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Die kritische Freundin

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Helle Köpfe

Helle Köpfe

Sozialarbeiterin, Dozentin und seit Juli 2019 Kinder- und Jugendanwältin der Stadt Wien: FH-Absolventin Dunja Gharwal kennt alle Facetten der Sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

von Jakob Leissing

Sei es bei Problemen in der Familie, in der Schule, am Ausbildungsplatz, in Betreuungseinrichtungen oder in der Politik: Überall dort, wo die Rechte von Kindern und Jugendlichen verletzt werden, beginnt die Arbeit von Dunja Gharwal.

Wir sind immer parteiisch. Das Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen sicherzustellen, hat für uns Priorität,

betont die 48-Jährige.

Wahrung von Kinder- und Jugendrechten

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft als Ombudsstelle steht dabei nicht nur jungen Menschen bis zum 21. Lebensjahr für Beratung offen, sondern bietet auch Institutionen, Vereinen und Behörden Hilfe an.

Als Kinderund Jugendanwältin bin ich in der Rolle einer kritischen Freundin und berate Institutionen beim Umgang mit jungen Menschen.

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA) nimmt dabei eine Vermittlungsfunktion bei Konflikten ein, prüft aber auch von sich aus, ob Kinderund Jugendrechte gewahrt werden. Gharwal sieht hier eine positive Entwicklung:

Immer mehr Menschen, aber auch Institutionen melden sich und bitten um Hilfe.

Dunja Gharwal – hier gemeinsam mit KJA-Kollegen Ercan Nik Nafs – war jahrelang Sozialarbeiterin, dann BildungsgrätzelBeauftragte der Stadt Wien und Dozentin an der FH St. Pölten. Als Kinder- und Jugendanwältin berät sie auch Behörden und Vereine beim Umgang mit jungen Menschen.

Foto: PID/Votava Martin

Kommunikation als Schlüssel

Für den Erfolg eines neuen Kinderschutzkonzeptes ist die enge Abstimmung mit der betreffenden Organisation entscheidend.

Jede Organisation hat ihre Eigenheiten, und auf die gilt es auch bei der Erarbeitung von gemeinsamen Maßnahmen Rücksicht zu nehmen,

betont Gharwal, die im Juli ihre fünfjährige Amtszeit angetreten hat. Sie leitet die KJA gemeinsam mit Ercan Nik Nafs und ist innerhalb der Organisation für die Bereiche Sozialarbeit und sozialpädagogische Wohngemeinschaften zuständig.

Nik Nafs ist für den Bereich Bildung verantwortlich.

Eine enge Abstimmung zwischen uns beiden ist entscheidend, denn viele Fälle betreffen mehrere Zuständigkeitsbereiche,

so Gharwal.

Wenn eine Organisation dual geführt wird, ist eine gut funktionierende Kommunikation zwischen den Leitern wichtig. Deshalb haben wir gleich von Anfang an professionelle Hilfe für die interne Kommunikation hinzugezogen.

Enger Austausch mit Forschung und Lehre

Ihre Karriere als Sozialarbeiterin hat Gharwal in den 1990er-Jahren an der ehemaligen Akademie für Sozialarbeit in St. Pölten gestartet.

Nach jahrelanger Tätigkeit als Sozialarbeiterin in der Kinder- und Jugendhilfe, unter anderem im Magistrat für Jugend und Familie in Wien (MA 11), entschloss sie sich 2014, ihr umfangreiches Praxiswissen mit einem Masterstudium an der FH St. Pölten zu ergänzen.

Rückblickend war das eine goldrichtige Entscheidung, denn so konnte ich meine praktische Erfahrung mit dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zusammenführen und mein Wissen auffrischen,

so Gharwal, die auch in ihrer aktuellen Rolle sehr von ihrer Weiterbildung profitiert.

Gerade die präzise schriftliche Begründung von Entscheidungen, das Argumentieren auf Basis von wissenschaftlicher Erkenntnis, ist für meinen aktuellen Aufgabenbereich extrem hilfreich.

Den wissenschaftlichen Austausch mit Dozentinnen und Dozenten sowie Studierenden genießt Gharwal noch heute. Seit 2015 ist sie als Dozentin an der FH St. Pölten tätig und unterrichtet in den Fächern Ethik und Menschenrechte sowie Kinder- und Jugendhilfe.

Der Unterricht an der FH St. Pölten ist wie eine weitere Form der Fortbildung für mich. Der rege Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, aber auch die Notwendigkeit, stets auf dem neuesten Stand der Forschung zu sein, helfen mir ungemein in meinem Job,

betont Gharwal.

Eine Familienentscheidung

Nach dem Masterstudium war Gharwal Bildungsgrätzel-Beauftragte der Stadt Wien. Ziel der Initiative ist es, innerhalb eines Grätzels Institutionen zusammenzubringen und bei möglichen Kooperationen im Bildungsbereich zu beraten.

Kleinräumige Zusammenarbeit stärkt das Vertrauen der Menschen untereinander und trägt zu einer lebenswerten Gestaltung der Stadt bei.

Sich für die Stelle als Kinder- und Jugendanwältin zu bewerben, war für die vierfache Mutter keine leichte Entscheidung. Sowohl ihr Mann als auch die Kinder haben sie aber ermutigt, diesen Schritt zu wagen:

„Um einen so anspruchsvollen Job ausüben zu können, muss man die ganze Familie an Bord haben.“

Bei der Bestellung zur Kinder- und Jugendanwältin im Rathaus war die Familie von Dunja Gharwal dann natürlich an ihrer Seite.

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