Leistungslust 03/2020 Leseprobe

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ISSN 2509-422X

D EUR 10,90

OLLIMPISCH!

Olympische Sportarten: Skateboarding & Co. in Tokio

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Leistungslust Ausgabe 03/2020

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AUSGABE 03/2020

A EUR 11, 90

CH CHF 20,00


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HALBZEITPAUSE 2020 Warum Halbzeitpause? Weil wir mit unserer dritten Ausgabe der Leistunglsust das erste Halbjahr 2020 hinter uns gebracht haben. Und Pause, weil immer noch vieles nicht möglich ist, wie wir es gewohnt sind. Was wäre das für ein Sportjahr 2020 geworden, mit der Fußball-EM und den Olympischen Spielen in Japan? Obwohl und gerade weil dem nicht so ist, sind wir in dieser Ausgabe dem geplanten Heftschwerpunkt „Olympia“ treu geblieben. Somit geht es im Titelbeitrag um eine neue olympische Sportart, das Skateboarding. Sebastian Barabas und ­Christian Fay vom DRIV haben einen spannenden Beitrag zum Thema Athletik im Skateboarding verfasst. Denn, was die Jungs und Mädels auf den kleinen Brettern vollbringen, ist atemberaubend und teils sehr gefährlich. Umso wichtiger ist da ein starker und verletzungsresistenter Körper. Auch kommen die Fußballer und Fußball-Coaches unter unseren Lesern trotz EM-Absage, zumindest bei uns, nicht zu kurz. So kann die fußballose Zeit genutzt werden, um mithilfe der Trainingsempfehlungen von Dr. Birgit Fellner zum Thema Verletzungsprävention im Amateurfußball in Topform zu sein, wenn der Ball dann wieder rollt. Was jeden Sportler und Menschen gleichermaßen betrifft, ist das Thema Rumpf- und Wirbelsäulenstabilität. Das sagenumwobene Core-Training wird von Thomas Colshorn sehr differenziert betrachtet, und er gibt uns Aufschlüsse darüber, ob der Mythos um den Core hält, was er verspricht. Auch ein aktuelles Thema, und eines das leider mehr Menschen betrifft als wir glauben, ist der Burn-out. Gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit mit all dem Multitasking ein weit verbreitetes Symptom, welches schleichend kommt und nur langsam wieder geht. Ich habe mich dem Thema angenommen, um aufzuzeigen, wie man den Burn-out erkennt und welche Strategien Betroffenen helfen können, ihn zu überwinden.

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Wenn die aktuelle Situation ein Gutes hat, dann ist es die Möglichkeit, wieder zu sich selbst zu finden und an seiner Gesundheit zu feilen. Und vor allen Dingen für die Zukunft noch mehr dahingehend umzudenken, dass Gesundheit unser höchstes Gut und durch nichts zu ersetzen ist. Das Leben ist keine Probeversion, es ist das einzige, das wir haben. In diesem Sinne: Viel Spaß mit der neuen Leistungslust und bleibt bitte gesund. Euer Florian Münch, Redakteur Leistungslust

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SCHWERPUNKT

OLYMPISCHE SPORTARTEN Das Spiel mit dem Feuer kann ganz unterschiedlich sein. Die Olympischen Spiele leuchten außerplanmäßig erst im Jahr 2021. Für die Athleten heißt es dennoch, dranbleiben und trainieren. Abseits von Olympia müssen Trainer immer wieder das Feuer ihrer Kunden entfachen sowie aufpassen, dass sie selbst nicht ausbrennen.

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Pinnwand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 08 News. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Magazin

Leselust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Neulich erlebt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Trainerfokus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 4

Klimawandel in der Bundesliga. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Fitnessszene

T wie Tarek. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 F45-Training . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Trainergebrüll. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Werferschulter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 0 Titelbeitrag: Skateboarding. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 The Bounce Code. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

INHALTSVERZEICHNIS

Training

Mythos ­Core-Training. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Verletzungsfrei. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1 Der optimale Trainingsumfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 6 Doping im Sport. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

Pasta auf Japanisch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

Ernährung

Magnesium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 9 BCAA. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2 Esspiration. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

Regeneration

Burn-out . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

Spitzensport und Studium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Beratung & Beruf

Mentales Training. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Trackst du noch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Schnelle Di­gi­ta­li­sie­rungs­hilfen für mehr Umsatz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 5

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Legende

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Literatur

Personal Training

Tiefenthema

Multimedia

Buchtipp

Zusatzinformation

Surftipp

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THOMAS COLSHORN

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AUTORENVORSTELLUNG

UNSERE EXPERTEN – FÜR DICH. Er ist Sportwissenschaftler und Physiotherapeut. Er hat sich während seines Studiums mit medizinischem Fitnesstraining und Functional Training befasst. Er arbeitet als Therapeut, Trainer, Dozent und Journalist und lebt in Bremen. Kontakt: mail@colshorn.de

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Er ist Bundestrainer für Wissenschaft und Athletik im Deutschen Rollsport und Inline-Verband Er kümmert sich nicht nur um das Athletiktraining und die Wissenschaft für das Skateboarding-­Team Germany, sondern koordiniert und referiert ebenfalls Trainerfortbildungen verschiedener Sportarten im Verband. Kontakt: fay@driv.de

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CHRISTIAN FAY

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DR. BIRGIT FELLNER Sie ist Physiotherapeutin, Personal Trainerin und Sportwissenschaftlerin. Sie promovierte zum Thema „Verletzungsprävention im Leistungsfußball“ und hat im Nachwuchsleistungszentrum eines Profivereins im Bereich Fußballathletik gearbeitet. Als Dozentin bildet sie Sportstudenten und angehende Physiotherapeuten aus. Kontakt: kontakt@körperkraftwerk.com

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Er ist Fitnesstrainer, Trainer für Sportrehabilitation & Orthopädie sowie Ernährungsberater. Er ist seit 6 Jahren als Referent tätig und seit 2019 bei der Studiokette Viva Fitness auch für die Aus- und Fortbildungen der Auszubildenden und Trainer in den Schwerpunkten Trainingswissenschaften und Ernährungswissenschaften zuständig. Kontakt: stefan.haferkorn@web.de

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STEFAN HAFERKORN

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SABRINA HARPER Sabrina ist Redaktionsleiterin der Leistungslust und der shape UP. Vor ihrem Volontariat beim Hörfunk studierte sie in der Schweiz Journalismus- und Organisationskommunikation. Zudem hat sie einen Abschluss als Fachwirt für Marketing und einen Abschluss im Gesundheitswesen als examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Seit 2017 ist sie im Pflaum Verlag tätig.

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Er ist Physiotherapeut, Sport- und Gymnastiklehrer/Sporttherapeut. An der University of Brighton in England studierte er Sports Injury Management (M. Sc.). Er ist als Fachlehrer für KGG und FOMT-Referent für orthopädische Rehabilitation, Sportphysiotherapie und KGG im In- und Ausland tätig. Zudem ist er als Fach- und Buchautor bekannt. Kontakt: ph@hpphysio.pro

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PATRICK HARTMANN


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DR. CLAUDIA OSTERKAMP-BAERENS Sie ist promovierte Diplom-Ökothrophologin und kann auf über 20 Jahre Erfahrung in der Ernährungsberatung von Sportlern zurückgreifen. Sie betreut neben Freizeit- und Profisportlern auch die Nachwuchs- und Spitzensportler des Olympiastützpunktes Bayern und hat einen Lehrauftrag für Sporternährung an der Technischen Hochschule Deggendorf. Ihre Praxis liegt in Ottobrunn bei München. Kontakt: osterkamp@topathleat.de

Er ist Gründer von Fitness Glade und selbstständiger Personal Trainer aus Bern in der Schweiz. Der diplomierte Fitnessinstruktor hat über zehn Jahre Berufserfahrung und einen Masterabschluss in Prävention und Gesundheitsmanagement. Neben seiner Selbstständigkeit ist er als Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Kontakt: nik@fitness-glade.ch

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NIK PAULENZ

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DR. JULIA RÖDER Sie hat sich nach ihrer Promotion in mikrobieller Biochemie dazu entschlossen, ihre Leidenschaft für das Schreiben zu ihrem Beruf zu machen und hat einen Lehrgang in Online-Journalismus und Pressearbeit absolviert. Seit 2019 ist sie im Pflaum Verlag als Redakteurin tätig. Kontakt: julia.roeder@pflaum.de

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Sie ist seit 2006 Managerin im Verband Deutscher Fitness- und Gesundheitsunternehmen. Mit über 25 Jahren praktischer und wissenschaftlicher Expertise bringt Claudia Schimmelfeder fundierte Kenntnisse im Fitness- und Gesundheitsbereich sowie bei wirtschaftlichen Themen mit. Kontakt: info@vdf-fitnessverband.de

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CLAUDIA SCHIMMELFEDER

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MARIUS SCHRÖDER Er ist Inhaber der Tennisschule Sportgeschwister, besitzt die B-Trainerlizenz Leistungssport DTB und ist daneben ATP-zertifiziert. Er hält Vorträge im Themenbereich Sportpsychologie und ist Bundestrainer Deutsches Gehörlosentennis. Kontakt: marius.schroeder@outlook.de

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Er ist Sportwissenschaftler, A-Trainer Nordisch des Deutschen Skiverbands, aktiver Leistungssportler im Skilanglauf und Betreiber der Website training-planung.de. Er promoviert, arbeitet und lehrt am Sportzentrum der Universität Passau. Nebenberuflich betreut er Profi-, Nachwuchs- und Breitensportler in verschiedenen Ausdauersportarten.

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ANDREAS WEISHÄUPL

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JÖRG ZITTLAU

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Er studierte Biologie, Philosophie und Sport und arbeitete in Lehre und Forschung, bevor er zum Wissenschaftsjournalismus wechselte. Seine Themengebiete sind Psychologie, Ernährung und Medizin. Er ist Autor von rund 60 Büchern, die in insgesamt 20 Sprachen übersetzt wurden. Kontakt: joerg.zittlau@gmail.com

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OLYMPISCHE Vorteil für Dopingsünder

Aktuell wegen Dopings gesperrte Athleten haben nun die Möglichkeit, 2021 an Olympia teilzunehmen. Hier greift auch die Osaka-Regel nicht mehr, die besagt, dass Sportler, die mit einer mindestens sechsmonatigen Dopingsperre belegt wurden, nicht an den darauffolgenden Olympischen Spielen teilnehmen dürfen. Der internationale Sportgerichtshof (CAS) hob diese Regelung 2011 auf. Der Sportrechtler Paul Lambertz ergänzt, „dass Athleten, deren Sperre im Jahr 2020 ausläuft, Glück gehabt haben. Und wenn die Nominierungskriterien es hergeben, auch die Chance erhalten, 2021 in Tokio zu starten.“

Offizielle Stimmen

DOSB-Athletensprecher Jonathan Koch begrüßt die Verlegung: „Es ist schön, dass die Verantwortlichen beim IOC ein Einsehen haben und sich nun auch solidarisch mit der Weltgemeinschaft zeigen“, sagte der frühere Ruderer. „So traurig die Verschiebung für jedes Sportlerherz auch sein mag, ist es doch zu begrüßen, dass der Zwiespalt von Trainingsanforderungen und einem gesamtgesellschaftlich solidarischen Verhalten durch die Entscheidung aufgelöst wird.“ Der Verein Athleten Deutschland schrieb: „Aufgrund der Ausbreitung der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Gesundheitsrisiken für alle Beteiligten, ist dies der einzig richtige Weg.“ Die Verschiebung bedeute für viele olympische und paralympische Sportler weltweit „den Aufschub, für manche das Ende eines Traums. Wir möchten sie alle dazu ermuntern, sich nicht entmutigen zu lassen und ihre Ziele weiterzuverfolgen.“

Ronald Rauhe (Olympiasieger im Kanu): „Das war gesellschaftlich unumgänglich. Diese Spiele wären die Hölle für uns gewesen. Wir waren in einem ständigen Dilemma: Auf der einen Seite wollten wir trainieren, auf der anderen unserer Vorbildfunktion in der Gesellschaft gerecht werden und Kontakte meiden. Andererseits: Ich wollte nach den Spielen meine Karriere beenden. Jetzt muss ich das erst mal sacken lassen und mit meiner Frau Gespräche führen. Das dauert jetzt vielleicht ein paar Wochen.“ Robert Harting (Diskus-Olympiasieger): „Alles andere als sich der Weltgesundheit zu stellen und den Austragungszeitraum respektvoll anzupassen, würde das IOC zum Straftäter machen. Denn die Vereinten Nationen haben Gesundheit zu einem Menschenrecht erklärt. Dass ein Virus zur Olympia-Verschiebung führt, ist Wahnsinn. Es wird auch extreme Verschiebungen in der Wirtschaft geben, auch für die Athleten. Das wird auch zu Verschiebungen der Leistungsfähigkeit führen.“

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Text: Florian Münch

Stimmen von Olympiasiegern

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SPIELE 2021​ Olympia 2021: unsaubere Spiele?

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Das andere Problem sind die weltweit heruntergefahrenen Dopingkontrollen. Viele Athleten werden nun in die Versuchung kommen, relativ ungefährdet zu dopen, ihr Leistungspotenzial zu erweitern und dann rechtzeitig bis Juli 2021 wieder „sauber“ zu sein. Drastische Worte wählte Kugelstoßerin Christina Schwanitz in der ARD-Sportschau: „Die Leute können sich doch jetzt vollstopfen mit irgendwelchem Zeug, und nächstes Jahr in Tokio sehen sie aus wie ein Bär. Wenn sie es zeitig genug absetzen, sind sie trotzdem wieder sauber, nur eben mit 20 Kilo mehr Muskelmasse.“

Qualifikation oder Karriereende

Die Vorbereitung auf Olympische Spiele ist ein langjähriger Planungsprozess, mit dem Ziel sein Leistungshoch auf den Punkt abrufen zu können. Alle Athleten müssen sich nun neu sortieren. Positiv ist, dass bereits qualifizierte Sportler ihre Startberechtigung auch für 2021 behalten. Zudem haben noch nicht qualifizierte Athleten die Möglichkeit, sich durch die verlängerte Nominierungsfrist bis Juli 2021 doch noch zu qualifizieren. Jedoch ist es aktuell noch nicht abzusehen, ab wann wieder Qualifikationswettkämpfe stattfinden können. Es gibt aber auch Athleten, für die es die letzten Olympischen Spiele gewesen wären. So möchte der Turmspringer Patrick Hausding und Bronzemedaillengewinner von Rio 2016 seinen geplanten Rücktritt doch noch aufschieben: „Ich werde nicht jünger, und es wird jedes Jahr schwerer wieder fit zu werden!“

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Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul hat die Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio als „richtig für alle Sportler“ bezeichnet. „Ich hoffe, dass wir alle 2021 die Spiele bekommen, die wir uns erträumen“, sagte der 22 Jahre alte deutsche „Sportler des Jahres“ von 2019. Der Mainzer hatte bei der Leichtathletik-WM im Oktober in Doha überraschend Gold gewonnen. Hürdensprinterin Cindy Roleder ist froh, dass der Sport auf die Corona-Krise reagiert hat: „Es ist die einzig richtige Entscheidung, die man treffen konnte. Gesundheit ist das A und O. Wir sind gerade in einer sehr schwierigen Situation, nicht nur wir Sportler, sondern alle Menschen. Deshalb wird der Sport jetzt erst einmal hintenangestellt.“

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Sportlerstimmen

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Ernährung

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MAGNESIUM

IST KEIN ALLHEILMITTEL Ein Beitrag von Jörg Zittlau

Jährlich geben die Bundesbürger nahezu 250 Millionen Euro für Magnesiumpräparate aus. In der Hoffnung, dadurch nicht nur Muskelkrämpfe und Schnupfen, sondern sogar schwere Erkrankungen wie Osteoporose, Diabetes, Bluthochdruck und Depressionen in den Griff zu bekommen. Doch was kann das Mineral tatsächlich?

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Alleskönner Magnesiumöl? Es schmeckt salzig, wenn man den Mund damit spült; prickelt, wenn man die Füße darin badet; bleibt lang schmierig, wenn man die Haut damit besprüht. Aber das alles sollen nur Nebeneffekte sein. Denn „transderma­ les Magnesiumöl“ ist zurzeit der große Trend auf dem bunten Markt der alternativen Heilverfahren. Es soll das Mineral über Haut und Schleimhaut viel schneller und effektiver in den Körper einschleusen als die üblichen Präparate zum Einnehmen. Wes­ wegen es, wie einige Anbieter schwärmen, geradezu ein Gesundheits-Turbo sei. Es soll bei Schmerzen, Krämpfen, Schlafstörungen und Verspannungen hilfreich sein und einige Anbieter empfehlen es sogar bei Asthma und Bluthochdruck.

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Fußbad in Bier. Jürgen Vormann vom Insti­ tut für Prävention und Ernährung in Ismaning kann diesen Versprechungen nur wenig abge­ winnen. Sein Hauptargument dagegen: „Ma­gne­ siumöl ist kein Öl, sondern eine konzentrierte

Magnesiumchlorid-Lösung.“ (1) Und in dieser sei das Mineral ionisiert und Für Eilige dadurch gar nicht in der Lage, die Magnesium wird für Haut zu durchdringen. Was auch, viele Körpervorgänge wie der Biochemiker betont, durch­ gebraucht, doch seine aus zu begrüßen sei. Denn sonst Supplementierung ist meistens hätte das Baden im Toten Meer unnötig, da eine Versorgung über nicht etwa einen therapeutischen unverarbeitete Nahrungsmittel möglich Nutzen, sondern es würde den ist. Dass Magnesium bei Muskel­ Patienten – wegen der hohen krämpfen hilft, wird ebenfalls infrage Magnesiumkonzentrationen – gestellt. Hilfreich könnte da laut schlichtweg vergiften. Wissenschaftlern eher saures Gurkenwasser sein. Matthias Bastigkeit vom Mediziner-­ Portal Doccheck geißelt Magnesiumöl sogar als trans­dermalen Bullshit (2). Dass ein Fußbad darin besonders viel Magnesium in den Körper überführe, sei vergleichbar mit der Behaup­ tung, wonach ein Bier-Fußbad betrunken macht. Es sei schade, dass durch solche Märchen ein ver­ dienstvolles Mineral diskreditiert würde.

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Ernährung

Tatsächlich hat das Mineral diverse wissenschaft­ liche Belege für seine gesundheitlichen Wirkungen sammeln können, ohne dabei seine klassische Anwendungsform – nämlich einfach über Mund und Verdauungstrakt – ändern zu müssen. So ist mittlerweile bekannt, dass es an rund 600 enzyma­ tischen Reaktionen im Körper beteiligt ist. Dem­ entsprechend breit ist sein Wirkungsspektrum und dementsprechend breit ist das Spektrum an ­Krankheiten und Funktionsstörungen, wenn das Mineral fehlt. Ein chinesisches Forscherteam hat insgesamt 40 Studien gefunden, die einen Zusammenhang zwi­ schen der Magnesiumaufnahme durch Lebens­ mittel mit verschiedenen Gesundheitsrisiken untersuchten (3). Demnach senkt ein täglicher Anstieg der Magnesiumzufuhr um 100 Milli­ gramm das Risiko einer Herzschwäche um 22 Pro­ zent, das einer Diabeteserkrankung um 19 Prozent und die Sterberate geht insgesamt um zehn Pro­ zent zurück. Studienleiter Fudi Wang von der Zhejiang Univer­ sity in Hangzhou rät daher, den Verzehr von Voll­ korn, Kakao, Nüssen und vor allem grünem Gemüse zu steigern, weil sich in dessen Chloro­ phyll große Mengen des Minerals befinden. „Dies dürfte durchaus die Volksgesundheit verbessern“, betont der Ernährungsmediziner. Denn auch in Ländern mit reichhaltigem Nahrungsangebot hät­ ten bis zu 15 Prozent der Bevölkerung ein Magnesiumdefizit, was vor allem auf den Verzehr

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Im Leistungslust-Interview geht’s weiter. Dr. Jörg Zittlau spricht über den Mythos Functional Food und geschlechterspezifische Ernährung: ­https:­//­ll.­rpv.media/functionalfood

industrieller Lebensmittel und den Einsatz von stickstoff- und kaliumhaltigen Düngern in der Landwirtschaft zurückginge. Puls und Stimmung. Andreas Götte von der Deut­ schen Herzstiftung rät, regelmäßig die Kalium- und Magnesiumwerte kontrollieren zu lassen. Denn, so der Kardiologe, „diese Mineralien bilden elektrische Impulse in den Herzzellen und sind für deren Wei­ terleitung von Zelle zu Zelle von entscheidender Bedeutung“. Sofern ihre unteren Grenzwerte im Blut – bei Kalium 3,6 mmol/l und bei Magnesium 0,7 mmol/l – unterschritten werden, können sich verstärkt Extraschläge im Herzen ausbilden. So beobachten gerade Leistungssportler immer wieder an sich, dass ihr Herz – trotz ihres guten Trainings­ zustandes – gerade in der Nacht zu Pulskapriolen neigt. Sie sollten bei der Suche nach den Gründen für dieses Phänomen auch ihre Magnesium- und Kaliumwerte im Auge haben. Eine Besonderheit von Magnesium liegt darin, dass es im Körper als Gegenspieler zu Calcium fungiert. Letzeres kann in hohen Dosierungen die Spannung in den Blutgefäßen erhöhen. Dementsprechend kann es bei Bluthochdruck sinnvoll sein, dem Kör­ per mehr Magnesium zuzuführen. In einer aktuel­ len Studie der medizinischen Universität in Wien hat sich diese Strategie als effektiver erwiesen, als wenn man – so wie es weithin üblich ist – die Salz­ zufuhr drosselt (4). Wegen seiner engen Verbindung zu den Stoffwech­ sel- und Elektroprozessen im Körper liegt zudem die Vermutung nahe, dass Magnesium auch vor Hirnerkrankungen wie Demenz und Depressionen schützt. Die medizinische Literatur liefert dazu diverse Belege. Es gibt sogar Fallberichte von Patien­ ten, die sich binnen einer Woche von ihrem depres­ siven Schub erholten, sofern man ihnen ein Magnesiumpräparat zu den Mahlzeiten und zur Nacht verabreichte. Bestätigt werden diese Beob­ achtungen mittlerweile durch eine kleine klinische Studie der University of Vermont, USA (5). Doch für die generelle Empfehlung einer Magnesiumkur im Falle einer Depression ist es noch zu früh. Wadenkrampf. Das klassische Einsatzgebiet der Magnesiumpräparate muss sogar als überholt ein­ geschätzt werden. Denn der Wadenkrampf wird wohl nicht durch einen Mangel des Minerals, son­ dern durch fehlerhafte Rückenmarksreflexe ausge­ löst. Dabei wird der Muskel zum Schutz angespannt,


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obwohl keine Gefahr für ihn besteht. Gegen diesen Irrtum kann Magnesium nichts ausrichten. Wohl aber, wie man an der North Dakota State University ermittelt hat, wenn man ein Glas Essiggurkenwas­ ser trinkt (6). Und die Muskelentkrampfung erfolgt bereits weniger als eine Minute nachdem man es getrunken hat. Die US-Forscher vermuten, dass der saure Geschmack des Gurkenwassers schon im Mund einen Reiz auslöst, der die gestörten Reflexe im Körper wieder in Ordnung bringt. Magnesium scheint also eher zur Prävention und Therapieunterstützung von großen Volkserkran­ kungen wie Herzschwäche, Herzjagen, Bluthoch­ druck, Diabetes, Depressionen und Demenz geeignet zu sein. Unklar ist allerdings, ob man dazu unbedingt Präparate braucht. Denn oft lässt sich ein Mangel schon verhindern, indem man in der Nahrung den Gehalt von tierischen Fetten und Phosphaten reduziert. Denn sie behindern die Magnesiumresorption. Calcium hingegen macht dies – auch wenn dies aufgrund der antagonisti­ schen Eigenschaften der beiden Mineralien oft behauptet wird – nicht, denn sie werden auf unter­ schiedlichen Transportwegen aufgenommen. Mangold und Nüsse versuchen. Gegen den vor­ schnellen Griff zu Supplementen spricht auch, dass einige konventionelle Nahrungsmittel mit hohen Magnesiumwerten aufwarten. So enthal­ ten beispielsweise 50 Gramm Cashewnüsse 135, 50 Gramm Sonnenblumenkerne 210 Milligramm

Praxistipps •• •• ••

Achte bei deiner Ernährung auf magnesiumhaltige Lebensmittel. Reduziere phosphathaltige Lebensmittel wie Limo oder Schmelzkäse. Prüfe kritisch, ob Du Nahrungsergänzungsmittel benötigst.

oder 200 Gramm Mangold 140 Milligramm Ma­gne­ sium. Es bietet sich also an, einer natürlichen Ver­ sorgung erst einmal eine Chance zu geben, bevor man zu Nahrungsergänzungen greift. Zumal Sup­ plemente, wie die Verbraucherzentralen warnen, in jedem zweiten Fall eine höhere Menge des Minerals bergen als vom Bundesinstitut für Risikobewertung als Höchstdosis (250 Milligramm) empfohlen wird (7). Dadurch könne es zu Überdosierungen mit sehr unangenehmen Folgen kommen. Andererseits erscheinen solche Warnungen auch übertrieben. In der medizinischen Literatur existie­ ren zwar vereinzelte Berichte von Durchfällen, wenn das Mineral weit jenseits der 250 Milligramm dosiert wird. Doch wirklich starke Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall und Muskelschwäche treten eigentlich nur dann auf, wenn es als Infusion ver­ abreicht wird. •

LITERATUR 1. Vormann J, et al. 2017. Sinn oder Unsinn von transdermalem Magnesium. Z Orthomol Med. 15, 4: 10-13

5. Tarleton EK, et al. 2017. Role of magnesium supplementation in the treatment of depression. PLoS One. 12, 6: e0180067

2. Bastigkeit M. 2017. Transdermaler Bullshit. ll.rpv.media/8t; Zugriff am 23.02.2020

6. Miller KC, et al. 2010. Reflex inhibition of electrically induced muscle cramps in hypohydrated human. Med Sci Sports Exerc. 42, 5: 953-61

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3. Wang F, et al. 2016. Dietary magnesium intake and the risk of cardiovascular disease, type 2 diabetes, and all-cause mortality, BMC Medicine 14: 210

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4. Igbal S, et al. 2019. The Effect of Electrolytes on Blood Pressure. Nutrients. 11, 6: 1362

7. Verbraucherzentrale. 2019. Magnesium. Was ist zu beachten. ll.rpv.media/8u; Zugriff am 28.02.2020

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Kokospudding mit Himbeeren Zutaten für 2 Personen •• 200 g Kokosmilch (aus der Dose) ••

4 Eier

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1 Msp. Flohsamenschalenpulver

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1/2 TL gemahlene Vanille

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1/2 TL Zimt

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1 Prise Salz

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4 TL kalte Butter

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100 g Himbeeren

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1 EL Kokosraspeln

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100 ml warmes Wasser

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d zu un Abend m a ng uddi . den P e ühlen t i e Ber ht abk c a N ber ihn ü lasse

Tipp

Zubereitung Gib Eier, Kokosmilch und Flohsamenschalenpulver mit dem Wasser in eine Schüssel (hitzebeständig) und rühre alles zügig glatt. Gib Kokosmehl, Vanille, Zimt und Salz dazu und verrühre es zu einer glatten Masse. Erhitze die Kokosmasse über einem Wasserbad (ohne dass sie mit dem Wasser in Berührung kommt) und rühre dabei für zehn bis zwölf Minuten ständig um, damit sie nicht ausflockt. Rühre so lange, bis die Masse dickflüssig wird und zu binden beginnt. Nimm die Masse vom Wasserbad und rühre die eiskalte Butter ein, bis sie sich aufgelöst hat. Verteile den Pudding auf zwei Schalen, decke ihn mit Frischhaltefolie ab und stelle ihn mindestens sechs Stunden kalt. Garniere den Pudding mit den Himbeeren und den Kokosraspeln. Guten Appetit!

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Ernährung

ESSPIRATION


VORSCHAU & IMPRESSUM

VORSCHAU

SCHWERPUNKTTHEMA – TRAINING AN LAND Und vieles mehr in den Rubriken Magazin, ­Fitnessszene, Training, Ernährung, Regeneration und Beratung & Beruf.

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Nächste Ausgabe:

14.8.2020

ÜBUNGEN UND VIELE PRAXISTIPPS

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AKTUELLE NEWS AUS DER FITNESSSZENE /

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Publikationen der Pflaum-Gruppe NATUR HEIL PRAXIS

Fachzeitschrift für Naturheilkunde

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Leistungslust ist die Fachzeitschrift für Sport- und Fitness-Trainer! Hervorragend recherchierte Fachinformation, spannend aufbereitet, jederzeit verfügbar.

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Leistungslust liefert direkt anwendbare Tipps und das Wissen der Besten: Anerkannte Trainer, Spitzensportler und Mediziner bringen das auf den Punkt, was Sport- und Fitness-Trainer für ihre tägliche Arbeit brauchen.

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Leistungslust macht Dich als Trainer und Deine Kunden erfolgreicher. Alle 2 Monate im Heft und natürlich regelmäßig im Web und auf dem Smartphone.

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