Fine Ein Magazin für Wein und Genuss | Getränkekongress 2013

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Kreiert im Jahre 1818 für Zar Alexander I. aus den erlesensten Eaux-de-vie des legendären Gründerkellers, begeistert der Hennessy Paradis Impérial noch heute weltweit Cognac Genießer, die Wert auf allerhöchste Qualität legen.

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Verleger und Herausgeber Ralf Frenzel ralf.frenzel@fine-magazines.de Chefredakteur Thomas Schröder thomas.schroeder@fine-magazines.de Redaktion Carola Hauck Art Direction Guido Bittner Mitarbeiter dieser Ausgabe Kristine Bäder, Till Ehrlich, Bernd Fritz, Susanne Kaloff, Uwe Kauss, Angelika Ricard-Wolf, Rainer Schäfer Fotografen Guido Bittner, Rui Camilo, Johannes Grau, Peter Schulte Titel-Foto: Guido Bittner Editorial-Foto: Johannes Grau Verlag Tre Torri Verlag GmbH Sonnenberger Straße 43 65191 Wiesbaden www.tretorri.de Geschäftsführer: Ralf Frenzel Anzeigen Kristine Bäder Tre Torri Verlag GmbH +49 (o) 611-57 990 info@fine-magazines.de Druck Prinovis Ltd. & Co. KG  ·  Nürnberg Fine Ein Magazin für Wein und Genuss ist eine Sonder­beilage des Tre Torri Verlags und erscheint im Verbund mit Fine Das Wein­magazin viermal Jährlich im ausgesuchten Zeitschriftenhandel.

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Verlag h ­ aftet nicht für unverlangt eingereichte Manus­kripte, Dateien, Datenträger und Bilder. Alle in diesem Magazin veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt.

Verehrte Leserin, lieber Leser, wenn Sie diese Fine-Beilage zum Getränke­kongress in Händen halten, geht in Frankfurt am Main gerade die Buchmesse zu Ende. Jedes Jahr bezeugt sie aufs Neue, dass das Ende des Buches noch nicht gekommen ist. Es wird weiter gelesen. Lesen und Bildung sind miteinander ver­bunden. Wer wissen will, muss lesen – ein Wahrwort, das beileibe nicht nur, aber eben auch in der Gastronomie nicht viel gilt. Lesen Köche, Kellner, Gastro­nomen? Viel zu viele bleiben hier gleichgültig, desinteressiert. Ergebnis: Vielen Mitarbeitern in der Gastronomie fehlt es an Schulung, an Aus- und Weiterbildung. Der Handel kann das nicht ignorieren. Denn die Gastronomie ist Ideengeber und ­wichtige Quelle für viele Innovationen, die der Handel eher früher als später aufgreift. Ob es der Trend zu gutem Olivenöl und Balsamico war, die Asia-Food-Sortimente, die In-Getränke wie Aperol Spritz und Hugo, die Wein- und Biertendenzen – immer hatten diese Trends ihren Ursprung in der Gastronomie. Damit diese Zusammenarbeit auch zukünftig zuverlässig und erfolgreich ist, muss hier etwas geschehen. Die Folgen fehlender gastro­nomischer Bildung schlagen sich nieder im ­Mangel an Geschmack und der Unfähigkeit zum Genuss. Wer nicht über gut fundiertes Grundwissen verfügt, kann auch nicht kreativ mit Geschmack und dessen Kombinationen spielen, Geschmacksverständnis entwickeln und seine Gäste zu Gaumenfreuden animieren. Deshalb brauchen wir eine Geschmacksschule! Eine Schule, in der man Geschmack zu entwickeln lernt im Kontext von praktischer Übung und L ­ ektüre. Denn nur wer viel weiß und kennt, kann Produkte auch verstehen. Dazu braucht man Spaß an Geschmack und Genuss, Liebe zum Produkt, Leidenschaft und viel Disziplin. Eine Geschmacksschule kann diese Freude am Genießen wieder in den Vordergrund stellen. Und davon profi­tieren alle: Gastronomie und Handel, Gast und Verbraucher. Ralf Frenzel Verleger und Herausgeber

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Augen, Nase, Mund: Die Bierkarte der Bitburger Braugruppe Ein Mann sieht rot: Campari Reinstes Wasser: Gize Ein Schlückchen Dolce Vita: Lavazza und Nespresso Schaumweine: Rotkäppchen und Freixenet Vielfalt heißt das Zauberwort: Die Supermarktkette real Zu neuem Leben erwacht: Müller-Thurgau Alternativen nicht nur für Abstinenzler: Alkoholfreie Getränke Die Tradition lebt in der Gegenwart weiter: Hennessy Fine de Cognac 25 Jahre Ornellaia: 1988 kam der erste Jahrgang auf den Markt Getränkekongress 2013 Wasser oder Milch: Eine delikate Preisfrage

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Augen, Nase, Mund Die Bierkarte der Bitburger Braugruppe schärft das Bewusstsein für erlesenen Biergenuss

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Von Till Ehrlich Fotos Peter Schulte

Seit einigen Jahren scheint die Liebe der Deutschen zu ihrem ­liebsten Getränk, dem Bier, ins Wanken geraten zu sein. Jedenfalls ist das die mediale Botschaft. Was jeden erstaunen lässt, der die deutsche Bierkultur kennt und schätzt. Wie kein anderes Land auf der Welt hat Deutschland noch immer eine in Jahr­hunderten gewachsene, in sich differenzierte Bierkultur, die sich in einer immensen Vielfalt an regionalen und überregionalen Bieren, Marken, Stilistiken und Geschmäckern ausdrückt.

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ass es dennoch eine Diskrepanz zwischen Realität und Image gibt, ist eine Tatsache, die am Selbstbewusstsein der Branche kratzt. Ein Grund ist, dass Bier in Deutschland nicht mit wertschätzenden Attributen besetzt ist im Sinne von authentischem Genuss oder Lifestyle. Obwohl gerade hier­ zulande der Geschmack der Heimat, der Regionen zu unglaublicher Vielfalt führt, wird noch immer gern eine überkommene Mentalität bedient, die im Bier vor allem die Quantität statt der Qualität, den Durstlöscher statt des Genussmittels sieht. Auch die deutschen Brauer gehen, anders als viele Genusshandwerker oder Winzer, oft nicht vom Geschmack her an das Thema. Sie haben in den letzten Jahrzehnten zu sehr auf Technologie und Machbarkeit gesetzt, anstatt das ganze sensorische Erlebnispotential des Produkts Bier auszuschöpfen.

Dabei wird ihnen von Deutschlands besten Winzern und Kelle­reien seit zwei Jahrzehnten vorgemacht, wie man hohe Qualität bei praktikablen Mengen erzeugt. Offensichtlich fehlte in der Brauereibranche wie auch bei den Vermarktern, Verlegern und Gastronomen bisweilen das Gespür für das Thema. Die ganze Lieblosigkeit zum Thema Bier offenbart sich in überlagerten Bieren, die ihre Frische und Aromenvielfalt längst verloren hatten, bevor sie aus der Zapfanlage in vollkommen aus der Zeit gefallene Gläser gelangten. Die sind zu groß und zu dick, sind mit billiger Werbeaufschrift und kitschigem Goldzierrat überladen, die den Reichtum deutscher Biere trivialisieren. Wenn es auch der Bierbranche an Selbstbewusstsein fehlt, ihre Konkurrenten, Deutschlands Qualitätswinzer wissen, was

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Aus dem Fass: Sieben Minuten braucht ein frisch gezapftes, kühles Pils, wenn es perfekt sein soll. So perfekt wie die Bierkarte, die, auf umweltverträglichen Kunststoff gedruckt, auch höchsten Belastungen am Tresen standhält. Die Aromen, auf die sich der Bierfreund freuen darf, sind anschaulich in Wort und Bild beschrieben.

sie am Bier haben: Die besten Winzer der Welt trinken vor und nach Weindegustationen am liebsten ein Bier.

zu bringen, künden eher von technologischem Fetischismus und lassen den Charme eines feingliedrigen, eleganten Pils schmerzlich missen. och seit einigen Jahren tritt ein Wandel ein: Da macht Wer heute einen unverstellten Blick auf die deutsche Biereine Avantgarde von sich reden – sogenannte Mikro­ kultur haben möchte, kommt mit ideologischen Begriffen brauereien, die mit Mikrobieren und Craftbieren das Bier wie Industrie versus Handwerk nicht weiter. Denn es sind als Kulturgut und authentischen Genuss propagieren. Diese gerade die großen Bierhersteller, die ähnlich wie die bedeuBewegung kommt vor allem aus Amerika und hat in Öster- tenden Champagnerhäuser das Potential haben, hohe Quali­ reich oder Italien viel schneller Fuß gefasst als in Deutschland. tät zu gewährleisten. Doch wenn man genau hinschmeckt, erkennt man, dass diese Dass in der Branche gegenwärtig ein Umdenken geschieht, Biere zwar sehr ambitioniert sind, doch fehlt ihnen genau das, zeigt die Bitburger Brauereigruppe. Mit ihrem Marken­ was den Schatz deutscher Bierkultur ausmacht: Eleganz und portfolio ist sie in der Lage, das Thema Bierkultur neu zu Intensität ohne Schwere. All die Double- und Triple-Biere, die beleben. Schon einmal hat sie gezeigt, dass sie offen für innoIPAs und AIPAs, bei denen es oft darum geht, das Bier durch vatives Marketing ist: Vor zwanzig Jahren setzte sie auf die zweifache oder gar dreifache Gärung zu hohen Alkoholgraden deutsche Nationalmannschaft, die seinerzeit längst noch nicht das ­heutige Renommée und Marktpotential hatte. Dass die ­Bitburger Brauereigruppe mit dem Sommermärchen 2006, der Weltmeisterschaft in Deutschland, die Früchte ihres langjährigen Engagements ernten konnte, hat jedoch nicht zu Selbstzufriedenheit geführt. Nun betritt die Brauereigruppe mit einer für die Branche neuartigen Bierkarte wiederum

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KOCHEN MIT WEISSEM GOLD. DAS KOCHBUCH.

Mozzarella Das Kochbuch € 14,90 (D) € 15,40 (A) CHF 21,90 ISBN 978-3-941641-96-9

Kreativ: die 200 schönsten Rezepte des großen Mozzarella Rezeptwettbewerbs von Zottarella Überraschend: die ungeahnte kulinarische Vielseitigkeit des beliebten Lebensmittel-Klassikers

Foto: Maria Brinkop für Tre Torri

Informativ: auf der Spur des weißen Goldes in Italien und in Bayern


Aus der Flasche: Vielfältig ist die Auswahl, ob blond oder schwarz, mit oder ohne Alkohol oder als Mischgetränk. So vielfältig wie das variable Layout der Bierkarte, das sich dem jeweiligen Angebot des Gasthauses oder Restaurants anpasst.

Neuland. Diese Karte setzt ganz darauf, dass man Bier, ebenso wie Wein, bewusst wahrnehmen und genießen, seine geschmacklichen Dimensionen erforschen und erleben kann. Da Bier ein noch sensibleres Produkt als etwa Wein ist, bedarf es großer Pflege und Sorgfalt. Man müsse es genauso feinfühlig wie Kaviar behandeln, heißt es bei der CPA!, der Agentur, die für die Bitburger Brauereigruppe die Bierkarte entwickelt hat. Die »Manufaktur des guten Geschmacks«, die auch die Braufactum-Brauereien begleitet, ist eine Spezialagentur für ganzheitliche Lösungen zum Thema Kulinaristik und Genuss, deren Kompetenz ursprünglich aus dem Wein kommt.

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iel des Projekts der Bitburger Brauereigruppe ist, im Bierkonsumenten die Freude am bewussten Genießen zu entfachen. Die Bierkarte, die sich an den durchschnitt­lichen Biertrinker richtet, ist so aufgebaut, dass er die Charakte­ ristika eines Bieres erfassen kann, ohne über Insider­wissen verfügen zu müssen. Zu jedem Bier gibt es eine Matrix, die dem Bierfreund Informationen wie Geschmack, Farbe, Alkohol­grad, Hopfigkeit, Malzigkeit liefert. Hinzu kommen

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Bierbeschreibungen, die den Prozess des Schmeckens in griffiger Sprache darstellen und auch ohne sensorische Vor­bildung nachzuvollziehen sind. Ergänzt wird die Karte durch eine kleine Verkostungsanleitung und ein Kapitel über wichtige Bierstile und -sorten. Die entscheidende Botschaft jedoch vermittelt die gestalterische Idee: Hier werden die Biere als Meisterwerke aus Hopfen und Malz in Szene gesetzt. Die künstlerische Fotografie, eine Reverenz an die Stillleben der Alten Meister, der Maler des 14. bis 18. Jahrhunderts, macht deutlich, dass Bier ein Kulturgut mit langer Geschichte darstellt. Für etwa dreitausend Gastronomiebetriebe, von der klassischen Eckkneipe bis zum anspruchsvollen Restaurant, wurde die Bierkarte konzipiert. Die Heterogenität wird dadurch bedient, dass die Karte in hohem Maße individualisierbar ist: durch ein variables Layout, das dank besonderer Druck­ techniken und Templates eine innovative Flexibilität erlaubt. Das zeigt sich auch im typografischen Aufbau: Jede Bierkarte setzt einen Marken-Hero in Szene, ausgewählt aus den fünf Stars der Bitburger Brauereigruppe, dem Bitburger und dem Licher Premium Pils, dem König Pilsener, dem Köstritzer Edelpils und der Wernesgrüner Pils Legende. Hinzu kommen verschiedene Fass- und Flaschenbiere, die gestalterisch und inhaltlich jeweils gesondert präsentiert werden. Auch das Backcover ist flexibel bedruckbar: Hier lässt sich das Logo der gastronomischen Lokalität einsetzen. Die Bierkarte der Bitburger Brauereigruppe zeugt von einem Selbstverständnis, das eine für Deutschland ganz neue Annäherung an das Thema Bier repräsentiert und sein Genusspotential, seine Aromenvielfalt und seine kulturelle Bedeutung herausstellt.  >


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a, haben Sie heute schon den Kurs des Weinkellers gecheckt? Denn während die Flaschen still und friedlich in den Regalen lagern, blickt der Weininvestor gebannt auf das Auf und Ab der Kurse seiner edlen Tropfen. Schon heißt die Frage nicht „Wo ist der Korkenzieher?“, sondern „Was sagt der Liv-ex. So mancher weiß nicht einmal, wie der Wein schmeckt, den er en primeur gekauft hat.Hauptsache,ein großer Name weckt die Begierde asiatischer Käufer, auf dass der Preis durch die Kellerdecke geht und statt schmackhaften Rebensafts satte Rendite aus den Flaschen rinnt. So geht das schon seit Jahren. Längst sind viele Weintrinker ausgestiegen, die keine Lust mehr haben, die astronomischen Preise zu bezahlen,sondern sich einfach nur für Wein begeistern. Trotzdem flattern jedes Jahr wieder die Broschüren mit der En-Primeur-Werbung der ewig gleichen großen Namen ins Haus.Ist die altehrwürdige Weinbranche der neue neue Markt? Droht der große Knall mit anschließendem Kater? Das weiß keiner so genau. Allerdings stehen jetzt schon so mancheVerlierer dieser Entwicklungfest. UnddassinddievielenQualitätserzeuger, auchausderRegionBordeaux, die durch das Raster der önologischen Windmaschine gefallen sind. Die Weine von Erzeugern, die Parker nicht mal kennt, die der Liv-ex ignoriert und die kein Importeur importiert. Damit steht ein zweiter Verlierer fest: Der qualitätsbewusste Konsument, der genau diese Weine gerne hätte, sie aber nicht bekommt, weil sich niemand die Mühe macht, sie zu finden. Vielleicht lauert hier ja schon der neue Trend: Wein, der zum Trinken gedacht ist und der Genuss bereitet. Wenn sich diese Ansicht durchsetzt, könnte das auch durchaus die BordeauxBlase zum Platzen bringen. Wobei die Anleger immer noch einen Trost hätten: Sie könnten ihren Kummer mit ziemlich gutem Wein hinunterspülen.

Die Story hinter Ihrem Business.


Ein Mann sieht Rot Wie der Italiener Gaspare Campari einen Bitter erfand und sein Sohn Davide damit den Grundstein für ein Weltunternehmen legte Von Angelika Ricard-Wolf

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Millionen Liter Campari produziert. Aktuell wird das Getränk in einhundertneunzig Ländern vertrieben, und es gibt fünfzehn Produktions­stätten in aller Welt. Feine Zungen wollen herausschmecken, dass neben Kräutern auf jeden Fall Chinin, Granatapfel, Zitrusöl, Orangenschale, Ginseng und Rhabarber mit von der Partie sind. Und eine der Hauptzutaten soll die getrocknete Rinde des Kaskarillabaums sein. Wie die schmeckt – Botaniker behaupten bitter – weiß man zwar nur

Fotos: Campari

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us die Laus. Seit sieben Jahren ist sie aus dem vom Farbgeber hat sich aber sonst nie etwas an der Spiel. Einhundertsechsundvierzig Jahre lang einhundertdreiundfünfzig Jahre alten Rezeptur haben Coccus Ilicis, Dacty­lopius Coccus und Kon- geändert. sorten dem Campari seine Farbe verpasst: Rot. Die ist geheim. Nur der Firmenchef – Präsident Was wäre er wohl ohne sie geworden? Respektive des Mailänder Spirituosen-Unternehmens Davide ohne E 120, den natürlichen Lebensmittelfarbstoff Campari ist heute der vierundvierzigjährige Italie­Karmin, der aus ihnen gewonnen wird? Gut, wahr- ner Luca Garavoglia – soll sie kennen. Glaubt man scheinlich ebenfalls ein Likör, aus angeblich mehr der Fama, setzt er zusammen mit dem Technischen als achtzig Zutaten, aber besten­falls ein grüner! Direktor und acht verschwiegenen Mitarbeitern Kein Vergleich – was die Signalwirkung betrifft. das Basiskonzentrat selbst an. Da hätte er viel zu Rot ist die Farbe des Lebens, der Liebe und des tun. Schon im Jahr 2000 wurden sechsundzwanzig Feuers. Es ist die erste Farbe, die das Neu­geborene erkennt. Von Erwachsenen ganz zu schweigen. Kurzsichtige sehen sie noch deutlicher als die anderen. Aber in jedem Fall lässt sie den menschlichen Stoffwechsel um 13,4 Prozent in die Höhe schnellen. Nun bleiben den Färbekünsten der CochenilleSpezies nur noch der eine oder andere Lippenstift, diverse Süßig­keiten, Marmeladen, Cheddarkäse und ein paar Textilien treu. Das ist bitter. Nicht für Campari. Der ist rot wie immer, dank pflanzlicher Farbstoffe, die inzwischen von Feigenkakteen stammen. (Auf denen leben, Ironie des Schicksals, übrigens Cochenilleläuse!) Abgesehen


Klassisch: Als sich Gaspare Campari 1860 mit seiner ganzen Familie ablichten ließ, hatte er allen Grund, stolz in die Kamera zu schauen. Es war das Jahr, in dem er seinen »Amaro uso olandese« erfand. Sein Sohn und Nachfolger Davide hatte ein Händchen für Publicity. Das rote Campari-Plakat, das Marcello Dudovich 1920 entwarf, und das schwarze, das Leonetto Cappielo ein Jahr später schuf, sind noch heute Klassiker wie der Campari Soda, den jeder kennt.

ganz Italien zum beliebtesten Apero, von seinen Fans als »rote Leidenschaft« bezeichnet. Ein Beiname, der seither von über die Zeitläufte wechselnden PR-Agenturen gern für Reklamezwecke variiert und genutzt wird. Gaspare Camparis Verkaufstalent ging nahtlos auf seinen Sohn Davide (1867 bis 1936) über, der die Geschäfte 1882 übernahm. Der engagierte 1890 Grafiker und Künstler, um Werbeplakate gestalten zu lassen. Die ausgefallenen Entwürfe etwa des Werbegrafikers und Malers Marcello Dudovich oder des Karikatu­risten und Illustrators Leonetto Cappiello waren Meilensteine der Plakatkunst, die sie nachhaltig prägten. Arbeiten dieser Künstler erreichen heute auf Auktionen Rekordsummen. vom Hörensagen, aber das würde ja Sinn machen. Anlässlich des einhundertfünfzigjährigen Der Baum wächst in der Karibik, in Mittel- und Firmen­jubiläums im Jahr 2010 eröffnete Campari Südamerika. am Firmensitz in Sesto San Giovanni, einem VorWäre echt exotisch, wenn Gaspare Campari des- ort von Mailand, eine Galerie, in der die Originale sen aromatische Fähigkeiten schon 1860 gekannt sämtlicher Plakate in einer permanenten Ausstelund genutzt hätte, als er die Spirituose erfand. lung zu bewundern sind. Ein Augenschmaus. Zuzutrauen ist ihm schon, dass er bereits damals er pfiffige Davide kam anno 1900 auch schon um die verführerische Wirkung der Rinde wusste, auf die Idee, mithilfe von Evas Reizen einen die auch zur Aromatisierung von Tabak genutzt wird. Der Mann aus Cassolnovo in der Lombardei Kalender herauszubringen (da produzierte Pirelli war clever – und seiner Zeit weit voraus. Nicht nur noch Fahrradreifen!). Der erste Campari-­Kalender beim Likörmixen, das er in Turin von der Pike auf warb mit dem Porträt einer bildschönen Frau, das gelernt hatte, sondern auch marketingtechnisch. der italienische Maler Cesare Tallone geschaffen hatte. Die Kalenderidee hat das Mailänder Unter­ unächst schenkte der »maître licoriste« seine »creazione della casa« unter dem Namen nehmen übrigens seit 1998 wiederbelebt. Groß­ »Amaro uso olandese« – holländischer Magen- formatig und mit wechselnden Diven, die in sexy bitter – in der eigenen Bar in Novara bei Mailand Outfits für Starfotografen Modell stehen. So aus. Von dort zog er 1867 zielstrebig mitten in die ­warfen sich schon die Schauspielerinnen Jessica ­ itter porträtierte Frau der Belle Epoque. Sie galt als norditalienische Metropole. Unter der Glaskuppel Alba, Eva Mendes und Salma Hayek für den B der weltberühmten Galleria Vittorio Emanuele II, schick in Schale und Positur. Im Moment hängt schönste Frau der Welt. Der verliebte Davide reiste ihr von Engagement die vom damaligen König erst kurz zuvor eröffnet ­Penelope Cruz bei neuntausendneunhundertworden war, etablierte er sein »Caffè Campari«. neunundneunzig auserwählten Stammkunden und zu Engagement durch ganz Europa nach. Aber sie Das wurde schnell zum Treffpunkt der Society und Freunden des Unternehmens an der Wand. Kom- ging lieber mit ihrem Kollegen Enrico Caruso auf erlangte Kultstatus. Ebenso wie der Hausdrink, der mendes Jahr wird Uma Thurman für die streng Tuchfühlung – die beiden tauschten in der Hitze limitierte Edition des begehrten Kalenders vor der des Duetts den ersten echten (!) Bühnenkuss – und inzwischen wie der Patron hieß. Mit Soda aufgemischt verwies der erotisch Kamera stehen. später mit einem französischen Tenor die Ehe ein. Das hätte Davide Campari gefallen. Seine Affi- Davide Campari kam nicht zum Zug. Wohl aber leuchtende Bitter die Konkurrenz auf die Ränge, wechselte spritzig vom Amer- zum Amor-Image nität zur Bühne oder vielmehr zu dem weiblichen bei den Händlern im Ausland, denen er auf ­seiner und avancierte so zum Star-Aperitif. Das Vorspiel Superstar seiner Zeit ist legendär. Leidenschaft- ebenso ausgedehnten wie vergeblichen Balztour wurde zu seiner Domäne. lich warb der Geschäftsmann nämlich nicht nur für immerhin seinen Bitter verkaufte. Womit er mehr ­ avalieri, Erfolg hatte. Der umtriebige Gaspare tat alles, um seinen ­seinen Aperitif, sondern auch um Lina C Schon 1888 hatte er die Marke rechtlich schütroten Trunk über Mailand hinaus bekannt zu eine gefeierte Sopranistin. Die temperamentvolle machen. Schon 1880 warb er dafür in Italiens wich- Italienerin, die als Waise in einem Kloster auf- zen lassen. Aufgrund der ständig steigenden Nachtigster Tageszeitung, dem »Corriere de la Sera«. wuchs, von dort ausriss und sich einer Theater­ frage baute er 1904 in Sesto San Giovanni eine Prompt wurde das aromatische Getränk bald in gruppe anschloss, war die meist fotografierte und moderne Produktionsstätte, die bis 2005 in Betrieb

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Kultig: An der streng geheimen Rezeptur des Campari wurde in einhundertdreiundfünfzig Jahren nichts verändert. Und auch das Erscheinungsbild der Flasche hat sich kaum gewandelt. Negroni, der Lieblingscocktail von Ernest Hemingway, hat in Manhattan und anderswo längst Kultstatus.

war. Heute beherbergen die aufwändig restau­ rierten Gebäude neben der erwähnten Galerie übrigens die Firmenzentrale, von der aus die Geschicke des roten Imperiums mit seinen mittlerweile viertausend Mitarbeitern in aller Welt geleitet werden.

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avide Campari hat dafür mit seinen stets innovativen Einfällen den Grundstein gelegt und einen Spirit geschaffen, der das Unternehmen bis heute prägt. So ließ er schon zu Stummfilm­ zeiten den ersten Werbespot drehen, der in Argentinien gezeigt wurde. Seine Nachfolger nahmen den Kino-­Gedanken später nur zu gern immer mal wieder auf. In ­Italien tauchte der Bitter beispielsweise 1954 in einem

Werbefilm auf der Leinwand auf, der für heutige Verhältnisse die kleine Ewigkeit von zwei Minuten und zwanzig Sekunden lang war. Später, in den siebziger Jahren, waren wiederum mehrere berühmte Filmschauspieler Botschafter des ­Aperitifs. Der Engländer David Niven ließ sich, den klassischen Drink in der Hand, ebenso einspannen wie der Amerikaner Humphrey Bogart. Der italienische Regisseur Federico Fellini konzipierte in den achtziger Jahren gleich eine ganze Serie hochwertiger Werbespots um das (bitter-) süße Leben der Marke. In jüngerer Zeit setzten so bekannte Werbefilmer wie der Franzose Jean-Paul Goude oder der Inder Tarsem Singh den Nimbus der Marke – Leidenschaft, Internationalität, Einzigartigkeit und Prestige – mithilfe schöner Frauen wie Jessica Alba und Salma Hayek in bewegte B ­ ilder um. Ein gekonnter Imagetransfer, der dem Likör passend zur roten Farbe stets eine gehörige ­Portion Sex-Appeal beschert. Er verführt gleicher­maßen ihrer Kinder halten heute über die Familienholding Frauen wie Männer, die dank Banden­werbung bei A ­ licros einundfünfzig Prozent der Campari-­Aktien. Fußballweltmeisterschaft und Formel Eins den Sohn Luca ist Chairman des Unternehmens, das kerni­gen Aspekt des Drinks nicht verwässert sehen. seit 2001 an der Börse notiert ist. Und der Schriftsteller Ernest Hemingway, Inbegriff Die Garavoglias ziehen diskret im Hintergrund des Machos, hat ihn als Ingredienz des Negroni, die Fäden einer voll auf Expansion ausgerichteten der einer seiner Lieblingsdrinks war, ja auch nicht Firmenpolitik. Sie ist, wie sollte es anders sein, mehr verachtet. als durstig. Seit Jahren wird die »Hausbar« mit dem Ankauf von Hochprozentigem wie ­Aperol, Cynar, eden Abend, verriet die Bartenderin Jillkerry Ouzo 12, Glen Grant, Wild Turkey, T ­ ullamore, Ward jüngst dem Börsenportal Blomberg für Glenfiddich oder Jägermeister aufgestockt. ­Aktuell einen Bericht über das Unternehmen, mixe sie befinden sich fünfundvierzig M ­ arken und einige in Manhattans In-Restaurant »Le Cirque« zwi- Weingüter im Portfolio. schen zehn bis fünfzehn Negronis. Das wird die Marketing­manager bei Campari freuen. Denn ür Nachschub ist also gesorgt, falls die Lust ein Negroni besteht nicht nur aus einem ­Drittel auf Campari je nachlassen sollte. Was kaum zu Campari, sondern auch aus jeweils einem D ­ rittel befürchten ist. Denn alljährlich schreibt die Firma Cinzano Rosso und Gin. Bingo: Cinzano und den »Liquid Art Contest« aus, bei dem die ­besten Hendrick’s Gin gehören heute ebenfalls zum Barkeeper mit immer neuen Mix­turen darum Unternehmen. Der Jahresumsatz des sechstgröß- wetteifern, zum ultimativen »Bartender Bash« ten Spirituosenherstellers der Welt lag im vergan- nach New York reisen zu dürfen. Dort wird dann genen Jahr bei 1,3 Milliarden Euro. gemeinsam und auf viel Eis die Cocktail-Kultur Angiola Maria Migliavacca, die letzte Vertreterin verfeinert. der Campari-Familie, zog sich 1976 aus dem operaDen deutschen Beitrag lieferte dieses Jahr der tiven Geschäft zurück und überschrieb dem lang- Wolfsburger Markus Heinze. Er verpasste dem jährigen Direktor Domenico Garavoglia – als Dank roten Klassiker mit Steinpilzgeist, Bénédictine, für seine Loyalität – sechs Jahre später die Firma. Punt e Mes sowie frischem Thymian laut Jury einen Dessen Witwe Rosa – sie ist mit neunundsieb- »modernen Twist«. Der Drink heißt übrigens »Im zig Jahren Italiens älteste Milliardärin – und zwei Wald und auf der Heide«. Salute.  >

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WIE SCHÖN, DASS EINE HELLE FREUDE SO SCHWARZ SEIN KANN. Seit 1543 arbeiten wir daran, Köstritzer zu der

Um schließlich vom einzigartigen Geschmack

Spezialität zu machen, die es ist. Deshalb ver-

verwöhnt zu werden, der sich im Mund entfaltet:

wenden wir nach alter Tradition nur besonders

Die feinen Kräuter- und Röstaromen verleihen

hochwertige

ausgesuchte

Köstritzer eine unverwechselbare Note und rufen

Hopfendolden, erstklassige Braugerste, kris-

Erinnerungen an Haselnuss und Esskastanie wach.

tallklares Quellwasser und unser charakte-

In dieses vielschichtige Aroma zaubert die zart

ristisches Röstmalz. Dazu setzen wir auf die

prickelnde Kohlensäure ihre Frische und

lange Erfahrung unserer Braumeister. Erst

Eleganz. Und wenn der Schluck ausklingt, dann

dadurch entsteht die Spitzenqualität, die eine

langsam – mit angenehmen, wermutartigen Bitter-

Premiummarke wie Köstritzer ausmacht.

tönen und malziger Süße. Wie ein guter Abend.

Weil unser Schwarzbier ein vielschichtiges Erleb-

Wer unser Köstritzer probiert, wird nicht nur

nis ist, empfehlen wir, sich dafür Zeit zu nehmen.

viel Freude daran haben. Sondern auch wissen,

Gerne in guter Gesellschaft. Und wer sich dann

warum so ein Bier besonders bei gutem Essen

auf dieses Bier einlässt, wird von all seinen

einen festen Platz hat. Erst recht bei besonderen

Sinnen belohnt. Zuerst mit einem Duft von

Genießern. Und davon gibt es einige. Wer sonst

Salbei,

hat Köstritzer zum beliebtesten Schwarzbier

Zutaten:

gerösteten

sorgfältig

Esskastanien,

dunklem

Honig und Landbrot, Bitterschokolade, Kaffee und Karamell in der Nase. Dann mit dem feinporigen, cremefarbenen Schaum auf der Zunge.

Deutschlands gemacht?


Reinstes Wasser Von Susanne Kaloff

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abgefüllt, ein kostbares ­Wasser mit hohem Kalzium­ gehalt, goldgefiltert, was sicher auch den goldigen Preis erklärt: Der Liter kostet knapp ­zwanzig Euro, ohne Geschmack. Mit sind es etwas mehr. Das kostbare Nass gibt es auch in Zweihundert-­ Milliliter-Flakons. Aber es ­handelt sich schließlich nicht um ein banales Tafel­wasser, sondern um ein ­Elixier. Gletscher haben vor M ­ illionen von Jahren nicht nur die Landschaft geformt, sondern auch tief darunter einen wahren Schatz reinsten ­Wassers entstehen lassen. Das hat natürlich keinen Geschmack, aber Gize gibt es auch leicht karbonisiert und aromatisiert mit Ananas-Kokos-Guarana oder Himbeere-Ginseng. Da kann man natürlich aufschreien, wie verrückt das alles ist. Nur, Luxus ist nun mal keine Frage der Vernunft, sondern der Sinne. Ich weiß auch gar nicht, warum ausschließlich Männer das große Bedürfnis haben, mit mir über Wasser zu diskutieren; meine Freundinnen und ich sind uns total einig, was Trinkmenge und Geschmack angeht. Die ­Herren brüsten sich gern damit, Leitungs­wasser zu trinken, manche machen sich sogar lustig darüber,

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wie man so blöd sein kann, kistenweise Wasser ins Haus zu schleppen, wo es doch so praktisch und spuckebillig aus dem Hahn kommt. Das sei ja wie Eulen nach Athen tragen, haha! Ihnen vergeht meist das Lachen, wenn ich mit meinem profunden Wasser­wissen um die Ecke komme: In Leitungs­ wasser ist nämlich trotz Trinkwasserverordnung immer noch so einiges zu finden, in Gize Intense hingegen höchstens feine Perlen, der zarte Schmelz reifer Birnen und die dezente Säure edlen Essigs. Dass die Verpackung eher an Champagner als an Wasser erinnert, ist durchaus gewollt: Als alkoholfreie Alternative zu Champagner wird Gize von Barkeepern gern als Aperitif empfohlen.

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ittlerweile ist eine Flut teuerster ­Mineralund Tafelwasser auf dem Markt – vom Fiji-Wasser bis zu Madonnas geweihtem Kabbala-­ Wasser. Eine Freundin hat sich das auch bestellt, bis ihr Sohn in aller Unschuld die herumstehende Pulle ansetzte und ein kleines Vermögen runterschluckte. Der Bub hatte doch nur Durst. Und der ist bekanntlich schlimmer als Heimweh. >

Fotos: Gize

edes Mal, wenn ich eine Kiste stilles Wasser aus dem Getränkemarkt in den zweiten Stock wuchte, rege ich mich über den Satz auf, der auf dem Etikett der Glasflaschen steht: »Das leichteste Wasser Europas«. Mag sein, dass es wenig Natrium enthält, dennoch ist es zentnerschwer. Die Sache mit der Flüssigkeitszufuhr ist ohnehin so eine Sache, einerseits soll es sagenhaft gesund sein, ausreichend zu trinken, andererseits riskiert man einen Bandscheibenvorfall. Und doch bleibe ich dabei, weil ich mal aufgeschnappt habe, dass ­Wasser in Plastik­ flaschen giftig sei, weil es bei ­stillen Mineral­wassern hier nämlich zu einer Ver­keimung ­kommen kann. Außerdem sollen Flaschen, die Bisphenol A ent­ halten, dem eine hormon­ähnliche Wirkung nachgesagt wird, den Weichmacher an ihren Inhalt abgeben. Wasser ist eine Wohltat für den Körper, aber auch nur dann, wenn es von erstklassiger Q ­ ualität ist. Wie zum Beispiel Gize, ein Mineralwasser aus Kanada. Das sprudelt in Spa Springs in Neuschottland aus tiefen, von Goldadern durchzogenen Gesteinsschichten und erlangt so eine extrem hohe Mineralisierung. In Nova Scotia gab es schon immer – und zum Teil auch heute noch – beachtliche Goldvorkommen. Schon von den Mi’kmaqIndianern als Jungbrunnen und Heilquelle verehrt, entwickelte sich Spa Springs im 19. Jahrhundert zu einem Badeort, der selbst vom englischen König George V. geschätzt wurde. Heute wird hier Gize


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Ein Schlückchen

Dolce Vita Nespresso und Lavazza haben mit ihren Kapselsystemen die Kaffeewelt der Deutschen revolutioniert Von Susanne Kaloff

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an sagt, dass es einem Mitarbeiter des Schweizer Nestlé-Konzerns, zu dem auch Nespresso gehört, ganz jedoch zweifelsohne stimmt, ist, dass der Italiener eine ganz besondere ähnlich ergangen sei. Während einer Italienreise kam ihm die Bindung zu seinem Caffè hat. Man könnte diese Beziehung durchaus Idee, Espresso fürs Büro anzubieten. Auch wenn es bis zur Perfektion dieser Neuerfindung noch etliche Jahre ­dauerte, war emotional nennen. Auf jeden Fall ist es eine auf Augenhöhe: meist wird die erste Generation Tabs geboren. Auf so eine pfiffige Idee der Espresso – heiß, schwarz, stark – im Stehen in einer Bar einge- ­hätten die Italiener wirklich nicht selbst kommen ­können, weil in ihren Augen Kaffee kein plumper Wachmacher ist, nommen. Und vor allem ohne diese ganze Milchschaumschlägerei. Es den man nebenbei herunterkippt, sondern ein Genuss, eine ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, einen Italiener mit einem Grande Lebenseinstellung und Haltung. Etwas, wofür man durchaus mal eine kleine Pause mit seinen Kollegen in der Bar um Latte zu erwischen. Schon gar nicht auf offener Straße. Dieser maskudie Ecke einlegt. Gern auch mehrmals am Tag. Und für den line Umgang mit Koffein beeindruckt Urlauber aus der ganzen Welt Hausgebrauch reicht aus italienischer Sicht auch eine kleine Bialetti-­Kanne aus Edelstahl oder Alu auf dem Herd, die in und verführt sie, ein Schlückchen Dolce Vita mit nach Hause zu nehmen. Nullkommanichts und mit viel Getöse das kochende Wasser mit viel Druck durch das Kaffeepulver nach oben befördert. Nachteil der Retrokanne: keine Crema. In Turin spitzte man die Ohren. Im Hause Lavazza war man nämlich durchaus interessiert an neuen Zubereitungsmethoden, und so erwarb die Rösterei 1989 ein Patent und eine Fabrik für eine neuartige Espressozubereitung, die mit Kaffeepads in Papiervlies funktionierte. Auch wenn es auf

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Fotos: Lavazza und Nespresso

Über Italien gibt es so viele Klischees, wie es Kaffeesorten gibt. Was


Klein und bunt: Von der Kapsel bis zur Kaffeemaschine bieten Nespresso und Lavazza alles, was das Herz des Espressofreunds begehrt. Mit dem Kaffee auf Knopfdruck lässt sich nichts falsch machen.

den ersten Blick für den Verbraucher teuer erscheint, für so ein kleines Kissen oder Döschen 30 Cent auszugeben, hat die Zubereitung per Kapsel oder Pad zwei entscheidende Vorteile: Der Espresso garantiert trotz einfacher Handhabung immer gleichbleibend gute Qualität. Für einen perfekten Espresso braucht man zwar im Grunde nur Wasser, Hitze, Druck und Kaffee, dennoch lauern viele Anwendungsfehler. Nicht so bei den handlich vorgefertigten und idiotensicheren Portionen. Sicher einer der Gründe, warum dieser Markt so rasant wächst wie kein anderes Kaffeegeschäft: Es wird geschätzt, dass dieses Jahr mehr als eine Milliarde Kaffeetöpfchen verkauft werden.

Mit Erfolg: Im Jahr 2011 machte Lavazza 1,268 Milliarden Euro Umsatz; es ist mit eigenen Niederlassungen und einem ­großen Vertriebsnetzwerk weltweit in mehr als neunzig ­Ländern präsent. Auch wenn Nespresso mit Zahlen lieber hinter dem Berg hält, veriet Holger Feldmann, Geschäftsführer von N ­ espresso Deutschland, dass das Unternehmen in den vergangenen ­Jahren international zweistellig gewachsen sei. Die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung wird da deutlicher: Demnach kam Nespresso im Jahr 2011 bei Espresso-­Kapselmaschinen weltweit auf einen Markt­anteil von gut einundzwanzig Prozent.

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as Wort Caffè Espresso bedeutet übersetzt so etwas wie »eigens für den Gast oder Kunden zubereiteter ­Kaffee«, das Adjektiv »ausdrücklich« steckt darin. Diese Exklusivität konnte man plötzlich auch außerhalb des Cafés ge­nießen. Und das alles in einer extrem flotten Zubereitungszeit. Es heißt sogar, Espresso sei die gesündeste Art, Kaffee zu ­trinken. Der Wasserdampf nimmt in den wenigen Sekunden des Kontakts mit dem Kaffeepulver nämlich nur die Aromen auf, während etwa für traditionellen deutschen Filter­kaffee das ­Pulver minutenlang in Wasser getränkt wird und sich dabei mehr Koffein löst. Wie auch immer das wissenschaftlich belegt ist, das Geschäft mit den Tabs und den Kapseln ist mittlerweile ziemlich am Kochen und der Konkurrenzkampf ­zwischen den großen Herstellern ebenso. Da muss dann schon mal George Clooney mit seinem brodelnden Charme für ­Nespresso an­treten. Und Lavazza kontert selbstbewusst mit dem Werbe­slogan: The Real Italian Espresso Experience.

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Heiß und schwarz: Als Luigi Lavazza 1895 in der Turiner Via San Tommaso Numero 10 sein erstes Ladengeschäft eröffnete, konnte er nicht ahnen, dass daraus einst ein Welt­konzern entstehen würde. Aus der »Drogheria Lavazza« wurde im Lauf der Zeit ein Milch- und Lebens­mittelladen; zum hundert­jährigen Jubiläum öffnete hier das Restaurant »San Tommaso 10« seine Pforten. In den fünfziger Jahren waren die Kaffee-Wagen mit dem rot-schwarzen Lavazzo-Logo fast an jeder Ecke zu finden.

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Weitsichtig war auf jeden Fall auch Patron Luigi Lavazza, die Seele der Bohnen­dynastie. Heute ist Lavazza die beliebteste Kaffeemarke Italiens und auch in Deutschland fast jedem Kind ein Begriff: Siebzehn Milliarden ­Tassen Lavazza-­Kaffee werden jährlich weltweit getrunken. E ­ milio Lavazza, der Enkel des Gründers, brachte die Marke 1987 nach Deutschland und ­leitete die Firma fast vierzig Jahre lang. Heute gibt es auf Knopfdruck den stets perfekten, original italienischen Espresso von Lavazza mit dem »A-Modo-Mio« System: Von der Kaffeekapsel bis zum Espressoautomaten ist an alles gedacht. Selbst an das stilvolle Servieren. Wer ein Kilo ganze Bohnen kauft, bekommt eine Espresso-Tasse oder eine Kaffee­ dose gratis.  >

Fotos: Lavazza

as im Jahr 1895 gegründete Unternehmen mit Sitz in Turin ist seit vier Generationen im Besitz der F ­ amilie Lavazza. In der Via San Tommaso Numero 10 fing alles an. Hier eröffnete das erste Lavazza-Ladengeschäft, in dem Luigi Lavazza seine Kaffeemischungen herstellte. Heute b ­ efindet sich genau dort das Lavazza-Restaurant San Tommaso 10, mit angeschlossener Kaffeebar. Es wurde zum hundert­jährigen Bestehen des Unternehmens eröffnet. Und weil die Welt sich weiter dreht, macht auch Lavazza mehr als nur ­Kaffee zu ­rösten: Es gibt mittlerweile fünfzig Training ­Center weltweit, in denen kreative Espresso-Experten Produkte mit neuen Geschmackskombinationen erfinden. Außerdem die Lavazza Espression Kaffeebars, bei denen Szeneköche wie der ­Katalane Ferran Adrià oder der italienische Küchenchef Moreno ­Cedroni ihre Finger im Spiel haben. Lavazza beschäftigt mehr als dreitausendachthundert Mitarbeiter und produziert seinen Kaffee in sechs Betrieben, von denen sich vier in Italien und zwei im Ausland befinden. Einer davon sogar in Indien. Alle Lavazza-Werke arbeiten umweltbewusst und umweltschonend. Und nicht nur das: Wenn man die Homepage des Unternehmens besucht, kann man sich gleich einen kompletten Ethik-Kodex als PDF herunter­ laden. Von Leidenschaft über Transparenz bis Dankbarkeit und Weitsicht ist dort auf einundzwanzig Seiten die Rede.

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Cocktails en Vogue

Waldano Waldmeister + Lemon Hugo Holunderblüte + Limette Hugo Rosé Holunderblüte + Limette Venostano Granatapfel + Zitrone

Hugo + Sprizzzer auch ALKOHOLFREI

Sprizzzer Bitterorange Apple Cider

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Rotkäppchen

und der Womanizer

Schaumwein verheisst ein schöneres Lebensgefühl Weltmeister im Konsumieren von Schaumwein: Diesen Titel trägt Deutschland

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oher rührt diese Vorliebe für prickelnde Weine? »Sie bereiten vielen Konsumenten mehr Spaß als Stillweine, unangefochten seit Jahren. Nirgendwo wird so viel getrunken von dem mousvor allem Frauen lieben Schaumwein«, sagt der Sektexperte sierenden Getränk mit den gut verträglichen Nebenwirkungen, die sich meist Walter Bischof, der dreiundvierzig Jahre lang bei der Sekt­ kellerei Henkell & Co. in Wiesbaden gearbeitet hat, zuletzt in Entspannung und Ausgelassenheit äußern. Deutschland gilt als der größte als Marketingdirektor. Schaumwein werde oft auch ver­bunden Schaumweinmarkt: Von den rund zwei Milliarden weltweit erzeugten Flaschen mit dem Versprechen auf exklusiven Genuss: »Ein erst­klassiger Sekt ist auch Ausdruck von Hedonismus, dahinter steht die Champagner, Sekt, Prosecco, Crémant oder Cava wird ungefähr ein Viertel in Haltung, sich etwas gönnen zu wollen und leisten zu können.« Deutschland getrunken. Das entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von gut vier So entwickelte sich hochwertiger Schaumwein zum Luxusgetränk der Reichen und Wohlhabenden, nachdem ein verLitern oder fünfeinhalb Flaschen pro Jahr. lässliches Verfahren entwickelt worden war, Wein nach der Méthode champenoise ein zweites Mal in der Flasche ver­ Von Rainer Schäfer gären zu lassen. Eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung dieses faszinierenden Getränks wird dem französischen Benediktiner­ mönch Dom Pérignon zugeschrieben: Der blinde Mönch soll im 17. Jahrhundert den Vin mousseux in der Abtei von

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Fotos: Rotkäppchen

­ autvillers in der Champagne erfunden und beim Ö H ­ ffnen der ersten gelungenen Flasche gerufen haben: »Brüder, kommt schnell, ich trinke Sterne!« Jenseits des Ärmel­kanals freilich wird hartnäckig eine andere Entstehungsgeschichte kolpor­ tiert: Es sei kein Franzose gewesen, der den Schaumwein erfunden habe, sondern ein Engländer. Der ­Londoner Arzt und Naturforscher Christopher Merret habe schon 1662 ­Sparkling Wine erzeugt, zwei Jahrzehnte vor Dom ­Pérignon. Die E ­ ngländer hantierten damals schon mit Glasflaschen, die dem Druck der Gärung standhalten konnten. Aber es sollte noch mehr als zwei Jahrhunderte dauern, bis 1894 in Geisenheim Reinzuchthefen präsentiert wurden, die eine Schaumwein­erzeugung in heutiger Form erst möglich m ­ achten. Lange ist es her, aber über Original und Nach­ahmung lässt sich trefflich diskutieren: »Es wird wohl in hundert Jahren noch d ­ arüber gestritten, wer Schaumwein zuerst erzeugt hat«, glaubt ­Walter Bischof. Gesichert dagegen ist, dass zunächst der Cham­pagner einen internationalen Triumphzug angetreten hat. Doch auch in Deutschland formierte sich eine um­triebige Sekt­industrie: Mitte des 19. Jahrhunderts trugen schon über v­ ierzig K ­ ellereien zum Sektboom bei. Auf der Weltausstellung von 1876 in Paris wurde ein deutscher Sekt überraschend mit der Gold­medaille ausgezeichnet und ließ die schon sieges­sicheren Champagner hinter sich. »Rheingold«, ein Riesling-Sekt aus dem Hause Söhnlein in Wiesbaden, wurde weltweit zum Begriff – wie auch »Henkell Trocken«, eine der ersten Marken; sie wurde 1898 in Deutschland amtlich geschützt und wuchs zum Exportschlager heran. »­Henkell Trocken wurde weltweit zum Gattungsbegriff für deutschen Sekt«, sagt ­Walter Bischof.

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as exquisite Image des deutschen Sekts begann sich im 20. Jahrhundert zu wandeln: Er sollte breiteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein, nicht nur der Hautevolee.

Die »Sozialisierung des Sektmarktes«, wie es Walter Bischof nennt, fand auch Ausdruck in der Erfindung des »Pikkolo« Mitte der dreißiger Jahre. Noch heute gilt die Miniflasche als Symbol für die kleinen und erschwinglichen Freuden, die allen zustehen. War Sekt lange Zeit nur zu besonderen Anlässen getrunken worden, so verlor er nun den Nimbus des Exklusiven und kam im Alltag der Deutschen an. Besonders als mit »Söhnlein Brillant« 1964 ein Sekt auf den Markt kam, der mit knapp fünf Mark nur die Hälfte kostete wie »­Rüttgers Club« oder »Carstens SC«, anderen damals beliebten Marken.

Lebenslust und Feierlaune: Rotkäppchen-Sekt ist mit gut dreißig Prozent Marktanteil der beliebteste Schaumwein im sektfreudigen Deutschland. Vor allem in den neuen Bundesländern ist seine Popularität unge­brochen. Foto: Rui Camilo

Mit prickelnden Muntermachern und ihren Rollen bei besonderen Anlässen kennt sich kaum einer so gut aus wie Walter Bischof, der ehemalige Marketingdirektor bei Henkell in Wiesbaden.

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Nummer Zwei am deutschen Markt ist der spanische Schaum­ wein­hersteller Freixenet. Das seidenmatte Glas der weißen Flasche für den Cava Método Tradicional wie der schwarzen für den Cordon Negro unter­ streicht den sinnlich-erotischen Nimbus der Marke.

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ber die eigentliche Erfolgsgeschichte ausländischer ­Marken auf dem deutschen Schaumweinmarkt fällt ­Freixenet zu, der bekanntesten und erfolgreichsten spanische Marke in Deutschland. Freixenet ist Marktführer für Cava, den spanischen Sekt, der durch Flaschengärung nach dem ­Método Tradicional hergestellt wird. 1984 debütierte F ­ reixenet auf dem deutschen Markt, rasch konnte sich der Cava mit dem schwer auszusprechenden Namen dort ­etablieren. Für ­Walter Bischof keine überraschende Entwicklung. Freixenet sei auch deshalb eine Erfolgsstory, weil man mit einer ungewöhnlichen Ausstrahlung die Abgrenzung zu vorhandenen ­Marken geschafft habe: »Freixenet setzt ganz bewusst auf Sinnlichkeit und Erotik, das ist ein Feld, das andere Schaumweine nicht belegt haben. Am wenigsten die deutschen Sekte.« Bis ­Freixenet nach Deutschland kam, wurde Schaumwein etwas steif und bieder präsentiert und beworben. Mit dem

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Fotos: Freixenet

Leidenschaft und Abenteuer: Die

seidenmatten Flaschendesign und erotischen Andeutungen in den Fernsehspots wollte Freixenet den Markt revolutionieren: Es sollte mehr sein als das mediterrane Lebensgefühl, das die italienischen Schäumer Spumante und Prosecco transportieren, Freixenet will für Tempe­rament, leidenschaftliche Gefühle und Abenteuer stehen. Er sollte die Deutschen lehren, dass es viele Anlässe gibt, um Cava zu trinken und sich lustvolle Auszeiten vom Alltag zu nehmen. Eine Strategie, die aufgegangen ist: Der Cava gehört zu den beliebtesten Schaumweinsorten in Deutschland, mit rund zehn Produzent Mark­tanteil hat Freixenet seine Position als Nummer Zwei stabilisiert. Marktführer aber ist die Sektkellerei Rotkäppchen-Mumm mit Sitz in Freyburg in Sachsen-Anhalt. ­Rotkäppchen war 2012 der beliebteste Sekt in Deutschland mit gut dreißig Prozent Marktanteil. Gerade in den neuen Bundesländern ist seine Popularität ungebrochen, schließlich galt ­Rotkäppchen als die bekannteste Sektmarke der ehemaligen DDR. »Schaumwein ist nicht nur lebensbejahend. Er ist auch ein Konjunktur­ barometer. Wenn es der Wirtschaft gut geht, wird auch viel Sekt getrunken«, sagt Walter Bischof und schaut optimistisch in die Zukunft der Schaumweinbranche. In den nächsten fünf Jahren werde sich der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland auf Auch das Wirtschaftswunder beflügelte Konsum und Genuss- viereinhalb Liter erhöhen, so lautet seine Prognose. Es sieht freude, man trank überwiegend trocken, bis die Deutschen ganz danach aus, als ob Deutschland noch auf längere Sicht die Alpen überquerten und Italien als Urlaubsland und Sehn- Schaumwein-Weltmeister bliebe.  > suchtsort entdeckten, mit bauchigen Chianti­flaschen im Bast­ mantel und Asti Spumante: Der erweiterte das Geschmacks­ spektrum des Schaumweins um süße Noten und vermittelte wie andere Proseccos mediterranes Lebensgefühl. Diese ­italienischen Schaumweine standen auch für das Verlangen nach Wärme und Momente des Ausbrechens aus einem Alltag ­voller Konventionen.


DAS

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NEW GENERATION

Die 111 besten deutschen Jungwinzer Pr채sentiert von

Stuart Pigott

Demn채chst im Handel


Vielfalt heisst

Mit Patrick ­Müller-Sarmiento, als Mitglied der Geschäfts­führung von real zuständig für den Food- wie den Nonfood-Bereich, ist die Supermarktkette dabei, sich neu zu erfinden. Von Rainer Schäfer Fotos Johannes Grau

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das Zauberwort

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uf dem Weg von Düsseldorf nach Wildau in Brandenburg ist Patrick Müller-­Sarmiento Group, eines der bedeutendsten Handelsam frühen Morgen auf dem Flughafen Berlin-Tegel gelandet; er will dem größten realunternehmen. Rund dreihundert WarenMarkt des Bundes­landes einen Besuch ab­statten. häuser betreibt real in Deutschland mit ins­ »Wir w ­ ollen nicht im Elfenbeinturm sitzen«, sagt der Vierzig­jährige, der seit 2012 Mitglied der gesamt acht­und­dreißig­tausend Mit­arbeitern. Geschäfts­führung ist. »Wir wollen rein in die Unter Didier Fleury, dem Vor­sitzenden Märkte, unsere Mitarbeiter sollen direkt erfahren, was unsere Gedanken sind.« der Geschäftsführung, wurde jetzt eine Die Supermarktkette real beschäftigt insgekunden­orientierte Neu­belebung in Angriff samt acht­unddreißigtausend Mitarbeiter in rund dreihundert ­Märkten bundesweit, da sei die ge­nommen. Im Geschäftsjahr 2012 wurden ­Kommunikation ein ganz wesent­liches Element – gut 8 Milliarden Euro erwirtschaftet. gerade wenn man so viele Veränderungen um­setzen

Real ist eine Tochter der Düsseldorfer Metro

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will wie die Geschäftsführung von real Deutschland, deren Vorsitzender Didier Fleury seit August 2012 ist.

Perfekte Inszenierung Die Startbedingungen hätten besser sein k­ önnen: Aber nicht zuletzt weil die neue Geschäftsleitung ein stimmiges K ­ onzept präsentierte und reichlich Entschlossenheit zeigte, ist auch die MetroGruppe inzwischen überzeugt davon, mit real eine Vertriebs­linie zu haben, die sich bislang unter Wert verkauft hat und gerade erst dabei ist, ihre Stärken auszu­spielen. Didier Fleury ist sich sicher, dass das SB-Warenhaus im Hinblick auf die Kunden­bedürfnisse in Deutschland äußerst

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erfolg­ver­sprechend für die Zukunft ist. »Das SB-­ Warenhaus ist das i­deale Format, um Food- wie Nonfood perfekt inszeniert unter einem Dach zu offerieren. Wir haben den Platz, um ein ­breites und modernes Sortiment anzubieten, und k­ önnen zudem so viele Produktinnovationen präsentieren, wie wir möchten.«. So viel Selbstbewusstsein überzeugte auch die Eigen­tümer. 500 Millionen Euro gab Metro der

Aber es geht um mehr als kosmetische Korrek­turen, es ist eine Erneuerung von Grund auf, real ist dabei, sich neu zu erfinden. Die SB-Warenhauskette hat auch unter Imageproblemen gelitten; die Maxime sei viel und billig, spöttelten die Kritiker, wenn die Kunden im ­bunten Allerlei die Orientierung zu verlieren drohten. Wer sich heute in den Märkten umschaut, erkennt die neue Handschrift, die schon nach

dazu­gewinnen k­ önnen.« Viele Verbraucher seien es satt, zu einem ­Discounter zu gehen, der nur ­tausend Artikel hat und immer das ­Gleiche an­bietet. Vielfalt, das bedeutet aber auch, die unterschiedlich ausgeprägten Wünsche der Kundschaft zu berücksichtigen, »die bei real einen guten Querschnitt der Gesellschaft abbildet«. Das Sortiment wird neben bewährten, preisgünstigen ­Marken auch im oberen Preissegment erweitert. »Ein Drittel

kurzer Zeit ihre Spuren hinter­lassen hat, wie etwa in Wildau: Dort wurde auf einer Gesamtfläche von zwölftausend Quadratmetern zuletzt auch das neue Obst- und Gemüsekonzept getestet, das 2014 in mehr als zweihundert Märkten umgesetzt werden soll. Gerade die Abteilungen mit Frischwaren sollen »mehr Marktcharakter erhalten«, erklärt Patrick Müller-Sarmiento. Real will weg vom sterilen Allerwelts-Dekor vieler Einkaufshallen. Klinker­ Mehr Marktcharakter optik und Landschaftsabbildungen sorgen für Patrick Müller-Sarmiento ist in einer schwierigen eine warme »Toskana-Atmosphäre«. Auf hand­ Mission angetreten. Zunächst war er verantwort- geschriebenen Schildern werden die Produkte lich für den Bereich Food, inzwischen wurde seine erklärt – warum eignet sich unter den unterschiedZuständigkeit erweitert um das Segment Non- lichen Apfelsorten die eine zum Ein­kochen, die food. Über die aktuelle Bewertung von real sind andere zum Backen und die dritte als Pausen­snack? sich selbst Kenner der Branche uneinig. Manche »Vielfalt« ist ein Substantiv, das der Manager häufig reden von einer notwendigen Sanierung, andere, ver­wendet: »Wir legen viel Wert auf Ultra-­Frische, weniger dramatisch, von einer Neuorientierung. damit haben wir alte Kunden zurück- und neue

­unserer ­Kunden ist bereit, mehr auszu­geben für Genuss- und Premium­artikel«, sagt Patrick Müller-­ Sarmiento. Inzwischen überrascht es niemanden mehr, irisches Rinder­filet oder von Hand geangelten Lachs aus Alaska im real-­Angebot zu finden.

Prachtvoller Auftritt: Inmitten der Weinwelt von real fühlt sich Patrick Müller-Sarmiento sichtlich wohl. Deren Angebot noch mehr aufzuwerten ist ihm ein Herzensanliegen.

neuen Geschäftsführung für die Modernisierung der Märkte an die Hand. Ein Teil davon musste »in die Basics investiert w ­ erden«, so Fleury, wie Parkplätze, Kompaktoren, Beschilderungen oder Einkaufs­wagen. »Da hatten wir Nachholbedarf, wir müssen den ­Kunden mehr ­Service bieten.« Gerade wenn man große Ziele erreichen will, darf man die Kleinigkeiten nicht über­sehen, und auch die Details müssen stimmen.

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Inspirierende Erlebniswelten »Es reicht aber nicht, nur möglichst viele ­Artikel anzubieten, wir wollen diese Artikel auch an ­Themen binden und erlebbar machen«, sagt Müller-­Sarmiento. Erntedankfest ist eines der Themen, oder Italien, das dann übergreifend den Food- und den Nonfood-Komplex umfasst: Schon im Eingangs­bereich werden dann viele ­italienische Marken zu sehen sein: Mode, CDs italienischer Musiker wie Eros Ramazzotti, auf Bild­schirmen werden Italo-Western gespielt. Im Food­bereich listet real dazu eigens drei neue italieni­sche Premium­marken ein, die hier erstmalig


DIE ERFOLGSGESCHICHTE AUS DEM RHEINGAU

DER RIESLING – REBSORTE MIT VIELEN FACETTEN Der Riesling ist die spannendste, weil vielseitigste Rebsorte der Welt. Rieslingweine werden von trocken über feinherb bis edelsüß ausgebaut und sind jung als auch gereift zu genießen. Der epochale Bildband behandelt das komplexe Thema Riesling am Beispiel des Spitzen­weinguts Robert Weil. Kein anderes deutsches Weingut hat in den vergangenen 20 Jahren basierend auf der Tradition solch eine beispielhafte Erfolgsgeschichte geschrieben. Begleiten Sie uns auf eine Entdeckungsreise in die internationale Weingeschichte … Erhältlich in deutsch oder englisch. € 49,90 (D)

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und exklusiv in Deutschland verkauft werden. Im Frischesektor werden Mozza­rella, Parmesan oder Tiramisu angeboten, in der Elektronikabteilung Kaffee-Maschinen. Und auch in den Weinregalen setzt real mit dem Lucente 2011, der bis zu zwölf Monate in hauptsächlich französischen Eichenfässern reift, und mit dem Villa Antinori Bianco Maßstäbe. Der passt mit seinen feinen und eleganten Aromen

wie man ein Unternehmen rational und effizient müssen gerade beim Wein unsere Kompetenz zeiführt. Viel Zeit für Experimente hatten er und gen«, fordert Patrick Müller-Sarmiento. seine Geschäfts­führungskollegen nicht. Aber ZauRegion im Fokus dern, das können andere besser als er. So traut er sich auch an Aufgaben, die auf den ersten Blick wie Ideen hat er viele. Die Metro-Gruppe hat signali­ die Quadratur des Kreises wirken. siert, dass die neue Geschäftsführung die not­ Mehr als zweitausend Artikel hat real im Preis wendige Zeit erhält, sie umzusetzen. Im kommengesenkt. »Wir wollen die Preisführerschaft bei den Jahr sollen die Umbaumaßnahmen bei real bestimmten Pro­dukten«, sagt Müller-Sarmiento. noch tiefer greifen; Ziel ist es, »die Zentralen w ­ eiter

Sinnvolle Ordnung: Wohlsortiert präsentieren sich zahllose Weinflaschen in langen Regalen und die kostbaren Champagner in einer Glasvitrine. Auch Edel-­Spirituosen wie der Glenmorangie Highland Single Malt haben in der Weinabteilung von real ihren Platz.

von ­Ananas und Pfirsich perfekt zur italienischen Küche. »Kaum ein anderes Handelsunternehmen hat so wie wir die Möglichkeit, auf unseren F ­ lächen diese Themen von A bis Z durchzuspielen und dabei möglichst viele Sinne anzusprechen«, sagt Patrick Müller-Sarmiento.

Günstiger werden und die ­Qualität erhöhen, das schaffe man nur durch die Optimierung der Abläufe. Aber Patrick Müller-Sarmiento ist mehr als ein kühler Controller, der in der Welt der Zahlen und Bilanzen aufgeht. Es ist seine sinnliche Seite, die aufblitzt, wenn er über Genuss redet und Herzensangelegenheit über Wein. Das Weinangebot bei real aufzuwerten, Der Halb-Kolumbianer profitiert davon, dass das ist ihm eine Herzensangelegenheit. Müller-­ er das Geschäft von der Pike auf gelernt hat. Im Sarmiento ist in einer Familie von Weinkennern ­Hamburger Kaffee-Großhandel lernte er die aufgewachsen, er hat im Rheingau studiert, die nachhaltigen Prinzipien und das Berufsethos des imposanten Riesling-­Hänge vor Augen. Da wunhansea­tischen Kaufmanns mit ausgeprägtem Ver- dert es nicht, dass real den Riesling G ­ elblack von antwortungsbewusstsein für das Unternehmen, Schloss Johannisberg für 15,99 Euro anbietet. Für aber auch für die Gesellschaft kennen. »Handel hat das Unternehmen ist das eine kleine Revolution, mich schon immer faszi­niert«, gerät er ins Schwär- lag doch der Durchschnittspreis einer Flasche Wein men. Bei der Unternehmens­beratung Roland Ber- in der Vergangenheit bei 2,50 Euro. In Zukunft ger, von der aus er im Frühjahr 2012 zu real stieß, wird man neben dem Landwein Le Filou für 2,29 hat Patrick Müller-Sarmiento aber auch gelernt, Euro auch hochwertige Markenweine fi ­ nden. »Wir

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zu entschlacken und stärker in den Regionen zu werden«. Dann können die Marktleiter vor Ort auf die Konkurrenz reagieren und zum Teil sogar die Preise lokal anpassen. Regio­nalität bedeutet aber auch, regionale Produkte verstärkt in den Vordergrund zu rücken, ob Äpfel, Kartoffeln oder Salat. Oder wie in Wildau die hausgemachten Pfefferbeißer, die frisch aus dem Räucherofen kommen. Auch in der Kommunikation will real neue Akzente setzen: Mit Werbeprospekten allein kommt man im 21. Jahrhundert nicht mehr weit. Aktionen und Angebote werden verstärkt online beworben, Kunden können Waren im Internet bestellen und im Markt abholen. Es sind viele Schritte, die real beim Umbau zum »Hypermarkt-Format« mit viel Erlebniswert zurücklegen muss. Patrick MüllerSarmiento lässt ­keinen Zweifel daran, wem das zugute k­ ommen soll: »Wir m ­ üssen in allererster Linie unsere ­Kunden glücklich machen.«  >


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Zu neuem Leben erwacht

Müller-Thurgau Der Geschmack von Heimat

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ie Faszination des Weins besteht in seiner Vielfalt. Alle Welt spricht von der Handvoll Premiers Crus aus dem Bordelais, die sie meist nur vom Hörensagen kennt, während weltweit Millio­nen Hektoliter oft mediokerster Bordeaux-­ Weinchen an den Mann und die Frau gebracht ­werden. Dabei wird übersehen, dass in Deutschlands Weinregionen häufig viel geschmackvollere Weine entstehen – zu günstigeren Preisen, aber leider unterschätzt, wenn nicht gar ignoriert. Zur ­Kultur des Weins gehört seine Verankerung in einer Region mit ihrer alltäglichen Lebenskultur. Zu diesen Weinen haben die Menschen im Lauf der Zeit eine selbstverständliche Liebe entwickelt. Mit ihnen wird gefeiert und getrauert, werden ­Kinder getauft und Freundschaften besiegelt, sie werden auf Hochzeiten und Totenfeiern getrunken. Sie begleiten Anfang und Ende eines Lebens, Freude und Schmerz. Weine wie etwa der Gamay aus dem Granit­ gebirge des oberen Beaujolais, der Gutedel aus dem alemannischen Markgräferland oder der MüllerThurgau in Süddeutschland, den man in den kühleren Anbaugebieten Frankens und Badens vorfindet, verkörpern das Lebensgefühl ihrer Region. Hier werden sie getrunken und geschätzt, gehören zum Schoppen, zur alltäglichen Vesper. Die

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Wahrheit ist, dass das Einfache nicht simpel, das Komplexe nicht kompliziert und das Gute nicht fern sein muss. Die etwa einhundert Jahre alte Rebsorte Müller-­ Thurgau ist noch ein Kind des 19. Jahrhunderts. Die ersten Züchtungsversuche an der Königlich Preußischen Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim werden auf die 1870er Jahre datiert. Sie gehen auf die Züchtungen des Schweizer Botanikers und Önologen Hermann Müller (1850 bis 1927) zurück, gebürtig in der Ortschaft Täger­wilen im Kanton Thurgau. Das Bedürfnis nach dieser neuartigen Rebe entstand in einer Zeit, in der sich der Weinbau in größter Not befand und es schien, als machten alle irdischen Übel – Reblaus, Rebkrankheiten, ertrags­schwache Rebpflanzen und kalte Jahrgänge – dem Wein wirtschaftlich, weinbaulich und klimatisch den Garaus. Ein großer Teil der deutschen Winzerschaft lebte in Armut und tauschte oft nur zu gern den Weinberg gegen einen Arbeitsplatz in einer der zahlreichen modernen Fabriken ein. Reb­züchter wie Hermann Müller und Georg Scheu (1879 bis 1949) verliehen dem Weinbau wieder ein wirtschaftliches Fundament, da sie Reben züchteten, die auch in schwierigen, kalten Jahrgängen reif wurden und stabile Erträge lieferten. Dass ein Teil des deutschen Weinbaus nach

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dem Zweiten Weltkrieg Maß und Mitte verlor und mit der Massen­produktion auch sein Niveau, kann man den Neuzüchtungen Scheurebe oder Müller-­ Thurgau kaum anlasten. Der Winzer bestimmt, wie er die Rebe erzieht und welche Qualität sie hervorbringt. Dass man auch aus den Trauben stark­wüchsiger und frühreifer Reben besondere Weine erzeugen kann, ist kein Geheimnis. Zwei natürliche Bedingungen sind hierzu erforderlich: karger Boden und kühles Klima – beides dämpft die Wüchsigkeit. Die Rebe soll klein bleiben, nicht ihre ganze Kraft in hemmungsloses Wuchern und unend­liche Verzweigungen stecken, sondern in die Trauben, die umso substanzieller werden, je geringer ihre Anzahl ist. Aber auch hier – und das beweisen etwa die Weine des Markgrafen von Baden – geht es darum, Angemessenheit zu wahren: Nicht die konzentrierteste Müller-Thurgau-Traube liefert den feinsten Wein, sondern die mit einer wohlproportionierten Mischung aus Intensität, ­Frische und Leichtigkeit, die ihn elegant, vielschichtig und säurefrisch interpretiert.

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ine Rebe, die in ihrem Wesen und S ­ chicksal dem weißen Müller-Thurgau ähnelt, ist der rote Gamay, der in den sandigen ­Niede­rungen des


Müller-Thurgau ist der Grenzgänger unter den weißen Reben, eine Sorte, die lange Zeit missachtet, missbilligt und missbraucht wurde. Größe und Anmut zeigte sie in einer großen Probe, die Fine Das Wein­magazin jüngst auf Schloss Salem am Bodensee veranstaltet hat. Sie verkörpert regio­nales Lebensgefühl und ist zugleich eine Heraus­forderung für die deutsche Winzer­avantgarde. Das Weingut Markgraf von Baden hat das Potential des Müller-­Thurgau von Anfang an erkannt und weiterentwickelt. Hier gibt Bernhard Prinz von Baden bis heute den Weinen wichtige Impulse für die Stilistik der Rebsorte. Von Till Ehrlich Fotos Johannes Grau

Bas-Beaujolais sein Wuchern ungehemmt ent­faltet, was, wenn es auf die Gier eines ­Winzers trifft, zu einer profanen Konstellation gerinnt. Aber in der Höhenluft des nördlichen Haut-­Beaujolais wird das Wachstum des Gamay ge­zügelt. Dort oben, im rauen, bis zu sechs­hundert Meter hohen Granit­ gebirge, reift er auf kargen Böden zu konzen­ trierten Weinen mit Potential und Haltbarkeit heran. F ­ reilich ist sein Ruhm im Vergleich zu ­seinen Quali­täten viel zu gering, das verdirbt ihm das hemmungslose Wuchern im unteren ­Beaujolais. So verhält es sich auch mit dem freundlichen Gutedel im südbadischen Markgräflerland, einer der am meisten unterschätzten regionalen Wein­ spezialitäten Deutschlands – und ganz besonders mit dem Müller-Thurgau. Nachdem der Ruf des Müller-Thurgau in den neunziger Jahren gründlich ruiniert war und ­manche Winzer noch den letzten Tropfen aus ihm herausgepresst hatten, war guter Rat teuer. Von ­vielen Verbrauchern wurde er mit »­schlechtem deutschen Wein« und »Zuckerwasser« aus der Literflasche gleichgesetzt. Die Lage war so d ­ esolat, dass selbst ein neuer Name auf dem ­Etikett, »­Rivaner«, kein besseres Image brachte. Lang­ wierige Basisarbeit führte schließlich zur Wende: der Wein erneuerte sich ab Mitte der 1990er Jahre

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in der Stille, an den klimatischen Grenzen des Weinbaus. Die ­Pioniere kamen aus Franken und Baden, aber auch aus S ­ achsen oder von Saale und Unstrut und entwickelten ein neues Geschmacksbild. Im kühlen Klima, das den Müller-Thurgau langsamer reifen lässt, pflanzten sie ihn in gute Lagen mit kargen komplexen Böden. Denn seine höchste Quali­tät zeigt er dort, wo Klassiker wie Riesling und B ­ urgunder klimatisch versagen.

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us dem einstigen Massenträger wurde ein vinophiles Icon der deutschen Winzer­avantgarde – ein Geheimtipp für Insider. ­Winzer und Weingüter, die als Wegbereiter diese Erneuerung vorantrieben, sind in Baden Martin ­Waßmer und Bernhard Huber und das Weingut ­Markgraf von Baden. In ­Franken engagieren sich seit Mitte der neunziger Jahre sechzehn Winzer im Winzerbund »Frank & Frei« für eine ganz neue Geschmacks­stilistik des MüllerThurgau. Weiter sind in F ­ ranken zu nennen Horst Sauer und Paul Fürst sowie die Weingüter ­Castell, Bürger- und Juliusspital. Doch auch an der klimatischen Grenze des fränkischen Weinbaus im Tauber­tal trieb eine junge Winzergeneration die stilistische und qualitative Neu­definition voran, die etwa von Winzer Christian Stahl repräsentiert wird. Zudem bringt Müller-Thurgau an den ­Hängen der

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Dolomiten in Südtirol oder in den Höhenlagen des Trentino erstklassige Bergweine hervor, die in Steillagen bis zu eintausend Metern Höhe gedeihen und wegen ihrer köstlichen A ­ romatik und gletscher­ frischen Art in Italien als regionale Spezialitäten sehr geschätzt werden. Eine ganz eigene Rolle spielt der Wein aus der verkannten Rebsorte auch am Bodensee, wo er den schönen Namen »Seewein« trägt. Die aus­ gleichende Kühle des knapp vierhundert Meter hoch gelegenen Schwäbischen Meeres und seine wohltemperierte Wärme geben dem Müller-­ Thurgau, was er braucht, um kultivierte Feinheit auszubilden. Schon 1924 sollen die ersten Rebpflanzen nachts in einem Boot aus der Schweiz ans deutsche Ufer gerudert worden sein – wo sie willkommen waren.

Das Haus Baden gehörte zum Hochadel und bis 1918 zu den regierenden Häusern. Nach dem Wegfall der Steuereinnahmen musste die Familie ihren Besitz von heute auf morgen in sich selbst tragende Wirtschaftsunternehmen umwandeln. Das große Erbe, die vier Schlösser, wurde nun zum ­Menetekel, da diese Gebäude zur Administration und Repräsentation gedient hatten und nun nicht mehr gebraucht wurden. Man versuchte, sie für kultu­ relle und museale Zwecke zu nutzen, was jedoch aus den Einnahmen der eigenen Unter­nehmen für Forstwirtschaft und Weinbau nur schwer zu unterhalten war. Als Bernhard Prinz von Baden, ge­boren 1970, Mitte der neunziger Jahre von der Familie gerufen wurde, um die Unternehmen zu sanieren und somit zu erhalten, waren harte Einschnitte nötig. »Manchmal muss man sich von einem Teil trennen, um das Ganze bewahren zu können«, sagt er Visionär Prinz Maximilian von Baden er rück­blickend. So verkaufte er das Neue Schloss (1867 bis 1929) förderte den Anbau der in Baden-Baden, Schloss Eberstein bei Gernsbach neuen, vielverheißenden Rebe am Bodensee, um und 2009 einen Teil von Schloss Salem an das Land damit dem wirtschaftlichen Niedergang des Wein- Baden-Württemberg. Lediglich die Burg Staufenbaus in der Region etwas entgegenzusetzen. Prinz berg im Schwarzwald ist mit dem Weingut vollMaximilian, der letzte Reichskanzler des 1918 ständig im Besitz der Familie geblieben. untergegangen Kaiserreiches, war auch der GrünAls Prinz Bernhard die Führung der Familien­ der der heute weltberühmten Privatschule mit unternehmen 1998 übernahm, musste er seine Internat Salem, weil er in der unsicheren Zeit nach Universitätsstudien abbrechen. Als Firmen­leiter dem Ersten Weltkrieg ein Zeichen der Hoffnung war er erfolgreich. Ein Glanzstück des H ­ auses ist für junge Menschen setzen wollte. das florierende Weingut, das mit seinen ins­gesamt

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Im romantischen Schlosspark Salem war zur Verkostung festlich gedeckt. Die Versuchs­anordnung war streng, die Stimmung der Gäste freilich, Wein­experten sie alle, sommer­lich heiter.

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einhundertfünfunddreißig Hektar das größte ­ rivate in Baden ist; hundertzehn ­Hektar machen p die Lagen am Bodensee aus. Das Haus Baden ist zum visionären Wegbereiter f­einer Weine ge­worden. Die Familie setzt neben Spät­burgunder ganz auf Müller-Thurgau: mehr als zwanzig Prozent der Rebflächen sind dieser Sorte vor­behalten. Die Renaissance des Müller-­Thurgau in der Region hat wesentliche stilistische Impulse von diesem Weingut erfahren, Eleganz und Finesse. Die Geschäftsführung des Weinguts hat Prinz Bernhard in die Hände seines jüngeren Bruders Prinz Michael, geboren 1976, gelegt, der es zusammen mit Volker Faust erfolgreich leitet; seit 2012 ist es Mitglied des Verbandes deutscher Prädikatsweingüter (VDP). Die Geschichte der Markgrafen von Baden reicht ins 12. Jahrhundert zurück und ist eng mit der Kultur des Weinbaus verwoben. Auf Markgraf Christoph von Baden geht eines der ersten Weingesetze zurück, das er im Jahr 1495 erließ, um die Reinheit des Weins vor Fälschungen zu bewahren. Die Familie verfügt über erstklassige Lagen in Baden: seit 1693 über die Lagen von Schloss Staufen­berg in der Ortenau und seit 1802 über die des einstigen Klosters Salem am Bodensee.

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m alten Schlosspark von Schloss Salem fand die große Müller-Thurgau-Probe von Fine statt. Die Müller-Thurgau-Reben der Familie M ­ arkgraf von Baden, der auch der Park gehört, wachsen ganz in der Nähe. Man saß an einer ­langen Tafel neben dem barocken Badehaus, direkt am Ufer des Bodensees unter schattenspendenden L ­ inden, gepflanzt zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als das Anwesen von den Zisterziensern des Klosters Salem an das Haus Baden überging. In der unaufgeregten Festlichkeit, mit der Bernhard Prinz von Baden und sein Bruder Michael Prinz von Baden die Weinprobe arrangiert hatten, manifestierte sich eine Atmosphäre und Geschmackssicherheit, in der sich die Schönheit von Vergänglichkeit und Gegenwärtigkeit wiederfand. Der Verwalter des Weinguts, Volker Faust, erwähnte wieder jene Nacht vor knapp neunzig Jahren, als alles begann. Und Prinz Bernhard brachte in seiner Begrüßung seine Verbundenheit mit dem »Seewein« zum Ausdruck: »Dieser Wein gehört zu dieser Landschaft, zum Bodensee, und wir wollen ihn des­wegen heute hier genießen, um ihn zu verstehen.« Ihn zu verstehen bedeutet auch zu akzeptieren, dass der Müller-Thurgau in unterschiedlichen Stilis­tiken überzeugen kann, ohne die eine gegen die andere auszuspielen. Bei der FineProbe er­gaben dreiunddreißig Weine aus verschiedenen deutschen Weinbaugebieten ein viel­ fältiges Bild. So brillierten die letzten Jahrgänge der Wein­güter Bürgerspital und Juliusspital in


Hangauf, hangab gedeiht um Schloss Salem prachtvoll mit dem Spät­ burgunder auch der Müller-Thurgau.

Franken mit ihrer feingliedrigen, druckvollen Art, die Intensität und Dichte spielerisch verbindet. Dagegen ­standen radikale Interpretationen, etwa in B ­ arriques zu komplexen, tiefen Weinen ausgebaute Müller-­Thurgaus, deren geschmackliche Wucht immer auch von einem säure­frischen Hauch belebt wird, was sie unter den weißen Barrique­ weinen zu ­kleinen Kostbarkeiten macht. Hierfür ­stehen exemplarisch die Weine von Horst Sauer aus ­Franken, der Georg Müller Stiftung aus dem Rheingau oder dem Weingut Parfum der Erde aus Württemberg sowie Bernhard Huber aus Baden. Besonders Letzterer lotet die geschmack­ lichen Dimensionen des Müller-Thurgau bis an die ­Grenzen aus, indem er ihn mit Intensität und lebendiger Fülle, sogar mit dem Duft von Rosen­ blüten hervorbringt. Diese Anmut zeigt sich auch in dem ganz anderen Reichtum der Müller-­ Thurgau-Interpretation von Paul Fürst, der die Traube auf eine festere, sehr reintönige Art auslegt. In ihr kann man köstliche Aromen ebenso ent­decken wie schwerelose Leichtigkeit. Auch der junge ­Winzer Christian Stahl aus dem Taubertal hat

eine unkonventionelle, kristallklare Form gefunden, die fruchtige, druckvolle Intensität mit mineralischen Nuancen zu beleben weiß.

all den Jahrzehnten ihren geschmacklichen Reichtum und anmutigen Ausdruck bewahrt hatten, auch die 1993er und 1994er standen fest auf dem Sockel. Paul Fürst brachte es auf den Punkt, als er sich über u den großen Überraschungen der Probe den 1971er Müller-­Thurgau C ­ asteller Bausch vom gehörte die Stilistik, die das Weingut Mark- Fürstlich Castell’schen Domänenamt in Franken graf von Baden unter Führung der jungen Prinzen beugte: »Der ist so edel, das könnte Riesling sein.« entwickelt hat. Mit großer Eleganz und Leichtigkeit, in der sich unglaublicher Schliff zeigt, präenn deutsche Winzer schon 1929, nur sentierte sich ihr Müller-Thurgau wie ein Tanz an wenige Jahre nach Einführung des Müllerder Oberfläche, in dem Tiefe mitschwingt. Trotz Thurgau, so meisterlich mit ihm um­gehen konnaller Leichtigkeit sind es eben keine Leicht­gewichte, ten, und wenn man bedenkt, dass sogar in den viel ­sondern seriöse, faszinierende Gewächse, die einen gescholtenen siebziger Jahren, als die Massen­weine der Verkoster zu dem Satz hinreißen ließ: »So ein aus Müller-Thurgau Hochkonjunktur ­hatten, groß­ Müller-Thurgau hat für mich dieselbe Freude und artige Weine erzeugt wurden – dann kann man dieselbe Daseinsberechtigung wie ein Pétrus.« sagen, es hat von Anbeginn auch große MüllerDoch die eigentliche Nagelprobe waren die Thurgau-Weine gegeben, auch wenn die Weingereiften Weine. Sie sprachen in solcher Weise für welt kaum davon Notiz nahm. Vorurteile zu hinter­ sich, die jede Diskussion um Barrique und Leichtig­ fragen ist immer sinnvoll. Wie viele bedeutende keit verstummen ließ, vielleicht auch aus Beschä- Winzer hat auch Bernhard Huber dies längst getan: mung darüber, dass diese Sorte derart verkannt Er hat den Müller-Thurgau, nachdem er ihn in worden war. Denn nicht nur der 1929er, der 1971er jungen Jahren herausgerissen hatte, wieder neu oder der 1976er waren Wein-Monumente, die in gepflanzt. >

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Alternativen nicht nur für Abstinenzler Über die erstaunlichen Eigenschaften alkoholfreier Essensbegleiter Von Bernd Fritz Foto Guido Bittner

Wenn vor – sagen wir – fünf Jahrzehnten von einem Essensbegleiter die Rede war, handelte es sich für gewöhnlich um einen Herrn, der einer Dame beim Essengehen Gesellschaft leistete, da diese sich schlechterdings nicht allein in ein Lokal setzen konnte. Damals jedenfalls, denn die Ärmste wäre unweigerlich als leichtlebig resp. leicht zu haben klassifiziert worden.

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ewiss speist der Mensch, gleich ob männlichen oder weiblichen Geschlechts, auch heute gern in Begleitung, doch wird das Abstraktum seit einigen Jahrzehnten auch mit einem sehr anderen Inhalt gefüllt. Gemeint war und ist ein Wein, dem es zum Alleingetrunkenwerden an Größe gebricht, der aber vorzüglich zum Essen passen kann. So etwa der lange Zeit schwerverkäufliche rheinhessische Silvaner, bis er unter dem nüchternen Label »RS« als schlanker Essensbegleiter vermarktet wurde. Inzwischen hat sich des Begleiterbegriffs vom Bier bis zum Mineralwasser so gut wie alles bemächtigt, was auf den Getränke­karten verzeichnet ist, abgesehen vom Kaffee und den Spirituosen. Mit der Folge, dass – aus Gründen der Übersichtlichkeit – die Einteilung in zwei Kategorien tunlich wurde: in alkoholische und nichtalkoholische Essens­begleiter. Letzteren wollen wir uns im Weiteren widmen, unter besonderer Berücksichtigung zweier Vertreter, denen zu Wein und

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Bier eine hinreichende Wesensverwandtschaft eignet. Es sind dies die relativ jungen und absolut erfolgreichen Erfrischungsgetränke Bionade und Kombucha. Die beiden nämlich sind ebenfalls Gärprodukte, im Gegensatz zu Eistee oder Limonaden. (Wobei ein Bitter Lemon in Begleitung von Spaghetti Bolognese durchaus sensorische Qualitäten besitzt, desgleichen eine Voll-Cola zu Schnitzel Bolognese.) Wie Bier und Champagner verfügen die Gär-Limonaden über selbsterzeugte Kohlensäure, und die Nähe zum Gerstensaft wird nicht zuletzt durch die Tat­sache be­stätigt, dass der Schöpfer der Bionade von Beruf Braumeister, ja, sogar Brauereibesitzer ist. Dieter Leipold heißt er, und Ende der achtziger Jahre begann ihn der Gedanke umzutreiben, in seinem Betrieb, der Privatbrauerei Peter in Ostheim (Rhön), ein brausendes Getränk für Kinder zu schaffen. Kein »Kinderbier« allerdings, unter welchem Namen Malzbier schon lange in Holland firmierte, und auch kein so


genanntes alkoholfreies Bier. Sondern eine Limonade, die abstinenzler­gerechte Produkte wie Fruchtsäuren macht. Insauf der Basis von Gerstenmalz nach einer Art Reinheitsgebot besondere die Gluconsäure, die, wenn nicht den Weinfreunherzustellen wäre – im Unterschied zu den üblichen wasser­ den so doch den Chemikern, als einer der Inhaltsstoffe des haltigen ­Mixturen aus viel Zucker, künstlichen Aromen, Farb- Weins bekannt ist und auch im Honig vorkommt. Das zuckerund Konservierungsstoffen sowie zugesetzter Kohlensäure. arme »Kinderbier« resp. der nichtalkoholische Durstlöscher und Essensbegleiter war geboren. Nach und nach wurde och wie sollte eigene Kohlensäure entstehen, ohne dass ­Bionade in verschiedenen Geschmacksvarianten präsentiert, bei der Gärung die dafür zuständigen Hefen ein Gut- und der Jahresausstoß der vormaligen Kleinbrauerei wuchs teil des Malzzuckers unvermeidlich auch noch in Alkohol seit dem Markteintritt 1995 von fast Null auf eine knappe verwandelt hätten? Diesen anschließend durch physikalische Million Hektoliter. Tricks wie die Umkehrosmose hinauskomplimentieren, wie Und was schmeckt nun zu so einer Trendlimonade? Der beim alkoholfreien Bier? Das kam nicht in Frage. Die Ant- Hersteller selbst gibt keine Empfehlungen, er lässt empfehlen. wort fand Leipold bei Experimenten mit – welch passender Zum Beispiel durch das Wiener Gourmetmagazin Falstaff, das Zufall – der Bionade-Cousine Kombucha. In dem so genann- in diesem Frühjahr siebzehn Nichtalkoholika auf ihre Begleitten Kombucha-»Pilz« (dazu später Näheres) entdeckte er tauglichkeit prüfte. Fisch, Huhn, Pasta, asiatische Gerichte, neben den diversen Hefezellen einen weiteren Einzeller, auch Salat und kalte Platten wurden genannt, die obere des Namens Gluconobacter oxydans, der aus dem Zucker Kulinarik-­Etage (Trüffeln, Stopfleber, Rinderfilet, Rehrücken,

Foto: Bionade GmbH

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Auf Erfolgskurs: Im Gär­prozess der Bionade entsteht Fruchtsäure statt Alkohol. In ihren diversen Geschmacksvarianten passt sie zu vielen Speisen.

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Im Siegeszug: Um Kombucha herzustellen, braucht der Fermentiermeister Tee, Zucker, Hefezellen, Essig­ bakterien und ein sicheres Gespür für den richtigen Moment. Dann nimmt es das immer beliebter werdende Gärgetränk sogar mit einem Löffelchen Störrogen auf.

Störrogen, Hummer et al.) freilich blieb den Bionaden ­dieser Welt verwehrt. Immerhin belegte die ­Variante »Bionade ­Kräuter« Platz Zwei in den promillefreien Falstaff-Top-Ten.

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sondern auch das Geschmacksoptimum erreicht und sichert. Was wunders, dass selbst Weinexperten wie Masters of Wine und Spitzensommeliers vom »Facettenreichtum an Aromen« schwärmen und Forscher der Technischen Universität Graz dem Carpe-Diem-Kombucha eine mit großen Gewächsen vergleichbare Vielfalt an Aromenverbindungen attestieren. Das Ergebnis der Falstaff-Blindverkostung geht somit vollständig in Ordnung. Ja, die dem Team angehörenden Winzer gingen gar so weit, die Kombucha-Variante Cranberry wegen ihres »markanten Tanningehalts« als Rindfleischbegleiter zu empfehlen. Nicht gerade zum Filet vom Kobe-Rind, aber ein gut gesottener Tafelspitz hätte gegen die »beerige Aromatik, leicht bitteren Anklänge bei schöner Länge« bestimmt nichts einzuwenden.

larer Sieger war Kombucha, nicht selbstgemacht von der Redaktion, sondern verkostet aus selbst­geöffneten ­Flaschen von Carpe Diem. Die Getränkefirma aus dem Salzburger Land, eine hundertprozentige Tochter des Red-Bullür diejenigen aber, denen das alles nicht ganz geheuer Konzerns, lässt das fermentierte Teegetränk von einem Fruchtist und die sich, aus welchen Gründen immer, bei der safthersteller in Vorarlberg brauen, der international tätigen ein und andern Mahlzeit für eine Weinpause entscheiden, Mosterei Rauch. Die Idee, das Jahrtausende alte ­asiatische sei zum Schluss eine kulinarische Variante mit dem schlichElixir in großem Stil zu produzieren, entstand bald nach dem testen aller alkoholfreien Essensbegleiter notiert. Friedrich Markteintritt der Bionaden und zwar im Kopf von keinem N ­ ietzsche schrieb sie Epikur zu, dem Philosophen der Genuss­ Geringeren als Dietrich Mateschitz, dem legendären ­Schöpfer fähigkeit im Einfachen: ein paar frische Feigen und etwas Käse der Marke Red Bull. Schon der flügelverleihende Energie- in Begleitung von guten Freunden und einem Becher selbstTrunk stammte aus Asien, wo er unter dem Namen Krating geschöpften Quellwassers. > Daeng (thailändisch für roter Stier) in vorwiegend einheimische Kehlen floss. So war es nicht überraschend, dass man in Österreich auch den chinesischen Kombucha-»Pilz« für die Massenproduktion samt Weltmarkt fit machte. Denn mit dem Kombucha-Selbermachen ist es so eine Sache. Der so genannte Pilz, eine Art Gallerte in Krapfenform, besteht aus Hefezellen und Essigbakterien, die eine einträgliche Lebensgemeinschaft bilden und sich in reichlich gezuckertem Tee gärend vermehren. Dieser Vorgang kann mitunter stark appetitzügelnde Formen annehmen: Überall zögen »schwarz-braune Fäden aus dem Pilz«, berichtet ein Spiegel-Redakteur vom Selbstversuch, und am Ende sähe die anfangs saubere Gallertesemmel aus »wie Nachgeburt«. Bei der gewerblichen Herstellung ist daher ein Maß an H ­ ygiene und Präzision erforderlich, das zwingend nach Professio­ nalität ruft. Diese besitzt der Fermentiermeister, der durch Nase und Erfahrung, wie ein guter Önologe, die Gärung im richtigen Moment abbricht und so nicht nur die Essigbildung vermeidet,

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Fotos: Carpe Diem

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Foto: Manuel Debus für Tre Torri © 2013 sixx www.sixx.de, Lizenz durch ProSiebenSat.1 Licensing GmbH, www.prosiebensat1licensing.com

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Die Tradition lebt in der Gegenwart weiter 4)HENNESSY)FINE)DE)COGNAC)$ Von Uwe Kauss

as weite, ein wenig hügelige Cognac-Gebiet im Südwesten Frankreichs erstreckt sich nördlich der Stadt Bordeaux nahe der Gironde bis etwa achtzig Kilometer von der Atlantikküste entfernt ins Departement Charente-Maritime, in einen Teil der Charente und in einige Gemeinden der Departements Dordogne und Deux-­ Sèvres. Die Ugni-Blanc-Reben – die hier übrigens den Namen Saint-Emilion tragen – wachsen im kühl-maritimen Klima auf fünfundsiebzig­tausend ­Hektar kalk- und kreidehaltiger Böden. Das Herz der Region ist ein Städtchen mit trutzigem Schloss, mittelalterlichen Gassen, Häusern und Kirchen. Knapp zwanzig­tausend Menschen leben hier. Die kleine Stadt Cognac gab dem eleganten Digestif Die Rebsorte Trebbiano ist eine Fußnote in der Weingeschichte. Aus ihr entstehen keine seinen großen Namen. In prachtvollen Schlössern und Landhäusern sind hier die weltweit be­kannten großen Weine; sie sind günstig, schlicht, schnell getrunken und ­werden meist nur zum Erzeuger zuhause, etwa Rémy Martin, Prunier, Verschnitt verwendet. In Italien wurde die Weißweinsorte f­ rüher etwa dem traditionell Courvoisier und Martell. Der bis heute größte und erfolgreichste unter ihnen ist ­Hennessy. Fünfzig erzeugten Chianti zugefügt, doch seit 2006 ist das untersagt. Auch der welt­berühmte Millionen Flaschen füllt das Unternehmen jährAceto balsamico tradizionale di Modena entstammt einem Grundwein, der aus ­Trebbiano lich, das ist fast die Hälfte der gesamten Cognac-­ Produktion. Doch Massenware ist der Hennessyerzeugt wird. Für diese Sorte gibt es viele Dutzend phantasie­volle Namensvarianten, etwa Cognac nie gewesen: Seine Top-­Erzeugnisse sind Clairette d’Afrique, White ­Hermitage oder Cadillac. In Frankreich heißt sie Ugni blanc; gesucht, rar und teuer. Der H ­ ennessy Ellipse wurde für knapp 8.000 Euro verkauft, der Beauté damit ist dort mit dreiundachtzigtausend Hektar eine gewaltige Fläche bestockt. Zum du Siècle, eine auf hundert ­Flaschen limitierte Vergleich: Die gesamte Rebfläche Deutschlands beträgt rund hunderttausend Hektar. Auflage, erzielte einen Flaschen­preis von rund 200.000 Dollar. ­Seinen größten Erfolg erzielt der leichte, säurebetonte und trockne Trebbiano in einem Davon abgesehen hat es der Cognac seit der edlen und urfranzösischen Erzeugnis: dem Cognac. Jahrtausendwende nicht leicht. Im Zeitalter von Internet, iPhone und Globalisierung gilt der von 40

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Foto: Hennessy (Leif Carlsson, Olivier Colairo)

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dunklen, rauchigen Aromen geprägte Weinbrand als althergebracht, als Genussmittel für ältere Herrschaften am Kamin, das ein bisschen zu ge­diegen daherkommt. Hennessy hat dieses Image­problem, anders als viele andere Häuser, erkannt und ­seinen Cognac ins Heute geführt: Der 2002 geschaffene und 2011 zart modifizierte Fine de C ­ ognac wird nicht nur in einer eleganten Flasche in modernem Design präsentiert. Mit s­ einer seidi­ gen ­Textur, den fruchtigen Aromen nach Zimt, ­Blumen, Apfel­sinen­bäumen, Zitrusfrüchten und kandierten Manda­rinen ist er zwar ein klassischer C ­ ognac – aber einer, dessen Duft und viel­ schichtiges Aromen­spiel auch junge und urbane Genießer schätzen. Cognac und Live-Stream sind für Hennessy keine Gegensätze mehr. Die Tradition lebt schließlich nur in der Gegenwart weiter. Der Cognac ist fester Bestandteil der französischen Kultur, obwohl achtundneunzig Prozent der Flaschen ins Ausland, vor allem in die Vereinigten Staaten, nach Großbritannien, Russland und Südostasien, exportiert werden. Nur zwei Prozent bleiben im Land. Auch die Wurzeln des Unternehmens liegen nicht in Frankreich. Sondern in Irland. Der irische Offizier Richard ­Hennessy, nach dem britisch-­französischen Krieg in Frankreich geblieben, gründete 1765 im Städtchen ­Cognac ein Handels­kontor für den dort produzierten Eaude-Vie, für den es in Großbritannien eine riesige Nachfrage gab. Sein Sohn James Hennessy begann schließlich mit der Destillation. Dieser zunächst klare Weinbrand wird noch heute wie damals aus etwa achtprozentigem Wein hergestellt. Er entsteht in traditionellen, mit offenem Feuer beheizten Kupferkesseln, die im 18. Jahrhundert aus holländischer Herstellung stammten. Von den Niederländern übernahm man in der Region Cognac auch das heute vorgeschriebene Verfahren der doppelten Destillation. Nach dem ersten Brennvorgang entsteht der »Brouillis« mit etwa dreißig Prozent Alkohol. Nach der zweiten Destillation tropft Eaude-Vie mit maximal zweiundsiebzig Prozent Alkohol aus dem Kesselablauf in die Eichenholzfässer. Das Brennen mit der traditionellen Technik ist ein komplexer Vorgang, der neun bis dreizehn Stunden dauert und schwer zu beherrschen ist. Jedes Detail, jedes Zehntel Grad beim Erhitzen und Abkühlen ist entscheidend. Denn je feiner die prägenden Aromen der verschiedenen Eaux-de-Vie herausgearbeitet werden, umso zarter und distinguierter sind sie nach den Jahren der Fassreife, die dem Cognac seine charakteristische Farbe, die Textur und den Geschmack verleihen. Doch erst die streng geheim gehaltene Assemblage der Eaux-de-Vie aus verschiedenen Regionen und aus unterschiedlich lange gelagerten Fässern verleiht dem Cognac den Charakter eines Hauses.

Tronçais. Fillioux nutzt für den Fine de Cognac keine neuen Barriques, sondern nur zweit- und drittbelegte Fässer, um besonders zarte, feine Eichennoten und weiche Gerbstoffe zu erhalten. So entsteht die für ihn perfekte Cuvée des fruchtigdelikaten, sanften und filigranen Fine de Cognac. Yann Fillioux führt mit seiner Arbeit nicht nur die Tradition des Hennessy-Cognac w ­ eiter,

Handelssperre im Jahr 1807, die Reblauskrise am Ende des 19. Jahrhunderts, die sämtliche Weinberge des Cognac sterben ließ, sowie die beiden Weltkriege. Die aktuellen Börsen- und Finanz­ krisen wirken dagegen wie ein leichter Windhauch. Hennessy hat sie alle überstanden. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts erschlossen Händler vor allem aus Großbritannien den Markt für Weinbrand, den sie in Fässern zu den Metropolen Europas transportierten und bald in die Vereinigten Staaten und nach Japan verschifften. Der Absatz, die Produktion und die Zahl der Handelshäuser wuchsen trotz Krisen immer weiter. Es waren die goldenen Jahre der Rekorde: 1877 betrug die Größe der Weinberge in der Region über 282.000 Hektar. Rund zwanzig­tausend Cognac-Maisons lagerten ihre Fässer in gewaltigen Kellern. Erst in diesen Jahren begannen die Handelshäuser, den Eau-deVie nicht mehr fassweise zu verkaufen, sondern ihre gereiften und sorgsam cuvetierten Cognacs in eigene ­Flaschen zu füllen. Damals begründete Richard Hennessys Sohn James mit dem Aufbau einer eigenen Destillation schließlich den Weltruhm des Hauses. Bald stand er mit seinem Unternehmen, das nun auch den Familiennamen Hennessy trug, in der Stadt und in der Region an der Spitze des internationalen Handels. Die erste ausländische Niederlassung eröffnete James Hennessy 1840 in London, 1868 lieferte er erstmals nach Japan und 1872 nach China.

In säuberlich beschrifteten Fässern warten im

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»Gründerkeller« von Hennessy zum Teil mehr als zweihundert Jahre alte Eaux-de-Vie auf ihre Vermählung mit jüngeren Bränden zu so erlesenen Cuvées wie dem Hennessy Fine Cognac. Die Ugni-Blanc-Traube wird in den Wein­bergen des Cognac-Gebiets eigens hierfür kultiviert.

sondern auch die seiner eigenen Familie. In der siebten Generation ist er als Keller­meister und Master­blender für die stilistische Kontinuität aller Produkte des Hauses verantwortlich. Der erste Keller­meister seiner Familie arbeitete ab 1786 für James Hennessy, den Sohn des ­Gründers. Yann ­Fillioux bildet mit seinem Sohn nun die achte Generation aus – als Vorsitzender des »Comité de Degustation«, das sich aus ihm, zwei etwa sechzig­jährigen, zwei fünfundvierzigjährigen und zwei dreißigjährigen Kellermeistern zusammen­ setzt. »Es braucht zehn Jahre, bis mein Nach­folger alle Nuancen, Aromenveränderungen und Reife­ prozesse verstanden hat«, betont der oberste Keller­ meister des Hauses. Im Keller geschieht nichts von heute auf morgen. Die Zeit des ­Cognac vergeht in ür den Fine de Cognac verwendet ­Hennessys einem sehr viel langsameren Takt als unser schnelKellermeister und Masterblender Yann F ­ illioux ler Alltag. Hennessy lagert in seinem »Gründer­ beispielsweise sechzig verschiedene Eaux-de-Vie, keller« die wichtigste und weltweit meistbeachtete deren Weine aus den berühmtesten vier der sechs Sammlung von Eaux-de-Vie, die zum Teil mehr als regionalen Anbaugebiete stammen: aus der Grande zwei­hundert Jahre alt sind. Auf diese Schätze greift Champagne, der Petite Champagne, aus Borderies Yann Fillioux immer wieder für so exklusive Cuvées und Fins Bois. Der weißhaarige Herr mit dich- wie etwa Hennessy ­Paradis, ­Paradis Impérial oder ten Augenbrauen, randloser Brille und bescheide- den Richard Hennessy gewidmeten Cognac zurück. nem Auftreten lässt die ausgewählten Brände zwei Hennessys wichtigster Erfolg ist die ungebrobis zehn Jahre im Barrique reifen, das laut Regle- chene Tradition und Kontinuität auch durch die ment nur aus zwei Arten von Eiche bestehen darf: Krisen der Weltgeschichte. Dazu gehören die dem grobporigen Limousin und dem feinporigen Französische Revolution von 1789, Napoleons

on der Kontinuität dieses Erfolgs zeugt auch der Unternehmenssitz: Schloss Bagnolet mit seinen eleganten Säulen, der großen T ­ errasse im weiten Garten liegt direkt am Ufer der ­Charente, die durch die Stadt Cognac fließt. Diesen zurückhaltenden Luxus verströmt auch der Fine de ­Cognac. Pur ist er ein überraschender, komplexer Digestif, der sich auch mit Eis und im Mix als Drink nicht aus der Ruhe bringen lässt. Er schmeckt mild, zugänglich und ein klein wenig fruchtig. Er ist ein Cognac, der Tradition atmet, zeitgemäß duftet und eine meditative Balance im Geschmack ent­ faltet. Was aus einem schlichten Weißwein alles werden kann.  >

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25 Jahre Ornellaia Von Susanne Kaloff

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er leichthin den Namen Ornellaia in den Mund nimmt, erntet Ahs und Ohs und offene Münder von den Mitmenschen. Selbst von jenen, die keine Weinkenner sind. Das Weingut, das sich in Bolgheri, einer der aufregendsten Weingegenden Italiens, befindet, hat weltweit einen exzellenten Ruf: »Ornellaia? Wirklich? Oooh, das sind ganz große Weine!«, waren nur einige der Ausrufe, die ich zu hören bekam, bevor ich die Ein­ ladung von Marchese Ferdinando ­Frescobaldi und Giovanni Geddes da Filicaja zum fünfund­zwanzig­ jährigen Jubiläum annahm und nach ­London flog. Dicht gefolgt von »Bring’ unbedingt eine Kiste davon mit!« Ich fragte mich, wenn schon der Name solche Reaktionen auslöst, was erst ­passierte, wenn ich diesen sensationellen Rebsaft schlückchenweise im Gaumen bewegte? Schon im Anflug über der Themse dachte ich: Was für ein ­Jammer, ihn kurz darauf in ein Eimerchen spucken zu müssen, statt ihn warm die Kehle runter­laufen zu lassen. Es sollte meine erste vertikale Weinverkostung sein: ­Ornellaia Milestone Tasting, elf Jahrgänge von 1990 bis 2010, und ich hatte ­keinen ­blassen ­Schimmer von Cabernet, DOC und retro-nasal. Die Weinprobe fand am nächsten ­Morgen im legendären Auktionshaus Sotheby’s statt. Nicht, dass Wein zwingend Kunst wäre, aber das Zusammen­spiel von beiden besteht schon lange, die T ­ radition des Mäzenatentums ist typisch toskanisch. Außerdem sind viele Weinsammler auch Kunst­sammler, und da liegt es nahe, die Flaschengestaltung einem angesehenen Künstler zu über­lassen: ­Michelangelo ­Pistoletto kreierte zum Jahrestag besondere Labels für die sehr limitierte Edition des Jubiläums­ jahrgangs 2010 in Groß­flaschen. Die sollten am Abend während eines Gala-Diners im Royal Opera House in Covent Garden versteigert und die Erlöse der Charity-Aktion der Royal Opera House ­Foundation gespendet werden. Als ich das Souterrain von Sotheby’s in der New Bond Street betrete, trifft mich fast der Schlag: ­Bilder für eine Viertel Million an den Wänden. Rundherum stehen lange Tische wie bei einer Hochzeitsfeier, darauf rotes Gold in ­großen G ­ läsern, fehlen nur die Tischkärtchen. Statt­dessen kleine Plastikeimer. Nachdem Axel Heinz, der Mann, der seit 2005 der Weinmacher

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bei ­Ornellaia ist und maßgeblich zu dessen Welt­ erfolg bei­getragen hat, und Serena Sutcliffe, Master of Wine und Chefin der Weinsparte bei Sotheby’s, ein paar warme und informative Worte gesprochen haben, geht es los. Stille im Raum, erst mal ist nichts zu hören, um mich herum internationale Wein­journalisten wie Brett Anderson vom Robb Report aus Los Angeles oder John Mariani von Bloomberg aus New York. Sie bewegen die Weine erst in der Hand, dann im Gaumen, schmatzen und schneiden Grimassen, während sie Le Serre Nuove testen. Die Stille wird durch ein etwas un­feines Plätschern jäh unter­brochen. Ich teile mir ein Eimerchen mit einem deutschen und einem britischen Journa­listen. Während alle mit sich und den großen ­Weinen beschäftigt sind, gucke ich nach rechts und links und nehme mit spitzen L ­ ippen meinen ersten Schluck. Es ist elf Uhr morgens, gewöhnlich trinke ich um diese Zeit eher grüne Smoothies, aber der 1999er ist so unfassbar köstlich, dass ich es einfach nicht ­fertig bringe, ihn auszuspucken. Ich lunse, was der Journalist neben mir da dauernd so emsig notiert: »Große Persönlich­ keit, zart am G ­ aumen, retro-nasal.« Und fühle mich ein bisschen wie Audrey Hephurn in der Rolle des Blumen­mädchens Eliza Doolittle in My fair Lady.

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xel Heinz macht nicht nur Weine mit g­ roßer Persönlichkeit, sondern ist selbst eine: Ein Mann, dem man an den Lippen hängt, egal, was er sagt, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass er lange Pausen macht zwischen den Worten und mit Nonchalance und ohne einer Spur von Auf­ geblasen­heit zwischen Italienisch, Französisch, Englisch und Deutsch wechselt. Er ist im Tierkreis­ zeichen des Skorpions geboren, was nur auf den ersten Blick für unsere Geschichte unbedeutend erscheint. Skorpion­männer haben meist eine Popstar-­Aura, vor allem aber besitzen sie große Leidenschaft: »Man muss das mögen, ­dieses Unvorhersehbare, es gibt kein Rezept, wie man große Weine macht, das ist immer eine Frage der Intuition und der Leiden­schaft.« Auf meine Frage, wieviel Einfluss ein Oenologe denn nun wirklich auf das Ergebnis habe und ob nicht beim Wein­machen auch vieles naturgegeben sei, räumt er ein: »Es ist immer ein Spiel beider Elemente, was unseren

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Die Zeitrechnung des berühmten Weinguts beginnt 1988, als mit dem 1985er der erste Jahrgang auf den Markt kam

Beruf so spannend macht. Man muss sich dem anpassen, was die klimatischen Bedingungen eines Jahrgangs mit sich bringen. Allerdings ist es der Weinmacher, der in bestimmten Momenten Entscheidungen trifft. Der menschliche Faktor ist also auch ein wichtiger, aber in unserer Branche versucht man, diesen Einfluss so wenig wie möglich zu kommunizieren.« Das Klima, die Qualität und die Lage der Weinberge machten achtzig Prozent aus, aber man brauche eben auch immer die Hand des Menschen, um das Potential richtig auszuschöpfen.

Jubiläum wird in London gefeiert: »London ist nun mal das Zentrum der Weinwelt!« Dem Künstler Michelangelo Pistoletto wurde nur das Thema vorgegeben: La celebrazione. Am Abend in Covent Garden vor der Royal Opera erscheinen die Damen in bodenlangen Abendkleidern, die Männer im Smoking. Dresscode Black Tie, was ich für mich so interpretiere, dass mein magentafarbenes Roland-MouretEtuikleid, in dem ich kaum Luft bekomme, genau das Richtige ist für diesen feierlichen Anlass. An ­runden Tischen sitzen wir in der Vilar Floral rnellaia, das dem Hause Frescobaldi angehört, Hall, dem Wintergarten der Oper, neben mir ein ist ein relativ junges Weingut. »Wir haben ­Grieche aus Stockholm, gegenüber ein Russe aus heute noch das Gefühl, dass wir nicht alles über die ­London, auf der Bühne ein junger NachwuchsLagen, das Terroir wissen. Wir sind vielleicht schon Tenor aus Korea, der mich mit seiner Stimme fast zum Klassiker geworden, dennoch gibt es noch viel zum H ­ eulen bringt – wie herrlich inter­national zu entdecken, das macht die Arbeit so besonders ist ­dieser Abend! Nach dem Dinner, das mit einer spannend«, erklärt der Oenologe. Grappa Riserva Eligo dell’Ornellaia schließt, Es ist klar, dass ein Weingut, das keine jahr­ ­werden die Künstler-­Editionen versteigert, zum hundertelange Tradition hat, ein bisschen mehr ­Ersten, zum Zweiten, zum Dritten: mein Tischmachen muss als andere. »Wir sind immer noch herr bekommt den Zuschlag für 14 000 Euro, und dabei, uns zu etablieren, und müssen uns mehr ich freue mich wie ein Kind, während er grundcool Mühe geben als ein alteingesessenes Weingut, bleibt. Das Set aus drei Imperials mit jeweils sechs das sich auf seinem Ruf ausruhen kann.« Diese Litern geht für gut 37 000 Euro über den Tresen, Be­mühungen zeigen sich unter anderem auch an die S ­ almanazar für knapp 94 000. Man sagt, alles der Art und Weise, wie man einen runden Geburts- im Wein b ­ rauche Zeit und das Weinmachen sei tag feiert. Bisher gab es vier Künstler-Editionen, eine kultivierte Art, Geld zu verdienen. Vielleicht 2006 wurde die erste auf dem Gut vorgestellt, 2007 liegt es an dem Schlückchen Ornus dell’Ornellaia dann in New York, 2008 in Berlin und 2009 in 2008 zuviel, aber ich bin nach diesem Abend fest Hongkong. Jedes Jahr hat ein anderer Künstler davon überzeugt: Es ist auf jeden Fall eine der die Flaschen gestaltet. Das fünfundzwanzigjährige schönsten Arten, sein Geld zu verprassen.  >

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Für »La celebrazione«, den Ornellaia-­ Jubiläumsjahrgang, hat der Objektkünstler Michelangelo Pistoletto ­Etiketten aus spiegelnder Folie ge­staltet, die sich um die Großflaschen ­winden. Die Spirale, Sinnbild der Unendlichkeit, lässt vermuten, dass auch der Künstler dem Weingut eine große Zukunft prophezeit.

Fotos: Ornellaia

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DEUTSCHER KULTURPREIS DER GETRÄNKEWIRTSCHAFT 2013 Bier als Kulturgut: Auszeichnung für die Bitburger Braugruppe Von KRISTINE BÄDER

Kulturpreise werden für Leistungen auf kulturellem Gebiet verliehen. Kultur ist etwas, das vom Menschen gestaltet wird, beschränkt sich also nicht auf die klassischen Künste, sondern umfasst auch Bereiche wie Technik, Religion, Wirtschaft oder Wissen­schaft.

Der Deutsche Kulturpreis der Getränke­wirtschaft wurde im Jahr 2012 ins Leben gerufen, um ­Personen, Unternehmen oder Institutionen aus­ zuzeichnen, die sich durch Innovation, Kreativität oder durch die Wahrung von Traditionen in der Getränkewirtschaft in kultureller Hinsicht verdient gemacht haben. Verliehen vom Tre Torri ­Verlag, der Buchmanufaktur für Essen und Trinken, und in Zusammenarbeit mit der Lebensmittelzeitung, setzt dieser Preis ein Ausrufezeichen, wenn es dar­ um geht, innovative Ideen und Initiativen in der Getränkebranche hervorzuheben. Im Rahmen des Deutschen Getränke­kongresses wurde der Deutsche Kulturpreis der Getränke­ wirtschaft in diesem Jahr an ein Unternehmen verliehen, das in den vergangenen Jahren gleich mehrfach mit innovativen Aktivitäten auf sich auf­ merksam gemacht hat: die Bitburger Brau­gruppe. An außergewöhnlichem, aber mehr als passendem

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r­ Übe skus­ nd u Di n und rge nd , Mo trägen nten u KG), e t u e r l r e o e e V mH n Ref r. Mais en it: U lreich u den b ture e e c b a G f r h Z i u a A . e z n s r e a s t di in den gresse (Braue rau-­M ma ­ n mm l s B Tho ein eko Maise onale t ko ging e H), W , k s ( b r n i i E ä m k lin) t ff r r s n t G a e e n J a ­ rn Ge rge icza OLT, B Col ten e Inte l n mo n des h a y d zä e (Di tala Coc Niewo nt V sion tanten ura und A ann han an sta hm Steck ) e m ku c g s o R i s r ( D ,R au bu leiß drik cR am bH) Hen a Gm thias G n’s, H Mar e t d H), s a o b n ), M Gm her (S ). istia tc lxem n (Chr , Berlin Bet an Vo e e s b V au ian gut Christ e Tr arz e w h w c U S as ( Akt

Ort, der Feinkostabteilung der Galeria K ­ aufhof

Bitburger maßgeblichen Anteil daran, nicht nur das

Stil der Malerei der Alten Meister bedeute nicht nur

am Alexanderplatz in Berlin, wurde der Bitburger

›Wir-Gefühl‹ der Fußballfans zu ­stärken. B ­ itburger

eine richtungweisende Neuerung, sondern zeige auch die Wertigkeit, die das Getränk Bier genießt.

Braugruppe der Preis während einer festlichen

hat die Chance erkannt, eine bisher unbekannte

Abendveranstaltung vor rund dreihundert illus­

Identifikation mit der deutschen Fußballnational­

tren Gästen zum Abschluss des ersten Messe­tages

mannschaft zu schaffen und erheblich dazu beige­

übergeben. Laudator Lovro Mandac, Vorsitzender der

tragen, das Selbstbewusstsein der Bundesrepublik

der Bitburger Braugruppe, nahm die Trophäe, eine

Deutschland zu fördern«, erläuterte Lovro Mandac

Porzellankaraffe der Berliner Porzellan­manufaktur

die Begründung der Jury.

Hering, entgegen: »Die Auszeichnung vereint in

Geschäftsführung der Galeria Kaufhof, betonte

Fotos: Philipp von Bruchhausen

Dr. Werner Wolf, Sprecher der Geschäftsführung

ihrer Begründung gleich zwei der für die ­Bitburger

in seiner Ansprache die Fähigkeit der Bitburger

Die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, bewies

Braugruppe wesentlichen strategischen Faktoren:

Braugruppe, neben der Bewahrung ihrer Tradition

die Braugruppe auch mit einer Bierkarte für die

Engagement für unsere Marken – in diesem Fall

auch neue Wege in Sachen Brau- und Fertigungs­

Gastro­nomie, die erst kürzlich lanciert wurde und

unser Flaggschiff Bitburger – sowie das Be­streben,

techniken zu gehen: Ȇber die unternehmerischen

die einen völlig neuen Ansatz wählt. Ausführliche

die Werthaltigkeit und Aromenvielfalt unserer

Zielsetzungen hinaus, die eingebunden sind in

Aromenbeschreibungen und die neuartige Dar­

­Biere wieder bekannter zu machen«. Der Preis

die ethischen Wertvorstellungen unserer ­Kultur

stellung dieser Aromen zeigen Bier als das, was

sei Bestätigung und Motivation, in diesem Sinne weiter­zumachen.

und Gesellschaftsordnung, tritt das Unternehmen

es wirklich ist: »Mit einer beeindruckenden Bild­

aktiv für das Gemeinwohl ein. Ein hohes Maß an

sprache und innovativer Aromenbeschreibung

bürger­schaftlichem Engagement in den Bereichen

wird Bier hier so präsentiert, wie es dieses Getränk

Im Anschluss an die Preisverleihung feierten die

Kultur, Bildung, Soziales und Sport zeichnet das

verdient: als hochwertiges, kulturell wertvolles

Gäste aus Politik und Wirtschaft bei Bitburger Bier,

Unternehmen aus. Wie erfolgreich die B ­ itburger

Lebensmittel. Mit strategischer Konsequenz hat

ausgewählten Weinen des Verbands Deutscher

­Braugruppe ihre Strategien umsetzt, ist spätes­

die Bitburger Braugruppe auch die Kommunika­

Prädikatsweingüter, Erfrischungsgetränken der

tens seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in

tion für die Marke Bitburger, Flaggschiff des Unter­

Coca Cola AG und Sekten der Fürst M ­ etternich

Deutschland bekannt. Das Unternehmen hatte laut

nehmens und Fassbiermarke Nummer Eins, hierauf

Sektkellerei zu frischen Gerichten und Snacks aus

Sinus-Studie durch seine Kampagne für die M ­ arke

ausgerichtet«, betonte Ralf Frenzel, Geschäfts­

der Feinkostabteilung der Galeria Kaufhof am

führer des Tre Torri Verlags, in seiner Ansprache

­Berliner Alexanderplatz. >

zur Preisverleihung. Die optische Umsetzung im ng mu hen tim S tsc e ­Deu der iter s e e H d en: ung orsten ng teil ihu nüg ­T tz) erg r Verle kostab eber V ­pla g das ei de ein der ast F n n G a r n b t ­ x e Da or . Mi in Ale r Brau nd hte dat rlin rsc es i rl her rpreis , Be of, Be tburge m, ­Lau ­ f o s h i i h f tu (B nah ), Pre Kul ia Kau a Kauf olf nd gen H er leri er W entge mb Ber a n G ­Gal r d G f e n ( s o u i e W h e ) s f r Kru sich den P ia Kau ­Verlag ten r er ri freu e), de c (Gal re ­Tor . pp da l (T tung) n e a gru z i n ro M Fre ttel Ze Lov r Ralf smi e n t f e i st Leb hl ( Bie

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Wasser oder Milch – eine delikate Preisfrage Von Bernd Fritz Foto Guido Bittner

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ass eine Flasche Mineralwasser in

was Chic ist. Über allem aber thront

besseren Restaurants teurer ist

Evian, das sich für seine herzchenge­

als manche Flasche Wein bei guten

schmückten Jahresflaschen der kom­

Winzern, ist des Längeren bekannt,

pletten Modeschöpfer-Elite versichert

führt jedoch noch immer zu ­bissigen

hat und mit dem »Haute Couture«-­

Kommentaren seitens des Publikums

Flakon von Christian Lacroix den All­

wie der Publizistik. Bevorzugt rechnet

zeitpreisrekord hält: die ­hohle Kris­

man den Gastronomen die Gewinn­

tallskulptur, in limitierter Edition

spanne vor: skandalöse tausend Pro­

gefertigt von Baccarat, kam 2008

zent bei der großen, von Metro bezo­

für tausend US-Dollar auf den Markt.

genen Flasche San Pellegrino. Die

Aber auch die gleichzeitig erschie­

dergestalt des Wuchers Geziehenen

nene Lacroix-Volksausgabe »Prêt-à-

giften entrüstet zurück, dass an der

porter« dürfte mit ihren 10 Euro für

festen Nahrung nichts zu verdienen sei

0,75 Liter unseren Milchbauern den

und es daher im Abwehrkampf gegen

Wutpurpur auf die Backen treiben.

den ständig drohenden Ruin die flüs­

­Wurden sie doch im selben Jahr mit

sige richten müsse.

dem historischen Litertiefstpreis von

Ähnlich gekonnt jammern sonst nur

22 Cent abgespeist – für einen Trunk,

die Landwirte, insonderheit die Milch­

zu dessen Hervorbringung eine gesun­

bauern, denen das mineralische Nass

de Milchkuh sich täglich knapp fünf­

seit je als probate Vergleichsgröße

zig Kilo Futter und einhundertzwan­

mit verlässlichem Empörungskoeffi­

zig Liter Wasser reinziehen muss, um

zienten dient. Wie übrigens auch die

die nötigen vierzehnhundert Liter Blut

Mineralölwirtschaft gern darauf ver­

durch das Euter fließen zu lassen, pfui!

weist, dass der Liter Perrier deutlich

Doch, was tun, um den natürlichen

mehr auf den Geldbeutel drücke als

Rang der Milch vor dem Wasser auch

Superbenzin; vom Rohöl zu schwei­

im Preis sichtbar zu machen? Den

gen, das gerade mal Gerolsteiner das

­Bauern – sagen wir – 2 Euro pro Liter

Preiswasser reichen könne.

hinterherwerfen? Da würde die übri­

Doch bleiben wir bei den trinkbaren

ge Landwirtschaft unweigerlich nach­

Flüssigkeiten. Es zählt in der Tat zu

ziehen und Otto Normalverdiener als­

den Standardungereimtheiten u ­ nserer

bald am Hungertuch nagen. Nein, hier

Konsumwelt, dass wir für auf ­Flaschen

sind Marketing und Design gefordert.

gezogenes Marken-H2O mehr zu zah­

Wenn aus einer europaweit agieren­

len bereit sind als für in Karton­quader

den deutschen Großmolkerei verlau­

gefüllte Milch von mehr oder w ­ eniger

tet, wer Milch verkaufen wolle, d ­ ürfe

glücklichen Paarhufern. Ein Dauer­

keine »Milch« verkaufen, kann das

skandal, der sich indessen weder auf

nicht heißen, daraus nur noch Joghurt,

Brüssel noch auf die Globalisierung

Käse, Sauerrahm, Süßspeisen et al. zu

schieben lässt. Denn er ist älteren

fabrizieren. Sondern: Milch zu »verkau­

Datums. Schon Mitte der Fünfziger,

Hals, deren Form sich bis heute nicht

prompt von der Industrie nachgelie­

fen« und den weißen Saft in die rechte

als man die Kinder mit der gedeckel­

verändert hat. Das einzige, was diese

fert, in Gestalt eines Plastikkrugs der

Form zu gießen. Designer, ­Texter, Art­

ten Aluminiumkanne zum Milchladen

­gläserne Alternative zu Wachskarton

schlichtesten Art, der den schändli­

directoren: an die Arbeit! Und immer

schickte, war der Liter Selters fast dop­

und Kunststoffbuddel je an Neuerung

chen Beutel aufnahm.

schön Milch dabei trinken, denn, wie

pelt so teuer: 75 Pfennig gegenüber

erfahren hat, ist der Verschluss: das

Kraftvoll zu loben sind unsere Konsum­

ein halbwegs gescheiter Slogan aus

den 40 für die weiße ­Labsal, die un-

Stanniol wurde von der Twist-off-Cap

gut-Formgestalter indessen für ihre

den Achtzigern wusste: Die Milch

homogenisiert ins Schauglas gepumpt

abgelöst. Ein schlechteres Zeugnis

Leistungen auf dem Mineralwasser­

macht’s. Und falls der eine und andere

wurde, von Hand, versteht sich, und

kann der Designerzunft kaum ausge­

sektor. Hier ragen das niederländische

müde Werbemann noch immer nicht

alsdann in die Kanne lief.

stellt werden. Abgesehen von einem

»OGO« in seiner gewagten 0,33-Liter-

munter wird, darf es auch ein Drei­

Freilich kam die Milch seinerzeit auch

milchverachtenden Einfall der Verpa­

Kugelflasche ebenso heraus wie das

viertelliter Liebfraumilch sein, etwa

schon in Flaschen zu den Konsu­

ckungsbranche in den Siebzigern: ein

»Q« von Spreequell, das in der stren­

das Kirchenstück von Valckenberg für

menten, von bäuerlichen Selbstver­

dünner, verschweißter Plastik­beutel,

gen Form eines Luxus­rasier­wassers

7,95 Euro. Begleitet von »Gize«, dem

marktern oder Molkereikutschern ins

der, einmal geöffnet, nicht alleine

auftritt, und die sonst eher biedere

goldgefilterten Quellwasser von der

Haus gebracht. Dicke Glasgebinde

stehen konnte und daher nach einer

Elisabethenquelle besticht mit »Liz«,

kanadischen Halbinsel Nova Scotia

mit Stanniolkappe auf dem b ­ reiten

Stütze verlangte. Diese wurde auch

das den Karaffen-Designern zeigt,

für 14,80 Euro der Dreiviertelliter. >

F I N E

2 /2013

|   E in

M aga z in

f ü r

W ein

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G en u ss


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Wenn aus 40 Jahren Erfahrung der

Bitburger Siegelhopfen wird.

Wenn aus Bier Bitburger wird. www.bitburger.de

Aus Tradition einzigartig: der Bitburger Siegelhopfen. Wer hätte gedacht, dass die Braumeister der Bitburger Brauerei seit Jahrzehnten quasi nur vor die Haustür gehen müssen, um eine der wichtigsten Zutaten zum Brauen ihres Bieres zu finden: den Bitburger Siegelhopfen. Der wächst nämlich, idyllisch gelegen zwischen einem Wein- und Weizenanbaugebiet, in Holsthum, einem kleinen Dorf im Kreis Bitburg-Prüm. Hier pflanzen unsere Hopfenbauern – begünstigt durch die windgeschütze Lage im Prümtal und die warmen Mosel-Winde – mit großem Einsatz und viel Können Siegelhopfen in bester Qualität an.

Um es mit einem Wort zu sagen: Leidenschaft. Denn genau die haben die Brauer der Bitburger Brauerei mit den Holsthumer Pflanzern gemeinsam. Über Jahre des intensiven Zusammenarbeitens führte dieser Drang nach Perfektion zur Kultivierung des Bitburger Siegelhopfens. Gereift auf dem bedeutendsten Anbaugebiet Rheinland-Pfalz’, darf er als zertifizierter Siegelhopfen verkauft werden und verleiht dem Bitburger Premium Pils seinen unverwechselbaren feinherben Charakter. Die Folge: echter, vollmundiger Pilsgeschmack. Der garantiert wird durch die ständige Kontrolle und die anschließende Verarbeitung des Holsthumer Rohhopfens durch unsere Braumeister. Dieses

Verfahren ist beim Bierbrauen deutschlandweit einzigartig – und damit ein Qualitätsmerkmal, auf das wir zu Recht stolz sind. Nicht zuletzt, weil es in Holsthum schon immer Tradition hatte, nur besten Hopfen anzubauen. Ihren Höhepunkt fand diese Passion 1977 mit der Verleihung des Hopfensiegels. Eine Auszeichnung, die es erst nach einer unabhängigen Kontrolle und bestandener Prüfung erlaubt, den Titel „Siegelhopfen“ offiziell führen zu dürfen. Seitdem wird in der Holsthumer Siegelhalle jeder Sack mit getrocknetem Hopfen vor Ort versiegelt und mit Angaben zu Anbaugebiet, Jahrgang und Sorte versehen. So verdient sich der Bitburger Siegelhopfen seinen Namen und sorgt

als Aroma für den unverwechselbaren Geschmack unseres Bieres. Knapp 40 Jahre prägen nun schon das einzigartige Anbaugebiet rund um Holsthum sowie das Können und die Leidenschaft unserer Hopfenbauern den außergewöhnlichen Charakter und die Qualität unseres Bieres. Echtes Bitburger kann eben nur in der Eifel aus den besten Zutaten gebraut werden. Kein Wunder also, dass es überall so oft und gerne heißt: Bitte ein Bit.


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