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Umbau
Skandinavischer Touch
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vorher
Überwiegend in Eigenleistung ertüchtigte ein junges Architektenpaar das seit knapp 150 Jahren im Familienbesitz befindliche Gebäude zu einem Energiesparhaus. Es entstanden moderne, lichtdurchflutete Familienräume mit nordischem Flair.
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Beim Entkernen trat das originale Balkenwerk zutage. Die Bauherren arbeiteten es sorgfältig auf. Mit Lehm verputzt: die Wand bei der neu geschaffenen Terrassentür. Mehrere Fenster (Foto rechts) sind als Sitzfenster ausgelegt und werden wie Möbelstücke genutzt. Durchgängig dient unifarbenes Linoleum auf Ausgleichsschüttung als Bodenbelag.
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Der Zugang von der Küche ins Wohnzimmer lässt sich per Schiebetür abtrennen. Die Abgasleitung für den Kaminofen liegt außen an der Fassade.
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Die beiden neu gesetzten Wände rahmen den Garderobenbereich und den Zugang zur Gästetoilette.
Die im ersten Obergeschoss verbauten Holz-Alu-Fenster des dänischen Herstellers Velfac sind sonnenschutzverglast. Sie lassen sich nach außen öffnen.
Es kommt selten vor, dass sich ein Haus fast anderthalb Jahrhunderte in Familienbesitz befindet. Für Martina und Ole Wetterich war es jedenfalls Ehrensache, das vom Urgroßvater der Architektin erbaute Gebäude wieder auf Vordermann zu bringen.
Der Katalog an Eigenleistungen liest sich beeindruckend: Von der Entkernung, bei der Freunde halfen, über das Versetzen von Innenwänden bis hin zur Vorbereitung der Bodenarbeiten und dem Finishen von Oberflächen (besonders aufwendig: das Aufarbeiten des freigelegten Balkenwerks) waren die beiden in fast jedem Gewerk tätig. Und wohnten während des Umbaus im Spitzboden. „Das war abenteuerlich“, erinnert sich Ole Wetterich, „als das Dach abgebrochen wurde, hatten wir plötzlich kein Bad und keine Küche mehr. Da war dann Improvisieren angesagt, etwa mit einer auf ein Rollbrett gestellten Duschkabine.“
Rechtzeitig zur Geburt der ersten von mittlerweile zwei Töchtern war das Dachgeschoss fertig, und die Kleine konnte in ihr Kinderzimmer einziehen. Sukzessive nahmen auch die anderen Bereiche ihre endgültige Form an. Größter Eingriff außen: der ehemalige Ziegenstall, dessen Decke nach Abriss des Daches mit einer carportartigen Konstruktion überbaut wurde und jetzt als Terrasse dient. Erschlossen wird sie über eine neu angelegte Tür. So gelangen die Bewohner von der Küche aus ebenerdig in den Garten.
Problemstellen am Hauptgebäude wie dessen teils schiefe Fassaden oder die zwölf Zentimeter Gefälle des Bodens im Wohnbereich ließen sich mit ausgleichenden Unterkonstruktionen beheben.
Das Ambiente wird insgesamt geprägt von einfachen Details, zurückhaltenden Formen und Farben. „Wir sind begeisterte Skandinavien-Fans“, sagt Ole Wetterich. Und das spiegelt sich in den schönen Arbeiten des Büros wider. I
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Die zuvor geschlossene Decke wurde geöffnet, ein mit außen liegendem Verschattungsrollo bestücktes Dachflächenfenster von Velux sorgt für viel Licht.
Die unlasierten Kiefernfenster – hier eines im Zimmer der älteren Tochter – behalten innen ihren Farbton. Außen hingegen dürfen sie einfach vergrauen.
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Raffiniert: Die Wand bei der Dusche ist in voller Breite gefliest, der Duschbereich dadurch so groß, dass auf eine Glaswand als Spritzschutz verzichtet werden konnte.
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Ein Teil der Wände wurde aufgelöst. Die Obergeschossfenster sitzen in der Fassadenebene. EG und DG sind mit Holzfenstern ausgestattet. ALT
ABBRUCH
NEU Das Dach wurde komplett neu aufgebaut, inklusive großer Gaube. Neu auch die große Terrasse. Links: Im Erdgeschoss befindet sich das Architekturbüro. Die Treppe des Haupteingangs ist mit Cortenstahl verkleidet.
FAKTEN
Baujahr: 1873 Wohnfläche: ca. 120 m2
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KOCHEN
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ESSEN WC
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WOHNEN
WOHNEN BAD
ELTERN KIND
KIND Bauweise: 2 Außenwände Fachwerk, innen neuer Lehmputz, 2 Außenwände massiv, innen neuer Gipsputz, Fassadendämmung mit 16 cm Mineralwolle, KfW 115
Heizung: Gas-Brennwerttechnik, Wärmepumpe in Vorbereitung, Kaminofen
Architekten: Typ A. I Architektenteam Harpener Hellweg 65 44805 Bochum Telefon 0234/62349266 www.typ-a.com