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FLÜSTERN DER BLÄTTER "Mythos Wald" in der Kunsthalle Emden Wer die Insel zum ersten Mal bereist, wird es vielleicht überhaupt nicht bemerken. Auf Norderney gibt es mehrere, zuweilen verwunschen wirkende Wälder. Nur unweit der Dünen in krassem Kontrast zu Strand und Meer, vermittelt der Wald - vor allem wenn man allein dort unterwegs ist - ein besonders intensives Naturerlebnis. Ein diffuses Gefühl zwischen Furcht und Tiefenentspannung, das auch in der Kunst einen Widerhall findet. Die Kunsthalle Emden zeigt in diesem Jahr bis Ende Oktober eine große ThemenAusstellung mit dem Titel "Mythos Wald". Mit rund 75 Arbeiten von über 40 Künstlerinnen und Künstlern schlägt die Schau einen zeitlichen Bogen vom Beginn der 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Um wenige Orte ranken sich so viele Mythen und Erzählungen wie um den Wald. Gerade in Deutschland ist der Wald ein hochgradig aufgeladener Bedeutungsraum. Spätestens seit der Romantik wurde er zum deutschen Nationalmythos verklärt. Gleichzeitig ist der Wald ein zentrales biologisches und ökologisches System, dessen Verletzlichkeit sich seit dem Waldsterben in den 1980er Jahren
ins Bewusstsein der Menschen eingebrannt hat. Der Ausstellungsrundgang gibt Gelegenheit zur sinnlich-assoziativen Auseinandersetzung beispielsweise mit der Symbolkraft des Baumes, den Jahreszeiten oder auch dem Wald als Projektionsfläche für Seelenzustände. Gerade in jüngeren Arbeiten werden auch aktuelle Probleme wie die Abholzung und Ausbeutung der Wälder thematisiert.