f/21 Quarterly Q4|2017

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Quarterly Foresight  Trends  Strategie

November 2017 Die Konstruktion von Zufall  Big Data auf dem Bauernhof  Stadtplanung à la SimCity 

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Die Konstruktion von Zufall Das Internet gilt als Tor zu unendlichen Weiten freier Information – steckte nicht jeder Einzelne in einer Echokammer. Als Garanten der Informationsfreiheit helfen Bibliotheken dem Zufall auf die Sprünge.

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m in der „Informationsflut“ des Cy- theksaufgabe, dann tut sich hier ein wichberspace nicht unterzugehen, wird tiges Betätigungsfeld für die Bibliothek Information immer häufiger maßge- des 21. Jahrhunderts auf. Die Filterblasen schneidert und kontextsensitiv serviert. zum Platzen zu bringen, den Nutzer einer Die Kehrseite einer solchen personali- Informationsumgebung auszusetzen, die sierten Informationsumgebung ist eine nicht durch Personalisierung und Vorauszunehmend einseitige Informationsver- wahl eingeengt ist, wird Teil einer wichsorgung, das Gefangensein in der „Filter tigen bibliothekarischen KorrektivfunktiBubble“, wie Eli Pariser die Echokam- on werden. Einerseits kann dies dadurch mern der eigenen Überzeugungen und geschehen, die Informationskompetenz Interessen nannte. Der Blick schweift ihrer Nutzer zu stärken und andererseits kaum noch über den eigenen Tellerrand, ganz bewusst punktuell die FiltermethoZufallsfunde sind so gut wie ausgeschlos- den der Algorithmen auszuhebeln, insen, wenn jeder Nutzer immer wieder dem Informationen nicht personalisiert nur mit seiner eigenen Erfahrungswelt und möglicherweise sogar bereichert um konfrontiert wird. Zufallsfunde dargeEvgeny Morozov Bibliotheken waren immer boten werden. Wie stellt fest, dass es schon ein Ort der Zufallsfunde. aber kann man sich das Internet nicht dies vorstellen? mehr gäbe, stattdessen könnten wir Umberto Eco hat in seinem Essay „Die Bi„ebensogut von einer Milliarde ‚Internet‘ bliothek“ bereits im Jahr 1987 den Blick sprechen – ein individuelles Netz für je- darauf gelenkt, dass die Bibliothek seit den Nutzer“. Man kann sich vorstellen, jeher ein Ort der Zufallsfunde ist. Den dass diese Entwicklung Gift für die Ent- freien Zugang zu den Regalen hält der stehung öffentlicher Räume als wichtige Schriftsteller für ein wesentliches MerkGrundlage für gesellschaftliches Leben mal guter Bibliotheken und erklärt sowirkt, denn eine Vielzahl voneinander gleich, weshalb: „Eines der Mißverständgetrennter „Internets“ können kaum als nisse, die den allgemeinen Begriff der Treffpunkt, als Ort für freie Meinungs- Bibliothek beherrschen, ist die Vorsteläußerung und Informationsaustausch lung, daß man in eine Bibliothek geht, um sowie als Entstehungsquelle eines „Wir- sich ein bestimmtes Buch zu besorgen, Gefühls“ dienen. dessen Titel man kennt.“ Natürlich komBetrachtet man umfassende Informa- me dies vor, aber doch sei nach Eco die tionsversorgung als ureigene Biblio- Hauptfunktion einer Bibliothek 


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 Die Konstruktion von Zufall (Forts.) der guten Nachbarschaft“, das Nutzer auf „die Möglichkeit zur Entdeckung von Bü- Bücher stoßen ließ, die sie zwar nicht gechern, deren Existenz wir gar nicht ver- sucht hatten, aber womöglich dennoch mutet hatten“. gut brauchen konnten. Die überraschenDas Umherstreifen zwischen den Rega- de Zusammenstellung von Büchern aus len wird in immer mehr Bibliotheken frei- unterschiedlichen Fächern zeichnet Warlich durch die Suche im elektronischen burgs besondere Forschungs- und DenkKatalog verdrängt. Erschwerend kommt wege nach und sollte Brücken zwischen noch hinzu, dass dabei die technologi- den Disziplinen bauen und neue Fragen, sche Entwicklung immer mehr darauf Perspektiven und Erkenntnisse ermöglihinwirkt, das herkömmliche Prinzip des chen. Inspiriert von Warburgs Herange„information pull“ durch „information hensweise haben Megan Shaw Prelinger push“ zu ersetzen. Das heißt: Smarte Bi- und Rick Prelinger in San Francisco 2004 bliothekssysteme wissen bereits, was ein eine Bibliothek gegründet, die sich dem Nutzer sucht bevor dieser noch seinen Zufallsfund verschreibt und Besuchern Informationsbedarf artikuliert hat. Nicht zielloses Stöbern und die Entdeckung nur im Internet, auch in der Bibliothek von Unbekanntem ermöglichen möchte. werden Algorithmen immer besser im- Dewey-Dezimalklassifikation und Zettelstande sein, Inhalte kontextsensitiv und katalog sucht man dort vergeblich. Nicht individualisiert zum Nutzer zu bringen. nur elektronische Kataloge, auch die All dies mag die Effizienz der zielgerich- Tendenz, dass immer mehr Regalfläche teten Informationssuche erhöhen, wird zugunsten von Computer- oder andeaber das, was für Eco gute Bibliotheken rer gemeinschaftlich genutzter Flächen ausmacht – Serendipität, also die Ent- verschwindet, verhindert Zufallsfunde. deckung von etwas, nach dem gar nicht Dem kann entgegengewirkt werden, ingesucht wurde – zunehmend verhindern. dem beispielsweise Bücher an unorthoUm nun den Zufall nicht vollends auszu- doxen Stellen platziert werden. Warum schalten, liegt es auf der Hand, Versuche nicht eine Ausstellungsfläche inmitten zu wagen, die Chance von Zufallsfunden des Computerbereichs einrichten und systematisch zu dadurch zielloses erhöhen. Bei der Bibliotheken werden zu SerenStöbern fördern? Konstruktion von dipitätsmaschinen: Zufall wird Um die Vorteile von Serendipität – wie heute systematisch erzeugt. Serendipität mit jekönnte es heute nen der elektronianders sein – behilft sich der moderne schen Suche zu kombinieren, versuchen Mensch auch mit Software. Haben wir digitale Kataloge das Stöbern in Regalen heute verlernt, ziellos umherzustreifen, zu imitieren. Das vom Library Innovation dann können wir zumindest sicher sein, Lab der Harvard University entwickelte dass eine App zur Hand ist, die planvol- StackLife beispielsweise zeigt Nutzern les Verlorengehen ermöglicht. Für den Informationen, die ihnen ansonsten nur Stadtspaziergeher erledigt dies die App beim Streifen durch die Regale zugängSerendipitor: ein Navigationssystem für lich wären: Etwa wird grafisch die SeitenSpaziergänger, die auf dem Weg durch zahl oder Größe eines Buches dargestellt, die Stadt den Nutzer mit der Nase auf farblich wird gekennzeichnet, wie oft Neues stoßen lässt. Nach dem Funkti- das Buch in der Vergangenheit entliehen onsprinzip von Serendipitor könnten Bi- wurde, mit Pfeiltasten kann durch den bliotheken Serendipität „konstruieren“: Buchstapel „navigiert“ werden. Dabei Nur wer vom intendierten Suchpfad ab- vereint das virtuelle Bücherregal Bücher kommt, wird Neues entdecken. aus den verschiedensten der unzähligen Mit eben diesem Zweck ordnete der Harvard-Bibliotheken. Denn in der digitaKunsthistoriker Aby Warburg die Bücher len Bibliothekswelt muss man sich nicht seiner bemerkenswerten Bibliothek, die auf ein Ordnungsprinzip beschränken, Anfang des 20. Jahrhundert als studen- stattdessen ist es dem Nutzer überlastischer Handapparat ihren Anfang nahm sen, Bücher nach beliebigen Kriterien zu und im Laufe der Jahrzehnte zu einer sortieren. Dieses schnelle Umsortieren Kulturwissenschaftlichen Bibliothek mit nach individuellen Nutzerbedürfnissen über 60.000 Bänden anwuchs. Warburg wiederum, das es in den analogen Büverzichtete auf eine alphanumerische cherregalen nicht gibt, könnte durch Reihung; stattdessen folgte die Erfassung Augmented Reality-Anwendungen auch und Aufstellung der Bücher dem „Gesetz dort verwirklicht werden. f/21 Büro für Zukunftsfragen  www.f-21.de

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Auch im Bereich von Social Media versuchen viele Bibliotheken einen Ausgleich zu schaffen für verloren gegangene Serendipität. Zu nennen wären hier Projekte wie The Mechanical Curator der British Library Labs, das stündlich eine zufällig ausgewählte Abbildung aus den digitalen Beständen inklusive Metadaten und Link zur Quelle auf einem Blog postet. Bibliotheken wie etwa die Digital Public Library of America präsentieren mit Hilfe eines Twitter-Bots Inhalte aus ihren Beständen. Auf diese Art und Weise reicht die Sammlungspräsentation über die eigene Bibliothekssphäre hinaus und kommt dort an, wo sich Nutzer ohnehin aufhalten – immer häufiger im virtuellen Raum. 

f/21 Zukunftsperspektiven Bibliothekswelten im Umbruch Die Bibliothek im Internetzeitalter In der modernen Informationsgesellschaft stehen Bibliotheken an einem Zukunftsperspektiven Scheidepunkt. Weiterhin erfreuen sie sich großer Beliebtheit, gleichzeitig Bibliothekswelten im Umbruch werden neue Erwartungen an Bibliotheken herangetragen. Daher ist es Zeit, den Wert, die Rolle und den Zweck öffentlicher Bibliotheken neu zu bewerten und Wege aufzuzeigen, wie diese auf den Wandel antworten können. Die f/21 Zukunftsperspektiven werfen einen Blick auf die gewandelte Bibliothekslandschaft und umreißen die Eckpunkte eines an die neuen Erfordernisse unserer Zeit angepassten „Geschäftsmodells“ für Bibliotheken.

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08.2016

Die Bibliothek im Internetzeitalter

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 f/21 Zukunftsworkshop Bibliothek neu denken! Wie wird und muss sich eine Institution mit derart langer Tradition in den nächsten Jahren wandeln? Welchen neuen Herausforderungen stehen Bibliotheken in einer zunehmend informatisierten Welt gegenüber? Welche Rolle spielen Bibliotheken in einer durch die digitale Revolution veränderten und sich verändernden Gesellschaft und Kultur? Das sind die zentralen Fragestellungen, denen wir gemeinsam mit Ihnen im Workshop Bibliothek neu n! denken! nachgehen. lde me Wir moderieren Ihren Nachdenk- und n zt a Ideenfindungsprozess! jet

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Big Data auf dem Bauernhof Bauernhofidylle war gestern, Big Data ist heute. In der modernen Landwirtschaft kommt es neben Wetter und Boden auch auf die Datenbasis an.

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or mehr als 200 Jahren stellte Thomas sowie Nachhaltigkeit auf. lingsbekämpfung eingesetzt. MelkroboRobert Malthus seine pessimistische Landwirtschaft steht heute vor der Her- ter tasten mit Laserstrahlen Kuheuter ab These auf, dass Hungersnöte program- ausforderung, auf verantwortliche Weise und sammeln Daten über Kuh und Milch. miert seien, weil eine bloß arithmetisch ausreichend gesunde Nahrung für eine Ackerroboter unterscheiden Nutzpflanansteigende Nahrungsmittelproduktion wachsende Bevölkerung mit veränder- zen von Unkraut und machen Letzterem nicht mit einer sich exponentiell vermeh- ten Ansprüchen und Lebensgewohn- selbständig den Garaus. Traktoren fahrenden Menschheit Schritt halten könne. heiten zu produzieren. Dabei führt der ren autonom über den Acker. GPS-ge„Zu wenig Essen für zu viele Mäuler!“ Weg über noch mehr Technologie. Der stützte Mähdrescher zeichnen für jeden warnte er 1798 in seinem „Essay on the digitale Wandel geht auch an den Ställen Quadratmeter exakt auf, welche Qualität Principle of Population“. Dass sich der und Feldern nicht spurlos vorüber – ganz und Menge an Ernte dieser einbrachte. britische Ökonom geirrt hat, wissen wir im Gegenteil kommt dem Agrarbereich Zusammen mit Informationen über den heute. Denn was er nicht voraussah, war mittlerweile sogar eine gewisse Vorrei- Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz der enorme Einfluss von Technologie auf terrolle zu. Als Smart Farming wird der sowie Wetterkonditionen ergeben sich Landwirtschaft und Nahrungsmitteler- Einsatz digitaler Technologie in der Land- wertvolle Erkenntnisse. Mit weiteren zeugung. Lange Fortschritten in der Zeit spielte Tech- Digitalisierung hält Einzug in die Landwirtschaft und verändert Informations- und nologie im Agrar- sie tiefgreifend. Der Bauernhof von heute ist effizienter als jemals Sensortechnologie bereich kaum eine zuvor: Er ist hochvernetzt und arbeitet datenbasiert. sowie in der RoboRolle. Doch heute tik ist zu erwarten, ist es vor allem der Technik zuzuschrei- wirtschaft verstanden, um nicht – wie dass sich die Möglichkeiten noch weiben, dass immer weniger Landwirte im- bisher hauptsächlich geschehen – die Ka- ter ausdehnen: In einer Zukunftsvision mer mehr erzeugen. pazität zu steigern, sondern die Effizienz wird der Bedarf jeder Pflanze an jedem Zwar erzeugt trotz der gewaltig ange- zu erhöhen. Man könnte auch sagen: Big beliebigen Standort und Zeitpunkt imstiegenen Weltbevölkerung unser Planet Data zieht auf dem Bauernhof ein. mer akkurater aus der Ferne festgestellt immer noch ausreichend Nahrung für Moderne Landwirtschaft setzt auf mo- werden können. Statt harter Knochenaralle Menschen – wenngleich der Zugang derne Informations- und Kommunika- beit erfolgt die Arbeit des Landwirts zunicht für alle gleichermaßen gegeben tionstechnologie, verfügt über digita- nehmend vor dem Computerbildschirm, ist. Doch ist die Versorgung mit qualita- lisierte Maschinen und Geräte, nutzt weil dessen Funktion immer mehr eine tiv hochwertigen Lebensmitteln nicht Infrastrukturen wie Cloud Computing überwachende und kontrollierende ist. für alle Zeiten selbstverständlich. Immer zur Abstimmung etwa über den Bearbei- Wie bereits in modernen Fabriken macht vehementer drängen sich Fragen nach tungsstand von Ackerflächen, den Bedarf man sich auch auf dem Bauernhof immer der Qualität der Erzeugnisse und deren an Materialien und die Koordinierung der seltener die Hände schmutzig.  Einfluss auf die menschliche Gesundheit Maschinen. Drohnen werden zur Schäd-

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aufgreifen: So ist es etwa Ziel von Community PlanIt, Planungsprozesse mit spielerischen Mitteln aufzuladen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, das eigene Umfeld mitzugestalten. Im RahGameful City. Die Stadt als Spielraum f/21 men einer Reihe von zeitlich beschränkEinem Brennglas gleich bündeln Städte Probleme. Die Anwendung von Spielprinziten Missionen tauschen sich Teilnehmer pien weist neue Wege, das Zusammenleben in der Stadt der Zukunft zu gestalten: online aus, diskutieren Vorschläge und Gameful City In der Gameful City gelingt urbane Transformation spielerisch. verdienen Punkte je nach Intensität der kostenloser Download: Beteiligung. Die verdienten Punkte mawww.f-21.de/zukunftsperspektiven chen sich dann im „echten Leben“ bezahlt: Mit ihnen wird abgestimmt über Projekte, die dann tatsächlich finanziert werden. Eine vom niederländischen UnternehStadtplanung per Masterplan plant am Bürger vorbei. men Tygron entwickelte Game Engine erlaubt im Mehrspielermodus online Die Gameful City stellt den Menschen ins Zentrum. das Durchspielen von Entwicklungsprojekten. Auf Basis echter Daten wird eine n der modernen Stadt des 21. Jahrhun- ihre echten Bedürfnisse zu adressieren, 3D-Welt modelliert, innerhalb derer die derts hat die „klassische“ Stadtpla- kann nur gelingen in einer „Human Smart verschiedenen Akteure agieren können nung mit ihren herkömmlichen Planungs- City“. Mit diesem Schlagwort werden und dabei Effekte wie Lebensqualität, instrumenten einen schweren Stand. Die solche Bestrebungen umschrieben, die Bevölkerungsdichte, Parkraum und vieheutige Verdichtung ökologischer, sozia- urbane „Smartness“ erreichen, indem les mehr im Blick behalten und gleichzeiler und ökonomischer Probleme mittels sie durch neue Formen partizipativen tig das vorgegebene Budget einhalten Masterplan in den Griff zu bekommen, Stadtmanagements das Humankapital sowie gesetzliche Vorschriften beachten müssen. ist eine Illusion. Zukunftsfähige Stadt- ihrer Bürger ausschöpfen. entwicklung muss stattdessen auf Basis Im Rahmen der urbanen Transformati- Partizipative Stadtplanung könnte künfeines breit gefächerten Diskurses unter on hin zu einer solchen auf den Bürger tig also nach dem Muster von SimCity Partizipation der Zivilgesellschaft erfol- fokussierten „Smart City“ können spie- vonstattengehen: Wie in dem Stadtsigen. lerische Mittel hilfreich sein. Denn dem mulationsspiel werden Interessierte und Aktuelle Visionen einer „Smart City“ ge- Spielerischen wohnt inne, jene Rahmen- Beteiligte an der Stadt basteln, Ideen ben auf diese Herausforderung nur un- bedingungen zu schaffen, die zu Selb- einbringen, Projekte austesten und Szezureichend Antwort. Denn in der „Smart storganisation, Partizipation und Kolla- narien von Ressourcenallokationen und deren Effekte in City“ stellt TechnoModellen echter logie das Herzstück In der „Human Smart City“ ist Technologie nicht das Herzstück Städte „durchspieder Stadt dar, rest- der Stadt, sondern schafft die Basis für den Bürger als Akteur. len“. Denn Spiellos alles ordnet sich ihr unter. Während selbstverständlich die boration befähigen. In der Gameful City umgebungen lassen konsequenzloses Rolle von Technologie für das effiziente hat das Spielerische nicht nur Unterhal- Trial-and-Error zu, dienen als ForschungsFunktionieren der Stadt nicht kleingere- tungswert, sondern erfüllt echte Zwe- und Experimentierfeld und orchestrieren det werden soll, so liegt doch der Ver- cke. Bereits in den 1960er Jahren war R. Kommunikation und Interaktion. Nicht dacht nahe, dass ein Bild der Stadt als Buckminster Fuller von diesem Ansatz zuletzt sorgen Spiele für etwas, das geraMaschine, in der sich alles um Effizienz überzeugt: Der große Architekt und Vi- de im urbanen Umfeld mit seinen vielfäldurch Technik dreht, den Menschen mit sionär hielt Spiele für eine geeignete tigen Protagonisten wesentlich ist: Spiele seinen Bedürfnissen aus dem Auge ver- Oberfläche, um komplexen Herausfor- lassen alle Beteiligten eine gemeinsame liert. In einer lebenswerten Stadt ist nicht derungen durch spontane Kooperation Sprache sprechen. Nicht umsonst hat beTechnologie der Dreh- und Angelpunkt zu begegnen. In seinem computerge- reits 1974 Richard D. Duke, damals Proallen urbanen Lebens, sondern spielt die stützten Spiel World Game brachte er fessor für Städtebau, Gaming als „SpraRolle eines Ermöglichers. Die technologi- Menschen zusammen, um nach ganz- che der Zukunft“ bezeichnet.  sche Infrastruktur soll die Voraussetzung heitlichen Lösungen für die großen WeltImpressum dafür sein, den Stadtbürger zum Akteur, probleme zu suchen. Fuller betrachtete zum „Agent of Change“ zu ermächtigen. das World Game als demokratischen f/21 Büro für Zukunftsfragen Im Gegensatz dazu verdammen die meis- Prozess, in den Menschen ihre Werte, Nora S. Stampfl, MBA ten „Smart City“ Visionen den Bürger Fantasie und Problemlösungskompetenz  Rosenheimer Straße 35 zum passiven Konsumenten städtischer einbringen, um Probleme durch bottomD-10781 Berlin Dienstleistungen. up Mobilisierung statt top-down Planung  +49.30.69 59 82 58 Die „Smart City“ benötigt dringend ein zu überwinden.  zukunft@f-21.de Update: Denn Städte für ihre Bewohner Heute existieren auf Stadtebene eine  www.f-21.de und nicht an ihnen vorbei zu gestalten, Reihe von Spielen, die Fullers Konzept Foto: Chris Lawton, unsplash.com (S. 1)

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03.2017

Die Stadt als Spielraum

Stadtplanung à la SimCity

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