Nachhaltig Anlegen für mehr Erfolg?

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Im focus

Nachhaltig Anlegen für mehr Erfolg? Die Aufregung war gross, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Aktienengagements Anfang Jahr OFFENLEGTE. Kritiker bemängelten die vielen Aktienpositionen in unethischen GESCHÄFTSBRANCHEN. Doch lohnt es sich, «sustainable» zu investieren?

Costantino Lanni

Im Fall der SNB wurden Aktien von Casinobetreibern, Waffenproduzenten und Tabakfirmen in das Anlageportfolio aufgenommen. Ein Sturm der Entrüstung ging durch das Land mit dem Tenor, dass es sich für eine öffentliche Institution wie die SNB nicht gehöre, ethisch unkorrekte Werte ins Depot aufzunehmen. Als Antwort auf diese heftigen Reaktionen hat sie SNB angekündigt, ihre Anlagepolitik zu überdenken und Faktoren wie Nachhaltigkeit oder gesellschaftlich verantwortbares Investieren einfliessen zu lassen.

Investement. Diese Strategie ist breiter aufgestellt und berücksichtigt eine Fülle ökologischer und sozialer Aspekte ebenso wie Corporate-Governance-Kriterien – und das unabhängig von der Branchenzugehörigkeit. Den dritten Anlageschwerpunkt bilden Investitionen rund um das Thema Nachhaltigkeit. Diese Strategie geht von der Erkenntnis aus, dass der gegenwärtige Verbrauch natürlicher Ressourcen durch den Menschen auf Dauer nicht aufrecht erhalten werden kann und Verbesserungen im Umweltmanagement notwendig sind.

Ethische Anlagen sind im Trend Tatsächlich ist es heute Mode geworden, nebst Rendite und Risiko auch die ethisch-nachhaltige Komponente in den Anlageprozess mit einzubeziehen. Doch was macht eine Geldanlage ethisch korrekt und nachhaltig? Bereits mit der Begriffsdefinition tun sich viele Anleger schwer. So möchte ein Schweizer oder deutscher Anleger beispielsweise keine Investments in Betreiber von Kernkraftwerken tätigen; ein französischer Investor sieht darin aber häufig kein Problem. Gleichzeitig betreiben viele Stromversorger nebst Atomkraftwerken auch Windparks und Wasserkraftwerke, die als nachhaltig gelten.

Performance trotz ethischem Investment? Ob nachhaltiges Investieren im Widerspruch zu einer guten Performance steht oder nicht wird nicht erst seit der SNB-Affäre intensiv debattiert. Je nach Auftraggeber gibt es genügend Studien, welche die Über- bzw. Unterlegenheit

NUR EIN KLEINER TEIL DER RENDITE IST BISHER AUF NACHHALTIGKEIT ZURÜCK ZU FÜHREN.

Blick auf drei Investmentstrategien Obwohl die Auffassungen von ethischem und nachhaltigem Investieren auseinander gehen, ist es möglich, drei Investmentstrategien auszumachen, die zwar miteinander in Beziehung stehen, aber dennoch nicht deckungsgleich sind. Als Erstes bieten sich themenbasierte Investments an: Dabei handelt es sich um Anlagen rund um Megatrends wie Umwelt, Klimaerwärmung oder Wassermangel. Den zweiten Ansatz bildet gesellschaftlich verantwortungsbewusstes Investieren, sogenanntes SRI – Socially Responsible

von nachhaltigen Investments belegen. Eine einfache Analyse der Renditezahlen aus den Jahren 2005 bis 2013 zeigt, dass der Dow Jones Sustainability Index ex All (DJSI) eine durchschnittliche Rendite von 5,3% p.a in USD erzielt hat. Dabei werden Titel aus den Branchen Alkohol, Tabak, Waffen und Gaming aus dem Index ausgeschlossen. Im Gegensatz dazu konnte der MSCI World AC – ein globaler, breit gefasster Index – 4,10% p.a. zulegen. Das Risiko der beiden Anlagen, also die jährlichen Schwankungsbreiten, ist mit ca. 20% etwa gleich hoch. Interessant ist dabei die

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Performance eines Fonds, der ausschliesslich in die «Schmuddel»-Branchen Tabak, Alkohol, Waffen, Casinos etc. investiert. So hat der ViceFund (deutsch: Laster-Fonds) im gleichen, oben genannten Zeitraum eine durchschnittliche Rendite von 8,5% generiert bei einer vergleichsweise geringeren Schwankungsbreite von 17%. Der Anleger hat in diesem Zeitraum also eine deutliche Mehrrendite mit weniger Risiko gegenüber den politisch korrekten Anlagen erzielt. Simple Gründe Ein Grund für die tiefere Performance des DJSI ist, dass die ausgeschlossenen Branchen oft aus dividendenstarken, grosskapitalisierten Unternehmen bestehen. Diese Titel sind weniger von der allgemeinen Konjunktur abhängig, so dass die Wertschwankungen geringer ausfallen. Ein weiterer Faktor für das mässige Abschneiden ist die Tatsache, dass der Faktor Nachhaltigkeit zu wenig performancerelevant erscheint. So ist das Bestimmtheitsmass des DJSI zum MSCI World 98%. Dies bedeutet, dass 98% der Rendite des DJSI durch die allgemeinen Marktbewegungen erklärt werden können. Nur ein kleiner Teil der Rendite ist auf die Nachhaltigkeit zurückzuführen. Sprich: Nachhaltige Aktien fallen oder steigen hauptsächlich, weil sich die Aktienmärkte bewegen und nicht weil die Nachhaltigkeitskriterien im Vordergrund stehen.  Costantino Lanni leitet das Center for Financial Studies sowie den Studiengang «Master of Advanced Studies in Banking and Finance» an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich: www.fh-hwz.ch/masbf


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