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Kunsthalle Emden
FLÜSTERN DER BLÄTTER
Wer die Insel zum ersten Mal bereist, wird es vielleicht überhaupt nicht bemerken. Auf Norderney gibt es mehrere, zuweilen verwunschen wirkende Wälder. Nur unweit der Dünen in krassem Kontrast zu Strand und Meer, vermittelt der Wald - vor allem wenn man allein dort unterwegs ist - ein besonders intensives Naturerlebnis. Ein diffuses Gefühl zwischen Furcht und Tiefenentspannung, das auch in der Kunst einen Widerhall findet. Die Kunsthalle Emden zeigt in diesem Jahr bis Ende Oktober eine große ThemenAusstellung mit dem Titel "Mythos Wald". Mit rund 75 Arbeiten von über 40 Künstlerinnen und Künstlern schlägt die Schau einen zeitlichen Bogen vom Beginn der 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.
Um wenige Orte ranken sich so viele Mythen und Erzählungen wie um den Wald. Gerade in Deutschland ist der Wald ein hochgradig aufgeladener Bedeutungsraum. Spätestens seit der Romantik wurde er zum deutschen Nationalmythos verklärt. Gleichzeitig ist der Wald ein zentrales biologisches und ökologisches System, dessen Verletzlichkeit sich seit dem Waldsterben in den 1980er Jahren ins Bewusstsein der Menschen eingebrannt hat. Der Ausstellungsrundgang gibt Gelegenheit zur sinnlich-assoziativen Auseinandersetzung beispielsweise mit der Symbolkraft des Baumes, den Jahreszeiten oder auch dem Wald als Projektionsfläche für Seelenzustände. Gerade in jüngeren Arbeiten werden auch aktuelle Probleme wie die Abholzung und Ausbeutung der Wälder thematisiert.
Andreas Mühe, Gespensterwald (aus der Serie: Neue Romantik), 2015, Tintenstrahldruck. Sammlung Wemhöner © VG BildKunst, Bonn 2022
Vertreten sind unter anderem David Claerbout, Lovis Corinth, Peter Doig, Anna Gaskell, Katharina Grosse, Alex Katz, Per Kirkeby, Fabian Knecht, Robert Longo, Paula Modersohn-Becker, Otto Mueller, Andreas Mühe, Gabriele Münter, Mariele Neudecker, Hans op de Beek, Giuseppe Penone, Christian Rohlfs, Michael Sailstorfer und Oskar Schlemmer.
Parallel zur "Mythos Wald" Ausstellung wird die Kunsthalle Emden zu einem Schauplatz der ersten Ostfriesland Biennale (www.ostfrieslandbiennale.de). Das deutsch-niederländische Projekt lädt dazu ein, Kunstwerke von rund 30 international bekannten sowie vielversprechenden zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern an besonderen Orten zumeist in der Natur Ostfrieslands und der Provinz Groningen zu erleben und die beeindruckende Landschaft aus einer neuen Perspektive wahrzunehmen. Mit "The State of Things" präsentiert die Kunsthalle Emden in diesem Rahmen eine Einzelausstellung der Niederländerin Sarah van Sonsbeeck, die in ihren Arbeiten die formalen und konzeptuellen Qualitäten von Gold in den Blickpunkt rückt. Ausgehend von Standard-Goldbarren greift die Künstlerin in ihren Werken immer wieder unterschiedliche Zustandsformen des Materials auf. So wird ein geschmolzener Goldbarren entweder zu einer Pfütze oder zu einer feingewebten Tapisserie. Van Sonsbeecks Arbeiten regen an zu Reflexionen über Wert und Wertigkeit von Gold - und schlagen die Brücke zu einem traditionsreichen ostfriesischen Handwerk, der Filigrangoldschmiedekunst, die die Region nachhaltig prägte.
Geöffnet ist die Kunsthalle Emden regulär von Dienstag bis Freitag von 10.00 bis 17.00 Uhr und am Wochenende sowie an Feiertagen von 11.00 bis 17.00 Uhr. Einen Kunstabend mit verlängerten Öffnungszeiten bis 21.00 Uhr gibt es an jedem ersten Dienstag im Monat. Aktuelle Änderungen sind auf der Internetseite der Kunsthalle zu finden.
KUNSTHALLE EMDEN
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