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Ökologisch & lokal
Am Rande der österreichischen Stadtgemeinde Schrems entstand auf einem dicht bewachsenen Grundstück ein nachhaltiges Einfamilienhaus in Massivholzbauweise – unter Erhaltung des kompletten Baumbestandes.
Die bescheidene Fassade mit der außergewöhnlichen Ausführung mit Lärchenschindeln lässt zunächst nicht vermuten, welch Wohnkomfort und komplexe Räume sich diesem Einfamilienhaus aus Holz verbergen. Die jetzige Bewohnerin Ilse Mayer zog nach einigen Jahren im Ausland in ihre Heimatstadt in Österreich zurück und wünschte sich ein Zuhause, in dem sie ihren Ruhestand genießen kann. Sie stellte sich ein barrierearmes Haus vor, das sich nahtlos in die Umgebung einfügt und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Architekt Michael Nöbauer verwirklichte ihren Traum. Und dass dieser nicht nur Ilse Mayer begeisterte, bestätigte kurze Zeit später der zweite Platz, der Anerkennungspreis in der Kategorie Wohnbau, beim „Holzbaupreis Niederösterreich 2019“ für das Neubauprojekt. Der Re-
spekt vor der Natur ist ein Markenzeichen von Nöbauers Arbeiten – er setzte auch beim Bau dieses Einfamilienhauses alles daran, den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Das schloss ihn selbst mit ein, wie seine Anfahrt zur Bauaufsicht mit dem Fahrrad anstatt mit dem Auto belegt; Nöbauer sparte dadurch zusätzlich 280 Kilogramm CO2 ein – im Vergleich nur ein kleines Detail, jedoch ein weiterer Beitrag für mehr Nachhaltigkeit. Die war zudem ein ausdrücklicher Wunsch der Bauherrin. Der Altbaumbestand und das abschüssige Gelände auf dem Grundstück blieben daher unangetastet. Für den Bau des Hauses wurde auf regionale Rohstoffe zurückgegriffen. Die Granitblöcke für den Vorgarten und die Arbeitsplatte der Küche stammen beispielsweise aus einem nahegelegenen Steinbruch. Alle Holzelemente, einschließlich der für die Fassade verwendeten Lärchenschindeln, wurden von örtlichen Zimmereien geliefert, die mit Holz aus der Region arbeiten. Wärme für Heizung und Warmwasser werden über ein hocheffizientes
EG „Ich würde jederzeit selbst einziehen. Das Haus hat so viele tolle Plätze, und ich bin mit jedem Detail zufrieden“
schwärmt Architekt Michael Nöbauer.
Brennwertgerät bereitgestellt, das über das allgemeine Gasnetz mit Biogas versorgt wird. Die Südseite des Daches wurde für die Installation einer Photovoltaik-Anlage als zweite Energiequelle vorbereitet. Sie kann später direkt in die Tegalit-Dachdeckung ohne Aufständerung eingebaut werden und so zusätzlich zur Nachhaltigkeit des Gebäudes beitragen. Nöbauer ist von den Vorteilen des Massivholzbaus
DG
Unsere Highlights
• Fassade mit Lärchenschindeln • Dachfenster für Lichteinfall und solare Gewinne • Nachhaltig mit regionalen Rohstoffen
Daten & Fakten
Hausstil modernes Wohnensemble Architekt Michael Nöbauer Bauweise Massivholzbau Haustyp Einfamilienhaus Dach Satteldach Kontakt www.velux.de
überzeugt, weshalb seine Entwürfe den konsequenten Einsatz von Holz vorsehen. Die Schindelfassade ist aus gespaltener, heimischer Lärche gefertigt und auch das Garagentor, eine Sonderanfertigung, wurde fassadenbündig mit Lärchenschindeln gedeckt, um ein homogenes äußeres Erscheinungsbild zu erzielen. Das unterstreicht auch die Terrasse im Süden, die komplett aus Lärchenholz besteht. Für das sichtbar belassene Tragwerk im Inneren des Hauses sowie die Innenwände und die Zwischendecke nutzten die Zimmerer verleimtes Brettsperrholz. Die Dämmung des gesamten Holzbaus erfolgte über Holzweichfaser – eine effiziente Wärmedämmung und zugleich Überhitzungsschutz im Sommer sind dadurch gewährleistet. Um dem Wunsch der Bauherrin nach einem Schrägdach nachzukommen und dennoch den Raum direkt darunter aktiv nutzen zu können, kam Nöbauer auf die Idee, im ersten Stock eine multifunktionale Galerie zur Ausstellung der Gemäldesammlung der Auftraggeberin einzurichten. Zusätzlich dient der Raum als Bibliotheksecke oder Schlafbereich für Gäste. Das Erdgeschoss ist unterteilt in einen separaten gemütlichen Schlafbereich und den spektakulären Wohn- und Essbereich, über dem der Raum bis zum Giebel geöffnet wurde. Unter der Treppe, die zum Obergeschoss führt, ist eine funktionale Küche eingebaut. (fri) ☐ Fotos: Velux / Michael Nöbauer /Patricia Weisskirchner