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Faszination Segeln

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Bademuseum

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FASZINATION SEGELN

Ein Gespräch mit Gerd Lengerhuis

Vor über 10 Jahren haben wir schon einmal versucht, uns dem Thema Segeln auf besondere Weise zu nähern. Für unser erstes Norderney Reisebuch "Der neue Stil der Insel" hatten wir Helmut Schmidt - der bekanntermaßen ein passionierter Segler war - angeschrieben, um ihn zu seinem Bezug zum Meer und zu seiner Segelleidenschaft zu befragen. Am 26. März 2009 erreichte uns ein Schreiben der Büroleiterin des damals 91-Jährigen: "Herr Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt hat Ihren Brief vom 21. Februar erhalten und mich gebeten, Ihnen zu danken. Herr Schmidt ist so überlastet, dass er Ihre Fragen nicht beantworten kann." Das war zu erwarten. Jetzt haben wir mit Gerd Lengerhuis einen neuen Gesprächspartner gefunden. Der Norderneyer zählt zu den erfahrensten Seglern der Insel und weiß jede Menge aus seinem Seglerleben zu berichten.

Wie bist Du zum Segeln gekommen?

Ich habe als 10-Jähriger in der Jugendgruppe des Norderneyer Seglervereins (www. norderney-sportboothafen.de) mit einem Conger angefangen, einer kleinen Kunststoffjolle. Als Clique von lauter Gleichaltrigen fanden wir das Segeln total interessant und spannend. Wir sind mit den "Älteren" zusammen gesegelt und konnten uns viel von ihnen abschauen und lernen. Später habe ich hier meinen ersten Segelschein gemacht und bin in die etwas größere 470er Bootsklasse gewechselt. Ich hatte von Beginn an Spaß am Wettkampf und Lust auf Regatten. Mit 16 Jahren bin ich die erste Kieler Woche gesegelt und von den Jollen in die Seesegelszene umgestiegen.

Was ist das Wichtigste, das man beim Segeln lernen muss?

Segeln kann ziemlich herausfordernd sein, das darf man nicht unterschätzen. Als Anfänger solltest du den Elementen von Anfang an mit gebührendem Respekt begegnen, darfst aber trotzdem keine Angst davor haben. Neben den technischen Dingen kommt es vor allem darauf an, ein Gefühl für Wind, Wasser und Wellen zu entwickeln. Grundvoraussetzung bleibt, dass man schwimmen kann und Freude am Wasser und Wassersport hat.

Was macht für Dich die Faszination des Segelns aus?

Auf den Punkt gebracht sind das - alles gleichermaßen wichtig - das Naturerlebnis, der Spaß am Wassersport, die Auseinandersetzung mit den Elementen, die Kameradschaft und Freundschaft an Bord und - nicht zu vergessen - der sportliche Aspekt.

Welche Bedeutung hat das Segeln im Allgemeinen auf Norderney?

Der Norderneyer Seglerverein steckt viel Herzblut in die Jugendarbeit, bei den Kindern und Jugendlichen gibt es eine hohe Nachfrage. Nach dem Schulwechsel und für die anschließende Ausbildung verlassen die jungen Leute leider häufig die Insel und damit auch den Segelsport. Zum Glück kommen viele nach ein paar Jahren zurück. Das Segeln verbindet auf Norderney die Generationen. Ob jung oder alt - die Mitglieder des Vereins treffen sich regelmäßig zu gemeinsamen Wochenendtouren. Da sich die Szene aus Motorbootfahrern und Seglern immer stärker vermischt, steigt die Frequenz der gemeinsamen Unternehmungen. Auch die Ältesten kommen noch regelmäßig zum Hafen, schauen aufs Wasser, die Boote und das lebendige Treiben. Der Yachthafen ist ein gut besuchter Anlaufpunkt für Klönschnack und ein gemeinsames Kaltgetränk.

Was zeichnet das hiesige Segelrevier aus?

Das Revier um Norderney gilt als sehr anspruchsvoll. Durch Tide, Strömungen, die vorgelagerten Seegatten und Einfahrten zu den Inseln sind viele unterschiedliche Faktoren zu beachten. Wer unter diesen schwierigen Bedingungen in unserem Revier das Segeln erlernt, ist mit einem guten Handwerkszeug ausgerüstet. Ein besonderer Reiz liegt in der Vielseitigkeit. Das Revier bietet sowohl die Möglichkeit zum Seesegeln, als auch zum Wattensegeln. Beides ist anspruchsvoll und mit unterschiedlichen Erlebnissen und Herausforderungen verbunden.

Welche Erfahrungen hast Du mit Segeln als Wettkampfsport gemacht?

Seit meiner ersten Kieler Woche als Jugendlicher habe ich an vielen nationalen und internationalen Regatten und Meisterschaften im Seesegeln teilgenommen. Zu den Highlights zählen zum Beispiel das berühmte Fastnet Race, die Onion Patch Regattaserie in Newport, Rhode Island, oder die Zweitonner Weltmeisterschaft. Ein unvergleichliches Erlebnis bleiben die Transatlantik Regatten - von Newport nach Cuxhaven. Nicht zu vergessen - diverse Regatten in den 80ern und 90ern mit unserem familieneigenen Jollenkreuzer "Brummer" an der ostfriesischen Küste. Heute segeln wir die heimischen Regatten mit unserer Mak Ten, einem Kajütboot fürs sportliche Segeln, das wir selbst zu unserem "Traumschiff" ausgebaut haben.

Als Laie verbindet man Segeln auch mit Begriffen wie Freiheit und Abenteuer. Sind das reine Klischees oder gibt es so etwas wirklich?

Während einer Regatta mit einem Segelboot den Atlantik zu überqueren, hat für mich auf jeden Fall etwas Abenteuerliches. Da draußen bewegst du dich auf extrem langen Wellen mit riesigen Höhen - das kann man sich kaum vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Manchmal sind auch stundenlang Delfine neben dem Boot hergeschwommen. Das war total faszinierend - so etwas vergisst du nicht. Bei einer anderen Regatta - dem "Round Britain and Ireland Race" - hatten wir mal mit besonders heftigen Wetterverhältnissen zu kämpfen. Wind bis zu 50 Knoten von vorn über längeren Zeitraum, dazu sehr hohe und steile See - das hat der Crew alles abverlangt. Wir waren tagelang in nassem Ölzeug unterwegs - und die Rettungswesten haben alle naselang ausgelöst. Diese Erfahrung hat mir nochmal lebhaft vor Augen geführt, dass Demut gegenüber den Elementen eine angemessene Emotion ist.

Welche Bedeutung hat Gemeinschaft für das Segelerlebnis?

Segeln in einer Crew bedeutet immer auch Teamsport. Das Boot sicher und souverän zu manövrieren kann nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen und zusammen "arbeiten". Darum ist beim mannschaftlichen Segeln nie der einzelne, sondern immer nur das Team erfolgreich. Für mich persönlich haben sich durch das Segeln intensive Freundschaften entwickelt, die zum Teil seit Jahrzehnten bestehen.

Ist Dir irgendein Ereignis aus Deinem Seglerleben besonders nachdrücklich in Erinnerung geblieben?

Ich habe als ganz junger Mann meine Frau Insa beim Segeln kennengelernt - und wir kreuzen bis heute gemeinsam durchs Leben.

Gibt es eine Herausforderung, die Dich als Segler noch reizen könnte?

Das internationale "Sydney-Hobart Race" (www.rolexsydneyhobard.com) ist die eine große Regatta, von deren Teilnahme ich manchmal noch "träume".

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