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"Dean bleiben, Schmerzen verdrängen"

„Dran bleiben, Schmerzen verdrängen“

Triathletin Luisa Moroff feierte in Ingolstadt mit dem Gewinn des deutschen Meistertitels bei der Elite auf der Mitteldistanz ihren bislang größten Erfolg. Ein Portrait

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text: holger schmidt | fotos: privat

Radsportler denken oft in Teilabschnitten, Etappen genannt. Auch Triathleten sind neben Schwimmen und Laufen viel auf dem Fahrrad unterwegs. Eine, die diesem Dreikampf frönt, ist Luisa Moroff vom GSV Maichingen. Am 10. Juni wurde die 22-Jährige in Ingolstadt Deutsche Meisterin auf der Mitteldistanz. Der bislang größte Erfolg ihrer noch jungen Karriere. Und doch ‚nur’ eine Etappe auf dem Weg zum großen Ziel. „2020 will ich bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii an der Startlinie stehen“, formuliert Luisa Moroff selbstbewusst.

Der Triathlonsport wurde ihr sozusagen in die Wiege gelegt, denn auch Vater Martin war 1993 auf „Big Island“ mit dabei. „Es hat mir sein Triathlon-Talent vererbt“, sagt die frischgebackene Deutsche Meisterin. Und fügt hinzu: „Bewegung allgemein war und ist in unserer Familie schon immer ein Schwerpunkt. Er hat mir quasi den Sport beigebracht.“ So war Luisa Moroff auch bereits als Fünfjährige beim Maichinger Trimmathlon mit von der Partie, schwamm mit Begeisterung 100 Meter, fuhr danach fünf Kilometer mit dem Fahrrad und legte zum Abschluss noch einen Kilometer in ihren Laufschuhen zurück. Vom Papa aber höchstens interessiert begleitet. „Druck hat er mir nie gemacht“, erklärt die heute in Darmsheim wohnende Sportlerin. Denn damals hing ihr Herz noch an der Sportakrobatik, die sie seit dem zarten Alter von vier Jahren beim TSV Grafenau betrieb. „Ich stand als junger Zwerg bei den Figuren immer oben“, meint sie schmunzelnd.

Ernster mit dem Triathlon wurde es, als sich die Schülerin des Technischen Gymnasiums in Sindelfingen 2012 vom Geld ihres ersten Ferienjobs ein eigenes Rennrad kaufte. Fortan wurden die Familienausfahrten, bei denen manchmal auch ihre beiden Brüder Felix und Nico mit von der Partie waren, länger und intensiver. 2015 folgte der erste Start über die olympische Triathlon-Distanz. Doch das sollte nur ein Meilenstein sein und noch kein Ziel. „Mein Potential liegt auf den langen Strecken“, hatte die vielseitige

Sportlerin, die zwischendurch auch einige Jahre für den TSV Dagersheim und den VfL Sindelfingen bei Leichtathletik-Wettkämpfen auf der Bahn unterwegs war, schon längst erkannt. So entstand der Plan ihrer „Vision 2020“, mit einer langsamen, kontrollierten und körperschonenden Leistungssteigerung Grundlagen für immer längere Wettkampfdistanzen zu schaffen. Oberste Maxime trotz aller Anstrengungen: „Der Spaß am Training ist das Wichtigste.“

Etappensiege auf dem Weg zum großen Ziel konnte Luisa Moroff, die seit dem Abschluss ihres Public Management-Studiums beim Regierungspräsidium Stuttgart arbeitet, schon einige verbuchen. Doch ihr bislang größter Erfolg war sicher der Gewinn des deutschen Mitteldistanz-Meistertitels. Über sechs Minuten Vorsprung hatte sie nach 1,9 Kilometern Schwimmen, 88 Kilometern auf dem Rad und vier Laufrunden von gut fünf Kilometern. Und das, obwohl sie in ihrer eigentlichen Paradedisziplin, dem Laufen, das Tempo nicht ganz halten konnte und ihr bei großer Hitze der „Mann mit dem Hammer“ das Leben ganz schön schwer machte.

Traum von der Profi-Karriere

Apropos schwer: Die Koordination von Full-Time-Job mit 41-Stunden Woche und Training verlangt Luisa Moroff seit dem 1. März eine ganze Menge ab. Zwar nutzt sie die Fahrt hin und zurück zur Arbeitsstelle in Stuttgart-Vaihingen gleich als tägliches Radtraining, doch dazu kommen wöchentlich zudem mindestens noch drei Stunden Schwimmen und 40 bis 50 Kilometer per Pedes. Auch wenn Papa Martin nicht nur Trainingspartner sondern auch „sportlicher Ratgeber“ für sie ist, einen Trainer und ausgefeilten Trainingsplan hat Luisa Moroff derzeit keinen. „Hier gibt es sicherlich noch großes Potential“, so Moroff. Größere Reserven sieht sie auch bei den Themen Krafttraining und Ernährung, aber auch im Bereich der Regeneration. „Man muss sich stetig steigern können“, meint die fast immer gutgelaunte junge Frau. „Es gibt noch viele Schrauben, an welchen ich noch drehen kann, aber grundsätzlich spielt sich viel im Kopf ab“, weiß sie aus Erfahrung. Ihr Motto: „Dran bleiben, Schmerzen verdrängen.“

Ihren Saisonhöhepunkt 2018 hat Luisa im September beim Triathlon über die Mitteldistanz im französischen Nizza. Hier möchte sie als Siegerin ihrer Altersklasse den nächsten großen Meilenstein, die Qualifikation für die Weltmeisterschaft, 2019 an gleicher Stelle, unter Dach und Fach bringen. Und da auch sicher nicht nur dabei sein. Ebenso wenig wie 2020 auf Hawaii. „Vorne mitmischen“, lautet ihre Devise. Denn im Hinterkopf hat die ebenso talentierte wie ehrgeizige Athletin, die seit Jahresbeginn als Nachwuchsathletin zum österreichischen Pro Team Mohrenwirt gehört, neben ihrer „Vision 2020“ noch weitergehende Pläne. „Wenn alles klappt, ich gesund bleibe und sich noch genügend Sponsoren finden, strebe ich eine Profi-Karriere an“, blickt sie entschlossen nach vorne. Dafür müsste sie dann den Umfang der eingeschlagene ‚geordneten’ schwäbische Beamtenlaufbahn zeitlich reduzieren. Den Job komplett an den berühmten Nagel zu hängen kommt, bei aller Euphorie, für Luisa Moroff aber niemals in Frage.

Alles weitere über Luisa Moroff unter www.luisamoroff.de im Internet.

Luisa Moroff wird unterstützt von der Firma Mundle in Sindelfingen-Darmsheim. www.mundle.de

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