Aromapflegemagazin Ausgabe 7_Herbst/Winter 2017

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Evelyn Deutsch

Hand in Hand mit der Natur Das Magazin fĂźr Aromapflege und Aromatherapie Ausgabe 7, Herbst/Winter 2017

Interview

mit Karim Sattar

Seite 16

Bergamottminze

Aromapflege Anwenderbeobachtung Seite 18

Allergie Prophylaxe Tipps und Tricks

Seite 28

8 Seiten

tsh c a n h i We cials spe Coverstory:

An meine Haut lasse ich nur Wasser und Naturkosmetik

www.aromapflege.com

Seite 6


Zertifizierte Naturkosmetik · vegan

Schmetterlinge im Haar natürliche Haarpflege · für jeden Haartyp das Shampoo, das ihn optimal unterstützt – mit ausgewählten Pflanzenextrakten und ätherischen Ölen in sechs Sorten · ergänzt von drei natürlichen Pflegeprodukten · komplettiert von drei natürlichen Stylingprodukten · zertifizierte Naturkosmetik, vegan


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EDITORIAL | 3

Editorial Liebe Leserinnen und Leser,

es freut uns sehr, dass ihr nun endlich wieder eine druckfrische Ausgabe unseres Magazins in Händen halten dürft. Die letzten Monate waren für uns sehr intensiv. Wir haben ein neues Firmengebäude in Tirol gebaut, haben dort einen zweiten Standort für unsere Schule eröffnet und gleichzeitig unseren ersten Duftladen und ein Naturkosmetikstudio aufgesperrt. Schweren Herzens mussten wir daher unser Magazin kurzzeitig auf Eis legen, werden euch nun aber wieder regelmäßig mit vielen Infos aus der Welt der Aromapflege und Aromatherapie versorgen! Diese Ausgabe haben wir vorrangig unserer Haut, der natürlichen Hautpflege und der damit verbundenen Bedeutung der Naturkosmetik gewidmet. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen beginnt unsere Haut spätestens ab dem 25. Lebensjahr zu altern. Doch mit gigantischem Werbegebrüll versprechen uns die Marketingabteilungen großer Kosmetikkonzerne heute ewige Jugend. Pflegeprodukte sollen unsere Haut schön, faltenfrei, feinporig, sanft schimmernd und gut duftend machen. Zielgruppe ist schon lange nicht mehr nur die Frau im mittleren Alter, sondern auch Babys, Kleinkinder, Jugendliche und natürlich auch die Männer! Noch nie wurden so viele Kosmetikprodukte verkauft, wie in den letzten Jahren und der konventionellen Kosmetik ist hier scheinbar jeder Weg, jeder Inhaltsstoff und jedes Versprechen recht, um die Absatzzahlen zu steigern. Was bei konventionellen Kosmetikprodukten aber kaum beachtet wird, ist die Hautgesundheit. Diese ist aber maßgeblich für die Gesundheit des ganzen Menschen mitverantwortlich. Das Immunsystem der Haut spielt hier eine besonders wichtige Rolle und entscheidet mit, ob wir uns in unserer Haut wohl fühlen oder nicht. Deswegen zielt eine gute und natürliche Hautpflege darauf ab unser Immunsystem zu schützen, zu stärken und widerstandsfähiger zu machen.

Evelyn und Waltraud

Evelyn Deutsch-Grasl (Herausgeberin), Waltraud Reischer (Chefredakteurin)

Evelyn Deutsch-Grasl

Waltraud Reischer

ist nicht nur ein Zitat von mir, sondern Teil meiner Lebensphilosophie und mein ganz persönlicher Weg zu mehr Gesundheit, Vitalität, Schönheit und Wohlbefinden.

Seit der Geburt meiner Kinder ist das Thema „ätherische Öle“ nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken. 2008 habe ich die Ausbildung zur ärztlich geprüften Aromapraktikerin bei Eliane Zimmermann abgeschlossen und in den folgenden Jahren diese Ausbildung mit ihr gemeinsam geleitet. Ich habe mich mit meiner eigenen Gesundheitspraxis selbständig gemacht und bin Autorin des Buches „Wohlfühlen mit Raumdüften – Lächle, hab LebensDuftmischungen freude, Mut und Kraft selber herstellen“. Mein Lebensmotto leitet sich zu Neuem, von meinem LieblingsAlles wird gut! duft „Grapefruit“ ab:

Zurück zur Natur, bringt uns der Gesundheit einen Schritt näher

Ich bin gelernte Drogistin, diplomierte Gesundheitsund Krankenpflegerin, akademische Expertin für komplementäre Gesundheitspflege, Aromatologin, Gesundheitsberaterin und Heilkräuterfachfrau. Gründerin und Leiterin der Gesundheitsschule Evelyn Deutsch, Autorin des Fachbuches „Aromapflege Handbuch Leitfaden für den Einsatz ätherischer Öle in Gesundheits-, Krankenpflege- und Sozialberufen“ und Vize-Präsidentin der ÖGwA

Seite 3: Fotograf Schulte

IMPRESSUM Medieninhaber: Aromapflege GmbH, Sepp-Haggenmüller-Straße 6, A-6600 Lechaschau, Tel: +43 (0) 5672/64942, Email: info@aromapflege.com, Webseite: www.aromapflege.com Herausgeberin: Evelyn Deutsch-Grasl, Chefredaktion: Waltraud Reischer, Thomas Grasl, Grafik: markushechenberger.net Werbeagentur. Coverfoto: misfire_asia/Shutterstock.com Die bei der Überschrift mit gekennzeichneten Beiträge stammen vom Autorenteam Waltraud Reischer und Evelyn Deutsch-Grasl. Grundlegende Richtung: Informationen für KundInnen und InteressentInnen der Gesundheitsschule Evelyn Deutsch und unseres Aromapflege Fachhandels. Vorbehaltlich Satz- und Druckfehler.

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4 | INHALT

Inhalt 05

Terminsplitter / Stelleninserat farfalla

08 – 09 Mikroplastik Weit unterschätzte Umweltproblematik 10 – 11 Glycerin – Fluch oder Segen? 12 – 14 Mineralölkohlenwasserstoffe: die größte Verunreinigung unseres Körpers

Mineralölkohlenwasserstoffe 12 – 14 15 Gruß aus der Küche: Sauerrahm-Orangeneis auf Süßkartoffel in Kokos-Karamell-Butter 16 – 17 Karim Sattar im Interview

Rezept 15 18 – 22 „ Das duftet aber gut!“ Aromapflege - Anwenderbeobachtung im Therapiezentrum Ybbs an der Donau 20 Steckbrief Bergamottminzeöl 23 – 25 Die Bedeutung der Aromapflege für Pflegepersonen hinsichtlich ihres eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches 26 – 27 Wir gratulieren zum Bernhard-Glawogger-Förderpreis! 28 - 31 Allergie Prophylaxe

Allergie

28 – 31


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TERMINSPLITTER | 5

Stellenausschreibung Wir sind ein inhabergeführtes Unternehmen mit Herz für Mensch und Natur. Gegründet vor 30 Jahren von vier Freunden, vertreten wir seither eine ökologische Gesamthaltung und sind der Nachhaltigkeit verpflichtet. Mit unserer Biokosmetik und unseren natürlichen ätherischen Ölen unterstützen wir Menschen darin, sich natürlich schön und gesund zu fühlen. Wir entwickeln und produzieren in der Schweiz und vertreiben unsere Produkte weltweit. Zur Verstärkung unseres Teams in Uster/Schweiz suchen wir per sofort oder nach Vereinbarung eine

Pflegeperson

Seite 4: Seite Antoine 4: xxx;&Seite Marta5:Konopka doris oberfrank-list Grasse, Hetizia - fotolia.com, - Fotolia.com, aopsan Swapan - fololia.com - Fotolia.com, pixabay; Seite 5: taonga - Fotolia.com, picsfive - Fotolia.com

im Außendienst 60 %

TERMINSPLTTER | 5

Terminsplitter um – 15jähriges Jubilä Pflegekongress 17 Pflege“ „Selbst:Bewusste Termin: 30.11. bis 01.12.2017 Ort: Austria Center Vienna Kontakt: www.pflegekongress.at Evelyn Deutsch-Grasl wird ebenfalls einen überaus interessanten Vortrag zum Thema „Der hohe Stellenwert aromapflegerischer Interventionen im Rahmen der Prophylaxe“ halten.

Die Kernaufgaben wären die Akquise von neuen Pflegeeinrichtungen sowie die Betreuung der bestehenden Pflegekunden. Hierfür suchen wir eine dipl. Gesundheits- und Krankenpflegeperson mit Pflegeerfahrung, idealerweise mit einer fundierten Ausbildung in Aromapflege, welche gerne Schulungen gibt und eine gewinnende Persönlichkeit ist.

Termin: 07.04 und 08.04.2018 Ort: Glasauergasse 15, 1130 Wien

Eine detaillierte Auflistung Ihrer zukünftigen Aufgaben finden Sie unter www.farfalla.ch/chde/jobs/

Wir freuen uns auf Euer zahlreiches Erscheinen und die interessanten wie inspirierenden Gespräche mit Euch.

Ihr weiteres Profil: • Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson mit einigen Jahren praktischer Erfahrung in der Pflege • Sie haben idealerweise eine Ausbildung in Aromapflege und sind bereit sich kontinuierlich weiterzubilden • Sie bringen Anwendungswissen im Bereich der Aromapflege aus dem institutionellen Umfeld mit • Sie sind gerne unterwegs und es fällt Ihnen leicht, neue Beziehungen zu knüpfen und bestehende zu pflegen und sich im Betreuungsgebiet zu vernetzen • Sie überzeugen durch Ihre Verhandlungs- und Beratungskompetenz und sind eine Verkäufernatur • Sie sind gut strukturiert und organisiert und haben einen sicheren Umgang mit gängigen EDV-Anwenderprogrammen • Sie verfügen über einen B-Führerschein • Sie sprechen Deutsch und sind stilsicher in Wort und Schrift, französisch Kenntnisse wünschenswert Wünschen Sie sich einen Arbeitsort an dem Nachhaltigkeit gelebt wird? Bei uns erwartet Sie ein kollegiales, modernes Arbeitsklima in einem kleinen Team. Miteinander, füreinander und für unsere Kunden kreieren wir Mehrwert, Qualität und Expertise. Wir arbeiten kreativ und proaktiv und überraschen gerne mit innovativen Lösungen. Haben wir Sie inspiriert? Dann freuen wir uns über Ihre Bewerbung per Mail an monika.braunwalder@farfalla.ch Farfalla Essentials AG Florastrasse 18, 8610 Uster www.farfalla.ch

Hausmesse 2018

3LänderSymposium

2018

Termin: 12.05.2018 Ort: Kneippkurort Bad Wörishofen im Unterallgäu Kontakt: www.dreilaendersymposium.com Nähere Infos standen bei Drucklegung noch nicht zur Verfügung. Anmeldungen ab September möglich.

18. Wiener Zitrustage Termin: 18. bis 20.05.2018 Ort: Große Orangerie Schlosspark Schönbrunn Kontakt: www.oegg.or.at Nähere Infos standen bei Drucklegung noch nicht zur Verfügung.


6 | NATURKOSMETIK

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An meine Haut

lasse ich nur Wasser und Naturkosmetik*

Wenn wir an Hautpflege denken, gibt es für uns nichts anderes als Naturkosmetik. Aber was bedeutet Naturkosmetik genau? Eines steht fest: Naturkosmetik ist schon weit mehr als nur eine „Modeerscheinung einiger Ökofuzzis“. Wir sind der Frage nachgegangen, worin sich Naturkosmetik und herkömmliche Kosmetik unterscheiden bzw. was erwarten wir von Naturkosmetik? • Verwendung nur natürlicher Rohstoffe • hoher Rohstoffanteil aus biologischem Anbau • keine Tierversuche • keine künstlichen Duft- und Farbstoffe • keine künstlichen Konservierungsstoffe • keine Erdölprodukte wie z. B. Mikroplastik • keine gentechnisch veränderten Stoffe • Fairtrade, Fairwild und das Unterstützen von sozialen Projekten - gehören zum „Ehrenkodex“ einiger Produzenten von Naturkosmetik Eine Liste, die wir gedanklich sicher weiterführen können. Fühlen wir uns alle nicht ein bisschen selbstbewusster, wenn wir uns schön finden? Sind wir dann nicht alle ein wenig glücklicher und erfolgreicher?! Auch Männer wollen gepflegt sein Das Thema Naturkosmetik ist nicht nur mehr ein Anliegen von uns Frauen, nein absolut nicht. Männer haben in den letzten Jahren ein viel größeres Bewusstsein für die Gesichts- und Körperpflege entwickelt (vgl. kosmetik-transparent.at1). Ist Euch schon aufgefallen, wie viele Naturkosmetikprodukte es inzwischen auch für Männer gibt? Bartöle sind groß im Kommen und auch Duschgele sowie Anti-Aging Produkte kann „Mann“ bei mehreren Anbietern bereits auswählen. Wir finden es toll, jetzt

muss nicht mehr unser Kosmetiktiegel herhalten. Und unter uns Frauen: Die ewige Laier: „Warum brauchst du immer so lange im Badezimmer?“, die hat sich damit auch erledigt. Ein Punkt mehr für ein zufriedenes Miteinander. Wir sollten stolz auf jede unserer (kleinen) Fältchen sein, zeigen sie doch von einem bewegten Leben mit Höhen und Tiefen. Ebenso sind wir davon überzeugt, dass es ohne ein bisschen Pflege nicht geht, will man im gesetzteren Alter nicht wie ein vertrockneter Schwamm aussehen. Gepflegte Fältchen sind schöne Fältchen, es kommt eben auf die Ausstrahlung an. Wichtig ist es auch genügend Flüssigkeit täglich zu sich zu nehmen, da das beste Naturkosmetikprodukt nichts ausrichten kann, wenn unser Körper auf dem Trockenen sitzt. Nicht überall wo Naturkosmetik draufsteht, ist auch Naturkosmetik drin! Für uns liegt der Unterschied zu herkömmlicher Kosmetik darin, dass Naturkosmetik ohne bedenkliche Substanzen für Mensch, Tier und Umwelt auskommt. Der Begriff Naturkosmetik ist gesetzlich nicht geschützt. Ebenso das Wort Bio und sind wir mal ehrlich: Wirkt ein grünes Etikett mit einer schicken Pflanze drauf nicht auch gleich viel „natürlicher“? Um dieses oftmals irreführende grüne Image von Firmen zu entlarven, gibt es sogenannte kontrollierte bzw. zertifizierte Naturkosmetik. Unter der englischen Bezeichnung „Greenwashing“ findet sich dazu eine klare Definition. Dieser Begriff bezeichnet den Versuch von Unternehmen, durch Marketingund PR-Maßnahmen, ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne allerdings entsprechende Maßnahmen im Rahmen der Wertschöpfung zu implementieren. (Springer Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Greenwashing2) Aber wie viel Natur steckt nun in guter zertifizierter/kontrollierter Naturkosmetik. Hier helfen uns die international anerkannten Label der Organisationen BDIH, Demeter, Ecocert und NaTrue ein Stück weiter.

Deutsch-Grasl, E., Reischer W.; An meine Haut lasse ich nur Wasser und Naturkosmetik; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 6–7


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NATURKOSMETIK | 7

NaTrue3,4

BDIH6

ECOCERT7

Inhaltsstoffe und Herstellungsprozesse werden kontrolliert. Natürliche, naturnahe und naturidentische Inhaltsstoffe (Wasser zählt nicht zu natürlichen Inhaltsstoffen)

• Pflanzliche Rohstoffe nur aus zertifiziertem ökologischen Ausgangsmaterial

Wichtigste Grundsätze Aus erneuerbaren Ressourcen gewonnene Inhaltsstoffe, umweltschonende Verfahrenstechniken (keine Parabene, GMO, Phenoxylenthanol, Silikone, PEG, künstliche Duft- und Farbstoffe, Rohstoffe von Tieren)

Naturkosmetik Grundlage des NATRUE-Labels (Definition welche Inhaltsstoffe erlaubt sind und wie sie verarbeitet werden dürfen). Je nach Produktgruppe (Shampoo, Gesichtscreme usw.) Untergrenze für natürliche Inhaltsstoffe und Obergrenze für naturnahe Inhaltsstoffe5 Naturkosmetik mit Bio Anteil Muss Kriterien der „Naturkosmetik“ erfüllen. Mindestens 70 % der natürlichen Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischen Anbau und/ oder kontrollierter Wildsammlung. Mindestens 15 % natürliche Inhaltstoffe, maximal 15 % naturnahe Stoffe (je nach Produktkategorie) Biokosmetik Muss Kriterien der „Naturkosmetik mit Bioanteil“ erfüllen. Mindestens 95 % der natürlichen (ggf. naturnahe) Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischen Anbau und/oder kontrollierter Wildsammlung. Mindestens 20 % natürliche Inhaltstoffe, maximal 15 % naturnahe Stoffe (je nach Produktkategorie)

• Tierische Rohstoffe, die von Tieren produziert werden sind erlaubt, aber tierische Rohstoffe aus toten Wirbeltieren nicht • Keinerlei Tierversuche • Anorganische und mineralische Salze, Säuren und Laugen sind grundsätzlich erlaubt • Physikalische, enzymatische und mikrobiologische Verfahren, wie sie in der Natur vorkommen • Nur ausgewählte, naturidentische Konservierungsstoffe • Natürliche Riechstoffe (ISO Norm 9235) und biotechnisch gewonnene Riechstoffe

Abbaubare oder wiederverwertbare Verpackung Mindestanteile von Inhaltsstoffen aus ökologischem Anbau Vor-Ort Kontrolle durch einen ECOCERT-Kontrolleur Eindeutige Deklaration der Inhaltsstoffe Naturkosmetik Mindestens 50 % pflanzliche Inhaltsstoffe und 5 % der gesamten Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau Biokosmetik Mindestens 95 % pflanzliche Inhaltsstoffe und 10 % der gesamten Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau

• Radioaktive Bestrahlung von Rohstoffen oder Endprodukten ist nicht zulässig • Nicht erlaubt sind organisch-synthetische Farbstoffe, synthetische Duftstoffe, ethoxilierte Rohstoffe (PEGs), Silikone, Paraffine und andere Erdölprodukte

Demeter8 • ganzheitlicher Anspruch der biodynamischen Wirtschaftsweise • 90 % Demeter-Rohstoffanteil bei pflanzlichen Inhaltsstoffen • hohe biologische Abbaubarkeit • beste Rohstoffqualität durch biodynamische Erzeugung • Werterhaltende Verarbeitung • klare und offene Deklaration der Inhaltsstoffe

Seite 6: Razvan Chisu - fololia.com

Beim genaueren Durchlesen der verschiedenen Labels, fühlen bzw. kennen wir uns jetzt besser aus? Wir würden uns sehr freuen, würde es zukünftig ein einheitlicheres System geben und wir als Kunden noch mehr Transparenz und Einsicht in dieses Thema bekommen. Wie heißt es so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt. Nachgeforscht und nachgefragt Als wir begonnen haben, für Euch zum Thema Kosmetik zu recherchieren, blitzten immer wieder zwei große Problemthemen auf unseren Bildschirmen auf. Zum einem war „Glyzerin“ eines der Kernthemen vieler Internetforen und zum anderen war es die (Welt-)Problematik „Mikroplastik“. Welche Erkenntnisse wir zu diesen Themenbereichen erhalten haben, erfahrt Ihr auf den nachfolgenden Seiten. Zum Thema Glyzerin haben wir die Expertin Heike Käser um Aufklärung bzw. Stellungnahme unserer Fragen gebeten. Liebe Heike, danke für den informativen und spannenden Einblick in dieses heiße Diskussionsthema. Wir wünschen Euch ebenso viele Aaaahs und Oooohs wie wir sie hatten.

• Keine Mineralöle, Benzol, Hexan, Butylen- oder Propylenglycol, tierische gewonnene Rohstoffe, Gentechnik, Nanopartikel, radioaktive Bestrahlung oder Begasung

1 http://www.kosmetik-transparent.at/beauty-report-so-denkt-oesterreichueber-kosmetik/ 2 www.wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/9119/greenwashing-v7.html 3 http://www.natrue.org/de/informationen-fuer/verbraucher/was-ist-das-besondere-am-natrue-label/ (07.06.2017) 4 http://www.natrue.org/fileadmin/natrue/downloads/Criteria_DE_1.9_FINAL. pdf (07.06.2016) 5 „Naturnahe Inhaltsstoffe sind das Ergebnis zugelassener chemischer Reaktionsverfahren auf ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe“ (http://www.natrue.org/de/informationen-fuer/verbraucher/ was-ist-das-besondere-am-natrue-label/) 6 http://www.kontrollierte-naturkosmetik.de/richtlinie.htm (07.06.2017) 7 http://www.ecocert.com/en/natural-and-organic-cosmetics (07.06.2017) 8 https://www.demeter.de/naturkosmetik (07.06.2017)

Deutsch-Grasl, E., Reischer W.; An meine Haut lasse ich nur Wasser und Naturkosmetik; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 6–7


8 | MIKROPLASTIK

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Mikroplastik* Weit unterschätze Umweltproblematik

Wer zertifizierte Naturkosmetik verwendet, muss sich um Mikroplastik in seiner Lieblingskosmetik absolut keine Gedanken machen, da dieses dort keine Verwendung findet. Wir sind aber davon überzeugt, dass dieses Thema weitreichende Folgen für die gesamte Bevölkerung hat und haben daher nachgeforscht und versucht für Euch die wichtigsten Punkte aufzuzeigen. Im Unterschied zu zertifizierter Naturkosmetik findet Mikroplastik aber sehr wohl Einsatzgebiete in herkömmlicher Kosmetik wie beispielsweise Shampoos, Peelings, Haargels und Cremen. Wusstet Ihr, dass beim Waschen von den allseits beliebten Fleecejacken, jedes Mal eine Unmenge an feiner Mikrofasern abgerieben und somit ins Abwasser gelangt? Nicht nur die kleinen Mikrofasern belasten unser Abwasser und unsere Meere, es sind vielmehr die vielen „Plastiksackerl“ und der sonstige Plastikmüll. Dieser Abfall, findet über viele Umwege Einlass in unsere Gewässer. Wir wissen schon lange, dass diese Kunststoffe Jahrhunderte brauchen um abgebaut zu werden (wenn sie dies jemals tun). Haben wir und die Industrie jemals einen Gedanken daran verschwendet? Ich fürchte leider viel zu wenig. Wir hinterlassen unseren Nachkommen eine wahre Flut von diesen Kunststoffbergen. Der Kreislauf des Lebens schlägt bereits zurück. Fische und andere Meeresbewohner verwechseln diese Kunststoffe mit Nahrung und zuletzt verspeisen wir genüsslich diese Fische. Wollen wir das wirklich? Können wir uns noch lange über ein Fischgericht als Mahlzeit freuen? Was passiert wenn es keine Fische / keine Lebewesen mehr in unseren Gewässern gibt? Diese immer noch unterschätzte Umweltproblematik ist wirklich erschreckend (vgl. Codecheck. info – Mikroplastikstudie 2016, S.6 und 9): • Jährlich werden 300 Millionen Tonnen an Kunststoff produziert und jede Minute wird ein Müllwagen voll ins Meer geschüttet. • Plastik braucht 350 - 400 Jahre bis zur Zersetzung. Viele Generationen werden noch damit zu kämpfen haben. • Bis 2050 könnte dreimal mehr Plastik im Meer schwimmen als Fische. Man stelle sich das mal vor. Nix mehr mit Strandurlaub! • In den Kläranlagen kann das Plastik nicht oder nur unvollständig herausgefiltert werden. • Pro Jahr gelangen somit ca. 8,2 Milliarden Mikroplastikstoffe in unsere Flüsse.

Deutsch-Grasl, E., Reischer W.; Mikroplastik; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 8–9


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MIKROPLASTIK | 9

Bestnote für daily pleasure Duschpeeling Bis zu 11 Millionen Partikel Mikroplastik stecken in einer Tube Körperpeeling – und gelangen über das Abwasser in die Umwelt. Auf diese tägliche Umweltkatastrophe im Badezimmer macht die Februar-Ausgabe des Magazins ÖKO-Test mit der Testreihe „Körperpeeling“ aufmerksam. Das Farfalla Duschpeeling mit Peelingkörpern aus Cranberry und Bambus überzeugt im ÖKO-Test. Es sticht konventionelle Peelings aus, die fast ausnahmslos Plastikpartikel verwenden – und dafür schlechte Noten bekamen. „Das Thema Mikroplastik ist akut – es gelangt mit dem Abwasser in die Umwelt“, kommentiert Jean-Claude Richard aus der Farfalla Geschäftsleitung, „und es wäre für die Kosmetikindustrie machbar, Millionen von Meerestieren den Tod durch Plastik zu ersparen. Für uns ist deshalb ganz klar: Kunststoffe haben in Kosmetik nichts verloren.“ ÖKO-Test benotet das daily pleasure Duschpeeling mit „sehr gut“.

Da es sehr viele unterschiedliche Bezeichnungen für Plastik in Kosmetik gibt, ist es gar nicht so leicht, diese zu erkennen. Wir starten hier mal einen Versuch (vgl. Mikroplastikstudie 2016, codecheck.info, S. 12): o Polyethylen (PE) o Polypropylen (PP) o Polyethylenterephthalat (PET) o Nylon-12 o Nylon-6 o Polyurethan (PUR) o Acrylates Copolymer (AC) o Acrylate Crosspolymer (ACS) o Polymethyl methacrylate (PMMA) o Polyacrylate (PA) o Polystyrene (PS) o Polyquaternium (P)

Wir sollten hier wirklich beginnen umzudenken, jeder ist gefordert von uns Kunden bis hinauf zur Politik. Bald ist es zu spät und wir ersticken im Plastikmüll.

Seite 8: Valua Vitaly/shutterstock.com; Seite 9: Phonix_a Pk.sarote/shutterstock.com

Deshalb freut es umso mehr, dass Firmen wie Farfalla und Dr. Hauschka nur Produkte entwickeln, die Mensch, Tier und die Umwelt nicht belasten sondern schützen. Natürliche Reini-

Art.Nr. FB-DP-05 Farfalla 150 ml € 10,90 www.aromapflege.com

gungsmittel wie z. B. Ton oder Kieselerde könnten gerade in Kosmetik leicht die Mikroplastik ersetzen. Die Frage ist immer nur, will man das? In einer Studie von codecheck.info und dem Bund für Umweltschutz und Naturschutz Deutschland hat man herausgefunden, dass • in jedem 3. untersuchten Gesichtspeeling und mehr als jedes 10. untersuchte Körperpeeling Polyethylen (PE) enthält • mehr als jedes 10. untersuchte Make-up Produkt enthält Nylon-12 • in jedem 4. Duschgel steckt Polyquaternium-7 (P-7) und in jedem 10. Acrylates Copolymer (AC) • mehr als jede 3. untersuchte Sonnencreme und mehr als jede 5. untersuchte Gesichtscreme enthält Acrylates/ C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer (ACS) Insgesamt wurden für diese Studie 102.790 Kosmetikprodukte aus 19 verschiedenen Kategorien in den Jahren 2014 und 2016 untersucht und ausgewertet. Das sind wirklich erschreckende Erkenntnisse und deshalb fordern wir alle auf mitzutun, um Plastikmüll zu vermeiden.

Deutsch-Grasl, E., Reischer W.; Mikroplastik; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 8–9

Literaturverzeichnis: ÖKO TEST – Richtig gut leben. Ratgeber Kosmetik und Wellness. Sonderheft N1705 www.codecheck.info. Mikroplastikstudie 2016. In Kooperation mit dem Bund für Umweltschutz und Naturschutz Deutschland


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10 | GLYCERIN

Glycerin – Fluch oder Segen?

Sowohl in konventionellen als auch in Naturkosmetikprodukten taucht ein Inhaltsstoff in den sogenannten INCI-Listen besonders häufig auf: Glycerin. Was ist das für eine Substanz, welche Funktion hat sie, und stimmt das Gerücht, Glycerin trockne die Haut aus? Im Folgenden möchte ich gerne versuchen, Glycerin als Substanz einzuordnen und seine Eigenschaften zu skizzieren. Ich bin mir sicher, Sie werden diesen Rohstoff in Kürze in einem völlig neuen Licht sehen. Glycerin, chemisch betrachtet Beginnen wir mit einem kurzen theoretischen Blick: Chemisch betrachtet ist Glycerin ein sogenannter 3-wertiger Alkohol, weil er 3 alkoholische OH-Gruppen aufweist. Diese chemische Kategorie wird in seinem Namen deutlich: Glycerol bzw. 1,2,3-Propantriol heißt Glycerin ganz korrekt. Die Endung „-ol“ verweist auf die Stoffgruppe „Alkohol“, der es angehört. Glycerin schmeckt süß, auch das verrät der Name (griech. „glykerós“ bedeutet „süß“): Man zählt es zu den Zuckeralkoholen. Industriell verwendetes Glycerin ist zum großen Teil ein synthetisches Produkt, das aus Propen gewonnen wird. Ich vermute, dass u. a. die Herkunft aus der Petrochemie wesentlich dazu beigetragen hat, diesen Rohstoff kritisch zu sehen (vgl. Käser, 2015, S. 246).

In der Natur findet sich Glycerin sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Organismen. Pflanzen schützen sich durch Glycerin vor Frost: Bei kalten Außentemperaturen können Pflanzen ihren Stoffwechsel umstellen und produzieren statt Glucose (Zucker) Glycerin; Glucose gewinnen sie wiederum aus Stärke. Glycerin löst sich im Wasser der Zellen und bindet das Wasser so fest, dass es bei 0 Grad nicht gefrieren kann. Je mehr Moleküle im Wasser der Zellen gelöst sind, desto stärker wird quasi der Gefrierpunkt gesenkt. Auch in unserer Haut entsteht Glycerin im Zuge der Spaltung hauteigener Fette. Wie auch in den fetten Pflanzenölen bzw. Fetten (außer Jojoba) verbinden sich in unserer Haut drei Fettsäuren mit einem Glyzerinmolekül zu einem sogenannten Triglycerid (vgl. Käser, 2015, S. 17). Es gehört im weitesten Sinne zu einem körpereigenen System an wasserbindenden Stoffen, die sich in den Hornzellen und in den aus Fetten bestehenden Schichten dazwischen befinden, die die Hautbarriere bilden. Für den Einsatz in Naturkosmetik wird Glycerin aus rein pflanzlichen Fettsäuren gewonnen, in der Regel aus Palmöl- und Kokosölfettsäuren. Der größte Teil ist ein Nebenprodukt der Biodieselherstellung - zumeist aus den Ölsaaten von Raps- oder Sonnenblume1. Mittlerweile gibt es Glycerin jedoch auch in Bioqualität und (seit einiger Zeit) auf Wunsch auch für uns Endverbraucher palmölfrei. Hier dienen reine Kokosölfettsäuren als Ausgangsbasis. Kosmetische Eigenschaften und kosmetischer Einsatz Kosmetisch weist Glycerin eine sehr wichtige Funktion auf: Sein Haupteinsatz erfolgt als feuchtigkeitsbindender Rohstoff, der im Produkt enthaltenes und aufgetragenes Wasser, aber auch Luftfeuchtigkeit bindet und auf der Haut festhält. Auf diese Weise mindert es hauteigenen (durch die Oberhaut von innen nach außen stattfindenden) Wasserverlust, der zu trockenen Hautzuständen führen kann. Das Besondere an Glycerin – vor allem im Vergleich zu anderen feuchtigkeitsbindenden Substanzen – ist, dass es nach dem Auftragen tiefer in die Hornschicht eindringen und nicht so leicht ausgewaschen werden kann wie z. B. Harnstoff oder andere bekannte kosmetische Rohstoffe mit gleicher Funktion. Auf diese Weise mindert Glycerin die austrocknende und irritative Wirkung von Tensiden und Emulgatoren: Es hält das hauteigene Wasser fest. Reinigungsprodukten wie Duschgelen, Reinigungsmilch, Shampoos werden daher in der Regel höhere Mengen an Glycerin hinzugefügt (vgl. Gloor, 2000).

Käser H.; Glycerin – Fluch oder Segen?; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 10–11


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GLYCERIN | 11

Wie aber ist es nun mit der austrocknenden Wirkung bestellt? Glycerin ist tatsächlich ein hygroskopischer Stoff, das heißt: Es zieht Wasser an und kann es an sich binden. Die Stärke dieser Anziehung ist in seiner Ausprägung jedoch von der relativen Luftfeuchtigkeit abhängig. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit (und das ist die, die unsere Haut besonders stresst, weil sie dann vermehrt hauteigenes Wasser abdunstet), verringert sich gleichzeitig die Wasseranziehungsfähigkeit von Glycerin, sodass es eben nicht zu dem Effekt kommt, der ihm so oft nachgesagt wird (vgl. Käser, 2015, S. 248). In industriellen Rahmenrezepturen wird Glycerin in Gesichtspflegeprodukten in der Regel bis ca. 3 % dosiert, in Körperpflegeprodukten etwas höher, in Haarpflegeprodukten zwischen 1-5 %. Ausnahmen sind Spezialprodukte wie Handgele. Sie weisen teilweise sehr hohe Konzentrationen um 10 % auf, weil Glycerin ausgeprägt Feuchtigkeit bindet und sich zudem sehr gut in eine gelartige Produktmatrix einarbeiten lässt. Daneben wird es gerne (auch wegen des angenehm süßlichen Geschmacks) in Zahnpasten bzw. -gelen eingesetzt. Eine natürliche Grenze ergibt sich durch seine Klebrigkeit: Niemand wird Glycerin in Mengen einsetzen, die austrocknend wirken (vgl. Käser, 2015, S. 248-249).

Seite 10: Denis Tabler/shutterstock.com; Seite 11: beigestellt durch Heike Käser

Glycerin ist ein ausgezeichnet dokumentierter kosmetischer und pharmazeutischer Rohstoff mit einer langjährigen Anwendungshistorie. Die unzähligen Studien, in denen es genannt wird, dienen (anders als Studien über neue kosmetische Wunderstoffe) garantiert nicht dubiosen Firmeninteressen: Durch Glycerin wird niemand reich. Es ist sehr begrüßenswert wenn in naturkosmetischen Produkten Glyzerin in qualitativ hochwertiger Form beinhaltet ist. Anmerkung der Redaktion: Immer wieder ist es doch erstaunlich welch ausgeklügelte Formeln an InhaltsstoffKombinationen in der Natur vorkommen. So dürfen wir in diesem Zusammenhang nochmals bewußt machen, dass in jedem Pflanzenöl- bzw. –Fett (außer Jojoba) dieser vor allem für die Haut wertvolle Inhaltsstoff das Glycerin anzutreffen ist. Mit jedem mal anwenden von fetten Pflanzenölen bzw. Fetten (bitte immer auf hydrierter sprich angefeuchteter Haut die fetten Pflanzenöle bzw. Fette sanft auftragen) machen wir uns die vielfältigen Eigenschaften von Glycerin zu Nutze und dies ist im Grunde genommen von unschätzbarem Wert für unsere Haut. Fazit Was aus meiner persönlichen Sicht zählt, ist die Wirkung des konkreten kosmetischen Produkts auf die eigene Haut. Im Hinblick auf Glycerin als Rohstoff in Naturkosmetik treffen bewährte (und nachgewiesene) kosmetische Eigenschaften und ein attraktiver Preis zusammen. Für mich in meiner selbst hergestellten Naturkosmetik ist pflanzliches, palmölfreies BioGlycerin ein absoluter Basisrohstoff für viele Einsatzgebiete, der so manchen, viel beworbenen Exoten-Wirkstoff in den Schatten stellt.

Heike Käser, 1963 geboren, studierte Kunsterziehung, Germanistik und Pädagogik. Seit 2006 publiziert die Autorin in Büchern, Zeitschriften, im Rundfunk und Fernsehen zum Thema „Naturkosmetik“. Ihr Konzept der Herstellung von naturkosmetischen Pflegeprodukten basiert auf dem Verständnis hautphysiologischer Zusammenhänge und Wirkprinzipien, das sie seit 2007 beruflich Interessierten, seit 2015 auch für Privatpersonen unter dem Markennamen Olionatura® in theoretischen und praktisch orientierten Schulungen vermittelt. Daneben pflegt Heike Käser eine an interessierte Laien gerichtete Internetpräsenz über das Herstellen von Naturkosmetik (www.olionatura.de) und leitet ein bekanntes Internetforum für »Selbstrührer« (www.ruehrkueche.de).

1 www.biokraft-austria.at/Default.aspx?site=biokraft-austria.at&menu=Biokraftstoffe#Produktionsdaten Literaturverzeichnis: M. Gloor, K. Thoma, J. Fluhr (2000): Dermatologische Externatherapie - Unter besonderer Berücksichtigung der Magistralrezeptur. Berlin: Springer-Verlag M. Gloor, W. Gehring: Eigenwirkungen von Emulsionen auf die Hornschichtbarriere und -hydratation. In: Der Hautarzt, April 2004, Ausgabe 54 M. Gloor, J. Bettinger, W. Gehring: Beeinflussung der Hornschichtqualität durch glycerinhaltige Externagrundlagen. In: Der Hautarzt, 1998, Ausgabe 1 Prof J. Wohlrab: Adjuvante Therapie der Atopischen Dermatitis, In: Trends in Clinical and Experimental Dermatology, hrsg. von J. Wohlrab, Aachen 2005 Käser, H. (2015): Naturkosmetische Rohstoffe. 4. Auflage. Linz: Freya Verlag

Es ist Rohstofflexikon, Nachschlagewerk und Arbeitsbuch in einem. Das Buch stellt bewährte und moderne Rohstoffe in funktionalen Gruppen vor, die in Einzelportraits im Detail beschrieben werden: Pflanzenöle und -butter, Wachse, Sterole, Lecithine, Kräuter, Emulgatoren, Tenside, Konsistenzgeber, Hydratisierer, Vitamine, Gelbildner, Konservierungsmittel, Tonerden und Lichtschutzpigmente. Übersichtstabellen erleichtern das schnelle Auffinden. Sinnvolle naturkosmetische Rohstoffe, ihre Charakteristika und Wirkungsweise mitsamt den Kerndaten zu ihrer Verarbeitung, Kombination und kosmetischen Eignung sind dargestellt. Wer mehr über Inhaltsstoffe gekaufter Naturkosmetik erfahren, eine eigene Pflegelinie auf den Markt bringen oder einfach wirksame Kosmetik für sich selbst herstellen will: In diesem Buch sind die Antworten, die Sie brauchen und eine Fülle an Hintergrundinformationen. Art.Nr. B40, € 35,90 www.aromapflege.com

Käser H.; Glycerin – Fluch oder Segen?; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 10–11


12 | MINERALÖLKOHLENWASSERSTOFFE

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Mineralölkohlenwasserstoffe

Die größte Verunreinigung unseres Körpers Lange Zeit ist man mit Mineralölprodukten in Lebensmitteln und Kosmetika eher bedenkenlos umgegangen, hat sie per Tanklastwagen als Trennöle in die Großbäckereien gebracht (und in Backwaren wieder herausgefahren) und damit Reis besprüht, nur daß dieser besser glänzte. Auch heute bestehen manche kosmetische Öle (z. B. für Babys) aus Mineralölprodukten, oft weitgehend auch Lippenstifte, die letztlich gegessen werden. Diese Bedenkenlosigkeit ist nun gekippt: Plötzlich gelten bereits sehr viel tiefere Gehalte an Mineralölprodukten als gefährlich. Wie kam es dazu?

Grob K.; Mineralölkohlenwasserstoffe: die größte Verunreinigung unseres Körpers; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 12–14


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Zuerst einmal ist festzuhalten, dass die Palette der „Mineralöl“-Produkte sehr breit ist und beispielsweise von Ölen bis zu Wachsen und Bitumen, und von Lösemittel für Farben, Schmierölen, Melkfett, Brennstoffen, Vaseline bis zu Bestandteilen in vielen Kosmetika reicht. Alle bestehen aus komplexen Gemischen von Kohlenwasserstoffen. Für die Untersuchung auf Schädlichkeit werden gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH)1 von den aromatischen (MOAH)2 unterschieden. Rohe Mineralöle enthalten neben den MOSH 30-50 % MOAH, technische Produkte noch 20-35 %, Öle und Wachse für Lebensmittel- oder Kosmetikanwendungen weniger als 5 %. Schon lange ist bekannt, dass sich unter den MOAH von Rohölen Krebserreger befinden. Weniger klar ist, wie weit die MOAH extrahiert und hydriert werden müssen, um die krebserregenden zu entfernen, weil entsprechende Tests keine genügende Empfindlichkeit aufweisen.

Seite 12: Sergey Pristyazhnyuk (Serg Zastavkin) - fotolia.com; Seite 13: beigestellt durch Dr. Grob

Man hielt MOSH (auch Weißöle oder pharmazeutische Öle genannt) lange für derart unbedenklich, dass einige Ärzte übergewichtigen Patienten empfohlen haben, Salatöl durch MOAH-freie Mineralöle zu ersetzen. Diese Sorglosigkeit stammte aus dem langjährigen Umgang mit solchen Ölen, ohne dass gesundheitliche Probleme aufgefallen wären. Dann sind an Ratten Versuche angestellt worden, die erst bei sehr hohen Dosen Effekte zeigten (vgl. Smith et al, 1996 S. 214-230). Im üblichen Verfahren wurde daraus die Bestätigung abgeleitet, dass bei der weit geringeren menschlichen Belastung aus Lebensmitteln keine Gefahr bestehe.

MINERALÖLKOHLENWASSERSTOFFE | 13

Dr. Koni Grob ist Chemiker und arbeitet für das Kantonale Labor Zürich, was dem staatlichen Konsumentenschutz entspricht, sowie als Experte für die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA. Seine Gruppe hat (neben vielen anderen Aufgaben) zuerst die analytische Technologie zur Messung von Mineralöle in Lebensmitteln entwickelt (on-line gekoppelte HPLC-GC) und in über 25 Jahren eine Quelle nach der anderen untersucht - und meistens auch abgestellt.

Allerdings sind ab den 1940er Jahren unter dem Mikroskop in menschlichen Geweben immer häufiger eine Art Knötchen (Granulome) festgestellt worden, die von Mineralölkohlenwasserstoffen herrühren mussten (vgl. Cruickshank, 1984, S. 724-730; Cruickshank, Thomas, 1984, S. 731-737). Unter den Nordamerikanern waren sie sehr häufig, unter den Europäern etwas weniger und unter Afrikanern fehlten sie weitgehend. Granulome haben nichts mit Tumoren zu tun: Der Körper schützt sich gegen nicht kurzfristig eliminierbare Fremdkörper (auch z. B. Glassplitter) dadurch, dass er sie einkapselt. Er versucht, diese Fremdkörper zu entsorgen, was manchmal zu chronischen Entzündungen führt, wenn es misslingt. Diese Befunde waren allerdings mit den Rattenversuchen schlecht erklärbar, denn die menschliche Belastung mit Mineralölen schien viel zu gering. Dabei sind zwei Faktoren außer Acht gelassen worden: Erstens wird (im Rattenversuch) bei hohen Konzentrationen im Futter ein geringerer Anteil der Kohlenwasserstoffe aufgenommen, d. h. man unterschätzt die Aufnahme des Menschen. Zweitens verbleiben gewisse Kohlenwasserstoffe sehr lange im menschlichen Körper - vielleicht bringt er einen Teil über das ganze Leben nicht mehr los (vgl. Barp et al., 2016). Damit häufen sich in gewissen menschlichen Geweben (vor allem Leber, Milz, Lymphknoten und Fett) viel mehr Mineralölkohlenwasserstoffe an als in den Rattenversuchen, die meistens nur 3-4 Monate dauerten. Da sie sehr schlecht wasserlöslich sind, dürften sie sich in den Lipiden anreichern, z. B. den Membranen, wo sie deren Eigenschaften (z. B. deren Permeabilität) verändern können. Im Körper älterer (verstorbener) Menschen sind kürzlich überraschend viel MOSH gefunden worden: In einem Viertel dürfte die Menge 5 g/Person (ungefähr einen Suppenlöffel) überschritten haben; der höchste Wert erreichte 13 g (vgl. Barp et al., 2014, 312-321). Das ist die mit Abstand größte Verunreinigung des menschlichen Körpers. In der Milz erreichte die Konzentration sogar höhere Werte als im Tierversuch mit einem 1000-fach überhöhten Gehalt im Futter. Man hat also die Kontamination des menschlichen Körpers mit MOSH massiv unterschätzt. Haben diese Personen unter diesen MOSH gelitten? Chronische Toxizität, also schleichende Effekte, sind im Menschen schwer nachweisbar. Wir fühlen uns alle immer wieder einmal weniger fit, als wir es möchten. Oft ist mangelnder Schlaf, Alkohol, Alter oder eine andere Banalität schuld, aber auch Organe mit verminderter Leistung können die Ursache sein. Wenn sich diese reduzierte Lebenskraft über Jahre oder Jahrzehnte hinzieht, wird sie als normal hingenommen. Deswegen ist man auf Tier-

1 MOSH (mineral oil saturated hydrocarbons) bestehen aus einfach miteinander verbundenen Kohlenstoff- und Wasserstoffatomen 2 MOAH (mineral oil aromatic hydrocarbons) sind Kohlenwasserstoffe mit mindestens einem aromatischen Ring. Unter den Polyaromaten (also Kohlenwasserstoffen mit mehreren aromatischen Ringen) befinden sich bekannte Krebserreger.

Grob K.; Mineralölkohlenwasserstoffe: die größte Verunreinigung unseres Körpers; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 12–14


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versuche angewiesen, in denen Ursache und Wirkung unter kontrollierten und überhöhten Umständen untersucht werden können. Im Rattenversuch ist bei Konzentrationen, die im Menschen erreicht wurden, eine Erhöhung von Organgewichten feststellbar, was darauf hinweist, dass der Organismus versuchte, einen Schaden durch Vergrößerung des Organs zu kompensieren. Das ist vielleicht auch bei Menschen so, aber kaum überprüfbar. Auch zu den Granulomen ergaben sich neue Erkenntnisse: Es scheinen die Wachse zu sein, welche sie initiieren. Im Versuch mit Fischer-344-Ratten (vgl. Barb et al., 2016) erzeugten Öle, denen bei der Raffination die Wachskomponenten entzogen worden sind, selbst bei hohen Konzentrationen im Gewebe keine Granulome, Wachse aber schon bei geringen. Zuerst einmal überraschte dies, weil die Wachskomponenten, vor allem gestreckte (n-) Alkane, normalerweise schnell zu Fettsäuren metabolisiert werden. Kristallbildung dürfte die Erklärung sein: Wenn Wachskomponenten im Gewebe auskristallisieren, sind sie für die Enzyme kaum mehr angreifbar, und Kristalle sind vielleicht die Keime für Ausfällungen, die bei genügender Größe die Granulombildung veranlassen. Die wichtigste Konsequenz aus diesen Befunden: Die Belastung des menschlichen Körpers mit Mineralölkohlenwasserstoffen ist viel höher als bisher vermutet. Die heutigen Regeln zur Verwendung von Mineralölprodukten sind deswegen viel zu lax. Und der Bereich der Kosmetika? Lippenstifte und Lippenpomaden bestehen zum großen Teil aus MOSH und ähnlichen synthetischen Kohlenwasserstoffen (z. B. Polybuten). Sie können für regelmäßige Anwender die größere Belastung sein als alle Lebensmittel zusammen. Zudem enthalten sie oft größere Wachsanteile, die zur Bildung von Granulomen neigen. In der deklarierten Zusammensetzung weit oben stehendes Paraffinum liquidum, Petrolatum, Ozokerit, Cera microcrystallina, Polybutene sind Hinweise und erlauben den Konsumenten und Konsumentinnen die Wahl. MOSH sind auch in anderen Kosmetika weit verbreitet – manche bestehen fast nur aus Mineralölprodukten. Die Aufnahme über die Haut in den menschlichen Organismus ist allerdings weit weniger klar. Die Hersteller behaupten, dass Mineralöle zwar in die Haut eindringen (der erwünschte Effekt), aber diese nicht durchdringen. Die Haut ist raffiniert aufgebaut, und MOSH gehören tatsächlich zu den gut abgeschirmten Stoffen, aber da einmal eingesickertes Mineralöl nicht mehr abgewaschen werden kann, bleibt fast unbeschränkt Zeit, doch tiefer vorzudringen. Schlüssige Daten gibt es nicht. Es ist aber nachgewiesen worden, dass Brustsalben vom Typ Vaseline in die Muttermilch gelangten (vgl. Noti et al., 2003, 317-325). Transdermal applizierte Medikamente werden mit Stoffen verabreicht, welche die Haut durchgängiger machen, und deswegen dürfte auch bei Kosmetika die Zusammensetzung wichtig sein. Es ist also unbekannt, ein wie großer Anteil der MOSH im menschlichen Körper über die Haut aufgenommen wurde – aus Kosmetika und technischen Ölen. Allerdings besteht meistens auch keine Notwendigkeit, sich auf Experimente einzulassen: Es geht auch ohne Mineralöle!

Literaturnachweis: Barp, L., Kornauth, C., Würger, T., Rudas, M., Biedermann, M., Reiner, A., Concin, N., Grob, K., 2014. Mineral oil in human tissues, Part I: concentrations and molecular mass distributions. Food Chem. Tox. 72, 312–321. Barp L., M. Biedermann, M., Grob, K., Blas-Y-Estrada, F., Nygaard, U.C., Alexander J., Cravedi, J.P. (2016). Accumulation of mineral oil saturated hydrocarbons (MOSH) in female Fischer 344 rats: comparison with human data and consequences for risk assessment. Sci. Tot. Env. (eingereicht) Cruickshank, B., 1984. Follicular (mineral oil) lipidosis: I. Epidemiologic studies of involvement of the spleen. Hum. Pathol. 15, 724-730. Cruickshank, B., Thomas, M.J., 1984. Mineral oil (follicular) lipidosis: II. Histologic studies of spleen, liver, lymph nodes, and bone marrow. Hum. Pathol. 15, 731-737. Noti, A., Grob, K., Biedermann, M., Deiss, U., Brüschweiler B.J., 2003.Exposure of babies to C15-C45 mineral paraffins from human milk and breast salves. Regulatory Toxicology and Pharmacology 38, 317-325. Smith, J.H., Mallett, A.K., Priston, R.A., Brantom, P.G., Worrell, N.R., Sexsmith, C., Simpson, B.J., 1996. Ninety-day feeding study in Fischer-344 rats of highly refined petroleumderived food-grade white oils and waxes. Toxicol. Pathol. 24, 214-230.

Grob K.; Mineralölkohlenwasserstoffe: die größte Verunreinigung unseres Körpers; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 12–14


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GRUß AUS DER KÜCHE | 15

Gruß aus der Küche:

Sauerrahm-Orangeneis auf Süßkartoffel in Kokos-Karamell-Butter

Seite 14: beigestellt durch Dr. Grob, ossyffer - fotolia.com; Seite 14: Waltraud Reischer, beigestellt durch Thomas Hüttl

ersonen: Rezept für 2 P 250 ml Sauerrahm 1 Bio-Orange zucker 2 EL Bio Roh-Rohr 1 Süßkartoffel ker 2 EL Feinkristallzuc conut Oil - VCO 1½ - 2 EL Virgin Co der Natur Hand in Hand mit 1 Prise Salz evtl. ½ EL Butter

1. Schale von der Orange ganz zart (nur alleroberste Schicht) abreiben und zum Rahm geben. 2. Saft von der Orange auspressen und mit dem Zucker zu einem Sirup einkochen. 3. Den Sirup etwas abkühlen lassen und anschließend in den Rahm einrühren. 4. In einer Eismaschine unter ständigem Rühren frieren oder in einer Metallschüssel, unter oftmaligem umrühren (je länger im Tiefkühler umso öfter), zu einem Eis frieren.

5. Süßkartoffel schälen, in gleichmäßige kleine Würfel schneiden und in etwas Kokosfett anbraten bis sie zart goldbraun sind. 6. Bei starker Hitze Bio Roh-Rohrzucker zugeben, zergehen lassen und unter oftmaligem rühren karamellisieren lassen. Hitze abdrehen, Pfanne wegziehen und restliches Kokosfett zugeben. Eine Prise Salz zugeben und evtl. etwas Butter. Anrichten: mit den Süßkartoffel-Würfeln ein „Bett“ legen und ein Nockerl vom Sauerrahm-Eis darauf setzen.

Thomas Hüttl ist Koch aus Leidenschaft! Mit der Eröffnung seines eigenen Kochstudios „Das KOCHATELIER“ nahe dem Wiener Naschmarkt, hat er sich einen großen Wunsch erfüllt. Mit viel Witz, Charme und Euphorie gelingt es ihm jeden Kochkurs zu einem lukullischen Erlebnis werden zu lassen. Seine Themen spannen sich von vegetarischen Gerichten bis hin zu Krustentieren, von Grundlagenkursen bis hin zur Haubenküche, von handgemachter Pasta bis zu fernöstlichen Gerichten. Feinste Pflanzenöle sind ihm ein besonderes Anliegen und daher hat er diesem Thema auch einen eigenen Kochkurs gewidmet - “Gewürze, Kräuter & Öle”. www.kochkurs-wien.at

Hüttl, T.; Gruß aus der Küche: Sauerrahm-Orangeneis auf Süßkartoffel in Kokos-Karamell-Butter; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017: 7; 15


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16 | Persönlichkeiten

Karim Sattar,

Persönlichkeiten: Thomas Grasl im Gespräch mit international Make-up-Artist, über die neue Dr. Hauschka Make-up Linie

Du zeichnest hauptverantwortlich für die neue Make-up-linie von Dr. Hauschka. Wie lange war der Weg von der Idee, bis zum fertigen Produkt im Ladenregal? Der Entwicklungsprozess hat fünf Jahre gedauert. Als ich 2012 in die WALA kam, gab es den Startschuss. Jetzt freue ich mich, das Ergebnis unserer gemeinsamen Arbeit in den Geschäften der Welt zu bewundern. Was waren die größten Hürden, die für dich und das Entwicklerteam hier zu nehmen waren? Unsere größte Herausforderung lag in den neuen Texturen der Highlight-Produkte in jedem Segment, Teint, Auge und Lippe: Colour Correcting Powder, Light Reflecting Concealer, Brow and Lash Gel und der Lip Line Definer. Da es sich um neue Produkttexturen der Dr. Hauschka Qualität handelt, war der Entwicklungsprozess sehr spannend. Besonders freut mich, wie gut gerade diese Produktformulierungen bei unseren Fans ankommen und natürlich, dass auch etwas für die Herren dabei ist. Bis zur Unkenntlichkeit retuschierte Hollywoodgesichter und aberwitzige Werbeversprechen gaukeln uns heute die ewige Jugend vor. Können und dürfen wir nicht mehr in Schönheit altern? Genau deshalb glauben wir an eine innere und äußere Schönheit und dass diese mit der richtigen Lebenseinstellung beginnt. Bei Dr. Hauschka achten wir darauf, echte Frauen abzubilden, die Lebensfreude ausstrahlen und Make-up als ein Medium einsetzen, ihre naturgegebenen Züge zu betonen. Naturkosmetik ist ein von der Werbung sehr überstrapaziertes Wort. Wie gelingt es Dr. Hauschka sich hier von den zahlreichen Trittbrettfahrern abzuheben, die mehr auf Greenwashing als auf Qualität setzten? Naturkosmetik ist für uns kein flippiger Trend – sondern 50 Jahre fast schon starrsinnige Tradition. Natürliche Rohstoffe aus biologisch-dynamischem Anbau, einzigartiges Heilpflanzenwissen mit neuester wissenschaftlicher Forschung und ein einzigartiges Pflegekonzept sind nur 3 Aspekte, die gemeinsam mit vielen anderen die Dr. Hauschka Kosmetik Kultur bilden. Als 100 % echte Bio- und Naturkosmetik sind unsere Produkte nach dem NATRUE-Standard zertifiziert. Die Vorgaben des internationalen Qualitätssiegels übertreffen wir oft durch unsere eigenen, noch strengeren Kriterien.

Karim Sattar ist auf einem Demeterhof in der Nähe von Wesel am Niederreihn aufgewachsen und hat daher den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur schon in die Wiege gelegt bekommen. Seine Ausbildung an New Yorker Schulen hat er stetig durch Kurse auf der ganzen Welt verfeinert. Die „Vogue“, Marie Claire“, der „Cosmopolitan“ und internationale Größen aus Film und Adelskreisen wie Jane Fonda, Fürstin Marlene von Monaco sowie Persönlichkeiten aus Politik und Sport gehören mit zu seinem betreuten Kundenstamm. Seit April 2012 ist Karim Sattar als internationaler Make-up Artist tätig.

Grasl T.; Persönlichkeiten: Thomas Grasl im Gespräch mit Karim Sattar, international Make-up-Artist, über die neue Dr. Hauschka Make-up Linie.; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 16-17


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PERSÖNLICHKEITEN | 17

Ihr verwendet ausschließlich Naturpigmente für eure Produkte. Musst du bzw. deine Kunden in punkto Stylingmöglichkeiten Kompromisse eingehen, weil sich mit Naturpigmenten nicht jede Farbe darstellen lässt? Eher nicht, denn die Kunden, die gezielt mit unserer Marke in Kontakt treten oder meinem Netzwerk entstammen, wissen, dass es in der Naturkosmetik in Bezug auf wasserfeste Texturen Grenzen gibt. Aber auch hier gibt es einen Trick den ich einsetze, um unsere Mascara wasserabweisend zu kreieren. Einfach einen passenden Lidschatten in der Farbe der Mascaras auf die getuschten Wimpern tupfen. Wimpern mit einem sauberen Mascara Bürstchen einfach noch mal durchbürsten und fertig! Diese zusätzliche Lage des Puders fixiert die Mascara. Du arbeitest für viele Promis, die kaum einen Tag ohne Makeup auskommen. Zählt für deine Kunden nur das Ergebnis oder gibt es ein breiteres Bewusstsein für Naturkosmetik und die Bedürfnisse der Haut? Viele der Stars, mit denen ich arbeiten darf, haben großes Interesse an Naturkosmetik, da sie sich im Zusammenhang mit ihren Tätigkeiten auch oft mit konventioneller Kosmetik schminken lassen. Deshalb sind viele der Persönlichkeiten an einer gesunden Kosmetik interessiert. Wann immer sie die Möglichkeit haben, setzen sie diese dann auch ein. Ich hatte schon zweimal das Vergnügen von dir im Rahmen einer Makeup-Show gestylt zu werden, was doch einigen Besucherinnen und Besuchern ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert hat. Siehst du einen breiteren Trend zu Makeup für den Mann abseits vom Rampenlicht? Es ist für viele Männer heute wichtiger als in Vergangenheit gepflegt zu wirken. Sicherlich können die Herren der Schöpfung heute mehr verwenden als nur ein Stück Seife. Dennoch glaube ich aber auch an Natürlichkeit und bin deshalb der Überzeugung, dass ein Mann sicherlich ein Bronze Puder verwenden kann. Man(n) sollte aber schon darauf achten, nicht geschminkt zu wirken und dass der weiße Hemdkragen am Abend nicht dunkel erscheint. Deshalb gilt auch hier: Weniger ist mehr. Wie lange stehst du vor dem Spiegel, wenn du einen öffentlichen Auftritt hast? Nicht so lange wie ich manchmal gerne davorstehen würde. Oft fehlt mir die Zeit vor Auftritten, da ich mit der Vorbereitung an meinem Modell beschäftigt bin. Ich mattiere mein Gesicht mit ein wenig Puder oder trage mir ein Augenbrauen- und Wimperngel auf. Oft bin ich aber froh, dass es bei meinen Auftritten meist um andere Personen geht und ich nicht im Fokus des Scheinwerferlichtes stehe.

Und wenn du am Sonntag Brötchen vom Bäcker holst? Unrasiert und mit Dr. Hauschka Gesichtstonikum und Rosen Tagescreme leicht auf dem Gesicht. Die Modebranche versucht sich jede Saison neu zu erfinden. Musst du dich als Makeup Artist hier permanent anpassen? Ich versuche mich von dem Druck der Trends nicht allzu stark leiten zu lassen. Sicherlich ist es in meiner Rolle wichtig auf dem neusten Stand zu sein, aber bei Dr. Hauschka sind die Natur und der Mensch die Inspirationsquellen unseres Schaffens. Ich lasse die Außeneindrücke oft nur latent in meine Arbeit einfließen. Natürlich können wir das Interview nicht beenden, ohne dass ich dich nach dem ultimativen Stylingtipp für den bevorstehenden Herbst Frage? 3D Liquid Eyeliner Mit dem braunen Liquid Eyeliner in der Farbnuance 02 eine Linie auf dem oberen Wimpernkranz setzen und in der gewünschten Intensität am Augenwinkel auslaufen lassen. Nun in derselben Form eine schmalere Linie auf den Eyeliner setzen. Dazu den Farbton 01 schwarz verwenden. Dies verleiht dem Augen-Make-up mehr Intensität und Dimension. Im Herbst sind stark akzentuierte Lippen ein absolutes Muss! Einfach einen Ihrer Lieblings-Lipsticks aus den bestehenden Farbfamilien wählen und mit einem passenden Lip Liner kombinieren. Die Applikation des Lip Line Definers nicht vergessen. Dieser verhindert das Auslaufen der Farbe in feine Lippenfältchen. Mutig sein! Mein aktueller Lieblingston ist der Lipstick 06 azalea. Danke für das Gespräch.

Grasl T.; Persönlichkeiten: Thomas Grasl im Gespräch mit Karim Sattar, international Make-up-Artist, über die neue Dr. Hauschka Make-up Linie.; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 16-17


18 | BERGAMOTTMINZE

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„Das duftet aber gut!“ Aromapflege - Anwenderbeobachtung: Wie der blumig, leicht frische Duft des Bergamottminzeöls die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner im Therapiezentrum Ybbs an der Donau positiver gestaltet. Wir zeigen in dieser Aromapflege – Anwenderbeobachtung die eindeutige Tendenz auf, dass eine beruhigende, entspannende, ausgleichende, schlaffördernde sowie sehr wohltuende Wirkung des Bergamottminzeöls festgestellt werden kann.

Die Wirkung des Bergamottminzeöls ist bekannt und untersucht (vgl. Werner, Braunschweig, 2014, S. 108 ff), die Anwendung bei Menschen mit geistiger oder Mehrfachbehinderung noch wenig. Das war eine der Motivationen sich mit dem Thema genauer auseinander zu setzen. Die große Frage, die beantwortet werden wollte, lautete: „Welche Wirkung hat die direkte Beduftung mit dem ätherischen Öl Bergamottminze bei Unruhezuständen auf Menschen mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung?“ Warum wurde das Bergamottminzeöl gewählt? Bergamottminzeöl ist der Lavendel unter den Minzarten: „Mit ähnlichen Hauptinhaltsstoffen wie Lavendel bietet es sich als echte Alternative für alle “Lavendelmuffel” an. Seinen sanften, blumig - minzigen Duft mögen nicht nur Kinder gern, sondern wird auch von alten Menschen gut aufgenommen. Im Gegensatz zu anderen Minzarten wie Pfefferminze oder Nanaminze enthält das ätherische Öl der Bergamottminze weder Menthol noch Monoterpenketone. Es ist ein besonders mildes Öl“ (Werner, Braunschweig, 2014, S 109).

Riegler C., Schragl M.; „Das duftet aber gut!“ Aromapflege - Anwenderbeobachtung: Wie der frische Duft des Bergamottminzeöls die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner im Therapiezentrum Ybbs an der Donau positiver gestaltet.; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017: 7; 18–22


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BERGAMOTTMINZE | 19

Ausschlaggebendes Kriterium für die Auswahl des gewählten Öls war die Tatsache, dass dieses im Therapiezentrum Ybbs (TZY) noch nicht bekannt war und es noch keine beeinflussenden Vorerfahrungen gab. Die Anwendung erfolgte durch eine direkte Beduftung, die in der Handlungsleitlinie „Aromapflege Direkte Beduftung“ des Therapiezentrums Ybbs genau ausgeführt ist. Definition: Direkte Beduftung „Die direkte Beduftung mit ätherischen Ölen soll neben dem desinfizierenden Effekt, auch einen beruhigenden, belebenden und wahrnehmungsfördernden Effekt erzielen“ (Handlungsleitlinie TZY, Aromapflege, Direkte Beduftung, 2016, Version 02). Der Handlungsablauf setzt sich aus folgenden Schritten zusammen: 2-3 Tropfen des ätherischen Öls werden entweder auf einen Tupfer, Wattepad oder Taschentuch aufgebracht und anschließend wird das Duftfleckerl der Bewohnerin, dem Bewohner angeboten und gefragt ob der Duft als angenehm empfunden wird. Wenn die Bewohnerin, der Bewohner am Duft Gefallen findet, wird das Duftfleckerl entweder überreicht oder in deren Nähe platziert. Entsprechend der Handlungsleitlinie dürfen ätherische Öle niemals auf Bekleidung und Bettwäsche appliziert werden. „Die PatientInnen, BewohnerInnen müssen immer die Möglichkeit haben, sich von dem Duft zu befreien“ (Handlungsleitlinie TZY, Aromapflege, Direkte Beduftung, 2016, Version 02). Beschreibung der Rahmenbedingungen Die Kontaktpersonen der Aromapflege waren in den zwei Wohngruppen dafür zuständig, die Anwenderbeobachtung mit den dort beschäftigten Pflegepersonen durchzuführen. Aus diesem Grund kann keine genaue Anzahl der teilnehmenden Pflegepersonen genannt werden. In den zwei Wohngruppen lebten im Zeitraum der Anwenderbeobachtung je 8 Bewohnerinnen und Bewohner. Das einzige Teilnahmekriterium für die Bewohnerinnen und Bewohner war die bisherige Erfahrung mit der Anwendung von ätherischen Ölen. Alter und Geschlecht waren für die Anwenderbeobachtung nicht von Relevanz.

Seite 18: Christian Keusch, TZY; Seite 19: govindji/shutterstock.com

Es wurden insgesamt 97 Fragebögen erfasst. Der standardisierte, mehrdimensionale Befindlichkeitsfragebogen (MDBF/Form B)1 ist konzipiert um in drei Dimensionen die aktuelle psychische Befindlichkeit der Bewohnerinnen und Bewohner vor und nach der Anwendung des ätherischen Bergamottminzeöls zu erfassen. Er misst Gute/Schlechte - Stimmung, Wachheit – Müdigkeit, Ruhe / Unruhe. Ziel der Ersteller dieses Fragebogens war es, ein relativ kurzes, aber reliables Instrument zur Befindlichkeitsfeststellung zu entwickeln. Die Auswertung kann mittels Auswertungsschablonen erfolgen. Bei Auswertung großer Datenmengen empfiehlt sich die Verwendung von Statistikprogrammen (vgl. Steyer et al., 1997). Aufgrund der kleinen Datenmenge wurde die quantitative Auswertung mit den Auswertungsschablonen durchgeführt und zur Berechnung der Veränderung das Programm Excel eingesetzt. Dabei wurde die Befindlichkeit der Bewohnerinnen und Bewohner vor und nach der Anwendung des ätherischen Bergamottminzeöls erhoben. Die Anwenderbeobachtung wurde im Zeitraum von Mai 2015 bis Dezember 2015 durchgeführt.

1 „Der Mehrdimensionale Befindlichkeitsfragebogen (mdBF) besteht aus 24 Items (mit jeweils fünfstufiger Antwortskala) zur Messung dreier bipolarer Dimensionen der aktuellen psychischen Befindlichkeit: Gute-Schlechte Stimmung (GS), Wachheit-Müdigkeit (WM) und Ruhe-Unruhe (RU). Jede Skala enthält 24 Items, die aus einfachen Adjektiven wie „müde“, „wohl“ etc. bestehen. Die Adjektive werden auf einer fünfstufigen Antwortskala mit den Endpunkten 1 („überhaupt nicht“) und 5 („sehr“) beurteilt. Alle drei Skalen können in jeweils zwei parallele Testhälften unterteilt werden, die zur Verlaufsmessung der psychischen Befindlichkeit eingesetzt werden können“ (Steyer et al., 1997).

Riegler C., Schragl M.; „Das duftet aber gut!“ Aromapflege - Anwenderbeobachtung: Wie der frische Duft des Bergamottminzeöls die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner im Therapiezentrum Ybbs an der Donau positiver gestaltet.; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017: 7; 18–22


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20 | BERGAMOTTMINZE

Steckbrief Bergamottminze* me: Lateinischer Na r. citrata va ta Mentha x piperi : Pflanzenfamilie aceae Lippenblütler / Lami Synonym: enminze Orangen- oder Zitron : Herkunftsländer u. a. ich kre an dfr Sü , Indien Gewinnungsart: tion Kraut Wasserdampfdestilla ffe Hauptinhaltssto 8): schweig, 2014, S. 10 un Bra . (vgl. Werner/v penole (v. a. Linalool) 40– 60 % Monoter a. Linalylacetat) 30 – 50 % Ester (v. ran) 1,8-Cineol, Menthofu 3 – 5 % Oxide (v. a. ne 1 – 5 % Monoterpe e 1 % Sesquiterpen

Es war jetzt gar nicht so einfach die Bergamottminze aufzutreiben. Aber jetzt habe ich sie hier vor mir stehen. Der Duft der mir hier gleich entgegenströmt ist ganz klar und eindeutig Lavendel, aber mein Kopf muss das erst einordnen – es sieht ja überhaupt nicht so aus. Beim Zerreiben der Blätter kommt dann noch eine weitere Duftnuance zum Vorschein, welche schon weit „Minztypischer:“ ist. Der minzig-frische Duft harmoniert wirklich hervorragend mit der lavendeligen Note und lässt diesen überhaupt nicht muffig rüberkommen. Ich finde das überaus interessant. Wie wir anhand der Inhaltsstoffe sehen können, ist hier – trotz minzigem Geruch – keinerlei Menthol (Monoterpenalkohol) enthalten (wie in anderen Minzarten üblich). Diese Duftnote entwickelt sich durch das – wenn auch gering – vorhandene Menthofuran. Das ganze Inhaltsstoffspektrum der Bergamottminze spricht für ein überaus sanftes, ausgleichend, entspannendes aber auch erfrischendes, motivierendes und auch für Kinder gut geeignet ätherisches Öl. Zudem hebt es die Stimmung und wird als willkommene Abwechslung zum Lavendelöl angesehen. Das ätherische Öl wird im Winter auch gerne als Saunaduft verwendet. (vgl. Farfalla, Werner/v. Braunschweig, 2014, S. 108-109). Literaturverzeichnis: Werner, M. /v. Braunschweig, R. (2014): Praxis Aromatherapie. Grundlagen - Steckbriefe - Indikationen. 4. Auflage. Stuttgart: Haug Verlag

„Einfach mal abschalten“ Dufttipp für die Aromalampe: 3 Tropfen Bergamottminze, 1 Tropfen Atlaszeder, 1 – 2 Tropfen Mandarine Beachte: Die Tropfenanzahl kann je nach Raumgröße, Raumtemperatur, Klimaanlage usw. variieren. Der Duft sollte im Raum wahrnehmbar sein, jedoch nicht unseren Geruchssinn überfordern. 5ml Bergamottminze bio Art.Nr. F-AOB-08, Farfalla € 8,90 www.aromapflege.com

Deutsch-Grasl, E., Reischer W.; Steckbrief Bergamottminze; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 20


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Medizinische Diagnostik nach ICD 10 Die Bewohnerinnen und Bewohner leben in Wohngruppen des Therapiezentrums Ybbs an der Donau. Sie werden hier aufgrund medizinischer Diagnosen wie beispielsweise schwere Intelligenzminderung, Entwicklungsstörungen wie Autismus, Down-Syndrom, zerebrale Lähmungen etc. betreut. Pflegediagnostik nach POP2 Die Pflegediagnostik nach POP wurde ausgewählt, da dies das Klassifikationssystem der Pflege im TZY und Wiener Krankenanstaltenverbund ist. Ein besonderes Merkmal ist die Ressourcenorientierung der POP Diagnostik, (vgl. Stefan et. al., 2013) die in Spezialbereichen wie der Psychiatrie oder Sozialtherapie eine der wichtigsten Grundlagen für pflegerisches Handeln darstellt. Aufgrund der krankheits- und behinderungsbedingten Probleme in der Lebensund Alltagsbewältigung ergeben sich verschiedene pflegediagnostische Möglichkeiten. Der Bereich der Selbstpflege ist durch gesundheits- und krankenpflegepflegerische Maßnahmen gewährleistet. Durch die Anwendungsbeobachtung mit ätherischem Bergamottminzeöl soll aber auch der Bereich der Integrität der Person von Bewohnerinnen und Bewohnern mit ihrer Befindlichkeit erfasst werden. Durchgeführt wurde die Anwenderbeobachtung von Diplomierten Psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, die in den Wohngruppen beschäftigt sind und bereits mit der Aromapflege vertraut sind. Konzipiert wurde die Anwenderbeobachtung von Carmen Riegler – DPGKP komplementäre Pflege – Aromapflege (§ 64 GuKG). Sie ist die Aromapflegebeauftragte im TZY. Vorgehen zur Erfassung der Befindlichkeit der Bewohnerinnen und Bewohner im Rahmen der Datenauswertung Mit den Kontaktpersonen der Aromapflege der zwei Wohngruppen wurde gemeinsam die Auswahl der zur Verfügung stehenden Begrifflichkeiten besprochen und sie wurden über die Anwendung des Fragebogens informiert. Methodisch wurde zur Erfassung der Wirkung des Bergamottminzeöls der standardisierte, mehrdimensionale Befindlichkeitsfragebogen (mdBF, Form B) verwendet, der vom Pflegepersonal in Zusammenhang mit der Anwendung der direkten Beduftung bei Unruhezuständen ausgefüllt wurde. Dieser Fragebogen ist geeignet eine Fremdbeurteilung zuzulassen und er erfasst die aktuelle psychische Befindlichkeit vor und nach der Anwendung der direkten Beduftung mit Bergamottminzeöl. Die Datenauswertung teilte sich in einen quantitativen und einen qualitativen Bereich. Aufgrund teilweise unvollständig ausgefüllter Fragebögen musste auf diese zwei Formen der Auswertung zurückgegriffen werden. Im quantitativen Teil (30 Fragebögen) wurde die Veränderung vorher und nachher anhand der vorgegebenen Items mit Excel berechnet. Im qualitativen Teil (67 Fragebögen) wurden die schriftlichen Angaben der Textfelder nach Kategorien zusammengefasst und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

Seite 20: Waltraud Reischer

Die Datenauswertung in beiden Bereichen bestätigte die in der Fachliteratur beschriebene Wirkung des Bergamottminzeöls. Es zeigte sich im Bereich der Ruhe/ Unruhe eine starke Wirkung des Öls. Die Menschen wurden ruhiger, ausgeglichener und weniger nervös wahrgenommen.

BERGAMOTTMINZE | 21

Zitate von Pflegepersonen:

„Bewohnerin zeigt starke motorische Unruhe, beruhigt sich aber rasch nach der-Direktbeduftung mit dem ätherischen Öl Bergamottminze! Bleibt auch am Nachmittag ruhig und entspannt“ (mdBF 16, 2015). „Bewohner wirkt am Abend angespannt und unzufrieden. Nach Gabe des ätherischen Öls Bergamottminze auf einen Tupfer beruhigt er sich rasch, möchte nochmal ein paar Tropfen haben“ (mdBF 28, 2015). Im Bereich gute/schlechte Stimmung war eine ähnliche Wirkung zu beobachten. Die Personen wurden nach der Anwendung als deutlich glücklicher und mit mehr Wohlbefinden eingestuft. Folgende Zitate wurden von Pflegepersonen beschrieben: „Bewohnerin sehr weinerlich, jammert vor sich hin, sie beruhigt sich nach ca. 45 min. und riecht ständig an ihrem Stofftier, wo das Öl verabreicht wurde“ (mdBF 13, 2015). „Bewohner sehr weinerlich, lässt sich durch Zuspruch nicht beruhigen. Beruhigt sich rasch nach Gabe des ätherischen Bergamottminzeöls“ (mdBF 39, 2015). Die erfassten Daten zur Wachheit/ Müdigkeit ergab ein leichtes Ansteigen der Müdigkeit und Schläfrigkeit. „Bewohner liegt im Bett, lacht immer wieder laut, wirkt unruhig, kann scheinbar nicht einschlafen. Dreißig Minuten nach der Applikation des ätherischen Bergamottminzeöls schläft der Bewohner bis 5:30 durch“ (mdBF 12, 2015). „Bewohner sagt nach Applikation von 2 Tropfen ätherischen Bergamottminzeöls, das riecht aber gut‘ grinst dabei. Ruhiger Nachtverlauf“ (mdBF 38, 2015). „Bewohner erhält vor dem zu Bett gehen auf eigenen Wunsch 2-3 Tropfen ätherisches Bergamottminzeöl. Schläft rasch ein, ruhiger Nachtverlauf“ (mdBF 4, 2015).

2 Praxis Orientierte Pflegediagnostik Riegler C., Schragl M.; „Das duftet aber gut!“ Aromapflege - Anwenderbeobachtung: Wie der frische Duft des Bergamottminzeöls die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner Deutsch-Grasl, & Reischer W.;inBirkenölmazerat als Körperpflegeöl; in Hand mitund der Aromatherapie Natur – Das Magazin Aromapflege und Aromatherapie 2016: 6; 19 im Therapiezentrum Ybbs an der Donau positiver E. gestaltet.; Hand Hand mit der Natur – Das MagazinHand für Aromapflege 2017: 7;für 18–22


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22 | BERGAMOTTMINZE

Abbildung 1: Wirkung Bergamottminzeöl Quelle: Eigene Darstellung

1

negativ

2

nicht verwendbar

Dieses Diagramm zeigt zusätzlich eine allgemeine Wirkung des Bergamottminzeöls, wie es vom Pflegepersonal erhoben wurde. Hierbei ist zu sehen, dass die Anwendung von den Beteiligten als überwiegend positiv wahrgenommen wurde. Es gab 64 positive und eine negative Wirkung. Zwei Angaben waren nicht verwendbar.

7

vorübergehend positiv

57

Der minzig–frische Geruch des ätherischen Bergamottminzeöls trägt dazu bei, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ein duftendes Erlebnis erfahren dürfen. Die Bewohnerinnen und Bewohner genießen den Duft, die Wirkung des ätherischen Öls und die Zuwendung des Pflegepersonals. Die komplementäre Pflegemethode „Aromapflege“ bereichert nicht nur die ganzheitliche Pflege, sondern auch die Lebensqualität in der Wohngruppe. Ein Bewohner kommentiert es so: Das duftet aber gut! (Mündliche Aussage eines Bewohners laut Pflegeperson)

positiv

Carmen Riegler, DPGKP komplementäre Pflege - Aromapflege laut § 64 GuKG 2006 Diplom zur psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege 2011 Implementierung der Aromapflege im Therapiezentrum Ybbs 2013 Weiterbildung komplementäre Pflege - Aromapflege lt. § 64 GuKG 2015 Tätigkeit als Aromapflegebeauftrage und Leitung der Aromapflegeplattform im Therapiezentrum Ybbs Margit Schragl, MA, MSc, 1994 Diplom zur psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege 2009 Abschluss Studium Bachelor „Gesundheitsmanagement“ an der IMC Krems 2011 Abschluss Studium Master „Gesundheitsmanagement“ an der IMC Krems 2013 Abschluss Akademische Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege 2014 Abschluss Studium Pflegepädagogik an der Karl-Franzens-Universität Graz

Literaturverzeichnis: Dilling, H. / Mombour, W. / Schmidt, M. H. (Hrsg.) (2008): Internationale Klassifikation psychischer Störungen. 6. Auflage. Bern: Hans Huber Verlag. Stefan, H. / Almer, F. / Schalek, K. / Eberl, J. / Hansmann, R. / Jedelsky, E. / Pandzic, R. / Tomacek, D. / Vencour, M. C. (2013): POP Praxisorientierte Pflegediagnostik, Pflegediagnosen - Ziele - Maßnahmen, 2. Auflage. Wien: Springer Verlag KG. Steyer, R., Schwenkmezger, P., Notz, P. & Eid, M. (1997): Der Mehrdimensionale Befindlichkeitsfragebogen (MDBF). Handanweisung. Göttingen: Hogrefe Verlag. Therapiezentrum Ybbs (2016, April 01): Handlungsleitlinie Aromapflege. Online im Intranet: http://intranet.wienkav.at/Seiten/Leitlinien_Richtlinien_SOPs-TZY.aspx [Stand 2017-06-07]. Werner, M. / von Braunschweig, R. (2014): Praxis Aromatherapie. 4. Auflage. Stuttgart: Haug Verlag

Riegler C., Schragl M.; „Das duftet aber gut!“ Aromapflege - Anwenderbeobachtung: Wie der frische Duft des Bergamottminzeöls die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner im Therapiezentrum Ybbs an der Donau positiver gestaltet.; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017: 7; 18–22


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AUS DEM PFLEGEALLTAG | 23

Die Bedeutung der Aromapflege Seite 22: Heike Rau - fotolia.com, beigestellt (2); Seite 23: aromapflege.com

für Pflegepersonen hinsichtlich ihres eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches Dieser Beitrag befasst sich mit der Frage, welche Bedeutung Aromapflege für das durchführende Pflegepersonal hinsichtlich des eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches hat und beleuchtet in diesem Zusammenhang die Rolle der Kompetenzerweiterung für die Gesundheit und Arbeitszufriedenheit von Pflegekräften (Philipp, 2015).

Philipp, K.; Die Bedeutung der Aromapflege für Pflegepersonen hinsichtlich ihres eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017: 7; 23-25

Untersuchungen zur komplementären Pflegemethode Aromapflege beschäftigen sich vorrangig mit der Frage nach der Wirksamkeit von Naturprodukten. Der Stellenwert der Aromapflege für das durchführende Pflegepersonal wird hingegen vielfach vernachlässigt. Die Masterthesis von Katharina Philipp beschäftigt sich mit der Bedeutung der Aromapflege für Pflegepersonen hinsichtlich ihres eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches und wurde im Rahmen des Universitätslehrganges Advanced Nursing Practice an der Donau Universität Krems durchgeführt. Für die Autorin galt es, Empfindungen und Bedürfnisse jener Menschen zu beschreiben und verständlich zu machen, die pflegebedürftigen Personen rund um die Uhr mit ihrem Wissen und ihrem Engagement zur Seite stehen. Die Untersuchung fand in Form von zwei Gruppendiskussionen in den Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz statt. Bei den teilnehmenden Pflegekräften handelte es sich um Mitarbeiterinnen der Bereiche Hospiz und Wachkoma. Die Aussagen der acht Pflegepersonen wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet und in drei Hauptkategorien sowie elf Unterkategorien gegliedert (Mayring, 2010). Die Gruppendiskussionen zeigten klar den Wunsch der Pflegekräfte nach Individualität und Ganzheitlichkeit bei der Betreuung der zu Pflegenden. Den befragten Personen zufolge kann dieser Wunsch mit Hilfe der Aromapflege erfüllt werden. Besonderer Wert wird daher auf die Biografie, sowie die Anamnese mit den Vorlieben und Abneigungen der Pfle-


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24 | AUS DEM PFLEGEALLTAG

gebedürftigen gelegt. Hervorgehoben wird an dieser Stelle auch das Anliegen, Abneigungen von Teammitgliedern gegenüber spezifischen Gerüchen zu respektieren.

Nachdruck als wohltuend empfunden, wie folgend von einer teilnehmenden Person formuliert: „…der Patient fühlt sich aufgehoben, wohl - und mir geht’s auch gut, weil ich es gemacht habe“ (B2, Z. 113).

Den Pflegenden zufolge kann die komplementäre Pflegemethode sowohl in alltägliche Pflegehandlungen integriert, als auch als individuelle Maßnahme angeboten werden. Aromapflege wird insbesondere in komplexen Pflegesituationen angewandt, wie beispielsweise der Sterbebegleitung. Hierbei sind sich die diskutierenden Pflegenden der Bedeutsamkeit von Naturprodukten (wie beispielsweise ätherischen Ölen und Aromapflegeprodukten) zur Unterstützung und Entlastung für alle Beteiligten einig. Diese Feststellung wurde durch folgende Aussage einer an der Gruppendiskussion teilnehmenden Person untermauert: „Wenn der Raum gut riecht, nimmt es oft die Schwere im Zimmer, wenn jemand im Sterben liegt. Das ist für den Patienten gut und für uns“ (C4, Z. 60-63). Als dahinterstehende Absicht kann klar der Wille, den zu Pflegenden in psychischen und physischen Ausnahmesituationen Fürsorge und Wohlbefinden bieten zu können, genannt werden. Aromapflege bedeutet in manchen Fällen einen erhöhten Arbeitsaufwand für die Pflegekräfte. Dennoch wird dieser Umstand in Kauf genommen, um betreuungspflichtigen Menschen individuelle, aromapflegerische Maßnahmen auf kreative Weise ermöglichen zu können. Die intensive Auseinandersetzung mit den zu Pflegenden scheint sich überdies günstig auf die Beziehungsqualität zwischen den beteiligten Personen auszuwirken. Pflegende beobachten das Entstehen eines Vertrauensverhältnisses zwischen sich und den pflegebedürftigen Menschen, sowie einen behutsamen Umgang miteinander. Dieser Aspekt wird mit

Der eigenverantwortliche Tätigkeitsbereich hat für die befragten Pflegepersonen eine außerordentliche Bedeutung. Den Gruppendiskussionen zufolge kann dessen Umsetzung durch den Erwerb fachlicher Kenntnisse wie der Aromapflege unterstützt werden. Der eigenverantwortliche Tätigkeitsbereich erlaubt Pflegekräften ein erweitertes Entscheidungs- und Handlungsspektrum und bietet Unabhängigkeit von anderen Berufsgruppen. Entscheidungen zum Wohl der pflegebedürftigen Personen können rasch und unmittelbar getroffen werden. Eine erweiterte Fachkompetenz unterstützt zudem den Pflegebereich, sich als eigenständige Profession zu etablieren und den Berufsstand in seinem Ansehen zu stärken. Mittels Aromapflege rückt das Aufgabengebiet der Gesundheitsförderung und Prävention stärker in den Vordergrund. So empfinden die teilnehmenden Pflegekräfte die Maßnahmen der Aromapflege hilfreich hinsichtlich der Gesundheitspflege - sowohl für die zu Pflegenden, als auch für das betreuende Team. Diesbezügliche Maßnahmen werden bewusst gesetzt. Darüber hinaus erleben Pflegekräfte durch die Aromapflege die Erfolge ihres Handelns im Rahmen des eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches unmittelbar. Die befragten Pflegepersonen berichten mitunter über den Erhalt positiver Rückmeldungen seitens der zu Pflegenden, der Angehörigen, sowie des betreuenden Teams und erhalten dadurch Anerkennung von allen Beteiligten.

Philipp, K.; Die Bedeutung der Aromapflege für Pflegepersonen hinsichtlich ihres eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017: 7; 23-25


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AUS DEM PFLEGEALLTAG | 25

Katharina Philipp, MSc, geboren 1983 in Weiz, ist seit 2007 als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin (DGKP) in den Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz tätig. Neben ihrer Funktion als DGKP im Bereich der Akutgeriatrie/Remobilisation verfügt sie über Fachkompetenz in Aromapflege nach § 64 GuKG und Therapeutic Touch Level 1,2,3 nach Therapeutic Touch International Association (TTIA) und setzt diese Kenntnisse als Pflegeexpertin auf dem Gebiet der Komplementären Pflege in den Geriatrischen Gesundheitszentren ein. Ihr Anliegen ist es, den Pflegenden forschungsgeleitetes, theoretisches und praktisches Wissen anzubieten, sowie Veränderungsprozesse zu begleiten und Pflegewissen in der Praxis individuell umzusetzen. Ihre Masterarbeit wurde unter der Betreuung von Prof. Mag. Alfred Wahlmüller im Rahmen des Universitätslehrganges Advanced Nursing Practice an der Donau Universität Krems durchgeführt.

Seite 24: aromapflege.com; Seite 25: aromapflege.com, beigestellt durch Katharina Philipp

Die Gruppendiskussionen in den Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz zeigten den hohen Stellenwert der Aromapflege für das betreffende Pflegepersonal deutlich auf. Die Möglichkeit, sich eigenverantwortlich, kreativ und aktiv in den Pflegealltag einzubringen, wirkt sich positiv auf das Empfinden und die Motivation der Pflegekräfte aus. Dies kann auf den Einfluss von Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns, Eigenverantwortung und Erfolgserleben auf die Arbeitszufriedenheit von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in Unternehmen zurückgeführt werden. An dieser Stelle sei die Bedeutung der genannten Faktoren sowohl auf die Arbeitszufriedenheit, als auch auf die Gesundheit von arbeitenden Menschen erwähnt. Auch der positive Einfluss von Kreativität und Partizipation (darunter ist Beteiligung und Mitbestimmung zu verstehen) auf die Gesundheit von Menschen ist bekannt (Bauer, 2013). Pflegemethoden wie die Aromapflege unterstützen Pflegekräfte, ihren eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich umzusetzen und unabhängig von anderen Professionen zu sein. Gesundheitsförderung und Prävention sind gesetzlich verankerte Aufgabenfelder des Pflegebereiches. Diese Aspekte verdienen besondere Beachtung, da Gesundheitsförderung und Prävention den gleichen Stellenwert haben wie der kurative Bereich (Schwamberger, Biechl, 2014). Kompetenzerweiterung bietet Pflegekräften zahlreiche Vorteile. Die Schaffung der nötigen Rahmenbedingungen zur qualitativen Umsetzung der Aromapflege ist daher auch zukünftig erstrebenswert.

Literaturverzeichnis: Bauer, J. (2013): Arbeit. Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht. 1. Auflage. München: Blessing Verlag Mayring, P. (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 11. Auflage. Weinheim und Basel: Beltz Verlag Philipp, K. (2015): Bedeutung der Aromapflege für Pflegepersonen hinsichtlich des eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches. unveröffentlichte Masterarbeit. Graz: Donau Universität Krems Schwamberger, H., Biechl R. (2014): GuKG. Gesundheits- und Krankenpflegegesetz. 7. Auflage. Wien: Verlag Österreich

Philipp, K.; Die Bedeutung der Aromapflege für Pflegepersonen hinsichtlich ihres eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017: 7; 23-25


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26 | BERNHARD-GLAWOGGER-FÖRDERPREIS

Wir gratulieren

zum Bernhard-Glawogger-Förderpreis! Alicia Lanzerstorfer hat Ihre prämierte Abschlussarbeit im Rahmen der Weiterbildung „Komplementäre Pflege – Aromapflege, laut § 64 GUKG“ an unserer Schule in Wien erstellt.

vlnr. Birgit Birkenau, Harald Titzer, Josef Trattner, Alicia Lanzerstorfer, Brigita Schwarz, Natasa Prajo, Alois Lang, Andreas Petzer

Die Arbeitsgemeinschaft hämatologischer und onkologischer Pflegepersonen (AHOP) in Österreich hat dieses Jahr zum zwölften Mal den Bernhard-Glawogger-Förderpreis für Arbeiten ausgeschrieben, die sich mit einem Thema aus der Hämatologie oder Onkologie auseinandersetzen. In der Kategorie Abschlussarbeiten aus Fort- und Weiterbildungen wurde der Preis an Alicia Lanzerstorfer, BScN vom Klinikum Wels-Grieskirchen für die Arbeit „Mundpflege als aromapflegerische Intervention bei oraler Mukositis. Symptomlinderung bei Tumorpatienten mit bestehender oraler Mukositis verursacht durch eine Radio- und/oder Strahlentherapie“ vergeben. Die Preise wurden im Rahmen der OeGHO- & AHOP-Frühjahrstagung 2017 am 7.April im wunderschönen Ambiente des Kongresshauses in Bregenz verliehen. Das Thema für die Arbeit ergab sich aus der pflegerischen Praxis im Klinikum Wels-Grieskir-

chen, wo Aromapflege im Zeitraum 2015/16 auf mehreren Pilotstationen, darunter auch auf der Onkologie und der Palliativstation, implementiert wurde. Die verschiedenen Aromapflegeanwendungen haben sich als wirkungsvolle unterstützende Maßnahmen zur Symptomlinderung bei onkologischen und palliativen Patientinnen und Patienten erwiesen. In der Praxis sind Pflegepersonen auf beiden Stationen häufig mit Patientinnen und Patienten konfrontiert, die unter einer oralen Mukositis leiden. Vor dem Hintergrund der positiven Erfahrungen mit Aromapflege auf beiden Stationen ergab sich die Frage, ob Aromapflege auch einen positiven Beitrag zur Symptomlinderung bei oraler Mukositis leisten kann. Ziel der Arbeit war es den aktuellen Stand des evidenzbasierten Wissens über die Wirksamkeit und Einsatzmöglichkeit von ätherischen Ölen,

Lanzerstorfer A.; Wir gratulieren zum Bernhard Glawogger Förderpreis!; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 26-27


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Hydrolaten und fetten Pflanzenölen bei der Mundpflege von Patientinnen und Patienten mit oraler Mukositis zu recherchieren. Orale Mukositis ist eine häufig auftretende Nebenwirkung einer antitumoralen Therapie, die für betroffene Patientinnen und Patienten sehr belastend ist und ihre Lebensqualität beeinträchtigt. Je nach Schweregrad kann sie eine Reduktion der Dosis oder eine Unterbrechung der Therapie erforderlich machen und dadurch den Therapieerfolg gefährden.

Seite 26: OeGHO; Seite 27: beigestell durch Alicia Lanzerstorfer, Kongresskultur Bregenz/Lisa Mathis

Bei der Literaturrecherche wurden insgesamt sechs randomisiert kontrollierte Studien gefunden, welche die Einschlusskriterien erfüllten. In allen sechs Studien wurde sowohl bei der Kontrollgruppe als auch bei der Interventionsgruppe konventionelle Mundpflege durchgeführt. Bei der Interventionsgruppe wurden zusätzlich Aromapflegeprodukte wie zum Beispiel ätherische Öle und Hydrolate in verschiedenen Zubereitungen verwendet. In zwei Studien wurden ätherische Öle von Pfefferminze [1] bzw. Manuka und Kanuka [2] für die Zubereitung der Mundspülung eingesetzt. In zwei weiteren Studien wurden Schafgarben[3] bzw. eine Mischung aus Pfefferminz- und Thymian-Hydrolat [4] verwendet, und in den restlichen beiden Studien wurde eine Ringelblumentinktur [5] beziehungsweise ein Kamillenextrakt [6] eingesetzt. Die Ergebnisse der Studien zeigten bei den jeweils erfassten Kriterien - Häufigkeit des Auftretens, Dauer und Schweregrad der oralen Mukositis - bei den Patientinnen und Patienten der Interventionsgruppe eine signifikante Verbesserung gegenüber der Kontrollgruppe. Die in Zubereitungen der untersuchten Mundpflegeprodukte verwendeten ätherischen Öle und Hydrolate können daher als wirkungsvolle aromapflegerische Produkte zur Symptomlinderung bei oraler Mukositis angesehen werden. In der klinischen Praxis ist zu berücksichtigen, dass die Anwendung von Mundpflegeprodukten bei einer bestehenden oralen Mukositis der ärztlichen Anordnung bedarf.

BERNHARD-GLAWOGGER-FÖRDERPREIS | 27

DGKP Alicia Lanzerstorfer BScN schloss das 2in1-Modell-Pflege Ausbildung am Ausbildungszentrum für Gesundheit und Pflege in Wels und an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg 2013 ab. Seither arbeitet sie auf der Palliativ Station im Klinikum Wels-Grieskirchen. Im Rahmen des Aromapflege-Implementierungsprojektes am Klinikum Wels-Grieskirchen absolvierte sie die Weiterbildung Komplementäre Pflege – Aromapflege, laut § 64 GuKG, an der Schule für Aromapflege und Heilpflanzenkunde Evelyn Deutsch in Wien.

Facharbeit Lanzerstorfer, A. (2016). Mundpflege als aromapflegerische Intervention bei oraler Mukositis. Symptomlinderung bei Tumorpatienten mit oraler Mukositis verursacht durch eine Radiound/oder Chemotherapie. Unveröffentlichte Facharbeit. Schule für Aromapflege und Heilpflanzenkunde Evelyn Deutsch, Wien; Betreuung durch Brigitte Rest BSc.

Das Festpielhaus in der Landeshauptstadt Bregenz war der Schauplatz der feierlichen Preisübergabe des Bernhard-Glawogger-Förderpreises.

Literaturverzeichnis: [1] Ardakani, M.T., Ghassemi, S., Mehdizadehm, M., Mojab, F., Salamzadeh, J., Ghassemi, S., Hajifathali, A., 2016. In: Evaluating the effect of Matricaria recutita and Mentha piperita herbal mouthwash on management of oral mucositis in patients undergoing hematopoietic stem cell transplantation: A randomized, double blind, placebo controlled clinical trial. In: Complementary Therapies in Medicine, 29, 29–34. [2] Maddocks-Jennings, W., Wilkinson, J.M., Cavanagh, H.M., Shilington, D., 2009. Evaluating the effects of the essential oils Leptospermum scoparium (manuka) and Kunzea ericoides (kanuka) on radiotherapy induced mucositis: A randomized, placebo controlled feasibility study. In: European Journal of Oncology Nursing, 13, 87-93. [3] Miranzadeh, S., Adib-Hajbaghery, M., Soleymanpoor, L., Ehsani, M. (2015). Effect of adding the herb Achillea millefolium on mouthwash on chemotherapy induced oral mucositis in cancer patients: A double-blind randomized controlled trial. In: European Journal of Oncology Nursing, 19, 207-213 [4] Yayla, E.M., Izgu, N:, Ozdemir, L:, Erdem, S.A., Murat Kartal, M., 2016. Sage tea–thyme–peppermint hydrosol oral rinse reduceschemotherapyinduced oral mucositis: A randomized controlled pilotstudy. In: Complementary Therapies in Medicine, 27, 58–64. [5] Babaee, N., Moslemi, D., Khalilpour , M., Vejdani , F., Moghadamnia, Y., Bijani, A., Baradaran, M., Kazemi, M.T., Khalilpour, A., Pouramir, M., Moghadamnia, A.A., 2013. Antioxidant capacity of calendula officinalis flowers extract and prevention of radiation induced oropharyngeal mucositis in patients with head and neck cancers: a randomized controlled clinical study. In: DARU Journal of Pharmaceutical Sciences, 21, 18-24. [6] Braga, F.T., Santos, A.C., Bueno, P.C., Silveira, R.C., Santos, C.B., Bastos, J.K., Carvalho, E.C., 2015. Use of Chamomilla recutita in the Prevention and Treatment of Oral Mucositis in Patients Undergoing Hematopoietic Stem Cell Transplantation: A Randomized, Controlled, Phase II Clinical Trial. In: Cancer Nursing, 4, 322-329.

Lanzerstorfer A.; Wir gratulieren zum Bernhard Glawogger Förderpreis!; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017; 7: 26-27


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28 | ALLERGIE PROPHYLAXE

Allergie Prophylaxe

Allergie (griechisch állos = anderer, und érgon = Tätigkeit, eigentlich = Fremdeinwirkung1) ist der Überbegriff für Erkrankungen eines entgleisten Immunsystems. Dazu gehören z. B. Heuschnupfen, atopisches Ekzem (Neurodermitis) oder Nahrungsmittelallergien (nicht zu verwechseln mit Unverträglichkeiten!) (vgl. Pschyrembel, 2002, S. 46). Allergie-Prophylaxe beginnt optimalerweise 6 bis 8 Wochen vor der jeweiligen Allergiesaison. Diese kann für Pollenallergiker schon im Jänner beginnen! Daher ist es sinnvoll, schon im Herbst an die nächsten allergieauslösenden Pollen zu denken. Bei einer Allergie erkennt ein überschießendes Immunsystem an sich harmlose Stoffe als gefährlich, entwickelt Antikörper (IgE) dagegen und versucht so, die Fremdstoffe zu eliminieren. Der Ablauf einer allergischen Reaktion (allergische Kaskade) ist im Körper immer derselbe, egal ob die Allergene (Allergie-auslösende Stoffe) Pollen, Tierhaare, Medikamente oder z. B. Lebensmittelbestandteile sind (Pschyrembel, 2002, S. 45). Die Symptome sind vielfältig: juckende Hautausschläge einhergehend mit Rötung und Schwellung, lokal oder über den ganzen Körper verbreitet; tränende Augen und rinnende Nase; Durchfall, Koliken, Verdauungsstörungen; gereizte Atemwege bis hin zu Asthma oder akuter Atemnot. Der Auslöser: Histamin, das aus den Mastzellen freigesetzt wird (vgl. Feichtinger et al., 2005, S. 109f). Mastzellen, eine besondere Form der Leukozyten, finden sich sowohl im Blut als auch im Gewebe und sind Speicherort für körpereigenes Histamin. Bei einer allergischen Reaktion wird durch eine Interaktion zwischen Antigen und Antikörper schließlich Histamin aus diesen Mastzellen freigesetzt und es kommt zu den typischen Symptomen der Allergie. (vgl. Thews et al., 1991, S. 105f) Gavanelli, A.; Allergie Prophylaxe; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017: 7; 28–31


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ALLERGIE PROPHYLAXE | 29

Warum entwickeln aber nicht alle Menschen Allergien? Schon Dr. Wilhelm Heinrich Schüssler (1821 - 1898) beschrieb in seinen Werken, dass eine Überlastung mit Schadstoffen und ein gleichzeitiger Mangel an bestimmten Mineralstoffen Beschwerden wie Ödeme, Juckreiz, Verschleimung der Atemwege bewirken. Er empfahl hier den Körper zu entgiften, den Säure-Basen-Haushalt zu regulieren und die Zufuhr von Eiweiß zu reduzieren. Den Begriff „Allergie“ finden wir bei Dr. Schüssler noch nicht, er wurde erst 1906 vom Wiener Arzt Clemens Freiherr von Pirquet geprägt2. Besonders der übermäßige Verzehr von Milch und Milchprodukten (Eiweiß!) steht im Verdacht, Allergien zu fördern. Forschungsergebnisse aus Dänemark 1987 zeigten auch, dass das Homogenisieren (unter hohem Druck werden Fettkügelchen zerkleinert, die Milch rahmt nicht mehr auf) das Allergiepotential der Milch steigert (vgl. Kapfelsperger, Pollmer, 1992, S. 198). Ursache dafür ist, dass durch das Homogenisieren antigene Proteine an die Oberfläche der Fettkügelchen gelangen. Diese können dadurch an Mastzellen binden und so eine allergische Reaktion auslösen. Das erklärt, warum Allergiker frische Milch gut vertragen, homogenisierte Milch dagegen nicht (vgl. Poulsen et al., 1987, S. 449-458). Auch Dr. Bruker erkannte in seiner täglichen Arbeit mit seinen Patienten einen deutlichen Zusammenhang zwischen Allergie und Eiweißüberlastung (vgl. Bruker, 2016, S. 89). Ein Zuviel an tierischem Eiweiß (Fleisch, Wurst, Topfen, Milch, Joghurt) führt zu einer Anhäufung von sauren Stoffwechselprodukten, welche zu einem verminderten Stofftransport sowohl in die Zelle hinein als auch aus der Zelle heraus führt. Die Folgen sind u. a. Allergien, Herz-Kreislauferkrankungen und rheumatische Erkrankungen, obwohl der Organismus über die Nahrung mit ausreichend Mineral- und Nährstoffen versorgt wird. Durch eine Umstellung der Ernährung lassen sich Allergien positiv beeinflussen: kein tierisches, sondern nur pflanzliches Eiweiß z. B. Mandelmilch, und regelmäßig natives (nicht erhitztes) Eiweiß (vgl. Bruker, 2016, S. 54ff).

Seite 28 und 29: Simic Vojislav/shutterstock.com

Was können nun ätherische Öle bei allergischen Reaktionen bewirken? Die Stabilisierung des Immunsystems ist vorrangiges Ziel der Allergie-Prophylaxe. Besonders Sesquiterpen-haltige ätherische Öle zeigen gute Wirkung. Das ätherische Öl der Atlaszeder (Cedrus atlantica) ist reich an Sesquiterpenen (bis 80 % Himachalen) und wirkt dadurch körperlich und seelisch stabilisierend (vgl. Wabner/Beier, 2009, S. 322). Zedernöle stabilisieren die Mastzellen, sodass die Histaminfreisetzung blockiert wird. Die Mastzellen-stabilisierende und entzündungshemmende Wirkung des ätherischen Öles der Himalayazeder (Cedrus deodara) konnte in Studien belegt werden (vgl. Shinde et al., 1999, S. 258-261).

1 http://www.duden.de/rechtschreibung/Allergie [29.6.2016] 2 https://www.meduniwien.ac.at/hp/1/area51/education/historische-meilensteine/ clemens-freiherr-von-pirquet/[29.6.2016]

Gavanelli, A.; Allergie Prophylaxe; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017: 7; 28–31


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30 | ALLERGIE PROPHYLAXE

Ätherisches Manukaöl (Leptospermum scoparium) ist wegen des hohen Sesquiterpen-Gehaltes dem Atlaszedernöl sehr ähnlich in seiner antihistaminischen und psychisch stärkenden Wirkung und dadurch zur Allergie-Prophylaxe und auch für chronische allergische Erscheinungen wie Neurodermitis zur unterstützenden Linderung bestens geeignet (vgl. Wabner, Beier, 2009, S 223). Auch die ätherischen Öl der Melisse (Melissa officinalis) und des Ingwers (Zingiber officinalis) stärken das Immunsystem und wirken antiallergisch (vgl. Wabner, Beier, 2009, S 225).

Die Anwendung der ätherischen Öle ist auf verschiedene Art und Weise möglich: Am einfachsten ist die Trockeninhalation: 1 bis 2 Tropfen eines ätherischen Öles oder einer Mischung werden auf einen Tupfer getropft, um immer wieder daran zu riechen. Auch zur Raumbeduftung mit Duftlampe oder Aroma-Vernebler sind die genannten ätherischen Öle geeignet. Eine Dampfinhalation (1 bis 2 Tropfen des ätherischen Öles mit 1Teelöffel Salz in heißes - nicht kochendes! - Wasser) befeuchtet zusätzlich die Schleimhäute ist, aber für Menschen mit Asthma nicht geeignet. Für ein Fußbad werden 3 bis 4 Tropfen der ätherischen Öle mit einem Emulgator (z. B. 1Teelöffel Salz oder Honig, 1 Esslöffel Schlagobers, 50 ml Vollmilch u. ä.) gemischt und in warmes Wasser gegeben. Die ätherischen Öle werden über die Haut resorbiert, das warme Bad (ca. 10 Minuten) wirkt außerdem entspannend und ist so dem Immunsystem zusätzlich zuträglich. Als Nasenöl (siehe Infokasten) können ätherische Öle mehrmals täglich mit einem Watteträger direkt an die Nasenschleimhaut gebracht werden. Die Anwendung der immunstabilisierenden ätherischen Öle ist auch als Einreibung auf die Fußsohlen oder im Bereich der Brust sehr wirksam. Grundsätzlich sollte die Allergie-Prophylaxe 6 bis 8 Wochen vor der Allergiesaison beginnen und kurmäßig durchgeführt werden (ca. 3 Wochen anwenden, 1 Woche Pause, 3 Wochen anwenden). Das heißt, gerade bei Pollenallergie muss eventuell schon im Spätherbst oder Winter an den nächsten Frühling und die ersten Pollen gedacht werden! Unterstützend werden zur Allergie-Prophylaxe auch fette Pflanzenöle angewendet. Schwarzkümmel-, Hanf- oder auch Nachtkerzenöl innerlich oder äußerlich verwendet, zeigen sowohl bei allergischen Hautreaktionen als auch bei Pollenallergie positive Wirkung (vgl. Krist, 2013, S. 717, 256, 514).

Begleitend zur Anwendung der ätherischen und fetten Öle gibt es verschiedenste Möglichkeiten der AllergieProphylaxe: Als Basis ist unbedingt eine Umstellung der Ernährung anzuraten. Tierisches Eiweiß sollte reduziert werden, der Proteinbedarf wird durch pflanzliche Quellen (z.B. Hülsenfrüchte, Getreide, Nüsse) gedeckt (vgl. Bruker, 2016, S. 54ff). Ein Entgiften des Körpers, inklusive einer Darmreinigung bzw. Darmsanierung, wird ebenfalls empfohlen. Der Darm, wie die Haut eine Verbindung zur Außenwelt, ist der Sitz des Immunsystems, hier werden Abwehrstoffe produziert, und die Darmschleimhaut ist eine wichtige Barriere gegen Eindringlinge (Allergene) von außen. Nur eine intakte Darmschleimhaut mit einem gesunden Mikrobiom (früher: Darmflora) garantiert, dass allergene Stoffe nicht in den Körper gelangen (vgl. Frauwallner, 2012, S. 28f). Daher wirken sich eine Darmreinigung mit Kräutern (Mikrosan®), Heidelbeeren (als Abkochung oder Saft) und anschließender Aufbau des Mikrobioms mit natürlichen Darmbakterien (z. B. Omni Biotic®) positiv auf eine Allergie aus. Allgemein immunstärkend wirkt Propolis, das Kittharz der Bienen. Täglich 10 Tropfen Propolistinktur auf ein Stück Brot oder in etwas Honig über 2 bis 3 Wochen, ist für Erwachsene, wegen des hohen Alkoholgehaltes aber nicht für Kinder, anwendbar. Für Kinder ist Propolis in homöopathischer Form (Globuli) geeignet. Propolis wird bei Neigung zu Allergie und hier besonders bei Neurodermitis eingesetzt (vgl. Wiesenauer, Boës, 2004, S. 133).

Schwarzkümmelöl beispielsweise kann kurmäßig innerlich eingenommen werden: ½ - 1 Teelöffel (entspricht etwa 2 g) über 4 bis 6 Wochen, danach eine Pause von 1 bis 2 Wochen, anschließend die Einnahme wiederholen (vgl. Pohl, 2015, S. 7). Um die Akzeptanz von Schwarzkümmelöl zu verbessern, kann man es, je nach geschmacklicher Vorliebe, mit Apfelmus, Bananenbrei oder Karottensaft mischen.

Gavanelli, A.; Allergie Prophylaxe; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017: 7; 28–31


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Was tun im Akutfall? Auch am Höhepunkt einer Allergie eignen sich unterstützend ätherische Öle wie Atlaszeder und Zypresse (s.o.). Ein Nasenöl (siehe Infokasten) kann hier Linderung bringen. Ein Auszug aus Astragalus-Wurzeln (Lectranal®) wirkt entzündungshemmend und kann die Bildung von schützenden Antikörpern (IgG) anregen. Dadurch wird das Immunsystem gestärkt. Die Einnahme erfolgt prophylaktisch (2 x täglich 1 Kapsel) oder im Akutfall (2 x täglich 2 Kapseln).3 Thryallis glauca (früher Galphimia, kleiner Goldregen) in homöopathischer Form wirkt desensibilisierend und ist das Allergiemittel schlechthin. Globuli oder Tropfen finden Anwendung bei Juckreiz, rinnender Nase oder geröteten Augen (vgl. Wiesenauer, Boës, 2004, S. 132) Die Einnahme von Vitamin C, in natürlicher Form in Aroniasaft oder Sanddornsaft, unterstützt den Abbau von Histamin und verkürzt die Dauer einer allergischen Reaktion (vgl. Gröber, 2006, S. 66) Dazu noch eine gewisse Portion Ausdauer, und Sie können dem nächsten Frühling entspannt entgegenblicken!

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Mag.a Andrea Gavanelli ist Pharmazeutin in einer öffentlichen Apotheke und beschäftigt sich besonders mit komplementären Heilmethoden. Die Begeisterung für die ätherischen Öle begann schon mit der Diplomarbeit des Pharmaziestudiums und führte schließlich zur Ausbildung zur ärztlich geprüften Aromapraktikerin bei Eliane Zimmermann. Ätherische Öle sind heute, neben Australischen Buschblüten, Schüssler Mineralstoffen usw., ein wichtiger Teil ihres beruflichen und privaten Lebens.

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Rezepttipps: Literaturverzeichnis: Bruker, Dr. med. M. O. (2016): Allergien müssen nicht sein. 15. Auflage. Lahnstein: emu Verlag Feichtinger, T., Niedan-Feichtinger, S., Schulze-Kroenig, J. (2005): Biochemie nach Dr. Schüssler bei Hauterkrankungen und Allergien. 1. Auflage. Stuttgart: Haug Verlag Frauwallner, A. (2012): Was tun, wenn der Darm streikt. Probiotika sinnvoll einsetzen. 1. Auflage. Wien: Kneipp Verlag Gröber, U. (2006): Mikronährstoffe für die Kitteltasche. Beratungsempfehlung für die Praxis. 2. Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Kapfelsperger, E.; Pollmer, U. (1992): Iss und stirb. Chemie in unserer Nahrung. Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch Krist, S. (2013): Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. 2. Auflage. Wien: Springer Verlag

Seite 30: Stephen B. Goodwin/shutterstock.com; Seite 31: Waltraud Reischer

Pohl, S. (2015): Schwarzkümmelöl das Gold der Pharaonen. In: Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2015: 5; S. 6-7 Poulsen, O. M.; Hau, J., Kollerup, J. (1987): Effect of homogenization and pasteurization on the allergenicity of bovine milk analysed by a murine anaphylactic shock model, In: Clinical allergy 17, S. 449-458 Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch (2002). 259. Auflage. Berlin: de Gruyter Verlag Shinde, UA., Kulkarni, KR., Phadke, AS., Nair, AM., Mungantiwar, AA., Dikshit, VJ., Saraf, MN. (1999): Mast cell stabilizing and lipoxygenase inhibitory activity of Cedrus deodara (Roxb.) Loud. wood oil. In: Indian J Exp Biol., Vol 37, S. 258-261.

Nasenöl: mehrmals täglich mit Watteträger die Nasenschleimhaut benetzen. Wirkt schleimhautschützend und -pflegend, abschwellend, immunstärkend und verhindert das Anhaften von Pollen an der Nasenschleimhaut 30 ml Sesamöl 1 Tropfen Ingweröl oder 1 Tropfen Zypressenöl 1 Tropfen Manukaöl 1 Tropfen Himalaya- oder Atlaszeder

Hautpflegeöl: für eine Einreibung der Fußsohlen oder im Brustbereich. 2 x täglich 3 Wochen anwenden, 1 Woche Pause, anschließend nochmals 3 Wochen auftragen; stärkt das Immunsystem, zur Allergieprophylaxe. 10 ml Schwarzkümmelöl 20 ml Sesamöl 2 Tropfen Melisse 3 Tropfen Manuka 3 Tropfen Zypresse 4 Tropfen Atlaszeder

Thews, G., Mutschler, E., Vaupel, P. (1991): Anatomie Physiologie Pathophysiologie des Menschen, 4. Auflage, Stuttgart: Wissenschaftl. Verlagsgesellschaft Wabner, D.; Beier, C. (2009): Aromatherapie. 1. Auflage. München: Elsevier Verlag Wiesenauer, M., Boës, A. (2004): Homöopathie für die ganze Familie, 5. Auflage, Stuttgart: Hirzel Verlag

3 http://www.lectranal.at/

Gavanelli, A.; Allergie Prophylaxe; Hand in Hand mit der Natur – Das Magazin für Aromapflege und Aromatherapie 2017: 7; 28–31


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