ALPENTOURER SPEZIAL 2011/2012

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alpenTOURER SPEZIAL 17 TOP-touren in deutschland von der ostseeküste bis zu den alpengipfeln • über 100 tipps: Unterkünfte • Attraktionen • Top-Events

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Alpen

S P E Z I A L 2 0 11 - 12

deutschland extratipp: auto & MOTorrad-museen

17 Touren von der waterkant bis an den alpenrand unterkünfte • attraktionen

das tourenbuch 2012 die schön s ten motorr a d -touren deu t schl a nd s

schleswig-holstein: wagrien • unterelbe niedersachsen: region elbe-weser • teufelsmoor mecklenburg-vorpommern: elbuferstrasse brandenburg: fläming sachsen-anhalt: altmark thüringen: klassikerstrasse sachsen: sächsische schweiz • erzgebirge bayern: fränkische schweiz baden-württemberg: schwarzwald • schwäbische alb • bodensee rheinland-pfalz: mosel hessen: rheingau nordrhein-westfalen: bergisches land • sauerland • rheinland • ruhrgebiet


ALPENTOURER spezial

inhalt

D A S T O U R E N B U C H 2 0 11 / 2 0 12

w w w. a l p en T O U R E R . eu

en nd k art u n e t a G P S- D oad: -downl is t a r g u z um o u r e r .e t n e p l a w w w.

NORDDEUTSCHLAND | Von Küste zu Küste

ab 12

OSTDEUTSCHLAND | Wiederentdeckt

ab 52

ab 80

SÜDDEUTSCHLAND | Berge – und mehr

ab 110

SERVICE | Städtetipps

36 | 78

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Fotos: Fennel; Krämer; Sachau (2); Deutsches Zweirad- und NSU-Museum; Creative Commons 3.0

WESTDEUTSCHLAND | Stadt, Land, Fluss

4

SERVICE | Motorrad-Museen

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ALPEN

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tourer RUBRIKEN

Editorial Inhalt Vorschau/Impressum ALPEN

tourer INTRO

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Service Geschichte(n) auf zwei Rädern Deutschlands schönste Motorrad-Museen

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SCHLESWIG-HOLSTEIN – Heimatkunde Rund um die Lübecker Bucht UNTERELBE – Essen auf Rädern Die Salzstraße und das elbische Urstromtal NIEDERSACHSEN – Im nassen Dreieck Zwischen Elbe und Weser, Deich und Moor STÄDTE-TIPPS – Bremerhaven, Cuxhaven, Stade Niedersachsen – Moorexpress Abenteuer im Teufelsmoor ELBE – Fünf auf einen Streich Ein Streifzug durch fünf Bundesländer im Elbetal

ALPEN

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ALPEN

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tourer WESTDEUTSCHLAND

NIEDERRHEIN – Römer und Preußen Geschichten – und Geschichtsstunde Bergisches Land – Grüne Eskorte Unterwegs mit Freund und Helfer SAUERLand – Talsperren-Tour Maritime Begegnungen im westfälischen Kernland rheingau – Verdammt lang her… Warum ist es am Rhein so schön? mosel – Sekt und Selters An Deutschlands schönstem Fluss ALPEN

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tourer OSTDEUTSCHLAND

ALTMARK – Alte Seilschaften Auf den Spuren der Hanse FLÄMING – Kleiner Gernegroß Hoch hinaus im Süden Brandenburgs THÜRINGEN – Deutschstunden Auf Kultur-Tour im Herzen Deutschlands SÄCHSICHE SCHWEIZ – Silber & Gold Vom Erzgebirge zur Sächsischen Weinstraße STÄDTE-TIPPS – Erfurt, Dresden ALPEN

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tourer NORDDEUTSCHLAND

tourer SÜDDEUTSCHLAND

fränkische Schweiz – Frank und frei Östlich von Bamberg beginnt die Toskana schwarzwald – Prächtiges Double Fahrgenuss in Deutschlands Südwesten Bodensee | WESTALLGÄU – Spätzle und Schätzle Vom Schwäbischen Meer in die Allgäuer Berge

Herzlich Willkommen Vor den Toren Wismars rechts aus Richtung Schwerin im 1000-jährigen Dorf Mecklenburg auf dem 43 Meter hohen Rugenberg steht die 1849 erbaute Holländer-Windmühle. Von Ihrem Zimmer oder Appartement können Sie den herrlichen Blick über das romantische Hügelland bis zum Wismarer Hafen genießen. Unser Hotel verfügt über 40 große Zimmer, geschmackvoll eingerichtet mit Dusche/ WC, TV, Telefon und Fax-Anschluss. Angenehme Entspannung bieten Sauna, Whirlpool, Solarium und der Fitnessraum. Unterstellmöglichkeiten auf Anfrage vorhanden. Im über die Landesgrenzen hinaus bekannten Mühlen-Restaurant, das 1994 neu gestaltet wurde, werden auf drei Ebenen Mecklenburgische Spezialitäten serviert. Genießen Sie den malerischen Anblick des reetgedeckten Mühlen-Ensembles bei einer erholsamen Rast im Biergarten. Für Reisegruppen und Feierlichkeiten aller Art bietet die rustikal eingerichtete Bauernstube mit ca. 80 Plätzen und der neue Wintergarten mit ca. 40 Plätzen den passenden Rahmen.

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norddeutschland wagrien

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Heimatkunde

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah liegt? Interessante und landschaftlich reizvolle Motorradtouren warten nicht nur auf der anderen Seite des Globus, sondern oft direkt vor der eigenen Haustür – wie in Schleswig-Holstein.

Schöner wohnen im Eutiner Schloss: Eutin, das als das Weimar des Nordens gilt, kann auf eine slawische Vergangenheit zurückblicken.

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eder, der für Comics schwärmt, weiß, wo das kleine Dorf der unbeugsamen Gallier liegt, aber kaum einer kennt das Schicksal der Slawen in Wagrien. Dank Helmold von Bosau und seiner im 12. Jahrhundert verfassten Slawenchronik, der Chronica Slavorum, blieb bis heute erhalten, was die aus dem Osten stammenden heidnischen Völker so trieben. Der kleine Ort Bosau am Großen Plöner See war mit seiner aus groben Feldsteinen errichteten Kirche der letzte christliche Vorposten an der Grenze zum Reich der Wagrier, die in ihren Kultstätten mehrköpfige Gottheiten anbeteten. Die

Insel Olsborg mitten im See gehörte zum Ort Plune, der jetzigen Kreisstadt Plön. Die Stämme beherrschten das Gebiet zwischen Kieler Förde und Lübecker Bucht, Grenzflüsse waren die Schwentine und die Trave, deren Kinderstube wir in der Nähe von Ahrensbök erkunden. Die typisch norddeutsche Knicklandschaft nimmt uns mit offenen Alleen auf und geleitet uns durch kleine verträumte Orte, bis wir zusammen mit der Trave Bad Segeberg erreichen. Der mächtige Kalkberg bietet die perfekte Kulisse für eine der schönsten Freilichtbühnen Europas. Seit 1952 werden hier Karl Mays Roman-


Fotos: Frank Sachau

helden Winnetou und Old Shatterhand wieder lebendig und streiten gemeinsam im ewig währenden Kampf Gut gegen Böse. Ganz still wird es an der Herrenmühle im weiten Tal der Trave, wo im Bachbett kristallklares Wasser um die Feldsteine gluckert. Wir begleiten den noch unentschlossenen, jungen Wasserlauf auf seinem Weg nach Süden, wo er bei Bad Oldesloe einen Haken in Richtung Ostsee schlägt. Eine Furt im slawischen Grenzgebiet machte den Ort zu einem wichtigen Warenumschlagplatz. Lange nach den Wagriern siedelten sich im Zuge der Christianisierung Zisterziensermönche im benachbarten Reinfeld an. Sie stauten Travenebenläufe auf und betrieben eine umfangreiche Edelfischzucht. Die Karpfenstadt Reinfeld trägt noch heute das „Teichschwein“ im Wappen. Am Gasthof Kalkgraben an der B 75 ziehen wir die Zündschlüssel. Hier wird gern Benzin geplauscht, der Motorradtreff ist weit über die Landesgrenzen bekannt.

Marzipan, Mann & Marine Die Trave ist mittlerweile zum Fluss herangewachsen und schlängelt sich wenig später durch die Hansestadt Lübeck, die von den Wagriern „Liubice“ genannt wurde. Wir folgen der Ausschilderung „Zentrum“ und gelangen mühelos bis an das weltbekannte Holstentor. In einer Seitenstraße ist schnell ein Parkplatz gefunden, dann noch die dicke Kette ums Vorderrad, den Helm in den Koffer und auf zum Bummel entlang der Trave, wo die Traditionssegler vor den historischen Salzspeichern liegen. Oder auf einen Kaffee ins Niedereggerhaus, der Heimat des weltberühmten Marzipans. Oder zum Geburtshaus Thomas Manns, der in der Hansestadt seine „Buddenbrooks“ spielen ließ. Nach nur 15 Kilometern erreichen wir Lübecks schöne Tochter Travemünde, wo die flüssige Grenze Wagriens in die Ostsee strömt. Wir parken vis-a-vis zur historischen Viermastbark Passat, dem 1911 gebauten Ganzstahlsegler der histo- An den Reinfelder Teichen: Lange rischen „Flying-P-Liner“. Ein toller nach den Wagriern Anblick, der Seefahrerromantik brachten Zisterziversprüht, zum Träumen anregt ensermönche die und Fernweh weckt. Dabei hätten Karpfenzucht an die Trave (oben). Die wir fast den betagten Leuchtturm alte Vogtei in Travehinter unserem Rücken überse- münde: Das betagte hen, der unverdient von einem Gebäude mit dem schneeweißen Nobelhotel in den markanten Treppengiebel kann auf Schatten gestellt wird und durch eine bewegte Vermoderne Satellitennavigation aufs gangenheit zurückAltenteil geschickt wurde. blicken (unten). 13


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norddeutschland Elbe-Weser

Im nassen Dreieck

Hoch oben im Norden finden auch Leichtmatrosen den Weg vom Binnenland an die Waterkant. Auf zwei R채dern unterwegs zwischen Elbe und Weser, Deich und Moor, wo es keine echten Berge gibt, aber 체berraschend viele Kurven.

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Seit mehr als zwei Jahrhunderten hilft ein dichtes Netz von Gr채ben und Kan채len bei der Entw채sserung der weiten Moorgebiete. 29


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norddeutschland teufelsmoor

Moor-Express Wer Moore nur aus gruseligen Edgar-Wallace-Krimis kennt, wird auf einer Exkursion in das Teufelsmoor Mühlen, Maler und mehr entdecken und völlig neue Einblicke in die kleinen Welten verschiedener (Über-)Lebenskünstler gewinnen.

Rentnerdasein: Die alte Dame „Elisabeth“ ist ein Galerieholländer und freut sich sonntags in der Zeit von 14.30 bis 16.30 Uhr auf Besuch. 40


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ur gucken, nicht anfassen! Sabine sieht zwar klasse aus, aber man kommt einfach nicht an sie heran. Elisabeth ist da ganz anders: Etwas angegraut, mit inneren Werten, aber für jeden zu haben. Die beiden Damen sind übrigens Windmühlen, die südlich von Bremervörde stehen, von wo aus sich das gigantische Teufelsmoor bis nach Bremen erstreckt. Die eine reckt in Selsingen ihre Flügel auf privatem Grund dem Wind entgegen, die andere lockt in Sandbostel mit kostenlosen Parkplätzen vor ihrer Tür. Statt auf direktem Weg, der schnurgeraden B 71 nach Verden zu reisen, entscheiden wir uns für die reizvolle Nebenstrecke durch die O-Dörfer

Glaubt man den Überlieferungen, so kam es im Jahre 782 zum so genannten Verdener Blutgericht. Karl der Große ging als Sieger aus den Sachsenkriegen hervor. Die unterlegenen Heiden weigerten sich aber, den Frankenkönig anzuerkennen und zum christlichen Glauben überzutreten. Prompt ließ der provozierte Monarch seine Muskeln spielen und befahl die Hinrichtung von 4 500 Sachsen. Viele Epochen später zog das Glück wieder in der Stadt ein – und zwar auf dem Rücken der Pferde. Seit den 1930er Jahren schmückt sich die Domstadt Verden mit dem Zusatz „Reiterstadt“. Alljährlich wird dieser hohe Anspruch erneut un-

Ostereistedt, Ostertimke und Otterstedt. Eine gute Wahl. Auf der dann folgenden Etappe trauen wir uns erst in einen dunklen Wald und wagen dann den Sprung über die Wümme, einen 118 Kilometer langen Wesernebenfluss, der uns später noch einmal vor die Räder kommen wird.

ter Beweis gestellt: Neben regionalen und internationalen Reitsportveranstaltungen finden viel beachtete Zuchtausstellungen und Auktionen statt. Das Deutsche Pferdemuseum am Holzmarkt 9 schenkt Einblicke in die Welten von Zucht, Reiten und Fahren. Wir haben reichlich Pferdestärken unter den Tanks und treiben unsere Maschinen auf der gar nicht langweiligen Straße der Weserrenaissance in Richtung Bremen. Die zwischen der hanseatischen Hafenstadt und Hannoversch-Münden auf 350 Kilometern verlaufende Themenstraße strotzt nur so vor Renaissancebauten. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden zahlreiche Häuser und Schlösser im italienischen Stil geplant und eingerichtet. Auf der Suche nach weiteren Mühlen schlagen wir einen Haken über die stark mäandernde Weser und den mit einem Lineal gezogenen

In der Pferdestadt Verden Mit Verden erreichen wir jenen Ort, der vor vielen Jahrhunderten seinen Anfang an einem bedeutenden Übergang über die Aller fand, bevor diese in die nahe Weser mündet. Seit urgeschichtlichen Zeiten nutzten Händler diesen günstigen Übergang über die Aller als Kreuzungspunkt der Fernverbindungen von Ost nach West und von Süd nach Nord. Aus dieser Zeit stammt eine dunkle Wolke, die ihren Schatten bis heute über die malerische Bischofsstadt wirft.

Über sieben Brücken musst Du gehen: Nein, eine reicht, um mit trockenen Reifen die Weser bei Verden zu queren.

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ostdeutschland klassikerstraSSe

Im 16. Jahrhundert verbirgt sich der von Kaiser und Papst verfolgte Reformator Martin Luther in der Wartburg (oben). Sternstunden des ostdeutschen Automobilbaues: Ein paar Jahrhunderte später werden die hier gebauten Automobile auch Klassiker sein (unten rechts).

Deutschstunden

Mit dem Motorrad auf Kultur-Tour im Herzen Deutschlands: Thüringen serviert berühmte Dichter, Denker und Musiker unserer Vergangenheit als leicht verdaulichen Hauptgang und als Dessert wird ein mit Kurven gespicktes Mittelgebirge kredenzt.

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un mal Hand aufs Herz: Im Deutschunterricht die Ohren auch immer auf Durchzug geschaltet, wenn es um so furztrockene Themen wie deutsche Dichter und Denker ging? Die Klassikerstraße in Thüringen ist schuld daran, dass die Beschäftigung mit berühmten einheimischen Literaten durchaus Spaß machen kann, sofern man im Besitz von Motorrad und Führerschein ist. Wir steigen gleich ganz groß ein und besuchen Weimar, das „Athen an der Ilm“.

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Der ebenfalls im Ort wohnende Schiller musste tief in die eigene Tasche greifen, um sein etwas bescheidener ausgefallenes Wohnhaus zu bezahlen. Beide Anwesen fanden als Teile des klassischen Weimars Einzug in die UNESCO-Welterbeliste. Die B7 trägt uns anfangs durch weite Landstriche, bis sie im Dunstkreis Jenas durch dichte Laubwälder kurvt. Die Stadt an der Saale galt seit der Gründung der Universität Alma Mater Jenensis im Jahr 1558 als begehrter Studienort, profitierte Ende des 18. Jahrhunderts von der aufstrebenden Nachbarin und startete viele Jahre später richtig durch, als die Wissenschaftler Zeiss, Schott und Abbe mit Jenaer Glas und den Zeisswerken weltweit für den richtigen Durchblick sorgten.

Ab in den Thüringer Wald In Jena ist schon die B 88 in Richtung Rudolstadt ausgeschildert und die Saale wird uns bis in den Thüringer Wald begleiten. Etwa zwei Drittel des ca. 135 Kilometer langen und bis zu 35 Kilometer breiten Mittelgebirgszuges sind mit Waldflächen bedeckt. Nicht umsonst wird die Region daher als Grünes Herz Deutschlands bezeichnet. Bei Kahla erhebt sich die Leuchtenburg aus den Wäldern. Sie zählt zu den schönsten Burgen Thüringens und gewährt Ausblicke bis zum Harz. 1788 traf Goethe im zwanzig Kilometer entfernten Rudolstadt erstmals auf den Kollegen Schiller, der hier seine spätere Ehefrau Charlotte von Lengefeld kennen lernte. Ganz nebenbei: Mitten in der Stadt verläuft die Kulturmeile, auf dem Theaterplatz müssen sich die beiden VersFürsten Schiller und Goethe einen gemeinsamen Denkmalsockel teilen. Den Bund fürs Leben aber schloss Goethe mit Christiane Vulpius in der hiesigen Jakobskirche.

Nicht weit entfernt glänzt das Reiterstandbild Herzog Carl Augusts in der Sonne. Der Arme stand unter der Fuchtel seiner Mutter, der Herzogin Anna Amalia, der Gründerin der berühmten Bibliothek, lockte aber mit liberalen Thesen neben Goethe auch andere Geistesgrößen aus Kunst und Wissenschaft nach Weimar, das sich als kleine Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-WeimarEisenach unaufhörlich zu einem kulturellen Zentrum in Deutschland entwickelte. Goethe wohnte bis zu seinem Tod 50 Jahre in der Stadt, für seine Dienste als Minister geadelt, bekam er das Haus am Frauenplan vom Herzog geschenkt.

Fotos: Frank Sachau

Goethe und andere Geistesgrößen

Hoch zu Ross und doch bodenständig: Herzog Carl August lockte mit seinen liberalen Ansichten Dichter und Denker nach Weimar. 65


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westdeutschland niederrhein

Römer und Preußen Das römische Reich hat am Niederrhein faszinierende Spuren hinterlassen. Und auch die Preußen waren hier allgegenwärtig. So wird eine Tour durchs platte Land unvermittelt zu einer spannenden Geschichtsstunde.

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Kurzer Halt an der Rheinpromenade in Rees (oben). 80

inslaken, Autobahnende. Die A59 hat uns auf ihren letzten Metern gehörig durchgerüttelt. Jetzt stehen wir an der Tanke und warten auf unsere Begleitung. Und das ist nicht gerade irgendwer… Selbst in unserem Job kommt es nicht alle Tage vor, dass wir uns mit einer „öffentlichen Person“ zu einer Ausfahrt verabreden können. Aber es war einfach zu verlockend, als wir erfuhren, dass die Erste Bürgermeisterin von Düsseldorf, Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, passionierte Bikerin ist. In der nächsten Ausgabe von ALPENTOURER erhält sie, zusammen mit ande-

ren, reichlich Platz für die Persönlichkeit. Heute und hier geht es erst mal ums Kennenlernen – und Fahren. Die Politikerin ist Vorsitzende der FDP-Ratsfraktion, kein leichtes Amt in diesen Tagen. Und seit drei Jahren vertritt sie den OB, Dirk Elbers von der CDU, bei öffentlichen Auftritten, sollte dieser verhindert sein. Als sie den Helm abnimmt und uns begrüßt wird schnell klar: Hier kommt eine Frau, die genau weiß, was sie will. Motorradfahren ist für sie ein Lebensgefühl, ein absolutes Muss. Sie braucht diese Zeit auf der Straße, um Kraft zu schöpfen, den Kopf frei zu


bekommen und ganz für sich zu genießen. Entsprechend fiel die Wahl nach einer langjährigen Kinderpause auf eine BMW R1200C. Der Cruiser kommt ihr bei 1,65 Meter Körpergröße entgegen, hat aber genug Kraft, um auch als Spaßbike herzuhalten. Erstaunlich ist, dass sie zu den ganz wenigen Frauen der Szene gehört, die nicht über den Mann zum Mopped kam. Den Führerschein hat die heute 53-Jährige mit 18 gleich mitgemacht: „Das war viel einfacher, ich brauchte nur zwei Stunden. Das lief eher nebenher. Heute ist es viel komplizierter und vor allem teurer.“

sie auf den Fluren des Düsseldorfer Rathauses – in Abwesenheit – gerne genannt wird, fährt sicher und zügig, gönnt sich aber auch immer wieder interessierte Blicke in eine Landschaft, die sie zwar schon kennt, der sie aber immer wieder Neues abgewinnen kann. Das ist auch etwas, was sie am Motorradfahren so schätzt. Wir schlängeln uns über schmale Pfade näher an Wesel heran. Die Stadt mit 60 000 Einwohnern hält gleich zwei Überraschungen für uns bereit. Zum einen gehört sie dem Hansebund der Neuzeit an und darf sich ergo Hansestadt nennen. Das

Nach dem Abitur studierte sie in München Publizistik und Politologie. Nach freier Tätigkeit für den Bayerischen Rundfunk wechselte sie in die Verlagsbranche, der sie über 20 Jahre lang treu blieb. Erst spät folgte sie dem Ruf der Politik – weil sie sich einmischen, etwas erreichen wollte. Genug gequatscht, ich mahne zum Aufbruch. Schließlich wollen wir uns von Frau Bürgermeisterin mit auf eine typische Samstagsrunde mitnehmen lassen. Also rollen wir zunächst gemächlich auf der B8 von Dinslaken nach Voerde. Dort schlagen wir einen Haken westwärts und sind schon nach wenigen Kilometern am Ufer des Rheins angelangt, dem wir „über die Dörfer“ folgen. Mehrum und Ork heißen die ersten Dörfer, durch die wir unsere Bikes bewegen. StraZi, wie

Fotos: Stephan Fennel; Simicic; Preußen-Museum NRW; Stiftung Museum Schloss Moyland

Ruf der Politik

kennen wir ansonsten doch nur von norddeutschen Städten. Zum anderen gibt es hier ein 1998 eröffnetes Preußen-Museum, das sich umfassend der preußisch-rheinischen Geschichte widmet. Okay, Preußen war für mich immer weit weg. Berlin, Brandenburg und so. Aber in Wesel?

Sicher und zügig fährt es sich mit der Oberbürgermeisterin (oben). Einen Abstecher wert ist das Preußen-Museum in der Hansestadt Wesel.

Preußen-Museum in Festungszitadelle Tatsächlich zählte die Region rund um die Stadt schon 1680 zu Brandenburg-Preußen – und blieb Teil des preußischen Herrschaftsbereiches bis an sein unseliges Ende mit der Abdankung des Kaisers nach dem Ersten Weltkrieg. Als Museumsbau dient das ehemalige Getreidedepot der Weseler Festungszitadelle, das um 1835 errichtet wurde. Insgesamt stehen etwa 2 000 Quadrat­ meter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Der Schwerpunkt der Präsentation liegt auf der über 300-jährigen Geschichte Brandenburg-Preußens im Rheinland. Wir umrunden den kleinen Auesee und stoßen immer wieder auf die erstaunlich schönen Rheinauen. Es ist eine stille Landschaft, weitab 81


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süddeutschland schwarzwald | schwäbische alb

Furtwangen ist die höchst gelegene Stadt BadenWürttembergs (oben). Joachim war in seiner Jugend begeisterter VespaFahrer (kl. Bild).

Prächtiges Double Deutschlands Südwesten zählt zu den beliebtesten Biker-Regionen. Kein Wunder bei solchem Fahrgenuss wie zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb.

Fotos: Thomas Krämer

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ie Mauer des Klosters sind hoch, der Garten grün und der Trompeter des Musikvereins, der in der Anlage in Bad Frauenalb ein Konzert gibt, spielt falsch. Gerade als ich mich für ein „bin gleich wieder weg“ fertigmachen will, kommt statt einer Belehrung, dass ich hier nicht parken dürfe, ein neugieriger Blick auf meine V-Strom. „Wollen sie mitfahren“, frage ich den etwa 70 Jahre alten Herrn, der mit seiner Frau im Schatten der Klostermauern wandelt. „Würde ich gerne, aber ich glaube, ich bin zu alt dafür“, sagt der Mann aus dem Schwarzwald und ergänzt: „Ich bin früher Vespa gefahren“. Sagt´s, zieht ein altes Schwarzweißbild aus dem Portemonnaie und gibt es mir. Darauf zu sehen ist ein junger Bursche, stolz auf einem Roller sitzend: seiner Vespa.

Joachim heißt er, wie sich im Laufe der kurzen Plauderei herausstellt. Und ist früher viel, sehr viel mit der Wespe durch die Gegend gesummt. „Ich hätte schon wieder Lust auf Roller oder gar Motorrad“, erzählt er, „Aber ich fühle mich ein wenig zu alt dafür“. Ein kurzer Gruß, gute Fahrt und er folgt seiner Frau zum Konzert und ich der Straße in den Nachbarort Bad Herrenalb.

Schwarzwald-Idylle Etliche Kilometer durch den Schwarzwald habe ich nach dieser netten Begegnung nun vor mir, die mich auf die Gipfel und in die Täler des Mittelgebirges bringen werden. Nach Bad Liebenzell zum Beispiel, meinem nächsten Punkt auf der Navi-Liste. Tief hat sich hier die Nagold in das Gestein gefressen, hat im Laufe der Jahrmillionen


ein liebliches Tal geschaffen, an dessen Hängen dicht an dicht Fichten und Tannen stehen. Nicht von ungefähr kommt der Name Schwarzwald… Dann hinüber in die ehemalige Bergbaustadt Freudenstadt. Der Ort hat eine wechselvolle Geschichte, wurde des öfteren zum Spielball der Mächtigen und entsprechend behandelt – sprich zerstört. Das schöne Häuserensemble rund um den riesigen Marktplatz ist allerdings nicht historisch, sondern wurde erst in den 1950er Jahren wiederaufgebaut, nachdem Bomben und Granaten den Ort gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zu großen Teilen zerstört hatten.

Ein beliebtes Bikerrevier Die Route führt nun auf der breiten B28 aus dem Ort hinaus, um kurz darauf Südkurs einzuschlagen. Mitten hinein in das Herz das Schwarzwaldes geht es nun. Schon nach wenigen Kilometern ist klar, warum diese Region zu den beliebtesten Bikerrevieren in Deutschland gehört. Kurvenpassagen wechseln sich mit langen Geraden ab, liebliche Täler mit kargen Höhen. Bald schon passiert man auf der Fahrt durch das Wolftal die typischen Schwarzwaldhäuser, die mit ihrer gedrungenen Form den langen und harten Winter erahnen lassen. Doch davon kann jetzt nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil. Die

Sonne steht hoch am Himmel, ich öffne die Reißverschlüsse der Jacke, lasse die frische Luft durch die Ritzen strömen, erreiche Wolfach, mache in dem hübschen Ort erst einmal eine Pause. Es ist Sonntag, die Cafés sind gut besucht. Ich hoffe auf einen geringen Alkoholgehalt der Schwarzwälder Kirschtorte und starte kurz darauf wieder die Maschine.

Traumstück in wilder Landschaft Die kommenden Kilometer verdienen das Prä­ dikat fantastisch. Erst ein paar Kilometer bis Gutach, dann in Bühl auf die L107. Ein kurzer, gerader Anstieg – was dann folgt ist ein Vier-GängeMenü für Kurvengourmets, gehört sicherlich zu den schönsten Strecken, die der Schwarzwald für Motorradfahrer zu bieten hat. Kehre an Kehre reiht sich, die Straße ist eng, die Aussicht durch Bäume verstellt. Also immer an Bremse, Kupplung und Gas bleiben. Und das bis zum Landwassereck, wo der Blick frei wird auf die Täler der Umgebung, auf grasende Kühe und keuchende Radler, die den Anstieg ebenfalls bewältigt haben. Steil geht es nun hinunter bis nach Prechtal und im Ort links auf die L109. Aus der malerischen Aue, durch das die schmale Landstraße führt, wird bald ein enges, mit Wald bestandenes Tal, das einen erst in Schonach wieder frei atmen lässt.

Im Schwarzwald wechseln sich immer wieder Kurvenpassagen mit langen Geraden ab.

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tourer

ALPEN

DAS MOTORRAD�TOURENMAGAZIN

DIE THEMEN 1/2012

Impre s sum

Kurzfristige Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten

Foto: Henne

ALPENTOURER spezial

vorschau alpentourer

Titelthema

CHEFREPORTER Thomas Krämer | kraemer@alpentourer.eu Foto: Ellner

Col du Champs

Foto: Zürcher

Passo Staulanza

Foto: Henne

HERAUSGEBER | CHEFREDAKTEUR Stephan Fennel (v.i.S.d.P.) STV. CHEFREDAKTEURIN Snežana Šimičić | simicic@alpentourer.eu

pässemarathon

Col de la Cayolle

VERLAG | REDAKTION MoTourMedia e.K. | Inh. Stephan Fennel Hastener Straße 140 | D-42349 Wuppertal T +49 (0)2 0 2 94 6 0 02 26 | F 94 60 0 2 2 9 redaktion@alpentourer.eu | www.alpentourer.eu

Col du Lein

Der ALPENTOURER Pässemarathon 2011 hat erreicht, was wir uns von ihm erhofft haben. Nicht nur sind auch in diesem Jahr wieder hunderte Leserinnen und Leser aufgebrochen, um sich im Wettstreit um attraktive Preise zu messen. Viel mehr haben sich etliche unterwegs getroffen, kennen und schätzen gelernt – und gehen seither gerne auch mal gemeinsam auf Tour! Genau das möchten wir erreichen: neue Freundschaften unter Gleichgesinnten, die sich dann sogleich neue Ziele setzen. Alles über die Sieger und ihre Erlebnisse steht im nächsten ALPENTOURER.

WEITERE MITARBEITER DIESER AUSGABE Andrea Hiller; Frank Sachau; Manfred Fennel ANZEIGENMARKETING DEUTSCHLAND corps. Corporate Publishing Services GmbH T +49 (0)2 11 54 2 2 76 62 ralf.zawatzky@corps-verlag.de hotels & touristik DEUTSCHLAND corps. Corporate Publishing Services GmbH T +49 (0)2 11 54 2 2 76 6 0 nica.schmidt@corps-verlag.de CH | F | SI | HR MoTourMedia e.K. T +49 (0)2 0 2 94 6 0 0 2 26 anzeigen@alpentourer.eu tirol | vorarlberg | kärnten X-trem Werbeagentur | Obsteig T +43 (0)52 64 84 74-0 wilfried.floriani@x.trem.at Salzburg | oberöstereich | steiermark Venta Tourismus | Lofer T +43 (0)6 64 1 27 8 5 3 5 thomas@venta-tourismus.com italien Gerryland Full Service Agency | Bozen T +39 (04 74) 53 13 81 info@gerryland.it VERTRIEB VU Verlagsunion | Walluf

FRAUENPOWER

DRUCK Brühlsche Universitätsdruckerei | Gießen

Fotos: Archiv; Triumph, Polo

EINZELVERKAUFSPREISE (NORMALAUSGABE) D EUR 5.00; CHF 8.50; A/I/LUX EUR 5.90 LESERSERVICE | ABONNEMENTS Nachbestellung je Ausgabe EUR 5.00 (zzgl. Versandkosten) Jahresabo (4 Ausg.) EUR 18.00 (Ausland EUR 20.00) leserservice@motourmedia.de | motourmedia.de

Von Frauen für Frauen: Es gibt immer mehr Frauen, die ihren Status als Sozia aufgeben und selbst am Gasgriff drehen. Und zwar professionell, sicher, gerne auch in Gruppen. Sie fahren Motorrad, haben aber oft andere Ansichten, Wünsche und Erwartungen an ihre Reisen. Diesen widmen wir uns in der nächsten regulären Ausgabe. Jungs, Ihr müsst aber nicht traurig sein. Euch werden die Tourenvorschläge genauso gefallen… 130

ALPENtourer 1/2012 ist ab Mitte Dezember im gut sortierten Zeitschriftenhandel verfügbar. Oder auch im Internet auf

motourmedia.DE

HINWEIS Namentlich gekennzeichnete Beiträge von Mitarbeitern geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder. Sämtliche Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert; für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr gegeben werden. Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos übernehmen Verlag und Redaktion keine Haftung. In Fällen höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Nachlieferung und Rückzahlung des Bezugspreises. ©2011 MoTourMedia e.K.


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