise den Volontären übergeben. Dieses Jahr wurden eigens für die Aktion durchnummerierte, blaue Ohrenmarken mit der Aufschrift ‚ETN’ bestellt. Zudem waren in der Stadt auch viele Hunde mit den orangefarbenen Ohrenmarken vom letzten Jahr zu sehen.
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In eigener Sache Vom ersten Tag an war die Aktion ein voller Erfolg. Es gab sehr viele Volontäre, die täglich tolle Arbeit leisteten: Tiere registrieren, Schilder beschriften, bei der Narkose assistieren, Tiere überwachen, tragen, versorgen und noch vieles mehr. Auch die Ärzte waren eifrig bei der Sache und behandelten an jedem Tag mehr Tiere als am Tag zuvor. So konnte man, trotz tropischer 37° C, an manchen Tagen bis zu siebzig Tiere kastrieren. Ein Hundefänger aus Kiew, der eigens für die Aktion gekommen war, war auch in diesem Jahr wieder sehr gefragt. In Dnepropetrovsk gibt es keine städtischen Hundefänger und vor allem in abgelegenen Gegenden, in denen sich Hunde gut verstecken können, kann man die Tiere oft nur mit einem Blasrohr, viel Erfahrung und auch Geduld fangen. Dadurch ist es für die Tierschützer schwer, Streuner einzufangen, die sehr scheu sind. Jeden Tag fuhren wir um sechs Uhr früh los und waren häufig zwölf Stunden später noch längst nicht fertig. Die Tierschützer waren begeistert, die Hilfe war überwältigend, und wir wurden ständig von Passanten angesprochen, die uns auf Plätze hinwiesen, an denen es noch viele streunende Hunde gab. Für das Tierheim ‚Friend’ in
Tierklinik in Dnepropetrovsk
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Dnepropetrovsk wurden spezielle Kastrationstage vereinbart, da es in diesem Tierheim seit unserer letzten Aktion viele Neuzugänge und Welpen gegeben hatte. Ebenfalls vom ETN e.V. geschulte Tierärzte aus einer kleineren Tierklinik verlegten dafür ihren OP-Saal kurzum ins Tierheim und konnten insgesamt einhundertdreizehn Hunde aus dem Heim kastrieren - eine unglaubliche Hilfe für das Tierheim, denn kastrierte Hunde können viel besser vermittelt werden. Dennoch bleibt im Tierheim ‚Friend’ die Nachfrage nach Kastrationen weiterhin groß, denn das Heim befindet sich in einem Dorf am Stadtrand, wo viele Hundeund Katzenwelpen ausgesetzt werden. Insgesamt wurden vom 28. Juli bis 14. August in der Tierklinik ‚Animalia’ und im Tierheim ‚Friends’ 988 Tiere kastriert (678 Hunde und 310 Katzen) und somit die Geburt tausender Hunde und Katzen verhindert, die sich weiter vermehrt hätten und auf der Straße hätten sterben müssen. Ein Erfolg, der sich trotz aller Schwierigkeiten sehen lassen kann! Abschließend lässt sich feststellen, dass die Nachfrage nach Kastrationen und nach Unterstützung beim Fang wilder Hunde in Dnepropetrovsk sehr hoch ist und auch bleibt. Die Tierschützer dort leisten tolle Arbeit, kooperieren mit vielen Kliniken und vereinbaren gute Preise für die Kastration von Haustieren und leisten viel Aufklärungsarbeit. Die Kastrationsarbeit und das Engagement sind nachahmungsund unterstützungswert. Zaporogje (18.08. - 29.08.2014): Noch während der laufenden Kastrationsaktion in Dnepropetrovsk entschieden wir uns, das Tierärzteteam aus der Klinik ‚Animalia’ mit zur Kastrationsaktion nach Zaporogje zu nehmen, denn auch dort war bereits alles vorbereitet, so dass man die Aktion nicht mehr absagen konnte.
Die ukrainischen Tierärzte bei der Arbeit
Fangaktion in einem Hinterhof
Unsere Mitarbeiterin Polina mit einem kastrierten Hund
Fangaktion mit Blasrohr auf einem alten Fabrikgelände – Viele Hunde sind so scheu, dass man sie nur so fangen kann.
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In eigener Sache für diese Tage nicht genügend Personal. Die Anfangszeit war ein wenig schwierig, denn die Ärzte mussten sich erst mit dem neuen Arbeitsplatz arrangieren. Hinzu kamen der Umzugsstress und die Wohnungssuche. Aber nach ein paar Tagen verlief die Arbeit reibungslos. Die Tierschützer aus Zaporogje freuten sich sehr, dass die Kastrationsaktion trotz allem stattfinden konnte und waren auch sehr gut vorbereitet. Die Nachfrage war auch hier riesengroß; die Menschen standen täglich von früh bis spät in der Schlange und kamen auch unangemeldet und flehten uns an, die von ihnen betreuten Tiere zu kastrieren. In Zaporogje ist die Kastration teurer als in Dnepropetrovsk, und die OPWunde ist bei den meisten Tierärzten oft noch unnötig groß, Das erste von insgesamt 1.620 kastrierten Tieren - daher war die Kastrationsaktion für viele Menschen und ihre Tiere eine beinahe einzigartige Chance. Auch in Zaporogje gibt es keine städtischen Hundefänger. Zwar konnte das private Tierheim in der Stadt im Laufe des Jahres mit der Ausrüstung, die wir ihnen nach der letzten Aktion überlassen hatten, selbst viele Tiere fangen, aber auch hier sind die finanziellen Mittel natürlich extrem knapp und die Spenden aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine sehr begrenzt. In Zaporogje arbeiteten die Tierschützer ebenso engagiert wie in Dnepropetrovsk. Das Tr a n s p o r t f a h r z e u g für die Hundefänger, ein großer VW-Bus, wurde von ihnen ebenso bereitgestellt wie das Benzin. Nach einer Pause von zwei Tagen Auch in Zaporogje fanden wir uns also am Sonntag, den konnten wir täglich mehrere 17. August, wieder in Zaporogje in der voll beladene Wagen mit Klinik ‚Freund’ ein, um alles für den gefangenen Hunden zur erfolgreichen Start am darauffolgenden Klinik bringen. Nicht jedes Montag vorzubereiten. Dazu muss Tier musste eingefangen man sagen, dass auch mit den Ärzten werden, oft brachten die aus der Klinik ‚Freund’ in Zaporogje Volontäre die von ihnen besprochen wurde, ob sie selbst betreuten Tiere auch selbst bereit wären, die Kastrationsaktion zu ins Auto. Die Tiere sind nicht übernehmen, jedoch hatte die Klinik aggressiv, können aber von
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den Tierschützern natürlich auch nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Klinik transportiert werden. In diesem Jahr gab es viel mehr Volontäre als während unserer letzten Aktion, aber auch doppelt und dreifach so viel Arbeit. Die Müdigkeit war sichtbar, aber die Motivation dennoch groß, denn jedem Helfer war bewusst, welch einmalige und tolle Sache hier vonstatten ging. Je besser die Volontäre helfen und je perfekter alles organisiert ist, desto mehr Tiere können die Ärzte am Tag kastrieren, und die Zahl von 632 Tieren in zwölf Tagen kann sich sehen lassen! Die Aktion in Zaporogje war ein voller Erfolg, und alle waren begeistert, denn Kastration, Registrierung und Markierung der Tiere, Impfung und Entwurmung können sich die Tierschützer, Volontäre und ärmeren Tierschützer im Normalfall fast nie leisten. Abschließend lässt sich sagen, dass die beiden Aktionen in Dnepropetrovsk und Zaporogje mit insgesamt 1.620 kastrierten Tieren ein voller Erfolg waren. Angesichts der derzeitigen, schwierigen Situation in der Ukraine wird eine Unterstützung der Tierschützer vor Ort auch weiterhin nötig und sinnvoll sein. Polina Balitser
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In eigener Sache
Das ETN-Katzenschutzprojekt auf Lanzarote
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nde April 2014 besuchte eine Mitarbeiterin des ETN e.V. die Insel Lanzarote, um sich vor Ort ein aktuelles Bild des in Kooperation mit der TUI geführten ETN-Katzenschutzprojektes zu machen und die dem Projekt angeschlossenen Hotelanlagen zu kontrollieren. Das Katzenschutzprojekt auf Lanzarote wurde ins Leben gerufen, da sich die Streunerkatzen auf der Insel unkontrolliert vermehrten und gerne in der Nähe von Hotelanlagen ansiedelten, wo sie von einigen mitleidigen Touristen auch gefüttert und sogar mit auf die Zimmer genommen wurden, was wiederum den Unmut der Hotelbetreiber und anderer Urlauber erregte und die Hoteldirektionen teilweise zu „radikalen“ Lösungen veranlasste. Durch das ETN-Projekt wird die Fortpflanzung der Katzen durch Kastrat i o n e n reguliert, die Katzen wurden durch die Errichtung von Futterhäusern an
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einzelne Hotelanlagen gebunden, und durch die Kooperation mit den Hotelbetreibern wird dafür Sorge getragen, dass die Tiere regelmäßig gefüttert und medizinisch versorgt werden und nicht mit den Urlaubsgästen in Konflikt kommen. Das Projekt wird seit 2008 von einer ortsansässigen Mitarbeiterin des ETN e.V., Cerstin Bauer, betreut, die die Kastration der Hotelkatzen koordiniert, die Futterhäuser kontrolliert, sich um die medizinische Versorgung kranker oder verletzter Katzen kümmert, mit den Hoteldirektoren und -angestellten kooperiert, an den Rezeptionen Flyer auslegt und – soweit die Hoteldirektoren dies genehmigen – auch Spendendosen aufstellt. Das Katzenschutzprojekt hat sich über die Jahre gut entwickelt. Eine feste monatliche Anzahl an Kastrationen wird über ETN-Spenden finanziert, und darüber hinaus können manche veterinärmedizinisch notwendige Behandlungen manchmal auch über Spenden von Hotelgästen vor Ort abgedeckt werden. Das Interesse an unserem ETN-Projekt steigt stetig – und nicht nur die Katzen, sondern auch die Touristen sowie die Hotelanlagen profitieren davon. Wichtig ist eine sachte Vorgehensweise ohne erhobenen Zeigefinger – besserwisserisches und/oder aufdringliches Agieren, auch seitens tierlieber Urlauber, ist äußerst kontraproduktiv! Das angestrebte Ziel der „Hilfe zur Selbsthilfe“ nimmt immer
mehr Gestalt an; die Zusammenarbeit mit den meisten der kooperierenden Hotelanlagen ist gut: Die Katzen werden von den Angestellten an ihren Futterhäusern regelmäßig gefüttert, die Katzenhäuser werden gesäubert und gepflegt. Ein Problem stellt der schnelle Personalwechsel in den Hotels dar; hier bedarf es regelmäßiger Präsenz und ständiger Gespräche, um die neuen Mitarbeiter vom Sinn und Zweck des Konzepts zu überzeugen und zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zu bewegen. Der zuständige Tierarzt, der zugleich Amtstierarzt ist und auch die Perrera in Yaiza betreut, arbeitet schon seit Jahren für den ETN e.V. und macht mit seinem Team einen sehr engagierten und tierlieben Eindruck. Die Zusammenarbeit mit diesem Veterinär wird zukünftig weiter ausgebaut werden. Eine andere geplante Maßnahme ist, die Hotelgäste im Eingangsbereich der Hotels durch dreisprachige Infotafeln darüber aufzuklären, dass sich das jeweilige Hotel um die Versorgung der Katzen kümmert, verbunden mit der Bitte an die Gäste, die Katzen nicht mit in die Zimmer zu nehmen oder im Restaurant oder Poolbereich zu füttern sowie kranke und trächtige Tiere an der Rezeption zu melden. Wir möchten allen Lanzarote-Urlaubern die folgenden, in Hinblick auf ihre Tierschutzarbeit empfehlenswerten Hotels, ans Herz legen: Playa Blanca: Natura Palace, Heredad Kamezi, Papagayo Arena, Bungalows Playa Limones, Gran Castillo Puerto del Carmen: Las Costas, La Geria, Las Calas Puerto Calero: Iberostar Costa Calero Playa de las Cucharas: Costa Teguise Gardens
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In eigener Sache
Wie Müll entsorgt
- und doch glücklich geworden! Eine traurige Geschichte mit Happy End Am 4. Februar 2014 wurden Paddel und Daddel auf einem Parkplatz an der B 80 nahe unseres Tierschutzhofes gefunden. Zwar war das niedliche, kleine Geschwisterpaar in einem relativ guten Zustand, doch ihr Fell roch nach einer Mischung aus Zigarettenqualm und Küchendunst. Lange schienen Paddel und Daddel noch nicht unterwegs zu sein. Eigentlich dachten wir, dass sich bald jemand melden würde, der die beiden
Paddel und Daddel in ihrem neuen Heim
schmerzlich vermisst, doch dem war leider nicht so. Weder unsere Anzeige in der Zeitung noch eine Anfrage über Facebook brachten den gewünschten Erfolg. Schnell zeigte sich, dass sich das süße Pärchen heiß und innig liebte, und deshalb wollten wir es auch nur zusammen vermitteln. Paddel und Daddel mussten auch nicht lange auf ihr neues Zuhau- Paddel und Daddel – Eine Geschichte mit Happy End se warten, denn sie eroberten das Herz eines jungen Paares beiden, die einst wie Müll entsorgt wurim Sturm. Damit aber nicht genug. Das junge Paar plante, nach den, werden heiß und innig geliebt, haSchweden zu ziehen und dort in ben ein tolles Zuhause in einer traumZukunft zu leben. Wir haben noch haften Gegend gefunden und dürfen nie einen Hund an einen Platz in nun ihr Leben genießen. Wir freuen solch großer Entfernung vermittelt, uns von ganzem Herzen für Paddel und daher hatten wir anfangs einige Daddel. Sie haben es verdient. Bedenken. Doch wie sich zeigte, ist das neue Zuhause für Paddel und Daddel ein Sechser im Lotto. Die Linda Hötger Bilder, die uns das Ehepaar ge- ETN Tierschutzhof Wiesenfeld schickt hat, sprechen für sich. Die
Schüler der Marie Durand Schule besuchen Hof Wiesenfeld Die Marie Durand Schule in Bad Karlshafen ist Partnerschule des ETN-Tierschutzhofes Hof Wiesenfeld. Siebzig Kinder der Schule besuchten kürzlich unseren Hof und erhielten so einen Einblick in den Tierheimalltag. Drei Schulklassen der Jahrgangsstufe 5 besuchten zusammen mit ihren Klassenlehrern unseren Tierschutzhof. Der Ausflug stellte den Abschluss des Themenblocks "Haustiere" dar, den die Fünftklässler zuvor im Unterricht behandelt hatten. In kleine Gruppen aufgeteilt konnten sich die Kinder einen Einblick verschaffen, welche Tiere bei uns untergebracht sind, wie sie gepflegt werden,
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und welche Aufgaben täglich auf dem Tierschutzhof zu bewältigen sind. Die Schüler waren sehr interessiert, stellten viele Fragen und verteilten jede Menge Streicheleinheiten an unsere Schützlinge. Trotz des Regenwetters war es ein rundherum schöner Vormittag und eine Bereicherung für Mensch und Tier. Weitere Schulklassen der Marie Durand Schule oder anderer Schulen sind auf Hof Wiesenfeld immer willkommen, denn Kindern das Thema ‚Tierschutz’ nahe zu bringen, ist wichtig und zukunftsweisend. Wir freuen uns auf weitere Projekte mit unserer Partnerschule!
Trotz Regenwetters fühlten sich die Kinder im Tierheim wohl.
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In eigener Sache
JACKY - „Liebe fordert nicht, Liebe ist ein Entgegenkommen. Sie ergreift nicht Besitz; sie gibt Freiheit.“ Jacky ist ein dreijähriger, schwarzweißer Kater. Zusammen mit sechsundzwanzig anderen Katzen
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Ein Katzenleben in Spanien ist nicht einfach. Bestenfalls landet eine herrenlose Katze dort im Tierheim, oft aber in sogenannten Perreras (Tötungsstationen). Eine Vermittlung in Spanien gestaltet sich äußerst schwierig, deshalb haben wir Maxi und einige seiner Artgenossen zu uns geholt. Eine Reise aus dem fernen Spanien ist der Weg in eine Zukunft, in der Katzen und Kater wie Maxi eine reelle Chance haben, in ein richtiges Zuhause vermittelt zu werden. Viele spanische Katzen sind bereits im Tierheim zur Welt gekommen oder leben schon lange Zeit dort, nachdem sie vor dem Tod gerettet werden konnten. Über Maxis Vorgeschichte wissen wir nicht viel. Er hat sich mittlerweile in unserer großen Katzengruppe gut eingelebt und wartet sehnsüchtig auf sein neues Zuhause.
MAXI - Wartet immer noch … Unser Kater Maxi kam an einem Sonntag im November 2013 mit weiteren neunundzwanzig Katzen aus Spanien zu uns auf den ETN Tierschutzhof „Hof Wiesenfeld“.
Lucky
Maxi
MIA - Zeit, die man mit Katzen verbringt, ist niemals verschwendet Mia ist aufgrund ihres Alters (12 Jahre) eines unserer „Sorgenfelle“. Die etwas eigenwillige, ältere Katzendame ist vor ungefähr zwei Jahren nach dem Tod ihres Herrchens auf unseren Tierschutzhof gekommen. Trauer und Übergewicht machten ihr das Leben bei uns anfangs recht schwer. Mit viel Liebe, gutem Zureden und reichlich Beschäftigung schafften wir es aber, sie wieder an ein normales Leben heranzuführen. Heute ist sie - ihrem Alter entsprechend - gesund, hat ordentlich abgespeckt, genießt die Streicheleinheiten und kann sich seit drei Monaten in unserem Vermittlungsraum auch gegenüber den anderen Katzen behaupten. Mia möchten wir unbedingt zu etwas älteren Dosenöffnern und Köpfchenkraulern vermitteln. Sie liebt die Beständigkeit; Menschen, die mit ihr reden, sie streicheln und die Sonne.
kam er am 02.05.2013 nach einem langen Transport aus Spanien auf unserem Tierschutzhof an. Mit Menschen hat Jacky überhaupt kein Problem, wohl aber mit anderen Katzen. Jacky ist einer der „Banditen“ in unserem Vermittlungsraum. Er vermöbelt alles, was sich uns Tierpflegern nähert, höchstwahrscheinlich aus Eifersucht. Daher wünschen wir uns für diesen charakterstarken Kater eine Familie ohne andere Haustiere. Im Umgang mit Kindern ist Jacky aber sehr vorsichtig und liebevoll. Haben Sie eine Wohnung oder ein Haus in ländlicher Umgebung? Können Sie Jacky Freigang ohne die Gefahren einer stark befahrenen Straße ermöglichen? Dann ist unser Jacky genau der richtige Kater für Sie.
Jacky
Mia
Tiere von Hof Wiesenfeld suchen ein Zuhause
LUCKY - Der Hund, der immer lächelt Noch einmal stellen wir Ihnen Lucky vor, der auf Hof Wiesenfeld immer noch auf ein neues Zuhause wartet. Lucky ist ein liebenswerter, kastrierter, dreijähriger Rüde aus Rumänien. Er wurde dort von einem Auto angefahren; sein linkes Vorderbein war an drei Stellen gebrochen. Die rumänischen Tierärzte versuchten zwar, sein Bein zu retten, doch die Wunde entzündete sich, und letztlich
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In eigener Sache
Coco
COCO - Der hübsche Rüde mit den Bernsteinaugen Coco ist ein ungefähr fünfjähriger Drahthaar-Mix, den wir von einem anderen Verein übernommen haben. Wenn man sein Herz einmal erobert hat, ist Coco ein toller Wegbegleiter. Er liebt Spaziergänge über alles, wobei er eine kräftige Hand benötigt, da er manchmal Autos hinterherjagen möchte. Da wir schon fleißig mit Coco trainiert haben, legt er dieses Verhalten jedoch nach und nach ab. Auch ins Wasser geht er für sein Leben gerne. Zurzeit teilt er sich den Auslauf mit einer Hündin, mit der er sich gut verträgt und auch ab und an spielt. Rüden mag Coco nur nach Sympathie. Kleintiere und Katzen sollten im neuen Zuhause nicht leben, da bei deren Anblick sein Jagdtrieb zum Vorschein kommt. Für Coco wünschen wir uns ein ruhiges Zuhause, in dem er seine festen Bezugspersonen hat, tolle Spaziergänge unternehmen kann und seine tägliche Portion Streicheleinheiten bekommt.
Camoes
CAMOES - Immer auf dem Sprung, etwas Neues zu entdecken Camoes wurde 2012 in Portugal geboren und ist seit dem 09.11.2013 bei uns. Er stammt aus üblen Verhältnissen und hat jetzt die Chance auf ein artgerechtes Hundeleben. Pflege, Zuwendung und tierärztliche Betreuung erlebt der freundliche Rüde bei uns auf Hof Wiesenfeld zum ersten Mal.
Camoes ist ein aufgeweckter Junghund; seine Wachsamkeit und sein Temperament stammen sicherlich von seinen PodencoVerwandten. Er neigt etwas zur Eifersucht, daher würde ihm ein Zuhause als Einzelprinz bestimmt gut gefallen.
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schnell zurück ins Tierheim. Nuce sollte möglichst rasch an liebevolle, einfühlsame Menschen vermittelt werden, die idealerweise einen souveränen Zweithund ihr eigen nennen.
Nuce
musste das Bein amputiert werden. Lucky hat in seinem kurzen Leben schon viel durchgemacht, seine Freundlichkeit und Lebensfreude aber nicht verloren! Für den Rüden ist seine Behinderung kein Problem; er ist lebensfroh, lustig und hat – seinem jungen Alter entsprechend – eine Menge Unsinn im Kopf. Er liebt Ballspiele und tobt auch gerne und ausgelassen mit anderen Hunden. Lucky ist bedingt verträglich, absolut freundlich zu Menschen, sollte allerdings nicht zu Familien mit Kindern, Katzen oder Kleintieren vermittelt werden. Lucky hat mittlerweile gelernt, an der Leine zu laufen, und das kostet er in vollen Zügen aus. Allerdings rennt er noch Fahrrädern und Joggern hinterher und sollte daher vorerst nicht abgeleint werden, bis er zuverlässig abgerufen werden kann. Der Besuch einer Hundeschule würde ihm sicherlich Freude bereiten. Für Lucky wünschen wir uns Menschen, die Spaß daran haben, sich intensiv mit ihm zu beschäftigen und ihm etwas beizubringen.
NUCE – Unser 2008 in Spanien geborener Notfall Nuce kam als Junghund zu uns und ist eine freundliche, allerdings recht scheue Hündin. Mit ihrem langjährigen Gefährten Roc verstand sie sich prima, und der Rüde gab ihr Kraft. Nun ist ihr Roc vermittelt, und er fehlt ihr sehr. Sie macht einen verlorenen, traurigen Eindruck, und auch ihr neuer Kumpel Camoes vermag ihren Roc nicht zu ersetzen. Selbst die Spaziergänge kann sie nicht genießen; meist möchte sie nur
Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Tierschutzhof „Hof Wiesenfeld“ Wiesenfeld 4 34385 Bad Karlshafen Tel: 0 56 72 – 92 16 39 Fax: 0 56 72 – 92 19 55
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Podenco Sam
Wie geht es ihm heute? durch die Dobby wieder zu humpeln begann. Eine Physiotherapie soll nun Abhilfe schaffen. Wenn Sie Sam beziehungsweise Dobby auch weiterhin bei seiner Genesung unterstützen wollen, können Sie nach wie vor gerne für ihn spenden. Europäischer Tier- und Naturschutz e.V. Kreissparkasse Köln IBAN: DE59 3705 0299 0007 0070 19 BIC: COKSDE33XXX Verwendungszweck: Sam
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n Heft 1/2013 stellten wir Ihnen den schwer verletzten Podenco Sam vor, der auf Teneriffa aus einem fahrenden Auto geworfen wurde und anschließend in eine Tötungsstation kam, in der er mehrere Wochen lang mit Knochenbrüchen in einem Zwinger ausharren musste. Dank der tatkräftigen Hilfe vieler Spender gelang es, die für Sam notwendigen Operationen zu finanzieren, und der kleine Hund konnte sich danach endlich von den physischen und psychischen Traumata erholen. Sam kam in Deutschland zu einer Pflegefamilie, die sich augenblicklich in den netten Hund mit den Fledermausohren verliebte und ihn gleich ganz übernahm. Dort hat er sich inzwischen gut eingelebt und auch einen anderen Namen bekommen: Sam heißt nun Dobby. Dobby und Kani, der andere Hund der Familie, waren von Beginn an unzertrennlich; und selbst zu Menschen fasste Dobby bald wieder Vertrauen. Auch körperlich erholte sich der Mini-Podenco mehr und mehr und entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem wahren Energiebündel. Er liebt Spiele, Spaziergänge und Fahrradtouren –
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Dobby ist von jeder Form von Bewegung hellauf begeistert! Nun macht ihm jedoch seine alte Verletzung wieder zu schaffen. Als Folgeerscheinung der alten Brüche entstanden an verschiedenen Stellen des Beckens schmerzhafte Entzündungen,
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Der Krieg in der Ukraine
Chronik eines Überlebenskampfes für Mensch und Tier Seit einem Jahr toben nun schon die Unruhen in der Ukraine, angefangen mit den Protesten auf dem Maidan in Kiew im Dezember 2013 und der Besetzung der Krim durch Russland bis hin zu den blutigen Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine. Während die Proteste auf dem Maidan trotz starker Gewaltausbrüche das öffentliche Leben der Stadt weitgehend unberührt ließen, entwickelten sich die Kämpfe im Osten zu einem Bürgerkrieg, der das Zuhause Tausender Ukrainer zerstörte. Besonders schlimm traf es die Tierschützer in den Regionen Donezk und Lugansk.
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m Osten der Ukraine arbeitet der ETN e.V. seit einigen Jahren mit mehreren Tierheimen, Tierschutzorganisationen und Stadtverwaltungen zusammen; erst kurz vor Beginn der Unruhen unterschrieb der ETN beispielsweise einen Kooperationsvertrag mit der Stadt Donezk. In Donezk kooperieren wir außerdem mit dem Tierheim PIF und der Akhmetov-Stiftung. Auch in Lugansk hat der ETN seit einiger Zeit mehrere Kooperationspartner, so beispielsweise die private Tierklinik „Stadt der Freunde“ und das Tierheim „Give a paw“. Außerdem unterstützen wir ein privates Tierheim in Gorlovka und zwei kleine Auffangstationen in den Städten Stachanow und Pervomajsk. Von all diesen Partnern erreichten uns seit Beginn des Krieges wöchentlich neue Schreckensmeldungen, woraufhin der ETN eine groß angelegte Spendenaktion ins Leben rief, um das Überleben der Tierschützer und ihrer Tiere zu sichern. Im Folgenden möchten wir Ihnen eine Übersicht über den Ablauf der Ereignisse und zum Schicksal der Menschen und Tiere in den Krisenregionen geben.
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April 2014: Im Osten der Ukraine gibt es erste Unruhen, nachdem bei einem Referendum der Anschluss der Krim an Russland beschlossen wurde. Die Region um Donezk und Lugansk wird nach und nach von pro-russischen Separatisten besetzt, die einen Anschluss der Region an Russland verlangen. Einige Wochen später beginnt der militärische Einsatz der ukrainischen Armee gegen die prorussischen Separatisten. Die Kämpfe konzentrieren sich zunächst auf die Stadt Lugansk und die Umgebung von Donezk, weiten sich aber mehr und mehr aus, bis der Bürgerkrieg schließlich den ganzen Osten fest im Griff hat. Seit Beginn der Krise in der Ukraine erhalten Tierschützer und Tierheime beinahe keine Spenden mehr, und so sind die Tierheime im Osten bereits zu Beginn des Bürgerkrieges am Ende ihrer Ressourcen angelangt. Besonders schwer getroffen hat es das Tierheim „Give a paw“ in Lugansk; dort ernähren sich die Hunde seit Beginn der Unruhen nur noch von Brot, wenn überhaupt. Die Tierklinik „Stadt der Freunde“, mit der wir seit einigen Jahren kooperieren, trifft
bereits Vorkehrungen zur Evakuierung der Tiere und Schließung der Klinik. Die Bürger der umkämpften Städte verlassen zunehmend ihre Heimat, aber die Tierschützer können ihre Schützlinge nicht alleine lassen. Allein im Tierheim „PIF“ in Donezk befinden sich zu Beginn des Krieges 900 Tiere, die täglich versorgt werden müssen. Als sich die Lage zuspitzt, bleiben der Tierheimleiterin Viktorija nur noch wenige Mitarbeiter, um den täglichen Kampf ums Überleben zu bewältigen. Alle anderen haben die
Viele Menschen und Tiere haben nichts mehr, wohin sie gehen können.
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Stadt verlassen … Das Tierheim von Gorlovka liegt in der Nähe von Donezk, aber relativ weit entfernt von der nächst größeren Stadt. Durch seine abgeschiedene Lage ist das Tierheim zu Anfang des Krieges nicht von direkten Kriegshandlungen betroffen, doch auch hier wird die Beschaffung von Futter zunehmend schwer. Mai / Juni 2014: Die Präsidentschaftswahlen in der Ukraine bringen nicht die erhoffte Beruhigung der Lage. Zwar gibt es im Juni eine erste einseitige Feuerpause, doch sie hält nicht lange an. Trotz Friedensgesprächen werden die Kämpfe fortgeführt. Die Tierheime PIF und Gorlovka nehmen verstärkt Hunde aus stark umkämpften Gebieten auf, obwohl sie selbst bereits Probleme haben, ihre eigenen Tiere zu versorgen. Doch die Hilfsbereitschaft unter den Tierschützern ist trotz der brenzligen Situation ungebrochen. Juli 2014: In Lugansk bricht das gesamte öffentliche Leben allmählich zusammen. Banken und Supermärkte sind geschlossen, Strom und Wasser gibt es in weiten Teilen der Stadt nicht mehr. Telefon- und Internetverbindungen sind kaum vorhanden. Die Tierschützer im Tierheim „Give a paw“ müssen sich mit einem Generator behelfen,
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den sie an wenigen Tagen in der Woche ausleihen können, und der kurzzeitig Strom bringt. Unserer Mitarbeiterin in Kiew gelingt es schließlich, einen gespendeten Generator ins Tierheim zu schicken. Die Lage im Tierheim spitzt sich weiter zu, als die Separatisten ein Lager unmittelbar neben dem Tierheim errichten und die Tierschützer somit direkt in die Kämpfe verwickeln. Es wird zunehmend schwerer, das Tierheim zu betreten, und die Tierschützer laufen permanent Gefahr, unter Beschuss zu geraten. Die Mitarbeiter im „Give a paw“ lassen vorsichtshalber die Hunde aus ihren Zwingern, damit sie sich frei auf dem Tierheimgelände bewegen und bei Beschuss Schutz auf dem weitläufigen Gelände suchen können. Ende des Monats kann die Tierheimleiterin Irina das Gelände selbst nicht mehr betreten. Ehemalige Mitarbeiter versorgen die Tiere weiter, aber tagelang bekommen wir kein Update zur Situation der Tiere dort. Das Tierheim wird von den Separatisten abgesperrt, die Lage ist ungewiss. In der kleinen Stadt Stachanow in der Nähe von Lugansk haben Separatisten und Straßenbanden die Kontrolle übernommen. Die Leiterin des kleinen privaten Tierheims dort beginnt unter Hochdruck, ihre Hunde zu vermitteln; viele Tiere finden in Deutschland und Russland ein neues Zuhause. Wenn alle Hunde vermittelt sind, wird sie das Tierheim schließen und die Stadt verlassen. Alle Aufbauarbeit der letzten Monate war umsonst … Die ukrainische Armee rückt unterdessen weiter Richtung Donezk vor, kann kleinere Städte im Umkreis zurückerobern, und ab Mitte des Monats werden erste direkte Gefechte aus der Stadt gemeldet. In Lugansk und Donezk sind viele Stadtteile mittlerweile weitestgehend verlassen. Die Bürger flüchten zu Tausenden nach Russland oder in den Westen der Ukraine. Ihre Haustiere lassen sie zurück; sie irren hungrig und ziellos durch die Straßen der Städte. Die Tierschützer versuchen, die Tiere zu füttern und in ihre Auffangstationen aufzunehmen,- oft riskieren sie dabei selbst ihr Leben. Die Versorgung der Tierheime wird zunehmend schwieriger, auch unsere
Mitarbeiterin in Kiew hat Probleme, unsere Spenden in den Osten liefern zu lassen. Geld- und Futterübergaben funktionieren nur noch über Umwege. An die Tierheime Gorlovka und „PIF“ können wir mehrere Tonnen Weizenschrot liefern lassen, die von den ETN-Spendengeldern bezahlt wurden, und in den darauf folgenden Wochen wird sich herausstellen, dass diese Lieferungen lebenswichtig für Mensch und Tier sein werden.
Ende Juli / August 2014: Das Tierheim Gorlovka gerät ins Zentrum des Krieges zwischen Separatisten und ukrainischer Armee. Lange war die Abgeschiedenheit des Geländes ein Vorteil für das Tierheim, aber jetzt sind die Mitarbeiter und ihre Tiere regelrecht eingekesselt. Nahrungsmittel und Futter für die Tiere können nicht mehr ins Tierheim geliefert werden, und wenn die Mitarbeiter das Gelände verlassen, müssen sie an den Separatisten vorbei - direkt durch das Kampfgeschehen hindurch. In den nächsten Wochen leben die Mitarbeiter, Flüchtlinge, Hunde und Katzen, die das Tierheim beherbergt, nur von dem Weizen, der von den ETN-Spendengeldern gekauft werden konnte. Donezk trifft es als Hochburg der Separatisten ebenfalls besonders schlimm. Die Separatisten verschanzen sich in der Stadt, und seit Beginn der ukrainischen Offensive kann man sich in der Stadt nicht mehr bewegen. Wasser und Strom gibt es teilweise nicht mehr, Geschäfte und Kliniken sind geschlossen. Die Tierschützer des Tierheims „PIF“ harren bei ihren Schützlingen aus, und zunehmend wird das Tierheim auch zum Zufluchtsort für die Mitarbeiter und Menschen, die aus ihren Häusern
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Magazin fliehen mussten. So konnte sich beispielsweise die Buchhalterin des „PIF“ mit ihrer Familie in das Tierheim retten, als ihr Stadtteil unter Beschuss lag. Diese Entscheidung hat ihr und ihrer Familie das Leben gerettet, denn in ihr Haus schlug kurz darauf eine Granate ein … Viktorija, die Leiterin des „PIF“, konnte glücklicherweise einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln und Futter ansammeln, so dass die Mitarbeiter und Tiere dort zumindest keinen Hunger leiden müssen. Tierheimleiterin Irina aus Lugansk kann lange Zeit nicht mehr ins Tierheim „Give a paw“, da man sie nicht mehr nach Lugansk einreisen lässt. Einige Tierschützerinnen versuchen immer wieder, an den Separatisten vorbei ins Tierheim durchzudringen, doch da es in Lugansk keine Telefonverbindung mehr gibt, erfahren wir erst Wochen später, wie es den Tieren geht. Lugansk und Donezk sind mittlerweile fast komplett zerstört, auf den Straßen toben Kämpfe, und Menschen und Tiere, die in den Städten bleiben mussten, führen täglich einen verzweifelten Kampf ums Überleben. Die ukrainische Armee kann Teile von Lugansk zurückerobern, muss aber immer wieder Rückschläge einstecken. Ein Kampf um eine zerstörte Stadt … September 2014: Eine Waffenruhe wird ausgehandelt, aber von beiden Seiten nicht durchgehend befolgt. In Donezk und Lugansk kommt es trotz der
Vereinbarung immer wieder zu Kämpfen; es gibt mehrere Tote. Anfang September hören wir zum ersten Mal nach drei Wochen wieder etwas von Irina, der Tierheimleiterin von „Give a paw“ in Lugansk. Das Tierheim existiert noch, doch fünf Hunde wurden bei Angriffen getötet. Die anderen Tiere haben glücklicherweise überlebt. Da man in Lugansk keinerlei Lebensmittel kaufen kann, bringen die Tierschützer Futter von außerhalb mit. Doch ein Durchkommen ist trotz Waffenruhe manchmal schier unmöglich, und öffentliche Verkehrsmittel gibt es schon lange nicht mehr. Auf der Straße von Lugansk werden die Hunde, die auf der Suche nach Futter durch die Stadt irren, mittlerweile von Separatisten einfach erschossen. Das Tierheim von Stachanow ist mittlerweile aufgelöst, alle Tiere konnten vermittelt werden, und die Mitarbeiter haben sich in Sicherheit gebracht. Stachanow ist zerstört und vollständig von Separatisten und Straßenbanden besetzt. In Donezk gibt es ebenfalls keine funktionierende Infrastruktur mehr, Bahnhof und Flughafen sind schon lange vollständig zerstört. Allerdings gibt es noch einige Geschäfte, in denen man Nahrungsmittel und Hundefutter kaufen kann, und über einen Paketdienst konnte unsere Mitarbeiterin noch Medikamente zum „PIF“ liefern lassen. Die Tiere des „PIF“ haben also Glück im Unglück.
Zum Tierheim von Gorlovka haben wir seit längerer Zeit keinen direkten Kontakt mehr. Noch immer ernähren sich Mensch und Tier dort von dem gespendeten Weizen, ab und zu können Dorfbewohner ein paar Lebensmittel zu den Tierschützern bringen. 300 Hunde sind in dem Heim zu versorgen, das von Separatisten eingekreist und völlig von der Außenwelt abgeschnitten ist. Ende September 2014: Am Ende des Monats entspannt sich die Lage ein wenig, die Menschen versuchen während des (brüchigen) Waffenstillstandes wieder zur Normalität zurückzukehren. Einige Supermärkte verkaufen in Lugansk wieder wenige Lebensmittel auf der Straße, und Irina von „Give a paw“ kann Weizen für ihre Hunde und Benzin für den Generator kaufen. Trotzdem ist sie mit ihrer Kraft am Ende, zumal eines Tages Separatisten in ihr Tierheim eindringen und wahllos 15 Hunde direkt in ihren Zwingern erschießen. Monatelang haben diese Tiere den Krieg überlebt, Menschen haben für sie ihr Leben riskiert, nur um dann ohne jeden Grund getötet zu werden. Einfach so. Futterlieferungen in die Tierheime sind noch immer nicht möglich, doch zumindest vom Tierheim Gorlovka haben wir mittlerweile die Nachricht erhalten, dass sie von unseren Spenden neuen Weizen kaufen konnten. Ein kurzes Aufatmen in einem endlos scheinenden Krieg … Oktober 2014: Der Waffenstillstand im Osten wird nach offiziellen Angaben eingehalten, trotzdem berichten uns die Tierschützer aus Donezk und Lugansk noch immer von schweren Kämpfen. Die Stadt Pervomajsk wird von Separatisten gehalten, die streunende Hunde und Katzen massenweise erschießen. Sie begründen dies mit einer möglichen Ausbreitung
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Magazin der Tollwut, und so müssen die Tierschützer von Pervomajsk nun alles daran setzen, möglichst viele Tiere zu impfen und zu markieren, denn nur dann werden sie von den Separatisten verschont. Zusätzlich zu diesen Impfungen retten die Tierschützer von Pervomajsk unglaublich viele Straßentiere, nehmen sie in ihrem kleinen Tierheim auf und verteilen mit dem Fahrrad in der gesamten Stadt Futter. Trotz Nahrungsmangel und der ständigen Bedrohung durch randalierende Banden leisten diese Tierschützer schier Übermenschliches! In Pervomajsk wie auch in allen anderen Gebieten der Ost-Ukraine gibt es mittlerweile massenhaft ausgesetzte, zurückgelassene Tiere, die aus den Nachbarstädten und -dörfern in die größeren Städte kommen. Sie alle hungern, frieren und benötigen medizinische Versorgung. In Lugansk kann Tierheimleiterin Irina nur mit viel Glück Weizen und altes Brot für ihre 300 Hunde im Tierheim „Give a paw“ kaufen; viele Hunde sind mittlerweile abgemagert. Das Tierheim ist völlig überfüllt, denn immer wieder kommen neue Hunde von der Straße hinzu. Doch Irina will und kann kein einziges Tier abweisen, denn auf der Straße werden sie von den Separatisten einfach erschossen. Mittlerweile fallen die Temperaturen in der Ost-Ukraine nachts auf -10 °C, und der Winter naht erbarmungslos. Schon unter normalen
Viktorija, Leiterin des Tierheims „PIF“, mit einigen Spenden des ETN
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Umständen stellt der ukrainische Winter die Tierschützer vor große Herausforderungen, doch diesmal kann er das Todesurteil für Tausende Menschen und Tiere bedeuten. Ohne Brennholz und ausreichend Futter werden die Tierschützer ihre Hunde und Katzen nicht über den Winter bringen können!
Bis Redaktionsschluss hielt die Waffenruhe in der Ost-Ukraine weitgehend an, doch die Situation unserer Partner-Tierheime vor Ort hat sich kaum verbessert. Wohin man schaut, die Situation ist überall dieselbe: Menschen und Tiere leiden Hunger, die Bedrohung durch Separatistengruppen ist allgegenwärtig, und der nahende Winter stellt die Menschen vor schier unlösbare Probleme. Brennholz ist knapp, die Tierschützer können die Räume ihrer Tierheime nicht beheizen und kein Futter für die Hunde kochen. Die Städte Donezk, Lugansk und Gorlovka sind fast vollständig zerstört, es gibt nur wenige Möglichkeiten, Lebensmittel und Futter für die Tiere zu kaufen, und eine Ausreise ist nur selten möglich. Doch die Tierschützer können ohnehin nicht weg, denn sie können die mehr als 900 Hunde und Katzen im PIF, die 300 Tiere im „Give a paw“ und die 300 Schützlinge im Tierheim von Gorlovka nicht einfach im Stich lassen. Die Tierschützer in der Ost-Ukraine kämpfen jeden Tag um das Überleben ihrer Tiere und begeben sich damit noch immer in größte Gefahr. Eine medizinische Versorgung für die Tiere in den bombardierten Städten gibt es nicht mehr, Tierärzte und Kliniken sind geschlossen.
Als Außenstehender kann man sich kaum vorstellen, was die Menschen und Tiere in den Kriegsgebieten in den letzten Monaten durchmachen mussten, und wie sie ihre Zukunft in einem zerstörten Land bewältigen sollen. Für uns, das Team des ETN, ist es erschreckend zu sehen, wie schnell all unsere Projekte in diesen Städten auf einmal nebensächlich werden, und es plötzlich nur noch darum geht, das Überleben der Tierschützer und ihrer Schützlinge zu sichern. Dies ist uns mit Ihrer Hilfe, liebe Leser von ‚Respektiere‘ und Mitglieder des ETN, in den letzten Wochen gelungen, und im Namen der Menschen und Tiere der Ost-Ukraine danken wir Ihnen ganz herzlich dafür! Sehr viele hilfsbereite Menschen reagierten auf unsere Spendenaufrufe, und so konnten wir in den letzten Monaten über 10.000 Euro für die Ost-Ukraine sammeln, die direkt und ohne Abzüge an die Tierschützer in Donezk, Lugansk, Stachanow, Gorlovka und Pervomajsk weitergegeben wurden. Doch die Krise in der Ost-Ukraine ist noch nicht vorbei, die Hunde und Katzen in unseren befreundeten Tierheimen leiden noch immer Hunger und Durst, und niemand weiß, wie es in der Region weitergehen wird. Die Tiere in der Ukraine benötigen also weiterhin Ihre Hilfe, liebe Leser! Wenn Sie spenden möchten, nutzen Sie bitte folgende Kontoverbindung: Europäischer Tier- und Naturschutz e.V. Kreissparkasse Köln IBAN: DE59 3705 0299 0007 0070 19 BIC: COKSDE33XXX Verwendungszweck: Notfallhilfe Ost-Ukraine
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Zehn Neujahrsvorsätze, die die Welt retten E
s ist wieder soweit: Das neue Jahr steht vor der Tür. Und mit ihm massenweise gute Vorsätze, deren Sinnhaftigkeit man bereits am Neujahrstag bezweifelt, und die in 99% der Fälle sowieso nie umgesetzt werden. Wir helfen Ihnen aus diesem Dilemma und möchten Ihnen zehn Vorsätze mit auf den Weg geben, die wirklich gut sind.
letzten Jahren Sommerhochwasser an der deutschen Nordseeküste stark zugenommen und bedrohen zunehmend Brutvögel an der Küste. Durch die Klimaveränderung wird es zu Hungersnöten und Wassermangel und damit zur Anfachung gewaltsamer Konflikte kommen. Mit einer stärkeren Erderwärmung und einem damit verbundenen Meeresspiegelanstieg werden nicht nur Millionen Menschen ihre Heimat verlieren, auch einzigartige Ökosysteme wie das Wattenmeer oder Mangrovenwälder werden verschwinden. Korallenriffe werden durch den CO2-Anstieg im Wasser stark bedroht, der Lebensraum kälteliebender Tier- und
Guter Vorsatz Nr. 1 Fahren Sie weniger Auto Wie der fünfte Klimabericht der IPCC darstellt, wird sich die durchschnittliche Temperatur auf der Erde bis zum Ende des Jahrhunderts um 2,6 bis 4,8°C (verglichen mit dem heutigen Niveau) erwärmen, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen voranschreitet wie bisher. Mit dem Anstieg der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre und der Temperaturen werden mehr extreme Wetterereignisse zu verzeichnen sein, so beispielsweise starke Hitzeperioden, Dürren in ohnehin schon trockenen Regionen, stärkere Stürme Bei 15.000 km gefahrener Strecke pro Jahr und Überflutungen. Anzeichen produziert jeder Deutsche durchschnittlich dieser Veränderungen gibt es 1,785 t CO2 . bereits jetzt. So haben in den Foto: Rainer Sturm_pixelio
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Pflanzenarten schrumpft, und die Artenzusammensetzung an Land und im Wasser verschiebt sich generell. Was hat das alles mit Ihrem Auto zu tun? Mehr als Sie denken! Ein umweltfreundlicher Kleinwagen produziert pro gefahrenem Kilometer 119 g CO2. Größere und ältere Autos verursachen deutlich mehr CO2 pro Kilometer. Bei einer Jahresfahrleistung von 15.000 km ergeben sich: 0,119 kg x 15.000 km = 1,785 t CO2 Allein an dieser Rechnung lässt sich schon ersehen, wie sehr man seinen CO2-Ausstoss verringern kann, wenn man wenigstens ab und zu einmal aufs Auto verzichtet. Ein Fünftel des in Deutschland ausgestoßenen Kohlendioxids ist dem Straßenverkehr zuzurechnen, Tendenz steigend. Wenn das vorgegebene Ziel ist, den CO2-Ausstoß in Deutschland um 60 bis 80 % zu reduzieren, übersteigt der Durchschnittsbürger allein mit der durchschnittlichen jährlichen Autofahrleistung sein klimaverträgliches Budget. Guter Vorsatz Nr. 2 Essen Sie weniger oder besser noch gar kein Fleisch Neben dem Straßenverkehr ist die Produktion von Fleisch und tierischen Produkten einer der größten Klimasünder. Durchschnittlich ver-
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Magazin Fleischverzicht werden mithin unsere Ressourcen insgesamt geschont. Und nicht zuletzt leistet man einen wichtigen Beitrag zum Tierschutz. Die Beispiele von Tierquälerei in der Produktion tierischer Lebensmittel sind endlos: Von Hochleistungszuchten für die Fleisch-, Milch- und Eierproduktion über mangelndes Platzangebot und fehlenden Auslauf, das Kupieren von Schnäbeln und Schwänzen, das Töten „unbrauchbarer“ Tiere wie beispielsweise Eintagsküken bis hin zu verheerenden Verstößen gegen den Tierschutz bei der Schlachtung. An dieser Stelle alle Missstände aufzuführen, ginge zu weit, aber jedem Tierschützer dürften diese Themen auch hinlänglich bekannt sein. In den letzten Ausgaben von „Respektiere“ haben wir außerdem einige dieser Themen aufgegriffen.
Sojafeld in Brasilien: Für das Soja, das meist als Viehfutter genutzt wird, muss wertvoller Regenwald sterben. Foto: Klimabündnis Österreich GmbH_pixelio.de
ursacht jeder Deutsche pro Jahr Treibhausgasemissionen in Höhe von etwa elf Tonnen. Davon werden zwischen 1,5 und 2 Tonnen durch unsere Ernährung verursacht (ca. 1520% unserer Gesamtemissionen). Dabei macht es einen großen Unterschied, ob wir viel Fleisch oder überwiegend Gemüse essen, denn den mit Abstand höchsten Anteil unserer ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen verursachen wir durch tierische Lebensmittel - nur etwa 8 % durch pflanzliche. Dabei ist Rindfleisch mit 13.000 g CO2Äquivalent pro Kilogramm absoluter Spitzenreiter; für Geflügel liegen die Emissionen bei 3.500 g CO2Äquivalent pro Kilogramm. Gemüse verursacht dagegen nur etwa 150 g pro Kilogramm. Im Durchschnitt entsteht bei der Produktion pflanzlicher Lebensmittel nur etwa ein Zehntel der Treibhausgasemissionen tierischer Produkte. Die verheerende CO2-Bilanz bei der Fleischproduktion wird vor allem durch die Rodung von Wäldern verursacht, um Weideland zu schaffen oder Futtermittel, allen voran Soja, anzubauen. Allein 70 % der neu gerodeten Flächen weltweit werden Weideland. Gerodet werden
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hierfür vor allem die Regenwälder Südamerikas, die als grüne Lunge unseres Planeten CO2 speichern und umsetzen und somit nicht nur aufgrund ihres einzigartigen Lebensraumes, sondern auch aufgrund ihrer Rolle für das Weltklima zwingend geschützt werden müssen. Rund 80 % des nach Deutschland importierten Soja stammt aus Südamerika. Ein weiterer Grund für die hohen Treibhausgasemissionen ist der hohe Energiebedarf bei der Fleischproduktion. Für eine Kalorie Rindfleisch muss man beispielsweise die 30-fache Menge an Getreidekalorien aufbringen. Neben Futtermitteln werden außerdem noch Düngemittel, Pflanzenhilfsstoffe und Treibstoff verbraucht. Bei Wiederkäuern wie Rind, Ziege oder Schaf kommt außerdem ein hoher Methanausstoß hinzu, da während des Verdauungsprozesses im Pansen laufend Methan hergestellt wird. Methan hat eine 25-mal stärkere Wirkung als Kohlendioxid. Wenn jeder Bundesbürger nur einmal wöchentlich auf Fleisch verzichtete, könnte das in Deutschland zu einer jährlichen Gesamteinsparung von rund neun Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen führen. Das entspricht umgerechnet 75 Milliarden PKW-Kilometern. Neben dem Klimawandel gibt es viele weitere Gründe, auf Fleisch zu verzichten. So werden für 1 kg Rindfleisch beispielsweise 15.000 Liter Wasser verbraucht; durch
Guter Vorsatz Nr. 3 Wechseln Sie den Stromanbieter Klimakiller Nr. 3, neben Straßenverkehr und Fleischverzehr, ist natürlich der Abbau und die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Gas. Kohle ist der klimaschädlichste
Braunkohletagebaue zerstören nicht nur ganze Landschaften, sondern auch das Klima. Foto: Harald Schottner_pixelio.de
Energieträger überhaupt, denn bei der Verbrennung von einer Tonne Steinkohle werden 2,68 Tonnen und bei einer Tonne Braunkohle sogar 3,25 Tonnen CO2 freigesetzt. Auf der gesamten Welt wird Kohle als Energieträger genutzt, rund 40 % des weltweiten Stroms werden durch Kohle erzeugt. Deutschland ist dabei weltweit führend bei der Luftverpestung durch Braunkohle: Rund ein Fünftel der gesamten deutschen CO2-Emissionen stammen
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Magazin aus Braunkohlekraftwerken. Die Klimabilanz von Kohlekraftwerken ist außerordentlich schlecht, denn selbst mit modernster Technik erreichen sie nur einen Wirkungsgrad von gerade einmal 45 %. Der Rest der erzeugten Energie wird als Abwärme aus den Schornsteinen gepustet. Doch moderne Technik ist in vielen deutschen Kraftwerken ohnehin ein Fremdwort; zahlreiche Kraftwerke sind veraltet und müssten längst erneuert werden. Doch anstatt dies als Chance für einen Umstieg zu erneuerbaren Energien zu sehen, halten die Energiekonzerne (allen voran die Energieriesen Vattenfall, E.ON, EnBW und RWE) sowie Politiker an der schmutzigen Kohle fest und planen sogar die Erschließung neuer Tagebaugebiete wie beispielsweise in der Lausitz. Für diese Tagebaue müssen Tausende Menschen umgesiedelt werden, historische Dörfer und einzigartige Naturschutzgebiete werden zerstört, und die Landschaft wird bis auf weiteres in Tagebau-Wüsten verwandelt. Mit der Erschließung neuer Tagebaue und dem Bau neuer Kohlekraftwerke ist sicher, dass Deutschland sein Klimaschutzziel bis zur Mitte des Jahrhunderts verfehlen wird. Einen klimafreundlichen Anstrich wollen Politik und Energiekonzerne der Braunkohle über neue CO2-Speichertechniken (CCSTechnologie, CO2-Verpressung und -Speicherung) geben. Allerdings ist auch die Speicherung von CO2 sehr energieintensiv, die Speicherorte im Boden müssen intensiv überwacht werden, und Leckagen sind nicht ausgeschlossen. Im Gegensatz zum Braunkohletagebau wird der deutsche Steinkohlebergbau bis 2018 beendet, da in diesem Jahr die Subventionen auslaufen, die den deutschen Steuerzahler in den letzten rund 65 Jahren über 330 Milliarden Euro gekostet haben. Die Steinkohlekraftwerke laufen aber dennoch weiter, und zwar mit Importkohle aus Russland, Südafrika und Kolumbien. Insgesamt setzen Kohlekraftwerke nicht nur Unmengen Treibhausgase frei, sondern pusten auch Schwefeldioxid, Feinstaub, Quecksilber und Stickoxide
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sondern ausschließlich auf erneuerbare Energien gesetzt wird. Vorsicht auch bei Anbietern, die einzig das RECS-Zertifikat (Renewable Energy Certificate System) nutzen. Dies ist kein Ökostromlabel, da es sich um ein Zertifikat handelt, das auch Anbieter erwerben können, die keinen Ökostrom herstellen. Produzenten von Ökostrom erhalten mit RECS ein Zertifikat, das sie weiterverkaufen können, auch an ein Unternehmen wie beispielsweise Vattenfall. Mit diesem Zertifikat könnte Vattenfall dann beispielsweise einen Teil seines Atomstroms als Ökostrom verkaufen. Das RECSSystem bietet also keine Sicherheit, dass es sich bei dem genutzten Strom um wirklichen Ökostrom handelt. Das Ziel eines wirklichen Ökostromanbieters, Anlagen für erneuerbare Energien weiter zu fördern, wird hier ebenfalls nicht erreicht. Wo Plastikverpackungen unvermeidbar sind, sollte bitte auf Recycling geachtet werden. Foto: Andreas Morlok_pixelio.de
in die Luft, die das Risiko für Lungenkrankheiten, Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Wenn Sie den Stromanbieter wechseln, zeigen Sie nicht nur der Braunkohlepolitik von E.ON, EnBW, Vattenfall, RWE und Co. die rote Karte, sondern setzen auch noch einmal ein deutliches Zeichen gegen die Nutzung von Kernkraft. Denn obwohl es gesetzlich beschlossen ist, dass 2022 das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz gehen soll, laufen die Energiekonzerne Sturm gegen diesen Atomausstieg und reichten unter anderem Verfassungsbeschwerden ein. Die großen Stromkonzerne sind somit Bremsklötze beim Ausbau erneuerbarer Energien, und der deutsche Verbraucher kann diesem Kurs eine Absage erteilen, indem er zu Ökostrom-Anbietern wechselt. Dabei sollte man darauf achten, dass man keinen Strom-Mix aus fossilen und erneuerbaren Energiequellen erhält,
Guter Vorsatz Nr. 4 Kaufen Sie weniger Artikel aus Plastik Sollte irgendwann in ferner Zukunft einmal jemand unser Zeitalter analysieren, dann wird er das nicht anhand von Fossilien tun, sondern anhand unseres Mülls. Unser Zeitalter würde dann wohl - analog zu Begriffen wie „Steinzeit“ oder „Bronzezeit“ „Plastikzeit“ heißen. Plastik ist ausgesprochen langlebig, so benötigt eine Plastikflasche laut Umweltbundesamt 450 Jahre bis sie zersetzt ist; Nylonnetze für den Fischfang benötigen sogar 600 Jahre. Der Plastikmüll, den wir unachtsam wegwerfen, landet über Umwege im Meer und zirkuliert dort in den Meeresströmungen. Einer dieser Strömungswirbel befindet sich im Nord-Pazifik, erreicht die Ausmaße Mitteleuropas und trägt mittlerweile den Namen „Great Pacific Garbage Patch“. Die Plastikteile zirkulieren jahrelang in den Wirbeln, im Nordpazifik hat der Plastikmüll eine Dichte von einem Müllteil pro Quadratmeter eingenommen. Plastikmüll im Meer wird von vielen Meerestieren als Futter wahrgenom-
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Magazin men, so beispielsweise von Vögeln wie dem Eissturmvogel, der sein Futter von der Wasseroberfläche absammelt. Bei der Untersuchung verendeter Eissturmvögel an der Nordseeküste wurden zahlreiche Vögel entdeckt, die verhungert waren, da sie den gesamten Magen mit unverdaulichen Plastikteilen gefüllt hatten. Jährlich kommen schätzungsweise etwa eine Million Seevögel durch Meeresmüll zu Tode. Auch Meeresschildkröten, die sich von Quallen ernähren, können insbesondere durchsichtige Plastikfolien mit Futter verwechseln und daran sterben. Hochseevögel, Schildkröten, Robben und Delphine verheddern sich außerdem immer wieder in sogenannten Geisternetzen, das sind Netze, die von Fischern aufgegeben und zurückgelassen wurden oder die einfach verlorengegangen sind und im Meer treiben. Den Tieren, die sich in den Netzen verfangen, droht der Erstickungstod. Durch UV-Strahlung und die Wellenbewegungen werden die Plastikteile
mit der Zeit zunehmend spröde und zerfallen in kleinere Teile. Doch damit ist das Problem nicht gelöst, denn diese Mikroplastik treibt weiterhin im Meer und wird von Tieren, die Plankton fressen, zusammen mit diesem aufgenommen. Die Plastikpartikel sammeln sich im Magen an und geben im Kunststoff enthaltene, gesundheitsschädliche Chemikalien an den Organismus ab. An den feinen Partikeln lagern sich außerdem giftige Chemikalien aus dem Meer an, die dann ebenfalls im Gewebe der Planktonfresser akkumulieren und sich über die Nahrungskette bis hin zu Meeressäugern und dem Menschen immer weiter anreichern. Auch an Land findet sich Mikroplastik zuhauf. Manche Strände bestehen mittlerweile zu einem größeren Teil aus Mikroplastikpartikeln als aus Sandkörnern.
Um Plastikmüll zu vermeiden, kann man beim Einkauf darauf achten, möglichst viele Dinge ohne Plastikverpackung zu kaufen, was zugegebenermaßen nicht immer einfach ist. Gemüse und andere frische Nahrungsmittel ohne Verpackung findet man beispielsweise auf Wochenmärkten. Anstatt beim Einkauf Plastiktüten zu benutzen, kann man auf den guten alten Jutebeutel oder Papiertüten zurückgreifen. Bei Dingen, die doppelt und dreifach in Plastiktüten verpackt sind (wie beispielsweise manche Gummibärchen eines namhaften Herstellers), kann man seinen Unmut darüber auch durch einen Brief an das Unternehmen kundtun. Führen Sie außerdem Kunststoffe ihrem ordnungsgemäßen Recycling zu. Wenn Sie auf Lebensmittel in Plastikverpackungen verzichten, tun Sie außerdem nicht nur der Umwelt, sondern auch Ihrem Körper etwas Gutes. Im Plastik von PET-Flaschen, Joghurtbechern, Trinketc. sind Foto: Gabi Schoenemann_pixelio.de päckchen Weichmacher enthalten, die dem Kunststoff
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beigemischt werden, um ihn dehnbar und elastisch zu halten, und die im Verdacht stehen, krebserregend und erbgutschädigend zu sein. Es gibt Hunderte Arten von Weichmachern, und aus jeder Plastikverpackung werden diese zum Teil herausgelöst und finden sich dann in dem verpackten Nahrungsmittel wieder. Guter Vorsatz Nr. 5 Verwenden Sie im Garten keine Pestizide Wer hat sich nicht schon einmal über sogenanntes „Unkraut“ in Blumenbeeten, über Schneckenoder Insektenfraß am Gemüse geärgert?! Da greift man gerne zu Unkrautvernichtern, Insektiziden oder Schneckenkorn, um schnelle, einfache und effektive Abhilfe zu schaffen. Doch liest man sich das Kleingedruckte auf den Pestizidpackungen durch, findet man dort Anmerkungen wie „wassergefährdend“, „Schutzkleidung verwenden“ und „Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen“. An dieser Stelle sollte man sich einmal fragen, ob ein Mittel, das Lebewesen in meinem Gartenteich abtöten kann und nur mit Schutzkleidung ausgebracht werden darf, wirklich etwas auf meinem Gemüse zu suchen hat. Bestes Beispiel für die unterschätzte Gefährlichkeit von Pestiziden ist das Mittel „Roundup“ der Firma Monsanto. Das in Roundup enthaltene Herbizid ist das Glyphosat, das unselektiv gegen alle Pflanzen wirkt und deshalb vor allem auf Gartenwegen und gepflasterten Plätzen angewandt wird, wo keinerlei Pflanzen erwünscht sind. Monsanto betont unentwegt, Roundup sei für Mensch und Tier völlig unbedenklich. Neben einem Wirkmechanismus, der nur auf pflanzliche Zellen wirkt, hemmt Glyphosat aber auch Stoffwechselprozesse, die auch in tierischen Zellen stattfinden. Somit sind Auswirkungen des Mittels auf Mensch und Tier nicht ausgeschlossen. Es gibt verschiedene Studien zur Toxizität von Glyphosat, einige davon kommen zu dem Urteil, dass der Stoff in das Hormonsystem eingreifen und somit beispielsweise die Entstehung von Brustkrebs begünstigen kann. Einigkeit über die Forschungsergebnisse gibt es nicht, klar ist aber, dass Chemikalien, die zusätzlich zu Glyphosat in Roundup enthalten sind, dessen Wirkung verstärken.
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Magazin Grundsätzlich gibt es über die Giftigkeit von Pestiziden immer unterschiedliche Ansichten, schließlich ist den Konzernen daran gelegen, ihre Mittel zu verkaufen und somit Studien, die eine Unbedenklichkeit bescheinigen, zu „fördern“. Da negative Auswirkungen teils erst nach Jahren ans Licht kommen, und in einem natürlichen Garten Pestizide grundsätzlich nichts zu suchen haben, möchten wir hier die Empfehlung geben, auf jede Art von Chemikalien im Garten zu verzichten und stattdessen auf natürliche Schädlingsbekämpfung zu setzen. Denn ein naturnaher Garten zeichnet sich durch Artenvielfalt aus und sollte deshalb auch Wildkräutern und vermeintlichen Schädlingen Platz geben. Jeder Einsatz von Pestiziden schränkt die Artenvielfalt ein, und zwar nicht nur bei Schädlingen, sondern auch bei deren Feinden. Guter Vorsatz Nr. 6 Kaufen Sie keine Cremes mit Mikroplastik-Partikeln Unter Neujahrsvorsatz Nr. 4 wurde bereits auf die Problematik von Mikroplastik im Meer eingegangen. Mikroplastik-Partikel finden sich in vielen Peeling-Cremes, Zahncremes oder Kontaktlinsenreinigern und gelangen über unseren Abfluss in Flüsse und somit schließlich ins Meer. Achten Sie daher beim Kauf von Peelings, Zahncremes und ähnlichem in der Liste der Inhaltsstoffe auf Angaben wie „Polyethylen (PE)“ oder „Polypropylen (PP)“, und meiden Sie Kosmetik mit diesen Zusätzen. Unser Partner Project Blue Sea e.V. hat zusammen mit anderen Umweltschutzorganisationen die internationale Kampagne „Beat the Microbead“ gestartet und bereits erste Erfolge erzielt. Durch die Kampagne ist das Thema endlich in der Politik angekommen, und erste Firmen wie L’Oréal, Colgate-Palmolive, Beiersdorf und Procter & Gamble haben sich bereit erklärt, zukünftig auf Mikroplastik zu verzichten. Weitere Informationen finden Sie auf www.projectbluesea.de Guter Vorsatz Nr. 7 Lassen Sie Ihre Katze kastrieren Die Population verwilderter Katzen in Deutschland wächst stetig und von den meisten Deutschen eher unbemerkt. Schätzungen zufolge gibt es mittlerweile zwei Millionen
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verwilderte Katzen in Deutschland; genaue Werte kann niemand geben. Die Katzen müssen täglich ums Überleben kämpfen, leiden oft Hunger, da sie als Haustiere an ein Leben in der Wildnis nicht mehr wirklich angepasst sind und sterben an Krankheiten wie Katzenschnupfen oder FIV. Ursprung des Problems sind sowohl ausgesetzte Katzen als auch Freigänger, die von ihren Haltern nicht kastriert wurden. Diese Freigänger können sich zweimal im Jahr fortpflanzen, und wachsen die Jungtiere dann nicht in menschlicher Obhut auf, verwildern sie. Das Problem besteht längst nicht mehr nur in ländlichen Gebieten, wo Landwirte oft mehrere unkastrierte Katzen auf ihren Höfen halten und sich des ungewollten Nachwuchses sofern er denn bemerkt wird - durch Ertränken oder Erschlagen entledigen, sondern auch in Großstädten. Eine Lösung kann nur die flächendeckende Kastration verwilderter Katzen und von Freigänger-Katzen, die einen Besitzern haben, sein. Um auch die letzten uneinsichtigen Katzenbesitzer zu erreichen, wäre eine bundesweite Kastrationspflicht von Katzen mit Freilauf angebracht. Durch die Novellierung des Tierschutzgesetzes
im Jahr 2013 wurde den Ländern aber lediglich die Erlaubnis erteilt, dass sie ihre Bürger zur Kastration und Registrierung der Katzen verpflichten können; ob die Länder dies auch wirklich umsetzen, bleibt ihnen überlassen. Einige Länder wie beispielsweise Hessen machen bereits Gebrauch von dieser Erlaubnis, wälzen dabei aber die Verantwortung wiederum auf die Kommunen ab. Den Kommunen wird dann von den Ländern erlaubt, eine Kastrationspflicht festzusetzen, dazu verpflichtet sind sie nicht. Obwohl einige Kommunen in Deutschland diese Chance bereits nutzen, wäre eine bundesweite Registrierungs- und Kastrationspflicht von Freigängern sinnvoller gewesen. Jedem Einzelnen bleibt allerdings die Entscheidung überlassen, der Politik zuvorzukommen und sein Tier eigenverantwortlich kastrieren zu lassen. Damit verhindern Sie nicht nur ein Anwachsen der Katzenpopulation, die in Wäldern, Parks und auf Fabrikgeländen unter Hunger, Krankheiten und Nachstellungen durch den Menschen leidet, sondern Sie tun auch ihrer eigenen Katze etwas Gutes. Kastrierte Kater haben beispielsweise ein viel kleineres Streifgebiet als unkastrierte Tiere; somit sind sie auch weniger Gefahren
Mikroplastik aus einer Zahncreme Foto: Project Blue Sea e.V.
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durch den Straßenverkehr und die Ansteckung durch Katzenseuchen ausgesetzt. Außerdem lebt eine Katze, die keinen Nachwuchs großziehen muss, viel länger als ein Tier, das unter Umständen zweimal im Jahr trächtig wird. Guter Vorsatz Nr. 8 Nutzen Sie Manpower anstatt Elektro-Power Elektrische Laubsauger, Motorsensen, Motorsägen – es gibt keinen Bereich im Haushalt oder Garten, in dem ein althergebrachtes Werkzeug, das durch reine Muskelkraft betrieben wird, nicht längst durch ein motorisiertes Gerät ersetzt wurde. Oftmals ist das eine große Bereicherung, aber vor allem bei vielen Hobbygärtnern bekommt man schnell den Eindruck, dass Motorsense und Co. viel eher um ihrer selbst willen denn zur Arbeitserleichterung genutzt werden. Liegen drei Blätter auf der Terrasse, wird gleich der Laubsauger ausgepackt; ein Besen hätte es in diesem Fall sicherlich auch getan. Müssen zwei Äste gekürzt werden, greift der motorisierte Hobbygärtner gleich zu elektrischer Heckenschere oder Motorsäge; dabei wäre eine handbetriebene Astschere ausreichend gewesen. Natürlich wollen wir niemandem die Freude an der Gartenarbeit nehmen, aber in manchen Situationen lohnt es sich, Werkzeuge
Guter Vorsatz Nr. 9 Weisen Sie Ihre Mitmenschen darauf hin, was sie besser machen können Wer andere Menschen mit ins Boot holt, kann mehr bewegen. Natürlich ist hier kein übertriebener missionarischer Eifer gefragt, denn niemand will sich mit erhobenem Zeigefinger bezüglich seines Konsumverhaltens belehren lassen. Aber vielen Menschen kann man mit netten Anmerkungen einen Denkanstoß geben oder die Neugierde auf ein bestimmtes Thema wecken. Wer macht sich schon von selbst Gedanken darüber, ob in Foto: NicoLeHe_pixelio.de seiner Zahnpasta Plastikkügelchen enthalten sind, ob ein ÖkostromAnbieter wirklich Ökostrom verkauft, ohne Motor zu verwenden. Das schont oder warum es sinnvoll sein kann, nicht nur die Ohren des Nachbarn, einen Muskelkater in Kauf zu nehmen, sondern auch unsere Umwelt, denn weil man anstatt eines Laubsaugers um einen Rechen zu bedienen, einen Rechen benutzt hat?! braucht es weder Strom noch Benzin. Das Interesse an Fragen des Umweltund Tierschutzes wächst und damit Das wiederum schont unser Klima. Durch den Verzicht auf Laubsauger auch die Chance, andere Menschen und Laubbläser helfen Sie den Tieren in von der guten Sache zu überzeugen. Ihrem Garten auch ganz direkt, denn Beratungsresistente Menschen wird die ausgeblasene Luft eines solchen es immer geben, lassen Sie sich von Geräts kann Geschwindigkeiten von ihnen nicht entmutigen! bis zu 330 km/h erreichen, was Insekten, Mäuse und Amphibien mit Guter Vorsatz Nr. 10 Seien Sie froh, dass wir Ihnen Sicherheit nicht überleben werden. Eine Rückkehr von Elektro-Power zu nicht vorschlagen, mehr Sport Manpower lohnt also in vielerlei zu machen. Das bleibt ganz Hinsicht. Und sei es nur, weil Sie sich alleine Ihnen überlassen … nach getaner Gartenarbeit einen kostspieligen Gang ins Fitness-Studio mit Sicherheit sparen können.
Foto: Silke Kaiser_pixelio.de
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Leserbrief zum Artikel „Um eines kleinen Bissens Fleisches willen“ in „Respektiere“ 2/2014
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m letzten Heft veröffentlichten wir einen Bericht einer Veterinärmedizin-Studentin über ihr Pflichtpraktikum in einem Schlachthof. Dazu erhielten wir folgenden Brief eines engagierten Mitgliedes:
Ernährungsweise informiert und diese Informationen anwendet und weitergibt. Fleisch und andere tierische Nahrungsmittel sind für die Gesundheit des Menschen unnötig. Leben wir vegetarisch, entscheiden wir uns für Frieden und das Leben! Michael V.
Foto: Tim Reckmann_pixelio.de
Liebe Redaktion der "Respektiere" und ETN-Mitglieder, vielen Dank für den Artikel "Um eines kleinen Bissens Fleisches willen ..." im Heft 2/2014. Er bringt das Schreckliche und Unmoralische an der Tierhaltung (am Beispiel der besonders schlimmen Massentierhaltung) auf den Punkt. Wenn natürliches Mitgefühl allein die Menschen hier nicht schon zum Veganismus führt, so gibt es zahlreiche andere, wichtige Gründe. Dies sind beispielsweise folgende: Die weltweite Massentierhaltung dient bekanntlich der menschlichen Nachfrage nach Fleisch und anderen Tierprodukten. Unser Planet könnte landwirtschaftlich bequem neun Milliarden Menschen ernähren, wenn und das ist der Punkt - die pflanzlichen Nahrungsmittel MENSCHEN DIREKT ERNÄHREN würden! Stattdessen werden "Nutz"tiere damit gefüttert,
getötet, und dieses Fleisch soll dann Menschen ernähren. Dies ist eine riesige Verschwendung von Nahrungsmittelressourcen. Die globale Viehzucht ist eine Hauptursache für viele der großen heutigen Probleme der Menschheit. Neben dem Welthunger ist sie auch mitverantwortlich für den drohenden Klimawandel (großer Ausstoß von schädlichen Klimagasen wie Methan, vgl. ‚Worldwatch‘-Bericht, 2009), die allgemeine Umweltverschmutzung (z.B. Vergiftung der Böden und Gewässer, tote Zonen durch Fischfang/ Fischzucht in Meeren, Waldrodung), die ständige Gefahr tödlicher Pandemien (z.B. BSE, Vogelgrippe, Schweinegrippe, die allesamt in den Massentierhaltungsbetrieben entstanden) und für weitverbreitete Zivilisationskrankheiten. Das Problem resultiert aus einer fest verwurzelten, traditionellen Gewohnheit unserer Kultur, auf Kosten der Tiere und Umwelt zu leben. Die gute Nachricht ist: Es kommt auf jede(n) Einzelne(n) an. Jeder von uns kann als mächtiger Verbraucher wirksam zur Lösung des Problems beitragen, indem er sich über die vegetarische/vegane
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Veganismus – Beweggründe, auf tierische Produkte zu verzichten
Gedanken unserer FÖJlerin Larissa
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ür ein Leben ohne Butter, Sahne, Milch, Eier, Honig, Leder und alle anderen tierischen Produkte habe ich mich vor gut vier Jahren entschieden. Davor lebte ich bereits neun Jahre vegetarisch. Der Verzicht auf Fleisch fiel mir nie schwer. Veganerin wurde ich, weil ich ständig Tiere pflege, und es für mich nicht mehr passte, dass ich mich einerseits sehr um das Wohl von Tieren kümmere und dabei andererseits beispielsweise in Kauf nehme, dass Kälber von ihren Muttertieren weggenommen und geschlachtet werden, damit ich Butter und Sahne verzehren kann. Doch trotz dieser Beweggründe konnte ich mich lange nicht mit dem Gedanken anfreunden, ohne Honig, Butter, Eier und Leder zu leben. Ich schob den Gedanken erst einmal beiseite, doch irgendwann wurde mir klar: Ich will so leben, dass dafür kein Tier leiden muss. Vegan also.
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Weil es ökologischer ist, und man so etwas für die Umwelt tut. Weil es gesünder ist, und man sich selbst etwas Gutes tut.
Manche Menschen essen vegan, verzichten jedoch nicht auf Produkte aus Leder oder Wolle. Veganismus hat also nicht unbedingt etwas mit Tierliebe zu tun.
Da ständig neue vegane Produkte entwickelt werden, wird es immer leichter, vegan zu leben, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Weitere Informationen zum Veganismus findet man unter: www.vebu.de www.vegan-buddy.de ww.veggieradio.de essenzen.schrotundkorn.de/rezepte Larissa Wenner, 17 Jahre, FÖJlerin auf Hof Huppenhardt
Die erste Zeit als Veganerin lebte ich sehr gesund, da ich mich noch nicht über vegane Alternativen zu Eis, Süßigkeiten, Kuchen und vielem anderen informiert hatte. Mit der Zeit probierte ich aber einiges aus und stellte bald fest, dass es viele sehr leckere Alternativen zu den meisten tierischen Produkten gibt. Vegan, was ist das? Veganer verzichten auf alle Produkte vom Tier wie beispielsweise Milch, Honig und Eier, aber auch auf Leder, Wolle und viele andere Tierprodukte. Es gibt verschiedene Gründe vegan zu leben: - Aus Tierliebe beziehungsweise weil man es ethisch nicht mehr vertreten kann, etwas vom Tier zu essen.
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Foto: Heinz Ober, Petra Bork, twinili_pixelio.de
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International Coastal Cleanup Day 2014 Project Blue Sea reinigt Strand auf Langeoog
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lljährlich finden am dritten Samstag im September weltweit viele Aktionen und Initiativen statt, die sich dem Aufräumen von verschmutzten Stränden und Küstenabschnitten widmen. Der ETN-Partner Project Blue Sea führt bereits seit vielen Jahren Küstenreinigungskampagnen durch, welche zusätzlich von viel Öffentlichkeitsarbeit begleitet auf die Missstände der Meeresverschmutzung hinweisen.
reits eine weite Reise hinter sich hatten. Neben vielen niederländischen, dänischen und englischen Produkten, welche schon eine geraume Zeit durch die Nordsee trieben, konnten auch zahlreiche Fundstücke mit asiatischen, griechischen oder kyrillischen Schriftzeichen identifiziert werden. Solche Teile gelangen meist durch die Handelsschifffahrt in die Ozeane. Das Identifizieren von Fundstücken ist eine sehr interessante Sache und verdeutlicht immer wieder, dass das Meer keine Grenzen kennt, und sich unser Wohlstandsmüll überall verbreitet.
In diesem Jahr haben freiwillige Helfer von Project Blue Sea einen mehrere Kilometer langen Strandabschnitt auf der Nordseeinsel Langeoog gereinigt. Langeoog wurde ausgewählt, weil hier auch zeitgleich die gemeinsame Wanderausstellung „Müll im Meer geht uns alle an“ von Project Blue Sea und der Europäischen Tierund Naturschutzstiftung zu sehen ist. Langeoogs Tourismus-Manager Hinrik Dollmann berichtete von einer sehr positiven Resonanz vieler Urlaubsgäste auf die Ausstellung. Auch war er sehr begeistert vom Engagement der Blue Sea-Aktivisten und unterstützte diese mit sämtlichen logistischen Dingen wie beispielsweise einem Traktor samt Anhänger, um die Müllsammler an die weit entfernten Räumabschnitte befördern zu können und später den gesamten Müll abzutransportieren und zu entsorgen.
An häufig frequentierten deutschen Stränden findet man im Sommer über oftmals nicht so viel Meeresmüll, da die von Touristen genutzten Abschnitte frühmorgens, wenn die Urlauber noch schlafen, mit schwerem Gerät geräumt werden und dementsprechend sauber erscheinen. Die Project Blue Sea Aktivisten bemerken seit Jahren, dass solche Strandabschnitte außerhalb der Saison ein ganz anderes Bild abgeben. Auch in Brut-, Rast- und Ruhezonen, in denen man sich nicht aufhalten darf, ist leider oft ein verheerendes Müllproblem sichtbar.
Bei Küstenreinigungsaktionen sind vor allem Teile aus Kunststoff vorzufinden. Aufgrund der sehr langen Verweilzeiten im Meer können Plastikgegenstände durch Strömungen auch weite räumliche Strecken überbrücken. So wurden auch bei dieser Räumaktion zahlreiche Dinge gefunden, die be-
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Zahlenmäßig fielen bei der Langeooger Müllsammelaktion besonders die angeschwemmten Fischereiutensilien und größere Seile, Stricke und Schnüre ins Auge. Aber auch sehr viele kleine Plastikteilchen wurden gefunden. Diese entste-
AUSSTELLUNG
27.6.-3.11.2014
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im Haus der Insel Mo/Di/Do/Fr 10.00-12.00 Uhr und 15.00-17.00 Uhr Mi + Sa 10.00-13.00 Uhr Eintritt frei, Spende für das Project Blue Sea erbeten!
hen dadurch, dass größere Kunststoffteile im Meer durch UV-Strahlung und Salz sehr stark verspröden und durch Wellenbewegung und Strömung in immer kleinere Teile zerfallen. Zahlreiche Fundstücke der PBS-Küstenreinigungsaktionen können noch bis zum 03. November in der Wanderausstellung im Langeooger „Haus der Insel“ begutachtet werden. Weitere Hintergrundinformationen über die Meeresschutzarbeit des ETN-Partners Project Blue Sea finden Sie unter: www.projectbluesea.de
oben: Alte Fischernetze links: Typischer Meeresmüll
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Fracking Nötiges Übel oder unnötiges Risiko?
Ziel der Erdgasgewinnung steckt. Doch seit die deutsche Bundesregierung darüber nachdachte, Fracking auch in Deutschland auszubauen, ist die umstrittene Methode in aller Munde.
Schiefergasbohrung in Wyoming, USA Quelle: The Pinedale Field office of the BLM_Federal Document_Lizenziert unter Public domain
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is zu Beginn des letzten Jahres kannte in Deutschland kaum jemand das Wort „Fracking“, und nur wenige Menschen wussten, dass hinter diesem Begriff das Aufbrechen von tiefen Gesteinsschichten mit dem
„Fracking“ ist die Abkürzung für „Hydraulic Fracturing“ (Hydraulisches Aufbrechen) und bezeichnet eine Bergbaumethode, bei der eine Flüssigkeit mit einem Chemikaliengemisch in bis zu zweitausend Meter tiefe Bohrlöcher im Boden eingepresst wird, um undurchlässige Gesteinsschichten aufzubrechen und anschließend Erdgas oder Erdöl zu gewinnen. Erdgas tritt in zwei Formen auf: In porösem Gestein ist es frei beweglich und sammelt sich unter einer nach oben geschlossenen Gesteinsschicht (konventionelles Vorkommen). Bohrt man ein Loch in diese obere Gesteinsschicht, kann das Erdgas ausströmen; es handelt sich dabei um die konventionelle Erdgasförderung. Beim Fracking hingegen werden unkonventionelle Erdgaslagerstätten angezapft. Das Gas ist hier in kleinen Hohlräumen in Sand- oder Kalksteinen, die untereinander nicht verbunden sind, eingeschlossen oder befindet sich zwischen den Schichten von Schiefergestein (Schiefergas). In beiden Fällen kann sich das Erdgas nicht frei durch das Gestein bewegen, so dass das Gestein des gesamten
Offene Grube zur Lagerung von produziertem Wasser in den USA Quelle: Joshua Doubek_Creative Commons Attribution BY-SA-3.0-de, Wikimedia Commons
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Umwelt
Gasbohrung „Söhlingen Z9“ der Firma ExxonMobil in Niedersachsen Quelle: Battenbrook_Creative Commons Attribution BY-SA-3.0, Wikimedia Commons
Erdgaslagers mittels Fracking aufgebrochen werden muss, um ein Porensystem zu schaffen und an das unkonventionelle Gas zu gelangen. Um beim Fracking eine unkonventionelle Lagerstätte zu erschließen, wird eine senkrechte Bohrung vorgenommen und im Bereich der Lagerstätte horizontal weitergeführt. Das horizontale Rohr wird perforiert, und danach wird unter enormem Druck von bis zu 1500 bar ein Wasser-ChemikalienGemisch, das sogenannte Fracfluid, eingeleitet. Es wird aus dem Rohr heraus in die Gesteinsschichten gepresst, dringt dort in kleinste Risse ein und erweitert sie; das Gestein wird also buchstäblich aufgesprengt. Dem Flüssigkeitsgemisch ist Sand beigemischt, der sich in die Risse setzt und sie offen hält. Welche anderen Zutaten das Fracfluid im Detail enthält, wird von den Energiekonzernen geheim gehalten. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn unter den rund sechshundert Stoffen, die durch Analysen von Umweltschutzorganisationen bekannt geworden sind, finden sich zahlreiche potenziell gefährliche Chemikalien wie Benzole, Salzsäure, Glykolether, verschiedene Biozide zur Hemmung des Bakterienwachstums, Tenside, Formamid, Tetramethyl-
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ammoniumchlorid und Petroleumdestillate. Viele dieser Stoffe sind krebserregend, greifen in den menschlichen und tierischen Hormonhaushalt ein, verursachen neurologische Schäden und sind wassergefährdend. Mit solch einer Zutatenliste und der Aussicht darauf, dass das Gemisch in die Umwelt gelangen könnte, will freilich kein Gaskonzern hausieren gehen. Um das gesamte Erdgas einer unkonventionellen Lagerstätte zu fördern, reicht aufgrund der Undurchlässigkeit des Gesteins eine einzige Bohrung nicht aus. Deshalb müssen in einem Bereich zahlreiche Horizontalbohrungen erfolgen, die die Landschaft grundlegend verändern. Die hohe Dichte an Bohrungen verlangt auch einen viel größeren Einsatz an Chemikalien als die herkömmliche Gasförderung – Chemikalien, die entsorgt werden müssen oder in den Gesteinsschichten verbleiben und sich von dort aus ihren Weg ins Grundwasser oder in oberirdische Wasserreservoir bahnen können. Die USA und ihr Problem mit Fracking In den USA wird Fracking schon lange genutzt und ist fast jedem amerikanischen Bürger bekannt. Nicht nur, weil Amerika mithilfe von Fracking unabhängig von ausländischem Erdgas wurde und mittlerweile neunzig Prozent des gesamten Erdgasvorkommens in den USA mittels
Fracking erschlossen wird, sondern vor allem, weil zahllose Bürger in ganz Amerika unter den Folgen des Fracking zu leiden haben. In den USA finden sich große Erdgasvorkommen in Schieferbassins, die sich über mehrere Bundesstaaten erstrecken. Im Jahr 2009 waren bereits rund 450.000 Förderbrunnen vorhanden; bis heute hat sich die Zahl verdoppelt. In den Schiefergasvorkommen reichen die Bohrungen bis zu zweitausend Meter tief und werden häufig auf öffentlichem Land vorgenommen, das von den Ölund Erdgasfirmen lediglich gemietet wurde. So wird Land, das zuvor öffentlich nutzbar war und einzigartige Lebensräume beherbergte, von wenigen Firmen binnen kurzer Zeit in Wüsten aus Bohrtürmen, Bohrlöchern und Abwasserbecken verwandelt. Viele Menschen sind mittlerweile von Bohranlagen geradezu umzingelt - und können sich nicht dagegen wehren. Die Verwendung hunderter giftiger Chemikalien für das Hydraulic Fracturing rächt sich in den USA ebenfalls schon lange. Wenn das Gas an die Erdoberfläche befördert wird, ist es feucht, das heißt, Teile des Fracfluids sind im Gas enthalten. In kleinen Raffinerien direkt am Bohrloch wird das Wasser und somit auch die enthaltenen Chemikalien verdampft und in Kondensat-Tanks gelagert. Ein beträchtlicher Teil der Schadstoffe entweicht aus diesen Tanks oder wird aus Entlüftungsrohren einfach in die Umwelt freigelassen und bildet ganze Schadstoffwolken, die die Nachbarschaft verseuchen. Tückisch daran ist, dass viele organische Verbindungen farblos und teilweise auch geruchsneutral sind und die Menschen die Gefahr erst spät bemerken. Doch auch, wenn die Schadstoffwolken bemerkt werden, bleibt den Anwohnern kaum eine Möglichkeit, sich zu schützen, und so atmen viele Bürger der USA teilweise seit Jahren jeden Tag krebserregende Stoffe und Nervengifte wie Benzole und Naphthalin ein. Schwere Vergiftungen, Krebserkrankungen, der Verlust des Geschmacks- und Geruchsinns und bleibende Hirnschäden wurden bei vielen Bürgern, die in Nachbarschaft zu einer Fracking-Anlage leben, festgestellt. Auch Haus- und Wildtiere versterben teilweise sehr plötzlich oder magern ab und verlieren ihr Fell. Über Fleisch, das von Nutztieren aus
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Umwelt Fracking-Gebieten stammt, nehmen die Menschen wiederum weitere Giftstoffe auf. Die giftigen Fracfluide verursachen außerdem großen Schaden in unterund oberirdischen Wasservorkommen. Die Hälfte des giftigen Wassers, das in die Bohrlöcher gepumpt wird, kommt wieder zurück an die Oberfläche; dies ist das sogenannte „produzierte Wasser“. Darin enthalten ist auch das sogenannte Lagerstättenwasser. Lagerstättenwasser ist Wasser, das sich in der Erdgaslagerstätte selbst befindet und beim Fracking aus den Gesteinsschichten gelöst und mit an die Oberfläche transportiert wird. Durch den hohen Druck und hohe Temperaturen in den Gesteinsschichten ist es hochmineralisiert und kann neben Methangas auch Benzole, Toluol, Schwermetalle und radioaktive Substanzen enthalten. Die Mischung aus Fracfluid und Lagerstättenwasser ist mit Chemikalien, Schwermetallen und organischen Verbindungen verseucht, wird in Staubecken gesammelt und müsste eigentlich wie Giftmüll entsorgt werden. Stattdessen versickert ein großer Teil durch die undichten Becken einfach in den Boden, wird in Flüsse oder ins Meer eingeleitet, illegal auf Feldern entsorgt oder durch Wasserspritzanlagen in die Luft gesprüht, damit es schneller verdunstet. Angesichts der Giftigkeit der Chemikalien klingt diese Methode absolut haarsträubend, doch in den USA ist sie gängige Praxis. Die Toxine gelangen so direkt oder über Umwege wieder in den Wasserkreislauf, gehen im Regen wieder auf die Erde nieder, oder der Sprühnebel und verdampfte und flüchtige Verbindungen werden direkt von den Menschen in der Umgebung eingeatmet.
Doch die Giftstoffe gelangen nicht nur in oberirdisch in die Umwelt, auch das Grundwasser ist in der Nähe von Bohrstätten oft betroffen. Durch Risse im Röhrensystem der Bohrung oder im umgebenden Zementmantel können die Fracfluide beim Einpressen der Flüssigkeit oder beim Rückfluss an die Oberfläche in die umliegenden Gesteinsschichten gelangen und so auch Grundwasserleiter verschmutzen. Auch Leckagen im Röhrensystem der Bohrungen sorgen häufig dafür, dass Fracfluide und Lagerstättenwasser als hochgiftiges Gemisch in grundwasserführende Gesteinsschichten gelangen. Das Trinkwasser der FrackingAnwohner in den USA ist deshalb durch organische und inorganische Chemikalien oft so stark belastet, dass die Menschen es nicht einmal mehr nutzen können, um Wäsche zu waschen. Das Wasser gleicht dann eher Klärschlamm als Trinkwasser, und den Menschen bleibt nichts anderes übrig, als ihre verseuchten Trinkwasserbrunnen zu schließen und fortan Wasser zu kaufen. Filteranlagen versagen bei dieser Form von Abwasser, da Verbindungen wie beispielsweise Glykolether enthalten sind, die nicht herausgefiltert werden können. Gemeinsam mit den Chemikalien kann auch Gas ins Grundwasser gelangen. Was in YouTube-Videos noch lustig aussieht, ist für die betroffenen Menschen bitterer Ernst: In vielen Häusern, die neben Fracking-Anlagen stehen, kann man das Leitungswasser anzünden! Dreht man den Wasserhahn auf, tritt mit dem verseuchten Wasser auch Gas aus, und ein kleines Streichholz genügt, um das ganze Waschbecken anzuzünden. Abgesehen davon, dass
dieses Wasser nicht mehr getrunken werden kann, besteht so im Haus auch andauernde Explosionsgefahr. All dies müsste doch, selbst im grenzenlosen Amerika, Grund genug sein, Fracking zu verbieten, so könnte man meinen. Doch weit gefehlt, die Lobbyisten der Öl- und Gasindustrie leisten ganze Arbeit. Das staatliche Umweltamt bleibt untätig, und die zahllosen Beschwerden der Bürger verlaufen im Nichts. Zwar gibt es in Amerika zahlreiche Gesetze, die vor Luft- und Wasserverschmutzung schützen sollen, doch all diese Gesetze schließen die Öl- und Gasindustrie aus. Unter der Regierung von George W. Bush wurden selbst wissenschaftliche Untersuchungen zur Gefährlichkeit des Fracking gestoppt. Der „Frac Act“ (Fracturing Responsibility and Awareness of Chemicals Act), der von drei Kongressabgeordneten erstmals 2009 vorgestellt wurde und die Offenlegung der verwendeten Chemikalien im Fracking fordert, wurde jahrelang wieder und wieder im Senat und Repräsentantenhaus eingereicht, doch eine Anerkennung erfolgte nie. Mittlerweile hat der Gesetzesentwurf kaum noch Chancen auf eine Durchsetzung. Zu hoffen bleibt nur, dass sich der Erdgasboom in den USA durch die stark gesunkenen Gaspreise bald selbst in Luft auflöst. Was er hinterlässt, ist eine zerstörte Umwelt und Anwohner, die gesundheitlich schwer geschädigt sind … Fracking in Deutschland? Nun denkt man natürlich, dass es derartige Verhältnisse in Deutschland nie geben wird, und Gasbohrungen hierzulande viel besser kontrolliert werden. Zumindest will ExxonMobile
Protest gegen Fracking im Artland (Niedersachsen) Quelle: IG Fracking-freies Artland e.V.
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Umwelt uns das in einem niedlichen, kleinen Werbespot, der seit einigen Jahren über unsere Bildschirme flimmert, glauben machen. Doch ist Fracking in Deutschland wirklich sicherer als in den USA? Die erste Fracking-Bohrung erfolgte in Deutschland bereits im Jahr 1961; seitdem wurden mehr als dreihundert weitere Bohrungen durchgeführt. Die meistens Fracs erfolgten in Niedersachsen, wo sich die Methode neben der konventionellen Gasförderung schleichend und weitgehend ohne Kenntnis der Bevölkerung etablieren konnte. Viele der Bohrungen sind Fehlbohrungen, die aufwändig wieder verfüllt werden müssen. Teilweise handelt es sich auch um Versenkbohrungen, in die giftiges Lagerstättenwasser anderer Bohrungen verpresst wird - eine besonders bequeme Art für die Gasindustrie, ihre Abfälle loszuwerden. Zwar soll das Wasser zuvor aufbereitet und gefiltert werden, doch selbst wenn dies wirklich geschieht, erhält man am Ende kein Wasser, das man gefahrlos in die Umwelt einbringen kann. Allein in Deutschland entstehen jährlich elf Milliarden Liter Lagerstättenwasser und produziertes Wasser, die entsorgt werden müssen - elf Milliarden Liter Giftbrühe also, die völlig legal in deutsche Böden gepresst werden. Allein diese Methode zeigt schon, dass Fracking in Deutschland keineswegs sicher sein kann, denn auch wenn die Abwässer in große Tiefen gepresst wurden, kann letztlich niemand über Jahre hinweg garantieren, dass sie nie wieder in grundwasserführende Schichten gelangen. Das selbe gilt für das Fracfluid, das nach den Bohrungen im Boden verbleibt – immerhin knapp die Hälfte der eingesetzten Flüssigkeiten. Grundsätzlich ist die Entsorgung von Fracking-Abfällen und Rückständen ein Problem, denn abgesehen von der Verpressung in alte Bohrlöcher gibt es keinen wirklichen Entsorgungsplan. Zwar dürfen in Deutschland im Gegensatz zu den USA die Abwässer nicht in offenen Becken gelagert werden, doch treten auch aus Pipelines und Tanks immer wieder große Mengen der giftigen Flüssigkeiten aus. Die Kontrolle der Entsorgung wird der „Eigenüberwachung der Gasindustrie“ überlassen, das heißt, die Konzerne kontrollieren sich selbst. Muss man angesichts dieser Zustände wirklich noch die Frage stellen, ob
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deutsches Fracking sicherer ist als Fracking in den USA?! Der Umstand, dass in der Vergangenheit außerdem viele Gasförderungen und Probebohrungen in Wasserschutzgebieten genehmigt wurden, macht zusätzlich deutlich, dass die Gefahr, die von Fracking ausgeht, von Politikern und Behörden unterschätzt wurde und noch immer unterschätzt wird. Seit Beginn des Frackings in Deutschland wurden zahlreiche Schadensfälle bekannt, die von kleineren Erdbeben über Leckagen bis hin zu Bohrturmexplosionen reichen. An verschiedenen Stellen trat bereits Lagerstättenwasser aus oder es kam zu einer Kontamination mit Schwermetallen (z.B. Quecksilber) und Kohlenwasserstoffen. Auch Anwohner wurden geschädigt, so zum Beispiel im Frühjahr 2014 im Landkreis Rotenburg/Wümme, wo überschüssiges Gas abgefackelt und dabei eine Dampfwolke aus Salzsäure produziert wurde, die über den angrenzenden Ort hinwegzog. Dank der Bürgerinitiativen, die sich in den betroffenen Gemeinden gebildet haben, werden solche Unfälle nun zunehmend öffentlich bekannt. Zusätzlich zu aktuellen Schadensfällen gibt es sogenannte Altschäden, das heißt, ehemalige Gasförderanlagen oder länger zurückliegende Unfallschäden, die noch saniert werden müssen. Eine ehemalige Anlage, die zu Zeiten der DDR betrieben wurde und nun rückgebaut werden muss, liegt beispielsweise in der westlichen Altmark (Sachsen-Anhalt). Dort müssen Umweltschäden durch
ausgetretene Kohlenwasserstoffe und Quecksilber ebenso saniert werden wie Bohrschlammgruben, Bohrlöcher und Sondenplätze. Die Kosten dafür trägt nicht der Energiekonzern, sondern - wie so oft - der deutsche Steuerzahler. Fracking in Deutschland ist unwirtschaftlich Allein der Rückbau solcher Altlasten kostet den deutschen Staat mehrere Millionen Euro, doch das ist nicht der einzige Grund, warum sich Fracking in Deutschland nicht wirklich lohnt. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) stellte dazu folgendes fest: „In der Europäischen Union dagegen würde sich Fracking, also die Förderung von im Gestein sitzenden Gasvorkommen durch das Einpressen von Wasser und Chemikalien, bei den aktuellen Gaspreisen überhaupt nicht lohnen. Erst wenn die Gaspreise deutlich stiegen, wäre eine Förderung in der EU wirtschaftlich.“ Zwar kann eine Quelle bis zu achtzehn Mal gefrackt werden, doch verzeichnet man pro Jahr auch großteils einen Rückgang der Förderrate um bis zu siebzig Prozent. Die Kosten einer Bohrung betragen drei bis zehn Millionen Dollar; somit liegen die Förderkosten deutlich über dem Verkaufspreis des Gases. Wie in der Studie der ZEW ausgeführt, müsste der Gaspreis also stark ansteigen, damit sich Fracking in Deutschland überhaupt lohnt. Trotz aller Negativbeispiele und Unsicherheiten in Bezug auf Fracking gibt es in Deutschland noch immer
Gasfackel am Fracking-Standort „Söhlingen-Ost Z4“ (Niedersachsen): Hier fackelt ExxonMobil vermutlich während Wartungsarbeiten an der Anlage überschüssiges Gas ab. Quelle: Battenbrook_Creative Commons Attribution BY-SA-3.0, Wikimedia Commons
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Umwelt
Versenkbohrung „Dethlingen H1“ der Firma ExxonMobil in Niedersachsen: Hier wird ein giftiges Gemisch aus Lagerstättenwasser und Fracfluid in alte Bohrlöcher gepumpt. Quelle: Battenbrook_Creative Commons Attribution BY-SA-3.0, Wikimedia Commons
Politiker, die an der Methode festhalten. Angeheizt wurde die Debatte vor allem durch einige Gesetzesentwürfe, die von der schwarz-gelben Bundesregierung Anfang 2013 vorgelegt wurden. Die Sicherheitsauflagen, die in den Entwürfen vorgesehen waren, fielen darin viel zu gering aus, und die Erteilung von Genehmigungen für Bohrvorhaben sollte erleichtert werden. Gegen den Entwurf formierte sich Widerstand, doch leider führte dies letztlich nicht zu einem Verbot von Fracking in Deutschland. Im Juli dieses Jahres gaben Wirtschafts- und Umweltminister ein Eckpunktepapier zu einem zukünftigen Fracking-Gesetz heraus. Darin soll Fracking grundsätzlich erlaubt sein, allerdings unter Auflagen. Hier einige Eckpunkte: Die Gasförderung aus Schiefergestein soll oberhalb von dreitausend Metern verboten werden. Praktisch betrifft dies aber kaum eine unkonventionelle Gaslagerstätte, da diese fast ausschließlich tiefer als dreitausend Meter liegen. Wissenschaftliche Probebohrungen sollen erfolgen, um bis zum Jahr 2021 weitere Erkenntnisse zur Gefährlichkeit des Fracking zu liefern. Fracking in Sandstein soll weiterhin erlaubt sein, wenn dabei ungefährlichere Chemikalien eingesetzt werden als zuvor. Allerdings benötigt man für Fracking in Sandstein ohnehin mehr und stärkere Chemikalien als bei der Gasförderung aus Schiefer. In betroffenen Gebieten müssen vor der Gasförderung Wasseranalysen gemacht
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werden, um Verunreinigung ohne Zweifel feststellen zu können, und Fracking in Wasserschutzgebieten soll verboten werden. Insgesamt sollen strengere Umweltverträglichkeitsprüfungen angeordnet werden. Letztlich wird Fracking durch die neuen Auflagen zwar erschwert, doch betrachtet man die Risiken, die mit der unkonventionellen Gasförderung einhergehen, gehen diese Forderungen längst nicht weit genug. Fazit Fracking wird von den Energiekonzernen als lohnende Methode angepriesen, um die Energieversorgung Deutschlands für die Übergangszeit bis zur Nutzung erneuerbarer Energien zu sichern, doch aktuelle Studien zeigen, dass Fracking bei den derzeitigen Gaspreisen in Deutschland niemals wirtschaftlich sein kann. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel legt außerdem dar, dass zukünftig eventuell zu erwartende Lücken in der Energieversorgung mit dem aus Fracking gewonnen Gas nicht geschlossen werden könnten. Werbeslogans wie „Saubere Energie durch Fracking“ werden bei Betrachtung der Umweltrisiken und der bereits entstandenen Schäden ebenfalls ad absurdum geführt. Vom Aufbau der Bohranlagen bis zur Entsorgung der Rückstände birgt Fracking in jedem Arbeitsschritt enorme Gefahren für Mensch und Natur, angefangen von Erdbeben über Vergiftungen von Grund- und Trinkwasser bis hin zur Verseuchung ganzer Landstriche durch den Austritt giftiger Flüssigkeiten und Gase. Förder- und Entsorgungsmethoden der Gaskonzerne werden schlecht bis gar nicht kontrolliert, doch selbst wenn ein Höchstmaß an Überwachung stattfinden würde, gäbe es noch immer Bereiche beim Fracking, die schlicht nicht kontrollierbar sind. Das Ausmaß der Risse in den Gesteinsschichten, die beim Fracking entstehen, kann beispielsweise nie sicher abgeschätzt werden, da seismische Voruntersuchungen nicht alle Gegebenheiten im Gestein erfassen können. So können die Risse teilweise
weit über den geplanten Bereich hinausgehen und Austrittsmöglichkeiten für Gase und Chemikalien weit entfernt vom Ort der Bohrung schaffen. Ein weiteres Beispiel für die Unkontrollierbarkeit der FrackingMethode liegt beim Einsatz der Chemikalien im Fracfluid. Selbst wenn die Energiekonzerne alle verwendeten Chemikalien bekannt geben und teilweise durch neuartige Stoffe ersetzen, kann deren Toxizität schlecht abgeschätzt werden, da sie in Kombination und unter hohem Druck und Temperaturen anders reagieren als ihre Reinsubstanzen. Die tatsächliche Gefährdung kann also im Vorfeld nicht seriös abgeschätzt werden und zeigt sich unter Umständen erst, wenn Böden und Grundwasser bereits kontaminiert sind. Selbst der Verzicht auf den Einsatz von Chemikalien löst das Umweltproblem nicht, denn es bleibt noch immer das giftige Lagerstättenwasser, welches zwangsläufig im Laufe der Gasförderung an die Oberfläche dringt. Ein weiteres Argument von Befürwortern des Fracking, die bezeichnenderweise fast nur in der Energieindustrie zu finden sind, ist die Klimafreundlichkeit der Erdgasnutzung. Betrachtet man allerdings nicht nur die Emissionen bei der Verbrennung von Erdgas, sondern die Gesamtheit der Emissionen bei der unkonventionellen Erdgasförderung, verschlechtert sich die Klimabilanz rapide. Der massenhafte Einsatz von Dieseltreibstoff (bis zu dreitausend Liter pro Tag) bei der Förderung trägt ebenso zu einer schlechten Bilanz bei wie der Austritt des klimaschädlichen Methangases durch Lecks und bei der Gasaufbereitung. Letztlich zeigt sich, dass die Klimabilanz moderner Braunkohlekraftwerke sogar besser ausfällt als die Bilanz von Gaskraftwerken, deren Gas durch Fracking gewonnen wurde. All diese Beispiele - und sie beschreiben nur einen kleinen Teil der Risiken und Schäden durch Fracking - zeigen letztlich, dass man auf diese Art der Energiegewinnung völlig verzichten sollte und kann. Anstatt Milliarden Gelder in die unkonventionelle Gasförderung zu stecken und damit Menschen, Tiere und Natur zu gefährden, wäre endlich ein Ausbau der erneuerbaren Energien angebracht!
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Umwelt
Biologische Invasoren Die Schattenseiten der Globalisierung
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ines der facettenreichsten Themen unserer Zeit ist die Globalisierung. Wie ein roter Faden zieht sie sich durch unseren Alltag, begonnen von der Kleidung und dem Essen, das wir kaufen, bis hin zu weltpolitischen Fragen. Ein so umfassender Themenbereich hat jedoch immer positive und negative Seiten. Aus ökologischer Sicht ist die Verschleppung von Pflanzenund Tierarten in fremde Ökosysteme eine der negativen Seiten. Wenn sich fremde Arten erfolgreich ansiedeln, kann dies zu Veränderungen in den betroffenen Ökosystemen führen und heimische Arten verdrängen. Man unterscheidet hierbei zwischen beabsichtigter und unbeabsichtigter Einschleppung. Bei der beabsichtigten Einschleppung soll die fremde Art dem Menschen oftmals direkt oder indirekt nutzen. Pflanzen werden als Nutz- oder Zierpflanzen angepflanzt, wobei sie sich häufig über die Grenzen der Anbauflächen hinweg ausbreiten. Auch Nutz- oder Haustiere, die dem heimischen Ökosystem fremd sind, können eine Gefahr für die nativen Arten darstellen, wenn sie ausbrechen oder ausgesetzt werden.
Umweltbedingungen jedoch günstig und keine natürlichen Feinde vorhanden sind, können die invasiven Arten zu einer ernsthaften Bedrohung für die heimische Artenvielfalt werden.
Die unbeabsichtigte Einschleppung geschieht meist über die Transportwege von importierten Gütern. Während größere Tiere hier auffallen würden, können beispielsweise Insekten oder Pflanzensamen unbemerkt über sonst unüberwindbare Hindernisse wie Gebirge oder Meere gelangen. Es können sich jedoch nicht alle eingeschleppten Arten in ihrer neuen Umgebung ausbreiten. Die klimatischen Verhältnisse, das Nahrungsangebot und das Konkurrenzaufgebot spielen hierbei eine wichtige Rolle. Wenn die
Erfolgreiche Neubürger – einige Beispiele Das indische Springkraut (Drüsiges Springkraut, Impatiens glandulifera) dürfte hierzulande eines der bekanntesten Beispiele invasiver Pflanzen sein. Wie der Name schon verrät, stammt es ursprünglich vom indischen Subkontinent und wurde bereits im 19. Jahrhundert als Zierpflanze bei uns eingeführt. Charakteristisch sind die rötlichvioletten Blüten mit ihrem stark süßlichen Duft und die Kapselfrüchte, die im reifen Zustand bereits bei
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Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera) Quelle: Udo Sodeikat, Peter Röhl_pixelio.de
minimalem Druck die Samen herausschleudern. Die Blütezeit ist von Juni bis zum ersten Frost, der meist im Oktober auftritt. Die bevorzugten Standorte der ausländischen Gewächse sind feuchte Wälder sowie Auen- und Uferlandschaften mit nährstoffreichen Böden. Dort erreichen sie bei guten Bedingungen eine Höhe von über zwei Metern. Ein Grund für die starke Ausbreitung der Pflanze ist unter anderem ihre hohe Samenproduktion. In den langen Blühphasen können mehrere tausend Samen pro Pflanze produziert werden, welche wiederum bis zu sieben Meter weit verschleudert werden. Das ermöglicht es der Pflanze, sich in kurzen Zeiträumen flächendeckend auszubreiten. Da die Samen schwimmfähig sind, ist
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Umwelt eine Ausbreitung an Bach- oder Flussufern besonders begünstigt. Hierbei ist jedoch problematisch, dass die Wurzelballen des indischen Springkrauts nur faustgroß sind und flach wurzeln. Somit sind sie nicht in der Lage, die Erde zu halten, wodurch vor allem an Gewässerufern Erosionsgefahr besteht. Aufgrund der flächendeckenden Ausbreitung kann sich an den betroffenen Stellen keine standortgerechte Vegetation ansiedeln, welche in der Lage wäre, den Uferbereich zu stabilisieren. Die Verdrängung heimischer Pflanzenarten hat auch Auswirkungen auf die Tierwelt. Das indische Springkraut wird nur von wenigen, nicht spezialisierten Insektenarten wie Honigbienen und großen Hummelarten aufgesucht. Somit fehlt an den springkrautbewachsenen Flächen das Nahrungsangebot für andere Insektenarten. Die Bekämpfung des indischen Springkrauts scheint recht einfach, da es sich um eine einjährige Pflanze handelt. Ein paar Besonderheiten sind allerdings dennoch zu beachten: Auch wenn es sich um eine einjährige Pflanze handelt, bleiben die Samen vier bis fünf Jahre lang keimfähig. Somit dauert es einige Jahre, um eine Fläche von Springkraut zu befreien. Das Entfernen der Pflanze ist dafür aber recht simpel. Kurz vor der Blüte werden die Pflanzen samt Wurzelballen ausgerissen, was bei
feuchtem Boden ohne großen Aufwand gelingt. Die ausgerissenen Pflanzen müssen jedoch abgeräumt werden, da sich an jedem Stängelknoten neue Triebe bilden können, die dann wieder erfolgreich wurzeln. Auch in der Tierwelt kann man beobachten, wie eingeschleppte Arten Dominanz im heimischen Ökosystem erlangen. Ein Beispiel ist das amerikanische Grauhörnchen (Sciurus carolinensis), das sich - sehr zum Nachteil der heimischen Eichhörnchen - in Europa ausbreitet. Vor gut einhundert Jahren gelangten die Grauhörnchen erstmals nach Europa. In England wurden etwa dreihundertfünfzig Exemplare der Nager angesiedelt, ohne dass jemand etwas von den verheerenden Folgen geahnt hätte. Da beide Hörnchenarten dieselbe ökologische Nische besetzen, das Grauhörnchen allerdings größer und kräftiger ist und sich auch schneller fortpflanzt, wurde das Eichhörnchen in England beinahe völlig verdrängt. Grauhörnchen haben einen robusteren Magen als Eichhörnchen und können deshalb nicht nur unreife Haselnüsse fressen, sondern auch Eicheln besser verdauen. Somit sind sie den Eichhörnchen bei der Nahrungssuche immer ein Stück voraus. Entscheidend ist auch, dass Grauhörnchen den Parapox-Virus, gegen den sie selbst immun sind, übertragen. Dieser Virus
Tier- und Pflanzenarten werden oft versehentlich im Zuge des weltweiten Warentransports in neue Lebensräume verschleppt. So können sich beispielsweise Meeresorganismen an den Rumpf von Containerschiffen heften und sich entlang der Schifffahrtsrouten weltweit verbreiten. Quelle: URSfoto_pixelio.de
ist für das Eichhörnchen meist tödlich. Die Ausbreitung des Grauhörnchens beschränkt sich aber längst nicht mehr auf Großbritannien. Mittlerweile sind die amerikanischen Nager auch auf dem europäischen Festland vertreten und breiten sich rasant aus. In der Pflanzen- und Tierwelt kommen solche biologischen Invasionen immer wieder vor. Es ist allerdings anzumerken, dass nicht alle invasiven Arten auch zur aggressiven Verdrängung von heimischen Arten führen. Allerdings sollte die Einführung ausländischer Pflanzen und Tiere immer mit Vorsicht betrachtet werden, da man selten absehen kann, wie sie sich in das heimische Ökosystem eingliedern.
Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) Quelle: Karl-Heinz Schack, Julian Nitsche_pixelio.de
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Service
Serie "Mehr Platz für wilde Tiere"
Teil 2: Ein Garten für Igel und Fledermäuse
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Quelle: Hagen Görlich_pixelio.de
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Service Igel sind gern gesehene Gäste im Garten, da sie neben Regenwürmern und Käfern auch Nacktschnecken vertilgen und somit so manchem Gartenbesitzer zu einer reichen Gemüseernte verhelfen. Igel selbst fressen weder Obst noch Gemüse, sondern nehmen rein tierische Nahrung zu sich. Fledermäuse hingegen sind vielen Menschen unheimlich, obwohl die kleinen Säugetiere alles andere als gefährlich sind. Wenn sie abends zur Jagd ausfliegen, erbeuten sie Mücken, Fliegen, Falter und Käfer, und ihre Beutemenge kann dabei der Hälfte ihres eigenen Körpergewichtes entsprechen.
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er Igel und Fledermäuse dauerhaft in seinem Garten haben will, kann mit wenigen, kleinen Maßnahmen geeignete Lebensräume schaffen. Igel durchstreifen bei der nächtlichen Nahrungssuche große Gebiete. Um einem Igel den Zugang zum eigenen Garten zu ermöglichen, muss man also Durchgänge in Zäunen und Mauern schaffen. Bei Gitterzäunen kann man beispielsweise ein oder zwei Gitterstäbe am Boden absägen; auch bei Holzzäunen ist das einfach durchführbar. In einem igelfreundlichen Garten sollte, wie in jedem naturnahen Garten generell, auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet werden. Zwar bedrohen diese den Igel kaum direkt, doch töten oder schädigen sie seine Beutetiere so, dass der Igel entweder
Die Lichtnelke lockt im Sommer zahlreiche Insekten an. Quelle: Angelika Wolter_pixelio.de
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zu wenig Nahrung findet oder die Pestizide sogar mit seinen Futtertieren aufnimmt. So sind zum Beispiel die meisten SchneckenkornProdukte hochgiftig für Igel; sie fressen sie häufig beim Verzehr von Schnecken mit und sterben in der Folge an einer Vergiftung. Wer Schnecken von seinen Gemüsepflanzen fernhalten will, sollte auf den Einsatz von Schneckenkorn verzichten und stattdessen auf eine Bekämpfung mit natürlichen Mitteln setzen. Kaffeesatz kann beispielsweise gut gegen Schnecken eingesetzt werden und ist für andere Tiere ungiftig. Sammelt man Schnecken ab, sollte man Tigerschnegel und Gehäuseschnecken verschonen, da diese nur tote Pflanzenteile und teilweise auch die Eier von Nacktschnecken fressen. Sie sind also nützlich für den Garten, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Kellertreppen, Schächte, Pools und Teiche sollte man zum Schutz der Igel nachts abdecken oder aber mit Ausstiegshilfen versehen, denn mit ihren nur fünfzehn Zentimeter langen Beinen sind höhere Stufen für Igel ein unüberwindbares Hindernis. Bodennahe Obstnetze werden ebenfalls oft zur Falle für Igel, die sich darin verfangen. Grundsätzlich stellen diese Netze auch Gefahrenquellen für Vögel dar, deshalb sollte man idealerweise komplett auf sie verzichten. Ist dies nicht möglich, sollte man die Netze zumindest
Quelle: Mensi_pixelio.de
ungefähr zwanzig Zentimeter über dem Boden anbringen. Wasserstellen und Unterschlüpfe helfen den Igeln Igel verkriechen sich tagsüber gerne an dunklen und sicheren Orten, manchmal schlafen sie sogar im Komposthaufen. Will man seinen Kompost umschichten, ist also Vorsicht geboten. Man kann Igeln auch künstliche Unterschlüpfe aus Natursteinen oder Holz bauen. Die Unterkunft sollte mindestens die Innenmaße 20 x 30 x 15 cm besitzen und an einem geschützten, schattigen Platz, beispielsweise unter Sträuchern stehen. Über eine kleine, flache Wasserstelle
Quelle: Raphaela C. Näger_pixelio.de
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Service
Quelle: Janusz Klosowski_pixelio.de
beziehungsweise einen Wassernapf freut sich jeder Igel; aber bitte keinesfalls Milch füttern, denn davon bekommen Igel Durchfall und Koliken. Bei geschwächten Tieren kann die Verfütterung von Milch sogar tödlich verlaufen. In einem naturnahen Garten ist es außerdem nicht notwendig, Igel zuzufüttern; sie finden dort ausreichend Nahrung. Wildwiesen, einheimische Gehölze und Fallobstwiesen locken zahlreiche Tiere an, die auf der Speisekarte des Igels stehen.
Insekten anlocken, sind beispielsweise das Leimkraut, Königslilie, Lichtnelke und der Stechapfel. Nachtkerzen sind für fledermausfreundliche Gärten besonders geeignet, da sie als Anpassung an die Nachtfalter erst abends ihre Blüten öffnen, und auch das Geißblatt zeigt besondere Anpassungen und verströmt den Duft seiner Blüte erst nachts. Innerhalb der Gewürzpflanzen sind Borretsch, Wilder Majoran (Dost) und Salbei sehr gefragt, während bei den Gehölzen Schneeball, Holunder
Borretsch (Borago officinalis) Quelle: Janeela_pixelio.de
und Sommerflieder für reichlich Fledermausbesuche sorgen. Wie immer sind aber für einen wildtierfreundlichen Garten nicht nur einzelne Pflanzen entscheidend. Eine große Artenvielfalt von Insekten, Säugetieren und Vögeln erreicht man am besten durch eine große Strukturvielfalt in seinem Garten. Eine Wildblumenwiese anstatt eines englischen Rasens, verschiedene
Typische Sommerblumen, die auch nachts viele
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Quelle: gabriele Planthaber_pixelio.de
Wer Fledermäuse anlocken will, braucht Insekten Auch Fledermäuse freuen sich über die Anpflanzung heimischer Büsche und Wildblumen, denn diese locken zahlreiche Nachtfalter an, die für zahlreiche Fledermausarten die Hauptnahrung darstellen. Viele Gartenfreunde pflanzen bereits gezielt Nahrungspflanzen für Hummeln, Bienen und Tagfalter an. Weitet man das Nahrungsangebot auch für Nachtfalter aus, lassen sich heimische Fledermäuse recht einfach in den eigenen Garten locken. Zur bevorzugten Beute gehören neben vielen kleinen Faltern vor allem Nachtfalter wie Gammaeule, Hausmutter, Windenschwärmer und Mittlerer Weinschwärmer. links: Jeder Igel freut sich über eine Wasserstelle im Garten. Quelle: Martin Müller_pixelio.de
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Service Der Tigerschnegel (Limax maximus) ist im Garten sehr nützlich, da er Gelege anderer Nacktschnecken frisst. Unser Gemüse ist uninteressant für ihn. Quelle: uschi dreiucker_pixelio.de
Nachtkerzen öffnen erst abends ihre Blüten und locken damit Nachtfalter an, die Fledermäusen als Nahrung dienen. Quelle: uschi dreiucker_pixelio.de
zutage oft nicht mehr zugänglich für Fledermäuse sind, und auch alte Bäume mit Aushöhlungen schnell abgeholzt werden, herrscht bei unseren heimischen Fledermäusen mittlerweile akuter Wohnungsmangel. Abhilfe lässt sich schaffen, indem man alte Bäume mit Höhlen stehen lässt und gegebenenfalls einen Fledermauskasten aufhängt. Unterschieden wird hier zwischen Flachkästen für spaltenbewohnende Arten und Raumkästen beziehungsweise Fledermaushöhlen, die den Lebensraum in Baumhöhlen nachahmen. Für Fledermauskästen aus Holz sollte man unbehandelte Materialien benutzen, um den Tieren nicht durch giftige Dämpfe zu
schaden. Die Einflugöffnung befindet sich an der Unterseite, so dass die Federmäuse vor Angriffen von Mardern geschützt sind. Die Kästen sollten idealerweise in einer Höhe von vier bis fünf Metern hängen, und ein astfreier Anflugbereich sollte gegeben sein. Im Internet gibt es zahlreiche Anleitungen für den Bau von Fledermauskästen, so beispielsweise unter http://www.all-about-bats.net /ddownload/pdfdateien/kasten_ bauanleitung.pdf Unter www.all-about-bats.de können Sie die Bausätze neben vielen anderen Produkten rund um die Fledermaus außerdem auch bestellen. Wie man sieht, kann man schon mit wenigen Maßnahmen sehr viel zum Schutz von Igel, Fledermaus und Co. beitragen. So holt man nicht nur Tiere in den eigenen Garten, die Schnecken und Insekten vertilgen, sondern leistet auch selbst einen aktiven Beitrag zum Artenschutz.
Kleinstrukturen wie Totholzstapel, Laub- und Komposthaufen und ein kleiner Teich locken viele verschiedene Tiere an, darunter auch Fledermäuse und deren Beute. Auch bei der Gestaltung eines Gartenteiches kann man auf Pflanzen setzen, die Beutetiere von Fledermäusen anlocken. Für die Tiefwasserzone eignen sich so beispielsweise Seerosen, Wassernuss oder Wasserhahnenfuß. In der Flachwasserzone kann man unter anderem Sumpfschwertlilien, Wasserknöterich, Rohrkolben und am Teichrand Mädesüß, Pfennigkraut, Geißbart oder Ufersegge pflanzen oder säen. Wohnungsmangel bei den Fledermäusen Da Dachböden und Schuppen heut-
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Gammaeule (Autographa gamma) – ein Leckerbissen für Fledermäuse Quelle: Walter Eberl_pixelio.de
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Service
Serie "Artgerechte Tierhaltung"
Teil 7: Farbratten ziehen ein Überlegungen vor der Anschaffung
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ine Anschaffung von Farbratten sollte gut durchdacht sein, um das Miteinander von Mensch und Tieren harmonisch zu gestalten. Auch kleine Heimtiere haben große Ansprüche, die im Vorfeld abgeklärt werden müssen. Bevor Ratten einziehen, ist es wichtig zu klären, ob man selbst oder vielleicht ein Familienmitglied unter Allergien leidet. Dies testet man entweder direkt beim Allergologen oder man schaut unverbindlich im Tierheim oder im Zoofachhandel vorbei. Auch Überlegungen zur Urlaubsversorgung, und ob es in der Nähe einen rattenerfahrenen Tierarzt gibt, sind notwendig. Vor der Anschaffung muss außerdem selbstverständlich für eine tiergerechte Unterbringung gesorgt sein. Ratten sind dämmerungsaktiv und in jungen Jahren sehr agil, was
Frisches Gemüse ist bei der Ernährung der Ratten ein Muss. Quelle: Andreas Bender_pixelio.de, Christine Brandt, VdRD
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bei der Wahl des Käfigstandortes berücksichtigt werden sollte. Das Rattenheim darf nicht in Zugluft und nicht in der prallen Sonne stehen. Die Küche ist als Standort wegen der Gerüche nicht zu empfehlen, da Ratten einen gut entwickelten Geruchssinn besitzen. Zudem sollte das Gehege in einem Zimmer stehen, in dem ein Auslauf von mindestens einer Stunde am Tag gewährleistet ist. Gut geeignet ist das Wohnzimmer, in dem die Ratten in einem selbst gebauten Auslauf oder unter Aufsicht frei laufen können. Ideal ist natürlich ein eigenes Zimmer für die Ratten mit nagesicherer Auslaufmöglichkeit, das heißt, Elektrokabel und andere potenziell gefährliche Dinge müssen gesichert sein. Ratten nagen alles an und haben auch keine Hemmungen, die Wände durch Herunterziehen der Tapeten zu „verschönern“.
Wie viele Ratten dürfen es sein? Die Größe einer Rattengruppe beginnt bei drei Exemplaren und ist nach oben offen. Da Ratten sehr soziale Tiere sind, ist Einzelhaltung ein Tabu. Noch vor kurzem wurde oft empfohlen, mindestens zwei Ratten zu halten, dies ist aber inzwischen überholt, denn heute weiß man, dass bei einer Gruppe mit drei Ratten seltener Auseinandersetzungen auftreten als bei nur zwei Tieren. Außerdem entstehen keine Probleme, wenn eine der Ratten verstirbt und ein neuer Partner integriert werden muss. Das Argument, dass die Tiere in Gruppenhaltung nicht zahm werden, ist ein Ammenmärchen. Um unerwünschten Nachwuchs zu verhindern, sollten gleichgeschlechtliche Gruppen oder Weibchen mit kastrierten Böckchen gehalten werden. Dazu muss man wissen, dass Weibchen bis ins hohe Alter sehr agil und nicht immer auf Streicheleinheiten aus sind. Böcke hingegen werden im Alter gemütlicher. Kastrierte Böcke können häufig über Tierschutzorganisationen erworben werden. Zur Unterstützung des Tierschutzes empfiehlt es sich, Ratten aus Tierheimen oder Notfallvermittlungen zu übernehmen. Bei Notfallvermittlern bekommt man bei der Besichtigung einen reellen Eindruck von den Ratten in ihrem Lebensraum und kann sich in privater Atmosphäre mit direktem Kontakt zu den Ratten für das passende Tier entscheiden. Hier bekommt man auch meist alle nötigen Infos und Tipps rund um die Ratte. In dem Fall, dass die Nager, beispielsweise aufgrund einer gescheiterten Integration, doch nicht im neuen
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Service Zuhause bleiben können, nehmen die Notfallvermittler die Ratten in der Regel auch wieder zurück. Möchte man seine Ratten bei einem Züchter erwerben, sollte man sich genau informieren, ob es sich um eine liebevolle Hobbyzucht mit nur wenigen Würfen handelt, ob der Züchter seinen Nachwuchs gegebenenfalls wieder zurücknimmt, und ob er auch nach der Anschaffung jederzeit für Fragen offen ist. Ein seriöser Züchter gibt keine Ratten in Einzelhaltung ab, vermittelt den Nachwuchs aus einem Wurf immer mindestens zu zweit und achtet darauf, dass kein Tier übrig bleibt. Für Ratten aus Zoofachgeschäften gilt ebenfalls, dass sie dort tiergerecht untergebracht sein sollten. Wichtig ist auch eine korrekte Geschlechtertrennung. Andernfalls kauft man unter Umständen ein trächtiges Weibchen und erlebt Zuhause eine böse Überraschung, wenn sich die Zahl der Ratten plötzlich vervielfacht. Allerdings werden die Ratten im Handel als Ware angesehen und nur in Ausnahmefällen (z. B. falsche Geschlechterbestimmung oder Krankheit) zurückgenommen. Meistens können hier nur unkastrierte Böcke erworben werden. Im Sinne eines aktiven Tierschutzes sollte man Ratten aus Tierheimen und Notfallvermittlungen bevorzugen und keine Massenvermehrungen unterstützen, indem man Ratten
Quelle: Christine Brandt, VdRD
im Zoofachhandel oder bei Züchtern kauft. Rattenheim und Einrichtung Je nach Geschick und Geldbeutel gibt es unzählige Möglichkeiten, ein Rattengehege artgerecht zu gestalten. Der Selbstbauer sollte sich einen Schrank mit einer Tiefe von mindestens 40 cm oder besser noch 50 cm und einer Höhe von etwa 200 cm besorgen. Das Holz muss mit sog. Sabberlack nach DIN EN 71-3 behandelt werden, da ansonsten Urin einzieht, und das Holz nach kurzer Zeit stark riecht. Bastelanleitungen findet man in allen Rattenforen. Eine weitere Möglichkeit sind fertig montierte Käfige. Der „Verein der Rattenliebhaber und -halter in Deutschland e.V. (VdRD)“ empfiehlt folgende Mindestmaße (Breite x Tiefe x Höhe): 3 Ratten: ca. 320 l (z. B. 0,8 x 0,5 x 0,8 m) 4–5 Ratten: ca. 500 l (z. B. 0,8 x 0,75 x 0,86 m) 6–8 Ratten: ca. 600 l (z. B. 1,2 x 0,5 x 1 m) 9–15 Ratten: ca. 900 l (z. B. 1,2 x 0,5 x 1,5 m)
Ratten sind sozial und gesellig. Einzelhaltung ist tabu! Quelle: Christine Brandt, VdRD
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Das Rattenheim kann natürlich gerne größer sein, insbesondere wenn man absehen kann, dass nicht jeden Tag Auslauf gewährleistet ist. Bewährt haben sich auch Vogelvolieren, in denen Zwischenbretter oder Plastiketagen angebracht werden. Die Mindestgröße beträgt hier 50 x 80 x 180 cm (B x T x H), damit die Lauffläche ausreichend ist. Von der Firma Ferplast hat sich der ‚Furet XL‘ oder ‚Furet Tower‘ als rattentauglich bewährt. Wer den Ratten endgültig verfallen ist und mehr investieren kann, wird bei www.kaskadendom. de fündig. Liebhaber von Holzställen können unter www.kleintierstaelle.ch den Porsche unter den Rattendomizilen bestellen. Zuvor empfiehlt sich aber unbedingt ein Gespräch mit einem langjährigen Rattenhalter, der die Vor- und Nachteile verschiedener Käfigvarianten aus eigener Erfahrung kennt. Bei der Einrichtung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Nur das Material sollte naturbelassen und ungiftig sein, so wie beispielsweise Holz, Seile, Kork, Keramik, Zeitungspapier und Äste von ungespritzten Obstbäumen. Hygienisch und besser zu reinigen sind zwar Gegenstände aus Plastik, hierbei fehlt den Ratten
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Service allerdings der Spaßfaktor „Nagen“. Hängematten kann man sich kostengünstig aus Gästehandtüchern mit Aufhängern selbst basteln, um damit größere Fallhöhen im Käfig abzusichern. Als Wasserbehälter eignen sich Nippeltränken. Wem das Geräusch der Metallkugel beim Trinken zu laut ist, kann auch Vakuumtränken benutzen. „Wasserratten“ sollte im Sommer immer ein größerer Napf mit frischem Wasser zum Plantschen angeboten werden. Einen großen Keramiknapf benötigt man je nach Gruppengröße auch für das Trockenfutter. Als Einstreu können staubarme Varianten wie Mais-, Hanf- oder Leinenstreu verwendet werden, oder man verzichtet ganz darauf und beschränkt sich bei der Streu auf die Toiletten. Ratten haben empfindliche Atemwege und sollten daher vor Staub, Heu und Zigarettenrauch geschützt werden. Im Sommer wie auch im Winter kann man zur Unterstützung der Luftfeuchtigkeit feuchte Tücher von außen an den Käfig hängen. Allerdings sollte man damit rechnen, dass diese schonungslos zernagt oder in den Käfig gezogen werden. Das Futter Der Zoofachhandel bietet viele Fertigfuttermischungen für Ratten an. Hierbei wird zwischen Komplettfutter und Einzelfuttermischungen unterschieden. Komplettfutter kann im Krankheitsfall zum Päppeln gegeben
Quelle: Isabella Müller_ pixelio.de
werden, da man es auflösen und zu Brei verarbeiten kann. Es gibt aber auch Rattenhalter, die von Anfang an Komplettlösungen verfüttern. Das ist letztendlich eine Geschmacks- und Geldfrage. Auch die Einzelfuttermischungen bieten eine breite Auswahl. Man sollte beim Kauf des Trockenfutters darauf achten, dass tierisches Eiweiß enthalten ist. Andernfalls sollte man es in Form von Käse, getrockneten Maden oder Seidenraupen einmal wöchentlich zufüttern. Als Faustregel kann gelten, dass ungefähr 20 g oder 1 Esslöffel pro Ratte und Tag benötigt werden. Da Ratten einen hohen Stoffwechsel haben, sollte ihnen das Futter aber zur freien Verfügung stehen, das heißt, man bietet entweder morgens Trockenfutter und abends Frischfutter an oder umgekehrt. Doch Vorsicht bei kastrierten Böcken, da sie bei Überangebot zur Verfettung neigen,
Quelle: Jane23_ pixelio.de
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und es bei einer Gruppenhaltung schwierig ist, einzelne Tiere auf Diät zu setzen. Kalorienarmes Frischfutter kann in großen Mengen verfüttert werden. Vorsicht ist geboten bei Kohlgewächsen, da Aufgasungen entstehen können. Auch Avocado sollte wegen des hohen Fettgehalts nicht angeboten werden. Ebenfalls nicht auf den Speiseplan gehören Zitrusfrüchte und größere Mengen kalorienreiches Obst. Sowohl Obst als auch Gemüse werden ohne Schale und Kerne gegeben. Als Beschäftigungsanreiz kann das Frischfutter in Futterhaltern, Foodballs oder Salatraufen an verschiedenen Stellen im Käfig angebracht werden. Je nach Größe der Gruppe sollte nur so viel Futter angeboten werden, wie von den Ratten gefressen wird. Bleibt am Ende des Tages viel Frischfutter übrig, verringert man die Mengen, um die Vermehrung von Fruchtfliegen zu verhindern. Krankheiten und Tierarzt Ratten können viele Krankheiten bekommen, die wir von uns selbst auch kennen. Aufgrund der geringen Lebenserwartung von nur zwei bis drei Jahren treten einige altersbedingte Erkrankungen ab einem Alter von 1,5 Jahren auf. Weibchen leiden oft unter Gesäugetumoren, die - frühzeitig
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Je nach Größe der Rattengruppe werden verschiedene Mindestmaße für den Käfig empfohlen. Wie immer gilt: Je größer, desto besser. Quelle: Christine Brandt, VdRD erkannt - operativ entfernt werden können. Bei Weibchen wie Böcken können Atemwegserkrankungen auftreten, mit denen die Tiere allerdings lange leben können, wenn sie rechtzeitig behandelt werden. Bei Untersuchungen hat man festgestellt, dass Ratten zu 98% den Mycoplasmoseerreger in sich tragen, und es je nach Immunsystem früher oder später zu einem Ausbruch dieser Atemwegserkrankung kommen kann. Als Krankheitsvorbeugung auch bei symptomfreien Ratten dienen die Verwendung von staubarmer Einstreu
(oder der gänzliche Verzicht darauf), ein rauchfreies Rattenzimmer ohne Zugluft sowie regelmäßige Untersuchungen beim Tierarzt ab einem Alter von zwölf Monaten. Auch die Suche nach einem Tierarzt mit Rattenerfahrung ist entscheidend. Schon vor der Anschaffung sollte man sich über Tierärzte informieren. Bei der Recherche nach einem rattenerfahrenen Tierarzt in der Nähe können Rattenforen helfen (z. B. www.vdrd.de). Leider gibt es immer noch genügend Tierärzte, für die ein Haustier erst ab der Größe von Meerschweinchen zählt. Nicht selten wird gerade in ländlicher Gegend schnell zur Euthanasie und zum Kauf einer neuen Ratte geraten, weil der Aufwand einer Behandlung zu groß sei oder der Tierarzt schlicht und einfach nicht weiß, wie er der Ratte helfen könnte. Man darf nicht vergessen, dass Ratten sehr kleine Tiere sind, und alles, was über das Röntgen hinaus geht (Ultraschall, Blutabnahme), viel Kompetenz und Erfahrung verlangt. Selbst das einfache Abhorchen von Herz und Lunge beherrscht nicht jeder Tierarzt. Darüber hinaus empfiehlt es sich, für anfallende Tierarztkosten
eine eigene Notfallkasse anzulegen und monatlich fünf bis zehn Euro zu sparen. Wer sich vor der Anschaffung einer Rattengruppe ausreichend informiert und bei offenen Fragen auch Experten zu Rate zieht, kann mit den neugierigen und geselligen Nagern viel Freude haben! Weitere Informationen rund um das Thema Rattenhaltung findet man unter www. vdrd.de und in Fachbüchern. Christine Brandt, Verein der Rattenliebhaber und -halter in Deutschland e.V.
Quelle: Velve_pixelio.de
Buchvorstellung
„Noras Traum“ von Ilse Henkel Das Buch schildert eine wahre Begebenheit. Als ihr Kaninchen stirbt, ist Nora unheimlich traurig, doch eines Nachts hat sie einen wunderbaren Traum: Sie besucht ihr Kaninchen im Himmel, auf einer wunderschönen, grünen Himmelswiese und erkennt, dass auch für Tiere das Leben nach dem Tod weitergeht. Das Buch erzählt auf einfühlsame Weise eine Geschichte zum Thema Tod eines Haustieres und kann damit Kindern (wie auch Eltern), die ihr Haustier verloren haben, Trost spen-
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den. Die Autorin möchte mit „Noras Traum“ nicht nur über den Verlust eines geliebten Tieres hinweghelfen, sondern insgesamt dazu beitragen, dass wir unsere Mitgeschöpfe mit anderen Augen sehen. Ilse Henkel: "Noras Traum, Oder … auch Tiere kommen in den Himmel" ISBN-13: 978-3-95488-030-0 1. Auflage 2013 Engelsdorfer Verlag 41 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen
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Die Fledermaus
Quelle: Gaiarama, filorosso.eu - Manfred Gerber, Margot Kessler_pixelio.de
Schon seit Jahrhunderten fasziniert die Fledermaus die Menschen. Die nächtlichen Jäger wurden früher als Vampire, Teufel und Götter gefürchtet oder auch verehrt. Doch was ist an den Mythen, die sich um die Fledermaus ranken, wirklich dran? Fledermäuse sind beinahe weltweit heimisch. Einzig in der Arktis, Antarktis und auf einigen Inseln kommen sie nicht vor. Sie bevorzugen vor allem warme Regionen: Je wärmer es ist, desto mehr Fledermausarten trifft man im Normalfall an. In Deutschland leben ungefähr dreiundzwanzig verschiedene Arten, weltweit gibt es über neunhundert.
Lebensräumen vorkommen, ernähren sich von kleinen Säugetieren, Fischen und Fröschen. Der Mythos vom Vampir ist jedoch nicht völlig aus der Luft gegriffen: Es gibt tatsächlich Fledermausarten, deren Nahrung aus tierischem Blut besteht. Diese Arten kommen allerdings nur in Südamerika vor und sind für Menschen ungefährlich. Die „deutschen“ Fledermäuse sind übrigens allesamt Insektenfresser.
Trotz ihres Namens haben Fledermäuse wenig mit Mäusen gemein. Sie gehören wie wir Menschen zu den Säugetieren und erhielten ihren Namen nur wegen ihrer spitzen Gesichtsform, die an Mäuse erinnert. Die Größenunterschiede zwischen den verschiedenen Fledermausarten sind erheblich. Es gibt Fledermäuse, die in eine Streichholzschachtel passen würden, während andere eine Flügelspannweite von über einem halben Meter haben.
Dass Fledermäuse so hervorragende Jäger sind, verdanken sie ihrem Gehör. Sie senden Klicklaute im Ultraschallbereich aus, also in einer Tonhöhe, die für das menschliche Gehör nicht mehr wahrnehmbar ist. Treffen diese Schallwellen auf ein Hindernis, werden sie als Echo zurückgeworfen und von der Fledermaus erkannt. Fledermäuse können also mit den Ohren „sehen“ und haben dadurch bei ihrer nächtlichen Jagd einen entscheidenden Vorteil. Eine fliegende Fledermaus sendet die Klicklaute bis zu dreißig Mal pro Sekunde aus; und wenn sie jagt, dann sogar bis zu einhundertsiebzig Mal pro Sekunde!
Früher dachte man, Fledermäuse würden Blut trinken, doch die meisten Arten ernähren sich ganz anders. Je nach Region gibt es Fledermäuse, die Insekten oder Früchte fressen oder auch Arten, die den Nektar von Blüten bevorzugen und dabei die Pflanzen bestäuben. Besonders große Fledermausarten, die in tropischen
Nur wenige Säugetiere sind in der Lage, zu fliegen. Fledermäuse können es, weil ihre Arme und Beine durch Flughäute miteinander verbunden sind. Auch zwischen den Beinen ist eine solche Haut aufgespannt, die allerdings oft auch zum Fangen von Insekten während des Flugs genutzt wird.
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Im Mittelalter waren die Menschen davon überzeugt, dass Fledermäuse Geschöpfe des Teufels seien. Tagsüber schlafen, nachts jagen und kopfüber von der Decke hängen – all dies schien gegen die Natur zu verstoßen. Hinzu kam, dass sie keine weiß befiederten Engelsflügel haben, sondern ledrige Schwingen wie sie damals dem Teufel nachgesagt wurden. Und so wurden im Mittelalter viele Fledermäuse gejagt und getötet. Allerdings war das Bild der Fledermaus nicht überall so negativ. Von den Mayas wurden sie beispielsweise als Götter verehrt, und in China gilt die Fledermaus noch heute als Symbol für Glück und langes Leben.
In Deutschland stehen inzwischen alle heimischen Fledermausarten unter Naturschutz, da sie durch Eingriffe des Menschen in ihren Lebensraum selten geworden sind. So werden beispielsweise viele Insekten, also die Hauptbeute der Fledermäuse, durch Pflanzenschutzmittel getötet oder sind stark mit Giften belastet. Auch die Unterschlupfmöglichkeiten oder Winterquartiere der Fledermäuse sowie ihre Jagdgebiete und natürlichen Lebensräume mussten oft dem Menschen weichen. Mittlerweile
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gibt es allerdings eine Reihe von Schutzprogrammen, um die Fledermaus in Deutschland zu erhalten. Wer sich selbst engagieren möchte, kann schon mit einem im Garten angebrachten Fledermauskasten helfen. Ein Fledermauskasten im eigenen Garten hat gleichzeitig den Vorteil, dass die Fledermäuse die nachts ums Haus schwirrenden Stechmücken fressen.
Weitere Informationen, wie ihr Fledermäusen helfen könnt, findet ihr auf Seite 36. Schon gewusst? Neben den Fledermäusen gibt es nur noch eine Säugetiergruppe, die aktiv fliegen kann: Die Flughunde. Zusammen mit der Fledermaus bildet der Flughund die Ordnung der
Fledertiere. Aktiv fliegen bedeutet, dass die Tiere nach dem Flugstart selbständig an Höhe gewinnen können. Ein passiver Flieger ist beispielsweise das Flughörnchen. Es hat Gleithäute zwischen Armen und Beinen und kann so wie mit einem Fallschirm von einem hohen Punkt heruntergleiten.
Der Wasserkreislauf Die Erde ist bekanntlich der Planet des Wassers. Über siebzig Prozent der Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt, wobei die Meere dabei die größte Fläche einnehmen. Wasser bleibt jedoch nicht immer in seiner flüssigen Form, sondern bewegt sich in einem ständigen Kreislauf: Durch die Sonnenenergie wird das Wasser aus den Meeren, Seen und Flüssen erwärmt, so dass es verdunstet. Auch Pflanzen geben verdunstetes Wasser ab. Da Wasserdampf leichter als Luft ist, steigt er nach oben, kühlt ab und verdichtet sich zu Wolken. Diese werden ins Landesinnere geweht und geben das Wasser in Form von Regen, Schnee oder Hagel wieder ab. Das zur Erdoberfläche zurückgekehrte Wasser wird von Flüssen und Bächen aufgenommen und in die Meere und Seen zurückgeführt, oder es versickert im Boden, so dass es von Pflanzen aufgenommen werden kann. Die Gewässer werden nun wieder von der Sonne erwärmt, und der Kreislauf beginnt von vorn. Somit nimmt die auf der Erde vorhandene Wassermenge weder zu noch ab, sondern wird lediglich umverteilt.
werden die verschiedenen Bodenschichten der Erde nachgeahmt. Als nächstes pflanzt man die kleine Pflanze ein. Nun wird das Ganze entweder vorsichtig gegossen oder ein kleines, mit Wasser gefülltes Behältnis neben der Pflanze platziert. Zum Schluss wird die Frischhaltefolie über der Öffnung aufgespannt. Stellt man das Glas nun an einem sonnigen Platz auf, kommt der Wasserkreislauf nach kurzer Zeit in Gang. Viel Spaß beim Beobachten!
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Einen vereinfachten Wasserkreislauf könnt ihr euch auch selbst bauen. Dafür benötigt ihr: - ein großes Glas - Kieselsteine - Sand - Gartenerde - eine kleine Pflanze mit Wurzeln - Frischhaltefolie Das Glas wird nacheinander mit jeweils einer Schicht aus Kieselsteinen, Sand und Gartenerde befüllt. So
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Die Perrera Cuenca in Spanien Ein Bericht des TSV Hunderettung-aktiv e.V.
W
ir, der Tierschutzverein „Hunderettung aktiv e.V.“, arbeiten mit der Perrera in Cuenca zusammen. Cuenca liegt etwa zwei Autostunden von Madrid entfernt und wird von den Tierschützerinnen Carmen und Sonia geführt. Diese Frauen leisten Unglaubliches, deshalb möchten wir ihre Arbeit einmal genauer vorstellen: Die Perrera Cuenca (Alberque Provincial de Cuenca) ist eine ehemalige spanische Tötungsstation mit Platz für ungefähr 150 Hunde; allerdings beherbergt die Perrera fast immer mehr Hunde. Seit dem Sommer 2013 leiten die beiden Tierschützerinnen Carmen und Sonia die Perrera. Die beiden leisten vorbildliche Arbeit und haben auf einem mühseligen, langen Weg voller Hindernisse auch die Gemeinde überzeugt, dass die Hunde nicht, wie sonst üblich, regelmäßig nach 7 bis 21 Tagen getötet, sondern vermittelt werden. Allerdings hat die Gemeinde die Höchstzahl der Hunde auf 150 Tiere begrenzt, das heißt, wird die Anzahl der Hunde höher, werden die überzähligen Tiere getötet. Deshalb ist es immens wichtig, möglichst viele Hunde zu vermitteln und neben der zuverlässigen Versorgung der Hunde in der Perrera auch Aufklärungsarbeit vor Ort zu betreiben. Unser Besuch in der ehemligen Perrera Wir haben die Perrera in Cuenca im Februar 2014 besucht und wurden von Sonia und Carmen sehr herzlich
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begrüßt. Wir konnten feststellen, dass die beiden absolut korrekt und nach den Vorschriften arbeiten, und das ist gerade im Auslandstierschutz mit seinen hohen Anforderungen und Auflagen nicht selbstverständlich. Carmen und Sonia geben ihre komplette „Freizeit" dafür, die Hunde in der Perrera zu betreuen, zu versorgen, ihnen zu helfen. Die beiden betreiben außerdem viel Aufklärungsarbeit in der lokalen Presse, um immer wieder darauf hinzuweisen, dass auch Tiere ein Recht auf ein artgerechtes Leben haben, und dass auch sie Schmerzen, Hunger und Angst spüren. Immer wieder werden auch mit Kindern Gespräche geführt, damit sie schon von klein auf den Wert eines Tierlebens schätzen und respektieren lernen. Erste Erfolge gibt es schon, und Sonia und Carmen gilt unser großer Respekt. Nach unserem Frühstück ging es dann am Samstagmorgen mit Sonia und Carmen in die Perrera Cuenca. Wir hatten uns vorgenommen, möglichst viele Hunde kennenzulernen, sie zu messen, das Gewicht zu schätzen, ihren Charakter einzuschätzen, um so viele Infos wie möglich zu bekommen. Also gingen wir mit Zollstock und Schreibblock bewaffnet in die Zwinger. Viele dieser tollen Hunde freuten sich so sehr über uns, bettelten um jede Streicheleinheit, leckten uns die Hände, und es zerriss uns oft das Herz. Am liebsten hätten wir sie alle mit nach Hause genommen. Einige, zum Glück nur wenige, saßen traurig in der Ecke ihres Zwingers und trauten sich kaum, zu uns zu kommen. Die meisten der in der Perrera untergebrachten Hunde leben in Zwingern und haben zusätzlich noch einen kleinen Innenraum, in dem es Körbchen und ein paar Sägespäne gibt, die eine weiche Unterlage schaffen und jeden Tag erneuert werden. Die Tierschützer legen keine Decken in die Körbchen, da der Aufwand für die Reinigung einfach zu groß wäre. Sägespäne erwiesen sich als wesentlich sinnvoller. Da haben wir wieder etwas gelernt! Kurz nach unserer Ankunft in der Perre-
ra wurden auch schon die ersten Hunde abgegeben. Zuerst kam ein Jäger, der seinen schwarzen, dünnen, vernarbten Galgo abgab. Seinem Aussehen nach zu urteilen, würde er es bei Sonia und Carmen wesentlich besser haben als bei seinem Vorbesitzer. Der Galgo war schüchtern, aber auch sehr freundlich und freute sich riesig über das Futter! Kurz danach kam ein Paar mit einer kleinen Podenca in die Perrera. Auch dieses Hündchen war überflüssig und nicht mehr gewollt. Rubia, wie die Kleine hieß, war eine elfjährige MiniPodenca, die ihr ganzes Leben in einer Familie verbracht hatte. Nun hieß es, es seien zu viele Hunde, und man wolle sich von Rubia trennen. Also ab in die Perrera! Es war für uns nicht zu fassen, und dieses kleine Mädchen mit seinen riesengroßen Augen, das die Welt nicht mehr verstand, tat uns von Herzen leid. Deshalb nahmen wir die Kleine mit ins Büro und kümmerten uns erst einmal um sie. Wir hoffen, dass sich auch für diese "Hunde-Oma", die immer ein Zuhause gehabt hat, noch ein liebes, warmes Plätzchen finden wird. Danach zeigten uns Sonia und Carmen auch die Klinikräume in der Perrera, und wir konnten feststellen, dass alles sehr ordentlich und sauber war. In einem Raum neben den Klinikräumen war die kleine Mila untergebracht. Sie wurde vor kurzem hochtragend in der Perrera abgegeben, und drei Tage später bekam sie vier Welpen. Wir lernten sie als eine ganz tolle Hündin und fürsorgliche Mama kennen. Nach unserem Besuch in der Perrera fuhren wir noch in die etwa 25 km ent-
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fernte Hundepension, die ebenfalls von Sonia und Carmen betrieben wird. Die Pension befindet sich auf einem riesengroßen, eingezäunten Gelände, das den Hunden einen herrlichen Auslauf bietet. Hier können sie rennen, spielen und toben. Viele der Hunde, die sich in der Perrera aufgegeben haben, blühen hier wieder auf, und es geht ihnen in dieser stressfreien Atmosphäre deutlich besser!
Hilfe wird dringend benötigt Wir suchen dringend liebevolle Endstellen sowie gute, zuverlässige Pflegestellen für die Hunde aus Cuenca. In der Perrera werden außerdem dringend Futter, warme Hundemäntel einschließlich Regenschutz in allen Größen, Geld für Kastrationen und die tierärztliche Versorgung sowie Flugboxen und Kabinentaschen für die Flüge benötigt. Patenschaften helfen natürlich ebenfalls. Wir freuen uns über jede noch so kleine Spende und werden diese umgehend nach Cuenca weiterleiten. Durch unseren Aufenthalt in Cuenca wurde für uns bestätigt, dass wir mit ehrlichen und engagierten Menschen zusammenarbeiten,
die dringend auf jede Unterstützung angewiesen sind, und die all ihr Herzblut und ihre Zeit für die Rettung und Versorgung der Hunde geben. Deshalb werden wir die Tierschützer in Cuenca auch weiterhin mit all unseren Kräften unterstützen. Sabine Bijnen und Gaby Harder TSV Hunderettung-aktiv e.V. E-mail: info@hunderettung-aktiv.de Weitere Informationen über die Perrera Cuenca unter www.rescanispain.com (spanische Homepage) oder bei Facebook unter https:// www.facebook.com/rescanispain.albe rgueprovincialdecuenca?fref=ts
TSV Marsberg - Tierschutz ohne Grenzen Unsere vier Schäferhunde Seron, Tijara, Viola und Maks aus einem städtischen Tierasyl in West-Serbien Seron - Als Welpe von ihren Besitzern an einem Baum aufgehängt Seron wurde als Welpe an einem Baum hängend aufgefunden und gerade noch rechtzeitig entdeckt, abgeschnitten und in eine Klinik gebracht. Danach wurde sie in einem staatlichen Asyl untergebracht. Seron lebte dort zwei Jahre lang in einem kleinen Käfig, auf engstem Raum, ohne Kontakt zur Außenwelt und nur notdürftig versorgt. Die Fotos und Informationen, die wir
aus diesem Asyl bekamen, waren grauenhaft. Seron kam klapperdürr bei uns an und erhielt den Namen „Spitzmaus“, denn sie hat eine auffallend lange Schnauze. Ihren Unterbiss behandelte unser Tierarzt; ein Zahn musste verkürzt werden, da er in den Oberkiefer drückte. Im Labor wurde eine Mittelmeererkrankung festgestellt, die ebenfalls behandelt wurde. Seron war immer sehr lieb und sehnte sich nach menschlichem Kontakt. Am 17. August wurde sie in der Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ vorgestellt und fand im September ein neues Zuhause in Norddeutschland. Tijara hatte sehr großes Glück, denn wir konnten sie schnell vermitteln. Sie muss nicht lange im Asyl gelebt haben, denn sie befand sich in einem guten Zustand, als sie zu uns kam.
Seron im Hundelager in Serbien
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Viola - Jahrelang eingekerkert Bewusst haben wir uns auch für die Aufnahme der zehn Jahre alten Viola entschieden. Sie
Seron beim TSV Marsberg war die älteste der vier Schäferhunde und sehr stark angeschlagen. Mit drei Jahren wurde sie in einen kerkerartigen Raum gesperrt, über sieben Jahre lang! Sie hatte nie Gras unter ihren Pfoten, sie spürte nicht die Sonne, den Regen und den Wind. Sie lebte nicht mehr, sie existierte nur noch. Ihre schlimmen Hautkrankheiten und ihre Ohrenentzündungen musste sie allein ertragen, kein Tierarzt hat ihr beigestanden, um die Schmerzen zu lindern. Ihr Trommelfell wurde dadurch auf beiden Seiten zerstört. Erst bei uns wurde sie mit einem unglaublichen Aufwand in der Praxis unseres Tierarztes untersucht. Hunderte
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Partner Herausnahme des Innenohres, in Betracht. Maks wurde in eine Tierklinik gebracht, wo die komplizierte OP von Spezialisten vorgenommen werden sollte. Doch der Tumor befand sich inzwischen in einem inoperablen Zustand. Maks konnte nicht mehr geholfen werden, und wir mussten ihn, nachdem er mittels CT untersucht Viola war sieben Jahre lang unter worden war, todtrauschlimmsten Bedingungen eingekerkert. rig wieder abholen. Nach diesem Rückvon Zecken krabbelten aus ihrem stark schlag befassten wir uns intensiv mit verfilzten Fell, ihr Zustand war nicht in alternativen Heilmethoden. Wir unWorte zu fassen. Bei ihrem Anblick terhielten uns mit Tierärzten und Lakonnte man nur noch weinen. bormitarbeitern und schilderten ihnen Und heute? Heute lebt Viola als PflegeMaks‘ Situation. Es ging um Leben hund in einer Familie. Wir tragen die Kosten für ihre veterinärmedizinischen und Tod; Maks lief die Zeit davon. Behandlungen. Sie ist körperlich so Wir setzten uns mit der heilenden heruntergekommen, dass der Tierarzt Wirkung der Laserbestrahlung auseiregelmäßig aufgesucht werden muss. nander und entschieden uns für eine Laser-Therapie, Viola fand Paten in Norwegen, die Photodynamische die auch in der Tumorbehandlung sie unterstützen, und wir würden uns freuen, noch weitere Paten für Viola zu eingesetzt wird, fanden aber keinen speziell ausgebildeten Tierarzt, der finden. Maks zeitnah behandeln konnte. Als weltweit führender Experte auf Maks - Die unglaublichen dem Gebiet der Lasertherapie gilt Leiden eines Hundes im Asyl Maks war noch nicht alt, als wir ihn Dr. med. Michael Weber, der glückaus dem Tierasyl holten. Vielleicht fünf licherweise der Bruder eines VereinsJahre, wer weiß das schon so genau?! Mitglieds ist. Der ernste Zustand von Maks brauchte dringend Hilfe: Eiter und Maks, ihm eindringlich per E-Mail mit Blut liefen ihm aus den Ohren, als wir aussagekräftigen Fotos vor Augen geihn zum ersten Mal sahen. Als er zu uns führt, veranlasste den Humanmediziner kam, schüttelte er unentwegt den Kopf, und Tierfreund, unseren Maks in der zeigte starke Schmerzen, und seine Oh- Praxis unseres Tierarztes kostenlos zu ren sahen fürchterlich aus. Der ganze behandeln. Hund war ein Häufchen Elend, das Fell Nach der Behandlung hatten wir einen verfilzt, er stank erbärmlich und war dabei so freundlich. Fünf Seiten könnten wir hier allein über Maks schreiben, aber wir versuchen, die Geschehnisse hier nur kurz darzustellen: Es stellte sich heraus, dass Maks im rechten Ohr einen bösartigen Tumor (Ceruminaldrüsentumor) hatte, der zweimal durch unseren Tierarzt entfernt wurde und leider auch zweimal sehr schnell wiederkam. Als letzte, lebensrettende Möglichkeit kam nur eine Operation, die
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Maks während der Tumorbehandlung
schmerzfreien Hund, der kräftig an der Leine zog und uns lebensfroh und temperamentvoll auf den Spaziergängen begleitete. Regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt zeigten ein tumorfreies Ohr. Seine Blutwerte waren hervorragend. Maks hatte es geschafft, so glaubten wir. Dann, im September 2014, fiel uns eines Tages eine gesundheitliche Veränderung bei Maks auf. Er hatte Fieber, sein Zustand schien ernst zu sein. Ich befand mich zu der Zeit für eine Woche im Urlaub und erhielt die Nachricht im Ausland. Beim Tierarzt erhielt Maks Infusionen; eine erneute CT-Untersuchung sollte erfolgen. Das CT zeigte einen Tumor im Gehirn. Die Abma-
Viola auf ihrer Pflegestelle gerung war ein Warnsignal. Fett und Muskulatur wurden vermehrt abgebaut, denn der Krebs hatte sich bereits in seinem Körper ausgebreitet. Nach sieben Monaten aufwändiger Fürsorge in der Pension und einem langen Kampf um sein Leben mussten wir Maks gehen lassen. Dieses ohnmächtige, verzweifelte Gefühl, sich im Urlaub zu befinden, nicht zur Stelle zu sein, während einer unserer Hunde stirbt, ist unbeschreiblich und seelisch kaum zu verkraften. Ich wollte Maks in diesem Winter zu mir nach Hause holen, zu meinen beiden Hündinnen, die er so sehr liebte. Zu seinen Lebzeiten sollte es nicht sein, nur seine Asche befindet sich jetzt in meinem Garten.
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Elke Heinemann 1. Vorsitzende Tierschutzverein Marsberg e.V. Verein für Schäferhunde Lange Straße 33 34431 Marsberg Tel.: 0 29 94-90 83 72 Spendenkonto: IBAN: DE 30 4765 0130 0000 0409 23 BIC: WELADE3LXXX
Maks im Juni 2014 nach der photodynamischen Tumorbehandlung
Seine schwere Krankheit war Maks nicht mehr anzusehen.
Hundehilfe Deutschland e.V. Wir sind ein junger Verein im Herzen des Ruhrgebietes, der sich im Januar 2014 neu zusammengefunden hat. Wir setzen uns vor allem für Hunde bestimmter Rassen und für sogenannte „Kampfhunde“ ein; ebenso für Hunde, die körperliche Einschränkungen haben oder verhaltensauffällig sind, sei es bedingt durch Angstzustände oder durch Aggression. Natürlich nehmen wir auch "normale" Tiere auf. Wir sind kein "normales" Tierheim, sondern arbeiten in Kooperation mit einer Hundeschule an den verschiedenen Problemen, die unsere Tiere mitbringen. Auf unserer Station sind die Hunde in Rudel eingeteilt, zusätzlich haben wir auch Platz für vier bis fünf „Einzelsitzer“, die erst einmal langsam
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an Artgenossen herangeführt werden müssen. Aufklärungsarbeit macht einen Großteil unserer Arbeit aus. Dabei geht es vor allem um das Landeshundegesetz, um Aufklärung zur Anschaffung eines Tieres und um die Frage „Was ist sinnvoller Tierschutz?“. Wir veranstalten zu diesen und weiteren Themen regelmäßig Infoabende, die einem uneingeschränkten Publikum zugänglich sind. Unsere zweite große Aufgabe ist die Arbeit mit unserer Jugendgruppe, die sich einmal wöchentlich trifft. Hierbei bekommen die Kinder nach Anweisung einen Pflegehund und werden mit verschiedenen Aufgabenbereichen vertraut gemacht. Auf diese Weise lernen sie spielerisch und mit viel Spaß an der Sache den richtigen Umgang mit dem Hund und stärken so ihr Bewusstsein für die Natur und die Tiere. In den Ferien gibt es außerdem Kinder- und Jugendprogramme, die über einen Zeitraum von mehreren Wochen stattfinden und immer ein spezielles Thema rund um den Tierschutz behandeln.
In unserer Station gibt es noch reichlich zu tun, denn leider muss noch viel umgebaut werden, damit es unsere Tiere im Winter gemütlich haben. Hinzu kommt, dass der im Sommer in NRW stark wütende Sturm unserer Station stark zugesetzt hat. Wir freuen uns über Interesse an unserer Station und unserem Konzept und stehen jedem Interessenten jederzeit für Rückfragen zur Verfügung. Hundehilfe Deutschland e.V. Heißener Straße 248a 45359 Essen www.hundehilfedeutschland.de hundehilfedeutschland@hotmail.de Notfallnummer: 01 76-72 36 29 90
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Unsere Einsatzgebiete in Europa Der ETN e.V. setzt zahlreiche Projekte im Tier- und Naturschutzbereich um. Er ist zudem ein zuverlässiger und starker Partner für nahezu einhundert Vereine im In- und Ausland. In Zusammenarbeit mit dem ETN e.V. leisten unsere Partner europaweit anerkennenswerte Tierschutzarbeit. Sie setzen sich unter den schwierigsten Bedingungen für die Tiere vor Ort ein. Ohne diese Tierschutzarbeit an der Basis würden viele Tierheime schlichtweg nicht existieren, blieben Abertausende von Straßentieren unversorgt und unkastriert. Unzählige Tiere
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wären dem Tod geweiht. Unsere Partner im In- und Ausland sind genauso wie wir als ETN e.V. immer für die Belange der Tiere da. Sollten Sie, liebe ETN-Freunde, uns oder unsere Partner brauchen, scheuen Sie sich bitte nicht! Nehmen Sie Kontakt auf! Wir helfen! Tel.: 0 22 45-61 90-0 oder e-Mail: info@etn-ev.de. Die Kontaktdaten unserer Partner finden Sie auch unter www.etnev.de.
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Quelle: Lothar Henke_pixelio.de
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Europäischer Tierund Naturschutz e.V. Hof Huppenhardt D-53804 Much
Tel.: 0 22 45-61 90-0 Fax: 0 22 45-61 90-11
e-Mail: info@etn-ev.de · www.etnev.de
Wichtig: Bitte heraustrennen! Ihr persönlicher ETN-Mitgliedsausweis im Scheckkartenformat
Umweltminister von NRW fordert Ende der Delfinhaltung Der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel (GRÜNE) wandte sich im August in einem Brief an den Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, um ihn aufzufordern, die Delfinhaltung in Deutschland künftig zu untersagen. „Ich kann nicht erkennen, wie eine tier- und verhaltensgerechte Unterbringung von Delfinen in Zoos möglich sein sollte“, schreibt Remmel in seinem Brief. Auch die vom Bundesministerium veröffentlichten Haltungsanforderungen an Delfine werden kritisiert. Der Vorstoß des Ministers ist ein wichtiger Schritt hin zum längst überfälligen Verbot von Delfinarien. Tierquälerei im Büffelmozzarella Die Tierschutzstiftung ‚Vier Pfoten’ hat aufgedeckt, dass Büffel, die in italienischen Farmen zur Gewinnung von Büffelmilch gehalten werden, unter schlimmsten tierquälerischen Bedingungen leben müssen. Männliche Kälber werden erschlagen, ertränkt, oder man lässt sie verhungern, da sie nicht für die Milchgewinnung
Quelle: Steffen Kowalski_pixelio.de
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genutzt werden können. Die erwachsenen Büffel stehen oft in ihren eigenen Exkrementen, haben keinen Auslauf oder Zugang zu frischem Wasser. Schlammbäder oder Wasserspritzanlagen, die die Büffel zur Regulation ihrer Körpertemperatur benötigen, fehlen immer. ‚Vier Pfoten’ hat nun Mindestanforderungen an die Büffelhaltung erarbeitet und die Supermarktketten aufgefordert, bei der Auswahl des angebotenen Mozzarellas Tierschutzgesichtspunkte zu beachten. ETN-Stiftung unterstützt ‚Dog Rescue Romania’ Seit August 2014 wird der Verein ‚Dog Rescue Romania’, der in Bukarest ein kleines Tierheim und eine Tierklinik für Streuner betreibt, von der ETN-Stiftung unterstützt. Die Stiftung spendete medizinische Geräte im Wert von 11.000 Euro für die Streunerklinik und zahlt in der Anfangsphase des Projekts außerdem einen monatlichen Zuschuss. ‚Dog Rescue Romania’ wurde von Rudolf und Garofita Hofmann gegründet, einem Tierarzt-Ehepaar aus Bukarest. Die Streunerklinik, in der herrenlose Tiere sowie Hunde und Katzen von Tierschützern und armen Menschen kostenlos behandelt werden können, ist in Rumänien die erste Klinik ihrer Art. In der nächsten ‚Respektiere’-Ausgabe werden wir ausführlich über das Projekt berichten.
die als ein möglicher Überträger des Virus gelten. Doch sowohl FledermausExperten als auch Virologen betrachten diese Maßnahme als vollkommen sinnlos, da die Erstinfizierung zwar wahrscheinlich durch den Kontakt mit einem toten Flughund erfolgte, die weitere Ausbreitung aber nur von Mensch zu Mensch stattfindet. Außerdem ist von zehntausend Flughunden schätzungsweise höchstens einer mit Ebola infiziert, und selbst dieses Tier stellte keine Gefahr dar, wenn die Menschen es nicht jagten und mit dessen rohen Fleisch und Blut in Berührung kämen. In Westafrika werden Flughunde zum Verzehr gejagt und beim Umgang mit rohem Fleisch leider nicht die nötigen Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz vor einer Infektion beachtet. Viel mehr als die massenhafte Keulung von Flughunden würden Aufklärungskampagnen helfen, die Seuche einzudämmen. Unter einer Tötung der Flughunde würde lediglich das Ökosystem leiden, da die Tiere für die Bestäubung von Pflanzen und die Verbreitung von deren Samen wichtig sind.
Massentötung von Flughunden als Mittel gegen Ebola sinnlos Nach der Verbreitung des Ebola-Virus in Westafrika wurden schnell Stimmen laut, die eine massenhafte Tötung von Flughunden verlangten,
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