Steile Karriere und Top Gehalt

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Steile Karriere und Top-Gehalt

15.01.2014

Weit mehr als Klüngel: Das Geheimnis hinter dem Erfolg der Männer im Job

Überstunden sind der Grund, warum Frauen noch immer deutlich weniger verdienen als Männer. Das hat eine amerikanische Forscherin an der Universität Harvard herausgefunden. Sie schreibt: Nur wer nachts das Licht anlässt, steigt auf. Warum verdienen Frauen immer noch deutlich weniger als Männer? Trotz gleicher Qualifikation, Erfahrung, desselben Jobs und der identischen Position im Unternehmen? Und warum sind die Führungsetagen der meisten Konzerne immer noch männlich dominiert? Man könnte es sich einfach machen und die Gründe dafür in Diskriminierung suchen. Man könnte annehmen, dass sich Frauen weniger gut durchbeißen als das vermeintlich stärkere Geschlecht. Aber stimmt diese Theorie? Nein, sagt Claudia Goldin. Die Harvard-Ökonomin untersuchte in mehrere Studien in den USA, warum Frauen wirklich beruflich wie auch finanziell hinter der Männerwelt zurückliegen. Das Ergebnis: Verantwortlich für das höhere Gehalt der Männer ist in erster Linie ein gewisser Überstundenkult. Männer schieben Goldin zufolge viel häufiger als Frauen fürstlich bezahlte Überstunden. Hoch bezahlte Überstunden bringen Männern Vorsprung Für ihre Forschung beschäftigte sich Goldin damit, nach welchen Vorgaben Angestellte in verschiedenen Berufsfeldern entlohnt werden. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Art wie Überstunden in den einzelnen Systemen bezahlt werden, unterscheidet: In Berufsfeldern mit „linearer Entlohnung“ (zum Beispiel Apotheker) bekommen Mitarbeiter für eine geleistete Überstunde denselben Lohn, wie für jede andere Arbeitsstunde. Wer durch Überstunden die doppelte Zeit arbeitet, erhält also exakt das doppelte Gehalt. „Nicht-linear“ sind hingegen Systeme, in denen Überstunden besser bezahlt werden, als normale Arbeitsstunden. Jemand, der hier die doppelte Zeit arbeitet, bekommt in einer solchen Organisation also nicht den doppelten, sondern den dreifachen oder vierfachen Lohn. Als Beispiele hierfür nennt Goldin Management- und Justizberufe. -1-


Auffällig in den Studien Goldins ist, dass Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau in nicht-linearen Systemen viel ausgeprägter sind, als in linearen. Daraus ergibt sich, dass Männer öfters Überstunden leisten als Frauen – und von der besseren Entlohnung zusätzlich gegenüber den Frauen profitieren. Präsenz zahlt sich also aus – auch auf lange Sicht: So führen längere Karriere-Pausen oft zum Gehaltsknick. Weil die Biografien von Frauen – durch Schwangerschaften und Kindererziehung – viel wahrscheinlicher solche Pausen aufweisen als die Lebensläufe von Männern, ist bei ihnen die Gefahr von Gehaltseinbußen oder versiegenden Aufstiegschancen größer, schreibt Goldin. Präsenz rund um die Uhr als Idealbild stilisiert Die Ursachen für die Gehaltsrückstände der Frauen liegen also in einer Arbeitswelt, die Präsenz rund um die Uhr zum Idealbild stilisiert, Auszeiten bestraft und Bereitschaft zu Überstunden voraussetzt - nicht in Diskriminierungsvorwürfen. Gegen die Diskriminierungstheorie sprechen zudem zwei Gründe: Erstens verdienen Frauen in den USA ohne Kinder deutlich mehr Frauen mit Kindern. Sie liegen fast auf Augenhöhe mit den Männern, schreibt Goldin. Zweitens erzielen junge Frauen durchschnittlich fast 90 Prozent der Männereinkommen, erst mit steigendem Alter fallen sie in diesem Vergleich weiter zurück – nämlich dann, wenn Familie und Beruf doch nicht so gut vereinbar sind, wie so oft gefordert. Der Trend, dass Frauen die Männer in Sachen Lohn einholen, hat in den vergangenen Jahren eine Vollbremsung eingelegt. Über alle Altersklassen verdienen Frauen in den USA 74 Prozent der Männergehälter – und das konstant seit 15 Jahren. Vor dreißig Jahren waren es 56 Prozent. Quelle: FOCUS-Online, Autor Jonas Fehling

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