Digital Talent - Grafiskaffee ist nicht genug

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HANDELSZEITUNG | Nr. 48 | 26. November 2015

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Digital Talent Gratiskaffee ist nicht genug

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ergessen Sie Öl, Gold oder Silizium: Der wahre Rohstoff der Zukunft lautet «Digital Talent». Zumindest ist es das, wonach Unternehmen in sämtlichen Branchen momentan lechzen. Doch was ist Digital Talent? Als Talent bezeichnet man gemäss Duden eine Begabung, die jemanden zu überdurchschnittlichen Leistungen auf einem bestimmten Gebiet befähigt. Ausserdem war Talent auch eine altgriechische Münzeinheit. Das passt ins Bild. Denn digitales Talent ist das Kapital von morgen. Wer es besitzt, bewegt sich geschickt in der Welt von Social Media, Mobile, Analytics und Big Data. Er oder sie ist anpassungsfähig, flexibel, hat eine «Can-doEinstellung», fühlt sich wohl in der Unsicherheit, die der digitalen Transformation inhärent ist. Ein Digital Talent ist vernetzt, weiss das Wissen der Crowd zu nutzen, denkt innovativ, schreckt nicht davor zurück, Fehler zu machen. Arianna Huffington ist ein Digital Talent, Bendrit Bajra ebenso. Und, natürlich, auch Steve Jobs war eines.

dest sehr gut mitreden können, wenn sie den entsprechenden Effort dafür leistet. Wenn sie sich also weiterbildet, dazulernt und Neues ausprobiert. Manuel Nappo Leiter MAS Digital Business, HWZ Zürich

«Viele Schweizer Unternehmen wären gern cool und trendy. Aber das ‹Bünzlitum› ist noch immer allgegenwärtig.»

Wir können nicht alle Steve Jobs sein Aber wir können nun einmal nicht alle Steve Jobs sein. Was also passiert mit all jenen, die kein digitales Talent haben? Eine Begabung kann man zwar nicht erlernen, aber was man immer kann, ist, sich heraufarbeiten. «Harte Arbeit schlägt das Talent, wenn das Talent nicht hart arbeitet», sagte einmal der US-Basketballstar Kevin Durant. Eine digital durchschnittlich talentierte Person wird zwar nie zu einem Cyberspace-Genie werden, aber sie wird zumin-

Die richtige Unternehmenskultur kann nicht verordnet werden So viel zu den Mitarbeitenden. Was aber tun Unternehmen, um solch digitales Talent anzulocken? Wollen Firmen digitale Experten langfristig an sich binden, müssen sie ihnen die perfekten Arbeitsbedingungen liefern, damit diese ihr Talent optimal zugunsten des Unternehmens einsetzen können. Spricht man von diesen Pull-Faktoren, ist der Aspekt der Unternehmenskultur kaum zu überschätzen. Dies weiss auch Brian Chesky, Chef von Airbnb. In einem offenen Brief an seine Mitarbeitenden beschreibt er Kultur als «eine gemeinsame Art und Weise, etwas mit Passion zu tun». Kultur, so Chesky weiter, kreiere das Fundament für sämtliche zukünftigen Innovationen: «Wenn du die Kultur tötest, tötest du die Maschine, die deine Produkte kreiert.» Eine solche Kultur kann nicht verordnet und schon gar nicht vorgeschrieben werden, sondern sie muss vorgelebt werden, vor allem von den Führungspersonen. Denn so sehr eine gute Unternehmenskultur auch bottom-up funktioniert: Solange sie nicht in der Chefetage angekommen ist, ist sie nicht authentisch. Sehr banal, aber leider wahr. Da kann man im Hauptquartier noch so viel Gratiskaffee ausschenken, putzige Haustiere organisieren oder Masseure auf Firmenkosten engagieren – das Digital Talent zieht schnell weiter, wenn es keine Denkräume für Innovationen und Experimente vor-

findet. Man verstehe mich nicht falsch: Farbenfrohe Open Offices sind eine tolle Sache. Aber sie bringen gar nichts, wenn die gelebte Unternehmensphilosophie so grau daherkommt wie ein typischer Zürcher Novembertag. Zu viele Schweizer Unternehmen haben das meiner Meinung nach noch nicht verstanden. Man wäre zwar gerne cool und trendy, aber das «Bünzlitum» ist noch immer allgegenwärtig. Bürokratie, wohin das Auge blickt: Für jeden Facebook-Post schreibt man am besten zuerst ein Konzept, welches von der PR-Abteilung abgesegnet werden muss. Die Angestellten verbringen die Hälfte ihrer Arbeitszeit damit, Mails zu beantworten oder an Meetings teilzunehmen, die an Effizienz und Konstruktivität kaum zu unterbieten sind. Die Führungspositionen sind besetzt von älteren Herren, die noch nicht so recht daran glauben, dass sich Social Media wirklich durchsetzt. Ernsthaft: Könnten Sie in einem solchen Umfeld kreativ und innovativ sein?

Die Ansprüche an die Firmen sind mit Risiken verbunden Natürlich sind die Ansprüche, die hier an Unternehmen gestellt werden – Neues ausprobieren, Experimente wagen, verrückten Ideen eine Chance geben, anders sein – stets auch mit Risiken verbunden. Scheitern ist ein Teil des Geschäfts, und wir Schweizer sind nicht gerade Weltmeister darin, die eigenen Fehler einzugestehen. Dabei kann Scheitern produktiv sein, ganz nach dem Motto: «Wenn du scheiterst, scheitere vorwärts!» Deswegen gehört eine starke Fehlerkultur zu einer starken Unternehmung wie der Like-Button zu Facebook.

Lohnpolizei Weit übers Ziel hinaus geschossen

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er Bundesrat will Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden vorschreiben, regelmässige Lohnanalysen durchzuführen und diese durch Dritte kontrollieren zu lassen. Vor Wochenfrist begründete Bundesrätin Simonetta Sommaruga die Vorlage mit der vermeintlichen «Lohndiskriminierung» der Frauen in der Höhe von 8,7 Prozent. Zeitgleich pflichtete der Bundesrat einer Studie des Bundes bei, wonach die Standard-Analysemethode, welche für betriebliche Lohnkontrollen angewendet wird, angeblich für den Nachweis der Gleichstellung von Mann und Frau geeignet sein soll. Diese staatliche Intervention ist ungerechtfertigt und schädlich. Zunächst ist der im Schnitt um 8,7 Prozent tiefere Lohn für Frauen deshalb nicht diskriminierend, weil wichtige Lohnkomponenten – etwa die effektive Berufserfahrung, detaillierte Angaben zur Ausbildung und auch das konkrete Anforderungsprofil der Arbeitsstelle – in den Erhebungen des Bundesamts für Statistik nicht erhoben werden. Diesen Fehler haben inzwischen auch die Statistiker eingesehen. Sie bezeichnen die Lohndifferenz nur noch als «nicht erklärbar» und nicht mehr als «Diskriminierung». Darüber hinaus ist auch das sogenannte Standard-Analysemodell des Bundes ungeeig-

«Verordnete Lohnkontrollen sind weder legitimiert noch wirksam.» Roland Müller Direktor Schweizerischer Arbeitgeberverband

net, eine Lohndiskriminierung zu messen, da es dieselben Mängel aufweist wie die Erhebungen des Bundesamtes für Statistik. Werden auf dem Schweizer Arbeitsmarkt zur Lohnfestlegung namentlich effektive Berufserfahrung, Ausbildungsgang, Weiterbildungen oder Verfügbarkeit ausgeklammert, bleiben zentrale Lohnkomponenten unberücksichtigt. Zwar erachtet die Studie des Bundes diese zentralen leistungsorientierten Faktoren als potenziell diskriminierend. Diese Ansicht zielt jedoch völlig an der wirtschaftlichen Realität vorbei. Die Studie des Bundes geht indirekt davon aus, dass sich der «richtige Lohn» aufgrund mathematischer Berechnungen zweifelsfrei berechnen lasse. Doch das ist so unmöglich, wie den «richtigen Preis» für einen Haarschnitt festzulegen. Ein solch vereinfachtes Abbild der Wirtschaft ist eine Fingerübung im Elfenbein-

turm. Ebenfalls irritierend ist, dass sich gemäss Studie die Mehrheit der Unternehmen für das Standard-Analysemodell aussprechen. Diese Behauptung ist insofern falsch, als sie aufgrund eines missverständlichen Fragekatalogs der Studie des Bundes zustande kommt. Hingegen lehnen die von uns befragten Arbeitgeber das Standard-Analysemodell des Bundes für die Feststellung einer Lohndiskriminierung praktisch unisono als untauglich ab.

Enormer bürokratischer Aufwand ist programmiert Staatlich verordnete Lohnkontrollen sind weder legitimiert noch wirksam. Wenn die private Lohnpolizei mit solch untauglichen Instrumentarien die Lohndiskriminierung feststellen soll, ist der enorme bürokratische

Aufwand bereits programmiert. Auch eine schwarze Liste, auf der ohne effektiven Nachweis eine Lohndiskriminierung angeprangert wird, ist absurd. Vorverurteilungen in unserem Rechtssystem sind verpönt, zumal zur Bekämpfung von Lohndiskriminierung ausreichende Instrumentarien bestehen. So können bereits heute Einzelpersonen und ihre Arbeitnehmerverbände durch gerichtliche Klagen wirksam gegen Lohndiskriminierung vorgehen. Die staatliche Intervention lenkt zudem von den eigentlichen Schlüsselthemen ab. Arbeitgeber haben ein ureigenes Interesse an einer verstärkten Nutzung von weiblichen Fachkräften. So muss es gelingen, die Arbeitspensen der Frauen zu erhöhen sowie gesetzliche und steuerliche Abhalteeffekte für ZweitverdienerEhepaare zu beseitigen. Das sind Ansatzpunkte, mit denen sich die statistisch festgestellte Lohnungleichheit wirksam beheben lässt. Der Bundesrat sollte sich nicht mit Scheuklappen auf die Unternehmensüberwachung fokussieren, sondern sich für die Verbesserung der Rahmenbedingungen einsetzen. Nur ein liberaler Arbeitsmarkt mit den optimalen Rahmenbedingungen setzt die richtigen Anreize und garantiert eine effektive Gleichstellung. Zwangsmassnahmen mit einer Lohnpolizei schiessen hingegen am Ziel vorbei.

DIALOG

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jedoch darum gehen, den Terrorismus in allen Facetten zu bekämpfen, und dies heisst nicht nur militäHZ Nr. 47 19.11.2015 risch. Dass dies nicht mög«Die Terror-Firma» lich ist, haben die AmerikaDer Terror ist nach Lonner in Afghanistan wie don, Madrid nun definitiv auch im Irak gezeigt. Auch in Paris angekommen und ist es wenig zielführend, es ist sehr wahrscheinlich, alle demokratisch freiheitdass weitere Staaten in Eu- lichen Grundrechte einzuropa dazukommen werschränken und einen uferden. Diese Taten lassen uns losen Überwachungsstaat fassungslos und ungläubig zu implementieren – oder, zurück, und doch sind es treffender zitiert: «Wer Vorkommnisse, die in anFreiheit für Sicherheit aufderen Ländern an der bitgibt, wird beides verlieren.» teren Tagesordnung sind. Dies nämlich wäre die KaDass Frankreich nun hanpitulation vor dem Terror. Pascal Merz deln muss, ist nachvollziehbar. Letztlich muss es

HZ Nr. 47 19.11.2015 «Mindestlohn bei Aldi» Aldi-Mindestlohn steigt auf 4275 Franken. Damit zahlt #Aldi CH deutl. mehr als #Migros und #Coop Volker Votsmeier @VolkerVotsmeier HZ Nr. 47 19.11.2015 «Superbatterie bei Swatch» Da wünsch ich Hayek viel Erfolg und drück ihm die Daumen! Solche Unternehmer brauchen wir! Adrian von Büren @AdrianvonBueren

HZ Nr. 47 19.11.2015 «Steuervogt bringt Startups unter Druck» Schweizer #startups schaffen langfristig die Zukunft – Politik und Steuerverwaltung denken leider kurzfristig! Christina Kehl @extrablatt

Sehr guter Artikel @Handelszeitung über katastrophale Steuerlasten für #startups. Urs Haeusler @UrsGossip

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HZ Nr. 47 19.11.2015 «Über die Rolle des Journalismus in Debatten» Zuletzt muss aber auch gesagt werden, dass die meisten Journalisten aus Staatsgläubigkeit und dem pekuniären inneren Drang, «Gutes zu tun», jahrelang das Treiben in der Bundesverwaltung zum heiligen Akt erklärt haben. Wer auch immer Opposition ergriffen hat, wurde zum Nationalisten erklärt. Es ist meiner Ansicht nach sowieso nur noch die alte

Garde der Journalisten, die verfassungsrechtliche und politische Dimensionen abbilden kann. Der ganze Rest der akkreditierten Journalisten tummelt sich lieber in Blogs und, wie jüngst bei der Rücktrittserklärung von Widmer-Schlumpf, in selbstgerechten LifestyleStorys. Armin Koellner

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