Als Chef gesehen werden – ohne Chef zu sein

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SAMSTAG / SONNTAG, 20. / 21. SEPTEMBER 2014

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ERFOLGSFAKTOREN LATERALER PROJEKTFÜHRUNG

Als Chef gesehen werden – ohne Chef zu sein Ergebnisverantwortung ohne Weisungsbefugnis: Fluch oder Segen? Oder einfach die ultimative Beweisführung, dass Projektleiter echte Leader sein können? Von Stefan Eggenberger (*) Führung ohne Vorgesetztenfunktion ist eine Umschreibung des Begriffs «Laterale Führung». Abgeleitet aus dem Lateinischen lateralis, d. h. seitlich, bedeutet dies, gemeinsam sinnvolle Einwirkungs- und Steuerungsmöglichkeiten ohne Hierarchie und Macht zu gestalten und manipulationsfrei zu nutzen. Die anspruchsvollste Form lateraler Projektführung ergibt sich aus der Kombination der reinen Projektorganisation und der Einfluss-Projektorganisation. Dabei trägt der Projektleiter die Verantwortung für die qualitative, terminliche und finanzielle Zielerreichung, verfügt aber nicht über Weisungsbefugnisse. Eine Situation, die Unerfahrene schnell an ihre Grenzen kommen lässt.

Führung vom Feinsten Laterale Projektführung gibt es, weil bereichsübergreifende Lösungen erforderlich sind oder interdisziplinäre Projektteams von Spezialisten auf eine übergeordnete Lösungslinie gebracht werden sollen. Sie existiert aber auch, weil in modernen, flexiblen

Organisationen die Konstellationen und Relationen schnell ändern und immer weniger klar oder wichtig ist, wer Vorgesetzter und Untergebener, wer Leader und Follower ist. Die laterale Projektführung ist aber auch dort verbreitet, wo Machthabende mit einem autoritären Führungsverständnis Anordnungsbefugnisse nicht delegieren wollen. In allen Fällen geht es darum, gemeinsam Ziele zu erreichen. Ob in offenen oder geschlossenen Systemen, die zentralen Herausforderungen an lateral führende Projektleiter bleiben sich gleich: raschmöglichster Vertrauensaufbau, kontinuierliche Überzeugungsarbeit und kollegial-konsequente Einflussnahme. Es gilt, Akzeptanz und Goodwill der Beteiligten zu sichern, Mitarbeitende und ihre Vorgesetzten vom Engagement zu überzeugen und danach ohne unnötige Selbstdarstellung zu wirken. Die Kunst ist es, mit Persönlichkeit ein Klima der wechselseitigen Lösungsorientierung ohne Macht und Manipulation zu schaffen. Auf diese Weise wird das Autoritätszugeständnis anderer erarbeitet,

Softskills werden ohne falsche Hemmungen managementorientiert eingesetzt und die Balance zwischen Führen mit Vorbild und Selbständigkeit wird gefunden.

Erfolgsfaktoren der lateralen Führung Erster Erfolgsfaktor der lateralen Führung ist die kollektive Zielausrichtung, welche durch einen adressatengerechten, empathischen und intelligenten Dialog erarbeitet und gepflegt wird. Weitere Erfolgsfaktoren sind Teamzusammensetzung, -spirit und -kohäsion, gefolgt von sattelfesten Kennt-

Stefan Eggenberger: «Subtile Führungsform.»

nissen der Materie, Integrität, Autorität und Erfahrung des Projektleiters. Hinzu kommt seine Fähigkeit, Menschen zu Höchstleistungen zu inspirieren – integrierend, vermittelnd und bewegend. Lateral führende Projektleiter erreichen Ziele im Rahmen des Magischen Dreiecks, wenn sie stufengerecht beziehungs-, dialog- und sparringfähig bleiben. Sie verfügen über unbestrittene Fachkompetenz, stabile Selbst- und Sozialkompetenz. Sie denken auch im Stress empathisch und handeln bei Konflikten emotional intelligent. So sichern sie ein klares Commitment des Top-Managements, des Steering Committees und der Linie und verbessern die Verbundbereitschaft aller Akteure. Sie überzeugen schwierige Entscheidungsträger rechtzeitig von der optimalen Lösung und den dafür notwendigen Aktionen. Dabei helfen ihnen Seniorität, Präsenz und Diplomatie gepaart mit Durchsetzungsvermögen. Sie verstehen es, von den Beteiligten als Chef gesehen zu werden ohne Chef zu sein und von den Chefs als adäquater Gesprächspartner akzeptiert zu werden, ohne Konkurrenzbedenken auszulösen. Und sie haben vor allem keine Angst, Entscheidungen herbeizuführen, vorzuzie-

hen oder zu verzögern. All dies führt zu folgenden Thesen:

Führungskoalition

Laterale Projektführung heisst auch «Führung» der Entscheidungsträger. Der Projektleiter versteht die Einstellungen, Meinungen und Befindlichkeiten notwendiger und möglicher Mitglieder von Veränderungsbündnissen, er kennt ihre Entscheidungsfindungsprozesse und weiss, wo er individuelle Hebel ansetzen kann.

Authentizität

Echtheit und Berechenbarkeit des Projektleiters sind elementare Orientierungsgrössen für Dritte. Wenn er unter aggressiver

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(Fortsetzung Leitartikel) Belastung nicht sinnvoll interagieren kann, verliert er seine Einflussgrösse als Vorbild, verunmöglicht sinnvolle Interaktion und gefährdet Beziehungen.

Differenzierte und mobile Sozialformen wie lateral geführte Projektteams stellen besonders hohe Anforderungen an alle Beteiligten, die erfüllt werden können, wenn dem Vertrauensaufbau ausreichend Zeit und Raum gegeben wird.

Entwicklungsspielraum Sinn, Respekt und Gestaltungsfreiheit vertiefen das Einsatzbewusstsein der engagierten Menschen. Wichtig dabei ist, dass der Projektleiter stets so handelt, dass er gleichzeitig individuelles und soziales Wachstum der ihm anvertrauten Menschen erwartet, ermöglicht und zulässt.

Diplomatie Der Projektleiter bewegt sich ruhig und souverän auf allen Organisationsebenen. Überzeugend und gewinnend. Ohne Anbiederung, ohne Spielchen, ohne Kumpelstrategie. Er weiss von der Gefahr der parteiischen Wahrnehmungsweisen und vergisst nie, wie unterschiedlich Menschen dieselben Dinge sehen können und geht gelassen damit um. Laterale Projektführung ist weder Fluch noch Segen. Sie ist einfach eine subtile Führungsform, wenn es sich um kreative, gestalterische Aufgaben und Prozesse handelt und neue und intelligente Lösungen erforderlich sind. (*) Stefan Eggenberger ist Leiter Weiterbildung Kommunikation an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich (www.fh-hwz.ch) und Inhaber der Beratungsfirma Conclusiocom.

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Vertrauen

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Destination Afrika: Wachstumspotenzial

Grossbanken: Verantwortliche Funktionen im Finanzwesen

Die erhöhte politische Stabilität und der Reichtum an natürlichen Ressourcen ist Grund für einen spürbaren Anstieg im Geschäftsreisebereich. Südafrika, das bisher den dominanten Status im Geschäftsreisemarkt in der Region hatte, muss sich der steigenden Konkurrenz durch eine Anzahl rasch neu entstehender Volkswirtschaften, v. a. Nigeria, Ghana und Kenia, stellen, so die Ergebnisse einer Studie von HRG (Hogg Robinson Group), ein internationaler Anbieter von Geschäftsreisedienstleistungen. Laut der wichtigsten ökonomischen Indikatoren zählt Afrika zu den sieben weltweit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften. Allein Ghanas Wirtschaft wuchs 2011 um mehr als 14 %, und auch für 2012 wird ein starkes Wachstum erwartet. Während die natürlichen Ressourcen Afrikas ein signifikanter Magnet für multinationale Konzerne bleiben, haben Restriktionslockerungen auf ausländische Investitionen seitens der Regierungen insgesamt zu einer grösseren Entwicklung in Bereichen wie z. B. Infrastruktur, Telekommunikation und Landwirtschaft geführt. Das Wachstum im inländischen Investment und der Zustrom von ausländischem Geschäft sind zu Beschleunigern für die rapide infrastruktut. Fluggesellschaften reagieren bereits auf die Zunahme von Geschäftsreisen nach Afrika, in dem neue Routen eröffnet und Frequenzen der bestehenden Flüge in stark waete Strecke Kapstadt-London eingestellt, um weitere Maschi Jahrzenten schleppender Entwicklung zeichnet sich Afrika nun als Zentrum für internationales Investment abwickelt, als dass ausreichend Unterkünfte zur Verfügung stehen, sind massgebend für hohe Preise. So ergab die kürzlich veröffentlichte Hotelstudie von HRG u. a., dass die Hotelpreise für Geschäftsreisende in lösen sich nicht über Nacht, aber es werden Strassen und Hotels gebaut, Flughäfen modernisiert und Kommunikationsverbindungen verbessert. 1850 Zeichen inkl. Leerzeichen Von Nina Aryapour, Beraterin in der auf die Reiseindustrie spezialisierten PR-Agentur Primus Communications (www.primuscommunications.ch).

Credit Controller Credit Manager Finance Manager Die Hauptaufgaben des Kreditmanagements bestehen in der Erstellung und Pflege einer Vergaberichtlinie, der Prüfung und Überwachung der Kreditwürdigkeit des Kunden sowie dem Einzug fälliger Forderungen unter Beachtung der Zahlungsausfallrisiken. Unter Finanzmanagement wird die gesamte Ablaufplanung und -steuerung bezüglich des Einsatzes finanzieller Mittel verstanden. Die Hauptaufgabe besteht darin, Einnahmen und Ausgaben nach Möglichkeit so ins Lot zu bringen, dass auf den Einsatz von Fremdmitteln verzichtet werden kann. Die Löhne wurden statistisch erhoben und entsprechen dem durchschnittlich erzielbaren Einkommen.

> Quelle: Das Lohnbuch 2013, Kapitelziffer 64.19. Herausgeber Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich. Zu beziehen unter www.arbeitsbedingungen.zh.ch oder beim Orell Füssli Verlag.

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