Managerinnen Barometer 2016

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WIRTSCHAFT. POLITIK. WISSENSCHAFT.  Seit 1928

2

ManagerinnenBarometer 2016

Bericht  von Elke Holst und Anja Kirsch (FU Berlin)

Spitzengremien großer Unternehmen: Mehr Schubkraft für eine ausgewogene Repräsentation von Frauen und Männern nötig

31

Interview  mit Elke Holst

»Weg zu mehr Frauenanteilen in Spitzengremien bleibt lang und mühsam «

45

Bericht  von Elke Holst und Anja Kirsch (FU Berlin)

Finanzsektor: Frauenanteile in Spitzengremien nehmen etwas zu – Männer geben den Ton an

46

Am aktuellen Rand  Kommentar von Martin Gornig

Eine Krise in China trifft Deutschland ins Mark

60

2016

DIW Wochenbericht


DER WOCHENBERICHT IM ABO

DIW Wochenbericht WIRTSCHAFT. POLITIK. WISSENSCHAFT. Seit 1928

5

Mindestlohnempfänger

DIW Berlin — Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e. V. Mohrenstraße 58, 10117 Berlin T + 49 30 897 89 – 0 F + 49 30 897 89 – 200 83. Jahrgang 13. Januar 2016

Bericht

von Karl Brenke

Mindestlohn: Zahl der anspruchsberechtigten Arbeitnehmer wird weit unter fünf Millionen liegen Interview

Bericht

71

mit Karl Brenke

»Ausnahmen bei sozialen Gruppen wären kontraproduktiv«

78

von Michael Arnold, Anselm Mattes und Philipp Sandner

Regionale Innovationssysteme im Vergleich Am aktuellen Rand

79

Kommentar von Alexander Kritikos

2014: Ein Jahr, in dem die Weichen für Griechenlands Zukunft gestellt werden

88

2014

IMPRESSUM

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30

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RÜCKBLENDE: IM WOCHENBERICHT VOR 40 JAHREN

Durch Expansion zur Wiedergewinnung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts? Die wirtschaftliche Lage in der Volksrepublik Polen Auf dem VII. Parteitag der „Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei“ (PVAP), der Anfang Dezember letzten Jahres in Warschau stattfand, wurde eine erste Bilanz des Fünfjahrplans 1971/75 gezogen; zugleich wurden die Grundlinien der staatlichen Wirtschaftspolitik für die Jahre 1976/80 entworfen. Die Wirtschaft Polens hat sich in der Periode 1971/75 besonders dynamisch ent­ wickelt. Der Lebensstandard der Bevölkerung ist in einem Tempo gestiegen, das seit Kriegsende niemals zuvor erzielt worden war. Allerdings wurde dieses rasche Wirtschaftswachstum von Marktstörungen und Versorgungsschwierigkeiten begleitet, weil das Güterangebot – bei einem staatlich verordneten Preisstopp für Grund­nahrungs­mittel – mit der Entwicklung der monetären Nachfrage nicht schritt­ halten konnte. Mit Importen, die in den letzten Jahren schnell zunahmen – der Importüberschuß wurde in erster Linie durch westliche Banken- und Lieferanten­ kredite finanziert –, konnte die Angebotslücke nur teilweise geschlossen werden.

Hauptziele der Wirtschaftspolitik für das neue Planjahrfünft sind binnen­wirtschaft­ liches und außenwirtschaftliches Gleichgewicht: Bei einem nach wie vor hohen gesamt­wirtschaft­lichen Wachs­tum soll die Güterproduktion stärker zunehmen als die Kauf­kraft. Die Handelsbilanz Polens soll nicht durch einen Importstopp, son­ dern durch eine Steigerung der Exporte ausgeglichen werden. aus dem Wochenbericht Nr. 1–2/76 vom 15. Januar 1976

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016


MANAGERINNEN-BAROMETER: UNTERNEHMEN

Spitzengremien großer Unternehmen: Mehr Schubkraft für eine ausgewogene Repräsentation von Frauen und Männern nötig Von Elke Holst und Anja Kirsch (FU Berlin)

Eine ausgewogene Repräsentation von Männern und Frauen in den Spitzengremien großer Unternehmen in Deutschland bleibt in weiter Ferne. In den Vorständen der 200 umsatzstärksten Unternehmen lag der Frauenanteil Ende vergangenen Jahres bei gut sechs Prozent – ein Anstieg von weniger als einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr. Die Aufsichtsräte waren zu fast 20 Prozent mit Frauen besetzt, allerdings hat sich die Dynamik abgeschwächt. Etwas besser war die Situation in den 30 größten börsennotierten Unternehmen: Im DAX-30 lag der Frauenanteil Ende 2015 in Vorständen bei knapp zehn Prozent (plus gut zwei Prozentpunkte) und in Aufsichtsräten bei fast 27 Prozent (plus gut zwei Prozentpunkte). Von den gut 100 Unternehmen, die ab 2016 bei Neubesetzungen ihres Aufsichtsrats Frauen bis zu einem Anteil von mindestens 30 Prozent berücksichtigen müssen, hatten fast 28 Prozent diese Quote Ende des Jahres 2015 bereits erfüllt. Knapp ein Drittel der Unternehmen waren mit einem Anteil von 20 bis unter 30 Prozent Aufsichtsrätinnen auf dem Weg dorthin. In der DAX-30-Gruppe erreichte nahezu die Hälfte der Unternehmen die Zielgröße. Dass die Masse der anderen Unternehmen den Vorreitern in absehbarer Zeit auf freiwilliger Basis folgt, ist unwahrscheinlich: Denn in 22 Prozent der Top-200- und 24 Prozent der TecDAX- sowie über einem Drittel der SDAX-Unternehmen ist derzeit entweder gar kein Aufsichtsratsmitglied oder höchstens jedes zehnte eine Frau. Der Anteil von Frauen in Vorständen ist zudem in allen untersuchten Unternehmensgruppen extrem gering. Der Weg zu mehr Frauen in Spitzengremien bleibt also lang und mühsam. Umso dringender ist eine Politik aus einem Guss, die durch stringente Rahmenbedingungen, auch in der Steuer- und Familienpolitik, die Karrierechancen von Frauen verbessert.

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016

Das DIW Berlin untersucht seit zehn Jahren den Anteil von Frauen in Vorständen und Geschäftsführungen (nachfolgend Vorstände) sowie in Aufsichts- und Verwaltungsräten (nachfolgend Aufsichtsräte) der größten Unternehmen in Deutschland.1 Ferner wird aufgezeigt, inwieweit Frauen als Vorsitzende des Vorstands und Vorstandssprecherinnen (nachfolgend Vorstandsvorsitzende)2 sowie als Aufsichtsratsvorsitzende tätig sind. Die vorliegende Erhebung umfasst die nach dem Umsatz größten 200 Unternehmen außerhalb des Finanzsektors3, die seit 2016 der verbindlichen Geschlechterquote für Aufsichtsräte unterliegenden Unternehmen, die börsennotierten DAX-30-, MDAX-, SDAX- und TecDAXUnternehmen 4 sowie 61 Beteiligungsunternehmen des 1 Zuletzt im Jahr 2015, vgl. Holst, E., Kirsch, A. (2015): Weiterhin kaum Frauen in den Vorständen großer Unternehmen – auch Aufsichtsräte bleiben Männerdomänen. DIW Wochenbericht Nr. 4/2015, 47–60. 2 In Aktiengesellschaften kann ein Aufsichtsrat einen Vorsitzenden beziehungsweise eine Vorsitzende des Vorstands ernennen (§ 84 Abs. 2 AktG), während ein Vorstand für sich selbst einen Vorstandssprecher beziehungsweise eine Vorstandssprecherin bestimmen kann. Während das Kollegialprinzip und die Stellung als Primus inter Pares sowohl für Vorstandsvorsitzende als auch für Vorstandssprecher beziehungsweise Vorstandssprecherinnen gelten, ist die „Entscheidung für die Wahl eines Vorstandssprechers (anstelle der Ernennung eines Vorstandsvorsitzenden durch den Aufsichtsrat) ein Bekenntnis für die ausnahmslose Geltung des Kollegialprinzips, die Stellung des Vorstandssprechers als Primus inter Pares und damit gleichzeitig die Ablehnung einer sachlichen Führungsfunktion des Vorstandssprechers“. Im Gegensatz zu einem Vorstandsvorsitzenden beziehungsweise einer Vorstandsvorsitzenden stehen nämlich einem Vorstandssprecher beziehungsweise einer Vorstandssprecherin Aufgaben der vorstandsinternen Überwachung und Koordination nicht zu. Siehe Schmidt, K., Lutter, M. (Hrsg.) (2015): Aktiengesetz: Kommentar. 3. Auflage. Köln, 1226f. und 1306–1308. 3 Die Auswahl erfolgte auf Basis von Wolters Kluwer Deutschland GmbH: Die großen 500. Deutschlands Top-Unternehmen. November 2015. Die Recherchen zur Besetzung der Spitzengremien der Unternehmen fanden von November 2015 bis Anfang Januar 2016 statt. Neubesetzungen zu Jahresbeginn wurden etwa bei den DAX-30-Unternehmen berücksichtigt. Die Angaben beruhen auf den Selbstdarstellungen der Unternehmen im Internet, den Geschäftsberichten und Jahresabschlüssen 2014, den Veröffentlichungen im Bundesanzeiger sowie auf Anfragen des DIW Berlin bei den Unternehmen. 4 Die nach Marktkapitalisierung und Börsenumsätzen größten Unternehmen sind die DAX-30. Darauf folgen die MDAX-Unternehmen (Mid Caps) sowie die SDAX-Unternehmen (Small Caps). Die TecDAX-Unternehmen sind die größten Technologiewerte. Das DIW Berlin untersucht den Anteil von Frauen in den Spitzengremien der DAX-30-Unternehmen seit acht Jahren, bei den MDAX- und SDAX-Unternehmen seit fünf und bei den TecDAX-Firmen seit drei Jahren.

31


Managerinnen-Barometer: Unternehmen

Tabelle 1

Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten1 der größten 200 Unternehmen (ohne Finanzsektor) Top 200

Top 100

2006

2008

2011

2013

2014

2015

2006

2008

2011

2013

2014

2015

Vorstände/Geschäftsführungen Unternehmen insgesamt Mit Angaben zur Zusammensetzung Mit Frauen im Vorstand Anteil in Prozent

200 195 9 4,6

200 191 17 8,9

200 197 22 11,2

200 195 35 17,9

200 197 43 21,8

200 197 51 25,9

100 97 1 1,0

100 96 3 3,1

100 100 11 11,0

100 97 19 19,6

100 97 17 17,5

100 98 22 22,4

Mitglieder insgesamt1 Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

953 942 11 1,2

934 911 23 2,5

942 914 28 3,0

906 866 40 4,4

877 830 47 5,4

910 853 57 6,3

531 530 1 0,2

526 519 7 1,3

533 520 13 2,4

484 461 23 4,8

461 442 19 4,1

489 463 26 5,3

Vorsitze insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

195 195 0 0,0

191 190 1 0,5

198 197 1 0,5

194 190 4 2,1

183 179 4 2,2

180 177 3 1,7

97 97 0 0,0

96 96 0 0,0

100 100 0 0,0

97 96 1 1,0

92 92 0 0,0

92 92 0 0,0

Aufsichts-/Verwaltungsräte Unternehmen insgesamt Mit Angaben zur Zusammensetzung Mit Frauen im Aufsichtsrat Anteil in Prozent

200 170 110 64,7

200 168 124 73,8

200 163 118 72,4

200 157 123 78,3

200 155 133 85,8

200 158 137 86,7

100 87 65 74,7

100 88 68 77,3

100 90 68 75,6

100 86 71 82,6

100 85 76 89,4

100 82 75 91,5

Mitglieder insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

2500 2304 196 7,8

2466 2236 230 9,3

2268 1999 269 11,9

2159 1834 325 15,1

2156 1759 397 18,4

2202 1768 434 19,7

1389 1270 119 8,6

1385 1249 136 9,8

1326 1178 148 11,2

1231 1044 187 15,2

1232 1003 229 18,6

1224 976 248 20,3

Vorsitze insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

170 167 3 1,8

168 166 2 1,2

167 164 3 1,8

160 156 4 2,5

149 144 5 3,4

158 154 4 2,5

87 85 2 2,3

88 86 2 2,3

91 88 3 3,3

87 83 3 3,4

84 81 3 3,6

82 80 2 2,4

Unternehmen mit Angaben zur Arbeitnehmervertretung Mitglieder insgesamt Männer Frauen Arbeitnehmervertreterinnen Anteil an den Frauen insgesamt in Prozent

123

129

105

83

118

126

81

66

62

46

63

68

2206 2023 183 139

1910 1742 168 125

1567 1391 176 119

1291 1088 203 110

1869 1521 348 200

1959 1557 402 224

602 487 115 84

1035 940 95 69

912 824 88 65

748 640 108 61

1043 845 198 113

1100 870 230 128

76,0

74,4

67,6

54,2

57,5

55,7

73,0

72,6

73,9

56,5

57,1

55,7

1  Jeweils am Jahresende. Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung der jeweiligen Spitzengremien machen. Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

Die 200 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland hatten ihre Vorstände Ende 2015 zu gut sechs Prozent mit Frauen besetzt.

Bundes. Weiterhin beinhaltet dieser Bericht einen EU-Ländervergleich zu den Frauenanteilen im höchsten Entscheidungsgremium der größten börsennotierten Unternehmen eines jeweiligen Landes. Auf die Repräsentation von Frauen in den Spitzengremien des Finanzsektors wird im zweiten Teil des Managerinnen-Barometers 2016 eingegangen.5 Zusammengenommen zeigen die beiden Berichte, inwieweit Frauen in den

5 Holst, E., Kirsch, A. (2015): Finanzsektor: Frauenanteile in Spitzengremien nehmen etwas zu – Männer geben den Ton an. DIW Wochenbericht Nr. 2/2016.

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Leitungs- und Überwachungsorganen von über 500 börsennotierten, privaten, öffentlichen und genossenschaftlichen Unternehmen in Deutschland vertreten sind.

Kein frischer Wind in den Spitzengremien der Top-200-Unternehmen Frauen waren auch im Jahr 2015 in den Vorständen der 200 größten Unternehmen (außerhalb des Finanzsektors) stark unterrepräsentiert: Es gab dort 15 Mal so viele Männer wie Frauen. In den Aufsichtsräten waren mehr als vier Mal so viele Männer wie Frauen vertreten (Tabelle 1).

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016


Managerinnen-Barometer: Unternehmen

Frauen hatten lediglich 57 von 910 und damit gut sechs Prozent der Vorstandsposten inne (Übersicht 1). Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr lag unter einem Prozentpunkt. Nur drei Frauen – eine weniger als 2014 – waren Vorstandsvorsitzende.6 In der Gruppe der größten 100 Unternehmen machten Frauen gut fünf Prozent der Vorstandsmitglieder aus. Unter den Vorstandsvorsitzenden gab es keine einzige Frau. Damit liegen die größten 100 Unternehmen hinter den Unternehmen auf den Rängen 101 bis 200. Die Aufsichtsräte der Top-200-Unternehmen waren Ende 2015 zu fast einem Fünftel mit Frauen besetzt – im Vergleich zum Vorjahr nur ein guter Prozentpunkt mehr. Einen Aufsichtsratsvorsitz hatten vier Frauen inne (Übersicht 2), eine weniger als im Vorjahr. Den Schwellenwert von 30 Prozent Frauen im Aufsichtsrat erreichten oder überschritten 19 Prozent der Top-200-Unternehmen (Tabelle 2). In 74 Aufsichtsräten betrug der Frauenanteil 20 Prozent oder mehr, in 21 Aufsichtsräten waren Frauen zu mindestens einem Drittel vertreten (Übersicht 3). In keinem Gremium waren Frauen mit Männern gleichauf, geschweige denn in der Mehrzahl. Einer ausgeglichenen Repräsentation am nächsten kamen die Aufsichtsräte der Henkel AG & Co. KGaA (sieben Frauen und neun Männer) und TUI Deutschland GmbH (sechs Frauen und neun Männer). Rund 56 Prozent der Frauen in den Aufsichtsräten waren Arbeitnehmervertreterinnen. Damit ging ihr Anteil im Vorjahresvergleich leicht zurück, gegenüber dem Beginn der Erhebung im Jahr 2006 sogar um rund 20 Prozentpunkte. Das heißt, die Kapitalseite holt auf.

Börsennotierte Unternehmen In den 160 börsennotierten Unternehmen der Indizes DAX-30, MDAX, SDAX und TecDAX gab es Ende 2015 unter insgesamt 658 Vorstandsmitgliedern 38 Frauen (Übersicht 4), was einem Anteil von durchschnittlich knapp sechs Prozent entsprach. Wie im Vorjahr hatte kein einziges dieser 160 Unternehmen eine Vorstandsvorsitzende. In den Aufsichtsräten waren Frauen im Durchschnitt der DAX-Gruppen immerhin zu einem Anteil von gut 22 Prozent (369 von insgesamt 1 653 Mitgliedern) vertreten. Sechs Frauen hatten einen Aufsichtsratsvorsitz inne.

Übersicht 1

Frauen in Vorständen in Deutschland Ende 2015 Rang Unternehmen1

Name

100 größte Wirtschaftsunternehmen (ohne Finanzsektor) 6 19 40 5 11 23 2 24 12 10 56 85 97 41 66 64 7 81 34 79 1 54

BASF SE BAYER AG Bertelsmann SE & Co. KGaA BMW AG BP Europa SE Continental AG Daimler AG Deutsche Lufthansa AG Deutsche Post AG Deutsche Telekom AG Evonik Industries AG EWE AG Globus SB-Warenhaus Holding GmbH & Co. KG Henkel AG & Co. KGaA Merck KGaA Otto GmbH & Co KG Siemens AG T-Systems International GmbH TUI AG Vodafone GmbH Volkswagen AG Volkswagen Leasing GmbH

Margret Suckale Erica Mann Anke Schäferkordt Milagros Caiña Carreiro-Andree Claudia Joost Dr. Ariane Reinhart Renata Jungo Brüngger Simone Menne, Dr. Bettina Volkens Melanie Kreis Claudia Nemat Ute Wolf Ines Kolmsee Petra Schäfer Kathrin Menges Belén Garijo Neela Montgomery, Petra Scharner-Wolff Lisa Davis, Janina Kugel Anette Bronder Dr. Elke Eller Anna Dimitrova, Ingrid M. Haas Dr. Christine Hohmann-Dennhardt Dr. Heidrun Zirfas

101–200 größte Wirtschaftsunternehmen (ohne Finanzsektor) 149 115 139 130 157 135 102 132 116 120 178 154 176 187 122 104 188 156 193 171 169 170 181 112 151 108 114 103 186

Air Berlin PLC & Co. Luftverkehrs KG B. Braun Melsungen AG Basell Polyolefine GmbH BAUHAUS GmbH & Co. KG DB Fernverkehr AG DB Netz Aktiengesellschaft DB Regio Aktiengesellschaft DB Schenker Rail Deutschland AG Dirk Rossmann GmbH DMK Deutsches Milchkontor GmbH E-Plus Mobilfunk GmbH Faurecia Automotive GmbH Getrag GmbH & Cie KG H&M Hennes & Mauritz B.V. & Co. KG HELIOS Kliniken GmbH HEWLETT-PACKARD GmbH Hornbach Baumarkt AG IBM Deutschland GmbH Linde Material Handling GmbH Müller Großhandels Ltd & Co. KG Nestlé Deutschland AG Novartis Deutschland GmbH Philips GmbH Roche Deutschland Holding GmbH Sanacorp Pharmahandel GmbH Stadtwerke München GmbH Telefónica Deutschland Holding AG Thyssen Krupp Elevator AG Wilh. Werhahn KG

Dr. Martina Niemann Dr. Annette Beller Rita Geissel Mirjana Boric² Ulrike Haber-Schilling Ute Plambeck Marion Rövekamp Dr. Ursula Biernert Alice Schardt-Roßmann Ines Krummacker Rachel Empey Annette Stieve Tamara Ursula Barnekow Susan Astrid Krau Karin Gräppi Angelika Gifford Susanne Jäger Martina Koederitz², Susanne Peter Sabine Neuss Elke Menold Béatrice Guillaume-Grabisch² Inge Maes, Sandrine Piret-Gerard Eva Braun Dr. Ursula Redeker Karin Kaufmann Erna-Maria Trixl Rachel Empey Gabriele Sons Kathrin Dahnke

1  Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung der jeweiligen Spitzengremien machen. 2 Vorstandsvorsitzende. Quelle: Erhebung des DIW Berlin.

6 In 177 der Top-200-Unternehmen gab es einen Vorstandsvorsitz beziehungsweise wurde dieser bekannt gemacht.

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016

© DIW Berlin 2016

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Managerinnen-Barometer: Unternehmen

Übersicht 2

Namen der weiblichen Aufsichtsratsvorsitzenden Unternehmen

Vorsitz

Unternehmensgruppe

Henkel AG & Co. KGaA

Simone Bagel-Trah

DAX-30, Quote

Aareal Bank AG

Marija Korsch

MDAX

Zalando SE

Cristina Stenbeck

MDAX

SGL CARBON SE

Susanne Klatten

SDAX, Quote

RIB Software AG

Sandy Möser

TecDAX

Telefónica Deutschland Holding AG

Eva Castillo Sanz

TecDAX

Claas KGaA mbH

Cathrina Claas-Mühlhäuser Top-200

Henkel AG & Co. KGaA

Dr. Simone Bagel-Trah

Top-200, Quote

Telefónica Deutschland Holding AG

Eva Castillo Sanz

TecDAX

Würth-Gruppe

Bettina Würth

Top-200

Quelle: Erhebung des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

zehn Prozent aller Vorstandsmitglieder aus. Weiterhin gab es keine Vorstandsvorsitzende. Bis auf zwei Ausnahmen hatten alle DAX-30-Unternehmen mindestens eine Frau im Aufsichtsrat: Wie schon seit 2013 waren die Aufsichtsräte von Fresenius SE & Co. KGaA und Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA ausschließlich mit Männern besetzt.7 Der Frauenanteil an allen Aufsichtsratsmitgliedern ist im vergangenen Jahr um gut zwei Prozentpunkte auf fast 27 Prozent gestiegen. Weiterhin gab es nur in einem Fall eine Aufsichtsratsvorsitzende.

Die meisten der unter die Quote fallenden Unternehmen müssen noch deutlich zulegen Das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen trat am 1. Mai 2015 in Kraft (Kasten). Die verbindliche Quote von 30 Prozent (die sogenannte Frauenquote8) für börsennotierte und voll mitbestimmte Unternehmen betrifft derzeit gut 100 Unternehmen9 und soll ab diesem Jahr sukzessive bei der Neubesetzung von Aufsichtsräten erreicht werden.

Tabelle 2

Anteil von Frauen im Aufsichtsrat nach Unternehmensgruppen In Prozent Anteil Frauen im Aufsichtsrat Unter­nehmen Mit verbindlicher Quote

Null

1 bis 9

10 bis 19

20 bis 29

30 bis 39

40 bis 49

50 und mehr

30 und mehr

30,4

32,4

24,5

2,9

0

27,5

2

7,8

Top-200

13,3

8,9

31

27,8

17,7

1,3

0

19

DAX-30

6,7

0

16,7

30

40

6,7

0

46,7

MDAX

8

8

38

22

22

2

0

24

SDAX

32,7

2

36,7

6,1

18,4

2

2

22,4

TecDAX

20,7

3,4

24,1

17,2

27,6

0

6,9

34,5

3,6

3,6

12,7

30,9

27,3

14,5

7,3

49,1

Bundes­ beteiligungen

Fast alle der unter die Quote fallenden Unternehmen hatten Ende 2015 mindestens eine Frau im Aufsichtsrat. Der Frauenanteil an den Aufsichtsratsmitgliedern betrug gut 23 Prozent. Knapp 28 Prozent der Unternehmen erreichten bereits den Schwellenwert von 30 Prozent, fast ein Drittel erreichte über 20 bis unter 30 Prozent Frauen (Tabelle 2). Die restlichen gut 40 Prozent der Unternehmen werden noch erheblich zulegen müssen, um die gesetzlichen Vorgaben in absehbarer Zeit erreichen zu können. Zwei Unternehmen, nämlich Fresenius SE & Co. KGaA und Porsche SE, haben sogar weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat auch nur eine einzige Frau.

Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

Nur knapp 28 Prozent der Unternehmen, die unter die Geschlechterquote von 30 Prozent fallen, haben die Vorgaben bereits erfüllt.

DAX-30-Unternehmen: Vorstände weiterhin Männerklubs Obwohl die Anzahl der DAX-30-Unternehmen mit Frauen im Vorstand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2008 stetig zunahm, hatten 2015 immer noch 14 Unternehmen und damit fast die Hälfte keine Frauen im Vorstand (Tabelle 3). Insgesamt gab es 19 Vorständinnen – fünf mehr als im Vorjahr. Damit machten Frauen fast

34

7 Die Fresenius SE & Co. KGaA wird sich allerdings ab diesem Jahr bei Neubesetzungen an die verbindliche Quote von 30 Prozent halten müssen. 8 Siehe dazu auch den Begriff „Frauenquote“ im DIW Glossar: diw.de/de/ diw_01.c.412682.de/presse/diw_glossar/frauenquote.html. 9 Die Zahl der Unternehmen, die der Quotenregelung unterliegen, also börsennotiert und voll mitbestimmt sind, kann sich im Zeitablauf ändern. In der „Eröffnungsbilanz“ der Hans-Böckler-Stiftung etwa handelte es sich um 106 Unternehmen; vgl. Weckes, M. (2015): 30% Quote im Aufsichtsrat: Eine Eröffnungsbilanz. Mitbestimmungsförderung Report Nr. 12, Juli, Hans-BöcklerStiftung. Nach Recherchen von FidAR e.V. sind es mit Stand 22. Dezember 2015 102 Unternehmen. Einige Unternehmen sind aufgrund eines Börsengangs hinzugekommen, andere Unternehmen, die von der Hans-BöcklerStiftung aufgenommen worden waren, sind nach FidAR-Recherchen nicht börsennotiert und voll mitbestimmt im Sinne des Gesetzes. Zu den Kriterien vgl. Studie zum Women-on-Board-Index 100 von FidAR e.V., www.wob-index.de. Die hier berücksichtigten 102 Unternehmen beziehen sich auf den Stand 22. Dezember 2015. Sie sind größtenteils bereits in den Top-200- beziehungsweise in den untersuchten DAX-Gruppen enthalten, so dass sie für die Analyse im Wesentlichen nur neu zusammengefasst werden mussten.

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016


Managerinnen-Barometer: Unternehmen

Übersicht 3

Größte 200 Unternehmen1 (ohne Finanzsektor) mit 20 Prozent und mehr Frauen im Aufsichtsrat Ende 2015 Rang

Unternehmen

41 148 114 66 157 118 145 12 10 81 199 156 50 73 22 132 178 138 195 133 127 67 112 144 5 24 7 34 21 102 152 107 169 6 2 64 79

Henkel AG & Co. KGaA² TUI Deutschland GmbH Telefónica Deutschland Holding AG² Merck KGaA DB Fernverkehr AG Hella KGaA Hueck & Co. Infineon Technologies AG Deutsche Post AG Deutsche Telekom AG T-Systems International GmbH Städtische Werke Nürnberg GmbH IBM Deutschland GmbH adidas AG Brenntag AG DB Mobility Logistics AG DB Schenker Rail Deutschland AG E-Plus Mobilfunk GmbH Alliance Healthcare Deutschland AG freenet AG NOWEDA eG Apothekergenossenschaft Vattenfall Europe Sales GmbH BSH Hausgeräte GmbH Roche Deutschland Holding GmbH Lufthansa Technik AG (Gruppe) BMW AG Deutsche Lufthansa AG Siemens AG TUI AG Deutsche Bahn AG DB Regio Aktiengesellschaft Leoni AG OMV Deutschland GmbH Nestlé Deutschland AG BASF SE Daimler AG Otto GmbH & Co KG Vodafone GmbH

Mitglieder insgesamt

Frauen

Frauenanteil in Prozent

16 15 16 16 16 16 16 20 20 20 20 12 12 6 12 3 6 12 12 9 6 16 16 16 20 20 20 20 20 20 11 15 16 12 20 20 16

7 6 6 6 6 6 6 7 7 7 7 4 4 2 4 1 2 4 4 3 2 5 5 5 6 6 6 6 6 6 3 4 4 3 5 5 4

43,8 40,0 37,5 37,5 37,5 37,5 37,5 35,0 35,0 35,0 35,0 33,3 33,3 33,3 33,3 33,3 33,3 33,3 33,3 33,3 33,3 31,3 31,3 31,3 30,0 30,0 30,0 30,0 30,0 30,0 27,3 26,7 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0

Rang Unternehmen 95 28 3 30 96 43 88 51 76 20 135 104 181 151 106 113 190 191 143 72 18 58 36 46 197 19 23 52 8 16 78 90 49 198 168 165 140

AGRAVIS Raiffeisen AG Celesio AG E.ON SE EnBW Energie Baden-Württemberg AG Freudenberg-Gruppe Heraeus Holding GmbH LANXESS AG MAN SE Maxingvest AG ThyssenKrupp AG DB Netz Aktiengesellschaft HEWLETT-PACKARD GmbH Philips GmbH Sanacorp Pharmahandel GmbH Beiersdorf AG Bosch Rexroth AG Bosch Thermotechnik GmbH Galeria Kaufhof GmbH STRABAG AG Würth-Gruppe² EDEKA Zentrale AG & Co. KG Lufthansa Air Plus Servicekarten GmbH SAP SE Wintershall AG Axel Springer SE BAYER AG Continental AG Boehringer Ingelheim International GmbH METRO AG Robert Bosch GmbH Salzgitter AG Südzucker AG Vattenfall GmbH Asklepios Kliniken GmbH Eberspächer GmbH & Co. KG MVV Energie AG Stadtwerke Köln GmbH

Mitglieder insgesamt

Frauen

Frauenanteil in Prozent

16 12 12 20 12 12 12 16 16 20 20 16 12 16 12 20 12 20 16 9 18 9 18 9 9 20 20 5 20 20 20 20 20 20 5 20 20

4 3 3 5 3 3 3 4 4 5 5 4 3 4 3 5 3 5 4 2 4 2 4 2 2 4 4 1 4 4 4 4 4 4 1 4 4

25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 25,0 22,2 22,2 22,2 22,2 22,2 22,2 20,0 20,0 20,0 20,0 20,0 20,0 20,0 20,0 20,0 20,0 20,0 20,0

1  Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung des Aufsichtsrats machen. 2  Hier leitet auch eine Frau den Aufsichtsrat. Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

30 Unternehmen hatten Ende 2015 einen Frauenanteil im Aufsichtsrat von mindestens 30 Prozent.

Das neue Gesetz verpflichtet die Unternehmen zudem, sich Zielvorgaben für den Frauenanteil in Vorständen und den beiden darunter liegenden Führungsebenen zu setzen. Sanktionen bei Nichterfüllung oder einer „Zielgröße Null“10 sind nicht vorgesehen. In den unter die Quote fallenden Unternehmen blieb der Frauenanteil

in den Vorständen mit fast sechs Prozent etwa auf dem Niveau der Top-200-Unternehmen, aber unter dem der DAX-30-Unternehmen.

10 Vgl. Süddeutsche-online vom 22. Dezember 2015: Etliche Unternehmen planen die Frauenquote mit „Zielgröße Null“. www.sueddeutsche.de/​karriere/​ neues-​gesetz-gilt-ab-etliche-unternehmen-planen-die-frauenquote-mit-zielgroesse-null-1.2792290; 28. Dezember 2015.

Den Schwellenwert von 30 Prozent Frauen im Aufsichtsrat konnten die DAX-30-Unternehmen am häufigsten überschreiten: Bei fast der Hälfte (47 Prozent) der Unter-

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016

Unterschiede im Entwicklungsstand der Unternehmensgruppen: DAX-30-Unternehmen vorne

35


Managerinnen-Barometer: Unternehmen

Übersicht 4

Frauen in Vorständen börsennotierter Unternehmen in Deutschland Ende 2015 Unternehmen

Name

DAX-30 Allianz SE BASF SE BAYER AG BMW AG Continental AG Daimler AG Deutsche Bank AG Deutsche Börse AG Deutsche Lufthansa AG Deutsche Post AG Deutsche Telekom AG Henkel AG & Co. KGaA Vz Merck KGaA Munich RE Siemens AG Volkswagen AG

Dr. Helga Jung Margret Suckale Erica Mann (seit 1.1.2016) Milagros Caiña Carreiro-Andree Dr. Ariane Reinhart Renata Jungo Brüngger (seit 1.1.2016) Sylvie Matherat Hauke Stars Simone Menne, Dr. Bettina Volkens Melanie Kreis Claudia Nemat Kathrin Menges Belén Garijo Giuseppina Albo, Dr. jur. Doris Höpke Lisa Davis, Janina Kugel Dr. Christine Hohmann-Dennhardt (seit 1.1.2016)

Quote im Aufsichtsrat ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja

MDAX Aareal Bank AG Evonik Industries AG Fraport AG RTL Group S.A. TAG Immobilien AG

Dagmar Knopek Ute Wolf Anke Giesen Anke Schäferkordt Claudia Hoyer

SDAX comdirect bank AG Deutsche Beteiligungs AG Deutz AG DIC Asset AG GfK SE GRENKELEASING AG HORNBACH-Baumarkt-AG KWS SAAT SE Schaltbau Holding AG ZEAL Network SE zooplus AG

Martina Palte Susanne Zeidler Dr. Margarete Haase Sonja Wärntges Alessandra Cama Antje Leminsky Susanne Jäger Eva Kienle Elisabeth Prigge Susan Standiford Andrea Skersies

TecDAX GFT Technologies SE MorphoSys AG Telefónica Deutschland Holding AG

Marika Lulay Dr. Marlies Sproll Rachel Empey

ja

Weitere der Quote unterliegende Unternehmen Deutsche Postbank AG HSBC Trinkaus & Burkhardt AG Oldenburgische Landesbank AG Solarworld AG

Susanne Klöß-Braekler Carola Gräfin v. Schmettow Karin Katerbau Colette Rückert-Hennen

ja ja ja ja

ja ja

ja

ja

Quelle: Erhebung des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

nehmen traf das zu. Es folgten die TecDAX-Unternehmen mit einem guten Drittel und erst an dritter Stelle die Unternehmen, die der neuen Quotenregelegung unterliegen (knapp 28 Prozent). Den letzten Platz nahmen die Top-200-Unternehmen ein mit 19 Prozent. Die erheblichen Unterschiede im Entwicklungsstand zeigen sich

36

auch im Vergleich der SDAX-Gruppe und den der Quote unterliegenden Unternehmen: Erstere haben zu fast einem Drittel nicht eine einzige Frau im Aufsichtsrat, bei letzteren sind es nur zwei Prozent. Nur relativ wenige Frauen im Aufsichtsrat (ein bis unter 20 Prozent) gibt es in fast der Hälfte der MDAX-Unternehmen (46 Prozent). Sie und vor allem die SDAX-Unternehmen müssen besonders viel aufholen und haben einen langen Weg vor sich. Der 30 Prozent-Marke nähern sich vergleichsweise viele Unternehmen, die der neuen Quotenregelegung unterliegen (gut 32 Prozent mit 20 bis 29 Prozent Frauen im Aufsichtsrat) sowie der DAX-30- (30 Prozent) und der Top-200-Gruppe (knapp 28 Prozent). Bei den SDAXUnternehmen sind es nur gut sechs Prozent. In den Vorständen zeichnen vor allem die MDAX-Unternehmen ein trauriges Bild. Der Frauenanteil war dort mit weniger als drei Prozent der geringste aller untersuchten Unternehmensgruppen. Dass die Frauenanteile in den Vorständen sogar mehrere Jahre in Folge sinken können, wird bei den TecDAX-Unternehmen deutlich: Stellten Frauen 2013 noch gut acht Prozent der Vorstandsmitglieder, fiel dieser Wert bis Ende vergangenen Jahres auf drei Prozent. Im Zeitverlauf schließt sich die Schere zwischen Frauen- und Männeranteilen in den Spitzengremien vor allem in den Vorständen nur sehr langsam. Bei den DAX-30-Unternehmen schreitet die Entwicklung aber stärker voran als bei den Top-200-Unternehmen (Abbildung 1). Die Diskussionen im Vorfeld des neuen Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen könnten dazu beigetragen haben, dass die im Fokus der Öffentlichkeit stehenden DAX-30-Unternehmen verstärkt auf die geschlechtsspezifische Zusammensetzung ihrer Aufsichtsräte achten.

Unternehmen mit Bundesbeteiligung: Mehr Frauen in Spitzengremien als bei den anderen Unternehmensgruppen Das DIW Berlin analysiert seit 2010 auch die Repräsentation von Frauen an der Spitze von Unternehmen, an denen der Bund als Eigentümer beteiligt ist. 61 der im Beteiligungsbericht des Bundes gelisteten Unternehmen11 wurden untersucht. Sie sind in unterschiedlichen Bereichen wie Verkehr, Telekommunikation, Energie, Forschung und Kultur tätig. Manche Unternehmen –

11 Von den 77 unmittelbaren Beteiligungen des Bundes mit Geschäftstätigkeit zum Stichtag 31. Dezember 2013 wurden 15 Baugenossenschaften, bei denen die Beteiligung des Bundes am Nennkapital sehr gering ist, und ein Unternehmen, das seine operative Tätigkeit 2001 eingestellt hat, nicht in die vorliegende Analyse aufgenommen. Vgl. Bundesministerium der Finanzen (2015): Die Beteiligungen des Bundes. Beteiligungsbericht 2014, Berlin.

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016


Managerinnen-Barometer: Unternehmen

Tabelle 3

Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten in börsennotierten Unternehmen1 Unterliegen Durchschnitt Quote im DAX-Gruppen Aufsichtsrat² 2015 Vorstände/Geschäftsführungen Unternehmen 102 insgesamt Mit Angaben zur 102 Zusammensetzung Mit Frauen 24 im Vorstand Anteil in Prozent 23,5 Mitglieder insgesamt 457 Männer 430 Frauen 27 Anteil der Frauen 5,9 in Prozent Vorsitze insgesamt 99 Männer 98 Frauen 1 Anteil der Frauen 1,0 in Prozent

MDAX

SDAX

TecDAX

2015

2008

2011

2013

2014

2015

2011

2013

2014

2015

2011

2013

2014

2015

2013

2014

2015

160

30

30

30

30

30

50

50

50

50

50

50

50

50

30

30

30

160

30

30

30

30

30

50

50

50

50

50

50

50

50

30

30

30

35

1

6

10

12

16

5

8

5

5

6

11

10

11

8

4

3

21,9 658 620 38

3,3 183 182 1

20,0 188 181 7

33,3 191 179 12

40,0 188 174 14

53,3 197 178 19

10,0 213 208 5

16,0 213 205 8

10,0 187 182 5

10,0 195 190 5

12,0 168 160 8

22,0 170 157 13

20,0 162 152 10

22,0 165 154 11

26,7 107 98 9

13,3 93 88 5

10,0 101 98 3

5,8

0,5

3,7

6,3

7,4

9,6

2,3

3,8

2,7

2,6

4,8

7,6

6,2

6,7

8,4

5,4

3,0

178 178 0

30 30 0

30 30 0

30 30 0

30 30 0

30 30 0

50 50 0

50 49 1

49 49 0

48 48 0

50 49 1

50 50 0

48 48 0

50 50 0

48 48 0

50 50 0

50 50 0

0,0

0,0

0,0

0,0

0,0

0,0

0,0

2,0

0,0

0,0

2,0

0,0

0,0

0,0

0,0

0,0

0,0

160

30

30

30

30

30

50

50

50

50

50

50

50

50

30

30

30

158

30

30

30

30

30

50

50

50

50

50

50

50

49

30

30

29

130

27

26

28

28

28

35

45

47

46

21

27

26

33

19

20

23

82,3 1 653 1 284 369

90,0 527 458 69

86,7 479 404 75

93,3 489 384 107

93,3 490 369 121

93,3 488 357 131

70,0 581 515 66

90,0 584 489 95

94,0 595 492 103

92,0 599 472 127

42,0 346 309 37

54,0 388 337 51

52,0 366 316 50

67,3 365 302 63

63,3 207 174 33

66,7 210 169 41

79,3 201 153 48

22,3

13,1

15,7

21,9

24,7

26,8

11,4

16,3

17,3

21,2

10,7

13,1

13,7

17,3

15,9

19,5

23,9

158 152 6

k.A. k.A. k.A.

30 29 1

30 29 1

30 29 1

30 29 1

50 50 0

48 46 2

49 48 1

50 48 2

50 50 0

50 50 0

50 49 1

49 48 1

30 29 1

29 27 2

29 27 2

3,8

k.A.

3,3

3,3

3,3

3,3

0,0

4,2

2,0

4,0

0,0

0,0

2,0

2,0

3,3

6,9

6,9

98

24

24

23

29

28

35

25

36

37

41

17

19

21

7

10

12

1 479 1 137 342

1 284 973 311

423 367 56

395 334 61

310 250 70

484 363 121

470 342 128

397 358 39

331 279 52

480 398 82

498 389 109

282 260 22

172 146 26

188 154 34

198 155 43

78 62 16

111 84 27

118 87 31

194

167

41

43

40

66

70

28

33

45

57

19

17

19

22

11

18

18

56,7

53,7

73,2

70,5

57,1

54,5

54,7

71,8

63,5

54,9

52,3

86,4

65,4

55,9

51,2

68,8

66,7

58,1

Aufsichts-/Verwaltungsräte Unternehmen 102 insgesamt Mit Angaben zur 102 Zusammensetzung Mit Frauen im 100 Aufsichtsrat Anteil in Prozent 98,0 Mitglieder insgesamt 1 515 Männer 1 165 Frauen 350 Anteil der Frauen 23,1 in Prozent Vorsitze insgesamt 102 Männer 99 Frauen 3 Anteil der Frauen 2,9 in Prozent Unternehmen mit Angaben zur Arbeit99 nehmervertretung Mitglieder insgesamt Männer Frauen Arbeitnehmer­ vertreterinnen Anteil an den Frauen insgesamt in Prozent

DAX-30

1  Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung der jeweiligen Spitzengremien machen. Jeweils am Jahresende. 2  Aus FidAR (2015): Women-on-Board-Index 100; Anzahl der Unternehmen Stand 22.12.2015. Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

Unter den börsennotierten Unternehmen schneidet die Gruppe der DAX-30 am besten ab.

etwa die Deutsche Bahn AG, die Deutsche Telekom AG oder die KfW Bankengruppe – sind groß, andere aber so klein, dass ein Vergleich zu den Top-200-Unternehmen sowie den 160 börsennotierten Unternehmen nur sehr eingeschränkt möglich ist.

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016

Ende 2015 hatten 20 Unternehmen mindestens eine Frau im Vorstand (Tabelle 4). Das waren drei Unternehmen mehr als im Vorjahr. Die 22 Vorständinnen machten gut 15 Prozent aller Vorstandsmitglieder aus – zwei Personen beziehungsweise ein halber Prozentpunkt

37


Managerinnen-Barometer: Unternehmen

Abbildung 1 Kasten

Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen der Top-200-Unternehmen und der DAX-30-Unternehmen

Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen

Männer 100

Am 6. März 2015 beschloss der Bundestag das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen (die „Frauenquote“). Es trat am

80

1. Mai 2015 in Kraft und sieht folgende Regelungen vor: 60

„Für Aufsichtsräte von Unternehmen, die börsennotiert sind und der paritätischen Mitbestimmung unterliegen, gilt künftig eine Geschlechterquote von 30 Prozent. Die

40

Quotenregelung greift damit bei Aktiengesellschaften

Frauen

und Kommanditgesellschaften auf Aktien mit in der Regel 20

mehr als 2 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie bei Europäischen Aktiengesellschaften (SE), bei denen sich das Aufsichts- oder Verwaltungsorgan aus der-

0

selben Zahl von Anteilseigner- und Arbeitnehmervertretern 2006

2007

2008

TOP-200-Unternehmen

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

DAX-30-Unternehmen

Vorstände

Vorstände

Aufsichtsräte

Aufsichtsräte

zusammensetzt. Diese Regelungen gelten nach dem aktuellen Stand für rund 100 Unternehmen in Deutschland. Diese Unternehmen müssen die Quote ab dem 1. Januar 2016 sukzessive für die dann neu zu besetzenden Aufsichtsratsposten beachten. Bei Nichterfüllung ist die

Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

Die Schere zwischen den Frauen- und Männeranteilen schließt sich nur langsam.

quotenwidrige Wahl nichtig. Die für das unterrepräsentierte Geschlecht vorgesehenen Plätze bleiben rechtlich unbesetzt („leerer Stuhl“). Unternehmen, die entweder börsennotiert oder mitbe-

mehr als im Jahr zuvor. Vier Frauen waren Vorstandsvorsitzende (knapp elf Prozent aller Vorsitzenden).12

stimmt sind, werden verpflichtet, Zielgrößen zur Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsräten, Vorständen und obersten Management-Ebenen festzulegen. Über die

Von den 61 Beteiligungsunternehmen hatten 55 einen Aufsichtsrat und machten Angaben zu dessen Zusammensetzung. In gut 96 Prozent dieser Unternehmen waren Frauen im Aufsichtsrat vertreten. Der Anteil der Aufsichtsrätinnen insgesamt stieg um vier Prozentpunkte auf fast 28 Prozent. Es gab sieben Aufsichtsratsvorsitzende und damit gegenüber 2014 zwei weniger. Da die Vorsitze in öffentlichen Unternehmen oft an eine Führungsposition in der öffentlichen Verwaltung oder an politische Mandate gekoppelt sind, hatten auch diese sieben Frauen eine führende Funktion in der Bundesverwaltung oder ein politisches Amt inne (Übersicht 5). Trotz eingeschränkter Vergleichsmöglichkeiten zu den anderen untersuchten Unternehmensgruppen lässt sich feststellen, dass die öffentlichen Unternehmen vor allem in den Vorständen deutlich mehr Frauen haben als die

12 Bislang wurde bei rein männlich besetzten Vorständen/Geschäftsführungen der Vorsitz als von einem Mann besetzt betrachtet. Ab 2015 werden Doppelspitzen, bei denen kein Vorsitz angegeben ist, nicht in die Zählung der Vorsitze mit einbezogen. Deswegen ist ein Vergleich mit dem Vorjahr nicht sinnvoll.

38

Zielgrößen und deren Erreichung müssen sie öffentlich berichten. Dies gilt für Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien und auch für GmbH, eingetragene Genossenschaften und Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit mit in der Regel mehr als 500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. In der Summe unterliegen etwa 3 500 Unternehmen der Zielgrößenverpflichtung.

privaten, zudem stehen sie häufiger einem Spitzengremium vor. Lediglich beim Frauenanteil in Aufsichtsräten sind zumindest die DAX-30- nahezu gleichauf mit den öffentlichen Unternehmen.

Politische Initiativen: Geschlechterquote in Deutschland, aber nicht für Europa Während in Deutschland eine verbindliche Geschlechterquote in Aufsichtsräten eingeführt wurde, kamen auf europäischer Ebene die Pläne für eine europaweite Ge-

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016


Managerinnen-Barometer: Unternehmen

Tabelle 4

Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten der Beteiligungsunternehmen1 des Bundes

Eine Mindestzielgröße ist nicht vorgesehen. Die Unternehmen können sie selbst setzen und an ihren Strukturen ausrichten. Dabei ist folgende Vorgabe zu beachten: Liegt der Frauenanteil in einer Führungsebene unter 30 Prozent, so dürfen die Zielgrößen nicht hinter dem tatsächlichen Status quo zurückbleiben. Die spätestens bis zum 30. September 2015 erstmals festzulegende Frist zur Erreichung der Zielgrößen darf nicht länger als bis zum 30. Juni 2017 dauern. Die folgenden Fristen dürfen nicht länger als fünf Jahre sein.“ Öffentlicher Dienst: „Das Bundesgremienbesetzungsgesetz wird novelliert mit dem Ziel der paritätischen Vertretung von Frauen und Männern in Gremien, deren Mitglieder der Bund bestimmen kann. Für die Besetzung von Aufsichtsgremien, in denen dem Bund mindestens drei Sitze zustehen, gilt ab 2016 eine Geschlechterquote von mindestens 30 Prozent für alle Neubesetzungen dieser Sitze. Ab dem Jahr 2018 soll dieser Anteil weiter auf 50 Prozent erhöht werden. Für wesentliche Gremien, in die der Bund Mitglieder entsendet, gilt das gleiche Ziel. Zur Erhöhung des Frauenanteils an Führungspositionen im öffentlichen Dienst des Bundes sowie zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf wird zudem das Bundesgleichstellungsgesetz umfassend

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Vorstände/Geschäftsführungen Unternehmen insgesamt Mit Angaben zur Zusammensetzung Mit Frauen im Vorstand Anteil in Prozent

61 60 9 15,0

60 60 10 16,7

60 60 12 20,0

60 60 14 23,3

60 60 17 28,3

61 61 20 32,8

Mitglieder insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

152 142 10 6,6

147 135 12 8,2

143 127 16 11,2

143 125 18 12,6

135 115 20 14,8

144 122 22 15,3

Vorsitze insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

54 51 3 5,6

55 52 3 5,5

57 51 6 10,5

56 51 5 8,9

52 47 5 9,6

37 33 4 10,82

Aufsichts-/Verwaltungsräte¹ Unternehmen insgesamt Mit Angaben zur Zusammensetzung Mit Frauen im Aufsichtsrat Anteil in Prozent

61 54 46 85,2

60 55 42 76,4

60 54 43 79,6

60 51 41 80,4

60 54 50 92,6

61 55 53 96,4

Mitglieder insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

577 472 105 18,2

587 483 104 17,7

579 464 115 19,9

553 453 100 18,1

602 459 142 23,6

595 431 164 27,6

Vorsitze insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

53 45 8 15,1

53 45 8 15,1

53 42 11 20,8

47 39 8 17,0

49 40 9 18,4

55 48 7 12,7

1  Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung der jeweiligen Spitzengremien machen beziehungsweise einen Aufsichtsrat besitzen. 2  Aufgrund veränderter Zählung ist Vorjahresvergleich nicht sinnvoll möglich. Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

Bei den Beteiligungsunternehmen des Bundes ist der Frauenanteil im Vorstand höher als in anderen Unternehmensgruppen.

novelliert. Die Bundesverwaltung wird künftig insbesondere verpflichtet, im Gleichstellungsplan konkrete Zielvorgaben für den Frauen- und Männeranteil auf jeder einzelnen Führungsebene festzulegen. Darüber hinaus

dem Vorschlag nicht zu13 und trug damit dazu bei, dass der EU-Quotenvorstoß bis auf weiteres gestoppt wurde.14

sind konkrete Maßnahmen vorzusehen, wie diese erreicht werden sollen.“

schlechterquote im Jahr 2015 nicht voran. Im November 2012 hatte die EU-Kommission eine Richtlinie zur Gewährleistung einer ausgewogeneren Vertretung von Frauen und Männern in Aufsichtsräten großer börsennotierter Unternehmen entworfen und eine Geschlechterquote von 40 Prozent bis zum Jahr 2020 vorgeschlagen. Das Europäische Parlament stimmte dem Vorschlag im November 2013 zu. Der nächste Schritt auf dem Weg zur EUQuote wäre die Zustimmung des Rates der Europäischen Union, der sich in der Sitzung vom 7. Dezember 2015 allerdings erneut nicht einigen konnte. Deutschland stimmte

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Europäischer Vergleich: Deutschland liegt im Mittelfeld Die Europäische Kommission veröffentlicht Statistiken zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Spitzenpositionen von Politik und Wirtschaft europäischer Län-

13 In Deutschland gab es Stimmen für die EU-Quote. Neben der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schleswig, gehörte dazu die „Berliner Erklärung“, ein überfraktionelles Bündnis von weiblichen Bundestagsabgeordneten und Frauenverbänden, das einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin schrieb, in dem sie dazu aufforderte, die Blockadehaltung aufzugeben, siehe www.berlinererklaerung.de/, 16. Dezember 2015 . 14 Kafsack, H. (2015): Gleichstellung: EU-Frauenquote steht vor dem Aus. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Dezember, www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ wirtschaftspolitik/eu-frauenquote-steht-vor-aus-minister-ohne-einigung-13953604.html, 16. Dezember 2015.

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Managerinnen-Barometer: Unternehmen

Übersicht 5

Aufsichtsratsvorsitzende in Unternehmen mit Bundesbeteiligung im November 2015 Unternehmen

Vorsitzende

Funktion in der Bundesverwaltung

Deutsche Energie-Agentur GmbH

Iris Gleicke

Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)

Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit mbH

Rita Schwarzelühr-Sutter

Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)

Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungs­ zentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)

Bärbel Brumme-Bothe

Ministerialdirektorin, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH

Bärbel Brumme-Bothe

Ministerialdirektorin, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH

Prof. Monika Grütters

Staatsministerin, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoffund Brennstoffzellentechnologie

Birgitta Worringen

Unterabteilungsleiterin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)

Transit-Film-Gesellschaft mbH

Ulrike Schauz

Ministerialrätin, Referatsleiterin der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

Quelle: Erhebung des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

der.15 Für die 28 EU-Mitgliedstaaten, fünf Kandidatenländer (Montenegro, Island, ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Serbien und Türkei) und Norwegen wird der Frauenanteil an den Aufsichtsratsmitgliedern der allergrößten börsennotierten Unternehmen erhoben.16

Abbildung 2

Frauen in den höchsten Entscheidungsgremien1 der größten börsennotierten Unternehmen Europas 2015 In Prozent Frankreich Lettland Finnland Schweden Großbritannien Italien Dänemark Deutschland Niederlande Belgien Slowenien Kroatien Polen Österreich Bulgarien Spanien Litauen Slowakei Irland Tschechien Rumänien Portugal Ungarn Luxemburg Griechenland Zypern Estland Malta

3

Alle Länder

Frauen 33 32 30 29 26 26 26 25 24 23 22 20 18 18 18 17 16 14 13 12 11 11 11 11 10 8 8

Männer

Im April 2015 waren Frauen durchschnittlich zu 21 Prozent im höchsten Entscheidungsgremium der untersuchten Unternehmen vertreten (Abbildung 2). Deutschland lag mit einem Wert von 25 Prozent im Mittelfeld. Am höchsten war der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der börsennotierten Großunternehmen in Island (44 Prozent), Norwegen (36 Prozent), Frankreich (33 Prozent), Lettland (32 Prozent) und Finnland (30 Prozent). Am geringsten war er in Malta (drei Prozent), Estland und Zypern (jeweils acht Prozent), sowie in Griechenland und der Türkei (jeweils zehn Prozent). Insgesamt hat sich die Repräsentation von Frauen in den Aufsichtsräten der größten Unternehmen in Europa seit Beginn der Datenerhebung stetig erhöht. Seit 2003 ist sie um zwölf Prozentpunkte gestiegen. In Frankreich stieg der Frauenanteil in den Spitzengremien der börsennotierten Großunternehmen nach Einführung einer Quote im Jahr 2011 von zwölf (2010) auf 33 Prozent (2015). Auch in Island und Norwegen nahm der Frauenanteil nach Einführung der Quoten deutlich zu. Trotzdem ist eine ausgewogene Mitwirkung der Geschlechter noch lange nicht erreicht (Abbildung 3).

21

Norwegen Island

36

Mazedonien Montenegro Serbien Türkei

21 18 15 10

EU-28

21 0

10

44

20

30

40

50

60

70

80

90

100

1  Mitglieder des Direktoriums; bei Trennung von Kontroll- und Exekutivfunktionen: Mitglieder des Aufsichtsrats. Quelle: Europäische Kommission, Datenbank über die Mitwirkung von Frauen und Männern an Entscheidungsprozessen, April 2015. © DIW Berlin 2016

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland im vorderen Mittelfeld.

40

15 Europäische Kommission (2015): Datenbank. Die Mitwirkung von Frauen und Männern an Entscheidungsprozessen. www.ec.europa.eu/justice/​genderequality/gender-decision-making/database/index_de.htm, 3. Dezember 2015. 16 In jedem Land werden die Unternehmen aus dem Börsenleitindex der umsatzstärksten Aktien, die im jeweiligen Land registriert sind, untersucht, zum Beispiel in Deutschland DAX-30, in Frankreich CAC 40 und in Spanien IBEX 35.

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Inwieweit Frauen in Spitzengremien kommen, wird auch maßgeblich durch sozialpolitische und arbeitspolitische Maßnahmen sowie kulturelle Normen über Genderrollen in der Gesellschaft und Genderstereotype beeinf lusst. Regelungen zu Mutterschutz, Elternzeit und Kinderbetreuung beeinf lussen, inwieweit für Eltern eine partnerschaftliche Aufteilung von familiären und beruf lichen Aufgaben möglich ist und institutionalisieren dadurch die Rollen von Frauen und Männern in Familie und Arbeitswelt. Zudem ist eine hohe Vollzeit-Erwerbstätigkeit von Frauen eine wichtige Voraussetzung für größere Karrierechancen. In manchen europäischen Ländern sind diese sozialpolitischen, arbeitspolitischen und kulturellen Aspekte auf eine Weise ausgeprägt, so das Ergebnis einer Studie,17 dass sie in ihrer Kombination auch ohne Quote den Frauenanteil in Spitzengremien erhöhen (so geschehen in Schweden), während in anderen Ländern der Frauenanteil trotz gesetzlicher Regelungen nur wenig steigt (zum Beispiel in Spanien).18 In Großbritannien wurde ein anderer freiwilliger Ansatz verfolgt. Dort formulierte Lord Davies in einem Untersuchungsbericht (Davies Review) vom Februar 2011 die Empfehlung, dass die börsennotierten FTSE-100-Unternehmen den Frauenanteil in ihren Boards of Directors von 12,5 Prozent auf mindestens 25 Prozent erhöhen. Im Oktober 2015 berichtete Lord Davies, dass dieses Ziel erreicht worden ist.19 Zu den Gründen für den Erfolg des freiwilligen Ansatzes in Großbritannien zählen die hochkarätige Besetzung des Lenkungsausschusses, die Androhung einer gesetzlichen Quote durch die Europäische Kommission, sozialer Druck innerhalb der Gruppe der Vorsitzenden der Boards sowie die Verfügbarkeit hochwertiger Daten und Forschungsergebnis-

17 Iannotta, M., Gatti, M., Huse, M. (2015): Institutional Complementarities and Gender Diversity on Boards: A Configurational Approach. Corporate Governance: An International Review, online first, 2. November 2015. Weitere Studien zum Einfluss von nationalen Institutionen auf die Repräsentation von Frauen in Spitzengremien in der Wirtschaft sind zum Beispiel Grosvold, J., Rayton, B., Brammer, S. (2015): Women on Corporate Boards: A Comparative Institutional Analysis. Business & Society online first, 3. November 2015. Grosvold, J., Brammer, S. (2011): National Institutional Systems as Antecedents of Female Board Representation: An Empirical Study. Corporate Governance: An International Review 19 (2), 116–135; und Terjesen, S., Singh, V. (2008): Female Presence on Corporate Boards: A Multi-Country Study of Environmental Context. Journal of Business Ethics 83 (1), 55–63. 18 In Spanien legte ein Gleichstellungsgesetz im Jahr 2007 fest, dass in den Boards of Directors börsennotierter Unternehmen ein Frauenanteil von 40 Prozent bis 2015 erreicht werden sollte; tatsächlich betrug der Frauenanteil im April 2015 in den 33 größten börsennotierten Unternehmen aber nur 17 Prozent. Das Scheitern dieser Quotenregelung wird mit fehlenden Sanktionen, fehlender Überwachung des Gesetzes, dem Widerstand der Firmen sowie fehlender Unterstützung durch wichtige Akteure in der Politik und in Interessenverbänden verbunden. Siehe Verge, T., Lombardo, E. (2015): The differential approach to gender quotas in Spain: Regulated politics and self-regulated corporate boards. EUI Law Working Paper 2015/24. 19 Women on boards Davies review: 5 year summary. Oktober 2015, www.thedaviesreview.com/, 14. Dezember 2015.

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Abbildung 3

Frauen- und Männeranteile in Aufsichts- beziehungsweise Verwaltungsräten in Deutschland und in der EU In Prozent 100

Männer

80

60

40 Frauen

20

0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Deutschland

Europäische Union

Quelle: Europäische Kommission, Datenbank über die Mitwirkung von Frauen und Männern an Entscheidungsprozessen © DIW Berlin 2016

Der Frauenanteil in Aufsichtsräten liegt in Deutschland leicht über dem EU-Durchschnitt.

se, die die Vorteilhaftigkeit gemischtgeschlechtlicher Boards aufzeigen.20

Positiver Zusammenhang zwischen der Reprä­sentation von Frauen in den Spitzen­ gremien und anderen Führungspositionen In Deutschland sind Frauen nicht nur in den Leitungsund Überwachungsgremien an der Spitze von Unternehmen, sondern in Führungspositionen allgemein unterrepräsentiert 21 – trotz einer hohen gesellschaftlichen Erwartungshaltung bezüglich Geschlechtergerechtigkeit bei Karrierechancen.22 Eine Verbesserung der Situation kann in Unternehmen etwa über Maßnahmen erfolgen, die eine geschlechterstereotypen-reduzierende Gestaltung von Auswahl- und Beurteilungs-

20 Vinnicombe, S., Doldor, E., Sealy, R., Pryce, P., Turner, C. (2015): The Female FTSE Board Report 2015. Cranfield International Centre for Women Leaders, www.dspace.lib.cranfield.ac.uk/handle/1826/9182, 15. Dezember 2015. 21 Vgl. Holst, E., Busch-Heizmann, A., Wieber, A. (2015): Führungskräfte-Monitor 2015. DIW Berlin Politikberatung kompakt 100. 22 Boes, A., Bultemeier, A., Trinczek, R. (Hrsg.) (2014): Karrierechancen von Frauen erfolgreich gestalten: Analysen, Strategien und Good Practices aus modernen Unternehmen. Wiesbaden.

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Managerinnen-Barometer: Unternehmen

prozessen von Führungskräften sowie die Entwicklung einer diversitätsfördernden Unternehmenskultur beinhalten.23 Auch der Fünf-Punkte-Plan des DIW Berlin zur Erhöhung des Frauenanteils in Spitzengremien berücksichtigt solche und weitere Aspekte.24

Übersicht 6

Unternehmen1 ohne Frauen in Aufsichtsrat und Vorstand nach Unternehmensgruppen

Kategorie

Insgesamt Unternehmen ohne Frauen im Aufsichtsrat und im Vorstand Fresenius SE & Co. KGaA Bayer Healthcare AG Porsche Automobil Holding SE Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA Oetker-Gruppe (= Dr. August Oetker KG) Benteler-Gruppe (Benteler International AG) Obi Bau-und Heimwerkermärkte GmbH & Co.KG hagebau Handelsgesellschaft für Baustoffe mbH & Co. KG

Top-200

17

KNORR-BREMSE AG

Im deutschen System der Corporate Governance sind – im Unterschied zu den USA – Vorstand und Aufsichtsrat getrennte Gremien. Dennoch könnte sich auch hier ein höherer Anteil von Frauen im Aufsichtsrat positiv auf die Präsenz von Frauen im Vorstand und im oberen Management auswirken. Denn Aufsichtsräte sind ja nicht nur für Unternehmenskontrolle zuständig, sondern auch mit der personellen Besetzung des Vorstandes und der Gestaltung der Verträge der Vorstandsmitglieder befasst. Hier können wichtige Zeichen gesetzt werden, wenn Aufsichtsräte nicht nur bei der Auswahl von Vorstandsmitgliedern auf die Berücksichtigung von Kandidatinnen achten, sondern auch bei der Anreizgestaltung beispielsweise die Förderung von Frauen in Führungspositionen einbeziehen.27

RWE Power AG Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG Coburg Fresenius Kabi AG EDEKA Handelsgesellschaft Rhein-Ruhr mbH MHK Group AG ContiTech AG United Internet AG DIEHL Stiftung & Co. KG DAX

2

MDAX

2

Hinweise, dass die Präsenz von Frauen in den höchsten Entscheidungsgremien von Unternehmen positive Effekte auf die Karrierechancen von Frauen im weiteren Sinne hat, geben amerikanische Studien: Sie zeigen, dass in Unternehmen mit mehr Frauen in ihren Boards mehr Managerinnen beschäftigt sind25 und dass in solchen Unternehmen mehr Frauen zum CEO ernannt werden und diese länger im Amt bleiben.26

Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA Fresenius SE & Co. KGaA CTS Eventim AG & Co. KGaA Deutsche Wohnen AG ADLER Real Estate AG ADO Properties S.A. Braas Monier Building Group SA Capital Stage AG PATRIZIA Immobilien AG

SDAX

12

Rational AG

Der Deutsche Corporate-Governance-Kodex enthält zwar Empfehlungen zur geschlechtsspezifischen Zusammensetzung von Vorständen: „Bei der Zusammensetzung des Vorstands soll der Aufsichtsrat auch auf Vielfalt (Diversity) achten und dabei insbesondere eine angemessene Berücksichtigung von Frauen anstreben.“28 Doch das Berlin Center of Corporate Governance, das regelmäßig börsennotierte Unternehmen zur

Sixt Leasing AG Sixt SE Stabilus S.A. Ströer Media SE VTG Aktiengesellschaft Wacker Neuson SE LPKF Laser & Electronics AG Manz AG

TecDAX

6

Nemetschek AG Pfeiffer Vacuum Technology AG United Internet AG Wirecard AG

Bundes­ beteiligungen

2

Der Quote unterliegende Unternehmen

2

Endlager Konrad Stiftungsgesellschaft mbH Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb mbH Fresenius SE & Co. KGaA

24 Siehe zum Beispiel Holst, E., Kirsch, A. (2015), a. a. O., 50.

Porsche Automobil Holding SE

25 Skaggs, S., Stainback, K., Duncan, P. (2012): Shaking things up or business as usual? The influence of female corporate executives and board of directors on women's managerial representation. Social Science Research 41(4), 936– 948; Bilimoria, D. (2006): The Relationship Between Women Corporate Directors and Women Corporate Officers. Journal of Managerial Issues 18 (1), 47–61.

1  Insgesamt 38 Unternehmen (ohne Doppelungen). Quelle: Erhebungen des DIW Berlin.

26 Cook, A., Glass, C. (2014): Women and Top Leadership Positions: Towards an Institutional Analysis. Gender, Work & Organization 21(1), 91–103. © DIW Berlin 2016

38 der untersuchten Unternehmen hatten Ende 2015 noch immer keine einzige Frau im Vorstand oder Aufsichtsrat.

42

23 Ritzenhöfer, L., Brosi, P., Welpe, I. M. (2015): Erfolgreiche Auswahl und Beurteilung von Führungskräften – Ansatzpunkte für Individuen, Unternehmen und Politik. In: Welpe, I. M., Brosi, P., Ritzenhöfer, L., Schwarzmüller, T. (Hrsg.) Auswahl von Männern und Frauen als Führungskräfte: Perspektiven aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Politik. Wiesbaden, 729–750.

27 Siehe Achleitner, A.-K. (2015): Überlegungen zur Auswahl von Aufsichtsräten und positiv gelebter Diversität. In: Welpe, I. M., Brosi, P., Ritzenhöfer, L., Schwarzmüller, T. (Hrsg.), a. a. O., 193–201. 28 Deutscher Corporate-Governance-Kodex in der Fassung vom 24. Juni 2014, Tz. 5.1.2 Abs. 1 Satz 2, www.dcgk.de, 4. Januar 2016.

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Akzeptanz und Anwendung des Deutschen Corporate-Governance-Kodex befragt, stellt in seiner neusten Untersuchung fest, dass „gut ein Viertel der Unternehmen keine angemessene Berücksichtigung von Frauen bei der Vorstandsbesetzung anstrebt, da sie entweder bereits die Empfehlung zur generellen Diversity im Vorstand (…) oder zumindest zur Gender Diversity (…) nicht befolgen“.29

Fazit Die Repräsentation von Frauen in den Spitzengremien der Wirtschaft nimmt seit Beginn der Erhebung des DIW Berlin vor zehn Jahren tendenziell zu. Das Problem ist das Tempo: Dieses ist dermaßen gering, dass eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an wirtschaftlichen Entscheidungspositionen in weiter Ferne bleibt. Während die Frauenanteile in den Vorständen bleischwer auf einem vernachlässigbaren Niveau verharren, geht es in den Aufsichtsräten zwar schneller, aber ebenfalls nicht schnell genug voran. Schreibt man rein rechnerisch die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre fort, dann würde es in den Top-200-Unternehmen noch 86 Jahre und damit bis über das Jahr 2100 hinaus dauern, bis Frauen genauso oft im Vorstand sitzen wie Männer, in den Aufsichtsräten über das Jahr 2040 hinaus. Nicht alle Unternehmen können über einen Kamm geschoren werden, denn einige sind deutlich ambitionierter als andere: In allen untersuchten Unternehmensgruppen verfügt ein nicht unerheblicher Teil der Unternehmen bereits über 30 Prozent oder mehr Frauen im Aufsichtsrat. Gleichzeitig erreichen jedoch insbesondere in der SDAX-, Top-200- und TecDAX-Gruppe viele Unternehmen noch nicht mal einen Anteil von zehn Prozent Frauen im Aufsichtsrat. Vor diesen Unternehmen liegt ein besonders langer Weg, sie müssen stark

auf holen. Insgesamt 38 der hier untersuchten Unternehmen hatten weder eine Frau im Aufsichtsrat noch im Vorstand (Übersicht 6). Das 2015 beschlossene Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen beinhaltet verbindliche Vorgaben für die Zusammensetzung der Aufsichtsräte von nur gut 100 Unternehmen. Weitere Regelungen zur Formulierung von Zielgrößen zur Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsräten, Vorständen und obersten Managementebenen in etwa 3 500 Unternehmen sind flexibler und unverbindlich. Daher wird in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen, welche Priorität Unternehmen der Beseitigung von Geschlechterungleichheit in ihren Führungspositionen beimessen.30 Die Politik kann und sollte durch f lankierende Maßnahmen – etwa in der Steuerpolitik und in der Familienpolitik – Karrierechancen von Frauen verbessern. Fehlanreizen des Ehegattensplittings auf die Erwerbsbeteiligung verheirateter Frauen könnte beispielsweise mit einer Umstellung auf eine reine Individualbesteuerung entgegengewirkt werden, wie eine DIW-Studie zeigt.31 Nicht zuletzt haben gesellschaftliche Normen einen Einf luss auf die Karrierechancen von Frauen, so dass ein verändertes Verhalten von Individuen, zum Beispiel bei der Aufteilung von Erwerbsarbeit32 und Kinderbetreuungszeiten zwischen Vätern und Müttern33, ebenfalls einen Beitrag dazu leisten kann, die Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen abzubauen.

30 Zu positiven Effekten einer Geschlechterquote vgl. auch Schmitt, N. (2015): Zum Potential einer festen Geschlechterquote. DIW Wochenbericht Nr. 40/2015, 887–897. 31 Bach, S., Geyer, J., Haan, P., Wrohlich, K. (2011): Reform des Ehegattensplittings: Nur eine reine Individualbesteuerung erhöht die Erwerbsanreize deutlich. DIW Wochenbericht Nr. 41/2011, 13–19. 32 Müller, K.-U., Neumann, M., Wrohlich, K. (2015): Familienarbeitszeit „reloaded“. DIW Wochenbericht Nr. 46/2015, 1095–1103.

29 v. Werder, A., Turkali, J. (2015): Corporate Governance Report 2015: Kodexakzeptanz und Kodexanwendung. Der Betrieb, Nr. 24, 1357–1367.

33 Vgl. zum Beispiel Schober, P. S., Zoch, G. (2015): Kürzere Elternzeit von Müttern – gleichmäßigere Aufteilung der Familienarbeit? DIW Wochenbericht Nr 50/2015, 1190–1196.

Elke Holst ist Forschungsdirektorin Gender Studies im Vorstandsbereich des DIW Berlin | eholst@diw.de

Anja Kirsch ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Personalpolitik, Institut für Management, Freie Universität Berlin | anja.kirsch@fu-berlin.de

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Managerinnen-Barometer: Unternehmen

CORPORATE BOARDS OF LARGE COMPANIES: MORE MOMENTUM NEEDED FOR GENDER PARIT Y

Abstract: Germany’s large corporations still have a long way to go before achieving balanced representation of men and women on their boards. At the end of 2015, the share of women on the executive boards of the top 200 companies in Germany was a good six percent, an increase of less than one percentage point over 2014. The share of women on the supervisory boards of these top 200 companies was almost 20 percent although growth there has slowed. The DAX 30 performed slightly better in terms of women’s representation: the proportion of women on the executive boards of these companies was just under ten percent at the close of 2015 and the equivalent figure for supervisory boards was almost 27 percent. (In both cases, this represented an increase of more than two percentage points). Of the over 100 companies obliged to comply with a statutory 30-percent share of women for all new supervisory board appointments from January 2016, almost 28 percent had already met this quota by the end of 2015. Just under

one-third of the companies had achieved a share of at least 20 percent but still less than 30 percent of female supervisory board members and were therefore well on their way to fulfilling the quota. Almost half of all DAX 30 companies met the quota. However, it is highly unlikely that the lion’s share of the remaining companies will follow these trailblazers voluntarily in the near future since 22 percent of the top 200 and 24 percent of TecDAX companies, as well as over one-third of SDAX companies, currently either have no female supervisory board members at all or at most one in ten. Moreover, the share of women on executive boards is extremely low in all the companies analyzed in the present study. Germany’s companies still have a long and difficult path ahead of them in order to achieve increased representation of women on their corporate boards. This makes it all the more imperative to adopt a coordinated approach to improve the career prospects of women by means of stringent framework conditions, also encompassing fiscal and family policy.

JEL: D22, J16, J59, J78, L21, L32, M14, M51 Keywords: board composition, board diversity, boards of directors, corporate boards, Europe, female directors, gender equality, gender quota, Germany, listed companies, management, private companies, public companies, super­ visory boards, women CEOs, women’s quota

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INTERVIEW

ACHT FRAGEN AN ELKE HOLST

» Weg zu mehr Frauenanteilen in Spitzengremien bleibt lang und mühsam « PD Dr. Elke Holst, Forschungsdirektorin Gender Studies im Vorstandsbereich des DIW Berlin.

1. Frau Holst, das DIW Berlin untersucht seit zehn Jahren die Repräsentation von Frauen in Spitzengremien des Finanzsektors und der umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland. Bislang konnte der geringe Frauenanteil nur langsam und wenig erhöht werden. Hat sich daran im Jahr 2015 etwas geändert? Es geht voran, aber es ist eine Entwicklung in kleinen Trippelschritten. Der Weg bleibt lang und mühsam. 2. Wie hat sich der Anteil von Frauen in den Spitzengremien großer deutscher Unternehmen im Jahr 2015 verändert? Der Frauenanteil in den Vorständen der 200 umsatzstärksten deutschen Unternehmen liegt bei sechs Prozent. Das ist weniger als ein Prozentpunkt Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. In den Aufsichtsräten hat sich die Dynamik sogar etwas abgeschwächt. In den Top-200Unternehmen sind Frauen zu fast 20 Prozent vertreten. 3. Wie ist die Entwicklung im Finanzsektor? Auch im Finanzsektor gab es kleine Schritte nach vorne. Der Frauenanteil in den Vorständen lag hier aber auch bei nur knapp acht Prozent. Bei den 59 Versicherungen, die wir untersucht haben, betrug er gut neun Prozent. Das war nicht einmal ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. In den Aufsichtsräten der Geldhäuser sind Frauen zu 21 Prozent und in den Versicherungen zu 19 Prozent im Aufsichtsrat vertreten. Das ist gegenüber dem Vorjahr auch nicht gerade ein sehr großer Fortschritt – die Männer bleiben weit in der Überzahl. Interessant ist das Ergebnis bei den Genossenschaftsbanken. Die standen mit nur knapp 16 Prozent Frauen im Aufsichtsrat besonders schlecht da – und das, obwohl sie ja eigentlich ein partizipatives Geschäftsmodell verfolgen. 4. Wo wurden im letzten Jahr die größten Fortschritte gemacht und wo die kleinsten? Wenn man die Frage auf die Vorstände bezieht, wurden keine großen Fortschritte gemacht. Am höchsten waren die Zuwächse in den DAX-30-Unternehmen mit 2,2 Prozentpunkten auf jetzt knapp zehn Prozent, das ist der größte Frauenanteil im Vergleich der Unternehmensgruppen. Andere, wie etwa die TecDAX-Unternehmen, haben sogar einen Rückgang von 2,4 Prozentpunkten zu verzeichnen und

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verfügen derzeit nur noch über drei Prozent Frauen in den Vorständen. In den Aufsichtsräten wurden etwa bei den privaten Banken mit einem Zuwachs von 5,2 Prozentpunkten Frauen größere Fortschritte gemacht. Sie verfügen jetzt über rund 24 Prozent Frauen, bei den Beteiligungsunternehmen des Bundes betrug der Zuwachs vier Prozentpunkte. 5. Wie lange würde es dauern, bis genauso viele Frauen und Männer in den Spitzengremien tätig sind, wenn es in diesem Tempo weitergeht? Am Beispiel der Top-200Unternehmen würde es rein rechnerisch über das Jahr 2100 hinaus dauern, bis Frauen genauso oft in den Vorständen sitzen wie Männer, und bei den Aufsichtsräten bis über das Jahr 2040 hinaus. 6. Ab diesem Jahr gilt eine verbindliche Frauenquote von 30 Prozent für die Neubesetzungen in Aufsichtsräten. Welche Unternehmen sind davon betroffen? Es sind derzeit 102 Unternehmen, die börsennotiert und voll mitbestimmt sind. 7. Wie weit sind die Unternehmen auf diese Quote vorbereitet? Bei den Unternehmen mit verbindlicher Quote haben rund 28 Prozent die 30-Prozent-Quote entweder erreicht oder überschritten. Am häufigsten ist das für die Unternehmen mit Bundesbeteiligung der Fall. Andere Unternehmen sind von diesem Ziel noch sehr weit entfernt. Unter den Top-200-Unternehmen zum Beispiel haben 13 Prozent überhaupt noch keine Frau im Aufsichtsrat, bei den SDAX-Unternehmen ist es sogar ein Drittel. Insofern gibt es noch viele Unternehmen, die sehr weit weg von einer ausgeglichenen Repräsentation von Frauen in Aufsichtsräten sind. 8. Im Jahr 2001 wurde zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft eine Vereinbarung geschlossen, um die Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft zu erhöhen. Betrachten Sie diese Vereinbarung als gescheitert? Ja! Das Gespräch führte Erich Wittenberg. Das vollständige Interview zum Anhören finden Sie auf www.diw.de/interview

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MANAGERINNEN-BAROMETER: BANKEN UND VERSICHERUNGEN

Finanzsektor: Frauenanteile in Spitzengremien nehmen etwas zu – Männer geben den Ton an Von Elke Holst und Anja Kirsch (FU Berlin)

Der Anteil von Frauen in Spitzengremien im Finanzsektor hat im Jahr 2015 erneut zugenommen, Männer geben aber mit überwältigender Mehrheit den Ton an. In den 100 größten Banken in Deutschland lag der Frauenanteil in Vorständen Ende 2015 bei knapp acht Prozent und in den 59 größten Versicherungen bei gut neun Prozent – das war jeweils weniger als ein Prozentpunkt mehr als im Jahr zuvor. In den Aufsichtsräten ist der Frauenanteil zwar traditionell höher. Allerdings waren sowohl die Geldhäuser (gut 21 Prozent Frauen in den Kontrollgremien) als auch die Versicherungen (gut 19 Prozent) noch weit von einer ausgeglichenen Repräsentation der Geschlechter entfernt. Besonders gering war der Frauenanteil in den Aufsichtsräten von Genossenschaftsbanken (knapp 16 Prozent), obwohl diese im Grundsatz ein partizipatives Geschäftsmodell verfolgen. Insgesamt sind weit mehr Frauen als Männer im Finanzsektor beschäftigt. Bekanntlich ist das Vorhandensein von Frauen insbesondere im oberen Management eine Voraussetzung für deren Beförderung in die Spitzengremien. Die Unternehmen sind daher gut beraten, ihre weiblichen Talente verstärkt in die Karrierepfade zu integrieren, sie also häufiger in höhere Führungspositionen zu befördern und einzustellen – auch, um einer möglichen Ausweitung der verbindlichen Geschlechterquote und einer Verschärfung der Sanktionen im seit Mai 2015 geltenden Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst zuvorzukommen.

Das DIW Berlin untersucht seit zehn Jahren die Repräsentation von Frauen in Vorständen und Geschäftsführungen (nachfolgend Vorstände) sowie in Aufsichts- und Verwaltungsräten (nachfolgend Aufsichtsräte)1 der Finanz- und Versicherungsdienstleistungsbranche (nachfolgend Finanzsektor) in Deutschland.2 Ferner wird aufgezeigt, inwieweit Frauen als Vorsitzende des Vorstands und Vorstandssprecherinnen (nachfolgend Vorstandsvorsitzende)3 sowie als Aufsichtsratsvorsitzende tätig sind. Diese Erhebung umfasst die – gemessen an ihrer Bilanzsumme – 100 größten Banken sowie die – gemessen an der Höhe ihrer Beitragseinnahmen – 59 größten Versicherungen. 4 Der Anteil von Frauen in den Spitzengremien öffentlich-rechtlicher Banken und Sparkassen wird mit jenen der privaten Banken und Genossenschaftsbanken verglichen. Darüber hinaus untersucht der vorliegende Bericht das Geschlechterverhältnis in 1 Verfügt ein Institut sowohl über einen Aufsichtsrat als auch über einen Verwaltungsrat, ging nur die Besetzung des Aufsichtsrats in die Berechnung ein. 2 Zuletzt im Jahr 2015, vgl. Holst, E., Kirsch, A. (2015): Finanzsektor: Frauenanteile in Spitzengremien bleiben gering. DIW Wochenbericht Nr. 4/2015. 3 In Aktiengesellschaften kann ein Aufsichtsrat einen Vorsitzenden bezie­ hungsweise eine Vorsitzende des Vorstands ernennen (§ 84 Abs. 2 AktG), während ein Vorstand für sich selbst einen Vorstandssprecher beziehungsweise eine Vorstandssprecherin bestimmen kann. Während das Kollegialprinzip und die Stellung als Primus inter Pares sowohl für Vorstandsvorsitzende als auch für Vorstandssprecher beziehungsweise Vorstandssprecherinnen gelten, ist die „Entscheidung für die Wahl eines Vorstandssprechers (anstelle der Ernennung eines Vorstandsvorsitzenden durch den Aufsichtsrat) ein Bekenntnis für die ausnahmslose Geltung des Kollegialprinzips, die Stellung des Vorstandssprechers als Primus inter Pares und damit gleichzeitig die Ablehnung einer sachlichen Führungsfunktion des Vorstandssprechers“. Im Gegensatz zu einem Vorstandsvorsitzenden beziehungsweise einer Vorstandsvorsitzenden stehen nämlich einem Vorstandssprecher beziehungsweise einer Vorstandssprecherin Aufgaben der vorstandsinternen Überwachung und Koordination nicht zu. Siehe Schmidt, K., Lutter, M. (Hrsg.) (2015): Aktiengesetz: Kommentar. 3. Auflage. Köln, 1226 f. und 1306–1308. 4 Die Auswahl der nach der Bilanzsumme im Jahr 2014 größten Banken und Sparkassen erfolgte nach Hirschmann, S. (2015): Eine Branche im Stillstand: Top 100 der deutschen Kreditwirtschaft. Die Bank, Zeitschrift für Bankpolitik und Praxis, Heft 8, 8–11. Die Auswahl der nach Beitragseinnahmen (2014) größten Versicherungen erfolgte auf Basis von: Die großen 500. Deutschlands TopUnternehmen. November 2015. Konzerne/Gruppen, die keinen eigenen Aufsichtsrat besitzen, weil sie nur als „Markenklammer“ existieren, wurden exkludiert. Die Recherchen zur Besetzung der Spitzengremien der Banken, Sparkassen und Versicherungen fanden von November 2015 bis Anfang Januar 2016 statt. Neubesetzungen seit Jahresbeginn wurden etwa bei den Banken berücksichtigt. Sie beruhen auf den Selbstdarstellungen der Unternehmen im Internet, den Geschäftsberichten und Jahresabschlüssen 2014, den Veröffentlichungen im Bundesanzeiger sowie auf Anfragen des DIW Berlin bei den Unternehmen.

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DIW Wochenbericht Nr. 2.2016


Managerinnen-Barometer: Banken und Versicherungen

Spitzengremien der Europäischen Zentralbank sowie der nationalen Zentralbanken in der Europäischen Union. Die Repräsentation von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten von Unternehmen außerhalb des Finanzsektors ist Thema eines getrennten Beitrages im vorliegenden Wochenbericht. Jene Erhebung umfasst die größten 200 Unternehmen außerhalb des Finanzsektors, die börsennotierten Unternehmen in den Indizes DAX-30, MDAX, SDAX und TecDAX, sowie 60 Beteiligungsunternehmen des Bundes.5 Zusammengenommen zeigen die beiden Berichte, inwieweit Frauen in den Spitzengremien von über 500 Unternehmen in Deutschland vertreten sind.

Frauen stellen Mehrheit der Beschäftigten im Finanzsektor Seit mehr als 15 Jahren liegt der Frauenanteil im Wirtschaftszweig Erbringung von Finanzdienstleistungen bei etwa 57 Prozent der sozialversicherungspf lichtig Beschäftigten (Tabelle 1). Bei „Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (ohne Sozialversicherung)“ ist der Frauenanteil im Vergleichszeitraum um gut drei Prozentpunkte auf knapp 50 Prozent gestiegen. Im Wirtschaftszweig „Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten“6 waren knapp 59 Prozent der Beschäftigten Frauen (1,4 Prozentpunkte weniger als 1999). Insgesamt sind damit im Finanzsektor mehr Frauen als Männer beschäftigt.7 Dennoch befinden sich Frauen in den Führungsebenen des Finanzsektors in der Minderheit. Im Jahr 2014 waren bei den Sparkassen gut ein Fünftel der Führungskräfte Frauen. Im privaten Bankgewerbe waren fast ein Drittel der außertariflich Beschäftigten Frauen und bei den genossenschaftlichen Banken knapp 22 Prozent. In der Versicherungswirtschaft lag der Frauenanteil an den Führungskräften im Innendienst bei gut einem Viertel.8

Tabelle 1

Frauenanteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsabteilungen In Prozent Erbringung von Finanzdienstleistungen1 Zentralbanken und Kreditinstitute

1999

2000

2005

2010

2014

2015

57,0

57,1

57,6

57,2

57,0

57,0

57,2

57,3

58,0

57,6

57,7

57,8

Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (ohne Sozialversicherung)2

46,8

47,2

48,8

49,2

49,5

49,9

Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten3

60,2

60,0

62,1

60,9

59,4

58,8

1  Bis 2008 als Wirtschaftszweig „Kreditgewerbe“ geführt. 2  Bis 2008 als Wirtschaftszweig „Versicherungsgewerbe“ geführt. 3  Bis 2008 als Wirtschaftszweig „Mit dem Kredit- und Versicherungsgewerbe verbundene Tätigkeiten“ geführt. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen (WZ 2008), Nürnberg, März 2015. © DIW Berlin 2016

In der Erbringung von Finanzdienstleistungen sind mehrheitlich Frauen beschäftigt.

Abbildung 1

Gender Pay Gap voll- und teizeitbeschäftigter Arbeitnehmer/-innen im Jahr 2014 nach Branchen1 In Prozent Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Gesundheits- und Sozialwesen Handel Information und Kommunikation Verarbeitendes Gewerbe Energieversorgung Gastgewerbe Baugewerbe

5 Die Ergebnisse hierzu finden sich unter Holst, E., Kirsch, A. (2016): Spitzengremien großer Unternehmen: Mehr Schubkraft für eine ausgewogene Repräsentation von Frauen und Männern nötig. DIW Wochenbericht Nr. 2/2016. 6 Hierbei handelt es sich um die Erbringung von Dienstleistungen, die in engem Zusammenhang mit den Kreditinstituten und Versicherungen stehen, ohne diese jedoch einzuschließen, beispielsweise Effekten- und Warenbörsen, Effekten- und Warenhandel, Risiko- und Schadensbewertung, Versicherungsmaklertätigkeiten und Fondsmanagement. 7 Das Geschlechterverhältnis ist jedoch ausgeglichener als etwa in den Wirtschaftszweigen Gesundheit und Sozialwesen oder Erziehung und Unterricht. 8 Deutscher Sparkassen- und Giroverband: Bericht an die Gesellschaft. www. dsgv.de/_download_gallery/Publikationen/​Bericht_​Gesellschaft_​2014_DE.pdf; Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes e.V.: Führungspositionen im privaten Bankgewerbe: Frauen holen auf. agvbanken.de/AGVBanken/Statistik/_ doc_Statistik/Infografik_Frauen_​Führungspositionen.pdf; Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland e.V.: Frauenanteil in den Unternehmen. www.agv-vers.de/statistiken/branchenzahlen/beschaeftigtenstruktur/ frauenanteile.html, 26. November 2015. Auskunft des Arbeitgeberverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V., 2. Dezember 2015.

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Öffentliche Verwaltung Bergbau Verkehr

-5

0

5

10

15

20

25

30

35

1  Produziertes Gewerbe und Dienstleistungsbereich – Vierteljährliche Verdiensterhebung. Quelle: Bundesamt für Statistik (2014), Fachserie 14 Reihe 2.3, Verdienste und Arbeitskosten; Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

Die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern ist im Finanzsektor am größten.

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Managerinnen-Barometer: Banken und Versicherungen

Tabelle 2

Frauen in Aufsichtsräten beziehungsweise Vorständen großer Banken, Sparkassen und Versicherungen in Deutschland1 Banken und Sparkassen

Versicherungen

2006

2008

2009

2011

2013

2014

2015

2006

2008

2010

2011

2013

2014

2015

Vorstände/Geschäftsführungen Unternehmen insgesamt Mit Angaben zur Zusammensetzung mit Frauen im Vorstand Anteil in Prozent

100 100 10 10,0

100 100 7 7,0

100 100 9 9,0

100 100 12 12,0

100 100 24 24,0

100 100 23 23,0

100 100 28 28,0

63 63 10 15,9

58 58 9 15,5

62 62 10 16,1

59 59 14 23,7

60 60 29 48,3

60 60 27 45,0

59 59 27 45,8

Mitglieder insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

442 431 11 2,5

414 406 8 1,9

418 407 11 2,6

404 391 13 3,2

396 371 25 6,3

387 361 26 6,7

394 364 30 7,6

394 384 10 2,5

372 363 9 2,4

399 389 10 2,5

385 370 14 3,6

396 362 34 8,6

353 323 30 8,5

353 321 32 9,1

Vorsitze insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

100 98 2 2,0

100 100 0 0,0

100 100 0 0,0

100 99 1 1,0

100 97 3 3,0

100 98 2 2,0

98 95 3 3,1

63 63 0 0,0

58 57 0 0,0

62 62 0 0,0

59 59 0 0,0

60 59 1 1,7

60 59 1 1,7

59 58 1 1,7

100 100 89 89,0

100 100 85 85,0

100 100 87 87,0

100 100 88 88,0

100 100 89 89,0

100 97 89 91,8

100 98 93 94,9

63 63 46 73,0

58 58 42 72,4

62 62 48 77,4

59 59 45 76,3

60 60 50 83,3

60 60 48 80,0

59 59 50 84,7

Mitglieder insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

1 633 1 387 246 15,1

1 566 1 324 242 15,5

1 555 1 294 261 16,8

1 567 1 307 260 16,6

1 485 1 230 255 17,2

1 504 1 234 270 18,0

1 518 1 195 324 21,3

812 720 92 11,3

727 629 98 13,5

732 645 87 11,9

689 599 90 13,1

683 572 111 16,3

661 547 114 17,2

640 518 122 19,1

Vorsitze insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

100 97 3 3,0

100 97 3 3,0

100 96 4 4,0

100 98 2 2,0

100 97 3 3,0

97 92 5 5,2

98 92 6 6,1

63 63 0 0,0

58 57 1 1,7

62 61 1 1,6

59 58 1 1,7

60 59 1 1,7

60 58 2 3,3

59 57 2 3,4

33

51

50

53

36

76

81

24

38

34

33

27

59

48

599 496 103 85

767 654 113 84

764 637 127 91

738 628 110 78

564 455 109 69

1 159 943 216 131

1 255 968 288 157

291 256 35 32

444 390 54 41

351 319 32 26

385 347 38 36

312 266 46 34

647 534 113 81

573 461 112 71

82,5

74,3

71,7

70,9

63,3

60,6

54,5

91,4

75,9

81,3

94,7

73,9

71,7

63,4

Aufsichts-/Verwaltungsräte Unternehmen insgesamt Mit Angaben zur Zusammensetzung mit Frauen im Aufsichtsrat Anteil in Prozent

Unternehmen mit Angaben zur Arbeitnehmervertretung Mitglieder insgesamt Männer Frauen Arbeitnehmervertreterinnen Anteil an den Frauen insgesamt in Prozent

1  Jeweils am Jahresende. Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung der jeweiligen Spitzengremien machen. Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

Die untersuchten Versicherungen haben im Vorstand einen etwas höheren Frauenanteil als die Banken und Sparkassen – im Aufsichtsrat ist es umgekehrt.

Gender Pay Gap ist im Finanzsektor am höchsten Die ungleichen Aufstiegschancen von Frauen und Männern im Finanzsektor schlagen sich auch in den Gehältern nieder. Im Finanzsektor werden zwar hohe Verdienste erzielt, davon profitieren aber Männer deutlich stärker als Frauen. In keiner anderen Branche war der Gender Pay Gap, also die Verdienstlücke zwischen den Geschlechtern, im Jahr 2014 höher als im Finanzsektor (31,2 Prozent, Abbildung 1). Selbst unter den vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmern in leitender Stellung (Leistungsgruppe 1) erreichte der Gender Pay Gap mit 27,5 Prozent im Bereich der Erbringung von Finanz- und

48

Versicherungsdienstleistungen im Vergleich zum produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich insgesamt (25 Prozent) einen der höchsten Werte.9

9 Vgl. Statistisches Bundesamt (2015): Arbeitnehmerverdienste, Fachserie 16, Reihe 2.3. Eigene Berechnung. Höher als im Finanzbereich ist der Gender Pay Gap unter den Vollzeiterwerbstätigen in der Leistungsgruppe 1 im Gesundheits- und Sozialwesen (29 Prozent) sowie im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung (56,3 Prozent); im produzierenden Gewerbe insgesamt liegt der Gender Pay Gap in dieser Gruppe bei 14,2 Prozent. In der Leistungsgruppe 1 ist der Gender Pay Gap höher als in den vier weiteren Leistungsgruppen. Zur Leistungsgruppe 1 gehören Arbeitnehmer/-innen mit Aufsichts- und Dispositionsbefugnis. Hierzu zählen zum Beispiel angestellte Geschäftsführer/-innen, sofern deren Verdienst zumindest teilweise erfolgsunabhängige Zahlungen enthält. Eingeschlossen sind auch alle Arbeitnehmer/-innen, die in größeren Führungsbereichen Dispositions- oder Führungsaufgaben wahrnehmen und

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Managerinnen-Barometer: Banken und Versicherungen

Abbildung 2

Top-100-Banken und Top-59-Versicherungen nach Frauenanteil im Aufsichtsrat 2015 In Prozent 33,9 30,6

35 30

26,527,1

26,5

25

Aufsichtsräte: Frauenanteil steigt um drei Prozentpunkte Häufiger als in den Vorständen sind Frauen in den Aufsichtsräten der großen Banken und Sparkassen vertreten. In insgesamt fast 95 Prozent der Institute gab es Ende des Jahres 2015 Aufsichtsrätinnen. Sie hatten 324 von insgesamt 1 518 Sitzen inne, was einem Anteil von gut 21 Prozent der Sitze entsprach. Damit stieg der Frauenanteil in den Aufsichtsräten im Vergleich zum Vorjahr um gut drei Prozentpunkte. Sechs Banken hatten eine Aufsichtsratsvorsitzende, das ist eine mehr als im Jahr zuvor.11 Für 81 der 100 Geldhäuser konnten Angaben zur Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat ermittelt werden: Von den 288 Aufsichtsrätinnen in diesen Instituten waren 157 Arbeitnehmer-

Arbeitnehmer mit Tätigkeiten, die umfassende kaufmännische oder technische Fachkenntnisse erfordern. In der Regel werden die Fachkenntnisse durch ein Hochschulstudium erworben. Die vier weiteren Leistungsgruppen umfassen (2) „Herausgehobene Fachkräfte“ (3) „Fachkräfte“ (4) „Angelernte Arbeitnehmer“ (5) „Ungelernte Arbeitnehmer“. Vgl. ebenda, Glossar. 10 Vorstandsvorsitzende waren Eva Wunsch-Weber bei der Frankfurter Volksbank e.G. und Dr. Birgit Roos bei der Sparkasse Krefeld. Carola Gräfin v. Schmettow war Vorstandssprecherin bei der HSBC Trinkaus & Burkhardt AG. 11 Marija Korsch bei der Aareal Bank AG, Wiesbaden; Karoline Linnert bei der Bremer Landesbank, Bremen; Cornelia Yzer bei der IBB Investitionsbank Berlin, Berlin; Ilse Aigner bei der LfA Förderbank Bayern, München; Dr. Dietlind Tiemann von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse Potsdam und Tamara Bischof bei der Sparkasse Mainfranken, Würzburg.

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016

15,3

10 5

13,6

11,210,2 5,1

4,1 3,4

2,0 1,7

eh r 30

un d

m

eh r m

9 50

un d

bi s4

9 30

bi s3

bi s2 20

10

bi s1

9

9

0 bi s9

In insgesamt 28 der 100 größten Banken und Sparkassen waren Frauen im Jahr 2015 im Vorstand vertreten – das waren fünf Geldinstitute mehr als im Jahr zuvor (Tabelle 2). Dennoch blieben Frauen an der Spitze weiterhin stark unterrepräsentiert: 364 Männern mit Vorstandsposten standen nur 30 Frauen gegenüber. Der sich daraus ergebende Frauenanteil in Vorständen in Höhe von fast acht Prozent hat sich gegenüber dem Vorjahr um einen Prozentpunkt erhöht. Vorstandsvorsitze wurden weiterhin kaum von Frauen eingenommen (Übersicht).10

15

1

Vorstände: Frauen weiterhin stark unterrepräsentiert

20

0

Top-100-Banken und Sparkassen

22,0 20,4

40

Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Auswirkungen der ungleichen Entlohnung über den gesamten Lebensverlauf bis hin zur Rente erstrecken. Eine Erhöhung der Aufstiegschancen von Frauen – und damit ein verbesserter Zugang zu höheren Verdiensten – trägt somit ceteris paribus (also unter sonst gleichen Umständen) auch zur Verringerung der Lücke bei den Altersbezügen bei.

Frauenanteile in Prozent Unternehmen

Versicherungen

Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

Die Schwelle von 30 Prozent Frauen im Aufsichtsrat erreichten die Versicherungen Ende 2015 etwas öfter als die Banken.

vertreterinnen (knapp 55 Prozent). Damit ist der Anteil der Arbeitnehmervertreterinnen an den Aufsichtsrätinnen gegenüber dem Vorjahr um mehr als fünf Prozentpunkte gesunken. Die Kapitalseite holt also auf. In knapp 27 Prozent der Banken und Sparkassen betrug der Frauenanteil in Aufsichtsräten 30 Prozent oder mehr, in 13 Instituten lag er zwischen 25 und 29 Prozent (Abbildung 2 und Tabelle 3). In fünf Prozent der Geldhäuser war der Aufsichtsrat eine reine Männerdomäne; bei der Comdirect Bank, der Investitionsbank des Landes Brandenburg sowie der Investitionsbank Schleswig-Holstein waren genauso viele Frauen wie Männer im Aufsichtsrat. Nur bei der Investitionsbank Berlin waren Frauen in der Mehrzahl (fünf Frauen und vier Männer). Keine einzige Frau gab es in den Aufsichtsräten von fünf Instituten: Münchener Hypothekenbank e.G., BMW Bank GmbH, Mercedes-Benz Bank AG, Düsseldorfer Hypothekenbank AG und Debeka Bausparkasse AG.

Genossenschaftliche Banken bilden das Schlusslicht In seiner Untersuchung differenziert das DIW Berlin seit 2010 seine Angaben nach den drei Säulen des Finanzsektors: private, öffentlich-rechtliche und genossenschaftliche Banken.

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Managerinnen-Barometer: Banken und Versicherungen

Übersicht

Frauen in Vorständen großer Banken, Sparkassen und Versicherungen in Deutschland 2015 Rang

Unternehmen

Säule

100 größte Banken und Sparkassen 1 3 8 10 12 13 16 20 22 23 24 26 44 46 50 51 52 53 54 56 62 71 74 80 81 84 86 92

Deutsche Bank AG KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau Norddeutsche Landesbank Girozentrale Deutsche Postbank AG ING-DiBa AG Deka Bank Deutsche Girozentrale Landwirtschaftliche Rentenbank AG Landeskreditbank Baden-Württemberg – Förderbank (L-Bank) Landesbank Berlin AG Aareal Bank AG Volkswagen Bank GmbH Hamburger Sparkasse AG HSBC Trinkaus & Burkhardt AG lnvestitionsbank Berlin (IBB) Stadtsparkasse München Comdirect Bank AG Oldenburgische Landesbank AG lnvestitionsbank des Landes Brandenburg Sparkasse Hannover Targobank AG & Co. KGaA Stadtsparkasse Düsseldorf Westdeutsche lmmobilienBank AG Sparda-Bank Südwest e.G. Frankfurter Volksbank e.G. TeamBank AG BB Bank e.G. Sparkasse Krefeld Kreissparkasse Waiblingen

Sylvie Matherat Dr. Ingrid Hengster Ulrike Brouzi Susanne Klöß-Braekler Katharina Herrmann Manuela Better Imke Ettori Yvonne Zimmermann Tanja Müller-Ziegler Dagmar Knopek Dr. Heidrun Zirfas Bettina Poullain Carola Gräfin v. Schmettow (Vorsitz) Sonja Kardorf Marlies Mirbeth Martina Palte Karin Katerbau Jacqueline Tag; Gabriela Pantring Kerstin Berghoff-Ising; Marina Barth Maria Topaler Karin-Brigitte Göbel Christiane Kunisch-Wolff Karin Schwartz Eva Wunsch-Weber (Vorsitz) Dr. Christiane Decker Gabriele Kellermann Dr. Birgit Roos (Vorsitz) Ines Dietze

privat öffentl.-rechtl. öffentl.-rechtl. privat privat öffentl.-rechtl. öffentl.-rechtl. öffentl.-rechtl. öffentl.-rechtl. privat privat freie Spark. privat öffentl.-rechtl. öffentl.-rechtl. privat privat öffentl.-rechtl. öffentl.-rechtl. privat öffentl.-rechtl. öffentl.-rechtl. genossensch. genossensch. genossensch. genossensch. öffentl.-rechtl. öffentl.-rechtl.

59 größte Versicherungen 1 2 5 7 9 10 11 14 20 22 26 27 28 29 30 32 33 35 36 37 39 45 49 50 51 53 59

Munich RE Allianz Deutschland AG ERGO Versicherungsgruppe AG AXA Konzern AG Versicherungskammer Bayern Allianz SE HUK-COBURG a.G. DKV Deutsche Krankenversicherung AG AXA Versicherung AG Generali Lebensversicherung AG Allianz Private Krankenversicherungs-AG ERGO Lebensversicherung AG AXA Lebensversicherung AG ERGO Versicherung AG AXA Krankenversicherung AG Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG Provinzial Rheinland Versicherung AG Cosmos Lebensversicherung-Aktiengesellschaft HDI Lebensversicherungs-AG Alte Leipziger Lebensversicherung a.G. Allianz Global Corporate & Speciality SE Generali Versicherung AG HUK-COBURG Allgemeine Versicherungs-­Aktiengesellschaft Württembergische Versicherung AG Bayerische Beamtenkrankenkasse AG HDI Versicherung AG Provinzial Rheinland Lebensversicherung AG

Giuseppina Albo; Dr. Doris Höpke Dr. Birgit König Dr. Bettina Anders; Silke Lautenschläger Dr. Andrea van Aubel; Dr. Astrid Stange Barbara Schick Dr. Helga Jung Sarah Rössler Silke Lautenschläger Dr. Andrea van Aubel Claudia Andersch Dr. Birgit König (Vorsitz) Silke Lautenschläger Dr. Andrea van Aubel Silke Lautenschläger Dr. Andrea van Aubel Barbara Schick Sabine Krummenerl Claudia Andersch Barbara Riebeling Wiltrud Pekarek Nina Klingspor; Sinéad Browne Dr. Monika Sebold-Bender Sarah Rössler Dr. Susanne Pauser Manuela Kiechle Barbara Riebeling; Anette Rosenzweig Sabine Krummenerl

Quelle: Erhebung des DIW Berlin © DIW Berlin 2016

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DIW Wochenbericht Nr. 2.2016


Managerinnen-Barometer: Banken und Versicherungen

Der Anteil öffentlich-rechtlicher Banken und Sparkassen mit Frauen im Vorstand ist im Jahr 2015 von zehn auf 14 von insgesamt 52 Instituten gestiegen (Tabelle 4). Dennoch blieben Frauen eine Seltenheit in den Vorständen der öffentlich-rechtlichen Geldhäuser: Unter den Mitgliedern befanden sich 16 Frauen und 187 Männer. Gegenüber dem Vorjahr entsprach das einem Anstieg von einem Prozentpunkt auf einen Frauenanteil von knapp acht Prozent. In den privaten Banken stieg der Anteil der Institute mit Frauen im Vorstand um gut vier Prozentpunkte auf über 32 Prozent. Doch auch bei den privaten Banken blieb der Frauenanteil an den Vorstandsmitgliedern mit zehn von insgesamt 128 Mitgliedern oder acht Prozent sehr gering (plus ein Prozentpunkt gegenüber 2014). Die genossenschaftlichen Banken bildeten im Jahr 2015 hinsichtlich der Repräsentation von Frauen in Vorständen das Schlusslicht: In keiner der beiden anderen Säulen des Finanzsektors war der Frauenanteil in Vorständen geringer als bei den Genossenschaftsbanken (gut sechs Prozent); zudem gab es gegenüber dem Vorjahr praktisch keine Veränderung. Und weder bei den privaten noch bei den öffentlich-rechtlichen Banken war der Anteil jener Institute, die überhaupt eine Frau im Vorstand hatten, so gering wie bei den genossenschaftlichen Banken (23,5 Prozent). Angesichts der Tatsache, dass die Genossenschaftsbanken im Grundsatz ein auf Partizipation ausgelegtes Geschäftsmodell verfolgen, sind diese Ergebnisse äußerst bemerkenswert. In jedem der Aufsichtsräte der 52 öffentlich-rechtlichen Banken war mindestens eine Frau vertreten. Der Frauenanteil in den Kontrollgremien nahm um mehr als drei Prozentpunkte auf knapp 24 Prozent zu. Unter den Aufsichtsratsvorsitzenden gab es fünf Frauen – eine mehr als Vorjahr –, was einem Anteil von fast zehn Prozent entsprach. Unter den privaten Banken gab es weiterhin Institute, in denen der Aufsichtsrat eine reine Männerdomäne blieb (4 von insgesamt 29 Banken mit Angaben zur Zusammensetzung des Gremiums). Der Frauenanteil an den Aufsichtsratsmitgliedern lag mit insgesamt gut 22 Prozent trotzdem auf dem Niveau der öffentlich-rechtlichen Banken und der Anstieg gegenüber dem Vorjahr fiel mit gut fünf Prozentpunkten (gegenüber gut drei Prozentpunkten) auch deutlich höher aus. Bei den genossenschaftlichen Banken hatten 16 von 17 Instituten Frauen im Aufsichtsrat, der Frauenanteil war mit knapp 16 Prozent jedoch weit niedriger als bei den privaten und öffentlich-rechtlichen Instituten. Wie schon seit Beginn der Erhebung gab es auch im Jahr 2015 keine Aufsichtsratsvorsitzende in einer Genossenschaftsbank.

Tabelle 3

Größte 100 Banken und Sparkassen1 mit mindestens 25 Prozent Frauen­anteil im Aufsichtsrat Rang

Unternehmen

46

lnvestitionsbank Berlin (IBB)²

47

Investitionsbank SchleswigHolstein (IB.SH)

51

Comdirect Bank AG

Mitglieder insgesamt

darunter: Frauenanteil Frauen in Prozent

Säule

9

5

55,6

öffentl.-rechtl.

12

6

50,0

öffentl.-rechtl.

6

3

50,0

privat

53

lnvestitionsbank des Landes Brandenburg

18

9

50,0

öffentl.-rechtl.

27

Santander Consumer Bank AG

12

5

41,7

privat

18

Hypothekenbank Frankfurt AG

5

2

40,0

privat

49

SaarLB

13

5

38,5

öffentl.-rechtl.

14

HSH Nordbank AG

16

6

37,5

öffentl.-rechtl.

17

Deutsche Pfandbriefbank AG

8

3

37,5

privat

57

Wüstenrot Bank AG Pfandbriefbank

8

3

37,5

privat

39

IKB Deutsche lndustriebank AG

11

4

36,4

privat

86

Sparkasse Krefeld

17

6

35,3

öffentl.-rechtl.

1

Deutsche Bank AG

20

7

35,0

privat

2

Commerzbank AG

20

7

35,0

privat

23

Aareal Bank AG²

12

4

33,3

privat

30

Dexia Kommunalbank Deutschland AG

6

2

33,3

privat

41

Wüstenrot Bausparkasse AG

12

4

33,3

privat

45

LfA Förderbank Bayern²

6

2

33,3

öffentl.-rechtl.

52

Oldenburgische Landesbank AG

12

4

33,3

privat

54

Sparkasse Hannover

18

6

33,3

öffentl.-rechtl.

84

BB Bank e.G.

15

5

33,3

genossensch.

85

Sparkasse Dortmund

15

5

33,3

öffentl.-rechtl.

97

Stadtsparkasse Wuppertal

15

5

33,3

öffentl.-rechtl.

11

NRW.Bank

16

5

31,3

öffentl.-rechtl.

21

Bausparkasse Schwäbisch Hall AG

20

6

30,0

genossensch.

78

Sparkasse Münsterland-Ost

30

9

30,0

öffentl.-rechtl.

87

Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen

17

5

29,4

öffentl.-rechtl.

6

Landesbank Baden-Württemberg

21

6

28,6

öffentl.-rechtl.

99

BHF-BANK Aktiengesellschaft

7

2

28,6

privat

94

Sparkasse Mainfranken Würzburg²

25

7

28,0

öffentl.-rechtl.

8

Norddeutsche Landesbank Girozentrale

18

5

27,8

öffentl.-rechtl.

37

Sparkasse KölnBonn

18

5

27,8

öffentl.-rechtl.

61

Ostsächsische Sparkasse Dresden

18

5

27,8

öffentl.-rechtl.

77

Sparkasse Leipzig

18

5

27,8

öffentl.-rechtl.

95

Sparkasse Karlsruhe Ettlingen

29

8

27,6

öffentl.-rechtl.

20

Landeskreditbank Baden-Württemberg – Förderbank (L-Bank)

15

4

26,7

öffentl.-rechtl.

55

Sparda-Bank Baden-Württemberg e.G.

15

4

26,7

genossensch.

5

UniCredit Bank AG

12

3

25,0

privat

10

Deutsche Postbank AG

20

5

25,0

privat

1  Nur Banken, die Angaben zur Besetzung des Aufsichtsrats machen. 2  Hier leitete auch eine Frau den Aufsichtsrat. Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

Im Kontrollgremium von vier Banken waren Frauen genauso stark oder sogar stärker vertreten als Männer.

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016

51


Managerinnen-Barometer: Banken und Versicherungen

Tabelle 4

Frauen in Aufsichtsräten beziehungsweise Vorständen großer Banken und Sparkassen in Deutschland1 nach Säulen des Finanzsektors Öffentlich-rechtliche Banken

Private Banken2

Genossenschaftsbanken

2010

2011

2013

2014

2015

2010

2011

2013

2014

2015

2010

2011

2013

2014

2015

Vorstände/Geschäftsführungen Unternehmen insgesamt Mit Angaben zur Zusammensetzung mit Frauen im Vorstand Anteil in Prozent

52 52 3 5,8

53 53 4 7,5

50 50 8 16,0

52 52 10 19,2

52 52 14 26,9

36 36 5 13,9

34 34 5 14,7

31 31 10 32,3

32 32 9 28,1

31 31 10 32,3

12 12 2 16,7

13 13 3 23,1

16 16 5 31,3

16 16 4 25,0

17 17 4 23,5

Mitglieder insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

203 199 4 2,0

197 192 5 2,5

193 184 9 4,7

190 177 13 6,8

203 187 16 7,9

157 151 6 3,8

151 146 5 3,3

128 118 10 7,8

132 123 9 6,8

128 118 10 7,8

48 46 2 4,2

56 53 3 5,4

62 57 5 8,1

65 61 4 6,2

63 59 4 6,3

Vorsitze insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

52 52 0 0,0

53 53 0 0,0

50 49 1 2,0

50 49 1 2,0

52 51 1 1,9

36 34 2 5,6

34 33 1 2,9

31 30 1 3,2

28 28 0 0,0

29 28 1 3,4

12 12 0 0,0

13 13 0 0,0

16 15 1 6,3

15 14 1 6,7

17 16 1 5,9

Aufsichts-/Verwaltungsräte Unternehmen insgesamt Mit Angaben zur Zusammensetzung mit Frauen im Aufsichtsrat Anteil in Prozent

52 52 48 92,3

53 53 50 94,3

50 50 47 94,0

52 51 50 98,0

52 52 52 100,0

36 36 29 80,6

34 34 26 76,5

31 31 24 77,4

32 30 24 80,0

31 29 25 86,2

12 12 11 91,7

13 13 12 92,3

16 16 15 93,8

16 16 15 93,8

17 17 16 94,1

Mitglieder insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

960 802 158 16,5

999 831 168 16,8

885 730 155 17,5

906 735 171 18,9

933 725 208 22,3

396 333 63 15,9

349 291 58 16,6

321 264 57 17,8

323 264 59 18,3

311 239 73 23,5

192 160 32 16,7

219 185 34 15,5

244 204 40 16,4

275 235 40 14,5

274 231 43 15,7

Vorsitze insgesamt Männer Frauen Anteil der Frauen in Prozent

52 49 3 5,8

53 51 2 3,8

50 48 2 4,0

51 47 4 7,8

52 47 5 9,6

36 36 0 0,0

34 34 0 0,0

31 30 1 3,2

30 29 1 3,3

29 28 1 3,4

12 12 0 0,0

13 13 0 0,0

16 16 0 0,0

16 16 0 0,0

17 17 0 0,0

1  Jeweils am Jahresende. Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung der jeweiligen Spitzengremien machen. 2  Zwei der Privatbanken sind freie Sparkassen. Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

Die Genossenschaftsbanken hatten Ende 2015 sowohl in den Vorständen als auch in den Aufsichtsräten die geringsten Frauenanteile.

Versicherungen Vorstände: Wenig Dynamik In 27 der 59 untersuchten Versicherungen war Ende des vergangenen Jahres mindestens eine Frau im Vorstand vertreten (Tabelle 2). Insgesamt gab es 32 Vorständinnen, was bei insgesamt 353 Vorstandsposten einem Anteil von gut neun Prozent entsprach. Damit lag der Frauenanteil in den Versicherungsvorständen weiterhin leicht über dem in Bankvorständen – beide Bereiche starteten 2006 bei einem Ausgangsniveau von 2,5 Prozent. Dr. Birgit König bei der Allianz Private Krankenversicherungs-AG blieb die einzige Vorstandsvorsitzende.

52

Aufsichtsräte: in 15 Prozent der Gremien sitzt keine einzige Frau Frauen waren Ende des Jahres 2015 in knapp 85 Prozent der Versicherungen im Aufsichtsrat vertreten. Ihr Anteil an den Mitgliedern lag mit gut 19 Prozent knapp zwei Prozentpunkte höher als 2014. Die seit 2010 zu beobachtende Aufwärtsbewegung hat sich damit fortgesetzt. Wie im Vorjahr leitete Ulrike Lubek die Aufsichtsräte der Provinzial Rheinland Versicherung AG sowie der Provinzial Rheinland Lebensversicherung AG. 48 Versicherungen hatten Arbeitnehmervertretungen im Aufsichtsrat. Insgesamt nahmen Frauen in diesen Versicherungen 112 Aufsichtsratssitze ein. Davon entfielen 71 (gut 63 Prozent) auf Arbeitnehmervertreterinnen. Der Anteil der Frauen in diesem Spitzengremium stieg seit 2006 um fast acht Prozentpunkte, bei den Geldhäu-

DIW Wochenbericht Nr. 2.2016


Managerinnen-Barometer: Banken und Versicherungen

sern waren es sechs Prozentpunkte. Die Versicherungen holen also langsam auf, wenngleich der Frauenanteil unter dem der Geldhäuser verbleibt. Der Auf holprozess – wenn auch auf sehr niedrigem Niveau – ist insofern erwähnenswert, als dass 15 Prozent der Versicherungen keine einzige Frau im Aufsichtsrat hatten. In anderen Versicherungen, die bereits Frauen im Aufsichtsrat hatten, kamen offenbar mehr Frauen zum Zuge. Die Versicherer erreichten oder übertrafen denn auch häufiger den Frauenanteil von 30 Prozent in Aufsichtsräten als die Geldhäuser – auf 27 Prozent der Unternehmen traf das zu (Abbildung 2). In 20 Versicherungen stellten Frauen mindestens ein Viertel der Aufsichtsratsmitglieder (Tabelle 5). In 14 waren sie zu einem Drittel oder mehr vertreten, und in zweien – der Allianz Versicherungs-AG sowie der Allianz Global Corporate & Specialty SE – saßen genauso viele Frauen wie Männer im Kontrollgremium. In keiner der untersuchten Versicherungen waren Frauen im Aufsichtsrat in der Mehrheit.

Europäische Zentralbank und Zentralbanken der EU-Länder In diesem Abschnitt wird über den Frauenanteil im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), im Aufsichtsgremium der neuen europäischen Bankenaufsicht (Single Supervisory Mechanism, SSM), im oberen und mittleren Management der EZB, sowie in den wesentlichen Entscheidungsorganen der nationalen Zentralbanken der EU-Länder, insbesondere der Deutschen Bundesbank, berichtet. Der EZB-Rat ist das oberste Beschlussorgan der Europäischen Zentralbank und setzt sich aus dem sechsköpfigen Direktorium sowie den Präsidentinnen und Präsidenten der nationalen Zentralbanken der 19 Mitgliedstaaten des Euroraums zusammen.12 Seit 2014 sitzen zwei Frauen in dem nunmehr 25-köpfigen Gremium (Tabelle 6): Sabine Lautenschläger aus Deutschland als Direktoriumsmitglied und die Präsidentin der zyprischen Zentralbank, Chrystalla Georghadji. Der einheitliche Bankenaufsichtsmechanismus SSM (Single Supervisory Mechanism) wurde am 4. November 2014 eingerichtet und übernahm die Aufsicht über bedeutende Banken in den teilnehmenden EU-Ländern.13 Er setzt sich aus der EZB und den nationalen Aufsichts-

Tabelle 5

Größte 59 Versicherungen mit mindestens 25 Prozent Frauenanteil im Aufsichtsrat Mitglieder insgesamt

darunter: Frauen

Frauenanteil in Prozent

Allianz Versicherungs-AG

6

3

50,0

Allianz Global Corporate & Speciality SE

6

3

50,0

Munich RE

20

8

40,0

5

ERGO Versicherungsgruppe AG

16

6

37,5

6

Hannover Rück SE

9

3

33,3

10

Allianz SE

12

4

33,3

12

Debeka Krankenversicherungsverein a.G.

12

4

33,3

14

DKV Deutsche Krankenversicherung AG

3

1

33,3

20

AXA Versicherung AG

3

1

33,3

26

Allianz Private Krankenversicherungs-AG

6

2

33,3

27

ERGO Lebensversicherung AG

3

1

33,3

29

ERGO Versicherung AG

3

1

33,3

52

Barmenia Krankenversicherung a.G.

6

2

33,3

56

SV SparkassenVersicherung Gebäude­ versicherung AG

21

7

33,3

7

AXA Konzern AG

16

5

31,3

11

HUK-COBURG a.G.

10

3

30,0

46

R + V Versicherung AG

15

4

26,7

3

Talanx AG

16

4

25,0

25

SV SparkassenVersicherung Holding AG

20

5

25,0

50

Württembergische Versicherung AG

12

3

25,0

Rang

Unternehmen

8 39 1

Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

20 von 59 Versicherungen haben ihren Aufsichtsrat zu mindestens einem Viertel mit Frauen besetzt.

Tabelle 6

Frauen im EZB-Rat1 Mitglieder insgesamt

Männer

Frauen

Frauenanteil in Prozent

2003

17

16

1

5,9

2004

17

16

1

5,9

2005

17

16

1

5,9

2006

17

16

1

5,9

2007

19

18

1

5,3

2008

21

20

1

4,8

2009

22

21

1

4,5

2010

22

21

1

4,5

2011

23

23

0

0,0

2012

23

23

0

0,0

2013

23

23

0

0,0

2014

24

22

2

8,3

2015

25

23

2

8,0

1  Seit 1. Januar 2015 durch den Eintritt Litauens in die Eurozone 25 Mitglieder.

12 Zum 1. Januar 2015 kam mit dem Eintritt Litauens in den Euroraum der Präsident der litauischen Zentralbank hinzu. 13 Für Informationen zu den Kriterien für die Einstufung als „bedeutendes“ Institut sowie über die teilnehmenden Länder siehe Europäische Zentralbank – Bankenaufsicht (2015): Einheitlicher Aufsichtsmechanismus. www.bankingsupervision.europa.eu/about/thessm/html/index.de.html, 9. Dezember 2015.

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Quelle: Europäische Kommission, Datenbank über die Mitwirkung von Frauen und Männern an Entscheidungsprozessen. © DIW Berlin 2016

Im EZB-Rat sitzen zwei Frauen neben 23 Männern.

53


Managerinnen-Barometer: Banken und Versicherungen

Tabelle 7

Tabelle 8

Frauen und Männer im Aufsichtsgremium der Europäischen Bankenaufsicht 2015

Frauen im oberen und mittleren Management1 der Europäischen Zentralbank

EZB-Mitglieder

Frauen

Männer

4

2

darunter: Frauen

Frauenanteil in Prozent

Ende 2013

Vertreter und Vertreterinnen der nationalen Aufsichtsbehörden

oberes Management

Belgien

0

1

Deutschland

0

2

Estland

0

2

Finnland

1

1

Frankreich

0

1

Griechenland

0

1

Irland

0

1

Italien

0

1

Lettland

1

1

Litauen

1

0

Luxemburg

0

2

Malta

0

2

Niederlande

0

1

Österreich

0

2

Portugal

0

1

Slowakei

0

1

Slowenien

1

0

Spanien

0

1

Zypern

0

1

4

22

Insgesamt

8

24

In Prozent

25

75

Quelle: Das EZB-Aufsichtsgremium, https://www.bankingsupervision.europa.eu/​ organisation/whoiswho/supervisoryboard/html/index.de.html, 06. Januar 2016. © DIW Berlin 2016

Im Aufsichtsgremium der Europäischen Bankenaufsicht sind Frauen mit einem Anteil von 25 Prozent vertreten.

behörden der teilnehmenden Länder zusammen. Mit der Einrichtung des SSM erweiterte sich der Aufgabenumfang der EZB wesentlich – dementsprechend wurden zusätzliche Stellen eingerichtet.14 Das Aufsichtsgremium der europäischen Bankenaufsicht SSM besteht aus sechs Vertreterinnen und Vertretern der EZB (sie stellen den Vorsitz und den stellvertretenden Vorsitz) sowie Vertreterinnen und Vertretern nationaler Aufsichtsbehörden. Die EZB entsendete vier Frauen – Danièle Nouy, Sabine Lautenschläger, Julie Dickson und Sirkka Hämäläinen – und zwei Männer.

14 Zum 31. Dezember 2014 zählte die EZB in Vollzeitäquivalenten gerechnet 2 577 Stellen. Ende 2013 waren es noch 1 790. Europäische Zentralbank (2015): Jahresbericht 2014. 189.

54

Insgesamt

oberes + mittleres Management

41

6

15

242

44

18

Ende 2014 oberes Management oberes + mittleres Management

54

10

19

391

94

24

3. Quartal 2015 oberes Management oberes + mittleres Management

57

11

19

413

99

24

1  Oberes Management umfasst zwei Gehaltsbänder (K und L); oberes + mittleres Management umfasst vier Gehaltsbänder (I, J, K, L). Quelle: Auskunft der Generaldirektion Personal, Budget & Organisation der EZB, 9. Oktober 2015. © DIW Berlin 2016

Der Frauenanteil liegt im mittleren Management der EZB höher als im oberen Management

Unter den 26 Vertreterinnen und Vertretern der nationalen Aufsichtsbehörden befanden sich ebenfalls vier Frauen. Insgesamt waren Frauen also zu einem Viertel in dem 32-köpfigen Aufsichtsgremium der neuen europäischen Bankenaufsicht vertreten (Tabelle 7). Die EZB hat 2013 interne Zielvorgaben für den Frauenanteil in Managementpositionen eingeführt.15 Bis Ende 2019 soll der Frauenanteil in den obersten zwei Gehaltsbändern 28 Prozent und in den obersten vier Gehaltsbändern 35 Prozent betragen. Die Vorgaben betreffen damit die Positionen der obersten Managementebene (Generaldirektorinnen und -direktoren, stellvertretende Generaldirektorinnen und -direktoren, Direktorinnen und Direktoren sowie Principal-Beraterinnen und -Berater) und der mittleren Managementebene (Abteilungsleitung, stellvertretende Abteilungsleitung, Gruppenleitung, Senior-Beraterinnen und -Berater).16 Sie gelten nicht für die politische Führungsebene, also das Direktorium und den EZB-Rat, deren Mitglieder in einem politischen Prozess ernannt werden. 15 Rexer, A., Zydra, M. (2013): Förderung von Managerinnen: EZB führt Frauenquote ein. Süddeutsche Zeitung, 29. August. Siehe auch Holst, E., Kirsch, A. (2014): Finanzsektor: Verbesserungen beim Frauenanteil in Spitzengremien allenfalls in Trippelschritten. DIW Wochenbericht Nr. 3/2014, 39. 16 Beraterinnen und Berater, Senior-Beraterinnen und -Berater sowie PrincipalBeraterinnen und -Berater sind Führungskräfte, die innerhalb von Direktionen für Projekt- oder Querschnittsaufgaben zuständig sind. Sie haben keine direkten Managementaufgaben wie die Mitarbeiterbeurteilung.

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Managerinnen-Barometer: Banken und Versicherungen

Der Frauenanteil ist von Ende 2013 bis zum dritten Quartal 2015 in den obersten zwei Gehaltsbändern von 15 auf 19 Prozent gestiegen und in den obersten vier Bändern von 18 auf 24 Prozent (Tabelle 8). Dabei muss allerdings beachtet werden, dass die vergangenen beiden Jahre insofern eine Ausnahmesituation darstellten, als dass im Zuge der Rekrutierungsmaßnahmen mit Blick auf die einheitliche Bankenaufsicht die Zahl der Führungskräfte insgesamt stark anstieg: Während es Ende 2013 noch 242 Personen im oberen und mittleren Management gab, waren es im dritten Quartal 2015 schon 413. Wird die absolute Zahl der Positionen künftig nicht weiter angehoben, sind deutlichere Anstrengungen nötig, um die Zielvorgaben zu erreichen. Im Rahmen eines Aktionsplans wurden diverse Maßnahmen eingeführt. Dazu gehören Diversity-Beauftragte, ein Mentoring-Programm, Trainingsmaßnahmen für Frauen, Work-Life-Balance-Maßnahmen (dabei insbesondere eine Erhöhung der Zahl der Telearbeitstage) und Änderungen in der Personalbeschaffung (unter Beibehaltung einer rein leistungsorientierten Personalauswahl wurden unter anderem Formulierungen in Ausschreibungen geändert, potentielle Bewerberinnen gezielt angesprochen und die Vertretung von Frauen in Personalauswahlkommissionen kontrolliert).17 Die weitere Entwicklung des Frauenanteils im EZB-Management bis Ende 2019 darf also mit Spannung beobachtet werden. Der Frauenanteil in den wesentlichen Entscheidungsorganen der nationalen Zentralbanken der EU-Länder wird von der Europäischen Kommission seit 2003 veröffentlicht. Während die durchschnittliche Repräsentanz von Frauen in den Spitzengremien der nationalen Zentralbanken in der Vergangenheit zwischen 16 und 18 Prozent rangierte, stieg sie im vergangenen Jahr auf 21 Prozent.18 Die ohnehin schon erheblichen Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern sind dabei allerdings noch größer geworden (Abbildung 3). So war die Gleichstellung der Geschlechter im Spitzengremium der französischen und der slowenischen Zentralbank mit einem Frauenanteil von 45 beziehungsweise 40 Prozent auf einem guten Weg, während in sieben Ländern – Griechenland, Kroatien, den Niederlanden, Österreich, Portugal, der Slowakei und Tschechien – überhaupt keine Frauen im obersten Entscheidungsorgan vertreten waren. In den vorangegangenen Jahren traf dies noch auf weniger Zentralbanken zu (sechs im Jahr 2014 und fünf im Jahr 2013).

17 Auskunft der Generaldirektion Personal, Budget & Organisation der EZB, 9. Oktober 2015. 18 EU-Datenbank über die Mitwirkung von Frauen und Männern an Entscheidungsprozessen, ec.europa.eu/justice/gender-equality/gender-decision-making/database/business-finance/index_de.htm, 16. Oktober 2015.

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Abbildung 3

Frauen und Männer in den wesentlichen Entscheidungsorganen1 nationaler Zentralbanken in der EU 20152 In Prozent Frankreich Slowenien Dänemark Spanien Schweden Bulgarien Polen Irland Lettland Italien Großbritannien Malta EU-28 Litauen Estland Finnland Deutschland Belgien Zypern Rumänien Ungarn Luxemburg Niederlande Griechenland Slowakei Portugal Österreich Kroatien Tschechien

Frauen

0

20

Männer

40

60

80

100

1  Mitglieder des Direktoriums; bei Trennung von Kontroll- und Exekutivfunktion: Mitglieder des Aufsichtsrats. 2  Stand: Januar 2016. Quelle: Europäische Kommission, Datenbank über die Mitwirkung von Frauen und Männern an Entscheidungsprozessen. © DIW Berlin 2016

Einen besonders hohen Anteil an Zentralbankerinnen gibt es in Frankreich, Slowenien und Dänemark.

Das oberste Organ der Deutschen Bundesbank ist der sechsköpfige Vorstand. 2015 waren der Präsident und vier weitere Mitglieder Männer; die Vizepräsidentenposition wurde von einer Frau bekleidet: Prof. Dr. Claudia Buch. Damit befand sich die Deutsche Bundesbank im unteren Mittelfeld der Zentralbanken der EU-Mitgliedsländer.

Ausgesprochen schwache Dynamik im Finanzsektor Seit mehr als zehn Jahren untersucht das DIW Berlin die Entwicklung der Frauenanteile in den Vorständen und Aufsichtsräten des Finanzsektors in Deutschland, seit 2006 führt es dazu eigene Recherchen durch. In dieser Zeit ist die Unterrepräsentation von Frauen in den Führungsetagen deutscher Unternehmen immer

55


Managerinnen-Barometer: Banken und Versicherungen

Abbildung 4

Frauen und Männer in Vorständen und Aufsichtsräten des Finanzsektors In Prozent Männer 100

80

60

40 Frauen 20

0 2006

2007

2008

2009

2010

Banken

2011

2012

2013

2014

2015

Versicherungen Vorstände

Vorstände

Aufsichtsräte

Aufsichtsräte

Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

mehr in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt, und es wurden freiwillige und gesetzliche Regelungen zur Erhöhung des Frauenanteils eingeführt. Trotzdem haben es bislang nur wenige Frauen insbesondere in die Vorstände geschafft. Aber auch die Aufsichtsräte großer Banken und Versicherungen sind noch sehr weit von einer ausgeglichenen Repräsentation der Geschlechter entfernt. Seit 2006 ist der Frauenanteil in den Vorständen von Banken und Sparkassen um etwas mehr als fünf Prozentpunkte und in den Versicherungen um knapp sieben Prozentpunkte gestiegen (Abbildung 4). In den Aufsichtsräten legte der Frauenanteil im gleichen Zeitraum um gut sechs Prozentpunkte bei den Geldhäusern zu und um knapp acht Prozentpunkte bei den Versicherungen. Diese Dynamik war viel zu schwach, um die Schere zwischen Frauen- und Männeranteilen in den Spitzengremien auch nur annähernd zu schließen. Keine Frau im Aufsichtsrat und im Vorstand hatten unter den Banken und Sparkassen immer noch die Münchener Hypothekenbank e.G., BMW Bank GmbH, Mercedes-Benz Bank AG, Düsseldorfer Hypothekenbank AG und die Debeka Bausparkasse AG; unter den Versicherungen waren es der LVM Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster a.G., die VHV Allgemeine Versicherung AG und die Gothaer Lebensversicherung AG.

Der Abstand zwischen den Frauenanteilen in Vorständen und Aufsichtsräten ist deutlich.

Abbildung 5

Frauenanteile in Aufsichtsräten und Vorständen der Top-100-Banken und Top-200-Unternehmen (ohne Finanzsektor) In Prozent Männer 100

80

60

40 Frauen 20

0 2006

2007

2008

Top-200-Unternehmen

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Top-100-Banken

Vorstände

Vorstände

Aufsichtsräte

Aufsichtsräte

Quelle: Berechnungen des DIW Berlin. © DIW Berlin 2016

Die Top-200-Unternehmen haben aufgeholt und liegen mittlerweile in etwa gleichauf mit den Top-100-Banken, was die Repräsentation von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten angeht.

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Ein Vergleich der Top-100 Banken mit den Top-200Unternehmen zeigt, dass die Entwicklung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten außerhalb des Finanzsektors etwas dynamischer war (Abbildung 5). Ausgehend von einer deutlich geringeren Repräsentation von Frauen in Aufsichtsräten im Jahr 2006 (acht Prozent bei den Top-200-Unternehmen gegenüber 15 Prozent bei den Banken) ist im Jahr 2015 der Abstand zwischen den beiden Unternehmensgruppen auf unter zwei Prozent geschrumpft – und auch in den Vorständen haben sich die Frauenanteile stark angeglichen. Auch wenn die Entwicklung in die richtige Richtung geht, ist die Geschwindigkeit durchaus steigerungsfähig. Eine weit stärkere Integration von Frauen in die Karrierepfade der Unternehmen im Finanzsektor ist dringend angezeigt, um den Pool hochqualifizierter Talente schnellstmöglich und in ausreichendem Umfang auch für die spätere Besetzung von Top-Positionen zu sichern. Dies liegt im Interesse der Unternehmen – nicht zuletzt auch, um einer möglichen Ausweitung der verbindlichen Geschlechterquote in der Zukunft und einer Verschärfung der Sanktionen im seit Mai 2015 geltenden Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen zuvorzukommen. Auch der Staat ist gefordert, die Rahmenbedingungen für die Erwerbsarbeit und -karrieren von Frauen zu verbessern. Die Idee der „Familienarbeitszeit“ etwa will den Nachteilen entgegenwirken, die Frauen aufgrund einer größeren Reduktion der Erwerbsarbeit in der Fa-

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Managerinnen-Barometer: Banken und Versicherungen

milienphase – die sich ja meist mit der Phase des Karriereauf baus deckt – entstehen.19

Fazit Die im Jahr 2001 getroffene „Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft“ verfolgte unter anderem das Ziel, den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen. Auf eine gesetzliche Regelung war damals zugunsten der freiwilligen Vereinbarung verzichtet worden. Das Ergebnis ist, dass 14 Jahre später Frauen noch nicht einmal ein Zehntel der Vorstandssitze im Finanzsektor einnehmen: In den 100 größten Banken in Deutschland lag der Anteil Ende des Jahres 2015 bei knapp acht Prozent, in den 59 größten Versicherungen bei gut neun Prozent. In den Aufsichtsräten ist der Frauenanteil zwar traditionell höher, aber auch hier blieben sowohl die Banken (gut 21 Prozent) als auch die Versicherungen (gut 19 Prozent) weit von einer ausgeglichenen Repräsentation der Geschlechter entfernt. Fünf der Geldhäuser (Münchener Hypothekenbank e.G., BMW Bank GmbH, Mercedes-Benz

Bank AG, Düsseldorfer Hypothekenbank AG, Debeka Bausparkasse AG) und drei Versicherungen haben weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand eine Frau. Die insgesamt im Finanzsektor vorhandenen geringeren Aufstiegschancen von Frauen wirken sich auch auf den Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern aus: Der Gender Pay Gap ist im Finanzsektor im Vergleich zu allen anderen Branchen am höchsten. Bessere Aufstiegschancen für Frauen könnten dem entgegenwirken.

19 Vgl. Müller, K.-U. et al. (2015): Familienarbeitszeit: mehr Arbeitszeit für Mütter, mehr Familienzeit für Väter. DIW Wochenbericht Nr. 46/2015, 1095–1103.

Die ab diesem Jahr verbindliche Quote, der zufolge Frauen bei Neubesetzungen in Aufsichtsräten zu mindestens 30 Prozent berücksichtigt werden müssen, gilt für fünf der in diesem Bericht untersuchten Banken (Commerzbank AG, Deutsche Bank AG, Deutsche Postbank AG, HSBC Trinkaus & Burkhardt AG und Oldenburgische Landesbank AG) sowie für fünf Versicherungen (Munich RE, Talanx AG, Allianz SE, Wüstenrot und Württembergische AG). In fünf dieser neun Institute entsprach die Aufsichtsratszusammensetzung bereits 2015 den gesetzlichen Vorgaben. Für die anderen vier Institute ist künftig also zu erwarten, dass der Frauenanteil in Aufsichtsräten steigt. Der Großteil der untersuchten Banken, Sparkassen und Versicherungen wird jedoch nicht an die Quote gebunden sein. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Unternehmen in Zukunft verhalten werden.

Elke Holst ist Forschungsdirektorin Gender Studies im Vorstandsbereich des DIW Berlin | eholst@diw.de

Anja Kirsch ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Personalpolitik, Institut für Management, Freie Universität Berlin | anja.kirsch@fu-berlin.de

FINANCIAL SECTOR: SHARE OF WOMEN ON CORPORATE BOARDS INCREASES SLIGHTLY BUT MEN STILL CALL THE SHOTS

Abstract: In 2015, the share of women in the top decisionmaking bodies of the financial sector increased once again but men remain in the overwhelming majority and thus continue to call the shots. At the end of 2015, women made up just under eight percent of executive board members of the 100 largest banks in Germany, and the corresponding figure for the 59 largest insurance companies was a good nine percent (in both cases this is less than a percentage point more than in 2014). Even on supervisory boards where the share of women is traditionally higher, both banks (with just over 21 percent women on supervisory boards) and insurance companies (with just over 19 percent) have a long way to go before achieving gender parity. The proportion of women on the supervisory boards of cooperative banks was particularly low (just under 16 percent) despite the fact that

these institutions are, in principle, based on a participatory business model. Overall, many more women than men are employed in the financial sector. It is well known that the presence of women in senior management is a prerequisite for their promotion to corporate boards. Therefore, these financial enterprises would be well advised to improve the career opportunities of their most talented female employees by promoting them more frequently and appointing them to managerial positions. This would be a wise move in anticipation of a possible expansion of the statutory gender quota and a tightening of the sanctions set out in the new law on equality for women and men in managerial positions, both in the private and public sectors, which came into force in Germany in May 2015.

JEL: G2, J16, J78, L32, M14, M51 Keywords: board composition, board diversity, boards of directors, central banks, corporate boards, Europe, finance industry, financial sector, female directors, gender equality, gender quota, Germany, insurance companies, management, public and private banks, supervisory boards, women CEOs

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VERÖFFENTLICHUNGEN DES DIW

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SOEP Papers Nr. 766 2015 | Christina Boll, Hendrik Hüning, Julian Leppin, Johannes Puckelwald

SOEPpapers

Potential Effects of Statutory Minimum Wage on the Gender Pay Gap: A Simulation-Based Study for Germany

on Multidisciplinary Panel Data Research

In a simulation-based study with data from the German Socio-Economic Panel Study (SOEP), we analyze the effects of the newly introduced statutory minimum wage of 8.50 Euro per working hour in Germany on the gender wage gap. In our first scenario where we abstain from employment effects, the pay differential is reduced by 2.5 percentage points from 19.6 % to 17.1 %, due to a reduction of the sticky-floor effect at the bottom of the wage distribution. In more realistic scenarios where we incorporate minimum wage effects on labor demand, a further reduction of the pay gap by 0.2 pp (1.2 pp) in case of a monopsonistic (neoclassical) labor market is achieved. However, this comes at the cost of job losses by which women are more strongly affected than men. The magnitude of job losses ranges be-tween 0.2 % and 3.0 % of all employees. It is higher in a neoclassical market setting and positively related to the assumed wage elasticity.

SOEP — The German Socio-Economic Panel study at DIW Berlin

766-2015

Potential Effects of a Statutory Minimum Wage on the Gender Pay Gap – A Simulation-Based Study for Germany

Christina Boll, Hendrik Hüning, Julian Leppin, Johannes Puckelwald

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SOEP Papers Nr. 767 2015 | Lars Thiel

SOEPpapers

Leave the Drama on the Stage: The Effect of Cultural Participation on Health

on Multidisciplinary Panel Data Research

The aim of this study is to estimate the causal effect of cultural participation on health status. Cultural activities may directly impact upon health through palliative coping or substituting Leave the Drama on the Stage: health-compromising behaviors. Cultural engagement may also facilitate the development of The Effect of Cultural Participation on Health social networks, which can improve health via social support and the dissemination of social health norms. Previous estimates on the arts-health relationship are potentially biased due to reverse causality and unobserved heterogeneity. Using individual-level data from Germany, we employ propensity-score matching methods. The treatment group is confined to individuals that visit cultural events at least once a month. The participation equation includes a rich set of personal characteristics that cover the respondents' demographic and social background, social capital and leisure-time activities, health-related lifestyle, personality and childhood environment. We explicitly consider reverse causality by including the pre-treatment trends in health outcomes among the covariates. To deal with time-fixed unobserved heterogeneity, we combine the matching model with a difference-indifference approach. We find that frequent cultural-event visits are unrelated to health once we account for unobserved persistent differences across individuals. However, examining the dose-response relationship we find positive mental-health effects of low levels of cultural participation compared to non-attendance. Our results may thus yield important insights on the effectiveness of arts participation as a means to reduce social inequalities in health. SOEP — The German Socio-Economic Panel study at DIW Berlin

767-2015

Lars Thiel

www.diw.de/publikationen/soeppapers

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VERÖFFENTLICHUNGEN DES DIW

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SOEP Papers Nr. 768 2015 | Michael Beckmann, Thomas Cornelissen, Matthias Kräkel

SOEPpapers

Self-Managed Working Time and Employee Effort: Theory and Evidence

on Multidisciplinary Panel Data Research

This paper theoretically and empirically examines the impact of self-managed working time (SMWT) on employee effort. As a means of increased worker autonomy, SMWT can theoreticalSelf-Managed Working Time ly increase effort via intrinsic motivation and reciprocal behaviour, but can lead to a decrease and Employee Effort: Theory and Evidence of effort due to a loss of control. Based on German individual-level panel data, we find that SMWT employees exert higher effort levels than employees with fixed working hours. Even after accounting for observed and unobserved characteristics there remains a modest positive effect. This effect is mainly driven by employees who are intrinsically motivated, suggesting that intrinsic motivation is complementary to SMWT. However, reciprocal work intensification does not seem to be an important channel of providing extra effort. SOEP — The German Socio-Economic Panel study at DIW Berlin

768-2015

Michael Beckmann, Thomas Cornelissen, Matthias Kräkel

www.diw.de/publikationen/soeppapers

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SOEP Papers Nr. 769 2015 | Sarah Dahmann

SOEPpapers

How Does Education Improve Cognitive Skills? Instructional Time versus Timing of Instruction

on Multidisciplinary Panel Data Research

This paper investigates two mechanisms through which education may affect cognitive skills in adolescence: the role of instructional quantity and the timing ofinstruction with respect How Does Education Improve to age. To identify causal effects, I exploit a school reform carried out at the state level in Cognitive Skills? Instructional Time versus Timing of Instruction Germany as a quasi-natural experiment: between 2001 and 2007, the academic-track high school (Gymnasium) was reduced by one year in most of Germany's federal states, leaving the overall curriculum unchanged. To investigate the impact of this educational change on students' cognitive abilities, I conduct two separate analyses: first, I exploit the variation in the curriculum taught to same-aged students at academic-track high school over time and across states to identify the effect of the increase in class hours on students' crystallized and fluid intelligence scores. Using rich data on seventeen year-old adolescents from the German Socio-Economic Panel (SOEP) study, the estimates show that fluid intelligence remained unaffected, while crystallized intelligence improved for male students. Second, I compare students' competences in their final year of high school using data from the German National Educational Panel Study (NEPS). The results suggest that students affected by the reform catch up with their non-affected counterparts in terms of their competences by the time of graduation. However, they do not provide any evidence for the timing of instruction to matter in cognitive skill formation. Overall, secondary education therefore seems to impact students'cognitive skills in adolescence especially through instructional time and not so much through age-distinct timing of instruction. SOEP — The German Socio-Economic Panel study at DIW Berlin

769-2015

Sarah Dahmann

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AM AKTUELLEN RAND  von Martin Gornig

Eine Krise in China trifft Deutschland ins Mark Prof. Dr. Martin Gornig, Stellvertretender Leiter der Abteilung Unternehmen und Märkte am DIW Berlin Der Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder.

Wachstum und Beschäftigung in Deutschland befinden sich derzeit auf hohem Niveau. Die deutsche Wirtschaft gilt als eine der erfolgreichsten in Europa. Grundlage des Erfolgs ist die Stärke der Industrie. Die deutsche Industrie konnte ihre Wettbewerbsstellung in den letzten Jahren insbesondere durch die Ausrichtung auf relativ forschungsintensive Industrien wie Chemie, Elektrotechnik, Maschinenbau und Fahrzeugbau behaupten. Die einseitige Konzentration der gegenwärtigen Investitionstätigkeit allerdings auf die Produktion von Maschinen und Autos macht die deutsche Wirtschaft extrem anfällig für exogene Schocks. Im letzten Jahrzehnt sind mit den Schwellenländern neue Konkurrenten auf den Weltmarkt vorgedrungen und haben etablierte Industrieländer verdrängt. Hierzu zählt aber nicht Deutschland. Der Anteil Deutschlands an der globalen Industrieproduktion blieb auch über die Finanz- und Wirtschaftskrise hinweg weitgehend konstant. Die 2009 verzeichneten Verluste waren temporär. Dazu hat auch die konzertierte Aktion von Unternehmen, Gewerkschaften und Politik in der Wirtschaftskrise beigetragen, die das Wissen und die Kapazitäten in den Industriebetrieben erhalten und so die anschließenden Wachstumserfolge möglich gemacht haben. Unter den großen etablierten Volkswirtschaften besitzt Deutschland heute mit knapp einem Viertel den höchsten Industrieanteil. Richtet man allerdings den Blick nach vorne, sind erhebliche Gefahrenpotentiale für den Industriestandort Deutschland erkennbar. Ein Grund hierfür liegt in der Spezialisierung der Industrie selbst, die immer weiter zunimmt und so die Anfälligkeit des deutschen Produktionsmodells mehr und mehr verstärkt. Betrachtet man beispielsweise die Nettoinvestitionstätigkeit, sinken in Deutschland die Produktionskapazitäten in fast allen großen Industriebranchen. Selbst in den Bereichen Chemie und Elektrotechnik, die gerade noch wesentlich zum guten Abschneiden Deutschlands beigetragen haben, wird weniger investiert als zum Erhalt der Produktionsanlagen notwendig wäre.

Letztlich konzentrieren sich die Investitionstätigkeiten und damit die Zukunftsaussichten der Industrie in Deutschland nur noch auf zwei große Branchen: den Maschinenbau und den Fahrzeugbau. Mehr noch, im internationalen Vergleich ist das Modernisierungstempo in anderen etablierten Volkswirtschaften wie den USA selbst im Maschinenbau und Teilen des Fahrzeugbaus größer als hierzulande. Wirklich deutlich mehr als in den anderen westlichen Industrieländern wird in Deutschland nur in die Automobilproduktion investiert. In den anderen Industrien von Chemie bis hin zur Elektrotechnik veraltet der Kapitalstock zusehends, und errungene Wettbewerbspositionen gehen verloren. Eine Krise in China würde daher den letzten in Deutschland noch investitionsstarken Bereich treffen. Wenn die chinesische Wirtschaft weniger Maschinen für das Wachstum ihres Produktionsapparates braucht und die chinesischen Konsumenten sich weniger Autos leisten können, bleiben die erhofften volkswirtschaftlichen Impulse der Industrie für Deutschland aus. Produktion und Beschäftigung nicht nur im Maschinen- und Fahrzeugbau, sondern auch in den vielen Branchen, die Teile, Services und Know-how an sie liefern, gehen dann zurück. Kurzfristig bleibt zu hoffen, dass das Wiedererstarken des europäischen Absatzmarktes größeren Einbrüchen entgegenwirkt. Bedeutender für den langfristigen Erfolg des Industriestandortes Deutschland aber ist eine stärkere Diversifizierung. Dazu kann eine breit angelegte aktive Innovations- und Industriepolitik dienen. Sie muss dazu beitragen, die vielfältigen Chancen industrieller Entwicklung im Zuge der Digitalisierung zu erschließen und zwar nicht nur bei Autos und Maschinen. Industrie 4.0 könnte gerade auch in vielen traditionellen Konsumgüterindustrien – durch die Einbindung des Konsumenten in den Produktionsprozess – Deutschland als Investitionsstandort wieder interessant machen.


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