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SCHMUGGLER - EIN FELS IN DER BRANDUNG
"Ich hatte mein Kinderzimmer über der Spülküche, mein Bruder hat in dem Raum über der Theke geschlafen", erzählt Michael, der bis auf wenige Jahre Unterbrechung schon sein ganzes Leben über dem Restaurant wohnt. Für ihn und seine vier Geschwister war der Schmuggler von klein auf allgegenwärtig. "Du liegst im Bett, du verstehst nichts, aber du hörst die Sprachmelodien die ganze Zeit. Und das Klirren des Geschirrs, das Klappern der Türen und das Scheppern beim Rausbringen des Mülls." Wenn Freunde der Kinder zu Besuch waren, wunderten sie sich oft über ein monotones Klopfen. "Das kam vom Plattieren der Schnitzel, die bei uns zu Hunderten jede Woche über den Tresen gehen." Michael hat früh im Betrieb mitgeholfen. "Wir konnten uns immer ein zusätzliches Taschengeld verdienen. Aber mein Vater hat nie gesagt, du musst - sondern immer gefragt, hast du Lust?" Hermann Kleimann kehrt noch regelmäßig in den Schmuggler zurück, um sonntags beim Frühschoppen hinter der Theke zu stehen. "Mein Vater ist ein wunderbarer Gastgeber, schlagfertig, humorvoll. Ich habe viel von ihm gelernt." Gastronomie in dieser Form bedeutet hohen Zeiteinsatz - auch an den Feiertagen. "Das funktioniert nur, wenn alle zusammenhalten und man sich gegenseitig hilft und unterstützt. Wir sind ein echter Familienbetrieb."
Um den Spirit im Schmuggler zu verstehen, reicht ein Blick auf Kleinigkeiten - wie zum Beispiel die selbst gemachten Bratkartoffeln aus Pellkartoffeln. "Da sitzt jeden Tag einer von uns ein paar Stunden und pellt und schnippelt - einfach weil es am Ende spürbar besser schmeckt", erklärt Michael. Als der 48-Jährige das Restaurant 2018 übernommen hat, stand die Frage im Raum ob und was er verändert. Statt großem Rundumschlag hat sich Michael für kontinuierliche Optimierung im Detail entschieden. "Wir haben vor allem das Backend auf den neuesten Stand gebracht. Wir bewegen uns - aber wir bewegen uns langsam." Wie es weitergeht in den kommenden Jahren? "Natürlich behalten wir im Blick, wie sich die Insel und die Gastronomie entwickeln." Doch auf kurzlebige Trends aufspringen will Michael mit Sicherheit nicht. "Mein Vater hat es mal ganz gut auf den Punkt gebracht. Wir denken im Schmuggler nicht in Jahren, sondern wir denken in Dekaden."
SCHMUGGLER
www.schmuggler-norderney.de
Birkenweg 24 - 26548 Norderney
(04932) 3568