Finnische Kinderopern

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Finnische Kinderopern Ausgew채hlte Werke Pekka Jalkanen

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Einleitung Opern für Kinder sind ein wachsendes Genre sowohl in Finnland als auch weltweit. Komponisten aller Generationen wollen Kinder als ein neues Publikum erreichen und die kleinsten Musikliebhaber mit Opern verschiedener musikalischer und theatralischer Stile unterhalten. Mit dieser Liste finden diese Opern hoffentlich ihren Weg zum jungen Publikum überall auf der Welt. Einige der Werke sind schon in Übersetzungen außerhalb Finnlands aufgeführt worden, andere warten noch auf den lokalen Verhältnissen angepasste Versionen. Diese Liste enthält die Grundinformation über die Werke, z.B. Dauer und Anzahl der benötigten Darsteller. Pekka Jalkanen ist verantwortlich für die Auswahl der Opern, er hat auch die kurze Kommentare und Stoffschilderungen geschrieben. Jalkanen steht auch hinter der Broschüre Der finnische Tapir und andere kuriose Geschichten, die das Finnish Music Information Centre publiziert hat. Mehr Information über existierende Partituren und andere Materialien erhalten Sie beim Fimic:

Pekka Jalkanen ist Komponist und Musikwissenschaftler, der schon seit Jahrzehnten mit Musik für Kinder arbeitet. Das Finnish Music Information Centre Fimic ist eine Expertenorganisation für finnische Musik. Unser Ziel ist es, finnische Musik verfügbar zu machen und zu ermöglichen, dass finnische Musik auf der ganzen Welt zu hören ist.

Finnish Music Information Centre Fimic Lauttasaarentie 1 FIN-00200 Helsinki Tel. +358 9 681 01 313 Fax. +358 9 682 0770 info@fimic.fi (allgemeine Anfragen) musiclibrary@fimic.fi (Information über Partituren) www.fimic.fi

Wir sind für die ganze Musikwirtschaft da und decken alle Genres ab. Wir bieten Information, Kunden- und Expertenservice für im Musikbereich tätige Fachleute in Finnland und im Ausland. Bilder // Julia Vuori Zusätzliche Texte, Design und Redaktion // Merja Hottinen Übersetzung // Stefan Moster

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FRIDRICH BRUK Kissan talo (2003) Das Haus der Katze Oper in zwei Akten für Kinder und Erwachsene 10 Solisten, Kinderchor, Orchester (2222 4231 12 0 str) Libretto: Pia Perkiö (in Finnisch) Nach einem Stoff von Samuil Marshak, ins Finn. übers. von Alexandr Bruk Dauer: 1 Stunde 50 Minuten Vermittlung: Fimic Fridrich Bruks (geb. 1937) Kissan talo ist eine bezaubernde Moralität über Freundschaft und Niedertracht zwischen Tieren in bester russischer Kinderkulturtradition. Es handelt sich um eine singspielhafte Nummernoper im neoklassizistischen Stil mit Kinderliedund Volksmusikallusionen, samt einer Katzenpolka auf schwarzen Tasten. Das „persische“ Motiv der Angorakatze rückt das Werk in die Nähe der Märchenwelt eines Rimski-Korsakow.

MARKUS FAGERUDD Gaia (2000) Kinderoper

© Pate Pesonius / FNO (2001)

9 Sänger (3 Soprane, 4 Tenöre, 2 Bässe), Ensemble (reed: fl+ssax+tsax+cl, trp, trb, tba, db+elbas, 2 perc, keyb, kantele, live electronics) Libretto: Ilpo Tiihonen (in Finnisch) Dauer: ca. 1 Stunde Vermittlung: Fimic Auftragswerk der Finnischen Nationaloper

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Das zentrale Thema von Ilpo Tiihonens entzückendem Spektakel Gaia, komponiert von Markus Fagerudd (geb. 1961), bildet die junge Liebe zwischen Anna und Mikael. Als Gegenkräfte wirken die Gleichgültigkeit des Machtapparates (des ausgelaugten Kings, der machthungrigen Queen und ihrer Hofschranzen) sowie der Missbrauch von Kindern. Der magische Taktstock, also die Kraft der Musik, fungiert als elektronischer Deus ex Machina. Das stilistisch vielfältige und satirische Werk streift durch die Welt der italienischen Arie und des Madrigals, bewegt sich aber auch in der Welt des italienischen Schlagers, in den Klang- und Harmoniefolgen von Pop und Rock, vor allem aber im freitonalen Neoklassizismus à la Prokofjew. Der herb-dissonanten Harmonik, die sich oft Akkordfolgen mit Terz- und Tritonusverhältnissen bedient, steht das modale, aus Quart- und Quintharmonien gebildete „Gute“ gegenüber. Erdmutter Gaia und die Kantele im Orchester reichern das Ganze mit einer Prise finnischer Archaik an. Das Werk ist als Teil eines Jugendpädagogikexperiments der Finnischen Nationaloper entstanden. Komponist und Librettist haben vor dem Beginn ihrer Arbeit Schulen besucht, um ein Gefühl für die Stimmungslagen und Ideen der Jugendlichen zu entwickeln. Uraufführung // 24.3.2001, Finnische Nationaloper, Helsinki, Finnland. Mit Satu Vihavainen (Queen), Marko Putkonen (King), Tiina Vihervaara (Anna), Antti Timonen (Mikael), Vieno Saaristo (Gaia, Sprechrolle), Orchester der Finnischen Nationaloper. Musikalische Leitung: Atso Almila. Regie: Christian Lindblad.

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Heinähattu, Vilttitossu ja suuri pamaus (2003) Strohhut, Filzpantoffel und der große Knall Kinderoper

Mama), Veli Kujala (Akkordeon). Regie: Milko und Sesa Lehto.

Aufnahme // Kaps-1 / FUGA-9173 (2003) Heinähattu, Vilttitossu ja suuri pamaus. Ooppera- ja teatteriseurue Kapsäkki. Mit Reetta Ristimäki (Heinähattu und Baby), Päivi Kantola (Vilttitossu und Mama), Sesa Lehto (Papa ja Erzähler), Veli Kujala (Akkordeon).

Seitsemän koiraveljestä (2008) Die sieben Hundebrüder © Kapsäkki

Familienoper

2 Solisten (Sopran, Mezzosopran), Sprechrolle, Akkordeon Libretto: Sinikka und Tiina Nopola (in Finnisch) Ins Deutsch übersetzt von Benjamin Schweitzer Ins Russisch übersetzt von Eleonora Joffe Dauer: ca. 30 Minuten Vermittlung: Fimic Markus Fagerudds zweite Kinderoper wurde vom Musiktheater Kapsäkki in Auftrag gegeben. Die Tragödie der bezaubernden, auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Sinikka und Tiina Nopola beruhenden Miniaturoper besteht in der Eifersucht, die von der Ankunft eines neuen Babys ausgelöst wird und bewältigt werden muss. Das halbstündige Werk bewegt sich im vergnüglichen Zusammenspiel von Sängern und Akkordeon auf ein versöhnliches Ende und den Beginn eines neuen Lebens zu. Die mutig-vollmundige Tonsprache trifft vor allem dort ins Schwarze, wo sie die schwankenden Gemütslagen der Sprösslinge abbildet. Und wie herzergreifend ist das Trauerlied der großen Schwester, die sich als Waisenkind aussetzen lassen will, und wie glücklich macht der archetypische Trällerrefrain, der die Geburt des Babys darstellt, die kleinen Helden! Dank der ökonomischen Besetzung ist es möglich, diese Oper an jedem beliebigen Ort aufzuführen. Uraufführung // 23.8.2003 Theatermuseum Helsinki, Finnland. Musiktheater Kapsäkki, mit Reetta Ristimäki (Heinähattu und Baby), Päivi Kantola (Vilttitossu und

© Timo Seppäläinen / Opernfestspiele Savonlinna (2009)

7 Männerrollen (3 Tenöre, 3 Baritone, 1 Bass) und 2 Frauenrollen (Sopran, Mezzosopran), Orchester (1111 1110 11 0 pno str) Libretto: Pipsa Lonka (in Finnisch), nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Mauri Kunnas. Dauer: ca. 1 Stunde 30 Minuten Vermittlung: Fimic Markus Fagerudds Seitsemän koiraveljestä (Die sieben Hunderbrüder, 2008) beruht auf dem gleichnamigen Buch von Mauri Kunnas, bei dem es sich wiederum um die Kinderbuchadaption eines der bedeutendsten Werke der finnischen Literaturgeschichte handelt, nämlich des Romans Seitsemän veljestä (Die sieben Brüder, 1870) von Aleksis Kivi. Die Tonsprache der Oper verleiht der Brüdergeschichte wesentlich mehr Tiefe als das Bilderbuch von Kunnas. Fagerudd komponiert hier einheitlicher und mit weniger Stilvarianten als in seinen früheren Kinderopern. Die Kritik lobte den Komponisten für seinen Mut, Kinder mit echter, eigenständiger Musik zu konfrontieren. Die Erkennungsmelodie der Brüder ist ein chromatischer Akkord aus sieben Tönen, eine Erweiterung des D-Dur-Akkords. Daran wird häufig ein mixolydisches Motiv angehängt,

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das für Jukola steht, den Ort, an dem die Brüder leben. Auf dieser zweipoligen Basis ruht der gesamte Charakter des Werks. Die Chromatik steht für Energie, aber auch für Gefahr – die Not der Brüder, als sie von Stieren umzingelt werden, das aufbrausende Naturell des ältesten Bruders Juhani oder die Vitalität des jüngsten Bruders Eero –, die Diatonik verkörpert die Ruhe oder auch Unterwürfigkeit – den Frieden der Wälder von Impivaara, die Vernunft und Festigkeit der Brüder Aapo und Tuomas. Zwischendurch gibt es Archetypenpentatonik und Pastiches, die auf Gedichte von Aleksis Kivi komponiert worden sind (wie z. B. „Die Kraft der sieben Brüder“). Die Stellen mit dem Brüderchor bringen neben Energie auch viel Lustiges hervor, etwa den Silbenkanon im Haus des Kantors oder die aleatorischen Cluster, wenn die Brüder angesichts der Stiere um Hilfe rufen. Und der Kantor offenbart seine Abstammung aus den Pyrenäen mit Flamenco-Geheul. Uraufführung // 12.7.2008, Opernfestspiele Savonlinna, Finnland. Mit Hannu Jurmu, Jussi Merikanto, Jukka Romu, Hermanni Rask, Ville Salonen, Sami Hokkanen, Herman Wallén, Sami Vartiainen, Sanna Majuri, Mari Palo, Städtisches Orchester Kuopio und Kinderchor. Musikalische Leitung: Nils Schweckendiek. Regie: Johanna Freundlich.

Programm des Musica-Nova-Festivals in Helsinki entwickelt. Den Themenkreis bilden die Freude und der Kummer kleiner Kinder. Die Tonsprache gleitet einleuchtend von Sprechchor und Geflüster über Diatonik und Neoklassizistik der Atonalität entgegen. Uraufführung // 6.3.2003, Musica nova Helsinki, Espoo, Finnland. Mit Sopran Margit Tuokko, Sänger und Instrumentalisten von vier Musikschulen der Region Helsinki, Kinderoperorchester der Musikschule Juvenalia. Regie: Eve Alho und Liisa Kupiainen.

KIMMO HAKOLA Mara ja Katti (2011) Mara und Katti Oper für Kinder

© Maarit Kytöharju

4 Solisten (Sopran, Mezzosopran, Bariton, Schauspieler), Kinderchor und Ensemble (cl, hp, pf, acc, vla)

PERTTU HAAPANEN Onni-Gepardi ja karhu (2003) Gepard Onni und der Bär Kinderoper für Musikschulen und Konservatorien Sopran, Saxophonquartett, Klavier, Streichorchester Libretto: Team der Musikschule Juvenalia (in Finnisch) Dauer: 15 Minuten Vermittlung: Fimic Perttu Haapanens (geb. 1972) Oper ist die pädagogische Zusammenarbeit eines professionellen Solisten mit mehreren, aus Schülern bestehenden Instrumentalgruppen. Sie wurde für das „Schatten-Nova“-

Libretto: basiert auf die Geschichte von Johanna Jokipaltio (in Finnisch) Dauer: 55’ Verlag: Fennica Gehrman Auftragswerk des Taite Vereins Kimmo Hakolas (geb. 1958) neue Oper für Kinder basiert sich auf ein Roman von Johanna Jokipaltio, in dem ein Junge namens Mara und sein neuer Katerfreund Katti den bösen Rattenkönig treffen: ein Abenteuer voll Aufregung, Komödie und magischer Momente, die Schläue und Geschicklichkeit von den Kameraden erfordert. Die Musik begleitet die Ereignissen auf der Bühne und ist ein Abenteuer in sich selbst, eine erfolgreiche Mischung verschiedener Genres wie Kinderlieder, Barockmusik und Poesie, basierend auf finnischer Mythologie und Experimentalismus. (MH)

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Uraufführung // 23.8.2011, Helsinkier Festwochen, Stadthaus Helsinki, Finnland. Mit Paavo Kerosuo, Anu Hostikka, Tanja Kauppinen-Savijoki, Juha Hostikka, Jari Hiekkapelto, Klavier, Lily-Marlene Puusepp, Harfe, Lotta Poijärvi, Viola, Okko Kivikataja, Klarinette, Niko Kumpuvaara, Akkordeon. Musikalische Leitung: Tuomas Hannikainen. Regie: Janne Suutarinen.

PEKKA JALKANEN Tirlittan (1986) Kinderoper in zwei Akten 5 Solisten (Kindersopran, Sopran, Alt, Kontratenor, Bass), Mädchenchor, Orchester (fl/a.fl/picc 2perc str 44321) Libretto: Pekka Jalkanen (in Finnisch) nach dem gleichnamigen Kinderroman von Oiva Paloheimo Neue Gedichte: Leena Krohn Dauer: 1 Stunde 20 Minuten Vermittlung: Fimic Auftragswerk des Kulturamts der Stadt Helsinki Das Thema der Kammeroper Tirlittan (1986), die Pekka Jalkanen (geb. 1945) auf das gleichnamige Kinderbuch von Oiva Paloheimo geschrieben hat, ist das traurige Verhältnis eines Scheidungsmädchens zu seinem Vater, der mal als Vater, mal als Bauer, dann wieder als Polizist, als Tod oder Himmlischer Vater auftritt. Als Tirlittans Zuhause in die Luft fliegt, landet das Mädchen in einem Kanal, steigt ans Ufer und geht in die Welt hinaus, stiehlt, muss das Gefängnis und die unfreundliche Aufnahme durch die neue Frau des Vaters über sich ergehen lassen. Die Sehnsucht nach zu Hause wird von der komischen Frau Luuvalo gelindert, die am Ende die vom Trapez gestürzte, mit dem Tod ringende Heldin ins Leben zurückholt. Die Tonsprache dieser Oper in zwei Akten ist minimalistisch und lyrisch und bringt immer wieder Freude und Trost inmitten allen Wirrwarrs. Die Extreme der eingesetzten Register bilden der hohe Kindersopran der Tirlittan, der tiefe Bass des Vaters,

der Kontratenor, der in verschiedenen Rollen auftritt und sich in ulkiger Weise kunterbunt anzieht sowie die gesanglich und schauspielerisch anspruchsvolle, auch aleatorische Elemente enthaltende Mädchenchorpartie. Sowohl in den Vokalwie in den Instrumentalteilen werden einige Motive zu weiten, modalischen Feldern, sei es als dunkle Wälder, als buntes Markt- und Zirkustreiben oder als Feuer. Als zentrales Thema scheint eine zarte Okarina-Melodie auf, die immer mehr zum Kern des gesamten Werkes wird. Produziert wurde das Werk vom Kulturamt der Stadt Helsinki anlässlich der Einweihung des Stoa-Theaters im Ostzentrum der Stadt im Januar 1987. Weitere Aufführungen fanden im Rahmen der Helsinkier Festwochen des gleichen Jahres statt. Uraufführung // 31.1.1987, Stoa, Helsinki, Finnland. Mit Suvi Lehto (Tirlittan), Tuula-Marja Tuomela (Mutter), Kaija Kiiski (Marktfrau, Frau, Verkäuferin, Krankenschwester), Sampo Suihko (Gefängniskommandant, Pferd, Frau Luuvalo, Zirkusdirektor), Marko Putkonen (Vater, Himmlischer Vater, Polizist, Bauer, Tod, Arzt), Orchester Käpylä und der Chor des Sibelius-Gymnasiums. Musikalische Leitung: Luis Ramirez. Regie: Heikki Värtsi.

ILKKA KUUSISTO Muumiooppera (1974) Die Muminoper

© FNO

7 Gesangsrollen (Bass, Alt, Tenor, 3 Soprane, Mezzosopran), weibliche Sprechrolle, männliche Sprechrolle + Mundharmonika, Orchester (1111 2111 11 hp str), Elektronik, 4-10 Tänzer

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Libretto: Esko Elstelä (in Finnisch) nach Tove Janssons Kinderbuch Vaarallinen juhannus (dt. Sturm im Mumintal) Dauer: ca. 1 Stunde 10 Minuten Verlag: Fennica Gehrman Auftragswerk der Finnischen Nationaloper Ilkka Kuusistos (geb. 1933) Muumiooppera aus dem Jahr 1974 ist das Pionierwerk der neuen Kinderopern. Es beruht auf Tove Janssons erstem Mumin-Buch. Das Mumintal gerät in die Gewalt einer Sturmflut, die Vegetation verwildert bedrohlich, das Wasser steigt, und im Tal wird ein verlassenes Opernhaus angespült. Von dort aus wird ein Abenteuer in Gang gesetzt, bei dem Mut, Neugier, Toleranz, inneres Gleichgewicht und das Erkennen des Wesentlichen belohnt werden. Die dramaturgische Idee des angeschwemmten Opernhauses erlaubt ein Oper-in-derOper-Spiel, Carmen- und WagnerZitate und romantische Stilisierungen. Die Suche nach dem musikalischen Thema, der modalischen Weise des Schnupferich, erzählt von der Bedeutung der Kunst inmitten aller Kalamitäten. Die Muminoper wurde zum Vorbild vieler späterer Kinderopern. Ihre Tonsprache ist reine Erwachsenenmusik und weicht so gut wie gar nicht vom sonstigen Stil des Komponisten ab. Die neoklassischen Mittel, die bis zur freien Tonalität reichen, die klare, oft aber diffizile Melodik, das Vermeiden von Leitmotiven, die reiche, stark modulierende Vierklangharmonik, der tickende und oft launische Rhythmus, die komischen Zitate und Anspielungen auf Kinderlieder, auf die Oper und auf die Populärmusik sowie der farbige Orchestereinsatz und Kuusistos naivistische, von ihm selbst als onomapoetisch bezeichnete Klangmalerei, einschließlich der elektronischen Hatifnatten, erhielt zahlreiche Nachfolger. Nach der Uraufführung an der Finnischen Nationaloper wurde die Muminoper 1977 an der Oper Graz aufgeführt. Kuusistos spätere Werke für Kinder sind die Balette Lumikuningatar (Die Schneekönigin, 1979) und Robin Hood (1985). Uraufführung // 7.4.1974, Finnische Nationaloper, Helsinki, Finnland. Musikalische Leitung: Ilkka Kuusisto.

JAAKKO KUUSISTO Prinsessan och vildsvanarna (2002) Die Prinzessin und die wilden Schwäne Märchenoper in zwei Akten

FSRCD 14

6 Solisten (Sopran, Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton, Bass), Chor SATB, Ensemble (1111 0000 10 pno str) Libretto: Liselott Forsman (in Schwedisch) nach H. C. Andersen Dauer: 1 Stunde Vermittlung: Fimic Jaakko Kuusistos (geb. 1974) erste Oper Prinsessan och vildsvanarna ist für den pädagogischen Gebrauch geschrieben worden. Es handelt sich um ein Lob des Mutes der Prinzessin Elisa, die, zur Stummheit gezwungen, ihren herbei gerufenen Schwänenbrüdern Hemden aus Brennesseln webt und sie vom Fluch der Schwiegermutter-Hexe befreit. Das Werk schreitet im einfachen Geist eines klassisch-romantischen Pastiches voran und strahlt die Stimmung einer dunklen Ballade aus. Vor allem der leitthematische Hofchor erzählt, prophezeit und führt weiter wie die Kraft des Schicksals. Die neoklassizistische Harmonik macht sich Major- und Nonenakkorde zu Nutze und malt auch mit Hilfe von Quinten und Quarten in impressionistischer Manier. Das Gute tritt diatonisch auf und das Böse chromatisch, was der Schönheit von Andersens Märchen gerecht wird. Ein dankbares Werk für die Zusammenarbeit von Profis und Amateuren! Uraufführung // 12.1.2003, Kulturzentrum Espoo, Finnland. Mit Schüler des Musikinstituts Kungsvägen, Serena-Chor, Cappella NSM. Musikalische Leitung: Jan Söderblom. Regie: Ville Sandqvist.

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Aufnahme // Yle Radio Vega FSRCD 14 (2005). Prinsessan och vildsvanarna, sagoopera efter H.C. Andersens saga (Die Prinzessin und die wilden Schwäne, Märchenoper nach H. C. Andersens Märchen). Mit Pia Rantasaari (Elisa), Markus Nykänen (Könik), Antti Tolvanen (Bischof), Aurora Blomqvist (Jan, Soldat, Aufwiegler), Satu Wendell (Leo, Soldat, Aufwiegler), Anna Eriksson (Theo, Soldat, Aufwiegler), Hannele Eriksson (Axel, Soldat, Aufwiegler), Nina Tolonen (Altes Mütterchen und Gute Fee), Mikael Grönroos (Junger König), Emelie Ahlström & Josefin Silén (Åsa). Serena-Chor, Streichorchester Cappella. Musikalische Leitung: Jaakko Kuusisto.

Koirien Kalevala (2003) Das Hunde-Kalevala Oper in einem Akt für die ganze Familie, nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Mauri Kunnas

Pohjola, die Totenreich- und Sturmszenen sowie die Tanzszene von der Hochzeit in Pohjola wecken Assoziationen an Melodien von Jean Sibelius und Uuno Klami und an Orchesterfärbung à la Rimsky-Korsakow. Väinämöinens Kantele erklingt in Durakkorden, verzückt die Bewohner des Hundehügels und wiegt die Leute von Pohjola in fatalen Schlaf. In den Motiven des Patriarchen Väinämöinen liegt ein Hauch von altem, kalevalischem Gesang, Louhi, die Herrscherin des Nordlandes Pohjola, murrt nach dem Vorbild schwerer nordischer Volkslieder, Tytti, die Jungfrau von Pohja ruft wie ein Kuckuck und die Mutter von Kater Lemminkäinen kommt als flotte Rock-Oma daher. Der mit viel Pantomime angereicherte Slapstick sorgt für eine Menge Spaß. Die Moral der Geschicht besteht darin, zu zeigen, warum Hunde bellen und Katzen miauen. Koirien Kalevala zählt zu den erfolgreichsten finnischen Kinderopern. Neben zahlreichen Produktionen gibt es in Zusammenarbeit zwischen den Opernfestspielen Savonlinna und dem Label Ondine eine DVD-Aufnahme.

© Timo Seppäläinen / Opernfestspiele Savonlinna (2007)

6 Gesangs- und Sprechrollen (Sopran, Mezzosopran, Alt, 2 Tenore, Bariton), 3 Tänzer, gemischter Chor, Orchester (2121 2100 111 pno str) Libretto: Sami Parkkinen (in Finnisch) Dauer: 1 Stunde 15 Minuten Verlag: Savonlinnan oopperajuhlat Oy Auftragswerk der Opernfestspiele Savonlinna Jaakko Kuusistos Koirien Kalevala ist die erste von drei ‚Hundeopern’, die von den Opernfestspielen Savonlinna in Auftrag gegeben wurden. In acht Szenen werden die zentralen Motive des finnischen Nationalepos Kalevala aus der humoristischen Perspektive des Hundehügels dargestellt. Trotz des dramatischen Themenkreises wirkt das Werk luftig und lyrisch. Wie schon in Kuusistos früherer Oper besteht der Ausgangspunkt in einer reichen und eigenwilligen Harmonik. Vor allem Großseptimakkorde in Moll schaffen die Atmosphäre. Die Zusammenstöße zwischen den Leuten aus Kalevala und

Uraufführung // 12.7.2004, Opernfestspiele Savonlinna, Finnland. Mit Tom Wahlström (Kater Lemminkäinen), Jukka Romu (Hund Väinämöinen), Juha Hostikka (Hund Ilmarinen), Eija Ahvo (Lemminkäinens Mutter), Tiina Sinkkonen (Wölfin Louhi), Mari Palo (Tytti), Lotta Kuusisto (Wespe), Sami Vartiainen (Herr Hakkarainen) u. a., UNKO (Neues Junges Kammerorchester). Musikalische Leitung: Jaakko Kuusisto. Regie: Minna Vainikainen. Aufnahme (DVD) // Ondine ODV 4007 (2007). Jaakko Kuusisto: Koirien Kalevala. Yksinäytöksinen koko perheen ooppera (Das Hunde-Kalevala. Oper in einem Akt für die ganze Familie). Mit Toni Wahlström, Jukka Romu, Juha Hostikka, Eija Ahvo, Tiina Sinkkonen, Mari Palo, Sami Vartiainen, Lotta Kuusisto. Orchester der Stadt Kuopio, Koirien Kalevala Chor. Musikalische Leitung: Jaakko Kuusisto. Regie und Choreographie: Minna Vainikainen. TV-Regie: Roope Koistinen. Gemeinschaftsproduktion von Opernfestspiele Savonlinna und Ondine.

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Timo-Juhani KYLLÖNEN Roope – poika joka ei uskaltanut pelätä (2006) Robert – der Junge, der sich nicht traute, Angst zu haben 4 Solisten (Bariton, Bassbariton, Mezzosopran, Sopran), Kindersolisten, Jugendchor und Singgruppe, Orchester (1111 2110 14 keyb str) Libretto: Leena Laulajainen (in Finnisch) Dauer: ca. 1 Stunde Vermittlung: Fimic In Timo-Juhani Kyllönens (geb. 1955) Oper, die aus der Variation eines Volksmärchens heraus entstanden ist, geht es um das Verbergen kindlicher Angst: „Ein finnischer Mann weint nicht.“ Mit Verwegenheit, die man bis zur Selbstzerstörung treibt, wird man die Angst nicht los, zum glücklichen Ende können nur die Liebe und neu etablierte familiäre Werte führen. Die dunkel getönte freitonale Musik würzt das Geschehen in den amerikanischen Szenen mit Beat- und BreakEnergien und erinnert an die Darstellung von Straßengewalt in der West Side Story. Die für Amateurdarsteller geschriebene Oper bietet dem Ensemble vielerlei Herausforderungen. Uraufführung // 15.11.2007, Vantaa, Finnland. Mit Chor der Suzuki-Schüler der Musikschule Virtus und Singgruppe Crescendo, Lehrer und Eltern, Amici Musicii. Musikalische Leitung: Luis Ramirez.

Lügengeflecht einer eitlen höfischen Elite, über Kontrolle und individuelle Freiheit, sie setzt sich mit Korruption, Machtgier und Kindesentführung samt Kindesmissbrauch auseinander. Die Gegenkraft zum Bösen bilden die Findigkeit eines Kinderpaares und eine Moral der Gerechtigkeit. Die dunkel getönte Komposition mit spanischen Zutaten kritisiert die Elite und betont die Unschuld und die Allmacht der Liebe. Die Uraufführung fand 2009 als Kooperation des Musiktheaters Gran Teatro Falla und des Musiktheaters Kapsäkki in Cádiz und Espoo statt. Bei den Aufführungen im Sello-Saal in Espoo unter der Regie von Ossi Koskelainen spielte das Orchester Hyvinkää unter José Arada. Uraufführung // 19.3.2009, Cádiz, Spanien. Musiktheater Kapsäkki und Gran Teatro Falla. Mit Pedro Miguel Calvo Durán, Juha Kotilainen, Juha Hostikka, Vilma Kiviniemi, Jyri Lahtinen, Mika Nikander, Reetta Ristimäki, Hermanni Rask, Desirée Seglar Rodríguez, Janne Sundquist, Viktor Vansen, Gran Teatro Falla Camerata. Musikalische Leitung: José Luis Lopéz Arada. Regie: Jaroslaw Bielsky.

Jouko LINJAMA Suomalainen tapiiri (1999) Der finnische Tapir Märchenoper in zwei Akten

El Libro de los Reyes (2009) Das Buch der Könige Familienoper für Solisten und Kammerorchester 2 Hauptrollen (Bariton, Bass), 10 Nebenrollen, Chor, Orchester (1111 1110 11 0 keyb pno str) Libretto: Maritza Núñez (in Spanisch) Dauer: 1 Stunde 20 Minuten El libro de los Reyes ist vom Libretto her eine Farce, musikalisch aber eine schwarze Tragödie. Es ist eine Geschichte über das

© Heikki Tuuli / FNO

4 Solisten (Tenor, Sopran, Mezzosopran, Bariton), Orchester (1111 1000 10 pno+cel str) Libretto: Esko-Pekka Tiitinen (in Finnisch) Dauer: ca. 1 Stunde 20 Minuten Vermittlung: Fimic Auftragswerk der Finnischen Nationaloper Jouko Linjamas (geb. 1934) Kammeroper Suomalainen tapiiri auf Esko-Pekka

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Tiitinens Libretto ist eine energische Stellungnahme gegen Mobbing und Rassismus. Der Tapir, der von Indien nach Finnland gerannt ist, trifft auf autoritäre Gewalt und finnischen Sportwahn in Gestalt des Bandenführers Pipo und des „AthletenSchweins“. Als Rettung erweist sich die Liebe zwischen Tapir und Huhn, die von einem schützenden Schattencluster begünstigt wird.

Hass-Liebe aufgebaut hat. Er versucht seine Angst zu verbergen, indem er von einem Traum zum nächsten eilt und sich als Tänzer, Maler, Schauspieler, Schriftsteller, Tangosänger, Maurer, Bäcker, Modedesigner, Sänger, Zirkuskünstler und vieler Besonderheiten mehr versucht. Zum Schluss erkennt er seine innere Roosa an und greift zum Cello, dem er zuvor ausgewichen ist.

Die Musik des Werkes erwächst den Terzen von Brahmsens Wiegenlied. Die übereinander und ineinander laufenden Terzen bilden chromatische Melodien sowie Klang- und Akkordfelder bis an die Grenze zur Atonalität. Leitmotive werden durch verschiedene Texturen ersetzt, die aus der jeweiligen Situation hervorgehen: Pipos Angst entsteht aus schnellen Wiederholungen und Sekundenharmonien, ruhigere Stimmungen aus Terzenarrangements, Veränderungen werden mit schwirrenden Skalenläufen illustriert. Als Gegenpol zur chromatischen Bedrängnis dienen bekannte Melodien: das finnische Ringelreihenlied Piiri pieni pyörii, Yellow Submarine und die finnische Nationalhymne.

Die Tonsprache dieser Jugendoper ist freitonal, romantisch und impressionistisch mit leichten Jazz- und Pop-Einsprengseln. Die hitzige Kadenz am Schluss und die in langen Linien durchgeführte Romanze „con calore“ setzen Joppes musikalisches Charakterbild zusammen, eine puccinihafte Melodik, die sich aus kleinen Sekunden heraus entwickelt.

Uraufführung // 3.3.2004, Finnische Nationaloper, Helsinki, Finnland. Mit Jussi Miilunpalo (Tapir), Pia Komsi (Huhn), Kaija Nuoranne (Schwein), Jaakko Kortekangas (Pipo), Orchester der Finnischen Staatsoper. Musikalische Leitung: Pietari Inkinen. Regie: Ville Saukkonen.

JUKKA LINKOLA Joppe Jokamies (2004) Joppe Jedermann Eine Oper über Träume Bariton-Cellist, Klavier Libretto: Jukka Linkola (in Finnisch) nach dem Text von Kaarina Helakisa Dauer: 45 Minuten In Auftrag gegeben von Pekka Haahde und Seppo Tarhio Thema der Monologoper von Jukka Linkola (geb. 1955) ist die Schwierigkeit, das eigene Ich zu entdecken. Das Ich wird von Roosa, dem Cello dargestellt, zu dem Joppe eine

Uraufführung // 24.9.2004, Malmi-Haus, Helsinki, Finnland. Mit Pekka Haahti, Bariton und Cello, Seppo Tarhio, Klavier. Regie ja Visualisierung: Ville Saukkonen.

Hui kauhistus (2006) Oh Schreck Oper für die ganze Familie

© Timo Seppäläinen / Opernfestspiele Savonlinna (2006)

7 Solisten (3 Soprane, 2 Tenöre, 2 Bässe) und Chor, Orchester (1111 1110 pno str) Libretto: Sami Parkkinen (in Finnisch) nach einem Motiv von Mauri Kunnas Dauer: 1 Stunde 30 Minuten Verlag: Savonlinnan oopperajuhlat oy Auftragswerk der Opernfestspiele Savonlinna In Jukka Linkolas Oper Hui kauhistus schläft Opa Mäkinen vom Hundehügel beim Schachspiel ein und erlebt das große Entsetzen in der Welt der Ängste und Gespenster. Aber auch die anderen – Gespenst Mörkö, der Pirat und der Vampir – haben Angst. Am Ende stellt sich alles als Missverständnis heraus. Das Burgfräulein ist die Schulköchin, in die alle Hundemänner

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verliebt sind, der Oberpirat ist Hausmeister Andersson und so weiter. Man braucht also keine Angst zu haben. Außerdem kann so ein kleiner Schreck ganz schön sein. Linkolas freitonale Komposition entwickelt sich aus der jeweiligen Situation heraus. Oft dient ein natürlicher Intervall als Bauelement: Beim Großvater ist es die Terz, bei Mörö und Sipsu ist die Schritt für Schritt erweiterte Quart und bei Hexe Hakennase die Sexte. Das Werk hat einen stilistisch vielfältigen Charakter. Im Vampirschloss singt VampirOpa Drakkula nach rumänischer Art, der Oberpirat ist ein neuer Elvis, und das Skelett klappert in kleinen chromatischen Bewegungen. Die Burgfräuleinszenen wiederum enthalten eine Prise Mittelalter. Der Gesamteindruck gleicht Mussorgskys Eine Nacht auf dem kahlen Berge: Die durchgängige Chromatik repräsentiert die Schrecken der Nacht und schmilzt im Morgengrauen in befreiender Diatonik dahin. Uraufführung // 17.7.2006, Opernfestspiele Savonlinna, Finnland. Mit Jukka Romu, Toni Wahlström, Mari Palo, Juha Hostikka, Jaakko Kortekangas, Angelika Klas, Leena Liimatainen, Hermanni Rask, Sami Vartiainen, Lotta Kuusisto, Riikka Räisänen, UNKO (Neues Junges Kammerorchester). Musikalische Leitung: Jukka Linkola. Regie: Minna Vainikainen.

Robin Hood (2011)

Die Legende von Robin Hood ist allen bekannt und hat junge Leute von Generation zu Generation inspiriert. Wie die ursprüngliche Geschichte, ist auch Jukka Linkolas Robin Hood voll Aufregung, Abenteuer und Humor. Robins und Marions Romanze ist natürlich nicht zu vergessen. Die Oper wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Librettist Jukka Virtanen und dem Regisseur Kari Heiskanen komponiert. Deswegen passt die Musik exakt zu den Geschehnissen auf der Bühne und filmähnliche Tricks können eingesetzt werden. Viel Platz wurde auch für beeindruckende Kampfszenen gegeben. Mit diesen Szenen will man besonders Jungen, die nur selten Opern besuchen, als ein neues Publikum erreichen. Robin Hood ist ein Auftragswerk der finnischen Nationaloper zu ihrem 100. Jubiläum. In der Oper werden sowohl alle Ressourcen der Hauptbühne genutzt als auch die vielen Darsteller und Designer des Opernhauses. Die Unterstützung des Finnischen Kulturfonds hat es ermöglicht, tausende von Schulkindern in die Oper einzuladen. (MH) Uraufführung // 14.1. 2011 Finnische Nationaloper, Helsinki, Finnland. Mit Ville Rusanen, Jyrki Korhonen, Mari Palo, Jyrki Anttila, Melis Jaatinen, Aki Alamikkotervo, Hannu Forsberg, Sari Nordqvist, Päivi Nisula, Niall Chorell, Koit Koasepp, Hanna Husáhr, Tove Åman, Olavi Niemi, Jarmo Mäkinen, Orchester und Chor der Finnischen Nationaloper. Musikalische Leitung: Mikko Franck. Regie: Kari Heiskanen.

© Stefan Bremer / FNO (2011)

13 Gesangsrollen (3 Soprane, 2 Mezzosoprane, Alt, 3 Tenore, Bariton, Bassbariton, 2 Bässe), 2 Sprechrolle, Chor SATB, Jungenchor SA, Orchester (3333 4331 14 1 pno str) Libretto: Jukka Virtanen (nach einer Volksgeschichte dramatisiert von Kari Heiskanen) Dauer: 2 Stunde 50 Minuten Auftragswerk der Finnischen Nationaloper

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Kirmo LINTINEN Voi vietävä! (2001) Zum Kuckuck! Kinderoper

© Tanja Ahola / Helsinki Skaala Opera

4 Gesangsrollen (Sopran, Mezzosopran, Tenor, Bass), Klarinette (es, b, a, basscl), Schlaginstrumente, Kontrabass, Harmonium Libretto: Karla Loppi und Päivi Loponen (in Finnisch) Ins Englische übersetzt von Roderick Fletcher (2003) unter dem Titel Nuts about Nosh Ins Russische übersetzt von Anna Sidorova (2008) unter dem Titel Nu i nu Dauer: 40 Minuten Vermittlung: Fimic Auftragswerk der Oper Skaala Kirmo Lintinens (geb. 1967) Voi vietävä! (2001) auf ein Libretto von Karla Loppi und Päivi Loponen ist ein vierzigminütiger Spaß mit Naturmotiven. Die Tiere des Waldes, Eichhörnchen, Vogel und Bär schielen misstrauisch auf die Klarinettenschlange. Auch das Quartett des Sonnentaus steht für die Schonungslosigkeit der Natur. Die größte Bedrohung stellt der Mann mit der Axt dar, der in einer unfassbaren Sprache grölt. Er lockt die Schlange in seinen Proviantsack, wo auch das ewig hungrige Eichhörnchen hinein schlüpft. Durch den Biss der Schlange lernen Mensch und Tiere dieselbe Sprache und finden zum ökologischen Einverständnis. For He is a Jolly Good Fellow! Die Macher der Oper haben keine Angst vor Kindern. Sie sagen, ihre Idee und ihr Wunsch wie es gewesen, „zu zeigen, was der Mensch für wundersame, hemmungslose und schöne Sachen mit seiner Stimme machen kann. Als Opernprofis wollten wir Stimmakrobatik haben; es sollte auf jede Art und Weise schallen, es sollte gekräht

werden und es musste eine pathetische Todesszene geben.“ Lintinens freitonale Komposition wird dieser Herausforderung voll gerecht. Die humoristischen Melodielinien mit ihren großen Intervallen verlangen ein genaues Ohr, und in seiner Chromatik nähert sich der Stil der Atonalität. Ein wunderliches Instrumentalquartett reichert das Werk mit neuklassizistischen Gesten an. Das modale Themenlied und die kleinen Melodien, die sich diverse Kinderliedarchetypen zunutze machen, reißen auch die Kleinsten in der Familie mit. Die englische Version Nuts about Nosh (übersetzt von Roderick Fletcher, 2003) wurde mit großem Erfolg beim Soundstreams-Festival in Toronto 2003 aufgeführt. 2008 wurde die russische Version in Russland aufgeführt. Uraufführung // 1.9.2001, Helsinkier Festwochen, Jumo Jazz Club, Helsinki, Finnland. Mit Mari Palo (Eichhörnchen, Sonnentau 1a), Riikka Rantanen (Vogel, Sonnentau 1b), Jussi Järvenpää (Mann mit Axt, Sonnentau 2), Janne Sundqvist (Bär, Sonnentau 3), Päivi Kiljala, Klarinette, Sampo Lassila, Bass, Hanna Susitaival, Harmonium, Mongo Aaltonen, Schlaginstrumente. Musikalische Leitung: Jyri Nissilä. Regie: Karla Loppi.

Seppo POHJOLA Arabian jänis (2004) Der Hase von Arabia Kinderoper in einem Akt

© Patrizia Schoizzi

Sopran, Klarinette, Violine, Klavier Libretto: Sinikka Nopola (in Finnisch) Ins Niederländische übersetzt von Anton Havelaar Dauer: 30 Minuten

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Vermittlung: Fimic Auftragswerk des Musiktheaters Kapsäkki Seppo Pohjolas (geb. 1965) Arabian Jänis auf Sinikka Nopolas Libretto in Gedichtform ist eine kleine Monologoper über die Angst, anders zu sein und zum Außenseiter zu werden. Der Hase, der (im Helsinkier Stadtteil) Arabia geboren wurde, trägt hartnäckig sein Winterfell und glaubt, für immer schmutzig weiß zu bleiben, bis eines Tages... Die Tonsprache gibt sich als Neoklassizismus, der bis hin zur Parodie mit rasendem Tempo vorwärts läuft. Die Motive sind entweder Ableitungen von Kinderliedarchetypen, wie der Sekundenruf „Ich bin noch weiß“, der Terzruf „Hei hei“ und „Von Haapamäki nach Hokkaido“, oder es handelt sich um Trällerpentatonik wie im Lied „Mein Körper hat die Form eines Balls“. Illustrierende Anspielungen sind reichlich vorhanden: Der Hase torkelt und hüpft in Synkopen und sich überschneidenden Rhythmen, der Stadtteil Arabia klingt orientalisch, und die Schwäne fliegen in weiten Skalenbögen. Auch bekannte Melodien sind enthalten, etwa „Norwegen schießt gleich ein Tor“ auf die Melodie „Glory Glory Hallelujah“. Der naivistische und humoristische Zugriff lässt hier und da sogar einen gewissen Sarkasmus mitschwingen. Die fortgesetzte chromatische Modulation des Materials, das an die KodalyPädagogik und Klavierschuletüden erinnert, sorgt für Distanz, ironisiert aber auch. Vielleicht will der Hase nicht nur sein Fell wechseln, sondern auch seine Erinnerungen an Schulchor und Klavierstunden loswerden. Arabian Jänis ist auch ins Niederländische übersetzt und im Herbst 2010 in Schulden und Theatern in den Niederlanden aufgeführt worden. Uraufführung // 20.8.2004, Helsinkier Festwochen, Stoa, Helsinki, Finnland. Musiktheater Kapsäkki, mit Päivi Kantola, Sopran, Päivi Kiljava, Klarinette, Päivi Rissanen, Violine, Rebekka Angervo, Klavier. Regie: Christian Lindblad. Aufnahme // Alba ABCD 228 (2006). Seppo Pohjola – Sinikka Nopola: Arabian jänis. Arabian Rabbit. Mit Päivi Kantola, Sopran, Päivi Kiljala, Klarinette, Terhi Paldanius, Violine, Eveliina Sumelius-Lindblom, Klavier.

Herman RECHBERGER Zin Kibaru (1977) 2 Mädchensolisten, Flöte, OrffInstrumente, Gitarre, Mundharmonika, Geige, Schlaginstrumente, 2 Pianinos, Kantele, Tänzer, Tonband Libretto: Herman Rechberger nach der Afrikanischen Zeichensprache Dauer: 35 Minuten Vermittler: Fimic Auftragswerk des Stadttheaters Kajaani Herman Rechbergers (geb. 1947) Zin Kibaru beruht auf einer afrikanischen Geschichte und verbindet Musik, Tanz, Lautsphäre und Elektronik. Es ist für die Aufführung durch Schüler gedacht. Die Geschichte wird in Zeichensprache erzählt, sie handelt von einem Dämon, der durch die Macht eines Liedes gebannt wird. Das Werk bietet reichlich Raum für Improvisation und ganzheitlichen Ausdruck und ist eines der ersten Projekte der Publikumspädagogik in Finnland, die sich an angehende Jugendliche richten. Uraufführung // 15.4.1978 Kajaani, Finnland. Mit Schüler der Mittelstufe Linna. Musikalische Leitung: Gudrun Viergutz. Regie: Kaija Viinikainen. Choreografie: Liisa Tiitinen.

Noitasapatti (2000) Der Hexensabbat Miniaturoper Mezzosopran, Bassbariton, Kinderchor, Synthesizer Libretto: Ilpo Tiihonen Dauer: 20 Minuten Vermittlung: Fimic Auftragswerk der Finnischen Nationaloper Wie schon bei Zin Kibaru handelt es sich auch bei Noitasapatti um ein Werk, das heranwachsende Jugendliche mit der Oper vertraut machen soll und stellt als solches das erste innerhalb des auf einer britischen Idee basierenden publikumspädagogischen

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Projekts der Nationaloper dar. Es ist an mehreren Schulen in Helsinki und anderswo von drei Berufsmusikern und Schülern aufgeführt worden. In dem von Ilpo Tiihonen geschriebenen Libretto wird Marketta Maununtytär der Hexerei und diverser Verbrechen bezichtigt: Sie soll eine Bürgersfrau erstickt, den Tod eines Pfarrers verursacht und an einem Hexensabbat teilgenommen haben. In Wirklichkeit wäre das erste Opfer fast an einem selbst gebackenen Hefeteilchen erstickt, das zweite Opfer starb mit hundert Jahren eines natürlichen Todes, und der Hexensabbat erweist sich als Halluzination von Betrunkenen. Bei der Verkündigung des Urteils nimmt das Publikum die Rolle der Geschworenen am Hofgericht Turku ein. Die Komposition bietet einerseits dies-iraetypische Archaismen mit minimalistischen Gesten, andererseits freie Tonalität mit Seitenblicken zum Atonalen. Als Gegenpole fungieren Markettas zu Herzen gehende, volksliedhafte Melodik, die kargen Zwölftonmotive des Richters sowie die Aleatorik und der Sprechgesang der Hexensabbatszene. Aus dem Ein-MannSynthesizerorchester wird alles herausgeholt. Für zusätzliche Begleitung sorgen Instrumente, die Kinder aus verschiedenen Materialien selbst gebastelt haben. Das Werk mit seinen vielen verschiedenen Stilen kann innerhalb von etwa sechs Wochen im schulischen Rahmen einstudiert werden. Uraufführung // 30.9.2000 Finnische Nationaloper, Helsinki, Finnland. Mit Mika Nikander / Pertti Lehtinen, Minna-Sisko Mutanen / Krista Pellikka. Begleitung: Kari Hänninen. Regie: Jussi Tapola und Hannele Martikainen.

Mielinkielinliemi (2001) Der Wunschpunsch Oper für 8–80-Jährige 6 Rollen (Sopran, Alt, 2 Tenöre, 2 Bässe), kleiner Kinderchor, Orchester (1111 0000 03 keyb str) Libretto: Herman Rechberger (deutsch und finnisch) nach Michael Endes Kinderroman Der Satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch und dessen finnischer Übersetzung durch Marja Kyrö Dauer: 80 Minuten Vermittlung: Fimic Herman Rechbergers für die Nationaloper komponiertes Werk nach Motiven von Michael Ende ist eine Schaueroper, die sich nicht für die Allerkleinsten eignet, dafür aber umsomehr Kinder im Monster- und Vampiralter anspricht. Orte der Handlung sind das Zaubertorium von Professor Beelzebub Irrwitzer, eine Folterkammer, eine echte Hexenküche und die Vorkammer zur Hölle. Zentrales Thema rückt die vielfältige Kraft des Bösen, das eher durch Glück als durch das Geschick der Guten gebannt wird, in den Vordergrund. Die Tonsprache macht Kindern gegenüber keinerlei Zugeständnisse: Die Orchester- und Chorpartien sind ein einziger Hexenkessel, und auch die chromatischen, sprechgesanghaften Partien der Sänger machen es dem Zuhörer nicht leicht. Die Ausnahme bilden die berückenden Madrigale des Katers Maurizio inmitten des ganzen Brodelns. Als Deus ex Machina fungiert ein rettender Fund – die Kraft der Musik – im entscheidenden Moment.

Das Opernschiff (2004) Kinderoper in drei Akten 9 Solisten (2 Soprane, 3 Mezzosoprane, Alt, Tenor, Bassbariton, Bass), Orchester (2111 0100 01 0 keyb str) Libretto: Elke Heidenreich (In Deutsch) Dauer: 60 Minunten 3. Preis beim Kölner Kinderopernwettbewerb In Herman Rechbergers deutschsprachiger Oper fährt ein Opernschiff einmal im

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Jahr zum Südpol, weil die dortigen Pinguine in ihren Fräcken Opernfreunde sind, speziell Onkel Otto, der früher in einem Opernorchester Geige gespielt hat. Am Südpol ist seine Geige natürlich kaputt gegangen. Lotti, die nur Madonna und die Spice Girls bewundert, will von Oper nichts wissen, aber am Ende gewinnt die traurige Geschichte von La Traviata auch die Herzen der Jugend, der Onkel bekommt eine funktionierende Geige und gewinnt neue Lebenskraft. Die Tonsprache dieser Oper ist in den wienerischen Stil verliebt. Es sprudelt nur so vor Schmelz: Im Samba der Ouvertüre schnurrt Schrammel-Chromatik und sogar dunkle Expressivität à la Korngold. Auch Mozart, Mahler und Wagner sind zu spüren. Die Melodik des Pinguinchors geht ähnliche Wege, auch schmerzliche Töne sind darin enthalten. Die Oper konzentriert sich auf die Schicksale von La Traviata und erhält einige Zitate aus Ouvertüre und Intermezzo sowie aus den Arien von Violetta und Germont. Bei aller Chromatik enthält das mehrere Stile mischende Werk auch liedhafte Melodien und zahlreiche Populärmotive, vom Schrammeln über den Wiener Walzer bis hin zum Beat. Zwischenzeitlich wird die Oper zum Theater. Das Ergebnis ist ein fröhlicher Lobpreis des Eklektizismus – und zweifellos auch eine Liebeserklärung des in Österreich geborenen Komponisten an die Musik seiner Heimat. Im Jahr 2005 erhielt Das Opernschiff den dritten Preis beim internationalen Kinderoperkompositionswettbewerb in Köln.

Tuomo TEIRILÄ Pyymosa. Satu kylästä, joka vapautui ajan kahleista (1999) Pyymosa. Märchen von einem Dorf, das sich von den Fesseln der Zeit befreit hat Oper in einem Akt 7 Solisten (2 Soprane, 2 Mezzosoprane, Tenor, Bariton, Bassbariton), Chor, Orchester (4443.5sax 4310 16 0 2-4keyb acc str 12-10-8-8-6)

Libretto: Tuomo Teirilä (in Finnisch) Dauer: 90 Minuten Vermittlung: Fimic Auftragswerk des Musikinstituts Vantaa Tuomo Teiriläs (geb. 1952) Großwerk für zwanzig Profi- und Amateurchorsolisten, Balett und Sinfonieorchester ist ein Fantasyspektakel à la Herr der Ringe. Allein das Orchester ist vergleichsweise riesig: es umfasst ein Saxophonquartett, vier Schlagzeuger, zwei Klaviere, Akkordeon und viele Streicher. In der Geschichte beschließt das mittelalterliche Dorf Pyymosa, verlockt vom umherziehenden Harhailija, sich auf die Unsterblichkeit einzulassen, indem es den Lauf der Zeit anhält. Nur drei Personen – Villehard, Ulrika und Terhi – sind dagegen. Sie fliehen aus dem Dorf und versuchen das Geschehene zu verdrängen. Verschiedene Abenteuer führen das Trio durch Zeit und Geschichte: in die Epoche der Kreuzzüge, Dantes und Tassos und weiter den antiken Städten Troja und Uruk, ja sogar dem Urknall entgegen und schließlich bis in die Welt der Träume und des Verirrens. Die Weltgeschichte zeigt sich in all ihrer Grausamkeit in Form von Kriegen, Schrecken und Bluttaten. Erst die Rückkehr nach Pyymosa und die zurückgegebene Zeit sorgen für Hoffnung. Eine untröstliche Schilderung verlangt entsprechende Musik. Teirilä schafft mit seiner freitonalen, chromatischen Tonsprache eine eindrucksvolle dunkle, herbe Atmosphäre. Archaische Rezitative aus wenigen chromatischen Tonfolgen rahmen ein kräftiges Orchestergewebe ein. Hier und da kommt mittelalterliche Harmonik im Stile der Carmina burana zum Zuge. Das chromatische Quartorganum in balkantypischen Wechselrhythmen erzählt die schauerliche Geschichte von den gescheiterten Träumen. Im antiken Uruk sind Klang und Melodie tot, nur ein umfangreiches Arsenal von Schlaginstrumenten ist noch am Leben. Als Gegengewicht zur Kargheit wirken einige gefälligere Passagen, Traumbilder und Blicke auf den Sternenhimmel. Bis auf den Schluss ist der Gesamteindruck ausgesprochen schwarz, so wie es auch die Welt der Pubertät bisweilen sein kann. Das zum Teil mit Amateuren aufzuführende Werk wurde vom Musikinstitut Vantaa in Auftrag gegeben.

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Uraufführung // 11.5.2000, Musikinstitut Vantaa / Myyrmäkitalo, Vantaa, Finnland. Mit Anna Suurmäki (Ulriika), Arto Hosio (Villehad), Karoliina Leskinen (Terhi), Henrik Lamberg (Harhailija), Anitta Ranta (Ningal), Anne Lampela (Hekabe), Jyrki Ijäs (Rinaldo), Laurus-Chor, Chor und Orchester des Musikinstituts Vantaa. Musikalische Leitung: Jarmo Ahvenainen. Regie: Maire Saure.

ARI VAKKILAINEN Punahilkka (2000)

im Gegensatz dazu drohende tiefe Bläser sorgen für eine treffende Märchendramatik. Das finale polyphone Schlusslied ist die gefügige Feststellung, dass das Abenteuer in spießbürgerlicher Banalität endet. Uraufführung // 9.8.2000, Opernwochen Suomenlinna, Fersen-Saal, Helsinki, Finnland. Opernverein Suomenlinna. Mit Helena Juntunen (Rotkäppchen), Sirpa Nuuttila (Mutter), Kirsti ValentoLaine (Großmutter), Pertti Lehtinen (Wolf), Lasse Riutamaa (Jäger), Schüler der Schule Suomenlinna (Waldtiere). Musikalische Leitung: Jukka Iisakkila. Regie: Hanna Paatero.

Rotkäppchen Märchenoper 7 Solisten (2 Sprechrollen, 5 Hauptrollen), Orchester (1111 1010 01 pno str) Libretto: Emma Puikkonen (in Finnisch) Dauer: ca. 60 Minuten Vermittlung: Fimic Ari Vakkilainens (geb. 1959) zu Herzen gehend schöne Wachstumsgeschichte beruht auf dem Märchenklassiker und erzählt im bettelheimschen Geist vom Erwachen eines jungen Mädchens zur Frau. Dabei kommen Symbole wie Blumenwiesen, Körbe mit Leckereien und stimulierende Wolfshaare zum Einsatz. Auch die unheimlich gewordene Großmutter bedeutet die unwiderrufliche Trennung von der Kindheit. Von der Komposition her ist Punahilkka ein „romantisches Pastiche“ – jedenfalls scheinbar. In Wahrheit hat Vakkilainen eine staunenswert schöne Bildfolge geschaffen, wie vom Wendepunkt eines Menschenlebens im Album mit den Glanzbildchen. Die einfachen Melodien wachsen bei Bedarf zu großen Bögen heran und suchen mit ihren Leitmotiven die wesentlichen Charakterzüge des Wachstumsprozesses zu erfassen. Als Gegenpol zu dem scheinbar unschuldig dahin hüpfenden 6/8-Takt des Rotkäppchens fungiert der elegische und tragische Wolf, ein lieber Rumtreiber und armer, verlassener Teufel, neben dem die stolzen Fanfaren des Jägers und die Idylle der Großmutter dennoch verblassen. Harfe, einfache Streicherbegleitung mit Wiederholungen und

HARRI WESSMAN Ötökkäooppera. Heinäsirkat ja muurahaiset (1998) Insektenoper. Die Grillen und die Ameisen Kammeroper in zwei Akten 8 Solisten (Sopran, Alt, 4 Tenore, Bass), ein Schauspieler, Kinder- oder Jugendchor, Flöte, Synthesizer, Streicher Libretto: Lauri Mannermaa und Pekka Turkka (in Finnisch) Dauer: 60 Minuten Auftragswerk des Musikinstituts Helsinki Mitte Harri Wessmans (geb. 1949) Insektenoper stellt die antiken Geschichten von Orfeus und Eurydike und von der Grille und der Ameise auf den Kopf. Grille Olli wird wegen Weißkohldiebstahls in die Ameisenbau-Hölle verdammt. Gerettet wird Olli durch das Grillenfräulein Eeva. Neben den drögen Ameisen wirkt das Heldenpaar anarchisch und wild. Wessmanns Tonsprache kommt auch in diesem Werk neoklassizistisch und „neopathetisch“ bis hin zum Distanz schaffenden Sarkasmus daher. In die Mangel genommen wird Material, das auf gewöhnlichen Kinderliedarchetypen beruht, auf Terz-Rufen Trällerpentatonik

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und Skalenmotiven. Für unterschwellig weise Kühle im leichten Erik-Satie-Stil sorgt die Vierklangharmonik mit ihren Non- und Quartbässen und Jazztönen. Ironische Zitate sind das Leitmotiv „Oh Weißkohlkopf, wie lecker sind deine Blätter“ (Oh Tannenbaum), die Tarantella-Themen, der Wett-Refrain und die verzerrte finnische Nationalhymne. In der Gerichtsszene leiert der Polizist den Tritonus des Ta-tü-taAutos, der Ermittler im Kriminallabor macht sich zum Kompositionsklassenhörigen, der sich sklavisch an die Regeln hält, und der Schulpsychologe blamiert sich, indem er sich mit einem Vier-Ton-KabareeWalzer aufdrängt. Auch die Schulmusik bekommt in Form des kakophonischen Blockflötenchors der Ameisen ihr Fett weg. Hinter all dem steckt die Absicht, die Bedeutung des freien, unabhängigen Geistes zu betonen. Dabei helfen nicht zuletzt die dankbaren Improvisationsteile der Chorpartie, für die bei der Uraufführung der mobile „Ausdruckschor“ Tarantella zuständig war. Uraufführung // 27.9.1998, Helsinki, Finnland. Finnische Kammeroper in Zusammenarbeit mit dem Musikinstitut Helsinki Mitte. Mit Ausdruckschor Tarantella des Musikinstituts Helsinki Mitte. Regie: Janne Lehmusvuori.

EKAT OOPPERAT (2007)

Die ersten Opern

DVD mit fünf Animationsopern Das Gemeinschaftswerk der Nationaloper, der Sibelius-Akademie, des Kulturausschusses Süd-Savo, des Kunstmuseums Mikkeli und Schülern der Region Mikkeli besteht aus fünf jeweils fünf Minuten dauernden Animationsopern und ist ein übermütiger Volltreffer. Der entwaffnende Naivismus der Texte, Zeichnungen und Wachs-Animationen der Kinder haben hervorragende Ausgangspunkte für diese Reihe von Miniopern gebildet. Kompositionsschüler der Sibelius-Akademie haben die Herausforderung mit eigenen, postseriellen Mitteln angenommen.

Die klaren Vokalteile für einige Sänger und das farbige Kammerorchestergewebe bringen eine witzige Miniaturdramaturgie hervor. In Jarkko Hartikainens (geb. 1981) Aurinko ja kuu (Sonne und Mond) kommt die weise Eule sofort darauf, wer heller leuchtet, die Sonne oder der Mond. Ari Romppanens (geb. 1974) Lehmä karkaa (Eine Kuh haut ab) endet glücklich mittels eines Vokalteils, der aus den Vieh-Kommandos („brrr“) der Bäuerin aufgebaut ist. Adam Világis (geb. 1977) Kalastaja, joka rikkoi toisten verkot (Der Fischer, der die Netze der anderen kaputt machte) entwickelt sich bis zur Bestrafung des Bösen mit einem chromatischen Feld als Leitmotiv, das kling wie ein zerreißendes Netz. In Kimmo Kuokkalas (geb. 1973) Geenimanipuloidun omenan aaria (Die Arie des genmanipulierten Apfels) entsteht das freche Model Big Apple mit Hilfe von ringmodulierten Tonbrüchen. Matti Laihos (geb. 1979) Lehmä ja pilvi (Die Kuh und die Wolke) greift mit einem dünnen Gewebe nach dem ewigem Problem, wie eine Kuh fliegen könnte. Die ein oder andere knurrende Opernstimme könnte den Kleinsten der Familie beim Anschauen der Animation durchaus Angst einjagen, bei der Bühnenfassung jedoch ist heitere Begeisterung garantiert.

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Die erste Fernsehausstrahlung der DVD ist außergewöhnlich. Dank der Vermittlung durch Fimic interessiert sich als erstes ein TV-Sender in Indien dafür.

Nuuttila, Jyrki Ijäs, Petteri Oksanen (Chor der Kühe). Animation: Schüler der Schule Suonsalmi. Regie: Reetta Neittaanmäki und Karoliina Leisti.

Aufnahme (DVD) // Ekat Oopperat (Die ersten Opern, 2007). Mit Sänger der Finnischen Nationaloper und Sinfonieorchester Vivo. Musikalische Leitung: Kari Tikka. Dauer: 24 Minuten. Erste öffentliche Aufführung: 12.7.2007, Pieksämäki, Finnland. Erste Fernsehausstrahlung: 4.10.2007, Doordarshan, India’s National TV Channel, Indien.

ADAM VILAGI

JARKKO HARTIKAINEN

Aurinko ja kuu (2006) Sonne und Mond Animationsoper Sopran, Tenor, Bass, Orchester (1111 1110 01 0, piano, str. 33221) Libretto: Schüler der Schule Suonsalmi unter Leitung von Susanna Kolehmainen (in Finnisch) Dauer: 4 Minuten Vermittlung: Fimic Auftragswerk der Finnischen Nationaloper Aufnahme // Anu Hostikka (Sopran, Mond), Veli-Pekka Väisänen (Bass, Sonne), Juha Riihimäki (Tenor, Eule). Animation: Schüler der Schule Toroppala. Regie: Reetta Neittaanmäki und Karoliina Leisti.

ARI ROMPPANEN

Lehmä karkaa (2006) Eine Kuh haut ab Miniaturoper mit Animation Sopran, Bass, 2 Alt, 2 Tenöre, Orchester (1111 1110 01 0, str.) Libretto: Schüler der Schule Suonsalmi unter der Leitung von Susanna Kolehmainen (in Finnisch) Dauer: 5 Minuten Vermittlung: Fimic Auftragswerk der Finnischen Nationaloper

Kalastaja, joka rikkoi toisten verkot (2006) Der Fischer, der die Netze der anderen kaputt machte Kinderoper 3 Solisten (treble, tenor, bass), Chor (SA), Orchester (1111 1110 01 0 str. 33221) Libretto: Schüler der Schule Suonsalmi unter Anleitung von Susanna Kolehmainen (in Finnisch) Dauer: 5 Minuten Vermittlung: Fimic Auftragswerk der Finnischen Nationaloper Aufnahme // Heli Närhi (Fischerjunge), Juha Riihimäki (Bauer), Petri Pussila (Alter Fischer), Leena Liimatainen, Mervi Rautiainen, Minna-Sisko Mutanen, Sirpa Nuuttila (Chor). Animation: Schüler der Schule Parkumäki. Regie: Antonia Ringbom und Karoliina Leisti.

Kimmo KUOKKALA

Geenimanipuloidun omenan aaria (2006) Die Arie des genmanipulierten Apfels Tenorsolist, 4 Tenöre, digitale Tonspur und Kammerorchester (0111 0110 02 pno str. 3321) Libretto: Schüler der Schule Hokka unter der Leitung von Susanna Kolehmainen (in Finnisch) Dauer: 4 Minuten Vermittlung: Fimic Auftragswerk der Finnischen Nationaloper Aufnahme // Juha Riihimäki (Genmanipulierter Apfel), Petri Myllymäki, Jyrki Torppa, Jyrki Ijäs, Petteri Oksanen (Chor). Animation: Schüler der Schule Hokka. Regie: Antonia Ringbom und Karoliina Leisti.

Aufnahme // Anu Hostikka (Bäuerin), Petri Pussila (Bauer), Minna-Sisko Mutanen, Sirpa

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MATTI LAIHO

Lehm채 ja pilvi (2006) Die Kuh und die Wolke Animationsoper Sopran, Alt, Kammerorchester Libretto: Sch체ler der Schule Peitsari unter Leitung von Susanna Kolehmainen (in Finnisch) Dauer: 6 Minuten Aufnahme // Minna-Sisko Mutanen (Kuh), Anu Hostikka (Wolke). Animation: Sch체ler der Schule Peitsari. Regie: Antonia Ringbom und Karoliina Leisti.

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