Der digitale Ball – Leseprobe

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DER DIGITALE BALL

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Der Weg zu einer neuen Bewegungskultur

Rettet den Ball! „Die Straßenkultur der Kinder geht verloren“, sagt die Personal Trainerin und BGM-Expertin Antonia Muriqi. Das führt zu starken Defiziten in der kindlichen Entwicklung. Dies spürt man in allen Lebenslagen der jüngeren und älteren Generationen. Zwar verstehen wir unseren Körper immer besser, aber dank der digitalen Segnungen beherrschen wir ihn im Alltag immer weniger. Passivität, Bewegungsarmut und lange Sitzphasen gelten nicht zu Unrecht als „das neue Rauchen“.

EDITION

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BE Antonia Muriqi EDITION

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Die Edition Leistungslust liefert Ihnen das konzentrierte Wissen von außergewöhnlichen Sport- und Fitnessexperten. Unsere erfahrenen Fachredakteure begleiten jeden Titel von der Idee bis zum fertigen Buch. So erhalten Sie Bücher von höchster Qualität, die Sie als Trainer und Sportler jeden Tag ein Stück besser machen.

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Antonia Muriqi ist Geschäftsführerin und Gründerin von Digital & BGM – Coached by Antonia Lief®. Das Unternehmen fokussiert das Hauptziel „Gesundheit für alle“. Während ihres naturwissenschaftlichen Studiums setzte sie sich bereits als Werkstudentin mit den ersten Herausforderungen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements auseinander. Mittlerweile nutzen große Unternehmen ihr Know-how und ihr digitales Tool zur Implementierung gesundheitsförderlicher Maßnahmen deutschlandweit und standortübergreifend.

Muriqi Der digitale Ball

Die Autorin Antonia Muriqi plädiert in ihrem engagierten Buch für einen Weg „zurück zur Basis – zurück zum Körper“. Sie nutzt dabei das Ballsportkonzept der Universität Heidelberg und entwickelt daraus eine überaus praktische Umsetzung. Dieses abwechslungsreiche und fordernde Training kann jeder z.B. am Arbeitsplatz nutzen – ganz ohne Training im sprichwörtlichen Sinne. Dieses Buch gibt leicht verständliche Anregungen, wie man Defizite am Arbeitsplatz mit einfachen Mitteln ausgleichen kann – oder sie mit Spass und Freude gar nicht erst entstehen lässt. Mit ihrem innovativen und praktikablen A ­ nsatz erfindet Antonia Muriqi gleichzeitig eine attraktive Spielart des digitalen Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM), von dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam profitieren.

25.06.2020 14:54:07


IMPRESSUM

Autorin

Antonia Muriqi Email: info@digitalundbgm.de / info@digitalhumanbalance.com Website: www.digitalundbgm.de und www.digitalhumanbalance.com

Hinweis

Die medizinische Entwicklung schreitet permanent fort. Neue Erkenntnisse, was Medikation und Behandlung angeht, sind die Folge. Autor und Verlag haben alle Texte mit großer Sorgfalt erarbeitet, um alle Angaben dem Wissensstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung anzupassen. Dennoch ist der Leser aufgefordert, ­Dosierungen und Kontraindikationen aller verwendeten Präparate und medizinischen ­Behandlungungsverfahren anhand etwaiger Beipackzettel und Bedienungsanleitungen eigenverantwortlich zu prüfen, um eventuelle Abweichungen festzustellen. Aufgrund der besseren Lesbarkeit verzichten wir auf die weibliche Form. Es ist selbstverständlich, dass wir alle Geschlechter in Einzahl, wie Mehrzahl ansprechen.

Urheber- und Nutzungsrechte

© 2020 by Richard Pflaum Verlag GmbH & Co. KG, Lazarettstraße 4, 80636 München

Druck ISBN Bibliografische Information

978-3-9482-7710-9 (Print) 978-3-9482-7718-5 (E-Book, PDF)

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Westermann Druck Zwickau GmbH

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:/ / ​dnb.d-nb.de abrufbar.

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Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Bearbeitung sonstiger Art sowie für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Dies gilt auch für die Entnahme von einzelnen Abbildungen und bei auszugsweiser Verwendung von Texten. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichenund Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Wir übernehmen auch keine Gewähr, dass die in diesem Buch enthaltenen Angaben frei von Patentrechten sind; durch diese Veröffentlichung wird weder stillschweigend noch sonst wie eine Lizenz auf etwa bestehende Patente gewährt.


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Antonia Muriqi EDITION

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Der Weg zu einer neuen Bewegungskultur


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DIE AUTORIN Antonia Muriqi

Sie ist Geschäftsführerin von Digital & BGM und Gesellschafterin von dHb – d ­ igital Human balance. Zudem ist die junge Unternehmerin Markeninhaberin von Jobfluencer ®. Seit mehreren Jahren leitet sie erfolgreich ihr Unternehmen, welches das Hauptziel „Gesundheit für alle“ fokussiert. Der Übergang von ihrem naturwis­ senschaftlichen ­Studium in die Selbstständigkeit war fl ­ ießend. Als Werkstudentin in einem großen Unternehmen setzte sie sich mit den ersten Herausforderungen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements auseinander. Die Vorteile der Digitalisierung sah die Sportstudentin 2014 schon klar vor Augen und nutzte diese für die Umsetzung ihrer Coachingtätigkeiten als Fitness­trainerin mittels ihrer Coaching­ tätigkeit mit App*. Mittlerweile nutzen große Unternehmen ihr Know-how und ihr digitales Tool zur Implementierung gesundheitsförderlicher Maßnahmen deutschlandweit und standortübergreifend. In dem dHb-Netzwerk verbindet die Digitale Gesundheitsmanagerin viele Experten aus den vier Präventionshandlungsfelder bei dem Krankenkassen und große Konzerne auf qualitätsgeprüften Dienstleistern zugreifen können.

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www.digitalundbgm.de und www.digitalhumanbalance.com

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INHALT Die Autorin 5 Einleitung 10 Grußwort 12 Vorwort 13

Salutogenese und ressourcen­orientierter Ansatz

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2

Kultur: damals und heute

23

2.1

Neue Heraus­forderungen

25

2.2

Der Wunsch nach Freiheit

26

2.3

Homeoffice für alle und die Rolle der Frau

29

2.4

Demographischer Wandel

30

2.5

Arbeit und Gesundheit

31

2.6

Mitunternehmer statt Mitarbeiter

33

3

Mitarbeiter der Zukunft

37

3.1

Die Kinder des 21. Jahrhunderts

39 42

3.3

Generation Y

45

3.4

Generation Z

46

3.5

Motivation und ­Digitalisierung

46

3.6

Best Practice-­Umsetzung

48

4

Gesundheits­förderung in Settings

51

4.1

Betriebliches Gesundheits­management (BGM)

53

4.2

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)

54

4.3

Neue Ideen, neue Wege Gesundheitliche Probleme sind oftmals selbstgemacht

56 56

4.4

Gesundheits­förderung heute 57 Arbeitsschutz 58 Digitaler Arbeitsschutz 59

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3.2 Generationenlogik

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4.5

Human Resources Wir wollen, aber wie?

61 63

4.6

Gesetzliche ­Verankerung

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4.7

Netzwerken und ­vernetzen BGM – (steuerlicher) Vorteil?

65 66

4.8

BGM 4.0 = dBGM

67

4.9

Mensch 4.0

68 70

4.11

Aspekte des Ball­konzepts im Betrieb 71 Spiel 71 Leistung 71 Emotionen 71 Zahlen und Fakten 71

5

Inspiration: Konzept Ballschule Heidelberg

75

Bewegungs­wissenschaft

77

Umsetzung des ­Konzepts heute

79

5.3

Erste Schritte: das „Rübenacher-­Modell“

79

5.4

Der Ballschulplan Die spielerisch-­situationsorientierte Ballschule Die fähigkeitsorientierte Ballschule Die fertigkeitsorientierte Ballschule

81 82 82 82

5.5

Übungen aus dem ­Bewegungskonzept 1. Der einfache Wurf 2. Würfe hinter dem Körper 3. Der Wurf von hinten nach vorn 4. Einarmiges Fangen 5. Dribbling um ein Bein 6. Fangen hinter dem Körper 7. Ballhandling – Kreisen um ein Körperteil 8. Ballhandling – Kreisen um mehrere Körperteile 9. Tiefes Dribbling 10. Schnelles Fangen 11. Das Kreisen um den Kopf auf instabilem Grund 12. Balancieren und Werfen

83 83 84 85 85 86 87 87 88 88 89 89 90

5.6

Kursinhalte zum ­Bewegungskonzept 91 Warum ist der Ball im Betrieb? 100 Gründe für Fehlzeiten in Unternehmen 101 Betriebsklima 104

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5.1 5.2

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4.10 Bewegungskonzept

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Achtsamkeit und ­Bewegung

105

5.8

Digitalisierung und Gesundheit – konfus? Burn-­out Vor-­und Nachteile der Digitalisierung Digitale Konzepte, die funktionieren Fazit Digitalisierung

112 112 114 115 116

6

Die App

119

7

Das Pilotprojekt

125

7.1

Compugroup Medical SE Koblenz Steckbrief der Untersuchung

127 127

7.2

Befragung – Online-­Check 130 Für mich stehen bei Maßnahmen zur Gesundheit im Betrieb im Vordergrund … 131 Mich interessiert am meisten … 131 Was verursacht Stress am Arbeitsplatz? 132 132 Die Probanden Koordinative Tests 133

7.3

Ergebnisse der ­Koordinationstests Feedback vom Unternehmen Vergleich der Ergebnisse

137 137 137

8

Ausblick – das ­App-­basierte Konzept weitergedacht

141

8.1

Digitalisierung auf ­allen Ebenen

143

8.2

Der digitale Gesundheitsmanager Wie soll eine solche Mammutaufgabe bewältigt werden? Neigen die Mitarbeiter nicht dann zum „Blaumachen“?

144 144 145

8.3

Vorteile der ­neuen App für das dBGM von morgen Herzensprojekt: dBGM im Setting Schule

146 146

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Anhang 151 152

9.2 Bildverzeichnis

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9.1 Literaturverzeichnis

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5.7


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Einleitung

EINLEITUNG Jeder Mensch sucht eine sinnvolle Beschäftigung, die ihm das bringt, was er braucht: Geld und Motivation, um dabei zu bleiben. Ein Job soll nicht nur materiell, sondern auch immateriell lohnend sein. Besonders wichtig dabei ist das Gemeinschaftsbedürfnis. Positive zwischenmenschliche Beziehungen sind fundamental wichtig für die Entwicklung und Gesundheit Ihrer Mitarbeiter. Die Denkergesellschaft des 21. Jahrhunderts weiß auch, dass die Gesundheit der Mitarbeiter eng an den Unternehmenserfolgt gekoppelt ist. Aber ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass wir unglaublich viele Ideen zum Thema „Gesunde Betriebe“ haben? Jeder Unternehmer möchte weniger Krankenausfälle und mehr Motivation bei seinen Mitarbeitern. Die Ansätze reichen von Sport am Arbeitsplatz über die Verbesserung der Work-Life-Balance bis hin zum Teambuilding-Event oder dem Coaching der Führungskräfte. Jeder Ansatz hat seine Vor- und Nachteile für ein Unternehmen und jeder muss sich der Frage stellen: „Ist dieser Ansatz sinnvoll und passt er zu uns als Unternehmen?“. Viel besser ist noch die Frage „Passt dieser Ansatz zu meinen Mitarbeitern?“. Ein Ansatz, der auf alle Unternehmen und jeweiligen Mitarbeiter passt, wäre das Nonplusultra für jeden Gesundheitsmanager und jeden Gesundheitsbeauftragten im Personalrat, aber diesen 0815-Ansatz gibt es nicht. Das ist auch gut so, denn so wären wir weit entfernt von der Idee der Individualisierung. „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ (Albert Einstein)

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Jedes Unternehmen weist eine andere betriebliche Struktur auf, hat unterschiedliche Kommunikationswege und Möglichkeiten, um Ideen umzusetzen. Aber jedes Unternehmen hat Potential, welches es eventuell nicht sieht, da immer wieder die gleichen Faktoren betrachtet werden. Berater vieler Krankenkassen geben sich größte Mühe, die Unternehmer an die neuesten Umsetzungsmöglichkeiten und Förderungen heranzuführen. Viele Ideen entstehen aber auch schon im Unternehmen selbst. Ist es Ihnen auch einmal so ergangen? Sie hatten eine tolle neue Idee und waren Feuer und Flamme dafür? Wenn ja, haben Sie sicherlich dieselbe Erfahrung gemacht wie so viele mit und vor Ihnen. Die Idee wurde zerredet. Bis nichts mehr Gutes von dieser Idee da war. Solche Erfahrungen sind sehr schade und genau deshalb ist es so wichtig, neuen Dingen den Raum zu lassen und Zeit zu geben. Die meisten Unternehmen scheuen Neues, aus welchen Gründen auch immer, denn für jede Lösung gibt es ein Problem. Im Bereich der Gesundheitsförderung hat sich in den letzten Jahren einiges getan und so kommen auch immer mehr mittelständische Unternehmen auf die Idee, etwas für ihre Mitarbeiter zu tun. Die Frage ist, ob die Maßnahmen auch bei den Mitarbeitern ankommen. Welche Maßnahmen sprechen meine Mitarbeiter an? Wo möchte ich als Unternehmer angreifen? Was ist die Haupt­ursache in meinem Unternehmen für


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Einleitung

Problem XY? Vor allem sollte Ihnen klar sein, dass die analysierten Probleme nicht immer gleich bleiben. In einer Zeit, in der der demographische Wandel in einem Unternehmen ganz klar im Kollegium zu sehen ist, muss sich ein Unternehmenskopf Gedanken machen, wie er die rare Ware, nämlich die jungen Menschen, zu sich zieht. Was möchten die neuen Generationen von einem Arbeitgeber? Was ist interessant? Was spornt an zu leisten und zu bleiben? Besonders spannend ist hierbei der Aspekt der Digitalisierung. Ein Thema mit Ecken und Kanten, Vor- und Nachteilen. Nehmen Sie dieses Buch nicht als einen Ihrer zahlreichen Ansätze, den Sie nun versuchen, umzusetzen und der wiederum zum Scheitern verurteilt ist. Überzeugen Sie sich von der Idee und nehmen Sie sich Teile aus diesem Konzept heraus.

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Grußwort

GRUSSWORT Betriebliche Gesundheitsförderung digital – das funktioniert mit begeisternden Ideen wie der von Antonia Muriqi: Man nehme Bälle, denke sich dazu Bewegungsaufgaben aus und verpacke diese in einer App. Schnell war mit der CompuGroup Medical das ideale Partnerunternehmen zur Pilotierung gefunden. Und beinahe ebenso schnell war klar: Diese App macht Spaß und vor allem eine Menge Lust auf Bewegung. Alles in allem ganz im Sinne der Barmer, die sich als Krankenkasse ebenfalls schon längst auf den digitalen Weg gemacht hat. Gesundheitsförderung ist heute bereits in vielen Unternehmen selbstverständlicher Bestandteil der Unternehmenskultur. Dennoch stehen Betriebe allzu häufig vor der Herausforderung, wie entsprechende Angebote von den Beschäftigten mehr und effektiver genutzt werden können. Digitale Angebote der Betrieblichen Gesundheitsförderung passen perfekt zu den Anforderungen der modernen Arbeitswelt: Sie können weitestgehend unabhängig von Zeit und Ort eingesetzt werden. Wie man zeitgemäß, motivierend und fachlich fundiert Lust auf Bewegung machen kann, zeigt auch Antonia mit ihrer App. Ihr gelingt es, die Teilnehmenden in hohem Maße zu motivieren: mit Videos zur wöchentlichen Bewegungsaufgabe mit Ball, unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und einer abschließenden wöchentlichen Challenge. Als Projektpartner freuen wir uns, dass auch die Evaluationsergebnisse die positive Wirkung eines digitalen Bewegungsangebots unterstreichen.

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Katharina Steinbach


Vorwort

VORWORT Die Chance, ein Buch schreiben zu dürfen, war für mich ein außerordentlicher Glücksfall. Alles, was mit dem Thema in diesem Buch zu tun hat, traf mich ganz zufällig. Auch die Menschen, die mich zum Schreiben animierten, traf ich ungeplant auf meinem Weg. Besonders möchte ich mich beim FV Rheingold Rübennach e. V. für die Inspiration, beim Pflaum Verlag für die Chance und bei der Krankenkasse Barmer für die Hilfe bei der Umsetzung des Pilotprojekts bedanken. Als junge Unternehmerin bin ich stets hungrig auf neue Ideen in meinem Business und es war mein großer Wunsch, meine App in großen Unternehmen einzusetzen. Mir fehlte nur die glänzende Idee oder eher ein einzigartiges Konzept, welches mir als Dienstleister ein Alleinstellungsmerkmal bot. Als Trainer weiß jeder, dass Mitarbeiter in großen Betrieben Bewegung benötigen, um ihre einseitige Belastung am Arbeitsplatz auszugleichen. Sicherlich sind viele meiner Kollegen und Kolleginnen bereits in einem Unternehmen für die Umsetzung einer Präventionsmaßnahme eingesetzt worden. Ich ebenso. Unzählige Male wurde ich gebucht, um mit teils ordentlich motivierten und teils unfreiwilligen Teilnehmern Sport zu treiben. Oftmals hatte ich das Gefühl, die Leute machen den Sport nur aus einem Grund mit: Es wurde von ihnen verlangt. Die meisten von ihnen hörten nach wenigen Malen wieder auf. Sie tauchten in der Masse des Unternehmens ab. Ich weiß, dass man solche Reaktionen als TrainerIn oft persönlich nimmt, das sollte man aber nicht. Jeder Mensch macht eben gern das, was er liebt oder kann. Und seien wir mal ehrlich: Wer kennt im großen Durchschnitt viele sportbegeisterte Leute? Natürlich bewegen wir uns als Sportler in unseren Kreisen, viele Freunde kennen wir aus dem Studium oder gar den jahrelang besuchten Vereinen. Die Wirklichkeit sieht jedoch so aus, dass sich viele Menschen zum Sport zwingen müssen. Viele Kinder lernen nicht mal mehr den Umgang miteinander im Sport und können sich dazu nicht begeistern. Zumindest dergestalt, wie er im Schulsystem und auf dem Fitnessmarkt angeboten wird.

Ihre Antonia Muriqi

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Ich freue mich sehr, Ihnen eine neue Interpretation der Gesundheitsförderung in meinem Buch vorstellen zu dürfen.

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Warum wohl haben Trends wie Zumba so großen Erfolg? Sie verkaufen den Sport als Spaß – Spaß am Tanzen und an der Bewegung. So musste ich mir doch nur die einfache Frage stellen: Warum klappt es mit dem Sport im Betrieb nicht? Es gilt, eine Brücke zwischen der ernsten Arbeitswelt und dem Spaß im Sportsektor zu schlagen. Viele Betriebe möchten ihren Mitarbeitern eine gute Work-Life-Balance bieten, doch genauso viele scheitern an der Umsetzung. Frühe Generationen werden das klassische Vorturnen lieben, aber die neuen Generationen wollen mehr. Mehr Spaß, mehr Freiheit, mehr Eigeninitiative und Challenges.

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„Es gilt, eine Brücke zwischen der ernsten Arbeitswelt und dem Spaß im Sportsektor zu schlagen.“


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1. Salutogenese und ressourcenorientierter Ansatz


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„Der Gesundheitszustand ist hochkomplex und durch viele Faktoren beeinflussbar.“


Salutogenese

Es geht um die Frage, wie es ein Mensch schafft, gesund zu bleiben, obwohl er eventuell unter suboptimalen Bedingungen lebt. Dabei geht es nicht um schwarz oder weiß, um Null oder Hundert, sondern vielmehr um ein Kontinuum, in dem sich ein Mensch zwischen Gesundheit und Krankheit bewegt, denn kein Mensch ist je vollkommen gesund. „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Beeinträchtigung.“ (Weltgesundheitsorganisation WHO, 1946) Laut einer Umfrage des Robert Koch-­Instituts bewerten 73 Prozent der Männer und mit 68 Prozent kaum weniger Frauen ihren Gesundheitszustand als „gut“ oder „sehr gut“ (vgl. Robert Koch-­Institut, 2011). Die subjektive Bewertung der Menschen bei der Frage nach ihrem Gesundheitszustand fällt oftmals sehr positiv aus. Unser allgemeines Verständnis von Gesundheit wird immer noch mit der Abwesenheit von Krankheit und Krankheitssymptomen definiert. Es steckt allerdings viel mehr hinter dem Gesundheitsbegriff. Die WHO definierte die Gesundheit außerordentlich positiv. So positiv, dass dieser Zustand kaum für jemanden zu erreichen ist. Die utopische Definition blieb nicht von Kritik verschont. Gesundheit ist nicht nur das bloße Fernbleiben von Krankheit, es ist demnach auch ein Zustand des vollständigen Wohlbefindens. Wann haben Sie sich das letzte Mal vollkommen wohl gefühlt? Und wenn Sie sich erinnern, kann es sein, dass Sie das ein oder andere Negative einfach mal ausblendeten? Negatives war aber sicher da und es beeinflusst ebenso Ihre Gesundheit wie eine Infektion. Faltermaier (1994) fügte dem Ganzen eine Zeitkomponente hinzu. Eine Person, die in diesem Moment gesund ist, muss es aber nicht zwangsläufig auf Dauer bleiben. Sie muss aktiv dazu beitragen, sich weiterhin gesund zu fühlen. Das fügt der Definition der WHO, die sich mehr wie ein von Gott geschenkter Zustand anhört, eine gewisse Verantwortung dazu.

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Der Gesundheitszustand ist hochkomplex und durch viele Faktoren beeinflussbar. Somit ist jemand, der sich vollkommen gesund fühlt, eventuell doch krank, da er einen nicht entdeckten Tumor im Körper hat. Genauso verhält es sich andersherum: Ist jemand körperlich kerngesund, leidet aber unter physischem Druck und verspürt psychosomatische Leiden, ist er dennoch laut Definition krank. Jemand mit einer tragischen Vorgeschichte, sei diese gekoppelt mit traumatischen oder körperlichen Beeinträchtigungen, kann nach der Definition der WHO niemals mehr gesund ­werden.

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Antonowsky (1979, 1987) legt die Schwarz-­Weiß-­Brille ab und unterscheidet zwischen der pathogenetischen und der salutogenetischen Sicht auf die Gesundheit. In der Pathogenese geht es um die Entstehung der Krankheit. Biologische Ursachen von Krankheitsbildern werden erforscht und somit stellt dies der negative Ansatz dar. Das gegenteilige Modell ist das der Salutogenese. Hier werden die Entstehung und der Erhalt von Gesundheit untersucht.

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Salutogenese

Neutralpunkt

Reaktives Verhalten

Patho­ genese

Aktives Verhalten

3

2

chronisch

Symptome

1

1

Anzeichen bewusst werden

2 lernen

3

Saluto­ genese

wachsen sich weiterentwickeln

Abbildung 1: Gesundheitskontinuum

Betrachten wir den Menschen als weißes Blatt Papier, wenn er auf die Welt kommt. Er ist vollkommen gesund, aber auch in ihm schlummern genetische Erkrankungen seiner Vorfahren. Jeder Faktor seines Lebens kann seine Gesundheit beeinflussen; jetzt oder auch zukünftig. Fremd-­oder auch eigenbestimmte Entscheidungen können ihn krank machen. Dieser Ansatz ist ziemlich pessimistisch, denn letztendlich wartet man nur auf den Moment, in dem man krank wird. Man sollte sich allerdings vielmehr die Frage stellen, ob nicht jemand mit gesundheitlich schlechterer Vorgeschichte eventuell mehr Gelegenheiten hatte, Ressourcen aufzubauen. Ist jemand mit psychischer Vorbelastung für immer krank oder hat derjenige nicht an unglaublichem Potential und Stärke gewonnen, sodass er sich trotz zahlreicher anderer Faktoren gesund fühlt? Genau diesen Ansatz verfolgte Aron Antonowsky. Es ist also nicht nur an der Medizin zu bestimmen, ob ein Mensch gesund oder krank ist und es auch bleibt, sondern es obliegt unter anderem der interdisziplinären Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaften, um den Menschen tatsächlich gesund zu halten. Der Philosoph David Seedhouse hat 1986 ein Gesundheitskonzept aus verschiedenen Ansichten zusammengestellt und dabei das Konzept der Gesundheit als Voraussetzung zur vollen Ausschöpfung der Möglichkeiten des Einzelnen dargelegt. Darin heißt es:

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„Der optimale Gesundheitszustand einer Person entspricht dem Zustand seiner Rahmenbedingungen, die es ihm oder ihr ermöglichen, daran zu arbeiten, seine bzw. ihre realistisch ausgewählten und biologischen Möglichkeiten voll zu verwirklichen. Einige dieser Rahmenbedingungen sind von größter Bedeutung für alle Menschen. Andere hängen von den jeweiligen Fähigkeiten und Umständen Einzelner ab.“ (Seedhouse)

Die Definition macht klar, dass es Seedhouse weniger um eine Eingrenzung des Gesundheitszustandes geht, sondern vielmehr um die Gesundheit als Mittel zur

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„Ganz gut, etwas erkältet, aber es geht.“ „Wieder gut. Der Verlust traf uns hart, aber das Leben geht weiter.“ „Ich musste mich erst eingewöhnen hier, aber jetzt geht es mir sehr gut.“

Salutogenese

Selbstverwirklichung. Wenn jemand nach seinem Wohlbefinden gefragt wird, kommen oft folgende Antworten:

Den Menschen geht es also auch selbst nicht um krank oder gesund, sondern mehr um das Meistern einer Situation. Schwere Zeiten oder schwierige Situationen zu überstehen, mit Krankheit und Verlusten zu leben, sich neu zu orientieren oder neu einzuleben, kostet Ressourcen. Je mehr Ressourcen ein Mensch hat, desto besser wird er schwere Situationen bestehen. Diese Ressourcengewinnung kann ein Arbeitgeber maßgeblich beeinflussen. Immer mehr verschmelzen Arbeitswelt mit Privatleben und umso wichtiger ist es für die Unternehmen, Verantwortung für ihre Mitarbeiter zu übernehmen. Gegenteilige Ansätze sind allgegenwärtig. Der Unternehmer versucht heute zu oft, die Risikofaktoren zu minimieren, anstatt seinen Mitarbeitern „Helfer“ zur Selbsthilfe anzubieten. Darunter zählen beispielsweise: • Sozialer und gesellschaftlicher Rückhalt • Gesunde Lebensweise (gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ­Psychohygiene) • Sich auf „Neues“ einlassen können • Soziale und emotionale Kompetenz • Humor und Zuversicht • Selbstbestimmung

In negativer Hinsicht

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Ressourcen können die Wirkung von Risikofaktoren abschwächen. Darum ist es wichtig, stets auf seine Stärken zurückzugreifen, diese zu pflegen oder neue zu entdecken. Viele Ressourcen schöpfen Menschen aus dem sozialen Miteinander. Viele Faktoren nehmen unterschiedlich viel Einfluss auf das Gesundheitsverhalten und das nicht nur im Einzelnen, sondern in einer komplexen Wechselbeziehung zueinander.

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Eine wunderbare Bezeichnung gab Schiffer (2001) der Salutogenese. Er bezeichnete sie als „Schatzsuche“. Man muss die Menschen animieren, attraktive Ziele zu stecken, damit die Zielpersonen zu gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen motiviert sind. Es muss sich lohnen, eine dauerhafte Anstrengung auszuhalten. Anders verhält es sich mit der Pathogenese. Sie gleicht eher der Fehlersuche, um Ursachen und Risikofaktoren für bestimmte Krankheiten zu entlarven. Dabei ist das Kind dann bereits in den Brunnen gefallen, denn bestehende Symptome und Risikofaktoren können nur noch gemildert werden.

Ein Arbeitnehmer, der gerade gekündigt wurde, muss nicht nur auf Geld verzichten, sondern auch auf seine sozialen Kontakte zu seinen Kollegen oder Kunden. Hierbei

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Salutogenese

spielt die soziale und auch psychologische Komponente eine große Rolle. Solche gravierenden Veränderungen des täglichen Lebens können im schlimmsten Fall Verzweiflung oder gar eine Depression auslösen. Depressionen wiederum ziehen körperliche Symptome mit sich, wie z. B. Bauchschmerzen. So fügt sich eine Komponente an die andere, ähnlich einer Reaktionskette.

In positiver Hinsicht Anderseits ergeben sich auch Kettenreaktionen, die sich positiv auf den Gesundheitszustand auswirken können. Erfährt eine Person bei einer alljährlichen ärztlichen Kontrolle, dass sie ein erhöhtes Risiko für beispielsweise die Verkalkung der Arterien hat, wird sie dadurch sensibilisiert. Sie informiert sich über mögliche Risikofaktoren und ändert ihre Lebensgewohnheiten so, dass die Krankheit keine schlimmeren Folgen nimmt. Dadurch ergeben sich natürlich auch weitere positive Effekte. Vor allem ein stabiles soziales Netzwerk kann Menschen bei einer maßgeblichen Lebensumstellung helfen.

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Heute stehen viele junge Menschen vor ganz anderen Herausforderungen als früher. Die Zeit wandelt sich, sie beeinflusst unsere Generationen maßgeblich und fordert gerade jetzt von Arbeitgebern ein hohes Maß an Anpassung. Denn was passiert durch unsere Nine-­to-­five-­Jobs, durch Schichtarbeit und Homeoffice? Es stellt sich eine soziale Isolation ein. Viele Arbeitnehmer sind ausgelaugt von ihrer Arbeit und scheuen die Überbeanspruchung ihrer Freizeit. Lieber schonen und ausruhen, anstatt auspowern und Leben tanken.


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„Viele junge Menschen sehnen sich nach mehr Freiheit, etwas selbst zu entscheiden. Und wenn es nur die freie Zeiteinteilung ist.“


Neue Herausforderungen

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2.2

Der Wunsch nach Freiheit

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2.3

Homeoffice fĂźr alle und die Rolle der Frau

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2.4

Demographischer Wandel

30

2.5

Arbeit und Gesundheit

2.6

Mitunternehmer statt Mitarbeiter

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2.1

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2. Kultur: damals und heute

31

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„Heute verursachen die Menschen ihr Leid durch ihren selbst gewählten Lebensstil. Was also soll das Unternehmen nun tun?“


Kultur

2.1 NEUE HERAUS­ FORDERUNGEN

Industrie 1.0

Industrie 2.0

Industrie 3.0

Industrie 4.0

Mechanisierung

Elektrifizierung

Automatisierung

Vernetzung

von Produktionsanlagen mit Hilfe von Wasser- und Dampfkraft

der Produktion für eine arbeitsteilige Massenfertigung

durch Einsatz von Elektronik und IT

auf Basis von Cyber-Physical System

Ende 18. Jh.

Ende 19. Jh.

Anfang 1970er-Jahre

heute

1775

1800

1825

1850

1875

1900

1925

1950

1975

2000

2025

2050

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„Damals war alles besser“. Ein Satz, den man immer noch oft zu Ohren bekommt. „Früher kannten wir kein Burn-­out“, auch diesen Satz haben Sie sicherlich schon einmal gehört. Damals war sicher nicht alles besser und auch nicht einfacher. Es war aber für den Menschen sinniger und nachvollziehbarer. Die Komplexität von Prozessen steigt und die Arbeit ist mehr denn je in Teilschritte zerlegt, sodass das Ganze meist für den Arbeiter nicht mehr ersichtlich ist. Es stimmt auch, dass es vor einigen Jahren noch keine Statistiken über das Wohlbefinden der Mitarbeiter gab und überhaupt Menschen dazu beauftragt wurden, herauszufinden, warum ein Mensch krank wird. Oder besser: Warum ein Mensch arbeitsunfähig ist. Die Arbeiterschaft damals hatte es auch nicht so leicht in Sachen Arbeitsunfähigkeit wie dies heute der Fall ist. Es gab keine Absicherungen bei Krankheit, keine Lohnfortzahlung, d. h. wer nicht auf der Arbeit erschien, bekam auch keinen Lohn. Ein Mann, der seinen Job verlor, hatte Kummer und Sorge; nicht nur um sich und sein Wohl, sondern auch um seine Frau und seine Kinder. Nicht nur, dass kein Essen auf dem Tisch zu stehen drohte, auch die Zukunft der Kinder stand auf dem Spiel. Was wäre gewesen, wenn man seinen Kindern die Schulbildung nicht mehr ermöglichen konnte? Diese und viele weitere Probleme beschäftigen uns heutzutage kaum noch. Natürlich entstehen ebenso Nöte, auch wenn heute jemand seinen Job verliert, aber es hat längst nicht solch gravierende Auswirkungen auf unser Leben wie damals. Wir haben es also nicht nur mit einem Wandel im Lebensstil zu tun, sondern auch mit einem Wandel der Ansichten. Früher

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Abbildung 2: Phasen der industriellen Entwicklung im Wandel der Zeit

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Kultur

hatten die Menschen Existenzängste, heute haben sie Angst vor leeren Akkus und davor, dass sie nicht erreichbar sind. Alt eingesessene Chefs verstehen oftmals gar nicht, wo der Schuh drückt, denn es läuft doch nach ihrem Ermessen alles mehr als optimal für den Mitarbeiter. Und tatsächlich ist es so, dass damalige Fälle von Arbeitsunfähigkeit daraus resultierten, dass ein Mitarbeiter sich wegen mangelnder Arbeitssicherheit verletzte. Heute verursachen die Menschen ihr Leid durch ihren selbst gewählten Lebensstil. Was also soll das Unternehmen nun tun? Natürlich könnte man nun als Unternehmer denken: „Soll der doch mehr für sich tun, damit es ihm besser geht – Angebote gibt es genug!“

2.2 DER WUNSCH NACH FREIHEIT Genervt von „Ständiger Erreichbarkeit“

Genervt, wenn 5 Sekunden W-Lan streikt

Rätsel Mensch

Abbildung 3: Ständige Erreichbarkeit

Der Konsum der heutigen Gesellschaft kurbelt die Wirtschaft an. Durch die Indus­ trialisierung im 19. Jahrhundert sind viele Herstellungsprozesse einfacher geworden. Die Digitalisierung beschleunigt zudem die Kommunikation zwischen Hersteller, Vertrieb, Partnern und Endkunden. Die potentielle Reichweite der Unternehmen ist unendlich geworden und jedes Unternehmen versucht, das Bestmögliche abzuschöpfen. Schnell, günstig und gewinnbringend. Für viele Unternehmen heißt das Schichtarbeit, große Produktionsstraßen und viele Mitarbeiter mit den unterschiedlichsten Positionen.

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Der Wunsch nach Flexibilität und einer ständigen Verfügbarkeit in der Arbeitswelt birgt allerdings auch seine Nachteile. Viele junge Menschen sehnen sich nach mehr Freiheit, etwas selbst zu entscheiden. Und wenn es nur die freie Zeiteinteilung ist. Da klingen Gleitzeit, Homeoffice und eigenes Firmenhandy nach einem sehr verlockenden Kompromiss. Die typischen Nine-­to-­five-­Jobs sind out. Doch was bedeutet das für unseren Alltag? Im Grunde genommen vereinnahmt diese anscheinende Freiheit unsere Zeit und setzt eine ständige Verfügbarkeit auf Abruf voraus.


Was stört dich am meisten an deinem Job?

Kultur

Ausschnitt aus einem Interview mit Tobias, 33, Angestellter im Pflegedienst:

„Der Teil-­und Spätdienst. Mein Tag ist völlig unterbrochen und die Freizeit lässt sich dadurch schwierig gestalten.“ Inwieweit schränkt dich dein Dienst in deiner Freizeit ein? „Die sozialen Kontakte sind schwierig zu halten. Vor allem durch den Einsatz am Wochenende und an Feiertagen.“ Würdest du behaupten, dass du mehr soziale Kontakte in deiner Freizeit hättest, wenn du einen normalen Nine-­to-­five-­Job hättest? „Nein, ich habe eine gute Strategie gefunden, damit zurechtzukommen. Meine Kollegen sind meine Freunde!“ Man erlebt immer häufiger, wie wichtig der Kollegenkreis im Privatleben der Angestellten wird. Kollegen werden zu Freunden und ersetzen das Fehlende aus Familienund Freundeskreis. Die sozialen Ressourcen eines Menschen sind immens wichtig (Kapitel: ressourcenorientierter Ansatz), um mit Stress umgehen zu können. Sind Mitarbeiter jedoch gestresst und es fehlt das kollegiale Miteinander: Welche soziale Ressource bleibt dann noch? Die Psychologie-­Professorin Julianne Holt-­Lunstead der Brigham Young University nennt hierfür sogar konkrete Zahlen: Wenig soziale Kontakte sind ebenso gesundheitsschädlich wie 15 Zigaretten pro Tag. Dadurch ist der „Freundesmangel“ sogar gefährlicher als Übergewicht. Wenn jemand von Stress spricht, spricht er meistens von dem Gefühl, etwas nicht gewachsen zu sein. Es wächst ihm sprichwörtlich über den Kopf. Die WHO erklärt Stress zu den größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts. So rechnet man, dass es sich bis zum Jahr 2020 bei jeder zweiten Krankmeldung um einen stressbedingten Ausfall handelt. Auch hier spielt der Wandel der Zeit eine große Rolle. Die Aufgabenfelder werden komplexer, die Verantwortung größer und das Gefühl „austauschbar“ zu sein, wächst.

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Als Mitarbeiter arbeite ich mit an einer Idee, ich bringe ein Unternehmen an sein Ziel und habe eine ganz bestimmte Funktion. Bin ich krank, kann ich meine Funktion nicht ausführen, demnach funktioniere ich als Zahnrad in dieser mächtigen Mühle nicht mehr und halte Prozesse auf. Habe ich als Mitarbeiter also das Gefühl, meiner Funktion nicht gerecht zu werden, entsteht Stress und Stress macht wiederum krank. Dieser Teufelskreis ist nur ein gedankliches Karussell, in dem sich ein Mitarbeiter bewegen könnte. Hat der Mitarbeiter also den Eindruck, in diesem Karussell nicht mithalten zu können, steigt er letztendlich aus, indem er krank wird oder Sonder­ urlaub beantragt.

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„Wenn ich nicht mehr funktioniere, dann macht es halt ein anderer!“

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DER DIGITALE BALL

9 783948 277109

Der Weg zu einer neuen Bewegungskultur

Rettet den Ball! „Die Straßenkultur der Kinder geht verloren“, sagt die Personal Trainerin und BGM-Expertin Antonia Muriqi. Das führt zu starken Defiziten in der kindlichen Entwicklung. Dies spürt man in allen Lebenslagen der jüngeren und älteren ­Generationen. Zwar verstehen wir unseren Körper immer besser, aber dank der ­digitalen Segnungen beherrschen wir ihn im Alltag immer weniger. Passivität, Bewegungsarmut und lange Sitzphasen gelten nicht zu Unrecht als „das neue Rauchen“.

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Die Edition Leistungslust liefert Ihnen das konzentrierte Wissen von außergewöhnlichen Sport- und Fitnessexperten. Unsere erfahrenen Fachredakteure begleiten jeden Titel von der Idee bis zum fertigen Buch. So erhalten Sie ­Bücher von höchster Qualität, die Sie als Trainer und Sportler jeden Tag ein Stück besser machen.

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Antonia Muriqi ist Geschäftsführerin und Gründerin von Digital & BGM – Coached by Antonia Lief®. Das Unternehmen fokussiert das Hauptziel „Gesundheit für alle“. Während ihres naturwissenschaftlichen Studiums setzte sie sich ­bereits als Werkstudentin mit den ersten Herausforderungen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements auseinander. Mittlerweile nutzen große Unternehmen ihr Know-how und ihr digitales Tool zur Implementierung gesundheitsförderlicher Maßnahmen deutschlandweit und standortübergreifend.

Muriqi Der digitale Ball

Die Autorin Antonia Muriqi plädiert in ihrem engagierten Buch für einen Weg „zurück zur Basis – zurück zum Körper“. Sie nutzt dabei das Ballsportkonzept der Universität Heidelberg und entwickelt daraus eine überaus praktische Umsetzung. Dieses abwechslungsreiche und fordernde Training kann jeder z.B. am Arbeitsplatz nutzen – ganz ohne Training im sprichwörtlichen Sinne. Dieses Buch gibt leicht verständliche Anregungen, wie man Defizite am Arbeitsplatz mit einfachen Mitteln ausgleichen kann – oder sie mit Spass und Freude gar nicht erst entstehen lässt. Mit ihrem innovativen und praktikablen A ­ nsatz erfindet Antonia Muriqi gleichzeitig eine attraktive Spielart des digitalen Betrieblichen Gesund­ rbeitnehmer gemeinsam heitsmanagements (BGM), von dem Arbeitgeber und A profitieren.

Antonia Muriqi EDITION

25.06.2020 14:54:07


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