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INNOVATION
BETON-RECYCLING
Die Stadt ist für sie eine Rohstoffmine, alte Gebäude wertvolle Materialspender: Angelika Mettke über den Beton der Zukunft.
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ROHSTOFF-JÄGERIN
Interview: Barbara Tilli
Foto: DBU/Rainer Weisflog
Angelika Mettke
ist Professorin für Bauliches Recycling an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus- Senftenberg. Ihr Spezialgebiet ist die Wiederverwendung von Betonelementen aus Plattenbauten. 2016 erhielt sie als „Pionierin des Betonrecyclings“ den Deutschen Umweltpreis.
Frau Mettke, können wir mittel- bis langfristig auf Beton verzichten? Wäre das überhaupt realistisch?
Angelika Mettke: Beton ist und wird auch in Zukunft der Hauptbaustoff bleiben. Die Bauaufgaben, die anstehen, werden sicherlich nicht nur, aber doch hauptsächlich mit Beton umgesetzt werden. In bestimmten Bereichen ist er einfach nicht ersetzbar. Denken wir an den Tunnelbau, an bestimmte Umweltschutzbauten, statisch anspruchsvolle Gebilde wie Brücken oder an den mehrgeschossigen Gebäudebau. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass wir ohne Beton nicht auskommen werden.
Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Beton – ist das überhaupt miteinander vereinbar?
Beton ist sehr langlebig und vor allem recycelbar. Das macht ihn durchaus nachhaltig. Wir müssen Beton und seinen ganzen Lebenszyklus betrachten: angefangen bei der Herstellung und dem Rückbau bis hin zur Wiederaufbereitung und dem Wiederaufbau. Heute spricht man
über zirkuläres Bauen und Kreislaufwirtschaft, aber in Wahrheit ist Recycling ein ganz alter Hut. Wenn wir nach den Kriegen vorhandenes Material nicht recycelt hätten, dann hätte es keinen Wiederaufbau gegeben. Was mir aber persönlich gegen den Strich geht: Es wird nie von der Recarbonatisierung von Beton gesprochen und sie geht bisher nicht in die Klimabilanz ein.
Was versteht man darunter?
Wir wissen, wie viel graue Energie durch die Herstellung im Beton enthalten ist und dass rund 90 Prozent der CO-Emissionen auf die Zementherstellung zurückzuführen sind. Es wird aber kaum darüber gesprochen, dass Beton durchaus in der Lage ist, im Laufe seines Lebens CO aus der Luft wieder aufzunehmen. Man kann davon ausgehen, dass durch die Recarbonatisierung CO in Höhe von zirka 20 Prozent der Prozessemissionen während der Zementklinkerherstellung später wieder eingebunden werden. Dadurch haben wir eine verbesserte Klimabilanz. Natürlich nicht zu 100 Prozent, aber jedes Gramm und jedes Kilo an CO, das wir einsparen können, müssen wir nutzen.
Zement gilt als Klimakiller. Lassen sich die CO2Emissionen bei der Herstellung noch reduzieren?
Ja, das ist tatsächlich möglich. Die Zementindustrie forscht seit Jahren intensiv daran, den Zement und damit den Beton klimafreundlicher zu machen. Es gibt auch schon Zemente, die nicht mehr einen so hohen CO-Ausstoß generieren und auf dem Markt angeboten werden. Zwei Drittel der CO-Emissionen bei der Zementherstellung sind prozessbedingt, und ein Drittel ist auf die Brennstoffe zurückzuführen. Die Zementindustrie hat in den vergangenen Jahren auch mit alternativen Brennstoffen gearbeitet, wie Tiermehl oder Klärschlamm. Das ist schon mal gut. Bei den prozessbedingten Emissionen stößt man aber an Grenzen.
Was spricht für das Recycling von Beton?
Die natürlichen Rohstoffe werden geschont und damit auch das Klima. Es fällt weniger Bauschutt an, und im Regelfall gibt es auch kürzere Transportwege. Leider ist Recycling nur immer dann gefragt, wenn der natürliche Rohstoff nicht mehr verfügbar ist. Doch wir haben schon jetzt Engpässe: Im Norden Deutschlands bezieht man den Kies für die Betonherstellung aus Skandinavien, Bayern wird teilweise aus Kroatien beliefert. Klar, mit Recyclingmaterialien werden wir nie zu 100 Prozent die natürliche Gesteinskörnung ersetzen können, aber wir können derzeit etwa 12 bis 20 Prozent an mineralischen Primärrohstoffen substituieren. Für mich steht fest: Wir müssen Recycling betreiben, wir haben keine Alternative. Es muss zur Selbstverständlichkeit werden.
Stichwort Qualität: Wie gut ist Recyclingbeton?
Es gibt keine Abstriche bei der Qualität. Er erfüllt dieselben bautechnischen Eigenschaften wie Primärbeton. Das ist nachgewiesen. Recyclingbaustoffe werden im
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Foto: Stefan Meyer
Pilotprojekt: Beim Bau der neuen Umweltstation der Stadt Würzburg kam Recyclingbeton zum Einsatz. Das Gebäude wurde im Rahmen des „Bundespreises Umwelt & Bauen“ ausgezeichnet. Diplomingenieurin Angelika Mettke hat am Projekt mitgewirkt.
Vergleich zu normalen Baustoffen auch mehr geprüft, schließlich unterliegen sie einer Umweltverträglichkeitsprüfung. Ich hatte mal angeregt, dass wir eine Gleichbehandlung anstreben, denn auch in der Natur gibt es geogen bedingte Schadstoffe wie z.B. Arsen, aber das wird bei Primärmaterialien nicht untersucht. Man geht davon aus, dass das Material, das aus der Natur kommt, clean ist. Ich selbst habe einige Kiese untersuchen lassen, die im Ergebnis Schadstoffgehalte aufwiesen.
Bei der Verwertungsquote von Baustoffen bleibt noch Luft nach oben. Warum wird das Recyclingpotenzial nicht ausgeschöpft? Liegt es an den Kosten?
Vom Recycling-Baustoff wird erwartet, dass er preislich wesentlich günstiger ist als der Baustoff aus der Natur. Das ist jedoch meist nicht der Fall. Rezyklierte mineralische Baustoffe werden intensiver geprüft, wodurch höhere finanzielle Aufwendungen für Baustoffproduzenten entstehen. Ich bin der Meinung, Bauen mit Recyclingmaterialien sollte verpflichtend sein. Der kontinuierliche Abruf von Recyclingstoffen würde auch dazu führen, dass sie günstiger angeboten werden könnten.
Es braucht also ein Umdenken?
Ja, auch die Architekten und Planer müssen Kenntnis davon haben. Es gibt noch zu viele Kollegen, die sagen: Lass mal, das machen wir wie immer. Wenn Ausschreibungen im Bausektor nicht produktneutral sind, wird es kein Angebot mit Recycling-Baustoffen geben. Das ist ein Teufelskreislauf, und den muss man durchbrechen.
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