NR. 49/2015, 11. DEZEMBER 2015
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
SPANIEN LA LIGA IMMER SPEKTAKULÄRER IRAN FIFA-KURS FÜR TORHÜTERINNEN RÜCKBLICK 2015 SCHILLERNDE TURNIERE
PORTLAND TIMBERS
JUNGER US-CHAMPION W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
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Nicaragua UNAN Managua oder Diriangén FC? Die beiden Aussenseiter in den Playoffs spielen um den Gewinn der Apertura.
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Kroatien Das ewige Derby zwischen Dinamo Zagreb und Hajduk Split wartet auch in der 100. Auflage bis zur letzten Minute mit Spannung auf.
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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com
Die Highlights des Jahres Mit der Klub-WM in Japan startete am 10. Dezember der letzte grosse Fussballwett bewerb des Jahres – ein glanzvoller Abschluss der vergangenen FIFA-Turniere. Wir blicken schon einmal zurück auf die bisherigen Höhepunkte 2015: die Frauen-WM in Kanada, die Beachsoccer-WM in Portugal sowie die U20und U17-WM in Neuseeland und Chile.
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I ran Die ehemalige niederländische Nationalspielerin Marleen Wissink betreute im Auftrag der FIFA einen Torhüterinnenkurs im Iran und bilanziert begeistert: “Es war ein lebhafter Austausch und ein schönes voneinander Lernen.”
Junger US-Champion Unser Cover zeigt die jubelnden Portland Timbers, die zum ersten Mal den MLS-Cup gewinnen konnten. Das Bild entstand beim Finale am 6. Dezember in Columbus/Ohio. Jeff Swinger / USA TODAY Sports
Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com
MLS-Cup Die Portland Timbers küren sich im Finale gegen Columbus Crew SC zum Meister. (Im Bild: Diego Valeri)
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Spanien Der FC Barcelona bleibt Tabellenführer der Primera División. (Im Bild: das Trio infernal Suárez, Neymar und Lionel Messi, v.l.)
The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos verfügbar. http://de.fifa.com/mobile 2
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FIFA Klub-Weltmeisterschaft
FIFA Futsal-Weltmeisterschaft
10. – 20. Dezember 2015, Japan
10. September – 1. Oktober 2016, Kolumbien
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Europa 54 Mitglieder www.uefa.com
Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com
Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com
Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com
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Turning Point Islands Nationalspieler Birkir Bjarnason und sein wegweisender Wechsel zum FC Basel.
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Getty Images (2), imago (2)
Nadine Kessler Die Weltfussballerin des Jahres 2014 端ber den grossen Moment, die Entwicklung des Frauenfussballs und ihr Comeback.
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UNCOVERED
Was uns stark macht E
s gab am frühen Abend des 20. Juni 2015 serbische Spieler, die fielen nach dem Finale auf ihre Knie und weinten hemmungslos. Und als die Fernseh kameras draufhielten, heulten sie einfach weiter, fassungslos vor Glück. Eine eingeschworene Gruppe von jungen Fussballern, die alle kurz nach Ende des Bosnienkrieges geboren worden waren, hatte es geschafft: Serbien war zum ersten Mal U20-Weltmeister. Vor dem Rathaus in Belgrad jubelten dem Team später 50 000 Menschen zu. Es sind die Geschichten, die uns gerade in Krisenjahren starkmachen. Auch an der Frauen-WM in Kanada flossen viele Freudentränen. Ebenso wie in Por tugal (Beachsoccer-WM) und Chile (U17-WM). Wir blicken in dieser Ausgabe auf die vier bisher ausgetragenen FIFA-Turniere zurück (ab Seite 6). Zudem berichtet Michael Lewis aus den USA über den MLS-Cup, den die Portland Timbers für sich entscheiden konnten. Å
Mario Wagner / 2Agenten
Alan Schweingruber
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DIE HIGHLIGHTS DES JAHRES Das Jahr geht zu Ende – ein grosses Fussballjahr. Bevor es mit der FIFA-Klubweltmeisterschaft in Japan abgeschlossen wird, blicken wir zurück auf die schillernden FIFA-Turniere 2015, vorab auf die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft in Kanada, die das US-Team als neuen Weltmeister hervorbrachte. Doch auch die U17-WM in Chile und die U20-WM in Neuseeland hatten es sportlich in sich – und nicht zuletzt die Beachsoccer-WM in Portugal. Fussball und Emotionen pur!
Abby Wambach US-Rekordtorschützin (184 Treffer) auf der Ehrenrunde nach dem gewonnen WM-Finale. 6
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FEST DER REKORDE IN KANADA
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Dennis Grombkowski / Getty Images
ordamerika entpuppte sich als grosser Gewinner der Frauen- Weltmeisterschaft Kanada 2015. Einerseits verzauberte der Gastgeber die Weltöffentlichkeit mit der farbenfrohen und stimmungsvollen Ausrichtung des bedeutendsten Frauenturniers im Weltfussball, bei dem das eigene Nationalteam sich von der besten Seite zeigen konnte; andererseits errangen die USA die begehrteste Trophäe im Frauenfussball – und das zum dritten Mal. Keiner anderen Frauenauswahl ist das bis jetzt gelungen. Rekord! Es war die WM der Rekorde: Zum ersten Mal traten 24 Teams zu einer Frauen-WM an (zuletzt 16); noch nie hat eine Frauen-WM ein so grosses Zuschauerinteresse geweckt wie Kanada 2015, auch was die Zahl der TV-Zuschauer und Nutzer von sozialen Medien anbelangt; die US-Girls konnten ihren Trefferstand auf 112 erhöhen und überflügelten damit die Deutschen (111); die japanische Legende Homare Sawa feierte ihre sechste Teilnahme an einer WM-Endrunde – Rekorde über Rekorde! Marta Superstar Homare Sawa hält ihren Rekord gemeinsam mit der 37-jährigen Brasilianerin Formiga, die sich im Gruppenspiel gegen die Republik Korea, bei jenem legendären 2:0-Sieg am 9. Juni 2015 in Montreal, zur ältesten Torschützin an einer WM-Endrunde machte. Legendär ist jene Partie auch deshalb, weil Formigas Teamkollegin Marta sich dabei zur WM-Rekordtorschützin machte. Marta, die fünffache FIFA-Weltfussballerin des Jahres, hat nun 15 Treffer auf ihrem WM-Konto. Nach jener Partie zeigte sie sich im Bauch des Olympiastadions von Montreal nahbar. Auf den Mannschaftsbus zum Hotel wartend, hatte die lebende Fussballlegende Zeit für einen Schwatz. Marta, das Haar nach dem Duschen noch nicht ganz trocken, trug ein blaues Sweatshirt und einen prallgefüllten Rucksack. Sie lächelte; ein Sieg und ein Rekord, was will man in einem Gruppenspiel mehr? Sie wirkte nicht mehr allzu müde, nur ihr Blick verriet die Anstrengung des Wettkampfs. Dennoch, die Unterschiede in der Spielstärke “sind viel kleiner geworden”, sagt sie, “kein Vergleich mit der Zeit von vor zehn Jahren.” In der Tat sind die Teams zusammengerückt, was das Leistungspotenzial angeht. Kantersiege wie das 10:0 der deutschen Frauen gegen den WM-Neuling Elfenbeinküste blieben die grosse Ausnahme. Vielmehr zeigte sich schon nach den ersten Gruppenspielen, dass die E rweiterung des Teilnehmerfelds der dringend benötigte nächste Schritt ist, um den Frauenfussball auf Weltniveau zu etablieren und den Verbänden weltweit zu zeigen, dass sich Investitionen in den Frauenfussball des eigenen Landes lohnen. Sie lohnen sich doppelt. Denn neben der neuen sportlichen Perspektive bietet der Fussball Mädchen und jungen Frauen eine Vielzahl von konkreten Vorteilen, die sich aus einer Klub- oder Auswahlteam-Mitgliedschaft ergeben – das Wecken eines Leistungswillens, gepaart mit Teamgeist – und ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung gerade auch in Regionen, wo Mädchen sonst keine allzu üppigen A ngebote gemacht werden, ihre Persönlichkeit zu entfalten. T H E F I FA W E E K LY
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Starke Neulinge Am WM-Titelgewinn in Kanada hatten Carli Lloyd (Goldener Ball) und die Torhüterin Hope Solo (Goldener Handschuh) grossen Anteil. Lloyd hat auch den schönsten Treffer des Turniers erzielt: Mit einem Heber tatsächlich von der Mittellinie aus überwand die 32-jährige Offensivkraft die japanische Torhüterin Ayumi Kaihori zum zwischenzeitlichen 4:0. Im Endspiel traf sie gleich dreimal; hinter der Deutschen Celia Sasic belegt Lloyd in der Torjägerinnen-Wertung Platz 2. Lloyd und Sasic werden sich am 11. Januar 2016 in Zürich begegnen, wenn es darum gehen wird, die FIFA-Weltfussballerin des Jahres zu küren. Die dritte Nominierte ist Aya Miyama, die 30-jährige japanische Kapitänin, die ihr Team im WM-Finale anführte (2:5 gegen die USA). Mit starken Leistungen überzeugte auch England. Das spielstarke Team von Trainer Mark Sampson mit der unermüdlichen Spielführerin Steph Houghton schaffte als Nummer 6 der Welt den 3. WM-Platz. Auch einige der WM-Neulinge zeigten, dass sie in eine WM- Endunde gehören. Kamerun (Platz 11), den Niederlanden (13) und der Schweiz (15) gelang der Einzug in die K.-o.-Phase eines Turniers, das neue Massstäbe gesetzt hat im Frauenfussball. Man kann davon ausgehen, dass die Frauen-WM in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter, noch viel weiter an Popularität gewinnen wird. Å Perikles Monioudis 8
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imago, C. Cox / Getty Images
Als vordringliches Ziel gilt es im Weltfussball der Frauen, dass die Nationalverbände Fussballligen für Mädchen und Frauen gründen und etablieren. Die FIFA bietet dazu mannigfaltig Hand – mit Investitionen, Know-how und Material.
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ERSEHNTER TRIUMPH PORTUGALS Warten auf die Stars Junge Fans empfangen in New York das Frauen-Nationalteam (10. Juli 2015), das in Kanada den dritten WM-Titel für die USA gewann.
Halbfinale in Edmonton Auch dank Torhüterin Ayumi Kaihori gewinnt Japan gegen England 2:1 (1. Juli 2015).
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s ist ja immer so eine Sache mit den schlechten Erlebnissen. Einerseits will man sie verdrängen, andererseits kann man von ihnen profitieren, wenn man denn die richtigen Schlüsse zieht. Portugal denkt sehr ungern an den heimischen Sommer 2004 zurück, weil man da vor dem grossen Coup stand, ihn aber im letzten Moment aus der Hand gab. Das Nationalteam um Luís Figo verlor das Finale der Europameisterschaft gegen Griechenland 0:1. Die ganze Nation weinte. Elf Jahre später stand zwar ein etwas kleineres Turnier an, aber die Ausgangslage war doch sehr ähnlich. Portugal startete als Gastgeber und Mitfavorit in die achte FIFA Beachsoccer-WM. Das ehemalige Fischerdörfchen Espinho hatte sich herausgeputzt für das grosse Fest. Viele Menschen aus der ganzen Welt und aus dem Landesinneren waren gekommen. Am Schluss besuchten 96 300 Zuschauer während zehn Turniertagen die WM-Spiele im Estádio da Baía. Die Shows auf Sand waren spektakulär. Die Fans profitierten vom Gratis-Einlass. 5:3-Finalsieg gegen Tahiti Und dann dieses spannende Endspiel: Tahiti, die kleine aufstrebende Beachsoccer-Nation aus dem Südpazifik hatte es tatsächlich ins Finale geschafft. Klar wurden da bei den Portugiesen Erinnerungen an Griechenland wach. Wieder Finale. Wieder zu Hause an einem warmen Sonntag im Juli. Dieses Mal aber schrieb das Nationalteam Geschichte. Es besiegte den Underdog 5:3 und feierte den ersten Triumph an einem FIFA-Turnier im Nicht-Nachwuchsbereich. Hinter Portugal und Tahiti klassierten sich der zweifache Weltmeister Russland (3. Platz) und Italien (4.). 16 Nationen nahmen an der Beachsoccer-WM in Espinho teil, nur deren vier stammten aus dem sonst so dominierenden Fussballkontinent Europa. Fussball auf Sand war einst cool und witzig, ist aber längst zur Marke geworden. Selbst in Ländern, die über keine natürlichen Sandstrände verfügen, wie beispielsweise die WM-Teilnehmer Paraguay oder die Schweiz. Dazu hatten auch die ehemaligen Rasenfussballer Romario oder Eric Cantona beigetragen. Sie gehörten zu den ersten Stars, die Beachsoccer in den 90er-Jahren professionell promoteten. T H E F I FA W E E K LY
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Das ehemalige Fischerdörfchen Espinho hatte sich herausgeputzt für das grosse Fest.
K ommende FIFA -Tur nier e 2015
10. bis 20. Dezember: FIFA K lub -Weltmeisterschaf t (Japan) 2016
4. und 5. Mai: Blue Stars/FIFA Youth Cup (Schweiz) 10. September bis 1. Oktober: FIFA Futsal -Weltmeisterschaf t (Kolumbien) 30. September bis 21. Oktober: FIFA U17-Frauen-Weltmeisterschaft (Jordanien) 13. November bis 3. Dezember: FIFA U20 - Frauen -Weltmeisterschaf t (Papua - Neuguinea) Im Dezember: FIFA K lub -Weltmeisterschaf t (Japan)
Antonio Pedrosa
Spektakuläre Show Das Estádio da Baía (m. / u.) liegt am Strand von Espinho und fasst 3500 Zuschauer. Oben eine Aufnahme aus dem WM-Spiel Schweiz gegen Oman.
Ein Schub für den Beachsoccer Das Jahr 2015 hat dem Beachsoccer-Sport nochmals einen Schub verliehen. Die WM in Espinho war qualitativ wahrscheinlich die beste überhaupt. Beachsoccer ist intensiv geworden. Es ist heutzutage fast unmöglich, dass Rasenfussballer ihre Karriere auf Sand verlängern. “Früher”, sagt Ramiro Amarelle, “konnte man mit einer guten Technik vieles wettmachen. Das funktioniert heute nicht mehr, weil das Spiel sehr schnell geworden ist.” Amarelle ist eine Ikone des Beachsoccer und nahm mit Spanien an sechs Weltmeisterschaften teil. Portugal ist nach Brasilien, Frankreich und Russland erst der vierte Beachsoccer-Weltmeister. Die nächste WM wird 2017 auf den Bahamas ausgetragen. Å Alan Schweingruber
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Ein Bad in der Menge Die serbische Nationalmannschaft lässt sich nach ihrem WM-Triumph in Belgrad feiern.
HISTORISCHER ERFOLG
Aleksander Djorovic / imago
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ot-blau-weiss so weit das Auge reicht. 50 000 Fans bildeten unter dem Balkon des Rathauses von Belgrad ein euphorisches Empfangskomitee. Sie waren gekommen, um ihr Team zu feiern: ihre U20-Mannschaft, die zum erstem Mal seit der Unabhängigkeit Serbiens einen Titel dieser Kategorie gewonnen hatte. Erkämpft wäre wohl das bessere Wort. Denn auf dem Weg zum U20-Weltmeistertitel in Neuseeland mussten die Serben in jedem K.-o.-Spiel in die Verlängerung. Im Achtelfinale gegen Ungarn hatten sie das Aus schon vor Augen, als ihnen in letzter Minute der Ausgleich gelang. In der Nachspielzeit dann errangen sie in Unterzahl den Sieg. Im Viertelfinale gegen die USA entschied erst das Elfmeterschiessen übers Weiterkommen. Und im Halbfinale gegen Mali erzielte der 17-jährige Ivan Saponjic in der 101. Minute per Kopf den entscheidenden Treffer. Es folgte das Finale gegen Brasilien, also gegen das Team, das bis zu diesem Spiel einen beeindruckenden
urnierrekord aufgestellt hatte: Zwanzig U20-WM-Spiele in T Folge ohne Niederlage. Doch auch die junge Seleção konnte den unbändigen Siegeswillen der Serben nicht stoppen, und so nahm das Fussballmärchen seinen Lauf. 1:1 stand es nach der regulären Spielzeit. Nemanja Maksimovic war es, der in der 118. Spielminute das Endspiel entschied. “Was für ein Finale, was für ein Spiel”, jubelte Trainer Veljko Paunovic nach dem historischen Erfolg. Und auch Torhüter und Kapitän Predrag Rajkovic, der die Brasilianer ein ums andere Mal mit seinen Glanzparaden verzweifeln liess, schwärmte: “Für uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen.” Doch für den Keeper, der mit dem Goldenen Handschuh als bester Torhüter des Turniers ausgezeichnet wurde, kam der Titel nicht überraschend. “Ganz ehrlich? Ich war vom ersten Tag an davon überzeugt, dass wir diese WM gewinnen – ich hatte nie Zweifel.” Dieses grosse Selbstvertrauen lässt für die Zukunft des serbischen Fussballs hoffen. T H E F I FA W E E K LY
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Die FIFA U20-Weltmeisterschaft war einmal mehr ein spannendes Nachwuchsturnier auf allerhöchstem Niveau. 154 Tore in 52 Spielen liessen die internationa le Fussballgemeinde jubeln. Neben den serbischen Weltmeistern machten weitere Spieler von sich reden. Allen voran Adama Traoré. Der malische Stürmer wurde zum besten Spieler des Turniers gekürt. Mit vier Toren und drei Vorlagen verhalf er seinem Team zum 3. Platz. Der überragende Techniker überzeugte mit viel Übersicht und mit seiner Schnelligkeit. Aber auch Danilo, der brasilianische Kapitän, über zeugte. Nach der WM konnte sich sein Klub Sporting Braga vor Angeboten kaum retten. Der 19-Jährige entschied sich für Valencia. Wer weiss, wie sich die Karriere der U20-Spieler ent wickeln wird. Einige Spieler wird man bestimmt an der FIFA-Weltmeisterschaft 2018 in Russland wiedersehen. Å Sarah Steiner
Bester Spieler Adama Traoré holte mit dem Goldenen Ball nicht nur die Auszeichnung als bester Spieler der WM, sondern mit Mali auch den 3. Platz.
AFRIKAS STERNSTUNDE
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hidiebere Nwakali kehrte 2013 als Held zurück nach Hause. Sein grös ster Wunsch war es, seine Heimat bei der U17-WM in den Vereinten Arabischen Emiraten glücklich zu machen, und er tat es. Die Golden Eaglets holten sich den Titel, und Nwaka li wurde zusammen mit seinen Mitspie lern gefeiert. Fast wäre bei jenem Triumph 2013 gar ein Brüderpaar auf dem Platz gestanden. Kelechi Nwakali ist 18 Monate jünger als Chidiebere und scheiterte nur knapp an der finalen Nominierung für das Turnier. Kelechi bekam also nur aus der Ferne mit, wie die U17-Auswahl Nigerias von Sieg zu Sieg eilte und am Ende den Pokal in die Höhe stemmte. Er bekam auch nur aus der Ferne mit, wie sein Bru der bei dessen Rückkehr von den Lands leuten bejubelt wurde, denn er nahm zeit gleich an einem Nachwuchsturnier teil. Aber eines wusste Kelechi genau: Das will er auch einmal erleben. Bei der U17-WM 2015 in Chile, die vom 17. Oktober bis zum 8. November statt fand, führte nun Kelechi Nwakali sein Team als Kapitän auf den Platz. Und am Ende kehrte wieder ein Nwakali unter dem tosenden Applaus der Fans nach Nigeria zurück. Die Golden Eaglets gewannen das afrikanische Finale gegen Mali 2:0 und kürten sich zum fünften Mal in der Geschichte des Turniers zum U17-Weltmeister – Rekord!
Cortes’ Traumtor Trotz der Endspiel-Niederlage durfte sich aber auch Mali als Sieger fühlen. Nachdem das Juniorenteam in diesem Jahr zum ers ten Mal den Afrikacup g ewonnen hatte, schrieb es bei der WM Geschichte, indem es dort sein erstes Finale bestritt. Auch wenn die Enttäuschung nach der Nieder lage gross war, wussten die Spieler das Turnier richtig einzuschätzen. Boubacar Traoré sagte: “Ich habe hier mit meinen Trainern, meinen Freunden und Mitspie lern, aber auch von meinen Gegnern viel gelernt.” Und er ergänzte nach dem Schlusspfiff: “Wir werden nach Hause 12
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Hannah Peters / Getty Images
Einige Spieler wird man an der FIFA-Weltmeisterschaft 2018 in Russland wiedersehen.
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zurückkehren und wie Helden empfangen werden.” Es sind also die positiven Erinnerungen, die bleiben. Genauso beim mexikanische Juniorennationalspieler Diego Cortes. “Ich habe versucht, einen freien Mitspieler zu finden, aber da war keiner”, beschrieb er jenen A ugenblick im Halbfinale, der ihm in einer Abstimmung nach dem Turnier die Auszeichnung “Schönstes Tor” einbrachte. Denn weil die Alternative zum Abspielen fehlte, tankte sich der 17-Jährige mit dem Blick für die Lücke einfach auf der Aussenbahn durch. Am ersten Gegenspieler vorbei, am zweiten Gegenspieler vorbei – immer weiter, bis er fünf Verteidiger stehen gelassen hatte und seinen spektakulären Alleingang mit einem Schuss ins linke untere Eck krönte. Es war ein traumhafter Treffer zum zwischenzeitlichen 2:2 in der Partie gegen Nigeria – auch wenn er nicht zum Einzug ins Finale ausreichte. Mexiko verlor 2:4. Auch das Spiel um Platz 3 gegen das Überraschungsteam aus Belgien endete mit einer Niederlage Mexikos.
Tom Dulat / FIFA via Getty Images, AFP
WM-Luft schnuppern Die mexikanischen Fans hörten dennoch nicht auf zu singen. Sie sorgten zusammen mit den Gastgebern aus Chile für
Finale in Viña del Mar Sowohl der Himmel als auch die Teams aus Nigeria und Mali zeigten ein spektakuläres Spiel.
Gänsehaut-Atmosphäre während dieser WM, bei der die potenziellen Stars von morgen zum ersten Mal auf der grossen internationalen Bühne agierten und Erfahrungen sammeln konnten. So unterschiedlich diese auch waren, die Ziele der Spieler gleichen sich: in der U20 angreifen und den Sprung zu den Senioren schaffen, um auch dort wieder diese wunderbare WM-Luft schnuppern zu dürfen. Å Annette Braun
Nigeria kürte sich zum fünften Mal zum U17-Weltmeister.
Ein Traum wurde wahr Weltmeister Kelechi Nwakali wurde bei seiner Rückkehr nach Nigeria als Held empfangen. T H E F I FA W E E K LY
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BLICK IN DIE LIGEN
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Spanien: Primera División
Der Erfolg kommt zu früh Jordi Punti ist Romanautor und Verfasser zahlreicher Fussball- Features in den spanischen Medien.
Der Kantersieg des FC Barcelona im Clásico gegen Real Madrid (4:0) vor einigen Wochen sorgte unter den Anhängern Barças für eine Welle des Optimismus. Der Klub konnte damit seinen Vorsprung an der Tabellenspitze ausbauen, und ausserdem war die torgefährliche Angriffsformation mit der Rückkehr Messis nach zweimonatiger Verletzungspause wieder komplett. Das Trio (Messi, Neymar und Suárez) hat 31 der insgesamt 34 Treffer erzielt, die Barça in der Liga bereits verbucht hat.
Manuel Queimadelos Alonso / Getty Images
Bekanntlich stellt sich in solchen Fällen gern einmal Schadenfreude ein, und des einen Leid
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ist des anderen Freud. Real Madrid machte gerade schwierige Zeiten durch. Aufgrund des unerlaubten Einsatzes von Cheryshev in der Partie gegen Cádiz wurde das Team von Rafa Benítez in der Copa del Rey disqualifiziert, Benzema wurde in Frankreich wegen Erpressung angeklagt, und der Klub bot in der Meisterschaft weiterhin schwankende Leistungen. Gegen die Starken zeigte man sich schwach, gegen die Schwachen stark. Ausserdem scheint es dem Trainer nicht zu gelingen, die Talente Isco, James, Casemiro, Kroos und Modric zu einer Einheit zusammenzuschweissen – Bale und Cristiano Ronaldo sind unantastbar. Die traditionell ganz gern leidenden BarçaFans sahen dieses Siegespanorama jedoch mit gemischten Gefühlen und fragten sich: Kommt dieser Erfolg nicht zu früh? Dieses spielerische Niveau wäre ab April optimal, wenn die Titelentscheidungen fallen, aber schon vor Weihnachten? Und dann kam der 14. Spieltag. Real Madrid landete einen klaren Sieg gegen Getafe (4:1) und Barça kassierte gegen Valencia CF in letzter Minute noch den
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Ausgleichstreffer (1:1). Und plötzlich, durch einen simplen Abwehrfehler in einer fast perfekten Partie, gestaltete sich die spanische Liga wieder ausgeglichen. Seit Jahren gab es keinen so offenen Wettbewerb mehr. Gemeinsam mit dem üblichen Titelkonkurrenten Atlético Madrid sorgen heute Klubs wie Villarreal, Celta Vigo oder Deportivo La Coruña dafür, dass die Liga härter umkämpft und spektakulärer geworden ist. Während Messi erneut zu Hochform aufläuft, stellt sich die Frage, ob der Triple-Gewinner der letzten Saison noch Luft nach oben hat. In einigen Tagen wird sie vielleicht beantwortet werden können, wenn der FC Barcelona an der FIFA Klub-Weltmeisterschaft in Japan teilnimmt. Im Januar kann der Klub dann nach Ablauf der FIFA-Sanktion auch endlich seine Neuverpflichtungen einsetzen. Arda Turan und Aleix Vidal könnten die Impulse geben, die Barça braucht, um seine Anhänger endgültig zu überzeugen. Im Frühling, wenn die Titelentscheidungen fallen. Å
Ernüchtert Lionel Messi (l.) und Neymar mussten gegen Valencia kurz vor Spielende noch den 1:1-Ausgleich hinnehmen. T H E F I FA W E E K LY
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Nicaragua: Primera División
UNA N Managua vor dem Titelgew inn Annette Braun ist Redakteurin bei The FIFA Weekly.
Wenn das mal kein gutes Omen für UNAN Managua ist. Zumindest für all jene Anhänger des Vereins, die abergläubisch sind. Im Hinspiel des Apertura-Finales gegen Diriangén FC gewann der Klub 1:0. Mit diesem Ergebnis endete auch schon das Hinspiel des Halbfinales gegen Deportivo Walter Ferretti. Und genau wie bei jener Partie Ende November schoss auch jetzt der 24-jährige Jonathan Donado den entscheidenden Treffer. Per Elfmeter. Ein gutes Omen also? Schliesslich qualifizierte sich Managua nach einem 3:3 im Rückspiel des Semifinales für den Apertura-Showdown. Noch einmal ein Remis, diesmal im Final- Rückspiel gegen den Diriangén FC, und er wäre da, der erste Titel für den Klub in der Primera División. Meisterschaften feiern konnte die Mannschaft schon zuvor — 2012 die Clausura, 2013 die Apertura. Aber es waren Titel in der zweithöchsten Spielklasse. In dieser Saison ist der ganz grosse Wurf möglich. Es wäre der Höhepunkt der bisherigen Vereinsgeschichte.
So stand der Zeiger der Uhr schon auf weit nach Mitternacht, als in den Strassen von Diriamba der Jubel ausbrach. Genauer gesagt war es 2.30 Uhr, als dort die Nacht zum Tag gemacht wurde und Hunderte von Menschen anfingen, auf den Strassen zu tanzen und lautstark zu applaudieren. Die Mannschaft 16
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war endlich angekommen, und die Helden vom Diriangén FC wurden in hupenden Trucks und Bussen durch die Stadt gefahren. Jeder konnte sie sehen, jeder konnte ihnen gratulieren und seiner puren Freude Ausdruck verleihen. Man hätte meinen können, Diriangén hat sich schon den Titel gesichert. Aber es handelte sich “nur” um die Triumphfahrt nach dem erfolgreichen Semifinale. Die Hinrunde des Endspiels war dann eher ernüchternd für die feiernden Fans. Das lag an zwei Roten Karten für Diriangén kurz vor Spielende, und es lag an jenem Elfmeter des Kolumbianers Donado in der 51. Spielminute, der die Stimmung in Diriamba trübte. Donado verwandelte sicher ins rechte untere Eck, vollführte ein kurzes Tänzchen und fiel dann vor Freude auf die Knie.
Es war das entscheidende Tor in diesem Spiel, doch war es auch der entscheidende Treffer des Apertura-Finales? Die Fans von Diriangén würden sicherlich mit “Nein” antworten und auf eine Revanche hoffen. Die sachlichen Anhänger von Managua könnten “Vielleicht” oder “Hoffentlich” sagen, denn das Rückspiel birgt noch viele Hürden. Die Verfechter des guten Omens dürften der Frage dagegen mit einem klaren “Ja” begegnen. Am 20. Dezember gibt es die Auflösung, Aberglauben hin, Aberglauben her. Dann steht der Sieger der Apertura 2015 endgültig fest. Å El nuevo diario
Ganz oben zu stehen ist für Managuas Gegner Diriangén nichts Neues. Der Verein kürte sich schon 26-mal zum Meister und ist damit Nicaraguas Rekordhalter. Allerdings liegen diese Triumphe schon einige Jahre zurück. Der grosse Rivale Real Estelí lief dem Team von Luis Javier Londoño in letzter Zeit den Rang ab. Umso höher war für den Diriangén FC der Ausgang des Aufeinandertreffens mit Real Estelí im Halbfinale einzuschätzen: Das Team setzte sich mit einem 1:0-Sieg und einem torlosen Unentschieden durch. Die Anhänger des Gewinners standen Kopf, die Erinnerungen an glorreiche alten Zeiten wurden wieder zum Leben erweckt.
Siegtorschütze Jonathan Donado traf für UNAN Managua zum 1:0.
Kroatien: Pr va HNL
Last-Minute-Sieg im ew igen Derby Sarah Steiner ist Redakteurin bei The FIFA Weekly.
Dinamo Zagreb gegen Hajduk Split. Das ewige Derby. Die Rivalität geht zurück auf die 1940er-Jahre, als die beiden Klubs zusammen mit Roter Stern und Partizan aus Belgrad die mächtigen Vier im jugoslawischen Fussball bildeten. Nach der Unabhängigkeit Kroatiens folgte dann in der neuen heimischen Liga ab 1992 der Zweikampf. Seither gingen 23 der 24 kroatischen Meistertitel an einen der beiden Vereine.
Jurica Galoic / PIXSELL
Anfang Dezember fand nun die 100. Auflage in der Prva HNL statt. Und sie war an Spannung ein weiteres Mal kaum zu überbieten. Im Maksimir-Stadion, der Heimstätte Dinamos, lieferten sich die beiden Erzrivalen einen Kampf auf Augenhöhe. Auch wenn die Bedingungen durch den dichten Nebel sehr schwierig waren, lebte die Partie von
technisch und taktisch hochstehendem Fussball. Nach nur fünf Minuten ging Dinamo nach einem Eckball durch ein Kopfballtor von Jun ior Fernandes in Führung. Hajduk liess sich davon aber nicht etwa verunsichern. In der 17. Minute wurde ihr Offensivfussball belohnt und Mijo Caktas gelang der Ausgleichstreffer.
“Im schlimmsten Fall t eilen wir uns den ersten Platz mit Dinamo.” Marko Vesovic, NK Rijeka
In der zweiten Halbzeit hatte Hajduk die weit besseren Chancen. Beinahe wäre es dem Team gelungen, die Siegesserie von Dinamo zu brechen. Lange sieben Jahre konnte die Mannschaft aus Split im Maksimir-Stadion nicht mehr gewinnen. Und so war es auch dieses Mal – es kam gar noch bitterer. Nach einem Einwurf gelangte der Ball in der 94. Minute auf den Fuss von El Arbi Hillel
Soudani, der mit einem satten Volley aus sieben Metern den Siegtreffer für die Blauen erzielte. Auf dem Platz und auf den Rängen gab es kein Halten mehr, und Soudani, der sein Tor seinem schwerkranken Vater wid mete, liess sich von der tobenden Menge feiern. Zagreb befindet sich so ein Spiel vor der Winterpause punktgleich mit NK Rijeka auf dem 1. Platz. Für die Mannschaft aus der malerischen Hafenstadt an der Adria war der drittletzte Spieltag hingegen ein Reinfall. Gegen Inter Zapresic erspielte sich das Team bloss ein mageres 0:0. Bereits zum dritten Mal in dieser Spielzeit kam der Titelkandidat gegen Inter nicht über dieses Resultat hinaus. Verteidiger Marko Vesovic beruhigte nach der Partie die Gemüter und sagte: “Wir können immer noch als Tabellenführer in die Winterpause gehen. Im schlimmsten Fall teilen wir uns diesen Platz mit Dinamo. Das ist kein Grund zur Verzweiflung. Wir müssen einfach bis zum Ende hart arbeiten.” Ein erstes Weihnachtsgeschenk haben sich die Spieler von NK Rijeka bereits gemacht. Im Pokal-Viertelfinale gewann das Team gegen Lokomotive Zagreb mit 1:0. Å
Traf in der 94. Minute El Arbi Hillel Soudani widmete den Siegtreffer seinem schwerkranken Vater. T H E F I FA W E E K LY
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DAS INTERVIEW
“Wir müssen länderübergreifend denken” Vor einem Jahr wurde Nadine Kessler als Weltfussballerin des Jahres 2014 ausgezeichnet. Im Interview lässt die deutsche Nationalspielerin den grossen Moment Revue passieren und spricht über die positive Entwicklung des Frauenfussballs. Nadine Kessler, was hat sich für Sie nach der Wahl zur Weltfussballerinnen des Jahres 2014 verändert? Nadine Kessler: Der Ballon d’Or ist eine Auszeichnung, die in der ganzen Welt wahrgenommen wird. Dementsprechend nahm auch die mediale Aufmerksamkeit zu. Es war gigantisch, wie viele Anfragen nach der Verleihung auf uns zukamen und welche Wellen der Titel schlug.
Wann haben Sie realisiert, dass Sie die beste Spielerin der Welt sind? Erst als ich nach der Gala Zeit hatte, mit Freunden zusammensass und die Freude von denjenigen wahrnahm, die mich auf meinem Weg begleitet haben, habe ich die Bedeutung begriffen.
Wo hat die Trophäe ihren Platz gefunden? Sie ist in meinem Wohnzimmer so platziert, sodass ich sie jeden Tag bewundern kann.
In Ihrem Heimatdorf wurde Ihnen eine ganz besondere Ehre zuteil. Wie reagierte die Gemeinde auf die Auszeichnung? Weselberg in der Pfalz hat mich im Rahmen unseres Dorffestes eingeladen und mir tatsächlich einen Platz gewidmet, den Nadine-Kessler-Platz. Er befindet sich direkt bei meinem früheren Bolzplatz, mit dem ich sehr viele Erinnerungen aus meiner Kindheit verbinde.
Wenn Sie an die Gala in Zürich zurückdenken, was sind die Bilder, die geblieben sind?
wünsche von ehemaligen Profispielern wie Clarence Seedorf oder Thierry Henry, die mich sehr gefreut haben.
Es gab eine Gratulation, die Sie besonders berührt hat – die von Pavel Kuka. Was hat es damit auf sich? Pavel Kuka war mein Idol. Er war derjenige, der mich zum Fussball und zu meinem Heimatverein, zum 1. FC Kaiserslautern, gebracht hat. Ich war als Kind immer im Stadion, und er hat mich aus der Menge geholt, sobald er mich gesehen hat. Er war ein toller Sportler und ist ein toller Mensch. Nach dem Ballon d’Or war er einer der Ersten, der mir gratuliert hat. Es war eine sehr emotionale Nachricht, der er einen Brief beifügte, den ich ihm mit sieben Jahren geschrieben hatte. Er hat ihn mit nach Tschechien genommen und bis heute aufbewahrt.
Nach der Verleihung des Ballon d’Or lief es für Sie sportlich nicht optimal. Sie haben mit einer schweren Verletzung zu kämpfen. Wie verläuft die Genesung? Zum aktuellen Zeitpunkt kann man dazu leider nichts sagen. Ich habe in meiner Karriere schon sehr viele Verletzungen erlebt. Deshalb geht es nicht mehr darum, wann man zurückkommt, sondern ob. Ich versuche alles, damit ich irgendwann wieder auf dem Rasen stehen kann.
Glauben Sie mit Blick auf die WM in Kanada, dass der Frauenfussball einen Schritt nach vorne gemacht hat?
Der Event als Ganzes wird mir immer in Erinnerung bleiben. Dazu gehört sicherlich der Moment, als ich auf die Bühne ging. Ich hatte mit der Situation überhaupt nicht gerechnet und musste mich erst einmal sammeln, um vor so vielen Zuschauern die richtigen Worte zu finden. Die ersten Glückwünsche, die mich erreichten, und der erste Anruf von zu Hause werde ich ebenfalls immer in mir tragen.
Im Vorfeld der WM wurde viel Kritik geübt hinsichtlich der Aufstockung der Mannschaften, aber ich glaube, das Turnier hat diese Kritik widerlegt. Es gab so viele Teams, die hervorragende Leistungen gezeigt haben. Es muss das Ziel sein, mehr Sportlerinnen die Möglichkeit zu bieten, sich auf dieser internationalen Bühne zu beweisen, um auf ein anderes Level zu kommen. Das wird die Spitze breiter machen und den Frauenfussball aufwerten.
Sie standen im Kongresshaus einige Zeit neben Cristiano Ronaldo. Kommt man da ins Gespräch – von Königin zu König?
Ausser in Deutschland, England, Schweden und Norwegen tut sich der Frauenfussball in Europa dennoch schwer. Was fehlt?
Wir hatten die Möglichkeit, uns kurz zu unterhalten. Es gab auch viele nette Glück-
Für unseren Sport wäre es meiner Meinung nach wichtig, länderübergreifend zu
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denken und sich auszutauschen, damit alle an einem Strang ziehen und sich in die gleiche Richtung bewegen. Am Anfang müssen grundlegende Strukturen stehen. Es gibt Klubs, die unter guten Bedingungen arbeiten können, aber es gibt auch viele Klubs, die kämpfen müssen. Was die Frauen dort neben ihrer professionellen Karriere leisten, ist bemerkenswert. Die Lücken in den Ligen sind einfach noch viel zu gross.
Hat der Frauenfussball in den letzten Jahren an Akzeptanz gewonnen oder muss er immer noch darum kämpfen, respektiert zu werden? Ich denke, unsere Leistung steht immer mehr im Fokus. Die Leute nehmen das wahr und sagen: “Frauenfussball hat sich entwickelt. Er ist athletischer und technisch besser geworden. Viel mehr Nationen spielen mit und sorgen für spannende Partien.” Man spürt das als Spielerin — auch in Bezug auf Sponsoren und TV-Übertragungen.
Was können Sie als Spitzenfussballerin dafür tun, dass die Entwicklung weiter vorangeht? Die sportliche Leistung steht immer an erster Stelle. Darüber hinaus sollte jede Spielerin den Mut entwickeln, ein eigenes Profil zu haben und das, was sie sich für sich wünscht, offen zu kommunizieren.
Wie würden Sie Werbung für Ihren Sport betreiben und ein kleines Mädchen davon überzeugen, Fussballerin zu werden? Wenn ich über meine Sportart spreche, dann ist das sehr emotional. Und genau das ist es, was den Fussball auszeichnet und was ich versuchen würde zu vermitteln. Fussball verbindet und weckt Emotionen.
Zurück zum Ballon d’Or: Wie beurteilen Sie die Chancen von Carli Lloyd, Aya Miyama und Celia Sasic, die drei Nominierten zur dies jährigen Wahl? Jede hat auf ihre Art Herausragendes geleistet und deshalb die Nominierung verdient. Ich bin gespannt, wer das Rennen machen wird. Å Mit Nadine Kessler sprach Giovanni Marti
Name Nadine Kessler Geburtsdatum, Geburtsort 4. April 1988, Landstuhl, Deutschland Position Mittelfeld Stationen 2004–2009 1. FC Saarbrücken 2009–2011 1. FFC Turbine Potsdam seit 2011 VfL Wolfsburg Erfolge, Auszeichnungen
Nina Stiller
Champions-League-Siegerin 2010, 2013, 2014 Deutsche Meisterin 2010, 2011, 2013, 2014 Deutsche Pokalsiegerin 2013, 2015 Europameisterin 2013 Weltfussballerin des Jahres 2014 Nationalteam Deutschland 29 Einsätze, 10 Tore
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First Love Ort: Khartum, Sudan Datum: 15. April 2013 U h r z e it : 17. 10 U h r Fotog ra f: Ezequiel Scag netti
fotogloria
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Grosser Moment Portlands Stürmer Fanendo Adi reckt die Meistertrophäe in die Höhe (6. Dezember 2015). 22
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Der Meister ist nicht immer der Sieger Der junge Klub Portland Timbers hat erstmals den MLS-Cup gewonnen. Obwohl das Team von Coach Caleb Porter in der Meisterschaft nur Dritter der Western Conference geworden war. Wie es dazu kam, darüber berichtet Michael Lewis aus C olumbus, Ohio.
Geoff Burke / USA Today Sports
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sten gegen Westen. Willkommen in Nordamerika, dem Land der Playoffs, wo Teams, denen es nicht gelingt, die reguläre Saison zu gewinnen, im Anschluss daran eine zweite Chance erhalten. Seit Einführung der Liga sind mittlerweile zwei Jahrzehnte vergangen und vielen ausländischen Spielern, die es in die MLS zieht, ist bewusst, dass der Gewinner der Liga hier auf andere Weise ermittelt wird. Am besten kann man sich das Prinzip der Playoffs anhand eines Beispiels vor Augen führen. Stellen Sie sich vor, Sie nehmen an einem achtmonatigen Marathon teil und sind a nschliessend gezwungen, bei einem fünf Wochen andauernden Sprint mitzumachen. Von Anfang März bis Ende Oktober tragen 20 Mannschaften je 34 Spiele aus und zwar nicht unbedingt mit dem Ziel, die reguläre Saison zu gewinnen, sondern vielmehr, um sich einen Platz in der Entscheidungsrunde zu sichern und sich eine gute Ausgangsposition für die Jagd nach dem Heiligen Gral der Liga zu verschaffen. Dabei müssen die Teams ihre Strategie und ihren Fokus ändern. In der regulären Saison kann man experimentieren und auch einmal eine Negativserie verkraften. Einen solchen Luxus gibt es danach nicht. Viele Teams erreichen während der Playoffs den Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit oder reiten auf der Erfolgswelle eines hervorragenden Torhüters. Playoffs nach der regulären Saison und Turniere, die der Bestimmung des Meisters
ienen, sind ein vorwiegend amerikanisches d Phänomen und eine Tradition, die bereits mehr als ein Jahrhundert alt ist. Sie geht auf die World Series zurück, in der im Jahr 1903 zwischen den rivalisierenden Ligen N ational- und American League der erste nationale Baseballtitel ausgespielt wurde.
Am besten kann man sich das Prinzip der Playoffs am Beispiel eines Marathons vor Augen führen. Frühe Tore als Basis In dieser Saison konnten sich die beiden Teams mit der schwächeren Bilanz aus der regulären Saison in den MLS-Conference-Finalspielen durchsetzen. Die Portland Timbers verbuchten im Final-Hinspiel der Western Conference einen 3:1-Heimsieg gegen den FC Dallas und schafften nach einem spannenden und intensiven Rückspiel in Dallas ein 2:2-Unentschieden. In der T H E F I FA W E E K LY
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Playoffzeit Liam Ridgewell (l.) schirmt den Ball gegen Kei Kamara ab.
Eastern Conference gelang Columbus im Hinspiel vor eigenem Publikum ein 2:0 gegen die Red Bulls aus New York, wobei das Team bereits neun Sekunden nach Anpfiff den ersten Treffer markierte und dann mit einem weiteren wichtigen Tor in der 85. Minute den Sack zumachte. Dadurch war New York gezwungen, im Rückspiel zu Hause eine fast perfekte Partie abzuliefern, was dem Team nicht gelingen sollte. Zwar gewannen die Red Bulls an diesem Tag 1:0, verloren jedoch die Serie mit dem G esamtresultat von 1:2. Die beiden späteren Finalisten des MLS-Cup erhielten also über die Playoffs eine zweite Chance auf den Gewinn des Meistertitels. “Das ist kolossal”, so Portlands Spieler Liam Ridgewell. “Viele Leute hatten uns vor drei Monaten schon abgeschrieben und gesagt, wir würden uns nicht für die Playoffs qualifizieren.” Columbus-Coach Gregg Berhalter fügt hinzu: “Das Witzige an der MLS ist, wenn man erst einmal in den Playoffs steht, hat man gute Chancen, am Ende den Titel zu holen.” Portland erst 2009 gegründet Einem Team ist dies gelungen. Nach dem Sieg am 6. Dezember dachte niemand mehr daran, dass die Timbers die reguläre Saison der Western Conference lediglich auf dem 3. Tabellenplatz abgeschlossen hatten. Es zählte einzig, dass der Klub aus Portland zum ersten Mal den MLS-Cup gewonnen hatte. 24
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Meistergefühle Verteidiger Nat Borchers taucht in Portlands Fanmenge ein.
Der erst 2009 gegründete Klub aus dem US-Bundesstaat Oregon setzte sich im Endspiel in Columbus gegen Columbus Crew mit 2:1 (2:1) durch. Portlands Diego Valeri sorgte vor 21 747 Zuschauern mit seinem 1:0 nach nur 27 Sekunden für das schnellste Finaltor in der 20-jährigen Endspielgeschichte. Valeri blockte einen Schuss von Columbus’ Torhüter Steve Clark kurz vor der Torlinie, so dass der Ball ins Netz prallte. Nur sechs Minuten später erhöhte Rodney Wallace mit einem sehenswerten Kopfball auf 2:0 für die Gäste. Allerdings hätte das Tor nicht zählen d ürfen, da der Ball bei der Vorbereitung des Treffers die Seitenaus-Linie überschritten hatte und Columbus somit einen Einwurf hätte b ekommen müssen. “Das ist einfach ein fantastisches Gefühl”, sagt Portlands Trainer Caleb Porter. “Für mich zählte nur, dass ich diesen Augenblick gemeinsam mit meinen Spielern erlebte. Wir haben eine sehr lange Saison hinter uns. Wir sind gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen, und sie verdienen die gesamte Anerkennung. Die Spieler sind es schliesslich, die auf dem Platz stehen, und sie haben immer an sich geglaubt. Ich denke nicht, dass sie es schon richtig begreifen. Gute Teams sind bei einem Lauf wie diesem vollständig auf das nächste Spiel fokussiert. Ich glaube nicht, dass die Spieler schon richtig begreifen können, dass es kein nächstes Spiel mehr gibt. Wir recken die Trophäe in die Höhe und sind dieses Jahr das beste Team der MLS.”
Valderrama war entsetzt Der Weg zum Titel war lang. Und gerade die Geschichte zeigt, dass sich viele Stars aus dem Ausland schwer tun mit dem Modus. Tampa Bay Mutiny mit dem legendären kolumbianischen Nationalspieler Carlos Valderrama dominierte die Major League Soccer 1996 in ihrer ersten Saison nach Belieben. Tampa Bay und “El Pibe” konnten mehr Tore, Punkte und Siege für sich verbuchen als jeder andere Klub und hatten nach einer strapaziösen 32-SpieleSaison am Ende neun Punkte mehr auf dem Konto als der Zweitplatzierte Los Angeles Galaxy. Trotz dieser absoluten Dominanz und Glanzleistung gewann Tampa Bay in den Augen der Liga und der amerikanischen Sportöffentlichkeit nichts – obwohl das Team fast überall sonst auf der Welt Meister geworden wäre. Um dieses Ziel zu erreichen, hätte Tampa Bay zusätzlich nach der regulären Saison ein drei Runden umfassendes Turnier überstehen und das grosse Finale, den MLS-Cup, gewinnen müssen. Doch Mutiny stolperte und unterlag dem späteren Meister D.C. United in der zweiten Runde, den Conference-Halbfinals. Mutinys damaliger Trainer Thomas Rongen erinnert sich noch, wie er versucht hat, Valderrama und anderen Spielern aus dem Ausland diese einzigartige Regelung zu erklären. “Anfangs sind sie noch ziemlich lässig damit umgegangen,” meint er. “ ‘Ja, das ist okay.’ Wir haben die reguläre Saison haushoch gewonnen. Wir waren verdammt gut. Wir wa-
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Champagnerdusche Der frisch gekrönte Meister Portland Timbers in der Umkleidekabine.
ren in der Liga mit Abstand das beste Team und haben in der zweiten Runde gegen D.C. verlo ren. Und in diesem Augenblick dämmerte es Carlos plötzlich, dass das Mist ist.”
“In diesem Augenblick dämmerte es Carlos Valderrama plötzlich, dass das Mist ist.” Geoff Burke, Jeff Swinger, Mike DiNovo / USA Today Sports
Mutiny-Trainer Thomas Rongen
Die Spieler waren nicht gerade angetan da von und sagten sich mit Blick auf ihre fussbal lerischen Wurzeln: “Ich habe dieses Spiel auf höchstem Niveau bestritten. So etwas gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. Ich habe schon Meisterschaften gewonnen, weil wir 34 Spiele lang hart dafür gekämpft und es verdient hat ten, Meister zu werden.” Willkommen in Nord amerika, dem Land der Playoffs, wo Teams, denen es nicht gelingt, die reguläre Saison zu gewinnen, eine zweite Chance erhalten, den Meistertitel zu holen.
Kulturschock Seit Einführung der Liga sind nun mittlerweile zwei Jahrzehnte vergangen und vielen auslän dischen Fussballern, die es in die MLS zieht, ist bewusst, dass der Gewinner der Liga hier auf andere Weise ermittelt wird. Für einige New comer ist die Saison nach der Saison jedoch noch immer ein Kulturschock. “Ich bin vorher schon in unterschiedlichen Wettbewerben an getreten, aber das hier ist ein ganz anderes Spiel”, so Harrison Afful, Abwehrspieler von Columbus und ghanaischer Nationalspieler. “Das war schon ziemlich merkwürdig. Nicht bloss diese Sache, sondern auch die Tatsache, dass es keinen Abstieg gibt wie in den meisten anderen Ligen”, meint der schwedische Mittel feldspieler Mohammed Saeid von Columbus Crew. “Gleich nachdem ich erfahren hatte, dass Columbus Interesse an mir zeigte, schaute ich mir die Sache an. Was zum Teufel sind die Play offs? Was ist dieses und jenes? Als ich dann herkam, habe ich es etwas besser verstanden. Die Atmosphäre der Spiele ist sehr viel span nungsgeladener und zwar nicht nur bei unse ren Spielen. In diesen Partien geht es um alles oder nichts.” Å
Major League Soccer Die Major League Soccer (MLS) ist die höchste Spielklasse im US-amerikanischen und kanadischen Fussball. Die MLS ist eine eigenständige Organisation, wird aber von der United States Soccer Federation (USSF) anerkannt. Die Liga ist dem Kontinentalverband CONCACAF zugeordnet, für dessen Wettbewerbe sich die Mannschaften qualifizieren können. Aktuell nehmen 20 Klubs teil – davon kommen 17 aus den USA und 3 aus Kanada. Eine Saison dauert von März bis Dezember und startet mit der Regular Season, in der jedes Team 34 Spiele austrägt. Das erfolgreichste Team gewinnt den MLS Supporters’ Shield. Anschliessend tragen die 12 b esten Teams der Liga die sogenannten MLS-CupPlayoffs aus. Im K.-o.-System wird ermittelt, wer am Ende der Saison den MLS-Cup er ringt. T H E F I FA W E E K LY
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GRASSROOTS
FIFA inspiring girls and boys to play football FIFA’s Grassroots programme is the core foundation of our development mission, aimed at encouraging girls and boys around the world to play and enjoy football without restrictions. Grassroots focuses on the enjoyment of the game through small-sided team games, and teaching basic football technique, exercise and fair play. For more information visit FIFA.com
RE F O RM PA K E T
PRESIDENTIAL NOTE
Das FIFA-Exekutivkomitee stimmt Reformvorschlägen zu
Neue Kultur durch Reformen
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as Exekutivkomitee hat einstimmig einer Reihe von Reform vorschlägen der FIFA-Reformkommission 2016 zugestimmt, die den Weg für wesentliche und dringende Änderungen an der FIFA- Führungsstruktur frei machen. Die Empfehlungen werden dem Kongress bei seiner ausserordentlichen Sitzung am 26. Februar 2016 in Zürich als Statutenänderungen vorgelegt.
Auszug aus dem Reformpaket Trennung zwischen politischen und geschäftsführenden Aufgaben Der FIFA-Rat (der das FIFA-Exekutivkomitee ersetzt) bestimmt die allgemeine strategische Ausrichtung der FIFA, während das General sekretariat alle operativen und geschäftlichen Tätigkeiten über wacht, die für die effektive Ausführung dieser Strategie erforderlich sind. Die Ratsmitglieder werden von den Mitgliedsverbänden der jeweiligen Region gemäss FIFA-Wahlordnung gewählt und von der FIFA-Prüfungskommission einer eingehenden und strengeren Leu mundsprüfung unterzogen. Es werden konkrete Massnahmen zur Aufwertung der Rolle der Frauen in der Fussballführung mit der Verpflichtung jeder Konföderation, mindestens eine Frau in den Rat zu wählen, unternommen. Vielfalt Frauenförderung ist das ausdrückliche statutarische Ziel der FIFA, um eine vielfältigere Entscheidungsfindung und -kultur zu gewähr leisten. Amtszeitbeschränkung Es gelten höchstens drei Amtszeiten von vier Jahren für den FIFA- Präsidenten und alle Mitglieder des FIFA-Rats, der Audit- und Com pliance-Kommission und der Rechtsorgane. Unabhängige Kommissionsmitglieder Wichtige Finanzbeschlüsse werden von der Finanz-, der Entwick lungs- und der Governance-Kommission gefasst, denen eine Min destanzahl unabhängiger Mitglieder angehören muss. Leumundsprüfungen Sie gelten zwingend für alle Mitglieder der ständigen FIFA-Kommis sionen und werden von der unabhängigen FIFA-Prüfungskommis sion vorgenommen. Effizientere Kommissionen Die Anzahl der ständigen Kommissionen wird von 26 auf 9 reduziert. Gleichzeitig soll die Fussballgemeinschaft stärker miteinbezogen werden, um effizienter zu werden. Mehr Transparenz und Integration Es wird eine Kommission mit Vertretern der wichtigsten Interessens gruppen im Fussball, wie Spieler, Klubs und Ligen, gebildet.
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n der vergangenen Woche hat das FIFA-Exekutivkomitee eine Reihe von Reformen verabschiedet, die dazu beitragen werden, das Funda ment für eine neue Art des globalen Fussballmanagements zu legen. Zu den wichtigsten Veränderungen gehören Führungsstrukturen mit stärkerer Rechenschaftspflicht innerhalb der FIFA, die Einführung der Beschränkung von Amtszeiten und zentralen Integritätsprüfungen sowie eine stärkere Vertretung der Frauen. Gleichzeitig haben wir miterlebt, wie die Behörden im Rahmen ihrer Ermittlungen zu Fehlverhalten im Fussball erneut aktiv wurden. Die FIFA unterstützt diese Massnahmen weiterhin uneingeschränkt. Sie sind ein wichtiger Teil unseres schmerzhaften Weges zur Wieder herstellung des Images der FIFA und zum Aufbau einer professionellen und ethischen Organisation, die ihren Aufgaben gewachsen ist. Beide Prozesse – unsere Reformen und die andauernden Ermittlun gen – sind für das Wiedererstarken der FIFA notwendig. Einerseits erarbeiten wir neue Rahmenbedingungen, die stark genug sind, künf tiges Fehlverhalten zu verhindern. Andererseits arbeiten wir mit den Behörden zusammen, um deren Ermittlungen bei Fällen von Fehl verhalten unter dem alten System zu unterstützen. Nur durch diesen doppelseitigen Prozess können wir garantieren, dass sich die FIFA vollständig von ihrer Krise erholen wird. Ich erwarte von allen Mitgliedsverbänden und Konföderationen, dass sie die neuen Reformen uneingeschränkt unterstützen, umsetzen und befolgen. Weniger wäre ein schändlicher Betrug an den vielen hun dert Millionen Fans und Spielern rund um die Welt, die den Fussball zu dem wundervollen Spiel machen, das es heute ist. Es ist unabdingbar, dass die gesamte FIFA-Gemeinschaft diese Reformen vollständig in Kraft setzt. Doch ebenso wichtig ist, dass jeder in der Führung des Fussballs bereit ist, die Veränderung der Kultur mitzutragen. Die Reformen geben uns die Rahmenbedingungen vor, die wir benötigen, um den Fussball auf faire, transparente und verant wortungsvolle Weise zu lenken. Doch das allein reicht nicht aus. Wir benötigen Profis bei der Kontrolle des Fussballs, die diese Rahmenbe dingungen als selbstverständlich und positiv ansehen und bereit sind, den Geist der Reformen als Gewissensangelegenheit zu achten. Wie wir bei der globalen Bankenkrise gesehen haben, ist es viel zu einfach, in Nachlässigkeit und ins Leugnen zu verfallen. In der vergan genen Woche ist uns ein grosser Schritt nach vorn gelungen, doch es wird mehr als eine Abstimmung über Reformen brauchen, um die Pro bleme zu lösen, denen wir gegenüberstehen. Es braucht eine Verände rung der Kultur, von ganz oben bis ganz unten. Ihr Issa Hayatou
Darüber hinaus empfiehlt das Exekutivkomitee dem Kongress, einen neuen Artikel in die FIFA-Statuten aufzunehmen, der die FIFA zur Achtung aller international anerkannten Menschenrechte und zur Förderung des Schutzes dieser Rechte verpflichtet. Å tfw T H E F I FA W E E K LY
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FIFA- ENT WICKLUNGSPROGR AMME
“Es war ein lebhafter Austausch” Marleen Wissink bestritt für die niederländische Nationalmannschaft 141 Spiele und war zehn Jahre lang beim 1. FFC Frankfurt aktiv. Im November 2015 reiste sie im Auftrag der FIFA in den Iran, um dort einen Torhüterinnenkurs zu leiten. Marleen Wissink, Sie haben einen Torhüterinnenkurs im Iran betreut. An wen richtete sich der Lehrgang? Marleen Wissink: Der Kurs erstreckte sich über einen Zeitraum von fünf Tagen. Teil genommen haben insgesamt 29 Spielerinnen aller Altersklassen. Es waren 18-jährige Mädchen mit dabei, aber auch ältere Frauen. Gerade diese Mischung hat den Kurs so interessant gemacht. Alle Teilnehmerinnen verband eine grosse Leidenschaft für das runde Leder. Sie hatten bereits Erfahrungen in Fussball oder Futsal gesammelt und sind in Klubs aktiv.
Mit welchen Erwartungen sind Sie in den Iran gereist? Ich habe mich überraschen lassen und keine Erwartungen mit der Reise verknüpft. Es war für mich das erste Mal, dass ich in den Iran geflogen bin, und ich wollte mir meine Offenheit und Unvoreingenommenheit bewahren. Das war genau die richtige Ent scheidung. Von Beginn habe ich mich wie zu Hause gefühlt und war gerührt, wie herzlich mir die Menschen begegnet sind.
Wie haben Sie die Arbeit mit den iranischen Fussballerinnen erlebt? Ich habe pro Tag zwei Unterrichtsein heiten angesetzt, eine morgens und eine mittags. Jede Unterrichtseinheit begann mit einem kleinen Theorieteil, in dem wir gemein sam die Trainingsinhalte der folgenden Stunden bestimmt haben. Das gemeinsame Arbeiten, der Dialog war mir sehr wichtig. Ich wollte wissen, was die Teilnehmerinnen 28
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Lockere Atmosphäre Marleen Wissink (l.) beim Torhüterinnenkurs im Iran.
denken, was ihnen auffällt und in welchen Bereichen sie dazulernen möchten. Nach dem Theorieteil ging es dann raus auf den Rasen. Ich bin eine Freundin von “learning by doing”. In Gruppen haben wir bestimmte Übungen trainiert und sie dann analysiert. Es war ein lebhafter Austausch und ein schönes von einander Lernen.
Erkenntnisse für ihren weiteren fussballeri schen Weg mitnehmen.
Was zeichnet eine gute Torhüterin aus? Jeder Trainer hat natürlich andere Prä ferenzen und Ansichten, welche Rolle die Torhüterin im Spiel einnehmen soll. Insge samt kann man aber schon beobachten, dass die Torhüterinnen heutzutage mitspielen
Was hat Sie dabei am meisten beeindruckt? Mich hat es gefreut, dass alle Teilneh merinnen wissbegierig und aktiv waren. Wir hatten ein gemeinsames Ziel, nämlich uns zu verbessern und den Frauenfussball voranzutreiben, und das hat uns zusammen geschweisst. Jede Teilnehmerin hat ihren Teil dazu beigetragen, dass der Kurs zu etwas Besonderem wurde. Alle Frauen haben dafür ihre Erwartungen definiert: Sie wollten mehr über Fitness, Mental- und Torwarttraining, Taktik und Technik erfahren. Und ich denke, sie konnten durch den Kurs viele neue
“Mein Herz gehört dem Frauenfussball und der Zukunft der Torhüterinnen.”
FIFA- ENT WICKLUNGSPROGR AMME
FRAUENFUSSBALL IM IRAN Iran verfügt in allen Altersklassen über Frauen- Nationalteams, beginnend mit der U13-Ebene. Die A-Nationalelf belegt aktuell in der FIFAWeltrangliste den 59. Rang. Im Land sind 1125 Fussballerinnen regis triert. Die 1. Liga besteht aus zwölf Teams, die 122 Spiele pro Saison absolvieren. Weitere fünf Mannschaften sind in der 2. Spielklasse aktiv. Darüber hinaus gibt es 105 Futsal-Teams, die sich auf vier Ligen verteilen. Die Futsal- Nationalelf feierte im September einen grossen Erfolg, als sie die Asienmeisterschaft für sich entscheiden konnte.
Theorie Marleen Wissink bereitet mit den Spielerinnen die Trainingseinheit vor.
müssen. Die Ballbehandlung und die Aus bildung der Technik nehmen deshalb auch einen höheren Stellenwert ein, als zu der Zeit, in der ich noch aktiv war. Damals ging es hauptsächlich darum, Bälle zu halten.
Wie schätzen Sie den Entwicklungsstand der Torhüterinnen im Iran ein? Im Iran ist es in den Frauenteams noch nicht üblich, einen Torwarttrainer zu beschäf tigen. Die Folge ist, dass sich die Torhüterin nen alleine warmmachen, so, wie es auch noch während meiner Karriere der Fall war. Daher gibt es gerade in diesem Bereich noch viel Raum, um das enorme fussballerische Potenzial, das im Land vorhanden ist, aus zuschöpfen. Praxis Auf dem Rasen werden die besprochenen Inhalte umgesetzt.
Glauben Sie, dass der Kurs Einfluss auf die Entwicklung nehmen konnte? Auf jeden Fall. Ich kann mir zum B eispiel sehr gut vorstellen, dass die Teilnehmerinnen viele Anregungen für neue Trainingsmetho den sammelten. Sie wollen dem Fussball auch nach der aktiven Zeit als Trainerinnen treu bleiben und sind dann in der Lage, mit ihrem Wissen den Frauenfussball auf das nächste Level zu heben.
Amin Jamali / FIFA via Getty Images (4)
Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus? Im Moment arbeite ich als Bundestraine rin der niederländischen U15- und U17-Aus wahl. Mein Herz gehört dem Frauenfussball und der Zukunft der Torhüterinnen. Teil der Entwicklung zu sein und mich dafür zu engagieren, ist für mich deshalb eine Herzensangelegenheit. Å Mit Marleen Wissink sprach Annette Braun
Ballgefühl Mit viel Engagement sind die Kursteilnehmerinnen dabei. T H E F I FA W E E K LY
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Überall, wo Sie sein wollen
Wo möchtest du sein? 3 Welttitel, 3 Tore im Finale der FIFA WMTM und ein Ticket nach Brasilien. Und das ist erst der Anfang. Visa unterstützt voller Stolz Carli Lloyd und ihre Träume. In der Weltspitze.
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FREE KICK
SPOTLIGHT ON
ALLGEMEINE INFORMATIONEN
Beste Freunde Alan Schweingruber Neulich im Stadion. “Sag mal, hat sich die Nummer 9 nicht verletzt letzte Woche? Warum spielt der denn?“ “Der heisst Lewandowski, Klaus. LE-WANDOW-SKI. Wann merkst du dir endlich diesen Namen?” “Aber warum spielt der heute? Der litt doch an einem Muskelfaserriss.” “Das war vor drei Wochen, Klaus.” Zwei Minuten später. “Du stehst mir auf dem Fuss, Klaus.” “Entschuldige.” “Bist etwas von der Rolle heute.” “Mir ist so kalt.”
Mario Wagner / 2Agenten
Zehn Minuten später. “Schön, so ein Stadionbesuch, nicht, Klaus? Kommt man wieder mal etwas raus aus dem ganzen Alltagsmief.” “Ja, ist schon ganz nett.” “Immer zu Hause rumsitzen und Tee trinken wird mit der Zeit ja langweilig. Da fällt einem schnell mal die Decke auf den Kopf.” “Soll ich uns ein Bier holen?” “Nicht so übermütig, Klaus. Ich mach das schon.”
“Was für eine Chance! Der hätte rein müssen. Klaus, du blutest ja! Deine Lippe blutet ...” “Das war dein Ellbogen.” “Wird schon wieder. Hier, nimm ein Taschentuch.” Robert Lewandowski schiesst in der 51. Minute das 1:0. “Herrlich! So geht das. Der Pole machts dem Niederländer vor. Wer hat denn nun das Tor erzielt, Klaus? Komm, sag uns den Namen! Du kannst es!” Alle in der Reihe lachen. Etwas später auf dem Weg zum Auto. “Das waren drei wichtige Punkte, Klaus. Jetzt sind wir so gut wie Meister.” “Ja, war schon wichtig.” “Du bist ja völlig durchgefroren. Rote Nase, blutige Lippe. Mensch, Klaus. Geht’s?” “Ja, ja.” “Jetzt gehen wir nach Hause und ich mach uns einen heissen Tee.” “Sehr gern, Marie.” Å
Land: Schweiz FIFA-Kürzel: SUI Konföderation: UEFA Kontinent: Europa Hauptstadt: Bern
GEOGR APHISCHE INFORMATIONEN Landesfläche: 41 285 km² Höchster Punkt: Dufourspitze 4634 m Nachbarmeere und -ozeane: Keine
FUSSBALL MÄNNER FIFA-Ranking: 12. Rang Weltmeisterschaften: 10 Teilnahmen Bestes Ergebnis: Viertelfinale 1934, 1938, 1954
FUSSBALL FR AUEN FIFA-Ranking: 21. Rang Weltmeisterschaften: 1 Teilnahme Bestes Ergebnis: Achtelfinale 2015
LET Z TE RESULTATE Männer: Österreich - Schweiz 1:2 17. November 2015 Frauen: Schweiz - Tschechische Republik 5:1 1. Dezember 2015
Acht Minuten später. “Mensch, ist mir kalt. Dieser Wind. Man könnte meinen, wir sind in Hamburg.” “Ach, Klaus. Du bist vielleicht eine Memme.”
FIFA-INVES TITIONEN Arjen Robben trifft den Pfosten. Alle stehen auf und reissen voreilig die Arme in die Höhe.
Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion
Seit 2010: USD 3 500 000 T H E F I FA W E E K LY
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ZEITSPIEGEL
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St. James’ Park, Newcastle, England
1939
Humphrey Spender / Getty Images
Das Heimteam, der Newcastle United FC, läuft auf.
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ZEITSPIEGEL
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Maracanã, Rio de Janeiro, Brasilien
2014
Fabrizio Bensch / Getty Images
Das deutsche Weltmeister-Team steigt die Stufen zum WM-Pokal hinauf.
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Š 2015 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
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THE ART OF FOOTBALL
Der Traum des Coachs
Z I TAT E DER WOC HE
“Ja, ich liebe seine Musik und was er für ein Mensch war. Er war nicht künstlich, sondern echt. Ich liebe Menschen, die nicht auf ausgetretenen Pfaden wandern und die wegen ihres Talents auffallen.” Arsenal-Trainer Arsène Wenger über Bob Marley
“Sie ist für mich die beste Spielerin der Welt. Sie ist phänomenal. Sie hat keinerlei Starallüren. Sie kam, machte ihren Job und fuhr wieder nach Hause – und am nächsten Tag war es genau das Gleiche. Sie war fit, stark und technisch absolut hochklassig – sie hatte einfach alles.” Stephanie Roche, im vergangenen Jahr nwärterin auf den FIFA Puskas-Preis, A über US-Mittelstürmerin Carli Lloyd
“Der Vorsitzende muss völlig verrückt sein. Als ich noch bei Stocksbridge spielte, hätte ich das nie kommen sehen.” Ronald Düker
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ass das schönste Ballspiel der Welt mit dem Fuss gespielt wird und, mit Aus nahme des Torwarts natürlich, allen Beteiligten der Einsatz der Hände dabei verboten ist, das weiss jedes Kind. Jedes Kind weiss auch, dass beim Fussball ziem lich viel gelaufen werden muss. Die Anzahl Kilometer, die ein Spieler auf dem Platz zurücklegt, gelten als wichtiger Indikator seiner Leistungsbereitschaft. Es gibt aller dings eine Variante des Fussballs, bei der diese und noch einige andere Selbstver ständlichkeiten des Spiels auf den Kopf gestellt werden. Die Rede ist vom Tischfussball, bei dem statt 22 nur 2 oder manchmal 4 Spieler be teiligt sind. Spieler, die ihre Beine und Füs se nur benutzen, damit sie nicht umfallen, denn Tischfussball wird mit den Händen gespielt. Hände bedienen Griffe, die wiede rum drehbare Stangen in Bewegung setzen, ohne die die daran angebrachten Spieler den Ball nicht vorantreiben könnten. Das Spielgerät, ein rechteckiger und nach oben offener Kasten, ist in Deutsch land als Kicker, in der Schweiz als Töggeli kasten und in Österreich als Wuzzler be kannt. Lucien Rosengart, der eigentlich Autoingenieur war, hatte das Spiel in seiner Urform entwickelt, aber erst später, im
Jahr 1937, kam ein Galizier namens A lexandre de Fisterra auf die Idee, das Ge rät patentieren zu lassen. Man sollte nicht mit Geringschätzung auf dieses Spiel schauen, auch wenn es oft in verrauchten Kneipen und an anderen fragwürdigen Orten anzutreffen ist. Der Kicker ist nämlich nicht einfach nur eine Miniaturversion oder die Schwundstufe des wahren Fussballs. Der Tischfussball hat Qualitäten, die beim Spiel unter freiem Himmel nur unerreichbare Ideale sind. Der Tischfussballer kontrolliert seine Mannschaft wie ein Marionettenspieler. Welcher Trainer würde nicht auch gerne im Handumdrehen entscheiden können, wie der Ball von einem Spieler zum anderen rollt. Welcher Trainer träumt nicht von einer Mannschaftsdisziplin, die der Kicker kasten allein durch seine Bauweise vorgibt, also von braven Spielern, die buchstäblich wie an der Stange aufgereiht seinen Kom mandos gehorchen. Spielern, die kein Gesicht haben, alle über genau die gleichen Stärken verfügen und nach dem Spiel auch keine Interviews geben. Beim Kicker zählt nur das Genie des Spielertrainers, der seine Figuren zum Leben erweckt. Er ist am Tisch der Gott, den er im wahren Leben niemals sein kann. Å
Leicesters Stürmer Jamie Vardy zur Meldung, dass sein früherer Klub Stocksbridge eine Tribüne mit 450 Plätzen nach ihm benennen will
“Was Barcelona angeht, denke ich schon, dass Messi, Neymar und Suárez das beste Stürmertrio in der Geschichte des Klubs ist, vielleicht sogar in der Geschichte des Fussballs. Spieler auf diesem Niveau, mit diesen individuellen Stärken, die so viele Tore schiessen und sich gegenseitig so perfekt unterstützen – so etwas hat es in der jüngeren Geschichte bei keinem anderen Verein gegeben.” Barcelonas Trainer Luis Enrique über Lionel Messi, Neymar und Luis Suárez und ihren Platz in der Geschichte als erstklassiges Angriffstrio
“Es war schon stark, wie unsere Defensive in der zweiten Halbzeit nichts mehr zugelassen hat. Wir wurden ja schon oft wegen unserer defensiven Spielweise kritisiert, aber letztlich geht es nur um den Sieg.” Portland-Timbers-Trainer Caleb Porter nach dem Gewinn des MLS-Cup gegen Columbus Crew T H E F I FA W E E K LY
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FIFA PARTNER
TURNING POINT
“Nach zehn Minuten war klar: Hier bleibe ich” Mit der isländischen Nationalmannschaft qualifizierte sich Birkir Bjarnason zum ersten Mal in der Geschichte des Landes für ein grosses Turnier.
Basile Bornand / 13 Photo
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ch habe drei Jahre in Italien verbracht. Nach einer erfolgreichen Saison bei Pescara Calcio in der Serie B war ich sicher, dass meine fussballerische Zukunft in diesem Land liegen würde. Ich hatte mich eigentlich entschieden. Dann kam das Angebot aus Basel. Zusammen mit meinem Berater habe ich beschlossen, in die Schweiz zu fahren und das Ganze einmal anzuschauen. Einfach so, ohne Hintergedanken. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich umstimmen lassen würde. Wir wurden in Basel durch das Stadion geführt, die Garderoben, die ganze Anlage. Ich habe danach mit dem Präsidenten und dem Sportchef ein Gespräch geführt. Nach zehn Minuten war klar: Hier bleibe ich. Sie wussten alles über mich, meine Vergangenheit, mein Spiel, meine Stärken und Schwächen. Sie hatten mich seit langer Zeit beobachtet und meinen Weg verfolgt. Und das Wichtigste: Sie wollten mich unbedingt. Das hat mich überzeugt. Zudem hat der FCB in den letzten sechs Jahren fünfmal in der Champions League gespielt und ist dieses Jahr im UEFA-Cup dabei. Auch die Liga ist um einiges besser, als ich erwartet habe. Das Leben in der Schweiz ähnelt dem Leben im Norden. Ich fühle mich hier viel mehr zu Hause, als ich es in Italien je tat. Zuhause. Das ist für mich Island. Dort bin ich aufgewachsen, ehe ich, als ich elf Jahre alt war, mit meinen Eltern nach Norwegen zog. Fünfmal haben wir in der Woche trainiert, schon als Junioren. Die Nachwuchsförderung ist dem isländischen Verband sehr wichtig. Und sie zahlt sich heute aus. Mit der National mannschaft haben wir uns für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich qualifiziert. Es ist das allererste Mal in der Geschichte des
Fussballs, dass Island an ein grosses Turnier fahren wird. Unglaublich! Als nach dem 0:0 gegen Kasachstan die Endrundenteilnahme feststand, gab es kein Halten mehr. Auch wenn wir im ersten Moment gar nicht recht wussten, wie uns geschah und wie wir reagieren sollten. Wir hatten so etwas schliesslich noch nie erlebt. Auch das Publikum nicht. Nach der Partie sind wir in die Innenstadt von Reykjavik gefahren und haben mit den Menschen gefeiert. Wir freuen uns alle sehr auf das Turnier. Island wird leer sein im Juni 2016. Schon beim Qualifikationsspiel gegen die Niederlande war ein Prozent der Bevölkerung mit uns gekommen, um uns zu unterstützen. Welches Land kann das schon von sich behaupten? Å Aufgezeichnet von Sarah Steiner
Name Birkir Bjarnason Geburtsdatum, Geburtsort 27. Mai 1988, Akureyri, Island Position Mittelfeld Stationen als Spieler 2005–2011 Viking Stavanger 2008 FK Bodo/Glimt (Leihe) 2012–2013 Standard Lüttich 2012–2013 Pescara Calcio (Leihe) 2013 Pascara Calcio 2013–2014 Sampdoria Genua 2014–2015 Pescara Calcio seit 2015 FC Basel Nationalteam Island 44 Einsätze, 6 Tore
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY
37
W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R
Belgien (unverändert) keine keine 137 DR Kongo, Sambia, Angola, Namibia (je 4 Spiele) Ungarn (plus 186 Punkte) Libyen (plus 32 Ränge) Portugal (minus 145 Punkte) Liberia (minus 21 Ränge)
Spitzenreiter Aufsteiger in die Top 10 Absteiger aus den Top 10 Spiele insgesamt Teams mit den meisten Spielen Grösster Aufsteiger nach Punkten Grösster Aufsteiger nach Rängen Grösster Verlierer nach Punkten Grösster Verlierer nach Rängen Rang Team
+/- Punkte
Rang Team
+/- Punkte
Rang Team
1 Belgien
0 1494
54 Jamaika
7
591
109 Malawi
2 Argentinien
1 1455
56 Serbien
-7
590
3 Spanien
3 1370
57 Australien
3
4 Deutschland
-2 1347
57 Ägypten
0
5 Chile
0 1273
59 Kamerun
-8
583
6 Brasilien
2 1251
60 DR Kongo
-5
580
7 Portugal
-3 1219
61 Slowenien
3
565
115 Aruba
8 Kolumbien
-1 1211
62 Mali
1
552
116 Mauretanien
9 England
0 1106
63 Uganda
5
550
117 Aserbaidschan
0 1091
64 Panama
1
544
118 Sierra Leone
10 Österreich
Letzte Aktualisierung: 3. Dezember 2015 +/- Punkte
Rang Team
+/- Punkte
-12
322
163 Grenada
4
139
110 Simbabwe
-1
318
164 Gambia
4
135
585
111 Mosambik
14
317
164 Liechtenstein
-1
135
585
112 Burundi
-5
307
166 Indien
6
132
113 Zentralafrikanische Republik
-3
302
167 Amerikanisch-Samoa
-2
128
114 Tschad
22
301
167 Cook-Inseln
2
128
-3
298
167 Samoa
-3
128
-12
297
170 Malaysia
1
127
-2
296
170 Osttimor
-8
127
3
295
172 Komoren
5
120
11 Uruguay
1 1074
65 Vereinigte Arabische Emirate
2
543
119 Turkmenistan
2
294
172 Puerto Rico
-2
120
12 Schweiz
-1 1050
66 Nigeria
-7
541
120 Äthiopien
-6
293
174 Jemen
5
119
13 Ecuador
8 1040
67 Belarus
3
514
121 St. Kitts und Nevis
-20
289
174 Mauritius
-1
119
14 Niederlande
2
994
68 Bolivien
9
500
122 Georgien
-11
286
176 Dominica
-1
107 88
15 Italien
-2
991
69 Israel
-8
498
123 Armenien
4
285
177 Amerikanische Jungferninseln
1
16 Rumänien
-2
980
69 Äquatorial-Guinea
0
498
124 Bahrain
-9
278
177 Laos
-1
88
17 Wales
-2
974
71 Bulgarien
-5
494
125 Syrien
7
276
179 Indonesien
-5
84
18 Kroatien
1
958
72 Südafrika
3
487
126 Litauen
-3
274
180 Kambodscha
3
83
19 Elfenbeinküste
3
950
73 Sambia
-2
481
127 Belize
-10
273
181 Neukaledonien
-1
80
20 Ungarn
13
945
74 Usbekistan
-3
470
128 Madagaskar
-10
272
182 Bangladesch
-2
78
21 Türkei
-3
933
75 Marokko
4
469
129 Kasachstan
2
266
182 Chinese Taipei
5
78
22 Bosnien und Herzegowina
-2
898
76 Gabun
-3
468
129 Namibia
-11
266
184 Pakistan
1
76
22 Mexiko
2
898
77 Haiti
-4
467
131 Swasiland
-1
265
185 Brunei Darussalam
1
74
24 Russland
-1
895
78 Benin
25
461
132 Tansania
3
264
186 Fidschi
4
68
25 Frankreich
-1
868
79 Zypern
-3
441
133 Thailand
11
263
187 Montserrat
1
67
26 Slowakei
1
860
80 Saudiarabien
0
432
134 Sudan
-6
259
188 Bhutan
-8
64
26 Tschechische Republik
-9
860
81 Libyen
32
427
134 Palästina
4
259
189 Seychellen
0
56
28 Algerien
-2
845
82 Antigua und Barbuda
-2
409
136 EJR Mazedonien
3
257
189 Tahiti
2
56
29 Ukraine
-1
842
83 Venezuela
0
408
137 Hongkong
8
252
191 Suriname
-7
55
30 Nordirland
-1
825
84 VR China
0
405
138 Südsudan
-4
246
192 Nepal
0
49
31 Republik Irland
11
810
85 Montenegro
-7
403
139 Kuwait
-6
239
193 Vanuatu
8
47
32 USA
1
784
86 Katar
-1
401
139 Philippinen
-2
239
194 Sri Lanka
0
45
33 Ghana
-3
778
87 Jordanien
-5
399
139 Libanon
1
239
195 Macau
0
44
34 Polen
4
776
88 Kanada
14
388
142 Luxemburg
4
237
196 Cayman-Inseln
-3
43
35 Schweden
10
771
89 Burkina Faso
4
381
143 St. Vincent und die Grenadinen
-14
221
197 Turks- und Caicos-Inseln
0
33
36 Island
-5
761
89 Irak
-2
381
144 St. Lucia
-1
216
198 San Marino
-2
28
37 Costa Rica
3
759
91 Kuba
17
377
145 Barbados
-3
214
199 Britische Jungferninseln
-1
27
38 Albanien
-2
746
92 Nicaragua
8
370
146 Guinea-Bissau
-5
207
200 Salomon-Inseln
-1
26
39 Kap Verde
-7
745
93 Estland
-3
369
147 Vietnam
40 Tunesien
1
711
94 Guatemala
-3
368
148 Tadschikistan
0
200
201 Mongolei
2
6
12
196
201 Andorra
4
41 Griechenland
-4
706
95 Botsuana
10
364
6
149 Singapur
3
195
203 Papua-Neuguinea
3
42 Dänemark
-7
685
96 Togo
-8
4
363
150 Afghanistan
6
194
204 Anguilla
3
43 Finnland
13
663
97 Färöer
0
-8
357
151 Curaçao
-1
192
204 Bahamas
3
44 Senegal
-5
661
0
98 Kenia
27
345
151 Neuseeland
8
192
204 Dschibuti
3
45 Iran
-2
653
0
99 El Salvador
-5
344
153 Lesotho
-6
185
204 Eritrea
-2
46 Paraguay
1
647
0
100 Niger
5
339
154 Dominikanische Republik
-5
180
204 Somalia
-1
10
0
644
101 Ruanda
-5
338
155 Moldawien
-1
172
204 Tonga
-4
48 Kongo
0
4
638
101 Lettland
-2
338
156 São Tomé und Príncipe
1
170
49 Trinidad und Tobago
5
628
101 Honduras
-6
338
157 Guam
-2
162
50 Guinea
3
621
104 Oman
-12
333
158 Myanmar
3
155
51 Republik Korea
-3
617
105 DVR Korea
15
330
159 Bermuda
-8
154
47 Peru
52 Schottland
-8
609
105 Angola
-7
330
160 Malediven
6
150
53 Japan
-3
607
107 Liberia
-21
329
161 Guyana
-9
144
54 Norwegen
-8
591
108 Kirgisistan
16
324
162 Malta
-4
143
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T H E F I FA W E E K LY
http://de.fifa.com/worldranking/index.html
PUZZLE
Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.
Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)
Geschäftsführender Präsident Issa Hayatou
1
1
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5
6
3
1
Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Nicolas Maingot (a. i.) Chefredakteur Perikles Monioudis
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5
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5
2
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7
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3
MIT TEL
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4
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6 7
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3 3
Mitarbeit an dieser Ausgabe Michael Lewis, Giovanni Marti
8
Redaktionsassistenz Alissa Rosskopf
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Projektmanagement Bernd Fisa, Christian Schaub
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Produktion Hans-Peter Frei
5 4
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SCHWER
9
Druck Zofinger Tagblatt AG
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2 2
Internet www.fifa.com/theweekly
Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.
9 4
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Ständige Mitarbeitende Ronald Düker, Matt Falloon, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn
Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.
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Korrektorat Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach
Kontakt feedback-theweekly@fifa.org
6
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Art Direction Catharina Clajus
Übersetzung www.sportstranslations.com
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Redaktion Alan Schweingruber (Stv. Chefredakteur), Annette Braun, Sarah Steiner
Layout Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli
8 7
Geschäftsführender Generalsekretär Markus Kattner
Bildredaktion Peggy Knotz, Christiane Ludena (13 Photo; Vertretung)
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LEICHT
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T H E F I FA W E E K LY
Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku
Herausgeberin FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878
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FOOTBALL FOR HOPE
Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten. Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen.
Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com.