Das Magazin für Finanzplanung
FINANCIAL PLANNING 03.2019 | 6,00 E
Mitgliederzeitschrift der Vereine NFP, NFEP und DVVS
Finanzplanung – quo vadis? Zwei CFP ® über die Zukunft der Finanzplanung
Einprägsame Metaphern für Finanzplaner: Wie Ihre Botschaft hängen bleibt
Der Indiana Jones der Geldanlage
I M P R ES S U M
Herausgeber/Verleger IFNP Institut für Finanz- und Nachfolgeplanung GmbH Ebereschenallee 7 14050 Berlin Chefredakteur Thomas Abel, CFP®, CFEP® editor@financialplanningmagazin.de Autoren Marcel Ryers Sven Putfarken Frank Hansen Stephanie Bogan Ronald Sier Meghaan R. Lurtz Dr. Martin Lück Hans-Jörg Naumer Pawel Blusz Andreas Maage Matthias Pendl Marco Richter Christoph Leichtweiß Axel Krohne Monika Müller Peter Peterburs
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Redaktionsanschrift IFNP Institut für Finanz- und Nachfolgeplanung GmbH Ebereschenallee 7 14050 Berlin Telefon: +49 30 98 53 54 83 Fax: +49 3212 12 07 854 E-Mail kontakt@financialplanningmagazin.de Anzeigen anzeigen@financialplanningmagazin.de Layout | Grafik Susanne Pobbig www.susannepobbig.de Druck SAXOPRINT GmbH Abonnement Sie möchten die kommenden Ausgaben des FINA NCIAL PLA NNING Magazins bestellen? 4 Hefte/Jahr, Preis 20 Euro inkl. MwSt. Mehr dazu unter: www.financialplanningmagazin.de/abo ISSN (Print) 2626-9465 ISSN (Online) 2626-9503
Das FINA NCIAL PLA NNING Magazin ist die Mitgliederzeitschrift der Finanzplanervereine network financial planner e.V. (nfp) und Netzwerk der Finanz- und Erbschaftsplaner e.V. (nfep). Bildquellen www.depositphotos.com Risikohinweis Die im FINANCIAL PLANNING Magazin (FPM) enthaltenen Angaben und Mitteilungen sind ausschließlich zur Information bestimmt. Keine der im FPM enthaltenen Informationen begründet ein Angebot zum Verkauf oder die Werbung von Angeboten zum Kauf eines Anlageproduktes. Die IFNP Institut für Finanz- und Nachfolgeplanung GmbH haftet nicht für Schäden aufgrund von Handlungen, die ausgehend von den im FPM enthaltenen Informationen vorgenommen werden. Nachdruck/Vervielfältigung ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Redak tion gestattet.
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Stiegeler gewählt. Mit 1.616 Mitgliedern per 31.12.2018 hält sich die Mitgliederzahl auf stabilem Niveau im Vergleich zu den Vorjahren. Die angestrebte Fusion mit dem VEPD e.V. lässt weiter auf sich warten und eine vom Vorstand vorgeschlagene Beitragserhöhung fand nicht die Mehrheit der Stimmen. Man darf auf die weitere Entwicklung des Verbands in den kommenden Jahren gespannt sein, sind doch aktuell nur wenige angehende Finanzplaner in der Ausbildung und der Altersdurchschnitt der aktuellen Zertifikateträger liegt bereits bei circa 49 Jahren.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, werte Leserinnen und Leser, ein heißer Sommer liegt hinter uns, mit neuen Hitzerekorden in Deutschland und neuen Höchstständen bei einigen internationalen Aktienindizes. Auch das FINANCIAL PLANNING Magazin erlebt ein neues Hoch, denn es konnte der Deutsche Verband vermögensberatender Steuerberater e.V. (DVVS) als neuer Verband gewonnen werden, der das Magazin für seine Mitglieder zur Verfügung stellen wird – beginnend mit dieser Ausgabe.
Der Herbst ist die Zeit der Veranstaltungen. Gerade auch im Bereich der Finanzplanung findet man ein vielfältiges und umfangreiches Angebot an interessanten Fachveranstaltungen an vielen StandorThomas Abel, CFP®, CFEP® ten der Republik. Einen Überblick darüber Chefredakteur finden Sie in unserem Veranstaltungskalender. Aus meiner Sicht ist das 15. Financial Planner Forum „Finanzberatung/Finanzplanung – Quo vadis?“ lautet das Ende November in Berlin nicht nur aufgrund des kleinen JubiSchwerpunktthema dieser Ausgabe. Haben „herkömmliche“ läums ein Highlight. Berater im Zeitalter von überbordender Regulierung und Technisierung der Anlage- und Beratungsprozesse überhaupt noch Ich wünsche Ihnen wie immer viel Spaß bei der Lektüre des eine Chance? Die Artikel von Marko Richter und Christoph Magazins und einen erfolgreichen Herbst. Verbleiben möchte Leichtweiß (beide CFP®) beschäftigen sich mit diesem Aspekt. ich heute mit einem Zitat von Henry Ford: Der DVVS ist ein Service- und Kompetenzzentrum für Steuerberater, die ihren Mandanten Vermögensgestaltungsberatung anbieten. Seit März 2006 vertritt der DVVS auf diesem Fachgebiet die Angehörigen der rechts- und steuerberatenden Berufe in Deutschland.
In unserer Rubrik „Finanzplaner im Interview“ stellten wir dieses Mal Andreas Maage unsere Fragen. Er kann durchaus als Urgestein der Finanzplanung in Deutschland bezeichnet werden und gab uns interessante Einblicke in sein umfangreiches Tätigkeitsfeld. Die Mitgliederversammlung des FPSB Deutschland im Juni verlief weitestgehend ohne größere Aufregungen und war in Rekordzeit beendet. Als neue Vorstände wurden Iris Hoschützky (die erste Frau seit 22 Jahren Verbandsbestehen) und Arndt
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„Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“
Herzliche Grüße
Thomas Abel
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Impressum
Editorial Von Thomas Abel
FI N A N CIA L P L A N N I N G | V E R B Ä N D E N E W S & FAC T S
Netzwerk der Finanz- und Erbschaftsplaner e.V. network financial planner e.V. Deutscher Verband vermögensberatender Steuerberater e.V.
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Wechseln Sie zu einer strategischen Denkweise mit diesen sechs Schritten Von Stephanie Bogan
Einprägsame Metaphern für Finanzplaner: Wie Ihre Botschaft hängen bleibt Von Ronald Sier
Risikokompetenz – eine neue und doch alte Maßeinheit Von Meghaan R. Lurtz
KO LU M N E
Europa: Phönix aus der Asche? Von Dr. Martin Lück
Künstliche Intelligenz: Teil unseres Alltags, Treiber unserer Zukunft Von Hans-Jörg Naumer
R E C H T | R EG U LI E R U N G | A N A LYS E
Familienverbrauchsstiftung als Gestaltungsmittel in der Nachfolgeplanung Interview mit Pawel Blusz
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Finanzplaner im Interview Mit Andreas Maage
F Ö R D E R M ITG LI E D E R S T E L L E N SI C H VO R
Die Standard Life – Fördermitglied im network financial planner e.V.
Q U O VA D IS
Fondspolicen: Flexible Produkte für eine umfassende Ruhestandsplanung Von Matthias Pendl
Finanzplanung, quo vadis? Von Marco Richter
Finanzplanung – quo vadis? Von Christoph Leichtweiß
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I N V ES T M E N T | A LT E R N AT IV ES
Der Indiana Jones der Geldanlage Interview mit Axel Krohne
V E R A N S TA LT U N G E N
Rückblick auf den Hamburger Finanzplanertag Von Sven Putfarken
„nfp goes Sofia“ Von Sven Putfarken
Mit (Selbst-)Vertrauen und Zuversicht beim Kunden punkten Von Monika Müller
Am Puls der Zeit: Jupiter-Investmentkonferenz „Meet the Manager“ in London Von Peter Peterburs
Veranstaltungskalender
Events & Webinare
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Aktuelles vom Netzwerk der Finanz- und Erbschaftsplaner e.V.
Liebe Leserinnen und Leser, am 02. Oktober ist es soweit. Der bereits dritte World Finan cial Planning Day findet weltweit statt. Diesen Tag nutzen Mitgliederverbände von Finanzplanern, um das Thema „Financial Planning“ bekannter zu machen. Auch der NFEP e.V. wird in diesem Jahr mit einigen Aktionen dabei sein. So haben wir bereits erste Zusagen von Zeitungen, die in Presseartikeln „Financial Planning“ näher beleuchten werden und freuen uns darauf, in verschiedenen Institutionen Vorträge zu diesem Thema zu halten. Jeder CFP® oder CFEP® sollte den 02. Oktober nutzen, um mit Selbstvertrauen und eigener Überzeugung seine Kunden für die Finanzplanung zu gewinnen. Auch eine Aufklärung über die sogenannte 4-E-Regel des FPSB Deutschland (Ethics, Education, Examination, Experience) kann mit Sicherheit nicht schaden. Leider stehen wir Finanzplaner viel zu selten für unseren Verband, den Financial Planning Standards Board Deutschland e.V., und die gemeinsamen Ziele ein. Die Zertifizierung zum CFP®
ist in den letzten Jahren zu einem reinen Karrierehelfer degradiert worden. Dies zeigt sich auch an den Anwesenheitszahlen auf der jährlichen Mitgliederversammlung. Diese wird leider schon seit Jahren immer von denselben 25 bis 30 Mitgliedern besucht. Neue Gesichter sind hier Mangelware. Also, lassen Sie sich nicht aufhalten und nutzen Sie den 02. Oktober, um sich als CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® zu positionieren.
Marcel Reyers 1. Vorsitzender vom Netzwerk der Finanz- und Erbschaftsplaner e.V.
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Neues vom network financial planner e.V.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, werte Mitglieder, die Sommerferien liegen hinter und das Münchener Oktoberfest vor uns, klare Anzeichen für den Spätsommer und auch dafür, dass die Sommerpause ihr Ende findet. Eingeläutet wird dieses Ende mit Roundtables ab Ende August und dem ersten Finanzplanertag in Köln am 06.09.2019 – auf beides freuen wir uns schon heute sehr. Weniger erfreuliche Nachrichten werden diejenigen von Ihnen mit einer 34f-Zulassung gelesen haben: Wie aus einem Eckpunktpapier der Bundesregierung hervorgeht, soll die komplette Registrierung und Überwachung durch die BaFin (und nicht mehr durch die IHK oder Gewerbeämter) noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden. Wahrscheinlich – und wohlwissend nicht wiedergewählt zu werden – arbeitet die Bundesregierung diese Punkte aus dem Koalitionsvertrag schrittweise ab. Da die FinVermV mit überarbeiteten Inhalten ja auch kommen wird, darf sich auf weiteren bürokratischen Aufwand gefreut werden – als wären IDD, MiFID II und die WoKRi in den letzten Jahren nicht genug gewesen. Genug haben die Iraner anscheinend von Donald Trump, spitzt sich die Krise doch recht unschön zu. Auch der Euroraum konnte mit Boris Johnson seine Krise nicht abwenden. Wird es dann doch der von ihm favorisierte harte Brexit oder kehrt er an den Verhandlungstisch zurück? Diese und viele andere Themen werden auf unseren Abendveranstaltungen und Finanzplanertagen mit Sicherheit noch tiefer beleuchtet werden. Wir freuen uns sehr darüber, dass Sie immer wieder gern an unseren Treffen teilnehmen und es bereitet uns eine enorme Freude, das bundesweit größte Netzwerk für Finanzplanung weiter wachsen und „netzwerken“ zu sehen.
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Das Netzwerken hat auch auf dem 5. Hamburger Finanzplanertag hervorragend funktioniert, wurde doch mit 95 Teilnehmern ein neuer Rekord erreicht. Einen Bericht dazu lesen Sie gern auf Seite 36. Die geplanten Termine für die Abendveranstaltungen, Finanzplanertage sowie natürlich für das Financial Planner Forum in Berlin können Sie dem Veranstaltungskalender des Magazins entnehmen. Natürlich finden Sie diese aber auch in unseren Newslettern und auf www.nfpb.de und www.ifnp.de. Haben Sie sich die neue Vereinshomepage eigentlich schon angesehen? Schauen Sie mal vorbei – es lohnt sich und wir freuen uns auf Ihr Feedback! Gern können Sie sich dort auch gleich für unsere nächsten Veranstaltungen anmelden und sich die attraktiven Frühbucherkonditionen sichern. Bleiben Sie uns gewogen und aktiv dabei, wir freuen uns sehr darauf, Sie vor Ort in Berlin, Hamburg, Stuttgart, München, und unseren neuen Standorten Leipzig und Köln begrüßen zu dürfen.
Sven Putfarken im Namen des Vorstands des network financial planner e.V.
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Aktuelles vom Deutschen Verband der vermögensberatenden Steuerberater e.V.
Liebe Leserinnen und Leser, sagte ein Mandant richtigerweise: „Für einen Unternehmer ist das keine Kür, sondern absolutes Pflichtprogramm.“ Und alle, die das Thema erledigt haben, erzählen von dem guten Gefühl, es endlich von der To-do-Liste streichen zu können. Auch hier hat der DVVS eine schlanke Lösung erarbeitet, die markenrechtlich geschützt ist und zur Verfügung gestellt werden kann.
„Wer sonst kennt die Vermögenssituation so gut wie mein Steuerberater?“ Regelmäßige Umfragen bestätigen immer wieder das hohe Vertrauen, das Mandanten ihrem Steuerberater in Vermögensfragen entgegenbringen. Dies gilt nicht nur bei der Unternehmensnachfolge – hier geht es oft um den größten Vermögensgegenstand in der entsprechenden Bilanz der Mandanten –, sondern auch in Fragen der Erbschaftsteuer, der Ruhestandsplanung, bei Immobilieninvestitionen oder der eigenen Geschäftsführerversorgung. Doch: Wie passt das alles zusammen? Vor diesem Hintergrund hat sich vor etwa 15 Jahren in Berlin der Deutsche Verband vermögensberatender Steuerberater e. V., der DVVS, gegründet. Bundesweit verfolgen heute mehr als 80 dem Verband angeschlossene Kanzleien das Ziel der Förderung einer unabhängigen Finanz- und Vermögensberatung.
Frank Hansen, Vorstandsvorsitzender DVVS, Dipl.-Betriebswirt LL. M., Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Fachberater für Unternehmensnachfolge (DStV e. V.)
Während Steuerkanzleien oft als Erfüllungsgehilfen des Finanzamts gesehen werden (bezüglich des Erstellens von Steuererklärungen), wird bei der Vermögensberatung der Blick nach vorn gelenkt, wobei es um Fragen wie die folgenden geht: Wie entwickelt sich das Vermögen? Ist auch langfristig jederzeit ausreichend Liquidität gegeben? Welche konkreten Handlungsempfehlungen kann mir mein „Steuerberaterlotse“ auf meinem Kurs geben, damit ich nicht strande oder auf ein Riff auflaufe? Hier ist Spezialwissen in der Tiefe gefragt. Zu diesem Zweck werden in Hamburg und Dreieich bei Frankfurt am Main regelmäßig Workshops mit externen Experten veranstaltet, zu denen auch Finanzplaner und Fachanwälte als Gäste oder Referenten eingeladen werden. So ist über die Jahre ein dichtes Expertennetzwerk entstanden, in dem auch Spezialfragen über einen kurzen Draht erörtert und häufig Best-Practice-Anwendungen für den täglichen Einsatz entwickelt werden. Ein häufig ungeliebtes Thema ist der Notfallordner. Aber wie
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In den vergangenen Jahren stand häufig das Thema der Geschäftsführerversorgung auf der Agenda, denn die sinkenden Zinsen führten zu gewissermaßen explodierenden Rückstellungen in der Handelsbilanz. Auch hierzu wurden im Expertengremium praktikable Lösungsansätze erarbeitet, die sich rechtssicher umsetzen lassen.
Generell steht auch das Thema der betrieblichen Altersversorgung beim DVVS auf der Agenda, und das nicht erst seit der Novelle des Betriebsrentengesetzes. Schon vorher wurden in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Bildungsinstituten Fachberater für betriebliche Altersversorgung aus- und fortgebildet. Dies gilt auch für Fachberater für Vermögensgestaltung und für die Immobilienwirtschaft. Auch das Programm des 18. Workshops – im September 2019 – zeigt, welchen konkreten Nutzen die Mitglieder und Gäste aus den umsetzungsfähigen Konzepten ziehen können. Mehr dazu hier: www.vermoegensberatende-steuerberater.de Ein Hinweis zum Schluss: Beim DVVS geht es um die Gestaltungsberatung zum Nutzen der Mandantenvermögen. Für die Umsetzung der Beratungsergebnisse sind fachlich kompetente und ehrbare Finanzdienstleister gefragt, die die Beratungsergebnisse eins zu eins in die Produktwelt übertragen können und wollen. Dabei zahlt der Mandant das vereinbarte Honorar für die Beratung durch eines unserer Mitglieder und für die Umsetzung das Honorar oder die Provision an den Finanzdienstleister.
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Wechseln Sie zu einer strategischen Denkweise mit diesen sechs Schritten Von Stephanie Bogan
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aben Sie jemals das Gefühl, dass Sie auf einem Laufband sind und so hart wie möglich arbeiten, nur um Schritt zu halten? Vielleicht sind Sie bei einer erfolgreichen Firma, aber Sie kämpfen darum, auf die nächste Stufe vorzudringen oder Ihre Zeit und Freiheit zurückzugewinnen. Vielleicht gehören Sie zu einer wachsenden Gruppe erfahrener Berater, die noch nicht bereit sind, in den Ruhestand zu gehen, sich aber mit der Routine langweilen, und fragen sich, wie Sie Ihren Enthusiasmus zurückgewinnen oder neue Abenteuer erleben können. Oder vielleicht sind Sie ein jüngerer Berater, der den besten und schnellsten Weg zu mehr Erfolg sucht. Wenn eine dieser Situationen vertraut klingt, kann es scheinen, als sei Ihre Vision unerreichbar. Die Neurowissenschaften zeigen uns inzwischen, dass Erfolg zu 80 Prozent Einstellung und zu 20 Prozent Methode ist. Daher ist die Beherrschung Ihrer Einstellung der wichtigste Schritt, den Sie setzen können, um eine größere, bessere Zukunft für Ihr Geschäft und Ihr Leben zu schaffen. Eine strategische Denkweise bedeutet, dass Sie eine Vision für Ihr Geschäft haben, die über die Ziele dieses Kalenderjahres hinausgeht – Sie können sich vorstellen, wie Ihr Geschäft in Ihrer nächsten Erfolgsphase aussehen soll. Sie setzen klare strategische Prioritäten, die breitere Ziele vorantreiben, die sofortige Auswirkungen auf das Geschäft haben und Fortschritte bei der Erreichung dieser langfristigen Ziele ermöglichen. Folgen Sie dem hier vorgestellten sechsstufigen Prozess, um eine strategischere Denkweise in Ihren strategischen Planungs-
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prozess einzubringen. Der entscheidende Punkt ist, die Zeit auf 10 Minuten pro Schritt zu begrenzen, um sich nicht in Gedankengängen zu verlieren und sicherzustellen, dass Sie sich auf die Punkte konzentrieren, die am wichtigsten sind. Beantworten Sie die Fragen schnell, ohne dass sich Angst, Unsicherheit und Zweifel einschleichen, denn das sind die heimlichen Stolpersteine, denen Sie auf dem Weg zu mehr Erfolg begegnen. Schritt 1: Wie soll mein Geschäft wirklich aussehen? Schreiben Sie in 10 Minuten eine Antwort auf diese Frage in ein oder zwei Sätzen auf. Seien Sie spezifisch, aber nicht zu detailliert. Zum Beispiel: – Den Umsatz über drei Jahre hinweg um 50 Prozent steigern und die Urlaubszeit auf drei Monate pro Jahr erhöhen. – Nur ideale Kunden zu Honoraren bedienen und gleichzeitig die Rentabilität über drei Jahre auf 35 Prozent steigern. – Das Geschäft so aufstellen, dass es zu 50 Prozent ohne mich läuft, und erfolgreich alle außer die handverlesenen Kunden an das Team abgeben. – Innerhalb der nächsten fünf Jahre erfolgreich einen Nachfolger finden und an diesen übergeben. – Meine Praxis auf 500.000 Dollar mit nur einem Mitarbeiter und einer Sommerpause aufbauen. Mit dieser Aussage haben Sie jetzt eine Vision oder ein inspirierendes Ziel, das Ihnen als Leuchtturm auf Ihrem weiteren Weg dient. Diese Erklärung sollte dort aufgehängt werden, wo Sie sie jeden Tag häufig sehen können, als erster Punkt in Ihren Teambesprechungen behandelt werden und im Mittelpunkt Ih-
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rer vierteljährlichen Geschäftsberichte stehen. Schritt 2: Erstellen Sie Ihren Business Blueprint In diesem Schritt verbringen Sie 10 Minuten damit, Ihren Wunschzustand für die wichtigsten strategischen Entscheidungen, die Ihr Unternehmen definieren, aufzuschreiben, einschließlich: – Für wen wollen Sie arbeiten – Die Dienstleistungen, die Sie anbieten werden – Die Gebühren, die Sie berechnen werden – Das Team/Mitarbeitermodell, das Sie unterstützen wird – Die finanziellen Ergebnisse, die Sie erzielen werden – Die Arbeit, die Sie tun werden/Rolle, die Sie spielen werden – Ihre Lifestyle-Ziele Die obige Liste bietet Ihnen einen prägnanten Plan, von dem aus Sie Ihre geplante Zukunft aufbauen können. Mit dieser Klarheit können Sie nun Ihre Aufmerksamkeit darauf richten, wie Sie diese Vision erreichen werden. Schritt 3: Legen Sie Ihre Ziele und Prioritäten fest Überprüfen Sie nun Ihre Vision und Ihre Business Blueprint-Kriterien und schließen Sie die Augen. Visualisieren Sie für einige Augenblicke das Unternehmen in diesem idealen Zustand. Stellen Sie sich vor, wie großartig es sich anfühlt, wie es aussieht, stellen Sie sich vor, wie es funktioniert, und erinnern Sie sich daran, dass diese Vision einfach nur darauf wartet, dass Sie die notwendigen Veränderungen vornehmen, um sie Wirklichkeit werden zu lassen. Stellen Sie sich nun die folgende Frage und schreiben Sie die ersten drei bis fünf Dinge auf, die Ihnen in den Sinn kommen, ohne sie zu hinterfragen oder zu beurteilen: Welche Dinge muss ich tun oder lösen, um meine Vision zu erreichen? Diese Liste stellt Ihre bereits vorhandenen Ideen zur Erreichung Ihrer Ziele dar. Viele der Antworten, die wir brauchen, schwimmen in unserem Unterbewusstsein; wir müssen uns nur die Erlaubnis geben, sie herauszulassen. Sie können sie später untersuchen und auswerten – das Ziel ist es, einige Maßnahmen auf Ihr Papier zu bringen.
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Wenn Ihr Ziel beispielsweise darin besteht, den Umsatz über drei Jahre hinweg um 50 Prozent zu steigern und gleichzeitig Ihren Urlaub auf drei Monate pro Jahr zu erhöhen, könnten Ihre fünf wichtigsten Handlungsziele in etwa so aussehen: – Einen erstklassigen Nachwuchsplaner einstellen und schulen, um meine Zeit zu nutzen und mich auf umsatzproduzierende Aktivitäten zu konzentrieren. – Meinen Kalender neu ordnen, um meine Zeit freizuhalten und Kundengespräche jedes Quartal in Gruppen zu organisieren. – Mein Kundenservicemodell neu definieren, um die für jedes Kundensegment erbrachten Dienstleistungen zu definieren und ein systematisiertes Servicemodell zu erstellen, das es uns ermöglicht, effizient eine persönliche Erfahrung anzubieten. – Nur mit profitablen Kundenbeziehungen arbeiten und diese beibehalten. – Eine Gebührenerhöhung für Neukunden implementieren und alle Kunden innerhalb von drei Jahren in die Gewinnzone bringen (durch Gebührenerhöhung, Verschiebung des Dienstleistungsmodells oder Abgabe an andere). In 10 Minuten haben Sie einen klaren Überblick über Ihre Prioritäten und einige stichhaltige Ideen, wie Sie dies umsetzen können. Schritt 4: Erstellen Sie ein Prioritäten-Script (zur Festlegung von Maßnahmen) Zeichnen Sie als Nächstes auf einem Blatt Papier die vier Quartale des Jahres für die Anzahl der Jahre, für die Sie planen. Wenn Sie eine dreijährige Vision haben, haben Sie 12 Viertel in Ihrem Script. Wählen Sie nun die Priorität mit dem größten Wirkungspotential und ordnen Sie sie dem ersten Quartal oder den ersten Quartalen zu, je nach Zeitaufwand. Im Idealfall vergeben Sie nur eine Priorität pro Quartal, da die Konzentration Ihrer Energie und Aufmerksamkeit für eine erfolgreiche Umsetzung unerlässlich ist. Wiederholen Sie diesen Vorgang, bis alle Prioritäten einem Quartal zugeordnet sind.
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Geben Sie unter jeder Priorität die ersten paar Maßnahmen an, die Sie ergreifen werden. Sie müssen nicht für jede einzelne einen detaillierten Plan erstellen, sondern einfach die ersten Schritte erfassen, damit Sie anfangen können und eine Dynamik erzeugen können. Anhand unseres Beispiels könnten Sie „Einen erstklassigen Nachwuchsplaner einstellen“ im ersten Quartal platzieren, mit drei wichtigen Teilaktionen wie: (1) Stellenbeschreibung erstellen; (2) virtuelle Planer-Ressourcen finden; und (3) Vergütungspaket zusammenstellen. Ordnen Sie dann jeder Aktion ein Fälligkeitsdatum zu, um eine Verbindlichkeit zu schaffen. Was hier am wichtigsten ist, ist, dass Sie den ersten Schritt zur Umsetzung machen, denn das bedeutet, dass Sie Ihre Energie in Richtung Ihrer Ziele konzentrieren. Die Aufrechterhaltung dieser Dynamik ist entscheidend für Ihren Erfolg. Schritt 5: Messen und verwalten Sie Ihren Fortschritt Ihr nächster Schritt ist die Messung und Steuerung Ihres Fortschritts. Dies kann effizient und effektiv mit einem vierteljährlichen strategischen Geschäftsbericht und einem taktischeren monatlichen Bericht erfolgen, um den Fortschritt zu bewerten. Zusätzlich zu den Fortschrittsberichten empfehle ich Planern dringend, ein Performance-Benchmarking durchzuführen, um klare und relevante Einblicke in die Ausrichtung ihres Handelns auf ihre Ziele zu erhalten. Dies ist ein Geschäftsprozess, bei dem das Unternehmen anhand wichtiger Benchmarks wie Umsatz pro Mitarbeiter, Gewinn pro Kunde, Produktivität pro Mitarbeiter und qualitativen Maßnahmen wie Urlaub oder Remote-Arbeit gemessen wird. Schritt 6: Überprüfung und Verstärkung In nur 50 Minuten haben Sie eine Vision und strategische Ziele festgelegt und klare Prioritäten gesetzt sowie einen Prozess etabliert, der Ihnen hilft, Ihre Ziele zu erreichen. Aber Ihre Arbeit ist noch nicht getan; hier Halt zu machen schränkt Ihre Fähigkeit ein, erfolgreich zu sein. Der nächste Schritt ist es, Ihre Visionen und Prioritäten in Ihre tägliche Arbeit zu integrieren. Verbringen Sie fünf Minuten zu Beginn des Tages damit, Ihre Vision und Ziele zu überprüfen. Eine Menge von neurowissen-
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schaftlichen Erkenntnissen zeigt, dass dies Ihr Gehirn trainiert, sich darauf zu konzentrieren, im Hintergrund auf eine wirkungsvolle Weise zu arbeiten, die zu Ihrem Erfolg beiträgt. Die tägliche Überprüfung verstärkt Ihre Vision im Unterbewusstsein und programmiert Ihr Gehirn darauf, dies als einen Plan zu akzeptieren (anstatt einer gewohnten täglichen Routine, in der Sie gefangen sind) und versetzt Ihr Gehirn buchstäblich in den Unterstützungsmodus, indem es Ihre Realität auf eine Weise neu gestaltet, die Ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen mit Ihrer Vision in Einklang bringt. Fazit Der hier skizzierte Prozess in sechs Schritten ist ein einfacher Weg, um mit der Schaffung der Veränderungen zu beginnen, die Sie in eine größere, bessere Zukunft führen werden. Natürlich gibt es zu Strategie und strategischer Planung viel mehr als diese einstündige Übung. Wenn Sie diese Übung jedoch einige Male praktizieren, werden Sie sehen, welche starken Auswirkungen sie haben kann. Wenn Sie eine strategische Denkweise annehmen, erhöhen Sie Ihr Bewusstsein, heben Ihren Kopf und verlassen das Laufband, das Sie im Status quo gefangen hält. Diesmal werden Sie aber mit einem neuen Gefühl von Klarheit und Selbstvertrauen losziehen – das ist genau das, was Sie brauchen, um die größere, bessere Zukunft zu schaffen, die Sie sich gerade vorgestellt haben. Dieser Artikel ist eine Adaptation aus dem FPA Coaches Corner Paper der Autorin „Strategic Planning for Success“. Lesen Sie mehr von Bogan und den anderen FPA-Coaches unter OneFPA.org/CoachesCorner. ❚
Stephanie Bogan, Gründerin von Educe Inc., ist eine Vordenkerin, Autorin, Sprecherin und Coach für führende Beratungsunternehmen und CEOs im Beratungsbereich. Sie ist auch die Gründerin des Gruppencoaching-Programms Limitless Adviser und arbeitet als Coach für die FPA Coaches Corner.
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Einprägsame Metaphern für Finanzplaner: Wie Ihre Botschaft hängen bleibt Von Ronald Sier
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ie Finanzplanung ist wie eine Jagd nach Antiquitäten. Da ist ein realer Wert, aber die Menschen haben es noch nicht erkannt.
her nicht gesehen haben, und sie helfen ihnen, die beste Entscheidung zu treffen. Indem Metaphern eine Idee in eine sehr anschauliche Sprache verpacken, helfen sie ihnen, diese wirklich zu erfassen. Sie helfen einem Kunden, sich bei einer Idee oder Entscheidung wohl zu fühlen.
Viele Kommunikationsmeister wie Einstein und Aristoteles haben die Macht der Metapher genutzt, um effektiv zu überzeugen und zu informieren.
Es ist, als würde man einen emotionalen Knopf drücken. Und das lässt den Kunden zu Ihnen zurückkommen.
Metaphern ermöglichen es Ihnen, Komplexes einfach und Kontroverses schmackhaft zu machen. Auf der anderen Seite machen Metaphern es möglich, dem scheinbar Alltäglichen eine außergewöhnliche Bedeutung zu verleihen.
Bei Weitem das Größte aber ist, wenn man versteht, die Metaphern zu gebrauchen. ~ Aristoteles Bei Finanzplanern hat die linke Gehirnhälfte oft von Natur aus das Sagen. Deshalb assoziieren sie Metaphern fast immer mit Poesie, Literatur und Kunst.
Ein Finanzplaner ist wie ein Fluglotse. Er führt Sie zu Ihrem Ziel und verhindert Probleme auf dem Weg.
Ronald Sier ist Financial Planner bei der Rabobank und seit 1999 in der F inanzbranche tätig. In seinem Blog www.seebeyondnumbers.com schreibt er regelmäßig zu aktuellen Themen der Branche.
Also mit eher schwammigen Vorstellungen. Das mag stimmen, aber es kann zu unserem Vorteil sein. Beachten Sie Folgendes: – Die Finanzplanung ist das Tor zum Erfolg – Finanzplaner sind wie Ärzte, die Probleme diagnostizieren und mit einem Finanzplan Abhilfe schaffen – Finanzplaner sind Architekten, die Vermögenstürme entwerfen und bauen Leider kann es auch umgekehrt funktionieren. Seit Madoff und Robert Allen Stanford nennen uns die Leute gerne Gebrauchtwagenhändler oder Pyramidenspieler ...
Ich höre schon, wie Sie denken: „Gib mir ein paar Metaphern, die ich benutzen kann.“ Aber so kinderleicht ist es auch wieder nicht. Dazu kommen wir gleich. Benutzen Sie die falsche Metapher?
Was die meisten Finanzplaner tun, ist zu versuchen, das Denken der Menschen mit Fakten aus unserem Geschäft zu beeinflussen. Wie z. B. Vermögensverwaltung, Nachlassplanung, Fee-Only, CFP oder anderes. Und wir schaffen Metaphern, die auf diesen Fakten basieren. Wie zum Beispiel: „Ruhestandsplanung ist ähnlich wie Gartenarbeit, man muss vorausplanen, früh anfangen und flexibel sein, wenn es nicht wie geplant läuft.“ Warum funktioniert das nicht? Weil es nicht kundenzentriert ist.
Was Metaphern tun Metaphern funktionieren sehr gut in Kundengesprächen.
Ausgangspunkt ist die Altersvorsorge. Eigentlich sollte aber die Wahrnehmung oder Emotion des Kunden der Ausgangspunkt sein.
Man landet damit praktisch einen Volltreffer. Das Erschaffen von Metaphern ist fast immer kundenzentriert, da der Ausgangspunkt die aktuelle Wahrnehmung des Kunden ist.
Ein weiterer Grund, warum es nicht funktioniert, ist, dass ein „Bedürfnis“ des Kunden angesprochen wird. Das ist auch nicht kundenzentriert.
Metaphern helfen Kunden, Möglichkeiten zu sehen, die sie vor-
Es gab nur eine Person auf der Welt, die ein Bedürfnis erschaf-
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fen konnte. Und das war Steve Jobs. Deshalb sollten Sie beim Erschaffen einer Metapher weder Fakten noch „Bedürfnisse des Kunden“ nutzen. Es ist so hoffnungslos, wie einem Teenager zu sagen, er soll sein Zimmer aufräumen. Heute haben Ihre Kunden mehr Möglichkeiten, als sie brauchen, und sie können die Dinge, die ihnen egal sind, einfach ignorieren. Wie die Merkmale Ihres Geschäfts. Es ist nicht mehr so einfach, das Denken der Menschen zu verändern und sie dazu zu bringen, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Deshalb wollen Sie Ihre Kunden nicht zum Nachdenken bringen.
Es ist so sinnlos wie ein Haken ohne Köder. Die Menschen sind es leid, darüber nachzudenken, wofür sie sich entscheiden sollen. Man muss jeden Tag so viele Entscheidungen treffen. Nutzen Sie die richtige Metapher? Bringen Sie die Kunden nicht zum Nachdenken. Sorgen Sie dafür, dass sie sich gut fühlen. Die Menschen wollen von Ihnen berührt werden. Sie wollen an das glauben, was Sie tun, und einen Grund haben, sich dafür zu interessieren. Sie müssen Ihnen diesen Grund nennen. Um zu ändern, wie sie sich fühlen. Nicht nur, was sie denken und tun. Erreichen Sie dies, indem Sie die Emotionen verkaufen. Nicht die Fakten. Stellen Sie sich einen Glückskeks vor. Ihr Service, Ihre Vermögensverwaltung und Ihre Finanzplanung sind der Keks. Die Geschichte, die Emotion und das Selbstbewusstsein, das Sie Ihrem Kunden geben – das ist das Glück. Verkaufen Sie nicht den Keks, sondern das Glück.
von Glück Sie beeinflussen wollen. Ist es Hoffnung, Kontrolle, Status, Unabhängigkeit, Anleitung, Erleichterung, Überraschung? Wissen Sie, welche Emotionen Sie Ihren Kunden verkaufen? Bevor Sie Metaphern verwenden, sollten Sie wissen, welche Emotionen für Ihre Kunden ansprechend sind. Damit Sie Metaphern erfinden können, die sich darauf beziehen. Hier sind einige Beispiele: – Wenn Sie Status verkaufen, kann die Metapher lauten: Unser Angebot ist das, was Nike für Sneaker ist – Wenn Sie Erleichterung verkaufen, kann die Metapher lauten: Unser Angebot ist wie Wasser in der Wüste – Wenn Sie Überraschung verkaufen, kann die Metapher lauten: Unser Service ist wie ein Sechser im Lotto
Wenn Sie Metaphern auf diese Weise benutzen, funktioniert das wie ein Magnet, der die Nadeln, die Sie wollen, aus dem allgemeinen Bevölkerungsheuhaufen herauszieht. Nun möchte ich Sie fragen: Eine Metapher, die ich kürzlich von einem Kollegen gehört habe, den ich sehr schätze, lautet: „Unsere Rolle ist es, der Pilot zu sein, und wir wählen die Flugbesatzung aus. Es ist Ihr Ziel (des Kunden). Wir können den Kurs korrigieren, aber wir können das Wetter nicht kontrollieren – es wird Turbulenzen geben. Unsere Rolle ist es nicht, Turbulenzen zu stoppen; unsere Rolle ist vielmehr, für Sie da zu sein, wenn es darum geht, sicherzustellen, dass Sie an Ihr Ziel kommen.“ Für welche Emotion wünschen Sie sich eine Finanzplanungsmetapher?
Es wird Auswirkungen haben wie ein Tsunami.
Geben wir der Finanzplanung eine echte Bedeutung,
Was verkaufen Sie?
Ronald Sier
Wenn Sie Glück verkaufen, ist es sehr wichtig, welche Aspekte
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Risikokompetenz – eine neue und doch alte Maßeinheit Von Meghaan R. Lurtz
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isikokompetenz ist ein neueres Konzept in Bezug auf die Finanzplanung, es hat aber eine lange Geschichte in den Verhaltenswissenschaften (d.h. in Verhaltensökonomie und Entscheidungswissenschaften). Das Folgende ist ein Beispiel (und eine lustige Geschichte) für Risikokompetenz, vom Wissenschaftler Dr. Gerd Gigerenzer aus seinem Buch „Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“ über seinen Freund, der Tierarzt ist, und einen örtlichen Landwirt:
„Vor einigen Jahren habe ich (der Tierarzt) eine Operation zur Korrektur eines verdrehten Magens bei einer Milchkuh durchgeführt. Wir wissen aus früheren Studien, dass etwa 85 Prozent der mit dieser Technik behandelten Kühe sich erholen und zur normalen Milchproduktion zurückkehren. Ben, der Besitzer der Farm, fragte, wie wahrscheinlich es ist, dass die Kuh nach der Operation ein Problem hat. Ich versuchte, es so auszudrücken, dass er sich damit identifizieren konnte, und sagte: Wenn wir dieses Verfahren bei 100 Kühen durchführen würden, erwarte ich, dass sich etwa 10 bis 15 Tiere innerhalb weniger Wochen nach der Untersuchung nicht vollständig erholen würden.‘ Er hielt einen Moment inne und sagte: ,Nun, das ist gut, denn ich habe nur 35 Kühe.‘“ Im Wesentlichen ist Risikokompetenz ein Maß für die Fähigkeit, Wahrscheinlichkeiten zu verstehen, nicht nur im Hinblick auf allgemeine Intelligenz oder die Fähigkeit, sie zu berechnen (d.h. mathematische Fähigkeiten), sondern auch für die Fähigkeit, die Risiken zu verstehen, die diese Wahrscheinlichkeiten tatsächlich bedeuten und wie riskant sie wirklich sind (oder nicht).
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Forscher verwenden Risikokompetenz als Maßstab, um zu verstehen, wie Personen im Alltag Entscheidungen angesichts von Risiken treffen ... oder im Grunde jede Entscheidung, die eine Person trifft! Was – wie das obige Beispiel veranschaulicht – viel schwieriger und verwirrender (und manchmal auch humorvoller) sein kann, als wir es uns vorstellen können. Der erste „Test“ oder ein Maß für Risikokompetenz wurde von Schwartz, Woloshin, Black und Welch entwickelt und als „Rechenfähigkeit“ bezeichnet. Der Begriff „Risikokompetenz“ und eine beliebte Prüfung, der Berlin Numeracy Test (entwickelt von Forschern des Max-Planck-Instituts in Berlin), wurde inzwischen von Cokely, Galesic, Shultz, Ghazal & Garcia-Retamero formalisiert und ist sehr einfach anzuwenden – er dauert weniger als zwei Minuten, und Berater können ihn hier sogar selbst ausprobieren! Der Kernpunkt von „Risikokompetenz“ ist, dass es nicht nur um mathematische Fähigkeiten oder allgemeine Intelligenz geht. Das bedeutet, dass man nicht ohne Weiteres annehmen kann, dass Kunden, die beispielsweise Ingenieure, Ärzte und Anwälte sind, eine hohe Risikokompetenz haben werden. Selbst Menschen, die über „überdurchschnittliche Intelligenz“ verfügen oder in einem „Mathe“-Job arbeiten, haben möglicherweise kein gutes intrinsisches Verständnis von Risikowahrscheinlichkeiten (wie in einem aktuellen TEDx-Vortrag von Dr. Gerd Gigerenzer über Risikokompetenz mit einigen lustigen und schockierenden Beispielen hervorgehoben). Während aber die Forscher die Risikotoleranz als ein festes Merkmal betrachten – das stabil und weitgehend unveränderlich ist – ist Risikokompetenz in der Praxis etwas, das verbessert
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werden kann. Tatsächlich helfen Finanzberater den Kunden oft schon dabei, Wahrscheinlichkeiten besser zu verstehen, indem sie mit ihnen zusammenarbeiten und sie darüber informieren, wie Finanzpläne erstellt und diskutiert werden. Mit anderen Worten, das Gehirn kann diese Wahrscheinlichkeiten mit ein wenig Hilfe bei der Darstellung und Diskussion besser verstehen, interpretieren und tatsächlich erfassen. Das ist wichtig, denn wenn dies wahr ist (und das ist es), ist es nicht mehr notwendig, den Kunden in Richtung besserer Ergebnisse zu „stupsen“. Stattdessen kann man ihm einfach beibringen, wie man die Risiken besser durchdenkt! Wie sich Risikokompetenz auf die finanzielle Entscheidungsfindung (und Gespräche) auswirkt Die Forschung zur Risikokompetenz wurde vor allem im Rahmen medizinischer Entscheidungen angewendet – zum Beispiel, wie Patienten eine Entscheidung darüber treffen, ob sie sich einer riskanten Prozedur unterziehen, die eine Heilungswahrscheinlichkeit von 90 %, aber eine Todeswahrscheinlichkeit von 10 % aufweist. Seit kurzem wird die Risikokompetenz aber auch zur Untersuchung finanzieller Entscheidungen genutzt. Die wenigen Studien, die durchgeführt wurden, helfen uns nicht nur zu verstehen, wie Menschen ihr Risiko verstehen, sondern auch, wie sie mit dem Risiko umgehen oder es durchdenken, und sogar wie sie wollen, dass das Risiko mit ihnen besprochen wird – was alles sehr wichtige Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Berater und Kunde hat! Zwei relativ aktuelle Studien (eine über Portfolioallokationen von Campara, Paraboni, da Costa, Saurin & Lopes sowie eine über Versicherungsentscheidungen von Petrova, van der Pligt & Garcia-Retamero) fanden zum Beispiel heraus, dass eine Person mit höherer Risikokompetenz wiederum weniger risikotolerant ist. Im Wesentlichen haben diejenigen, die über eine größere Risikokompetenz verfügen, die vorhandenen Risiken wirklich verstanden ... und weil sie die Risiken verstanden haben, haben sie die Entscheidung getroffen, das Risiko so weit wie möglich zu verringern. Andererseits ist es auch möglich, dass zumindest einige Personen, die von Natur aus dazu neigen, ihre Risiken zu überschätzen (z.B. besonders ängstliche
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Kunden), tatsächlich risikotoleranter werden, sobald sich ihre Risikokompetenz verbessert (und sie verstehen, dass das Risiko möglicherweise nicht so groß ist, wie sie befürchtet haben). Zumal die oben genannten Studien, die eine verminderte Risikotoleranz bei besserer Risikokompetenz festgestellt haben, mit Universitätsstudenten durchgeführt wurden, die aufgrund ihrer begrenzten Lebenserfahrung Risiken im Vergleich zu einem älteren Beratungskunden, der bereits mehrere Bärenmärkte erlebt und sich erholt hat, eher unterschätzen als überschätzen. Im Kern geht es jedoch einfach darum, dass die Verbesserung der Risikokompetenz die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Maßnahmen, die ein Kunde ergreift, mit seiner tatsächlichen Risikotoleranz übereinstimmen – d.h. er versteht die Risiken, die er eingeht, wirklich und fühlt sich mit ihnen wohl. Eine weitere wirklich interessante Erkenntnis aus der Überschneidung von Risikokompetenz-Forschung und Finanzplanung betrifft das Abwärtsrisiko und wie man Marktverluste mit Kunden erörtert. Eine Studie von Newall von 2016 zeigte, dass Einzelpersonen, die über eine geringe und sogar moderate Risikokompetenz verfügen (was, wie gesagt, selbst bei intelligenten und wohlhabenden Anlegern durchaus gängig ist), eher nicht verstehen, warum es tatsächlich einen Gewinn von mehr als 20 % braucht, um sich von einem Portfolioverlust von 20 % zu erholen. Darüber hinaus betrachtete Newall in einigen seiner Experimente auch die Rolle der Finanzkompetenz – nicht nur der Risikokompetenz – und konnte zeigen, dass Risikokompetenz und Finanzkompetenz zwar beide bedeutend waren, aber Risikokompetenz je nach Situation und Interpretation der Ergebnisse oft sogar wichtiger war. Die Begründung dafür lautete: Je mehr Risikokompetenz eine Person hat, desto mehr neigt diese Person auch dazu, über ein höheres Finanzwissen zu verfügen. In diesem Sinne schlägt Newall eine Reihe von Möglichkeiten vor, um Missverständnissen über das Abwärtsrisiko in der Zusammenarbeit mit Kunden entgegenzuwirken: – Wenn Sie eine Reihe von Prozentänderungen melden, ist es am besten, auch die einzelne aggregierte Wertänderung zu melden. Mit anderen Worten, Menschen sind nicht gut darin, die notwendige Multiplikation von zusammengesetzten Gewinnen oder Verlusten durchzuführen. Nehmen Sie Ihnen das Rechnen ab.
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– Erklären Sie den Menschen die Mathematik und bringen Sie sie dazu, langsamer zu denken. Als in Newalls Studie Einzelpersonen aufgefordert wurden, länger über die anstehende Frage nachzudenken, schnitten sie besser ab. In gewissem Zusammenhang mit Newalls Arbeit untersuchte eine weitere Studie von Galesic und Garcia-Retamero den Kommunikationsstil im Hinblick auf die Risikokompetenz. Ihre Studie zeigte, dass, zumindest was die Finanzierung betrifft, Einzelpersonen kollaborative Entscheidungen bevorzugten (und das unabhängig von ihrem Risikokompetenz-Score). Kollaborative Entscheidungsfindung ist, wenn die Entscheidung und die Inputs für die Entscheidungsfindung in einem Dialog zwischen einem Kunden und einem Berater diskutiert und berücksichtigt werden, im Gegensatz zu einer eher paternalistischen Entscheidungsstrategie, bei der dem Kunden nur von dem Berater gesagt wird, was er zu tun hat. Darüber hinaus war/ist dies ein auffälliger Befund, denn in anderen von Galesic und Garcia-Retamero getesteten Bereichen, wie z.B. der Gesundheit, ziehen es die Menschen tatsächlich vor, einfach gesagt zu bekommen, was sie tun sollen, statt die Optionen auf der Grundlage ihrer Risikokompetenz zu diskutieren (insbesondere, wenn sie ohnehin eine geringe Risikokompetenz haben). So war es überraschend zu sehen, dass die Menschen in Bezug auf Portfolios oder andere finanzielle Entscheidungen eine Diskussion wünschten, und zwar unabhängig von ihrer Risikokompetenz – sowohl die mit einer hohen als auch die mit einer niedrigen Risikokompetenz wollten beide mitentscheiden, was mit ihrem Geld passiert. Das ist bemerkenswert, weil in der Finanzplanung die „idealen“ Kunden typischerweise als Delegierende betrachtet werden (die einfach an jemanden delegieren wollen, der für sie handelt). Es stellt sich aber heraus, dass es in Wahrheit, zumindest wenn es um Geld geht, wahrscheinlich ist, dass selbst die Delegierenden die Entscheidung trotzdem durchsprechen wollen – auch wenn der Kunde, nachdem der Berater es erklärt hat, beschließt, die anschließende Implementierung an ihn zu delegieren. Wie und warum Risikokompetenz in einer Finanzplanungspraxis eingesetzt werden kann und sollte
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Während gründliche Fragebögen zur Risikobereitschaft zeitaufwendig sein können (zumindest wenn sie richtig durchgeführt werden!), ist das Hinzufügen einer Risikokompetenzbewertung einfach (z.B. der Berlin Numeracy Test, der weniger als zwei Minuten in Anspruch nehmen kann). Da diese allerdings unterschiedliche Aspekte des Risikoverhaltens messen, sollten Berater im Idealfall sowohl eine Risikokompetenzbewertung als auch einen Risikotoleranzfragebogen für ihre Kunden einsetzen. Risikokompetenzbewertungen sind wahrscheinlich besonders für Berater wichtig, die ein ökonometrisches Risikobewertungsinstrument verwenden, das ihnen verschiedene riskante Kompromisse zur Auswahl bietet, um sicherzustellen, dass der Investor die riskanten Kompromisse, die er bewertet und aus denen er wählt, wirklich versteht! Tatsächlich hat die jüngste Forschung gezeigt, dass diese Instrumente im Vergleich zu psychometrischen Messungen weniger nützlich sind, wenn es darum geht, das tatsächliche Kundenverhalten vorherzusagen. Der Grund dafür könnte mit der Risikokompetenz zusammenhängen (oder besser gesagt, einem Mangel an Risikokompetenz von mindestens einer Teilmenge der Kunden, die das Tool verwenden), die sie dazu veranlasst, die Frage entweder falsch zu verstehen, ihre Antwort nicht korrekt zu formulieren oder anderweitig „widersprüchliche“ Antworten auf mehrere Fragen zu geben (da sie nicht einmal die Risikokompetenz haben, um die Widersprüchlichkeit ihrer Antworten zu verstehen). Dazu kommen andere mögliche Verhaltensverzerrungen wie Framing (wenn einer Person zwei völlig gleiche Wahrscheinlichkeitsszenarien gegeben werden, ein Beispiel aber „negative Sprache“ verwendet, während das andere das Positive betont), was auch dazu führen kann, dass Menschen eine im Wesentlichen gleiche Frage auf verschiedene Weise beantworten! Noch wichtiger ist, dass selbst wenn Kunden bei ihrer Risikokompetenzbewertung nicht gut abschneiden, dies immer noch eine unglaublich wertvolle Information darstellt, da der Berater jetzt weiß, dass seine Kunden das Risiko, von dem sie sagen, dass sie es eingehen wollen, vielleicht nicht wirklich „verstehen“. Diese Information liefert einen wichtigen Kontext für die Fähigkeit der Kunden, eine Finanzplanungsstrategie auf der Grundlage ihrer Monte-Carlo-Resultate zur Erfolgswahrschein-
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lichkeit zu wählen (eine weitere Version der wahrscheinlichkeitstheoretischen risikobasierten Entscheidungsfindung, mit der Kunden bei geringer Risikokompetenz kämpfen können). Einfach ausgedrückt, wenn ein Berater sicherstellen will, dass ein Kunde genaue Informationen über seine Risikobereitschaft gibt oder eine fundierte Entscheidung über seine Monte-Carlo-Rentenprognose trifft – stellen Sie sicher, dass er die Risiken tatsächlich versteht, zunächst einmal auch anhand einer Risikokompetenzbewertung. Und erkennen Sie an, dass eine niedrige Risikokompetenz dem Berater immer noch hilft zu wissen, ob mehr Aufklärung über Risiken und Wahrscheinlichkeiten für den Kunden überhaupt von Vorteil wäre. Das Wissen um die geringe Risikokompetenz eines Kunden kann auch bei der Entscheidung helfen, wie man Informationen an den Kunden weitergibt. Zum Beispiel haben Forschungen von Newall und anderen Wissenschaftlern in diesem Bereich herausgefunden, dass die Verwendung von Bildern, visuellen Hilfsmitteln und anderen grafischen Informationen eine einheitliche Ausgangsbasis schafft: Hohe oder niedrige Risikokompetenz sind nicht mehr relevant, wenn Personen ein Bild verwenden können, um das Risiko zu visualisieren, statt dass nur ihr Gehirn versucht, die abstrakten numerischen Wahrscheinlichkeiten zu erfassen. Vielleicht bin ich auch ein wenig eigenartig, aber ein Teil der Forschung über das „Stupsen“ von Kunden hat mich immer gestört. Stupsen und all die anderen Dinge, die wir aus der wunderbaren Arbeit in der Verhaltensökonomie kennen, können funktionieren und funktionieren, aber aus meiner Sicht hat es sich auch immer ein wenig nach „Big Brother“ und paternalistisch angefühlt. Risikokompetenz ist eine wichtige und wirkungsvolle Alternative zum Stupser, eine, die nicht nur die Kunden einwickelt und ihnen sagt, was sie tun sollen, sondern ihnen hilft, tatsächlich zu lernen, zu wachsen und wichtige Fähigkeiten wie finanzielles Selbstvertrauen zu entwickeln. Und das kann nur gelingen, wenn wir anerkennen und eine gewisse Verantwortung dafür übernehmen, dass Menschen (unsere Kunden und wir) lernen und bessere Entscheidungsträger werden können. Risikokom-
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petenz ist eine Fähigkeit, die verbessert und weiterentwickelt werden kann! Berater, die sich mit den Konzepten und Tools besser vertraut machen möchten, können die Website zur Risikokompetenz besuchen, und den Test selbst machen und sehen, wie sie abschneiden. Denken Sie dann darüber nach, ob und wie Sie den Test auch bei Ihren Kunden einsetzen können. Risikokompetenz gibt es schon seit Langem, und sie hat sich als sehr hilfreich/nützlich erwiesen, wenn es um Gesundheitsentscheidungen geht – und ich glaube, dass diese Forschung direkt in das Umfeld der Finanzplanung übertragbar ist. Vor allem für diejenigen, die einige der heute sehr beliebten ökonometrischen Instrumente zur Bewertung der Risikotoleranz verwenden, oder diejenigen, die (wahrscheinlichkeitsbasierte) Monte-Carlo-Projektionen nutzen, wenn sie mit Kunden die Altersvorsorge planen. Und obwohl es nicht unbedingt „Risikokompetenz-Lernwerkzeuge“ gibt, die speziell für Finanzberater entwickelt wurden, denken Sie daran, dass die Forschung auch zeigt, dass die einfache Verwendung von Bildern und grafischen Informationen (wo immer möglich) zur Entwicklung von Risikokompetenz beiträgt und Kunden dazu befähigt, ihr Finanzwissen in Bezug auf ihr Finanzleben zu erweitern. Sie werden vielleicht sogar überrascht sein, dass sie, Ihre Kunden, die Arbeit, die Sie für sie erledigen, und die Risiken, bei deren Handhabung Sie sie unterstützen, besser verstehen. Und ihnen dann zu helfen, die Entscheidungen, die sie treffen, zu verbessern und zu verstehen, könnte sogar zu einer größeren Wertschätzung Ihrer Arbeit als ihr Berater führen! ❚ Meghaan R. Lurtz ist unsere Senior Research Associate bei Kitces.com. Zusätzlich zu ihrer Arbeit auf der Website unterrichtet Meghaan an der University of Maryland University College im Rahmen ihres CFP-Programms. Meghaan hat ihren Ph.D. in Personal Financial Planning an der Kansas State University abgeschlossen. Sie ist auch die derzeitige Präsidentin der Financial Therapy Association und ist unter Meghaan@Kitces.com. zu erreichen.
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Europa: Phönix aus der Asche? Von Dr. Martin Lück
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der in den Fed Funds Futures eingepreiste uropäische Finanzanlagen haben eine Zinsrutsch in den USA in der Größenordeher ungemütliche Zeit hinter sich. In nung von drei bis vier Zinssenkungen bis den meisten Portfolios waren Aktien zum Jahresende sehr optimistisch, vor vom „alten“ Kontinent untergewichtet – zu allem vor dem Hintergrund des robusten mager erschienen die Gewinnaussichten BIP-Wachstums und eines weiterhin sehr europäischer Firmen, verglichen mit dedynamischen Arbeitsmarkts. Sollten also, nen in den USA oder China. Und auf der wie wir erwarten, hinsichtlich der nächsten Rentenseite sah es lange so aus, als sei Monate die Zinserwartungen in den USA bei den Zinsen der Spielraum nach unten etwas weniger euphorisch beurteilt und ausgeschöpft und als gehöre deshalb die gleichzeitig die Verheißungen der EZB erfüllt Zeit, in der als sicher geltende Anleihen werden, hieße dies stärkere Kursgewinne Kursgewinne abwarfen, der Vergangenheit bei europäischen als bei US-amerikanischen an. Seit Anfang des Jahres haben sich aber Anleihen. die Parameter verschoben. Die EZB kündigte Die zunehmend bedeutsame Unbekannte an, die Zinsen noch weit länger als bisher bei alledem ist die Politik. Aus europäischer geplant so niedrig wie bisher zu halten, Sicht stehen hier erhebliche Risiken im später legte sie sogar mit der Ankündigung Raum. Sie alle haben das Potenzial, die weiterer geldpolitischer Lockerung nach. relative Attraktivität europäischer Assets Die bereits niedrigen europäischen Zinsen zu beeinflussen, unter anderem über den fielen weiter und verhalfen Anleihen zu Dr. Martin Lück, Managing Director, Chief Wechselkurs. Unsicherheiten ob der Folgen erneuten, unerwarteten Kursgewinnen. Investment Strategist für Deutschland, des Brexits für den europäischen Kontinent, Zugleich wurden Aktien durch die globale Österreich, Schweiz und Osteuropa, des Haushaltsstreits zwischen der RegieZinswende der Zentralbanken auf breiter BlackRock rung Italiens und der EU oder tiefgehender Front nach oben gezogen und die übermäßig Meinungsunterschiede zwischen den Kern-EU-Ländern und den negativen Wachstums- und Gewinnaussichten vom Jahreswechsel Visegrád-Staaten – dies alles sind potenzielle Sprengsätze, die wichen einem vorsichtigen Optimismus. Insofern stellt sich für die den Zusammenhalt Europas infrage stellen und damit die Region verbleibenden Monate des Jahres 2019 die Frage, ob europäische als Investitionsstandort schwächen können. Assets ihr Mauerblümchendasein hinter sich lassen und 2019 Viel Hoffnung richtet sich in diesem Zusammenhang auf das neue eventuell als Outperformer beenden können. Wir meinen, dass EU-Personaltableau. Die nach zähen Verhandlungen zustande sich die Aussichten hierfür verbessert haben. Entsprechend haben gekommene Postenverteilung suggeriert, dass sich vor allem wir europäische Anlagen in unserer Assetallokation hochgestuft. die Position Frankreichs durchgesetzt hat. Zwar ist die künftige Auf der Aktienseite begründet sich dies durch mehrere Faktoren. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine langjährige Zum einen ist Europa die Region mit der stärksten Diskrepanz Vertraute der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, für den Poszwischen den Fundamentaldaten und der Bewertung der Akten nominiert wurde sie aber von Emmanuel Macron. Es dürfte tienmärkte. Sollte sich – was wir erwarten – das Wachstum als ausgemacht gelten, dass sie somit in ihrem neuen Amt sehr in Europa zum Jahresausklang erholen, und zwar als Folge offen für Anliegen der französischen Regierung sein und mit dem expansiver Geld- und Fiskalpolitik in Kombination mit wieder ebenfalls Macron sehr wohlgesonnenen neuen Ratspräsidenten stärkerer Nachfrage aus China, dürften viele Investoren ihre Charles Michel eine frankophile europäische Doppelspitze bilden Untergewichtung europäischer Aktien relativieren. Zum anderen wird. Ebenso im Sinne Frankreichs ist schließlich die Nominiezeigen unsere Faktoranalysen, dass gerade in Phasen zyklischer rung der bisherigen IWF-Direktorin Christine Lagarde für die Erholung der Anlagefaktor Value besonders gut performt. Damit Präsidentschaft der EZB zu sehen, denn sie hat bisher nicht nur ist Europa, das einen hohen Anteil von Valueaktien in den großen deutliche Unterstützung für die EZB-Politik unter Mario Draghi Indizes aufweist, sehr gut für ein derartiges Szenario positioniert. gezeigt, sondern auch Positionen vertreten, die Emmanuel Anleger, die von einer Wachstumsbelebung und entsprechender Macrons Sorbonne-Agenda nahestehen. Unter dem Strich dürfte Outperformance über den Faktor Value profitieren wollen, würden also die neue Architektur der EU-Spitzenposten im Sinne des somit verstärkt europäische Aktien suchen. französischen Politikansatzes sein, also einer tendenziell eher Auf der Fixed-Income-Seite dagegen ist die mögliche, vielleicht lockeren Geld- und Fiskalpolitik. sogar wahrscheinliche Outperformance Europas eher das ReBesonders in Zeiten, in denen der drohende Brexit und andere sultat einer relativen Betrachtung. Denn zurzeit versprechen Provokationen populistischer Regierungen die Einheit Europas ja sowohl die US-amerikanische wie auch die Europäische Zeninfrage stellen, ist ein selbstbewusster, geschlossener Auftritt der tralbank monetäre Lockerung. Entscheidend dafür, dass wir europäischen Institutionen unverzichtbar. Nur so kann Europa im mehr Kurspotenzial bei europäischen Anleihen sehen als bei zunehmend schärfer werdenden Wettstreit der USA und Chinas ihren US-Pendents, ist hierbei, dass wir das Zinsversprechen um die globale Führungsrolle im 21. Jahrhundert überhaupt noch der EZB für glaubwürdiger halten. Oder anders ausgedrückt: Der mitspielen. Gelingt dies nicht, werden auch europäische Assets Markt ist bezüglich der von der Fed zu erwartenden Lockerung kaum angemessen von ihrer relativen Attraktivität profitieren aus unserer Sicht zu weit vorausgeeilt. So halten wir es für gut können. Europa würde dann das Risiko eingehen, wieder einmal denkbar, dass die EZB schon im Herbst den Einlagenzins noch nicht als Phönix aus der Asche, sondern als sterbender Schwan einmal leicht nach unten adjustiert und möglicherweise sogar den von sich reden zu machen. ❚ Ankauf weiterer Finanztitel (QE 2) ankündigt. Dagegen erscheint
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Künstliche Intelligenz: Teil unseres Alltags, Treiber unserer Zukunft Von Hans-Jörg Naumer
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nicht mehr die Engpassfaktoren. Im Geie hinter der künstlichen Intelligenz genteil. Die Rechnergeschwindigkeit hat (KI) stehenden Programme und sich exponentiell fortentwickelt, während Algorithmen sind bereits heute die Kosten für Speicherkapazitäten geraTeil unseres Lebens. Sie heißen Siri (Apdezu kollabiert sind. Und nicht nur das. ple), Cortana (Microsoft), Echo (Amazon) Speicher wie Rechnerleistung lassen sich oder Google Translate und wollen uns das über Cloud-Computing weltweit verbinden. Leben erleichtern. Sie basieren auf SchaltVor diesem Hintergrund ist es auch zu kreisen, deren Rechenleistung – anders als verstehen, warum ein Team am Imperial beim menschlichen Gehirn – unbegrenzt College London eine auf künstlicher Inausgebaut werden kann. Und sie werden telligenz beruhende Lösung fand, mit der mit Daten gefüttert. Lungenhochdruck mit einer 80-prozentigen Abgesehen von Siri und ihren „FreunGenauigkeit diagnostiziert werden kann. den“ steckt auch sonstige KI (teils auch Menschliche Kardiologen können dies nur AI, für das englische „artificial intellimit einer Genauigkeit von 60 Prozent. gence“) längst in vielen AlltagsanwenÄhnlich Google: Der Datenriese erreicht dungen: Social-Media-Plattformen, die mittlerweile State-of-the-Art-Ergebnisse Informationen filtern, Videoanalysen zur bei der Diagnose von Brustkrebs. InvestiSicherheitsüberwachung, Anwendungen tionsbedarf wie Investitionsmöglichkeiten im Gesundheitssektor (so führt eine insind riesig. Dem Datenanbieter Tractica dische Firma heute schon Tag für Tag Hans-Jörg Naumer, Global Head of zufolge liegen die weltweiten Umsätze mit bis zu 100.000 Diagnosen mit KI durch), Capital Markets & Thematic Research, künstlicher Intelligenz zwar noch unter Algorithmen, die Sportberichte oder UnAllianz Global Investors einer Milliarde US-Dollar, sollen bis 2025 ternehmensanalysen verfassen … Selbst jedoch auf knapp 37 Milliarden anwachsen, so die Prognose. juristische Stellungnahmen werden von KI angefertigt, mit Das entspräche einer Wachstumsrate von 57 Prozent pro Jahr. Datenbanken im Hintergrund, die kaum noch von Menschen Wenn es um die Investierbarkeit von KI geht, ist es wichtig, durchforstet werden könnten. zu verstehen, dass künstliche Intelligenz mehr ist als nur ein Es beginnt mit der Schnelligkeit der Prozessoren, die exponentiell paar kluge Algorithmen, die Probleme selbstständig lösen anwächst. Aber Schnelligkeit ist nicht alles. Es geht um mehr. können. Es geht um einen ganzen Kosmos an Technologien, Zuallererst um Daten. Wenn nur genügend Daten zur Verfügung an KI-Infrastruktur, an KI-Anwendungen und an von KI prostehen, dann werden sogar bei sehr individuell verlaufenden fitierenden Branchen. Zur Infrastruktur zählen Cloud-ComKrankheiten Muster sichtbar, die eine zielgerichtete, speziell puting, das Internet der Dinge, alles rund um „Big Data“ und angepasste Behandlung ermöglichen. Nicht zuletzt aus diesem die Mobilfunktechnologie. Die Anwendungen drücken sich in Grund hat zum Beispiel der britische National Health Service maschinellem Sehen, der Robotik oder auch den sozialen Meder KI-Einheit DeepMind von Google Zugang zu den Daten dien aus. Faktisch können davon Unternehmen jeder Branche von 1,6 Millionen Patienten gewährt. Nicht nur die Diagnose profitieren, indem sie KI-Technologien in ihre bestehenden soll damit besser und schneller werden, sondern Algorithmen Geschäftsmodelle integrieren, was einen Innovationsschub sollen auch Vorhersagen zu Krankheiten treffen. ermöglicht – die Landwirtschaft (zum Beispiel mittels DrohDer große Unterschied zwischen KI und dem menschlichen nen, die eine gezielte Schädlingsbekämpfung ermöglichen) Gehirn ist dabei: Während Letzteres in seinen Kapazitäten genauso wie die Energieversorgung (Stichwort „Smart Grid“), begrenzt ist, können Computerkapazitäten schier unbegrenzt das verarbeitende Gewerbe (Einsatz von lernenden Robotern) ausgebaut werden. Sie können über „Big Data“ Muster erkenebenso wie der Einzelhandel. Moderne Logistik wäre nicht nen, die für menschliche Gehirne allein unsichtbar bleiben. mehr vorstellbar ohne KI. Aufgrund der Masse der Daten ist dann nicht mehr die KauDer ehemalige US-Präsident Barack Obama dürfte recht hasalität, der Wirkungszusammenhang, entscheidend, da es gilt, ben, wenn er sagt: „My successor will govern a country being Entwicklungen zu erkennen und zu prognostizieren, sondern transformed by AI.“ die Korrelation –rein statistisch erkannte Zusammenhänge, KI ist Teil unseres Alltags und wird ein Treiber unserer Zukunft die neue Lösungen ermöglichen. Speicherplatz und Rechnergeschwindigkeit sind schon längst sein. ❚
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Familienverbrauchsstiftung als Gestaltungsmittel in der Nachfolgeplanung Herr Blusz, beinahe auf jeder Veranstaltung zur Nachfolgeplanung werden zurzeit Vorträge über Familienstiftungen gehalten. Haben Berater ein neues Produkt entdeckt oder was verbirgt sich dahinter?
den Erbschaftsteuer eingesetzt werden. Erst der darüberliegende Betrag der Erbschaftsteuer wird erlassen. Es ist also so, dass oft die Realität falsch eingeschätzt wird und es sich nicht um panikschürendes Marketing handelt. Eine Schenkung zu Lebzeiten kann zwar eine Lösung sein, stößt aber dann an Grenzen, wenn die Erben persönlich noch nicht so weit sind, die Anteile zu übernehmen, oder selbst Privatvermögen haben. In solchen Fällen bietet sich die Gründung einer Familienstiftung an, die außer dem Mindeststiftungskapital nichts weiter besitzt und auch das Privatvermögen nicht erhalten soll. In diesem Fall kann sie die Unternehmensanteile komplett erbschaftsteuerfrei erhalten.
Pawel Blusz: Stiftungen waren schon immer ein Bestandteil der Nachfolgeplanung. Klassischerweise kamen sie auf die Agenda, wenn der Mandant keinen direkten Nachfolger hatte, das Vermögen aber zusammenhalten wollte. Die Erbschaftsteuerreform hat zu einer Renaissance von Stiftungslösungen geführt und ist der Grund für die große Beliebtheit auf Veranstaltungen. Diese Reform setzte die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts um, wonach es bei einer Übertragung von Familienunternehmen keine vollständige Die Erbschaftsteuerfreiheit ist ein ArguSteuerbefreiung geben kann, wenn der Pawel Blusz LL.B., LL.M., Par tner, ment, aber wenn man mit Kunden über Erwerber in der Lage ist, die SchenkungRIT TERSHAUS Rechtsanwälte Part eine Familienstiftung spricht, wird man oder Erbschaftsteuer (auf das erhaltene nerschaftsgesellschaft mbB schnell mit folgenden Vorbehalten konUnternehmen) aus eigenem Vermögen frontiert: „Dann ist mein Vermögen für immer weg!“, „unflexioder aus dem damit übertragenen (Privat-)Vermögen zu zahbel“, „bürokratisch“. Wie stehen Sie zu diesen Bedenken? len. So kann eine gleichzeitige Vererbung eines Unternehmens und privaten Vermögens dazu führen, dass auf das PrivatverPawel Blusz: Diese Bedenken stammen noch aus der Zeit, als mögen eine Steuerbelastung in Höhe von 80 Prozent entfällt. nur sogenannte Ewigkeitsstiftungen errichtet wurden. Von der Das ist keinesfalls der schlimmste, unwahrscheinliche Fall, Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt hat der Gesetzgeber sondern entspricht einer Steuerbelastung des Privatvermögens allerdings vor ein paar Jahren eine neue Art von Familienstifin Höhe von 30 Prozent (Spitzensteuersatz bei Steuerklasse I, tung eingeführt, die sogenannte Verbrauchsstiftung, deren VerKinder und Ehegatte). Darüber hinaus muss die Hälfte des Primögen für die Stiftungszwecke vollständig verbraucht werden vatvermögens zur Tilgung der auf das Unternehmen entfallen-
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darf. Aber auch diese Stiftung ist uns nicht flexibel genug, weswegen wir im Laufe der Zeit die Hybridstiftung entwickelt und immer weiter perfektioniert haben. Hierbei handelt es sich um eine Stiftung, die über zwei Vermögenstöpfe verfügt: immer zu erhaltendes Vermögen (zum Beispiel je nach Bundesland ab 25.000 EUR) und das sonstige, jederzeit frei verbrauchbare Vermögen. Die Unternehmensbeteiligung wird dem verbrauchbaren, sonstigen Vermögen zugeordnet – mit der Folge, dass die Familienstiftung den Erlös aus einer Veräußerung des eingebrachten Unternehmens nach Belieben entweder weiterhin auf der Ebene der Stiftung verwalten und reinvestieren oder auch an die Destinatäre auszahlen kann. Ob, wann, zu welchem Anteil und an wen das Geld aus dem sonstigen Vermögen ausgezahlt wird, steht im freien Ermessen der Stiftungsorgane, wenn der Stifter keine anderweitigen Vorgaben gemacht hat. Der Einwand, das Vermögen sei endgültig „weg“, stimmt also bei Hybridstiftungen überhaupt nicht. Es kann jederzeit wieder aus der Stiftung herausgenommen werden. Da wir schon eine Vielzahl von Stiftungen errichtet haben, arbeiten wir mit vielen Stiftungsaufsichtsbehörden eng zusammen, sodass der Gründungaufwand für uns in der Praxis weitestgehend dem entspricht, der bei der Gründung einer GmbH anfällt. Die häufig kritisierte Stiftungsaufsicht übrigens wurde in vielen Bundesländern in den letzten Jahren weitestgehend eingeschränkt oder sogar – wie in Bayern – gänzlich abgeschafft. Die häufig geäußerten Kritikpunkte sind deshalb veraltet. Wie werden Zuwendungen an Familienstiftungen besteuert? Pawel Blusz: Die Vermögensausstattung einer Familienstiftung unterliegt grundsätzlich der Schenkungsteuer. Wird aber begünstigtes Vermögen, zum Beispiel operative Unternehmen, Wohnungsunternehmen, landwirtschaftliche Flächen oder Waldflächen, in die Stiftung eingebracht, so kann dies sogar völlig schenkungsteuerfrei erfolgen. Werden einzelne Immobilien oder Wertpapierdepots eingebracht, so würde dieser Vorgang grundsätzlich Schenkungsteuer auslösen. Allerdings kann dies durch den Vorbehalt eines (Quoten-)Nießbrauchsrechts und die Nutzung von Freibeträgen reduziert werden. Bei Immobilien könnte sich sogar eine Veräußerung an die Familienstiftung anbieten, wenn die Spekulationsfrist abgelaufen
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ist. Der Veräußerer erhält einmalig oder laufend Zahlungen von der Familienstiftung, die gänzlich steuerfrei sind, und die Familienstiftung finanziert den Kaufpreis aus der laufenden Vermietung der Immobilie. Denkbar wäre auch eine Mischung aus Schenkung und Veräußerung. Der richtige Weg muss in jedem Einzelfall in Abstimmung mit dem Kunden gefunden werden. Bestimmt ist aber die laufende Besteuerung der Stiftung nachteilig, oder? Pawel Blusz: Eine Familienstiftung wird ertragsteuerlich genauso behandelt wie eine GmbH. Sie unterliegt grundsätzlich der Körperschaftsteuer in Höhe von 15 Prozent. Bei einer GmbH wird stets Gewerbebetrieb fingiert, sodass automatisch immer auch Gewerbesteuer anfällt. Dies ist bei einer Familienstiftung nicht der Fall. Ist diese nicht gewerblich tätig – zum Beispiel, da sie nur Immobilien vermietet –, zahlt sie lediglich 15 Prozent Körperschaftsteuer auf laufende Einkünfte. Interessanterweise kann sie auch – ähnlich wie natürliche Personen – steuerliches Privatvermögen haben. Das heißt: Hält sie eine Immobilie länger als zehn Jahre, kann sie diese komplett steuerfrei veräußern. Wie werden Auszahlungen an Destinatäre steuerlich behandelt? Pawel Blusz: Gehören Destinatäre zu dem satzungsgemäß begünstigten Personenkreis, sind Auszahlungen schenkungsteuerfrei. Einkommensteuerlich werden Auszahlungen hingegen wie Dividenden einer GmbH behandelt, das heißt, sie führen zur Entstehung von Abgeltungsteuer in Höhe von gut 26 Prozent. In einigen Bundesländern werden sogenannte steuerliche Einlagekonten bei Familienstiftungen akzeptiert. Wird beispielsweise eine Ausschüttung vorgenommen, die den Gewinn übersteigt (also insbesondere im Rahmen der Auszahlung des verbrauchbaren sonstigen Vermögens), so sind diese Zahlungen sogar abgeltungsteuerfrei. In diesem Zusammenhang ist gut zu wissen, dass der Kreis der Destinatäre sehr groß sein kann. Während Dividenden bei einer direkten Beteiligung an einer Gesellschaft nur an Gesellschafter ausgezahlt werden können, können die Organe einer Stiftung frei aus einem satzungsgemäß weit gefassten Personen-
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kreis auswählen (unter Beachtung der Vorgaben des Stifters). Haben Familienstiftungen auch andere Vorteile? Pawel Blusz: Hybridstiftungen haben eine ganze Reihe von Vorteilen. Veräußert man beispielsweise eine operative GmbH, so unterliegt der Veräußerungsgewinn der veräußernden Person einer Steuerbelastung in Höhe von 27 Prozent. Veräußert hingegen eine Familienstiftung eine operative GmbH, zahlt sie lediglich 0,75 Prozent Steuern (15 Prozent Körperschaftsteuer auf 5 Prozent des Veräußerungsgewinns) und kann den verbleibenden Erlös frei reinvestieren. In der Beratungspraxis beobachten wir eine zunehmende Internationalisierung des Gesellschafterkreises. Immer mehr Gesellschafter oder deren Kinder wohnen zumindest partiell im Ausland. Bei einer direkten Beteiligung an einem Unternehmen kann der Wegzug zu Lebzeiten oder im Todesfall zu einer fiktiven Veräußerung der Anteile führen – hier geht es um die sogenannte Wegzugs- oder Entstrickungsbesteuerung. Wird das Unternehmen zuvor in eine Familienstiftung eingebracht, so schirmt diese vor den Folgen dieser fiktiven Veräußerung wirksam ab und die Destinatäre können ohne Weiteres international mobil sein. Hinzu kommen die anderen klassischen, auf der Hand liegenden Vorteile von Stiftungslösungen: Schutz vor Scheidungsrisiken, Pflichtteilansprüchen oder Zersplitterung des Vermögens durch Erbgänge. Das klingt alles sehr überzeugend, aber unterliegen Familienstiftungen nicht alle 30 Jahre der Erbersatzsteuer? Pawel Blusz: Das ist richtig, allerdings muss man zunächst ein paar Fakten klarstellen. Es ist zu beachten, dass der Erbersatzsteuer nur inländische Stiftungen unterliegen, deren Zweck wesentlich im Interesse einer Familie oder bestimmter Familien in der Bindung von Vermögen besteht. Wird hingegen eine ausländische Familienstiftung errichtet, scheidet sie aus dem Anwendungsbereich der Erbersatzsteuer von vornherein aus. Wird eine inländische Stiftung errichtet, deren Zweck grundsätzlich die Erhaltung der Unternehmensgruppe, die Bündelung des Vermögens oder die Unterstützung von Forschungsprojekten ist, handelt es sich nicht um eine Familienstiftung. Auch solche sonstigen, nicht gemeinnützigen Stiftungen dürfen Familienmitglieder unterstützen – der Zweck der Stiftung darf lediglich nicht „wesentlich“ im Interesse der Familie liegen. Selbst gemeinnützige Stiftungen dürfen maximal ein Drittel ihrer Erträge an die Familie auskehren, sodass die Grenzen für diese nicht gemeinnützigen, sonstigen Stiftungen gar nicht so eng gesetzt sind. Solche Stiftungen unterliegen überhaupt nicht der Erbersatzsteuer. Reguläre inländische Familienstiftungen werden allerdings tatsächlich alle 30 Jahre mit der Erbersatzsteuer konfrontiert. Es ist jedoch zu beachten, dass der Gesetzgeber dabei eine Vermögensübertragung auf zwei Kinder fingiert (doppelter Freibetrag, Steuerklasse I, Steuersatz nach der Hälfte des Vermögens). Wenn von einem statistischen Abstand von 30 Jahren zwischen zwei Generationen ausgegangen wird und im Schnitt zwei Kinder unterstellt werden, so wird das Vermögen ohnehin in diesen Abständen vererbt, sodass eine Familienstiftung nicht per se schlechter gestellt wird. Schließlich ist zu beachten, dass Familienstiftungen eine Befreiung von der Erbersatzsteuer erhalten können, wenn sie begünstigtes Vermögen halten, also derzeit Unternehmensbeteiligungen, Wohnungsunternehmen oder land- und forstwirtschaftliche Flächen. Im Gegensatz zum natürlichen Tod hat die Familienstiftung schließlich den Vorteil,
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dass der Zeitpunkt der Entstehung der Erbersatzsteuer vorhersehbar und damit auch planbar ist, sodass etwaiges nicht begünstigtes Vermögen rechtzeitig entsprechend umstrukturiert werden kann. Der Tod einer natürlichen Person kommt demgegenüber häufig unerwartet und meist zur Unzeit. Wie transparent sind Stiftungslösungen? Pawel Blusz: Im Hinblick auf die Transparenz offenbart sich ein weiterer Vorteil von Familienstiftungen. Werden beispielsweise Anteile an einer GmbH auf Kinder übertragen, so kann jedermann im elektronischen Handelsregister die Gesellschafterliste einsehen und die Namen der jeweiligen Gesellschafter jederzeit in Erfahrung bringen. Aus dem Unternehmensregister kann man darüber hinaus jederzeit den veröffentlichten Jahresabschluss herunterladen. In wenigen Minuten lässt sich also feststellen, was die Gesellschafter einer GmbH im betreffenden Jahr verdient haben. Werden GmbH-Anteile hingegen von einer Familienstiftung gehalten, so wird nur diese ins Handelsregister eingetragen. Wer sich hinter der Familienstiftung verbirgt, kann man nicht erkennen. Es gibt zwar das neue Transparenzregister, das nach den aktuellen Plänen des Gesetzgebers sogar öffentlich zugänglich gemacht werden soll, doch werden Destinatäre darin nur abstrakt offengelegt, zum Beispiel als „Abkömmlinge des Großvaters Max Mustermann“. Um wen es sich dabei aber im Einzelnen handelt und wer Ausschüttungen tatsächlich erhält, ist – selbst nach der geplanten Verschärfung – nur dem Finanzamt bekannt. Werden diese Strukturen in der Praxis auch tatsächlich umgesetzt? Pawel Blusz: Stiftungsstrukturen sind in Deutschland bereits weit verbreitet. Derzeit gibt es circa 22.700 Stiftungen, wovon 95 Prozent gemeinnützige Zwecke verfolgen. Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 554 neue Stiftungen errichtet. Circa 1.500 Stiftungen sind „unternehmensnah“, das heißt, entweder betreiben sie unmittelbar ein Unternehmen oder sie halten Anteile an einem Unternehmen. In 808 Fällen handelt es sich um Familienstiftungen. Auch wir gründen laufend neue Familienstiftungen, da wir von der Sinnhaftigkeit dieser Strukturen überzeugt sind. Darüber hinaus haben wir zusammen mit Stiftungsaufsichtsbehörden Lösungen entwickelt, die auf der Ebene der Stiftungssatzung, des Gesellschaftsvertrags und der Zustiftungsvereinbarung eine enorme Flexibilität des Vermögensinhabers sicherstellen und eine ganze Reihe von zusätzlichen Absicherungen und Öffnungsklauseln vorsehen. Der Weg wurde somit bereits geebnet. Vielen Dank für das Gespräch. ❚
Das Interview führte Maximilian Kleyboldt vom Netzwerk der Finanz- und Erbschaftsplaner e.V. (www.nfep.de).
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NEUE ZEITRECHNUNG
ADVERTORIAL
Multi-Asset Income für das nächste Jahrzehnt Anleger brauchen dringend neue Lösungen: Mit alten Rezepten lässt sich keine akzeptable Rendite mehr erreichen, erläutert Talib Sheikh, Fondsmanager des Jupiter Flexible Income. Unabhängig von einer Benchmark kann er fokussiert und flexibel investieren – zwei Aspekte, die seiner Ansicht nach von zentraler Bedeutung sind, um regelmäßige Ausschüttungen für Anleger generieren zu können – mit Aussicht auf langfristiges Kapitalwachstum. Sinkende reale Renditen trotz steigender Nominalzinsen, eine sinkende Kaufkraft bei kontinuierlich steigender Lebenserwartung – gleichzeitig finden Anleger heute kaum noch attraktive Ertragsquellen, stattdessen steigt die Volatilität. Um dem Income-Dilemma entgegenzutreten, setzt Fondsmanager Talib Sheikh mit einem aktiven, vermögensverwaltenden Ansatz auf Fokussierung und Flexibilität. Die Vermögensallokation und die Steuerung der Makrorisiken liegen bei Talib Sheikh und seinem Team, während er bei der Steuerung der einzeltitelspezifischen Risiken auf die Investmentexperten der bewährten Jupiter-Plattform zugreift, die einzelne Teilportfolios für den Fonds verwalten. “Fokussierung und Flexibilität werden zukünftig unabdingbar sein, um regelmäßige Erträge generieren zu können.” Vor dem Hintergrund hoher Bewertungen und der Erwartung niedrigerer Renditen in allen Anlageklassen argumentiert Talib Sheikh, dass die aktive Asset Allocation und die Auswahl von Wertpapieren ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal für seine Investmentstrategie sind. Anders als andere Multi-Asset-Produkte, die 2.500 bis 3.000 oder sogar mehr Wertpapiere im Bestand haben, ist das Portfolio mit rund 450 Titeln daher bewusst fokussiert. Nach Ansicht von Sheikh ist das eine Größenordnung, die sowohl eine angemessene Diversifikation als auch flexibles Agieren ermöglicht und erlaubt, dass der Fonds nur auf Wertpapiere setzt, von denen das Fondsmanagement auch wirklich überzeugt ist. Dies kann sich sowohl auf die Effektivität der Einzeltitelselektion als auch die der Assetallokation positiv auswirken. Im gegenwärtigen Marktumfeld rechnet Talib Sheikh mit einem Renditeniveau von vier bis sechs Prozent*,
wobei dies kein festgelegtes Renditeziel ist, da ein solches an bestimmten Punkten im Zyklus zu suboptimalen Entscheidungen führen kann. “Mit unserem Ansatz versuchen wir, die Makro- und Mikrorisiken optimal zu steuern. Wir glauben, dass sich unsere Flexibilität gerade bei den Top-down-Entscheidungen zur Vermögensaufteilung auszahlen kann.” Der Jupiter Flexible Income hat seit Auflage im September 2018 bei Markthöchstständen seine erste Bewährungsprobe in Form von Marktvolatilität und Unsicherheiten bereits hinter sich gebracht. Durch das relativ schlanke Portfolio kann der Fonds flexibel agieren und Investmentchancen zielgerichtet wahrnehmen. Fazit: Der Jupiter Flexible Income setzt auf eine Balance zwischen laufenden Erträgen, langfristigem Kapitalwachstum und diszipliniertem Risikomanagement und bietet Anlegern damit eine fokussierte und transparente Anlagelösung. Jupiter Flexible Income ISIN: LU1846714258 (thes.) // LU1981104935 (aussch.)
Weitere Informationen Gern stellen wir Ihnen den Jupiter Flexible Income näher vor. Das Team von Jupiter Asset Management freut sich, von Ihnen zu hören. Peter Peterburs Vertriebsdirektor Norddeutschland T: +49 (0) 69 24753 9892 E: peter.peterburs@jupiteram.com www.jupiteram.com/de-FlexibleIncome
Fondsspezifische Risiken: Der Fonds kann einen wesentlichen Teil seines Anlagevermögens in Hochzinsanleihen und Anleihen ohne Rating investieren. Diese Papiere bieten zwar möglicherweise höhere laufende Erträge, sie bergen aber zugleich ein höheres Ausfallrisiko, besonders in volatilen Märkten. Der Fonds setzt Derivate ein, was eine höhere Volatilität zur Folge haben kann. Seine Wertentwicklung wird in der Regel nicht mit der Performance der breiten Märkte übereinstimmen. Bei Short-Positionen können Verluste in unbegrenzter Höhe entstehen. Auch durch das Kontrahentenrisiko können dem Fonds Verluste entstehen. Schwierige Börsenphasen können den Verkauf von Anlagegegenständen zum quotierten Kurs erschweren – mit möglichen negativen Auswirkungen auf die Wertentwicklung des Fonds. Unter extremen Marktbedingungen können die Möglichkeiten des Fonds, Rücknahmeanträge sofort zu erfüllen, beeinträchtigt sein. Der Fonds kann auch in Schwellenländern anlegen, deren Börsen erhöhte Volatilitäts- und Liquiditätsrisiken bergen. Die Höhe der Ertragsausschüttungen kann schwanken. Die gesamten Aufwendungen des Fonds werden aus dem Kapital bestritten, was sich negativ auf den potenziellen Kapitalzuwachs auswirken kann. Die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) und der aktuelle Verkaufsprospekt sind auf Anfrage bei Jupiter erhältlich. Der Fonds kann über 35% seines Fondsvolumens in Wertpapiere investieren, die von einem Staat aus dem europäischen Wirtschaftsraum emittiert oder garantiert werden.
*Die Angaben sind indikativ, der Fonds hat kein festgelegtes Ertragsziel. Die angegebenen Renditen sind nicht garantiert und können sich ändern. Quelle: Jupiter. Wichtige Informationen: Nur für professionelle Anleger, nicht für Endkunden zu verwenden oder an diese weiterzuleiten. Ausgabeaufschläge haben größere proportionale Auswirkungen auf Erträge, wenn das Investment nach kurzer Zeit liquidiert wird. Obwohl alle Anstrengungen unternommen werden, um die Genauigkeit der dargestellten Informationen sicherzustellen, kann diesbezüglich keine Haftung übernommen werden. Es handelt sich nicht um eine Aufforderung zur Zeichnung von Anteilen des Jupiter Global Fund, einem Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapiere (OGAW). Diese Inhalte richten sich an Personen in Jurisdiktionen, in denen die Gesellschaft und ihre Anteile zum Vertrieb zugelassen sind oder ggf. keine Zulassung erforderlich ist. Der Teilfonds unterliegt möglicherweise weiteren Anlagerisiken; Informationen dazu finden Sie im aktuellen Verkaufsprospekt. Potenzielle Anteilskäufer sollten sich über die bestehenden gesetzlichen Anforderungen, Devisenkontrollbestimmungen und geltenden Steuern in den Ländern ihrer Staatsbürgerschaft, ihres Wohnsitzes oder ihrer Ansässigkeit informieren. Zeichnungen von Anteilen dürfen nur auf der Grundlage des aktuellen Verkaufsprospekts und der wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) in Verbindung mit dem neuesten verfügbaren geprüften Jahres- bzw. Halbjahresbericht erfolgen. Diese sind auf www.jupiteram.com oder auf Anforderung zusammen mit weiteren Marketingunterlagen auf Deutsch kostenlos wie folgt erhältlich: Depotbank und Verwaltungsstelle der Gesellschaft: JP Morgan Bank Luxembourg S.A., 6 Route de Trèves, Senningerberg, L-2633 Luxemburg; sowie bei ausgewählten Vertriebspartnern; Österreich: Jupiter Asset Management International S.A., Niederlassung Österreich, Goldenes Quartier, Tuchlauben 7a, 1010 Wien; Deutschland: Jupiter Asset Management International S.A., Niederlassung Frankfurt, Roßmarkt 10, 60311 Frankfurt, Luxemburg: Eingetragener Sitz der Gesellschaft, 6 Route de Trèves, L-2633 Senningerberg. Herausgegeben von: Jupiter Asset Management International S.A. (die Verwaltungsgesellschaft), eingetragener Sitz: 5, Rue Heienhaff, Senningerberg L-1736, Luxemburg, zugelassen und beaufsichtigt durch die Commission de Surveillance du Secteur Financier.
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Finanzplaner im Interview Mit Andreas Maage
Beschreiben Sie bitte Ihre Tätigkeit und Ihr Unternehmen.
Select hat mir sehr gefallen: Jeder Berater ist selbst für sein Geschäft verantwortlich, erhält vom Netzwerk aber die Unterstützung, die er benötigt. Dies gilt sowohl auf Produktebene als auch für Softwarelösungen oder auch Spezialisten, die dem gesamten Beraternetzwerk zur Verfügung stehen, etwa beim Thema Finanzierung oder betriebliche Altersversorgung. Und so stehe ich seit Anfang 2019 auch den Beratern aus dem Netzwerk der VB Select als Spezialist für Vermögens- und Unternehmensnachfolge zur Verfügung. Welche Kundengruppe beraten Sie schwerpunktmäßig?
Ich habe seit 2001 erst für FDK Köln und FP Consult, ab 2010 dann für die BLB beziehungsweise die NORD/LB Finanz- und Vermögensnachfolgeplanungen erstellt. Dabei war ich nicht als „normaler“ Vermögensberater, Private Banker oder Vermittler tätig, sondern immer als Spezialist ohne eigene Kunden. Ich schätze, dass ich in dieser Zeit ungefähr 400 Finanz- und Nachfolgepläne für eine gehobene Kundenklientel erstellt habe. Seit mehr als zehn Jahren bin ich als Dozent tätig, und zwar in Sparkassenakademien und seit drei Jahren auch an der EBS Universität Meine Beratung nehmen schwerpunktund bei Perspectivum, und kenne sehr mäßig Unternehmer in Anspruch. Aber viele Berater. auch vermögende Privatkunden zählen zu Immer wieder wurde ich in Seminaren Andreas Maage, Spezialist Vermögensmeiner Klientel. gefragt, ob ich auch im Tagesgeschäft unund Unternehmensnachfolge, Master in terstützen könne. Während meiner Tätigkeit Wealth Management, CFP®, EFA, ZertiWas sind Ihre Beratungsschwerpunkte? für die BLB beziehungsweise die NORD/LB fizierter Erbschaftsplaner (EAFP) musste ich diese Anfragen immer ablehnen, In den vergangenen Jahren hat sich der Schwerpunkt meiner doch seit Beginn meiner beruflichen Selbstständigkeit im Herbst Beratung immer weiter von der eigentlichen Finanzplanung hin 2018 kann ich sie annehmen. Seitdem unterstütze ich als Spezizur Begleitung der Unternehmens- und Vermögensnachfolgegealist Berater mit meinem Detailwissen. Die Kunden beauftragen staltung verschoben, wobei ich gemeinsam mit Rechtsanwälten und bezahlen mich, der Berater bringt uns zusammen. Für die und Steuerberatern auftrete. notwendige rechtliche und steuerliche Umsetzung kann ich auf ein Netzwerk exzellenter Rechtsanwälte und Steuerberater Wie stellt sich Ihre Vergütung dar? zurückgreifen. Damit wird in der Regel gewährleistet, dass es auch zur Umsetzung kommt. Gegebenenfalls notwendige Für meine Beratungstätigkeit erhalte ich von den Kunden Produktlösungen liefert der Berater. Honorare für meine Beratungsdienstleistung. Auch meine DoAuf Empfehlung bin ich in diesem Kontext mit VB Select zuzententätigkeit wird mit Honoraren vergütet. sammengekommen. Bei einem Gespräch in Leipzig war schnell Zudem verfüge ich über eine Erlaubnis als Versicherungsverklar: Die Chemie stimmt und der Bedarf für einen erfahrenen treter, sodass ich in Einzelfällen Nachfolgelösungen im VersiSpezialisten war vorhanden. Und der Netzwerkgedanke von VB
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cherungsbereich beschaffen kann. Dies ist aber nur dann der Fall, wenn ich vom Kunden direkt – also ohne Einbindung eines Beraters – angesprochen werde. Und selbst dann erhalte ich vom Kunden ein vorher vereinbartes Honorar für die Beratung oder auch Vermittlung und keine Vermittlungsprovision. Ich arbeite hier ausschließlich mit Nettotarifen. Welche Software setzen Sie ein? In den vergangenen Jahren habe ich mit der Planungssoftware von Gschwind gearbeitet. Für mich als Finanz- und Nachfolgeplaner war immer die Transparenz wichtig, das heißt die Nachvollziehbarkeit der errechneten Ergebnisse. Hier ist deren Softwarelösung vorbildlich, da absolut transparent. Und sehr geschätzt habe ich auch immer den Austausch mit den Kollegen von Gschwind. Aufgrund der Verschiebung meines Tätigkeitsschwerpunkts habe ich aktuell keine Finanzplanungssoftware im Einsatz, würde bei Bedarf aber immer auf deren Lösung zurückgreifen. Für meine Lehrtätigkeit an der EBS Finanzakademie nutze ich Gschwinds Dozentenversion. Welche Literatur lesen Sie und welche empfehlen Sie den Lesern dieses Magazins? Meiner Ansicht nach ist es für einen Finanz- und Nachfolgeplaner unerlässlich (nicht nur für die Re-Zertifizierung), stets up to date zu sein. Insbesondere trifft das in meinem Fall auf steuerliche und juristische Themen im Bereich Vermögens- und Unternehmensnachfolge zu. Daher ist regelmäßige Recherche zum Beispiel auf den Webseiten der Verlage NWB oder Dr. Otto Schmidt für mich seit Jahren Pflicht. Hinzu kommt das eine oder andere Fachbuch. Wer sich beispielsweise mit Immobilieninvestments beschäftigt oder Kunden mit größeren Immobilienvermögen berät, sollte meines Erachtens das Buch „Immobilien im Zivil- und Steuerrecht“ von Spiegelberger und Schallmoser unbedingt im Regal stehen haben. Ein sehr gutes Nachschlagewerk! Darüber hinaus lese ich regelmäßig das FINANCIAL PLANNING Magazin, das Private Banking Magazin und weitere Fachzeitschriften, zum Beispiel Das Investment. Sehr hilfreich für die tägliche Praxis sind auch die Newsletter des FPSB Deutschland zu den Themen Estate Planning, Recht und Steuern.
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Welche Fortbildungen und Netzwerke nutzen Sie und warum? Die Netzwerke der Vereine network financial planner, FPSB Deutschland, NFEP und VEPD nutze ich in erster Linie zum sprichwörtlichen Netzwerken. Der Austausch mit „Gleichgesinnten“ ist immens wichtig, gerade für mich als relativ frisch Selbstständigen. Daher versuche ich, sowohl an regionalen als auch an bundesweiten Treffen teilzunehmen. Fachliche Fortbildungen für mein Haupttätigkeitsfeld finde ich vor allem bei Veranstaltern wie Verlag Dr. Otto Schmidt, Juristische Fachseminare, Fachseminare von Fürstenberg und ähnlichen. Dort werden juristische und steuerliche Spezialthemen behandelt, die mir im Beratungsalltag in der Kooperation mit Rechtsanwälten und Steuerberatern begegnen. Welche Ausbildung(en) haben Sie absolviert? Ich war „Finanzplaner der ersten Stunde“ im vierten Jahrgang der EBS Finanzakademie von 1997/1998, Ende 1997 wurden erstmals in Deutschland CFP® lizensiert. Außerdem bin ich zertifizierter Erbschaftsplaner (EAFP) und habe einen Master in Wealth Management (EBS; Masterarbeit zum Thema Höfeordnung und moderne landwirtschaftliche Unternehmensstrukturen) und verfüge über den Abschluss „Zertifizierter Family Officer (FvF)“. Was macht Ihrer Einschätzung nach einen guten Finanzplaner aus? Das Wichtigste mit Blick auf den Kunden ist Empathie! Es geht nicht um wissenschaftliche Maßstäbe, Beratervorstellungen oder gar Beraterinteressen, sondern ausschließlich um die Kundenbedürfnisse. Das sollte man als Berater immer im Blick haben. Und das erwarte ich von einem guten Finanzplaner. Welche Hobbys haben Sie? Ich bin leidenschaftlicher Fußballfan und leide seit vielen Jahren mit dem HSV, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Außerdem versuche ich mein Handicap auf dem Golfplatz zu verbessern. Und ich fotografiere sehr gern, am liebsten Natur- und Tiermotive. Vielen Dank für das Gespräch. ❚
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Die Standard Life – Fördermitglied im network financial planner e.V.
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eit 1996 ist der traditionsreiche Renten- und Lebensversicherer Standard Life im deutschen Markt präsent und unterstützt seitdem seine Kunden dabei, ihre Finanzplanung verlässlich voranzubringen. Durchdachte Investmentlösungen und flexibler Versicherungsschutz für Kapitalaufbau, Vermögensstrukturierung und Ruhestandsplanung ebnen ihnen den Weg in die Zukunft. Verantwortungsbewusstsein, Verbindlichkeit und eine transparente Kostenstruktur bestätigen Kunden auch nach Jahrzehnten noch in ihrer Entscheidung für Standard Life. Ein unabhängiger Vertrieb stellt beste Finanzberatung sicher Standard Life setzt auf unabhängige Finanzberaterinnen und -berater, weil sie Kunden die beste Beratung bieten. Um das hohe Niveau ihres Service langfristig zu gewährleisten, steht das Unternehmen in stetigem Austausch mit den Beratern. Programme wie „Future Ready“ zur Optimierung von Partner-Geschäftsmodellen, die „Fondspolicen-Initiative“ als Beratungsansatz im Niedrigzinsumfeld oder die Ausbildung sämtlicher Sales Consultants zu zertifizierten Spezialisten für die Ruhestandsplanung unterstreichen den Willen von Standard Life, sich gemeinsam mit seinen Partnern kontinuierlich weiterzuentwickeln. Investmentmotoren erschließen echte Renditechancen Wer im Nullzinsumfeld auf Tagesgeldkonten oder klassische Garantieprodukte setzt, macht ein Verlustgeschäft. Deshalb bietet Standard Life aus Überzeugung ausschließlich fondsgebundene Renten- und Lebensversicherungen an. Fondspolicen, so das Credo des Anbieters, kombinieren das Beste aus zwei Welten. Die Leistungen einer Versicherung werden durch einen Investmentmotor ergänzt, den der Kunde aus einem attraktiven, handverlesenen Fondsuniversum auswählt. Produkte von Standard Life dienen dabei nicht nur dem Aufbau und der Absicherung der Altersvorsorge. Sie können auch bei der Liquiditätsplanung in der Ruhestandsphase eine wesentliche Rolle spielen oder eine steueroptimierte Vermögensübertragung darstellen. Teil einer starken Gruppe
in Österreich gehören zu Standard Life International DAC mit Sitz in Dublin – dem zweitgrößten Versicherer in Irland. Der Bestand des Unternehmens umfasst mehr als 600.000 Versicherungsverträge und ein Versicherungsvertragsvermögen von rund 26 Milliarden Euro. Seit 2018 ist Standard Life International Teil der Phoenix Group, deren Ursprünge ebenfalls Jahrhunderte zurückreichen. Die Gruppe besteht aus zahlreichen bekannten und bedeutenden britischen Lebensversicherern mit jeweils langjähriger Unternehmensgeschichte. Mit rund 10 Millionen Versicherungsverträgen, 226 Milliarden Pfund verwaltetem Vermögen und einer Marktkapitalisierung von rund 5 Milliarden Pfund ist die Phoenix Group als Aktiengesellschaft im Leitindex FTSE 100 an der Londoner Börse gelistet und einer der größten Lebensversicherer Großbritanniens. Ihre Finanzkraft bestätigt die Rating-Agentur Fitch mit einem guten Gruppen-Rating von A+. In einer Zeit beständigen Wandels konsequent wachsen Für die Phoenix Group ist Standard Life International DAC nicht nur das Standbein im europäischen Binnenmarkt, sondern auch Ausgangspunkt für weiteres Wachstum. Für die Niederlassung in Deutschland bedeutet das, den beständigen Wandel anzunehmen und im Unternehmen abzubilden. Dies gelingt durch eine starke, gut ausgebildete und motivierte Mannschaft und durch den gelebten Anspruch, täglich besser zu werden – sei es in der Produktentwicklung, im Service, in puncto Digitalisierung oder im Hinblick auf die Präsenz in Europa. Zielsetzung als Fördermitglied Die Finanzbranche steht vor enormen Herausforderungen – angefangen beim Nullzinsumfeld bis hin zur zunehmenden Regulierung. Der network financial planner e.V. bietet durch seine Medien wie auch durch hervorragende Veranstaltungen mit nationalem wie internationalem Radius eine ideale Plattform für Austausch und Weiterbildung. Als Fördermitglied möchten wir gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Vereins die Marktgegebenheiten nutzen, um die Zukunft der Branche zu gestalten. ❚
Die Niederlassung in Deutschland und die Vertriebsdirektion
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FINANCIAL PLANNING Magazin
goes digital
Das Magazin für Finanzplanung
FINANCIAL PLANNING
Das FINANCIAL PLANNING Magazin ist ab sofort für Sie auch als App für das Smartphone oder Tablet verfügbar. Sie können alle bisherigen Ausgaben des Magazins lesen, downloaden und sich die Artikel sogar vorlesen lassen, z. B. bei einer Autofahrt.Laden Sie die App einfach über diese QR-Codes aus dem Google Play Store oder dem App Store von Apple:
Wenn Sie die App öffnen, werden Ihnen alle bisherigen Ausgaben angezeigt. Klicken Sie auf eine beliebige Ausgabe – nun öffnet sich ein kurzes Leseexemplar. Blättern Sie dieses durch, bis Sie zu einer Button-Auswahl gelangen. Wählen Sie Freischaltcode und geben Sie FPM_free ein (ggf. nach dem Login/der Registrierung und vor dem Bezahlvorgang). Danach stehen Ihnen die gesamten Ausgaben zur Verfügung. Wir haben die App selbstverständlich getestet und für gut befunden, dennoch können wir „Kinderkrankheiten“ nicht vollständig ausschließen. Wir freuen uns daher sehr auf Ihr Feedback an kontakt@financialplanningmagazin.de Apple-User: Wenn Sie das erste Mal eine Unternehmens-App öffnen, die Sie manuell installiert haben, sehen Sie eine Benachrichtigung, dass dem Entwickler der App auf Ihrem Gerät nicht vertraut wird. Sie können diese Nachricht schließen, doch dann lässt sich die App nicht öffnen. Nach dem Schließen der Nachricht können Sie Vertrauen für den App-Entwickler etablieren. Tippen Sie auf „Einstellungen“ > „Allgemein“ > „Profile“ oder „Profile & Geräteverwaltung“. Unter der Überschrift „Unternehmens-App“ wird Ihnen ein Profil für den Entwickler angezeigt. Tippen Sie unter dieser Überschrift auf den Namen des Entwicklerprofils, um Vertrauen für diesen Entwickler zu etablieren. Sie werden aufgefordert, Ihre Auswahl zu bestätigen. Sobald Sie diesem Profil vertrauen, können Sie manuell weitere Apps vom gleichen Entwickler installieren und sie sofort öffnen. Diesem Entwickler wird so lange vertraut, bis Sie die Taste „App löschen“ verwenden, um alle Apps dieses Entwicklers zu entfernen.
Android-User: Bislang war die Einstellung für „Apps aus unbekannten Quellen installieren“ je nach Hersteller und Android-Version hier zu finden: Öffnen Sie die „Einstellungen“. In einem Bereich wie „System“ gibt es eine Einstellung „Sicherheit“. Hier sollten Sie die Option „Apps aus unbek. Quellen“ oder ähnlich finden. Auf anderen Geräten findet sich das via „Einstellungen/Sicherheit“ oder unter „Sicherheit & Datenschutz/Mehr/Unbekannte Apps installieren“. Auf neueren Geräten mit purem Android 8 hat sich das Konzept grundlegend geändert: Jetzt gibt es keinen zentralen Schalter mehr. Stattdessen sind es bestehende Apps, denen Sie das Installieren von Apps aus anderen Quellen erlauben oder verbieten können. Öffnen Sie die Einstellungen, tippen Sie „unbek“ ins Suchfeld. Öffnen Sie „Spezieller App-Zugriff“ und darin „Unbek. Apps installieren“. Oder Sie gehen via „Einstellungen“ zu „Apps & Benachrichtigungen/Erweitert/Spezieller App-Zugriff“. Tippen Sie allenfalls oben rechts aufs Drei-Punkte-Menü und wählen Sie System anzeigen.
Fondspolicen: Flexible Produkte für eine umfassende Ruhestandsplanung Fondspolicen sind nicht nur aus Sicht der Anleger attraktiv – auch für Financial Planner sind sie als flexible Versicherungsprodukte für die verschiedenen Phasen der Ruhestandsplanung geeignet. Von Matthias Pendl
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ondspolicen sind die Hoffnungs- und Wachstumsträger der Versicherungsbranche. Vor allem die Zunahme bei den Einmalbeiträgen ist im Vergleich zu den klassischen Renten- und Kapitallebensversicherungen signifikant: Laut Zahlen des Branchenverbandes GDV nahmen die Einmalbeiträge bei fondsgebundenen Rentenversicherungen in Deutschland 2018 um 925 Millionen EUR oder 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu; bei den fondsgebundenen Kapitalversicherungen waren es 257 Millionen EUR mehr oder ein Plus von 23,7 Prozent. Ihre klassischen Pendants schrumpften im selben Zeitraum dagegen um 24,4 Prozent (Rentenversicherungen) beziehungsweise 24 Prozent (klassische Kapitalversicherung).
Vermögensübertragung an nachfolgende Generationen. Aber auch für CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® (CFP®) sind Fondspolicen äußerst interessant, weil sie aufgrund der genannten Vorteile als flexibles Versicherungsprodukt für verschiedene Phasen des Financial Planning geeignet sind – vom Vermögensaufbau während des Erwerbslebens über die Planung für den Ruhestand bis hin zur Frage „Vererben oder Schenken?“ an Familienmitglieder oder andere berechtigte Personen oder Organisationen. Für den letztgenannten Fall empfiehlt es sich für CFP®, die Zusammenarbeit mit Notaren und Steuerberatern zu suchen.
Fondspolice versus Fondssparplan Die Gründe für die steigende Attraktivität Matthias Pendl, Distribution Manager, Oft werden Fondspolicen bei der Ruhestandder Fondspolicen aus Anlegersicht sind Standard Life Versicherung splanung mit Fondssparplänen verglichen. nachvollziehbar. Während klassische VerFondspolicen sind Lebens- sowie Rentenversicherungen, die sicherungsprodukte unter den niedrigen Zinsen leiden, bieten das Todesfallrisiko absichern und zugleich Vermögen in InvestFondspolicen Anlagemöglichkeiten, die auch in Zeiten niedriger mentfonds aufbauen. Sie sind von den Anlagemöglichkeiten mit Zinsen eine attraktive Rendite erzielen können. Gleichzeitig sieinem Fondssparplan vergleichbar, da die bekannten Fonds auch chern sie das Langlebigkeitsrisiko, aber auch andere biometrische im Rahmen der Fondspolicen verfügbar sind. Im Gegensatz zu Risiken ab. Sie bieten gegenüber anderen Produkten steuerliche Fondssparplänen können aber nur Besitzer einer Fondspolice Vorteile, ein hohes Maß an Flexibilität und Möglichkeiten zur
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Q U O VA D IS
ihr angespartes Kapital verrenten, sich dieses also monatlich in gleichbleibenden Beträgen oder im Rahmen eines Entnahmeplans als Teilentnahmen und regelmäßige Beiträge auszahlen lassen. Bei Fondspolicen fallen (anders als beim Fondssparplan) keine einmaligen Kosten beim Kauf des Fonds (Ausgabeaufschlag) sowie jährliche Fondsmanagement- und Depotgebühren an; dafür werden von den monatlichen Sparbeiträgen Abschluss-, Verwaltungs- und Risikokosten für den Versicherungsmantel abgezogen. Fondspolicen sind in der Regel etwas teurer als Fondssparpläne, machen das aber über die Steuervorteile mehr als wett. Sie spielen ihre Stärken vor allem bei langfristigen Sparprozessen und Geldanlangen aus.
wird. Dies erhöht die Planbarkeit für den Kunden.
WeitBlick: moderne Lösung für Altersvorsorge und Vermögensübertragung
Zwei Beispiele aus der Praxis sollen die vielfältigen Möglichkeiten verdeutlichen.
Vor gut zwei Jahren hat Standard Life eine fondsgebundene Lebensversicherung aufgelegt, welche die Vorteile der Fondspolice mit den Kriterien Transparenz sowie Flexibilität verknüpft und zusätzlich den Aspekt „Erben und Schenken“ einbringt. Sie bietet nicht nur die Möglichkeit einer Vermögensübertragung zu Lebzeiten, sondern trägt aufgrund eines speziellen Auszahlungsplans auch dazu bei, die eigene Rente flexibel, aber vor allem auch planbar aufzustocken. Die Höhe und Häufigkeit der Auszahlung ist bereits ab 100 EUR individuell wählbar und jederzeit flexibel änderbar.
Fallbeispiel unverheiratetes Paar mit kleinen Kindern Im ersten Fall geht es um ein unverheiratetes Paar in den Mitt-/ End-Dreißigern, das zwei kleine Kinder hat. Er verdient gut (rund 100.000 EUR p.a.), sie arbeitet momentan Teilzeit. Er hat neben Depots und einem unbelasteten Eigenheim noch ca. 30.000 EUR liquide. Im Falle seines Todes ginge seine Partnerin allerdings leer aus. Die Frage an den Financial Planner lautete daher: Wie können die 30.000 EUR angelegt und wie kann – ohne das Geld jetzt schon aus der Hand zu geben – sichergestellt werden, dass das Geld im Falle seines Todes für ihre Altersvorsorge angelegt wird? Später soll die Anlage unter Nutzung der Freibeträge (ggfs. schrittweise) an sie übergehen.
„WeitBlick“, so der Name der Lebensversicherung, richtet sich an Kunden mit einem frei verfügbaren Vermögen zwischen 25.000 und fünf Millionen EUR, das sie in Form eines Einmalbeitrages anlegen möchten. Die Versicherung wurde eigens für die Bedürfnisse und Anforderungen auf dem deutschen Markt konzipiert und bietet vermögenden Kunden die Chance, ihre Finanzen für sich und ihre Angehörigen zu planen und gleichzeitig attraktive Renditen bei kontrolliertem Risiko zu erzielen.
Vermögensübertragung leicht gemacht Versicherungsnehmer können mit Hilfe der „Familien-Option“ frühzeitig ihr Vermögen zwischen den Generationen übertragen, indem sie ihren Vertrag auch mit zwei Versicherungsnehmern und/oder zwei versicherten Personen ausgestalten. Für diese Vermögensübertragung zu Lebzeiten sind weder notarielle Beurkundungen noch spätere testamentarische Aktualisierungen notwendig. Zudem nutzen Versicherungsnehmer Freibeträge bei der Erbschafts- und Schenkungssteuer.
WeitBlick erlaubt es, ihn als Versicherungsnehmer (VN), beide Eltern aber als Versicherungspersonen (VP) einzusetzen. Das Bezugsrecht im Todesfall des zuletzt versterbenden Elternteils geht jeweils hälftig auf die beiden Kinder über. Sollte er zuerst sterben, wird die zweite versicherte Person automatischer VN. Verstirbt sie später, wird der Vertrag fällig und die aufgelaufenen Erträge werden steuerfrei an die Kinder ausgezahlt.
Breite Fondsauswahl in fünf Risikostufen Der Sparanteil des Einmalbeitrages bei WeitBlick (und mögliche spätere Zuzahlungen) werden in Fonds investiert, die der Versicherungsnehmer selbst auswählt. Kunden können zwischen mehr als 100 Fonds von renommierten Anbietern und Investmentboutiquen wählen. Ein besonderer Fokus liegt bei der Kapitalanlage auf Fonds von Aberdeen Standard Investments, die auch in Zeiten niedriger Zinsen positive Erträge erwirtschaften und gleichzeitig das Risiko für den Kunden reduzieren können. Zu nennen sind hier besonders die Multi Asset-Fonds der MyFolio-Familie. Die MyFolio-Fonds legen breit diversifiziert an und bewegen sich in klar definierten Volatilitätskorridoren. Sie decken fünf verschiedene Risikoeinstufungen von „defensiv“ bis „sehr chancenorientiert“ ab und bieten sowohl aktiv, vom Investmenthaus Aberdeen Standard Investments gemanagte Fonds (MyFolio SLI managed Fonds) als auch passive Indexfonds (MyFolio passiv focussed Fonds) und ausgewählte Fonds von Vermögensverwaltern aus aller Welt (MyFolio-Multi-Manager-Fonds). Bei der Auswahl hilft Moody’s Analytics, ein führendes Institut für Modellierung von Finanzrisiken und Tochter der unabhängigen Ratingagentur Moody’s. Das risikobasierte Fondsmanagement bietet den Kunden große Vorteile: Sie wissen genau, in welchem Schwankungsbereich sich der gewählte Fonds bewegen wird und können sicher sein, dass die dem Risikoprofil entsprechende Rendite erwirtschaftet
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Fallbeispiel kinderloser Single mit Freundeskreis Beim zweiten Beispiel besucht ein 50-jähriger Single, der kinderlos ist und Multiple Sklerose hat, den CFP®, weil er sein Vermögen mehreren Personen vererben möchte, die keine Familienmitglieder sind. Aus dem Verkauf von geerbten Firmenanteilen erwartet er in ein bis zwei Jahren rund eine Million EUR; zusätzlich gibt es ca. 150.000 EUR in Wertpapieren. Sollte er vor ihr sterben, wird seine Schwester die Haupterbin, er will im Todesfall aber mehrere Freunde bedenken und so unter anderem die Schenkungs-/Erbschaftsfreibeträge (20.000 EUR pro Person) nutzen. Mit WeitBlick ist der Mann sowohl Versicherungsnehmer als auch Versicherungsperson. Er zahlt bereits jetzt 100.000 EUR in den Vertrag ein und gewährt fünf Freunden zu gleichen Teilen das Bezugsrecht im Todesfall. Sollte er den Kreis der Bezugberechtigten wechseln wollen, kann er mit einem Formular einfach, kostenfrei und schnell seine Erbfolge verändern. Die Beispiele belegen, wie flexibel die Fondspolice in unterschiedlichen (familiären) Situationen sein kann und wie sie Steuerprivilegien und Investmentchancen am besten nutzt. Dank hoher Flexibilität und Steuerprivilegien ist Weitblick nicht nur eine moderne Lösung für die Vermögensübertragung, sondern auch die lebenslange Alternative zu Sparkonten. 2017 wurde Standard Life für dieses Produkt der „Financial Advisors Award“ der Finanzfachzeitschrift Cash. verliehen. ❚
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Finanzplanung, quo vadis? Der Finanzplaner der Zukunft hat Kunden, die Spaß am Umgang mit ihrer Vermögensübersicht haben, und ist dank digitaler Unterstützung wieder mehr Finanzplaner und weniger Buchhalter. Von Marco Richter
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Zusammenfassung kommt beim Kunden tefan Huber schaut auf seine Uhr, 9 wirklich an – der Rest verstaubt ungelesen Uhr 45. In 15 Minuten kommt sein in der Schublade. neuester Kunde, um mit ihm seinen Finanzplan durchzugehen. Im letzten Stefan Huber ist nur eine fiktive Figur, Moment verrutschen ihm die Grafiken aber er steht stellvertretend für sehr viele auf Seite 15 seines Gutachtens und er engagierte Finanzplaner in Deutschland. muss alles noch einmal ausdrucken. So Vor einigen Monaten hielt ich einen Vortrag steht Stefan jetzt etwas nervös an der vor etwa 200 seiner Art. Ich fragte ins Spiralbindemaschine, um das 76 Seiten Auditorium, wer aus der Runde in seistarke Werk nochmals zu binden. Aber er ner Laufbahn bereits mehr als fünf große freut sich auch auf die anderthalbstündige Finanzpläne geschrieben hat. Nur etwa Besprechung mit Dr. Hubert Mair, dem 10 Prozent hoben die Hand. Dieses Ergebnis ehemaligen Deutschlandchef einer großen zeigt, wie es um die Gutachtenkultur im internationalen Firma, der über eine EmpFinancial Planning bestellt ist – nämlich fehlung zu ihm gekommen ist. Schließlich schlecht. Die Berater haben eine Abstimsind diese 90 Minuten eine Belohnung für mung mit den Füßen vollzogen und sich die viele Arbeit, die er in den vergangenen von der „reinen Lehre“ der Finanzplanung zwei Wochen in Dr. Mairs Plan gesteckt hat. verabschiedet. Zu groß der Aufwand, zu Bei einigen Versicherungen seines Kunden gering die Zahlungsbereitschaft. Sie sind musste er mehrmals wegen der Unterlagen Marco Richter, CFP®, Co-Founder, Geausgewichen auf kleinere Themenpläne nachhaken und dann waren da die vielen schäftsführer, wealthpilot GmbH und eine ganzheitliche Beratung, die zwar lückenhaften, wild durcheinander abgehefauf den Grundsätzen ordnungsmäßiger Finanzplanung fußt, sie teten Konto- und Depotauszüge in einem dicken Ordner, den Dr. aber nicht in der Detailtiefe umsetzt, wie es ein Gutachten erMair ihm nach einiger Überzeugungsarbeit überlassen hatte. fordert, insbesondere nicht in den Bereichen Steuern und Recht. Sie haben die Anforderungen an Richtigkeit, Vernetztheit und Stefan Huber liebte das persönliche Gespräch mit seinen Kunden Ganzheitlichkeit auf ein praktikables Maß heruntergebrochen, schon immer. Aber er wollte mehr als nur Investmentprodukte für das der Kunde auch zu zahlen bereit ist. verkaufen. Also begann er vor fünf Jahren die Ausbildung zum Finanzplaner und ist seit fast drei Jahren auch registrierter Große Finanzplanungsgutachten, wie sie heute geschrieben CERTIFIED FINA NCIAL PLA NNER®. Seitdem berät er seiwerden, kranken aus meiner Sicht an mehreren Stellen: Sie bieten ne Kunden ganzheitlich und auf Basis eines am Anfang jeder eine nur trügerische Richtigkeit, denn im Moment der Erstellung Beratung stehenden Gutachtens. Die intellektuelle Herausforsind die Daten, die in den Plan einfließen, bereits veraltet, da derung, finanzielle, steuerliche und rechtliche Belange vernetzt nicht tagesaktuell. Es bedarf einer ganzen Reihe von Annahmen zu betrachten, reizt ihn immer wieder aufs Neue, und er hat zur Inflationsrate, zu steuerlichen Rahmenbedingungen und zu das Gefühl, seinen Kunden damit eine wirklich hochwertige rechtlichen Regelungen, vor allem im Nachlassbereich. Wir alle Beratung zu bieten. Ein Wermutstropfen ist, dass er feststellen wissen, dass nichts so beständig ist wie der Wandel. Dass ein musste, dass die Kunden den dicken Plan meist gar nicht lesen, Gutachten schon in naher Zukunft überarbeitet werden müssweshalb er dazu übergegangen ist, immer auch eine fünfseite, ist jedem Planer bereits beim Ausdrucken der Ergebnisse tige Kurzfassung des jeweiligen Plans zu erstellen. Nur diese
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tragisch bewusst. Doch auch ein Update ist fast so aufwendig wie ein Erstgutachten und führt somit erneut zu langwierigen Kostendiskussionen mit dem Kunden.
Mit den neuen digitalen Möglichkeiten lassen sich der Aufwand und das Frustrationsniveau des Planers signifikant senken und die Zahlungsbereitschaft des Kunden merklich steigern.
Die hohen Kosten und der damit einhergehende Rechtfertigungsdruck, das ist das zweite große Problem der Finanzplanung in Deutschland. Dies rührt daher, dass der Kunde nur 25 Prozent der Arbeit, die in einem Finanzplan steckt, wahrnimmt. Die 75 Prozent, die für Datengewinnung und eingabe, Erstellung der Texte und Recherche „draufgehen“, sind für ihn nicht greifbar. Und daher ist er auch nicht bereit, dafür zu zahlen. Viele Finanzplaner versuchen, der Kostendiskussion den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie jeden Posten einzeln auflisten: Einlesen der Daten pro Depot: 30 Minuten, Eingabe der Daten pro geschlossenem Fonds: 40 Minuten und so weiter und so fort. So wird aus einem Planer jedoch immer mehr ein Buchhalter für Kostenstellen. Dabei ist man doch angetreten, um den Kunden mit Wissen und Erfahrung in allen Vermögensangelegenheiten ganzheitlich und fundiert als Coach und Vertrauensperson zur Seite zu stehen …
Aus Sicht des Kunden (die leider viel zu oft vergessen wird) muss Finanzplanung vor allem dynamischer und digitaler werden. Dass die dicken Gutachten meist ungelesen im Schrank verstauben, ist Ausdruck der Tatsache, dass die Gutachtenkultur den Kunden nicht so anspricht, wie er angesprochen werden möchte. Eine Studie von Accenture zu den Anforderungen der Kunden an digitale Elemente im Wealth Management belegt dies deutlich. Der Kunde wünscht sich digitale Tools. Diese sollen mit Szenarioanalysen aufwarten und auf der Logik des sogenannten goals-based financial planning fußen. Sie wollen in einem dynamischen Programm sehen, wie sich die Wahrscheinlichkeit, die eigenen Ziele zu erreichen, je nach Maßnahme verändert – spielerisch, intuitiv bedienbar und verständlich. Sie erwarten Antworten auf Fragen aus ihrem Alltag. Zum Beispiel: Kann ich mit 63 in Rente gehen, wenn ich mir meinen Traum von der Finca auf Mallorca doch schon jetzt erfülle?
Ein weiteres Problem ist die Frustration der Finanzplaner. Sie leiden darunter, dass das Gros ihrer Arbeit vom Kunden überhaupt nicht inhaltlich zur Kenntnis genommen geschweige denn anerkannt wird. Ich kenne manch einen Berater, der sich deshalb von der Finanzplanung abgewandt hat.
Finanzplanung ist höchst komplex. Doch der Verbraucher möchte nicht intellektuell herausgefordert werden, sondern erwartet einfache Antworten auf komplexe Fragen. Tools, die das können, gibt es bereits, doch werden sie in der Finanzplanungspraxis dem Kunden (noch) nicht an die Hand gegeben. Vielleicht aus Angst, als Berater die Herrschaft über die Planung zu verlieren und sich selbst überflüssig zu machen? Diese Angst ist unbegründet. Die Hoheit darüber, aus den gewonnenen Informationen die richtigen Schlüsse zu ziehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, bleibt nach meiner festen Überzeugung auch weiterhin beim Berater. Denn das Verhältnis zwischen Finanzplaner und Kunde ist vergleichbar mit dem zwischen Arzt und Patient: Die Interpretation der Ergebnisse eines Blutbilds und die Einleitung einer passenden Therapie übernimmt auch nicht der Patient in Eigenregie. Er macht sich gegebenenfalls im Internet über die einzelnen Werte und deren Bedeutung schlau, ja, aber über das Wissen hinsichtlich der Komplexität und der Wirkungszusammenhänge verfügt letztlich nur der Arzt. An ihn wird sich der Patient vertrauensvoll für eine Behandlung wenden – vorausgesetzt, das Vertrauensverhältnis stimmt.
Die Finanzplanung der Zukunft muss die genannten Aufgaben lösen – allen voran Rentabilität und Zahlungsbereitschaft, und zwar unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden. Die Digitalisierung kann hierbei einen enormen Mehrwehrt leisten und dem Finanzplanerethos wieder neues Leben einhauchen. Aus Sicht des Beraters muss vor allem der Zeitaufwand drastisch reduziert werden. Es dauert einfach zu lange, alle Depotwerte, Kontostände, Vermögenswerte et cetera in das Planungsprogramm zu tippen – und es ist auch schlichtweg nicht mehr zeitgemäß. Heute kann eine Vielzahl an Informationen über technologische Schnittstellen direkt eingespeist werden. Depot- und Kontostände, Cashflows und Darlehen stehen digital in hoher Qualität und Detailtiefe zur Verfügung. Eine entsprechende Software kann sie abrufen, sortieren und nach einer verständlichen Logik aufbereiten. Last, but not least werden die Informationen über diese Schnittstellen automatisch auf dem aktuellen Stand gehalten. Ein Update ist so stets auf Knopfdruck möglich. Ordner voller Depot- und Kontoauszüge können somit getrost beim Kunden im Schrank bleiben. Dann werden aus zwölf Stunden Vorbereitungszeit dreieinhalb. Und für die Analyse und Besprechung mit dem Kunden bleibt mehr Zeit. Es lässt sich sogar eine höhere Frequenz der Besprechungen erreichen, denn jeder Plan und die entsprechenden Updates können deutlich günstiger erstellt und damit öfter angeboten werden. So kann man erreichen, dass man vom Kunden viel mehr als Experte wahrgenommen wird und seine Expertise deutlich besser entfalten kann. Momentan stellt bei der Erstellung von Plänen vor allem die Bedienung der Software die größte intellektuelle Herausforderung dar. Mir klingt noch die Aussage eines Finanzplanerkollegen im Ohr, der meinte, nach rund zehn Jahren im Umgang mit dem Programm komme er immer besser zurecht und es fange langsam an, Spaß zu machen. Auch das muss sich ändern! Software muss intuitiv bedienbar sein. Telefonbuchdicke Handbücher und Haare raufen vor dem Bildschirm sind heute nicht mehr notwendig.
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Und es kommt noch besser. Die Zukunft der digitalisierten Finanzplanung sieht so aus: Finanzplaner Stefan Huber hat seinem Kunden Dr. Mair eine Software in seinem Look-and-feel zur Verfügung gestellt, die einem Konfigurator für schöne Autos gleichkommt, nur im Bereich Finanzen und Vermögen. Dr. Mair macht es nun so viel Spaß, sich durch die verschiedenen Grafiken zu klicken und durch die verschiedenen Szenarien zu scrollen – Mit Finca auf Mallorca. / Nur mit neuem Cabrio und ohne Finca. / Rente mit 63, mit 60, mit 67. –, dass er die Daten, die zur Berechnung dieser Analysen notwendig sind, sogar selbst in das System einspielt. Und vor der Besprechung mit seinem Berater schaltet er einfach Stefan Huber mit einem Fingertipp als „Trusted Advisor“ frei. Dieser hat nun Zugriff auf alle angezeigten Vermögenswerte, ohne auch nur ein Depot, einen Kontostand oder einen Oldtimer selbst eingetragen zu haben. Das hat sein Kunde für ihn erledigt, und zwar gern. Schließlich hat er Freude an dem intuitiven Überblick über sein Vermögen und wollte spielerisch sehen, was wäre, wenn er sich seine großen und kleinen Träume erfüllen würde. Die Optimierung der Vermögensstruktur übernimmt Stefan Huber, so wie der Arzt die Therapien ausarbeitet und Medikamente dosiert, denn nur er kann die richtigen Schlüsse aus den Analysedetails und Präferenzen des Kunden ziehen und Handlungsempfehlungen darauf abstimmen. ❚
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Finanzplanung – quo vadis? Von Christoph Leichtweiß
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Viele haben ihn, wenige verstehen ihn inanzplanung, Financial Planning, Vermögensstrukturberatung, Estate Der gesetzliche Güterstand für Eheleute Planning … Die Begriffe, mit denen ist die Zugewinngemeinschaft. Machen verschiedene Methoden und unterschiedSie einmal den Test, Ihre Kunden zu fraliche Schwerpunkte einer ganzheitlichen gen, was genau dieser Status bedeutet und interdisziplinären Herangehensweiund welche Konsequenzen damit verbunse von der Branche besetzt werden, sind den sein könnten. Ich vermute, Sie wervielfältig. Im Folgenden verwende ich den den überrascht sein. allgemeinen Begriff Finanzplanung. Ein Beispiel aus der Praxis: Das Vermögen „Financial Planning geht über die landder Ehepartner A und B betrug zu Beginn läufige Finanz- oder Vermögensberatung der Ehe jeweils 0 EUR. Nach 20 Jahren ist weit hinaus. Nicht der kurzfristige Effekt, das Vermögen von A auf 2 Mio. EUR gesondern ein schlüssiges Langzeitkonzept wachsen, für B stehen immer noch 0 EUR für Vermögensaufbau, -mehrung und sizu Buche. Kinder gibt es keine und A sorgt cherung ist das Ziel.“ So schreibt es der sich nun ob der „hohen Erbschaftsteuer“, FPSB Deutschland auf seiner Website die B bei dem Ableben von A zahlen müs(www.fpsb.de). se. Schließlich betrage der Freibetrag für Doch wodurch genau zeichnet sich eine Ehepartner ja nur 500.000 EUR. Beratungsleistung aus, die über das Soweit der Informationsstand des Ehe„landläufige“ Niveau hinausgeht? Eine Christoph Leichtweiß, CFP®, Geschäftspaars. Was in solchen Fällen jedoch so gut theoretische Diskussion über „den“ richführer, YPOS Vermögensmanagement wie nie beachtet wird, ist der steuerfreie tigen Beratungsprozess – natürlich von GmbH Zugewinnausgleich. Er beträgt in diesem unabhängiger Stelle zertifiziert – zur SiBeispiel 1 Mio. EUR und gilt zusätzlich zu dem persönlichen Freicherstellung einer überdurchschnittlichen Erfahrung für den betrag. Dass dies vielen Menschen nicht bewusst ist, dürfte daKunden möchte ich an dieser Stelle nicht führen. Der praktiran liegen, dass die üblichen Tabellen, in denen Freibeträge aufsche Mehrwert wäre, wie die der Anwendung der Zinseszinsgelistet sind, keinen Hinweis auf diesen Sachverhalt enthalten. rechnung auf die Bestände eines Tagesgeldkontos, bei null. Ein anderes Beispiel kreist um die Aussage „geerbte und geDie Frage „Quo vadis?“ – auf Deutsch so viel wie „Wohin soll schenkte Vermögenswerte werden aus dem Zugewinnausgleich das führen?“ oder „Wie wird es weitergehen?“ – ist durchaus herausgerechnet“. Dies ist im Grunde genommen korrekt. Aber mit einem skeptischen Unterton zu verstehen. Angesichts der was ist mit der Wertsteigerung? Der Fall liegt wie folgt: X und gegenwärtig dominierenden Themen würde es sich auch mit Y sind verheiratet. X hat während der Ehe ein MehrfamilienBlick auf die Zukunft der Finanzplanung natürlich anbieten, haus von der Mutter geerbt. Aufgrund der massiven Preissteietwas über das Thema Digitalisierung zu schreiben. Oder dagerung am Immobilienmarkt ist der Verkehrswert von 2 Mio. rüber, warum Service-Fees immer besser als Provisionen sein auf 5 Mio. EUR gestiegen. – Ohne ehevertragliche Regelung müssen und warum passives Investieren ohnehin besser als akwird diese Wertsteigerung in der Berechnung des Zugewinns tives Spekulieren ist. Aber hierzu wurde bereits Vieles gesagt. berücksichtigt. Erfahrungsgemäß kann diese Erkenntnis zu Daher halte ich es für sinnvoller, auf ausgewählte Themen aus neuen Perspektiven der Ehepartner führen … meiner eigenen Beratungspraxis einzugehen, die Impulse für Ihre tägliche Arbeit geben könnten.
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Interdisziplinäre Beratung klingt großartig Die verknüpfte Betrachtung finanzieller, steuerlicher und rechtlicher Aspekte ist in der Finanzplanung unerlässlich. Für komplexe unternehmerische Vermögensstrukturen liegt dies auf der Hand. Doch wie ist es mit „normalen“, mittelständischen Haushalten? Ein weiteres Beispiel: A und B, verheiratet, sind beide 60 Jahre alt und haben zwei Kinder. Ein Testament gibt es nicht. Die finanzielle Situation ist insgesamt sehr auskömmlich, doch zur Beruhigung des Gewissens soll der Finanzplaner nun eine Ruhestandsplanung vornehmen. Grundsätzlich dürften wohl eine Vermögensbilanz erstellt, Liquidität unter Berücksichtigung von Renten, Steuern und Krankenversicherungen geplant und Simulationen für verschiedene Szenarien durchgeführt werden – Letzteres natürlich (!) anhand von Monte-Carlo-Simulationen, denn schließlich gibt es ja keine nicht schwankenden Erträge mehr. Ein wesentliches Szenario ist sicher der Todesfall einer Person in der Rentenphase mitsamt den Auswirkungen auf Liquidität und Vermögensstruktur. Der Fokus auf die Witwenrente der jeweiligen Versorgungsträger ist hier sicher noch recht simpel. Wie jedoch sieht es mit der Berechnung möglicher Vermögensabflüsse an die Kinder und den Fiskus aus? Für eine korrekte Liquiditätsplanung, die Fristigkeiten von Anlagestrategien und deren tolerierbares Risikoniveau sind diese Abflüsse ja durchaus relevant. Zur korrekten Beantwortung müssen die rechtliche Lage gewürdigt und die steuerlichen Folgen berechnet werden. Ohne in den Tiefen des Rechtsdienstleistungsgesetzes und den Definitionen von erlaubten Nebendienstleistungen zu versinken, dürfte klar sein, dass ein funktionierendes Netzwerk rechtlicher und steuerlicher Berater selbst bei mittleren Vermögensgrößen unerlässlich ist. In diesem Kontext sind die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Standesträgern und gewerblich tätigen Beratern ein wichtiges Thema. Aber auch operative Abläufe des Datenaustauschs und die einzelnen Phasen des Beratungsablaufs sollten besprochen werden. Optimalerweise funktioniert dieses externe Netzwerk genauso gut wie das interne im eigenen Unternehmen. Aktiv und passiv verschwimmen immer mehr Small, Value, Momentum, Quality und Low Volatility sind prominente und günstig investierbare Faktorprämien des Aktienmarktes. Was früher als aktives Management galt, lässt sich
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heute – zumindest zu einem gewissen Teil – durch quantitative Strategien und börsengehandelte Indexfonds günstiger abbilden. Die Analyse und das Verständnis von Allokations- und Selektionsbeiträgen werden also in Zukunft deutlich wichtiger werden. Schließlich sind die Ertragserwartungen eher begrenzt und die Kosten daher deutlich relevanter für das Gesamtergebnis des Kunden. Regulatorische Vorgaben werden dies noch verstärken. Die Auswahl von Investmentprodukten und die Konstruktion von Portfolios werden somit künftig anspruchsvoller. Gemischte Mandate oder Aktien und Anleihen getrennt halten? Bei gemischten Mandaten, die Aktien und Anleihen umfassen, wird eine einheitliche Gebühr für die Gesamtverwaltung erhoben. Während eine beispielhafte Kostenbelastung von einem Prozent auf den Aktienteil aufgrund der höheren langfristigen Ertragserwartungen und des größeren Betreuungsaufwands zu rechtfertigen ist, wird dies bei kurzlaufenden Anleihen guter Bonität schon schwieriger. Hier ist zukünftig vielleicht eine Trennung mit separater Bepreisung beider Teile oder eine niedrigere Bepreisung für die Kombination zu diskutieren. Auch die häufig verwendete Pauschale von einem Prozent pro Jahr auf die verwalteten Depotvolumina und die Abdeckung depotfremder Leistungen wie Finanz- und Ruhestandsplanungen kann vor dem Hintergrund der Kostenausweise hinterfragt werden. Hier ist die Aufteilung auf zwei klar getrennte Dienstleistungspakete und Verträge eine sinnvolle Lösung, wenngleich operativ sicher ein längerfristiger und erklärungsbedürftiger Prozess. Allerdings könnte dies auch als vorgezogene Antwort auf die zukünftig sicherlich sinkenden Gebühren für digitale Anlagelösungen und Direktangebote von Fondsgesellschaften sein. Persönliches Fazit Die angesprochenen Themen sind nur eine kleine Auswahl der gegenwärtig relevanten Belange. Globale Verschuldung, Nullzinsphase, Alterseinkünftegesetz, Abgeltungsteuer, Investmentsteuerreformgesetz, Streubesitzdividenden und Erbschaftsteuerreform sind weitere Schlaglichter, die verdeutlichen, dass die Anforderungen an eine „gute“ Begleitung in finanziellen Fragestellungen eher gestiegen als gefallen sind. Da Anleger den Prozess der finanziellen Entscheidungsfindung professionalisieren müssen, werden auch die Anforderungen an die jeweiligen Berater steigen. Somit sehen wir – wie so oft – spannenden Zeiten entgegen. ❚
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Axel Krohne findet viele Kaufgelegenheiten an Exotenbörsen
Der Indiana Jones der Geldanlage Axel Krohne, Chefstratege des Fonds AvH Emerging Markets, war auf der Suche nach unterbewerteten Aktien in schon über 100 Ländern. Die größten Chancen sieht er meistens dort, wo die Mehrheit der Anleger nicht – oder noch nicht – investiert sein will. Die Redaktion führte hierzu mit ihm ein Interview.
Herr Krohne, Sie kommen gerade von einer Reise zurück, auf der Sie unter anderem Nigeria, Ghana, Äthiopien und die Elfenbeinküste besucht haben. Sie scheinen den Begriff „Frontier Markets“ ja sehr wörtlich zu nehmen.
Emerging Markets Fonds für Anleger aus Deutschland nutzt die gleichen Kanäle. Wir können mit Fug und Recht sagen, dass unsere Anteilseigner Zugriff auf Investments haben, an die sie sonst nicht ganz so einfach herankommen würden.
Axel Krohne: Absolut. Frontier Markets sind für mich Märkte, die sich idealerweise in einer frühen Entwicklungsphase befinden. Sie weisen oft hohe Wachstumsraten aus, wurden aber trotzdem noch nicht von der globalen Finanz-Community abgegrast. Das sind die Länder, in denen ich für weitsichtige Anleger die größten Möglichkeiten sehe.
Besuche vor Ort in solchen Ländern sind vermutlich sehr aufwendig. Lohnt sich dieser Aufwand schlussendlich auch? Andere Schwellenländer-Strategen würden in solchen exotischen Ländern wohl nur sehr dosiert investieren – und das dann auch eher vom Schreibtisch aus erledigen …
In viele dieser Länder kann man als normaler Anleger aber gar nicht investieren … Axel Krohne: Das stimmt zum Teil. Äthiopien beispielsweise hat noch gar keine Börse und wird auf absehbare Zeit auch keine haben, obwohl es entsprechende Pläne gibt. Ich bin trotzdem sehr froh, dass ich mir jetzt schon einige äthiopische Unternehmen angesehen habe und mit Fachleuten vor Ort aufschlussreiche Gespräche führen konnte. Äthiopien hat schließlich eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt; das Durchschnittswachstum in den letzten fünf Jahren lag bei neun Prozent pro Jahr. Da kann es nicht schaden, sich von der Lage vor Ort möglichst früh ein Bild zu machen. Aber auch wenn es in Addis Abeba irgendwann einmal eine Börse gibt, wird es sicher nicht einfach sein, dort Aktien zu kaufen? Axel Krohne: Es ist manchmal kompliziert, aber es ist nicht unmöglich. Mit dem „Krohne-Fonds“ habe ich für meine Anleger aus den USA beispielsweise schon vor 15 Jahren direkt in Ghana investiert – oder an der BRVM (Bourse Régionale des Valeurs Mobilières) in der Elfenbeinküste, wo auch viele Unternehmen aus anderen westafrikanischen Ländern gelistet sind. Der AvH
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Axel Krohne: Sie meinen, was die Anleger davon haben, wenn der Fondsmanager in pittoresken Ländern herumbummelt, sich dort fotografieren lässt und auf den Märkten „gebratene Ratte“ probiert? Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass man sich auf die Länder einlassen muss, in denen man investieren will. Man sollte die Unternehmen gesehen haben, deren Aktien man kauft. Man sollte das Management kennen und erfahren, wie die Leute vor Ort die Situation sehen. Wer sich keinen eigenen Eindruck verschafft, für den werden die „exotischen Märkte“ immer exotisch bleiben – und damit Märkte, denen man eigentlich nicht über den Weg traut. Das greift aber meistens zu kurz, denn viele Unternehmen in den Frontier Markets haben mehr Aufmerksamkeit verdient. Sie haben einmal gesagt, Sie würden einem Taxifahrer vor Ort manchmal mehr trauen als einer Studie der Weltbank. Axel Krohne: Das liegt nicht daran, dass ich die Weltbank nicht für vertrauenswürdig halte. Ich lese selbst viele volkswirtschaftliche Studien und Analysen. Aber alle Theorie ist grau und die Statistik gibt die Verhältnisse in solchen aufstrebenden Ländern oft nur ungenügend wieder. Woran liegt das?
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Axel Krohne: In manchen Ländern liegt es daran, dass der größte Teil der wirtschaftlichen Aktivität von der Statistik gar nicht erfasst wird. Das Steuersystem reicht nicht besonders tief und die Wertschöpfung findet größtenteils im Schattensektor statt. Das führt dann dazu, dass sich auch die erfassten Sektoren und die Wirtschaft allgemein ganz anders entwickeln als vermutet. Und wie äußert sich das? Axel Krohne: Sie kommen nach einigen Jahren zurück in die Metropolen solcher Länder und sehen sich plötzlich großen Einkaufszentren und schicken Cafés gegenüber, in denen viele gut situierte Menschen sitzen und Cappuccinos für vier Dollar trinken. Sie finden dort plötzlich eine Kaufkraft vor, die es laut statistischer Datenlage eigentlich nicht geben dürfte. Es gibt sie aber trotzdem. Welche Eindrücke haben Sie sonst noch auf Ihrer Afrika-Reise gewonnen? Axel Krohne: Grundsätzlich herrscht in vielen afrikanischen Ländern wieder Aufbruchstimmung. Es gibt unzählige dynamische Unternehmen, die etwas bewegen wollen. Viele junge und gut ausgebildete Menschen kommen wieder aus New York und London in ihre Heimat zurück, weil sie dort bessere Erfolgschancen für sich sehen. In vielen Gegenden ist schon am Straßenbild und an den neuen Wohnvierteln klar erkennbar, dass die Mittelschicht rapide wächst. Diese neue Mittelschicht kann einiges auf die Beine stellen und sie kann sich außerdem inzwischen auch einiges leisten. Es gibt viele sehr erfreuliche Entwicklungen, die man bei uns in den Nachrichten aber nicht so oft sieht. Verklären Sie da die Situation in Afrika nicht auch ein bisschen? Axel Krohne: Nein, das glaube ich nicht. Ich sage auch nicht, dass in Afrika alles großartig ist. Nehmen Sie Lagos, die Hauptstadt Nigerias – ein Moloch, der wahrscheinlich über 14 Millionen Einwohner hat und wo Glanz und Elend nahe beieinander liegen. Die Fortschritte sind unverkennbar, aber gleichzeitig ist die Armut vielerorts erdrückend. Eine der Absurditäten Nigerias ist auch, dass es riesige Mengen Öl fördert, aber in weiten Teilen des Landes die Stromversorgung nicht funktioniert. Daneben gibt es in Nigeria, wie in vielen afrikanischen Ländern, große Umweltprobleme. Der Müll und die Wasserverschmutzung sind teilweise wirklich dramatisch. Trotzdem ist der Anteil nigerianischer Aktien im AvH Emerging Markets Fonds ausgesprochen hoch. Axel Krohne: Das stimmt. Aktien aus Nigeria standen am Ende des zweiten Quartals für 12,6 Prozent des Fondsportfolios. Damit war nur Ägypten noch höher gewichtet als Nigeria. Vergessen wir nicht, dass Nigeria mit fast 200 Millionen Menschen der bevölkerungsreichste Staat Afrikas ist und dass es dort viele interessante Unternehmen gibt. Bis 2014 hat Nigeria außerdem sehr hohe Wachstumsraten erzielt. In dieser Zeit hat der nigerianische Aktienmarkt einige internationale Aufmerksamkeit bekommen, die aber sofort wieder verschwand, nachdem der Ölpreis einbrach und die Landeswährung abgewertet werden musste. Heute werden dort auch die guten börsennotierten Unternehmen wieder zu Schleuderpreisen gehandelt und wir können für billiges Geld viel Substanz einkaufen. Ich bin zuversichtlich, dass hier früher oder später wieder eine Erholung kommt.
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Wie sehen solche Nigeria-Investments konkret aus? Axel Krohne: Ein gutes Beispiel ist die Aktie der Zenith Bank, mit der wir uns vor Kurzem eindeckt haben. Die Bank erzielte zuletzt eine Nettozinsmarge von 8,9 Prozent, die Eigenkapitalrendite lag bei fast 24 Prozent. Gekauft haben wir die Papiere mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund drei und einer Dividendenrendite von knapp 15 Prozent. Mir persönlich ist es bei solchen Kennzahlen fast schon egal, ob die Aktie in Zukunft steigt oder nicht steigt. Und ich muss auch nicht extra betonen, dass man solche Aktien fast nur an Börsen findet, die die Mehrzahl der Investoren eben für „zu exotisch“ oder „zu riskant“ hält oder die aus anderen Gründen ignoriert werden. Sie glauben also nicht, dass Sie mit solchen Investments überdurchschnittliche Risiken eingehen? Axel Krohne: Vielleicht auf kurze Sicht. Der Markt signalisiert über die Bewertungen schließlich, dass er die Vorzüge solcher Aktien kurzfristig nicht honorieren will. Aber im Value-Investment gehört das zum täglichen Brot. Auf mittlere Sicht bietet die niedrige Bewertung einen Puffer und auf lange Sicht setzt sich dann sowieso die Qualität durch. Und was die Ausschüttungen bis dahin betrifft – dem Fondsportfolio ist es egal, aus welchem Land die Dividenden kommen, solange sie nur reichlich fließen. Auch andere afrikanische Finanztitel stehen beim AvH Emerging Markets Fonds offenbar hoch im Kurs … Axel Krohne: Ja, wir sind außerdem bei den beiden ägyptischen Instituten Al Baraka Bank Egypt und Faisal Islamic Bank sowie bei der Guaranty Trust Bank aus Nigeria und bei Kenya Re-Insurance investiert. Europäische Anleger halten afrikanische Finanzaktien normalerweise für besonders riskant. Das ist aber nicht gerechtfertigt, denn die Banken in Afrika wirtschaften meistens sogar sehr konservativ. Daneben eröffnen sich dem Sektor hervorragende Wachstumschancen durch die Mobilfunk-Durchdringung, die gerade überall auf dem afrikanischen Kontinent stattfindet. Über Mobile-Banking-Dienste können sie sich jetzt Millionen neuer Kunden erschließen, die bisher noch nie Zugang zu Finanzdienstleistungen hatten. Diese Perspektiven sind in den Kursen der afrikanischen Finanzwerte noch nicht eingepreist. Meiner Meinung nach sollte sich jeder Anleger zurzeit dringend mit afrikanischen Bankaktien auseinandersetzen. Sie waren auf der Suche nach guten Investments bereits in über 100 Ländern. Manche Kollegen nennen Sie deshalb schon den „Indiana Jones“ unter den Schwellenländer-Fondsmanagern. Schmeichelt Ihnen das? Axel Krohne: Natürlich. Ich muss aber gestehen, dass ich noch nie eine Peitsche geschwungen habe und auch sonst kein Draufgänger bin. Ich muss außerdem betonen: Auch in den Frontier Markets braucht man die herausragenden Unternehmen nicht im tiefen Urwald suchen. Die Gesellschaften, in die wir investieren, sind in der Regel bekannt und bedeutend; sie genießen in ihren Ländern eine gute Reputation. Es ist lediglich so, dass ihre Aktien oft nicht in den großen Indizes enthalten sind. Deshalb ist das institutionelle Kapital bisher an ihnen vorbeigeflossen. Vielen Dank für dieses Gespräch. ❚
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Rückblick auf den Hamburger Finanzplanertag Von Sven Putfarken
Teilnehmern vor dem Lunch ein Update zu IDD, MiFID II und DSGVO. Ein besonderes Highlight waren in diesem Jahr unter anderem zwei Podiumsdiskussionen zu den Themen „Aktiv oder Passiv – Der ewige Streit um den besseren Ansatz“ und „Ist die Dividende noch der neue Zins? Oder kommt der Zins zurück?“. Letztere wurde von unserem Moderator Marco Pahl mit den drei Portfoliomanagern Sven Pfeil, Markus Peters und Dr. Ulrich Kaffarnik geführt. Bei beiden Diskussionsrunden lieferten sich die Teilnehmer dank ihres fundierten Fachwissens einen dynamischen Schlagabtausch, dem die Zuhörer gebannt folgten. Am Nachmittag folgten Vorträge zum gewerblichen Immobilienmarkt von KanAm Grund und zu Katastrophenanleihen von Plenum. Patrick Linden von Rouvier folgte mit dem Investmentbabo, einem äußerst kurzweiligen Investmentquiz. Abgerundet wurden die Fachvorträge von Folker Hellmeyer, der in seiner gewohnt mitreißenden Art über Chancen und Risiken in Zeiten des Umbruchs referierte. Insgesamt war die Agenda wieder sehr vielseitig und wurde dem Anspruch, als Finanzplaner ein Allround-Talent zu sein, mehr als gerecht. Der krönende Abschluss des Tages war der Auftritt von Flemming Pinck, der als Initiator des Männerchors Hamburger Goldkehlchen und Gründer des Modelabels inferno ragazzi über seinen Werdegang sprach. Über das Interview mit ihm habe ich mich sehr gefreut und darüber, einen echten Hamburger als Ehrengast auf dem Hamburger Finanzplanertag begrüßen zu dürfen. In entspannter Atmosphäre bei einem hervorragenden Abendessen klang der Tag im Casa Di Roma dann aus. Der 6. Hamburger Finanzplanertag ist bereits geplant und findet am 19. Juni 2020 statt. Save the Date! ❚
5. Hamburger Finanzplanertag
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m 14.06.2019 fand der bereits fünfte Finanzplanertag in Hamburg statt. Wieder konnte die Teilnehmerzahl vom Vorjahr übertroffen werden und wir freuten uns, insgesamt 95 Teilnehmer begrüßen zu dürfen. Auch die Anzahl der Ausstellungspartner wuchs erneut und mit 10 Gesellschaften konnte hier eine tolle Resonanz vermeldet werden. Neben der schönen Location direkt an der Hamburger Außenalster, dem Hotel Atlantic Kempinski, waren es vor allem die aussagekräftige Agenda und das abschließende Abendevent auf der Langen Reihe in St. Georg, die die Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik in den hohen Norden zogen. So konnten Teilnehmer sowohl aus Kiel, Dresden, Münster als auch aus Trier begrüßt werden. Die Inhalte der Vorträge am Vormittag waren breit gefächert. Dr. Martin Lück von BlackRock eröffnete den Tag schon fast traditionell mit seinem Vortrag zu den Kapitalmarktchancen, Maike Ludewig von der Kanzlei Jöhnke & Reichow gab den
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„nfp goes Sofia“ Die nfp-Mitgliederreise zur bulgarischen Finanzplanerkonferenz im Juni 2019 Von Sven Putfarken
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nsere diesjährige Mitgliederreise führte uns vom 6. bis 8. Juni in die bulgarische Hauptstadt, wo wir an der Jahreskonferenz der bulgarischen Finanzplanerkollegen teilnahmen. Am Anreisetag trafen wir uns zu Beginn im Restaurant unseres Hotels Sense, wo wir uns bei einem gemeinsamen Abendessen auf die kommenden Tage und auf Sofia einstimmten. Die Stadt konnten wir am folgenden Tag auf der geführten „Balkan Bites“-Tour kennenlernen, die uns auch einen tollen Einblick in die Spezialitäten der bulgarischen Küche verschaffte. Auch bulgarische Bio-Weine fanden ihren Weg auf unsere Speisekarte und rundeten den Rundgang ab. Nach etwas Freizeit am Nachmittag, die alle Teilnehmer für sich nutzten, um die Stadt weiter zu erkunden, begann die Tagung mit dem traditionellen Dinner am Donnerstagabend. Dabei wurden schon erste Kontakte mit den bulgarischen Finanzplanern geknüpft und es gab manch intensiven Austausch. Die Gespräche wurden am folgenden Tag bei der Eröffnung der Tagung fortgesetzt. Knapp 20 bulgarische Kollegen waren dabei und unsere „deutsche Delegation“ wurde auch hier sehr gastfreundlich empfangen. Interessant an dem Veranstaltungsformat war, dass nach einem Impulsvortrag von 15 bis 30 Minuten alle Teilnehmer das jeweilige Thema 45 Minuten diskutierten und sich intensiv dazu austauschten. Unter anderem konnten auf diese Weise die folgenden Themen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet werden: MiFID II – die verpasste Chance, die Rolle globaler Professionalität, Aus- und Weiterbildungsstandards zum Kundenschutz, geeignete Regulierung sowie Aus- und Weiterbildung weltweit. Auch Thomas Abel, unser erster Vorsitzender, hielt am Frei-
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tagnachmittag einen Vortrag mit dem Thema „Finanzplanung 2019 und darüber hinaus“. Er stieß damit auf großes Interesse, wie sich an der anschließenden umfassenden Diskussion zeigte. Nach der Zusammenfassung des Tages ging der Freitag zur Neige und die „deutsche Delegation“ erkundete Sofia weiter. Der krönende Abschluss des Abends war der gemeinsame Besuch des „Balkan Winefestival“, auf dem verschiedenste gute Tropfen getestet werden durften. Am Samstagmorgen ging die Tagung in die letzte Runde. Zum Einstieg begrüßte Lubo Christoff, der bulgarische Schirmherr der Finanzplaner, die Anwesenden, woraufhin die Vorträge fortgesetzt wurden – zu Beginn mit einem Beitrag aus unseren Reihen: Sven Putfarken sprach über den „Zustand der Finanzplanung in Deutschland – Status und Anerkennung der Marke CFP®“. Nach einem 15-minütigen kurzen Überblick und einer Skizzierung des deutschen Markts wurde auch dieses Thema diskutiert und mit dem Stand der Finanzplanung in Bulgarien abgeglichen. Gleiches galt für den abschließenden Punkt: „Internationale Risikoprämie für Aktieninvestments“. Der Austausch zu dieser Materie war ebenfalls sehr rege. Zum Abschluss bat der Veranstalter die Teilnehmer um kurze Rückmeldungen dazu, was künftig anders – also besser – gemacht werden könnte und welche Themen auf der Agenda zu finden sein sollten. Damit endete die bulgarische Finanzplanertagung in Sofia am Samstagmittag. Es waren wieder einmal spannende und intensive Tage. Alle Teilnehmer haben die Reise in den Südosten Europas sehr genossen. Schon heute dürfen Sie sich auf die Mitgliederreise 2020 freuen – die Planungen laufen bereits. ❚
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Foto: iStock.co / alvarez
Mit (Selbst-)Vertrauen und Zuversicht beim Kunden punkten Von Monika Müller
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amit aus „jugendlichem Leichtsinn“ gesundes, erwachsenes Vertrauen wird, brauchen wir ein Beratungsangebot, das den Kunden als Finanzentscheider von Anfang an aktiv in die Beratung einbezieht. Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis diskutierten am 23. Mai 2019 auf dem von FCM Finanz Coaching veranstalteten 11. Expertenforum „Risikoprofiling mit Anlegern“ über neue Ansätze in der Kundenberatung. Ein Rückblick und Antworten auf diese Frage: Wie kann Finanzberatung noch mehr Menschen erreichen? Die traditionelle Finanzberatung kümmert sich intensiv um den Kunden. Der Berater bietet ihm dabei vor allem sein Know-how in Form von Finanzplänen, Kapitalmarktaufklärung und fundierten Produktempfehlungen an. Einige Berater gehen in ihrem Kennenlernprozess weit über die finanziellen Verhältnisse ihrer Kunden hinaus, erfragen die Träume und Wünsche und beziehen somit die Lebensplanung der Kunden ein. Aber genügt eine solche Beratung? Wir meinen: Nein, denn Kunden bleiben dabei „gefühlt“ passiver Empfänger von Informationen. Aus psychologischer Sicht ist dies nur die zweitbeste Rolle für den Kunden. Wenn ein Mensch über eine wesentliche Änderung in seinem Leben entscheiden und dabei auch ein Risiko eingehen soll, braucht er nicht nur Vertrauen in den Berater, sondern in allererster Linie auch Vertrauen in sich selbst. Er braucht die Zuversicht, dass er gute Entscheidungen treffen kann. Selbstwirksamkeit des Kunden als Ressource für gute Entscheidungen nutzen Forschungsarbeiten zeigen, dass Beratung am erfolgreichsten
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ist, wenn Berater die Ressourcen der Kunden einbeziehen. Worum es sich bei solchen Ressourcen handelt? Einstellungen, Erfahrungen, Wissen und Kontakte, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Einstellungen Ein wirkungsvoller Schritt ist es, die Persönlichkeit des Kunden beim Herausarbeiten einer Finanzentscheidung bewusst einzubeziehen. Da wäre vor allem die finanzielle Risikobereitschaft, die bei jeder Beratung eine zentrale Rolle spielt. Wer die neueste Forschung berücksichtigt, wird ein wissenschaftlich fundiertes psychometrisches Assessment nutzen. Der Berater tritt dabei zunächst als Fachmann in den Hintergrund und zeigt dem Kunden, dass er dessen Einstellungen und Entscheidungen Vertrauen entgegenbringt, ihn aktiv einbezieht und ihm als „Helfer“ zur Seite steht. Erfahrungen Bauen Sie auf den guten und auch den schlechten Erfahrungen des Kunden bei Finanzentscheidungen auf. Damit zeigen Sie Interesse an der Person, erhalten wertvolle Infos und können die Lösung gemeinsam maßschneidern. Stellen Sie dem Kunden Fragen wie diese: – „Wann haben Sie eine gute (Finanz-)Entscheidung getroffen?“ – „Was brauchen Sie, um gute Finanzentscheidungen zu treffen?“ – „Was hat – im Nachhinein betrachtet – bei einer misslungenen Entscheidung gefehlt?“
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Intuitives Wissen des Kunden Mit guten Fragen schalten Sie das Gehirn des Kunden ein. Jeder Mensch verfügt über Wissen, insbesondere intuitives Wissen über sich selbst. Lernen Sie die kognitive und emotionale „Landkarte“ des Kunden kennen. Dann können Sie Ihre wertvollen Informationen mit größerer Wirkung an den Mann oder natürlich auch die Frau bringen. Den Kunden zum bewusst guten Entscheider machen Den entscheidenden nächsten Schritt tätigt der Berater, indem er seinem Gegenüber vermittelt: „Du wirst die Kontrolle in der Hand behalten.“ Und: „Du wirst deine Entscheidung in jeder Hinsicht verstehen.“ Denn laut einer Umfrage von BlackRock aus dem laufenden Jahr verhält es sich wie folgt: – Kunden wünschen sich weniger Produkte, – wollen mit kleinen Beträgen starten und
– suchen einen „Lehrer“ – einen Coach –, der ihnen hilft, selbst zu lernen („Mitmachberatung“), – damit sie bei der Geldanlage mehr Kontrolle – und weniger Stress empfinden. Berater, die beim Kunden punkten, – halten ein Beratungsangebot bereit, das den Kunden von Anfang an aktiv einbezieht, – bauen durch gutes Erwartungsmanagement Selbstüberschätzung ab und – stärken das Selbstvertrauen wie auch die Risikokompetenz des Kunden. Beim Expertenforum nutzten Teilnehmer und Referenten aus Wissenschaft und Praxis die Gelegenheit, die Umsetzung dieser Ansätze zu diskutieren. Wenn Sie beim nächsten Mal dabei sein möchten, können Sie sich heute schon für das 12. Expertenforum am 17. September 2020 in Wiesbaden anmelden. Nutzen Sie den Frühbucherpreis über www.fcm-coaching.de/events. ❚
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Von Peter Peterburs
Peter Peterburs, Jupiter; Sven Putfarken, IFNP Institut für Finanz- und Nachfolgeplanung; Talib Sheikh, Jupiter; und Thomas Abel, IFNP Institut für Finanz- und Nachfolgeplanung (v. l. n. r.)
Am Puls der Zeit: Jupiter-Investmentkonferenz „Meet the Manager“ in London Von Peter Peterburs
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ls exklusive zweitägige Veranstaltung mit begrenzter Teilnehmerzahl bot das jährliche „Meet the Manager“-Event in diesem Jahr vom 4. bis 5. Juli 16 Jupiter-Kunden die Möglichkeit, sich persönlich mit den Fondsmanagern auszutauschen und praxisrelevante Einblicke aus erster Hand zu erhalten. Neben zahlreichen spannenden Workshops und Expertenvorträgen standen das Networking und der Erfahrungsaustausch im Vordergrund der Veranstaltung. Nach einem informellen Austausch beim gemeinsamen Mittagessen und der Begrüßung durch den neuen Jupiter-CEO Andrew Formica begann das Programm am ersten Tag mit einer Tour über den Investmentfloor. Begleitet durch Deputy-CIO Katharine Dryer konnten sich die Teilnehmer hier einen Eindruck von der Atmosphäre im „Maschinenraum Portfoliomanagement“ und der Arbeit der 73 Investmentprofis von Jupiter machen. Im Anschluss ging es direkt in die inhaltliche Tiefe – mit Workshops und Präsentationen zu verschiedenen aktuellen Anlagethemen und -trends. Nachdem die Finanzmärkte in den vergangenen Jahren deutlich komplexer und weniger gut prognostizierbar geworden sind, zeigten sich die Jupiter-Anlagespezialisten überzeugt,
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dass Anleger aktive und flexible Ansätze brauchen, um heute erfolgreich zu sein. Wie diese in verschiedenen Assetklassen im Kontext der aktuellen geo- und finanzpolitischen Risiken konkret aussehen können, wurde in den verschiedenen Workshops und Präsentationen intensiv diskutiert. Am ersten Veranstaltungstag standen die Themen Emerging Markets, Dividendenstrategien in Asien sowie flexible Anleihenstrategien und Emerging Markets Debt im Fokus. Vorgestellt wurden diese von Jenna Zegleman, Produktspezialistin Emerging Markets und Asian Income, und Fabrizio Palmucci, Produktspezialist Fixed Income. Außerdem präsentierte David Lewis das Absolute-Return-Konzept des Multi-Manager-Fonds Jupiter Merlin Real Return Portfolio. Obwohl das Jupiter Independent Funds Team in Deutschland noch kaum bekannt ist, gehört es mit über 8 Milliarden EUR verwaltetem Vermögen zu den größten Dachfondsmanagern in Europa. Top-Themen des zweiten Veranstaltungstages waren europäische Aktien und Multi-Asset Income. Zudem gab es erstmals die exklusive Gelegenheit für die Vermögensverwalter, ausführlich mit Mark Nichols zu sprechen. Der Fondsmanager kam im April von Columbia Threadneedle
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zu Jupiter. Er wird in die Fußstapfen von Alexander Darwall treten und demnächst den Jupiter European Growth managen. James Clunie, Head of Strategy, Absolute Return, beleuchtete aktuelle Fragestellungen rund um Absolute-Return-Strategien, insbesondere mit Blick auf die erneut steigende Unsicherheit an den Märkten und die damit verbundenen Chancen für seine Strategie im Rahmen der zu erwartenden höheren Volatilität im kommenden Herbst. Im Multi-Asset-Workshop erläuterte Matthew Morgan, Produktspezialist im Multi-Asset-Team, die Bedeutung einer aktiven Assetallokation und Wertpapierselektion in einem durch das Niedrigzinsumfeld entstandenen ertragsschwächeren und volatileren Umfeld. In diesem Workshop kristallisierte sich heraus, dass Performance gerade im aktuellen Umfeld maßgeblich von der richtigen Kombination der verschiedenen Anlageklassen abhängt. Fondsmanager müssen schnell auf veränderte Marktsituationen reagieren und selektive Chancen in einzelnen Bereichen nutzen können. Die Investments in globalen Divi-
dendenaktien und Hochzinsanleihen, mit denen Fondsmanager Talib Sheikh im Jupiter Flexible Income Ausschüttungen für Investoren generiert, haben sich seit Juni gut entwickelt. Aktuell bevorzugt er weiterhin US-Aktien gegenüber europäischen Aktien, da in Europa das Trendwachstum schwächer, der geldpolitische Spielraum begrenzter und die Abhängigkeit vom globalen Handel höher ist. Erneut zog sich somit ein roter Faden durch die von der diesjährigen „Meet the Manager“- Veranstaltung abgedeckten Themenfelder: die Feststellung, dass sich Investoren, Vermögensverwalter und Finanzberater zwar aktuell mit vielen, auch neuen Herausforderungen konfrontiert sehen, es aber weiterhin exzellente Möglichkeiten für aktive und flexible Fondsmanager gibt, hohe laufende Erträge und Wertzuwächse zu generieren. Ein roter Faden, den die nächste „Meet the Manager“-Veranstaltung im kommenden Jahr sicherlich aufgreifen wird. ❚
Der vorliegende Beitrag richtet sich ausschließlich an professionelle Anleger. Er dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Der Wert von Anlagen und die Erträge hieraus können sowohl fallen als auch steigen (dies kann auf Markt- und Wechselkursänderungen zurückzuführen sein) und Anleger erhalten unter Umständen nicht den ursprünglich investierten Betrag zurück. Die geäußerten Ansichten sind die des Autors zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Unterlage und spiegeln nicht unbedingt die von Jupiter wider. Sie können sich in Zukunft ändern, insbesondere in Zeiten von sich schnell ändernden Marktbedingungen. Obwohl alle Anstrengungen unternommen werden, um die Genauigkeit der dargestellten Informationen sicherzustellen, kann diesbezüglich keine Haftung übernommen werden. Der Fonds ist ein Teilfonds des Jupiter Global Fund SICAV, ein Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapiere (OGAW), registriert in Luxemburg. Es handelt sich nicht um eine Aufforderung zur Zeichnung von Anteilen. Zeichnungen von Anteilen dürfen nur auf der Grundlage des aktuellen Verkaufsprospekts und der Wesentlichen Anlegerinformationen in Verbindung mit dem neuesten verfügbaren geprüften Jahres- und Halbjahresbericht erfolgen. Diese Unterlagen sind auf www.jupiteram.com/de und in gedruckter Form kostenlos von Jupiter Asset Management International S.A., Niederlassung Frankfurt, Roßmarkt 10, 60311 Frankfurt, erhältlich. Herausgegeben von: Jupiter Asset Management International S.A. (die Verwaltungsgesellschaft), eingetragener Sitz: 5, Rue Heienhaff, Senningerberg L-1736, Luxemburg, zugelassen und beaufsichtigt durch die Commission de Surveillance du Secteur Financier.
» WIR ERWARTEN DEN LEITZINS WIE BISHER BEI 0,0 %. « MARIO DRAGHI* EZB-PRÄSIDENT 26.07.2018
» DER MISCHFONDS DJE – ZINS & DIVIDENDE IST GERÜSTET FÜR JEDES ZINSUMFELD. « DR. JAN EHRHARDT | Vorstand DJE Kapital AG
Die Stärke des DJE – Zins & Dividende ist seine ausgewogene, flexible Mischung von Anleihen und maximal 50 % Aktien. Sein Ziel sind Kursgewinne und nachhaltige, regelmäßige Einkünfte bei geringer Volatilität, einerseits aus Zinsen, anderseits aus Dividendenzahlungen von Unternehmen, die das Fondsmanagement als substanzstark und aussichtsreich beurteilt. So behauptet sich der Fonds in so gut wie jedem Zinsumfeld. Erfahren Sie mehr unter www.dje.de Alle veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar. Aktienkurse können markt-, währungs- und einzelwertbedingt relativ stark schwanken. Wertpapiere bieten keinen umfassenden Schutz gegen die Geldentwertung. Auszeichnungen, Ratings und Rankings sind keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen. Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Weitere Informationen zu Chancen und Risiken finden Sie auf der Webseite www.dje.de. Der Verkaufsprospekt und weitere Informationen sind in deutscher Sprache kostenlos bei der DJE Investment S.A. oder unter www.dje.de erhältlich. Verwaltungsgesellschaft der Fonds ist die DJE Investment S.A. Vertriebsstelle ist die DJE Kapital AG. * Im Original: „And we expect key ECB interest rates to remain at their present levels at least through the summer of 2019“. Mario Draghi, Pressekonferenz vom 26. Juli 2018: https://www.ecb.europa.eu/press/pressconf/2018/html/ecb.is180726.en.html
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Veranstaltungskalender
NET ZW E RKE IFNP Institut für Finanz- und Nachfolgeplanung GmbH in Kooperation mit dem network financial planner e.V. (www.ifnp.de)
GfdS Gesellschaft für das Stiftungswesen m.b.H. (www.stiftungsgesellschaft.de) 25.09.2019 Stiftungen erfolgreich in der Vermögens-
28./29.11.2019 15. Financial Planner Forum
anlage beraten (Modul 1)
network financial planner e. V. (www.nfpb.de)
Hamburg
26.09.2019 Stiftungen erfolgreich in der Vermögens-
anlage beraten (Modul 2) 17.10.2019
7. Münchner Finanzplanertag
Netzwerk der Finanz- und Erbschaftsplaner e.V. (www.nfep.de)
EBS Executive Education (www.ebs.edu) 10.09.2019
26./27.09.2019 8. Frankfurter Finanzplaner Forum
Kompaktstudium Infrastruktur 4. Jahrgang
16.09.2019 Deutscher Verband der vermögensberatenden Steuerberater e.V. (www.vermoegensberatende-steuerberater.de)
Hamburg
Kompaktstudium Private Equity 17. Jahrgang
20.09.2019
Intensivstudium Wirtschaftsmediation 7. Jahrgang
23./24.09.2019 18. Praktiker-Workshop für
Steuerberater des DVVS e.V.
17./18.09.2019 Kongress kontakte 2019:
Financial Planning Praxis (Mainz)
WEIT ERBIL DUNG XPS-Finanzsoftware GmbH in Kooperation mit der IFNP Institut für Finanz- und Nachfolgeplanung GmbH (www.xps-finanzsoftware.de) 09.10.2019
Basisseminar, München
10.10.2109
Praxisseminar, München
Frankfurt School of Finance & Management gemeinnützige GmbH (www.frankfurt-school.de)
23.09.2019
Kompaktstudium Sustainable & Responsible Investments 3. Jahrgang
12.11.2019
K ompaktstudium Testamentsvollstreckung 26. Jahrgang (Seminarort: Oestrich-Winkel)
05.12.2019
11.12.2019
Tagesseminar „Praxisforum Finanzplanung 2019/2020: Steuern – Recht – Trends“ mit Hans Nickel
Kontaktstudium Finanzökonomie 31. Jahrgang
13.09.2019
Studiengang Financial Planner
Hamburg
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E VENTS & WEBINARE
Veranstaltung des DVVS e.V.
Save the Date! 28. bis 29. November 2019
15. Financial Planner Forum 23. und 24. September 2019
18. Praktiker-Workshop für Steuerberater des DVVS e.V. und Gäste „Umsetzbare Beratungsbausteine von der Idee über die Umsetzung bis zum Verkauf“ im Fachberaterzentrum Rhein-Main, Dreieich
Die Idee des Praktiker-Workshops ist es, nicht nur inhaltlich und fachlich Beratungsprodukte vorzustellen, sondern insbesondere aufzuzeigen, wie man diese Beratungsprodukte umsetzt und am Markt platziert. Unsere Praktiker-Workshops stehen nicht nur unseren Mitgliedern offen. Wir freuen uns auch immer über Teilnehmer aus der Finanzbranche, die die interdisziplinäre Arbeit schätzen. Die Anmeldung und die Agenda finden Sie unter www.vermoegensberatende-steuerberater.de/ seminare/
im KOSMOS Berlin
Unter anderen werden folgende Referenten vertreten sein: – Dr. Ulrich Kaffarnik, Mitglied des Vorstands, DJE Kapital AG – Markus Peters, Senior Investment Strategist – Fixed Income, AllianceBernstein Ltd. – Heiko Hartwig, Geschäftsführer, KanAm Grund Kapitalverwaltungsges. mbH – Markus Haefliger, Partner/Produktespezialist ILS/CAT Bonds, Plenum Investments AG – Prof. Dr. Lenhard Jesse, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht – Folker Hellmeyer, Chefanalyst, SOLVECON INVEST GMBH – Paul Breitner, ehemaliger deutscher Fußballnationalspieler
och n t z t hern! c Je i s t t Raba r e h buc
Früh
Die Veranstaltung ist beim FPSB Deutschland unter der Nr. 19-118 registriert und mit 12,5 Credits bewertet.
Save the Date! 17. Oktober 2019
7. Münchner Finanzplanertag
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Plenum CAT Bond Fund
SIEGEL 20 GN
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F
Klimawandel erfordert gobale Partnerschaften. Gemeinsam gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.
Capital goes Re® Für Marketing und Informationszwecke bezüglich des Plenum CAT Bond Fonds (ISIN: LI0227305914, WKN A1W95Q): Weitere Informationen über den Fonds, dessen Verkaufsprospekt sowie die wesentlichen Anlegerinformationen sind jederzeit kostenlos bei der DZ BANK AG, Platz der Republik 60, D-60265 Frankfurt, Telefon 069 744701 erhältlich.