Hochschule für Soziale Arbeit FHNW - Soziale Innovation 2018

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Soziale Innovation Forschung und Entwicklung der Hochschule fĂźr Soziale Arbeit FHNW 2018



Agnès Fritze und Susanne Bachmann: Interdisziplinarität und Soziale Arbeit. Editorial

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I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit Klaus R. Schroeter: Interdisziplinarität – ein Tanz auf dünnem Eis 8 Joshua Weber: Die Soziale Arbeit ist ein Fragengenerator Ein Gespräch mit Regula Dällenbach und Peter Sommerfeld 14 Thomas Geisen: Soziale Innovation durch Interdisziplinarität im Eingliederungsmanagement 18 Christine Matter: Interdisziplinarität im Projekt «Körperliche Grenzerfahrungen im Angesicht der eigenen Endlichkeit»: Herausforderungen, Grenzen und Gewinn 22 Lukas Neuhaus: Die Interdisziplinarität der Erwachsenenschutzbehörde 26 Vera Sperisen und Luzia Jurt: «We are like nothing, like not here, invisible.» Lebenslagen von alternden Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen 30

II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW 2017 Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement • Porträt des Instituts • Sarah Bestgen, Enrico Cavedon und Roger Kirchhofer: Wirkungsmessung der Dienstleistungen von Pro Infirmis • Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Instituts Institut Integration und Partizipation • Porträt des Instituts • Markus Bossert und Gisela Hauss: Placing Children in Care – Child Welfare in Switzerland 1940–1990 • Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Instituts

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Institut Kinder- und Jugendhilfe • Porträt des Instituts 64 • Sarina Ahmed, Angela Rein und Dorothee Schaffner: Einblicke ins partizipative Forschungs- und Entwicklungsprojekt «Care Leaver erforschen Leaving Care» 66 • Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Instituts 72 Institut Professionsforschung und -entwicklung • Porträt des Instituts 82 • Ursula Hochuli Freund, Jakin Gebert, Pascal Amez-Droz und Raphaela Sprenger-Ursprung: Kooperative Instrumente-Entwicklung zur Qualitäts- und Effektivitätssteigerung in der Sozialen Arbeit (KoopIn) 84 • Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Instituts 90 Institut Soziale Arbeit und Gesundheit • Porträt des Instituts 102 • Christelle Benz-Fragnière, Wim Nieuwenboom, Holger Schmid, Valentina Anderegg und Guy Bodenmann: Paare werden Eltern 104 • Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Instituts 110 Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung • Porträt des Instituts 116 • Carlo Fabian, Timo Huber, Magdalene Schmid und Nadine Käser: Partizipation mit Kindern konkret – Naturnahe Freiräume für Kinder und mit Kindern planen und gestalten 118 • Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Instituts 124 Studienzentrum Soziale Arbeit • Porträt des Studienzentrums

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III. Publikationen der Mitarbeitenden der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW 2017 143 IV. Referenzliste: auftraggebende bzw. finanzierende Institutionen und Projektpartnerinnen/Projektpartner 159 V. Kontakt und Impressum 164



Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

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Interdisziplinarität und Soziale Arbeit Editorial Agnès Fritze und Susanne Bachmann

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser Die aktuelle Ausgabe der Publikation «Soziale Innovation. Forschung und Entwicklung an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW» widmet sich dem Thema Interdisziplinarität und Soziale Arbeit. Die Soziale Arbeit hat eine lange Tradition der interprofessionellen Zusammenarbeit, um soziale Probleme von Klientinnen und Klienten anzugehen und gesellschaftliche Problemlagen zu bearbeiten. Auch in der Forschung liegen die Vorteile auf der Hand, wenn gesellschaftliche Probleme ­gemeinsam, über Disziplingrenzen hinweg angegangen werden. Aber was bedeutet Interdisziplinarität in der Sozialen Arbeit genau? Wie kann interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Forschung gewinnbringend gestaltet werden, so dass neue Pro­ blemlösungen und Herangehensweisen entwickelt und erprobt werden können? Mit diesen Fragen setzen sich Forschende der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW in diesem Heft auseinander. Die Beiträge beleuchten verschiedene Facetten einer disziplinenübergreifenden Wissenschaftspraxis: Klaus R. Schroeter erörtert das Konzept Interdisziplinarität und klärt, was darunter zu verstehen ist. Er grenzt den Begriff von Multi-, Trans-, Cross- und anderen Disziplinaritäten ab und verweist auf die Notwendigkeit von Forschung, die über disziplinäre Grenzen hinweg Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Problemstellungen zu finden sucht. Joshua Weber legt im Gespräch mit Regula Dällenbach und Peter Sommerfeld den ­Fokus auf Interdisziplinarität aus wissenschaftstheoretischer Sicht. So diskutieren sie etwa das Verhältnis der Wissenschaft Soziale Arbeit zu anderen Disziplinen und fragen nach der Rolle der Sozialen Arbeit als integrierende Wissenschaft und potenzielle Antreiberin für die Wissensproduktion. Thomas Geisen zeigt am Beispiel des Handlungsfeldes Arbeitsintegration, inwiefern interdisziplinäre Zusammenarbeit soziale Innovation ermöglicht. Christine Matter beschreibt Erfahrungen mit der interdisziplinären Zusammenarbeit in einem Forschungsprojekt im Rahmen der Strategischen Initiative «Alternde Gesellschaft» der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und schildert Herausforderungen und Erkenntnisse dieser interdisziplinären Kooperation. Deutlich wird, wie anspruchsvoll und aufwendig Interdisziplinarität ist, aber zugleich auch, wie fruchtbar die Zusammenarbeit sein kann. Lukas Neuhaus erörtert die Ergebnisse einer Studie, die untersuchte, welche professionelle Expertise bei Entscheiden von Erwachsenenschutzbehörden zum Tragen kommt. Vera Sperisen und Luzia Jurt stellen das interdisziplinär angelegte Forschungsprojekt über die Situation alternder Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommener vor und zeigen, wie sich die Perspektiven der beteiligten Forschenden aus der Sozialen Arbeit und der Pädagogik ergänzen. Der zweite Teil der «Sozialen Innovation» gibt einen Einblick in die aktuellen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Die Institute und das Studienzentrum Soziale Arbeit stellen sich vor. Am Schluss des Heftes sind die Publikationen der Mitarbeitenden der Hochschule aus dem Jahr 2017 sowie die Projektpartnerschaften und Auftraggebenden aufgelistet. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

Agnès Fritze Direktorin

Susanne Bachmann Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Prof. Agnès Fritze, lic. phil. Direktorin

Dr. Susanne Bachmann Wissenschaftliche Mitarbeiterin


Hochschule fĂźr Soziale Arbeit FHNW


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I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Interdisziplinarität – ein Tanz auf dünnem Eis Klaus R. Schroeter

Interdisziplinarität ist ein weitgehend ungeschliffener und nur schwer verdaulicher Begriff. Darüber in der hier gebotenen Kürze zu schreiben, heisst auf dünnem Eise zu kurven und Gefahr zu laufen, geradewegs das Loch zu schleifen, durch das man unweigerlich in das Haifischbecken der Wissenschaftstheorie fällt. Dennoch wird das Hohelied auf diesen chimärenhaften Begriff (vgl. Heckhausen 1987) immer wieder aufs Neue angestimmt – und der Chor wird immer grösser. Wohlklingende Leitbilder und Strategien von Hochschulen schmücken sich mit diesem Vorhaben, kaum eine wissenschaftliche Antragsprosa mag auf diese Zauberformel verzichten und alltagssprachlich sind sich fast alle einig: «Interdisziplinarität – ist notwendig, bringt uns voran, finde ich gut.» Das klingt nach Effekt heischender wissenschaftspolitischer Rhetorik, doch ganz so einfach ist es dann nicht …

Prof. Dr. Klaus R. Schroeter Dozent

Es überrascht fast ein wenig, wenn heute im Jahre 2018 ein (nicht mehr ganz frischer) Begriff neu beatmet werden soll, der im deutschsprachigen Raum ­bereits vor 50 Jahren Hochkonjunktur erfuhr, als das von Helmut Schelsky 1968 gegründete Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) seine Arbeit aufnahm und der Kieler Staatswissenschaftler und Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft Reimut Jochimsen nur kurze Zeit später von der allseits formulierten Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Disziplinen sprach. Heute, ein halbes Jahrhundert später, sind wir immer noch auf der Suche nach der Interdisziplinarität. Was ist da schiefgegangen? Können oder wollen all die Wissenschaftlerinnen und ­Wissenschaftler ihre disziplinären Engstirnigkeiten nicht überwinden? Sind die disziplinären Egoismen einfach zu stark, die hochschulischen Strukturen zu schwach oder verfangen wir uns in einer wissenschaftspolitischen Paradoxie, die eine immer stärkere Spezialisierung und Ausdifferenzierung von Disziplinen, Subdisziplinen, Fächern, Schulen usw. bei gleichzeitiger Forderung nach Kenntnis und Verständnis des Wissens und Funktionierens anderer Disziplinen, Subdisziplinen, Fächer, Schulen usw. verlangt? Während Franz-Xaver Kaufmann noch davon berichtet, dass im Jahre 1980 rund 4000 Fächer im Fächerkatalog des deutschen Hochschulverbandes aufgelistet seien, findet man bei der UNESCO den Verweis auf eine Studie von 1992, in der bereits 8530 definierte Wissensfelder aufschienen. Bei so vielen Fächern und so viel Fachlichkeit kann man schon mal den Überblick verlieren. Nun wird man nicht jedem Fach den Status einer Disziplin zusprechen, auch wenn vielleicht Vertreterinnen und Vertreter aus Hymnologie, Limnologie, Nanologie, Promenadologie, Thanatologie oder auch der Gerontologie Widerspruch erheben mögen. Der mag etwas kleinlauter ausfallen, wenn man der Einschätzung von Heckhausen (1987: 130) folgt, dass «den Tausenden von Fächern (…) nur wenige ‹Disziplinen› im Sinne von Disziplinaritäten gegenüber(stehen)», deren Anzahl er mit 20 bis 30 beziffert. Disziplinarität

Was also bitteschön, macht eine Disziplin aus? Nach Krüger (1987) kämen auf den ersten Blick vier Merkmale – Gegenstand, Methoden, Erkenntnisinteresse und Theorie­entwürfe bzw. Paradigmen – infrage. Ein zweiter Blick lässt die ersten drei Kriterien sogleich als nicht ausreichend erscheinen: Der blosse Gegenstand, beispielsweise Alter, reicht nicht hin, da herum tummeln sich zumeist recht viele ­Fächer, Gleiches gilt für die Methoden: Sowohl die Methoden der empirischen Sozial­forschung als auch naturwissenschaftliche Methoden werden in verschiede-


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

nen Disziplinen zum Einsatz gebracht. Plausibler erscheint da schon die abstraktere Differenzierung nach Erkenntnisinteressen und Wissenschaftsverständnissen von Natur- und Kultur- bzw. Geisteswissenschaften, wie sie Wilhelm Windelband zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts formulierte, als er zwischen den nomothetischen und idiographischen Wissenschaften unterschied und die der Ordnung und dem Gesetz (nomos) nachgehenden gesetzgebenden (Natur-)Wissenschaften von den auf das Verstehen des Einmaligen und Einzigartigen (idios) ausgerichteten Geschichts- und Kulturwissenschaften trennte. Die einen versuchen das Allgemeingültige zu erklären, die anderen das Einmalige zu verstehen. Ähnliches gilt auch für die von Jürgen Habermas vorgeschlagene Unterscheidung von auf ­Verwertbarkeit zielendem technischen, auf Handlungsorientierung und Verständigung zielendem praktischen und dem das den Menschen befreien wollende emanzipatorische Erkenntnisinteresse. Letztlich scheint das Disziplin stiftende E ­ lement ein Theorieentwurf oder ein Paradigma (vgl. Krüger 1987: 116) bzw. ein spezifisches «theoretisches Integrationsniveau» (Heckhausen 1987: 132). Entgegen einer vermutlich weit verbreiteten Auffassung, dass sich wissenschaft­ liche Disziplinen durch Wissensbestände konstituieren, gehen Martin Guntau und Hubert Laitko davon aus, dass sich die Genese einer Disziplin über gegenstands­ orientierte Systeme wissenschaftlicher Tätigkeiten entwickelt und sich die Gegenstände der Disziplinen über eben diese Systeme herstellen. Insofern handelt es sich nach ihrem Verständnis «bei einer wissenschaftlichen Disziplin in erster Linie um ein Tätigkeitssystem und erst in zweiter Linie um eine Wissenseinheit» (Balsiger 2005: 66). Zu diesem wissenschaftlichen Tätigkeitssystem einer Disziplin gehören zum einen Wissenschaftlichkeit anleitende und Wissenschaftlichkeit regelnde Eigenheiten (unter anderem permanente Gegenstandsorientierung, prozedurales Wissen, terminologische Normierung, Wissenschaftlichkeitskriterien, Theorie), zum anderen aber auch jene Massnahmen, die zur Institutionalisierung der Disziplin beitragen (Professionalisierung und Selbstreproduktion) (vgl. Guntau, Laitko 1987: 27 ff.). Auf diese Weise werden nicht nur die Identitäten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geschliffen (insofern ihr wissenschaftliches Denken und Handeln fachspezifisch diszipliniert und an eine Disziplin gebunden wird), es werden auch verschiedene Identitätsformen einer Disziplin sichtbar (vgl. Lepenies 1981: I): • Die historische Identität bezieht sich auf die Rekonstruktion einer disziplinären Vergangenheit, beispielsweise dokumentiert in Lehrbüchern und Standardwerken oder als Thema von wissenschaftlichen Tagungen. • Die soziale Identität bezieht sich auf den Institutionalisierungsprozess des Faches, ­beispielsweise die Etablierung innerhalb und ausserhalb der Universitäten, Gründung von Fachzeitschriften, Preisverleihungen. • Die kognitive Identität bezieht sich auf die Orientierungen, Paradigmen, Problem­ stellungen und Forschungswerkzeuge des Faches, unter anderem theoretische Programme, erkenntnistheoretische und methodologische Grundlagen. Disziplinenübergreifende Wissenschaftspraxis

Die Vielfältigkeit und Komplexität gesellschaftlicher Herausforderungen, wie der demografische Wandel oder der Altersstrukturwandel und die damit verflochtenen Probleme, lassen das allein disziplinäre Wissen und Forschen an seine Grenzen stossen. Komplexe Zusammenhänge erfordern komplexe Einsichten. Und diese las-

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Interdisziplinarität – ein Tanz auf dünnem Eis

sen sich selten im Alleingang erzielen. So wurde bereits seit den späten 1960erJahren die forschungspraktische Öffnung von Disziplingrenzen proklamiert und angestossen. Seitdem zirkulieren verschiedene Ideen und Begriffe, wobei dem Begriff der Disziplin verschiedene Präfixe vorangestellt und diverse Neologismen entwickelt wurden, die zu einer Binnen- und Aussendifferenzierung des Disziplinären aufrufen, sodass bereits seit Anfang der 1970er-Jahre von Multi-, Pluri-, Cross-, Inter- und Transdisziplinarität gesprochen wird. Nach dieser Logik wäre die blosse Multidisziplinarität lediglich ein disziplinäres Nebeneinander ohne strukturierte Zusammenarbeit und allenfalls so etwas wie eine minimale Kenntnisnahme der Forschungsergebnisse der anderen Disziplinen, in der man «alles Fachliche und Disziplinäre (lässt), wie es ist, und (…) nur auf Zeit ein wenig zusam­ men(rückt)» (Mittelstraß 1997: 68). Pluridisziplinarität wäre eine Nebeneinanderstellung verschiedener Disziplinen desselben hierarchischen Niveaus beispiels­ weise empirisch oder pragmatisch, um die Beziehungen zwischen ihnen zu verbessern, während die Crossdisziplinarität eine Art Zwischenstellung zwischen Multi- und Pluridisziplinarität wäre, bei der die Axiome einer (führenden) Diszi­ plin den anderen Disziplinen ähnlichen Niveaus auferlegt werden und bei der die Disziplinen zur Formulierung ihrer Gegensätze angehalten werden. Interdisziplinarität ist hingegen schon deutlich anspruchsvoller: Sie ist eine Art «Wissensproduktion zweiter Ordnung», die «einschlägiges disziplinäres Wissen voraus(setzt)» und sich «wesentlich in der Identifikation vergleichbarer Fragestellungen, Begrifflichkeiten und Forschungsergebnisse im Kontext unterschiedlicher disziplinärer Grundannahmen, Fachsprachen und Methoden (vollzieht)» (Kaufmann 1987: 70). Vereinfacht könnte man zunächst einmal formulieren, dass in der interdisziplinären Forschung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen gemeinsam an einem Problem arbeiten (vgl. Heckhausen 1987: 129). Das kann jedoch in sehr heterogener Form geschehen, sodass es sich anbietet, hier weitere Binnendifferenzierungen vorzunehmen. Heckhausen (1972: 87 ff.) unterscheidet zwischen • der Vermittlung von Grundlagen verschiedener Fächer ohne wissenschaftsübergreifende Kooperation (indiscriminate interdisciplinarity), • der Nutzung gemeinsamer Methoden und Modelle (pseudo-interdisciplinarity), • der Entleihung «fremder Methoden» für die eigene Forschung (auxiliary inter­ disciplinarity), • der disziplinären Zusammenarbeit zur Bearbeitung praktischer Probleme (composite interdisciplinarity), • der versuchten Herstellung von Strukturbeziehungen zwischen den Disziplinen (supplementary interdisciplinarity) und • der Verschmelzung von disziplinären Theorien und Methoden (unifying inter­ disciplinarity). Diese Differenzierung stützt die These von Kaufmann (1987: 68), dass die Unterscheidung von disziplinärer und interdisziplinärer Forschung keine kategoriale, sondern eine graduelle ist. Mit ein wenig Phantasie kann man die hier gelistete Typologie als eine Art Interdisziplinaritätskontinuum mit zwei konträren Polen lesen: Am einen Ende liesse sich der zuerst genannte Typus verorten, der der Vorstellung eines disziplinären Nebeneinanders wie im Falle der Multidis­ ziplinarität verwandt ist, am anderen Ende kommt der letztgenannte Typus dem nahe, was heute als Transdisziplinarität bezeichnet wird, nämlich ein for-


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

schungsleitendes Prinzip und eine wissenschaftliche Organisationsform, die wissenschaftliche Engführungen aufhebt und zu einer neuen wissenschafts­ systematischen Ordnung führt. Eine solche Ordnung ist nicht als eine Art Meta-­ Disziplin misszuverstehen, in der disziplinäre Grenzen überschritten werden, um dann eine neue Einheitswissenschaft zu propagieren und letztlich doch wieder disziplinär zu werden. Vielmehr geht es um gemeinsame Anstrengungen, praktische Problemstellungen ko-kreativ anzugehen und entsprechend neue ­Methoden zu ihrer ­Bearbeitung oder Lösung zu entwickeln und erproben. Oft wird dabei auch der Einbezug der Praxis, der Betroffenen bzw. des Erfahrungswissens erwartet. Einem solchen Verständnis folgend, geht Interdisziplinarität «nicht zwischen den Fächern oder den Disziplinen hin und her oder schwebt, dem absoluten Geist nahe, über den Fächern und den Disziplinen. Sie hebt vielmehr fachliche und disziplinäre Engführungen, wo diese der Problementwicklung und einem entsprechenden Forschungshandeln im Wege stehen, wieder auf; sie ist in Wahrheit Transdisziplinarität» (Mittelstraß 2005: 19). Damit setzt Transdisziplinarität die professions- und disziplinenübergreifenden Forschungs- und Arbeitsformen zur Bearbeitung und Lösung sozialer und gesellschaftlicher Phänomene und/oder Probleme wie beispielsweise Alter, Umwelt und Gesundheit voraus. Sie geht aber zugleich auch deutlich darüber hinaus, insofern sie «ein innerwissenschaftliches, die Ordnung des wissenschaftlichen Wissens und der wissenschaftlichen Forschung selbst betreffendes Prinzip» darstellt, «das dort wirksam wird, wo eine allein fachliche oder disziplinäre Definition von Problemlagen und Problem­ lösungen nicht möglich ist bzw. über derartige Definitionen hinausgeführt wird» (Mittelstraß 2003: 10). Fazit

Damit werden Inter- und Transdisziplinarität keine auf herkömmliche und auf theoretische Erklärung und Beschreibung zielende wissenschaftliche Tätigkeit, sondern Mittel zur Lösung praktischer Probleme, gewissermassen angewandte Wissenschaft. Zugespitzt lässt sich das dann in etwa so formulieren, dass «Wissenschaft in transdisziplinären Projekten nicht im Dienste der wahrheitsorientierten Klärung von Fragen, sondern im Dienste der nutzenorientierten Lösung von Problemen» liegt (Breinbauer et al. 2010: 11). Das führt dann unter anderem dazu, dass «der unmittelbare Druck von ad hoc Problemen, die aus der Praxis» an die Disziplinen herangetragen werden, «nach schnellen – und das heisst dann eben – ad hoc Lösungen verlangen» und die «Zeit für intensive theoretische ­Bemühungen fehlt» (Stosberg 2000: 37). Zeit aber ist genau der Faktor, der für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit bzw. für eine disziplinenübergreifende ­Wissenschaftspraxis die conditio sine qua non ist. Interdisziplinarität muss wachsen und reifen, interdisziplinäre Zusammenarbeit ist «zeitaufwendig und umweghaft» (Kaufmann 1987: 77). Sie verlangt immer auch nach Kenntnis und Verarbeitung der spezialisierten Wissensbestände und nach Vertrautheit mit den Logiken, Methoden und Grundannahmen der anderen Disziplinen, die häufig nur über Umwege, Redundanzen und alltagssprachliche Übersetzungen disziplinärer Einsichten zu erreichen sind, sodass eine interdisziplinäre Zusammenarbeit «nur ‹gegen den Strom› des normalen Wissenschaftsbetriebs zu realisieren ist» (Kaufmann 1987: 78) und der kurzfristigen Forderung nach «impact» widerspricht. ­Interdisziplinarität lässt sich nicht mit der (alleinigen) Logik der Betriebswirt-

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Interdisziplinarität – ein Tanz auf dünnem Eis

schaftslehre erzielen. Der Ruf nach kurzfristigem «impact» und schneller Ren­dite wirkt eher wie Streusalz auf die langsam und behutsam wachsende Schicht disziplinenübergreifender Wissenschaftspraxis. Der Tanz auf dem Eis wird dann zum Fiasko! Dieser Artikel greift Ideen auf, die der Autor gemeinsam mit Harald Künemund an anderer Stelle ­formuliert hat (Künemund, Schroeter 2015). Balsiger, Philipp W. (2005). Transdisziplinarität. Systematisch-vergleichende Untersuchung diszi­ plinenübergreifender Wissenschaftspraxis. München: Fink. Breinbauer, Ines Maria/Ferring, Dieter/Haller, Miriam/Meyer-Wolters, Hartmut (2010). Transdiszi­ plinäre Alter(n)sstudien als disziplinäre Ko-Konstruktion. In: Breinbauer, Ines Maria/Ferring, ­Dieter/Haller, Miriam/Meyer-Wolters, Hartmut (Hg.). Transdisziplinäre Alter(n)sstudien. Gegenstände und Methoden. Würzburg: Königshausen & Neumann, 9–20. Heckhausen, Heinz (1972). Discipline and Interdisciplinarity. In: Apostel, Léo/Berger, Guy/Briggs, Asa/Michaud, Guy (Hg.). Interdisciplinarity. Problems of Teaching and Research in Universities. Paris: OECD, 83–89. Heckhausen, Heinz (1987). «Interdisziplinäre Forschung» zwischen Intra-, Multi- und Chimären-Disziplinarität. In: Kocka, Jürgen (Hg.). Interdisziplinarität. Praxis – Herausforderung – Ideologie. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 129–145. Kaufmann, Franz-Xaver (1987). Interdisziplinäre Wissenschaftspraxis. Erfahrungen und Kriterien. In: Kocka, Jürgen (Hg.). Interdisziplinarität. Praxis – Herausforderung – Ideologie. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 63–81. Krüger, Lorenz (1987). Einheit der Welt – Vielheit der Wissenschaft. In: Kocka, Jürgen (Hg.). Interdisziplinarität. Praxis – Herausforderung – Ideologie. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 106–125. Künemund, Harald/Schroeter, Klaus R. (2015). Gerontologie – Multi-, Inter- und Transdisziplinarität in Theorie und Praxis? In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 48/3: 215–219. Lepenies, Wolf (1981). Einleitung. Studien zur kognitiven, sozialen und historischen Identität der ­Soziologie. In: Lepenies, Wolf (Hg.). Geschichte der Soziologie. Studien zur kognitiven, sozialen und historischen Identität einer Disziplin. Bd. 1. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Mittelstraß, Jürgen (1997). Der Flug der Eule. Von der Vernunft der Wissenschaft und der Aufgabe der Philosophie. 2. Aufl. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Mittelstraß, Jürgen (2003). Transdisziplinarität – wissenschaftliche Zukunft und institutionelle Wirklichkeit. Konstanz: UVK. Mittelstraß Jürgen (2005). Methodische Transdisziplinarität. In: Technikfolgenabschätzung – Theorie und Praxis 14/2: 18–23. Stosberg, Manfred (2000). Allgemeine Soziologie und Geronto-Soziologie: Nach wie vor eine Nicht-­ Beziehung? In: Backes, Gertrud M. (Hg.). Soziologie und Alter(n). Neue Konzepte für Forschung und Theorieentwicklung. Opladen: Leske + Budrich, 33–44.


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Die Soziale Arbeit ist ein Fragengenerator Ein Gespräch mit Regula Dällenbach und Peter Sommerfeld Joshua Weber

Was versteht ihr unter Interdisziplinarität?

Regula Dällenbach: Der Begriff ist in aller Munde und häufig nicht klar definiert. Dabei wird Interdisziplinarität und Interprofessionalität oft nicht unterschieden. Bei Interdisziplinarität geht es um die Zusammenarbeit unterschiedlicher Diszipli­ nen im Hinblick auf die Beantwortung einer gemeinsamen Fragestellung – es geht dabei also um Erkenntnisgewinn und Wissensgenerierung. Interprofessionalität ist hingegen etwas, das sich auf Professionen bezieht. Interprofessionelle Teams arbeiten gemeinsam in der Praxis an einer Problemstellung.

Prof. Regula Dällenbach Dozentin

Peter Sommerfeld: Mir ist noch wichtig zu unterstreichen, dass es bei Interdisziplinarität immer um Zusammenarbeit geht. Es ist mehr als ein Nebeneinander oder eine Sender-Empfänger-Beziehung. Interdisziplinär wird es erst, wenn tatsächlich eine gemeinsame Fragestellung bearbeitet und dann auch fächerübergreifend gearbeitet wird. Es muss schon ineinanderfliessen, inter. Das würde man – schaut man viele Projekte an – wahrscheinlich so nicht immer finden. Wie würdet ihr das Verhältnis der Disziplin Sozialer Arbeit zu ihren Bezugswissenschaften beschreiben?

Prof. Dr. Peter Sommerfeld Dozent

Peter Sommerfeld: Im Begriff Bezugswissenschaften kommt bereits eine Verhältnisbestimmung zum Ausdruck. Davon halte ich wenig, weil sie die Soziale Arbeit in ein einseitiges Abhängigkeitsverhältnis setzt: Wir beziehen, die anderen sind produktiv und liefern. Der Begriff von Mario Bunge ist nicht Bezugswissenschaft, sondern «supporting sciences». Er nennt die deshalb so, weil ganz klar ist, wo die anspruchsvollen Aufgaben liegen: Dort, wo man reale praktische Probleme und darauf bezogene Problemlösungen mit wissenschaftlichen Mitteln bearbeitet. Das heisst, dass dazu Wissen verschiedener Herkunft miteinander verknüpft werden muss, um diese Komplexität angemessen zu erfassen. Solche Integrationsoder transdisziplinäre Wissenschaften müssen also Wissen aus verschiedenen Disziplinen und Wissen aus der praktischen Arbeit integrieren, um ihren Gegenstand sinnvoll bearbeiten zu können. Soziale Arbeit ist vermutlich die Disziplin, die am meisten Wissen integrieren müsste, um ihre disziplinäre Aufgabe gut zu erfüllen. Das macht die Ausbildung auch so schwierig. Regula Dällenbach: Mir scheint, dass Soziale Arbeit als Profession und Diszi­ plin nicht immer so klar unterwegs ist, dass diese Wissensintegration gelingt. Wir ­haben unsere disziplinären Grenzen noch nicht klar gefunden, weder in Bezug auf die Gesellschaft, uns selber und die Bezugswissenschaften. Aber das ist nicht den Bezugswissenschaften bzw. Nachbardisziplinen geschuldet, sondern uns selbst. Peter Sommerfeld: Es ist ja in gewisser Weise paradox: Niemand ausser denen, die sich damit beschäftigen, würden auf die Idee kommen, dass ausgerechnet ­Soziale Arbeit das anspruchsvollste Fach im Kanon von den Sozialwissenschaften ist, wenn man als Kriterium nimmt, wie viel unterschiedliches Wissen inte-

Joshua Weber, MA Wissenschaftlicher Mitarbeiter


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

griert werden muss, um die Aufgabenstellung oder Fragestellung dieser Dis­ ziplin sinnvoll bearbeiten zu können. Die Fragestellungen überschreiten die disziplinären Grenzen, weil sie «real life problems» sind. Aber diese «real life problems» in ­Kooperation zwischen unterschiedlichen Diszipinen zu bearbeiten, ist ein maximal schwieriges Unterfangen. Darin sind wir noch nicht weit genug. Regula Dällenbach: Aus disziplinärer Sicht braucht es eine Systematik der Wissensbestände der Sozialen Arbeit, also ein Modell, wie der Wissenskorpus gebaut sein soll und wie Wissen aus anderen Disziplinen darin verortet werden kann. Dies könnte helfen, die Herausforderung der Integration verschiedener disziplinärer Wissensbestände zu lösen. Das vorhandene Wissen wächst rasant und damit die potenziell relevanten Wissensbestände. Wie kann die Disziplin diese Vielfalt überhaupt noch überschauen?

Regula Dällenbach: Wenn man den Anspruch hat, als Profession und Disziplin wirklich ernst genommen zu werden, dann ist es nötig, dass wir uns in Fachsozialarbeitsbereiche ausdifferenzieren. Dort können wir je spezifische Wissensbestände sowohl entwickeln als auch relevantes Wissen aus den Nachbardisziplinen aufarbeiten und in unseren Wissenskorpus integrieren. In solchen Fachsozialarbeiten könnten gezielt die arbeitsfeldspezifischen Wissenskorpi – mit Integration der ­relevanten Wissensbestände aus den «supporting sciences» – erarbeitet und in der Ausbildung weitergegeben werden. Davon ausgehend könnten spezialisierte Masterstudiengänge angeboten werden, um als Disziplin und Profession noch gezielter auf die komplexen Herausforderungen, die mit «real life problems» einhergehen, antworten zu können. Peter Sommerfeld: Wenn man sich als Analogie die Medizin anschaut, dann ist es kein Zufall, dass es etwa eine Urologie, eine Neurologie und eine Onkologie gibt. Diese Tranchen ermöglichen es, mit der äusserst komplexen Problematik des «real life problems» Krankheit umzugehen. Von dem grossen Fokus der Medizin aus muss es Spezialisierungen geben. Das trifft auch auf die Soziale Arbeit zu. Den generalistischen Weg, erst einmal die unterschiedlichen Stränge – Sozialpädagogik, Sozialarbeit, soziokulturelle Animation – zusammenzuführen, um ein identitäres Haus zu bauen, haben wir aus guten Gründen eingeschlagen. Jetzt, da wir an einem anderen historischen Punkt stehen, müssen wir solche Spezialisierungen wieder einbauen. Wenn uns das nicht gelingt, dann überwältigt uns die Vielfältigkeit und Menge an vorhandenem Wissen. Man muss eine Auswahl treffen können, die disziplinär strukturiert ist. Regula Dällenbach: Es braucht Eingrenzungen in der Form von Spezialisierungen, also Fachsozialarbeiten – auch so ist es immer noch hoch anspruchsvoll, einen arbeitsfeldspezifischen Wissenskorpus zu bauen, und es braucht die Kräfte von mehr als einem Team. Aber so wird es bearbeitbar.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Die Soziale Arbeit ist ein Fragengenerator Ein Gespräch mit Regula Dällenbach und Peter Sommerfeld

Könnte das benötigte Wissen auch aus der Sozialen Arbeit heraus generiert werden?

Regula Dällenbach: Wir haben schon enorm viel disziplinäres Wissen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wieso wir das Rad neu erfinden sollten, wenn Wissen aus anderen Disziplinen zu uns interessierenden Frage- und Problemstellungen vorliegt. Nein, es geht nicht darum, alles Wissen selber zu generieren, sondern darum, vorliegendes Wissen zur Kenntnis zu nehmen und zu schauen, inwiefern es für die Soziale Arbeit relevant ist. Wenn wir dabei aber Lücken feststellen, müssen wir selbstverständlich Wissen neu generieren. Peter Sommerfeld: Wir haben hochgradig schwierige Fragestellungen. Das ist ein Schatz für den Wissenschaftsbetrieb. Wenn man wissenschaftlich weiterkommen will, dann braucht man Fragen. Und diese Fragen, die findet man, wie gesagt, in «real life problems». Hier wäre eine «supporting science» aufgerufen, mit uns an Fragen von uns zu arbeiten und Wissen zu generieren, und das zum Wohle aller beteiligten Disziplinen. Man kann sich die Nobelpreise der vergangenen fünfzig Jahre anschauen: Treibende Kraft vieler ausgezeichneter Disziplinen sind medizinische Fragen, die den Ausgangspunkt bilden. Jetzt stellt man sich das für die ­Sozial­wissenschaften vor: Was für ein Potenzial die Sozialwissenschaften vergeuden, indem sie nicht sehen, dass die Soziale Arbeit strukturell dasselbe ist wie die Medizin in den Naturwissenschaften, nämlich ein Fragengenerator. Regula Dällenbach: In der Sozialen Arbeit haben wir vermutlich immer noch die Problematik, dass wir aus Sicht anderer Disziplinen häufig nicht als gleichwertig wahrgenommen werden und nicht als eine Disziplin, die viele neue Fragen für die Wissenschaft aufwirft, die gesellschaftlich hoch relevant, komplex und nur in ­Kooperation zwischen verschiedenen Disziplinen bearbeitbar sind. Da müssen nochmals zwanzig Jahre Entwicklung ins Land ziehen, bis wir an diesem Punkt sind. Wir sind darauf angewiesen, dass wir in Bezug auf die Disziplin, die Profession und die Ausbildung nochmals einen Entwicklungsschub machen. Peter Sommerfeld: Man kann sich das ja jetzt eigentlich so gut vorstellen, es gibt einen generalisierenden Bachelor und dann spezialisierende Master, die akademische Abschlüsse sind und gleichzeitig berufsqualifizierend, wie in der Medizin auch. Das ist quasi eine sachlogische Notwendigkeit, wenn alles das stimmt, was wir jetzt skizziert haben. Wenn es gelingt, solche interdisziplinären Synergien herzustellen – und an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW ist das schon oft gelungen –, dann entsteht daraus in aller Regel etwas Interessantes, Brauchbares und Weiterführendes. ­Daher: Lasst uns die Bezugswissenschaften vergessen und arbeiten wir einfach interdisziplinär in der Sozialen Arbeit als Disziplin an Fragen der Sozialen Arbeit. Regula Dällenbach: Für die gleichberechtigte Kooperation mit anderen Disziplinen ist es die unhintergehbare Voraussetzung, dass wir uns erstens der Sozialen Arbeit zugehörig fühlen und zweitens auch die entsprechende Ausbildung mitbringen, um in solche Kontexte von Kooperation eintreten zu können. Interdisziplinarität ­befruchtet letztlich nicht nur die Soziale Arbeit als Disziplin und die anderen ­Disziplinen, die mit uns zusammen an «real life problems» arbeiten – letztendlich ist es zum Wohl von unseren Klienten und Klientinnen, wenn wir diesen Weg weitergehen können.


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Soziale Innovation durch Interdisziplinarität im Eingliederungsmanagement Thomas Geisen

Prozesse der sozialen Innovation werden bislang kaum im Zusammenhang mit Interdisziplinarität wahrgenommen und diskutiert. Dabei zeigt ein Blick in die Praxis der Sozialen Arbeit, dass es sich bei sozialer Innovation in Disziplin und Profession der Sozialen Arbeit vielfach um das Resultat interdisziplinärer und ­interprofessioneller Kooperations- und Koordinationsprozesse handelt. Die Produktion von neuem, interdisziplinärem Wissen kann in diesem Zusammenhang selbst als Motor für Innovationsprozesse in der Sozialen Arbeit angesehen ­werden.

Prof. Dr. Thomas Geisen, Diplom Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Dozent

Vor diesem Hintergrund zeigt der vorliegende Beitrag auf, wie durch anwendungsorientierte, internationale und interdisziplinäre Forschung und Entwicklung im Handlungsfeld Arbeitsintegration neues Wissen generiert wird. Die Wissensgenerierung wird dabei als Teil eines umfassenden Prozesses sozialer Innovation im Bereich des Eingliederungsmanagements angesehen. Soziale Innovation in Organisationen von sozialen Dienstleistungen

Der Begriff der sozialen Innovation wird auf unterschiedliche Weise verwendet. Generell bezieht er sich auf die zielgerichtete Produktion von neuem Wissen und eng damit verknüpft auf die zielgerichtete Produktion neuer Formen professionellen Handelns in organisationalen Zusammenhängen. Howaldt und Schwarz bestimmen soziale Innovation daher als «eine von bestimmten Akteuren bzw. Akteurs­ konstellationen ausgehende intentionale, zielgerichtete Neukombination bzw. Neukonfiguration sozialer Praktiken in bestimmten Handlungsfeldern bzw. sozialen Kontexten, mit dem Ziel, Probleme oder Bedürfnisse besser zu lösen bzw. zu befriedigen, als dies auf der Grundlage etablierter Praktiken möglich ist» (Howaldt/ Schwarz 2010, S. 54). Dieser Verwendung des Begriffs der sozialen Innovation liegt ein relationales, auf das innerhalb einer konkreten Organisation oder Institution bezogene Handeln zugrunde. Dabei wird die bisherige organisationale und institutionelle Praxis als unzureichend bzw. als inadäquat angesehen, um aktuelle Herausforderungen zu bearbeiten und neu entstehende bzw. veränderte Bedarfe befriedigen zu können. Allerdings schränken Howaldt und Schwarz ein, dass von sozialer Innovation nur dann gesprochen werden könne, wenn sie «sozial akzeptiert wird und breit in die Gesellschaft bzw. bestimmte gesellschaftliche Teilbereiche diffundiert, dabei kontextabhängig transformiert und schliesslich als neue soziale Praktiken institutionalisiert bzw. zur Routine wird» (Howaldt/Schwarz 2010: 54 f.). Damit sind allein organisations- und institutionsbezogene Neuerungen noch nicht als soziale Innovation zu verstehen. Neuerungen werden vielmehr erst dann zur sozialen Innova­tion, wenn sie Lösungen für neu entstehende Herausforderungen darstellen, die auch für vergleichbare Situationen in anderen ­Organisationen ein­gesetzt werden können. Für Guido Becke und Peter Bleses entstehen soziale Innovationsbedarfe vor dem Hintergrund zentraler Herausforderungen der sozialen und gesundheitsbezogenen Dienstleistungen und ihrer Folgen. Hierzu gehören Fragen wie Privatisierungs- und Ökonomisierungserfordernisse, neue Qualitätsanforderungen, demografische und gesellschaftliche


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

Entwicklungen, Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen, Versorgungsengpässe in ländlichen Regionen oder starre Grenzen des Versorgungssystems (vgl. Becke/Bleses 2016: 11–14). Soziale Innovation findet dabei einerseits innerhalb von Organisationen statt, andererseits auch organisationsübergreifend in Netzwerken und Verbünden. Sowohl in Bezug auf die organisationsinterne, als auch auf die organisationsübergreifende Perspektive wird in Bezug auf die Bearbeitung konkreter Herausforderungen und Problemlagen sehr schnell deutlich, dass hierzu nicht nur Professionelle und Expertinnen und Experten aus der Sozialen Arbeit von Bedeutung sind, sondern dass hier vielmehr interprofessionelle respektive interdisziplinäre Kompetenzen benötigt werden, um sozia­le Innovation in der Organisation erreichen zu können. Dies kann am Beispiel eines internationalen Forschungsprojektes zu demografischem Wandel und Eingliederungsmanagement aufgezeigt werden (vgl. Geisen et al. 2016). Eingliederungsmanagement hat sich in den vergangenen Jahren innerhalb der ­Sozialen Arbeit zu einem umfassenden Konzept entwickelt. Allerdings steht zu Beginn dieser Ent­wicklung die Reaktion auf Herausforderungen in Unternehmen, die durch eine unzureichende Unterstützung von leistungsveränderten Mitarbeitenden und damit verbundene Belastungen von Arbeitgebenden und Sozialversicherungen entstehen. Eingliederungsmanagement in Unternehmen als Prozess der sozialen Innovation

Seit den 1990er-Jahren haben sich weltweit neue Ansätze zur Unterstützung von leistungsveränderten Mitarbeitenden, etwa durch Krankheit und Unfall, in Unternehmen etabliert. Diese Ansätze werden als Disability Management oder Eingliederungsmanagement bezeichnet. Es handelt sich dabei um strukturierte Formen professioneller Unterstützung, die insbesondere auch von Fachpersonen aus der Sozialen Arbeit erbracht werden. Allerdings ist Eingliederungsmanagement als Handlungsfeld in Unternehmen, interdisziplinär und interprofessionell ausgerichtet. Dort wo Eingliederungsmanagement als Dienstleistung ausserhalb von Unternehmen erbracht wird, um beispielsweise erwerbslose Personen wieder in die ­Erwerbsarbeit zu integrieren, handelt es sich vor allem um ein Handlungsfeld, in dem Fachpersonen aus der Sozialen Arbeit tätig sind. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen eines internationalen Forschungs­ projektes zu Eingliederungsmanagement in Unternehmen in Australien, Kanada, China und der Schweiz untersucht, was Unternehmen im Rahmen eines internen, betrieblichen Eingliederungsmanagements (vgl. Geisen 2011) tun, um die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden zu erhalten. Die Studie wurde von einem interdisziplinären Forschungsteam von 2013 bis 2015 durchgeführt, an der Forschende aus der Sozialen Arbeit, der Psychologie, der Arbeitsmedizin, der Rehabili­ tation, der Soziologie und der Wirtschaftswissenschaften beteiligt waren. Durch die interdisziplinäre Kooperation im Rahmen des international vergleichenden Forschungsprojektes konnten Wissensbestände auf unterschiedlichen Ebenen ­zugänglich gemacht und in die Analyse mit einbezogen werden. Auf der individuellen Ebene wurden Fragen der Fallbearbeitung (Soziale Arbeit) und medizinische

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Soziale Innovation durch Interdisziplinarität im Eingliederungsmanagement

Fragestellungen (Medizin) g ­ eneriert und untersucht. In Bezug auf die organisationale und institutionelle E ­ bene ging es vor allem um Fragen der Prävention (Psychologie, Medizin), der ­Arbeitsplatzgestaltung (Rehabilitation) sowie der Gestaltung des Eingliede­rungsprozesses (Soziale Arbeit). Darüber hinaus stellte sich die Frage, wie sich die wohlfahrtsstaatlichen Rahmenbedingungen auf die Einführung, ­Umsetzung und Gestaltung eines betrieblichen Eingliederungsmanagements in Unternehmen auswirken (Soziologie, Soziale Arbeit). Die Resultate der international vergleichenden Studie zeigen auf, dass es sich bei der Einführung von Eingliederungsmanagement in Unternehmen um einen Prozess sozialer Innovation handelt, der sich in Unternehmen aus den verschiedenen Ländern auf sehr unterschiedliche Weise und vor allem vor dem Hintergrund unterschiedlicher wohlfahrtsstaatlicher Traditionen (vgl. Geisen 2012) in den vergangenen Jahren entfaltet hat. Unternehmen, die ein ­ Eingliederungsmanagement einführen, verfolgen dabei vor allem das Ziel, die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden zu erhalten. Aber auch für die Mitarbeitenden in Unternehmen geht es darum, mithilfe der Unterstützung durch das betriebliche Eingliederungsmanagement, ihre Beschäftigungsfähigkeit wieder­herzustellen und zu erhalten. Dies gilt insbesondere dort, etwa in Kanada und Australien, wo Unternehmen im Rahmen einer betrieblichen Unfallversicherung (workers compensation funds) im Versicherungsfall zum Teil zu sehr hohen Kompensationszahlungen verpflichtet sind. Insgesamt ermöglicht die interdisziplinäre Kooperation im Rahmen des internationalen Forschungsprojektes nicht nur, unterschiedliche disziplinäre ­ ­Wissensbestände zugänglich zu machen und in die Analyse mit einzubeziehen: Zugleich eröffnet die interdisziplinäre Perspektivenvielfalt auch neue Möglich­ keiten der Dimensionierung und Vertiefung der Forschungs­ergebnisse im Rahmen des internationalen Vergleichs. Interdisziplinarität als Beitrag zu sozialer Innovation

An einem international und interdisziplinär vergleichenden Forschungsprojekt zu Eingliederungsmanagement wurde aufgezeigt, dass hier durch Kooperation und Koordination neues Wissen unter Beteiligung eines interdisziplinären Forschungsteams entstanden ist. Dabei wurde auf Eingliederungsmanagement als Resultat von sozialen Innovationsprozessen in Unternehmen fokussiert. Denn beim Eingliederungsmanagement handelt es sich international um ein noch vergleichsweise junges Konzept, im Kontext von gesundheitsbezogenen sozialen Dienstleistungen in Unternehmen. Aufgrund der Komplexität der dem Eingliederungsmanagement zugrunde liegenden sozialen, gesundheitlichen und arbeitsbezogenen Problem­lagen, ist für eine erfolgreiche Bearbeitung dieser Problemlagen im Rahmen des vierfachen Leistungsauftrags, hierzu gehören neben Forschung und Entwicklung die Ausbildung, Weiterbildung und Dienstleistungen, eine interdisziplinäre und interprofessionelle Kooperation und Koordination zwingend erforderlich.


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

Literatur Becke, Guido/Bleses, Peter (2016). Soziale Innovation – eine neue Perspektive für die Arbeitsforschung im Feld sozialer und gesundheitsbezogener Dienstleistungen. In: Becke, Guido/Bleses, Peter/ Frerichs, Frerich/Goldmann, Monika/Hinding, Barbara/Schweer Martin K.W. (Eds.). Zusammen – Arbeit – Gestalten. Soziale Innovationsprozesse in sozialen und gesundheitsbezogenen Dienstleistungen. Wiesbaden: Springer VS. S. 9–33. Geisen, Thomas (2011). Workplace Disability Management as an Instrument for Human Resources and Organizational Development. In: Geisen, Thomas/Harder, Henry (Eds.), Disability Management and Workplace Integration. International Research Findings. Fanham: Gower Publishing. S. 13–26. Geisen, Thomas (2012). Unausgeschöpfte Potenziale. Eingliederungsmanagement als neues Konzept in der Sozialen Arbeit. Sozial Aktuell (2), 36–38. Geisen, Thomas/Hassler, Benedikt/Ochsenbein, Guy/Buys, Nick/Randall, Christine/Harder, Henry/ Dan, Tang (2016). Demographic change and private sector disability management in Australia, ­Canada, China and Switzerland: A comparative study. Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Olten: HSA. Howaldt, Jürgen/Schwarz, Michael (2010). Soziale Innovation im Fokus. Skizze eines gesellschaftstheoretisch inspirierten Forschungskonzeptes. Bielefeld: transcript.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Interdisziplinarität im Projekt «Körperliche Grenzerfahrungen im Angesicht der eigenen Endlichkeit»: Herausforderungen, Grenzen und Gewinn Christine Matter

Dr. Christine Matter Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Interdisziplinarität ist ein Zauberwort mit hoher Umlaufgeschwindigkeit im Wissenschaftsbetrieb. Obwohl der Begriff nicht erst kürzlich erfunden wurde, hat er erst in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren seine programmatische Energie voll entfaltet. Allerdings bleibt es meist beim Einfordern der Zusammenarbeit der Disziplinen; in der konkreten Umsetzung hinterlässt der Begriff oft nur wenige substanzielle Spuren. Interdisziplinarität ist ein anspruchsvolles Unternehmen – sowohl was Theorien und Methoden als auch was die jeweiligen Wissensbestände betrifft, welche die einzelnen beteiligten Disziplinen in ein Forschungsvorhaben einbringen. Die Gefahr besteht, dass die Disziplinen je ihren Fachdiskursen und Begrifflichkeiten verhaftet verbleiben und kein eigener Raum für neue Erkenntnisse und für neues Wissen zwischen ihnen (inter-disziplinär) entsteht. Oft handelt es sich bei dem unter dem Label der Interdisziplinarität Erreichten denn auch eher um eine Form der «Multidisziplinarität» – um ein Nebeneinander, wo man sich im besten Fall neugierig füreinander interessiert und punktuell ergänzt. Die Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW zum Thema Alternde Gesellschaft hat sich Interdisziplinarität explizit auf ihre Fahnen geschrieben. Gewährleistet bzw. erleichtert werden sollte dies durch die Auflage, dass die einzelnen Projekte in ihrer Zusammenarbeit von zwei oder drei Hochschulen der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW getragen werden. Für das Projekt «Körperliche Grenzerfahrungen im Angesicht der eigenen Endlichkeit», welches von September 2016 bis August 2017 durchgeführt wurde, hiess dies konkret, dass zwei Soziologinnen und ein Soziologe auf eine Heilpädagogin und auf eine Erziehungswissenschaftlerin bzw. Sportdidaktikerin trafen. Die beteiligten Hochschulen, an welchen die Forschenden tätig sind, waren jene der Sozialen Arbeit und die Pädagogische Hochschule. Im Rückblick stellt sich für dieses Projekt ebenso wie für die anderen Projekte der Strategischen Initiative Alternde Gesellschaft die Frage, ob die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der gewählten Formation gelungen ist. Ausgangslage

Bereits bei der Ausarbeitung des Projektentwurfs, insbesondere bei der Entwicklung einer konkreten Fragestellung, war eine disziplinenübergreifende Verständigungsarbeit zu leisten. Die stärker psychologisch und am Individuum orientierten Anliegen der Erziehungswissenschaften und der Heilpädagogik sahen sich den kulturellen, institutionellen und gesellschaftsstrukturellen Fragen der Soziologie gegenüber. Diese unterschiedliche Ausgangslage zeigte sich in der Folge auch bei der Ausarbeitung des Interviewleitfadens, welcher im qualitativ ausgerichteten Projekt Verwendung fand. Auch bei der Rekonstruktion des Forschungsstandes sind die unterschiedlichen disziplinspezifischen Wissensbestände eingeflossen, was sich vor allem an der referenzierten Literatur ablesen lässt. Und schliesslich galt es auch, das Vorhaben mit seinen Ergebnissen im Kontext der beteiligten Hochschulen zu situieren, also die Bezüge zur Sozialen Arbeit und zur Pädagogik sicherzustellen. Im Zentrum des Projektes stand die Frage nach dem Umgang und nach der Wahrnehmung des eigenen Körpers bei jungen, von schwerer Krankheit betroffenen Menschen und bei Hochaltrigen, die sich in einem Zustand der Fragilität befinden. Die forschungsleitende Annahme des Projekts lautete, dass sich die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit neben der kognitiven und narrativen immer auch in einer bewussten und unbewussten körperlichen, verhaltensbildenden Aus-


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

einandersetzung vollzieht, die sich in bewussten und strategischen Aktivierungsbemühungen wie auch in bewusstem und unbewusstem, auf den Körper bezogenen Vermeidungs- und Aktivierungsverhalten zeigt und vor dem Hintergrund einer bestimmten generationellen Prägung des Selbst- und Körperverständnisses stattfindet. In dieser Formulierung deuten sich bereits die interdisziplinäre Ausgangslage und ihre besondere Herausforderung an. Sie lassen sich auf verschiedenen Ebenen festmachen. Da sind einmal die Disziplinen Soziale Arbeit und Pädagogik. Sie stehen für einen Praxisbezug, der die Ergebnisse der Untersuchung für ihre jeweiligen Klientinnen und Klienten fruchtbar machen soll. Deshalb fragen sie in der Regel auch konkrete «Instrumente» nach, die in ihren spezifischen Kontexten zum ­Einsatz kommen können und den Klientinnen und Klienten – Ältere, Kranke, Schülerinnen und Schüler und andere – helfen, ihre je besonderen Situationen zu bewältigen und anstehende Probleme zu lösen. Auch die Heilpädagogik und die Sportdidaktik als beteiligte Disziplinen stellen den praktischen Anwendungsbezug tendenziell in den Vordergrund. Sie fragen etwa, welche Formen der körperlichen Aktivierung für Hochaltrige auf der einen, für Kranke auf der anderen Seite sinnvoll und möglich sind. Welche Unterstützung brauchen sie? Wie soll das soziale Umfeld beteiligt werden? Welche Rolle spielen die Professionen dabei? Wissensbereiche und ihre Vermittlung

Um diese Fragen konkret beantworten zu können, braucht es ein Wissen, welches in einer theoretisch, methodisch und inhaltlich gleichsam tiefer schürfenden Analyse gewonnen wird. Dafür stehen die Begriffe «Körperverständnis», «Körperwahrnehmung» und die «bewusste» im Unterschied zur «unbewussten» Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und mit der eigenen Situation. Darüber lässt sich auch wissenschaftlich oft nur auf Umwegen reden. Hier sind die Ebenen der Kultur, der Prägung und der Sozialisation angesprochen – und damit immer auch gesellschaftliche Bedingungen, für die sich in erster Linie die Soziologie zuständig sieht. Es handelt sich um Bereiche, die einer quantitativen «Vermessung» kaum zugänglich sind, sondern eine Erschliessung der Sinn- und Bedeutungswelten der Akteurinnen und Akteure erfordern. Für das Projekt zu den Körperlichen Grenzerfahrungen hiess das, unterschiedliche zeitbezogene kulturelle und soziale Erfahrungen der Interviewten einzubeziehen und zu rekonstruieren. Hochaltrige auf der einen Seite und junge Erwachsene auf der anderen sind in verschiedenen gesellschaftlichen Ausgangssituationen aufgewachsen und geprägt worden, auch in ihrem Körperverständnis und ihrem Umgang mit dem eigenen Körper: Zum Beispiel noch vor oder bereits während und nach dem Aufkommen des gesellschaftlichen Paradigmas der körperlichen Fitness und entsprechender Entwicklungen wie Vita Parcours, Fitness- und Wellnessbewegung und so weiter. Hochaltrige erlebten eine stärker militärische Sozialisierung in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg als junge Erwachsene heute. Und die Forschenden selbst, die das erhobene Interviewmaterial interpretieren, bringen ebenfalls ihre eigenen Vorstellungen und Muster mit, die einerseits disziplinär, andererseits ­sozial und biografisch mitbestimmt sind und entsprechend reflektiert und so weit wie möglich kontrolliert werden müssen. Um diese kulturell-sozialen Bedingungen in Zusammenhang zu bringen mit den konkreten Herausforderungen und Handlungsproblemen der Individuen in ihrem Alltag, die dafür Lösungen suchen, braucht es von den beteiligten Disziplinen die

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Interdisziplinarität im Projekt «Körperliche Grenzerfahrungen im Angesicht der eigenen Endlichkeit»: Herausforderungen, Grenzen und Gewinn

Bereitschaft, eigene fachliche Zugänge zu hinterfragen und zur Diskussion zu stellen und sich von fremden und ungewohnten disziplinären Zugängen wechselseitig irritieren zu lassen. Das ist leichter gesagt als getan, weil disziplinäre Sozialisierungen auch wissenschaftliche und professionelle Identitäten prägen und Sicherheit vermitteln. Der Blick über den Tellerrand hinaus wird in einer Zeit der intensiven Wissensexplosion, wie wir sie nicht nur in der Wissenschaft erleben, zu einer besonderen Gefahr für die eigene Orientierung und damit für die Handlungsfähigkeit im Alltagsbetrieb der Forschung. Auch fehlt es oft an einer anderen Voraussetzung für eine fruchtbare interdisziplinäre Zusammenarbeit: an Zeit. An Lesezeit, an Zeit für Diskussionen und überhaupt an Zeit, sich face-to-face immer wieder auseinanderzusetzen. Innerhalb der vergleichsweise begrenzten Projektlaufzeiten im Rahmen der Strategischen Initiativen und damit der kurzen Phasen der Zusammenarbeit ist das Erreichen einer anspruchsvolleren Form von Interdisziplinarität im Sinn der Öffnung eines Raumes von neuem Wissen kaum zu leisten. Damit ist sicher auch ein besonderes Problem der Geistes- und Sozialwissenschaften an­ gesprochen, das auf Technik und Naturwissenschaften weit weniger zutrifft, da diese immer schon auf dem einigermassen festen Boden eines von den Disziplinen gemeinsam geteilten Regel- und Gesetzeswissens stehen und so im gegenseitigen Verständigungsprozess gleichsam Zeit sparen. Die am Projekt «Körperliche Grenzerfahrungen» beteiligten sozialwissenschaft­ lichen Disziplinen blicken auf eine angesichts der gesteckten Ziele kurze, aber fruchtbare Zeit gegenseitiger Irritationen zurück, die bisher allerdings noch kaum zu gemeinsam entwickelten konkreten «Instrumenten» der praktischen Problem­ bewältigung für die Klientinnen und Klienten geführt hat. Aber beide Seiten gehen im besten Fall mit einem durch neue Einsichten und Erkenntnisse angereicherten Wissen wieder auseinander und erarbeiten – auch wenn die beteiligten Hochschulen dies in der Folge nicht mehr in Kooperation, sondern je für sich tun – auf der Grundlage und als Folge des gemeinsam durchgeführten Projektes mit der Praxis angemessenere und passendere Hilfestellungen für deren je besondere Heraus­ forderungen.


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

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Die Interdisziplinarität der Erwachsenenschutzbehörde Lukas Neuhaus

Dr. Lukas Neuhaus Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Am 1. Januar 2013 trat das revidierte schweizerische Erwachsenenschutzrecht in Kraft. Ein zentrales Anliegen dieser Reform war – neben der Stärkung der Selbstbestimmung und der Möglichkeit zu fallweise massgeschneiderten Lösungen – die Professionalisierung der Erwachsenenschutzbehörden, denen gleichzeitig auch die Aufgaben der Kinderschutzbehörden übertragen wurden. In Artikel 440 des ZGB findet sich die Forderung, dass die Erwachsenenschutzbehörde als «Fachbehörde» auszugestalten sei, die ihre Entscheide «mit mindestens drei Mitgliedern» fällt. Auch die Interdisziplinarität der neu geschaffenen Behörde ist vom Gesetzgeber explizit vorgesehen, denn im französischen Wortlaut des Gesetzes wird der Begriff Fachbehörde mit «autorité interdisciplinaire» übersetzt. In der Praxis ist es in der überwiegenden Mehrheit der Fälle so, dass in den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) mindestens eine juristische Fachperson vertreten ist und die anderen Behördenmitglieder entweder einen sozialarbeiterischen oder einen psychologisch-pädagogischen Hintergrund aufweisen. In einem abgeschlossenen Forschungsprojekt zur Frage der politischen Steuerung von Professionalität mit dem Projekttitel «Auswirkungen politischer Steuerung auf die Organisationen und das professionelle Handeln in der Sozialen Arbeit», gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds, interessierten wir uns unter anderem für den interdisziplinären Charakter der Arbeit der KESB. Multi-, Inter-, Transdisziplinarität

Welche Formen disziplinärer Zusammenarbeit werden überhaupt unterschieden? Als multidisziplinär kann eine Zusammenarbeit dann beschrieben werden, wenn die Beteiligten in ihren disziplinären Grenzen verbleiben und die Sachlage aus ihrer jeweiligen disziplinären Expertise heraus beurteilen. Die Fachkräfte tauschen sich dann gegenseitig aus im Bemühen, die jeweiligen Standpunkte zur Kenntnis zu nehmen und nachvollziehen zu können. Der interdisziplinäre Ansatz geht einen Schritt weiter und verfolgt den Anspruch, die disziplinären Grenzen zu überwinden und die unterschiedlichen Perspektiven miteinander zu einer Synthese zu verknüpfen. Eine transdisziplinäre Zusammenarbeit schliesslich zeichnet sich dadurch aus, dass nicht nur die Grenzen zwischen den Disziplinen aufgehoben werden, sondern diese Überwindung auch zu einem gänzlich neuen theore­ tischen Rahmen führt. – Im Erwachsenenschutz wird nun gemeinhin davon ausgegangen, dass Interdisziplinarität richtig und anzustreben ist. Nicht immer ist allerdings eindeutig ­bestimmbar, ob der Begriff Interdisziplinarität in einem weiteren Sinn – gewis­sermassen als Überbegriff für alle drei der hier beschriebenen Formen von disziplinärer Zusammenarbeit – verwendet wird oder im engeren Sinn nur als jene Form, die ein Überwinden disziplinärer Grenzen bedingt. Empirische Befunde

Im Rahmen des Forschungsprojekts analysierten wir die Entscheidpraxis von drei Erwachsenenschutzbehörden aus den Kantonen Zürich, Bern und Aargau. Wir stellten fest, dass im Einzelfall relativ unklar bleibt, welche disziplinäre Expertise jeweils in welcher Form zum Zuge kommt. Dies, obwohl die Zuständigkeiten von der Sache her eigentlich klar sein müssten: Der Jurisprudenz müsste die Aufgabe zufallen, eine korrekte Rechtsanwendung und allenfalls eine korrekte Einordnung der Fälle in die Massnahmenkategorien sicherzustellen, während die Soziale Arbeit bzw. die Psychologie und Pädagogik die Aufgabe haben müssten, den jeweiligen Fall so zu beurteilen, dass eine angemessene Massnahme angeordnet werden kann.


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

Die von uns untersuchten Erwachsenenschutzbehörden haben alle eine für die ­jeweilige Behörde geltende, von allen Mitarbeitenden zu praktizierende einheitliche Vorgehensweise für die Fallbearbeitung entwickelt. Was die Entwicklung von Verfahren und Standards angeht, dürfte es eine Synthese unterschiedlicher Expertisen im Sinne einer Interdisziplinarität gegeben haben. Allerdings realisiert sich diese Interdisziplinarität offenbar nicht fallspezifisch, die Befunde entsprechen daher nicht dem, was wir ursprünglich erwartet hatten. Was sich fallspezifisch realisiert, könnte man – aufgrund des einheitlichen Vorgehens und der für alle KESB-Mitglieder verbindlichen Verfahrensweisen – allenfalls als transdisziplinäre Arbeitsweise bezeichnen, ohne dass dies von den KESB aber explizit so formuliert wird. Sowohl die von uns festgestellten Standardisierungen in der Verfahrensführung als auch die konkrete Fallführung scheinen vorwiegend von der juristischen Ins­ truktionslehre bestimmt zu sein. Dass der sozialpädagogischen bzw. sozialarbeiterischen Expertise hier aber ebenfalls eine wichtige Bedeutung zukommen müsste, lässt sich aus den Aufgaben der KESB ableiten: Es soll ja nicht lediglich ein juristisch einwandfreier und begründbarer Entscheid über allfällige Massnahmen getroffen werden, sondern die Betroffenen sollten diesen Entscheid und die von der KESB verfügte Massnahme im Idealfall auch als sinnvoll und für sie nützlich anerkennen. Gelingt es nämlich nicht, die Betroffenen zur Mitwirkung zu gewinnen, läuft der Entscheid der KESB Gefahr, fruchtlos zu sein, und sei er juristisch noch so wasserdicht. Ein disziplinär einseitig geführtes erwachsenenschutzrechtliches ­Verfahren kann dann gar zu einem Vertrauensverlust der ­Betroffenen in die KESB führen. In den sensiblen Bereichen, in denen die KESB tätig sind, ist die Errichtung tragfähiger, das heisst vor allem vertrauensvoller Arbeitsbündnisse zentral. Die erwachsenenschutzrechtliche Praxis kann grundsätzlich nur erfolgreich sein, wenn sie die Einrichtung bzw. Aufrechterhaltung von Arbeitsbündnissen berücksichtigt. Die KESB selber kann als Behörde solche Bündnisse mit den Betroffenen nicht eingehen, sie muss sie an Fachkräfte der Abklärung bzw. an Beiständinnen und Beistände delegieren. In diesem Rahmen kann und muss die KESB Arbeitsbündnisse fördern und unterstützen. Eine Abklärung zum Beispiel ist nicht einfach nur ein technischer Vorgang, der in eine möglichst genaue Diagnose münden soll, sondern ebenso ein Vorgang, in dem ein Arbeitsbündnis vorbereitet wird. Die KESB als Auftraggeberin der Abklärung muss zwingend die dafür notwendige ­Expertise aufweisen. Dafür kommt nur die sozialarbeiterische Expertise infrage. Die juristische Expertise scheidet aus, denn ihre Praxis baut – ausser bei reinen Beratungsmandaten – nicht auf Arbeitsbündnissen auf. Zudem werden auch die verfügten Massnahmen, insbesondere Beistandschaften, in der Regel von Fachkräften der Sozialen Arbeit ausgeübt. Fazit

Aus den angestellten Überlegungen lässt sich in Bezug auf die Frage der Interdisziplinarität der Erwachsenenschutzbehörde Folgendes festhalten: Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist zweifellos für die Entwicklung von gemeinsamen Prozessen und Standards notwendig – nur schon, damit sichergestellt werden kann, dass keine der in der Behörde von Gesetzes wegen vertretenen unterschiedlichen Expertisen zu kurz kommt. Keine interdisziplinäre, sondern vielmehr eine multidisziplinäre Zusammenarbeit ist hingegen für den Entscheidprozess im ein-

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Die Interdisziplinarität der Erwachsenenschutzbehörde

zelnen Fall nötig. Die Erledigung der diagnostischen und arbeitsbündnislogischen Aufgaben muss sich auf die diagnostische und arbeitsbündnislogische Expertise stützen, die in der Regel von den Fachkräften der Sozialen Arbeit eingebracht wird. Auf der anderen Seite muss eine Fachkraft mit juristischer Expertise diese Arbeit sowie den darauf basierenden Entscheid auf juristische Korrektheit prüfen. Es handelt sich hierbei nun aber um Aufgaben, die auf zwei ganz unterschiedlichen Ebenen angesiedelt sind, was in Bezug auf die Frage der Interdisziplinarität ­bedeutet, dass lediglich ein Austausch der Fachkräfte untereinander notwendig erscheint, eine die Professionsgrenzen überschreitende Synthese von Expertisen aber weder angemessen noch sinnvoll ist. Literatur Becker-Lenz, Roland/Käch, Oliver/Müller-Hermann, Silke/Neuhaus, Lukas (2017). Die Organisation der Erwachsenenschutzbehörde in der Schweiz. Empirische Befunde und professionstheoretische Reflexionen. In: Thieme, Nina/Silkenbeumer, Mirja (Hg.). Die herausgeforderte Profession. Neue Praxis Sonderheft 14, S. 107–115. Becker-Lenz, Roland/Käch, Oliver/Müller-Hermann, Silke/Neuhaus, Lukas (2018). Handeln nach gesetzlicher Vorgabe: Soziale Arbeit zwischen Schutz und Selbstbestimmung. In: Neuhaus, Lukas/ Käch, Oliver (Hg.). Bedingte Professionalität. Professionelles Handeln im Kontext von Institu­tion und Organisation. Weinheim/Basel: Beltz Juventa, S. 176–206.


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«We are like nothing, like not here, invisible.» Lebenslagen von alternden Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen Vera Sperisen und Luzia Jurt

Vera Sperisen, lic. phil. Wissenschaftliche Mitarbeiterin

«We are like nothing, without any meaning,… like not here, invisible, nobody sees us.» So beschreibt Suleiman Alaous (alle Namen geändert) seine aktuelle Lebens­ situation. Der Sechzigjährige flüchtete 2014 mit seiner 55-jährigen Frau Fatima und ihrem damals fünfzehnjährigen Sohn aus dem syrischen Aleppo in die Schweiz. Dieses Gefühl, weder erkannt noch anerkannt zu sein, prägt den Alltag des Ehepaars im Schweizer Exil. Ihre Lebenslage ist gezeichnet von gesundheitlichen Schwierig­keiten, prekären Wohnverhältnissen, wenig sozialen Kontakten und einer beruf­lichen, ökonomischen und familiären Perspektivenlosigkeit. Fatima Alaous fühlt sich gefangen: «They gave us an F [F-Ausweis] and put us in the prison.» Dies ist nicht nur metaphorisch gemeint, sondern betrifft auch die Wahrnehmung ihrer realen Bewegungsfreiheit: Personen mit einem F-Ausweis, das heisst mit dem Aufenthaltsstatus «vorläufige Aufnahme», ist es untersagt, die Schweiz zu verlassen. Eine Einschränkung, die Familie Alaous daran hindert, ihre anderen drei Kinder und Enkelkinder zu treffen, die nach Deutschland geflüchtet sind. Damit sind sie für das ältere Ehepaar unerreichbar fern: Deren Mobilität ist nicht nur per Gesetz eingeschränkt, sondern auch aus finanziellen Gründen – sie könnten sich die Reise gar nicht leisten, selbst wenn sie reisen dürften. «Do we see our children before we die?», – um diese Frage drehen sich im Moment alle Gedanken von Suleiman und Fatima Alaous. Lebenssituationen im Blick

Herr und Frau Alaous sind zwei von einunddreissig Interviewpartnerinnen und -partner, welche im interdisziplinären Forschungsprojekt «Teilhabe und Lebenslage von ­alternden Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen» über ihre aktuelle ­Lebenssituation und ihre gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten berichteten. Die Betroffenen gaben Auskunft über ihre Arbeitssituation, den Zugang zu So­zial­versicherungen, das Wohnen, die sozialen Beziehungen, ihre Gesundheits­ situation, ihre Wahrnehmung vom Altern im Exil und ihre zivilgesellschaftliche Partizipation. Prof. Dr. Luzia Jurt Dozentin

Die Lebenslage von älteren Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen wird einerseits aus einer subjektorientierten Perspektive betrachtet, welche das Wohl und die Würde der Einzelnen in den Blick nimmt. Andererseits richtet das Projekt mit der gesellschaftlich-systemischen Perspektive den Blick auf staatliche Verantwortung und gesamtgesellschaftliche Folgen des Status quo. Verantwortlich für das Projekt ist ein Forschungsteam der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW (Luzia Jurt, Gwendolyn Gilliéron) und ein Forschungsteam der Pädagogischen Hochschule FHNW vom Zentrum Geschichtsdidaktik und Politische Bildung (Béatrice Ziegler, Vera Sperisen). Die Teilhabemöglichkeit des Individuums als demokratischer Wert

Ausgangspunkt der Untersuchung ist der Begriff der Teilhabe. An dieses Konzept lässt sich sowohl aus der Perspektive der Sozialen Arbeit wie auch aus derjenigen der Politischen Bildung anschliessen. Zur Identifizierung von Teilhabemöglichkeiten und -chancen ist aus sozialarbeiterischer Perspektive die Lebenslage das zentrale Konzept der Untersuchung. Im Zentrum steht die Frage, wie die Lebenssituation (materiell, sozial, gesundheitlich)


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

der älteren Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommenen aussieht: Welche Bedürfnisse formulieren sie? Wie müssten Angebote und Unterstützungsformen ausgestaltet sein, um ihren besonderen Bedürfnissen Rechnung zu tragen? Zwar sind in den letzten Jahren Forschungen an der Schnittstelle der Themenfelder Alter und Migration zahlreicher geworden, ältere Flüchtlinge und vorläufig Auf­ genommene werden jedoch dabei nicht oder nur am Rand erwähnt. Dabei wird vielfach auf deren prekäre Lebenssituation verwiesen. Angesichts des grossen ­Erkenntnisdefizits soll die Studie den konkreten Bedarf sowie Ressourcen identifizieren, um daraus umsetzbare Massnahmen ableiten zu können. Ziel ist es, dass Betroffene über die nötigen Teilhabemöglichkeiten verfügen und ihr Alter im Exil in Würde gestalten können. Aus der Perspektive der Politischen Bildung stehen Grundrechtsfragen und demokratietheoretische Überlegungen im Vordergrund. Die soziale und politische Teilhabe aller Gesellschaftsschichten ist eine wichtige Voraussetzung für die Qualität einer Demokratie (vgl. Merkel 2013). Bei der Analyse der heutigen Praxis stellt sich somit die Frage, wie die Resultate bezüglich der Durchsetzung von Grundrechten und der demokratischen Verfasstheit des Landes zu deuten sind. Zukunftsperspektiven im Alter

Die Stichprobe der Untersuchung verweist auf ein breites Spektrum an Lebensverhältnissen. Die befragten Personen sind zwischen 43 und 86 Jahre alt und migrierten aus Herkunftsländern, welche die Fluchtbewegungen der vergangenen dreissig Jahre in die Schweiz widerspiegeln. Sie kommen aus Afghanistan (2 Personen), ­Bosnien (1), Burundi (1), Eritrea (2), Kosovo (1), Somalia (7), Sri Lanka (3), Syrien (12), der Türkei (1) und Vietnam (1). 17 Personen besitzen einen F-Status, die restlichen ­haben die Aufenthaltsbewilligung B, die Niederlassungsbewilligung C oder inzwischen den Schweizer Pass. Gemeinsam ist allen, dass sie sich mit der Herausfor­ derung auseinandersetzen, im Exil zu altern. Die Mehrheit der ­Befragten möchte ihren Lebensabend in der Schweiz verbringen. Dies gilt besonders für jene, deren Kinder ebenfalls hier leben. Vorläufig Aufgenommene äussern verstärkt das ­Bedürfnis nach mehr sozialer Teilhabe. Diese ist ihnen vor allem aufgrund begrenzter Kenntnisse der lokalen Mehrheitssprache, knapper finan­zieller Mittel, aber auch wegen des befristeten Aufenthaltsstatus – jeweils auf ein Jahr – erheblich erschwert. Die Erteilung der vorläufigen Aufnahme löst bei Betroffenen ambivalente Gefühle aus. So meinte beispielsweise der 62-jährige Suleiman Abdi zu seiner aktuellen Lebenssituation, er sei zwar froh, dass er in der Schweiz lebe, aber seit 15 Jahren bewege er sich in diesem Schwebezustand mit dem F-Ausweis, der ihn in vielem beschränke, nicht zuletzt auch in seinen Reisemöglichkeiten: «Ich möchte einmal meine Verwandten wieder treffen [...] und ich möchte auch mal wieder in ein warmes Land.» Die mit dem Status verbundenen Restriktionen verunmöglichen es, eine Zukunftsperspektive zu entwickeln. Anerkannte Flüchtlinge dagegen haben einen sichereren Aufenthaltstitel und somit auch gewisse Möglichkeiten, ihre Zukunft in der

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Schweiz zu planen. Als Herausforderungen nennen sie vor allem den Spracherwerb, den Zugang zum Arbeitsmarkt und die alltäglichen Kontakte im öffentlichen Raum und in der Nachbarschaft. In der Warteschlaufe des Lebens

Es gibt grosse kantonale Unterschiede in Bezug auf die finanziellen Leistungen und Integrationsangebote. Die befragten Personen sind sich dessen sehr bewusst. Sie problematisieren, dass der Wohnort nicht selbst gewählt werden darf. Damit ­gleiche die jeweilige Lebenssituation von Geflüchteten einer Lotterie. Sie sehen zudem den hohen Lebensstandard in der Schweiz, können jedoch nur sehr begrenzt oder gar nicht daran teilhaben. Hinzu kommt eine Zeitwahrnehmung, welche sich ganz spezifisch auf den Lebensabschnitt der Personen bezieht: Ältere Personen mit einer vorläufigen Aufnahme verbringen ein Leben in der Warteschlaufe. Ihnen ist es praktisch unmöglich, eine Arbeitsstelle zu finden, aber auch das Erlernen der lokalen Mehrheitssprache oder der soziale Austausch ist durch die Perspektivenlosigkeit des Status massiv erschwert. Der Alltag wird als Totsitzen von inhalts­ leerer Zeit wahrgenommen. Fatima Alaous beschreibt diese Situation als ewiges Warten: «I’m just sitting and crying.» Trotz des universitären Abschlusses der beiden Eheleute können sie in der aktuellen Situation weder berufliche noch familiäre Perspektiven aufbauen. Die lokale Asylkoordinationsstelle ermöglicht ihnen nicht, einen adäquaten Deutschkurs zu besuchen. Gleichzeitig rennt ihnen die Zeit davon, weil sie sich in einer Lebensphase befinden, wo viele sich überlegen, was man ­eigentlich noch gerne tun möchte. Und sei es auch nur, die eigenen Kinder wieder zu sehen, wie es Suleiman Alaous äussert. Am Anfang steht die Anerkennung

Aus sozialarbeiterischer Perspektive besteht Handlungsbedarf in unterschiedlichen Lebensbereichen. Insgesamt wünschen sich die Befragten mehr Anerkennung und Respekt gegenüber geflüchteten Menschen und dieser spezifischen, belastenden Lebenslage. Insbesondere indem die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teil­ habe gefördert wird. Etwa beim Angebot von Arbeitsstellen und von altersgerechten Sprachkursen sowie bei den alltäglichen Zugängen zum sozialen Leben im Nahraum der betroffenen Personen. Hinzu kommt der Wunsch nach einer dem Alter entsprechenden Wohnsituation. Verbunden mit dem Bedürfnis nach mehr Mobilität (im In- und Ausland) wünschen sich viele die Möglichkeit für einen engeren, auch physischen, Kontakt zu den Familienmitgliedern. Dem starken Bedürfnis nach gesellschaftlichen Teilhabechancen stehen die eingeschränkten Möglichkeiten gegenüber, die die Gesellschaft geflüchteten Menschen eröffnet. Hier zeigt sich, dass die Soziale Arbeit bei der individuellen Unterstützung an Grenzen stösst. Ein disziplinärer Perspektivenwechsel kann klarlegen, wie solche Grenzen überwindbar bzw. durchlässiger werden. Aus demokratietheoretischer Perspektive ist eine grundsätzliche Veränderung des gesellschaftlichen Diskurses erstrebenswert – hin zu einem Verständnis, welches Geflüchtete nicht primär als Gefahr und gesellschaftliche Belastung sieht, sondern sie als Menschen erkennt, anerkennt und ihre spezifischen Migrationsrealitäten in den Blick nimmt. Damit verbunden ist die Frage nach der Umsetzung der Grund-


I. Schwerpunkt Interdisziplinarität und Soziale Arbeit

rechte, die neben der Würde der einzelnen Menschen auch die Verfasstheit des demokratischen Systems veranschaulicht. Mit der Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten geflüchteter Menschen wird auch der grundrechtsbasierte, rechtsstaatliche und partizipative Kern einer Demokratie gestärkt. Denn das politische Ziel von breiten Teilhabemöglichkeiten steht aufs engste mit Fragen der Zugehörigkeit und Anerkennung in Verbindung. Aus der individuellen Perspektive bedeutet dies: «Ohne positive Anerkennungserfahrungen entsteht kein Zugehörigkeitsgefühl, ohne Zugehörigkeitsgefühl keine Verantwortungsbereitschaft für das betreffende Kollektiv und ohne Verantwortungsbereitschaft auch kein Wille und Interesse an politischer Teilhabe und solidarischem Handeln» (Sperisen 2017: 9). Literatur Merkel, Wolfgang (2013). Was ist Demokratie? Herrschaft des Volkes. In: Kriesi, Hanspeter/Müller, Lars/NCCR Democracy (Hg.). Herausforderung Demokratie. Zürich: Lars Müller Publishers. S. 101–131. Sperisen, Vera (2017). «Weil ich nie als Schweizer behandelt wurde». Was Politische Bildung mit ­Anerkennung zu tun hat. In: POLIS. Magazin für Politische Bildung (10), S. 8–9.

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Hochschule fĂźr Soziale Arbeit FHNW


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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement Porträt

Das Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement ICSO lehrt, berät und ­beforscht die Gestaltung von Beratungsprozessen sowie die Funktionsweisen wirkungsorientierter Planung, Führung und Steuerung von Organisationen: Der Schwerpunkt «Beratung» bündelt Kompetenzen rund um Beratung in der ­Sozialen Arbeit und fördert deren Professionalisierung. Der Schwerpunkt «Coaching» positioniert Coaching als professionelle Prozessberatung in beruflichen Kontexten und versteht sich als international ausstrahlendes Kompetenzzentrum für Coaching.

Prof. Stefan Adam, MA, MSc Institutsleiter

Der Schwerpunkt «Sozialmanagement» befasst sich mit wirkungsorientierter und multiperspektivischer Planung und Steuerung sozialer Dienstleistungen von und in öffentlichen Verwaltungen und Unternehmen der sozialen/beruflichen Integration, von formellen und informellen Netzwerken. Dabei stützt er sich auf das Social-Impact-Modell. In enger Zusammenarbeit mit Praxispartnerinnen und -partnern führen wir massgeschneiderte Dienstleistungen, Beratungen, Forschungs- und Entwicklungs­ projekte durch und unterstützen Praxisorganisationen in der Umsetzung ihrer ­Aufgaben: • Wir führen beispielsweise Bedarfs- und Organisationsanalysen in verschiedenen Handlungsfeldern durch, entwickeln Beratungskonzepte für und mit Sozialen Diensten, begleiten die Einführung von Coaching-Programmen, unterstützen ­Organisationen bei Führungsfragen und organisieren einen Wettbewerb für ­Social Business. • In anwendungsorientierten Forschungsprojekten widmen wir uns aktuell der ­Beratung mit unterschiedlichen Medien, dem Coaching als Beratungsformat in der Arbeitsintegration, der Umsetzung neuer Ansätze («creating shared value») zur nachhaltigen Entwicklung von Organisationen der Sozialen Arbeit, dem Verständnis von Unternehmertum im Bereich der Sozialen Arbeit, der Identifikation von Erfolgsfaktoren und Wirkungen von Unternehmen der sozialen/beruflichen Organisationen in der Schweiz oder dem Stellenmonitoring im Sozialwesen. Das Institut bringt seine Expertise in der Ausbildung auf Bachelor- und Master­ stufe und in der Weiterbildung in seine vier Master of Advanced Studies MAS-Programme ein: MAS Systemisch-lösungsorientierte Kurzzeitberatung und -therapie, MAS Psychosoziales Management, MAS Coaching und MAS Sozial­management. Mit internationalen Fachtagungen und Kongressen, wie etwa dem internationalen Fachkongress «Coaching meets Research», bietet das Institut Fachleuten aus ­Praxis, Bildung und Wissenschaft Diskursplattformen in unterschiedlichen Formaten.

Kontakt: Prof. Stefan Adam, Institutsleiter T +41 62 957 20 12, stefan.adam@fhnw.ch www.fhnw.ch/soziale-arbeit/icso


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement Wirkungsmessung der Dienstleistungen von Pro Infirmis Sarah Bestgen, Enrico Cavedon und Roger Kirchhofer

Abstract

Die Wirkungsmessung von Dienstleistungen sozialer Institutionen nimmt zunehmend einen hohen Stellenwert ein. Unter dem Druck der Kosteneinsparungen im sozialen Bereich, aber auch unter dem Aspekt der Qualitätssicherung stellt sich die Frage, wie die Wirkungsmessung sinnvoll umgesetzt werden kann, um die formulierten Ziele zu erfüllen bzw. den erwünschten Outcome respektive Impact zu messen. Pro Infirmis setzt mit der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW als Partnerin gleich mehrere Wirkungsmessungen gemeinsam um. Dabei sind selbstverständlich die Resultate von Bedeutung, jedoch mindestens so spannend ist der Prozess der Projektumsetzung selbst, der von Pro Infirmis initiiert wurde. Darum soll es im folgenden Beitrag gehen. Auftrag, Ziele und Umsetzung Sarah Bestgen, MA Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Enrico Cavedon, lic. phil., MA Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Seit 2016 arbeitet Pro Infirmis gemeinsam mit einem dreiköpfigen Team aus der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW an der Wirkungsmessung dreier unterschiedlicher Dienstleistungsbereiche: der Sozialberatung, dem Begleiteten Wohnen und dem Entlastungsdienst. Die Wirkungsmodelle, Wirkungshypothesen sowie die Operationalisierung der Wirkungsziele wurden im Vorfeld durch Pro Infirmis formuliert. Dabei ist es nicht Ziel der empirischen Untersuchungen, das gesamte Modell zu überprüfen, sondern einzelne daraus abgeleitete Ziele auf Outcome-Ebene zu evaluieren. Diese lauten zum Beispiel in der unterdessen abgeschlossenen Studie zur Sozialberatung­ (vgl. Bestgen & Kirchhofer 2017): • Die Bewältigungskompetenz von Menschen mit Behinderung ist erhalten oder gestärkt. • Menschen mit Behinderung können ihre persönlichen Ressourcen sowie die Ressourcen ihrer Umwelt bewahren oder erhöhen und wissen sie zu nutzen. • Menschen mit Behinderung bewahren oder erhöhen ihre Selbstbestimmung. • Menschen mit Behinderung können ihre Teilhabe an den individuell relevanten Lebensbereichen bewahren oder erhöhen. • Menschen mit Behinderung spüren Entlastung. Diese Ziele wurden anhand einer schriftlichen Befragung der Klientinnen und ­Klienten überprüft und die Resultate in einem Bericht festgehalten. Die Wirkungsmessung der Sozialberatung ist bereits erfolgt und ihre Resultate wurden 2017 in einem Bericht präsentiert. Dagegen befinden sich die anderen beiden Projekte noch in der Umsetzungsphase. Alle drei Studien beinhalten quantitative Vorgehensweisen, bei denen die Klientinnen und Klienten der jeweiligen Dienstleistung im Zentrum der Befragung stehen. Beim Begleiteten Wohnen sind zwei Erhebungsperioden von jeweils zwölf Monaten vorgesehen, sodass das Projekt noch bis ins Jahr 2019 laufen wird. Die Wirkungsmessung des Entlastungsdienstes wird im Jahr 2018 abgeschlossen sein.

Roger Kirchhofer, lic. phil. I Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Der Zugang zu den Befragten erfolgt über Pro Infirmis. Dabei informieren die Mitarbeitenden die Zielgruppe über die Befragung, händigen die Fragebögen aus und stehen für Fragen zur Verfügung. Mittels vorfrankiertem Antwortkuvert werden die ausgefüllten Fragebögen retourniert. Bei den Wirkungsmessungen der Sozialberatung und des Entlastungsdienstes bestand zudem die Möglichkeit, online teilzunehmen. Die Befragung wurde anonym durchgeführt.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Einbezug verschiedener Perspektiven

Das Besondere an diesen gemeinsamen Vorhaben ist, dass jedem Auftrag ein interner Prozess bei Pro Infirmis vorausgegangen ist. Wissenschaftliche Mitarbeitende und Ansprechpersonen aus dem praxisnahen Kontext von Pro Infirmis haben gemeinsam auf Grundlage des Leitfadens zur Wirkungsmessung für NPO (vgl. Stiftung ZEWO 2013) und dem Rahmenkonzept der entsprechenden Dienstleistung ein Konzept zur Wirkungsmessung erstellt. Dieses beinhaltet ein Wirkungsmodell und darauf aufbauend sowohl einen ersten Fragebogenentwurf als auch Überlegungen zur Erhebung. Im Falle des Begleiteten Wohnens wurden auch Klientinnen und Klienten in die Konzeptphase einbezogen. Mittels explorativer Gruppendiskus­sionen und Besprechen des Fragebogens fand deren Perspektive Eingang in das Konzeptpapier. Erst im darauffolgenden Schritt wurde das Team der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW einbezogen, um die Überlegungen zum Vorgehen zu überprüfen und den Fragebogen nochmals intensiv einer methodischen Prüfung zu unterziehen. Die Inte­ gration dieser derart wichtigen Perspektiven im vorgelagerten Prozess ermöglichte es, zentrale Informationen sowohl aus der Praxis als auch von der Zielgruppe aufzunehmen und in die Erhebung zu integrieren. Weiter konnte durch den Einbezug ­unterschiedlicher Ebenen erreicht werden, dass die Partizipationsbereitschaft der Befragten erhöht und das Erhebungsinstrument inhaltlich schlüssig und realitätsnah war. In einem gemeinsamen Prozess wurde die Erhebung initiiert und umgesetzt. Die Zusammenarbeit

In einer ersten gemeinsamen Sitzung der Projektleitung Pro Infirmis und dem Team der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW wurden jeweils die Fragen im Hinblick auf die konzeptuellen Unterlagen und den ersten Fragebogenentwurf beidseitig ­geklärt und das weitere gemeinsame Vorgehen geplant. Für sämtliche Dienstleistungen wurde ein Pretest durchgeführt, um allfällige Schwachpunkte sowohl des Er­ hebungsinstrumentes als auch des geplanten Vorgehens zu eruieren und zu bereinigen. Neben den üblichen Überprüfungen, etwa ob sich die Antwortkategorien als disjunkt und erschöpfend erweisen, wurde auch überprüft, ob der Informationsfluss im Erhebungsprozess gewährleistet ist und ob weitere, nicht absehbare Stolpersteine bestehen. So wurde beispielsweise beim Pretest zur Wirkungsmessung Begleitetes Wohnen festgestellt, dass der Fragebogen von den beratenden Personen unterschiedlich ausgedruckt und auch das Heften verschieden gehandhabt wurde. Dies hatte zur Folge, dass bei den ungehefteten Exemplaren öfters ein oder gleich mehrere Blätter fehlten. Auch kam es vor, dass unbemerkt blieb, dass das Papier beidseitig bedruckt war und somit nur jede zweite Seite ausgefüllt wurde. Es galt, im Rahmen des Pretests solche Probleme zu erkennen und zu bereinigen. Dabei hatte das Team der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW eine beratende Funktion. Die Entscheidungsträger blieben die Mitarbeitenden von Pro Infirmis, welche sich ebenfalls aktiv in den Prozess einbrachten und zum Ziel hatten, das Instrument und die Prozesse für alle gewinnbringend zu harmonisieren. Die Erhebungen wurden, analog zu den Pretests, in allen Projekten von Pro Infirmis selbst durchgeführt. Erst die Datenverarbeitung von der Eingabe zur Auswertung war und ist Aufgabe des Teams der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Ein steti­ ger Kontakt sowie ein gemeinsamer Auswertungsworkshop mit Pro Infirmis stellt in allen Projekten sicher, dass der Auswertungsbericht sämtliche relevanten Informationen enthält. Und auch hierbei wurden wieder die Personen einbezogen, welche an der Konzepterstellung beteiligt waren.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement Wirkungsmessung der Dienstleistungen von Pro Infirmis

Ergebnisse

Es können an dieser Stelle einige wenige ausgewählte Ergebnisse zur Wirkungsmessung Sozialberatung präsentiert werden. Die anderen beiden Projekte sind gegenwärtig noch nicht abgeschlossen.

«Wir empfinden die Zusammenarbeit mit dem Projektteam als äusserst angenehm und partnerschaftlich. Die Kommunikation basiert auf Augenhöhe, alle ziehen am gleichen Strick und wir können auf die sehr hohe Zuverlässigkeit des Projektteams zählen.» Eleonora Quadri Pro Infirmis, Qualitätsmanagement-Verantwortliche und Leiterin des Projekts «Wirkungsmessung» Ruth Bonhôte Pro Infirmis, Leiterin des Teilprojekts «Wirkungsmessung in der Sozialberatung»

Im Rahmen der Datenerhebung wurden 1383 Fragebögen oder Online-Links ausgeteilt. Die Rücklaufquote betrug insgesamt mit 696 Personen 53 Prozent. Die meistgenannten ­Beeinträchtigungen waren körperliche (55 Prozent) und psychische (51 Prozent). 39 Prozent der befragten Personen sind mehrfachbeeinträchtigt. Auffällig ist hierbei, dass insbesondere psychische Beeinträchtigungen häufig mit anderen Beeinträchtigungsformen einhergehen. Die Befragung ergab, dass zwischen der Beratungsdauer und der Lösung der ursprünglich benannten Probleme kein Zusammenhang besteht. Die längere Beratungsdauer ist eher die Folge von komplexeren Problemlagen. Als Gründe für das Aufsuchen der Sozialberatung wurden generelle Fragen und Informationsbedarf (63 Prozent), Hilfe bei konkreten Problemen (78 Prozent) und finanzielle Hilfe (43 Prozent) angegeben, wobei Mehrfachantworten möglich waren.

Am häufigsten erkennen die befragten Personen positive Auswirkungen bei Sozialversicherungsfragen (55 Prozent) oder bei der Regelung der finanziellen Situation (meist Anträge für finanzielle/materielle Unterstützung) (52 Prozent). Generelle administrative Be­ lange (31 Prozent), die Gesundheit (28 Prozent) und die eigenen Zukunftsperspek­ tiven (28 Prozent) waren weitere häufig genannte Themenfelder, in denen sich eine spürbare Verbesserung für die Klientinnen und Klienten einstellte. Die behandelten Themen entsprechen jedoch nicht zwingend jenen der Ursprungsmotivation zum Besuch der Beratung. Die Befragung hat zudem ergeben, dass die Beratung nicht nur auf das aktuelle finanzielle Problem wirkt, sondern auch die Problemlösungskompetenzen für die Zukunft erweitert: So gaben beispielsweise 94 Prozent der Personen an, sich nach der Beratung besser informiert über ihre Rechte zu fühlen und 89 Prozent der Personen fühlen sich im Kontakt zu Sozialversicherungen und öffentlichen Ämtern sicherer oder eher sicherer. Die gemeinsame Lösungsfindung nimmt bei der Sozialberatung einen wichtigen Stellenwert ein. 86 Prozent der befragten Personen haben angegeben, dass Ziele und Lösungswege partizipativ entwickelt wurden. Personen, welche selber zur Lösung ihrer Probleme beigetragen haben, erachten ihre Ziele zudem häufiger als erreicht.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Die Selbstwirksamkeit wird durch die Beratung gestärkt. 95 Prozent wissen nach der Beratung besser oder eher besser, wo sie künftig Hilfe holen können und 85 Prozent fühlen sich mutiger oder eher mutiger als vor der Beratung. Etwas ­weniger deutlich ist die Zunahme der Selbstwirksamkeit jedoch bei Personen mit einer psychischen oder Sinnesbeeinträchtigung. Es zeigt sich zudem, dass sich die beratenen Personen durch Pro Infirmis entlastet fühlen. Fast alle befragten Klientinnen und Klienten fühlen sich besser unterstützt (93 Prozent), ruhiger und sorgloser (90 Prozent) und weniger alleine bei der Pro­ blembewältigung (94 Prozent). Zuletzt nimmt der persönliche Kontakt mit der beratenden Person einen wichtigen Stellenwert ein. Dies zeigt sich anhand der zahlreichen Kommentare am Ende der Befragung. So schrieb eine Person: «Meine Beraterin war sehr kompetent, menschlich und fachlich. Ich bekam rasch einen Termin, wurde ernst genommen und habe Tipps bekommen. Ich fühle mich wieder handlungsfähiger.» Transfer in die Aus- und Weiterbildung

Der Transfer in die Aus- und Weiterbildung war bereits in der Projektausschreibung zentrales Anliegen der Pro Infirmis. Aufgrund der Projektlaufzeiten wurden die Transfermöglichkeiten bislang noch nicht vollständig ausgeschöpft bzw. ist vorgesehen, deren Thematisierung am Ende der Zusammenarbeit nochmals aufzugreifen. Begleitend zur quantitativen Studie zur Sozialberatung wurde parallel im Rahmen einer Masterarbeit eine qualitative Studie mit Fokus auf die Perspektive der Klientinnen und Klienten durchgeführt. Im Zentrum stand d ­ abei die Frage, wie die Nutzerinnen und Nutzer der Dienstleistung Sozialberatung von Pro Infirmis diese einschätzen und welche Auswirkungen dadurch benannt werden können­­ (vgl. Meyer 2017). Eine systematische Synthese der quantitativen und qualitativen Daten wurde nicht unternommen, es haben sich aber bereits i­ nteressante Anknüpfungspunkte der beiden durchgeführten Studien gezeigt. Auftraggeberschaft und Finanzierung

Die Projekte wurden von Pro Infirmis initiiert und konzeptionell gestaltet. Der empirische Teil der Vorhaben wurde gemeinsam mit dem Team der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW diskutiert und umgesetzt. Finanziert werden die Projekte von Pro Infirmis. Forschungsteam

Sarah Bestgen, MA Enrico Cavedon, lic. phil., MA Roger Kirchhofer, lic. phil. I Schlüsselbegriffe

Wirkungsmessung, Evaluation, Beratung, Behinderung, Sozialberatung, Begleitetes Wohnen, Entlastungsdienst

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement Wirkungsmessung der Dienstleistungen von Pro Infirmis

Dauer der gemeinsamen Projektzeit

Wirkungsmessung Sozialberatung: von Juni 2016 bis September 2017 Wirkungsmessung Begleitetes Wohnen: von Juni 2016 bis voraussichtlich Juni 2019 Wirkungsmessung Entlastungsdienst: von Oktober 2017 bis voraussichtlich Oktober 2018 Literatur Bestgen, Sarah /Kirchhofer, Roger (2017). Wirkungsmessung der Dienstleistung «Sozialberatung» von Pro Infirmis. Unveröffentlichter Evaluationsbericht, Juli 2017. Olten/Zürich: HSA/Pro Infirmis. Meyer, Cheryl (2017). «Wie ein Auto, das mit Benzin getankt wird». Der Nutzen der Sozialberatung von Pro Infirmis aus Sicht der Nutzenden. Unveröffentlichte Masterthesis, Basel/Olten: HSA FHNW. Stiftung ZEWO (2013). Leitfaden zur Wirkungsmessung für NPO im Gesundheits-, Sozial- und Umweltbereich. Broschüre zum ZEWO-Leitfaden für Dienstleistungen und Projekte im Inland. Zürich: ZEWO.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Stiftung FHNW Kooperation Berner Gesundheit, Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme, Infodrog Forschungsteam Flammer, Patricia Hörmann, Martina Aeberhardt, Dania Klammer, Julia, APS Tanner, Alexandra, APS Tschopp, Dominik Wenzel, Joachim, spi Mainz Dauer 01.04.2017 bis 31.12.2018 Kontakt Hörmann, Martina Institut Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement

Face-to-Face und mehr – neue Modelle für Mediennutzung in der Beratung

Das Entwicklungsprojekt hat zum Ziel, in Kooperation mit Partnerinnen und Partnern sowie Expertinnen und Experten aus Praxis und Hochschule erstmalig ­Blended Counseling-Szenarien für die Suchtberatung zu entwickeln, zu erproben und zu ­evaluieren. Hintergrund ist der digitale Wandel, der Chancen und gesellschaftliche Herausforderungen in sich birgt und die Lebens- und Arbeitswelt von Menschen stark verändert. Im Feld der Beratung wirft die Mediatisierung neue Fragen auf klientenbezogener, methodischer, organisatorischer, datenschutzrechtlicher wie ­ auch technischer Ebene auf. Wie kann professionelle Beratung angemessen auf ­diese Veränderungen reagieren? Im letzten Jahrzehnt haben sich neben der klassi­ schen Beratung im persönlichen Kontakt oder am Telefon zahlreiche onlinebasierte Beratungsangebote entwickelt, jedoch ohne diese Angebote konzeptionell miteinander zu verschränken. Blended Counseling, verstanden als Kombination von virtuellen und traditionellen Kommunikationskanälen, will durch einen bewussten Mix die Vorteile der einzelnen Kommunikationskanäle in der Beratung verbinden. Es zielt auf passgenaue, flexible, niederschwellig zugängliche Beratungsangebote­­ bzw. -prozesse, die bei Klientinnen und Klienten, ihren Anliegen und i­hrem Kom­ munikationsverhalten ansetzen. Durch eine kostengünstige Intensivierung der Beratungskontakte sollen Beratungsabbrüche reduziert und die Nachhaltigkeit von Beratung erhöht werden. Zentrales Anliegen des Projektes ist die Erarbeitung eines ersten Modells sowie die exemplarische Entwicklung, Erprobung und formative Evaluation von Blended Counseling-Szenarien in der Suchtberatung. Dazu werden gemeinsam mit der schweizweit agierenden Fachstelle Infodrog, die das Online­ portal «SafeZone» betreibt, und zwei Suchtberatungsstellen in einem partizipativen Entwicklungsprozess mögliche Vorgehensweisen und Anforderungen bei der Kombination der Kanäle im Beratungsprozess ausgelotet. Unter exemplarischem Einbezug der Sichtweise von Klientinnen und Klienten werden aufgrund der entwickelten, erprobten und evaluierten Szenarien Empfehlungen für die Be­ratungspraxis erarbeitet, die konkrete Hilfestellungen auf der Ebene Institution (­Konzept, technische Grundlagen, rechtliche Fragen zu Datenschutz, Kriterien für Tools usw.) wie auf Ebene der Fachpersonen in der Suchtberatung geben.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Machbarkeitsanalyse von «Creating Shared Value» als Unternehmensstrategie von Nonprofit-Organisationen

Im Rahmen der Machbarkeitsanalyse wurde überprüft, inwieweit sich «Creating Shared Value» (CSV) nach Porter & Kramer (2011) als innovative Unternehmensstrategie für das Töpferhaus – stellvertretend für Nonprofit-Organisationen im Sozialwesen – eignet. Hierfür wurden die beiden Tools «Value Proposition» und «Business Canvas» von Osterwalder et al. (2011; 2015) als Analyseraster eingesetzt. Dabei ging es insbesondere darum, (a) ein besseres Verständnis für die Zielgruppe des Töpferhauses und deren Bedürfnisse zu entwickeln, (b) die Angebote des Töpferhauses besser darauf abzustimmen, (c) bestehende lokale Netzwerke bzw. C ­ luster zu stärken sowie (d) neue Beziehungen aufzubauen. Ziel der Machbarkeitsanalyse war, für das Leitungsgremium des Töpferhauses eine fundierte Entscheidungsgrund­ lage zu erarbeiten, wie die CSV-Strategie zukünftig ausgestaltet und umgesetzt ­werden kann.

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Auftrag Töpferhaus Aarau Finanzierung Hightech Zentrum Aargau Kooperation Hochschule für Wirtschaft FHNW Forschungsteam Zängl, Peter Minnig, Christoph Amstutz, Jeremias Dauer 01.10.2016 bis 28.02.2017 Kontakt Zängl, Peter Institut Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement

Soziale Probleme lösen durch Partizipation – Kompetenz-Profiler

Die Ausbildungs- und Berufswahl stellt Jugendliche vor erhebliche Herausforderungen. Die Vielfalt von Möglichkeiten ist enorm. Bisherige Entscheidungshilfen für die Jugendlichen orientieren sich überwiegend an der Perspektive einer Branche oder eines Berufes. Der Kompetenz-Profiler dagegen richtet seinen Fokus auf die Lebens­situation der Jugendlichen. Das Entwicklungsprojekt verfolgt zwei übergeordnete Ziele: Zusammen mit zwei Teams von Jugendlichen wollen wir ein attraktives und zeitgemässes Tool – den Kompetenz-Profiler – entwickeln. Dieser soll ­Jugendliche frühzeitig in ihrer persönlichkeitsorientierten Bildungs- und Berufs­ karriere unterstützen. Mit dem Kompetenz-Profiler sollen sie ihre Stärken, Präferenzen, Interessen, Kompetenzen sowie Schwächen besser einschätzen können. Mit der Entwicklung des Kompetenz-Profilers wollen wir einen innovativen und vor allem partizipativen, breit angelegten Beteiligungsprozess mit Jugendlichen und weiteren Akteuren aus dem Bildungs- und Arbeitsbereich initiieren und erproben. Die theoretische Rahmung hierfür bildet der «Creating Shared Value»-Ansatz. Demnach werden neue Produkte unter Einbezug von Betroffenen und Beteiligten auf der Basis gemeinsamer Werte entwickelt. Der Entwicklungsprozess richtet sich an der Methode des Design Thinkings aus.

Finanzierung Stiftung Mercator Schweiz Kooperation Institut für Nonprofit- und Public Management der Hochschule für Wirtschaft FHNW Forschungsteam Amstutz, Jeremias Zängl, Peter Minnig, Christoph Güntert, Stefan Dauer 01.09.2017 bis 28.02.2019 Kontakt Amstutz, Jeremias Institut Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Verein sozialinfo.ch Kooperation Barbara Beringer (Verein sozialinfo.ch) Forschungsteam Zängl, Peter Madörin, Sarah Amstutz, Jeremias Dauer 01.01.2014 bis 31.12.2018 Kontakt Madörin, Sarah Institut Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement

Stellenmarkt-Monitor Sozialwesen Schweiz

Auf der Stellenplattform des Vereins sozialinfo.ch werden monatlich rund 500 Stellen im Sozialwesen der Schweiz ausgeschrieben. Diese Inserate werden im Rahmen des Stellenmonitorings Sozialwesen, einem Kooperationsprojekt zwischen der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW und dem Verein sozialinfo.ch, regelmässig ausgewertet. Ziel ist es einerseits, anhand der Daten seit 2011 Veränderungen auf dem Stellenmarkt der Sozialen Arbeit systematisch zu beobachten und darzustellen. ­Andererseits sollen vertiefte Einblicke in spezifische Themen ermöglicht werden, wie zum Beispiel in die geforderten Qualifikationen und den Beschäftigungsgrad in bestimmten Arbeitsfeldern oder Funktionen. Zu den Ergebnissen werden die ­Meinungen von Expertinnen und Experten des jeweiligen Themengebiets eingeholt. Die Erkenntnisse werden regelmässig publiziert, damit sowohl Stellensuchende wie auch Praxisorganisationen und Ausbildungsinstitutionen im Feld der Sozialen ­Arbeit die Ergebnisse nutzen können. Amstutz, Jeremias/Beringer, Barbara/Madörin, Sarah/Redmann, Thomas/Zängl, Peter (2015). Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz. Erste Erkenntnisse der Analyse der Stellen auf dem Portal von sozialinfo.ch, Monitorzeitraum Januar bis Dezember 2014. In: SozialAktuell. 47. Jg. (4). S. 40–41. Amstutz, Jeremias/Beringer, Barbara/Madörin, Sarah/Redmann, Thomas/Zängl, Peter (2015). 2. Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz. In: SozialAktuell. 47. Jg. (10). S. 7. Amstutz, Jeremias/Beringer, Barbara/Madörin, Sarah/Redmann, Thomas/Zängl, Peter (2016). 3. Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz. In: SozialAktuell. 48. Jg. (3). S. 4. Amstutz, Jeremias/Beringer, Barbara/Madörin, Sarah/Redmann, Thomas/Zängl, Peter (2016). 4. Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz. In: SozialAktuell. 48. Jg. (10). S. 7. Mädorin, Sarah/Amstutz, Jeremias/Beringer, Barbara/Redmann, Thomas/Zängl, Peter (2017). 5. Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz. In: SozialAktuell. 49. Jg. (4). S. 34–35. Mädorin, Sarah/Amstutz, Jeremias/Beringer, Barbara/Zängl, Peter (2017). 6. Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen. Ausbildungsplätze, Praktika und Zivildienststellen. In: SozialAktuell. 49. Jg. (10). S. 7. Mädorin, Sarah/Amstutz, Jeremias/Beringer, Barbara/Zängl, Peter (2017). Sozialhilfe – ein Arbeitsfeld mit hohen Qualifikationsanforderungen. In: Zeitschrift für Sozialhilfe (ZESO). 114. Jg. (2). S. 16–17.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Strategische Initiative «Unternehmertum»: Förderbereich Social Business

Die strategische Initiative will die Kompetenzen und Stärken der einzelnen Hochschulen der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW bündeln und sich als eine der führenden Hochschulen der Schweiz im Bereich Unternehmertum etablieren. Unter dem Label «SwissUpStart-Challenge» bietet hierzu die FHNW für die Jahre 2015 bis 2017 einen Wettbewerb mit unterschiedlichen Förderbereichen an. Der Förderbereich «Social Business» der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW förderte im Rahmen der «SwissUpStart-Challenge» unternehmerische Ansätze zur nachhaltigen Prävention und Bekämpfung von Armut bzw. prekären Lebenssituationen im nationalen Kontext. Auf der Grundlage der «gesamtschweizerischen Strategie zur Armutsbekämpfung» beteiligte sich das Bundesamt für Sozialver­sicherungen (BSV) als Sponsor und stiftete die Preisgelder für die Siegerprojekte. Den ersten Preis ­belegte das Sozialunternehmen «Planet 13» aus Basel mit ihrer Idee einer unentgeltlichen Rechtsberatung für Armutsbetroffene.

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Finanzierung Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Unternehmertum» Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) Forschungsteam Adam, Stefan Kirchhofer, Roger Dauer 01.10.2015 bis 30.09.2017 Kontakt Adam, Stefan Institut Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement

Strategische Initiative «Unternehmertum»: Konzeption von Unternehmertum an den Hochschulen der FHNW und in den Tätigkeitsfeldern

Finanzierung Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Unternehmertum»

Unternehmerisches Handeln gewinnt an den Hochschulen zunehmend an Relevanz. Zum einen agieren die Hochschulen auf einem Markt, das heisst, sie werben um ­Studierende, Weiterbildungsteilnehmende, Forschungsgelder und Dienstleistungsmandate. Zum anderen werden Absolvierende von Aus- und Weiterbildung sowie Mitarbeitende der Hochschulen selbst unternehmerisch tätig und benötigen dazu das notwendige Rüstzeug. Das Teilprojekt 2 der Strategischen Initiative «Unternehmertum» lieferte Informationen dazu, wie Unternehmertum an den einzelnen Hochschulen der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gelebt wird, welche Fördermöglichkeiten an den Hochschulen bestehen und mit welchen Rahmenbedingungen sich neu gegründete Unternehmen in den Trägerkantonen konfrontiert sehen. Das Teilprojekt wurde in einer Kooperation zwischen der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW und der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW an sämtlichen neun Hochschulen der FHNW durchgeführt. An der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW hat sich gezeigt, dass unternehmerisches Denken immer stärker zu einem Thema wird, sowohl in den Aktivitäten der Hochschule als auch im Rahmen von Lehre, ­Weiterbildung, Forschung und Dienstleistungen. Die Rahmenbedingungen für eine unternehmerische Tätigkeit in den Feldern der Sozialen Arbeit sind jedoch nicht ­optimal. Zum einen mangelt es an Förderinitiativen in den Kantonen, welche Unterstützung bei der Gründung einer Unternehmung bieten könnten, zum anderen ist aber auch die Risikobereitschaft sowohl von potenziellen Geldgebenden als auch von den unternehmerisch tätigen Personen selber gering. Im Schlussbericht für die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW wurden diese Handlungsfelder benannt und auch mögliche Lösungen aufgezeigt.

Kooperation Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW Forschungsteam Kirchhofer, Roger Adam, Stefan Bestgen, Sarah Cavedon, Enrico Liebig, Brigitte Rutz, Milena Dauer 01.01.2015 bis 31.12.2017 Kontakt Kirchhofer, Roger Institut Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Integration und Partizipation Porträt

Das Institut Integration und Partizipation befasst sich mit Menschen, deren Teilnahme und Teilhabe an gesellschaftlichen Gütern, Werten und Grundrechten und deren selbstbestimmte Lebensführung in besonderer Weise eingeschränkt sind. Dabei werden die objektiven Bedingungen einer Lebenslage und die subjektiven Voraussetzungen, Wahrnehmungen und Deutungen der Individuen in dieser Lebenslage in den Blick genommen sowie die Interventionsmöglichkeiten der Sozialen Arbeit zum Erhalt, zur Förderung und Wiederherstellung von Integration und Partizipation benachteiligter Menschen analysiert und weiterentwickelt.

Prof. Dr. Sibylle Nideröst Institutsleiterin

In den thematischen Schwerpunkten «Menschen im Kontext von Alter», «Menschen im Kontext von Behinderung», «Menschen im Kontext von Erwerbslosigkeit», «Menschen im Kontext von HIV» und «Menschen im Kontext von Migration» untersucht das Institut soziale Benachteiligungen und gesellschaftliche Spaltungsprozesse, die zu Ausschluss und verminderter Partizipation führen. Gleichzeitig werden ­Zusammenhänge und Bedingungen aufgezeigt, die problematische Lebenslagen zu vermeiden helfen und damit zur Erhaltung von Integration und Partizipation beitragen können. Für eine Vielzahl der Fragestellungen in den Schwerpunkten ist eine Zusammenarbeit unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen im Sinne der Verknüpfung und Integration verschiedener Wissensbestände, Kompetenzen und Methoden unabdingbar, sei es zur beruflichen Reintegration von erkrankten und verunfallten Arbeitnehmenden, zur Gewährleistung barrierefreier Kommunikation für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, zur Herstellung gesellschaftlicher ­Teilhabe von Migrantinnen und Migranten oder zur Verbesserung der Lebenslage und Lebensqualität älterer Menschen. Die interdisziplinäre Perspektive dient ­dabei nicht nur der Problemanalyse und -bearbeitung, sondern sie ermöglicht ­darüber hinaus auch, Entwicklungen und Probleme frühzeitig wahrzunehmen und zu erkennen, in welchen Bereichen durch entsprechende Interventionen präventiv zu agieren ist.

Kontakt: Prof. Dr. Sibylle Nideröst, Institutsleiterin T +41 62 957 21 08, sibylle.nideroest@fhnw.ch www.fhnw.ch/soziale-arbeit/iip


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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Integration und Partizipation Placing Children in Care – Child Welfare in Switzerland 1940–1990 Markus Bossert und Gisela Hauss

Abstract

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchsen in der Schweiz Zehntausende von Kindern und Jugendlichen ausserhalb ihrer Herkunftsfamilien in Heimen oder Pflegefamilien auf. Die aktuelle Aufarbeitung von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen zeigt, dass dabei das Kindeswohl und individuelle Bildungs- und Entwicklungschancen oft zweitrangig waren. Die Situation zeichnete sich durch Unübersichtlichkeit aus. So bestanden grosse Unterschiede zwischen einzelnen Institutionen, Gemeinden und Kantonen bezüglich Fremdplatzierungspraxis, materieller und personeller Ausstattung sowie Erziehungs- und Ausbildungskonzepten.

Markus Bossert, MA Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Placing Children in Care legt erstmals eine Untersuchung vor, die das System der Heimerziehung in der Schweiz zwischen 1940 und 1990 über Kantons-, Konfes­ sions- und Sprachgrenzen hinaus in einer vergleichenden und umfassenden Weise untersucht. In einem multiperspektivischen Forschungszugang werden hierbei ­sowohl zeitgenössische Diskurse, gängige Praxis sowie Sichtweisen von ehema­ ligen Heimkindern miteinbezogen. Die Kooperation von fünf Hochschulen (leading house Fachhochschule Nordwestschweiz, Universität Freiburg, Universität Genf, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und als Kooperationspartner Universität Basel) und die Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team (Geschichtswissenschaft, ­So­zia­le Arbeit, Soziologie, Erziehungswissenschaft) führten zu einer vergleichend angelegten, multiperspektivischen Analyse, die die Vielschichtigkeit der Heim­ erziehung zwischen Staat, Fachlichkeit und Kindheit auslotet. Das Projekt liefert damit systematische Erkenntnisse über Formen des Wandels im Heimwesen und über die dafür verantwortlichen Faktoren. Es wurde über das Programm «Sinergia» des Schweizerischen Nationalfonds für interdisziplinäre, kollaborative und poten­ ziell bahnbrechende Forschung gefördert.

Prof. Dr. Gisela Hauss Dozentin

Auftrag, Zielsetzung und Fragestellungen

Ziel des Projekts war es, einen empirischen und analytischen Rahmen zu schaffen, um die lebensgeschichtlichen Erfahrungen, welche die aktuelle Diskussion um die Fremdplatzierungsproblematik prägen, vor dem Hintergrund des historischen Wandels, der Struktur und Praxis des schweizerischen Heimsektors zu reflektieren. ­Dabei war es ein zentrales Anliegen, die gesellschaftlichen und institutionellen Ver­ änderungen nicht nur zu beschreiben, sondern sie hinsichtlich ihrer Vielgestaltigkeit, Kontextgebundenheit und Entwicklungstendenz analytisch zu erfassen. Dazu wurden biografische Erfahrungen von Betroffenen, zeitgenössische Diskurse, fallbe­ zogene Begründungslogiken und institutionelle und behördliche Praktiken miteinander in Beziehung gesetzt. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei konfessionellen, sprachräumlichen und regionalen Differenzen und Gemeinsamkeiten. Hintergrund und Forschungsstand

Die Geschichten von fremdplatzierten Kindern und Jugendlichen sind in den letzten Jahren auch in der Schweiz vermehrt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit ­gerückt. Die oft erschütternden Geschichten von Vernachlässigung, Erniedrigung, Missbrauch, Gewalt und Behördenwillkür haben einen politischen Prozess in Gang gesetzt, der eine historische Neubewertung der Geschehnisse anstrebt und sich um Wiedergutmachung für die Betroffenen bemüht.


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Im internationalen Vergleich – verglichen etwa mit Irland oder Deutschland – setzten in der Schweiz relativ spät Forschungen zur Aufarbeitung der Heimerziehung ein. Dabei wurden zunächst vor allem regionale Studien durchgeführt, welche die Situationen in einzelnen Kantonen untersuchten oder die den Fokus auf einzelne Institutionen legten. Das hier präsentierte Projekt bearbeitet somit als erste vergleichende, übergreifende Studie eine Forschungslücke. Während der Laufzeit des Projektes kamen weitere Forschungsprogramme mit ­gesamtschweizerischer Perspektive dazu: die Untersuchung der Unabhängigen ­Expertenkommission «Administrative Versorgungen» (www.uek-administrative-versorgungen.ch) und das Nationale Forschungsprogramm NFP 76 «Fürsorge und Zwang – Geschichte, Gegenwart, Zukunft» (www.nfp76.ch). Ein zweites Forschungsdesiderat bearbeitet das Projekt mit dem gewählten Untersuchungszeitraum. Während der zeit­ liche Schwerpunkt bereits abgeschlossener Studien auf dem 19. Jahrhundert sowie der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und insbesondere auf der Zwischenkriegszeit lag, setzte sich das Projekt Placing Children in Care zum Ziel, eine erste vergleichende, übergreifende Studie für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg vorzulegen (vgl. Hauss et al. 2018). Projektdesign und methodisches Vorgehen

Das Projekt war unterteilt in drei Subprojekte, die verschiedene analytische Perspektiven und Zugänge eröffneten und sich dabei auf qualitative Methoden aus der Geschichtsund Sozialwissenschaft stützten. Die Bearbeitung der unterschiedlichen Perspektiven verlangte jeweils spezifische Methoden mit wissenschaftlichen Grundlagen in rekons­ truktiver Biografieforschung, soziologischen Handlungstheorien, Diskursanalyse und vergleichender Geschichtswissenschaft.

«Wir haben durch die Zusammenarbeit mit der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW vertiefte Einblicke in die Ent­ wicklung des Heimwesens in der Schweiz gewonnen. Mit unserem Projekt konnten wir beitragen, dieses Forschungsfeld in der Schweiz stärker zu verankern.» Prof. Dr. Martin Lengwiler Departement Geschichte, Universität Basel

Subprojekt I (Fachhochschule Nordwestschweiz, Universität Genf) war auf der Ebene der Wissensproduktion angesiedelt und untersuchte die zeitgenössischen Konzepte, Diskurse und Debatten im Kontext Heimerziehung. Als Quellenmaterial dienten Fachzeitschriften von Berufsverbänden und Archivmaterialien zu den Ausbildungsinstitutionen für angehende Heimerzieherinnen und -erzieher. Subprojekt II (Universität Freiburg, Universität Zürich) fokussierte die Ebene der institutionellen Praxis und Politik und untersuchte anhand verschiedener Fall­ studien die regionale Vielfalt von Massnahmen und deren Durchführung anhand von Archivmaterialien zu unterschiedlichen Heimen aus den einzelnen Kantonen. Subprojekt III (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) untersuchte die Biografien sowie die in den Akten dokumentierten Verläufe im Kontext von Fremdplatzierungen. Als Quellengrundlage dienten hierzu einerseits biografische narrative Interviews und andererseits Entscheidungsprotokolle und Fallakten der Vormundschaftsbehörden.


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Integration und Partizipation Placing Children in Care – Child Welfare in Switzerland 1940–1990

Die Forschenden brachten ihre unterschiedlichen Zugänge und ihr Wissen in die gemeinsame Fragestellung ein, die auf mehreren Ebenen und unter unterschiedlichen Perspektiven bearbeitet wurde. Diese ermöglichten es, die Komplexität und Vielfalt der Problematik, die Zusammenhänge zwischen Diskurs, Politik, Praxis und Erfahrung sowie die Faktoren und Auswirkungen des Wandels im Untersuchungszeitraum zu erfassen. Ergebnisse und Diskussion

Das Ergebnis des Projektes besteht zuallererst in der Verknüpfung der Geschichte des Sozialstaates mit dem Fachdiskurs und den Praktiken der Heimerziehung. ­Damit kontextualisieren die Ergebnisse die Erfahrungen ehemaliger Heimkinder und liefern einen Beitrag zur politischen und gesellschaftlichen Aufarbeitung der Heimerziehung in der Schweiz.

«Wir durften mit sehr kompetenten Partnern zusammen­ arbeiten, sowohl bezüglich des Niveaus der Forschung als auch der Organisation der Zusammenarbeit. Das Abschlusskolloquium in Olten war speziell gut organisiert.» Prof. Dr. Anne-Françoise Praz Departement Historische Wissenschaften, Universität Freiburg

Für die Praxis und Theorie der Sozialen Arbeit stellen sich die Ergebnisse als eine kritische Geschichtsschreibung dar, die in ihren interdisziplinären Zugängen sowie mit den Stimmen «von innen», das heisst derjenigen, die Heimerziehung selbst erlebt haben, über die gängigen Fachgeschichtsschreibungen weit hinausgeht. Sie konfrontieren die Soziale Arbeit mit ­historischen Erfolgen, aber auch mit einem klaffenden Unterschied zwischen Anspruch und Realität, etwa zwischen reformerischen Fachdiskussionen und der Beharrung auf Gehorsam sowie der Anwendung von physischer Gewalt in der Erziehungspraxis der Heime.

In der mehrperspektivischen Herangehensweise werden zudem die Verwerfungen zwischen Praxis, Ausbildung und ­Theorie sowie die Verflechtungen der Heimerziehung mit ­Politik, Recht, Bürokratie und gesellschaftlich normativen Leitvorstellungen sichtbar. Die aus dem Projekt hervorgehenden Publikationen stellen für die Soziale Arbeit eine vielperspektivische Disziplinund Professionsgeschichte zur Verfügung, die wach und aufmerksam macht für Wirkungen der Heimerziehung auf die Biografie der Kinder und Jugendlichen ­sowie für die vielfachen, immer auch riskanten Verflechtungen von Wissenschaft und Profession mit Politik, Recht und Verwaltung.

Transfer

Die Projektergebnisse fliessen in die Lehre auf Bachelor- und Masterstufe ein, so im Modul «Soziale Arbeit als Disziplin und Profession», in Wahlfächern und Forschungswerkstätten. In der Weiterbildung sind zudem Angebote geplant. Bereits durchgeführt wurden Präsentationen am Praxistag.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Auftraggeberschaft und Finanzierung

Sinergia-Projekt des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) Forschungsteam

Prof. Dr. Gisela Hauss Prof. Dr. Thomas Gabriel (ZHAW) Prof. Dr. Martin Lengwiler (Universität Basel) Prof. Dr. Anne-Françoise Praz (Universität Freiburg) Dr. Joëlle Droux (Universität Genf) Dr. Nadja Ramsauer (ZHAW) Clara Bombach, MA (ZHAW) Markus Bossert, MA Dr. Susanne Businger (ZHAW) Yves Collaud, MA (Universität Freiburg) Véronique Czaka, lic. phil. DEA (Universität Genf) Dr. Sara Galle Mirjam Janett, MA (Universität Basel) Samuel Keller, lic. phil. (ZHAW) Dr. Christine Matter Schlüsselbegriffe

Geschichte, Heimerziehung, Kindesschutz, Integration und Ausschluss Dauer

November 2013 bis Oktober 2017 Literatur Die Ergebnisse der einzelnen Subprojekte sind in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften und Fachpublikationen der Geschichts-, Sozial- und Erziehungswissenschaften französischsprachig und deutschsprachig publiziert. Sie können über die Datenbank des SNF p3.snf.ch/Project-147695 oder über die Websites der Mitarbeitenden eingesehen werden. Die Ergebnisse aller Subprojekte werden in der gemeinsamen Abschlusspublikation präsentiert und vergleichend diskutiert: Hauss, Gisela/Gabriel, Thomas/Lengwiler, Martin (Hg.) (2018, im Erscheinen). Fremdplatziert. Heimerziehung in der Schweiz 1940–1990. Zürich: Chronos. Vorschau unter: www.chronos-verlag.ch/node/21016.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Integration und Partizipation Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung FHNW Forschungsfonds Kooperation Amstutz, Nathalie Kraus, Katrin Ochsenbein, Guy Forschungsteam Geisen, Thomas Amstutz, Nathalie Kraus, Katrin Hassler, Benedikt Scheidegger, Nico Widmer, Lea Wenger, Nadine Dauer 01.01.2017 bis 31.08.2017 Kontakt Geisen, Thomas Institut Institut Integration und Partizipation

Alternde Belegschaften und Einfacharbeit. Fallstudien in Unternehmen

Die im Rahmen der Strategischen Initiative «Alternde Gesellschaft» durchgeführte Studie «Alternde Belegschaften und Einfacharbeit. Fallstudien in Unternehmen» ­fokussierte auf konkrete unternehmensbezogene Herausforderungen, Potenziale und Ansätze im Zusammenhang von Einfacharbeit, Personalbindung, Gesundheit und Personalentwicklung sowie Qualifizierung. Der Schwerpunkt der Studie lag auf Unternehmen aus der Industrie und dem produzierenden Gewerbe. Im Rahmen der Fallstudien wurden Interviews mit HR-Verantwortlichen, Vorgesetzten von Perso­ nen in Einfacharbeit sowie Gruppeninterviews mit Beschäftigten in Einfacharbeit geführt. Zusammenfassend zeigte sich, dass in Einfacharbeit beschäftigte Mitarbeitende teilweise sehr hohen gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind. In den untersuchten Betrieben wird versucht, diesen Belastungen Rechnung zu tragen. Dennoch bleibt es für viele Beschäftigte eine Herausforderung, bis zum Pensionsalter die Arbeitsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Eine gezielte Laufbahnentwicklung könnte einem Teil der Beschäftigten ermöglichen, besser auf steigende Kompetenz­ anforderungen in der Einfacharbeit zu reagieren und die Belastungen durch mehr Abwechslung in der Arbeit zu reduzieren. Systematische Formen der Personal- und Laufbahnentwicklung für Mitarbeitende in Einfacharbeit fehlen bislang in den ­Unternehmen. Amstutz, Nathalie/Geisen, Thomas/Hassler, Benedikt/Diezi, Jasmin/Widmer, Lea/Steiner, Lia/Kraus, Katrin/Wenger, Nadine (2018, im Erscheinen). «Arbeiten solange der Körper mitmacht» – Betriebliche Herausforderungen im Zusammenhang mit Einfacharbeit und alternden Belegschaften. In: Arbeit. Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Älterwerden mit HIV – Lebensentwürfe älterer HIV-positiver Menschen

Das Projekt untersuchte, welche Bedürfnisse und Vorstellungen hinsichtlich des künftigen Lebens im Alter bei HIV-positiven Menschen ab 50 Jahren vorhanden sind und inwiefern diese von ihren Verwirklichungschancen und den biografischen ­Erfahrungen geprägt werden. Anhand von 15 problemzentrierten Interviews mit HIV-positiven Personen zwischen 51 und 83 Jahren wurden in Anlehnung an die Grounded Theory Vorstellungen zum Leben im Alter um die Themen Wohnen, Gesundheit/medizinische Versorgung und soziale Beziehungen herausgearbeitet. Der als stigmatisierend erlebte gesellschaftliche Umgang mit HIV-positiven Menschen und die damit verbundene Zurückhaltung in der Offenlegung der HIV-Infektion sowie durchlebte Krisen verringern die Verwirklichungschancen der Befragten. Dies wiederum verstärkt deren Befürchtungen mit Blick aufs Älterwerden. Auch die mehrheitliche Ablehnung von Alters- und Pflegeheimen lassen sich auf im Verlauf des Lebens erfahrene Diskriminierungen und Stigmatisierungen zurückführen. Die geäusserten Befürchtungen hinsichtlich Alters- und Pflegeeinrichtungen und die erlebten und antizipierten Diskriminierungen in unterschiedlichen Settings erfordern eine gezielte Information und Sensibilisierung.

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Finanzierung Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Alternde Gesellschaft» Kooperation Aids-Hilfe Schweiz (AHS) Forschungsteam Imhof, Christoph Uggowitzer, Franziska Nideröst, Sibylle Kempter, Fabian Weber, Patrick Dauer 01.09.2016 bis 30.11.2017 Kontakt Imhof, Christoph Institut Institut Integration und Partizipation

Imhof, Christoph (2017). Älterwerden mit HIV: Lebensentwürfe HIV-positiver Männer und Frauen über 50. Präsentation am 16.06.2017. 8. Deutsch-Österreichischer Aids-Kongress (DÖAK). Salzburg. Imhof, Christoph/Uggowitzer, Franziska/Weber, Patrick/Nideröst, Sibylle (2017). Älterwerden mit HIV. Lebensentwürfe HIV-positiver Frauen und Männer über 50. In: connexi. (5). S. 44–45.

Cluster Ageing & Living in Place im Nationalen Innovationsnetzwerk AGE-NT

In AGE-NT Alter(n) in der Gesellschaft: Nationales Innovationsnetzwerk kooperiert die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW mit schweizerischen Hochschulen, um Strukturen für den Umgang mit dem demografischen Wandel und Lösungen für die Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen zu entwickeln. Finanziert wird AGE-NT seit 2017 bis 2020 über projektgebundene Beiträge (PgB) und Eigenmittel. Inhaltlich gliedert sich AGE-NT in vier Cluster: Active & Assisted ­Living (Fachhochschule St. Gallen FHS), Pflegesysteme für Menschen mit Demenz (FHS), Arbeitsmodelle der Zukunft für Menschen 45+ (Berner Fachhochschule BFH) und Ageing & Living in Place (Hochschule für Soziale Arbeit FHNW). Das vom I­ nstitut Integration und Partizipation koordinierte Cluster Ageing & Living in Place (ALiP) erhebt und analysiert die Lebenslagen und Lebensqualitäten älterer und älter werdender Menschen und ihrer Angehörigen in ihrem sozialen und räumlichen Umfeld. Grundlage dafür bildet das Projekt Alters-Survey, mit dem Lebenslagen und Lebenssituationen älterer und älter werdender Menschen und ihrer ­Angehörigen schweizweit erfasst werden. Im Rahmen von ALiP wird von der Hochschule für ­Architektur, Bau und Geomatik FHNW ein digitaler Alters-Atlas unterhalten und weiterentwickelt.

Auftrag Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) Finanzierung Projektgebundene Beiträge (PgB) Kooperation Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW Fachhochschule St. Gallen Berner Fachhochschule Universität Genf Universität Bern Forschungsteam Schroeter, Klaus R. Schicka, Manuela Pfeuffer, Andreas Dauer 01.01.2017 bis 31.12.2020 Kontakt Schroeter, Klaus R. Institut Institut Integration und Partizipation


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Integration und Partizipation Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB) Seraphisches Liebeswerk Kooperation Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde Region Solothurn Forschungsteam Antener, Gabriela Parpan-Blaser, Anne Lichtenauer, Annette Girard, Simone Dauer 01.01.2015 bis 31.01.2018 Kontakt Antener, Gabriela Institut Institut Integration und Partizipation

Einfach leicht verständlich! Leichte Sprache am Beispiel Erwachsenenschutz

Das Projekt «Einfach leicht verständlich. Leichte Sprache im Erwachsenenschutzverfahren» setzt an bei der Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention nach gleichberechtigter Teilhabe von Menschen mit Behinderung an allen gesellschaftlichen Teilbereichen sowie beim Grundsatz der Selbstbestimmung im neuen Erwachsenenschutzrecht. Es fokussiert den Abbau sprachlicher Barrieren. In den ­verschiedenen Projektteilen wurden in Zusammenarbeit mit einer Erwachsenenschutzbehörde sowie im Projektverlauf geschulten Prüferinnen und Prüfern aus der Zielgruppe (Menschen mit geringen Lesekompetenzen aufgrund von Lernschwierigkeiten oder psychischen Beeinträchtigungen) zentrale Dokumente des Erwachsenenschutzes sowie eine Informationsbroschüre zum Thema erarbeitet und für die Arbeit der Behörde, der Abklärungsstellen und der Mandatsführenden verfügbar gemacht. Es wurden die Abläufe und Arbeiten zur Texterstellung und Textprüfung evaluiert und rund 30 Empfehlungen und Hinweise zur Gestaltung künftiger Prozesse erarbeitet sowie die Wirkung der Texte in Leichter Sprache auf der Ebene der Anwendenden und der Adressatinnen und Adressaten unter dem Fokus von Partizipation und Mitbestimmung untersucht. Aufgezeigt werden kann unter anderem, welche Faktoren die Verwendung bzw. Nutzung der Dokumente in Leichter Sprache befördern oder behindern. Die Projektbeteiligten und weitere interessierte Fachkreise sowie Teile der Öffentlichkeit wurden für Fragen der verständlichen Kommunikation von Behörden und der Leichten Sprache sensibilisiert. Antener, Gabriela/Parpan-Blaser, Anne/Lichtenauer, Annette (2017). Leichte Sprache im neuen Erwachsenenschutzverfahren in der Schweiz. In: Bock, Bettina/Fix, Ulla/Lange, Daisy (Hg.). «Leichte Sprache» im Spiegel theoretischer und angewandter Forschung. Berlin: Frank & Timme. S. 463–467. Girard, Simone/Lichtenauer, Annette/Parpan-Blaser, Anne (2017). Improving access to administra­ tive texts for people with low literacy. Präsentation am 04.07.2018. 20th European Conference on Literacy. University Complutense of Madrid. Girard, Simone/Lichtenauer, Annette/Parpan-Blaser, Anne (2017). Improving Access to Administrative Texts for People with Low Literacy: a Social Work Project at the Foundation of Participation. In: Grupo de Investigación de la Universidad Complutense de Madrid «Estudios sobre Comunicación y Lenguajes para la Inclusión y la Equidad Educativa» – ECOLE/Asociación Española de Lectura y Escritura (AELE) (Hg.). Book of Abstracts. 20th European Conference on Literacy. University Complutense of Madrid. S. 160–161.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Evaluation der Qualität und Effizienz der schweizerischen Rückkehrberatung sowie Erarbeitung von einheitlichen Qualitätsstandards und Grundlagen zur Effizienzmessung

Die Rückkehrhilfe unterstützt Personen aus dem Asylbereich sowie gewisse Personen aus dem Ausländerbereich, beispielsweise Opfer sowie Zeugen von Menschenhandel bei der Rückkehr in ihr Heimat- oder Herkunftsland. 24 kantonale Rückkehrberatungsstellen unterschiedlicher Grösse und institutioneller Verortung sowie die eidgenössischen Empfangs- und Verfahrenszentren bieten eine Rückkehrberatung an, welche vom Staatssekretariat für Migration (SEM) finanziert wird. Vor dem Hintergrund dieser heterogenen Ausgangslange beauftragte das SEM die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, einheitliche Qualitäts- und Effizienzkriterien zu ­entwickeln, die den unterschiedlichen Rahmenbedingungen Rechnung tragen und der Qualitätssicherung dienen. Die entwickelten Kriterien wurden in zwei Blöcke­ (A und B) unterteilt. Zu den Rahmenbedingungen (A) gehören Kriterien zur Visibilität, Vernetzung, Datenaustausch und Datenschutz, Aus- und Weiterbildung sowie Dokumentation. Unter die Qualität der Beratung (B) wurden die Kriterien Beratungs­ angebot, Individuelle Rückkehrhilfe und Projektplan, Beziehung zur Klientel und Kompetenzen subsumiert. Die genannten Qualitäts- und Effizienzkriterien wurden definiert und ergänzend Indikatoren zu deren Messung vorgeschlagen.

Evaluation des Pilotprojektes Videodolmetschen der Solothurner Spitäler AG

Die Migrationsbevölkerung in der Schweiz ist heterogen und stellt das Gesundheitssystem vor grosse Herausforderungen. Verständigungsschwierigkeiten zwischen Fachpersonen im Gesundheitssystem und fremdsprachigen Patientinnen und Patienten stellen dabei eine Herausforderung dar. Die Solothurner Spitäler AG (soH) setzte sich zum Ziel, der Migrationsbevölkerung einen chancengleichen und diskriminierungsfreien Zugang zu ihren Leistungen zu ermöglichen. Sie hat das ­bestehende Dolmetschangebot deshalb durch Videodolmetschen ergänzt, wobei die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW im Rahmen der Evaluation die Akzeptanz und Praktikabilität dieser neuen Methode sowie deren Wirtschaftlichkeit überprüfte. In der Evaluation zeigte sich zwar eine grundsätzliche Offenheit der medizinischen Fachpersonen, die neue Technik einzusetzen, aber die Bereitschaft, diese einzusetzen war relativ gering. Das kann auf mehrere Faktoren zurückgeführt ­werden. Die übermittelte Bild- und Tonqualität war ungenügend und die Technik schränkt die Mobilität ein. Wenn die Fachpersonen aber einen zusätzlichen Nutzen des Bildes erkannten, waren sie bereit, Videodolmetschen in geplanten, kürzeren ­Gesprächen einzusetzen. Roulin, Christophe/Jurt, Luzia (2017). Digital unterstützte Kommunikation im Spital zur Überwindung von Sprachbarrieren. In: Soziale Innovation. Forschung und Entwicklung der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. 12. Jg. S. 28–31.

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Auftrag Staatssekretariat für Migration (SEM) Finanzierung Staatssekretariat für Migration (SEM) Kooperation Staatssekretariat für Migration (SEM) Forschungsteam Jurt, Luzia Hassler, Benedikt Roulin, Christophe Dauer 01.12.2016 bis 31.10.2017 Kontakt Jurt, Luzia Institut Institut Integration und Partizipation

Auftrag Solothurner Spitäler AG Finanzierung Solothurner Spitäler AG Kooperation Solothurner Spitäler AG Adviscent AG Forschungsteam Jurt, Luzia Roulin, Christophe Dauer 01.05.2016 bis 31.12.2017 Kontakt Jurt, Luzia Institut Institut Integration und Partizipation


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Integration und Partizipation Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Auftrag Verein «leben wie du und ich» Finanzierung Verein «leben wie du und ich» Forschungsteam Kasper, Daniel Uggowitzer, Franziska Dauer 01.03.2016 bis 30.06.2019 Kontakt Kasper, Daniel Uggowitzer, Franziska Institut Institut Integration und Partizipation

Evaluation des Projekts «Leben mit Assistenz und schwerer Beeinträchtigung»

Ein Leben mit Persönlicher Assistenz bietet Menschen mit Beeinträchtigung eine Alternative zum Leben in einer Institution. Die direkte Auszahlung eines Assistenzbeitrages an die Betroffenen soll es ihnen ermöglichen, ihre Assistenz selbst zu organisieren. Im Rahmen des zu evaluierenden Projekts des Vereins «leben wie du und ich» wohnen seit Ende 2015 fünf Menschen mit schwerer Beeinträchtigung und ­Assistenz im Kulturpark Zürich. Die Evaluation untersucht die Wirkung, die das Projekt auf die Lebensqualität der Assistenznehmenden und den Professionalitätsanspruch der Assistierenden hat. Darüber hinaus werden auch Fragen nach rahmenrechtlichen, gesetzlichen und wirtschaftlichen Vorgaben, nach organisationa­ len und strukturellen Bedingungen untersucht. Neben einer Dokumentenanalyse werden über einen dreijährigen Zeitraum hinweg leitfadengestützte Interviews mit Assistenznehmenden, Assistierenden sowie der Projektleitung des Vereins «leben wie du und ich» geführt. Auf Basis der Ergebnisse werden Empfehlungen für Weiterentwicklungen ausgearbeitet.

Finanzierung Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Alternde Gesellschaft»

Hochaltrigkeit und Kontaktmöglichkeiten in «alternden» Einfamilienhausquartieren

Kooperation Institut Architektur, Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW

Aufbauend auf den Erkenntnissen des Projekts «Heimat und Identität in ‹alternden› Einfamilienhausquartieren», wurde im Nachfolgeprojekt das soziale Netz der hochaltrigen Bevölkerung von Einfamilienhausquartieren in sub- und periurbanen ­Gemeinden der Nordwestschweiz in den Fokus gerückt. Die Fragestellung nach Kontaktmöglichkeiten hochaltriger Menschen in unterschiedlichen Einfamilien­ hausquartieren verbindet Problemstellungen der alternden Gesellschaft mit sozial­ räumlichen Fragen der Siedlungsentwicklung. Einerseits wurde an die Feststellung angeknüpft, dass die von immer mehr Menschen erfahrene Hochaltrigkeit vielfach mit sozialer Isolation und mit Gefühlen der Einsamkeit verbunden ist. Andererseits fokussierte das Projekt auf den von der gesellschaftlichen Alterung überdurchschnittlich betroffenen Siedlungstyp des Einfamilienhausquartiers und fragte, welche Potenziale er für Kontaktmöglichkeiten hochaltriger, in ihrem Mobilitäts­ radius eingeschränkter Personen bietet. In den untersuchten Quartieren liessen sich keine Schwierigkeiten für die hochaltrige Bevölkerung feststellen. Die sozialen Kontakte spielen sich hauptsächlich im Rahmen der Familie ab, Gefühle der Isolation und Einsamkeit wurden kaum geäussert.

Forschungsteam Schumacher, Christina Müller, Hannes Matter, Christine Schroeter, Klaus R. Dauer 01.01.2017 bis 31.08.2017 Kontakt Schumacher, Christina Institut Institut Integration und Partizipation


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Internationalisierung an Fachhochschulen: Zur Bedeutung von Geschlecht und Migration für Bildungs(un)gleichheit

Fachhochschulen in der Schweiz sehen sich seit dem Zeitpunkt ihrer Errichtung in den 1990er-Jahren einem weitreichenden Internationalisierungsprozess aus­gesetzt: In Lehre und Forschung bilden sie heute in wachsendem Masse Raum für internationale akademische Belegschaften sowie für Studierende mit unterschiedlichen Herkunfts- oder Bildungsvoraussetzungen. In ihrer Bedeutung für Geschlechterverhältnisse sowie Bildungsvoraussetzungen und -erfolg von Studierenden mit Migrationshintergrund sind die aktuellen Entwicklungen an den Hochschulen noch kaum ausgelotet. So ist erst wenig über die möglicherweise spezifischen Bedingungen bekannt, die Studentinnen und Studenten mit Migrationshintergrund an den Fachhochschulen antreffen. Mit welchen Hürden und Optionen sind sie im Zugang und im Verlauf unterschiedlicher Ausbildungsgänge konfrontiert? Inwiefern entstehen im Zuge der Internationalisierung der Hochschulen möglicherweise neue Ungleichheiten aufgrund von Geschlechter- und Migrationsverhältnissen? Diesen Fragen widmet sich das Projekt im Rahmen einer Untersuchung von Bachelor- und MasterStudierenden an Fachhochschulen der Deutsch- und Westschweiz. Basierend auf einem Mixed-Method-Design, in dessen Rahmen qualitative und quantitative Methoden Anwendung finden, fokussiert die Studie in vergleichender Perspektive auf die Fachbereiche Technik und IT, Soziale Arbeit und Pädagogik sowie Wirtschaft und Dienstleistungen. Böhnel, Martin/Porta, Celestina/Le Breton, Maritza/Burren, Susanne/Liebig, Brigitte/Schmid, Birgit (2017). «Gleichbehandeln ist nicht immer gerecht behandeln» – Differenz- und Zugehörigkeits­ erfahrungen migrantischer Studentinnen und Studenten an Schweizer Fachhochschulen. Präsentation am 20.10.2017. Vielfalt-Kongress «Momentum». Hallstatt. Böhnel, Martin/Porta, Celestina/Le Breton, Maritza/Burren, Susanne/Liebig, Brigitte (2017). ‹Doing difference› – Experiences of belonging and difference from the perspective of students with migration background at Universities of Applied Sciences. Präsentation am 05.07.2017. Summer School «Gender and Diversity in Academia: Rethinking the Challenges». Rijksuniversiteit Groningen. Böhnel, Martin/Porta, Celestina/Le Breton, Maritza/Burren, Susanne/Liebig, Brigitte (2017). Internationalisierung an Schweizer Fachhochschulen – Differenz- und Zugehörigkeitserfahrungen aus der Sicht migrantischer Studentinnen und Studenten. Präsentation am 23.06.2017. 17. Interna­ tionale Migrationskonferenz «Migration und Zugehörigkeit/Migration and Belonging». Olten. Le Breton, Maritza/Böhnel, Martin (2018). «Gleichbehandeln ist nicht immer gerecht behandeln» − Migrantische Studierende an Schweizer Fachhochschulen im Spannungsfeld von Differenzerfahrungen und Handlungsstrategien. In: Momentum Quarterly – Zeitschrift für sozialen Fortschritt. Im Erscheinen. Le Breton, Maritza/Burren, Susanne/Böhnel, Martin/Porta, Celestina/Liebig, Brigitte/Schmid, Birgit (2017). Internationalisierung an Fachhochschulen: Zur Bedeutung von Geschlecht und Migration für Bildungs(un)gleichheit. Präsentation am 29.09.2017. Konferenz «Aktuelle Herausforderungen der Geschlechterforschung». Universität zu Köln.

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Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Kooperation Pädagogische Hochschule FHNW Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW Haute École Spécialisée de Suisse occidentale HES-SO Haute École Pédagogique de Vaud Forschungsteam Le Breton, Maritza Liebig, Brigitte Burren, Susanne Böhnel, Martin Porta, Celestina Dauer 01.09.2016 bis 28.02.2019 Kontakt Le Breton, Maritza Institut Institut Integration und Partizipation


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Integration und Partizipation Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Alternde Gesellschaft» Kooperation Pädagogische Hochschule FHNW Forschungsteam Matter, Christine Duttweiler, Stefanie Gramespacher, Elke Stoerch Mehring, Susanne Schroeter, Klaus R. Dauer 01.09.2016 bis 31.08.2017 Kontakt Matter, Christine Institut Institut Integration und Partizipation

Finanzierung Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Alternde Gesellschaft» Kooperation Pädagogische Hochschule FHNW Forschungsteam Jurt, Luzia Sperisen, Vera Ziegler, Béatrice Gilliéron, Gwendolyn Dauer 01.09.2015 bis 31.03.2017 Kontakt Jurt, Luzia Institut Institut Integration und Partizipation

Körperliche Grenzerfahrungen im Angesicht der eigenen Endlichkeit

Das sozial-gerontologisch ebenso wie sportwissenschaftlich und körpersoziologisch orientierte Projekt analysierte körperliche Grenz­erfahrungen, die durch gravierende Einschränkungen infolge von Alter oder Krankheit thematisch werden und eine Auseinandersetzung mit dem Körpererleben, dem Körperbild und der Körperwahrnehmung hervorrufen. In der Annahme, dass die Auseinandersetzung mit dem Körper und eine entsprechende «Identitätsarbeit» ­sowohl von subjektiven Erfahrungen als auch von gesellschaftlichen Diskursen ­geprägt werden, untersuchte das Projekt mit den Methoden der qualitativen Sozial­forschung Menschen in verschiedenen Lebensphasen entlang von zwei unterschiedlichen Generationen: 18- bis 30-Jährige und über 80-Jährige. Während die Jüngeren ihre Krankheit als gravierenden Einschnitt erleben, der sie zur Rückgewinnung von Vertrauen in und Kontrolle über den Körper animiert, nehmen die Älteren ihre Fragilität als altersgerecht und dem normalen Verlauf des Lebens entsprechend wahr. Matter, Christine/Duttweiler, Stefanie/Störch Mehring, Susanne/Schroeter, Klaus R./Gramespacher, Elke (2017). Körperliche Grenzerfahrungen im Angesicht der eigenen Endlichkeit – eine Projekt­ skizze. In: Motorik. 40. Jg. (2). S. 97–98. Matter, Christine/Schroeter, Klaus R. (2017). Die ‹Sorge um sich› als Gegenkonzept zum Aktivitätsparadigma. Inklusions- und Exklusionspotentiale. In: Lessenich, Stephan (Hg.). Geschlossene Gesellschaften. Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg 2016. URL: publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/407/pdf_116.

Lebenslage von älteren Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen

Die Untersuchung hatte zum Ziel, erste Einsichten in die Lebenslagen und die gesellschaftlichen Teilhabechancen von vorläufig Aufgenommenen und anerkannten Flüchtlingen zu gewinnen. Das Projekt ging dabei vom Konzept der aktiven Bürgerschaft (Citoyenneté) aus und nahm die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Teil­ habe in zivilgesellschaftlichen Bereichen in den Blick. Anhand von 27 Interviews mit 31 Personen (davon 17 Personen mit einem F-Status) konnte gezeigt werden, dass sich die Lebenssituation der vorläufig Aufgenommenen (F-Status) markant u ­ nterscheidet von derjenigen der anerkannten Flüchtlinge. Das ist zum einen auf den F-Status zurückzuführen, der die Teilhabemöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen stark beschränkt. Zum andern gibt es aber auch grosse Unterschiede, die darin gründen, dass die Gemeinden und Kantone ihren Auftrag unterschiedlich auslegen. In einigen Kantonen werden vorläufig Aufgenommene wie Personen im Asylverfahren mit einer N-Bewilligung behandelt. Es werden ihnen keine Sprachkurse bezahlt und sie werden in Kollektivunterkünften untergebracht. In anderen Kantonen sind vorläufig Aufgenommene fast den Flüchtlingen gleichgestellt und erhalten dieselben Unterstützungsleistungen. Gemeinsam ist den vorläufig Aufgenommenen und den anerkannten Flüchtlingen, dass ein starkes Bedürfnis nach Teilhabe vorhanden ist.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Placing Children in Care — Child Welfare in Switzerland 1940–1990

Das Projekt beschäftigte sich in einer interdisziplinären Perspektive (Geschichtswissenschaft, Soziale Arbeit) mit dem System der Heimerziehung in der Schweiz in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit wuchsen Zehntausende von Kindern und Jugendlichen ausserhalb ihrer Herkunftsfamilien in Heimen, aber auch in Pflegefamilien auf. Neuere Forschungen zeigen, dass dabei das Kindeswohl und individuelle Bildungs- und Entwicklungschancen oft zweitrangig waren. Für die betroffenen Kinder und Jugendlichen war die Unterbringung in einem Heim oft mit der Erfahrung von Isolation und Lieblosigkeit verbunden. Viele mussten arbeiten und bekamen lediglich eine rudimentäre Schulbildung. Eine unbekannte Zahl wurde Opfer von körperlichem oder sexuellem Missbrauch. Ziel des Projekts war es, solche Erfahrungen im Kontext der Fremdplatzierungspraxis in der Schweiz zu analysieren und den Wandel, den diese erfahren hat, besser zu verstehen. Das Projekt arbeitete mit geschichts- und (vorwiegend qualitativen) sozialwissenschaftlichen methodischen Zugängen. Hauss, Gisela (2017). Arbeit am Gedächtnis. Zugänge zur Geschichte der Heimerziehung in der Schweiz. In: Richter, Johannes (Hg.). Geschichtspolitik und Soziale Arbeit. Interdisziplinäre Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS. S. 179–196. Hauss, Gisela (2017). Engaging with the Past of Residential Child Care. Reflecting the Challenge of Scientific Analyses in the Context of Memory Work. Präsentation am 19.04.2017. 7th European Conference for Social Work Research. Aalborg University. Hauss, Gisela (2017). Reappraisal, Apologies and Reparation. Rewriting the History of Residential Child Care. Präsentation am 19.04.2017. 7th European Conference for Social Work Research. ­Aalborg University. Hauss, Gisela (2017). Socially Encoded and Controlled Childhood. Normative Conceptualizations of Children’s Bodies in Residential Care, International Standing Conference for the History of Education (ISCHE). Präsentation am 17.08.2017. Body as object of reform or instrument of rehabilita­tion in residential child care. Loyola University Chicago. Hauss, Gisela/Cree, Vivienne/Matthews, Sarah (2017). Preconference Forgotten Voices from the History of Social Work. Präsentation am 19.04.2017. 7th European Conference for Social Work Research. Aalborg University. Hauss, Gisela/Droux, Joëlle/Gabriel, Thomas/Lengwiler, Martin/Praz, Anne-Françoise (2017). National and International Perspectives. Präsentation am 05.10.2017. International Research Confe­ rence Placing Children in Care: Child Welfare in Switzerland. Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Olten.

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Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Kooperation Universität Zürich Universität Genf Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) Universität Freiburg Forschungsteam Hauss, Gisela Bombach, Clara Bossert, Markus Businger, Susanne Collaud, Yves Czaka, Véronique Galle, Sara Janett, Mirjam Keller, Samuel Matter, Christine Dauer 01.11.2013 bis 31.10.2017 Kontakt Hauss, Gisela Matter, Christine Institut Institut Integration und Partizipation


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Integration und Partizipation Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Alternde Gesellschaft» Forschungsteam Schroeter, Klaus R. Schicka, Manuela Dauer 01.05.2015 bis 31.12.2017 Kontakt Schicka, Manuela Institut Institut Integration und Partizipation

Strategische Initiative Alternde Gesellschaft (2015–2017) – Alters-Survey

Repräsentative und belastbare Daten zu den Lebenssituationen älter werdender und älterer Menschen bilden die Grundlagen für eine verantwortungsvolle und zukunftsgerichtete Alterspolitik und Altersplanung von Kantonen und Gemeinden. Im AltersSurvey wurden Daten zur objektiven und zur subjektiv wahrgenommenen Lebens­ situation und Lebensqualität älterer Menschen und ihrer Angehörigen erhoben und analysiert. Sein Fokus ist vor allem auf soziale Beziehungen, Belastungen, Ressourcen und Potenziale älterer Menschen und ihres sozialen Umfeldes (Angehörige, Verwandtschaft, Nachbarschaft, Freundschaft) gerichtet. Die gewonnenen Daten sollen Planungs- und Entscheidungshilfen sowohl für kantonale und kommunale Altersstrategien als auch für Planungen und Massnahmen von Institutionen öffentlicher und privater Hand (unter anderem Vereine, Verbände, Stiftungen, Unternehmen) bieten. Der Survey wurde zunächst auf die Trägerkantone der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn begrenzt und konzentrierte sich auf die «zweite Lebenshälfte». Insgesamt haben 1’198 Personen an der Befragung teilgenommen. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Teilnehmenden über eine Vielzahl an Kontaktpersonen in ihrem Umfeld verfügt. Dabei zeigt sich, dass die Personen, mit denen die Befragten häufig in Kontakt sind, zum grossen Teil aus dem familialen Umfeld kommen, aber auch Freunde und Freundinnen dazugehören. Weiterhin kann gezeigt werden, dass die meisten Befragten verschiedene Formen der Unterstützung aus ihrem Umfeld erhalten. Dabei handelt es sich in vielen Fällen um emotionale Unterstützung in Form von Ratschlägen, Beistand und Trost, und um instrumentelle Unterstützung in Form von Hilfen im Haushalt, bei Fahrdiensten oder administrativen Aufgaben. Die Teilnehmenden erhalten aber nicht nur Unterstützung, sie geben sie auch an ihr Umfeld, und das in einem grösseren Umfang, als dass sie diese erhalten.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Strategische Initiative Alternde Gesellschaft (2015–2017) – Programmleitung

Mit der Strategischen Initiative Alternde Gesellschaft (2015–2017) sollte an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW ein strategischer Entwicklungsschwerpunkt «Ageing in Society (AiS)» aufgebaut werden, dessen Ziel es ist, durch anwendungsorientierte Forschung, Weiterbildung und Dienstleistung beispielhafte und nachhaltige Verbesserungen der Lebenslage und Lebensqualität älterer Menschen herbeizuführen und den Wissenstransfer in die Praxis zu fördern. Bis zum Ende der Strategischen Initiative am 31.12.2017 arbeiteten 19 Projekte in vier interdisziplinären und hochschulübergreifenden Arbeitsschwerpunkten: Ageing Workforce, ­Ageing & Living in Place, Ageing, Health & Social Welfare sowie Alters-Atlas & AltersSurvey. Die Programmleitung agierte als Gesamtprojektkoordination der von den Hochschulen eingereichten Unterprojekte, verantwortete die Projektausschreibun­ gen und sorgte für deren Evaluation. Ihr oblagen die finanzielle Bewilligung und Abnahme der Projekte sowie die Rechenschaft gegenüber dem Lenkungsausschuss, der Direktion und dem Fachhochschulrat der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.

Visualisierung von persönlichen Netzwerken älterer Menschen

Unser Projekt hatte zum Ziel, die egozentrierten Netzwerke älterer Menschen zu untersuchen. Es sollten vor allem die Netzwerkgrösse, die Beziehungen, deren Qualität, die geografische Distanz zu den Netzwerkmitgliedern und vorhandene Ressourcen dieser Netzwerke beleuchtet werden. Darüber hinaus wollten wir neue Methoden der Visualisierung von Netzwerken generieren, die über die traditionellen Darstellungsmethoden mit Knoten und Kanten hinausgehen. Für unser Projekt wurden zehn strukturierte, persönliche Interviews mit älteren Menschen durchgeführt. Auf Basis einer ausführlichen Recherche über Netzwerkanalysen in der Sozialforschung sowie bestehende Netzwerkvisualisierungsansätze sollten verschiedene, neuartige (analoge und digitale) Darstellungsformen von egozentrierten Netzwerkstrukturen älterer Menschen entwickelt werden, die insbesondere deren verfügbare Ressourcen auf­ zeigen. Die Ergebnisse zeigen, dass ältere Menschen über verschiedene egozentrierte Unterstützungsnetzwerke verfügen. In den meisten Fällen sind die nahestehenden Familienmitglieder wie Partner und Kinder Ressourcen der Unterstützung. Sind ­diese nicht vorhanden, oder ist die Beziehung eher schlecht, spielen Freunde eine ­besonders wichtige Rolle. Die entwickelten Visualisierungsformen der egozentrierten Netzwerke erlauben es, die Unterschiede der vielfältigen Netzwerke schnell zu begreifen.

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Finanzierung Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Alternde Gesellschaft» Kooperation Hochschule für Wirtschaft FHNW Hochschule für Technik FHNW Forschungsteam Schroeter, Klaus R. Eichin, Heinz Kobler, Stefan Pfeuffer, Andreas Schilling, Axel Reinhard Zölch, Martina Dauer 01.02.2015 bis 31.12.2017 Kontakt Schroeter, Klaus R. Institut Institut Integration und Partizipation Institut für Personalmanagement und Organisation Institut für Nonprofit- und Public Management Institut für Automation Institut für Produkt- und Produktionsengineering

Finanzierung Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Alternde Gesellschaft» Kooperation Hochschule für Wirtschaft FHNW, Institut für Wirtschaftsinformatik Forschungsteam Schicka, Manuela Korkut, Safak Jäger, Janine Dauer 01.09.2016 bis 31.08.2017 Kontakt Schicka, Manuela Institut Institut Integration und Partizipation


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Kinder- und Jugendhilfe Porträt

In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von Angeboten, Diensten und Einrichtungen, die Kinder und Jugendliche beim Aufwachsen begleiten. Dazu zählen allgemein zugängliche Angebote der Förderung von Kindern, Jugendlichen und Familien, ­Angebote und Leistungen zur Unterstützung bei der Bewältigung besonderer Herausforderungen und Belastungen sowie ergänzende Hilfen zur Erziehung in schwierigen Lebenslagen. Auf diesen Handlungsbereich und seine Adressatinnen und Adressaten bezieht sich das Institut Kinder- und Jugendhilfe mit seinen Schwerpunkten: • Handlungsfelder und Konzepte der Kinder- und Jugendhilfe • Strukturen und Rahmenbedingungen der Kinder- und Jugendhilfe • Lebenslagen und Lebensweisen von Adressatinnen und Adressaten der Kinderund Jugendhilfe Prof. Dr. Stefan Schnurr Institutsleiter

Das Institut leistet Beiträge zur Grundlagenforschung und anwendungsnahen ­Forschung. Wir erarbeiten Expertisen zu Handlungsfeldern und Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe, begleiten Entwicklungsprojekte, analysieren kantonale bzw. regionale Angebots- und Steuerungsstrukturen und führen Evaluationen durch. Wichtige Arbeitsprinzipien sind für uns die konstruktive Z ­ usammenarbeit mit den Auftraggebenden und der Einbezug der Sichtweisen von Adressatinnen und Adressaten. In unseren Forschungs- und Entwicklungspro­jekten bevorzugen wir kooperative und partizipative Arbeitsformen. Zurzeit führt das Institut Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Dienstleistungsprojekte zu folgenden Themen: Abklärungen im Kindesschutz, Aufsicht öffentlicher Träger (Jugend­ hilfeinspektion), Care Leaver, Kommunale Kinder- und Jugendkonzepte, Monitoring und Weiterentwicklung kantonaler und kommunaler Kinder- und ­Jugendförderung, Mediennutzung von Jugendlichen, Medienkompetenz und M ­ e­dienbildung in der Heimerziehung, Schulsozialarbeit und Bildungsgerechtigkeit, Standortevaluationen zur Schulsozialarbeit, Wirkungen und Wirkfaktoren der Sozialpädagogischen Familienbegleitung. Die Mitarbeitenden des Instituts bringen ihre Expertise in verschiedenen Modulen des Bachelor- und Master-Studiums an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW ein. Im Bereich Weiterbildung bietet das Institut neben zahlreichen Fachseminaren zurzeit drei Certificate of Advanced Studies (CAS) an: CAS-Programm Systemische Schulsozialarbeit, CAS-Programm Von der Schule zum Beruf (mit den Profilen A Fachlehrer/in Berufswahlunterricht und B Berufsintegrationscoach) in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule FHNW, CAS-Programm Dialogisch-­ Systemische Kindesschutzarbeit.

Kontakt: Prof. Dr. Stefan Schnurr, Institutsleiter T +41 61 228 59 72, stefan.schnurr@fhnw.ch www.fhnw.ch/soziale-arbeit/ikj


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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Kinder- und Jugendhilfe Einblicke ins partizipative Forschungs- und Entwicklungsprojekt «Care Leaver erforschen Leaving Care» Sarina Ahmed, Angela Rein und Dorothee Schaffner

Abstract

Als Care Leaver werden junge Menschen bezeichnet, die in der stationären Jugendhilfe oder einer Pflegefamilie gelebt haben und sich im Übergang ins Erwachsenenalter befinden. Internationale Studien verweisen darauf, dass Care Leaver im ­Vergleich zu ihren Peers in vielen Lebensbereichen benachteiligt sind. Die wenigen in der Schweiz durchgeführten Studien liefern Hinweise auf ähnliche Risiken des sozialen Ausschlusses. Wie Care Leaver den Übergang in der Schweiz bewältigen und welche Unterstützungsformen sinnvoll sind, stellen gesellschaftlich rele­ vante Fragen dar, die erhöhte Aufmerksamkeit erfordern. Im partizipativen Forschungs- und Entwicklungsprojekt «Care Leaver erforschen Leaving Care» werden die Herausforderungen und Unterstützungsbedarfe gemeinsam mit Care Leavern untersucht. Sarina Ahmed, MA, Diplom-Pädagogin Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Fragestellung und Zielsetzung

Im partizipativen Forschungs- und Entwicklungsprojekt untersuchen wir mit Care Leavern – als Expertinnen und Experten ihrer Erfahrungen – folgende Fragen: • Welche Herausforderungen und Ressourcen zeigen sich bei Care Leavern in den Übergängen? • Was brauchen Care Leaver und welche informellen und formalen Unterstützungs­ formen/-netzwerke sind aus ihrer Sicht hilfreich? • Wie können Unterstützungsformen besser auf den Bedarf von Care Leavern zugeschnitten werden und welche neuen, innovativen Formen der Begleitung und Unterstützung braucht es? Auf der Grundlage ihrer Expertise werden Empfehlungen für eine innovative Angebotsentwicklung in den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt entwickelt. Die Ergebnisse werden als Empfehlungen für die Fachöffentlichkeit und Care Leaver zugänglich gemacht.

Angela Rein, Diplom-Pädagogin Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Das Projekt zielt erstens auf die Verbesserung des Unterstützungsangebots und des Zugangs zu Leistungen für ehemalige Adressatinnen und Adressaten der Kinder- und Jugend­hilfe. Zweitens kann die Fachöffentlichkeit für die Anliegen der Care Leaver sensibilisiert werden. Drittens bietet das gemeinsame Forschungs­ projekt Gelegenheiten für gemeinsames Lernen. Die Co-Forschenden können auf ihre Problem­lagen und Bedarfe hinweisen und sich für eigene Belange und gesellschaftliche Veränderungen einsetzen (Empowerment). Längerfristig stellt der Aufbau eines Care Leaver-Netzwerks eine weitere Option dar. Hintergrund und Forschungsstand

Prof. Dr. Dorothee Schaffner Dozentin

Internationale Studien zeigen ein klares Bild: Care Leaver sind verletzlich und tragen hohe Risiken des sozialen Ausschlusses (vgl. Mendes/Snow 2016). Sie sind überdurchschnittlich oft von Obdachlosigkeit, Jugenddelinquenz, früher Elternschaft oder gesundheitlichen Problemen betroffen. Care Leaver verlassen die Schule häufiger mit einem niedrigeren oder keinem Abschluss, erreichen selten einen tertiären Bildungsabschluss, sind häufiger arbeitslos oder von Arbeitslosigkeit bedroht. Gleichzeitig verweisen internationale Studien auf grosse Unterschiede bezüglich der Erfahrungen während der stationären Unterbringung, während des Übergangs und auch in Bezug auf kurz- oder langfristige biografische Folgen. Ausserdem gibt es Hinweise, dass Care Leaver über geringere soziale Unterstützungsnetzwerke ­verfügen als ihre Peers (vgl. ebd.).


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Hinsichtlich der strukturellen Bedingungen des Übergangs aus der stationären ­Jugendhilfe werden international Differenzen sichtbar: So zeigen sich Unterschiede bezüglich der rechtlichen Grundlagen, der Policy im Umgang mit Care Leavern, der Unterstützungsangebote nach der Jugendhilfe und auch der Zugänge zu Leistungen. Ungeachtet dieser Unterschiede sind Care Leaver im Vergleich zu Gleich­altrigen in vielen Lebensbereichen benachteiligt (vgl. ebd.).

«Ich mache hier mit, weil ich mit dem Thema vertraut bin. Viele haben Probleme beim Auszug aus dem Heim. Es liegt mir am Herzen, dass sich etwas ändert.»

In der Schweiz liegen bislang wenig Studien und keine gesamtschweizerischen quantitativen Daten zu Leaving Care vor. Ebenso ist wenig über die Policy, die Unterstützungsangebote oder die Handlungspraxis bei der Vorbereitung und Nachbetreuung bekannt (vgl. Schaffner 2017; Schaffner/Rein 2015). Mit Erreichen der Volljährigkeit endet offiziell die ­öffentliche Verantwortung der Kinder- und Jugendhilfe. Care Leaver müssen den Übergang ins Erwachsenenalter daher meist früher, schneller, definitiver bzw. weniger reversibel ­bewältigen als Gleichaltrige (vgl. Messmer 2013: 424). Die Mirian Diz ­wenigen vorhandenen Schweizer Studien liefern Hinweise Co-Forscherin mit eigener Erfahrung auf ähnliche Risiken im Übergang wie internationale Studien (vgl. Gabriel/Stohler 2012). Gleichzeitig zeigt die sozialwissenschaftliche Jugend- und Übergangsforschung, dass sich die Jugendphase ausdifferenziert und verlängert hat und in der Bewältigung anspruchsvoller geworden ist (vgl. Hurrelmann/Quenzel 2013). Durch das frühe Ende der Jugendhilfe und den erschwerten Zugang zu Hilfen sind Care Leaver bei der Bewältigung des Übergangs mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert. Insgesamt werden die Anliegen und Herausforderungen ehemaliger Adressatinnen und Adressaten der Jugendhilfe noch zu wenig systematisch beachtet. Zwar wird der Gestaltung von Austrittsprozessen in Heimen und Pflegefamilien gegenwärtig mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Dazu haben die «Quality4Children-Standards» zum ­ Austritt und zur Nachbetreuung beigetragen (www.quality4children.ch). ­Allerdings besteht in der Praxis gegenwärtig kein klares Verständnis darüber, wie Austritts­prozesse gut gestaltet werden können und was Jugendliche tatsächlich brauchen. Jugendhilfeeinrichtungen sind hierbei weitgehend auf sich gestellt­­ (vgl. Schaffner 2017). Auch Angebote an Nachbetreuung sowie die Zugänge dazu sind unterstrukturiert und intransparent und werden eher zufällig ermöglicht (vgl. Schaffner/Rein 2015). Insgesamt zeigt sich: In der Schweiz ist noch wenig bekannt über konkrete Herausforderungen und Ressourcen der Care Leaver. Projektdesign und methodisches Vorgehen

Um mehr über die Herausforderungen und den Unterstützungsbedarf direkt von ehemaligen Adressatinnen und Adressaten der Jugendhilfe zu erfahren, wurde ein partizipa­tiver Forschungsansatz als sinnvoll erachtet. Hierbei werden Jugendliche als Co-Forschende einbezogen. Im partizipativen Projekt können die Care Leaver bei der Entwicklung der Interviewfragen, bei der Interviewführung und bei der Bewertung und Diskussion der Ergebnisse nach ihren Möglichkeiten und Ressourcen mitarbeiten, mitbestimmen und mitentscheiden (vgl. Unger 2014). Im Zentrum stehen die Erfahrungen und Reflexionen der Care Leaver. Sie werden als Expertinnen und Experten ihres Übergangs und ihrer Bildungsverläufe angesprochen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bringen ihre wissenschaft­liche


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Kinder- und Jugendhilfe Einblicke ins partizipative Forschungs- und Entwicklungsprojekt «Care Leaver erforschen Leaving Care»

­ xpertise ein und unterstützen den Forschungs- und Entwicklungsprozess. Zu einem E späteren Zeitpunkt werden aus­serdem relevante Unterstützungspersonen als Expertinnen und Experten beigezogen. Das dreijährige Projekt umfasst vier Arbeitszyklen, die im Forschungsprozess den Interessen und Präferenzen der Beteiligten angepasst werden. Der Forschungsprozess orientiert sich an Grundsätzen der partizipativen Aktionsforschung. Ziel ist es, mit Betroffenen konkrete Probleme aus der Praxis zu untersuchen und einen Beitrag zur Entwicklung zu leisten (vgl. Bradbury 2015). Im Rahmen des zyklischen Vorgehens wird zwischen vier Phasen gewechselt: Planung, gemeinsame Arbeitsformate (Aktion), Feldphase und Reflexion. Durch dieses Vorgehen erhalten die Co-Forschenden ein klares Bild der geplanten Phase und sie können gemeinsam mit den Projektleitenden die nächsten Schritte planen.

Zyklus 1_Netzwerkaufbau, Einstieg und Vorbereitung

Zyklus 2_Forschung: Datenerhebung und -analyse

Auswahl, Planung

Auswertung Reflexion

Zyklus 3_Entwicklungs-, Diskussions- und Erprobungsphase von Ansätzen

Planung

Aktion

Auswertung Reflexion

Planung: Wie weiter?

Planung

Aktion

Auswertung Reflexion

Aktion

Feldphase

Feldphase

Feldphase

1. bis 7. Monat

8. bis 20. Monat

21. bis 29. Monat

Zyklus 4_Ergebnissicherung und Verbreitung

Auswertung Reflexion

Aktion

Feldphase

30. bis 36. Monat

Abbildung 1: Forschungszyklen

Erste Erkenntnisse zum gemeinsamen Forschungsprozess

In Zyklus 1 ging es darum, Care Leaver für unser Projekt zu gewinnen. Hierbei erwies sich die Vermittlung der Care Leaver durch die Projektmitarbeitenden aus der Praxis als zentral. Über sie gelang es, mit rund 20 Care Leavern aus den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt in Kontakt zu kommen und sie über das Projekt zu informieren. Schliesslich konnten drei kleine Netzwerke gebildet werden. Mit diesen Gruppen befinden wir uns gegenwärtig in Zyklus 2. Zur Einführung in den Forschungsprozess wurden je vier bis sechs Workshops durchgeführt. In einem ersten Schritt wurde ein gemeinsames Verständnis von Forschung entwickelt­ (Abbildung 2). Anschliessend ermittelten die Gruppen gemeinsam die relevanten Fragen (Abbildung 3), die dann in einem Leitfragebogen zusammengeführt wurden (Abbildung 4).


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Abbildung 2: Forschungsverständnis

Abbildung 3: wichtige Themen

Nach der Einführung der Co-Forschenden in die Interviewführung befragten sie sich zunächst gegenseitig. Vor der Befragung von weiteren Gleichaltrigen wurden die ersten Erfahrungen jeweils gemeinsam ausgewertet und Lösungen für Herausforderungen in Interviewsituationen besprochen. Nach der Datenerhebungsphase werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Daten strukturieren und erste Thesen ent­wickeln und diese mit den Co-Forschenden diskutieren und gewichten und daraus Ergebnisse erarbeiten. Auf dieser Grundlage werden anschliessend in Zyklus 3 Fragen zur Unterstützung vertieft. Hierbei werden relevante Personen aus informellen und formalen Unterstützungsangeboten miteinbezogen. In Zyklus 4 stehen die Darstellung und die Verbreitung der Ergebnisse im Zentrum. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass die Care Leaver über unterschiedliche Erfahrungen verfügen. Viele berichten aber von Herausforderungen und dem Gefühl, ­alleingelassen worden zu sein. Es ist ihnen wichtig, dass sich hier etwas ändert – das motiviert sie, beim Projekt mitzumachen. Transfer Austausch mit Scientific Community

• Österreichischer Soziologiekongress 2017, «Partizipative Forschung in der Sozialen Arbeit zwischen Anspruch und Realität II: Schwerpunkt Kinder und Jugendliche», 7. bis 9. Dezember 2017, Graz • Publikationsworkshop «Agency und Leaving Care», 22. bis 24. Februar 2018, ­Université du Luxembourg • Trinationaler Workshop «Partizipative Forschung in der Sozialen Arbeit», 11. bis 13. April 2018, Basel

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Abbildung 4: Leitfragen


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Kinder- und Jugendhilfe Einblicke ins partizipative Forschungs- und Entwicklungsprojekt «Care Leaver erforschen Leaving Care»

Lehre

• Workshop an der Winter School BA400 «Kooperativ + partizipativ = innovativ?», HS 2017/18 • Wahlpflichtmodul BA252 «Übergänge in Erwerbsarbeit und selbstständige Lebens­führung» • Wahlmodul BA439 «Leaving Care – Übergänge aus der stationären Jugendhilfe ins Erwachsenenalter», 2016/17 • Forschungswerkstatt MA09 zu «Wohnen bei Jugendlichen in prekären Lebens­ lagen» Weiterbildung

• Fachseminar «Care Leaver aus Heimerziehung und Familienpflege begleiten» • Workshop an der Praxistagung der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, 23. Januar 2018 in Basel Auftraggeberschaft, Finanzierung und Unterstützung

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird durch die Stiftung Mercator Schweiz gefördert. Weiter haben die zuständigen Stellen der Kinder- und Jugend­ hilfe der Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt ihre Unterstützung zugesichert. Forschungsteam Projektverantwortliche

Sarina Ahmed Angela Rein Dorothee Schaffner Projektmitarbeitende

Elke Kreft, Dipl.-Soz.-Päd. FH, geprüfte Transaktionsanalytikerin CTA, Erwachsenenbildnerin, Institutionsleiterin Foyer Rütimeyerstrasse, Basel Jürgen Funk, MA SA, Sozialpädagoge und Quattromobil-Coach, Basel Samuel Felder, MA SA, Sozialpädagoge Schulheim Röseren, Liestal Kontakt mit rund 20 Care Leavern, davon 12 Co-Forschende Schlüsselbegriffe

Leaving Care, Kinder- und Jugendhilfe, Übergänge, partizipative Forschung Dauer

Februar 2017 bis Januar 2020


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Literatur Bradbury, Hilary (2015). The SAGE Handbook of Action Research (3. Aufl.). Los Angeles: SAGE. Gabriel, Thomas/Stohler, Renate (2012). Lebenswege nach einem Heimaufenthalt. In: Tänzler, Barbara (Ed.), Kinderheim statt Kinderzimmer – neun Leben danach. Zürich: Helden. 133–141. Hurrelmann, Klaus/Quenzel, Gudrun (2013). Lebensphase Jugend. Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Jugendforschung (12. Aufl.). Weinheim: Beltz Juventa. Mendes, Philip/Snow, Pamela (Hg.) (2016). Young People Transitioning from Out-of-Home Care. International Research, Policy and Practice. London: Palgrave macmillan, Springer nature. Messmer, Heinz (2013). Before Leaving Care. Eine Fallstudie zum fachlichen Handeln beim Übertritt aus der Heimerziehung in die selbständige Lebensführung. Neue Praxis (5), 423–438. Schaffner, Dorothee (2017). Übergänge von Care Leavers – auch ein Thema in der Schweiz? Referat anlässlich der Plattform Fachtagung Fremdunterbringung – Übergangsbegleitung: roots to grow and wings to fly, 14. [www.integras.ch/de/sozial-sonderpaedagogik/tagungen/plattform-fremdplatzierung; Feb. 2018]. Schaffner, Dorothee/Rein, Angela (2015). Strukturelle Rahmung der Statuspassage Leaving Care in der Schweiz – Sondierung in einem unübersichtlichen Feld. Journal of the Swiss Association of ­Social Work (16.14), 9–26. Unger, Hella von (2014). Partizipative Forschung. Einführung in die Forschungspraxis. Wiesbaden: Springer.

«Es ist toll, einen Einblick in Forschung zu bekommen. Es interessiert mich zu sehen, wie das geht. Interviews führen ist sehr spannend. Und ich schätze es, dass das Projektteam uns das zutraut.» Mirian Diz Co-Forscherin mit eigener Erfahrung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Kinder- und Jugendhilfe Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Kanton Zürich, Bildungsdirektion, Amt für Jugend und Berufsberatung, Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe Forschungsteam Baier, Florian Ahmed, Sarina Fischer, Martina Dauer 01.01.2017 bis 31.12.2017 Kontakt Baier, Florian

«Aufgaben und Kompetenzen von Trägern der Schulsozialarbeit»

In diesem Projekt wurde der Frage nachgegangen, welche Aufgaben Trägerinnen und Träger von Schulsozialarbeit haben und welche Kompetenzen notwendig sind, um diese Aufgaben angemessen zu gestalten. Aufbauend auf den Erkenntnissen aus dem «Lagebericht Schulsozialarbeit» aus dem Jahr 2016 wurden in diesem ­Projekt Schulsozialarbeitende des Kantons Zürich zu ihren Erfahrungen mit ihrer jeweiligen Trägerschaft befragt. Auf dieser empirischen Grundlage wurden Praktiken und Organisationsformen von Trägerinnen und Trägern beschrieben. Ziel war es, von den Gegebenheiten im Kanton Zürich ausgehend grundlegende Aufgaben und dafür erforderliche Kompetenzen in der Organisation und Führung von Schulsozialarbeit herauszuarbeiten.

Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe

Finanzierung Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) – Nationales Programm gegen Armut

Bildungsgerechtigkeit als Praxisorientierung und Evaluationskriterium der Schulsozialarbeit

Kooperation AvenirSocial Schulsozialarbeitsverband SSAV

In diesem Projekt wurden die UN-Kinderrechtskonvention sowie der CapabilityApproach auf die Praxis der Schulsozialarbeit angewandt. Es wurde ein Praxis­ instrumentarium für die Schulsozialarbeit entwickelt, mit dem die Umsetzung der Rechte von Kindern sowie ihre Capabilities (Verwirklichungschancen und Befähigungen) in den Praxisbereichen der Schulsozialarbeit analysiert und gefördert werden können. Zudem wurde ein Evaluationsinstrumentarium entwickelt, über das der Beitrag der Schulsozialarbeit zur Realisierung der UN-Kinderrechtskonvention sowie zur Förderung von Capabilities überprüft werden kann. Das Projekt wurde gemeinsam von der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und den ­beiden Berufsverbänden AvenirSocial und dem Schulsozialarbeitsverband SSAV durchgeführt. Gefördert wurde es aus Mitteln des vom BSV verwalteten «Nationalen Programms gegen Armut». Ziel war es, für die derzeit heterogene Praxis der Schulsozialarbeit eine gemeinsame Orientierung zu erarbeiten, die das Profil und das Angebot dieses Handlungsfeldes vereinheitlicht. Zu diesem Projekt fand Anfang 2017 eine internationale Tagung in Olten statt.

Forschungsteam Baier, Florian Ahmed, Sarina Fischer, Martina Dauer 01.10.2015 bis 31.12.2017 Kontakt Baier, Florian Ahmed, Sarina Fischer, Martina Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Empirische Analyse der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in der Schweiz

Die «Schweizweite empirische Analyse der Offenen Kinder- und Jugendarbeit – eine Bestandsaufnahme» ist das Teilprojekt 2 des Gesamtprojekts «Offene Kinder- und Jugendarbeit – Travail avec les enfants et des jeunes – Animazione socioculturale dell’infanzia e della gioventù in allen Sprachregionen der Schweiz». Die Offene ­Kinder- und Jugendarbeit in der Deutschschweiz, le travail avec les enfants et les jeunes in der Romandie und die Animazione socioculturale dell’infanzia e della ­gioventù im Tessin sind wichtige Teile einer umfassenden Kinder- und Jugendförderung, eine Leistungsart der Kinder- und Jugendhilfe und ein Handlungsfeld der Sozialen Arbeit. Bisher gibt es jedoch keine empirische Forschung, die die Offene Kinder- und Jugendarbeit auf gesamtschweizerischer Ebene untersuchte, weshalb es auf nationaler Ebene bisher auch kein aggregiertes Wissen zur Offenen Kinderund Jugendarbeit gibt. Das Forschungsprojekt antwortet auf diesen Mangel an Wissen und analysiert erstmals schweizweit das Handlungsfeld, indem sämtliche Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in allen Landesteilen befragt werden sollen. Mittels einer standardisierten Online-Befragung sollen dabei ­umfassende Daten zu Strukturen und Angeboten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, Informationen zu methodisch-konzeptionellen Orientierungen und Einschätzungen über Handlungs- und Entwicklungsbedarfe aus Sicht der Jugend­ arbeitenden erhoben werden. In inhaltlicher Hinsicht fokussiert die Befragung nebst diesem grundsätzlichen Überblick auf die Themenschwerpunkte Bildung und Partizipation. Die Befragung wird erstmals empirische Anhaltspunkte zu der Frage liefern, inwieweit die Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Schweiz in ­ihrer Programmatik und ihren Angebotsstrukturen darauf ausgerichtet ist, Kindern und Jugendlichen Bildungs- und Partizipationsgelegenheiten sowie Verwirklichungschancen zu eröffnen. Aus den Forschungsergebnissen werden Folgerungen und Hypothesen für die Weiterentwicklung der Praxis abgeleitet, die anschliessend über Sprachgrenzen hinweg mit der Praxis diskutiert werden sollen.

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Finanzierung Stiftung Mercator Schweiz Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) Forschungsteam Gerodetti, Julia Fuchs, Manuel Fellmann, Lukas Steiner, Olivier Dauer 01.12.2017 bis 31.12.2019 Kontakt Gerodetti, Julia Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Kinder- und Jugendhilfe Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Kommission für Technologie und Innovation (KTI) Kooperation Bildungsdirektion Kanton Zürich, Amt für Jugend- und Berufsberatung, Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe Erziehungsdepartement Basel-Stadt, Kinder- und Jugenddienst Soziale Dienste der Stadt Aarau Amt für Kindes- und Erwachsenenschutz Kanton Zug, Unterstützende Dienste Zuger Fachstelle «punkto Jugend und Kind» Forschungsteam Biesel, Kay Schnurr, Stefan Fellmann, Lukas Kaegi, Urs Müller, Brigitte Schär, Clarissa Dauer 01.12.2013 bis 31.03.2017 Kontakt Biesel, Kay Schnurr, Stefan Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe

Entwicklung und Erprobung eines Prozess-Manuals zur dialogisch-systemischen Kindeswohlabklärung

Bedingt durch die bisherigen Institutionalisierungsformen (Milizsystem) hatten sich in der Schweiz nur vereinzelt Verfahren, Methoden und Instrumente zur Einschätzung und zur Abklärung von Gefährdungen des Kindeswohls etablieren können. Mit der im 2013 in Kraft getretenen Reform des Zivilgesetzbuches und der damit ­verbundenen Einrichtung professionalisierter und interdisziplinärer Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) hatten sich die Anforderungen an die Praxis der Abklärung von Gefährdungen des Kindeswohls verändert. Vor diesem Hintergrund zielte das Projekt darauf, in Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis ein Prozess-Manual zu erarbeiten, welches geeignet ist, die Abklärung von Gefährdungen des Kindeswohls anzuleiten und damit die Weiterentwicklung guter Praxis im Kindesschutz zu unterstützen. Zunächst wurde ein Prototyp des Prozess-Ma­ nuals entwickelt; dies geschah forschungsbasiert und in Zusammenarbeit mit Fachpersonen, die Erfahrungen in der Abklärungspraxis haben sowie Mitgliedern von Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden. Anschliessend wurde der Prototyp des Prozess-Manuals von Fachpersonenteams mit Abklärungsaufgaben praktisch erprobt. Die Anwendung des Prototypen und ihre Effekte wurden untersucht. Dabei kamen unter anderem folgende Methoden zum Einsatz: Aktenanalysen, Qualitative Einzelinterviews mit abklärenden Fachpersonen, Gruppeninterviews mit an den untersuchten Fällen beteiligten Mitgliedern der KESB, teilstrukturierte Familieninterviews mit den betroffenen Erziehenden sowie Kindern/Jugendlichen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in die Erarbeitung der Endversion des Prozess-Manuals eingeflossen. Gleichzeitig entwickelte das Team ein Fieldbook, das die Einführung und Anwendung des Prozess-Manuals in Organisationen des Kindesschutzes unterstützt.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Evaluation der Schulsozialarbeit in Winterthur

Die Schulsozialarbeit in der Stadt Winterthur gibt es seit dem Jahr 2001. Sie ist gegenwärtig mit 970 Stellenprozenten ausgestattet, die sich auf 17 Schulsozial­ arbeitende verteilen. Die Schulsozialarbeit ist grundsätzlich für alle Schulen der Stadt zuständig, differenziert die Schulen jedoch nach Stamm- und Kontaktschulen. An Stammschulen ist die Schulsozialarbeit mit mindestens 40 Stellenprozenten präsent und hat dort auch eigene Räumlichkeiten, an Kontaktschulen ist die Schulsozialarbeit mit deutlich weniger Stellenprozenten oder nur auf Anfrage aktiv. Im Rahmen der Evaluation der Schulsozialarbeit in der Stadt Winterthur wurden die Leistungen, konzeptionellen Grundlagen sowie die Praxis der Schulsozialarbeit überprüft und Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Angebots entwickelt. Um die Schulsozialarbeit aus möglichst vielen verschiedenen Perspektiven erfassen zu können, wurden Kinder und Jugendliche, schulische Beteiligte (Schulleitende, Lehrpersonen sowie weiteres schulisches Personal) sowie ausserschulische Vernetzungspartner der Schulsozialarbeit anhand digitaler Fragebogen zu ihren Erfahrungen mit und Erwartungen an die Schulsozialarbeit befragt. Die Schulsozialarbeitenden konnten sich im Rahmen von Gruppendiskussionen zu ihrer Praxis und deren Rahmenbedingungen äussern. Darüber hinaus wurden die konzeptionellen Grundlagen sowie die Arbeitsdokumentation der Schulsozial­ arbeit vor dem Hintergrund aktueller fachlicher Entwicklungen analysiert.

Evaluation des ambulanten Angebots «Multisystemische Therapie (MST Standard, MST-CAN)» im Kanton Basel-Stadt

In der Evaluation werden Inanspruchnahme, lokale Rahmenbedingungen und Wirksamkeitseinschätzungen der «Multisystemischen Therapie (MST Standard, MST-CAN)» im Kanton Basel-Stadt beschrieben und diskutiert. Im Mittelpunkt d ­ er Evaluation stehen die Fragen: Wie werden die Angebote MST Standard und ­MST-CAN im Kanton Basel-Stadt durchgeführt und in Anspruch genommen? Welche Erfahrungen machen ausgewählte beteiligte Akteursgruppen damit? Wie schätzen diese Akteursgruppen vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen mit MST und generell in der Fachpraxis mit Kindern und Jugendlichen und vor dem Hintergrund ihres Kontextwissens zur Angebotslandschaft im Kanton Basel-Stadt die Wirksamkeit und Bedarfsangemessenheit von MST ein.

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Auftrag Stadt Winterthur, Departement Schule und Sport Finanzierung Stadt Winterthur, Departement Schule und Sport Forschungsteam Baier, Florian Ahmed, Sarina Fischer, Martina Dauer 01.09.2017 bis 30.06.2018 Kontakt Baier, Florian Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe

Auftrag Erziehungsdepartement Kanton Basel-Stadt, Jugend, Familie und Sport, Abteilung Jugendund Familienangebote Finanzierung Erziehungsdepartement Kanton Basel-Stadt, Abteilung Jugend- und Familienangebote Forschungsteam Heeg, Rahel Schnurr, Stefan Dauer 01.01.2017 bis 31.01.2018 Kontakt Heeg, Rahel Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Kinder- und Jugendhilfe Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Stiftung Mercator Schweiz Kooperation Genner, Sarah Suter, Lilian Süss, Daniel Gaspar, Attila Egle, Frank Forschungsteam Heeg, Rahel Steiner, Olivier Schmid, Magdalene Dauer 01.05.2016 bis 28.04.2018 Kontakt Heeg, Rahel Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe

Generation Smartphone

Smartphones haben in kurzer Zeit den Alltag und die Lebenswelt von Jugendlichen erobert und durchdrungen. Noch im Jahr 2010 besass weniger als die Hälfte der 12- bis 19-Jährigen in der Schweiz ein Smartphone, 2014 waren es bereits 95 Prozent. Auswirkungen der rasanten und nahezu flächendeckenden Verbreitung sowie der intensiven Nutzung von Smartphones sind wenig erforscht. Im Forschungsprojekt «Generation Smartphone» erforschen Erwachsene und Jugendliche gemeinsam die Smartphonenutzungen von Jugendlichen. So wird das lebensweltliche Wissen von Jugendlichen zu digitalen Medien einbezogen. Datenerhebung: 30 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 19 Jahren dokumentieren über einen Zeitraum von 30 Tagen in Tagebuchform die Nutzung und Bedeutung von Smartphones (z.B. in Form von Videotagebüchern, handschriftlichen Notizen, Audioaufzeichnungen). Die Tagebücher geben Einblick in die alltäglichen Smartphonenutzungen und die damit ­verbundenen Emotionen und Einstellungen. In einem anschliessenden Interview werden Unklarheiten geklärt und die Jugendlichen geben weitere Informationen­ zu ihrer Smartphonenutzung. Auswertung: Dieses Datenmaterial wird von einem Team von Forschenden der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und der ­Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW sowie acht jugendlichen Co-Forschenden ausgewertet. Dadurch fliessen das Insider­wissen der «Generation Smartphone» (Jugendliche) und das methodische und inhaltliche Wissen der erwachsenen Forschenden gleichermassen ein.

Auftrag Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, Hamburg

Konzeptentwicklung, wissenschaftliche Begleitung und Evaluation der Jugendhilfeinspektion in Hamburg

Finanzierung Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, Hamburg

Mit der Jugendhilfeinspektion wird in Hamburg eine Organisationseinheit als ein Instrument der Fachaufsicht eingeführt, das die individuelle Handlungssicherheit der Fachkräfte der Abteilungen der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) im Umgang mit Fällen von Kindeswohlgefährdung und mit Fällen in anderen Bereichen der ­Hilfen zur Erziehung erhöhen und die Qualität der Arbeitsergebnisse sicherstellen soll. Auftrag und Zielsetzung der wissenschaftlichen Begleitung ist es, das Konzept der Jugendhilfeinspektion weiterzuentwickeln, Leitung und Mitarbeitende der ­Jugendhilfeinspektion in der Anwendung der Prüfinstrumente zu qualifizieren und zu prüfen, in welchem Umfang es der Jugendhilfeinspektion gelingt, ihren Aufgaben und Funktionszuschreibungen zu entsprechen. Darüber hinaus soll ermittelt werden, welche Konsequenzen sich im Einzelnen für die Sicherung und Weiterentwicklung bester Fachpraxis im Kinderschutz daraus ergeben. Das Forschungs­ design stützt sich dabei vornehmlich auf umfassende Dokumentenanalysen der betroffenen Organisationseinheiten, ferner auf Gruppendiskussionsverfahren, Leitfadeninterviews sowie auf eine Onlinebefragung aller von den Durchführungen der Jugendhilfeinspektion betroffenen Fach- und Leitungspersonen.

Forschungsteam Biesel, Kay Messmer, Heinz Schär, Clarissa Dauer 01.08.2013 bis 31.03.2018 Kontakt Biesel, Kay Messmer, Heinz Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

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Biesel, Kay/Messmer, Heinz (2018). Jugendhilfeinspektion in Hamburg. Eine tragfähige Antwort zur ­Sicherstellung und Verbesserung sozialpädagogischer Kinderschutzarbeit? In: Sozial Extra. 15. Jg. (2). S. 15–18. Biesel, Kay/Messmer, Heinz (2015). Fachaufsicht in der Kinder- und Jugendhilfe – Fragen, Probleme und Voraussetzungen. In: Das Jugendamt. Zeitschrift für Jugendhilfe und Familienrecht. 88. Jg. (7/8). S. 346–349. Biesel, Kay/Messmer, Heinz/Schär, Clarissa (2014). Jugendhilfeinspektion in Hamburg: Fachliche Innovation oder Ausdruck von Misstrauen? In: Das Jugendamt. 87. Jg. (6). S. 297–300.

Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

Eine wissenschaftlich fundierte Beschreibung der Lebenswelten, Bedürfnisse und Interessen von Kindern und Jugendlichen von heute (und morgen) wurde anhand von Literaturanalysen und eigenen Forschungsarbeiten erstellt und in einem Bericht doku­mentiert. Der Bericht stellt eine zentrale Basis für die Erarbeitung des Programms «Tabakprävention bei Kindern und Jugendlichen» des Tabakpräven­ tionsfonds (TPF) dar. Im Bericht sind die Bedürfnisse der Zielgruppe, die möglichen Massnahmen (in Form von Aktivitäten und Angeboten) sowie die Passung von B ­ edarf, Bedürfnissen und Massnahmen dargestellt und im Hinblick auf die Lebenswelt der Zielgruppe eingeordnet.

Auftrag Bundesamt für Gesundheit (BAG) Finanzierung Bundesamt für Gesundheit (BAG) Tabakpräventionsfonds Forschungsteam Schmid, Holger Nieuwenboom, Jan Willem Heeg, Rahel Steiner, Olivier Dauer 01.08.2016 bis 28.02.2017 Kontakt Schmid, Holger Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit Institut Kinder- und Jugendhilfe


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Kinder- und Jugendhilfe Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) Stiftung FHNW Kooperation CURAVIVA Schweiz Berufs-, Fach- und Fortbildungsschule Bern (BFF) Haute Ecole de Travail Social (HES-SO) Scuola Universitaria Professionale della Svizzera Italiana (SUPSI) Forschungsteam Steiner, Olivier Heeg, Rahel Schmid, Magdalene Luginbühl, Monika Dauer 01.04.2016 bis 01.11.2018 Kontakt Steiner, Olivier Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe

Auftrag Bürgerschaftskanzlei, Freie und Hansestadt Hamburg Finanzierung Bürgerschaftskanzlei, Freie und Hansestadt Hamburg Forschungsteam Biesel, Kay Messmer, Heinz Dauer 12.12.2017 bis 30.06.2018 Kontakt Biesel, Kay Messmer, Heinz Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe

MEKiS – Medienkompetenz in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe

Elektronische Medien sind zunehmend in allen Bereichen des Alltags präsent. Diese sogenannte Mediatisierung stellt in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe eine grosse Herausforderung für die Professionellen dar. Im Projekt MEKiS werden sowohl Grundlagenforschung zum medienerzieherischen Handeln und zur Medienkompetenz von Professionellen in stationären Einrichtungen der ­Jugendhilfe durchgeführt als auch Instrumente der Medienkompetenzförderung für die Praxis entwickelt. Ziele des Projekts sind einerseits die Generierung von wissenschaftlichem Wissen zu Fragen der Medienkompetenz, des medienerzieherischen Handelns und der Herausforderungen medienbezogenen sozialpädagogischen Handelns von Professionellen in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe sowie andererseits die darauf aufbauende Entwicklung und Publikation von praxisnahen Instrumenten und Konzepten zur Förderung von Medienkompetenzen und dem medienerzieherischen Handeln bei Professionellen. Das Projekt soll damit Grundlagen für die Etablierung einer fachlich fundierten Medienerziehung und medienpädagogischen Begleitung von Kindern und Jugendlichen in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe bereitstellen. Das Projekt wird durch eine Kooperation der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW und der Berufs-, Fachund Fortbildungsschule Bern (Monika Luginbühl) getragen. Es besteht zudem eine Kooperation mit dem Dachverband CURAVIVA Schweiz. Im Weiteren besteht eine Zusammenarbeit mit der Haute Ecole de Travail Social (HES-SO: Susanne Lorenz) sowie der Scuola Universitaria Professionale della Svizzera Italiana ­ ­(SUPSI: Luca Botturi, Calvo Spartaco).

Metaanalyseberichte Jugendhilfeinspektion in Hamburg

Die Enquete-Kommission «Kinderschutz und Kinderrechte weiter stärken: Überprüfung, Weiterentwicklung, Umsetzung und Einhaltung gesetzlicher Grundlagen, fachlicher Standards und Regeln in der Kinder- und Jugendhilfe – Verbesserung der Interaktion der verschiedenen Systeme und Akteurinnen und Akteure» befasst sich entsprechend ihres Auftrags mit den bestehenden komplexen Verhältnissen und Entwicklungen des Kinderschutzes und der Kinderrechte innerhalb Hamburgs. Vor diesem Hintergrund hat die Kommission beschlossen, die Durchführung einer sogenannten Metaanalyse der Daten aus den Berichten der Jugendhilfeinspektion zu beauftragen, die der Kommission selbst aus datenschutzrechtlichen Gründen nur in geschwärzter Form zugänglich gemacht werden können. Eine solche Analyse soll die strukturellen Probleme aufzeigen, die durch die Jugendhilfeinspektion in der Hamburger Kinder- und Jugendhilfe festgestellt worden sind und damit eine Grundlage für die Empfehlungen der Kommission bilden. Um bestehende Synergien (ins-


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besondere mit Blick auf den Datenschutz) zu nutzen, wurden Kay Biesel und Heinz Messmer (Institut Kinder- und Jugendhilfe, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW) beauftragt, im Rahmen ihrer für die Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Fa­ milie und Integration (BASFI) durchgeführten wissenschaftlichen Begleitung und ­Evaluation der Jugendhilfeinspektion und mit Erlaubnis der Behörde eine solche Metaanalyse durchzuführen und über ihre Ergebnisse einen schriftlichen Bericht zu verfassen.

Prozessmanual KJF

Die Kantone stehen vor allem seit Inkrafttreten des nationalen Kinder- und Jugendförderungsgesetzes 2013 immer wieder vor der Herausforderung, ihre Angebote, Strukturen und Bedingungen im Bereich auszuweisen. Das Institut Kinder- und ­Jugendhilfe der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW entwickelt und erprobt in ­Zusammenarbeit mit der okaj zürich (kantonale Kinder- und Jugendförderung) ein so noch nicht vorhandenes datenbasiertes Prozessmanual, welches die Kantone in der Schweiz in der Arbeit und Weiterentwicklung ihrer Kinder- und Jugendförderung unterstützt. Dabei geht es um eine methodische Unterstützung bei Datenerfassungen und -auswertungen sowie anschliessenden Strategieentwicklungen. Die Kantone können dank des entwickelten Instruments systematische Übersichten zum Ist-Zustand ihrer Kinder- und Jugendförderungstätigkeiten erarbeiten und die Arbeit auf dieser Grundlage bedarfsgerecht weiterentwickeln. Das Projekt gründet auf den Entwicklungen, Erfordernissen und Erfahrungen eines Pilotprojekts im Kanton Zürich. Die im Rahmen eines Vorprojekts durchgeführten Umfragen auf ­lokaler und nationaler Ebene bestätigten den Bedarf nach einem solchen Instrument. Längerfristig sollen die Angebote in den Kantonen damit vergleichbar ­werden, sodass eine gezielte Steuerung und Qualitätsentwicklung der Kinder- und Jugendförderung auf kantonaler Ebene ermöglicht wird. Das Prozessmanual soll nach ­Abschluss des Projekts allen Kantonen kostenlos zur Verfügung stehen.

Finanzierung Stiftung Mercator Schweiz Kantonale Kinder- und Jugendförderung, okaj Zürich Kooperation okaj zürich (kantonale Kinder- und Jugendförderung) Forschungsteam Fuchs, Manuel Gerodetti, Julia Heeg, Rahel Dauer 01.04.2017 bis 31.12.2020 Kontakt Fuchs, Manuel Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Kinder- und Jugendhilfe Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Kooperation Fachverband Sozialpädagogische Familienbegleitung Schweiz Forschungsteam Messmer, Heinz Fellmann, Lukas Wetzel, Marina Käch, Oliver Dauer 01.04.2017 bis 30.09.2020 Kontakt Messmer, Heinz Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe

Auftrag Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Forschungsteam Biesel, Kay Dauer 01.12.2016 bis 31.07.2017 Kontakt Biesel, Kay Institut Institut Kinder- und Jugendhilfe

Wirkungen und Wirkfaktoren der Sozialpädagogischen Familienbegleitung auf das Familiensystem und seine Netzwerkressourcen

In der Schweiz wird die Sozialpädagogische Familienbegleitung (SPF) seit Mitte der 1980er-Jahre angeboten. Ungeachtet ihrer hohen Bedeutung im Spektrum der Hilfen zur Erziehung ist über die Praxis und Wirkung der SPF in der Schweiz nur wenig bekannt. Insbesondere besteht kaum Wissen darüber, welche Interventionen bei welchen Familien welche Veränderungen bewirken. Entsprechend setzt sich das vorliegende Forschungsvorhaben zum Ziel, zentrale Wirkfaktoren und Wirkungen von SPF zu analysieren. (1) Auf der Grundlage einer multiperspektivischen Wirkungsanalyse werden je vier Fälle von SPF von jeweils vier Leistungsanbietenden (n = 16) mit qualitativen Methoden (Dokumenten- und Dossieranalyse, ethnografische Beobachtung und Interviews) dahingehend untersucht, unter welchen Voraus­ setzungen Fachpersonen der SPF in das Familiensystem intervenieren und wie ­Kinder, Eltern sowie sozialpädagogische Fachpersonen darauf bezogene Wirkungen wahrnehmen und bewerten. (2) Mithilfe einer Sozialen Netzwerkanalyse werden ­Familien mit SPF in der Deutschschweiz (n = ca. 400) mit einem standardisierten Fragebogen zu drei Messzeitpunkten daraufhin untersucht, über welche Ressourcenzugänge und netzwerkbezogenen Belastungen die begleiteten Familien zu Beginn und im weiteren Verlauf der sozialpädagogischen Interventionen verfügen und inwieweit die SPF Netzwerkressourcen optimiert. Mit dem vorliegenden Forschungs­ projekt werden erstmals grundlegende Einsichten in das Zusammenwirken von Kontext, handlungspraktischem Vorgehen und Wirkungen von SPF in der Deutschschweiz generiert und damit (auch international) wichtige Forschungsdesiderate bearbeitet. Das Forschungsprojekt kooperiert mit dem «Verbundprojekt zur Wirksamkeit und Qualität von SPF», das vom Fachverband Sozialpädagogische Fami­ lienbegleitung Schweiz koordiniert wird und zur Qualifizierung und Professionalisierung des fachlichen Handelns von SPF in der Schweiz beitragen soll.

Workshop Errors and Mistakes in Child Protection

Der internationale Forschungsworkshop dient der Auseinandersetzung über Fehlerdiskurse im Kinderschutz. Er dient dem Wissensaustausch, der Identifikation von Forschungslücken und -bedarfen, der Vorbereitung eines internationalen Sammelbands und der Planung von weiterführenden cross-nationalen Forschungs­ projekten.


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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Professionsforschung und -entwicklung Porträt

Die Leitidee des Instituts ist, die Profession Soziale Arbeit grundlegend zu erforschen und zu deren Entwicklung beizutragen. Im Zentrum der Aktivitäten stehen theoriebezogene und anwendungsorientierte Forschungsprojekte, die sich thematisch dem professionellen Handeln sowie dessen organisationalen und gesellschaftlich-politischen Bedingungen in unterschiedlichen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit widmen.

Prof. Dr. Edgar Baumgartner, dipl. Sozialarbeiter Institutsleiter

Der Schwerpunkt «Professionsforschung» bildet den thematischen Kristallisa­ tionspunkt des Instituts und beansprucht, einen Beitrag zur Theorieentwicklung in der Sozialen Arbeit zu leisten. Die Entwicklung von praktischen Problemlösungen steht beim Schwerpunkt «Kooperative Praxisentwicklung» im Vordergrund, der sich stark auf das Verfahren des Praxis-Optimierungs-Zyklus als Drehbuch zur Initiierung von sozialen Innovationen stützt. Der Schwerpunkt «Diagnostik und Prozessgestaltung» rückt Fragen nach der Methodisierbarkeit des professionellen Handelns ins Zentrum, in allen Phasen eines Unterstützungsprozesses, aber mit besonderem Augenmerk bei der sozialen Diagnostik. Daran knüpft der vierte Schwerpunkt an. Der Schwerpunkt «Methoden der Wirkungsforschung» setzt sich mit den Möglichkeiten auseinander, wie die Wirksamkeit verschiedener ­Methoden, Verfahren und Programme der Sozialen Arbeit erforscht werden kann. Für die Wissensvermittlung der erarbeiteten Forschungsergebnisse engagiert sich das Institut in Modulen des Bachelor- und Master-Studiums an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW mit den Themen Profession, Professionalisierung und Methoden des professionellen Handelns. Ein Wissenstransfer findet auch über Dienstleistungsprojekte und Weiterbildungsangebote statt, da die erarbeiteten forschungsbasierten Konzepte und Verfahren zunehmend auf Resonanz in der Praxis stossen.

Kontakt: Prof. Dr. Edgar Baumgartner, Institutsleiter T +41 62 957 20 25, edgar.baumgartner@fhnw.ch www.fhnw.ch/soziale-arbeit/ipp


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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Professionsforschung und -entwicklung Kooperative Instrumente-Entwicklung zur Qualitäts- und Effektivitätssteigerung in der Sozialen Arbeit (KoopIn) Ursula Hochuli Freund, Jakin Gebert, Pascal Amez-Droz und Raphaela Sprenger-Ursprung

Abstract

Prof. Dr. Ursula Hochuli Freund Dozentin

In diesem Projekt wird ein neues, kooperatives Verfahren zur Organisations­ entwicklung erarbeitet, mit dem eine bessere fachliche Fundierung und höhere Qualität des Handelns von Sozialarbeiterinnen und Sozialpädagogen erreicht werden soll. Theoretische Basis ist das Konzept Kooperative Prozessgestaltung KPG (vgl. Hochuli Freund/Stotz 2017), der Fokus liegt auf Instrumenten, die zur Gestaltung der Arbeit mit Klientinnen und Klienten genutzt werden. Die in einer Organisation vorhandenen Instrumente sollen so weiterentwickelt werden, dass sie den fach­lichen Standards von KPG entsprechen. An der Entwicklung und Erprobung des Verfahrens sind sieben soziale Organisationen aus den Bereichen stationäre Hilfen und gesetzliche Sozialhilfe beteiligt. Die einzelnen Praxisprojekte sind hinsichtlich Zielsetzung, Anlage und Ressourcenausstattung unterschiedlich angelegt, werden jedoch stets von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Fach­ personen aus der Praxis in einem kooperativen Prozess entwickelt und realisiert. Diese ­kooperativen Praxisentwicklungsprozesse werden begleitend erforscht. Hintergrund und Forschungsstand

Jakin Gebert, MA Wissenschaftlicher Assistent

In den meisten sozialen Organisationen gibt es eine Vielzahl an Instrumenten, die das professionelle Handeln strukturieren und unterstützen sollen. Diese Instrumente sind jedoch oft wenig kohärent und werden meist eher beliebig genutzt (vgl. Hochuli Freund/Ursprung 2014). Die an Hochschulen für Soziale Arbeit FHNW entwickelten Konzepte und Methoden für Diagnostik und Prozessgestaltung sind demgegenüber theoretisch fundiert und in sich schlüssig. Versuche, diese in einer Transfer-Logik in die Praxis zu implementieren, sind in der Vergangenheit jedoch meist gescheitert. Wenn also das Handlungskonzept Kooperative Prozessgestaltung KPG für die Praxis der Sozialen Arbeit nachhaltig nutzbar gemacht werden soll, braucht es einerseits einen Zugang, der die in einer sozialen Organisation vorhandenen Instrumente berücksichtigt, und andererseits Wissen zur gemeinsamen Gestaltung und Strukturierung von Veränderungsprozessen wie beispielsweise den Praxis-Optimierungs-Zyklus POZ (vgl. Gredig/Sommerfeld 2010). Fragestellung und Zielsetzung

In dem Projekt wird untersucht, wie eine kooperative, theorie- und erfahrungsbasierte (Weiter-)Entwicklung bestehender Instrumente der Prozessgestaltung zu konzipieren und zu gestalten ist, die Qualität, Effektivität und Effizienz in sozialen Organisationen nachhaltig steigert. Dazu gehören folgende Unterfragen: • Kooperativer Entwicklungsprozess: Welches sind die massgeblichen Rahmenbedingungen sowie die förderlichen und hinderlichen Faktoren bei solchen kooperativen Prozessen der Instrumente-(Weiter-)Entwicklung in sozialen Organisationen? • Konzept-Entwicklung KPG: Was gilt es im kooperativen Prozess der Instrumente-­ Weiterentwicklung zu beachten, damit die Instrumente den Anforderungen des theoretischen Konzepts KPG genügen und zugleich die Spezifika von Arbeitsfeld, Organisationskultur und organisationalen Rahmenbedingungen berücksichtigen? • Implementierung: Welches sind die Merkmale eines Implementierungsprozesses, der die nachhaltige Nutzung der modifizierten bzw. neuen Instrumente gewährleistet? Das Ziel ist, das Verfahren kooperativer Instrumente-Entwicklung so beschreiben zu können, dass auf dieser Basis innovative, fachlich fundierte Dienstleistungs­ pakete zu KPG-basierter Instrumente-Entwicklung angeboten werden können.


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Methodisches Vorgehen

Das Verfahren kooperativer Instrumente-Entwicklung ist in drei aufeinander aufbauenden Schritten konzipiert. Entwicklung und begleitender Forschungsprozess sind ineinander verschränkt. Instrumente-Beurteilung

In der sozialen Organisation wird eine gemeinsame Beurteilung der vorhandenen Instrumente für die Gestaltung der Arbeit mit Klienten und Klientinnen vorgenommen: eine erfahrungsbasierte Einschätzung der Praktikerinnen und Praktiker und eine theoriebasierte Einschätzung auf dem Hintergrund von KPG. Im Austausch werden s ­ owohl veränderungsbedürftige Aspekte herausgearbeitet als auch bewährte Handlungspraktiken der Organisation gewürdigt. Instrumente-Entwicklung

Auf Grundlage dieser Beurteilung werden Ziele für den Entwicklungsprozess ­vereinbart und das Vorgehen wird skizziert. Die bestehenden Konzepte, Vorgaben und Instrumente werden in einem kooperativen Prozess von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Fachpersonen aus der Praxis so weiterentwickelt und ergänzt, dass sie fachlichen Standards von KPG entsprechen. Herangehensweise und Arbeitsteilung bei der Entwicklung sind je nach Zielsetzung unterschiedlich und berücksichtigen die organisationalen Rahmenbedingungen, die Organisations­ kultur sowie die für das Projekt bereitgestellten Ressourcen.

Pascal Amez-Droz, lic. rer. soc. Sozialarbeiter HFS Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Implementierung

Die in der Entwicklungsphase jeweils entstandenen neuen Instrumente-Sets, KPG-Arbeitsmanuale und Ähnliches werden in der sozialen Organisation eingeführt, der Umgang damit geschult und praktisch erprobt. Aufgrund der Rückmeldungen werden sie bei Bedarf überarbeitet und für die Implementierung fertiggestellt. Auch in dieser Phase werden die spezifischen Bedingungen der Organisation berücksichtigt. Jeder Implementierungsprozess wird kooperativ konzipiert, innerhalb der Organisation umgesetzt und von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begleitet und unterstützt. Wirkungsorientierte Evaluation

Es wird eine unabhängige Evaluation durchgeführt und untersucht, welche Veränderungen sich in der professionellen Arbeit mit Klientinnen und Klienten aufgrund der neuen Instrumente, Abläufe und Standards zeigen. Begleitforschung

Im Verlaufe der Entwicklungs- und Implementierungsprozesse werden mehrere Gruppendiskussionen durchgeführt, einerseits im Projektforum (dem Austauschgefäss für die Praxisprojektleitungen), andererseits in den sieben sozialen Organisationen. Entwicklungsergebnisse, Reflexionsnotizen und alle weiteren im Rahmen des Projekts entstandenen Dokumente werden ebenfalls als Material genutzt. Die Auswertung der Gruppendiskussionen und Dokumente folgt unter anderem der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015).

Raphaela Sprenger-Ursprung, MSc Wissenschaftliche Mitarbeiterin


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Professionsforschung und -entwicklung Kooperative Instrumente-Entwicklung zur Qualitäts- und Effektivitätssteigerung in der Sozialen Arbeit (KoopIn)

Aktueller Stand, erste Ergebnisse

Die kooperativen Praxisentwicklungsprojekte sind mittlerweile abgeschlossen, die wirkungsorientierte Evaluation in den Organisationen mit fortgeschrittener Implementierung steht bevor. In der Begleitforschung wird das Material derzeit ausgewertet. Der erste Schritt des Verfahrens – die kooperative Instrumente-Beurteilung – ist beschrieben und wird als Dienstleistungspaket angeboten.

«Die Zusammenarbeit mit der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW im Projekt KoopIn war für uns eine einmalige Gelegen­ heit, unser praktisches Vorgehen mit dem theoretischen Zugang und einem konkreten Konzept der Hochschule ab­ zugleichen, Anpassungen und Abstimmungen vorzunehmen und so unsere Vorgehensweise auf eine theoretische Basis zu stellen.»

Dieser erste Verfahrensschritt ist standardisierbar, wenig aufwendig und hat sich als hoch effektiv erwiesen. Erste Forschungsergebnisse zeigen, dass durch die gemeinsame Beurteilung vor Ort, bei der die Einschätzung der Praktikerinnen und Praktiker und diejenige der KPG-Expertinnen und -Experten fortlaufend wertschätzend nebeneinandergestellt werden, nicht nur Vertrauen entsteht, sondern auch ein ­gemeinsames Verständnis von Ressourcen, Mängeln, Veränderungsbedarf und -potenzial. Diese kooperative Beurteilung ist eine solide, aber auch unverzichtbare Basis für einen ­kooperativen Entwicklungsprozess.

Weitere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass im Rahmen der Instrumente-Entwicklung nicht nur gemein­ same kreative Phasen, sondern auch Irritationen und Krisen wichtig sind, damit ein Arbeitsprozess produktiv wird. Es braucht ein gemeinsames diskursives Ringen auf der Basis von gegenseitiger Wertschätzung, damit tatsächlich etwas Neues entstehen kann. Die Bereitschaft der Praktikerinnen und Praktiker, sich mit dem Konzept KPG auseinanderzusetzen, ist ein weiterer wichtiger Gelingensfaktor. In Bezug auf Martina Suter Zentrumsleiterin Schlossmatt, Kompetenzzentrum Jugend und Familie, Bern die Rahmenbedingungen ist eine hohe Fluktuation bei den Projektmitarbeitenden der stärkste Behinderungsfaktor. Förderlich zu sein scheint die Beteiligung von Leitungskräften am Instrumente-Entwicklungsprozess. Eine transparente interne Kommunikation und diskursive Rückkopplungsschlaufen bereits in der Entwicklungsphase tragen ­offenbar zur Akzeptanz der Neuerungen bei. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die beiden Phasen von Instrumente-Entwicklung und -Implementierung viel stärker miteinander verknüpft sind als bislang angenommen. Einerseits hat sich gezeigt, dass einer ersten Entwicklungsphase meist eine Erprobungsphase in der Organisation folgt und die überarbeiteten Prozessabläufe und Instrumente danach bei Bedarf verändert werden, bevor sie als neuer Standard verbindlich eingeführt werden. Andererseits gilt es zu berücksichtigen, dass die neuen KPG-basierten Instrumente auch ein verändertes professionelles Selbstverständnis implizieren, beispielsweise in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Klientinnen und Klienten. Ein Implementierungsprozess ist deshalb nicht nur als Erprobungs-, sondern auch als Übungs-, Diskussions- und Kompetenzbildungsphase zu gestalten und langfristig anzulegen. Nur dann kann aus einem KPG-basierten


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Instrumente-Entwicklungsprojekt ein grundlegender Veränderungsprozess in Bezug auf Handlungsroutinen und Organisationskultur entstehen, der zur intendierten Qualitäts- und Effektivitätssteigerung führt. Die Entwicklung von theoriebasierten Instrumenten, die nachhaltig in der Praxis genutzt werden sollen, lässt sich nicht ohne deren Implementierung und auch nicht unabhängig von konkreten Organisationen denken. Der Zugang bei KoopIn, das Konzept KPG in einem kooperativen Prozess organisationsspezifisch zu konkretisieren, ist gemäss den bisherigen Forschungsergebnissen ein sinnvoller Weg. Transfer

Das Forschungsprojekt wurde an verschiedenen Tagungen vorgestellt und es gibt eine erste Publikation über den Entwicklungsprozess in einer der beteiligten ­Organisationen (vgl. Sprenger-Ursprung et al. 2017). Ein wichtiger Praxispartner bei KoopIn ist die Organisationsberatungsfirma Schiess. Sie nutzt die Forschungs­ ergebnisse und bietet unter dem Label «kooperativ.» Dienstleistungspakete zu KPG-basierter Instrumente-Entwicklung an. Der Beizug der Expertise der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW wird integraler Bestandteil dieser Dienstleistungen sein. Nähere Informationen dazu finden sich unter www.kooperativ.ch.

Finanzierung

KTI – Kommission für Technologie und Innovation Forschungsteam

Prof. Dr. Ursula Hochuli Freund Raphaela Sprenger-Ursprung, MSc Jakin Gebert, MA Pascal Amez-Droz, lic. rer. soc., Sozialarbeiter HFS Prof. Dr. Eva Büschi Prof. Dr. Edgar Baumgartner Dr. Silke Müller-Hermann Praxispartnerinnen / Praxispartner

Kompetenzzentrum Jugend und Familie Schlossmatt, Bern Stiftung Passaggio, Lützelflüh Blindenschule Zollikofen Stiftung Schürmatt, Zetzwil Soziale Dienste Gemeinde Wettingen Soziale Dienste Muri-Gümligen Sozialdienst Münchenbuchsee Schiess – Beratung von Organisationen AG (Hauptumsetzungspartner) Schlüsselbegriffe

Kooperative Prozessgestaltung (KPG), Praxis-Optimierungs-Zyklus, Kooperative Praxisentwicklung, Kooperative Instrumente-Entwicklung, Implementierung

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Professionsforschung und -entwicklung Kooperative Instrumente-Entwicklung zur Qualitäts- und Effektivitätssteigerung in der Sozialen Arbeit (KoopIn)

Dauer

1. Januar 2016 bis 30. August 2018 Literatur Gredig, Daniel/Sommerfeld, Peter (2010). Neue Entwürfe zur Erzeugung und Nutzung lösungsorientierten Wissens. In: Otto, Hans-Uwe/Polutta, Andreas/Ziegler, Holger (Hg.): What works – Welches Wissen braucht die Soziale Arbeit? Zum Konzept evidenzbasierter Praxis. Opladen: Barbara ­Budrich. S. 83–98. Hochuli Freund, Ursula/Stotz, Walter (2017). Kooperative Prozessgestaltung in der Sozialen Arbeit. Ein methodenintegratives Lehrbuch. 4. aktualisierte Auflage. Stuttgart: Kohlhammer. Hochuli Freund, Ursula/Ursprung, Raphaela (2014). Bestandsaufnahme methodisches Handeln. HSA: Olten. Mayring, Philipp (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim/Basel: Beltz. Sprenger-Ursprung, Raphaela/Gebert, Jakin/Trawöger, Renate/Eglinger, Oliver/Hochuli Freund, ­Ursula (2017). Implementation eines Tools für sozialpädagogische Prozessgestaltung und Dokumentation in einer Einrichtung der stationären Behindertenhilfe. In: Hochuli Freund, Ursula (Hg.). Kooperative Prozessgestaltung in der Praxis. Materialien für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. S. 169–178.

«Die Zusammenarbeit war ­ für uns geprägt von grossem ­gegenseitigem Respekt. Der Austausch erfolgte auf Augenhöhe. Die Vertreterinnen und Vertreter der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW erbrachten das grosse Engagement, sich immer wieder in die Rahmenbedingungen und Themen unserer Praxisorganisation hineinzudenken und eine ­pragmatische, aber doch theoriegerechte Umsetzung des Konzepts zu ermöglichen.» Martina Suter Zentrumsleiterin Schlossmatt, Kompetenzzentrum Jugend und Familie, Bern


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Institut Professionsforschung und -entwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Forschungsteam Müller-Hermann, Silke Becker-Lenz, Roland Käch, Oliver Neuhaus, Lukas Dauer 01.12.2014 bis 31.08.2017 Kontakt Müller-Hermann, Silke Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung

Auswirkungen politischer Steuerung auf die Organisationen und das professionelle Handeln in der Sozialen Arbeit

Im Zentrum der empirischen Studie stand die Frage, in welcher Weise sich politische Steuerung – in Gestalt von Gesetzen und Verordnungen – auf Organisationen und das professionelle Handeln in der Sozialen Arbeit auswirkt. Am Beispiel der Reform des schweizerischen Erwachsenenschutzrechts wurde anhand drei ausgewählter Erwachsenenschutzbehörden in drei Kantonen empirisch untersucht, inwiefern eine Gesetzesänderung die Ebene der Organisation sowie die des berufspraktischen Handelns der darin tätigen Fachkräfte prägt. Methodisch verfolgte die Studie einen qualitativ-rekonstruktiven Ansatz: Es wurden verschiedene Dokumente (Gesetzestexte, Falldossiers, Interviews) nach kontrastierenden Kriterien ausgewählt und objektiv-hermeneutisch interpretiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die auf gesetzlicher Ebene eröffneten insgesamt grossen Gestaltungsspielräume auch für die Errichtung unterschiedlicher Organisationsmodelle und die Entwicklung bestimmter ­Verfahrensabläufe genutzt wurden. Die Unterschiede in der Organisationsgestaltung betreffen vor allem die Einbettung in die kantonale, kommunale oder regionale Behörden- bzw. Gerichtsstruktur. Im inneren Aufbau sind sich die untersuchten drei Behörden bzw. Gerichte relativ ähnlich. Alle Erwachsenenschutzbehörden im ­Sample sind primär als Beurteilungs- und Entscheidungsgremien konzipiert, die Führung von Massnahmen gehört nicht zu ihren Aufgaben. In den Spruchkörpern ist vor allem juristisches und sozialarbeiterisches Personal tätig, wobei es keine ­institutionalisierte Arbeitsteilung zwischen diesen Personalkategorien gibt. Die Präsidien sind mit Juristen und Juristinnen besetzt. Auf der Verfahrensebene w ­ urde die Fallführung und Abklärung in elf Fällen analysiert. Auf dieser Ebene bestehen gesetzlich eingeräumte Gestaltungsspielräume, etwa in der Frage, ob die Behörden Abklärungen selbst durchführen oder sie delegieren, wie und wann sie die vorgeschriebenen Anhörungen durchführen oder wie sie mit dem Gebot der Interdisziplinarität umgehen. Alle Behörden des Samples tendieren dazu, Abklärungen mehr oder weniger zu delegieren, statt sie selbst durchzuführen. Charakteristisch für alle Behörden ist ein hohes Mass an Standardisierungen der Arbeit, etwa durch Verwendung von Textbausteinen in Schriftstücken. Ein Preis dieser Standardisierung ist, dass eine fallspezifische Konkretisierung von Zielen und Modalitäten von Massnahmen kaum stattfindet. Die mit der Gesetzesreform angestrebte «Massschneiderung von Massnahmen» beschränkt sich auf die falladäquate Auswahl bzw. Kombination gesetzlich vorgesehener Beistandschaftsformen. In den Entscheidungen sind unter­ schiedliche Orientierungen erkennbar, sowohl eine Orientierung an der Selbst­ bestimmung von Klientinnen bzw. Klienten als auch eine Orientierung an deren Schutz. In der Verfahrensführung und in Bezug auf die Entscheidungsfindung ist keine interdisziplinäre Arbeitsteilung erkennbar, sie scheint aber aufgrund der anspruchsvollen Aufgaben sinnvoll. Mit Blick auf die Zielsetzungen der Gesetzes­ reform erscheinen wesentliche Ziele (Förderung von Selbstbestimmung, juristische Korrektheit der Verfahrensführung) erreicht. Auch die Entscheidungsfindung ist meist fachlich nachvollziehbar begründet. Jedoch beschränkt sich die Arbeit der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) im Wesentlichen auf die Produk­ tion solcher Entscheide. Die Einrichtung einer für die Abklärung und letztlich auch


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die Durchführung von Massnahmen notwendigen Arbeitsbeziehung mit den Klientinnen und Klienten wird, wie schon in der früheren Praxis der Vormundschafts­ behörden, anderen Diensten überlassen. Hier werden Gestaltungsspielräume des Gesetzes nicht genutzt. Insgesamt erscheint die Nutzung von gesetzlich eröffneten Gestaltungsspielräumen von zu Verfügung stehenden Ressourcen, Bedingungen im Umfeld der Behörden und von Selbstverständnissen tradierter Behördenorganisation beeinflusst zu sein. Becker-Lenz, Roland/Käch, Oliver/Müller-Hermann, Silke/Neuhaus, Lukas (2017). Die Organisation der Erwachsenenschutzbehörde in der Schweiz. Empirische Befunde und professionstheoretische Reflexionen. In: Thieme, Tina/Silkenbeumer, Mirja (Hg.). Die herausgeforderte Profession. Soziale Arbeit in multiprofessionellen Handlungskontexten. Lahnstein: Neue Praxis. S. 107–115. Becker-Lenz, Roland/Käch, Oliver/Neuhaus, Lukas (2017). Schutz, Wohlergehen und Selbstbestimmung. Zielbestimmungen im Erwachsenenschutz. Präsentation am 22.06.2017. Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie «Gemeinwohl und Eigeninteresse», Universität Zürich. Becker-Lenz, Roland/Müller-Hermann, Silke/Käch, Oliver (2017). Rechtsanwendung, Arbeitsbündnis und Diagnostik: Zur interdisziplinären Expertisenutzung im Kindes- und Erwachsenenschutz der Schweiz. Präsentation am 17.11.2017. Tagung «Multi-», «Inter-» und/oder «Trans-»? Die Soziale ­Arbeit in ihrem Verhältnis zu anderen Praxen und Disziplinen. Hochschule Rhein-Main. Busse, Stefan/Ehlert, Gudrun/Becker-Lenz, Roland/Müller-Hermann, Silke (Hg.) (2016). Professionalität und Organisation. Wiesbaden: Springer VS. Busse, Stefan/Ehlert, Gudrun/Becker-Lenz, Roland/Müller-Hermann, Silke (2016). Einleitung: Professionelles Handeln in Organisationen. In: Busse, Stefan/Ehlert, Gudrun/Becker-Lenz, Roland/Müller-­ Hermann, Silke (Hg.). Professionalität und Organisation. Wiesbaden: Springer VS. S. 1–11. Neuhaus, Lukas/Käch, Oliver/Becker-Lenz, Roland/Müller-Hermann, Silke (2017). Handeln nach gesetzlicher Vorgabe: Soziale Arbeit zwischen Schutz und Selbstbestimmung. In: Neuhaus, Lukas/ Käch, Oliver (Hg.). Bedingte Professionalität. Professionelles Handeln im Kontext von Institution und Organisation. Weinheim: Beltz Juventa. S. 176–207.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Professionsforschung und -entwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Kooperation Universität Basel, Departement Geschichte Forschungsteam Nadai, Eva Canonica, Alan Gonon, Anna Lengwiler, Martin Rotzetter, Fabienne Dauer 01.05.2014 bis 31.07.2017 Kontakt Nadai, Eva Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung

Berufliche Eingliederung zwischen Invalidenversicherung und Wirtschaft

Die schweizerische Invalidenversicherung (IV) verfolgt den Grundsatz «Einglie­ derung statt Rente». Die Entscheidung über die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung liegt aber nicht bei der IV, sondern bei den Arbeitgebenden. Ein interdisziplinäres Projekt des Instituts für Professionsforschung und -entwicklung (IPP) und des Departments Geschichte der Universität Basel analysierte den Wandel der Institutionen und Praktiken der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und das Verhältnis zwischen IV und Arbeitgebenden. Untersucht wurden die historischen und aktuellen Begründungen und praktischen Formen der Beschäftigung von Arbeitskräften mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen und mit welchen ­Mitteln die IV Unternehmen adressiert. In der soziologischen Teilstudie des IPP wurden Interviews und/oder Teilnehmende Beobachtungen in insgesamt sieben ­IV-Stellen und 35 Unternehmen durchgeführt. In zwei dieser IV-Stellen und zwei der Unternehmen fanden vertiefende Fallstudien statt. Das Eingliederungspersonal der IV-Stellen setzt vor allem auf langfristige Vertrauensbeziehungen zu Arbeitgebenden und versucht, mit einer Mischung von ökonomischen Argumenten und ­Appellen an soziale Verantwortung zu überzeugen. Die untersuchten Unternehmen berufen sich auf eine soziale Verantwortung, die sich aber in den Grenzen der ­ökonomischen Realität halten müsse. Diese Verantwortung bezieht sich (vor allem in Grossunternehmen) primär auf die Weiterbeschäftigung von erkrankten Mitarbeitenden, aber nur selten auf die Neuanstellung von Menschen mit einer bereits ­bekannten Beeinträchtigung. Nadai, Eva (2015). Bridging the Gulf between Welfare and Economy. Collaboration between Disability Insurance and Employers. Präsentation am 27.09.2015. 12th Conference of the European Sociological Association, Research Network 26 Sociology of Social Policy. Prag. Nadai, Eva (2015). Moral Economy. The Employment of People with Disability and the Shifting Responsibilities for the Social. Präsentation am 03.09.2015. 3. Internationaler Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziale Arbeit «Übergänge in der Sozialen Arbeit». Zürich. Nadai, Eva (2015). The Employable Subject between Welfare and Economy. Researching Practices, Structures and Discourses of Work Integration. Präsentation am 26.02.2015. Journée d’étude «Précarisation, paupérisation et activation». Lausanne. Nadai, Eva (2016). Die Beschäftigung von Behinderten zwischen «sozialer Verantwortung» und «ökonomischer Realität». Betriebliche Kalküle und Formate zur Wertbestimmung von Arbeitskräften. Präsentation am 10.06.2016. 4. Schweizerische Geschichtstage «Formen der Macht». Universität Lausanne. Nadai, Eva (2017). Asymmetrische Responsibilisierung oder wie man Arbeitgeber vom Wert von «Behinderten» überzeugt. In: Bilgi, Oktay/Frühauf, Marie/Schulze, Kathrin (Hg.). Widersprüche gesellschaftlicher Integration – Zur Transformation Sozialer Arbeit. Wiesbaden: Springer VS. S. 111–128. Nadai, Eva (2017). Win-win. The deployment of disabled workers between common good and free ­riding. Präsentation am 22.06.2017. Conference of the Swiss Sociological Association. Universität Zürich. Nadai, Eva/Canonica, Alan (2016). The moralisation of labour. Rationales for the employment of ­people with disabilities. Präsentation am 12.11.2016. International Workshop «Moral Struggles in and around Markets». Neuenburg.


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Nadai, Eva/Gonon, Anna/Rotzetter, Fabienne (2016). How to sell and how to use workers with «limited productivity». The employment of people with disabilities between welfare and economy. ­Präsentation am 04.02.2016. In working order: disability policy, economic rationales and employ­ ability. A oneday conference on disability insurance policies. Lausanne. Nadai, Eva/Gonon, Anna/Rotzetter, Fabienne (2017). Soziale Verantwortung in ökonomischen Grenzen. Berufliche Eingliederung von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen zwischen Unternehmen und Invalidenversicherung. Olten: Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Rotzetter, Fabienne/Gonon, Anna (2017). Zückerchen für Arbeitgebende. Sozialstaatliche Anreize zur beruflichen Eingliederung von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen in der Schweiz. In: Soziale Passagen. 9. Jg. (1). S. 153–168.

Berufliche Teilhabe messen und steuern

Bei der Steuerung von Werkstätten für Menschen mit Behinderungen stehen sich zwei Prozesse mit Zielkonflikten gegenüber. Der zentrale Prozess «Teilhabe» muss gemäss der UN-Behindertenrechtskonvention eine möglichst normalisierte berufliche Teilhabe sicherstellen. Beim Prozess «Produktion» stehen betriebswirtschaftliche Faktoren im Zentrum. In vielen Einrichtungen der Behindertenhilfe ist eine Entkoppelung der beiden Prozesse und eine starke Fixierung der Steuerungsbestrebungen auf den Prozess «Produktion» festzustellen. Das Institut Professionsforschung und -entwicklung führt das Projekt in Kooperation mit der Stiftung Valida in St. Gallen, der Stiftung MBF Stein, der Insieme Oberwallis, den Theo-Lorch-Werkstätten GmbH Ludwigsburg und dem Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V. von 2016 bis 2018 durch. Es beinhaltet zwei Zielrichtungen. Erstens werden bestehende und künftige berufliche Teilhabemöglichkeiten und -chancen und die Teilhabe der beschäftigten Menschen mit Beeinträchtigungen mit den dazu benötigten Hilfen in der Einrichtung erfasst und bewertet. Zweitens werden die Kernprozesse «Teilhabe» und «Produktion» konzeptualisiert und mess- und damit steuerbar gemacht. Mit den Erkenntnissen werden erste exemplarische Organisationsentwicklungsprozesse umgesetzt.

Finanzierung Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V., Gelnhausen Insieme Oberwallis Stiftung MBF, Stein Stiftung Valida, St. Gallen Theo-Lorch-Werkstätten GmbH, Ludwigsburg Forschungsteam Oberholzer, Daniel Widmer, Matthias Dauer 01.10.2016 bis 31.12.2018 Kontakt Oberholzer, Daniel Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Professionsforschung und -entwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Gebert Rüf Stiftung Kooperation Hochschule für Technik FHNW Forschungsteam Sommerfeld, Peter Hollenstein, Lea Babic, Sabina Calzaferri, Raphael Dällenbach Bechtel, Regula Dauer 01.05.2015 bis 30.04.2017 Kontakt Hollenstein, Lea Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung

BREF Systemische Diagnostik

Die gesellschaftliche Entwicklungsdynamik erzeugt zunehmend komplexe Problemlagen, wodurch die Hilfepraxis in verschiedenen Feldern der Sozialen Arbeit an Grenzen stösst. In Forschungsprojekten an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW haben wir Menschen über längere Zeit in Beratungs- und Reintegrationsprozessen beobachtet. Dabei konnten wir nachweisen, dass die Komplexität der Problem­ konstellationen weder in Theorie noch Praxis adäquat wahrgenommen und bearbeitet wird. Entsprechend sind die Lösungsansätze von begrenzter Nachhaltigkeit und ­Effektivität. Auf der Grundlage dieser Forschungsarbeiten ist es gelungen, eine ­forschungsbasierte Theorie der Sozialen Arbeit mit den Kategorien «Integration» und «Lebensführung» zu entwickeln, mit der Komplexität und Dynamik von Fällen systemtheoretisch gefasst werden können (vgl. Sommerfeld/Hollenstein/Calzaferri 2011). Das Projekt nutzte das Potenzial der Theorie «Integration und Lebensführung» für die Entwicklung und Diffusion einer systemischen Diagnostik für die Soziale ­Arbeit mit komplexen Fällen. Dabei wurden Instrumente aus der Forschung (z. B. Aus­ wertung von biografischen Interviews), die sich für die Erfassung komplexer Fälle eignen, für die Anwendung in der Praxis weiterentwickelt, an deren Bedürfnisse und Möglichkeiten angepasst und so vier Auswertungsverfahren in einem Manual beschrieben. Zur Unterstützung bei der Anwendung wurde mit unseren Partnerinnen und Partnern der Hochschule für Technik FHNW eine Software zur Modellierung der systemischen Falldynamik entwickelt. Parallel zur Entwicklung der softwareunterstützten diagnostischen Verfahren und Instrumente wurde ein darauf bezogenes ­diagnostisches Weiterbildungsangebot erarbeitet. Weiter wurde ein marktfähiges Dienstleistungsangebot «Systemisch-biografische Gutachten und Diagnosen für die Soziale Arbeit mit komplexen Fällen» aufgebaut und getestet, das die bisherige psychologisch-psychiatrische Begutachtungstätigkeit um den Blick auf soziale Problemkonstellationen ergänzt. Damit können Diagnostik- und Begutachtungsaufgaben an die Expertinnen und Experten der Hochschule (oder später akkreditierte Experten/Expertinnen) delegiert werden. In dem Projekt wurde erfolgreich eine neue Form der Kooperation mit der Praxis erprobt, die auf den Aufbau einer langfristig angelegten Kooperation zwischen Praktikern/Praktikerinnen und Wissenschaftlern/ Wissenschaftlerinnen zielt. Calzaferri, Raphael/Babic, Sabina/Voegeli, Franziska (2016). Der Gewinn sozialdiagnostischer Gutachten/Abklärungen für eine systemische Diagnostik? Reflexion anhand konkreter Beispiele und Erfahrungen. Präsentation am 16.09.2016. 6. Fachtagung Soziale Diagnostik. Hamburg. Dällenbach, Regula/Stettler, Therese (2016). Modellierung von Lebensführungssystemen: Entwicklung einer systemischen Diagnostik für die Soziale Arbeit mit komplexen Fällen. Präsentation am 16.09.2016. 6. Fachtagung Soziale Diagnostik. Hamburg. Hollenstein, Lea (2016). Sozialdiagnostische Gutachten als Kernelemente einer systemischen Dia­ gnostik für die Soziale Arbeit mit komplexen Fällen? Präsentation am 16.09.2016. 6. Fachtagung Soziale Diagnostik. Hamburg. Hollenstein, Lea (2017). Überlegungen zur Zukunft der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie. Präsentation am 28.03.2017. Sozialkonferenz Psychiatrie I. Psychiatrische Klinik Waldau. Bern. Hollenstein, Lea/Calzaferri, Raphael/Dällenbach, Regula/Rüegger, Cornelia/Sommerfeld, Peter (2017). Systemisch-biografische Diagnostik des Lebensführungssystems. In: Buttner, Peter/­Gahleitner, Silke B./Hochuli Freund, Ursula/Pantucek, Peter/Röh, Dieter (Hg.). Handbuch Soziale Diagnostik. Perspektiven und Konzepte für die Soziale Arbeit. Berlin: Deutscher Verein für öffentliche und ­private Fürsorge e.V. S. 183–195.


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Hollenstein, Lea/Voegeli, Franziska (2017). Gutachten und Berichte für die KESB auf der Basis Systemisch-biografischer Diagnostik des Lebensführungssystems. Präsentation am 20.09.2017. Treffpunkt: Soziale Diagnostik, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, Olten. Hüttemann, Matthias/Rotzetter, Fabienne/Amez-Droz, Pascal/Gredig, Daniel/Sommerfeld, Peter (2016). Kooperation zwischen Akteuren aus Wissenschaft und Praxis. Neue Praxis. 46. Jg. (3). S. 205–221. Hüttemann, Matthias/Solèr, Maria/Süsstrunk, Simon/Sommerfeld, Peter (2017). Wirkungsforschung und -evaluation in der Klinischen Sozialarbeit. Klinische Sozialarbeit. 13. Jg. (3). S. 4–6. Sommerfeld, Peter (2016). Forschung und Evidenzbasierung in der klinischen Sozialen Arbeit. Präsentation am 06.06.2016. Addiction Research – Summer School. Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, Köln. Sommerfeld, Peter/Dällenbach, Regula/Rüegger, Cornelia/Hollenstein, Lea (2016). Klinische Soziale Arbeit und Psychiatrie. Entwicklungslinien einer handlungstheoretischen Wissensbasis. Wies­ baden: Springer VS. Sommerfeld, Peter/Hollenstein, Lea/Calzaferri, Raphael (2011). Integration und Lebensführung. Ein forschungsgestützter Beitrag zur Theoriebildung der Sozialen Arbeit. Wiesbaden: VS Verlag für ­Sozialwissenschaften. Sommerfeld, Peter/Hollenstein, Lea/Calzaferri, Raphael (2016). Integration und Lebensführung – Forschungsbasierte Theoriebildung zum Gegenstandsbereich der Sozialen Arbeit. In: Borrmann, Stefan/Spatscheck, Christian/Pankofer, Sabine/Sagebiel, Juliane/Michel-Schwartze, Brigitta (Hg.). Die Wissenschaft Soziale Arbeit im Diskurs – Auseinandersetzungen mit den theoriebildenden Grundlagen Sozialer Arbeit. Leverkusen: Barbara Budrich. S. 269–290. Sommerfeld, Peter/Rotzer, Paolo (2016). Soziale Diagnostik als integraler Bestandteil einer handlungstheoretischen Wissensbasis der Sozialen Arbeit. Präsentation am 16.09.2016. 6. Fachtagung Soziale Diagnostik, Hamburg.

Die Bemessung der Wirkung und Qualität des Nachteilsausgleichs in Rehabilitationseinrichtungen (SROI-TuN)

Das neue Bundesteilhabegesetz in Deutschland postuliert, gerahmt von den Setzungen der UN-Behindertenrechtskonvention, die möglichst normalisierte und selbstbestimmte und vor allem möglichst inklusive Teilhabe von Menschen mit ­Beeinträchtigungen. Das Bundesteilhabegesetz verlangt einen vergleichenden Wirkungsnachweis zur Teilhabequalität über alle Anbietenden von Angeboten und Leistungen. Es ist weitgehend unklar, wie dieser Forderung nachgekommen werden kann. Das Institut Professionsforschung und -entwicklung führt dazu in Kooperation mit der WfB – Werkstätten für behinderte Menschen Wiesbaden-RheingauTaunus, dem Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V., Gelnhausen, und der Behinder­ tenhilfe Bergstrasse gemeinnützige GmbH, Bensheim, von 2016 bis 2019 ein For­schungsprojekt durch. Für ein repräsentatives Sample von Personen mit Nachteilsausgleich in Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigung (WfbM) wird ­deren berufliche Teilhabesituation mit jener von vergleichbaren Personen ohne ­Beeinträchtigung verglichen. Die so festgestellte Differenz und die professionellen nachteilsausgleichenden Leistungen der WfbM werden anschliessend bewertet. Das Ziel ist die Entwicklung eines Messverfahrens.

Finanzierung Behindertenhilfe Bergstrasse gemeinnützige GmbH, Bensheim Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V., Gelnhausen (BWMK Hessen) Gemeinnütziger Verein für Behindertenhilfe Wiesbaden und Rheingau-Taunus-Kreis e.V., Wiesbaden Theo-Lorch-Werkstätten GmbH, Ludwigsburg Forschungsteam Oberholzer, Daniel Widmer, Matthias Babic, Sabina Dauer 01.12.2016 bis 30.09.2019 Kontakt Oberholzer, Daniel Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Professionsforschung und -entwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung socialWEB Software GmbH, Liebefeld Kooperation socialWEB Software GmbH, Liebefeld Forschungsteam Hochuli Freund, Ursula Amez-Droz, Pascal Gebert, Jakin Broccard, Michel Dauer 01.09.2017 bis 31.12.2019 Kontakt Hochuli Freund, Ursula

Fallführungs-Software KPG

Mit dem Projektpartner socialWEB wird eine neue Version der FalldokumentationsSoftware entwickelt, die auf dem Konzept Kooperative Prozessgestaltung basiert (KPG). Im digitalen Zeitalter ist die elektronische Fallführung und -dokumentation zu einem wichtigen Aspekt professionellen Handelns in sozialen Organisationen ­geworden. Diese soll nicht nur die Aktenführung gewährleisten, sondern auch die Fachlichkeit des Handelns mit allen beteiligten Akteurinnen und Akteuren unterstützen. In diesem Projekt werden gemeinsam mit einer Softwarefirma neue Konfigurationen für eine Falldokumentations-Software entwickelt, welche Standards und Arbeitsmethoden des Konzepts Kooperative Prozessgestaltung enthalten. Ziel ist es, eine theoretisch abgestützte, vermarktungsfähige Standardversion «socialWEB-KPG» zu entwickeln.

Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung

Finanzierung Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Alternde Gesellschaft» Forschungsteam Becker-Lenz, Roland Rack, Oliver Gautschi, Joel Ormanns, Yann Rüegger, Cornelia Rutz, Milena Dauer 01.09.2016 bis 31.08.2017 Kontakt Becker-Lenz, Roland Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung

Gefährdungsmeldungen bezüglich älterer Menschen im Erwachsenenschutz

Gegenstand der explorativen Studie im Feld des schweizerischen Erwachsenenschutzes sind Gefährdungsmeldungen bezüglich älterer Menschen. Das Ziel der Studie ist, im Sinne einer Vorstudie explorativ Erkenntnisse zu Gefährdungsmeldungen in einem eingegrenzten Untersuchungsgebiet zu generieren und zugleich ein methodisches Design (Erhebungsinstrumente und Auswertungsmethoden) für eine nachfolgende Studie mit grösseren Fallzahlen zu erproben bzw. zu entwickeln. Im Zuständigkeitsbereich einer Erwachsenenschutzbehörde werden die im Zeitraum von zwei Monaten eingegangenen Gefährdungsmeldungen analysiert und mittels weitergehender Untersuchungsschritte (Interviews und schriftliche Befragung von Meldepersonen) geklärt, aus welchen Gründen Fachpersonen und Laien eine Meldung machen bzw. von einer Meldung absehen. Mit dem entwickelten ­Untersuchungsdesign soll ein SNF-Antrag gestellt werden, um die Untersuchung von Gefährdungsmeldungen auf die vier Trägerkantone der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW auszuweiten. Die Erkenntnisse dieser Studie sollen mit den ­Daten des Alters-Surveys in Beziehung gesetzt werden. Becker-Lenz, Roland (2017). Gefährdungsmeldungen zum Schutz älterer Menschen – Gründe dafür und dagegen. Präsentation am 04.05.2017. Vortrag in der Veranstaltungsreihe «Jour Fixe Familie». Centrum für Familienwissenschaften, Universität Basel. Becker-Lenz, Roland/Rüegger, Cornelia (2017). Fokus Erwachsenenschutz: Gefährdungsmeldungen bei älteren Menschen: wer meldet was, warum (nicht)? Präsentation am 08.11.2017. Praxisforum. Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Olten. Rüegger, Cornelia/Becker-Lenz, Roland/Rack, Oliver/Ormanns, Yann (2017). Wer meldet was und ­warum (nicht)? In: Zeitschrift für Kindes- und Erwachsenenschutz. 72. Jg. (6). S. 475–493. Rüegger, Cornelia/Gautschi, Joel/Becker-Lenz, Roland/Ormanns, Yann/Rack, Oliver (2017). Gefährdungsmeldungen im Erwachsenenschutz. In: Spitex-Magazin. (2). S. 5.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Gelingende berufliche Teilhabe (Theo-Lorch-Werkstätten)

Bei der Steuerung von Werkstätten für Menschen mit Behinderungen stehen sich zwei Prozesse mit Zielkonflikten gegenüber. Der zentrale Prozess «Teilhabe» muss gemäss der UN-Behindertenrechtskonvention eine möglichst normalisierte be­ rufliche Teilhabe sicherstellen. Beim Prozess «Produktion» stehen betriebswirtschaftliche Faktoren im Zentrum. In vielen Einrichtungen der Behindertenhilfe ist eine Entkoppelung der beiden Prozesse und eine starke Fixierung der Steuerungsbestrebungen auf den Prozess «Produktion» festzustellen. Das Projekt verfolgt zwei Ziele: Erstens werden bestehende und künftige berufliche Teilhabemöglichkeiten und -chancen und die Teilhabe der beschäftigten Menschen mit Beeinträchtigungen mit den dazu benötigten Hilfen in der Einrichtung erfasst und bewertet. Dabei wird in der Praxis das Konzept der teilhabeorientierten Prozessgestaltung eingeführt. Zweitens werden die Kernprozesse «Teilhabe» und «Produktion» konzeptualisiert und messbar gemacht. Mit den Erkenntnissen werden erste exemplarische Organisationsentwicklungsprozesse angestossen.

Kosten-Nutzen-Analyse der betrieblichen Sozialen Arbeit

Die Studie zielt darauf ab, die Kosten und den Nutzen der betrieblichen Sozialen ­Arbeit zu untersuchen. Die Kosten-Nutzen-Analyse wird zu einem Unternehmen ­realisiert, für das die Proitera GmbH auf Mandatsbasis ein externes Sozialberatungsangebot bereitstellt. Im Vordergrund steht die Frage, welche finanzielle Bilanz aus Perspektive eines Unternehmens bei einem solchen Angebot resultiert. Dabei werden bei der monetären Berechnung insbesondere Ergebnisse und Wirkungen ­berücksichtigt, die in der Beratung der Mitarbeitenden erzielt werden. Die Unter­ suchung ist als Replikationsstudie angelegt und orientiert sich in Bezug auf das methodische Vorgehen sowie die konzeptionellen Grundlagen an einer Kosten-Nutzen-Analyse, die 2003 in einem Industrie- und einem Gastronomieunternehmen durchgeführt wurde.

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Finanzierung Theo-Lorch-Werkstätten, Ludwigsburg Kooperation Evolex Forschungsteam Oberholzer, Daniel Widmer, Matthias Dauer 01.10.2016 bis 01.10.2018 Kontakt Oberholzer, Daniel Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung

Finanzierung Proitera GmbH: Betriebliche Sozialberatung Kooperation Proitera GmbH: Betriebliche Sozialberatung Forschungsteam Baumgartner, Edgar Hürzeler, Daniela Dauer 01.11.2016 bis 30.11.2018 Kontakt Baumgartner, Edgar Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Professionsforschung und -entwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Kooperation Liverpool Hope University Forschungsteam Schilling, Sigrid Lavalette, Michael Mürner, Beat Neuhaus, Lukas Moth, Rich Dauer 01.12.2017 bis 31.01.2020 Kontakt Schilling, Sigrid

Soziale Arbeit in Zeiten von Professionalisierung und Neoliberalismus

Das Projekt befasst sich mit Wechselwirkungsprozessen zwischen den politisch-­ administrativ eingeleiteten Modernisierungs- und Rationalisierungsprozessen aufseiten der für die Implementation zuständigen Institutionen und Organisationen der Sozialen Arbeit sowie dem von diesen allgemeinen Trends ausgelösten Wandel in den professionellen Praktiken der Sozialarbeitenden. Die Forschungsfrage ist an der Schnittstelle von Modernisierungstheorie und Professionstheorie angesiedelt. Das Projekt beinhaltet in einem zweiten Teil einen Vergleich mit strukturellen ­Gegebenheiten in Grossbritannien. Die vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderte Studie ermöglicht eine Perspektive auf nationale Modelle der Professionalisierung und leistet einen Beitrag zur sozialarbeiterischen Theoriebildung in ­nationaler und internationaler Perspektive.

Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung

Finanzierung Behinderten-Werk Main-Kinzig (BWMK Hessen) Kooperation Behinderten-Werk Main-Kinzig (BWMK Hessen) Forschungsteam Oberholzer, Daniel Widmer, Matthias Dauer 01.01.2015 bis 30.06.2018 Kontakt Oberholzer, Daniel Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung

Teilhabe verwirklichen – Ein kooperatives Forschungsprojekt

Das Projekt «Teilhabe verwirklichen» setzt an Erkenntnissen vorhergehender Forschungsprojekte an, die sich mit der teilhabeorientierten Weiterentwicklung von professionellen Praxen befassten. Deren Ergebnisse machen deutlich, dass Einrichtungen je nach Praxissituation unterschiedliche Bedarfe bei der Weiterentwicklung ihrer Angebote und Leistungen haben. Für eine effektive Entwicklung der Praxen müssen entsprechend zugeschnittene Zugänge und Vorgehensweisen angewendet werden. Die Ursprungsidee der Vorgängerprojekte mit der Teilhabekonzeption und ihren Verfahren und Instrumenten bleibt dabei in den Grundsätzen unverändert.­ Je nach Situation in einer Trägerschaft werden jedoch andere Vorgehensweisen ­gewählt und andere begleitende Hilfen eingesetzt. Eine breite Evaluation dieser ­Zugänge soll zum einen Möglichkeiten der Entwicklung der Behindertenhilfe aufzeigen. Und sie soll zum anderen die Bereitstellung von passgenauen Verfahren und Instrumenten ermöglichen, welche die Entwicklung der Teilhabe nachhaltig befördern. Die untersuchten Angebote werden in der Form von Raum- und Teilhabekonzepten kooperativ mit der Praxis erfasst. Sie werden in Bezug zu normativen Setzungen gesetzt und qualitativ bewertet. Die individuelle Teilhabe an den Angeboten wird mit betroffenen Personen auf der Grundlage der Raum- und Teilhabekonzepte analysiert und mit einem Teilhabemanagement weiterentwickelt. Zudem wird mit einem eigens entwickelten Instrument der Hilfebedarf der Personen quantitativ ­erfasst und ausgewertet. Die Eignung der gewählten Verfahrensweisen wird mit ­Interviews und Dokumentenanalysen untersucht.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Vertrauen zwischen Klienten/Klientinnen und Fachkräften der Sozialen Arbeit im Kindesschutz

Das Projekt untersucht Vertrauensbildungsprozesse zwischen Fachkräften und ­Klienten/Klientinnen der Sozialen Arbeit im Bereich des Kindesschutzes. Im Zentrum der Untersuchung stehen Fragen zur Bedeutung des Vertrauens im Falle von Hilfen, in denen die Klienten/Klientinnen nicht freiwillig partizipieren, sowie Fragen zu Faktoren, die die Entstehung von Vertrauen fördern bzw. behindern. Das ­Projekt schliesst damit sowohl an den Forschungs- und Theoriestand zur Vertrauensbildung in der Sozialen Arbeit wie auch an den der Professionssoziologie an. Das Phänomen Vertrauen wird in den Dimensionen der Kognition, der Emotion und des Handelns untersucht. Verschiedene Vertrauensformen (personales Vertrauen, Vertrauen in Rollenhandelnde, Systemvertrauen) werden in den Blick genommen. Die Untersuchung wird mittels einer nicht standardisierten Datenerhebung und -auswertung durchgeführt. Die Datenbasis besteht aus Akten, Interviews mit Fach­ kräften und Klienten/Klientinnen sowie Tonaufzeichnungen von Gesprächen zwischen Fachkräften und Klienten/Klientinnen der Sozialen Arbeit im Kindesschutz. Die Auswertung der Daten erfolgt mit der sozialwissenschaftlichen Forschungs­ methode der objektiven Hermeneutik. Zur Publikation der Ergebnisse sind mehrere Vorträge und Artikel in Fachzeitschriften bzw. Sammelbänden während der Projektlaufzeit vorgesehen. Die wissenschaftliche Bedeutung des Projektes liegt im Beitrag zur Klärung von Forschungslücken hinsichtlich der Bedeutung des Vertrauens für die Arbeitsbeziehung zwischen Fachkräften und Klienten/Klientinnen in Zwangskontexten, zur Abhängigkeit der Vertrauensbildung von verschiedenen Bedingungen bzw. Faktoren sowie in der Klärung der Bedeutung von personalem Vertrauen neben anderen Vertrauensarten.

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Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Forschungsteam Becker-Lenz, Roland Gautschi, Joel Rotzetter, Fabienne Rüegger, Cornelia Dauer 01.11.2017 bis 31.03.2021 Kontakt Becker-Lenz, Roland Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Professionsforschung und -entwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI)

Warum wählen so wenige Männer das Studienfach Soziale Arbeit? Determinanten einer geschlechts(un)typischen Studienfachwahl

Kooperation Universität Wien Universität Luxemburg Eidg. Institut für Berufsbildung Zollikofen Fachhochschule St. Gallen

In der Schweiz ist, trotz zahlreicher Bestrebungen auf eine gleichberechtigte Entfaltungsmöglichkeit von Männern und Frauen im Bildungssystem, eine geschlechts­ spezifische Studien- und Berufswahlausrichtung zu beobachten. Dies ist besonders in den MINT-Fächern sowie den Fachrichtungen Gesundheit und Soziale Arbeit sichtbar. Das in einem Mixed-Methods-Design angelegte Forschungsprojekt, welches aus einer quantitativen Panelstudie und einer qualitativen Interviewstudie besteht, möchte die leitende Frage beantworten, aufgrund welcher Faktoren Maturandinnen und Maturanden ihre Studienfach- und Berufswahl treffen und wie diese Wahl durch biografische, familiäre und schulische Faktoren beeinflusst wird. Weiterhin ist die Frage zentral, welche Rolle dem Geschlecht bei der Studienfachwahl Soziale Arbeit zukommt. Aus den im Projekt gewonnenen Ergebnissen, die auf Geschlechterrollenstereotype, den Einfluss des sozialen Netzwerkes und Rollenvorbilder, die Informiertheit über Studieninhalte sowie verschiedene für Frauen und Männer unterschiedliche Motive der Studienfachwahl im sozialen Bereich hinweisen, wurden konkrete Handlungsstrategien auf Hochschulebene abgeleitet, um zukünftig gezielt qualifizierte Männer (und Frauen) für ein Fachhochschulstudium der Sozialen Arbeit zu gewinnen.

Forschungsteam Haunberger, Sigrid Bartelsen, Annabelle Götz, Erik Nieuwenboom, Jan Willem Weber, Joshua Widmer, Lea Dauer 01.10.2015 bis 31.12.2017 Kontakt Haunberger, Sigrid Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung

Haunberger, Sigrid/Makarova, Elena (2017). Warum studieren so wenige Männer das Studienfach ­Soziale Arbeit? Einblicke in ein laufendes Forschungsprojekt. In: Fasching, Helga/Geppert, Corinna/ Makarova, Elena (Hg.). Inklusive Übergänge – (Inter)nationale Perspektiven auf Inklusion im Übergang von der Schule in weitere Bildung, Ausbildung oder Beschäftigung. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt. S. 173–190. Haunberger, Sigrid/Widmer, Lea (2016). Warum studieren so wenige Männer das Studienfach Soziale Arbeit? Einblicke in ein Projekt zur Erklärung geschlechtsspezifischer Unterschiede bei der Berufsund Studienfachwahl. In: Soziale Innovation. Forschung und Entwicklung der Hochschule für ­Soziale Arbeit FHNW. 11. Jg. S. 28–31. Widmer, Lea/Haunberger, Sigrid (2018). Mehrheitlich ein Wunschberuf. Wege zum Studium und Wahrnehmung des Studiums aus Studierendensicht. In: SozialAktuell. 50. Jg. (1). S. 9–11.

Finanzierung Stiftung «La Capriola» Chur Forschungsteam Oberholzer, Daniel Widmer, Matthias Babic, Sabina Dauer 01.07.2017 bis 31.12.2017 Kontakt Oberholzer, Daniel Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung

Wirkungsevaluation «La Capriola» – 1. Teil

Die Stiftung «La Capriola» bildet in Kooperation mit Partnerbetrieben der Hotel­lerie und Gastronomie im ersten Arbeitsmarkt Jugendliche mit Unterstützungsbedarf zu qualifizierten Berufsleuten aus. Das Ziel ist nach der Ausbildung die Ermögli­ chung einer dauerhaften Integration im ersten Arbeitsmarkt und ein selbstständiges Leben in der Gesellschaft. «La Capriola» unterstützt die Ausbildung der Jugendlichen während der Ausbildung im stiftungseigenen Ausbildungshaus und bearbeitet parallel dazu deren Wohn- und Freizeitkompetenzen. Die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW evaluiert im Auftrag von «La Capriola» die Wirkung des Angebotes. Dabei werden Wirkbereiche wie Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Wertschöpfung, kompetenzbezogene Wirkungen der Ausbildung und der anschliessenden beruflichen Teilhabe sowie die Identifikation der zentralen Wirkfaktoren der nachteils-


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bedingten Angebote und Leistungen und deren Zusammenhänge untersucht. Die Studie orientiert sich am SROI-Ansatz (Social Return of Investment) und am Modelle der Verwirklichungschancen (Capability Approach). «La Capriola» erwartet von der Studie differenzierte Erkenntnisse zu den Wirkungszusammenhängen in ihrem Betätigungsfeld, mit welchen sie ihr Angebot weiterentwickeln und ihre Ressourcen gezielter steuern kann.

Wirkung von Sozialberatung bei Familien mit einem krebskranken Kind

Krebserkrankungen bei Kindern führen häufig zu akuten psychosozialen Belas­ tungen für das Kind selbst wie auch für die gesamte Familie. Zur emotionalen Belas­ tung kommen auf Familien durch die notwendigen Behandlungen und einen meist längeren Spitalaufenthalt auch Einschränkungen in der Lebensführung hinzu. Die Sozialberatung bietet hier professionelle Hilfe und unterstützt Familien mit dem Ziel, Belastungen zu reduzieren, die Lebensqualität zu stabilisieren und den Kohärenzsinn zu stärken. Über die Wirkung von Sozialberatung ist bislang wenig ­bekannt. In dem Forschungsprojekt, welches ein quasi-experimentelles Design aufweist, wurden die Eltern der erkrankten Kinder mit einem standardisierten Fragebogen zu drei Befragungszeitpunkten zu ihrer Lebensqualität, Belastungsbewältigung sowie ihrem Kohärenzsinn befragt. Es kamen verschiedene diagnostische Verfahren sowie ein Screening-Instrument zur Ermittlung des Unterstützungsbedarfs der Eltern zum Einsatz. Als Ergebnis zeigte sich, dass das Screening-Instrument angemessen zwischen Eltern mit hoher psychosozialer und niedriger psychosozialer Belastung unterscheiden kann. Für die beiden diagnostischen Verfahren konnten unterschiedliche Effekte im Hinblick auf die Zieldimensionen ermittelt werden. Die Ergebnisse erlauben unter anderem Rückschlüsse darauf, wie die begrenzten Beratungsressourcen zukünftig gezielter eingesetzt werden können. Baumgartner, Edgar/Hüttemann, Matthias (2015). Herausforderungen experimenteller und quasi-­ experimenteller Evaluationsdesigns. In: Hahn, Gernot/Hüttemann, Matthias (Hg.). Evaluation psychischer Interventionen. Klinische Sozialarbeit Band 7: Beiträge zur psychosozialen Praxis und Forschung. Köln: Psychiatrie Verlag. S. 31–46. Baumgartner, Edgar/Rüegger, Cornelia/Haunberger, Sigrid (2014). «Wirkungen messen» – aber wie? Methodologische Herausforderungen der Wirkungsforschung am Beispiel einer Studie zur ­Wirkung von Sozialberatung bei Familien mit einem krebskranken Kind. In: Klinische Sozialarbeit. 10. Jg. (4). S. 6–8. Haunberger, Sigrid/Rüegger, Cornelia/Baumgartner, Edgar (2014). Über die Wirkung von Sozialberatung auf die Lebensqualität und Belastungsqualität von Eltern mit einem krebskranken Kind. ­Einblicke in ein laufendes Forschungsprojekt. In: Soziale Passage. 6. Jg. (2). S. 357–362.

Finanzierung Krebsforschung Schweiz Kooperation Kinderspital Zürich Forschungsteam Baumgartner, Edgar Haunberger, Sigrid Rüegger, Cornelia Dauer 01.12.2013 bis 31.03.2018 Kontakt Haunberger, Sigrid Institut Institut Professionsforschung und -entwicklung


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Institut Soziale Arbeit und Gesundheit Porträt

Das Institut Soziale Arbeit und Gesundheit bearbeitet wissenschaftsfundiert soziale Probleme in ihrer Verknüpfung mit Gesundheitsaspekten. Die Grundlage moderner Gesundheitsarbeit bildet das biopsychosoziale Modell, wonach verschiedene Faktoren an der Förderung von Gesundheit und der Verhinderung von Krankheit beteiligt sind. Soziale Arbeit trägt zur Stärkung von sozialer und von psychischer Gesundheit bei und ist Teil einer multiprofessionellen Versorgungsstruktur bei gesundheitlichen Belastungen und Erkrankungen. Die Lösung praktischer sozialer Probleme ist komplex und in vielen Fällen mit gesundheit­ lichen Aspekten verknüpft.

Prof. Dr. Holger Schmid Institutsleiter

Zur Förderung der psychosozialen Gesundheit werden am Institut Massnahmen entwickelt, begleitet und in ihrer Wirkung evaluiert. Behandelt werden unter anderem Themen wie Gesundheitskompetenz, Lebenskompetenzförderung, Förderung des Nichtrauchens, Förderung der psychischen Gesundheit, Umgang mit Krankheit, Früherfassung und Frühintervention, Soziale Ungleichheit und Gesundheit sowie Versorgung von Menschen mit Krankheiten. Das Institut ist im In- und Ausland vernetzt und erbringt neben der Forschung auch Dienstleistungen für Dritte. Die Mitarbeitenden des Instituts bringen ihre Expertise in Modulen des Bachelor- und Master-Studiums an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW ein und bieten Weiterbildungen an: Master of Advanced ­Studies MAS-Programme Gesundheitsförderung und Prävention, Psychosoziale Beratung, Spezialisierung in Suchtfragen und Ethische Entscheidungsfindung in Organisation und Gesellschaft. Das Institut führt drei Schwerpunkte. Der Schwerpunkt «Klinische Sozialarbeit» des Instituts thematisiert die behandelnde bzw. begleitende Fach­arbeit mit gesundheitlich belasteten Menschen. Besondere Aufmerksamkeit gilt Menschen, die in schwierigen Lebenslagen von Problemen in unterschiedlichen Bereichen ­betroffen sind. Der Schwerpunkt «Gesundheitsförderung und Prävention» ­fokussiert auf die Befähigung von Individuen und Gruppen, die eigene ­Lebensweise so zu gestalten, dass ihr Wohlbefinden in umfassendem Sinne g ­ estärkt und ihre Lebensqualität erhöht wird. Es werden Einflussfaktoren von Belastungen und Krankheiten vermieden bzw. reduziert. Der Schwerpunkt «Sucht» widmet sich der Suchtprävention und der Behandlung und Begleitung von Sucht­erkrankten.

Kontakt: Prof. Dr. Holger Schmid, Institutsleiter T +41 62 957 21 36, holger.schmid@fhnw.ch www.fhnw.ch/soziale-arbeit/isage


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Institut Soziale Arbeit und Gesundheit Paare werden Eltern Christelle Benz-Fragnière, Wim Nieuwenboom, Holger Schmid, Valentina Anderegg und Guy Bodenmann

Abstract

Dr. Christelle Benz-Fragnière Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Die Geburt eines Kindes bringt viele Veränderungen mit sich und gilt als eine der grössten Herausforderungen im Erwachsenenalter. Diese Veränderungen können neue Belastungen und Konflikte mit sich bringen, die sich auf die Qualität der Partnerschaft auswirken. Die sich daraus ergebenden Beziehungsschwierigkeiten können die Eltern-Kind-Beziehung beeinflussen und damit eine positive und gesunde Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Im Rahmen einer empirischen Studie wurde mittels eines quantitativen, randomisiert kontrollierten Designs untersucht, wie Eltern bei der Geburt ihres ersten Kindes adäquat gestärkt werden können. 284 werdende Elternpaare wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt. Diese wurden während der Schwangerschaft und nach der Geburt unterschiedlich intensiv begleitet und betreut. Erste Ergebnisse bestätigen einen Rückgang der Partnerschaftszufriedenheit nach der Geburt bei allen drei Gruppen. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Interventionen die werdenden Eltern unterstützen sowie deren Erwartungen realistischer werden lassen. Unter welchen Risikobedingungen die Interventionen sich besonders positiv auf die Paarbeziehung bzw. die Eltern-­KindBeziehung auswirken, sind Fragen, die zurzeit bearbeitet werden. Fragestellungen

Das Projekt geht zwei Fragen nach: Erstens, ob und wie sich die Partnerschaft in dieser anspruchsvollen Übergangsphase verändert, und zweitens, wie die Paare gestärkt werden können, um eine positive Entwicklung des Kindes zu fördern. Aufgrund der ersten Ergebnisse erwarten wir, dass die Beziehungszufriedenheit nach der Geburt bei den Ersteltern in allen drei Gruppen zurückgeht. Weiter wird erwartet, dass sowohl mittels einer intensiven Intervention (Elternbetreuung und Workshop) als auch mittels einer weniger intensiven Intervention (DVD mit Tipps und Elternerfahrungen) die Paarbeziehung gestärkt werden kann. Hintergrund Dr. Wim Nieuwenboom Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Prof. Dr. Holger Schmid Institutsleiter

Eine der grössten Herausforderungen im Erwachsenenalter ist der Übergang zur ­Elternschaft. Die Mehrheit der frisch gebackenen Eltern erlebt diesen Übergang als ein Ereignis von Freude und Stolz (vgl. Doss/Rhoades/Stanley/Markman 2009). Gleichzeitig berichten 60 bis 70 Prozent der Paare innerhalb der ersten Monate nach der Geburt über eine Abnahme der Beziehungsqualität, wobei 30 bis 40 Prozent eine starke Abnahme der Beziehungsqualität und -zufriedenheit wahrnehmen (vgl. Mitnick/Heyman/Smith Slep 2009). Weniger Schlaf, veränderte Rollenverteilungen im Beruf und bei den Haushaltsaufgaben, neue Verantwortungen, weniger Zeit als Paar und veränderte (gestresste) Kommunikation zwischen den Partnern werden berichtet. Infolgedessen streiten sich Paare öfter, fühlen sich weniger verbunden miteinander und sind sexuell weniger aktiv. In dieser Zeit kommt den Partnerschaftskompetenzen, beispielsweise Kommunikation, Selbstregulation in der Partnerschaft und Unterstützung in der Partnerschaft, eine wichtige Rolle zu, denn sie können den Paaren helfen, mit den neuen Anforderungen der Elternschaft umzugehen (vgl. Kluwer 2010).


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Die negativen Veränderungen in der Partnerschaft haben auch Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Beziehung: Unzufriedenen und gestressten Eltern fällt es oft schwerer, sich auf ihr Kind einzulassen, dessen Bedürfnisse wahrzunehmen und darauf einzugehen. Sie sind gereizter, haben weniger Geduld und zeigen inadäquates, nicht feinfühliges Verhalten gegenüber ihrem Kind. Dies kann längerfristig die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von psychischen Störungen und Verhaltensproblemen beim Kind erhöhen (vgl. Cina/Bodenmann 2009). Methodisches Vorgehen

Die teilnehmenden Paare leben alle in der deutschsprachigen Schweiz. Sie wurden alle zum ersten Mal Eltern. Die Rekrutierung erfolgte über Webseiten von Spitälern, Webseiten für werdende Eltern und Gratiszeitungen. Alle teilnehmenden Paare füllten zu verschiedenen Zeitpunkten Fragebogen aus. Die erste Messung fand ­jeweils vor der Geburt in der 27. Schwangerschaftswoche statt, die letzte Messung in der 40. Woche nach der Geburt. Insgesamt gab es neun Erhebungszeitpunkte. Mithilfe von standardisierten Fragebogen wurden die Elternpaare zweimal vor der Geburt und sieben Mal nach der Geburt befragt. Zusätzlich wurden die Paare ­zweimal vor der Geburt und einmal nach der Geburt zu Hause gefilmt (siehe Abbildung 5). Nach dem Zufallsprinzip wurden die Paare einer von drei Gruppen zugeteilt. Diese unterschieden sich darin, wie intensiv sie vom Studienteam während dieser Studienzeit betreut wurden. Die Gruppe, welche am intensivsten betreut wurde, besuchte vor der Geburt einen eintägigen Workshop zur Stärkung der Partnerschaft beim Übergang zur Elternschaft und profitierte von fünf Hebammenbesuchen bis zu zwölf Wochen nach der Geburt. Die Gruppe mit der zweitintensivsten Betreuung erhielt eine DVD mit Tipps und Erfahrungen von Eltern, welche den Übergang zur Elternschaft bereits erlebt hatten, und die dritte Gruppe erhielt die in der Schweiz übliche Begleitung in die Elternschaft sowie nach Studienabschluss alle von uns erarbeiteten zusätzlichen Materialien.

Dr. Valentina Anderegg Psychologin

Ein solches Längsschnittdesign erlaubt es, ein vertieftes Verständnis für die VeränÜbersicht der zur Studie „Paare werden Eltern“ derungen im Übergang Elternschaft zu gewinnen und die Wirkung der Unterstützungsprogramme für werdende Eltern zu prüfen.

27. SSW

Legende:

32. SSW

Fragebogen

Geburt

Kurzfragebogen

Abbildung 5: Übersicht der Studie «Paare werden Eltern»

2

3

6

Hausbesuch

9

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Prof. Dr. Guy Bodenmann Lehrstuhlinhaber UZH

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40 Wochen nach Geburt


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306 Paare haben sich für eine Teilnahme angemeldet und 284 Paare haben bis zum Ende der Studie teilgenommen (93 Prozent). Im Rahmen der Studie kamen 316 Kinder zur Welt, wobei rund die Hälfte Mädchen und 50,7 Prozent Jungen waren. Zehn Paare haben Zwillinge bekommen. Das Durchschnittsalter der teilnehmenden Väter betrug 34 Jahre und das der Mütter 32 Jahre. 56 Prozent der Paare waren verheiratet. Zwischenergebnisse

Es handelt sich hier um erste Zwischenergebnisse. Weitere Auswertungen und Publi­kationen sind zurzeit in Erarbeitung. • Wie auch in den meisten vorherigen Studien haben auch bei unserer Schweizer Stichprobe die Partnerschaftszufriedenheit und die meisten Beziehungskompetenzen (Kommunikation, gegenseitige Unterstützung, Beziehungsregulation) bei beiden Elternteilen im Allgemeinen vom zweiten Schwangerschaftsdrittel bis­ 40 Wochen nach der Geburt kontinuierlich abgenommen. • Negative Verhaltensweisen wie sich anschreien oder Vorwürfe machen nahmen im Übergang zur Elternschaft nicht zu. Obwohl das Elternwerden als heraus­ fordernd erlebt wird, gehen Paare nicht automatisch negativer miteinander um. • Es wurde zusätzlich die Frage untersucht, inwieweit die Erwartungen der Eltern durch die Interventionen beeinflusst werden. Die Paare der beiden Interventionsgruppen (Workshop bzw. DVD-Film) entwickelten realistischere Erwartungen im Vergleich zur Gruppe mit der üblichen Begleitung in die Elternschaft.

Abbildung 6: Mit guter Kommunikation können Paare ihre Beziehung verbessern. (Symbolbild, iStock)


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Diskussion

«Die Mitarbeit an der Studie ‹Paare werden Eltern› war für mich als Hebamme sehr bereichernd. Ich fand es wertvoll, Paare bereits in der Schwangerschaft darauf vorzubereiten, den Veränderungen, die durch die Geburt ihres Kindes auf sie zukommen, gestärkt als Paar begegnen zu können.»

Die vorliegende Studie ist eine der weltweit grössten zum Thema Erstelternschaft. Zudem erlaubt die Studie den Vergleich unterschiedlicher Intensitäten von Betreuung von werdenden Eltern. Zusammenfassend ergeben die ersten Analysen, dass die Partnerschaftszufriedenheit während des Übergangs zur Elternschaft abnimmt und dass das Ausmass dieser Abnahme unter anderem vom elterlichen Stress und von der partnerschaftlichen Konfliktkommunikation abhängt. Gleichzeitig konnte gezeigt werden, dass Paare den negativen Effekten aber möglicherweise mit guter Kommunikation und gemeinsamer Stressbewältigung entgegenwirken können. Die Interventionen helfen dabei, realistische Erwartungen zu entwickeln, was insbesondere bei den Vätern die Beziehungszufriedenheit vergrös­sert. Dies ist wichtig, denn frühere ­Studien konnten zeigen, dass die Diskrepanz zwischen den Erwartungen und den tatsächlichen Erfahrungen zu einer Karin Fiegener grossen Unzufriedenheit der Eltern führt (vgl. Kalmuss/­ Studienhebamme Davidson/Cushman 1992). Weitere spezifische Risiko- und Schutzfaktoren sind denkbar. Ein niedriges Bildungsniveau, ein tiefes Einkommen oder mögliche Gewalterfahrungen in der Partnerschaft sind weitere Risikofaktoren (vgl. Petch/Halford/Creedy/Gamble 2012). Ein Einbezug dieser Faktoren kann mehr Aufschluss darüber geben, unter welchen Bedingungen eine intensive Begleitung von Ersteltern angezeigt und besonders gewinnbringend ist. Falls eine Verbesserung der Partnerschaftsbeziehung während der Schwangerschaft sich nachweislich auch günstig auf die Entwicklung des kindlichen Ver­ haltens auswirkt, eröffnet dies einen Zugang, über den eine Gefährdung des kind­ lichen Wohlbefindens bereits rund um die Geburt vorgebeugt werden kann. Praxistransfer

Im Rahmen der Studie werden Paare begleitet, die zum ersten Mal Eltern werden. Wie meistern sie den Übergang zur ­Elternschaft als Paar? Jedes Paar ist anders – aber es gibt auch Gemeinsamkeiten, die sie mit anderen werdenden ­Eltern teilen. Und genau diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten untersucht diese Studie. Die gewonnenen Erkenntnisse sind von grossem Interesse für Fachpersonen; neben den Sozialarbeitenden auch für Hebammen und Gynäkologinnen und Gynäkologen, die Ersteltern in dieser Übergangsphase zur Elternschaft begleiten. Für sie bedeutet es einen grossen Gewinn zu erfahren, ob ­unterschiedliche Personengruppen auch unterschiedliche Betreuungsangebote beim Übergang zur Elternschaft benötigen. Die Kenntnis zu Schutz- und Risikofaktoren spielen bei der praktischen ­Tätigkeit eine grosse Rolle. Die Erkenntnisse dieses Projektes werden im Rahmen des Bachelor-Studiums eingebaut und diskutiert. Dabei ist der Bezug zu aktuellen schweizerischen Daten für die Studierenden von besonderem Interesse.


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Soziale Arbeit und Gesundheit Paare werden Eltern

Auftraggeberschaft und Finanzierung

Die Studie wurde vom Schweizerischen Nationalfonds und von der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz finanziell unterstützt. Forschungsteam

Prof. Dr. Guy Bodenmann (extern) Prof. Dr. Holger Schmid Dr. Wim Nieuwenboom Dr. Valentina Anderegg (extern) Dr. Christelle Benz-Fragnière Schlüsselbegriffe

Übergang zur Elternschaft, Paarkompetenzen, Kindliche Entwicklung Dauer

April 2013 bis November 2016 Literatur Cina, Annette/Bodenmann, Guy (2009). Zusammenhang zwischen Stress der Eltern und kindlichem Problemverhalten. In: Kindheit und Entwicklung, 18 (1), 39–48. https://doi.org/10.1026/09425403.18.1.39. Doss, Brian D./Rhoades, Galena K./Stanley, Scott M./Markman, Howard J. (2009). The effect of the transition to parenthood on relationship quality: An 8-year prospective study. In: Journal of Personality and Social Psychology, 96 (3), 601–619. https://doi.org/10.1037/a0013969. Kluwer, Esther S. (2010). From Partnership to Parenthood: A Review of Marital Change Across the Transition to Parenthood. In: Journal of Family Theory & Review, 2 (2), 105–125. https://doi.org/10.1111/ j.1756-2589.2010.00045.x. Mitnick, Danielle M./Heyman, Richard E./Smith Slep, Amy M. (2009). Changes in relationship satisfaction across the transition to parenthood: A meta-analysis. In: Journal of Family Psychology, 23 (6), 848–852. https://doi.org/10.1037/a0017004. Petch, Jemima F./Halford, W. Kim/Creedy, Debra K./Gamble, Jenny (2012). A randomized controlled trial of a couple relationship and coparenting program (Couple CARE for Parents) for high- and low-risk new parents. In: Journal of Consulting and Clinical Psychology, 80 (4), 662–673. https:// doi.org/10.1037/a0028781.


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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Soziale Arbeit und Gesundheit Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Auftrag Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Forschungsteam Sommerfeld, Peter Hüttemann, Matthias Solèr, Maria Süsstrunk, Simon Dauer 01.05.2017 bis 30.04.2020 Kontakt Sommerfeld, Peter Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit

ALIMEnt: Kontexte, Mechanismen und Wirkungen klinischer Sozialer Arbeit

Das Forschungsprojekt zielt auf wirkungsbezogene Wissensgrundlagen für die klinische Soziale Arbeit (Soziale Arbeit im Gesundheitswesen). Diese sollen primär der wissenschaftlichen Weiterentwicklung des Fachs dienen und zugleich der profes­ sionellen Praxis Möglichkeiten der Entwicklung eröffnen. Die Soziale Arbeit im Gesundheitswesen ist weitgehend unerforscht, obwohl etwa 20 Prozent aller ausgebildeten Sozialarbeitenden in diesem Bereich tätig sind. In der Studie wird untersucht, welche Funktion(en) die klinische Soziale Arbeit erfüllt, wie sie die Schnittstellen in der interprofessionellen Kooperation gestaltet und auf welche Inter­ventions- und Problemtheorien sie sich stützt. Vor allem wird der Zusammenhang von Intervention und Wirkung in den Blick genommen. Es werden Wirkungszusammenhänge (sogenannte ALIMEnt-Konfigurationen) rekonstruiert. ALIMEnt steht für Akteurinnen und Akteure, die in aufeinander bezogenen Lebenswelt- und Interventionskontexten Probleme der Lebensführung bearbeiten, sowie für Mechanismen, die in Verbindung mit den anderen Komponenten Entwicklungsverläufe der Klientinnen und Klienten Sozialer Arbeit im Gesundheitswesen beeinflussen. Durch das Projekt werden Grundlagen für die zukünftige systematische Wirkungsforschung und -messung geschaffen, die den komplexen Verhältnissen der Leistungserbringung in der klinischen Sozialen Arbeit angemessen sind. Das Projekt schliesst eine Forschungslücke Sozialer Arbeit und trägt durch die Erkenntnisse zu Wirkungs­ zusammenhängen dazu bei, die professionelle Gestaltung der sozialen Dimension von Gesundheit zu fördern, die gesundheitspolitisch an Bedeutung zunimmt.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Entwicklungsphase des Projekts «Regionale Anlaufstellen REAS»

Die zunehmenden chronischen Erkrankungen und Multimorbidität sowie ein stark fragmentiertes Gesundheitswesen stellen insbesondere für mehrfach belastete ­Patientinnen und Patienten häufig eine Überforderung dar, was in der Folge zu ­Fehl-, Unter- oder auch Überversorgung führen kann. Diese bereits länger bekannten Problematiken fanden bis heute jedoch noch keine wirklich überzeugende Umsetzung in der Praxis. Unter Einbezug und Beteiligung wichtiger Fachpersonen aus Praxis (Gesundheitsligen) und Wissenschaft (Hochschule für Soziale Arbeit FHNW) wurde die Entwicklung des Projekts «Regionale Anlaufstellen (REAS)» geprüft mit dem Ziel, auf diese Problematiken mit einem innovativen Anspruch und einer praxisorientierten Umsetzung zu reagieren. Bei der Entwicklung wurden die bisherigen krankheitsspezifischen Leistungen der Gesundheitsligen ebenso berücksichtigt wie auch neu bzw. ergänzend dazu krankheitsübergreifende Leistungen im Sinne von Querschnittsaufgaben. Diese neuen Angebote konzentrieren sich dabei vor allem auf die beiden Schwerpunkte «Psychosoziale Unterstützung» und «Care/Case Management (Koordination des Hilfeprozesses)». In der Entwicklungsphase stand die Erarbeitung eines entsprechenden Handlungskonzepts im kooperativen Stil im Zentrum. Auf dieser Grundlage kann nun die Umsetzung der «Regionalen Anlaufstellen» in der Praxis und deren wissenschaftliche Begleitung erfolgen. Als Ergebnis der Entwicklungsphase konnte festgehalten werden, dass sowohl die Prüfung der Machbarkeit des Projekts wie auch das Commitment aller beteiligten Akteurinnen und Akteure als positiv zu bewerten sind.

Faktenblatt Soziale Ressourcen / Soziale Unterstützung

Die Förderung sozialer Ressourcen ist ein wichtiger Beitrag für den Erhalt der psychischen Gesundheit und eine hohe Lebensqualität bis ins fortgeschrittene ­Alter. Menschen sind eine soziale Spezies. Von der Geburt bis zum Tod sind sie auf soziale Kontakte angewiesen, um sich entwickeln und ein gesundes und glückliches Leben führen zu können. Die Erfahrung des Verbundenseins mit anderen Menschen und der Dazugehörigkeit ist entscheidend für das menschliche Gedeihen. In diesem Faktenblatt wurde auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse dargestellt, was soziale Ressourcen sind, weshalb sie für die psychische Gesundheit von eminenter Bedeutung sind und wie sie im Rahmen kommunaler und kantonaler Massnahmen gefördert werden können.

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Auftrag Schweizerische Gesundheitsligen-Konferenz (GELIKO) Finanzierung Schweizerische Gesundheitsligen-Konferenz (GELIKO) Kooperation Schweizerische Gesundheitsligen-Konferenz (GELIKO) Forschungsteam Süsstrunk, Simon Sommerfeld, Peter Schmid, Holger Dauer 15.12.2016 bis 31.03.2018 Kontakt Süsstrunk, Simon Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit

Finanzierung Gesundheitsförderung Schweiz Kooperation Gesundheitsförderung Schweiz Forschungsteam Bachmann, Nicole Dauer 01.06.2017 bis 30.06.2018 Kontakt Bachmann, Nicole Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Soziale Arbeit und Gesundheit Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Auftrag Swiss Olympic «cool and clean» Finanzierung Swiss Olympic «cool and clean» Kooperation Kompetenzzentrum RessourcenPlus R+ Forschungsteam Schmid, Holger Kunz Heim, Doris Zumbrunn, Andrea Solèr, Maria Dauer 01.05.2017 bis 31.03.2018 Kontakt Schmid, Holger Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit

Auftrag Bundesamt für Gesundheit (BAG) Finanzierung Bundesamt für Gesundheit (BAG) Tabakpräventionsfonds Forschungsteam Schmid, Holger Nieuwenboom, Jan Willem Heeg, Rahel Steiner, Olivier Dauer 01.08.2016 bis 28.02.2017 Kontakt Schmid, Holger Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit Institut Kinder- und Jugendhilfe

Förderung der Lebenskompetenzen von Jugendlichen im organisierten Sport durch individuelle, soziale und soziokulturelle Faktoren. Erweiterung des Präventionsprogramms «cool and clean»

Aus der theoriegestützten Weiterentwicklung des Präventionskonzeptes von «cool and clean» ergab sich unter anderem die Empfehlung, eine strukturierte Vorgehensweise in der Lebenskompetenzförderung zu erarbeiten, um die Sportleiterinnen und Sportleiter in der Stärkung der Lebenskompetenzen der Jugendlichen zu unterstützen­ (vgl. Solèr et al., 2015). Lebenskompetenzprogramme haben sich als wirksame An­sätze in der verhaltensorientierten Suchtprävention erwiesen. Sie umfassen Fähigkeiten wie Selbstwahrnehmung, Empathie, kreatives Denken, kritisches Denken, die Fertigkeit, Entscheidungen zu treffen, Problemlösefertigkeit, effektive Kommunikationsfertigkeit, interpersonale Beziehungsfähigkeit, Gefühlsbewältigung und Stressbewältigung. Lebenskompetenzen sind nicht einfach gegeben; sie können erlernt werden. Es gibt ­bereits verschiedene gut dokumentierte und evaluierte Programme zur Förderung der Lebenskompetenz, die hauptsächlich in der Schule zur Anwendung kommen. Im Bereich des organisierten Sports bietet die Zusammenarbeit des Präventionsprogramms «cool and clean» mit der Sportförderung des Bundes «Jugend+Sport» eine Möglichkeit zur Förderung der Lebenskompetenzen der Kinder und Jugendlichen. Die Expertise im pädagogisch-didaktischen und im gesundheitswissenschaftlichen Bereich wurde in die Begleitung und die Entwicklung der methodisch-didaktischen Materialien für eine Web-Applikation eingebracht, und es wurde ein Konzept für die Berücksichtigung ­soziokultureller Faktoren auf der Ebene Sportvereine und -verbände erstellt. Es gibt damit verschiedene Möglichkeiten, die Förderung der Lebenskompetenzen von ­Jugendlichen im organisierten Sport voranzutreiben. Sie setzen am Individuum und gleichzeitig auch an den strukturellen Bedingungen im Sportverein an.

Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

Eine wissenschaftlich fundierte Beschreibung der Lebenswelten, Bedürfnisse und Interessen von Kindern und Jugendlichen von heute (und morgen) wurde anhand von Literaturanalysen und eigenen Forschungsarbeiten erstellt und in einem Bericht dokumentiert. Der Bericht stellt eine zentrale Basis für die Erarbeitung des Programms «Tabakprävention bei Kindern und Jugendlichen» des Tabakpräven­ tionsfonds (TPF) dar. Im Bericht sind die Bedürfnisse der Zielgruppe, die möglichen Massnahmen in Form von Aktivitäten und Angeboten sowie die Passung von Bedarf, Bedürfnissen und Massnahmen dargestellt und im Hinblick auf die Lebenswelt der Zielgruppe eingeordnet.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Lebensende / Sterben – Die Gestaltung der letzten Lebensphase in der Schweiz

Das Projekt entstand im Rahmen eines Sonderforschungsprogramms des Nationalfonds, welches sich mit der Kultur des Sterbens in der Schweiz befasst. Schwerpunkt war das Aufzeigen von grösseren gesellschaftlichen Zusammenhängen, ­welche die Art des Sterbens heute und in Zukunft beeinflussen, wobei auch auf Wechselwirkungen und Spannungen zwischen den verschiedenen Perspektiven und Fachdisziplinen eingegangen wurde. Wie, wo und unter welchen Umständen sterben die Menschen in der Schweiz? In welcher Situation befinden sich die Angehö­ rigen der Sterbenden? Wie wird sich dies in der Zukunft entwickeln? Welche ethisch umstrittenen Entscheidungen müssen sowohl die Sterbenden, ihre Angehörigen wie auch die Gesundheitsfachpersonen täglich treffen? Welche Spannungen und Widersprüche gibt es zwischen den ethischen, rechtlichen und ökonomischen Logiken, welche die Gestaltung des Sterbens beeinflussen? Diese Fragen wurden in einer Buchpublikation zum Gesamtforschungsprogramm in einer nicht wissenschaft­ lichen Sprache, aber gestützt auf die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung, erstmals im Kontext der Schweiz aufgegriffen. Es bietet damit eine Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben in der Schweiz.

Literaturrecherche über die Versorgung am Lebensende (End of Life) in der Schweiz

Das Nationale Forschungsprogramm NFP 67 «Lebensende» war darauf ausgerichtet, Veränderungen und neu entstehende Bedürfnisse rund um das Sterben in der Schweiz besser zu verstehen. Dabei wurde insbesondere auf die zunehmende Diversität ­dieser Bedürfnisse eingegangen. Die zu diesem Zweck ausgewählten 33 Forschungsprojekte wurden im Februar 2017 abgeschlossen. Zur Bekanntmachung der Erkenntnisse des NFP 67 dienten verschiedene Publikationen: Ein kurzer Synthesebericht fasste die Ergebnisse der 33 Forschungsberichte des NFP zusammen. Eine vertiefende Buchpublikation ging ebenfalls auf ausgewählte Erkenntnisse der Forschungsberichte ein, stützt sich aber auch auf zusätzliches Material. Dieses Buch richtet sich an die breite Öffentlichkeit und soll zur Meinungsbildung über das Sterben in der Schweiz heute und in der Zukunft beitragen. Als Ergänzung zu den Erkenntnissen aus den 33 Forschungsprojekten wurde unter anderem eine Literaturrecherche über die Versorgung am Lebensende in der Schweiz durchgeführt, deren Ergebnisse ­zusätzlich in das Buchprojekt einflossen. Das Buch erscheint Anfang 2019. Wichtiger Anknüpfungspunkt für die Recherche war die existierende Literatur, welche sich aus den Erkenntnissen der Forschungsprojekte des NFP 67 ergab. Die Literaturre­cherche bietet einen Überblick über die heute für die Schweiz existierenden empirischen Kenntnisse zur Versorgung am Lebensende.

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Auftrag Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Forschungsteam Bachmann, Nicole Amann, Monika Dauer 01.08.2016 bis 28.02.2019 Kontakt Bachmann, Nicole Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit

Auftrag Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Forschungsteam Bachmann, Nicole Hug, Sonja Bayer-Oglesby, Lucy Dauer 25.10.2016 bis 31.05.2017 Kontakt Bachmann, Nicole Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Soziale Arbeit und Gesundheit Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Auftrag Bundesamt für Gesundheit (BAG) Finanzierung Bundesamt für Gesundheit (BAG) Forschungsteam Schmid, Holger Nieuwenboom, Jan Willem Jurt, Luzia Zumbrunn, Andrea Bayer-Oglesby, Lucy Amann, Monika Dauer 15.07.2016 bis 28.02.2017 Kontakt Schmid, Holger Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit

Auftrag Tabakpräventionsfonds (TPF) Finanzierung Tabakpräventionsfonds (TPF) Kooperation Tabakpräventionsfonds (TPF) Forschungsteam Schmid, Holger Benz-Fragnière, Christelle Wettstein, Felix Nieuwenboom, Jan Willem Amann, Monika Dauer 16.10.2017 bis 31.05.2018 Kontakt Schmid, Holger Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit

Mainstreaming Migration der Massnahmen auf Bundesebene der Strategien NCD und Sucht

Im Zentrum stand eine Literaturanalyse zu gesundheitlichen Herausforderungen und möglichen Massnahmen bei Personen mit Migrationshintergrund. Parallel dazu ­wurden die bereits geplanten Massnahmen auf Bundesebene der beiden Strategien Sucht und nicht übertragbare Krankheiten (non-communicable diseases, NCD) gemeinsam mit Fachpersonen aus den Bereichen Suchtprävention, Suchtbehandlung, Gesundheitsversorgung, Gesundheitsförderung, Soziales und Migration/Integration in Fokusgruppen diskutiert. Dabei stand die Frage im Zentrum, bei welchen Massnahmen sich Migrationsaspekte besonders aufdrängen und in welcher Form die Zielgruppe der Migrantinnen und Migranten besser berücksichtigt werden kann. Es zeigte sich, dass die Bedürfnisse der verschiedenen Migrationsgruppen von Beginn an Berücksichtigung finden sollten. Bereits bei der Planung von Aktivitäten sollten partizipative Strukturen gebildet werden, in denen Migrationsorganisationen und -Communities vertreten sind. Eine weitere Bedingung für den Erfolg von Massnahmen ist die Schulung von Fachpersonen in transkultureller Kompetenz, spezifisch bezüglich ­Gesundheitsfragen, epidemiologischem Wissen und dessen Konkretisierung im K ­ ontext von Migration. Zudem wurde deutlich, dass für viele Migrantinnen und ­Migranten der Zugang zur Gesundheitsversorgung oftmals ein Problem darstellt.

Modell zum Einfluss auf den Tabakkonsum von Kindern und Jugendlichen

Es werden Grundlagen zur Beschreibung von Einflussfaktoren auf den Tabakkonsum bzw. die Tabakfreiheit der Kinder und Jugendlichen recherchiert sowie die wissenschaftlichen und empirischen Grundlagen zur Beschreibung von Einflussfaktoren auf den Tabakkonsum bzw. die Tabakfreiheit der Kinder und Jugendlichen zusammengetragen. Mit einer Literaturanalyse werden die gängigen Literaturdatenbanken auf nationale und internationale wissenschaftliche Studien untersucht und dokumentiert. Wirkungszusammenhänge werden aufgezeigt. Es wird die Verwendung des Ergebnismodells von Gesundheitsförderung Schweiz geprüft. Das Modell dient zur Diskussion und Verortung von Interventionen, Rollen und Prioritäten für das Programm zur Tabakprävention bei Kindern und Jugendlichen.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Social Inequalities and Hospitalisations in Switzerland (SIHOS)

Die Gesundheit eines Menschen wird durch seine soziale Lage mitbestimmt. In der Schweiz besteht jedoch wenig Wissen über das Zusammenspiel von sozioökonomischen und sozialen Faktoren, gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Versorgungsleistungen. Daten zeigen, dass ein niedriger sozialer Status mit einem grösseren Krankheits- und Sterberisiko verbunden ist. Um die Versorgungsqualität zu verbessern, braucht es vertieftes Wissen zu entsprechenden Krankheitsbildern und medizinischen Behandlungen sowie zur Versorgung von betroffenen Bevölkerungsgruppen. In der Schweiz existiert jedoch keine Datenbasis, um diese Zusammen­ hänge untersuchen zu können. Ziel der Studie ist es, in einer neuen Datenbank Spitaldaten mit Daten zur sozialen Lage anonymisiert zu verknüpfen. Auf dieser Basis sollen Zusammenhänge zwischen sozioökonomischen und sozialen Faktoren, spezifischen chronischen Krankheiten, der Inanspruchnahme und der Ergebnisqualität von Spitalleistungen identifiziert werden. Die Ergebnisse der statistischen Analysen werden in Fokusgruppen mit Patientinnen und Patienten sowie Fachpersonen aus dem Bereich Medizin, Migration und Soziales qualitativ vertieft. Es werden Ansätze entwickelt, wie die Versorgungsqualität für vulnerable Gruppen verbessert werden kann. Die Studie schafft zudem eine Grundlage, um ein Monitoring der sozioökonomischen und sozialen Faktoren in der Gesundheitsversorgung zu etablieren.

Vorstudie zum Projekt «Soziale Ungleichheit und Hospitalisationen in der Schweiz» NFP-74-Studie SIHOS

In dieser Vorstudie werden als Vorbereitung für die Realisierung des NFP-74-Projektes SIHOS «Soziale Ungleichheiten in der stationären Gesundheitsversorgung» folgende zwei Fragestellungen angegangen: (1) Sind die geplanten Datenverknüpfungen zwischen der Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STAT-POP), der medizinischen Statistik sowie der Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung (BEVNAT) technisch und rechtlich möglich? Dabei interessiert, ob Spitaleintritte, die in der medizinischen Statistik erfasst sind, mittels Datenverknüpfung den Personen, die an der Strukturerhebung des Bundes teilgenommen haben, zuverlässig zugeordnet werden können. (2) Gibt es in der Schweiz einen Zusammenhang zwischen sozialen Faktoren und Hospitalisationen aufgrund chronischer ­Erkrankungen? Im Rahmen der Vorstudie soll analysiert werden, ob es in der Schweiz einen sozialen Gradienten bei den Hospitalisationsraten gibt und ob sich die Hospitalisationsraten vulnerabler Gruppen von den Raten der übrigen Bevölkerung unterscheiden.

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Auftrag Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Kooperation Zahnd, Daniel Quinto, Carlos Widmer, Marcel Forschungsteam Bayer-Oglesby, Lucy Bachmann, Nicole Zumbrunn, Andrea Solèr, Maria Dauer 01.03.2017 bis 31.12.2020 Kontakt Bayer-Oglesby, Lucy Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit

Auftrag Schweizerisches Gesundheitsobservatorium (Obsan) Finanzierung Schweizerisches Gesundheitsobservatorium (Obsan) Kooperation Schweizerisches Gesundheitsobservatorium (Obsan) Forschungsteam Bayer-Oglesby, Lucy Zumbrunn, Andrea Dauer 01.07.2017 bis 30.11.2018 Kontakt Bayer-Oglesby, Lucy Institut Institut Soziale Arbeit und Gesundheit


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung Porträt

Die Thematik «Sozialer Wandel» verbindet die drei Schwerpunkte des Instituts Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung: Der Schwerpunkt «Sozialplanung» unterstützt die Planung, Gestaltung und Steue­ rung sozialpolitischer Massnahmen und sozialer Infrastrukturen. Der Arbeitsbereich untersucht, in welchen Bereichen und in welcher Form Sozialplanung stattfindet, welche Akteure daran beteiligt sind und wie Befunde der Sozialen Arbeit sozialplanerisch umgesetzt werden können. Die Hauptaugenmerke richten sich auf das sozialplanerische Verwaltungshandeln, die Sozialberichterstattung und das System der Sozialen Sicherheit. Mit seiner Expertise unterstützt der Schwerpunkt sowohl die kommunale, kantonale als auch bundesweite sozialpolitische Praxis.

Prof. Dr. Matthias Drilling Institutsleiter

Der Schwerpunkt «Organisationaler Wandel» thematisiert den Meso- und Makro­ bereich von Organisationen. Von Interesse ist, inwieweit die Ausgestaltung des Organisationskontextes von politischen Vorgaben, Marktlogiken und dem Führungsverständnis abhängig ist. In den Weiterbildungen, insbesondere im Master of Advanced Studies MAS-Programm Change und Organisationsdynamik, geht es darum, aus einer Führungs- bzw. Beratungsperspektive das Zusammenspiel von Einzelpersonen, Gruppen und Strukturen besser verstehen und in den Kontext der eigenen Organisation einbringen zu können. Im Schwerpunkt «Stadtentwicklung» wird untersucht, wie sich Professionelle der Sozialen Arbeit im Rahmen von Programmen und Strategien der Stadt- und Quartiersentwicklung positionieren können. Städte werden dabei aufgefasst als Zentren ökonomischer Entwicklung und Brennpunkte sozioökonomischer und kultureller Polarisierung. Im Zentrum der Arbeiten stehen die Ziele eines gelingenden Lebens und einer gerechten Verteilung von Lebenschancen. Die Mitarbeitenden des Instituts bringen ihre Expertise in Modulen des Bachelorund Master-Studiums an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW ein.

Kontakt: Prof. Dr. Matthias Drilling, Institutsleiter T +41 61 228 59 12, matthias.drilling@fhnw.ch www.fhnw.ch/soziale-arbeit/isos


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Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung Partizipation mit Kindern konkret – Naturnahe Freiräume für Kinder und mit Kindern planen und gestalten Carlo Fabian, Timo Huber, Magdalene Schmid und Nadine Käser

Abstract

Das Programm «Naturnahe, kinder- und jugendgerechte Quartier- und Siedlungsentwicklung im Kanton Aargau» (QuAKTIV) hatte zum Ziel, eine naturnahe sowie kinder- und jugendgerechte Quartier- und Siedlungsentwicklung zu fördern (vgl. Fabian et al. 2014). In drei Pilotprojekten im Kanton Aargau wurden Methoden entwickelt, umgesetzt, evaluiert und für eine weitergehende Umsetzung praxisnah aufbereitet. Darüber hinaus wurden und werden verschiedene theorierelevante Beiträge zu den Themenbereichen Gesundheit, Emanzipation, Demokratie und partizipative Aktionsforschung verfasst. Auftrag, Zielsetzung und Fragestellungen

Prof. Carlo Fabian Dozent

Im Auftrag des Kantons Aargau sollten Wissen und Erfahrungen im Rahmen von naturnaher sowie kinder- und jugendgerechter Quartier- und Siedlungsentwicklung systematisch aufgearbeitet, weiterentwickelt und evaluiert werden. Instrumente und Methoden sollten hierfür ausgearbeitet und geprüft und ­anschliessend als Tools für weitere praktische Umsetzungen zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich wurden mit den Erfahrungen und den Ergebnissen des Programms «QuAKTIV» weitergehende, theoriebildende Aspekte bearbeitet, die hier im Beitrag skizziert werden: Partizipation und Gesundheit, Partizipation und Emanzipation, partizipative Aktionsforschung sowie Beteiligungsprozesse und Demokratieerfahrungen. Hintergrund und Forschungsstand

Timo Huber, BSc Wissenschaftlicher Assistent

Ein kindergerechter Freiraum zeichnet sich aus durch Zugänglichkeit und Erreichbarkeit, Aneignungsmöglichkeiten und Veränderbarkeit, Identifikationspotenzial und Bereitstellung von flexiblen, mobilen, temporären sowie bedarfsgerechten Nutzungs- und Spielmöglichkeiten (vgl. Huber/Fabian 2015). Naturnah gestaltete Freiräume erlauben unterschiedliche Nutzungs- und Aneignungsmöglichkeiten und schaffen vielfältige sinnliche sowie motorische Erfahrungsmöglichkeiten. Dies fördert einerseits das informelle Lernen der Kinder, andererseits wirken sich die Erfahrungen der Kinder mit der Artenvielfalt sowie mit den einheimischen Pflanzen und Tieren positiv auf ihr Verhältnis zur Natur wie auch auf ihr Ver­ antwortungsgefühl der eigenen Umwelt gegenüber aus. Für eine kindergerechte Entwicklung und Gestaltung von Freiräumen müssen die Lebenswirklichkeiten, Bedürfnisse und Anliegen der Kinder einbezogen werden sowie die Planung und Realisierung gemeinsam mit den Kindern – also partizipativ – erfolgen. Dabei gilt es namentlich sozialräumliche Faktoren zu berücksichtigen. Diese betreffen die Wechselwirkung zwischen dem physischen Raum und dessen sozialen Interaktions- und Erleb­nis­potenzialen. Es geht beispielsweise um die Ermöglichung ­eines Austausches z ­ wischen den Kindern unterschiedlicher Herkunft, zwischen unterschiedlichen Persönlichkeiten oder Interessen, aber auch zwischen den Generationen. Die ­sozialräumliche Betrachtungsweise stellt auch die Frage, welche Funktionen Räume haben können, zum Beispiel die des Rückzugsortes für Kinder (vgl. Fabian et al. 2014).


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Methodisches Vorgehen

Partizipation, verstanden sowohl als Haltung als auch als Methode, ist die wichtige Grundlage, um kindergerecht und naturnah gestaltete Freiräume entwickeln zu können. Dabei ist die Lebenswelt der Kinder der entscheidende Orientierungsrahmen. Da Kinder weitgehend von politischen Entscheidungsprozessen ausgeschlossen sind, bieten neue, alternative Beteiligungsverfahren eine Möglichkeit, junge Menschen in sie betreffende Entscheidungen und Entwicklungen einzubeziehen. Obwohl der Begriff Partizipation sowohl im Kontext von Stadtentwicklung als auch von Gesundheitsförderung gern und oft verwendet wird, bleibt er meist diffus oder PROJEKTZYKLUS wird in der Praxis nicht eingelöst (vgl. Fabian 2016). Im Programm «QuAKTIV» war die Arbeitsgrundlage für die partizipativen Prozesse ein Projektzyklus mit fünf ­Arbeitsphasen (siehe Abbildung 7). M1

M2

Magdalene Schmid, Diplom-Pädagogin Wissenschaftliche Mitarbeiterin

M3 M4 I. AUSGANGSLAGE & ANALYSE

V. EVALUATION & VERSTETIGUNG

M5

PROJEKTZYKLUS IV. BETRIEB & PFLEGE

II. PLANUNG & KONZEPT

M6

M7

III. UMSETZUNG & REALISIERUNG M8 Abbildung 7: Der Projektzyklus mit fünf Phasen zur Planung und Umsetzung von Projekten zu naturnaher und kindgerechter Freiraumentwicklung sowie den Methoden M1–M8 (vgl. dazu www.quaktiv.ch). Die Grösse der Kreise entspricht dem Aufwand für die Phasen bei «QuAKTIV» (Fabian et al. 2016: 37).

Der Projektzyklus mit fünf Phasen zur

Planunginund Umsetzung Projekten Namentlich den Phasenvon I bis IV spielte die Partizipation der Kinder eine entscheizu naturnaher und kindgerechter Frei­ dende raumentwicklung. Rolle für das Gelingen der Projekte. Bei «QuAKTIV» wurde Partizipation in Die Grösse der Kreise vier Stufen (Information, Mitwirkung, entspricht dem Aufwand für die Phasen Mitentscheidung, Mitverantwortung) unterbei QuAKTIV. schieden. Entsprechend den Arbeitsphasen kamen in «QuAKTIV» spezifische Methoden zur Anwendung: In Phase I eignen sich Nadelmethode, Subjektive Landkarten, Begehungen, Autofotografie, Erkundung und Bewertung. In Phase II kommen die Auszug aus der PRAXISHILFE - NATURNAHE FREIRÄUME FÜR KINDER UND MIT KINDERN PLANEN UND GESTALTEN (2016) → www.quaktiv.ch Methoden Planungswerkstatt-Zeichnen sowie Modellbau zum Tragen. Die Methode

Nadine Käser, MA Wissenschaftliche Mitarbeiterin


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Mitmachbautage gehört zur Phase III (vgl. für einen ausführlichen Methodenbeschrieb: Fabian et al. 2016: 38 f. und www.quaktiv.ch). Allen Methoden gemeinsam ist, dass die Beobachtungen, Wahrnehmungen, Aufzeichnungen oder Bewertungen der Kinder immer untereinander sowie mit Fachpersonen ausgetauscht und ­rückgekoppelt wurden. Die Pilotprojekte sowie das Gesamtprogramm «QuAKTIV» wurden intern (vgl. Schmid 2015a; Schmid 2015b) sowie extern (vgl. Widmer/Stutz 2016) evaluiert. Ergebnisse und Weiterentwicklungen

Die Evaluationen und Erfahrungen zeigen, dass partizipative Prozesse verschiedene Wirkungen haben. Kinder erleben durch Mitwirkung, auch bei Entscheidungen, dass ihre Rechte ernst genommen werden und dass sie Einflussmöglichkeiten bei der Gestaltung des Gemeinwesens haben. Die Aussage eines Kindes untermauert dies: «Die Erwachsenen meinen immer, sie wissen genau, was die Kinder wollen, weil sie auch mal jung waren. Aber das ist nicht so. Erwachsene wissen ja nur, wie sie früher gespielt haben. Sie wissen aber nicht, wie wir heute spielen» (Widmer/ Stutz 2016: 52). Indem Kinder an für sie relevanten Gestaltungs- und Entscheidungsprozessen beteiligt werden, werden Kompetenzen wie das Bilden einer eigenen Meinung und das Einstehen dafür, das Debattieren, aber auch das Aufgeben von Teilen des eigenen Standpunkts zugunsten eines gemeinsam getragenen Kompromisses gefördert und gelebt. Ferner können unterschiedliche Rollen eingenommen und erprobt werden. Kinder können als kreative Person auftreten, als kritische Feedbackgeberin und Feedbackgeber oder als Diskussions- und Aushandlungspartnerin und -partner. Auf diese Weise können Kinder erleben, wie sie Mitver­ antwortung für ihr jetziges und zukünftiges Umfeld altersadäquat übernehmen können (vgl. Fabian 2016; Widmer/Stutz 2016). Auf Basis wissenschaftlicher Literatur konnten bedeutende positive Effekte dieser partizipativen Prozesse auf die Gesundheit der Kinder postuliert werden. Es geht um Effekte auf die Faktoren Empowerment und Autonomie, Selbstwirksamkeit, ­Attribution und Kontrollüberzeugungen sowie Kohärenzgefühl. Diese Faktoren sind für die Gesundheit und Gesundheitsentwicklung massgeblich (vgl. Fabian 2016; Fabian 2017a; Fabian 2017b). Des Weiteren konnten wir den Zusammenhang von Partizipation und Emanzipation im Kontext von Demokratie und Stadtentwicklung diskutieren. Die Erkenntnisse zeigen, dass in den partizipativen Prozessen ein grosses Potenzial an Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten liegt. Damit können einzelne Personen, aber auch Gemeinschaften, gestärkt werden, sowohl auf der Ebene der Kinder als auch auf der Ebene der Erwachsenen. Dabei ist zu beachten, dass Beteiligung nicht mit Teilhabe gleichgesetzt werden kann. So haben Parti­ zipation und Emanzipation viele Überschneidungen, unterscheiden sich aber deutlich in der Anlage respektive im Ausgangspunkt. «Bemächtigt-werden» ­ (bottom-down) steht einem «Sich-bemächtigen» (bottom-up) gegenüber. Das Bemächtigt-sein (Empowerment) ist aber schlussendlich eine Voraussetzung für emanzipatorische Prozesse (vgl. Fabian 2018, in Vorbereitung; Huber/Fabian 2017).


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Schliesslich wurden die Prozesse und Ansätze von «QuAKTIV» kritisch aus der ­ erspektive der partizipativen Aktionsforschung diskutiert. Es zeigt sich, dass P «QuAKTIV» eine Reihe von Kriterien erfüllt. Diese sind unter anderem: Lebenswelt­ orientierung von Beginn weg, umfassende und weitgehende Partizipation, Fokus auf schwächere Mitglieder der Gesellschaft, Förderung individueller Ressourcen und Kompetenzen (vgl. Fabian/Huber 2018). Diskussion

«QuAKTIV» zeigt, wie ein praxisnahes Entwicklungs-, Umsetzungs- und Forschungsprojekt vielfältige Ergebnisse hervorbringen kann. Neben den realisierten Freiräumen mit ihren jeweiligen komplexen Entwicklungsprozessen konnte sehr viel auch über das eigentliche Programm «QuAKTIV» hinaus gelernt werden. Einerseits im Rahmen der erwähnten internen und externen Evaluationen, aber auch im Rahmen von weiterführenden theoriebildenden Diskursen und Publikationen. Wir machen die Erfahrung, dass «QuAKTIV» von einem diversen Fachpublikum geschätzt wird – nach wie vor erhalten wir Einladungen für Präsentationen und Kooperationen. Es ist demnach ein lohnender Aufwand, solche Projekte ­sowohl praxisnah wie auch wissenschaftlich aufzubereiten und die Erkenntnisse breit zu streuen. Transfer

«Der Spielplatz Träff und die gestaltete Ecke auf dem ­Pausenplatz des Schulhauses Widegass sind sehr schön geworden und werden von den Kindern intensiv ‹bespielt›. Wir haben so positive Erfahrungen gemacht, dass wir ­aktuell ein eigenes Projekt ­beginnen, um den gesamten Pausenplatz Widegass zu ­optimieren. So trägt QuAKTIV bei uns weiterhin Früchte.»

Ein Transfer fand und findet auf verschiedenen Ebenen und­ in verschiedenen Kontexten statt. Zum einen wurde der Transfer zwischen allen beteiligten Pilotstandorten und deren ­Ak­teurinnen und Akteuren angeregt: «Voneinander Lernen» Marianne Stänz stand im Zentrum. Zum anderen hat eine Abschlusstagung Projektleiterin und Gemeinderätin in Birmenstorf AG (www.quaktiv.ch/tagung) 120 Fachpersonen zusammengebracht, die sich über «QuAKTIV» informiert und das Programm diskutiert haben. Auf der Plattform www.quaktiv.ch werden alle Instrumente, Umsetzungen und Erfahrungen einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt. Ausserdem wurde die Praxishilfe «Naturnahe Freiräume für Kinder und mit Kindern planen und gestalten» (vgl. Fabian et al. 2016) entwickelt und in Papierform sowie elektronisch kostenlos zur Verfügung gestellt. Methoden und ­Ergebnisse des Programms fliessen zudem in Module des Bachelor-Studiengangs der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW sowie in den Master of Advanced Studies MAS «Housing» der ETH Zürich ein. Weiter wurde und wird «QuAKTIV» an einigen n ­ ationalen und internationalen Konferenzen präsentiert und diskutiert. Eine ganze Reihe an Publikationen für verschiedene Zielpublika ist bereits ent­ standen (siehe Literaturliste). Zudem sollen die Methoden und Erfahrungen von «QuAKTIV» in ­weitere Projekte einfliessen, zum Beispiel im Kontext von intergenerationaler Raumentwicklung.


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung Partizipation mit Kindern konkret – Naturnahe Freiräume für Kinder und mit Kindern planen und gestalten

Auftraggeberschaft

Kanton Aargau (Departement Bau, Verkehr und Umwelt; Departement Bildung, ­Kultur und Sport; Naturama Aargau – Fachstelle Umweltbildung) Finanzierung

Swisslos Kanton Aargau und Stiftung Mercator Schweiz Forschungsteam

Carlo Fabian, Timo Huber, Nadine Käser, Tanja Klöti, Magdalene Schmid Schlüsselbegriffe

Stadtentwicklung, Partizipation, Kinder, Freiraum, Naturnähe, Gesundheitsförderung, Demokratie Dauer

März 2013 bis Februar 2016 Literatur Fabian, Carlo (2016). Der Beitrag partizipativer Prozesse bei der Freiraumentwicklung für die Gesundheit von Kindern. Eine theoretische Annäherung. In: Umweltpsychologie. S. 112–136. Fabian, Carlo (2017a). Childfriendly city – Nature oriented. In: Topscape. 28. Jg. S. 53–56. Fabian, Carlo (2017b). Partizipative Entwicklung von Freiräumen mit Kindern. In: SuchtMagazin. (1). S. 28–32. Fabian, Carlo (2018, in Vorbereitung). Demokratieerfahrung durch Beteiligungsprozesse – am Beispiel partizipativer Entwicklung von Freiräumen mit Kindern. In: Schnur, Olaf/Drilling, Matthias/ Niermann, Oliver (Hg.). Quartier und Demokratie. Wiesbaden: Springer. Fabian, Carlo/Huber, Timo (2018, i.E.). Participating in creating open spaces with and for children – A kind of participatory action research? In: Berson, Ilene/Berson, Michael/Gray, Colette (Hg.). ­Participatory Methodologies to Elevate Children’s Voice and Agency Springer. Fabian, Carlo/Huber, Timo/Käser, Nadine/Schmid, Magdalene (2016). Naturnahe Freiräume für Kinder und mit Kindern planen und gestalten. Grundlagen, Vorgehensweise und Methoden. Praxis­ hilfe. Basel: FHNW. Fabian, Carlo/Huber, Timo/Klöti, Tanja/Schmid, Magdalene/Drilling, Matthias (2014). QuAKTIV – naturnahe, kinder- und jugendgerechte Quartier- und Siedlungsentwicklung im Kanton Aargau. In: Soziale Innovation. (9). S. 112–117. Huber, Timo/Fabian, Carlo (2015). Naturnahe Freiräume für und mit Kindern planen und gestalten. Soziokulturelle Animation in der partizipativen Freiraumentwicklung. In: Sozial Aktuell. 2015.­ Jg. (12). S. 28–31. www.avenirsocial.ch/sozialaktuell/150651_sa_12_2015_028_031.pdf. Huber, Timo/Fabian, Carlo (2017). Naturnahe Freiräume für Kinder und mit Kindern planen und gestalten – ein wertvoller Prozess! In: Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Guhl, Jutta/ Thomas, Nicola (Hg.). Emanzipation, Soziale Arbeit und Stadtentwicklung – Eine programmatische und methodische Herausforderung. Opladen. Budrich UniPress. S. 185–208. Schmid, Magdalene (2015a). Ergebnisse Abschlussevaluation Birmenstorf. Basel: HSA FHNW. Schmid, Magdalene (2015b). Ergebnisse Abschlussevaluation Herznach. Basel: HSA FHNW. Widmer, Thomas/Stutz, Mirjam (2016). Evaluation des Demokratiebeitrags von QuAKTIV. Schluss­ bericht zur externen Evaluation des Demokratiebeitrags neuer Partizipationsformen in drei ­Pilotprojekten des Programms «QuAKTIV – Naturnahe, kinder- und jugendgerechte Quartier- und Siedlungsentwicklung im Kanton Aargau». Bd. 16. Zürich: Universität Zürich.


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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Auftrag Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) Finanzierung Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) – Nationales Programm gegen Armut Kooperation Netzwerk finanzielle Handlungsfähigkeit Schweizerisches Institut für Banken und Finanzen der Universität St. Gallen Forschungsteam Mattes, Christoph Brown, Martin Dauer 01.07.2016 bis 01.07.2018 Kontakt Mattes, Christoph Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Auftrag Paul Schiller Stiftung Finanzierung Paul Schiller Stiftung Forschungsteam Knöpfel, Carlo Heinzmann, Claudia Pardini, Riccardo Dauer 01.02.2016 bis 30.03.2018 Kontakt Knöpfel, Carlo Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Armut und Verschuldung. Armutsbekämpfung durch Beratung, Bildung und Prävention bei Verschuldung

Das Nationale Programm zur Bekämpfung und Prävention von Armut greift das Thema Verschuldung auf. Es verfolgt das Ziel, die Zusammenhänge von Armut und Verschuldung genauer zu beleuchten, den Beitrag der gegenwärtigen Beratungsund Präventionspraxis zur Armutsbekämpfung zu analysieren und der Intensivierung der Bildungs- und Präventionsarbeit zum Thema Schulden nachzugehen. Das Projekt erarbeitet eine wissenschaftliche Grundlage für die Diskussion um Armutsbekämpfung durch Schuldenprävention und Schuldenberatung. Zudem wird die ­bestehende Bildungs- und Präventionspraxis hinsichtlich ihres Beitrags zur Armutsbekämpfung reflektiert. Ziel des Projektes ist die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen. Mattes, Christoph (2016). Alles nur Schulden? Perspektiven der Schuldnerberatung als Soziale Arbeit. Fachtag 25 Jahre Infodienst Schuldnerberatung. Stuttgart: Diakonisches Werk Württemberg. Mattes, Christoph (2016). Armut und Verschuldung – eine erste Bestandsaufnahme. Ein Projekt im Rahmen des nationalen Programms zur Bekämpfung und Prävention von Armut in der Schweiz. Zwischenbericht. Basel: Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Mattes, Christoph (2016). Budget and dept counseling services in Switzerland. In: Money Matters. (13). S. 10. Mattes, Christoph (2016). Entschuldung auch für Arme – eine gerichtliche Restschuldbefreiung als Lösung für die Schweiz? In: BAG-SB Informationen. 31. Jg. (1). S. 18–26. Mattes, Christoph (2016). Jugendverschuldung, Familienarmut und institutionelle Unvernunft. In: Zeitschrift für Sozialpädagogik. 14. Jg. (3). S. 302–315. Mattes, Christoph (2016). Von Expertenwissen verfolgt? Peer-to-Peer als partizipativer Ansatz in der Schuldenprävention. In: BAG-SB Informationen. 31. Jg. (2). S. 178–184. Mattes, Christoph/Knöpfel, Carlo/Bochsler, Yann/Pardini, Riccardo (2016). Existenzielle Überschuldung. Übersicht zu Ursachen, Prävention und Beratung sowie Vorschlag zur Ausarbeitung eines Stakeholderdialogs. Schlussbericht. Basel: Hochschule für Soziale Arbeit FHNW.

Betreuung im Alter

Was Pflege im Alter meint, ist in der Schweiz klar geregelt. Doch ältere Menschen brauchen mehr. Zur (medizinischen) Pflege gehört die Betreuung, daheim und im Heim. Die Studie macht deutlich, dass der Bedarf an Betreuung in der Schweiz wächst, dass es sehr unterschiedliche Formen von Betreuung in den verschiedenen Phasen des Fragilisierungsprozesses zu unterscheiden gilt und dass ohne gesetzliche Regelungen insbesondere älteren Menschen mit beschränkten finan­ ziellen Mitteln angesichts des gesellschaftlichen Wandels eine Unterversorgung an Betreuung droht. Knöpfel, Carlo/Pardini, Riccardo/Heinzmann, Claudia (2018). Gute Betreuung im Alter in der Schweiz. Eine Bestandesaufnahme. Seismo. Knöpfel, Carlo/Pardini, Riccardo/Heinzmann, Claudia (2018). Gute Betreuung im Alter. Perspektiven für die Schweiz. Paul Schiller Stiftung.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Connecting elderly people to urban life: Towards a better understanding of ageing in place by rethinking stereotypes

Die demografische Entwicklung zeigt, dass unsere Gesellschaft in der nächsten ­Zukunft aufgrund fortlaufender Erhöhung der Lebenserwartung älter wird. Gleichzeitig führt die Pluralisierung der Gesellschaft zu einer Vielzahl an Lebensstilen und Lebenslagen, auch im Alter. Wohnen und insbesondere «Wohnen im Alter» wird dadurch zum Gegenstand zukunftsorientierter Alten- sowie Raumplanungs- und Stadtentwicklungspolitik in der Schweiz und weltweit. In diesem Zusammenhang will das vorliegende Forschungsprojekt den Fokus auf die Entwicklung der Lebensräume in urbanen Kontexten, also Quartieren, richten. Dabei rückt die Frage nach dem Einfluss von Altersbildern (Stereotypen), die wir alle internalisiert haben, auf die Entwicklung von Quartieren in den Vordergrund. Diese Altersbilder können ­sowohl positiv wie auch negativ geprägt sein. Das Forschungsprojekt untersucht ­im Rahmen von zwei Fallstudien (Quartiere) multiperspektivisch und in Anlehnung an Lefebvre, wie Quartiere ausgestaltet, erlebt und konzeptualisiert werden. Hierfür werden unterschiedliche Personengruppen, beispielsweise heutige und zukünftige alte Menschen, Planerinnen und Planer, Gestalterinnen und Gestalter von Quartieren, Vertreterinnen und Vertreter der Politik, mit einem Mix an inklusiven qualitativen Methoden befragt und in das Forschungsprojekt a ­ ktiv miteinbezogen. (Das Forschungsprojekt steht in Zusammenhang mit der Cost Action «Ageism – a multinational, interdisciplinary perspective».) Fabian, Carlo (2017). Participatory methods in housing and neighbourhood research. Präsentation am 12.10.2017. MAS Housing ETH Zürich. Unveröffentlichtes Manuskript. Basel. Fabian, Carlo/Janett, Sandra (2017). Ältere Menschen im urbanen Kontext: Einblicke in Forschungsprojekte. Präsentation am 23.06.2017. 4. Internationale Tagung Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Basel. Fabian, Carlo/Janett, Sandra (2017). Theoretische Grundlagen Altersbilder und Stereotypen des ­Alters. Die Stadt, die älteren Menschen und die Stereotypen im Alter. Präsentation am 23.06.2017. 4. Internationale Tagung Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Basel.

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Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Kooperation COST Action IS1402 «Ageism – a multi-national, interdisciplinary perspective» Forschungsteam Fabian, Carlo Drilling, Matthias Huber, Timo Janett, Sandra Bischoff, Tobias Dauer 01.11.2016 bis 31.10.2018 Kontakt Fabian, Carlo Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Seraphisches Liebeswerk Kooperation Stöckli, Claudia Forschungsteam Schürch, Barbara Weiss, Stephanie Dauer 01.04.2015 bis 12.12.2017 Kontakt Schürch, Barbara Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Auftrag Walder Stiftung Finanzierung Walder Stiftung Forschungsteam Knöpfel, Carlo Pardini, Riccardo Heinzmann, Claudia Dauer 01.05.2016 bis 31.01.2017 Kontakt Knöpfel, Carlo Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Das Plakat als lebensweltliches Instrument der sozialräumlichen Sozialen Arbeit

Alternative Kommunikationsformen aus dem visuellen und gestalterischen Bereich, wie etwa das Plakat, können den Einbezug und die Teilhabe von eher schwer ­erreichbaren Zielgruppen wie Jugendliche oder Quartierbewohnerinnen und Quartierbewohner mit Migrationshintergrund erleichtern und ein Medium sein, um ­deren Perspektive und Anliegen sichtbar zu machen. Das Projekt zielt darauf ab, den Studierenden insbesondere die «Handmade»-Plakatgestaltung als Kommunika­ tionsinstrument in der sozialraumorientierten Sozialen Arbeit näherzubringen und die Auseinandersetzung mit der Bedeutung des Bildes in der Sozialen Arbeit anzuregen. In der geplanten praxisnahen Publikation wird anhand von konkreten Plakaten und Erfahrungen aus dem Bachelor-Modul 263 «Stadt, Wandel und urbane ­Lebenswelten als Herausforderung für die Soziale Arbeit» der Prozess von der Bearbeitung einer lebensweltlichen Fragestellung auf Quartiersebene hin zur ­ ­Umsetzung der Kernergebnisse in eine stimmige, für die Rezipienten und Rezipientinnen lesbare Bildsprache aufgearbeitet, reflektiert und nachvollziehbar gemacht. Es werden Bezüge zur Sozialraum- und Lebensweltorientierung sowie zur Bedeutung von Partizipation in Quartierentwicklungsprojekten hergestellt.

Einkommensentwicklung im Alter (Pilotstudie)

Der Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand ist mit deutlichen Veränderungen des Haushaltseinkommens verbunden. Der Alterungsprozess kann zu weiteren markanten materiellen Einschränkungen und zum Bezug von sozialstaatlichen Transferleistungen führen. Ausgaben für Betreuung, Hilfe und Pflege vermindern das verfügbare Einkommen und können den Bezug von Ergänzungsleistungen notwendig machen. Wie hoch diese Ausgabenbelastung allerdings ist, hängt wesentlich vom Wohnort ab. In der Pilotstudie «Einkommensentwicklung im Alter» wurde ein ­Berechnungsmodell entwickelt, welches die Höhe des verfügbaren Einkommens im Alterungsprozess für drei Kantonshauptorte abbildet. Damit konnte gezeigt werden, dass es möglich ist, für verschiedene Pflegefälle und Einkommenssituationen einen Algorithmus zu schreiben, der die Berechnung verfügbarer Einkommen zulässt. ­Weiter konnte nachgewiesen werden, dass die zusätzlich zu tragenden Gesundheitskosten je nach Wohnort sehr unterschiedlich ausfallen.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Evaluation Mobile Quartierarbeit Klybeck

Das Pilotprojekt «Mobile Quartierarbeit Klybeck» (MQK), das am Projekt «Klybeck Mitte» anschliesst, wurde im Januar 2015 gestartet und wird bis Ende 2018 laufen. Die begleitende Evaluation wird von der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW durchgeführt und soll Grundlage für die Entscheidung bieten, wie eine Weiterführung nach der Projektphase aussehen kann. Über ein multimethodisches Vorgehen (Dokumentenstudium, Interviews, Online-Fragebogen, Fokusgruppe) werden mit verschiedenen Stakeholdern Erfahrungen, Beurteilungen, Wahrnehmungen und Sichtweisen ermittelt.

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Auftrag Trägerverein Stadtteilsekretariat Kleinbasel Finanzierung Trägerverein Stadtteilsekretariat Kleinbasel Forschungsteam Fabian, Carlo Huber, Timo Dauer 01.01.2015 bis 31.07.2018 Kontakt Fabian, Carlo Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Evaluationsstudie «Mitten unter uns»

Das Rote Kreuz Baselland bietet seit 2015 im Rahmen des Projektes die Begleitung von fremdsprachigen Kindern und deren Eltern durch Freiwillige an. Die Freiwilligen werden für ihren Einsatz von Einsatzvermittelnden geschult und begleitet. Durch das nationale Programm zur Prävention und Bekämpfung von Armut wurde das Programm auf Menschen mit Migrationshintergrund ausgeweitet. Im Rahmen einer Evaluationsstudie des Instituts Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung wurde die Wirkung des Projektes «Mitten unter uns» für armutsbetroffene oder armutsgefährdete Personen untersucht. Ziel des Projektes war es aufzuzeigen, wie im Rahmen der Sozialen Arbeit durch den Einsatz von Freiwilligen ein Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet werden kann. Die in den Jahren 2016 und 2017 durchgeführte Erhebung zeigte, dass es dem Roten Kreuz Baselland gelungen ist, durch ein Freiwilligenprojekt armutsgefährdete Personengruppen zu erreichen und mit professioneller Anleitung fachlich sehr gut zu begleiten. Dabei treten die Freiwilligen nicht nur in der Begleitung der Zielgruppe der anerkannten Flüchtlinge, sondern auch in der Öffentlichkeit für die Lebenssituation und Bedürfnisse der Zielgruppe ein. Die für das Rote Kreuz Baselland tätigen Freiwilligen wie auch die begleiteten ­geflüchteten und armutsbetroffenen Personen äusserten eine hohe Zufriedenheit mit dem Programm. Die Freiwilligen benötigen für ihren Einsatz eine gute fachliche ­Vorbereitung und Anleitung während ihrer Tätigkeit. Zugleich können Anliegen und Ideen von Freiwilligen genutzt werden, das Programm weiterzuentwickeln. Ein F ­ reiwilligenprojekt ist auch mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden, insbesondere für die ­Gewinnung, Aus- und Weiterbildung von Freiwilligen. Dieser kann langfristig aber nur mithilfe öffentlicher finanzieller Mittel abgedeckt werden. Mattes, Christoph/Guhl, Jutta (2017). Mitten unter uns – Ein Projekt im Rahmen des nationalen ­Programms zur Prävention und Bekämpfung von Armut. Abschlussbericht Evaluation. Unveröffentlicht. Basel.

Auftrag Rotes Kreuz Baselland Finanzierung Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) Rotes Kreuz Baselland Forschungsteam Mattes, Christoph Guhl, Jutta Dauer 01.01.2016 bis 01.12.2017 Kontakt Mattes, Christoph Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI)

Familiengarten-Gemeinschaften und ihr Beitrag für die Nachbarschaftsentwicklung

Kooperation TUD COST Action TU1201 «Allotment Gardens in Europe»

In Familiengärten bilden sich über Generationen ausdifferenzierte Gemeinschaften und Lebensformen mit spezifischen sozialen Praktiken heraus, die in der Regel ­wenig erforscht werden. Aktuell werden Familiengärten von neuen Gruppen und jüngeren Generationen als nutzbare Orte entdeckt, was innerhalb der Gartengemeinschaften zu einem Wandel bzw. zu einer intensivierten Auseinandersetzung mit verschiedenen Vorstellungen von Gemeinschaft sowie der Nutzung und Gestaltung von Gartenarealen führt. Interessant ist zudem die Frage, welche Bedeutung Familiengärten für die Entwicklung von Quartieren und Nachbarschaften haben. Mit einer ethnografischen Studie in zwei Familiengärten in Basel und Bern, bei ­denen zurzeit Transformationsprozesse im Gange sind, wurde untersucht, wie sich Familiengartengemeinschaften (re-)konstituieren, wie diese mit Wandel und Konflikten im Kontext einer demokratischen Vereins- und Organisationsstruktur umgehen und welchen Beitrag Familiengärten für die Nachbarschafts- und Quartier­ entwicklung leisten. Dabei zeigte sich, dass sich das Modell «Familien­garten» auch in dynamischen städtischen Kontexten als sehr robust und für viele Menschen­ gruppen als wertvoll erweist. Eine besonders wichtige Rolle in der ­Selbstverwaltung der Familiengärtengemeinschaften kommt den ehrenamtlichen Vorständen zu. Das Forschungsprojekt war Teil der COST Action TU1201 «Urban ­Allotment Gardens in European Cities: Future, Challenges and Lessons Learned» (Laufzeit: 2012–2016).

Forschungsteam Oehler, Patrick Huber, Timo Thomas, Nicola Dauer 01.02.2015 bis 28.02.2017 Kontakt Oehler, Patrick Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Tappert, Simone/Klöti, Tanja/Drilling, Matthias (2017, online; print in 2018). Contested urban ­spaces in the compact city: The (re-)negotiation of urban gardening in Swiss cities. In: Lands­capes and Urban Planning. (170). S. 69–78. Tappert, Simone/Klöti, Tanja/Drilling, Matthias (2017). Städtisches Gärtnern als emanzipierende ­Praxis – Die Aktivierung lokaler Gemeinschaft und der Anspruch auf autonome Produktion städtischer Räume. In: Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Guhl, Jutta/Thomas, Nicola (Hg.). Emanzipation, Soziale Arbeit und Stadtentwicklung – Eine programmatische und metho­ dische Herausforderung. Opladen: Budrich UniPress. S. 163–181. Thomas, Nicola (2016). Reclaiming the Right to the Green City: Aktuelle urbane Grünraumbewegungen in Basel. In: Oehler, Patrick/Thomas, Nicola/Drilling, Matthias (Hg.). Soziale Arbeit in der unternehmerischen Stadt: Kontexte, Programmatiken, Ausblicke. Wiesbaden: Springer VS. S. 109–128. Thomas, Nicola/Oehler, Patrick/Drilling, Matthias (2017). The Power of the Many. The fight for allotment gardens in Basel. In: The Nordic Journal for Architectural Research. (3). S. 97–116. Thomas, Nicola/Oehler, Patrick/Huber, Timo (2016). Allotment Gardens in Switzerland – the challenges of selfgoverning communities in transforming cities. Präsentation am 09.09.2016. Conference Proceeding Paper for Growing in Cities Conference. Basel.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Gelingensbedingungen kooperativen Handelns in interorganisationalen Projekten

In diesem Forschungs- und Dienstleistungsprojekt wurden die Effizienz und Effektivität von interorganisationalen Kooperationen im Bereich von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen untersucht. Der Fokus lag dabei auf den aus verschiedenen Modellen bekannten Gelingensbedingungen wie die Klärung der unterschiedlichen Erwartungshaltungen, der Arbeitsplanung, der Problemlösungssystematik, der Ergebnissicherung, des Informationsflusses, der Zielperspektiven und Arbeitsweisen, der Zuständigkeiten, des Vertrauens, der personellen Kontinuität und anderes. Darüber hinaus wurden Probleme interorganisationaler Zusammenarbeit und damit verbundene Konfliktlösungsmechanismen betrachtet. Als Erkennt­ nis liegen Gelingensbedingungen der interorganisationalen Kooperationen bei den beteiligten Umsetzungspartnern und -partnerinnen vor, welche in einem Leitfaden empirisch fundierte Hinweise für Führungskräfte und Beratende zur Gestaltung ­interorganisationaler Kooperation publiziert werden.

Kooperative Sozialplanung in Lukavaz, Kanton Tuzla, Bosnien und Herzegowina (BiH). Umsetzung von Massnahmen im Kontext von Jugenddelinquenz

Im Bezirk Lukavaz (58’000 Ew.), Kanton Tuzla, Bosnien und Herzegowina, werden als letzte Etappe eines kooperativ angelegten Sozialplanungsprozesses verschiedene Massnahmen im Kontext von Jugenddelinquenz realisiert. Diese zielen auf die Etablierung eines koordinierten, vernetzten und kooperativen Vorgehens der in­ volvierten Akteurinnen und Akteure, die Weiterbildung von Fachpersonen ver­ schiedener Institutionen bezüglich Fach- und Methodenkompetenz und sehen Präventionsaktivitäten zur Stärkung von prosozialem Verhalten von Kindern und Jugendlichen sowie die Einrichtung eines Beratungsdienstes für gefährdete oder straffällig gewordene Jugendliche und ihre Familien vor. Das Team der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW begleitet die Planung sowie Umsetzung der verschiedenen Projekte und leitet die formative Evaluation an. Schürch, Barbara (2017). Transdisciplinary research and cooperation. Experiences gained through the research project on Juvenile Delinquency. In: Kovačević, Ranko/Pandžić, Asim/Tov, Eva/ Schürch, Barbara (Hg.). Juvenile delinquency – dialogue, exchange of experiences and knowledge. Collection of studies from the science conference. Tuzla: OFF SET Tuzla. S. 173–195.

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Finanzierung 5i Förderorganisation Kooperation Heimleitende Baselland Forschungsteam Kaegi, Urs Speranza, Cecilia Zängl, Peter Dauer 01.04.2016 bis 30.09.2017 Kontakt Kaegi, Urs Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Finanzierung 3FO Kooperation Sozialzentrum Lukavaz Universität Tuzla (Departement Soziale Arbeit, Philosophische Fakultät; Medizinische Fakultät; Fakultät Sonderpädagogik und Rehabilitation) Sozialministerium NGO Vive Žene, Zentrum für Therapie und Rehabilitation Forschungsteam Schürch, Barbara Dittmann, Jörg Mehic, Nejira Dauer 01.10.2017 bis 31.10.2020 Kontakt Schürch, Barbara Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), im Rahmen von Interreg V Oberrhein Schweizer Eidgenossenschaft: Mittel aus der Neuen Regionalpolitik Kanton Basel-Stadt Kanton Basel-Landschaft Kanton Aargau Kooperation Kanton Basel-Stadt Gemeinde Pratteln Gemeinde Suhr Fachhochschule für Sozialarbeit ESTES, Strasbourg Katholische Hochschule Freiburg Forschungsteam Guhl, Jutta Janett, Sandra Dauer 01.01.2017 bis 31.12.2019 Kontakt Guhl, Jutta Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

MARGE – Einbindung marginalisierter Quartiere in der Oberrheinregion

Um in benachteiligten Quartieren auf Fragen der sozialen Durchlässigkeit, der ­Integration und Chancengleichheit zu antworten, wurden in allen drei Ländern der Oberrheinregion soziale Stadtentwicklungsprogramme aufgelegt und -massnahmen umgesetzt. Trotz der Ähnlichkeit der Herausforderungen und den auf sie ­antwortend en Aktivitäten nehmen die zuständigen Verwaltungen im grenznahen Gebiet in Frankreich, Deutschland und der Schweiz wenig wahr, was in den beiden anderen Ländern in diesem Bereich geschieht und können so nicht von potenziellen Innovationen ihrer Nachbarinnen und Nachbarn profitieren. Es fehlen bislang ­sowohl praxisnahe Strukturen der grenzüberschreitenden Kooperation als auch Beispiele guter Methoden und Techniken, die transferiert werden können. In diesem Zusammenhang will das vorliegende Projekt die Akteurinnen und Akteure der Sozia­ len Stadtentwicklung in den drei Ländern in der Oberrheinregion zusammenbringen, im Rahmen einer Handlungsforschung Good-Practice-Beispiele analysieren und den grenzüberschreitenden Praxistransfer in den Quartieren fördern. Im Rahmen des Projekts werden eine Internetplattform, ein Tool-Kit und eine trinationale Weiterbildung entstehen. Becker, Martin/Guhl, Jutta/Michon, Bruno (2017). Intervenir dans les quartiers marginalisés. Une perspective France-Suisse-Allemagne. In: Michon, Bruno/Schmitt, Guy (Hg.). Le voisin inconnu. Le travail social en perspective franco-allemande. Nîmes: Champ social éditions. S. 129–156. Becker, Martin/Guhl, Jutta/Michon, Bruno (2017). Soziale Stadtentwicklung in trinationaler Perspektive. In: Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Guhl, Jutta/Thomas, Nicola (Hg.). Emanzipation, Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Eine programmatische und methodische Herausforderung. Opladen: Budrich UniPress. S. 97–121.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

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Nachbarschaft als lokales Potenzial städtischer Entwicklung – Konstitutionsbedingungen, Bedeutungen und Möglichkeiten der Verstetigung

Auftrag vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V., Berlin

Europäische Städte sind zunehmend von pluralistischen Lebensstilen, Mobilität und Migration, Digitalisierung sowie Altersarmut und schwer einschätzbaren sozial- und wohnungsmarktlichen Rahmenbedingungen gekennzeichnet. In der ­ stadtentwicklungspolitischen Debatte und der Frage nach dem Zusammenleben in zunehmend ausdifferenzierten Gesellschaften hat das Phänomen Nachbarschaft konzeptionell an Bedeutung gewonnen. Oftmals bleibt Nachbarschaft jedoch eine abstrakte und menschenleere Planungsdimension, da die dort lebenden Menschen in ihren lebensweltlichen Verflechtungen nur nachrangig wahrgenommen werden. Das birgt Risiken erschwerter Adressierbarkeit, fehlender Veränderungsbereitschaft oder nicht gelingender Verstetigung. Die ethnografische Studie setzt hier an und zielt darauf ab, unterschiedliche Formen von Nachbarschaften, deren Konstitutionsbedingungen, Handlungslogiken und Bedeutungen aus lebensweltlicher Perspektive zu verstehen sowie eine Unter- und Überschätzung des lokalen Potenzials von Nachbarschaft in der Stadtentwicklung sichtbar zu machen. Nachbarschaft wird in dieser Studie als etwas Situatives und Kontextabhängiges verstanden, das auf der Basis eines gemeinsam geteilten Raumes durch menschliches Handeln hervorgebracht wird. Nähe und Distanz, Annäherung und Abgrenzung werden hierbei im nachbarschaftlichen Alltag kontinuierlich neu verhandelt und hergestellt. Auf Basis teilnehmender Beobachtungen, go-alongs, informeller Gespräche und qualitativer Interviews in Berlin sowie Workshops soll Nachbarschaft theoretisch verortet und ein wissenschaftlich fundierter Analyserahmen entwickelt werden, der für die Forschung und die professionelle Praxis eine gemeinsame ­Orientierung gibt.

Finanzierung vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V., Berlin

Drilling, Matthias (2017). Vom Ich zum Wir. Gemeinsam etwas gestalten – das ist dann Alltag. Interview. In: Vögele Kultur Bulletin. (104). S. 14–17.

Kooperation vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V., Berlin Forschungsteam Drilling, Matthias Tappert, Simone Dauer 01.08.2017 bis 31.12.2019 Kontakt Drilling, Matthias Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Kooperation Université de Genève Forschungsteam Bonvin, Jean-Michel Bochsler, Yann Dittmann, Jörg Dauer 01.06.2015 bis 30.04.2019 Kontakt Bochsler, Yann Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

NFS LIVES. Überwindung der Verletzbarkeit im Verlauf des Lebens. Schwerpunkt Grenzen der Wohlfahrt

Die Sozialpolitik hat allgemein zum Ziel, sich den Menschen in Not und in prekären Lebenslagen anzunehmen. Soziale Verletzbarkeit ist die Perspektive, die Negativ­ erfahrungen wie beispielsweise Stress, Leid und Unsicherheit insbesondere aufgrund schwieriger Lebenssituationen und Lebensphasen beschreibt. Zudem werden die gesellschaftlichen Reaktionen in den Fokus genommen. Die bisherigen Forschungsergebnisse aus der ersten Phase des NFS LIVES haben gezeigt, dass ­Sozialpolitiken ambivalent sind: Sozialhilfe gewährt zwar Zugang zu Ressourcen und Programmen, aber diese unterliegen Bedingungen und Einschränkungen, die für sich genommen Verletzbarkeit hervorrufen können. Am Beispiel der jungen ­Erwachsenen in der Sozialhilfe soll dies genauer untersucht werden. In den letzten 15 Jahren haben sich die fachliche sowie die politische Diskussion zum Integra­ tionsauftrag der Sozialhilfe in Bezug auf junge Erwachsene gewandelt. ­Angesichts der überdurchschnittlichen Sozialhilfequote und des hohen Anteils an Ausbildungslosigkeit bei jungen Sozialhilfebeziehenden steht nicht mehr die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit an erster Stelle, sondern vielmehr die Nachhol­ bildung. Gleichzeitig ist der politische Druck aufgrund steigender Kosten und Fallzahlen auf die Sozialhilfe gestiegen. Sozialhilfebeziehende junge Erwachsene (zwischen 18 und 25 Jahre) ohne Ausbildung sind vor diesem Hintergrund einer ­spezifischen Vulnerabilität ausgesetzt. Folgende Fragestellungen werden in diesem Dissertationsprojekt bearbeitet: Was sind die aktuellen sozialpolitischen Strategien der Kantone in Bezug auf junge Sozialhilfebeziehende (18- bis 25-jährig) ohne Aus­bildung? Wie werden diese sozialpolitischen Strategien von den sozialhilfebeziehenden jungen Erwachsenen ohne Ausbildung wahrgenommen? Welche Implika­tionen für die Sozialhilfe ergeben sich aus der Sicht des Vulnerabilitätskonzepts? Anhand von zwei Fallbeispielen (Kantone Basel-Stadt und Genf) wird eine qualitative, vergleichende Studie durchgeführt. Für die Beantwortung der Fragestellungen werden sowohl Expertinnen- und Experteninterviews mit Verantwortlichen aus der Sozialhilfepraxis als auch problemzentrierte Interviews mit Betroffenen geführt. Bochsler, Yann (2017). Ambivalenz in jeder Beziehung? Zur Diffusion eines Konzepts. Präsentation vom 21.06.2017. Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie «Gemeinwohl und ­Eigeninteresse – Zwischen Autonomie und Zwang: Junge Erwachsene ohne Ausbildung in der ­Sozialhilfe». Universität Zürich. Bochsler, Yann (2017). Familienarmut und soziale Durchlässigkeit in der Schweiz – eine Bestandsaufnahme. Präsentation am 16.11.2017. ICSW-Expert_innentreffen 2017 «Armut von Familien – Ansätze für soziale Durchlässigkeit aus Deutschland, Österreich und der Schweiz». Berlin. Dittmann, Jörg/Drilling, Matthias/Atwood, Mirjam/Düzgün-Yoker, Filiz/Kaufmann-Hörr, Kora/ Krummenacher, Paco/Wey, Andrea (2017). Obdachlosigkeit und Obdachlosenhilfe unter dem Blickwinkel von Verletzbarkeit. In: LIVES Working Paper. 64. Jg. S. 1–34. DOI: 10.12682/ lives.2296-1658.2017.64


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Pilotstudie «Postmoderne Nachbarschaften»

Im Rahmen der Pilotstudie «Postmoderne Nachbarschaften» wurde auf der Grundlage einer internationalen Datenbankrecherche sowie Expertinnen- und Experteninterviews, Stadtteilbegehungen und Vertiefungsworkshops in der Stadt Berlin ­exploriert, welche (neue) Formen von Nachbarschaften sich heute in städtischen Kontexten beschreiben lassen und welche Bedeutung diesen für die Stadt- und Quartiersentwicklung zukommt. Dabei wurde deutlich, dass Nachbarschaften und das Nachbarschaftsleben nicht nur in hohem Mass durch gesellschaftliche Kontexte und Rationalitäten, die als postmodern beschrieben werden können, geprägt werden, sondern auch, dass mit dem Begriff Nachbarschaft, von verschiedenen ­Akteuren, ganz unterschiedliche (Ideal-)Vorstellungen und Zielsetzungen verknüpft werden. Die Studie zeigt auf, dass das Thema Nachbarschaft für Städte eine grosse ­Bedeutung hat bzw. auch in naher Zukunft weiter haben wird und dass es einen grossen Bedarf an einer berufspraxisnahen Theoriebildung zur Nachbarschaft gibt. Drilling, Matthias/Schnur, Olaf/Käser, Nadine/Oehler, Patrick (2016). Postmoderne Nachbarschaften – ein Stadtentwicklungspolitisches Handlungsfeld? In: vhw Forum Wohnen und Stadtentwicklung. (6). S. 317–321. Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Schnur, Olaf (2017). Professionelles Handeln in Nachbarschaften der Postmoderne. Eine studiengeleitete Skizze. In: vhw Forum Wohnen und Stadtentwicklung. (4). S. 204–210.

Quartierentwicklung Suhr

In der Gemeinde Suhr AG baut das Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung in den Jahren 2016 bis 2020 die Quartierentwicklung auf. ­Dabei wird über die Anwesenheit vor Ort (Quartierbüro) wissenschaftliches Wissen direkt in Form von Realsituationen in der Praxis erprobt. Ziel ist es, die Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner in Suhr insgesamt und speziell in ­einzelnen Quartieren zu verbessern. Für die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW sollen in einer quasi-experimentellen Anlage über Realsituationen wissenschaftliche Erkenntnisse vor Ort in professionsspezifisches Wissen transformiert werden. Den Ausgangspunkt für dieses Vorhaben bilden verschiedene, in den vergangenen Jahren verfasste Studien und Berichte sowie das Leitbild der Gemeinde. Darauf ­aufbauend wurde vor Projektbeginn in einem kooperativen Praxis-Theorie-Prozess ein Fachkonzept ausgearbeitet. Guhl, Jutta/Käser, Nadine/Drilling, Matthias (2016). Fachkonzept Quartierentwicklung Suhr. Unveröffentlichtes Manuskript. Basel.

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Auftrag vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V., Berlin Finanzierung vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V., Berlin Forschungsteam Oehler, Patrick Drilling, Matthias Käser, Nadine Dauer 01.07.2016 bis 30.06.2017 Kontakt Drilling, Matthias Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Auftrag Gemeinde Suhr Finanzierung Gemeinde Suhr Forschungsteam Drilling, Matthias Humm Dietiker, Annemarie Huber, Timo Neff, Riccarda Dauer 01.10.2016 bis 31.12.2020 Kontakt Drilling, Matthias Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Kooperation Vive Žene, Center for Therapy and Rehabilitation Universität Tuzla, Fakultät Sonderpädagogik und Rehabilitation Universität Tuzla, Medizinische Fakultät, Sozialpsychiatrie Universität Tuzla, Philosophische Fakultät, Departement Soziale Arbeit Ministry of Work, Social Affairs and Return Forschungsteam Schürch, Barbara Dittmann, Jörg Tov, Eva Dauer 01.09.2015 bis 31.08.2017 Kontakt Schürch, Barbara Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Set up of a center of competence for inter- and transdisciplinary research at the University Tuzla, BiH

Für die Weiterentwicklung und Innovation des Sozialsystems, der Sozialplanung und der Hilfestrukturen in Bosnien und Herzegowina (BiH) sind die Kooperation und Koordination von Politik, Verwaltung, Forschung sowie Praxis unabdingbar. Angewandte Forschung sowie inter- und transdisziplinäre Kooperationen sind ­jedoch noch wenig etabliert. Mit dem Aufbau eines Kompetenzzentrums innerhalb der Universität Tuzla (BiH) sollen angewandte Sozialforschung gefördert und im ­Besonderen inter- und transdisziplinäre Kooperationen angeregt sowie Weiterbildung zu qualitativen Forschungsansätzen angeboten werden. Im Rahmen des Projektes wurden ein Konzept für das Kompetenzzentrum erstellt, die institutionelle und rechtliche Verankerung gesichert, die organisationale Struktur definiert und ein Kooperationsnetzwerk aufgebaut. Ein weiteres Element stellen der Aufbau und die Weiterbildung eines Fachteams für die Betriebsphase dar. Die Anleitung, Begleitung und Umsetzung von kleinen, kooperativ angelegten, qualitativen Forschungs­ projekten sind als Teil der Weiterbildung, aber auch als Sensibilisierung der wissenschaftlichen und professionellen community zu verstehen. Der ganze Prozess wird unter Begleitung der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW von drei Fakultäten der Universität Tuzla, einer Vertretung aus der Praxis und dem Sozialministerium getragen und umgesetzt. Kovačević, Ranko/Pandžić, Asim/Tov, Eva/Schürch, Barbara (2017) (Hg.). Juvenile delinquency – dialogue, exchange of experiences and knowledge. Collection of studies from the science conference. Tuzla: OFF SET Tuzla.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Soziale Räume und soziale Netzwerke von homosexuellen Männern in Zürich und Lausanne. Eine explorative Untersuchung zu deren Funktion und Bedeutung hinsichtlich Lebensqualität und Gesundheit

In der Schweiz ist wenig zu den sozialen Räumen und den sozialen Netzwerken von homosexuellen Männern und zu deren Potenzial an sozialer Unterstützung bekannt. Die Gesundheit von homosexuellen Männern in der Schweiz ist allerdings schlechter als die der Gesamtbevölkerung. Das hat verschiedene Ursachen. Wichtige ­Einflussfaktoren für die Gesundheit und die Lebensqualität sowie für die entsprechenden Verhaltensweisen sind in den genannten sozialen Räumen und Netzwerken zu finden. Diese bieten Chancen und Ressourcen, beinhalten aber auch Risiken und Belastungen. Soziale Räume und Netzwerke sind somit geeignete Ausgangspunkte für eine gezielte Förderung der Lebensqualität und Gesundheit sowie für die ­Prävention. Das Forschungsprojekt soll zu den genannten Themen Grundlagen­ wissen mit einem Mixed-Method-Ansatz empirisch erschliessen und der Praxis (Stadtentwicklung, Sozial- und Gesundheitspolitik, Gesundheitsförderung, Prävention und Intervention, Fachstellen) zugänglich machen. Fabian, Carlo/Käser, Nadine/Neff, Riccarda/Drilling, Tobias (2017). Poster – Soziale Räume und soziale Netzwerke von homosexuellen Männern in Zürich und Lausanne. Eine explorative Untersuchung zu deren Funktion und Bedeutung hinsichtlich Lebensqualität und Gesundheit (2017–2019). Präsentation am 03.03.2017. Berliner Werkstatt Partizipative Forschung. Berlin.

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Finanzierung Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Kooperation Checkpoint Zürich Checkpoint Lausanne Forschungsteam Fabian, Carlo Käser, Nadine Neff, Riccarda Dauer 01.12.2016 bis 31.12.2019 Kontakt Fabian, Carlo Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Finanzierung Stadt Uster Kooperation Wagerenhof Werkheim Uster Forschungsteam Oehler, Patrick Drilling, Matthias Dittmann, Jörg Bischoff, Tobias Dauer 01.03.2017 bis 31.12.2017 Kontakt Oehler, Patrick Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Sozialraumanalyse Uster – Handlungsfelder für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung

Ausgehend von einer Motion wollte die Stadt Uster mittels einer Sozialraumanalyse Bedarfsgruppen und relevante Handlungsfelder eruieren, um die Gleichstellung für Menschen mit einer Behinderung in der Stadt Uster zu fördern. Wichtige Orientierungspunkte für dieses Vorhaben waren die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen sowie die Vision einer Stadt, in welcher die Inklusion von Menschen mit Behinderung eine wichtige Rolle spielt. Vor diesem Hintergrund führte das Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung im Auftrag der Stadt Uster eine partizipativ konzipierte Sozialraumanalyse mit qualitativen und quantitativen Zugängen durch. Methodisch kamen dabei zum Beispiel Einzel- und Gruppeninterviews mit Menschen mit Behinderung, Expertinnen- und Experteninterviews mit Fachpersonen, die Auswertung statistischer Daten, eine ­Onlinebefragung von Vereinen sowie Stadtteilbegehungen und öffentliche Hearings mit der Bevölkerung von Uster zum Einsatz. Als Ergebnis der Studie wurden zwölf Handlungsfelder und eine Vielzahl von möglichen Massnahmen zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in Uster aufgezeigt. Oehler, Patrick/Bischoff, Tobias/Dittmann, Jörg/Drilling, Matthias (2017). Handlungsfelder für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in der Stadt Uster. Eine Sozialraumanalyse im Auftrag der Stadt Uster zur Situation von Menschen mit Behinderungen und zum Handlungs­ bedarf zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Unveröffentlicht. Basel.

Auftrag Soziale Dienste Zürich Finanzierung Soziale Dienste Zürich Forschungsteam Knöpfel, Carlo Leitner, Johanna Dauer 01.01.2017 bis 31.03.2018 Kontakt Knöpfel, Carlo Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Trend- und Umfeldanalyse für die Wirtschaftliche Hilfe der Sozialen Dienste Zürich

Die Sozialen Dienste der Stadt Zürich möchten eine Strategie für das Fachressort «Wirtschaftliche Hilfe» formulieren. Dazu wird im Rahmen einer SWOT-Analyse eine Trend- und Umfeldanalyse benötigt. Der Bericht zur Trend- und Umfeldana­lyse hat auf die folgenden Leitfragen Antworten zu geben: Welche wirtschaftlichen, ­sozialen und demografischen Entwicklungen sind in den nächsten fünf bis zehn Jahren in der Schweiz und in Zürich zu erwarten? Wie wird die Politik und ins­ besondere die Sozialpolitik auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene auf diesen gesellschaftlichen Wandel reagieren? Wie können diese Beobachtungen in zwei bis drei Entwicklungsszenarien für die öffentliche Sozialhilfe in Zürich und insbesondere deren Wirtschaftliche Hilfe zusammengefasst werden? Welche Chancen und Risiken ergeben sich aus diesen Szenarien für die Wirtschaftliche Hilfe der Sozialen Dienste in Zürich? Für den Bericht werden eine Dokumentenanalyse vorgenommen, statistisches Material aufbereitet und Interviews mit Expertinnen und Experten geführt.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

Wohnungs- und Obdachlosigkeit in der Region Basel

Wohnungs- und Obdachlosigkeit stellen extreme Formen von Armut dar, zu deren Ausmass und Struktur in der Schweiz bislang wenig bekannt ist. Diese Leerstelle möchte das Projekt füllen, indem hierzu für die Region Basel eine umfangreiche quantitative Erfassung vorgenommen wird. Bei der Suche nach Erklärungen für die Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Basel wird auf strukturelle Rahmenbedingungen Bezug genommen und dabei der lokale Wohnungsmarkt betrachtet. Ein weiterer Schwerpunkt bildet der qualitative Zugang zu den Lebenswelten von Betroffenen, aus denen Bedarfslagen abgeleitet werden. Die Studie ist Teil europäischer Akti­ vitäten des Netzwerks COST «Measuring Homelessness», an denen sich mehr als 30 Länder beteiligen.

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Auftrag Christoph Merian Stiftung Sozialhilfe Basel-Stadt Finanzierung Christoph Merian Stiftung Sozialhilfe Basel-Stadt Kooperation COST Action «Measuring Homelessness in Europe» Forschungsteam Drilling, Matthias Dittmann, Jörg Bischoff, Tobias Dauer 01.11.2017 bis 31.12.2018 Kontakt Drilling, Matthias Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Auftrag Stiftung Wohnhilfe Finanzierung C. & R. Koechlin-Vischer-Stiftung Forschungsteam Piñeiro, Esteban Winzeler, Seraina Janett, Sandra Kaegi, Urs Dauer 01.01.2014 bis 30.06.2017 Kontakt Piñeiro, Esteban Institut Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung

Zivilgesellschaftliche Strategien gegen Wohnungsnot. Historische Perspektiven am Beispiel der gemeinnützigen Stiftung Wohnhilfe Basel

In den 1970er- und 1980er-Jahren entwickelte sich in den grösseren Schweizer Städten Wohnungsnot zu einem wichtigen Thema. In Basel-Stadt waren verschiedene Bewältigungsformen, Massnahmen und öffentliche Aktionen zu beobachten, die im Kontext der damaligen sozialen Protestbewegungen (Mieterinnen-/Mieteraktionen und ­Jugendunruhen) entstanden sind. Zwischen staatlichem Handeln und Betroffeneninitiativen findet sich auch die 1979 gegründete Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe. Ihre unkonventionellen Strategien bewegen sich zwischen sozialer Wohnraumbeschaffung und dem pionierhaften Aufbau eines fachlich begleiteten Wohnens. Drei thematische Schwerpunktsetzungen organisieren die historiografisch angelegten Arbeiten: In einem ersten Teilprojekt leuchtet die Studie aus einer diskurstheoretischen Perspektive die lokalen gesellschaftspolitischen Kontexte aus, die zur Gründung der Stiftung führten. In den Mittelpunkt geraten irritierende ­Lebens- und Kulturräume, die zu zugespitzten Konflikten zwischen Ordnungsbehörden, zivil­gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren und Jugendlichen führen. Ein zweites Teilprojekt r­ ekonstruiert aus professionslogischer Sicht die Praxis des Stiftungsrates und zeichnet den fachlichen Weg der Wohnhilfe bis in die Gegenwart nach. Die anfänglich experimentell anmutenden Ansätze werden von einer zunehmend professionell gestalteten und gleichzeitig staatlich-bürokratisch gerahmten Wohnbegleitung ­abgelöst. Das dritte objektiv-hermeneutisch angelegte Teilprojekt widmet sich dem sozialdiakonischen Denken und Handeln des Stiftungsgründers, der die Anfänge der Basler Jugendpolitik entscheidend mitprägte. Charakteristisch für sein Wirken ist eine Haltung, die Gegensätze integriert und Widersprüche vereint. Als Materialgrundlage dienten schriftliche Dokumente aus dem Privatarchiv des Stiftungsgründers, aus dem Basler Staatsarchiv und dem Sozialarchiv in Zürich sowie Filmmaterial und qualitative Interviewdaten. Janett, Sandra (2017). Wohnen als Basis der sozialen Integration. Vom Verein Wohnbrugg zur Stiftung Wohnhilfe. In: Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (Hg.). Wohnungsnot als gesellschaftlicher Konflikt. Alfred Kunz und die Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe. Basel: Schwabe Verlag. S. 145–184. Kaegi, Urs (2017). Aus intuitivem Handeln wird strategische Führung – Der Stiftungsrat der Wohnhilfe. In: Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (Hg.). Wohnungsnot als gesellschaftlicher Konflikt – Alfred Kunz und die Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe Basel. Basel: Schwabe Verlag. S. 261–286. Piñeiro, Esteban (2017). 2018 – Aufbruch zur postmigrantischen Stadt Basel. In: Habitat, Stiftung (Hg.). Zukunft Wohnraum & Stadtumfeld in Basel. 28 Ansichten. Basel: Stiftung Habitat. S. 40–43. Piñeiro, Esteban (2017). Kommunen, AJZ und Pfarrer Kunz – Wohnraum-Kämpfe in Basel. Erschienen am 22.12.2017. TagesWoche 51. Jg. (52). S. 8–11. Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (2017). Gefährliche Kommunen, Mieterkampf und Autonome Jugendzentren. Dem professionell betreuten Wohnen genealogisch auf der Spur. In: Piñeiro, Esteban/ Winzeler, Seraina (Hg.). Wohnungsnot als gesellschaftlicher Konflikt. Alfred Kunz und die Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe Basel. Historische Perspektiven am Beispiel der Gemeinnützigen Stiftung Wohnhilfe. Basel: Schwabe Verlag. S. 23–143. Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (2017). Von der Subversion gesellschaftlicher Gegenräume zur ­Institution des Betreuten Wohnens – eine Einleitung. In: Piñeiro, Esteban/ Winzeler, Seraina (Hg.). Wohnungsnot als gesellschaftlicher Konflikt. Alfred Kunz und die Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe Basel. Historische Perspektiven am Beispiel der Gemeinnützigen Stiftung Wohnhilfe. Basel: Schwabe Verlag. S. 7–19. Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (2017). Wohnungsnot als gesellschaftlicher Konflikt – Alfred Kunz und die Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe Basel. Basel: Schwabe Verlag.


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Studienzentrum Soziale Arbeit Porträt

Prof. Dr. Regula Kunz, dipl. Sozialarbeiterin Leiterin Bachelor-Studium

Die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW bietet den Studiengang Soziale Arbeit in den zwei Studienstufen Bachelor of Arts und Master of Arts mit Schwerpunkt ­Soziale Innovation an. Das Studienangebot zielt mit seiner praxisorientierten, ­wissenschaftsbasierten Ausrichtung auf eine generalistische Berufsbefähigung in unterschiedlichen Funktionsbereichen der Praxis Sozialer Arbeit: Im Bachelor-Studium werden die Kompetenzen für das selbstständige professionelle Bearbeiten von komplexen Problemstellungen in den vielfältigen Berufs- und Aufgabenfeldern der Sozialen Arbeit entwickelt. Darauf aufbauend können im Master-Studium die Kompetenzen zur theorie- und forschungsbasierten Weiterentwicklung und Innovation von Ansätzen, Verfahren und Angeboten der Sozialen Arbeit erworben werden. Gemeinsam tragen die beiden Studienstufen zur Professionalisierung der ­Sozialen Arbeit, zur Förderung von Innovation in der Praxis und zur Bildung des Nachwuchses von Profession und Disziplin bei. Die Gestaltung der Lehre orientiert sich am Grundsatz der Pluralität – bei der Vermittlung sowohl von theoretischen Ansätzen und Forschungsergebnissen als auch von Forschungsmethoden und ­interventionspraktischen Methoden. Lehre, Forschung und Praxis werden systematisch verknüpft. Das Studienzentrum Soziale Arbeit ist innerhalb der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW für die konzeptionelle und curriculare Gestaltung, die Planung und Organisation, die Vernetzung und Koordination wie auch für die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Studiengangs Soziale Arbeit verantwortlich. Diese Aufgaben werden theoriegeleitet, forschungsbasiert, unter Berücksichtigung von aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen in der Praxis, der Disziplin Sozialer Arbeit und der Sozial- und Bildungspolitik wahrgenommen. Hierbei arbeitet das Studienzentrum mit den Instituten der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, externen Lehrbeauftragten, Praxisorganisationen und anderen Hochschulen zusammen.

Prof. Dr. Daniel Gredig, dipl. Sozialarbeiter Leiter Master-Studium

Die aktuellen Forschungstätigkeiten im Studienzentrum Soziale Arbeit fokussieren einerseits auf die für die Kompetenzentwicklung von Studierenden zentrale Frage, wie Wissen und Handeln bzw. wie Theorie und Praxis in Beziehung gesetzt werden können. Andererseits werden Einstellungen von neu eintretenden Studierenden untersucht. Die Ergebnisse dieser Studien dienen der Weiterent­wicklung einzelner spezifischer Module, bieten aber auch Grundlagen für künftige Curriculumsentwicklungen.

Kontakt: Prof. Dr. Regula Kunz Leiterin Bachelor-Studium T +41 61 337 27 04 regula.kunz@fhnw.ch www.fhnw.ch/soziale-arbeit/szsa

Prof. Dr. Daniel Gredig Leiter Master-Studium T +41 62 957 20 64 daniel.gredig@fhnw.ch


II. Forschungs- und Entwicklungsprojekte 2017

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Hochschule fĂźr Soziale Arbeit FHNW


III. Publikationen

III. Publikationen der Mitarbeitenden der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW 2017

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Adam, Stefan/Cavedon, Enrico/Schmitz, Daniela/Wüthrich, Bernadette (2017). So­ zialfirmen in der Schweiz. In: Recht auf Arbeit – Sozialalmanach 2017. 19. Jg. S. 125–142. Adam, Stefan/Gregorio, Avilès/Ferrari, Domenico/Amstutz, Jeremias/Crivelli, Luca/ Cavedon, Enrico/Gafner, Anja/Greppi, Spartaco/Schmitz, Daniela/Wüthrich, Bernadette/Zoebeli, Daniel (2017). Work Integration Social Enterprises Switzerland. In: Nonprofit Policy Forum. 7. Jg. (4). S. 509–539. DOI: 10.1515/npf-2016-0014. Amstutz, Jeremias/Minnig, Christoph/Zängl, Peter (2017). Creating Shared Value in Nonprofit-Organisationen. In: Theuvsen, Ludwig/Andeßner, René/Gmür, Markus/ Greiling, Dorothea (Hg.). Nonprofit-Organisationen und Nachhaltigkeit. Wiesbaden: Springer-Gabler. S. 41–50. Amstutz, Jeremias/Wüthrich, Bernadette (2017). Sozialpolitik, Soziale Arbeit, So­ zialmanagement und wie alles zusammenhängt. In: Wöhrle, Armin/Fritze, Agnès/ Prinz, Thomas/Schwarz, Gotthart (Hg.). Sozialmanagement – Eine Zwischenbilanz. Wiesbaden: Springer VS. S. 249–262. Amstutz, Jeremias/Zängl, Peter (2017). Creating Shared Value. Hoher Nutzen. In: Sozialwirtschaft. 27. Jg. (5). S. 21–23. DOI: 10.5771/1613-0707-2017-5-21. Antener, Gabriela (2017). Education and Schooling of Children with Disabilities in Mongolia: A Stranger’s. View. In: Mongolian National University of Education (MNUE) (Hg.). International Conference on Contemporary Education Policy ­and Management. 5.–7. Mai 2017 in Ulaanbaatar, Mongolei. Ulaanbaatar: MNUE.­ S. 240–246. Antener, Gabriela/Parpan-Blaser, Anne/Lichtenauer, Annette (2017). Leichte Sprache im neuen Erwachsenenschutzverfahren in der Schweiz. In: Bock, Bettina/Fix, Ulla/Lange, Daisy (Hg.). «Leichte Sprache» im Spiegel theoretischer und angewandter Forschung. Berlin: Frank & Timme. S. 463–467. B

Bachmann, Susanne (2017). Gering qualifizierte Arbeit als einzige Option. In: Sozial­ Aktuell. 49. Jg. (7/8). S. 23–25. Becker, Martin/Guhl, Jutta/Michon, Bruno (2017). Intervenir dans les quartiers marginalisés. Une perspective France-Suisse-Allemagne. In: Michon, Bruno/­ Schmitt, Guy (Hg.). Le voisin inconnu. Le travail social en perspective franco-­ allemande. Nîmes: Champ social éditions. S. 129–156. Becker, Martin/Guhl, Jutta/Michon, Bruno (2017). Soziale Stadtentwicklung in trinationaler Perspektive. In: Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Guhl, Jutta/Thomas, Nicola (Hg.). Emanzipation, Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Eine programmatische und methodische Herausforderung. Opladen: Budrich UniPress. S. 97–121.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Publikationen der Mitarbeitenden der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW 2017

Becker-Lenz, Roland (2017). Akademisierung, Professionalisierung und Entwicklung der beruflichen Identitäten in der Sozialen Arbeit. In: Sander, Tobias/­ Dangendorf, Sarah (Hg.). Akademisierung der Pflege. Berufliche Identitäten und Professionalisierungspotentiale im Vergleich der Sozial- und Gesundheitsberufe. Weinheim: Beltz Juventa. S. 124–143. Becker-Lenz, Roland (2017). Die Professionskultur der Sozialen Arbeit. In: Müller-Hermann, Silke/Becker-Lenz, Roland/Busse, Stefan/Ehlert, Gudrun (Hg.). Professionskulturen-Charakteristika unterschiedlicher professioneller Praxen. Wiesbaden: Springer VS. S. 63–84. Becker-Lenz, Roland (2017). Texte als Zugang zur Wirklichkeit. In: Messmer, Heinz/ Stroumza, Kim (Hg.). Sprechen und Können. Sprache als Werkzeug im Feld der Sozialen Arbeit und Gesundheit. Luzern: interact. S. 183–207. Becker-Lenz, Roland/Baumgartner, Edgar (2017). Soziale Arbeit in der Schweiz. In: Kreft, Dieter/Mielenz, Ingrid (Hg.). Wörterbuch Soziale Arbeit. Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Weinheim: Beltz. S. 854–861. Becker-Lenz, Roland/Gautschi, Joel/Rüegger, Cornelia (2017). Die Bedeutung von nicht-standardisiertem Wissen in der Diagnostik Sozialer Arbeit. Eine Fallana­ lyse zu «Erfahrungswissen» und «Spüren» in einem Fall aus dem Kindesschutz. In: Messmer, Heinz (Hg.). Fallwissen. Wissensgebrauch in Praxiskontexten der Sozialen Arbeit. Opladen: Barbara Budrich. S. 115–154. Becker-Lenz, Roland/Käch, Oliver/Müller-Hermann, Silke/Neuhaus, Lukas (2017). Die Organisation der Erwachsenenschutzbehörde in der Schweiz. Empirische Befunde und professionstheoretische Reflexionen. In: Thieme, Tina/Silkenbeumer, Mirja (Hg.). Die herausgeforderte Profession. Soziale Arbeit in multiprofessionellen Handlungskontexten. Lahnstein: Neue Praxis. S. 107–115. Berger, Anke/Bachmann, Nicole/Cignacco, Eva (2017). Seelische Erkrankungen: Unerkannt, unterschätzt, unterversorgt. In: Deutsche Hebammen-Zeitschrift. 69. Jg. (11). S. 8–12. Berger, Anke/Bachmann, Nicole/Signorell, Andri/Erdin, Rebekka/Oelhafen, Stephan/ Reich, Oliver/Cignacco, Eva (2017). Perinatal mental disorders in Switzerland: prevalence estimates and use of mental-health services. In: Swiss Medical Week­ ly. 147. Jg. DOI: 10.4414/smw.2017.14417. Biesel, Kay (2017). Kindesschutz an den Rändern gesellschaftlicher Normvor­ stellungen gestalten: Chancen und Risiken der Behördenneuorganisation. In: Integras, Fachverband Sozial- und Sonderpädagogik (Hg.). Wer wagt, gewinnt? Bientraitance zwischen Sicherheitsanspruch und Risikobereitschaft. Referate der Integras-Fortbildungstagung 2016. Zürich: Integras. S. 42–49. Biesel, Kay/Fellmann, Lukas/Müller, Brigitte/Schär, Clarissa/Schnurr, Stefan (2017). Prozessmanual. Dialogisch-systemische Kindeswohlabklärung. Bern: Haupt. Biesel, Kay/Fellmann, Lukas/Schär, Clarissa (2017). Augen zu und durch?! Wie ­Klientinnen und Klienten Kindeswohlabklärungen erleben und was sie sich wünschen. In: Zeitschrift für Kindes- und Erwachsenenschutz. 72. Jg. (4). S. 291–303. Biesel, Kay/Jud, Andreas/Lätsch, David/Schär, Clarissa/Schnurr, Stefan/Hauri, Andrea/Rosch, Daniel (2017). Nicht Entweder-oder, sondern Sowohl-als-auch? Zur Kombination des Berner und Luzerner Abklärungsinstruments zum Kindesschutz und des Prozessmanuals zur dialogisch-systemischen Kindeswohlabklärung. In: Zeitschrift für Kindes- und Erwachsenenschutz. 72. Jg. (2). S. 139–155.


III. Publikationen

Böhnel, Martin (2017). Rezension zu Meyer, Katrin (2017). Theorien der Inter­sek­tio­ nalität zur Einführung. Hamburg: Junius. URL: www.socialnet.de/rezensionen/ 23041.php. Büschi, Eva/Calabrese, Stefania (2017). Die Bedeutung der institutionellen Grundhaltung für den Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen. In: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete (VHN). 86. Jg. (2). S. 145–154. C

Chamakalayil, Lalitha/Gilliéron, Gwendolyn/Can Günes, Sevda/Hill, Miriam/ Imširović, Elvisa (2017). Marginalisierte Quartiere? Positionierungen und Deutungen von Bewohner_innen. In: Geisen, Thomas/Riegel, Christine/Yildiz, Erol (Hg). Migration, Stadt und Urbanität. Perspektiven auf die Heterogenität migrantischer Lebenswelten. Wiesbaden: Springer VS. S. 175–197. D

Dittmann, Jörg/Drilling, Matthias/Atwood, Mirjam/Düzgün-Yoker, Filiz/Kaufmann-Hörr, Kora/Krummenacher, Paco/Wey, Andrea (2017). Obdachlosigkeit und Obdachlosenhilfe unter dem Blickwinkel von Verletzbarkeit. In: LIVES Working Paper. 64. Jg. S. 1–34. DOI: 10.12682/lives.2296-1658.2017.64. Dittmann, Jörg/Heinzmann, Stefan/Knöpfel, Laura (2017). Mit Innovation gegen ­Armut. Sozial innovative Projekte im Kontext der Armutsprävention und Armutsbekämpfung in Kantonen, Städten und Gemeinden. Beiträge zur Sozialen Sicherheit. Bern: Bundesamt für Sozialversicherungen. Drilling, Matthias (2017). Rezension zu Manuela Wade (2015). Mikrokosmos Stadtviertel. Lokale Partizipation und Raumpolitik. Bielefeld: transcript. In: Geographische Zeitschrift. 105. Jg. (2). S. 145–147. Drilling, Matthias (2017). Vom Ich zum Wir. Gemeinsam etwas gestalten – das ist dann Alltag. Interview. In: Vögele Kultur Bulletin. (104). S. 14–17. F

Fabian, Carlo (2017). Childfriendly City – Nature oriented. In: Paysage Topscape. (28). S. 53–56. Fabian, Carlo (2017). Der Setting-Ansatz. Der umfassende Ansatz in der Gesundheits­ förderung und Prävention. In: SozialAktuell. 49. Jg. (9). S. 14–17. Fabian, Carlo (2017). Partizipative Entwicklung von Freiräumen mit Kindern. In: SuchtMagazin. 43. Jg. (1). S. 28–32. Fabian, Carlo/Drilling, Matthias /Niermann, Oliver/Schnur, Olaf (Hg.) (2017). Quartier und Gesundheit: Impulse zu einem Querschnittsthema in Wissenschaft, Politik und Praxis. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Publikationen der Mitarbeitenden der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW 2017

Fabian, Carlo/Drilling, Matthias/Niermann, Oliver/Schnur, Olaf (2017). Quartier und Gesundheit – Klärungen eines scheinbar selbstverständlichen Zusam­ menhangs. Eine Einführung in den Band. In: Fabian, Carlo/Drilling, Matthias/ Niermann, Oliver/Schnur, Olaf (Hg.). Quartier und Gesundheit: Impulse zu einem Querschnittsthema in Wissenschaft, Politik und Praxis. Wiesbaden: Springer Fachmedien. S. 9–37. Fellmann, Lukas/Messmer, Heinz/Wetzel, Marina (2017). Vereinbaren statt anordnen. Platzierungsprozesse im Kanton Basel-Landschaft aus Sicht von Betroffenen und Fachpersonen. In: SozialAktuell. 49. Jg. (1). S. 13–16. Frei, Lukas/Schüpbach, Marianne/Nieuwenboom, Jan Willem/von Allmen, Benjamin (2017). Sozio-emotionale Entwicklung. In: Schüpbach, Marianne/Frei, Lukas/ Nieuwenboom, Jan Willem (Hg.). Tagesschulen. Ein Überblick. Wiesbaden: Springer VS. S. 213–228. Fuchs, Manuel/Gerodetti, Julia/Haltmeier, Katrin (2017). Offene Jugendarbeit als Ort der Freizeit- und Lebensgestaltung. In: SuchtMagazin. 43. Jg. (1). S. 33–37. G

Gebert, Jakin (2017). Anforderungen an professionelles Handeln. Kooperative Prozessgestaltung und weitere Professionalitätsentwürfe im Vergleich. In: Hochuli Freund, Ursula (Hg.). Kooperative Prozessgestaltung in der Praxis. Materialien für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. S. 17–48. Gebert, Jakin/Hochuli Freund, Ursula/Hugenschmidt, Jasmin/Sprenger, Raphaela (2017). «Kooperative Bedarfsermittlung» und Weiterentwicklung des Wohnbereichs. Einführung von Kooperativer Prozessgestaltung in einer Einrichtung der Behindertenhilfe. In: Hochuli Freund, Ursula (Hg.). Kooperative Prozessge­ staltung in der Praxis. Materialien für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. S. 151–168. Geisen, Thomas (2017). Generationenbeziehungen und Lebensstrategien von Migrationsfamilien. In: Migration und Soziale Arbeit. 39. Jg. (2). S. 100–108. Geisen, Thomas (2017). Jugendliche mit Migrationshintergrund in der stationären Jugendhilfe – Ein Blick auf intersektionale Verknüpfungen. In: Forum Erziehungshilfen. 23. Jg. (1). S. 12–16. Geisen, Thomas (2017). Migration und (Un-)Sicherheit. Neue Herausforderungen moderner Gesellschaften. In: Migration und Soziale Arbeit. 39. Jg. (3). S. 192–199. Geisen, Thomas (2017). Nach der Flucht. Bildung und Qualifizierung als Herausforderung. In: VPOD Bildungspolitik Nr. 203. S. 12. Geisen, Thomas (2017). Urbanität und Alltagsleben. Zur Bedeutung ortsbezogener Analysekategorien in der Migrationsforschung. In: Geisen, Thomas/Riegel, ­Christine/Yildiz, Erol (Hg.). Migration, Stadt und Urbanität. Perspektiven auf die Heterogenität migrantischer Lebenswelten. Wiesbaden: Springer VS. S. 35–58.


III. Publikationen

Geisen, Thomas (2017). Zugehörigkeit im Kontext von Migration. In: Migration und Soziale Arbeit. 39. Jg. (1). S. 4–12. Geisen, Thomas/Mösch, Peter (Hg.) (2017). Praxishandbuch Eingliederungsmanagement. Wiesbaden: Springer. DOI: 10.1007/978-3-658-07462-3. Geisen, Thomas/Riegel, Christine/Yildiz, Erol (Hg.) (2017). Migration, Stadt und Urbanität. Perspektiven auf die Heterogenität migrantischer Lebenswelten. ­ Wiesbaden: Springer VS. Geisen, Thomas/Riegel, Christine/Yildiz, Erol (2017). Unterschiedliche Perspek­ tiven auf Migration, Stadt und Urbanität. In: Geisen, Thomas/Riegel, Christine/ Yildiz, Erol (Hg.). Migration, Stadt und Urbanität. Perspektiven auf die Heterogenität migrantischer Lebenswelten. Wiesbaden: Springer VS. S. 3–17. Geramanis, Olaf (2017). Die Unmöglichkeit, von aussen zu motivieren. In: Sozial­ Aktuell. 49. Jg. (10). S. 19–20. Geramanis, Olaf (2017). Führen in ungewissen Zeiten – Das Prinzip Gruppendynamik. In: Sulzberger, Markus/Zaugg, Robert J. (Hg.). Management-Wissen – Was Leader erfolgreich macht. Wiesbaden: Springer Gabler. S. 51–64. Geramanis, Olaf (2017). Führen in unsicheren und ungewissen Zeiten. In: Innova­ tive Verwaltung. Das Fachmedium für innovative Verwaltung. 39. Jg. (4). S. 24–26. Geramanis, Olaf (2017). Mini-Handbuch der Gruppendynamik. Weinheim: Beltz. Geramanis, Olaf (2017). Selbstorganisation durch Selbstdiagnose. In: Laske, Stephan/ Orthey, Astrid/Schmid, Michael (Hg.). «PersonalEntwickeln». Das aktuelle Nachschlagewerk für Praktiker. Aktualisierungslieferung Nr. 221. Köln: Deutscher Wirtschaftsdienst. S. 1–24. Gerber, Urs (2017). Suchtbehandlung in den Niederlanden. Gesundheitsmanagement nach dem Top-Down-Prinzip. In: Züpp-Newsletter. (6). S. 1. Gerodetti, Julia/Fuchs, Manuel (2017). Offene Arbeit mit Kindern in der Deutschschweiz. In: InfoAnimation. (41). S. 8–9. Gilliéron, Gwendolyn/Jurt, Luzia (2017). Ein Übergang mit Herausforderungen: Erfahrungen ehemaliger, unbegleiteter, minderjähriger Asylsuchenden. In: Soziale Passagen. 9. Jg. (1). S. 135–151. Girard, Simone/Lichtenauer, Annette/Parpan-Blaser, Anne (2017). Improving Access to Administrative Texts for People with Low Literacy: a Social Work Project at the Foundation of Participation. In: Grupo de Investigación de la Universidad Complutense de Madrid «Estudios sobre Comunicación y Lenguajes para la ­Inclusión y la Equidad Educativa» – ECOLE/Asociación Española de Lectura y Escritura (AELE) (Hg.). Book of Abstracts. 20th European Conference on Literacy. University Complutense of Madrid. S. 160–161. Gredig, Daniel/Bartelsen-Raemy, Annabelle (2017). Exploring social work students’ attitudes toward research courses: predictors of interest in research-­ related courses among first year students enrolled in a bachelor’s programme in Switzerland. In: Social Work Education. 37. Jg. (2). S. 190–208. DOI: 10.1080/ 02615479.2017.1389880. Gredig, Daniel/Bartelsen-Raemy, Annabelle (2017). Stigmatisierungserfahrungen von Menschen mit Diabetes mellitus in der Schweiz. In: Soziale Passagen. 9. Jg. (2). S. 381–403. DOI: 10.1007/s12592-017-0265-2.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Publikationen der Mitarbeitenden der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW 2017

H

Hassler, Benedikt (2017). Geschützte Arbeitsplätze und Eingliederungsmanagement. In: Geisen, Thomas/Mösch, Peter (Hg.). Praxishandbuch Eingliederungsmanagement. Wiesbaden: Springer. DOI: 10.1007/978-3-658-07462-3_27-1. Haunberger, Sigrid/Baumgartner, Edgar (2017). Wirkungsevaluationen in der So­ zialen Arbeit mittels Realistic Evaluation. Empirische Anwendungen und methodische Herausforderungen. Eine systematische Literaturreview. In: Zeitschrift für Evaluation. 16. Jg. (1). S. 121–145. Haunberger, Sigrid/Makarova, Elena (2017). Warum studieren so wenige Männer das Studienfach Soziale Arbeit? Einblicke in ein laufendes Forschungsprojekt. In: Fasching, Helga/Geppert, Corinna/Makarova, Elena (Hg.). Inklusive Übergänge – (Inter)nationale Perspektiven auf Inklusion im Übergang von der Schule in weitere Bildung, Ausbildung oder Beschäftigung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. S. 173–190. Haunberger, Sigrid/Weber, Joshua (2017). Soziale Arbeit 4.0 – Einsatzbereiche digitaler Technologien in der Sozialen Arbeit. In: Soziale Innovation. 12. Jg. S. 11–14. Hauss, Gisela (2017). Arbeit am Gedächtnis. Zugänge zur Geschichte der Heimerziehung in der Schweiz. In: Richter, Johannes (Hg.). Geschichtspolitik und Soziale Arbeit. Interdisziplinäre Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS. S. 179–196. Hauss, Gisela/Studer, Tobias/Günes, Sevda (2017). Arbeit und Männlichkeit in der stationären Jugendhilfe. In: Soziale Innovation. 12. Jg. S. 48–51. Hänseler, Marianne/Wegener, Robert (2017). Ein vielversprechendes Beratungs­ format. Was Sie über Coaching in der Sozialen Arbeit wissen sollten. In: SozialAktuell. 49. Jg. (10). S. 34–35. Hendlmeier, Ingrid/Bickel, Horst/Hessler, Johannes Baltasar/Weber, Joshua/Junge, Magdalena Nora/Leonhardt, Sarah/Schäufele, Martina (2017). Demenzsensible Versorgungsangebote im Allgemeinkrankenhaus. Repräsentative Ergebnisse aus der General Hospital Study (GHoSt). In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. Jg. (8). DOI: 10.1007/s00391-017-1339-7. Hessler, Johannes Baltasar/Schäufele, Martina/Hendlmeier, Ingrid/Junge, Magdalena Nora/Leonhardt, Sarah/Weber, Joshua/Bickel, Horst (2017). Behavioural and psychological symptoms in general hospital patients with dementia, distress for nursing staff and complications in care: results of the General Hospital Study. In: Epidemiology and Psychiatric Sciences. DOI: 10.1017/S2045796016001098. Hochuli Freund, Ursula (2017). Denken und Handeln. Eine transdisziplinäre Aus­ einandersetzung mit dem Konzept Kooperative Prozessgestaltung. In: Hochuli Freund, Ursula (Hg.). Kooperative Prozessgestaltung in der Praxis. Materialien für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. S. 51–69. Hochuli Freund, Ursula (2017). Fallbesprechung-Materialien. Strukturierungs­ hilfen für effektive Fallbesprechungen gemäss Kooperativer Prozessgestaltung. In: Hochuli Freund, Ursula (Hg.). Kooperative Prozessgestaltung in der Praxis. Materialien für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. S. 191–210. Hochuli Freund, Ursula (2017). Kooperation und Multiperspektivität. In: Hochuli Freund, Ursula (Hg.). Kooperative Prozessgestaltung in der Praxis. Materialien für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. S. 89–103. Hochuli Freund, Ursula (2017). Kooperative Prozessgestaltung im Eingliederungsmanagement. Eine praxisfeldspezifische Ausdifferenzierung des Konzepts Koopera­tive Prozessgestaltung. In: Hochuli Freund, Ursula (Hg.). Kooperative Prozessgestaltung in der Praxis. Materialien für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. S. 127–147.


III. Publikationen

Hochuli Freund, Ursula (2017). Kooperative Prozessgestaltung und Eingliederungsmanagement. In: Geisen, Thomas/Mösch, Peter (Hg.). Praxishandbuch Eingliederungsmanagement. Wiesbaden: Springer. DOI: 10.1007/978-3-658-07462-3_38-1. Hochuli Freund, Ursula (Hg.) (2017). Kooperative Prozessgestaltung in der Praxis. Materialien für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. Hochuli Freund, Ursula/Hug, Sonja (2017). Sinnerleben – Spiritualität – Religion und die Aufgabe der Sozialen Arbeit. In: Dhiman, Leonie/Rettig, Hanna (Hg.). ­Spiritualität und Religion: Perspektiven der Sozialen Arbeit. Weinheim: Beltz ­Juventa. S. 43–69. Hochuli Freund, Ursula/Sprenger, Raphaela (2017). Variationen zum Prozessgestaltungsmodell. Spiel-Möglichkeiten und Klärungen. In: Hochuli Freund, Ursula (Hg.). Kooperative Prozessgestaltung in der Praxis. Materialien für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. S. 179–190. Hochuli Freund, Ursula/Stettler, Therese (2017). Kooperative Organisationsentwicklung. In: SozialAktuell. 49. Jg. (10). S. 26. Hochuli Freund, Ursula/Stotz, Walter (2017). Kooperative Prozessgestaltung in der Sozialen Arbeit. Ein methodenintegratives Lehrbuch. Stuttgart: Kohlhammer. Hörmann, Martina (2017). Beratung und Eingliederungsmanagement. In: Geisen, Thomas/Mösch, Peter (Hg.). Praxishandbuch Eingliederungsmanagement. Wiesbaden: Springer. DOI: 10.1007/978-3-658-07462-3_34-1. Hörmann, Martina/Aeberhardt, Dania (2017). Empathie – und was noch? Zwei Per­ spektiven zu einem ganzheitlichen Beratungslernen. In: BSO-Journal. (4). S. 22–25. Hörmann, Martina/Flammer, Patricia (2017). Blended Counseling: Näher an der ­Lebenswelt durch die Kombination verschiedener Kommunikationskanäle in der Beratung. In: SozialAktuell. 49. Jg. (5). S. 12. Huber, Timo/Fabian, Carlo (2017). Naturnahe Freiräume für Kinder und mit Kindern planen und gestalten – ein wertvoller Prozess! In: Oehler, Patrick/Käser, Nadine/ Drilling, Matthias/Guhl, Jutta/Thomas, Nicola (Hg.). Emanzipation, Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Eine programmatische und methodische Herausforderung. Opladen: Budrich UniPress. S. 185–208. Hüttemann, Matthias/Solèr, Maria/Süsstrunk, Simon/Sommerfeld, Peter (2017). Wirkungsforschung und -evaluation in der Klinischen Sozialarbeit. In: Klinische Sozialarbeit. 13. Jg. (3). S. 4–6. I

Imhof, Christoph/Uggowitzer, Franziska/Weber, Patrick/Nideröst, Sibylle (2017). Älterwerden mit HIV. Lebensentwürfe HIV-positiver Frauen und Männer über 50. In: connexi. (5). S. 44–45.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Publikationen der Mitarbeitenden der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW 2017

J

Janett, Sandra (2017). Wohnen als Basis der sozialen Integration. Vom Verein ­Wohnbrugg zur Stiftung Wohnhilfe. In: Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (Hg.). ­Wohnungsnot als gesellschaftlicher Konflikt: Alfred Kunz und die Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe Basel. Basel: Schwabe. S. 145–184. Jurt, Luzia (2017). Vorläufig aufgenommene Menschen in der Schweiz. In: Zeitschrift Angewandte Gerontologie. 2. Jg. (4). S. 19–20. K

Kaegi, Urs (2017). Aus intuitivem Handeln wird strategische Führung – Der Stiftungsrat der Wohnhilfe. In: Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (Hg.). Wohnungsnot als gesellschaftlicher Konflikt: Alfred Kunz und die Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe Basel. Basel: Schwabe. S. 261–286. Kaegi, Urs (2017). Organisationale Veränderungsprozesse in der Sozialen Arbeit aus Sicht von Führungskräften. In: Grillitsch, Waltraud/Brandl, Paul/Schuller, Stephanie (Hg.). Gegenwart und Zukunft des Sozialmanagements und der Sozialwirtschaft. Wiesbaden: Springer VS. S. 195–211. Kaegi, Urs/Biesel, Kay (2017). Fieldbook zur Einführung des Prozessmanuals. Dialogisch-systemische Kindeswohlabklärung. Basel: Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Keller, Ursula/Eichholzer Andrea (2017). Vernetzung von Frauen in Führungspositionen an Hochschulen – Einschätzungen und Erfahrungen am Beispiel des ETH-Professorinnen-Netzwerks. In: Truniger, Luzia (Hg.). Führen in Hochschulen. Anregungen und Reflexionen aus Wissenschaft und Praxis. Wiesbaden: Springer Gabler. S. 265–278. Klöti, Tanja/Drilling, Matthias/Fabian, Carlo (2017). A Social Work Perspective­ on Socio-technological Innovations in Urban Planning and Development. In: ­Certomà, Chiara/Dyer, Mark/Pocatilu, Lorena/Rizzi, Francesco (Hg.). Citizen Empowerment and Innovation in the Data-Rich City. New York: Springer. S. 105–122. Knöpfel, Carlo/Madörin, Sarah (2017). Sekundäre Folge der Fachkräfteinitiative. In: Zeitschrift für Sozialhilfe (ZESO). Jg. (2). S. 28–29. Koch, Martina (2017). Beratung von gesundheitlich beeinträchtigten Erwerbslosen im Schweizer Sozialstaat – Empirisch-qualitative Fallbeispiele. In: Sowa, Frank/ Staples, Ronald (Hg.). Beratung und Vermittlung im Wohlfahrtsstaat. Baden-­ Baden: Nomos. S. 141–161. Kohn, Johanna/van Holten, Karin (2017). Generationenübergreifende Pflegebeziehungen in Migrationsfamilien – Konstruktionen und Verhältnisse. In: Migration und Soziale Arbeit. 39. Jg. (2). S. 133–139.


III. Publikationen

Kovačević, Ranko/Pandžić, Asim/Tov, Eva/Schürch, Barbara (Hg.) (2017). Juvenile delinquency – dialogue, exchange of experiences and knowledge. Collection of studies from the science conference. Tuzla: OFF SET Tuzla. Kösel, Stephan (2017). Intuition – eine notwendige und meist wirksame Kompetenz in der Fallbearbeitung in der Sozialen Arbeit. In: Messmer, Heinz (Hg.). Fallwissen. Wissensgebrauch in Praxiskontexten der Sozialen Arbeit. Opladen: Barbara Budrich. S. 93–113. L

Lage, Dorothea/Knobel Furrer, Christina (2017). Das Kooperative Partizipations­ modell – ein notwendiger Relaunch. In: Lage, Dorothea/Ling, Karen (Hg.). UK spricht viele Sprachen. Zusammenhänge zwischen Vielfalt der Sprachen und ­Teilhabe. Karlsruhe: Loeper. S. 209–222. Lage, Dorothea/Ling, Karen (Hg.) (2017). UK spricht viele Sprachen. Zusammen­ hänge zwischen Vielfalt der Sprachen und Teilhabe. Karlsruhe: Loeper. Le Breton, Maritza (2017). Rezension zu Albert, Martin/Wege, Julia (Hg.) (2017). ­Soziale Arbeit und Prostitution. Professionelle Handlungsansätze in Theorie­ und Praxis. Wiesbaden: Springer. URL: www.socialnet.de/rezensionen/19270.php. Loebbert, Michael (2017). Erfolgsfaktoren für die Steuerung von Coachingprozessen. In: Schmid, Bernd/König, Oliver (Hg.). Train the Coach. Konzepte. München: Managementseminare. S. 46–55. M

Madörin, Sarah/Amstutz, Jeremias/Beringer, Barbara/Redmann, Thomas/Zängl, Peter (2017). 5. Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz. In: Sozial­Aktuell. 49. Jg. (4). S. 34–35. Madörin, Sarah/Amstutz, Jeremias/Beringer, Barbara/Zängl, Peter (2017). Aus­ bildungsplätze, Praktika und Zivildienststellen. 6. Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen. In: SozialAktuell. 49. Jg. (10). S. 7. Madörin, Sarah/Amstutz, Jeremias/Beringer, Barbara/Zängl, Peter (2017). Sozial­ hilfe – ein Arbeitsfeld mit hohen Qualifikationsanforderungen. In: Zeitschrift für Sozialhilfe (ZESO). 114. Jg. (2). S. 16–17. Matter, Christine (2017). Rezension zu Stöckl, Claudia/Kicker-Frisinghelli, Karin/ Finker, Susanna (Hg.) (2016). Die Gesellschaft des langen Lebens. Soziale und individuelle Herausforderungen. Bielefeld: transcript. URL: www.socialnet.de/ rezensionen/22048.php. Matter, Christine/Duttweiler, Stefanie/Störch Mehring, Susanne/Schroeter, Klaus R./Gramespacher, Elke (2017). Körperliche Grenzerfahrungen im Angesicht der eigenen Endlichkeit – eine Projektskizze. In: Motorik. 40. Jg. (2). S. 97–98. Matter, Christine/Schroeter, Klaus R. (2017). Die ‹Sorge um sich› als Gegenkonzept zum Aktivitätsparadigma. Inklusions- und Exklusionspotentiale. In: Lessenich, Stephan (Hg.). Geschlossene Gesellschaften. Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg 2016. URL: publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/407/pdf_116. Messmer, Heinz (2017). Bringing morals to life – Professionals’ use of morals in German care planning conferences. In: Journal of Applied Linguistics and professional Practice. 10. Jg. (3). S. 265–288.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Publikationen der Mitarbeitenden der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW 2017

Messmer, Heinz (2017). Der Beitrag der Konversationsanalyse zu einem realistischen Hilfeverständnis. In: Weinbach, Hanna/Coelen, Thomas/Dollinger, Bernd/ Munsch, Chantal (Hg.). Folgen sozialer Hilfen. Theoretische und empirische Zugänge. Weinheim: Beltz Juventa. S. 75–88. Messmer, Heinz (Hg.) (2017). Fallwissen. Wissensgebrauch in Praxiskontexten der Sozialen Arbeit. Opladen: Barbara Budrich. Messmer, Heinz (2017). Fallwissen – eine Annäherung. In: Messmer, Heinz (Hg.). Fallwissen. Wissensgebrauch in Praxiskontexten der Sozialen Arbeit. Opladen: Barbara Budrich. S. 9–22. Messmer, Heinz (2017). Sprache, Zeit und Wirklichkeit. Kommunikation, Sequenzia­ lität und artikulierte Zeit in Prozessen der Wirklichkeitsproduktion Sozialer ­Arbeit. Neue Praxis 47. Jg. (1). S. 3–22. Messmer, Heinz/Rotzetter, Fabienne (2017). Konversationsanalyse in der Sozialen Arbeit: Grundlagen, Forschungsstand, Anwendungsbezüge. In: Messmer, Heinz/ Stroumza, Kim (Hg.) (2017). Sprechen und Können. Sprache als Werkzeug im Feld der Sozialen Arbeit und Gesundheit. Luzern: Interact. S. 47–68. Messmer, Heinz/Stroumza, Kim (Hg.). (2017). Sprechen und Können. Sprache als Werkzeug im Feld der Sozialen Arbeit und Gesundheit. Luzern: Interact. Müller, Burkhard (2017). Sozialpädagogisches Können. Ein Lehrbuch zur multiper­ spektivischen Fallarbeit. 8. Auflage, aktualisiert und erweitert von Ursula Hochuli Freund. Freiburg: Lambertus. Müller Fritschi, Elisabeth (2017). Rezension zu Rohr, Dirk/den Ouden, Hendrik/ Rottlaender, Eva-Maria (2016). Hochschuldidaktik im Fokus von Peer Learning und Beratung. Weinheim: Beltz Juventa: URL: www.socialnet.de/rezensionen/ 21777.php. Müller-Hermann, Silke (2017). Alfred Kunz – Gegensätze integrieren, Widersprüche zusammenbringen. In: Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (Hg.). Wohnungsnot als gesellschaftlicher Konflikt: Alfred Kunz und die Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe Basel. Basel: Schwabe. S. 199–259. Müller-Hermann, Silke/Becker-Lenz, Roland/Busse, Stefan/Ehlert, Gudrun (2017). Einleitung. In: Müller-Hermann, Silke/Becker-Lenz, Roland/Busse, Stefan/Ehlert, Gudrun (Hg.). Professionskulturen-Charakteristika unterschiedlicher professioneller Praxen. Wiesbaden: Springer VS. S. 1–6. Müller-Hermann, Silke/Becker-Lenz, Roland/Busse, Stefan/Ehlert, Gudrun (Hg.) (2017). Professionskulturen-Charakteristika unterschiedlicher professioneller Praxen. Wiesbaden: Springer VS.


III. Publikationen

N

Nadai, Eva (2017). Asymmetrische Responsibilisierung oder wie man Arbeitgeber vom Wert von «Behinderten» überzeugt. In: Bilgi, Oktay/Frühauf, Marie/Schulze, Kathrin (Hg.). Widersprüche gesellschaftlicher Integration – Zur Transformation Sozialer Arbeit. Wiesbaden: Springer VS. S. 111–128. Neuhaus, Lukas/Käch, Oliver (Hg.) (2017). Bedingte Professionalität. Professionelles Handeln im Kontext von Institution und Organisation. Weinheim: Beltz Juventa. Neuhaus, Lukas/Käch, Oliver/Becker-Lenz, Roland/Müller-Hermann, Silke (2017). Handeln nach gesetzlicher Vorgabe: Soziale Arbeit zwischen Schutz und Selbstbestimmung. In: Neuhaus, Lukas/Käch, Oliver (Hg.). Bedingte Professionalität. Professionelles Handeln im Kontext von Institution und Organisation. Weinheim: Beltz Juventa. S. 176–207. Nideröst, Sibylle/Gredig, Daniel/Hassler, Benedikt/Uggowitzer, Franziska/Weber, Patrick (2017). The intention to use HIV-pre-exposure prophylaxis (PrEP) among men who have sex with men in Switzerland: testing an extended explanatory model drawing on the unified theory of acceptance and use of technology (UTAUT). In: Journal of Public Health: From Theory to Practice. DOI: 0.1007/s10389-0170869-1. Nieuwenboom, Jan Willem/Kreitmeier, Tatjana/Merten, Gaby (2017). Online von Fällen lernen. Die digitale Fallbearbeitung über Internetplattformen – Erfahrungen, Chancen, Risiken. In: SozialAktuell. 49. Jg. (5). S. 20–22. Nieuwenboom, Wim/Andersson, Sven Ingmar (2017). Health psychologists cooperating – challenges and opportunities. In: The European Health Psychologist, 19. Jg. (6). S. 395–399. URL: ehps.net/ehp/index.php/contents/issue/view/93/showToc. Nieuwenboom, Wim (2017). Rezension zu Ruth Deck/Nathalie Glaser-Möller (2016). Bedarfsorientierung und Flexibilisierung in der Rehabilitation. Lage: Hans Jacobs. URL: www.socialnet.de/rezensionen/21732.php. O

Oehler, Patrick (2017). Professionelles Handeln und Kreativität. Von einer Leerstelle im Professionsdiskurs Sozialer Arbeit zu einem aus dem Pragmatismus handlungstheoretisch fundierten Substrat. In: Neuhaus, Lukas/Käch, Oliver (Hg.). ­Bedingte Professionalität. Professionelles Handeln im Kontext von Institution und Organisation. Weinheim: Beltz Juventa. S. 44–79. Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Schnur, Olaf (2017). Professionelles Handeln in Nachbarschaften der Postmoderne. Eine studiengeleitete Skizze. In: vhw Forum Wohnen und Stadtentwicklung. (4). S. 204–210. Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Guhl, Jutta/Thomas, Nicola (2017). Soziale Arbeit und Stadtentwicklung – Emanzipation als neue Leitperspektive? In: Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Guhl, Jutta/Thomas, Nicola (Hg.). Emanzipation, Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Eine programma­ tische und methodische Herausforderung. Opladen: Budrich UniPress. S. 11–32. Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Guhl, Jutta/Thomas, Nicola (2017). Vorwort. In: Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Guhl, Jutta/ Thomas, Nicola (Hg.). Emanzipation, Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Eine programmatische und methodische Herausforderung. Opladen: Budrich UniPress. S. 5–6. Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Thomas, Nicola (Hg.) (2017). Emanzipation, Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Eine programmatische und methodische Herausforderung. Opladen: Budrich UniPress.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Publikationen der Mitarbeitenden der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW 2017

P

Piñeiro, Esteban (2017). 2018 – Aufbruch zur postmigrantischen Stadt Basel. In: Habitat, Stiftung (Hg.). Zukunft Wohnraum & Stadtumfeld in Basel. 28 Ansichten. Basel: Stiftung Habitat. S. 40–43. Piñeiro, Esteban (2017). Im Spannungsfeld von Chancengleichheit und Zuwanderungsselektion: Bildung als migrationspolitische Taktik. In: Education Permanente. Schweizerische Zeitschrift für Weiterbildung. (2). S. 7–9. Piñeiro, Esteban (2017). Kommunen, AJZ und Pfarrer Kunz – Wohnraum-Kämpfe in Basel. In: TagesWoche. 51. Jg. (52). S. 8–11. Piñeiro, Esteban (2017). Manchmal sieht man der Gegenwart die Geschichte nicht an. In: Einblick. (23). S. 12–14. Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (2017). Von der Subversion gesellschaftlicher Gegenräume zur Institution des Betreuten Wohnens – eine Einleitung. In: Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (Hg.). Wohnungsnot als gesellschaftlicher Konflikt: Alfred Kunz und die Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe Basel. Basel: Schwabe. S. 7–19. Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (2017). Gefährliche Kommunen, Mieterkampf und Autonome Jugendzentren. Dem professionell betreuten Wohnen genealogisch auf der Spur. In: Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (Hg.). Wohnungsnot als gesellschaftlicher Konflikt: Alfred Kunz und die Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe ­Basel. Historische Perspektiven am Beispiel der Gemeinnützigen Stiftung Wohnhilfe. Basel: Schwabe. S. 23–143. Piñeiro, Esteban/Winzeler, Seraina (Hg.) (2017). Wohnungsnot als gesellschaftlicher Konflikt: Alfred Kunz und die Gemeinnützige Stiftung Wohnhilfe Basel. Basel: Schwabe. R

Rotzetter, Fabienne/Gonon, Anna (2017). Zückerchen für Arbeitgebende. Sozialstaatliche Anreize zur beruflichen Eingliederung von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen in der Schweiz. In: Soziale Passagen. 9. Jg. (1). S. 153–168. Roulin, Christophe/Jurt, Luzia (2017). Digital unterstützte Kommunikation im ­Spital zur Überwindung von Sprachbarrieren. In: Soziale Innovation. 12. Jg. S. 28–31. Rüegger, Cornelia (2017). Die interaktive Herstellung des Falles und seiner Problematik in Gesprächen der Sozialen Arbeit. Erste Ergebnisse einer empirischen Studie zu Prozessen der Fallkonstitution im Feld der Kinder- und Jugendhilfe. In: Messmer, Heinz (Hg.). Fallwissen. Wissensgebrauch in Praxiskontexten der So­ zialen Arbeit. Opladen: Barbara Budrich. S. 155–200. Rüegger, Cornelia/Becker-Lenz, Roland/Rack, Oliver/Ormanns, Yann (2017). Wer meldet was und warum (nicht)? In: Zeitschrift für Kindes- und Erwachsenenschutz. 72. Jg. (6). S. 475–493. Rüegger, Cornelia/Gautschi, Joel/Becker-Lenz, Roland/Ormanns, Yann/Rack, Oliver (2017). Gefährdungsmeldungen im Erwachsenenschutz. In: Spitex-Magazin. (2). S. 5. S

Schaffner, Dorothee/Läber, Myriame (2017). Es muss mehr sein als Erziehung­ zur Anpassung und Unterordnung. In: Zeitschrift für Sozialpädagogik. 15. Jg. (4). S. 415–433.


III. Publikationen

Schenker, Dominik (2017). Organisierte Freiheit. Jugendarbeit der katholischen ­Kirche in der Deutschschweiz. Ein Handbuch. Zürich: TVZ. Schoch, Aline/Bossert, Markus (2017). Spazierend zur Emanzipation? Die Spaziergangswissenschaft als Instrument innovativer Stadterkundung. In: Oehler, Patrick/Käser, Nadine/Drilling, Matthias/Guhl, Jutta/Thomas, Nicola (Hg.). ­ Emanzipation, Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Eine programmatische und methodische Herausforderung. Opladen: Budrich. S. 321–338. Schroeter, Klaus R. (2017). Miszellen zu den subversiven Kräften des Alters und den ungehobenen Schätzen der Widerspenstigkeit im Alter. In: Messner, Angelika C./ Bihrer, Andreas/Zimmermann, Harm-Peer (Hg.). Alter und Selbstbeschränkung. Beiträge aus der Historischen Anthropologie. Wien: Böhlau. S. 21–44. Schroeter, Klaus R./Vogel, Claudia/Künemund, Harald (Hg.) (2017). Handbuch Soziologie des Alter(n)s. Wiesbaden: Springer. URL: doi.org/10.1007/978-3-65809630-4. Schüpbach, Marianne/Frei, Lukas/Nieuwenboom, Jan Willem (2017). Einleitung. In: Schüpbach, Marianne/Frei, Lukas/Nieuwenboom, Wim (Hg.). Tagesschulen. Ein Überblick. Wiesbaden: Springer VS. S. 7–12. Schüpbach, Marianne/Frei, Lukas/Nieuwenboom, Jan Willem (Hg.) (2017). Tagesschulen. Ein Überblick. Wiesbaden: Springer VS. Schüpbach, Marianne/von Allmen, Benjamin/Frei, Lukas/Nieuwenboom, Jan Willem (2017). Die Nutzung des Tagesschulangebots. In: Schüpbach, Marianne/Frei, ­Lukas/Nieuwenboom, Jan Willem (Hg.). Tagesschulen. Ein Überblick. Wiesbaden: Springer VS. S. 101–116. Schürch, Barbara (2017). Transdisciplinary research and cooperation. Experiences gained through the research project on Juvenile Delinquency. In: Kovačević, Ranko/­ Pandžić, Asim/Tov, Eva/Schürch, Barbara (Hg.). Juvenile delinquency – dialogue, exchange of experiences and knowledge. Collection of studies from the science conference. Tuzla: OFF SET Tuzla. S. 173–195. Sibold, Noëmi (2017). «… man wolle keine ‹Lokaluniversität› mehr sein …». Von ­Widersprüchen und Widerständen im Umgang mit Ausländerinnen und Ausländern an Schweizer Hochschulen. In: Kuhn, Konrad J./Sontag, Katrin/Leimgruber, Walter (Hg.). Lebenskunst. Erkundungen zu Biographie, Lebenswelt und Erinnerung. Festschrift für Jacques Picard. Köln: Böhlau. S. 381–390. Sibold, Noëmi (2017). Menschen ohne Schutz. Ein Blick auf die Schweizer Flüchtlingspolitik zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. In: Tachles. 17. Jg. (16). S. 21–23. Sibold, Noëmi (2017). Nachwuchsförderung an Schweizer Fachhochschulen und Universitäten – Entwicklungen, Positionen und Herausforderungen. In: Truniger, Luzia (Hg.). Führen in Hochschulen. Anregungen und Reflexionen aus Wissenschaft und Praxis. Wiesbaden: Springer Gabler. S. 105–122. Sprenger, Raphaela (2017). Bedeutung und Funktion von Hypothesen im Kontext Kooperative Prozessgestaltung. Ein Vergleich zur Hypothesenbildung in der ­systemischen Arbeit. In: Hochuli Freund, Ursula (Hg.). Kooperative Prozessgestaltung in der Praxis. Materialien für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. S. 106–122. Sprenger, Raphaela/Gebert, Jakin/Trawöger, Renate/Eglinger, Oliver/Hochuli Freund, Ursula (2017). Implementation eines Tools für sozialpädagogische Prozessgestaltung und Dokumentation in einer Einrichtung der stationären Behindertenhilfe. In: Hochuli Freund, Ursula (Hg.). Kooperative Prozessgestaltung in der Praxis. Materialien für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer. S. 169–174.

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Publikationen der Mitarbeitenden der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW 2017

Steiner, Olivier (2017). Von Fake News zu Teilhabe: Chancen und Risiken der Me­ diatisierung Sozialer Arbeit. In: Soziale Innovation. 12. Jg. S. 8–11. Studer, Michaela/Lichtenauer, Annette/Wyder, Angela/Parpan-Blaser, Anne (2017). Supports and Impediments on the Way to Occupation, Employment and Work­ place Integration for People with Cognitive Disabilities. In: International Journal of Disability Management. 12. Jg. DOI: 10.1017/idm.2017.5. T

Tappert, Simone/Klöti, Tanja/Drilling, Matthias (2017). Contested urban spaces in the compact city: The (re-)negotiation of urban gardening in Swiss cities. In: Landscapes and Urban Planning. (170). S. 69–78. DOI: 10.1016/j.landurbplan.2017.08.016. Tappert, Simone/Klöti, Tanja/Drilling, Matthias (2017). Städtisches Gärtnern als emanzipierende Praxis – Die Aktivierung lokaler Gemeinschaft und der Anspruch auf autonome Produktion städtischer Räume. In: Oehler, Patrick/Käser, Nadine/ Drilling, Matthias/Guhl, Jutta/Thomas, Nicola (Hg.). Emanzipation, Soziale ­Arbeit und Stadtentwicklung. Eine programmatische und methodische Herausforderung. Opladen: Budrich UniPress. S. 163–181. Thomas, Nicola/Oehler, Patrick/Drilling, Matthias (2017). The Power of the Many. The fight for allotment gardens in Basel. In: The Nordic Journal for Architectural Research. (3). S. 97–116. V

von Allmen, Benjamin/Nieuwenboom, Jan Willem/Frei, Lukas (2017). Tagesschul­ angebote und Schulleistungsentwicklung. In: Schüpbach, Marianne/Frei, Lukas/ Nieuwenboom, Jan Willem (Hg.). Tagesschulen. Ein Überblick. Wiesbaden: Springer VS. S. 229–245. W

Wagner, Shannon/Buys, Nick/Yu, Ignatius/Geisen, Thomas/Harder, Henry/Randall, Christine/Fraess-Phillips, Alex/Hassler, Benedikt/Scott, Liz/Lo, Karen/Tang, Dan/ Howe, Caroline (2017). International Employee Perspectives on Disability Management. In: Disability and Rehabilitation. DOI: 10.1080/09638288.2017.1284907. Weber, Joshua (2017). Softwarebasierte Falldokumentation im Balanceakt um die fallangemessene Darstellung. In: merz medien + erziehung. 61. Jg. (4). S. 38–43. Wegener, Robert/Deplazes, Silvia/Hänseler, Marianne/Künzli, Hansjörg/Neumann, Stefanie/Ryter, Annemarie/Widulle, Wolfgang (Hg.) (2017). Wirkung, Qualität und Evaluation im Coaching. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.


III. Publikationen

Wegener, Robert/Loebbert, Michael/Fritze, Agnès/Hänseler, Marianne (Hg.) (2017). Coaching-Prozessforschung: Forschung und Praxis im Dialog. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Wettstein, Felix (2017). Empowerment und Eingliederungsmanagement. In: Geisen, Thomas/Mösch, Peter (Hg.) Praxishandbuch Eingliederungsmanagement. Wiesbaden: Springer. DOI: 10.1007/978-3-658-07462-3_37-1. Wettstein, Felix (2017). Rezension zu Habermann-Horstemeier, Lotte (2017). Gesundheitsförderung und Prävention. Kompakte Einführung und Prüfungsvorbereitung für alle interdisziplinären Studienfächer. Bern: Hogrefe. URL: www.socialnet.de/ rezensionen/23133.php. Wettstein, Felix (2017). Rezension zu Hofer, Peter (2017). Krisenbewältigung und Ressourcenentwicklung. Kritische Lebenserfahrungen und ihr Beitrag zur Entwicklung von Persönlichkeit. 2. Auflage. Wiesbaden: Springer VS. URL: www.socialnet. de/rezensionen/22585.php. Wettstein, Felix (2017). Wie berücksichtigt Gesundheitsförderung die sozialen Determinanten? In: Bioethica Forum. 9. Jg. (4). S. 136–142. URL: www.bioethicaforum.ch/docs/16_4/02_Wettstein_BF9_04_Web.pdf. Widulle, Wolfgang (2017). Rezension zu Schmoranz, Martin/Müller, Julia (2016): Gruppenarbeit mit Kindern psychisch erkrankter Eltern. Ein Handbuch. Freiburg: Lambertus. www.socialnet.de/rezensionen/21735.php. Widulle, Wolfgang (2017). Rezension zu Hammel, Stefan (2016). Alles neu gerahmt! Psychische Symptome in ungewöhnlicher Perspektive. München: Reinhardt. URL: www.socialnet.de/rezensionen/21515.php. Widulle, Wolfgang (2017). Rezension zu Schwartz, Bernard/Flowers, John V. (2015). Was Therapeuten falsch machen. 50 Wege, Ihre Klienten zu vergraulen. Stuttgart: Klett-Cotta. URL: www.socialnet.de/rezensionen/22497.php. Widulle, Wolfgang (2017). Rezension zu Hoburg, Ralf (Hg.) (2017): Kommunizieren in sozialen und helfenden Berufen. Stuttgart: Kohlhammer. URL: www.socialnet.de/ rezensionen/23220.php. Wöhrle, Armin/Fritze, Agnès/Prinz, Thomas/Schwarz, Gotthart (Hg.) (2017). Sozialmanagement – Eine Zwischenbilanz. Wiesbaden: Springer VS. Wüthrich, Bernadette/Cavedon, Enrico/Adam, Stefan/Amstutz, Jeremias (2017). Das Zelt-Dilemma: Unternehmen der sozialen und beruflichen Integration im Spannungsfeld hybrider Zielsetzungen. In: Grillitsch, Waltraud/Brandl, Paul/ Schuller, Stephanie (Hg.). Gegenwart und Zukunft des Sozialmanagements und der Sozialwirtschaft. Aktuelle Herausforderungen, strategische Ansätze und fachliche Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS. S. 93–108. Z

Zumbrunn, Andrea/Fabian, Carlo/Käser, Nadine/Nieuwenboom, Jan Willem/­ Süsstrunk, Simon/Wettstein, Felix (2017). Soziale Arbeit im Schnittfeld von Stadtund Quartierentwicklung sowie der Förderung von Gesundheit. In: Fabian, Carlo/ Drilling, Matthias/Niermann, Oliver/Schnur, Olaf (Hg.). Quartier und Gesundheit. Impulse zu einem Querschnittsthema in Wissenschaft, Politik und Praxis. Wiesbaden: Springer VS. S. 195–207. Zumbrunn, Andrea/Kunz Heim, Doris (2017). Promoting mental health in schools: results of a national study in Switzerland. In: Marcionetti, Jenny/Castelli, Luciana/ Crescentini, Alberto (Hg.). Well-being in education systems Conference abstract book. Locarno 2017. Göttingen: Hogrefe. S. 83–86.

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Hochschule fĂźr Soziale Arbeit FHNW


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IV. Referenzliste: auftraggebende bzw. finanzierende Institutionen und Projektpartnerinnen/Projektpartner

Zahlen

3FO 5i Förderorganisation A

Adviscent AG Aids-Hilfe Schweiz (AHS) AvenirSocial B

Behindertenhilfe Bergstrasse Bensheim Behinderten-Werk Main-Kinzig (BWMK Hessen) Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration Hamburg Berner Fachhochschule Berner Gesundheit Berufs-, Fach- und Fortbildungsschule Bern (BFF) Bundesamt für Gesundheit (BAG) Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) Bürgerschaftskanzlei Hamburg C

Christoph Merian Stiftung COST Action CA15218 «Measuring Homelessness in Europe» COST Action IS1402 «Ageism – a multi-national, interdisciplinary perspective» COST Action TU1201 «Allotment Gardens in Europe» C. & R. Koechlin-Vischer-Stiftung CURAVIVA Schweiz D

Dachverband Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz (DOJ) E

Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB) Eidgenössisches Institut für Berufsbildung Zollikofen Erziehungsdepartement Basel-Stadt Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Evolex AG Stans F

Fachhochschule für Soziale Arbeit Strasbourg (ESTES) Fachhochschule St. Gallen Fachverband Sozialpädagogische Familienbegleitung Schweiz FHNW-Forschungsfonds


Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Referenzliste: auftraggebende bzw. finanzierende Institutionen und Projektpartnerinnen/Projektpartner

G

Gebert Rüf Stiftung Gemeinde Bottmingen Gemeinde Pratteln Gemeinde Suhr Gemeinnütziger Verein für Behindertenhilfe Wiesbaden Gesundheitsförderung Schweiz Gesundheitszentrum Checkpoint Lausanne Gesundheitszentrum Checkpoint Zürich H

Haute Ecole de Travail Social (HES-SO) Haute Ecole Pédagogique de Vaud (HEP) Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale (HES-SO) Heimleitende Baselland Hightech Zentrum Aargau Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW Hochschule für Technik FHNW Hochschule für Wirtschaft FHNW I

Infodrog, Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht Insieme Oberwallis K

Kanton Aargau Kantonale Kinder- und Jugendförderung (okaj) Zürich Kanton Basel-Landschaft Kanton Basel-Stadt Kanton Zug, Amt für Kindes- und Erwachsenenschutz, Unterstützende Dienste Kanton Zürich, Bildungsdirektion, Amt für Jugend- und Berufsberatung, Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe Katholische Hochschule Freiburg Kinderspital Zürich Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde Region Solothurn Kommission für Technologie und Innovation (KTI) Kompetenzzentrum Ressourcen Plus R+ FHNW Krebsforschung Schweiz L

Liverpool Hope University M

Ministry of Work, Social Affairs and Return, Canton Tuzla (Bosnia-Herzegovina)


IV. Referenzliste

N

Netzwerk finanzielle Handlungsfähigkeit P

Paul Schiller Stiftung Pädagogische Hochschule FHNW Proitera GmbH: Betriebliche Sozialberatung Projektgebundene Beiträge (PgB) des Bundes R

Rheingau-Taunus-Kreis Wiesbaden Rotes Kreuz Baselland S

Schiess AG Beratung von Organisationen Schulsozialarbeitsverband (SSAV) Schweizerische Eidgenossenschaft: Mittel aus der Neuen Regionalpolitik Schweizerische Gesundheitsligen-Konferenz (GELIKO) Schweizerisches Gesundheitsobservatorium (OBSAN) Schweizerisches Institut für Banken und Finanzen der Universität St. Gallen Schweizerischer Nationalfonds (SNF) Scuola Universitaria Professionale della Svizzera Italiana (SUPSI) Seraphisches Liebeswerk Solothurn socialWEB Software GmbH Liebefeld Solothurner Spitäler AG Soziale Dienste der Stadt Aarau Soziale Dienste Zürich Sozialhilfe Basel-Stadt Sozialzentrum Lukavaz der Universität Tuzla Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) Staatssekretariat für Migration (SEM) Stadt Uster Stadt Winterthur Stiftung FHNW Stiftung «La Capriola» Chur Stiftung MBF Stein Stiftung Mercator Schweiz Siftung Valida St. Gallen Stiftung Wohnhilfe Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Alternde Gesellschaft» Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW «Unternehmertum» Swiss Olympic «cool and clean»

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Referenzliste: auftraggebende bzw. finanzierende Institutionen und Projektpartnerinnen/Projektpartner

T

Tabakpräventionsfonds (TPF) des Bundesamtes für Gesundheit Theo-Lorch-Werkstätten Töpferhaus Aarau Trägerverein Stadtteilsekretariat Kleinbasel U

Universität Basel Universität Freiburg Universität Genf Universität Luxemburg Universität Tuzla Universität Wien Universität Zürich V

Verein «leben wie du und ich» Verein sozialinfo.ch vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung Berlin Vive Žene, Center for Therapy and Rehabilitation Tuzla W

Wagerenhof Werkheim Uster Walder Stiftung Z

Zuger Fachstelle «punkto Jugend und Kind» Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)


IV. Referenzliste

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Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

V. Kontakt und Impressum

Zitiervorschlag

Schroeter, Klaus R. (2018): Interdisziplinarität – ein Tanz auf dünnem Eis. In: Soziale Innovation. 13. Jg. S. 8–12.

Kontakt

Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW Hochschule für Soziale Arbeit Hochschulzentrum Dr. Susanne Bachmann Forschung und Entwicklung Von Roll-Strasse 10 Postadresse: Riggenbachstrasse 16 4600 Olten T +41 62 957 26 15 susanne.bachmann@fhnw.ch www.fhnw.ch/soziale-arbeit

Impressum Herausgeberin: Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Konzept: Martina Koch, Andrea Eichholzer, Luzia Truniger Redaktion: Susanne Bachmann, Joshua Weber, Renate Good Produktion: Astrid Fischer Bildnachweise, sofern nicht anders angegeben: iStock: 106, 143 bis 157 WEISSWERT: 37, 49, 65, 83, 103, 117, 141, 159, 160, 161, 162 Wolf Fotografie AG: 5, 8, 14, 18, 22, 26, 30, 36, 38, 48, 50, 64, 66, 82, 84, 85, 102, 104, 116, 118, 119, 140 Übrige Bilder zur Verfügung gestellt. Gestaltung: Baukoma-Marketimpact AG Korrektorat: Alain Vannod Druck: Kromer Print AG Auflage: 1600 Exemplare Erscheinungsweise: 1 Mal jährlich ISSN: 1661-6871 Stand: März 2018 © Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Änderungen vorbehalten



Die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW setzt sich aus folgenden Hochschulen zusammen: – Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW – Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW – Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW – Hochschule für Life Sciences FHNW – Musikhochschulen FHNW – Pädagogische Hochschule FHNW – Hochschule für Soziale Arbeit FHNW – Hochschule für Technik FHNW – Hochschule für Wirtschaft FHNW

Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW Hochschule für Soziale Arbeit Von Roll-Strasse 10 Postadresse: Riggenbachstrasse 16 4600 Olten Thiersteinerallee 57 4053 Basel T +41 848 821 011 info.sozialearbeit @ fhnw.ch www.fhnw.ch/de/forschung-und-dienstleistungen/soziale-arbeit www.facebook.com/FHNWsozialearbeit www.twitter.com/hsaFHNW blogs.fhnw.ch/sozialearbeit


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