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Wasserstoffhaus
Der Traum von der Autarkie
Der Traum von der Unabhängigkeit treibt Hausbesitzer Andreas Schulz bei der Modernisierung seines Elternhauses voran. Ein wichtiger Baustein ist dabei grüner Wasserstoff.
Fotos: Roland Wiedemann/Jensen Media
Es ist ein wirklich außergewöhnliches Haus. Nicht nur auf dem Dach, auch an der Fassade sind Photovoltaikmodule angebracht. „Im Jahr liefert mir die Sonne rund 32.000 Kilowattstunden Strom“, erklärt Hausbesitzer Andreas Schulz. Es handelt sich um eines der ersten Bestandsgebäude hierzulande, das zum quasi energieautarken Gebäude umgebaut wurde. Dafür sorgen die vielen Photovoltaikmodule, aber auch zwei Brennstoffzellen und zwei Elektrolyseure, die mit dem Strom der PV-Module aus Wasser Wasserstoff erzeugen. Der Wasserstoff dient als Speichermedium für den Solarstrom und wird im Winter zur Erzeugung von Wärme und Strom genutzt. „Das wichtigste ist aber die hochwärmegedämmte Gebäudehülle. Ohne die würde ein Wasserstoffhaus wegen des zu hohen Wärmebedarfs nicht funktionieren“, betont Hausbesitzer Schulz. Als er sein Elternhaus Baujahr 1967 erbte, stellte sich die Frage, was damit tun. Andreas Schulz. Aber das kam nicht in Frage. Dann wurde Andreas Schulz auf Dieter Herz aufmerksam. Laut dem Passivhaus-Pionier sah alles danach aus, veau zu sanieren. „Aber dann sagte der Bauherr, das sei ihm zu wenig. Zudem kam das Thema Wasserstoff auf“. Und so wurde in der Planung nachgebessert, um die Gebäudehülle durch Dämmmaßnah wurde eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut. „Ein wichtiger Aspekt“, betont Herz. Denn dadurch lassen sich im Winter die Energieverluste bei der Frischluftzufuhr stark reduzieren. So entstand dank der sehr guten Dämmung und der Umstellung der Basistechnik von einem Ölkessel auf 70. Damit waren die Voraussetzungen für das Wasserstoffhaus gegeben. Wasserstofftechnik ist recht simpel: Im Sommer liefert die Photovoltaik-Anlage wandert in einen Batteriespeicher, um das Haus auch nach Sonnenuntergang zu versorgen. Der Rest des Stroms geht an die beiden Elektrolyseure, die aus Wasser Wasserstoff produzieren. Dabei entsteht Abwärme, die für den Brauchwasserspeicher genutzt wird. Der Wasserstoff wiederum wird gesammelt. So lässt sich die Sonnenenergie über Monate bevorraten und auch im Winter nutzen. Reichen die solaren Erträge an Wintertagen nicht aus, um genügend Strom und Wärme zu produzieren, wird den beiden Brennstoffzellen Wasserstoff zugeführt. „Diese wandeln ihn in Strom um. Den Strom nutzt die Wärmepumpe, die entstehende Abwärme wird über die Lüftung fürs Heizen verwendet“, erklärt Andreas Schulz. Die Erfahrung aus dem ersten Winter zeigen, dass die Anlage für die komplette Autarkie noch ein wenig zu klein ist. „500 Kilowattstunden haben gefehlt“, so Schulz. Trotzdem hat er diesen Weg noch keine Sekunde bereut. Er macht keinen Hehl daraus, dass die Investitionskosten für die Wasserstoff-Technik sehr hoch waren und sich derzeit nicht rechnen. „Kostendeckend arbeitet die Anlage grob geschätzt ab einem Strompreis von einem Euro für die Kilowattstunde“, so Schulz. „Davon sind wir immer noch ein Stück entfernt. Aber wer weiß, wie sich die Energiekosten weiterentwickeln.“ (bay)