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Trauma, Sex und Therapie
Psychologie: Die Analytikerin Galit Atlas über vererbte Traumata und Möglichkeiten, diese zu überwinden
Die Menschen, die wir lieben und die uns großgezogen haben, leben in uns; wir erfahren ihren emotionalen Schmerz, wir träumen ihre Erinnerungen, wir wissen Dinge, die uns nicht explizit übermittelt wurden, und all dies prägt unser Leben auf eine Weise, die wir nicht immer verstehen“, schreibt die aus Israel stammende Psychoanalytikerin Galit Atlas in ihrem Buch „Emotionales Erbe“. Gleich vorweg: Eine schlüssige Erklärung für diese rätselha en Phänomene kennt auch die Autorin nicht. Dafür zeigt sie Möglichkeiten auf, mit dem Wissen um diese Übertragung konstruktiv umzugehen.
Die mittlerweile in den USA forschende und praktizierende Analytikerin, bekannt für ihre Publikationen zur Sexualität, erzählt in ihrem Buch die Fallgeschichten einiger Patienten. Benjamin etwa hatte schon als Kind o Albträume, in denen er beinahe erstickte, und leidet seit dem Teenager-Alter an Klaustrophobie. Die privat und beruflich überaus erfolgreich wirkende Eve hat sich Hals über Kopf in eine Aff äre gestürzt, durch die sie die Kontrolle über ihr Leben verliert. Leonardo gelingt es auch nach Jahren nicht, mit dem Schmerz nach einer Trennung fertigzuwerden.
„Wir erben Familientraumata – selbst jene, von denen uns niemand etwas erzählt hat“, ist Galit Atlas überzeugt. Die Geschichten von Benjamin, Eve, Leonardo und vielen anderen ihrer Patienten zeigen, wie selbst mehrere Generationen zurückliegende Traumatisierungen, aber auch Gewalterfahrungen in der frühen Kindheit oder der Tod von Familienmitgliedern ein Leben prägen können. „In der Tat hat alles, was wir nicht bewusst über uns wissen, die Macht, unser Leben zu kontrollieren und zu bestimmen, genau wie die Brandungsrückströme unter der Meeresoberfläche ungeahnte Krä e darstellen“, so Atlas.
Benjamin erfährt, dass sein jüdischer Großvater während der Shoah lebendig begraben wurde. Eve wird bewusst, dass ihre Mutter mit zwölf Jahren ihre eigene sterbende Mutter pflegen musste und emotional daran zerbrach. Der homosexuelle Leonardo findet heraus, dass sein Großvater vom Konflikt zwischen seiner Homosexualität und der Unmöglich-