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Ich will alles dazu tun, dass auch meine Kinder mit ihren Kindern noch in der Nähe von Graz Ski fahren können.

Landeshauptmann Christopher Drexler zum Thema Klimaschutz in seiner Antrittsrede im Landtag

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Wifo-Chef Gabriel Felbermayr schafft es nicht nur, den Österreichern ökonomische Abläufe einfach zu erklären – auch sein Vorschlag zur Energiepreiskompensation ist auf dem besten Weg zur Umsetzung.

Wifo-Chef Felbermayr beherrscht die Tagespolitik

Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr hat hinlänglich bewiesen, dass er zu den renommiertesten Ökonomen im deutschen Sprachraum zählt. Seine eindrucksvolle Karriere hat den Oberösterreicher unter anderem an die Uni Tübingen geführt, an der er sich habilitierte. Von 2010 bis 2019 leitete er das renommierte Ifo – das Zentrum für internationale Wirtschaft in München. Zuletzt war er Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Und seit Oktober ist der 46-Jährige nun Chef des österreichischen Wifo – eigentlich ein Abstieg, den er im Ö3-Sonntagsinterview mit Claudia Stöckl mit familiären Interessen begründete. Nur wenige wissen, dass das bis zum Ukrainekrieg europaweit verfolgte Konzept eines einheitlichen und sektorübergreifenden CO2-Preises – der dann über ein Anreizsystem zur Gänze an die Bevölkerung zurückgegeben wird – von Felbermayr stammt. Während die Energiekosten aus Sicht aller anderen europäischen Regierungen auch ohne neue Steuer eine abschreckende Höhe erreicht haben, sieht man das in Österreich immer noch anders. Um die Grünen bei der Stange zu halten, wird dieses CO2-Preiskonzept in Verbindung mit dem Klimabonus von der Regierung trotzdem ab Oktober eingeführt. Ökologisch wäre es zwar nicht mehr notwendig, denn inzwischen sorgen die enorm gestiegenen Energiepreise auch so dafür, dass etwa wesentlich mehr Pendler in den Öffis sitzen als vor der Krise. Aber zum Wesen von Regierungen gehört es nun einmal, den Leuten auf der einen Seite das Geld aus der Tasche zu ziehen, um es auf der anderen Seite wieder zurückzugeben.

Felbermayr-Energiekosten-Idee vor Umsetzung

Nun steht ein anderer Felbermayr-Vorschlag vor der Umsetzung. Der Wifo-Chef hat in der ZIB2 ein Wohlfahrtskonzept des indischen Wirtschaftsnobelpreisträgers Amartya Sen für die aktuelle Energieversorgungslage adaptiert. Gabriel Felbermayr fordert einen Energiekostenausgleich bei gleichzeitiger Schaffung von Energiesparanreizen. Dabei geht es darum, den Haushalten eine preisreduzierte Freimenge an Energie zur Verfügung zu stellen, damit ihnen genügend Geld für den Konsum bleibt. Jeder Verbrauch, der über diese Freimenge hinausgeht, soll aber weiterhin den Marktpreis oder sogar noch mehr kosten und so zusätzliche Energiesparanreize schaffen. Der Wifo-Chef erachtet diesen Vorschlag als wesentlich sinnvoller als die von der Opposition geforderte Deckelung der Energiepreise. Ein Strompreisdeckel, wie ihn etwa die SPÖ, aber inzwischen auch die wahlkämpfende niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner will, würde nämlich zu Fehlverteilungen führen, die womöglich sogar in einem Blackout enden könnten. Außerdem würde ein Strompreisdeckel sämtliche Energiespar-Appelle konterkarieren, weil dadurch die Stromnachfrage steigt, statt zu sinken. Außerdem können weder der Staat noch irgendwelche Energieversorger den zugekauften Strom auf Dauer billiger hergeben, als sie dafür an der Strombörse bezahlen müssen.

ÖVP und SPÖ nehmen den Ball auf

Inzwischen spricht sich auch der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler für den Felbermayr-Vorschlag aus und nimmt als Erster den Ball auf, den Gabriel Felbermayer der Politik zugespielt hat. Drexler sieht darin einen adaptierten Strompreisdeckel und appelliert an alle Beteiligten, nicht auf ihren Dogmen zu beharren. Damit baut er der Bundes-ÖVP sowie seiner niederösterreichischen Kollegin, aber auch den Grünen eine goldene Brücke. Schließlich führt das Wifo-Konzept im Gegensatz zum SPÖ-Strompreisdeckel nicht zu einem Mehrverbrauch und erhöht damit auch nicht die Blackoutgefahr. Stattdessen belohnt es all jene, die in Zukunft weniger Energie verbrauchen als bisher. Aber auch die SPÖ arbeitet bereits an der Deutungshoheit. Ihr Klubobmann Jörg Leichtfried will nämlich bereits die gesamte Bundesregierung auf die SPÖ-Idee des Strompreisdeckels einlenken sehen. Dass die jetzt vor der Umsetzung stehenden Maßnahmen überhaupt nichts mit dem SPÖ-Vorschlag zu tun haben, verschweigt er jedoch. Trotzdem wird es sehr schwierig, die Idee des Wifo-Chefs umzusetzen. Denn es ist damit zu rechnen, dass sich viele Bedenkenträger querlegen werden. Die Bedachtnahme auf Datenschutz und viele andere Bedachtnahmen verhindern nämlich immer öfter politische Umsetzungen. Schließlich ist die Regierung auch mit ihrem Energiekostenbonus an den zahlreichen Einwänden gescheitert, indem sie eine nicht umsetzbare Konstruktion für die Auszahlung schaffen musste. Bundeskanzler Karl Nehammer hat inzwischen jedenfalls nicht nur seine Teilnahme an den Bregenzer und Salzburger Festspielen gecancelled, sondern auch seinen Familienurlaub in Griechenland abgesagt. Er will sich voll auf die Bekämpfung der Teuerung konzentrieren.

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MIT JOHANNES TANDL

Harte erste Wochen für den neuen Landeshauptmann

Von Sommerpause kann für den neuen steirischen Landeshauptmann keine Rede sein. Es ist ihm aber rasch gelungen, die überregionalen Medien von seinem rhetorischen Können und seiner Klugheit zu überzeugen. Und innerhalb der Steirischen ÖVP zeigen sich inzwischen selbst jene von ihm begeistert, die bis vor kurzem gerne jemand anderen an der Spitze des Landes gesehen hätten und ihn als Landeshauptmanns für ungeeignet hielten. Punkten konnte Drexler nicht nur mit einem ZIB2-Interview, bei dem er den Österreichern unter anderem den weißgrünen steirischen Farbcode erklärte, sondern auch bei zahlreichen weiteren Auftritten, bei dem er sich als Menschenfreund positionieren konnte, der weiß, worauf es angesichts der allgegenwärtigen Krisen ankommt. Hermann Schützenhöfer hat seinem Nachfolger mangelnde Beliebtheit attestiert, die es abzuarbeiten gelte. Diese Äußerung war unnötig, erweist sich im Nachhinein jedoch als Vorteil für den Neuen. Schließlich dämpfte sie die Erwartungen der Bevölkerung. Die meisten Steirerinnen und Steirer erleben Christopher Drexler nämlich erst jetzt bewusst, seit er Landeshauptmann ist. Dass er der Spiritus Rector mehrerer Regierungskoalitionen war, weiß nur die kleine landespolitisch interessierte Minderheit. Das gilt auch für seine Tätigkeit als treibende Kraft hinter der steirischen Gesundheits- und Spitalsreform. Und so hat der neue Landeshauptmann nicht nur mit seiner geistigen Wachheit, sondern auch mit seiner Empathie für die Anliegen der krisengebeutelten Bevölkerung die Erwartungen deutlich übertroffen. Drexlers bundesweiter Bekanntheitsgrad hat sich in den wenigen Wochen seit seinem Amtsantritt vervielfacht. Als erstem ÖVP-Politiker seit Sebastian Kurz gelang es ihm, auch bei bundesweiten Radio- und TV-Interviews zu überzeugen. Obwohl ihn die Opposition im Steirischen Landtag schon einen Tag nach Amtsantritt mit einer dringlichen Anfrage konfrontierte und gar nicht daran denkt, ihm eine Einarbeitungszeit zu lassen, ist der Start geglückt. Das war auch notwendig und wohl gut geplant. Schließlich bleiben Drexler nur zweieinhalb Jahre, um gegen den Bundestrend bei der Landtagswahl auch die Mehrheit der Bevölkerung von der ÖVP zu überzeugen.

Für Landeshauptmann Christopher Drexler gab es zum Amtsantritt keine Schonzeit. Das ÖVP-Klientel konnte er mit seiner starken medialen Performance bereits überzeugen. Um auch bei den Wählern zu punkten, muss er aber Empathie und Durchsetzungsvermögen beweisen. Dazu bleiben ihm zweieinhalb Jahre.

Präsidentschaftswahl: Muss Van der Bellen in eine Stichwahl?

Am 9. Oktober ist Bundespräsidentenwahl. Und dass Alexander Van der Bellen das Rennen machen wird, steht eigentlich außer Zweifel. Schließlich verzichten sowohl die ÖVP als auch die SPÖ diesmal auf die blutige Nase, die sie sich vor sechs Jahren mit Andreas Khol und Rudolf Hundstorfer holten. Mit Volksanwalt Walter Rosenkranz schickt die FPÖ auch diesmal einen Kandidaten ins Rennen, dem es wie schon zuletzt Norbert Hofer gelingen könnte, bürgerliche Wähler, die sonst nicht viel mit der FPÖ anfangen können, von sich zu überzeugen. Daher wird es auch diesmal kein einsames Rennen für Alexander Van der Bellen werden. Dass der Amtsinhaber bereits verlautbaren ließ, dass er sämtlichen TV-Konfrontationen aus dem Weg gehen werde, ist außerdem alles andere als ein Zeichen demokratischer Reife. Damit wird Van der Bellen nicht nur die Proteststimmung unter den FPÖ-Anhängern befeuern. Seine Ignoranz kann auch die Wahlbeteiligung bei ÖVP- und SPÖ-Anhängern drücken. Daher könnte Alexander Van der Bellen als erster amtierender Bundespräsident der Zweiten Republik in eine Stichwahl müssen. Die Hoffnung der Grünen, dass sich die drei rechts verorteten Kandidaten Walter Rosenkranz, Gerald Grosz und MFG-Obmann Michael Brunner gegenseitig Stimmen wegnehmen, mag zwar begründet sein. Vor einer Stichwahl würde das den Amtsinhaber aber natürlich trotzdem nicht bewahren. Schließlich benötigt er die absolute Stimmenmehrheit – also 50 Prozent und eine Stimme.

Recht haben

Die vorübergehende Nutzung des Nachbargrundstücks

Ob und in welchem Ausmaß das Nachbargrundstück im Rahmen von Bauarbeiten am eigenen Grundstück genutzt werden darf, stellt in der Praxis ein immer wiederkehrendes (Streit-) Thema dar. Dabei ist darauf zu achten, dass die einzelnen Bauordnungen der Bundesländer unterschiedliche Voraussetzungen für die Nutzung des Nachbargrundstückes vorsehen. Dieser Artikel beleuchtet die in der Steiermark geltenden Zulässigkeitsvoraussetzungen für die Benützung des Nachbargrundstückes und mögliche rechtliche Konsequenzen im Falle einer rechtswidrigen Nutzung. Bei der Herstellung, Erhaltung und beim Abbruch baulicher Anlagen im Bereich der Grundgrenze hat der Nachbar gemäß § 36 Abs 1 StmkBauG die Nutzung seines Grundstückes unter bestimmten Umständen im unbedingt erforderlichen Ausmaß zu dulden. Wesentlich ist, dass die Arbeiten nur temporär sind und ohne die Nutzung des Nachbargrundstückes gar nicht oder nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand möglich wären. Dies gilt auch für die Nutzung des Luftraums des Nachbargrundstückes, beispielsweise durch einen Kran. Vor Inanspruchnahme des benachbarten Grundstücks ist gemäß § 36 Abs 1 StmkBauG das Einvernehmen zwischen den Grundstückseigentümern herzustellen. Wird das benachbarte Grundstück ohne die Zustimmung des Nachbarn in Anspruch genommen, liegt eine Besitzstörung vor, die auf dem Zivilrechtsweg mittels Klage bekämpft werden kann. Verweigert der Nachbar die Duldung von Arbeiten auf seinem Grundstück, hat die Baubehörde auf Antrag über die Zulässigkeit der Nutzung zu entscheiden. Im Ergebnis kann dem Nachbarn jedoch nicht dazu geraten werden, seine Zustimmung leichtfertig zu verweigern, weil eine rechtswidrige Verweigerung Schadenersatzansprüche des Bauwilligen auslösen kann. Dies beispielsweise dann, wenn es durch die rechtswidrige Weigerung zu Mehrkosten durch eine Verzögerung des Bauablaufes kommt. Gleichzeitig ist dem bauenden Nachbarn zu raten, bei der Nutzung des benachbarten Grundstückes behutsam vorzugehen. Grund dafür ist, dass er Schäden, die im Rahmen der Nutzung des Nachbargrundstückes entstehen, zu ersetzen hat und er sich zur Vermeidung einer Besitzstörungsklage strikt an den Umfang des Duldungsbescheides bzw. der Zustimmung des Nachbarn halten sollte. Der damalige Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner mit dem Präsidenten des 63. Österreichischen Chirurgenkongresses Hubert Hauser.

Chirurgenkongress in Graz

Mitte Juni diskutierten über 1.000 Teilnehmer aus Österreich, USA, Deutschland, Schweiz, Ungarn und Slowenien im Rahmen des 63. Österreichischen Chirurgenkongresses. Dieser fand unter der Präsidentschaft von Universitätsprofessor Hubert Hauser, Vorstand der Chirurgie des LKH Graz II, nach vielen Jahren wieder einmal in Graz statt. In 371 wissenschaftlichen Vorträgen und 64 wissenschaftlichen Postern wurden die neuesten Erkenntnisse, aber auch Bewährtes auf dem Gebiet der Chirurgie präsentiert. Besonderen Anklang fand die Eröffnungsrede von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der einen kurzen Überblick über die steirische Gesundheitspolitik gab. Erzbischof Franz Lackner beleuchtete in seinem Festvortrag das Thema Grenzen aus allgemeiner und medizinischer Sicht. Erstmalig wurde auf einem österreichischen Chirurgenkongress der neueste Operationsroboter „Hugo“ präsentiert, der von Erzbischof Franz Lackner auch gleich getestet wurde. In einer eigens für den Kongress installierten Ausbildungstraße konnten junge Chirurgen unter Anleitung erfahrener Tutoren verschiedenste Operationen an Modellen trainieren. Im Pflegesymposium wurden bewährte und neue Konzepte in der Pflege präsentiert. Insbesondere das aus der Autoindustrie kommende, neue Konzept des „Lean Managements“ stieß auf reges Interesse. Neben fachlichen Aspekten stellten Pflegemangel und schwindender chirurgischer Nachwuchs sowie Bürokratiereduktion ein stark diskutiertes Thema dar. Erstmalig waren auch die niedergelassenen Chirurgen mit einer eigenen Sitzung am Österreichischen Chirurgenkongress vertreten. In einem von Dr. Martin Hoff organisierten Round-Table-Gespräch wurden aktuelle und zukünftige Aspekte der chirurgischen Versorgung in Österreich diskutiert.

Mit der Lehre gegen den Fachkräftemangel

Wenn es um die wirtschaftliche Zukunft geht, haben sie ein Ass im Ärmel: die Gewinnerinnen und Gewinner der StyrianSkills – der steirischen Lehrlingswettbewerbe. Denn die duale Ausbildung gilt als Karriere-Booster in Zeiten des Fachkräftemangels.

Dann zahlt’s halt mehr!“ – Diese einfache „Lösung“ für das Fachkräfteproblem hört man oft. So simpel ist die Sache aber nicht. Für die fehlenden Fachkräfte gibt es viele Gründe, etwa die Demografie. Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden jetzt nämlich richtig spürbar: Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Pension, während junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer weniger werden. Innerhalb von 15 Jahren verdoppelte sich der Anteil der über 50-jährigen unselbstständig Beschäftigten in der Steiermark, und zwar von 68.893 im Jahr 2005 auf 146.401 im Jahr 2020. Der Anteil der unter 25-Jährigen in den steirischen Firmen ging dagegen im selben Zeitraum zurück, und zwar von 71.959 auf 59.767.

Lehre attraktiver machen

„Eine der wichtigsten Strategien ist, die Lehrausbildung attraktiver zu machen und jungen Leuten wie deren Eltern klarzumachen, dass die duale Ausbildung ein Garant für eine Top-Karriere ist“, sagt Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk der WKO Steiermark. „Die Lebensläufe gipfeln nicht selten in der Selbstständigkeit und gutem Verdienst.“ Auch akademische Karrieren sind möglich – die Wege sind in alle Richtungen offen. Die Biografien der Leute, die bei den StyrianSkills, den EuroSkills oder WorldSkills erfolgreich sind, zeigen das exemplarisch: eine Tischlerin, die im zweiten Ausbildungsweg ihren Traumberuf fand, ein Maler, der zuerst Weltmeister und dann Berufsschulvizedirektor wurde, eine Glaserin, die draufkommt, dass Frauen

Stolz auf ihre Lehre im Gewerbe und Handwerk: Javvad Nawrozi gewann Gold bei den Fliesenlegern, der MalerWeltmeister Marian Schweiger ist heute Vizedirektor der LBS 3 in Graz und Katharina Thier startete als Glaserin in ihre zweite Karriere. »Mit einer Lehre gibt es keine Zukunftssorgen! Die steirischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe bieten eine erstklassige Ausbildung in krisensicheren Berufen.«

mittlerweile auch im Handwerk zu Hause sind: Katharina Petritsch, Marian Schweiger und Katharina Thier sind also Beispiele für Karrieren, in denen die Lehrausbildung zum Dreh- und Angelpunkt für den Erfolg wurde.

Einsatz, Integration, Erfolg

Neue Talente-Pools anzuzapfen ist die zweite Strategie gegen den Fachkräftemangel. Das sind nicht nur Frauen, die verstärkt in sogenannte „Männerberufe“ kommen, wo guter Verdienst und Aufstiegschancen winken. Es sind auch Menschen, die mit viel Einsatz und Engagement nach Österreich kommen, sich integrieren und beachtliche Karrieren hinlegen. Javvad Nawrozi, ebenfalls StyrianSkills-Gewinner, ist ein Beispiel. Der junge Fliesenleger entdeckte sein Talent beim Do-it-yourself-Arbeiten zu Hause, als er als Flüchtling in Österreich lebte. Durch eine verkürzte Lehre – er kam als gelernter Schneider aus Afghanistan – wurde er zum Profi und stand auf dem Siegerstockerl bei

der Award-Gala in der Wirtschaftskammer. „Qualifizierte Zuwanderung ist ein Schlüssel in Sachen Fachkräftemangel“, betont Hermann Talowski. „Wir bieten jungen Menschen eine Chance in Österreich und die Wirtschaft sucht sich die besten Köpfe – eine Win-win-Situation.“ Gegen den Fachkräftemangel ist also ein Kraut gewachsen: die duale Ausbildung, die immer attraktiver wird.

Nachhaltig mobil in die Arbeit

Seit rund 23 Jahren werden von immer mehr Unternehmen die enormen Vorteile des Standorts Technopark Raaba erkannt. Von einer Stagnation der Nachfrage nach Büro- und Gewerbeflächen kann hier in Graz-Umgebung-Süd keine Rede sein, es handelt sich weiter um konstante jährliche Zuwachsraten von rund zehn Prozent jährlich. Die gerade fertiggestellten bzw. geplanten Neubauten am Technopark Raaba sollen dazu beitragen, die Nachfrage an Büroflächen im Umfeld von Graz stillen zu helfen. Mehr Flexibilität und vor allem Nachhaltigkeit beim alltäglichen Pendeln zum und vom Arbeitsplatz sind beim rasant ex-

pandierenden Standort Technopark Raaba das große Thema. Die Mobilität der zahlreichen Mitarbeiter zum Arbeitsplatz und wieder nach Hause soll in Zukunft weniger Emissionen und Umweltbelastung verursachen. Um diese zum Umsteigen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu motivieren, bedarf es nicht nur entsprechender Anreize, sondern auch einer modernen Infrastruktur. Es gibt eine Fahrradgarage mit zahlreichen absperrbaren Boxen sowohl für herkömmliche Bikes als auch für E-Bikes, wobei letztere mit Ladesteckdosen versehen sind. Für die Fahrradfahrer gibt es im Technopark eigene Duschen und Umkleidekabinen, die kostenlos nutzbar sind. Eine weitere geplante Alternative sind E-Scooter, die am Bahnhof Raaba bereitstehen und für die Fahrt zum Technopark und retour individuell nur mit Berechtigungskarte genutzt werden können, sodass sie nicht in der Gegend liegend zurückgelassen werden.

E-Mobilität ist die Zukunft des Pendelns

Elektrische Fahrzeuge spielen eine immer größere Rolle im Individualverkehr, dem wird auch beim Technopark Raaba Rechnung getragen. Bereits vor rund drei Jahren wurden die Gespräche mit der Energie Steiermark bezüglicher einer gemeinsamen Kooperation gestartet. Das Ergebnis sind mittlerweile rund 30 E-Tankstellen an unserem Standort. Die „grüne Expansion“ wird von der Holding Graz im laufenden Jahr mit acht zusätzlichen Tankstellen vorangetrieben und auch im neuen Parkhaus ist in einem eigenen Areal für ausreichend Stromanschlüsse zum Laden gesorgt. Seit Mitte Mai ist hier am TPR auch ein tim-Standort eingerichtet, an dem ständig mehrere e-Carsharing-Fahrzeuge für alle tim-Kunden und -Kundinnen zur Verfügung und darauf warten, gebucht zu werden.

Hannes Schreiner ist seit 2019 Geschäftsführer der Technopark Raaba Holding GmbH, zuständig für die Bereiche Finanzen und Projektentwicklung.

Foto: Archiv

Klanglicht 2021 gewinnt Austrian Event Award

Seit 25 Jahren prämiert der Austrian Event Award die besten Live-Veranstaltungen und macht deutlich, wie wichtig Ideen und Leidenschaft sind, um Menschen das Erleben großartiger Live-Momente zu ermöglichen. Umso größer ist die Freude, dass Klanglicht 2021 nicht nur die vielen Besucher der Installationen im Schlosspark Eggenberg begeistern konnte, sondern auch die Award-Jury. Klanglicht-Kuratorin Birgit Lill-Schnabl: „Klanglicht 2021 hat gezeigt, dass Licht und Klang Menschen tief berühren und bewegen können − hinein in den öffentlichen Raum.“ Damit sendete das Kunstfestival nach eineinhalb Jahren Corona-bedingter Pause ein leuchtendes Zeichen, dass die gemeinsame Erfahrung die schönste Art ist, Kunst zu erleben.

Die NachwuchsRizzis aus der Steiermark

Der Tübinger Veranstalter und Kunstgroßhändler Art 28 kürte die Siegerbilder des großen Schüler-Malwettbewerbs anlässlich der weltgrößten James-Rizzi-Ausstellung in Halle A der Messe Graz. Als ihre „Häuserparty“ zum Siegerbild gekürt wurde, da strahlten die Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse der Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule Steiermark vor Freude sogar noch heller als die berühmte Rizzi-Sonne über dem Hochhäuser-Meer des Big Apple. „Mit welcher Begeisterung und Fantasie sich die vielen Jung-Rizzis der Steiermark an unserem großen Schüler-Malwettbewerb beteiligt haben, das hat uns zutiefst beeindruckt“, erzählt Alexander Lieventhal von Art 28, der die Preisverleihung moderierte.

20 Jahre Hypo Vorarlberg in Graz

Die Hypo Vorarlberg ist auch in anderen Regionen Österreichs sowie in den Nachbarländern wirtschaftlich erfolgreich unterwegs. Vor mittlerweile 20 Jahren konnte die größte Vorarlberger Bank im September 2002 eine Filiale im ehemaligen Nationalbankgebäude am Joanneumring eröffnen. „In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Steiermark vom grundstoffabhängigen Industrieland zu einem internationalen Technologiestandort mit hohem Innovationspotenzial entwickelt. Die wirtschaftliche Prosperität dieser Region hat die Hypo Vorarlberg darin bestärkt, die Vermögensanlage nach ‚Vorarlberger Rezept‘ sowie gut ausgewählte Finanzierungen auch den Kundinnen und Kunden in der Steiermark anzubieten“, erklärt der Regionaldirektor Ernst Albegger.

Erster Grazer Airport Run war ein voller Erfolg

Die erste große Laufveranstaltung am Flughafen Graz war nicht nur für die Sportler, sondern auch für die Steirische Kinderkrebshilfe ein großer Renner, schließlich konnte an Letztere ein Scheck in Höhe von 11.000 Euro übergeben werden. Am 30. Juni um Punkt 19:00 erfolgte für rund 500 – trotz der Hitze hochmotivierte – Läuferinnen und Läufer der Startschuss. 177 Frauen und 309 Männer haben die besondere Atmosphäre der rund 5,8 Kilometer langen Strecke genossen. „Der Airport Run war für mich gleich in doppelter Hinsicht etwas Besonderes“, meint Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz. „Zum einen, weil wir so einen Event zum ersten Mal durchgeführt haben, zum anderen, da ich selbst mitgelaufen bin und die besondere Stimmung hautnah miterleben durfte“.

Perfektes Qualif(l)ying für Flughafen Graz

In der Zeit rund um den 11. Juli stand der Flughafen Graz besonders auf dem Prüfstand, da der Grand Prix am Red Bull Ring für mehr als 50 zusätzliche Starts und Landungen primär in der General Aviation gesorgt hat. Einige Maschinen haben den Flughafen nur für einen kurzen Boxenstopp besucht, andere benötigten für sich und ihre Passagiere ein spezielles Handling. „Ich bin sehr stolz auf unser Team, das die Tage so gut gemeistert hat“, erklärt Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz. „Wir haben das stärkste Flugaufkommen bei einem Grand Prix am Red Bull Ring verzeichnet und das neben dem erhöhten Flugverkehr zum Ferienbeginn. Unsere ‚fliegende Runde‘, wie es in der Formel 1 heißt, kann kaum mehr verbessert werden.“

Steiermärkische unterstützt Kultur-App

Kunst und Kultur gibt es in der Steiermark wortwörtlich an jeder Ecke. Von Bad Aussee bis Bad Radkersburg überspannen Musik, Literatur & Co. das Land mit einem Netz aus kulturellen Angeboten, in dem sich Menschen wiederfinden und verlieren können. Damit Kulturfans nur sich selbst und nicht den Überblick verlieren, wurde die App „Kuma“ entwickelt. Hauptsponsorin ist die Steiermärkische Sparkasse, die sich einmal mehr als verlässliche Kulturpartnerin positioniert. Ganz nach dem Motto „Kultur gut finden“ fungiert Kuma als digitaler Kulturkalender mit praktischer Such- und Filterfunktion. Etwa 1.000 Kulturangebote stehen zum App-Start zur Verfügung. Gleichzeitig ist www.kuma.at eine Plattform für Kulturanbieter.

Graz übernimmt „Special Olympics“-Fahne

Am 27. Juni sind die 8. Nationalen Special Olympics Sommerspiele im Burgenland zu Ende gegangen. Im Rahmen der Abschlussfeier übernahm Sport- und Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner die „Special Olympics“-Fahne für die nächsten nationalen Spiele im Jahr 2024. Rund 1.800 Sportler und ihre Trainer werden dann an alpinen Schauplätzen und in Graz, wo die Hallenbewerbe ausgetragen werden, erwartet. Graz fügt damit seiner Tradition als Ausrichter von Special Olympics, wie etwa der World Winter Games 2017 oder der Tanzweltmeisterschaft 2021, einen weiteren Meilenstein hinzu. Hohensinner dazu: „Ich freue mich sehr, dass die Nationalen Special Olympics Winterspiele im Jahr 2024 wieder in Graz ausgetragen werden.“

20-Jahr-Jubiläum Jugendzentrum funtastic

Mit einem Tag der offenen Tür, Hip-Hop-Party, Indoor-Soccer-Turnier und vielen weiteren Programmpunkten feierte das Jugendzentrum funtastic von Jugend am Werk Steiermark am 8. und 9. Juli sein 20-jähriges Bestehen. Zahlreiche Gäste, Nachbarn, Interessierte, Wegbegleiter und vor allem viele Jugendliche machten den Anlass zu einem gelungenen Fest. „Ziel der offenen Jugendarbeit ist, mehr Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit zu bewirken – unabhängig von der sozialen Herkunft. Sie ist ein wichtiger ergänzender Bildungsbereich für Kinder und Jugendliche und soll junge Menschen zu sozialem Engagement und gesellschaftlicher Mitverantwortung anregen“, hebt Jugend-Stadtrat Kurt Hohensinner hervor.

Neuer Hochbehälter für Grazer Wasserversorgung

Die Holding Graz Wasserwirtschaft sichert die Versorgung mit frischem Trinkwasser in der steirischen Landeshauptstadt. Damit das frische Trinkwasser auch in höher gelegene Teile der Stadt geliefert werden kann, ist die Wasserspeicherung als ein wesentlicher Teil der Versorgung essenziell. Mit der Inbetriebnahme des neuen Hochbehälters auf der Ferdinandshöhe wurde ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt, um die hohe Lebensqualität in Graz zu erhalten. Vorstandsdirektor Gert Heigl: „Insgesamt wurden 1,7 Mio. Euro in das Bauwerk sowie in den Leitungsbau investiert. Das Speichervolumen des neuen Hochbehälters auf der Ferdinandshöhe hat sich mit einem Gesamtspeichervolumen von 1.500 m3 nun mehr als versiebenfacht.“

Neuer Standort für AMS Graz West und GU

Noch laufen letzte Vorbereitungen, bevor er in wenigen Tagen mit Leben gefüllt wird: Mit 1. August bezieht das AMS Graz West und Umgebung seinen neuen Standort in der Zollgasse 4 in 8020 Graz. Insgesamt werden dort künftig rund 185 Mitarbeiter tätig sein; zusätzlich zum AMS Graz West und Umgebung übersiedelt auch das Ausländerfachzentrum des AMS Steiermark aus dem Roseggerhaus an den neuen Standort. „Wir freuen uns sehr darüber, unseren Kunden und Mitarbeitern mit 1. August eine neue, moderne AMS-Geschäftsstelle mit einem großzügigen Platzangebot zur Verfügung stellen zu können“, betont die Leitung des AMS Graz West und Umgebung, Christian Namor und Karin Außerhofer, gemeinsam mit AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe.

Mercedes-Benz Murhof Trophy 2022

Am 1. Juli 2022 organisierte das Autohaus Pappas Steiermark wieder bei Traumwetter die beliebte Mercedes-Benz-Trophy auf dem Golfplatz Murhof in Frohnleiten. 113 Golfenthusiasten genossen das beliebte Turnier mit anschließender Abendveranstaltung und feierlicher Siegerehrung von MercedesBenz. Einige der prominenten Gastspieler waren die Ex-Fußballer Gustl Starek und Werner Gregoritsch, der steirische Golfpräsident Kurt Klein, Mothwurf-Eigentümer Helmut Schramke und viele andere Gäste aus Wirtschaft, Sport und Politik.

Die Vertreter der ACstyria-Partnerunternehmen am Gemeinschaftsstand in Hamburg

Steirische Betriebe auf Luftfahrt-Fachmesse

Bei der diesjährigen Fachmesse Aircraft Interiors Expo (AIX) in Hamburg von 14. bis 16. Juni stellten namhafte steirische Luftfahrtunternehmen gemeinsam mit dem Mobilitätscluster ACstyria ihre Expertise im Luftfahrtbereich zur Schau.

Die Aircraft Interiors Expo (AIX) gilt als weltweit führender Marktplatz, auf dem sich Fluggesellschaften und Zulieferer treffen, um ihre technologischen Neuheiten im Bereich der Ausstattung von Flugzeugkabinen zu zeigen. Auch heuer war der Mobilitätscluster ACstyria mit einem Gemeinschaftsstand auf der Messe vertreten. Dort präsentierten Alu Menziken, FH Joanneum Aviation, LTC GmbH, M&H CNC Technik, Pankl Aerospace, Ro-Ra Aviation Systems und Spring Components sowie Villinger Research & Development ihr Know-how im Luftfahrtbereich. „Uns als Netzwerkcluster freut es sehr, dass wir in Hamburg das steirische Know-how im Luftfahrbereich international sichtbar machen konnten“, so Christa Zengerer, GF des ACstyria. Neben den Unternehmen am Gemeinschaftsstand waren auch die Partnerunternehmen Antemo, AMES, FACC und Wollsdorf Leder mit einem eigenen Ausstellungsstand auf der Messe vertreten. Der Mobilitätscluster ACstyria repräsentiert ein Netzwerk von über 300 Unternehmen in den Bereichen Automotive, Aerospace und Rail Systems – mit über 70.000 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von mehr als 17 Mrd. Euro pro Jahr. Kernleistung des seit 1995 bestehenden Clusters ist die Vernetzung und Unterstützung steirischer Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. In den fünf definierten strategischen Themenfeldern Digitalisierung und digitale Geschäftsmodelle, Innovative Antriebs- und Fahrzeugkonzepte, Autonome Systeme, Mobilitäts-Services sowie Decarbonized Value Chain fungiert der ACstyria als Trend- und Technologiescout sowie als technologieoffener Transformationsbegleiter für das gesamte Netzwerk.

Kurz im Gespräch mit

Karl-Heinz Snobe,

GF des AMS Steiermark

Wie unterstützt das AMS die steirischen Unternehmen im Kampf gegen den Fachkräftemangel? Wir bemühen uns um die rasche und passende Vermittlung. Darüber hinaus verfügt das AMS über ein breites Angebot an Förderungen zum Aufbau von qualifiziertem Personal. Zu nennen sind etwa arbeitsplatznahe Ausbildungen, maßgeschneidert und gefördert von AMS und Land Steiermark. So sind etwa über Stiftungen alle Fachausbildungen möglich und wir forcieren Qualifizierungen in den Bereichen Digitalisierung, Pflege und Umwelt. Was braucht es, damit die betriebliche Lehre für Jugendliche eine attraktive Alternative zu weiterführenden Schulen bildet? Eine abgeschlossene Lehre ist ein solides Fundament fürs weitere Berufsleben und aufgrund des demografischen Wandels bleiben Fachkräfte auch in Zukunft stark nachgefragt. In vielen Lehrberufen, wie etwa im Handwerk, gibt es jetzt eine Jobgarantie und die Löhne werden besser. Auch nach der Lehre gibt es Modelle, um einen akademischen Abschluss zu erreichen. Leider wissen viele Schüler und Schülerinnen und deren Eltern darüber zu wenig Bescheid.

Welche Bedürfnisse der Unternehmen hat die kürzlich abgeschlossene AMS Business Tour 2022 aufgezeigt? Immer mehr Unternehmen beschäftigt die Frage, wie sie sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren können, um bestehende Mitarbeiter halten und neue finden zu können. Wir können sie dabei mittels qualifizierter Unternehmensberater unterstützen.

Fazitgespräch

Von Volker Schögler und Johannes Tandl mit Fotos von Marija Kanizaj

Meister der Logistik

Gerald Hofer, Vorstandsvorsitzender der Knapp AG, über Krapfenfüller und Intralogistik, über künstliche Intelligenz und Robotik. Und er erklärt, warum überlappendes Wissen Sicherheit bedeutet.

Auf der kurzen Fahrt von Graz zur Knapp AG in Hart bei Graz memorieren wir noch einmal ein paar Eckdaten. 1,66 Milliarden Euro Umsatz entspricht einem Plus von 57 Prozent gegenüber dem letzten Geschäftsjahr, zusätzliche 1.000 Neueinstellungen in einem Jahr ergeben heute mehr als 6.000 Mitarbeiter.

Hat die Corona-Pandemie etwas damit zu tun? Auch das wollen wir einen der drei Vorstände fragen. Als uns Gerald Hofer darüber Auskunft gibt, wie fortgeschritten Automatisierung und Digitalisierung in der Welt der Intralogistik bereits sind, wird erkennbar, wie sehr dadurch jetzt schon die Arbeit der Zukunft geprägt ist.

Tatsächlich wird es immer schwieriger, Knowhow zu schützen.

Gerald Hofer

Herr Hofer, Knapp war im Jahr 1952 ein klassisches Garagen-Start -up. War das damals eher ein Schlossereibetrieb oder schon ein Technologieunternehmen? Die Skills unseres Gründers Günther Knapp lagen unter anderem im Maschinenbau. Er hat die Bedeutung der Automatisierung für die Wertschöpfung sehr früh erkannt. Legendär ist die mechanische Krapfenfüllmaschine, die am Anfang unserer Geschichte steht. Knapp wollte die Abläufe effizienter machen. Er hat erkannt, dass Maschinen die menschliche Arbeit erleichtern, indem sie Handarbeit übernehmen – also die Notwendigkeit zu automatisieren. Einer unserer ersten großen Kunden war Herba Chemosan in Wien. Knapp lieferte dem Pharmagroßhändler zuerst Fördertechnik und später Kommissionierautomaten. So kamen wir zur Intralogistik. Zwischendurch war das Unternehmen sogar an Knapp beteiligt. Und bis heute ist Herba ein wichtiger Partner für uns.

Der Krapfenfüller stand also am Anfang des Weges von Knapp hin zum Intralogistik-Konzern. Geht es Ihnen dabei um die Optimierung sämtlicher innerbetrieblicher Material- und Warenflüsse? Richtig. Und Günther Knapp hat als erster erkannt, welche Potenziale Logistik und Technologie für die Lagerhaltung speziell im Pharmagroßhandel bieten. Der Pharmabereich war deshalb so bedeutsam, weil er in der Vergangenheit schon viel weiter entwickelt war, als es bis heute etwa der Onlinehandel ist. Die Apotheken mussten schließlich mehrmals täglich beliefert werden. In dieser Welt wurde unser Unternehmen groß. Dabei haben wir auch gelernt, dass man alles, was man automatisiert, auch steuern muss. Knapp erkannte also sehr früh die Notwendigkeit einer leistungsfähigen und umfassend vernetzten Prozesssoftware. Der Phamagroßhandel hat uns also gut gewappnet für all das, was in den letzten Jahrzehnten in vielen weiteren Branchen auf uns zukam.

Inzwischen ist Knapp auf allen Kontinenten tätig. Wie viel Pioniergeist von der Gründerzeit steckt heute noch im Konzern? Wir sind nach wie vor absolut technologiegetrieben. Technologie ist unsere DNA. Wir schauen jedes Ding ganz genau an, um herauszufinden, wie wir es mit neuer Technologie anders und noch besser machen können. Wir tun das – ganz im Sinne von Günther Knapp – nicht mit Grundlagenforschung, sondern wir wollen jedem Kunden Innovation, also die richtige Technologie als optimale Lösung, bieten. Aktuell implementieren wir beispielsweise Artificial -Intelligence-getriebene Robotik in unsere Anlagen.

Gründet das gewaltige Wachstum der Knapp AG vorrangig auf Ihrem Technologievorsprung? Das ist natürlich ein ganz großer Teil unserer Marktposition. Mindestens so wichtig ist aber unser thematischer Zugang. Wir versuchen die Branchen unserer Kunden genau zu verstehen, um herauszufinden, welche Probleme wir auf dem Weg zur Optimierung lösen müssen. Wir analysieren also zuerst die logistischen Herausforderungen einer Branche und suchen danach nach an einer Lösung. Das kann ein reines Software-Prozessthema sein, das kann eine Wegeverfolgung mit Sensorik und Software sein, das kann aber auch eine große Komplettanlage sein. Um Herausforderungen meistern zu können, muss man wissen, worauf es ankommt. Dabei gehen wir nach einem eigenen Technologieansatz vor. Wir fragen uns zuerst, ob wir nicht vielleicht bereits eine Lösung für das gleiche Problem – allerdings in einer anderen Branche – gefunden haben und ob wir jene nicht auf andere Kunden ausrollen können. Und wenn es diese Lösung noch nicht gibt, suchen wir nach einem geeigneten individuellen Weg.

Und diese individuellen Lösungen werden standardisiert? Daraus entstehen oft wiederum neue Branchenlösungen. Wir sind selbst in vielen Disziplinen sehr gut aufgestellt, scheuen aber auch Kooperationen nicht. So arbeiten wir etwa im Bereich der Artificial-Itelligence-Robotik mit einem Ableger der University of California in Berkley zusammen. Dabei haben wir jedoch das Basis-Knowhow immer auch selbst im Haus.

Sie implementieren also Ihr Knowhow aus der einen Branche in die andere. Und wenn das nicht geht, finden Sie eine individuelle Lösung. Klappt das immer? Die Lebensmittelbranche ist ziemlich anders als die meisten. Bevor wir uns auf diesen Markt wagten, mussten wir diese Besonderheiten erst erlernen. Erst danach suchten wir Partner für erste Projekte. Bei Spar begannen wir etwa mit dem Leergutmanagement. Die

Retouren werden dabei über Bilderkennung identifiziert, rückgebucht und sortiert. Inzwischen »können« wir auch Lebensmittel. Und so haben wir in Ebergassing eines der modernsten Auslieferungslager für Spar umgesetzt. Inzwischen arbeiten wir weltweit für führende Lebensmittelketten, unter anderem für Kroger in den USA und Migros in der Schweiz [Anmerkung: Daneben gibt es weitere internationale Ketten, die aus Geheimhaltungsgründen nicht genannt werden dürfen]. Um eine Branche richtig kennenzulernen, braucht man jene langfristigen Kundenbeziehungen, die im Mittelpunkt der Knapp-Strategie stehen.

Knapp hatte im Jahr 2015 einen Umsatz von 466 Millionen Euro, jetzt sind es knapp 1,7 Milliarden. Wie verkraftet das eine Unternehmensorganisation? Müssen Sie nicht Millionen für Change-Management-Berater ausgeben? Wir haben ein sehr starkes Team im Haus, das Unternehmensentwicklung als Multiprojektmanagement betreibt. Knapp verfügt über eine ausgeprägte Managementstruktur in allen Funktionsbereichen und besteht mittlerweile aus 62 Gesellschaften. Jeder Funktionsbereich und jede Gesellschaft ist abgeleitet von der Gesamtstrategie für den Erfolg in der strategischen Weiterentwicklung wie auch im Tagesgeschäft verantwortlich. Bei Knapp wird die Bereitschaft zur Veränderung aktiv gelebt.

In vielen Fällen stellen Veränderungen große Unternehmen vor unlösbare Probleme. Auf Knapp trifft das nicht zu? In der Geschäftsführung sind wir ein Fünfergremium [Anmerkung: die drei Vorstände und zwei Vizepräsidenten]. Damit sind

Manchmal ist es gut, auf Empfehlungen zu vertrauen.

wir gleich dynamisch wie ein Start-up. Auch unsere Eigentümerschaft lässt extrem kurze Entscheidungswege zu. Einmal im Monat wird außerdem mit den Eigentümerfamilien [Anmerkung: Knapp und Bartenstein] in kleiner Runde über die kurz- und langfristigen Herausforderungen diskutiert.

Sie arbeiten als CEO mit Franz Mathi (COO) und Christian Grabner (CFO) in einem Dreier-Vorstand zusammen. Wie streng sind eigentlich die Kompetenzen bei Knapp verteilt? Wir alle betreuen neben unseren Schwerpunktbereichen auch Kunden. So bin auch ich in Entwicklungsmeetings anzutreffen und verantworte das Produktmanagement, während Franz Mathi als Technikvorstand zum Beispiel nach Südamerika enge, persönliche Kundenbeziehungen pflegt. Und auch Christian Grabner sitzt in Endverhandlungen und verhandelt Verträge mit Neukunden. Ähnliches gilt für die beiden Knapp-Vizepräsidenten Heimo Robosch, zuständig für Sales und Projektmanagement, und Bernhard Rottenbücher, unter anderem zuständig für die Knapp-Standorte Leoben und Dobl. Beide haben einen Technologie- und Projektbezug und direkten Kundenkontakt. Das heißt, wir haben Schwerpunkte, aber keine scharfe Trennung zwischen den Verantwortlichkeiten.

Im Mitbewerb gibt es eine ganze Reihe von Logistikunternehmen, die in Wahrheit alle eine gemeinsame Mutter haben, nämlich die Knapp AG. Ist das ein Branchenproblem, das man nicht abstellen kann? Warum gibt es so wenige Möglichkeiten, geistiges Eigentum zu schützen? Tatsächlich wird es immer schwieriger, Knowhow zu schützen. Das gilt vor allem im internationalen Bereich. Den größten Schutz bietet unser überlappendes Wissen. Nur weil jemand ein Shuttle fahren lassen kann, weiß er noch lange nicht, wie man ein Projekt um hunderte Millionen umsetzt. Unsere Erfahrung gibt den Ausschlag, wenn es etwa darum geht, eine Prozesssoftware mit mechatronischen Lösungen zusammenzubringen. Mittlerweile betreiben fast alle, die in unserer Branche tätig sind, einen Standort in Graz. Für Graz selbst ist es gut, weil damit ein Logistikcluster entstehen konnte. Das ist auch für uns kein Nachteil. Dadurch ist das Interesse an unserer Branche so hoch, dass die Ausbildungsstätten darauf reagieren. Es ist auf der einen Seite eine Bürde. Viele, die in Graz nur ein Büro betreiben, bilden nicht aus und versuchen daher unsere Mitarbeiter abzuwerben. Wir bilden nicht nur 150 Lehrlinge, sondern alle unsere Mitarbeiter selbst aus. Wenn uns jemand verlässt, geschieht das meistens im Guten. Aber natürlich müssen rechtliche Dinge wie etwa Konkurrenzklauseln eingehalten werden und wenn tatsächlich Daten transferiert werden, gehen wir dagegen natürlich vor. Die einzige große Abspaltung war übrigens deutlich vor meiner Zeit. Das war vor vielen Jahren die Gründung von Peem, heute SSI.

Die Knapp AG hat insgesamt 6.200 Mitarbeiter, letztes Jahr haben Sie 1.000 Mitarbeiter eingestellt. Mussten Sie das Anforderungsniveau absenken, um genug Mitarbeiter zu finden? Eigentlich gar nicht, aber von den 1.000 haben wir nur 350 bis 400 für Österreich aufgenommen, den Rest an ausländischen Standorten. In der Steiermark beschäftigen wir etwa 3.600 Menschen – neben dem Headquarter in Hart auch in Leoben, Dobl und Raaba.

24 Großprojekte 280 Mio. € Gesamtkosten Fahrrad-Infrastruktur BEWEGT nachhaltig

 In Umsetzung:

Feldbach, Wildon, Trofaiach, Gratkorner Becken, Kleinregion Hartberg, Fürstenfeld, Bruck/Mur, Radregion Weiz, Kleinregion Gleisdorf, Leoben, Zentralraum Leibnitz, Radoffensive Graz 2030

 Vor Umsetzung:

Bad Radkersburg, Murau-Murtal, Kernraum Voitsberg, GU-Süd (Gössendorf, Hart b. Graz, Hausmannstätten, Fernitz-Mellach, Raaba-Grambach), Fehring

 In Planung und Vorbereitung:

GU6 (Feldkirchen, Kalsdorf, Werndorf, Wundschuh, Seiersberg-Pirka, Premstätten), Liezen, Mürzzuschlag, Deutschlandsberg, Region Ausseerland, Region Mureck, Region Kapfenberg

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Gerald Hofer, CEO der Knapp AG, hat das Masterstudium für »Generic Management« an der Montanuniversität Leoben und einen Exportlehrgang an der Karl-Franzens-Universität Graz absolviert. Bereits seit 1994 bei der Knapp AG, leitete er zunächst den Verkauf für Italien und übernahm zwei Jahre später die Leitung des Bereichs Marketing & Vertrieb. 2001 wechselte der Exportexperte als Geschäftsführer zur Unternehmenstochter Knapp Systemintegration GmbH in Leoben. 2007 kehrte er in die Geschäftsleitung am Standort Hart bei Graz zurück und wurde 2010 in den Vorstand der Knapp AG berufen, dessen Vorsitzender er seit 2012 ist. Hofer lebt in einer Partnerschaft und hat vier Kinder.

70 Jahre nach der Gründung ist

die Knapp AG heute ein weltweit agierender Generalanbieter auf dem Gebiet der Lagerlogistik und Lagerautomation. Als Intralogistik-Spezialist steuert Knapp mit seiner Technologie die logistischen Material- und Warenflüsse, die sich innerhalb eines Betriebsgeländes abspielen und mittelbar auch darüber hinaus. Seit 2012 verfügt Knapp über ein Team von drei Vorständen (CEO Gerald Hofer, COO Franz Mathi und CFO Christian Grabner) und zwei Vizepräsidenten (Heimo Robosch und Bernhard Rottenbücher).

Inzwischen arbeiten wir weltweit für führende Lebensmittelketten.

Gerald Hofer

Wie gehen Sie mit den gegenwärtigen Krisen – Corona, Euroabwertung und Russlandsanktionen – um? Angesichts Ihres letzten erfolgreichen Geschäftsjahres müssten Sie von Corona sogar profitiert haben, oder? Corona war nicht der ausschlaggebende Faktor für unseren Erfolg. Wir haben dadurch im Filialgeschäft auch Aufträge verloren, weil Investitionen nicht stattfinden konnten. Wir waren drei Monaten lang praktisch lahmgelegt. Es gab durch Corona natürlich einen Boom bei den B2C-Online-Anbietern. Dafür hat sich jedoch im B2B-Bereich etwas weniger getan.

Wie geht es Ihnen mit den Russlandsanktionen? Die Russlandsanktionen treffen uns indirekt. Wenn die Menschen wegen gestiegener Energiepreise weniger kaufen können, drosselt das den Konsum. Und damit sinken im nächsten Schritt die Investitionen unserer Kunden. Der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel beschleunigt hingegen die Automatisierung und die Digitalisierung.

Zum Beispiel? Bei Pankl-Racing werden für KTM Hochleistungsgetriebe hergestellt. Fachkräfte sind kaum verfügbar. Daher haben wir aus einem hochqualifizierten Job Arbeitsplätze für jedermann gemacht. Durch Automatisierung? Jeder Arbeitsschritt wird über unsere Bilderkennung vorabgebildet. Dadurch kann jemand, der vorher vielleicht an der Supermarktkassa gesessen ist, auf einmal ohne langwierige Umschulung ein Motorradgetriebe zusammenbauen. Auch der Einsatz von AI-Robotik [Artificial Intelligence also künstliche Intelligenz] senkt das Qualifikationsniveau.

Sie erleichtern den Unternehmen dadurch die Mitarbeitersuche? Ja, indem wir die Tätigkeit so gestalten, dass sie von jedem – noch dazu fehlerfrei – ausgeführt werden kann.

Trifft Sie die Energiekrise? Ja, aber auch nur indirekt. Die Investitionsentscheidungen von unseren Kunden hängen vom Konsumverhalten der Menschen ab, das durch die hohen Energiepreise nicht gestärkt wird. Im Moment hoffen wir noch, dass wir uns auf dem jetzigen Rekordniveau konsolidieren können, weil wir widerstandsfähiger sind als die meisten zyklischen Industrien.

Sie haben bei der Bilanzpressekonferenz Ihr Retrofitprogramm hervorgehoben. Worum geht es dabei und stimmt es, dass das jener Bereich mit der höchsten Umsatzrentabilität ist? Ja, das stimmt, allerdings muss man dafür auch unglaublich viel Knowhow einsetzen. Die bereits erwähnte DNA von Knapp ist unsere Entwicklungs- und Problemlösungskompetenz. Bei Retrofit geht es nicht nur um die Reparatur alter Anlagen, sondern um ein Upgrade auf den neuesten technologischen Stand. Und das bei laufendem Betrieb. Das ist extrem aufwendig. Wir müssen ganz genau wissen, wie der Kunde arbeitet und was man wann und wie abschalten kann. Für die Kunden bedeutet die umfassende technologische Anlagenerneuerung bei laufendem Betrieb natürlich eine enorme Ersparnis im Vergleich zu einer Neuanlage.

Damit sorgt Retrofit zusätzlich für lange Geschäftsbeziehungen und für Stammkunden … So ist es. Wir sehen uns als »Value-Chain-Tech-Supplier«. Das heißt, wir schauen uns die Lieferkette eines Kunden an und stellen uns die Frage, was wir dazu beitragen können, damit er noch erfolgreicher wird.

Knapp wächst mit seinen Kunden mit? Mit vielen unseren Kunden im Healthcare-Bereich arbeiten wir, wie bereits erwähnt, seit Jahrzehnten zusammen. Auch die meisten anderen Kunden sind mehr als zehn Jahre mit uns liiert. Die Roll-out-Programme für Kunden wie Adidas und Würth sind nicht nur Projekte, sondern begründen echte Partnerschaften. Damit sind wir auch für deren Expansion technologisch und darüber hinaus mitverantwortlich. Das macht Knapp aus. Wir machen nicht einfach nur bei Ausschreibungen mit oder entwickeln eine Technologie und suchen dann Kunden, für die unsere Entwicklungen passen könnten. Es ist umgekehrt. Wir kommen so nicht nur zu großem Branchen-Knowhow, sondern vor allem zu großem Kunden-Knowhow. Dadurch wird auch die Unterstützung der Kunden von unserer Seite immer besser. Wir sind daher schon lange nicht mehr bloßer Lieferant, sondern echter Partner. Daher haben wir weltweit auch über 70 Prozent Stammkunden.

Herr Hofer, danke für das Gespräch.

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