48 Hausbau & Technik Christian Teege
ENERGIEEFFIZENTES BAUEN Was ist technisch möglich und wie weit ist es wirtschaftlich vertretbar ❚ Hintergrund Was das Gold im 20. Jahrhundert war, wird die Energie im 21. Jahrhundert sein. Die konventionellen Energiereserven Kohle, Gas und Öl sind endlich auf unserem Planeten und zunehmend aufwendiger zu gewinnen. Parallel dazu steigt der Energieverbrauch der rasant wachsenden Weltbevölkerung permanent an. Diese beiden Entwicklungen führen zu einem stetigen Anstieg der Energiepreise. In den letzten zehn Jahren im Durchschnitt um 5 % pro Jahr, Tendenz steigend. Es gibt viele Ansätze, mit neuen Energieformen diesen Wettlauf zu gewinnen. Mich als Architekt und Ingenieur beschäftigt jedoch die Frage: was kann selbst unternommen werden, um möglichst unabhängig von dieser Preisspirale zu sein?
❚ Der private Energieverbrauch Die beiden größten Kostengruppen im privaten Haushalt sind Wohnen und Mobilität. An diesen Kosten hat der Energieverbrauch einen sehr großen Anteil. Im Einzelnen sind das Kosten für Heizung, Warmwasserbereitung, Hausstrom für Haushaltsgeräten und Beleuchtung sowie der Kraftstoffverbrauch des Autos. Durch weniger Auto fahren, drosseln der Wohnraumtemperatur, geringerer Warmwasserverbrauch usw. ist eine Einsparung möglich, aber meist auf Kosten der Lebensqualität.
❚ Die beste Energie ist die Energie die erst gar nicht verbraucht wird Bereits bei der Planung eines Eigenheims kann auf den zukünftigen Energieverbrauch Einfluss genommen werden. Unsere Erfahrungen beim Bau von Passivhäusern (www.passiv.de) helfen uns, die oft gestellte Frage, wie viel Heizenergie eingespart werden kann, detailliert zu beantworten. Eine kompakte Bauweise verbessert das Verhältnis von der wärmeabstrahlenden Gebäudehülle zur nutzbaren Wohnfläche. Die Südausrichtung der Fensterflächen hat sehr großen Einfluss auf den Energieverbrauch des Hauses. Ein Fenster an der Nordseite erzeugt einen 2 bis 3 mal so hohen Energiebedarf wie das gleiche Fenster im Süden. Verantwortlich dafür ist der hohe solare Gewinn auf der Südseite. Dank der hochentwickelten Wärmedämmmaterialen kann die Gebäudehülle kostengünstig mit schnell amortisierten Mehrkosten bis zu U-Werten von 0,10 – 0,12 W/(m²K) sehr gut gedämmt werden. Dieser U-Wert gibt an, wie viel Heizenergie durch ein Bauteil verloren geht. Je geringer dieser Wert ist, desto weniger Energie geht verloren. Ausgabe 10 / 13
Im Vergleich dazu hat heute eine Außenwand im Neubau einen zulässigen Wert von 28 W/(m²K) d.h. mehr als das doppelte. Im Altbau sind Werte von 1,0 - 1,5 W/(m²K) keine Seltenheit. Frische Luft im Wohnhaus ist wichtig. Der normal erforderliche Luftwechsel zieht einen entsprechenden Energieverlust nach sich. Dieser kann durch den Einbau einer kontrollierten Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung um über 80 % gesenkt werden. Daneben sind wärmebrückenfreie und winddichte Konstruktionen selbstverständliche Voraussetzung für energiesparendes Bauen.
❚ Energieerzeugung Trotz energiesparender Bauweise, bis hin zum Passivhaus, haben wir einen, wenn auch geringen, Heizwärmebedarf zu decken. Die dazu erforderliche Energie wird in unseren Häusern mit folgenden Varianten bereitgestellt: Durch Nutzung von Umweltenergie können wir die erforderliche Energie für die Heizung und die Warmwasserbereitung mit einer Wärmepumpe sehr günstig erzeugen Die Sonnenhaustechnologie (siehe www.sonnenhaus-institut.de) basiert auf einem Energieverbrauch, der 100%ig regenerativ ist. Dabei wird mit einer sehr großen thermischen Solaranlage Energie erzeugt und in einem großen Pufferspeicher eingelagert. In der weniger sonnenreichen, dafür heizintensiven Winterzeit wird die zusätzlich benötigte Energie mit einem wasserführenden Kamin oder einer Pellet-Heizung produziert. Das Solarhaus, eine Sonderform des Sonnenhauses, hat außerdem eine große PhotovoltaikAnlage auf dem Dach. Damit wird weitgehend der erforderliche Strom für die Wärmepumpe, die Haushaltsgeräte und sogar für ein zukünftiges Elektromobil erzeugt. Wir sind heute in der Lage den Strom unter 10 ct/kWh herzustellen, sodass der Eigenverbrauch wesentlich günstiger ist als der Verkauf zu den weiterhin sinkenden Aufkaufpreisen. Um diesen attraktiven Eigenverbrauch zu steigern, können derzeit sehr hoch geförderte Batteriespeicher oder auch thermische Speicher installiert werden. Darüber hinaus gibt es Managementsysteme, um den erzeugten Strom an die großen Energieverbraucher wie Waschmaschine, Wäschetrockner, Elektroherd und Geschirrspüler entsprechend abzugeben. Dazu werden die im Stand-by programmierten Geräte über eine funkgesteuerte www.immobilien-journal.de
Steckdose vom Strommanager je nach der zu erwartenden Stromproduktion aktiviert. Eine Wetterzentrale via Internet unterstützt das System mit Informationen.
❚ Wirtschaftlichkeit Natürlich sind bei energiesparenden Bauweisen und der einzelnen Energiebereitstellung kaufmännische Überlegungen wichtig. Die Herangehensweise ist dabei sehr unterschiedlich. Wird auf eine schnelle Amortisation orientiert, muss die Energiepreisentwicklung sehr weit, z.B. auf 20 Jahre, abgeschätzt werden. Dabei bleibt uns z.Z. nichts anderes übrig als die 5%ige Preissteigerung pro Jahr aus der Vergangenheit auf die Zukunft zu übertragen. Dann würde die kWh Gas, für die heute 5 - 6 ct bezahlt werden muss, schon 13 - 15 ct, das 2,5 fache Kosten. Spare ich durch entsprechende Bauweise 50 % der Heizkosten ein, sind das insgesamt in 20 Jahren rd. 20 T€. Der finanzielle Mehraufwand für eine energieeffiziente Bauweise ist von den Bedürfnissen und Zielstellungen unserer Bauherren sowie der jeweiligen Hausgröße abhängig und beläuft sich im Durchschnitt auf ca. 15 - 30 T€. Bei einem geringen Energieverbrauch des Hauses kann auch die Brennwerttherme als Alternative in die Diskussion von Aufwand und Nutzen einbezogen werden. Unsere Bauherren orientieren sich vielfach an einer möglichst hohe Unabhängigkeit von den Energieversorgern mit ihrer schwer kalkulierbaren Preispolitik. Neben der angestrebten wirtschaftlich vertretbaren hohen Autarkie spielt natürlich der sensible Umgang mit den nicht regenerativen Energieträgern sowie die Umweltbelastung (wie der CO2 – Ausstoß) eine große Rolle. І Christian Teege - Architekt Telefon 03303-524200 www.teege.de