Fine Das Weinmagazin 3|2010 - Leseprobe

Page 1

E u r o p e a n

F i n e

w i n e

Deutschland · Österreich · Schweiz ·

m a g a z i n e

S k a n d i n av i e n

· G r o s s b r i t a n n i e n · U S A · A u s t r a l i e n

3 / 2 010   Deutschl and € 15

Österreich € 16,90 I ta l i e n    € 18, 5 0 Schweiz chf 3 0,00

Das

W ei n m aga z i n

Frauen im Wein: Elis a b e t ta For a d or i

Jürgen Dollase in der Auberge de l’Ill

Wein und adel

Ampeleia, Candialle, Nittardi

G aja s Ei n z e l l ag e n w e i n e

Moët  & Chand on

D o m a i n e de C h e va l i e r S c h l o ss

j o h a n n i s b e r g


GEBEN SIE IHREM SINN FÜR ÄSTHETIK MEHR RAUM. Folgt die Form der Funktion? Oder umgekehrt? Beim neuen BMW 5er Touring sind beide gleichbedeutend: Einerseits verbindet sein Design dynamische Linien mit sportlicher Eleganz. Andererseits liefert die innovative Motorenpalette bei weniger Verbrauch mehr Fahrfreude, und sein vielseitiger Innenraum kombiniert maximalen Komfort mit durchdachter Funktionalität und praktischen Details. Die Zeiten, in denen man sich zwischen Form und Funktion entscheiden musste, sind damit vorbei. Mehr ab dem 18. September 2010 bei Ihrem BMW Partner oder unter www.bmw.de/5erTouring

DIE SCHÖNSTE FORM VON DYNAMIK. DER NEUE BMW 5er TOURING. BMW EfficientDynamics Weniger Verbrauch. Mehr Fahrfreude.


Der neue BMW 5er Touring

www.bmw.de/ 5erTouring

Freude am Fahren


drink responsibly

w w w. m a s s v o l l - g e n i e s s e n . d e

w w w. d o m p e r i g n o n . c o m


A n d y Wa r h o l © / ® / TM T h e A n d y Wa r h o l F o u n d a t i o n f o r t h e V i s u a l A r t s , I n c .

A N DY WA R H O L

1962: Seine erste Solo-Ausstellung D i e G e b u r t s s t u n d e d e r Po p A r t

N E V E R S TO P R E A C H I N G F O R T H E S TA R S


w w w. m a s s v o l l - g e n i e s s e n . d e

Nurejew Foundation

drink responsibly

w w w. d o m p e r i g n o n . c o m


RUDOLF NUREJEW

1 9 7 6 : D e r Tr i u m p h m i t D o r n r รถ s c h e n Eine neue Dimension des klassischen Balletts

N E V E R S TO P R E A C H I N G F O R T H E S TA R S


drink responsibly

w w w. m a s s v o l l - g e n i e s s e n . d e

w w w. d o m p e r i g n o n . c o m w w w. r i c h a r d g e o f f r o y - d o m p e r i g n o n . c o m


R I C H A R D G E O F F ROY

G e t re u d e m E r b e D o m P é r i g n o n s e n t s t e h t a u s s e i n e n h ö c h s t e n A n s p r ü c h e n e i n e i n z i g a r t i g e s We r k . A l s Ke l l e r m e i s t e r k a n n nu r e r a l l e i n a u s e i n e m E r n t e j a h r e i n e n D o m P é r i g n o n J a h r g a n g k re i e re n .

N E V E R S TO P R E A C H I N G F O R T H E S TA R S


E

Das

10

F I N E

3 / 2 01 0

U

R

O

P

E

A

N

W ein m a g a z in

F

I

N

E

W

I

N

E

MAGAZ

I

N

E

3/2010

Seite 40 Hundert Jahre VDP

Seite 58 Moët & Chandon

Seite 90 Gläser von Zalto

Seite 104 Ampeleia, Candialle, Nittardi

Seite 120 Staatskellerei Zürich

Seite 134 Wein und Adel


D

I

E

G

R

O

SS

E

N

W

E

I

N

E

D

E

R

W

E

LT

I n h a lt Seite 48 Gajas Einzellagenweine

Seite 68 Die Pigott Kolumne

Seite 118 Das Bier danach

Seite 30 Domaine de Chevalier

Seite 18 Schloss Johannisberg

13

Fine Editorial

Thomas Schröder

14

Fine Degustation

Die Fine-Kriterien

18

Fine Rheingau

Schloss Johannisberg

30

Fine Bordeaux

Domaine de Chevalier

40

Fine Geschichte

Hundert Jahre VDP

48

Fine Tasting

Gajas Einzellagenweine

58

Fine Champagne

Moët & Chandon Moët Impérial

68

Fine Die Pigott Kolumne

Angelo Gaja: Vorbild für deutsche Winzer

72

Fine Lifestyle

Ein Luxus-Trip ins Bordelais

80

Fine Die Dollase Kolumne

Wein & Speisen: Auberge de l‘Ill

90

Fine Lifestyle

Sinn und Sinnlichkeit: Gläser von Zalto

96

Fine Die Zielke Kolumne

Reiner Wein: Den Wingert von der Wurzel her aufrollen

98

Fine Frauen im Wein

Elisabetta Foradori

104

Fine Toskana

Ampeleia, Candialle, Nittardi

114

Fine Das Große Dutzend

K.F. Groebe Westhofener Kirchspiel

118

Fine Das Bier danach

Ein Pils, das zischt, muss sich nicht rechtfertigen

120

Fine Schweiz

Staatskellerei Zürich

128

Fine Interview

Panaiotis und Descotes über Wein im Klimawandel

134

Fine Persönlichkeiten

Wein und Adel

146

Fine Abgang

Ralf Frenzel

F I N E

I n h a l t

11


4auf)Schloss)Johannisber Ein junges Team um Christian Witte gibt einem grossen Riesling seinen Glanz zurück Text: Martin Wurzer-Berger  Fotos: Johannes Grau

18

F I N E

3 / 2 01 0

E

in Schloss? Oder doch ein Kloster? Unten vom Rhein aus bei Geisenheim im lieblichen Rheingau ist die Frage kaum zu entscheiden. Auf einem markanten Hügel hundert Meter über dem Fluss, der über und über mit Weinreben bepflanzt zu sein scheint, erhebt sich auf


rg)wieder)eine)neue)Zeit$ einem massiven Steinsockel ein differenziertes Gebäudeensem-

erkennen. Die verputzten Fassaden sind in gebrochenem Gelb

ble. Rechts eine schlichte, im Grundbestand romanische Kirche

und Weiß gehalten. Keine Frage: Ort und Ausdruck zeugen von

aus trutzigem Bruchmauerwerk. Übergangslos folgt eine dop-

einem gerüttelten Maß an Selbstbewusstsein der Erbauer. Noch

pelflügelige Schlossanlage mit klassizistischer Anmutung. Ihr

steht die Erkundung des Johannisbergs bevor, aber am Ende des

repräsentativer Mittelrisalit blickt erhaben ins Rheintal. Auf

Tages wird die Erkenntnis reifen, dass dieses Selbstbewusstsein

der linken Seite sind weitere Gebäudeteile in gleichem Stil zu

mit Recht nach außen getragen wird.

F I N E

R h ein g a u

19


B

eeindruckender noch als der Blick vom Strom auf die Schau­ seite ist der Weg über die Straße den Berg östlich hinauf.

Eine lange Allee führt auf das zentrale Gebäude. Zwei dreistöckige mansard­ge­deckte Kavaliershäuser begrenzen den Vorplatz. Während das westliche Angestellten der Domäne vorbehalten ist, ist der Ostpavillon seit mehr als drei Jahrzehnten an das kunstsinnige Ehepaar Mieke und Jan Theunen vermietet. Ein kunstvoll geschmiedetes Tor gibt den Blick auf den großzügigen Vorhof frei. An dessen gegenüberliegender Seite flankieren die Seitenflügel den Weg zum

Haupteingang. Aus dieser Perspektive wirkt der Mittelbau wie ein eigenständiges Haus. Fünf Sprossenfenster breit, grüne Lamellen­ läden vor weißen Fensterlaibungen, ein ziseliertes Balkongeländer. Zwei ­goldene Inschriften in Versalbuchstaben zieren den Fries: C.W.L.P.A. ­METTERNICH. REST. ET. EXST. ­MDCCCXXVI und darunter, mit in nicht einmal der Hälfte der oberen Buch­ stabenhöhe: P. A. METTERNICH REST. MCMLIV.

20

F I N E

3 / 2 01 0

G

ründungs-Geschichten und -Mythen sind konstitutive Faktoren für jedes Produkt – nicht nur in der Welt des Weins. Mit Schloss Johannis­berg scheint es jemand im Laufe der ­langen Geschichte fast zu gut gemeint zu haben. Markante Wegmarken und innovative Entscheidungen reihen sich scheinbar endlos aneinander. Doch zunächst geht es unter die Erde. Die Hand zögert, als sie die Klinke des schweren Tores greift. ­Draußen entfaltet einer der ­ersten hochsommerlichen Tage des Jahres ­seine ganze Pracht. Die Luft ist vom bittersüßen Duft blühender Bäume und üppiger Rosenbüsche erfüllt. Ein feuchtkalter, düsterer Weinkeller übt da zunächst keine große Anziehungskraft aus. Die ersten Schritte führen tastend die breite ­Treppe hinab. Die Augen gewöhnen sich ungern an die fahle Beleuchtung. Lange ­Reihen grau­schwarzer Weinfässer liegen unter dem weit gespannten ­Gewölbe von 1721, das sich über unfass­liche zwei­ hundert­sechzig Meter ­Länge erstreckt. Unter den Schritten knirscht feiner Kiesel. In der ­Ferne sind undeutlich Stimmen zu vernehmen. Vereinzeltes helles Lachen mischt sich mit tieferen Lauten. Der Weg führt über Eck nach links. Hier liegen betagte Fässer in drei langen ­Reihen, je eine an den Wänden und eine in der Mitte. Dort hinten rechts, fast am Ende, machen sich junge Leute an ­Gebinden neueren Datums zu schaffen. Das Eichenholz leuchtet noch gelb, ­seine Ober­fläche ist geglättet wie die eines Möbels. Das leise Sirren einer ­Pumpe verklingt. Mit geübten Hand­griffen wird das Türchen im Fass­boden geöffnet. Ein feiner und zugleich kräftiger Duft nach Hefe und Wein breitet sich aus. Christian Wittes Zeige­finger streicht durch den Hefesatz. Die Geschmacksprobe bestätigt den sauberen


Tradition und Handwerk auf Schloss Johannisberg: Die großen alten Fässer sind noch in Gebrauch. In den Kellergewölben akkurat gereiht reift in ihnen der Wein.

Duft. Der in diesem Fass ausgebaute Wein, da ist sich der junge Geschäftsführer der Schloss Johannis­berger Weingüterverwaltung sicher, wird überzeugen. Hans ­Kessler entwickelte zusammen mit Keller­meister Gerd Ritter die Idee, aus dem Holz ein­hundert­dreißig- bis zweihundertjähriger Eichen aus dem eigenen Forst ­Fässer küfern zu ­lassen. Holzküfer ­Hösch aus Hackenheim, einer der Besten von wenigen Verbliebenen ­seines Fachs, lässt es sich nicht nehmen, die geeigneten ­Bäume selbst auszuwählen. Sechs bis acht neue Stückfässer wandern so Jahr für Jahr in den Weinkeller. Ziel ist es, vor allem im Hinblick auf das ­Erste Gewächs, die Tradition der Holz­ fässer zu ­stärken. Deshalb werden die ­Moste in den Holz­fässern nicht nur ge­lagert, sondern auch schon vergoren. Der Erfolg gibt den ­dreien mehr als Recht. Doch die Auswahl »Kollektion des ­Jahres 2009« des Gault-Millau ist für Christian ­Witte nur ein weiteres Mosaiksteinchen auf dem Weg der Domäne Schloss Johannis­berg an den ihr gebührenden Platz. Jungen engagierten ­Menschen Verantwortung zu übertragen, beginnt auf Johannisberg ­Methode zu werden. Schon der legendäre Domänen­rat Wolfgang Schleicher, Vorgänger des jetzt ­gerade vierzigjährigen Witte, kam 1979 dreißigjährig in den Betrieb und lenkte die ­Domäne seit 1985. Keller­meister Gerd ­Ritter ist zwei Jahre älter als Witte und seit 1999 dabei; Außenbetriebsleiter Bernd Neckerauer, ein Studien- und Jahrgangs­ kollege von Witte, ein Jahr länger. Die junge Mannschaft wird vervollständigt durch den Technischen Betriebsleiter, den sechsundfünfzigjährigen Hans Kessler, der 1993 in die Domäne kam und von 1995 bis zum Eintritt von Gerd ­Ritter als Kellermeister verantwortlich war. Mit ihnen

beginnt die neue Zeit auf Schloss Johannisberg. Christian Witte drängt es zu seiner ­Bibliotheca subterranea. Sie ist im östlichsten Teil des ­Kellers untergebracht. Bis zu vierundzwanzigtausend ­Flaschen finden im ehe­maligen Kloster­keller Platz, die älteste stammt aus dem Jahr 1748. Tat­ sächlich nimmt die Geschichte des Johannisbergs – wie sollte es im mittleren Europa anders sein – mit einem Kloster ihren Anfang. Ruthard von Mainz, dort Erzbischof von 1089 bis 1109, ­hatte verwandtschaftliche Beziehungen in Winkel und Geisenheim. Er ­gründete zwischen 1105 und 1108 das Kloster St. Johann auf dem Bischofsberg. Es

war das erste ­Kloster im Rheingau. Elf weitere folgten ihm, eine ungewöhnliche Dichte, die die wirtschaftliche Potenz der ­Region ­ebenso wider­ spiegelt wie ihre strategische Bedeutung. Es war ganz betont eine traditionelle benediktinische Klostergründung, die an diesem prominenten Ort nahe einer bedeutenden Handels­ route entstand. Kaum vergleichbar mit einer anderen für die Wein­geschichte des Rheingaus bedeutsamen Klostergründung nur drei Jahr­ zehnte ­später. Da wurde Kloster Eberbach gegründet, nach der ­neuen und »modernen« Mönchsregel der ­Cistercienser in ­eremus, in der Einöde,

F I N E

R h ein g a u

21


Tradition und Jugend auf Schloss Johannis­berg: Gelassen thronen Schloss und Weingut über dem Rheingau. Das Vermächtnis des Spätlesereiters ist heute dem ­jungen Domänenverwalter Christian Witte anvertraut.

22

F I N E

3 / 2 01 0

weit ab der zentralen Wege. Dort das abgeschiedene Tal, hier selbstbewusst auf einem Berg: das ist auch politisch ein deutlicher Hinweis auf das Selbst­verständnis eines Erz­bischofs von Mainz in ­dieser Zeit. Auf dem Rückweg aus der Bibliotheca sub­ terranea in den Teil des Kellers, der unter dem heutigen Schlossgebäude liegt, kommt es zu einer bemerkenswerten Begegnung. Es entsteht das unwirkliche Gefühl einer Reise in die vor­ industrielle Zeit: Junge Leute reinigen gerade ein großes zwölfhundert Liter fassendes Stückfass. Es hat kein Türchen im Boden und kann deshalb nur vom Spundloch aus gereinigt werden. Immer wieder wird Wasser durch das Spundloch in das mächtige Fass gefüllt und auf einer Fass­schwenke mit vereinten Kräften hin und her bewegt. Das ist gerade zur Genüge geschehen, das abfließende Wasser ist sauber. Nun wird das Fass auf­gerichtet und eine überdimensionale Sackkarre herbei­ geschafft, um es zu transportieren. Während zwei Helfer das Fass halb ziehend, halb sichernd leicht neigen, bringt ein dritter die Karre in ­Position. Ein vierter streckt sich und springt hoch, um den Rand des Fasses und den Griff der Karre zu ­greifen. Das gelingt ihm erst nach zwei oder drei kraftvollen Versuchen. Karre und Fass beginnen sich immer schneller zu senken. Behände wird die nun schwer beladene Karre unter ­Kontrolle gebracht. Eine eindrucksvolle Szene mit einer körperlichen Direktheit und auch Gefahr, wie sie heute nicht

mehr häufig zu erleben ist. Nach der Anstrengung lachen und scherzen die Arbeiter gelöst, und auf Nachfrage bestätigen sie, dass auf diese Weise mit vereinten Kräften sechs Stückfässer, manchmal auch acht am Tag zu schaffen sind.

K

ellermeister Gerd Ritter entstammt einer Winzerfamilie im Remstal. Die Arbeit mit Holzfässern lernte er schon in seinem ­ersten Lehrjahr im VDP-Weingut Karl Haindle in Stetten kennen und achten. Er weiß ganz genau: Holzfass ist nicht gleich Holzfass. Er kennt seine ­Gebinde, und zwei, ein Zwölfhundert- und ein Fünfzehnhundert-Liter-Stückfass, schätzt er ganz besonders. Sie erreichen in jedem Jahr einen sehr guten Endvergärungsgrad, und auch geschmacklich sind die Weine immer reintönig. Wenn der Most in ihnen angesprungen ist und ordentlich gärt, impft er gerne andere Moste, auch in Edelstahlfässern, mit ihrer Hefe. Längst ist Profis klar, was sich immer noch hartnäckig in einigen Köpfen als verquere Vorstellung hält: Es sind nicht die Hefen aus dem Weinberg, die der Spontangärung zum Erfolg verhelfen. Es sind Keller- und Fässerhefen, die die wichtigste Rolle spielen. Im Schlosskeller liegen ausschließlich die Holzfässer. Die Edelstahlgebinde haben ihren Platz im Mummschen Weingut gefunden. Etwa achtzig Gebinde unterschiedlicher Größe ­stehen hier für die Vergärung zur Verfügung. Sie sind von außen kühlbar und können zentral über die


D

Temperatur oder das entstehende Kohlen­dioxid gesteuert werden. Doch vor dem Ver­gären ist die diffizile Arbeit der Lese zu bewerkstelligen. Auf Schloss Johannisberg wird komplett von Hand gelesen. Zwanzig eigene Helfer ­werden durch einhundert langjährig ausgebildete ­Kräfte verstärkt. Oft wird in zwei Eimer gelesen: das ­gesunde Lesegut in den einen, nicht perfektes in den ­anderen. An Lesetischen wird dann sorg­ fältig zwischen edelfaul, faul und gesund selektioniert. Je nach Zustand des Leseguts entscheidet Ritter, ob eine Ganztraubenpressung sinnvoll ist oder eine Maische­standzeit durchgeführt werden soll; die drei Membranpressen im neuen Kelterhaus erlauben viele Varianten. Die Moste werden durch Sedimentation glanzhell vorgeklärt. Vierzig bis fünfundvierzig Prozent der Weine ­werden ­spontan vergoren, alle Rieslinge in den Holz­ fässern und auch ein Teil der Edelstahlgebinde. Sie werden in der beschriebenen Weise aus den Holzfässern beimpft. Doch auch Reinzuchthefen spielen weiterhin ihre Rolle. Das ­Erste Gewächs ist ein gutes Beispiel. Dem Jahrgang entsprechend stammt es zu ungefähr achtzig Prozent aus dem Holz. Doch ist die Domäne im Holzfasskeller mit einem ziemlich robusten Bakterium gesegnet. Es leitet auch unter eigentlich ungünstigen Bedingungen (pH-Wert unter 3,0 bei Temperaturen um zehn Grad) zuverlässig den biologischen Säure­ abbau ein, in dem Äpfelsäure in die mildere Weinsäure überführt wird.

er Stil der Domäne sind Weine von kräftiger Statur, denen dennoch eine eigentümliche Eleganz zu eigen ist. Auch nehmen die ­Weine in der Lagerung keineswegs einen breiten und langweiligen Charakter an. Um das zu gewährleisten müssen Cuvée-Partner gefunden werden, die die Weine aus dem Holzfass sinnvoll ergänzen. Das werden häufig Weine aus dem Edelstahl sein, die mit Reinzuchthefen vergoren wurden. Es gibt Überlegungen, die Hefen aus den beiden Top­gebinden gezielt vermehren zu lassen. Doch Gerd Ritter ist sich nicht sicher. »Das ist dann doch wieder eine Art von Reinzuchthefe!« Er schätzt die Vielfalt der Hefen bei der Spontanvergärung über alles. Die Sonne wärmt angenehm nach der feuchten Kühle des Kellers. Sein Eingang liegt unter der breiten Doppeltreppe in der Mitte des westlichen Flügels. Vis-à-vis laden baumbeschattete Sitzgelegenheiten zu einer zünftigen Winzer­vesper oder auch feineren Gerichten ein. Bewirtschaftet ­werden Gutsrestaurant und Weingarten zur gegenseitigen Zufriedenheit von Käfer’s. Oberhalb der Reben die Weine von Schloss Johannisberg zu trinken, ist ein leicht nachzuvollziehender Genuss. Hier und im angrenzenden Wein-Cabinet, das schon 1980 im ehemaligen Kelterhaus als Vinothek entstand, werden substanzielle ­Mengen Wein verkauft. Nicht ­weniger als einhundertdreißigtausend Besucher aus aller Herren ­Länder strömen Jahr für Jahr auf den

F I N E

R h ein g a u

23


Johannisberg, ein knappes Viertel der hier produzierten zweihundert- bis zweihundertvierzigtausend ­Flaschen werden direkt am Standort über Vinothek und Gastronomie verkauft. Neben dem Wein hat in jüngerer Zeit auch das Rheingau Musik ­Festival zur Popularität von Schloss Johannis­berg beigetragen. Ein zierliches Reiterstandbild schmückt den kleinen Platz, der links von der Vinothek, an der Kopfseite durch das neue Kelterhaus von 1980 und rechts von einem kleinen Saal begrenzt wird. Kein Fürst, kein Herrscher wird durch die ­Skulptur befeiert. Es dient nichts Geringerem als der Erinnerung an die Geburt edelsüßer Ries­linge. Die Geschichte des Spätlesereiters ist schnell erzählt: Im Jahre des Herrn 1775 wartete man im Kloster Johannisberg auf das Startzeichen zum Beginn der Weinlese. Dies wurde durch die Obrigkeit erlassen, für das Kloster war der Fürstbischof von ­Fulda zuständig. Doch der berittene Bote, der mit einer Traubenprobe geschickt war, ließ auf sich warten – über mögliche Gründe wird bis heute mehr spekuliert als gewusst. Doch als er schließlich mit dem Bescheid eintraf, schien es um die Ernte schlecht bestellt. Flächendeckend hatte sich Schimmel über die Trauben gelegt, die Beeren­ häute angegriffen und die Beeren selbst eingetrocknet. Fast schien es, als lohne eine ­Ernte sich überhaupt nicht mehr. Doch der gewonnene Most war süß und der fertige Wein ganz ausgezeichnet

24

F I N E

3 / 2 01 0

mit einem ungeahnten Alterungspotential. Dieses Ereignis und das in der Folge systematische Vorgehen, solche Weine zu gewinnen, als epochal zu bezeichnen, ist nicht übertrieben.

S

chon zuvor hatte sich das Kloster dauerhaft in die Weingeschichtsbücher eingeschrieben. Der Initiator saß auch damals in Fulda. 1716 erwarb Fürstabt Konstantin von Buttlar das Kloster. ­Freude an der Rhein­gauer Landschaft und der Ruf, den sich das Kloster in der Wein­erzeugung gemacht hatte, mögen seine Beweggründe gewesen sein. Zunächst ließ er die Gebäude bis auf die Kirche niederlegen. Mit viel Geld und den besten zeitgenössischen Barockbaumeistern wie Johann Dientzenhofer und Künstlern wie ­Carlo Maria Pozzi wurde eine sehenswerte Schloss­anlage erbaut. In der Folge erweitere er die Rebfläche auf fast zwanzig Hektar. Angepflanzt ­wurde nicht der übliche »gemischte Satz«. Konstantin bestimmte Riesling als einzige in seinen Weinbergen anzubauende Rebe. Das verhalf mehr als ein halbes Jahrhundert vor dem bekannten Trierer Erlass zur Verbesserung der Moselweine dem Riesling zum ersten Durchbruch. Anfang des 19. Jahr­ hunderts schließlich ist der Riesling die einzig er­laubte ­Sorte im ganzen Rheingau. In diese Zeit ­fallen die ersten Flaschenabfüllungen, wieder ein bemerkenswerter Akt erfolgreicher und ertragreicher Innovation.

Die neunhundertjährige Geschichte vom Johannisberg blieb auch nach dem entscheidenden Engagement der Fuldaer Bischöfe spannend. War es Glück, war es Können? Der Johannisberg konnte die Wechselfälle immer wieder zu seinem Nutzen wenden. Zur nächsten Heraus­forderung entwickelte sich die Säkularisation. Das ­Kloster wurde zum Spielball politischer und militärischer Kräfte. Dass schließlich 1816, nach mancher­ lei Ränken, Clemens Wenzel Lothar Fürst von Metter­nich-Winneburg für seine Verdienste während des Wiener Kongresses vom habsburgischen Kaiser Franz I. mit dem Johannisberg bedacht wurde, erwies sich auf lange Sicht als Glücksfall. Auch die Habsburger profitierten von dieser Gabe, hatte sich Franz I. doch einen Zehnten des Weinertrags »auf ewige Zeiten« festschreiben lassen. Konnte der Fürst mit den Weinqualitäten auch nahtlos an die Fuldaer Tradition anschließen, der barocke Charakter des Johannisberger Schlosses behagte ihm nicht. Schon 1826 ließ er es klassizistisch umbauen. Die Mittel hierzu erwirtschaftete er, der vordem finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet war, aus dem Verkauf Johannis­berger Weine. In dieser Zeit bildete sich zum ­ersten Mal eine Kennzeichnung gereifter ­Weine in ­Flaschen mit unterschiedlichen Siegellackfarben heraus. Metternich verordnete überdies, dass jedes ­Etikett die handschriftliche Signatur des Verwalters tragen müsse. Beide Traditionen haben sich


auf Schloss Johannisberg bis heute erhalten. Seit dem Jahrgang 1970 gilt, konform mit dem deutschen Weingesetz von 1971, folgendes Farben­spiel: Gelb für die Qualitäts­weine ­trocken und halb­ trocken, Rot für den trockenen und halb­trockenen Kabinett, Grün für die Spät­lesen, Rosa für die Auslesen, Rosa-Gold für die Beerenauslesen, Gold für die Trockenbeeren­auslesen und Blau für den Eiswein. Seitdem ist nur eine einzige Änderung zu vermelden: die Einführung des Ersten Gewächses 2005 und seine Kennzeichnung mit Silberlack. Vom zurückhaltend und fein mit Bodenquerschnitt und historischen Zeugnissen ausgestatteten Spätlesereitersaal, der Weinproben und Feierlichkeiten gleichermaßen dient, geht es nun in das Domänenrentamt. Hier hat Christian ­Witte sein Büro. Er war nach dem Studium »Weinbau und Oenologie« an der FH Geisenheim in den ­Handel gegangen. Wolfgang Schleicher selbst holte ihn auf das Schloss. Er lernte ihn auf Weinmessen in den Vereinigten Staaten als regen und kenntnisreichen Verkäufer kennen und gewann bald den Eindruck, einen möglichen Nachfolger vor sich zu haben. Mitte 2004 wechselte Witte ans Schloss und übernahm Schleichers Schreibtisch Anfang 2005. Dem Quartett Ritter, Kessler, Neckerauer und Witte gelang es in nur wenigen Jahren, die günstigen Vorbedingungen zu nutzen und in die Spitze des Rheingaus zurückzukehren.

V

om Domänenrentamt führt der Weg endlich in die Weinberge. Der Innenhof des ­Schlosses liegt verwaist. Nichts regt sich, nur während des Rheingau Musik Festivals füllt sich das Schloss mit pulsierendem Leben. 1992 starb Fürst Paul August, seine Frau Tatiana ­Hilarionowa 2006. Ihnen beiden oblag es, das Schloss nach seiner Zerstörung 1942 wieder aufzubauen. Paul August hat sich selbst dezent im Fries verewigt, ­während die Erinnerung an Fürstin Tatiana eng mit dem Rheingau Musik Festival verbunden ist. Der Grundstein für den reibungslosen Übergang der Eigentumsverhältnisse wurde früh gelegt. Schon 1958 wurde das benachbarte Weingut G. H. von Mumm von einer Unternehmensgruppe erworben, zu der ­heute auch die Söhnlein Rheingold KG gehört. Die Beziehungen von Schloss Johannis­ berg zu Söhnlein lassen sich bis in das Jahr 1865 zurückverfolgen. Söhnlein vermarktete Teile der Ernte von Schloss Johannisberg, bevor gemein­ same Versuche zur Sekt­herstellung begannen. Sie waren höchst erfolgreich: Schon der erste Sekt gewann auf der Weltausstellung in Paris 1867 zwei Goldmedaillen. Über Zwischenstationen ­mündet die Zusammenarbeit 1971 in die Premium-Sektmarke »Fürst von Metternich«. Söhnlein ließ sich von Metternich zunächst die Namensrechte übertragen. Um die Versorgung mit Johannisberger Sektgrundweinen und die Wurzeln der ­Marke sicherzustellen, erwarb er ­später eine Mehrheit an Schloss Johannisberg. Fast ein Jahrzehnt ­wurde ausschließlich Sektgrundwein hergestellt, bis der Erfolg der Marke in den 1980-er Jahren so groß

wurde, dass die Ernten von Schloss Johannisberg alleine nicht mehr ausreichten. Ein ­anderer Weg musste gefunden werden. Seit diesem Zeitpunkt konnte man sich wieder den Flaschen­weinen zuwenden. Die Grund­weine für den Fürst Metter­ nich brut Jahrgangssekt, etwa fünfzehn­tausend Flaschen, stammen nach wie vor vom Johannisberg. Sie werden, anders als die ­Moste für die Stillweine, bei etwa neunzig Oechsle­graden geerntet. Ihr Säuregehalt sollte neun bis zehn Promille nicht unterschreiten. Die Grundweine für die übrige Sektproduktion werden vor dem Versekten von den Oenologen von Schloss Johannis­berg in der Cuvée-Kellerei auf dem Johannisberg ausgebaut, frei nach dem Motto: Ein Sekt ist immer so gut wie der Wein, aus dem er gemacht wird. 1992 schließlich ging das Schloss Johannisberg vollständig in den Besitz der Unternehmensgruppe über. Der große Schlosspark links von der Zufahrt ist seit langem geschlossen. 1994 wütete ein Orkan im Metternichschen Park. Ihm fielen sieben uralte Zedern zum Opfer, ein schmerzlicher Verlust im wertvollen historischen Baumbestand. Er wurde aufgeforstet und bald schon, ist sich Witte sicher, wird er wieder geöffnet werden können. Wir stehen nun inmitten der Reben an der östlichen Bergseite; über uns erhebt sich die trutzige Kirche. Kein Geringerer als Rudolf Schwarz, der bedeutendste deutsche Kirchenbaumeister des 20. Jahrhunderts, baute sie auf den Mauern des romanischen Vorgängerbaus wieder auf. Vielleicht ist der weite, unverstellte Blick nach Osten in den Rheingau und hinunter an den Rhein der schönste, den der Johannisberg zu bieten hat. Der Rhein erscheint durch die im Strom liegenden Inseln als eine langgestreckte Seenplatte mit funkelnden Wasserflächen. Ganz hinten ist die Eltviller Aue noch gut zu erkennen, davor die Mariannenaue in ihrer differenzierten Form, die Fulder Aue und schließlich, schon

Tradition und Ehrgeiz auf Schloss Johannis­ berg: Das Team um Christian Witte mit Hans Kessler, Kellermeister Gerd Ritter und Bernd Neckerauer hat schon nach kurzer Zeit den historischen Glanz seiner Rieslinge wieder erstrahlen lassen.

F I N E

R h ein g a u

25


Tradition und Verpflichtung auf Schloss Johannisberg: In der ­Bibliotheca subterranea ist die ­Qualität des Weins über Jahr­hunderte archiviert.

westlich von Geisenheim, die Ilmen Aue. Der Turm von Schloss Vollrads reckt seine Spitze durch das Rheingauer Rebenmeer. Die Kontakte zwischen den Metternichs und Greiffenclaus waren ab den 1930-er Jahren recht gut. Besuchergruppen wurden untereinander getauscht, und wenn Graf Matuschka-Greiffenclau sie an der Gemarkungsgrenze lächelnd an Wolfgang Schleicher übergab, wechselten die beiden so manchen flotten Spruch. Auf halber Höhe unterhalb des Schlosses verläuft in einem weiten Bogen ein bequemer Weg. Vor allem die Steilheit des Kernstücks wird hier direkt erfahrbar. Der Johannisberg ist geologisch recht einheitlich. Auf einem Kegel aus Taunusquarzit liegt eine achtzig Zentimeter bis zweieinhalb Meter dicke Schicht aus rötlichem Lößlehm. Er ist einige Male durchzogen von schmalen Kalkstreifen. Vergleichbare Formationen finden sich in zwei weiteren Lagen in Sichtweite: beim Geisen­ heimer Rothenberg und am Binger Rochusberg. Von den fünfunddreißig Hektar Rebfläche des Johannisbergs stehen zur Zeit dreiunddreißig­ einhalb Hektar im Ertrag. Der Außenbetrieb ist das Reich von Bernd Necker­auer. Nach dem Abitur durchlief er die klassische Ausbildung zum Winzer. Dem ersten Lehrjahr im elterlichen Betrieb im pfälzischen Weisenheim am Sand folgte ein zweites im Weingut Dr. Deinhard in Deidesheim. Anfang 1998 schloss er sein Studium an der FH Geisenheim ab und wurde auf Empfehlung und ohne Umschweife 26

F I N E

3 / 2 01 0

Außenbetriebsleiter der Schloss Johannisberger Weingüterverwaltung. Er ist durch und durch Weingärtner. Die achtzig Flächen, in die der Johannisberg intern eingeteilt ist, kennt er wie seine Westentasche. Sie unterscheiden sich nach der Himmelsrichtung, der Hangneigung und der Sonneneinstrahlung. Die Wasserversorgung des Bergs ist durchweg ausgezeichnet. Eine Versuchsanlage zur Bewässerung ist in elf Jahren nur ein einziges Mal in Betrieb gewesen – und war auch da eigentlich überflüssig. Die besten Stücke sind die steilsten und optimal zur Sonne ausgerichteten direkt unter dem Schloss. Von hier kommen die Weine vom Grünlack an aufwärts. Westlich davon, etwa unterhalb der Weinschenke, werden die Kabinette geerntet. Am Fuß des Bergs, mit optimaler Wasserversorgung, können ebenfalls Grünlack-Rieslinge entstehen. Unten am Elsterbach und in den Flächen im Rücken des ­Schlosses entsteht der Gelblack. Da der Reblausdruck im Rheingau immer noch hoch ist, wird bei Neuanpflanzungen auf der Domäne ausschließlich die in Geisenheim von Dr. Becker gezüchtete Unterlage Börner, eine Kreuzung zwischen der Vitis riparia mit der Vitis cinerea, beide aus Nordamerika, verwendet. Auch die Veredelungen sind ausnahmslos Geisen­ heimer Züchtungen, wobei in jeder Pflanz­periode ein anderer Klon Verwendung findet, um eine gewisse Vielfalt zu erhalten. Jede zweite ­Zeile der Drahtrahmenerziehung ist dauerbegrünt. Eine

Untersuchung hat ergeben, dass sie sich aus über zwanzig Pflanzensorten zusammensetzt. Der ­übliche Pflanzenschutz zielt darauf ab, die Reben bis in den Reifebeginn krankheitsfrei zu halten und zu einem langjährigen Durchschnittsertrag von siebenundsechzig Hektolitern pro Hektar zu führen. Botrytis wird erst ab Ende September/Anfang Oktober für die Bereiche, in denen edelsüße Weine gewonnen werden sollen, toleriert. Zu den qualitätssteigernden Maßnahmen zählen Traubenteilungen und Entblätterungen. Doch das, so Neckerauer, geschehe immer individuell, nach Gefühl. Seine Aufgabe sei es, die Witterung abzuschätzen und genau den Wachstumsund Reifungsfortschritt zu beobachten. Das sei die unabdingbare Grundlage für die sorgfältige Planung der benötigten Qualitäten, wobei die Unwägbarkeiten des Wetters mit einkalkuliert werden müssten. Eine kleine Besonderheit findet sich inmitten des Johannisbergs: Eine quadratische Stele aus rotem Sandstein wird bekrönt von einer goldenen Fünfzig. An dieser Stelle verläuft der fünfzigste Breitengrad. Lange Jahre bezeichnete er die nördlichste Grenze für den Weinbau. Doch das könnte bald Geschichte sein. Schloss Johannisberg ficht das nicht an. Seine Geschichte hat ihm eine zentrale Rolle in der Weinkultur schon längst gesichert, und seine Gegenwart lässt nichts anderes erwarten als: dass sie noch lange nicht an ihr Ende gekommen ist.  >


Hinter den Kulissen …

Grosser Wein im Tagesweinkeller der Ente

Kaiser-Friedrich-Platz 3–4  · D-65183 Wiesbaden  · Telefon +49 (0) 611 / 133 666  · www.nassauer-hof.de


48

F I N E

3 / 2 01 0


Weine kann man nicht

polieren

Ungewöhnliches Fine-Tasting: Zweierlei Leidenschaften – Die grossen Weine aus Angelo Gajas Einzellagen und spektakuläre Unikate der Automobil-Geschichte Text: Uwe Kauss  Fotos: Alex Habermehl

Das elegante Holz wird fein kontrastiert von schwarzen Tönen. Klassische Struktur, toller Körper. Die dezente Eleganz strahlt Zeitlosigkeit und Klarheit aus, mit unendlicher Länge und Kraft. Viel Kraft. Wo Holz hingehört, ist eine wunderbar ziselierte Struktur zu betrachten. Der Lack über dem Holz fühlt sich warm und geschmeidig an. Wo Metall hingehört, blitzt Chrom. Wo Technik gebraucht wird, ist sie klar und übersichtlich angeordnet. Wer bequem in den unendlich tiefen Polstern versinkt, ahnt die Stärke des Motors. Eine große Limousine eben. Dieser seltene Rolls Royce Chinese Eyes aus dem Jahr 1963 ist wie ein großer Rotwein: Potenz und Eleganz, Komplexität und Klarheit gehen eine Einheit ein. Chrom-Juwelen und rotes Gold – sie haben viel mehr gemeinsam, als die strapazierten Begriffe wie Besonderheit, Wert und Individualität suggerieren.

F I N E

T a s tin g

49


A

Große Winzer und große Autobauer wandeln mit jeder Kollektion auf dem schmalen Grat zwischen Zeitgeist und Zeitlosigkeit.

50

F I N E

3 / 2 01 0

utosammler und Weinsammler sehen die Welt auf ähnliche Weise, obwohl der Gegenstand der Leidenschaft nicht unterschiedlicher sein könnte: ­Reife kontra Reifen. Für eine ­kleine Schar von Weinfreunden haben sich ­diese Terrains ganz unmittelbar erkunden lassen. Inmitten von sechzehn besonderen Fahrzeugen aus den besten Jahrgängen, darunter dieser Rolls Royce, verkosteten sie besonderen Rotwein bester Jahrgänge: Die drei Einzellagen des Star­winzers Angelo Gaja aus dem ­Piemont. Sori ­Tildin, Costa Russi und Sori San ­Lorenzo von 1967 bis 2004. Die Chinese Eyes, die in Mandelform angeordneten Scheinwerfer, beobachten die Weinfans dabei. Außerdem stehen hier beispielsweise vier Porsche-Renn­modelle der Reihe 911, ein Aston Martin DB4 , ein ­Jaguar XK 120 von 1951, ein Lamborghini Miura LP 400S, ein Facel Vega HK 500 und ein Ferrari 365 GTB4 Daytona, der einst dem Popstar Richard ­Carpenter (The Carpenters) ge­hörte. Es sind Unikate – wie die Weine auf dem Tisch. Ein wolkiger, schwüler Samstagmittag in der Nähe von Frankfurt am Main. Gleich hinter der Bahn­ linie liegt das Industriegebiet in seiner Wochenendruhe. Verschlossene

Hallen strecken sich entlang der Schlaglöcher; Wohnmobile und Caravans dösen hinterm hohen Zaun. Der Parkplatz der Druckerei ist leer, nur vorm Sportstudio langweilen sich ein paar Autos. Vor einem Flachbau in einer kleinen Neben­straße wuchert Unkraut in der asphaltierten Einfahrt. Dort ist das breite Stahl­rollo nach oben geschoben. Im Halb­dunkel sind die Silhouetten eleganter und sportlicher Formen zu erkennen. ­Drinnen warten entspannte Menschen auf Champagner. Da durchschneidet der ohrenbetäubende Lärm von 330 PS die Sommerstille. In der Halle führt der Gast­geber vor, wie ein zwei­ hundert­fünfzig Stunden­kilometer schneller Porsche 911 3.0 RSR IROC des Jahres 1973 klingt. Pure Kraft, die sich zur entspannten Stadtfahrt eher nicht eignet. Noch einmal röhrt die bullige Maschine auf, dann ist es wieder still. Jetzt ist Gaja dran.

berühmte Sori Tildin der Jahr­gänge 2005, 2000, 1997, 1996 und 1993. Wir verkosten. Johannisbeeren, ­Kräuter, Kakao und Espresso, Teer und ­Kohle. Da ist Eleganz, manchmal extrem viel Kraft. Die ­Virilität des Piemont. Nur der 1993-er ist anders: Der fruchtund tannin­betonte internationale Stil unterscheidet sich deutlich von den Charakterweinen der jüngeren Jahrgänge. Ein Wein, dessen Stil im Jahr 1993 die Zukunft galt. 2010 ist sie vorbei – was ­weniger am Wein selbst als an seiner im Ausbau mit­ gegebenen Stilistik liegt. Dem­selben Widerspruch müssen sich Autodesigner aussetzen. Sie müssen sich Trends der Zeit aneignen, ohne dabei das Unverkennbare eines besonderen Fahrzeugs aufs Spiel ­setzen zu dürfen. Produzenten großer ­Weine und Autohersteller wandeln mit jedem Jahrgang, jeder Kollektion auf dem ziemlich schmalen Grat zwischen dem Einssein ihrer Produkte mit dem Jetzt und dem Einssein mit n der Mitte der weiß gestri- dem Zeitlosen. Der Sori Tildin kam 1967 in den chenen Halle mit mausgrauem Estrich­boden steht ein langer Tisch, Besitz der Familie Gaja, 1970 wurde auf dem sich die Flaschen reihen erstmals Wein aus dieser Einzellage und ­viele ­große Weingläser. »­Liebe in der Gemeinde Barbaresco gekel­Freunde, ­bitte Platz n ­ ehmen!«, ruft tert. Das Wort »Sori« bezeichnet im Weinsammler Wolfgang Zender, aus Piemontesischen eine sonnige Süd­ dessen Beständen die Gaja-­Weine lage, und »Tildin« war der Spitzname stammen. Den Auftakt macht der von Angelo Gajas Großmutter. Vor

I


der Anlage des Weinbergs war dort: nichts. Karges Weideland, manchmal etwas Landwirtschaft und Gebüsch. Gaja leistete Pionierarbeit und legte dort einen Weinberg an, der heute zu den besten des Landes gehört. Der Nebbiolo dieser Lage, gerundet mit fünf Prozent Barbera, ist ein zweifelsohne großer Wein: Dichte, Feinheit und Komplexität dominieren, dazu

Kirschnoten, Karamel und Kakao – und ein wunderbarer Nachhall. Der 1990-er ist wieder ein gewisser­maßen Internationaler. Fünfzehn Jahre nach seinem Erscheinen zeigt sich, dass dieser Stil zwar auch heute wieder­ erkennbar ist, aber nicht den Wein und sein Terroir, sondern nur den Trend der Zeit seiner Entstehung reflektiert.

Der zweite Flight. Costa ­Russi der Jahre 1990, 1993, 1996 und 1999. Die Einzellage gehört ­Angelo Gaja seit 1967, aber erst 1978 produzierte er daraus erstmals den ­heute berühmten Nebbiolo. Vor allem Dichte, Raffinesse und Komplexität charakterisieren diesen Wein. Während die Gläser wieder gefüllt werden, beantwortet Rainer Schuster,

einer der beiden Besitzer der VintageSammlung, die neugierigen Fragen der acht Gäste. Würden die Fahr­ zeuge von ihnen denn auch gefahren? »Ja klar«, sagt er und streicht sich die langen blonden Haare aus dem Gesicht. Auch die Rennwagen ­seien »nicht bei risikolosen Grüß-undWink-Rallyes« unterwegs, sondern bei Rennen auf der Piste, in denen es den Fahrern ums Gewinnen geht. »Wir haben da schon öfter mal im Graben gelegen. Danach geht’s halt ans Reparieren, was soll’s«, erzählt er und betont: »Für diesen Zweck ­wurden die Autos nun mal gebaut. So fahren wir sie auch. Unsere Halle ist kein Museum.« Er schließt gleich eine Frage in die Runde an: »Wie ist das mit euren Weinkellern? Sind die bei euch ein Museum?« »Für mich wäre das nichts«, eröffnet Norbert ­Wittlich die Diskussion, der Wein fast so sehr wie alte Autos liebt – er sammelt sie gemeinsam mit ­Schuster. »Ich will meine Autos fahren und meinen Wein genießen. Flaschen abstauben finde ich langweilig.« »Soll man Weine wie diese GajaGranaten nun sammeln oder trinken?«, fragt einer der Gäste in die Runde. »Ich kenne Sammler, die haben die größten Weine der Welt im Keller, aber wissen nur aus Büchern, wie sie schmecken. Sie kaufen und

F I N E

T a s tin g

51


verkaufen, sie öffnen ihre Flaschen aber nur höchst selten. Das ist keine Leidenschaft, das ist Geschäft«, antwortet Weinsammler Zender und blickt empört in die Runde. »Ich sammle, um zu trinken. Daher kann ich warten, bis meine Weine gereift sind. Wenn ich denke, der Zeitpunkt ist richtig, öffne ich sie. Manchmal habe ich dabei Pech, manchmal ­großes Glück. Irgendeine Preisentwicklung in Hongkong ist mir dabei so was von egal.« Weintrinken mit Leidenschaft ist ein Risiko wie das Fahren ­schneller Limousinen. Bei Angelo Gaja vereinen sich diese beiden ­Aspekte: Der Wein-Pionier des Piemont liebt Autos und fährt gerne schnell, manchmal sehr schnell. Der Konjunktiv beschreibt das Risiko: Was wäre, wenn …? Was wäre, wenn man den seltensten Wein seiner Sammlung zu einem Anlass öffnet, der angemessen ist, aber zum falschen Zeitpunkt stattfindet? Der Wein ist verschlossen, voller Gerbstoffe, ohne Eleganz. Enttäuschung auf der ganzen Linie. 52

F I N E

3 / 2 01 0

immer weiter. Aromen nach Himbeeren, mediterranen Kräutern und Leder verbinden sich auf wunder­bare Weise, Stoffigkeit und Säure harmonieren mit seinem Volumen. Er ist weniger elegant, eher kraftvoll, mit ein paar schönen Ecken und Kanten. Ein Meisterstück. So einen Wein unterschätzt man auch mit Erfahrung recht schnell, vor allem bei Verkostungen. Der Probenrhythmus ist nicht der seine. Ist die Gruppe längst weitergezogen durch Lagen oder Jahre, vielleicht ein wenig entun folgt wieder ­Costa täuscht, öffnet er sich, oft unbeachtet. Russi, diesmal 2004, Obwohl diese Entwicklung ja einen 1998, 1996 und 1995. Schon beim großen Wein ausmacht. Es wäre ein Beschnuppern wird klar, dass ­diese Jammer. »Das ist Schönheit auf den zweiWeine eine Eigenschaft teilen: Ihre Verschlossenheit. Der 1996-er wirkt ten Blick«, resümiert Schuster, »wir mit Noten nach Pflaume, Kirsche haben das auch bei unseren Autos oft und Vanille fast noch jung. Aber er erlebt. Manchmal braucht man einhat unbändige Kraft und die ­Struktur fach viel Zeit, bis man etwas erkennt, guter Säure. Der 1998-er ist ein Fall an dem man oft einfach vorbei geganfür sich: Erst sträubt er sich, zeigt sich gen ist. Es gibt im Leben den richverschlossen wie ein Tresor. Erst nach tigen Zeitpunkt für ein altes Auto.« einer Viertelstunde lüftet er den Vor- Das Phänomen des 98-er Costa ­Russi hang ein wenig, dann ganz langsam bildet diesen Erkenntnisprozess Und drei Jahre später würde er sich wieder öffnen, komplex und ­voller Harmonie mit unendlicher Länge? Aus, vorbei. »Wer mit seinem alten Rennwagen die Strecke, die Technik oder die eigenen Fahrkünste unterschätzt, verliert nicht nur das Rennen, sondern vielleicht sogar den Wagen, die Gesundheit, das Leben«, sinniert Autofan Schuster und widmet sich noch einmal dem fast leeren Glas mit dem eleganten, runden 1999-er.

N

im Zeitraffer ab. Bei alten Autos kann es Jahre dauern, beim Wein reicht manchmal eine halbe Stunde. Beruhigend. Nun wird es auch Zeit für alte Weine. Sori Tildin der Jahre 1973, 1971, 1970 kommt in die Gläser. Es sind die ersten Weine, die Gaja auf seiner Premiumlage erzeugt hat. Wir verkosten spannende Weine aus einer anderen Zeit. Gaja experimentierte damals mit aus Frankreich importierten Barriques, die es vor ihm im ­Piemont gar nicht gab. Bei Autos würde man diese drei ­Weine als Proto­t ypen bezeichnen. Sie ­zeigen die Richtung und die Philo­ sophie, ohne jedoch den Anspruch auf ­Perfektion zu erheben. So schmecken diese ­Weine auch: Der ­1973-er nach Bienen­wachs und Himbeeren mit einer intakten Struktur und ­vielen Altersnoten. Der ­1971-er ­bietet ­Aromen nach Wachs, Konfitüre und Ingwer, mit knackiger Säure und gutem Nachhall. Und der 1970-er hat etwas Archaisches: Aromen nach antikem Holz, Mahagoni, Möbelpolitur


Klassiker des Automobilbaus und große alte Weine können perfekte Sammlerstücke sein – mit Ecken und Kanten, mit Altersnoten, etwas ganz Besonderes für Puristen.

und Espresso mit gerundeten Gerbstoffkanten, viel Volumen und Alterstönen. Es sind keine Weine für eine Loge im Genusshimmel, doch sie zeigen klar die Basis, aus der sich Gajas Weinstil entwickelte. Es geht zurück zum Costa Russi. Die Jahrgänge 1982 und 1979 ­werden ausgeschenkt. Waren eben die »Vorserienmodelle« im Glas, sind es nun zwei zeitlose Klassiker, die nach rund dreißig Jahren strahlen. Vielleicht die beiden besten Weine dieses Vergleichs: Sie zeigen Beerenfrucht, Mineralität, Feinheit, Würze, Komplexität und Eleganz – der ­1982-er noch eine Nuance deutlicher als der ebenso großartige 1979-er. Sie sind in

Würde alt geworden, haben ­Tiefe und erklären eindrucksvoll, ­warum der Name Gaja zu den größten der Weinwelt Italiens zählt. Sie ver­körpern Freude und Freundschaft, haben etwas Verschwenderisches. Nach dem zweiten Schluck ruft Zender: »Diese Weine darf man nicht verkosten. Man muss sie trinken. Würde ich sie nicht über Kehle laufen lassen – ich könnte sie gar nicht genießen, niemals!« »Sind diese beiden Weine für euch Klassiker?«, fragt Norbert Wittlich über die Gläserreihen hinweg. Die Köpfe am Tisch nicken. »Ich vergleiche sie mit dem Rolls Royce ­Chinese Eyes«, fügt er hinzu, »der Wagen strahlt auch nach fünfundvierzig

Jahren die aristokratische Eleganz und Linienführung aus, die diese Marke durch ihre ­ganze Geschichte auszeichnet hat. Es gab übrigens nur siebenundzwanzig Stück in seinem Baujahr 1964.« Wolfgang Zender nickt bedächtig. »Im Wein kann man Klassiker nicht schaffen, nur die Voraussetzung dazu. Jede Handlung im Ausbau ist auf eine Zukunft gerichtet, die niemand vorhersehen kann. Im besten Fall wird nach Jahrzehnten das Besondere eines solchen Weins zu einem Teil der ­Marke Gaja, und ihr Können sorgt dafür, dass ­diese ­Weine nicht in Vergessenheit geraten, sondern geöffnet ­werden und über sie gesprochen wird.« Die ­heutige Automobilindustrie mit ihrem Drang nach ­glatter, geräuschloser Perfektion schafft ­keine Klassiker. Die Modelle sind erfüllt von Kundenbedürfnissen und Mainstream, von Technologie, Zeitgeist und Mode. Das ist der internationale Stil globalisierter Märkte, mit dem im Wein bislang wenig Klassiker entstanden sind. Die Weine lassen sich gut trinken, bieten gute Qualität. Im Glas sind sie offen wie ein aufgeschlagenes Buch. Aber sie haben nichts, das Jahrzehnte überdauern würde. Aber auch nicht alle alten Autos werden Sammlerstücke. Der Gastgeber kündigt die letzten vier Weine der Verkostung an. Diesmal stammen sie aus Gajas dritter Einzellage, dem Sori San ­Lorenzo. 1967 entstand hier Gajas erster Einzel­lagen-Wein. Wir schwenken ihn im Glas. Daneben stehen der

­1968-er, der 1979-er und der ­1986-er. ­ ieder ein Prototyp, mit Wachs, W Honig, Holz und Pferdeschweiß, dazu Sherry­noten, Maha­goni und Firn mit noch immer langem Nachhall. Diese Ecken und Kanten sind es, die aufmerken ­lassen. Auch er ist nicht perfekt. ­Dieser Wein ist wie ein Classic Car. Denn auch die sorgsam gehegten Modelle rußen, stinken, haben Kurzschlüsse, verlieren Öl, sind unbequem. »Aber sie vermitteln ein so direktes und pures Fahrgefühl, das kein modernes Auto mit all ­seiner Technologie bieten kann«, sagt Norbert Wittlich, »und so empfinde ich auch diesen Wein. Er ist das perfekte Sammler­stück. Mit Ecken und Kanten. Mit Altersnoten. Und dennoch ein ganz besonderer Wein für Puristen.« Er nimmt noch einen kleinen Schluck und erzählt von seinem ­Jaguar XK 120 aus dem Jahr 1951, dem ­ältesten Fahrzeug in der ­Halle. Eine alte Dame aus Los ­Angeles verkaufte ihm den einst luxuriösen Wagen in desolatem Zustand. Zuhause beschlossen Schuster und Wittlich zunächst, den Wagen komplett zu restaurieren. Doch sie entschieden anders: »Wir haben ihn nur ganz sorgfältig poliert. Er ­sollte seine Macken behalten. Schließlich gehören sie zu ­seiner Vergangenheit.« Der Wein­sammler seufzt: »Das unterscheidet eure Leiden­schaft von meiner. Ich kann Wein weder restaurieren noch polieren. Ich kann Flaschen nicht warten. Ich kann nur warten.«  >

F I N E

T a s tin g

53


Fine-Verkostung Die Weine der drei grossen Einzellagen von Angelo Gaja Präsentiert von: Fine Das Weinmagazin Ort: Sprendlingen, am 19. Juni 2010 Verkoster: Uwe Kauss Gäste: Ralf Frenzel, Axel Hörger, Uwe Kauss, Stephan Köhler, Axel König, Juha Lithonen, Rene Meisner, Rainer Schuster, Klaus Westrick, ­Norbert Wittlich, Wolfgang Zender

2004 Costa Russi

94 P

In der Nase ein Hauch Himbeere, am Gaumen viel Mineralität mit schönen Schiefernoten. Sehr präsent, dicht, rund und komplex. Eleganter Nachhall.

1999 San Lorenzo

95 P

Intensive Frucht in der Nase. Im Mund sehr rund und elegant, etwas ­Karamel, feiner, langer Nachhall.

1998 Costa Russi

92 P

Präsente Aromen nach Himbeere und Leder. Im Mund Beeren, Kräuter und kraftvolle Tannine, dazu knackige, intensive Säure. Ein Wein mit sehr viel Kraft und Energie.

1996 Costa Russi

94 P

In der Nase Pflaume, Kirsche und Vanille. Im Mund elegante Noten nach Frucht und Mineraliät, viel Druck, dabei eine elegante, feine Säure. Etwas verschlossen, fast noch jung.

1995 Costa Russi

91 P

Teer und Noten nach Pflaumen in der Nase. Am Gaumen dazu Kirschen, ein Hauch Wacholder und Rosmarin. Fast etwas zu stoffig, daher recht verschlossen und ein wenig unausgewogen.

1982 Costa Russi

96 P

Aromen nach Beeren. Tolle Struktur, kraftvolles Tannin, dazu ein paar Honig­ noten und eleganter Nachhall. Ein wunderbar gealterter Wein. Perfekt.

2005 Sori Tildin

95 P

In der Nase Himbeeren, Kohle und Teer. Am Gaumen Beeren, ­Wach­older, etwas Kohle mit intensivem Tanningerüst. Dabei elegant, seidig und leichtfüßig.

2000 Sori Tildin

91 P

Nase nach Johannisbeeren. Im Mund Himbeeren, Johannisbeeren. Sehr rund und fein, etwas wenig Struktur, dennoch sehr elegant. Langer, ­fülliger Nachhall.

1997 Sori Tildin

96 P

Duft nach schwarzer Johannisbeere und Kräutern. Im Mund Rosmarin, Johannisbeeren, mediterrane Kräuter, viel Kohle. Sehr dicht, rund und komplex mit wunderbarem Nachhall.

1996 Sori Tildin

94 P

Verhaltene Nase nach antikem Holz. Im Mund Kaffee, Espresso, Kakao­bohne. Sehr homogen und kompakt. Schöner, intensiver Nachhall.

1993 Sori Tildin

90 P

Aromen nach Herzkirsche und Vanille. Am Gaumen bereits sehr gereift, tanninbetont mit intensiven Fruchtnoten, dazu Vanille und Karamel. Sehr internationaler Stil.

1973 Sori Tildin

87 P

Aromen nach Bienenwachs und Himbeere. Etwas Mineralität, intakte Struktur.

1971 Sori Tildin

90 P

Noten nach Wachs, Ingwer und dunkler Konfitüre. Nicht zu intensiv, ­knackige Säure, wunderbar langer Nachhall.

1970 Sori Tildin

91 P

In der Nase antikes Holz und Möbelpolitur. Am Gaumen Espresso, Mahagoni mit schön eingebundener, milder Säure. Sehr dicht und stoffig, ein paar Firnnoten. Sehr lang.

54

F I N E

3 / 2 01 0

1979 Costa Russi

95 P

In der Nase Mahagoni und Brombeere. Im Mund Teer, Kaffee und Bleistiftnoten. Tolle Mineralität, feine Komplexität. Sehr elegant und dicht.

1978 Costa Russi Kork

1996 San Lorenzo

93 P

Feine Fruchtaromen nach Kirsche, Himbeere und Brombeere. Viel Würze, Teernoten, hoch elegant, sehr komplex, aber nicht zu tief. Seidig.

1993 San Lorenzo

90 P

Ein sehr dichter, filigraner Wein mit Noten nach Mandeln, Haselnüssen und Kirschen. Fast zart, fragil, dabei mit interessantem Charme.

1990 San Lorenzo

90 P

In der Nase Himbeere, Schokolade, und Kaffee. Im Mund intensiv fruchtbetont und rund. Die Eleganz wird kontastiert durch eine kraftvolle, aber gut eingebundene Säure. Internationaler Stil.

1986 San Lorenzo

89 P

Noten nach Espresso, Brombeeren und viel Wacholder. Recht säurebetont, nicht zu viel Druck, etwas kurzer Nachhall.

1979 San Lorenzo

92 P

Aromen nach Karamel, Kaffee und gut gealtertem Sherry. Ein paar Holz­ noten, mit Luft ein wenig Stall. Sehr elegant, fein und wunderbar geschliffen.

1968 San Lorenzo

89 P

Verhaltene Nase nach altem Holz. Am Gaumen Kaffee, Mahagoni, Holz und mineralische Noten. Elegant, aber nicht zu komplex.

1967 San Lorenzo

89 P

In der Nase Wachs, Honig und Holz und Pferdeschweiß. Im Mund feine Sherrynoten, Mahagoni und Firn, knackige Säure. Dabei sehr langer, dennoch dezenter Nachhall.


CO L B ATZKY

Unsere Winzer gehen ihre eigenen Wege. Und das kommt an. Die Neugier f端hrte sie zu Weing端tern in aller Welt, ihre Heimatliebe wieder nach Rheinhessen. Jetzt machen unsere Winzer ausgezeichnete Weine jenseits ausgetrampelter Pfade. Unsicher waren sie sich nur, ob man das in wenigen Zeilen vermitteln kann. Mehr Wissenswertes unter www.rheinhessenwein.de



Das Buch zum Jubiläum – ab sofort im Buchhandel und überall wo es gute Bücher gibt.

vdp@tretorri.de


Johannes Denk, der ­berühmte »Wein-Pfarrer« und Galionsfigur des Wachauer Weins, hebt das von ihm inspirierte Universalglas von Zalto mit einem frischen Grünen Veltliner ans Licht.

Sinn und

Zalto ist ein Weinglas, das vom Wein her ersonnen wurde. Von einem Weinliebhaber für Weinliebhab

90

F I N E

3 / 2 01 0


Sinnlichkeit

ber. Mit Proportionen zwischen Wein und Glas, die gewagt und stimmig sind – ein neues Kapitel einer alten Beziehung Text: Till Ehrlich Fotos: Thomas Schauer

F I N E

L ife s t y le

91


Ein gutes Weinglas ist ein GefäSS und soweit

an. Er biegt ab, statt anzuecken, ruft die Zeit

ein Gegenstand. Gefüllt aber ist es ein Gegen­

des Art déco wach und erzeugt eine Spannungs­

über, das einen Wein in Frage stellen und mit

er­wartung an den Wein. Dieses sublime Moment

ihm korrespondieren kann. Edler Wein ist nicht

unter­scheidet Zalto von den meisten ­modernen

nur rund und harmonisch, er birgt auch ein

­Aroma- und Degustationsgläsern, die über­

­Moment der Spannung in sich – einen kleinen

wiegend ­industriell gefertigt sind und oft eine

Wider­stand. Auf diesen komplexen Wesens-

eindimensionale und übertrieben bauchige oder

zug, der den ­guten Wein vom mediokren unter-

eiförmige Form ­haben. Gegenüber dieser etwas

scheidet, spielt der Kelch des mundgeblasenen

lang­weiligen Gastro­nomiekonvention sind die

Zalto-­Glases mit ­seiner gerundeten Eckigkeit

Weingläser der ­Zalto-Serie eine Alternative.

Lukas Pichler probiert im lichten Verkostungs­raum des Weinguts F. X. ­Pichler ­einen großen Veltliner ­Smaragd aus den Burgunder­ gläsern von ­Zalto.

D

as »Universalglas« kann man in seinen Proportionen als das in sich stimmigste Glas dieser Serie bezeichnen. Es besitzt eine innere Spannung und äußere Fragilität, die sich vor allem auf die eckige Anmutung der Kelchform zurückführen lässt. Eine Ecke entsteht bekanntlich, wenn zwei Geraden aufeinander treffen; Gläser mit Ecken und Kanten kamen besonders in den fünfziger und sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf und sind wieder vergessen worden. Mit ihrer Kantigkeit wirkten sie oft unsinnlich, ja bedrohlich, was einem Weinglas, das das Gefäß für das edelste und komplexeste aller Getränke sein soll, wesensfremd ist. Das Raffinierte beim Zalto-Glas ist aber, dass der eckige Bauch des Kelchs durch einen sanften Schwung gerundet ist, wodurch unsinn­ liche Kanten vermieden werden und eine Art eleganter Knick entsteht, der im Zusammenspiel mit dem Wein eine erstaunliche Wirkung erzeugt. Sie wird dadurch erhöht, dass der untere Teil des ­Glases mit Rundungen laboriert. So wird die Lichtführung der Ränder fließend und kristallin.

92

F I N E

3 / 2 01 0


In seinem Weinberg ­erfreut sich Hans ­Tschida am Farbspiel seines Weins im Süßweinglas von Zalto.

Ein mit Wein gefülltes Glas hat eine andere Anmutung als ein leeres, was sich besonders an der Füllhöhe beobachten lässt. Das Zalto-Glas lädt ein, mit ihr zu spielen. So erreicht es höchste Raffinesse, wenn es gut einen bis eineinhalb Daumen hoch über dem Knick gefüllt ist. Denn wenn das Eckige überschritten wird, entsteht ein Gefühl von Großzügigkeit, wodurch das Glas auf einen Wesenszug der Weinkultur anspielt: Man gönnt nicht nur sich allein, sondern auch den Seinen den guten Wein, indem man ihn mit ihnen teilt, womit ein vergänglicher Augenblick zu einem unvergesslichen Ereignis werden kann. Der Stiel ist erstaunlich dünn und dabei elastisch, weil er – wie das gesamte Glas – aus weichem Kristallglas besteht, das weder Blei- noch andere Metalloxide enthält. Dieser Stiel suggeriert Zerbrechlichkeit, obwohl er die nötige Festigkeit besitzt. Er endet in einem sehr breiten und flachen Fuß. Dieser wirkt der Fragilität entgegen und gibt dem Glas Stabilität. Es ist ein mundgeblasenes Glas, das in der Tradition der europäischen Glaskunst steht. Mit der Glaspfeife nimmt der Glasbläser einen Batzen von der eintausenddreihundert Grad heißen, glühenden Kristallschmelze auf und bläst sie frei zu einer kleinen Blase an. Sodann wird sie in einen Model eingeblasen, wobei der Kelch entsteht. Der Stiel wird mit einer Eisenzange aus dem noch heißen Kelch herausgezogen. Nun wird der Fuß frei geformt und rasch angesetzt, solange das Glas heiß ist. Es wird dabei von unten nach oben gezogen. Doch die Wahrnehmung des fertig geblasenen Glases ist entgegensetzt: Man hat die Vorstellung, dass es von oben nach unten fließt. Der Stiel löst dabei die Assoziation einer dicht glänzenden Dickflüssigkeit aus, die vom Kelch konzentriert nach unten zum Glasfuß fließt. Die Lichtwirkung ist geschmeidig, sanft. Zugleich wirkt das Glas kristallin, obwohl es nicht auf kristallartig harte Kanten hin geschliffen wurde. Ein mit Wein gefülltes Zalto-Glas wirkt wie ein gefüllter Blütenkelch. Diese organische Anmutung wird durch die Linsenwirkung des Glases und die Farbe des Weins erzeugt. Dagegen gibt es bei den Degustationsgläsern anderer renommierter Erzeuger oft einen Bruch in der ästhetischen Wahrnehmung, dort macht die rubinrote oder topasartige Farbe des Weins sichtbar, dass der Kelch auf den Stiel gesetzt ist. Das kann gewollt sein, oder man achtete nicht darauf. Der Klang des Zalto-Glases ist tief mit einer sehr schönen präsenten Obertonstruktur – wie ein Glockenklang mit langem Nachhall, der die Stille nach dem Anstoßen in hörbare Intensität verwandelt. Man bringt das

In Erwartung des Genusses schenkt sich Andreas Gattinger seinen Riesling Federspiel in das schlanke Weißweinglas von Zalto.

F I N E

L ife s t y le

93


Voller Vorlust blickt Claus Preisinger zu seinem ­Pinot noir im Rotweinglas von Zalto auf.

Glas zum Klingen, in dem man an der unteren Wölbung der Kuppa, am Knick, anstößt. Durch das weiche, elastische Material des Glases und den tiefen Glockenton wird die Eckigkeit der Glasform ausgeglichen. Die eckige Eleganz des Oberteils steht in einem Spannungsverhältnis zur Rundung des Unterteils. Das erinnert an die avantgardistische Glas­ gestaltung vor gut einem Jahrhundert, an die geometrischen Kelch­gläser des Jugendstils und des Art déco, an zeitlose Entwürfe von Koloman Moser, Josef Hoffmann oder Otto Prutscher für die Wiener Werk­stätte,

94

F I N E

3 / 2 01 0

ausgeführt von den angesehensten Glasmanufakturen ÖsterreichUngarns wie Moser, Gräflich Harrach, Meyers Neffe oder Lötz Witwe. Diese Glasmacher waren herausgefordert von der neuen Bildarchitektur und der Welt der Abstraktion. Auch das Zalto-Glas wäre verkannt, ­würde man darin nur Rationalismus oder Geometrie sehen. Die komponierten Winkel und fein abgestimmten Proportionen zeigen, dass hier das Design den alten Gedanken aufnimmt, flüssiges mit der Idee des Idealkörpers in Verbindung zu bringen.


Der Vater dieses Glases ist ein Weinliebhaber: Johannes Denk, Pfarrer in den niederösterreichischen Gemeinden Albrechtsberg und Els im Waldviertel und Kenner des Wachauer Weinbaus. Er hat das Glas zusammen mit dem Waldviertler Glasmacher Kurt Zalto entwickelt. Denk hat dabei seinen Weinverstand und seine langjährige Erfahrung mit guten Weinen eingebracht. So kam es zu der glücklichen Fügung, dass ein Weinglas nicht – wie so oft – vom Glasmarketing, sondern vom Wein her gedacht und verwirklicht wurde. Es ist denn auch das Weinglas eines Weinlieb­ habers für Weinliebhaber. Und es ist ein Glas der Winzer geworden, in wenigen Jahren hat es sich unter den Spitzenwinzern durchgesetzt; das Gros der österreichischen und italienischen Winzerelite präsentiert inzwischen seine Gewächse in diesen Gläsern. Die kulturgeschichtliche und auch räumliche Nähe des Waldviertels zur Wachau hat eine besondere Bindung zwischen Johannes Denk und den Wachauer Winzern geschaffen. Vor drei Jahrzehnten hat Denk beim Weissen­kirchener Winzer Franz Zottl den Gedanken des Naturweins und des ökologischen Weinbaus kennen gelernt. Es war der Beginn eines fruchtbaren Dialogs, der ihn zu einer vertieften Auseinander­setzung mit der Kultur des Weins anregte. »Dabei hat sich bald er­wiesen, dass ich einen nicht so schlechten Gaumen habe«. Denk sagt, dass er sich dem Wein nicht von der hedonischen, sondern von der ökologischen ­Seite genähert habe. Verantwortung und Ethik seien bei ihm nicht vom Wein zu trennen. Und dazu gehöre auch ein Glas, das den Wein auf eine ­würde­volle, organische Art ehrt. Die besten Winzer Österreichs tauschen sich gern mit Johannes Denk aus, vor allem die junge Winzer­generation ist offen für das neue Glas, in dem sie ihre Weine gut zur ­Geltung gebracht sieht. Im Weingut F. X. Pichler in der Wachau ist Lucas Pichler davon überzeugt, dass seine Smaragde, die Rieslinge und Grünen Veltliner Kellerberg sich am Besten im Burgunderglas von Zalto zeigen. »Es ist schön«, sagt der junge Winzer, »filigran und eigen«. Auch bei Weingläsern mag

er nicht, wenn sie Schmeichler sind. Die grazile Form schätzt auch Claus ­Preisinger, der in Gols am Neusiedlersee intensiven Pinot noir entstehen lässt. Er bevorzugt für seine schönsten Roten das Burgunderglas. Er findet, dass sie darin mehr von ihrer tiefen, vitalen Frucht zeigen. Sogar vom Fass probiert er den Wein mit diesem Glas. »Wenn der Wein im Fass reift, ist er sehr verschlossen«. Das Glas aber setze mit seiner großen Oberfläche die Weinaromen rasch frei. Am östlichen Ufer des Neusiedler Sees, im Seewinkel, begutachtet Winzer Hans Tschida im Zalto-Süßweinglas seine besten Edelsüßen, die Trockenbeerenauslesen. Der Sämling (Scheurebe) aus dem Jahrgang 2006 funkelt darin wie ein Goldtopas. »Es ist ein feines Glas, wenn ich den Wein darin schwenke, kommt die Frucht intensiv zum Vorschein.« Tschida hat sich einen Namen mit edelsüßen Weinen gemacht, die perfekt balanciert sind und eine wahre Fruchtfülle entwickeln können. »Sie ist beim Süßwein die Pointe.« Der junge Wachauer Andreas Gattinger schätzt wiederum das schlanke Weißweinglas aus der Zalto-Serie für seinen mineralischen, trockenen Federspiel, den er vom Riesling keltert und der in den Urgesteinsterrassen von Weissenkirchen gedeiht. Gattinger macht mit einem reintönigen Weinstil auf sich aufmerksam, der auf Effekte verzichtet. Sein 2009-er Smaragd aus der Lage Steinriegl zeigt sich im Universal­ glas nuanciert mit köstlichem Schmelz. »So ein Weinglas«, sagt Andreas Gattinger, »kann man nicht ohne Weinseele machen«. >

In der Weinlandschaft der Wachau entstand die ­Vision der federleichten Gläser­kollektion von Zalto.

F I N E

L ife s t y le

95


Mit Gaggenau beginnt perfekter Weingenuss schon vor dem Öffnen der Flasche.

Der Unterschied heißt Gaggenau. Zum Genuss gehört immer auch das Warten auf den per­ fekten Moment. Genau das wird mit unseren Weinklima­ geräten zum sinnlichen Erlebnis: Sie erfreuen das Auge und bestehen aus Materialien, deren besondere Güte fühlbar ist. Zudem reifen Ihre Schätze hier auf vibrations­ armen Flaschenablagen in separaten Klimazonen. Der Anspruch ist dabei der gleiche, den Sie auch an exzellente Jahrgänge haben: Perfektion für alle Sinne. Informieren Sie sich unter 01801.11 22 11 (3,9 Ct./Min. a. d. Festnetz der T­Com, mobil ggf. auch abweichend) oder unter www.gaggenau.com.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.