Fine Das Weinmagazin 3|2012-Leseprobe

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Deutschland · Österreich · Schweiz ·

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Australien

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Deu tsc hl and Öst er r eic h €  16,90 I ta l i e n    €  18 , 5 0 Sc hw eiz c hf   3 0,00

WEI NMAGA ZIN

S.  Pellegrino und Ac qua Panna

Moët & Chandon: Grand Vintage

Château Lynch-Bages

Alois Lageder

Champag n e Eg ly - Ou r i e t

Stuart Pigott: Riesling, höchst ansteckend!

Markus Schneider

Miche l Rol l an d

Ste ie r m ar k : Sau vig n on Bl a nc S

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EXKLUSIVITÄT EXKLUSIVITÄT WEIT WEIT ÜBER ÜBER DAS DAS AUTOMOBIL AUTOMOBIL HINAUS. HINAUS. Mit dem Mitneuen dem neuen BMW 7er BMW eröffnet 7er eröffnet sich eine sichganze eine ganze Welt, die Welt, Ihnen die eine Ihnennie eine da nie gewesene da gewesene Exklusivität Exklusivität bietet. bietet. Das Erlebnis Das Erlebnis von von souveräner souveräner Leistung Leistung und natürlicher und natürlicher Eleganz Eleganz endet nicht endetmit nicht dem mitVerlassen dem Verlassen des Automobils des Automobils – vielmehr – vielmehr wird eswird fortgeführt: es fortgeführt: mit dem mitBMW dem Excellence BMW Excellence Club, einem Club, einem Betreuungsprogramm Betreuungsprogramm für denfür Fahrer den Fahrer des neuen des neuen BMW 7er, BMW das7er, seinesgleichen das seinesgleichen sucht. sucht. Mit persönlich Mit persönlich auf Sieauf zugeschnittenem Sie zugeschnittenem Service, Service, einzigartigen einzigartigen Angeboten Angeboten aus Sport aus und Sport Kultur und sowie Kultur zahlreichen sowie zahlreichen weiteren weiteren Privilegien Privilegien erhält Automobilität erhält Automobilität eine ganz eineneue ganzDimension. neue Dimension. Mehr Informationen Mehr Informationen unter www.bmw.de/7er unter www.bmw.de/7er

DER DER NEUE NEUE BMW BMW 7er.7er. DER DER NEUE NEUE BMW BMW EXCELLENCE EXCELLENCE CLUB. CLUB. Kraftstoffverbrauch Kraftstoffverbrauch in l/100inkm l/100 (kombiniert): km (kombiniert): 12,9–5,6. 12,9–5,6. CO2-Emission CO2-Emission in g/kmin(kombiniert): g/km (kombiniert): 303–148. 303–148. Als Basis Als für Basis die für Verbrauchsermittlung die Verbrauchsermittlung gilt dergilt ECE-Fahrzyklus. der ECE-Fahrzyklus. Abbildung Abbildung zeigt Sonderausstattungen. zeigt Sonderausstattungen.


Der neue BMW 7er

www.bmw.de/7er

Freude am Fahren


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Seite 28 Champagne Egly-Ouriet

Seite 78 Sauvignon Blanc in der Steiermark

Seite 92 Moët & Chandon Grand Vintage

Seite 86 Chiara Lungarotti und Teresa Severini

Seite 104 Der Önologe Michel Rolland

Seite 120 S. Pellegrino und Acqua Panna


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I N H A LT Seite 50 Alois Lageder

Seite 98 Lemberger

Seite 132 Markus Schneider

Seite 16 San Leonardo

Seite 40 Lynch-Bages

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FINE Editorial

Thomas Schröder

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FINE Trentino

San Leonardo

28

FINE Champagne Egly-Ouriet

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FINE Bordeaux Lynch-Bages

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FINE Die Pigott Kolumne

Riesling goes viral

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FINE Südtirol

Alois Lageder

60

FINE Steiermark

Sauvignon Blanc

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FINE Wein & Speisen

Jürgen Dollase im »Essigbrätlein«

80

FINE Das Große Dutzend

Sine Qua Non

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FINE Frauen im Wein

Chiara Lungarotti und Teresa Severini

92

FINE Champagne

Moët & Chandon Grand Vintage

98

FINE Wein und Zeit

Über den Lemberger

104

FINE Porträt

Der Önologe Michel Rolland

114

FINE Weinwissen Spontangärung

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FINE Die schönen Dinge

Susanne Kaloff: Porsche!

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FINE Mineralwasser

S. Pellegrino und Acqua Panna

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FINE Reiner Wein

Anne Zielke: Hey hey hey

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FINE Pfalz

Das Weingut Markus Schneider

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FINE Das Bier danach

Bernd Fritz: Glas versus Bukanter

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FINE Abgang

Ralf Frenzel

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»Man muss sich in seinem Beruf einige Geheimnisse bewahren«: Als Récoltant-­Manipulant baut Francis Egly nur den Saft eigener Trauben in seinen Eichenholz-Pièces aus.

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Francis Egly der Rebenflüsterer aus Ambonnay Von Armin Diel Fotos Marco Grundt

Der auf den ersten Blick etwas schüchtern wirkende Francis Egly zählt zu den Ausnahme-Winzern der Champagne. Mit g ­ rosser Beharrlichkeit erzeugt der Rebenflüsterer aus Ambonnay Jahr für Jahr prächtige Champagner, die ihresgleichen suchen. Zur Überraschung vieler Zeitgenossen baut der vielseitig talentierte ­Winzer derzeit in seinem Heimatort ein kleines Hotel mit zwölf Zimmern und einem Restaurant. Man darf gespannt sein!

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och vor dreißig Jahren war kaum vorstellbar, dass es Champagne-­ Winzern dereinst gelingen könnte, sich neben den übermächtigen Handelshäusern in einer Art und Weise in Szene zu setzen, wie dies inzwischen Anselme Selosse (Fine 2/2012) und Francis Egly gelungen ist. Meist ist die Weinbergsfläche und die daraus resultierende Produktion zu klein, um sich damit gegen die Werbebudgets der ­großen Marken zu profi­lieren, zumal viele Konsumenten dem Irrtum unterliegen, die bekanntesten M ­ arken ­stellten auch immer die besten Champagner her. Bei Selosse und Egly, um deren Weine sich heute die weltbesten Sommeliers fast prügeln, ist das anders: Ihre Champagner genießen mittlerweile Kultstatus und dürfen auf wohl­sortierten Weinkarten kaum mehr fehlen. Während Anselme Selosse sich nicht nur mit seinen unverwechselbaren Chardonnays von der Côte des Blancs, sondern auch als charismatischer Selbstdarsteller einen Namen gemacht hat, ist der in den Ausläufern der Montagne de Reims beheimatete Francis Egly eher ein introvertierter, boden­ständiger Zeit­genosse, der vor allem mit seinen super­eleganten Pinot Noirs beeindruckt. Bei meinem ­ersten Besuch vor zehn Jahren verkosteten wir im K ­ eller zwischen Gitterboxen einige Champagner, und es war gar nicht so einfach, ihm Einzel­heiten hinsichtlich seiner Vinfikation zu entlocken. »Man muss sich in seinem Beruf einige Geheimnisse bewahren!«, lautete damals seine fast entschuldigende Antwort. Den Kollegen Selosse bewundert er, weil der reden könne wie ein Buch. Und auch, weil er sich traut, mit einem Schild an der Bürotür darauf

hinzuweisen, dass es keinen Champagner zu kaufen gibt. »So weit wird es auch bei uns irgendwann mal kommen«, fürchtet Egly, weil von Jahr zu Jahr immer w ­ eniger Champagner für den freien Verkauf übrig bleibt, um den sich in erster Linie seine mitunter etwas burschikose M ­ utter ­kümmert. Ist sie gut gelaunt, dürfen anklopfende Kunden ein paar Kartons kaufen, ist sie besonders gut gelaunt, bekommen sie sogar einen Schluck zu trinken. Dann allerdings nur von der Basisqualität des Gutes.

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ehr als zwei Drittel aller Champagner werden immer noch durch die so genannten Maisons de Champagne ver­marktet. Berühmte H ­ äuser wie Bollinger, Roederer und Taittinger besitzen ausgedehnte Weinbergs­ flächen, mit denen sie einen großen Teil ihres Bedarfs selbst decken k­ önnen. Andere, nicht minder angesehene Häuser wie Krug und Pol Roger, kaufen den weitaus überwiegenden Teil der Trauben von Winzern ein, mit denen lang­fristige Kontrakte bestehen. Neunzig Prozent der Weinberge in der ­Champagne w ­ erden von fünfzehntausend Kleinbauern bewirtschaftet, aber nur ein D ­ rittel davon verkauft überhaupt auch eigenen Champagner. Den Status des jeweiligen Herstellers erkennt man an klein­gedruckten Kürzeln auf dem Flaschenetikett: NM bedeutet Négociant-Manipulant und weist auf ein Handelshaus hin, das Trauben, Most oder Grundweine kauft und die weitere Verarbeitung selbst im Betrieb vornimmt. Alle ­großen Champagner­häuser gehören dazu. Die Abkürzung ND offenbart, dass der Négociant-Distributeur als Vertriebsgesellschaft fertigen C ­ hampagner ankauft und mit eigenen Etiketten versieht. Ähnlich ist es bei MA, der

»Erst am Ende der Lese fließt reichlich Champagner«: Im überwältigenden Rebenmeer der Montagne de Reims hat auch Francis Egly seine Lagen. Während der Ernte gibt es für die Lesemannschaft meist nur Wasser zu trinken.

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Marque d‘Acheteur. So werden Handelsmarken bezeichnet, die nicht vom Hersteller, sondern vom Markeninhaber, meist dessen Kunde, vertrieben werden. Eine Genossenschaft, die selbst vermarktet, wird mit CM gekennzeichnet, was Coopérative de Manipulation bedeutet. Demgegenüber verarbeitet der als RM markierte Winzer, der RécoltantManipulant, ausschließlich Weine aus eigener Ernte. Ganz so, wie es eben bei Francis Egly der Fall ist, der aus dem Ertrag seiner zwölf Hektar großen Rebfläche jährlich hunderttausend Flaschen gewinnt. Das Gros seiner überwiegend mit Pinot Noir und Chardonnay bepflanzten Weinberge befindet sich in Ambonnay, aber auch im benachbarten Bouzy sowie im etwas nördlicher gelegenen Verzenay hat er inzwischen Besitz. Vor zwei Jahren kam ein weiteres Hektar in Bisseuil dazu. Eine Besonderheit im Programm von Egly-Ouriet bildet ein Pinot Meunier, der sortenrein als Premier Cru Les Vignes de Vrigny angeboten wird. Die aktuelle Version besteht zu sechzig Prozent aus Weinen des Jahrgangs 2007, der Rest aus Reservewein des Vorjahres. Um der sensiblen Rebsorte die Frische zu bewahren, wird der nur mit vier Gramm dosierte, wunderbar fruchtige Pinot Meunier vollständig im Edelstahltank ausgebaut. Er schmeckt vorzüglich als Apéritif und zu leichten Vorspeisen. Bei allen übrigen Champagnern von Egly-Ouriet spielt der Ausbau in kleinen Eichenholzfässern eine ebenso wichtige Rolle wie die großzügige Bemessung von Reserveweinen, ganz so wie man das von den Leitbildern Krug und Bollinger kennt.

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ls Francis Egly im Jahr 1995 begann, mit kleinen Eichenholzfässern zu arbeiten, hatte er gerade einmal sechs neue Fässer. Heute sind es insgesamt zweihundert Pièces aus Troncet-Eiche, die er über den burgundischen Winzer-­Kollegen Dominique Laurent bezieht. Neunzig Prozent davon ­dienen der Vergärung von Champagner-Grundweinen, der Rest dem Ausbau eines phantastischen Rotweins, den der französische Wein­autor Michel Bettane in seinem Weinführer “Sélection 2012“ mit den besten Grands Crus in Vosne-Romanée vergleicht. Doch dazu später mehr. Dreißig bis vierzig neue Fässer kommen jedes Jahr dazu, die Egly neben dem Rotwein vor allem bei den Jahrgangs-Champagnern und seinem Flaggschiff, dem Blanc de Noir, einsetzt. Die Grundlage für den Erfolg der Champagner von Egly-Ouriet liegt zuallererst in einer geradezu pingeligen Weinbergspflege, weshalb Francis Egly auch weniger von zwölf Hektar spricht, als vielmehr von siebenhundert­ tausend Reben, die es zu umhegen gilt. Sein Credo lautet: »Man darf nie gegen den Jahrgang arbeiten«, und erinnert an den historisch heißen Jahrgang 2003. Es wäre total falsch gewesen, die Trauben zu früh zu ernten, denn trotz hoher Mostgewichte waren sie anfangs keineswegs auch physiologisch reif. Ein anderes Beispiel sei der Jahrgang 2007 gewesen, als es im August in Strömen regnete und es dabei sehr warm war. Viele Winzerkollegen hätten

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Die Dollase Kolumne

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Jürgen Dollase bei Andree Köthe, Yves Ollech und Ivan Jakir im Restaurant Essigbrätlein in Nürnberg Fotos Guido Bittner

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Verschworene Gemeinschaft, drei Temperamente: Sommelier Ivan Jakir überhöht mit seinen Weinen noch die genialischen Gerichte der Chefköche Yves Ollech und Andree Köthe.

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ie intensivierte Arbeit der Köche mit Gemüse und Kräutern scheint auf den ersten Blick eine der üblichen Wellen zu sein, die sich ­früher oder später wieder weitgehend beruhigen. Doch der zweite Blick entdeckt, dass dies nicht der Fall sein wird, denn wir erleben im Moment eine grundsätzliche Ausweitung der Produktpalette. Und nicht nur das. Dem gesteigerten Interesse an vergessenen Gemüsesorten oder bisher selten ­genutzten ­Gemüsen, Pflanzen, Wurzeln, Blüten oder Kräutern entspricht die Intensivierung ihrer kreativen Verwendung in der Küche. Die Spezialisten b ­ eschränken sich längst nicht mehr auf zwei oder drei eher klassische Zubereitungen eines ­Gemüses, sondern verarbeiten alle Teile einer Pflanze, und das in allen möglichen Aggregatzuständen, vom Eis bis zur Asche. Für die Weinbegleitung bedeutet dies eine revolutionäre Entwicklung, weil es nicht nur um bisher kaum bekannte Aromen geht, sondern auch um viele unbekannte Akkorde im Zusammenhang mit den Produkten und vor allem auch um eine andere senso­rische Struktur vieler Kompositionen der modernen Küche. Ein spezielles Problem ist dabei die Verbindung von gegarten mit rohen E ­ lementen und in diesem Zusammenhang ein stark verändertes Säurebild wegen des ­häufigen Einsatzes roh marinierter Ingredienzien. Im Moment sind die ­Sommeliers dabei, sich auf die Arbeit der wenigen Spezialisten einzustellen, deren Denken sich deutlich von dem konventionellerer Kollegen unterscheidet. Es gibt also noch viel zu erforschen. Aber – es besteht kein Grund zur Panik. Die Weine für die neue Gemüse- und Pflanzenküche sind vorhanden, und unter ihnen spielen – wieder einmal – die deutschen Weißweine mit ihrer Komplexität und Variabilität eine herausragende Rolle.

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Das Essen Restaurant Chefköche Sommelier

Essigbrätlein in Nürnberg Andree Köthe und Yves Ollech Ivan Jakir

Im Nürnberger Essigbrätlein arbeitet seit vielen Jahren eine verschworene Gemeinschaft sehr individuell zusammen. Eine eigene Web-Site hat das kleine Restaurant in der Altstadt nicht, dafür machen die beiden Köche kulinarisch – salopp gesprochen – einfach ihr Ding. Sie wollen sich nicht ver­größern, nehmen an keinen Medien-Spektakeln teil und haben sich mit dieser Konzentration aufs Wesentliche mittlerweile einen festen Platz in der deutschen Spitze erarbeitet. Und vor allem mit ihren Gemüse­gerichten gehören sie im Grunde längst auch international dazu. Zur Arbeitsteilung sagt übrigens Inhaber Andree Köthe, er sei ja nur Autodidakt, und Yves Ollech der bessere Koch. Wie dem auch sei: Heute präsentieren sie in der holzvertäfelten und eigentlich eher klassisch-traditionell wirkenden Stube eine Küche, die vor allem in der letzten Zeit völlig neuartige Einblicke in die faszinierende Welt der Gemüse gegeben hat. Typisch für ihre Arbeit ist die komplette Nutzung eines Gemüses, inklusive Strunk, Blätter oder Blattgrate, die in einer ganzen Reihe unterschiedliche Zubereitungen eingesetzt werden. Damit betreten sie Neuland. Der Kroate Ivan Jakir gehört ebenfalls seit vielen Jahren zur Stamm­ besatzung des Hauses. Ohne viel Aufhebens von seiner Arbeit als Maître und Sommelier zu machen, hat er mit der Zeit und parallel zur Entwicklung der Küche von Andree Köthe und Yves Ollech ein enormes Spezial­ wissen über die Weinbegleitung von Gemüsegerichten und neue Aromenbilder erworben. Dabei scheint er weniger für die Galerie zu spielen als viele ­seiner Kollegen; seine Empfehlungen haben eine bemerkenswerte Beständig­ keit und Intensität.


Kohlrabi mit weissem Mohn Der Wein Ein 2010er Weißburgunder »S« vom Weingut Wittmann, Westhofen/Rheinhessen. Der Wein wurde mit einer Temperatur von 12 Grad Celsius serviert. Es war ein hochsommerlicher Tag, und die Raumtemperatur im Essigbrätlein pendelte sich bei etwa 27 Grad ein. Unter diesen Bedingungen spielt die relative Weintemperatur eine große Rolle, also die Differenz zwischen Raum- und Weintemperatur. Ein mit 12 Grad servierter Weißwein wird in der Wärme ohne weiteres so erfrischend empfunden wie ein 8 Grad kühler Wein unter ­normalen Umständen. In diesem Fall wirkte der Wein auch bei einer Erwärmung auf 18 Grad nach etwa zwanzig Minuten immer noch relativ kühl und schmeckte weiterhin stabil. In der Nase zeigt sich ein typischer Weiß­ burgunder mit einem klaren Aroma. Schon nach kurzer Zeit entwickelt sich eine deutlich komplexere Palette mit einer leichten Restsüße, die ein wenig an einige der schlankeren Elsässer Gewürztraminer denken lässt. Im Mund ergibt sich zügig eine elegante Fülle mit einer initialen leichten Süße und einer Tendenz zu trockneren Aromen im Abgang. Der Nachhall ist dann wieder ausgeglichen. Der Übergang von milden hellen Früchten zu trockneren Aromen fällt dabei sehr plastisch aus.

Das Essen Auch hier nutzen Andree Köthe und Yves Ollech wesentlich mehr Teile des Gemüses, als das üblicherweise der Fall ist. Den Kohlrabi gibt es hier mit und ohne Schale gegart oder in dünnen Scheiben, die in Buttermilch eingelegt werden. Man nutzt Streifen von den Schalen oder entwickelt eine Sauce aus den Blättern. Die Stücke stammen von reifen weißen und von sehr jungen grünen Exemplaren und werden mal mit Blattstiel, mal ohne gegart. Für die Sauce von weißem Mohn wird der Mohn in Butter angeröstet, und natürlich werden die verschiedenen Elemente des Gemüses auch noch mit unterschiedlichen Aromen kombiniert, wie etwa einem Pochierfond von Reisessig und Tonic. Das Ergebnis ist ein faszinierend differenziertes Geschmacksbild, bei dem auch die klassischen Qualitäten, wie etwa das sensationell präsente und frische Aroma der Kohlrabi-Stücke mit etwas Butterbröseln, auffallen. Die Mohncreme schmeckt neuartig und mild, die

Blätter intensiv kohlig, und eine zusätzliche sensorische Breite ergibt sich aus dem Kontrast von Rohem und Gegartem.

Reaktionen Mit dem puren weißen Kohlrabistück hat der Wein eine eher mittige Note, die sich rund um das Kohlaroma entwickelt und stabil ist. Deutlich anders wird die Reaktion, wenn man etwas Butterbrösel und Mohncreme zum ­grünen Kohlrabi nimmt. Obwohl hier nun einige Fette im Spiel sind, die immer die Gefahr mit sich bringen, die Aromenwahrnehmung im Mund zu beeinträchtigen, ergibt sich eine deutliche Anreicherung des Weins. Sie verläuft ganz typisch für den Stil von Ivan Jakir. Die Weine bilden zunächst eine Art aromatischer Grundierung für die meist eher milden Aromen auf dem Teller. Von da aus entwickelt sich eine zusätzliche, sehr feine Verzahnung mit den verschiedenen Aromen, die ausgesprochen elegant und oft überraschend wirkt. Erstaunlich ist auch, dass sich diese Verzahnung bei den unterschiedlichen Akkorden eines Gerichts durchaus ändern kann, während die Grundierung erhalten bleibt. So zum Beispiel bei der Kombination von w ­ eißen und grünen Stücken mit den roh marinierten Scheiben und dem kräftigkohligen Blatt. Die Verzahnung wird etwas enger, behält aber eine gleichbleibend hohe Qualität. Angesichts des ungewöhnlichen Angebots auf dem Teller entwickelt sich eine verblüffend variable Komplexität und H ­ armonie. Selbst der Spezialeffekt mit Blättchen von Agastache (Duft­nessel) wird ohne weiteres und im gleichen Stil integriert.

Kommentar Das Erstaunlichste bei diesem Gericht und der Weinbegleitung ist die Selbstverständlichkeit, mit der sich hier Großes tut. Die Realien sind einfach, aber intelligent und mit viel Sinn für Zusammenhänge zubereitet. Der Wein nimmt dieses Angebot sozusagen an und entwickelt eine Art emanzipierter Begleitung zu einem Gemüseteller der Avantgarde. Es wird sofort klar, dass mit Ivan Jakir hier ein langjährig in diesem Fach trainierter S ­ pezialist am Werk ist.

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Champag P

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gner mit grossem Potential

Moët & Chandon Grand Vintage In der Champagne verkörpert der Brut ohne Jahrgang die Kon­

vom Kontinent geprägt. Setzt sich im Sommer etwa das konti­

tinuität des Geschmacks einer Maison. Er ist das Aushängeschild

nentale Klima durch, wird die Trauben­reife durch hohe Sonnen­

eines Hauses, mit ihm werden im Allgemeinen 85 bis 90 Prozent

einstrahlung gefördert. Dominiert das maritime Klima, gibt es

des Umsatzes generiert. Ein Jahrgangs­champagner hingegen, ob

Wolken und Niederschlag. Und so sind die Lesen manchmal ein­

weiß oder rosé, drückt das Charakteristische oder die Besonder­

fach, manchmal schwierig wie 2001, zuweilen, wie 2003, geprägt

heiten eines bestimmten Jahres aus. Das Klima der Champagne,

von zu viel Hitze. Alles in allem führt dies zu sehr unterschied­

dieses nördlichen Weinbaugebiets, wird sowohl vom Meer als auch

lichen Geschmacksnuancen bei einem Jahrgangschampagner.

Von Christian Göldenboog Fotos Alex Habermehl F I N E

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»Riechen Sie Mokka?« Chef de Cave Benoît Gouez findet den Champagner­ korken auch als Aromenträger interessant.

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ie Vielfalt der Champagne-Natur illus­ triert sehr anschaulich ein Blick auf das große traditions­bewusste Champagner-Haus Moët & Chandon in Epernay, das jährlich mehr als zwanzig ­Millionen Flaschen produziert. Hinsicht­ lich ­seiner Millésimés hat es sich in den letzten Jahrzehnten sehr experimentierfreudig, manchmal geradezu wagemutig verhalten. Sechs ­Millésimés in den siebziger Jahren, sieben in den Achtzigern, acht in den Neunzigern, und s­ ieben im ­ersten Jahr­ zehnt dieses Jahrhunderts. In den letzten dreißig Jahren, zwischen 1980 und 2009, ­wurden insge­ samt einundzwanzig Millésimés produziert. Kaum ein anderes Haus hat in dem Hitze­jahr 2003 einen Jahrgang erzeugt, und auch 1992 oder 1993 g­ alten ­vielen als schwächere Jahre. Das Image der einzel­ nen Jahrgänge hat sich übrigens recht d ­ rastisch geändert, vor allem die einst so gefeierten 1990er und 1996er haben nicht die Erwartungen erfüllt, die an sie während der Lese oder auch später beim Verkosten der Grundweine geknüpft wor­ den waren.

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»Ich selber mache nie Vorhersagen. Das Ein­ zige, was ich weiß, wenn wir einen Vintage machen, ist, dass ein großes Potential vorhanden ist. Aber wie lange sich dieses P ­ otential ausdrückt – keine Ahnung«, erklärt Benoît Gouez, seit 1998 bei Moët & Chandon, als ihm der damalige Keller­ meister Dominique Foulon signalisierte, er wolle sein Team mit ­jungen Talenten auffrischen. Zuvor hatte er an der Universität ­Montpellier s­ tudiert, in Neuseeland, Kalifornien und Australien sowie als Berater in Südfrankreich gearbeitet. Seit 2005 ist er nun Chef de Cave. Gouez ist eloquent, fach­ kundig und elegant, und mit s­ einen langen H ­ aaren kommt er wie ein Michel Polnareff der franzö­ sischen Önologie daher – ein selbst­bewusstes Aushängeschild seines Hauses. Das weiß er auch. Immerhin kann er bei der Ausarbeitung s­ einer Cuvées auf den größten Weinbergsbesitz aller Champagnerhäuser zurückgreifen, mehr als

zwölfhundert Hektar. Alles in allem arbeitet das neunköpfige Önologenteam mit mehr als acht­ hundert Grundweinen, für den Grand ­Vintage werden im Allgemeinen dreißig bis vierzig Weine assembliert. Freilich, so der Kellermeister, habe man zwischen 1980 und 1995 die Idee vom SuperImpérial gehabt, man habe unbedingt etwas MoëtAdäquates herstellen wollen, daher ähnelten sich die Assemblagen – vierzig Prozent Chardonnay und fünfzig ­Prozent Pinot Noir, die den Stil des Hauses präsentieren sollten – auch sehr stark. Inzwischen soll in die Cuvée das Beste eines Jahr­ gangs einfließen; dies kann viel Chardonnay sein oder gar, wie 2003, der Meunier. Seine Tätigkeit vergleicht Gouez mit Pflicht und Kür beim Eis­ kunstlauf: Für ihn stellt die jähr­liche Arbeit am Brut Impérial die Pflicht dar; der Grand ­Vintage dagegen ist die Kür. Oder, wie er auch gern sagt: »Der Grand Vintage ist Free Style.« Man ver­ sucht, den Jahrgang so authentisch wie möglich widerzuspiegeln. Daher werden auch nicht, wie bei ­anderen Champagner-Häusern üblich, nur drei oder vier Millésimés in einem Jahrzehnt erzeugt, sondern es wird angestrebt, sämtliche Facetten des Champagners auszuschöpfen. Die folgenden Diskussions- und Verkostungsnotizen sollten dies bestätigen.


Grand Vintage 2004

Grand Vintage 2000

Im Keller degorgiert, also eine Vorpremiere, da dieser Jahrgang erst im Sep­ tember 2012 auf den Markt kommt. 38 Prozent Chardonnay, 22 Prozent Pinot Noir und 29 Prozent Meunier – hier deutet sich ein moderner Wein an, fruchtig und frisch, der Trinkfreude vermittelt. Er wird rassiger sein als der 2002er. Wie alle jüngeren Millésimés hat er nur fünf Gramm Dosage, ist also technisch gesehen sogar ein Extra Brut.

Kein einfaches Jahr, mit viel Botrytis im Pinot Noir, aber es wurden alles in allem einige gute Champagner erzeugt. Botrytis sei das vorherrschende ­Element in Nicht-Qualitätschampagnern, erklärt Gouez. Um die Finesse zu erhalten, würde er daher eher früher ernten, als die Botrytis in Kauf zu ­nehmen. 2000 bringt diese Konzeption schön zum Ausdruck. Der Wein, gerade degorgiert, ist klar, aber ungewöhnlich und steht so für die allge­ meine Tendenz des Jahres: Bei weitem nicht so harmonisch wie 2002, eher turbulent, mit einer vibrierenden Mineralität. Toastaromen. Geprägt ist der Grand Vintage natürlich durch seinen durchweg reduktiven Ausbau im Stahl­ tank. Dies macht sich hier besonders schön bemerkbar: Ein stimu­lierender Champagner, auch eher etwas für Liebhaber.

Grand Vintage 2002 Gilt neben dem noch kommenden 2008er als einer der großen Jahrgänge in der Champagne: Klare Säure, enorme Frische, cremig, reich, Zitrus. Die 51 Prozent Chardonnay sind spürbar. Sehr harmonisch. »Es war eine langweilige Ernte«, erinnert sich Gouez. »Alles war perfekt: das Wetter, die Trauben, die Gärung, der Wein. So war etwa das Traubenmaterial ebenso reif wie 2003, mit 10,5 Volumenprozent potentiellem Alkohol, in den Top Ten also, den großen Unterschied aber machten die Säurewerte, die während der Ernte bei sechs bis sieben Gramm lagen; 2003 waren es vier Gramm. An diesem Wein werden wir viel Freude haben.«

Grand Vintage 2003 Einer meiner Lieblingschampagner der letzten Jahre, aber Vorsicht: a­ bsolut kein Mainstream. 2003 war ein Jahr der Extreme. Hohe Frostschäden – achtundvierzig Prozent der potentiellen Ernte wurden vernichtet –, dann eine enorme Hitze, verbunden mit einer sehr frühen Ernte im August, viele Weinreben waren verbrannt, die Winzer brachen ihren Urlaub ab. »Der 2003er wurde vor dem 2002er auf den Markt gebracht, nicht, weil sich ersterer so schnell entwickelte, sondern weil wir auf 2002 einfach ­warten ­mussten«, erklärt Gouez die Situation. Bemerkenswert ist, dass nur sehr wenige H ­ äuser einen 2003er erzeugten; zumeist deshalb, weil es kaum ­Volumen, vor allem beim Chardonnay, gab. Geprägt ist dieser Grand Vintage daher auch vom Pinot Meunier (43 Prozent). Dies sei, so Gouez, aber keine Kompromissentscheidung gewesen. Seinerzeit waren alle Kellermeister in der ­Champagne über die Qualität des Schwarzrieslings erstaunt. Inzwischen präsentiert sich dieser Sonnenjahrgang kräftig, fast wuchtig, buttrig, mit einem ­phenolischen Abgang, verbunden mit einer trocknen Frische. D ­ ieser 2003er hat die geringste Säure in der Geschichte von Moët & ­Chandon. Ein seltener Jahrgang, ein seltener Wein.

Grand Vintage 1999 Dagegen ist dieser Jahrgang etwas für Konsumenten, die sich eine schöne ­ lasche leisten möchten. Ähnelt ein bisschen dem 2003er, warmes Jahr, F geringe Säure, viel Pinot Meunier (31 Prozent), ein klarer, zugänglicher Champagner, gut und schnell zu trinken. Mokkatöne. »Riechen Sie Mokka?«, fragt Gouez und beginnt über Korken zu fachsimpeln. Beim Grand ­Vintage wird als Verschluss für die zweite Gärung in der Flasche größtenteils der Kronkorken verwendet; ein kleiner Anteil aber wird mit Naturkorken ver­ schlossen. Diese Flaschen kommen dann frühestens nach zwanzig ­Jahren als Vintage Collection auf den Markt. Man habe festgestellt, dass ein Kron­ korken fünfzehn bis zwanzig Jahre seine Funktion erfülle, dann aber ­erodiere. Ein erstaunlicher Befund: Im Vergleich zum Korkverschluss kommt es bei einem Kronkorken nach diesem Zeitraum zu einer höheren Oxidation. Aus ihm unbekannten Gründen habe er, so Gouez, beim 1999er nur noch Ab­füllungen mit Naturkorken. Daher werden wir hier mit einer bemerkens­ werten geschmacklichen Nuance konfrontiert: Auch wenn es in den e­ rsten Jahren zwischen Metall und Korken keinen Unterschied hinsichtlich der Reduktion gebe, so sei der Korken nicht neutral: »Natürlich hat der Wein keinen Defekt, aber der Korken fügt dem Champagner eine subtile Schicht von ­Aromen hinzu, die in Richtung Eiche, Trockenfrüchte, Toast und Mokka gehen.«

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Verteufelt, umstritten, begehrt Michel Rolland, der Star unter den Weinmachern, ist überall zuhause – nur auf dem Mond war er noch nicht »Es ist ein verrücktes Leben, aber ich genieße es« Von Rainer Schäfer Fotos Johannes Grau

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Der beste? In jedem Fall der erfolgreichste Winemaker der Welt: Michel Rolland kennt seinen Wert.

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r hat in zwanzig Ländern Wein erzeugt, eine Marke, die kein anderer Weinmacher erreicht hat. Am

24. Dezember wird er fünfundsechzig Jahre alt, dann hat er seine sechsundsechzigste Weinernte hinter sich gebracht. Wegen Michel R ­ olland musste die Weltkarte des Weinbaus neu gezeichnet

­werden, weil er Reben pflanzen ließ, wo zuvor noch nie welche zu fi ­ nden waren. Er bringt auch dort Reb­ stöcke zum Ertrag, wo es unmöglich scheint. Indien beispielsweise war eine besonders knifflige Angelegen­ heit. Als der Star unter den ­Flying Wine­makers 1994 dort eintraf, war sein erster Gedanke: Das kann

unmöglich funktionieren. »Die Böden und das Klima waren schlecht, ­niemand hatte eine Ahnung von Wein«, erzählt Rolland. »Das war wie Malen ohne Pinsel und Farben.« Aber nach sieben Jahren ließ Rolland den e­ rsten Wein abfüllen. Auch in China und Armenien haben sie ihn aufgefordert: Mach uns Wein. Genauso gut hätten sie ein Wunder von ihm verlangen können. Im Winter verwandelten sich die Weinberge bei minus fünfundzwanzig Grad in eine Eiswüste, Rolland ließ die Reben vollständig mit Erde ummanteln, damit sie überleben konnten. »Ein verrückter Job«, sagt er. Aber überall, wo er bislang wirkte, ist Wein gewachsen. Vermutlich könnte er auch auf dem Mond oder sonstwo in den galaktischen Weiten des Universums Weinreben zum Ertrag bringen.

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ichel Rolland liebt es, solche ­Geschichten zu erzählen, in denen er den Hauptdar­ steller gibt. Er kann ein blendender Conférencier sein, der die Pointen an den richtigen Stellen zu setzen weiß. Vielleicht trägt er manchmal etwas dick auf, aber seine Anekdoten haben alle einen wahren Kern: Der Altmeister traut sich an Unter­ nehmungen, wo andere und jüngere abwinken. Rolland liebt die Herausforderungen, die ganz schwierigen A ­ ufgaben. Er ist der Mann für die unmöglichen Missionen. ­Rolland hat Geschmacks­ landschaften geformt auf ­mehreren Kontinen­ ten. Seinem K ­ önnen verdankt die Weinwelt einige der besten Rotweine, ob aus ­Kalifornien oder der T ­ oskana. Rolland berät auch das Wein­ gut ­Monteverro, den derzeit hellsten Stern am Weinfirmament. ­Jonathan Nossiter hat ­Rolland in seinem Film Mondovino als S ­ teven Spielberg des Wein­geschäfts bezeichnet. Ein intellektu­ elles Genie, für das Spielberg oft gehalten wird, ist ­Rolland aber nicht. Um im Genre zu bleiben: ­Rolland ist eher der Jack Nicholson des Weins. Er

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kann charmant sein, schelmisch, schlitzohrig und sarkastisch. Seine braunen Augen können b ­ litzen wie die eines heißblütigen südamerikanischen Tangotänzers. Aber wenn es sein muss, kann er sich auch aufplustern wie ein g­ allischer Gockel und durch die Kulisse stürmen. Er lacht so s­ cheppernd und laut, dass selbst Nicholson neidisch werden könnte. Er ist ein gefragter Selbstdarsteller. Michel Rolland ist immer noch die Hälfte des Jahres unterwegs, die andere Hälfte verbringt er in Frankreich. In Flugzeugen fühlt er sich zuhause. Sich zur Ruhe zu setzen wie andere in seinem Alter, das ist nichts für ihn. China, Hongkong, Kalifor­ nien, Brasilien, Chile, Israel, Türkei und Bulgarien: das ist nur ein kleiner Auszug aus seinem Reise­ programm für dieses Jahr. »Viele d ­ enken, ich sei ein freier Mann. Aber man muss mich drei Jahre im voraus fragen, wenn ich einen Job annehmen soll«, sagt er. »Es ist ein verrücktes Leben, aber ich genieße es.« Rolland besitzt nicht nur fünf ­Châteaus in Frankreich, darunter Le Bon P ­ asteur in Pomerol, die Keimzelle ­seines Winzer­lebens,

er ist auch an mehreren Wein­gütern in Süd­afrika, Spanien und Argentinien beteiligt. Weine erzeugt er dort, wo er die Bedingungen für besonders gut hält. »Es sind Plätze, in die ich mich auf mei­ nen Reisen verliebt habe«, sagt er. Seine eige­ nen Weine bietet er unter dem Label R ­ olland ­Collection an. R ­ olland kann nicht nur Prestige­ weine für andere kreieren, er arbeitet auch erfolg­ reich im Segment der anspruchsvollen Alltags­ weine. »Als ich vor ­vierzig Jahren angefangen habe, war die Wein­qualität miserabel. Heute ist sie weltweit ge­stiegen«, sagt er. Dass gerade Rolland dazu einen entscheidenden Beitrag geleistet hat, bestreiten nicht einmal seine zahlreichen Kritiker.

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rotz seiner Verdienste: Es gibt nur wenige Akteure im Weingeschäft, die so polarisieren wie Michel Rolland. Auch Filme­macher ­Nossiter schmeichelt ihm zunächst, um ihn anschließend zu demontieren. Als einen, der zu den finsteren Mächten im globalen Wein­business zu z­ ählen ist. Vorwürfe, die immer wieder erhoben w ­ erden:


Jetzt perfekt? Oder noch verbesserungswürdig? Michel Rolland gilt als einer der präzisesten Verkoster der Welt.

Gemeinsam mit Robert Parker, dem einfluss­ reichsten Weinkritiker, habe er ein profi­tables ­System geschaffen. Rolland setze nur auf einen einzigen Weinstil, den er seinen Kunden auf­ dränge und der von Parker dann mit hohen Punkt­ zahlen bewertet werde. Wer konzentrierte und von Eichenholz parfümierte Fruchtbomben nach ­Rollands Baumuster mache, stehe ganz auto­ matisch auf der erfolgreichen Seite. So regierten ­Rolland und ­Parker, sozusagen als Achse des Bösen, die Weinwelt und zwängen ihr ein Gaumen­diktat auf. Auf der Strecke bliebe die Vielfalt, weltweit sei eine Uniformierung des Weins feststellbar. Mit Mondovino zeichnet Nossiter die A ­ pokalypse des Weinbaus: »Wein ist tot«, darf der franzö­ sische Winzer Aimé Guibert mehrmals ­klagen, die Totengräber seien Rolland und Parker. D ­ ieses Untergangsszenario wird von eindrucksvollen ­Bildern gestützt: Rolland ließ sich filmen wie ein Gangsterboss, mit Chauffeur und Zigarillo im Mundwinkel und mit derbem Jack-NicholsonLachen. Sympathisch muss man ihn in solchen

Sequenzen nicht finden. Der Film wurde 2004 bei den Fest­spielen in Cannes der Weltöffentlichkeit vorgestellt, er besaß die Wirkkraft eines Erd­bebens. Manchmal sind noch Nachbeben zu spüren. Auch wenn Michel Rolland dies so nicht eingestehen würde, es gibt eine Zeitrechung für ihn vor und nach Mondovino: Als Reaktion darauf kündig­ ten Klienten ihre Verträge. Gerade in Frankreich wurde Nossiter als Retter der Weinkultur ge­feiert, Rolland hingegen wurde auf einmal mit Miss­ trauen bedacht, er konzentrierte sich auf seine Arbeit in Übersee. Mondovino befleckte nicht nur Rollands Image: Wein, so viel haben alle verstan­ den, kann also auch ein schmutziges Geschäft sein, unappetitlicher als viele geahnt hatten.

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s ist ein sonniger Samstagmorgen in der Toskana, Michel Rolland ist aus Bordeaux eingetroffen, er soll gleich siebzig Proben aus unterschiedlichen Weinfässern verkosten und beurteilen. Er trägt einen blauen Anzug von ­Calvin Klein, ein weißes Hemd und quadratische

Manschettenknöpfe dazu, ab und zu steht er auf, um zu telefonieren, mal spricht er französisch, mal e­ nglisch. Rolland ist entspannt. Ob es ihm die Laune verderbe, schon am frühen ­Morgen über Jonathan Nossiter und Mondovino reden zu m ­ üssen? Er setzt kurz sein schiefes Grinsen auf und lässt sein markantes Lachen hören. Falls es ihn stört, so lässt er es sich nicht anmerken. Es ist erst ein paar Tage her, dass er sich mit Robert ­Parker über Nossiter unterhalten hat, der die beiden immer noch beschäftigt. Doch sie sind sich einig: »Der Film ist ein einziger Betrug, N ­ ossiter hat alle hereingelegt«, sagt Rolland. »Nach ­Mondovino hat er sich nie mehr in der Weinszene blicken lassen.« Natürlich ist Rolland ein cleverer Geschäfts­ mann, mit allen Kniffs und Tricks der Wein­branche vertraut. In Pomerol leitet er außerdem ein Labor, das für siebenhundert Weingüter arbeitet und auch technische Ausrüstung verkauft. In Nossiters Film, der die Charaktere kontrastreich an der Trennlinie zwischen Gut und Böse gegeneinander schneidet, wurde Rolland regelrecht diabolisiert.

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Die schönen Dinge des Lebens

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Foto: Porsche AG

Pors che!

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n den Tag, als die Sache mit dem Porsche passierte, erinnere ich mich präzise: Es war nach der achten Stunde, es klingelte, und ich sah aus dem Physikraum. Dort stand mein Vater vor der Schule, neben ihm ein flaches weißes Auto, das ihm gerade mal bis zum Gürtel reichte. Porsche 924 stand hinten drauf, und ich wurde rot. Mein Vater war U-Bahnfahrer, wir wohnten nicht gegenüber von einem Tennisplatz, in Urlaub fuhren wir zu Verwandten in die DDR. Man checkt mit dreizehn Jahren empfindlich genau, wenn man im f­ alschen Märchen gelandet ist. Ich stieg dennoch ein, quetschte mich nach ­hinten, weil vorne die neue Freundin meines Vaters saß. Er gab ordentlich Gas und ich guckte, ob wer guckte. Wer vielleicht noch am Kiosk stand, um eine zu rauchen, und mich in diesem weißen Luxusmobil sitzen sah wie die Schneekönigin. Am anderen Tag war alles futsch. Ein Junge sagte, dass sei ja gar kein richtiger Porsche, den mein Papa da habe. VW-Motor und so. Der 924er Sportwagen wurde nur von 1976 bis 1988 produziert. Ursprünglich als Nachfolger des VW-Porsche 914 für Volkswagen konstruiert, brachte ­Porsche den Wagen als eigenes Einsteigermodell unterhalb des Typs 911 auf den Markt. Der 924 war das erste Auto von Porsche mit einem wassergekühlten Frontmotor. Es gab sogar Modelle, Carrera GTP und ­Carrera GTR, die beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans fuhren. Das alles konnte ich dem Blödmann leider damals noch nicht vor den Kopf ­knallen, weil ich weder Google noch Wikipedia noch Ahnung von T ­ echnik, Hubraum oder Pferdestärken hatte. Also stand ich nur verlegen in der Aula, und fühlte mich ertappt, so als habe der Junge gesehen, wie ich mir den BH heimlich ausstopfte. Das Problem an einer Luxusmarke wie Porsche ist, dass jeder sofort eine Geschichte dazu im Kopf spinnt: Von Midlifecrisis über reiche Arztgattin bis Potenzmittel. Meist haben die bissigen Kommentare mit der eigenen Lebensgeschichte zu tun, und die reimt sich nicht selten auf Neid.

Ich kenne keinen einzigen Jungen, keinen einzigen Mann, der bei dem Wort Porsche nicht zappelig wird. Aber ich kenne eine Menge Frauen hier in Hamburg-Upper-Eppendorf, die mit ihren fetten Cayennes souverän durch die engen Kopfsteinpflastergassen heizen, als säßen sie in einem Mini Cooper. Spricht da etwa auch der blanke Neid aus mir? Ein wenig, ja. Ich fahre nämlich nur einen VW-Lupo, der nie bei Le Mans eingesetzt wurde. Dabei würde mir ein Porsche 911 Turbo, Baujahr 1978, Kupfer­ metallic, mit braun karierten Recaro-Sportsitzen und einem cognac­ farbenen Armaturenbrett viel besser stehen. Naja, einen nagelneuen ­Boxter würde ich notfalls auch nehmen. Früher dachte ich immer: Ich will einen Mann mit einem Porsche! Heute habe ich drei Worte ge­strichen und denke schlicht: Ich will einen Porsche. Vor vielen Jahren kannte ich mal ein Mädchen, das trug stets einen blonden Pferdeschwanz zu einer schwarzen Lederjacke, aber das beste Accessoire war ihr ziemlich runtergerockter schwarzer Porsche. Frauen, die einen Porsche fahren, sind nicht grundsätzlich reich geschieden, manchmal sind sie auch einfach nur wahnsinnig cool. Und selbst­ bewusst. Einem Kerl in einem silbernen Panamera unterstellt man ja gern, er müsse sich profilieren. Ist er unter dreißig, denkt man: »Pfff, Beruf: Sohn!«, ist er weit darüber, heißt es dann fix: »Na, der hat’s wohl nötig!« Selbstverständlich ist beides Käse, aber das sind Klischees ja immer. Einer Frau hingegen unterstelle ich einfach mal Klasse. Es sieht rasant gut aus, wenn sie an der Ampel alle von Null auf Hundert abhängt, oder so lässig mit zwölf Zentimeter hohen Louboutins aus dem ­flachen Wagen steigt, als würde sie den Großraumwagen der Deutschen Bundes­bahn ver­lassen. Tun wir mal nicht so tiefsinnig und sagen, wie es ist: sexy! Motoren und Erotik gehörten schon immer zusammen. Jetzt nicht falsch verstehen und böse Leserbriefe aufsetzen: Klar, eine Frau in einer rostigen Ente kann auch ein ganz heißer Feger sein. Es kostet nur etwas mehr, äh, Mühe.  >

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» PORTUGIESER IST NATÜRLICH MEINE HEIMAT« Mit glücklicher Hand und grenzenloser Schaffenskraft ist Markus Schneider, der ideenreiche Winzer aus dem pfälzischen Ellerstadt, nun im Erfolg angekommen

Von Martin Wurzer-Berger Fotos Johannes Grau

Edelweinort: Schwungvoll in Eichenholz geschnitten begrüßt das Ortsschild von Ellerstadt so seine Besucher. Das Weindorf ­zwischen Ludwigshafen und Bad Dürkheim ist eine Art Grenzstein zwischen der durch Gemüsefelder und Obstplantagen geprägten Rhein­ebene und dem Pfälzer Rebenmeer. Der »Rote Ellerstädter«, eine wohlschmeckende, rothäutige, hellfleischige Pfirsichsorte ist weit über die Region hinaus bekannt. Doch die Bedeutung des Obstbaus ist im Schwinden. Der Stolz gilt mittlerweile ganz dem Wein. Seit knapp zwanzig Jahren macht hier ein Winzer vor allem mit seinem Blauen Portugieser von sich reden: Markus Schneider.

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Er ist von kräftiger Statur. Die Füße stecken in schweren Schuhen mit der unverkennbaren Patina rauer Weinbergsarbeit. Und auch die Jeans und das dunkelrote T-Shirt sprechen Bände. Seine strubbeligen Haare, ­lassen ihn ein wenig lausbubenhaft aussehen, ein Zehn-Tage-Bart ziert das volle Gesicht mit den wachen Augen. Die Stimme ist ruhig, seine Sprache ­besonnen mit der typischen Pfälzer Melodie. Markus Schneider, Jahrgang 1975, beginnt sein Tagwerk morgens um fünf. Die Füllanlage muss täglich rechtzeitig vor Arbeitsbeginn mit Dampf sterilisiert werden. Mit dem Black Print wird der letzte Wein des Jahres gefüllt. Man kann kaum sein eigenes Wort verstehen. Im Hintergrund ist das unentwegte Geklingel der Flaschen auf den Laufbändern zu vernehmen, ein Gabelstapler bringt Nachschub, volle Gitterboxen werden weggefahren. Die fast einhundert Meter lange und sieben Meter hohe Halle wird von den Baumwipfeln und dem stattlichen Wohnhaus überragt. Das liegt am ­höchsten Punkt des Grundstücks inmitten von Weinbergen. Mit s­ einen freundlichen hellblauen Fensterläden und der Freitreppe aus rotem Sandstein wirkt es fast wie ein italienisches Landhaus. Die holzbeplankte ­Terrasse führt zu der lichten, dezent gestalteten Vinothek.

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Der dunkelgraublaue Anstrich der Halle korrespondiert sehr hübsch mit den bewaldeten Höhen der Haardt, die den Horizont begrenzen. Innen erstreckt sie sich lang und länger. Gewaltige Leimbinder tragen das Dach. Mächtige, deckenhohe, doppeltgewandete Edelstahltanks, in denen die Temperatur des Mostes während der Gärung einzeln gesteuert werden kann, säumen schier endlos die Wände. Hohe Stapel von Gitterboxen ­stehen fein säuberlich aufgereiht. Alles ist aufgeräumt, sauber. Die m ­ eisten Tanks sind jetzt leer, der Herbst kann kommen. Zwei riesige Tankpressen, brandneu, dominieren den anschließenden Hallenteil. Sie arbeiten nach dem geschlossenen System, das für Maischestandzeit und Maischegärung beste Ergebnisse gewährleistet. Das ganze Gebäude und viele Details machen deutlich, dass sein Planer ganz genau wusste, wie die Arbeits­abläufe zu organisieren sind. Drei Geisenheimer Absolventen und drei Geisenheimer Praktikanten sind hier beschäftigt. Halle und Wohnhaus entstanden im Jahr 2007. Zuvor war das Weingut, damals noch im Ortskern von Ellerstadt, viele Jahre lang unermüdlich umgebaut, erweitert und den Erfordernissen angepasst worden. Der Wunsch war groß, endlich Bedingungen zu schaffen, um der kontinuierlich wachsenden Produktionsmenge Herr zu werden. Jetzt sind es gewaltige fünfhunderttausend Flaschen im Jahr, von fünfunddreißig Hektar eigenen und fünfunddreißig Hektar Vertragsflächen. Der Vater Klaus Schneider hatte von 1970 an einen Top-Obstbaubetrieb aufgebaut; die Früchte, die er noch heute mit Hingabe erzeugt, bot seine Frau Rosie zusammen mit zugekauftem Gemüse auf dem Wochenmarkt an. Zum Betrieb gehörten sieben Hektar Rebfläche, deren Trauben ebenfalls verkauft wurden. Doch für 40 oder 50 Pfennige Trauben zu produzieren, war nicht die Perspektive des früher kaum zu bändigenden ­Markus Schneider: »Für mich ist das kein Leben, Trauben in eine Mulde zu k ­ ippen und wegzufahren.« In weiser Voraussicht kauften die Eltern schon 1989 ein altes Haus mit Scheune im Ortskern. Denn nach einem Praktikum war schnell klar, dass ihr Markus eine Lehre beim Weingut Dr. Bürklin-Wolf machen würde – mit Bassermann-Jordan und von Buhl einem der Flaggschiffe der Pfalz. 1994, nach der Ausbildung, war die Idee von einem ­anderen Wein schon in seinem Kopf.


Alles jung: Das riesige, minimalistisch anmutende Kellereigebäude und das neue pfälzisch-klassisch sich darbietende Wohnhaus zeigen den hohen Anspruch des Winzers ebenso wie die Wahl seiner engen Mitarbeiter, lauter Geisenheim-Absolventen oder -Praktikanten.

Sein Anfangsbudget betrug 30.000 Mark, die er von seinen Eltern zum achtzehnten Geburtstag – eigentlich für ein Auto – bekommen hatte. Er kaufte stattdessen Fünfzehnhundert-Liter-Tanks und eine kleine Willmes-­ Spindelpresse aus lackiertem Vollstahl. Es gab keine Mostvorklärung, keine Kühlung: »Vater hat mit hohem Anspruch Trauben produziert, aber wir haben die Ansprüche verdoppelt. 1994 war mein erster Jahrgang, im Frühjahr 1995 habe ich ein Schild auf die Straße gestellt: Weingut ­Schneider. Geöffnet. Und eine Woche später hat einer angehalten.« In der kleinen Probier­stube wurde Riesling im Liter, Riesling Spätlese süß, Müller-­Thurgau und Silvaner verkostet. Aus zwei Hektar zehn Weine. So ging es los. Markus Schneider stellte sich auf Flohmärkte, fuhr an verkaufsoffenen Sonntagen mit Bierzeltgarnitur und Kühltasche auf den Parkplatz eines Möbelhauses in Worms – und verkaufte den Liter Riesling für 3,50 Mark. Der Wein lag in Holzsteigen zu zwölf Flaschen mit Papier als Zwischen­ lagen. Die Etiketten waren mit Leim von Hand geklebt. Die gesamte ­Familie und auch Freunde halfen – beim Weinfest, beim Sommerfest, beim Herbstfest. Dann wurde mitten in der Ernte für fünf Tage die Presse weggeräumt, alles saubergemacht, Leberknödel und Sauerkraut gekocht – und neuer Wein ausgeschenkt. Irgendwann kamen sechs­hundert Leute, ­tausend Flaschen Wein wurden an einem Abend getrunken. Markus Schneider war nur noch damit beschäftigt, Weinkartons in die Autos der Besucher zu laden. Ab 1997/1998 wurden die sieben Hektar komplett auf der Flasche vermarktet.

»Im Ort veronkelt zu sein wie in Entenhausen« nennt Markus Schneider sein Glück. Als klar wurde, dass er mehr Fläche benötigte, kamen einige Angebote von selbst. Sie bilden den Kern der heutigen Top-Kategorie. Zum Teil sind es sehr alte Reben, zum Teil Reben aus Lagen, die Mitte der neun­ ziger Jahre umgestellt wurden. Auf den sandig-kiesigen Böden rodete man nach den Sortenfreigaben den Kerner und pflanzte Merlot oder Cabernet Sauvignon. Die Reben sind heute um die fünfzehn Jahre alt. Die Spirale drehte sich. Wer mehr Fläche bewirtschaftet, benötigt mehr Platz im Weingut. 2002 wurde das benachbarte Grundstück in der Ortsmitte erworben. Die Vergrößerung brachte ein kurzfristiges Verschnaufen. Doch spätestens seit 2005 intensivierten sich die Überlegungen für eine weitere Vergrößerung, die im Frühjahr 2006 zu einem Bauantrag, im August des gleichen Jahres zum Baubeginn und schließlich 2007 zur Fertigstellung von Halle und Wohnhaus führten. »Ein riesiger Schritt in Qualität und Motivation«, ist sich Markus Schneider sicher, »obwohl mich diese Zeit geprägt hat, und wenn ich was improvisieren muss, bin ich auch ganz glücklich.«

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DER CHARDONNAY.

VON METTERNICH. Ein Sekt ist immer nur so gut wie sein Wein. So wie die Chardonnay-Weine aus „Cool Climate“Regionen. Nur sie erfüllen die QualitätsAnforderungen der Fürst von Metternich Sektkellerei. Und so lässt uns dieser reinrassige Chardonnay-Sekt mit seiner lebendigen Frische und seiner delikaten Fruchtigkeit jeden Tag und jeden Anlass besonders fürstlich genießen.


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