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WEITBLICK
Triumvirat: Beton, Kalkputz und handgehobelte Weißtanne prägen das Interieur. Als Verbindungselement zu den einzelnen Etagen dient eine massive Wendeltreppe aus Beton. Sie mündet nahtlos in den Wohnbereich im obersten Geschoss.
GOSSENSASS
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Für eine junge Familie aus dem Wipptal haben Armin und Alexander Pedevilla ein Wohnhaus aus Dämmbeton entworfen. Ein Versuch, Beton nachhaltig zu nutzen.
TURM AUS BETON
Text: Barbara Tilli | Fotos: Gustav Willeit
Tor zum Turm: Rautenförmige Holzschindeln veredeln den Eingangsbereich. Farbe und Form erinnern an die Rinde nahegelegener Bäume.
Oberhalb von Gossensaß, auf 1.100 Metern über dem Meeresspiegel, ragt ein mächtiges Gebäude aus dem Hang. Auf den ersten Blick wirkt der streng geometrische Bau wie ein Turm, der aus dem steilen Gelände wächst. Von seiner strengen Geometrie und bedingungslosen Einfachheit geht eine gewisse Faszination aus, die an den Brutalismus der Fünfzigerjahre erinnert, als Architekten neben Glas und Stahl besonders gerne „beton brût“, sprich unverputzten Sichtbeton, verwendeten. Dabei ist das Gebäude alles andere als ein Relikt alter Zeiten. Es ist das erste Klimahaus Nature in Dämmbeton. DER ENTWURF des Hauses stammt von den Architekten Armin und Alexander Pedevilla. Für ihre Häuser haben sie schon etliche internationale Preise gewonnen. Dieses Mal haben sie alles auf eine Karte gesetzt: Dämmbeton. „Wir wollten mit einem Material arbeiten, das auf alle Anforderungen reagiert und den rauen Be-
Lichtsphäre: Über dem Esstisch schwebt eine imposante Lampe. Der Leuchtkörper aus massivem Glas wiegt 160 Kilogramm. Der Entwurf stammt von den Architekten Armin und Alexander Pedevilla.
1. Bildtext fett: Im verci eum dolore dolor iustio dolesectet lor suscillum quat velit ad enim etummy nonullu tetuer iuscidunt lum vulput lorero consendreros ad magnisim dolore min hent praessi te essit la consequum. Imposant: Das sechs Meter hohe Dachgeschoss bildet einen offenen Wohnbereich mit sakraler Atmosphäre. Eine Akustikdecke sorgt für optimale 2. Bildtext fett: Im verci Schallabsorption. eum dolore dolor iustio dolesectet lor suscillum quat velit ad enim etummy nonullu tetuer iuscidunt lum vulput lorero consendreros ad magnisim dolore min hent praessi te essit la Massiv: Im Zentrum des verglasten Raums befindet sich ein Holzofen mit einem Messingrohr. Entlang der Fenster erstrecken sich gemütliche Sitzbänke. consequisl euisl ullut wis nim quam nullaore consequ
dingungen einer exponierten Lage trotzt. Dämmbeton eignet sich dafür sehr gut: Er ist langlebig, schall-, wärmedämmend und wasserundurchlässig“, erklärt Armin Pedevilla. Doch ist es ökologisch vertretbar, so viel Beton zu verbauen? Inwiefern kann man von einem nachhaltigen Bau sprechen? „Auch mit Beton kann man nachhaltig bauen, schließlich ist er vollständig recycelbar und wiederverwendbar. Uns geht es um die Kreisläufe der verwendeten Materialien, deren Haltbarkeit und Lebensdauer. Wir wollen unseren Häusern die Möglichkeit geben, ohne den Einsatz von Kunststoffen in Würde zu altern. Wir wollen sie so konzipieren, dass sie einem das Gefühl geben, sie erhalten zu wollen. Dann werden sie mehr zum Klimaschutz
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Blickfang: Jedes Fenster im Haus wird von einer Sitzbank umklammert. In den Schlafzimmern schimmert weißer Putz aus Kalk und Silberquarzit von den Wänden.
beitragen als nur mathematisch errechnete Kennwerte“, betont der Architekt (siehe Interview auf Seite 14). 75 ZENTIMETER starke Mauern prägen den Monolithen aus Dämmbeton. „Im Inneren fühlt man sich wie in einer modernen Burg mit einem konstanten Raumklima. Das ist der Masse aus Dämmbeton geschuldet“, erzählt Pedevilla. Im Inneren werden die tiefen Laibungen zu Raumelementen. So entstehen Fensterbänke und Liegeflächen, die aus der massiven Fassade herauswachsen.
DAS WOHNGEBÄUDE erstreckt sich über vier Etagen und steht fest verwurzelt wie ein solider Aussichtsturm an einem 50 Grad steilen Südhang. Auf Beschattungen wurde zur Gänze verzichtet. Das Haus wurde so gebaut, dass es schlichtweg keine Technik braucht. Stattdessen lehnt sich das Gebäude Etage für Etage wenige Zentimeter aus der Geländekante hinaus. „Dieser Versatz schützt sowohl den Sockelbereich als auch die Fenster vor Witterung“, erklärt Pedevilla.
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Schimmernde Details: Armaturen, Handläufe und Türgriffe aus Messing verleihen den Räumen schlichte Eleganz. Mit der Zeit werden die Elemente eine schöne Patina erhalten. Konzentrierte Öffnungen geben gezielte Blicke auf die umliegende Gebirgslandschaft frei. Sie wurden so gesetzt, dass sie mit dem Wärmeertrag der Sonne und der Masse des Gebäudes das Raumklima konstant halten und damit Energie gespart werden kann. „Fenster bedeuteten früher einen großen Wärmeverlust, darum wurden sie klein gehalten. Heute können vierfach verglaste Fenster auch dämmen. Sie sind zum Energiespender geworden, der – richtig dosiert – für einen Energieertrag sorgt, der deutlich höher ist als der Verlust“, betont Pedevilla.
DIE ÄUSSERE HÜLLE des Gebäudes wurde schalglatt aus Leichtbeton gegossen. Damit übernehmen die Außenwände alle Funktionen der Fassade in einer Schicht: Sie schützen, dämmen und tragen. Optisch präsentiert sich die Hülle in einem warmen, rotbraunen Ton: „Die Ästhetik erinnert an die Baumrinde der angrenzenden Wälder, die wilden Brombeer-
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Dunkler Turm: Das Wohnhaus steht an einem 50 Grad steilen Südhang. Die äußere Hülle wurde aus Leichtbeton gegossen. Damit übernehmen die Außenwände alle Funktionen: Sie schützen, dämmen und tragen.
Aufstieg: Eine Wendeltreppe aus Beton windet sich durch das turmartige Gebäude. Auf jeder Ebene befindet sich ein großer Schlaf oder Wohnbereich.
hecken, das trockene Unterholz und die Gräser im Winterhalbjahr“, sinniert Pedevilla. Je nach Witterung und Stand der Sonne verändert sich der Farbton: Mal wirkt er dunkel, mal hell. Kurz gesagt: eine lebendige Fassade mit vielen Gesichtern. Eine imposante Wendeltreppe aus Beton windet sich durch das turmartige Gebäude. „Sie ist wie eine Wirbelsäule, die beim Erschließen des Hauses die Vorstellung von Unendlichkeit liefert. Es gibt keine Flure oder Gänge, nur die Wendeltreppe, die als Verbindungselement zu den einzelnen Wohn- und Schlafräumen dient“, hebt Pedevilla hervor. Das Interieur ist geprägt von soliden Baustoffen wie Beton, massivem Glas und Messing oder von naturbelassenen Materialien wie unbehandeltes ≥
Fliri Dielen
DER ARCHITEKT IM GESPRÄCH
Das Gebäude ist das erste Klimahaus Nature in Dämmbeton. Inwiefern kann man von einem nachhaltigen Bau sprechen?
Armin Pedevilla: Es gibt Umstände, unter denen Betonstrukturen durchaus zu respektablen und nachhaltigen Gebäuden für die Zukunft werden können. Das ist hier der Fall. Das Haus ist aus einem einzigen Material gegossen, das dämmt, schützt und trägt zugleich. Für den unwahrscheinlichen Fall eines Abrisses ist das Haus völlig abbaubar und recycelbar, da die Materialien selbst alle trennbar sind. Selbst der Zuschlag im Beton besteht aus recyceltem Schaumglas. Es gibt auch keine wartungsintensiven Beschichtungen oder Oberflächenbehandlungen. Langfristig gesehen, lassen sich auch hier Einsparungen erzielen. Aber allein schon durch die Verwendung massiver Materialien und durch kurze Transportwege wurde der Bau nachhaltig und wirtschaftlich. Alle Materialien wurden vor Ort von heimischen Handwerkern produziert, geliefert und verarbeitet, was bei der Zertifizierung auch berücksichtigt wurde.
Baustellenabfälle konnten stark reduziert werden. Wie ist das gelungen?
Durch die Verwendung von Dämmbeton für das gesamte Haus sind kaum Baustellenabfälle angefallen. Es gab keine Folien, Verpackungen oder andere Zusatzkonstruktionen. Vorausschauend geplant, fallen auch keine chemischen Abfälle bei der Wartung und Instandhaltung an. Es gibt kein Abschleifen oder Entfernen von Beschichtungen, Abfall von Mehrschichtprodukten oder Ähnlichem.
Das Gebäude hält ein konstantes Raumklima. Wie ist das ohne Technik möglich?
Das konstante Raumklima von 20 bis 22 Grad wird durch die Phasenverschiebung und die verbaute Masse aus Dämmbeton gewährleistet. Kurz gesagt: Das Gebäude reagiert auf die Höhenlage und das Klima. Kühle Nächte, wie sie auch im Sommer auf über tausend Metern üblich sind, lassen die Masse abkühlen. So gewinnt sie die Fähigkeit, am nächsten Tag wieder Energie aufzunehmen. Durch die Austrocknung des Betons wird die Dämm-
„IM INNEREN FÜHLT MAN SICH WIE IN EINER MODERNEN BURG.“
ARMIN PEDEVILLA
wirkung mit der Zeit sogar zunehmen, ebenso die Feuchtigkeitsbeständigkeit durch die schützende Kalkschicht an den Wänden.
Warum hat man sich für eine turmartige Formensprache entschieden?
Gebaut wurde an einem 50 Grad steilen Südhang. Die turmartige Form des Hauses hat es ermöglicht, eine relativ kleine Grundfläche zu verbrauchen und gleichzeitig ebenerdige Zugänge zu schaffen, sowohl im untersten als auch im obersten Geschoss. Das Projekt kann auch durchaus als Fallstudie für das monolithische Bauen mit Dämmbeton in Hochgebirgstälern und an steilen Hängen gesehen werden, da diese Bauweise noch wenig verbreitet ist und sich so ein neues Anwendungsfeld für den mineralischen Baustoff anbietet.
Foto: Alexander Alber
Brüderpaar: Im historischen Haus Sternbach in der Brunecker Oberstadt führen Alexander (links) und Armin Pedevilla ein gemeinsames Architekturbüro. Für ihre Häuser haben sie etliche internationale Preise gewonnen. In ihren Entwürfen legen sie großen Wert darauf, dass die Gebäude auf die Topografie und das Klima vor Ort Bezug nehmen.
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Aussichtsturm: Das verglaste Obergeschoss verfügt über einen Balkon, der im Westen in eine großzügige Terrasse mündet. Das weit auskragende Satteldach ist mit rautenförmigen Betonplatten belegt. Sie wurden in einem 200 Jahre alten Verfahren händisch hergestellt.
Tannenholz. Grober Kalkputz sorgt zusätzlich für ein gutes Raumklima.
GANZ OBEN ANGEKOMMEN, in der vierten Etage, mündet die Wendeltreppe aus Beton in ein sechs Meter hohes Dachgeschoss, das den offenen Wohnbereich bildet. Ein heller, kraftvoller Raum mit sakraler Atmosphäre. Ein großes Fensterband lässt den Blick wie in einem Aussichtsturm nach draußen schweifen: von der markanten Wetterspitze im Westen, den Gipfeln des Alpenhauptkammes im Süden und Osten bis hinunter ins Tal. Von seinen Schöpfern wird das Wohnhaus aus Dämmbeton liebevoll „Steinernes Mandl“ genannt – in Anlehnung an die Anhäufungen von Steinen, wie sie auf Bergen oft zu finden sind. So wie sie will auch das Gebäude ein Anhaltspunkt in der Landschaft sein.
Bahnhofstr. 10 39052 Kaltern Tel. 0471 963264 www.ambach.net info@ambach.net
Neu Leopoldau ist ein Quartier der IBA_Wien, der internationalen Bauausstellung Wien 2022, zum Thema „Neues soziales Wohnen“. Durch das Bauen mit Betonfertigteilen konnte in zwei Wochen ein komplettes Geschoss fertiggestellt werden.
NACHHALTIG LEBENSWERT
Abstract: Das Wohnhaus Leopoldau in Wien setzt nicht nur beim gemeinsamen und offenen Wohnkonzept auf innovative und nachhaltige Ideen im Städtebau, sondern auch in der Bauweise.
Auf dem Platz des ehemaligen Gaswerks Leopoldau wird gemeinsames Leben und Kommunikation in den Fokus des geförderten Wohnbauprojekts gesetzt – nachhaltig erbaut mit Betonfertigteilen. Leistbares Wohnen und vor allem lebenswertes Wohnen sind zentrale Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit und in diesem Bau höchst effizient umgesetzt. Ganz entgegen dem Prinzip des anonymen Großstadtlebens, in dem man seine Nachbarn nicht kennt, ist dieses Projekt schon in seiner Grundgestaltung dazu ausgelegt, sich nahe zu sein, offen aufeinander zuzugehen und sich zu begegnen. Mit den sogenannten „Plusräumen“ – den Zonen zwischen den verglasten Eingangstüren und den Wohnungen wird ein offenes Miteinander praktiziert.
Errichtet in moderner Bauweise mit gedämmten Betonfertigteilen, der Green Code Thermowand®, konnte zudem wirtschaftlich und auch ökologisch nachhaltig gebaut werden. Verkürzte, sicherere und planbarere Bauzeiten sowie eine lange effiziente Lebensdauer von Betonfertigteilen spielen dabei eine zentrale Rolle und wurden auch deshalb vom renommierten Architekturstudio feld72 für dieses Projekt auserkoren. In Zusammenarbeit mit dem norditalienischen Marktführer für Betonfertigteile, der Brixner PROGRESS AG, wurden in diesem neuen Wiener Quartier 65 geförderte Wohnungen in der nachhaltigen Bauweise der Zukunft realisiert. Mit einer Optik, die sogar vom Deutschen Wohnungsbau mit einem Preis für die innovativste Fassade ausgezeichnet wurde.
So entsteht ein Wohnraum mit Blick auf wirtschaftliche, ressourcenschonende und konstruktiv optimierte Ansätze. ❧
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Julius-Durst-Straße 100 | I-39042 Brixen Tel.: +39 0472 823 111 info@progress.cc www.progress.cc