FUSSBALL PERFORMANCE TRAINING
Jesper M. Schwarz ist Sportwissenschaftler und Inhaber der DFB A-Lizenz. Er arbeitet seit 2013 als Reha- und Athletiktrainer in einem Nachwuchsleistungszentrum. Zudem ist er Erfinder des Trainingskonzepts „SoccAthletix“, das die athletische Entwicklung im Nachwuchssport vorantreiben und verbessern will. Die Edition Leistungslust liefert Ihnen das konzentrierte Wissen von außergewöhnlichen Sport- und Fitnessexperten. Unsere erfahrenen Fachredakteure begleiten jeden Titel von der Idee bis zum fertigen Buch. So erhalten Sie Bücher von höchster Qualität, die Sie als Trainer und Sportler jeden Tag ein Stück besser machen.
EDITION
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Dieses Buch gibt einen fundierten Überblick über die Aufgaben und Arbeitsbereiche des Athletiktrainers im Fußball. Es beantwortet alle Fragen rund um das Thema „Leistungsoptimierung“. Dabei geht der Autor weit über das klassische Training mit Fußballspielern hinaus und betrachtet auch die Themen Bewegung, Lifestyle und Mindset. Auch für Athletiktrainer im Amateurfußball und Interessierte aus anderen Sportarten bietet dieses Buch spannende Denkanstöße und eine Gebrauchsanweisung zur direkten Umsetzung im eigenen Training.
Athletiktraining und Belastungsmanagement für leistungsorientierte Fußballer
Jesper M. Schwarz EDITION
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Athletiktraining gewinnt im Fußball stetig an Bedeutung. Die A nforderungen an Athletiktrainer steigen. Sowohl im englisch- als auch im deutschsprachigen Raum gibt es viele Bücher und Informationen rund um das Thema „Athletik“. Doch in Deutschland fehlt es an einer einheitlichen und spezifischen Ausbildung für Athletiktrainer im Fußball. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Bildungseinrichtungen und „SoccAthletix“ ist eine strukturierte Ausbildung für Athletiktrainer entstanden, die sich auf die Anforderungen im Fußball konzentriert.
Schwarz Fußball Performance Training
Der Kick für Kicker.
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9 783948 277079
25.06.2020 15:04:29
IMPRESSUM
Autor
Jesper M. Schwarz jesper.schwarz@yahoo.de
Hinweis
Die medizinische Entwicklung schreitet permanent fort. Neue Erkenntnisse, was Medikation und Behandlung angeht, sind die Folge. Autor und Verlag haben alle Texte mit großer Sorgfalt erarbeitet, um alle Angaben dem Wissensstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung anzupassen. Dennoch ist der Leser aufgefordert, Dosierungen und Kontraindikationen aller verwendeten Präparate und medizinischen Behandlungungsverfahren anhand etwaiger Beipackzettel und Bedienungsanleitungen eigenverantwortlich zu prüfen, um eventuelle Abweichungen festzustellen.
Urheber- und Nutzungsrechte
© 2020 by Richard Pflaum Verlag GmbH & Co. KG, Lazarettstraße 4, 80636 München
Druck ISBN Bibliografische Information
978-3-9482-7707-9 (Print) 978-3-9482-7717-8 (E-Book, PDF)
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Westermann Druck Zwickau GmbH
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Jesper M. Schwarz
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Athletiktraining und Belastungsmanagement für leistungsorientierte Fußballer
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DER AUTOR Jesper M. Schwarz
Er besitzt die DFB A-Lizenz und ist seit mehreren Jahren Reha- und Athletiktrainer im Fußball. In dieser Zeit hat er mehrere hundert Spieler betreut. Der studierte Sportwissenschaftler (M.A.) ist seit vielen Jahren hauptamtlich in einem Nachwuchsleistungszentrum als Athletiktrainer angestellt und arbeitet aktuell als Leiter Sportmedizin, Gesundheit und Leistung. Aus den Erfahrungen, die er auch als Fußballtrainer sammeln konnte und den, in Praxis und Aus- und Weiterbildungen erworbenen Kenntnissen im Bereich des sportartspezifischen Athletiktrainings, ist neben der hauptberuflichen Beschäftigung auch das Unternehmen „SoccAthletix – spielend fit werden“ entstanden.
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Seit 2012 bietet er mit dem Team von SoccAthletix einen ganzheitlichen Ansatz zur Leistungsoptimierung im Sport an. Dabei spielen vor allem die individualisierte Belastungsgestaltung sowie das entsprechende Regenerationsmanagement eine übergeordnete Rolle. Das Angebot steht dabei sowohl Trainern als auch Sportlern verschiedener Leistungsklassen und Sportarten offen. Viele Experten, mit denen Jesper Schwarz in dieser Zeit zusammengearbeitet hat, haben auch maßgeblich an der Entstehung dieses Buches mitgewirkt.
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INHALT Der Autor Widmung Vorwort
5 10 11
1 Athletiktraining
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1.1
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Athletiktraining im Fußball – das Berufsbild
23
1.3
Was es heißt, Athletiktrainer zu sein
30
2
Das Trainingssystem
38
2.1
Die Struktur des Trainingsansatzes
40
2.2
Performance Upgrade – unleash your inner superhero
41
3
Die Philosophie des Trainingssystems
54
3.1
Die Säulen unserer Philosophie
55
3.2 Bewegung Der Trainingsbegriff Der Regelkreislauf des Trainings
56 56 57
3.3 Profiling-Prozess Das athletische Anforderungsprofil der Sportart Fußball Sports Injury Profile (SIP) Athletic Competency Testing (ACT) Stats – die sportartspezifische Leistungsdiagnostik Weitere Profiling-Maßnahmen Individual Athlete Profile (IAP) Profiling Menue Card
58 60 66 77 79 77 85 86
3.4 Zielsetzung/Zielvorgaben
90
3.5 Programmgestaltung
93
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3.6 Trainingsdurchführung
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1.2 Verantwortungsbereich und Arbeitsweise eines Athletiktrainers im Fußball
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3.7
Evaluation und Re-Testing
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3.8 Die vier Grundprinzipien der Programmgestaltung Back to basics – keep it stupid simple First things first – look at your feet Ground-up Control Minimum Effective Dose – trainieren so viel wie nötig, nicht so viel wie möglich
96 97 100 105
3.9
156
Lebensstil
126
3.10 Denkweise Dynamische Denkweise vs. statische Denkweise One percent better every day: Der „Kaizen-Weg“ zur Selbstoptimierung Der Weg zur Spitzenleistung Schaffung einer regenerativen Denkweise
167 167
4
178
169 172 173
Das Warm-up als Impulsgeber
4.1 Pre-Warm-up Trainingsmethoden und Trainingstechniken im Pre-Warm-up Belastungssteuerung im Pre-Warm-up
179 180 198
4.2 Team-Warm-up Struktur und Inhalt des Team-Warm-up Zusammenfassung der Ziele im Team-Warm-up
199 200 206
4.3
Werkzeuge zur Intensitätssteigerung im Warm-up
207
4.4
Zeitlicher Ablauf des gesamten Warm-up-Prozesses
208
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209 210 212 217 219 223 224
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4.5 Warm-up Programmgestaltung Mobilität des Sprunggelenks Becken-Bein-Achse Hintere Oberschenkelmuskulatur Hüfte und Leiste Core Landetechnik des Aufsetzens
7
5
One more Rep before the Endzone Dance
5.1 Die Vorbereitung auf das groĂ&#x;e Spiel Der Millionen-Dollar-Morgen Vor dem Training – die Trainingsplanung Umkleidekabine/Kraftraum Team-Warm-up Nach dem Training/Wettkampf 5.2
Der Schlusspfiff Compliance des Cheftrainers Mit 30 Minuten zufrieden sein Anders sein
230 231 232 234 239 241 242 243 243 244 244
249
6.1 Literaturverzeichnis
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6.2 Bildverzeichnis
266
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6 Anhang
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,,Ich habe mich in den letzten Jahren voll und ganz der optimalen Vorbereitung von Spielsportlern verschrieben – mit der Zielvorgabe, ihnen ihre persönlichen Career Days, also ihre absolute Spitzenleistung bzw. eine regelmäßige Wiederholung dieser Spitzenleistung zu ermöglichen.“
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Widmung
WIDMUNG
FĂźr all diejenigen, die mir dabei geholfen haben, meinen Traum bis hierhin zu leben und mich auch in Zukunft
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dabei unterstĂźtzen werden.
Vorwort
VORWORT Die Idee zu diesem Buch – meine Geschichte Kennen Sie die 10.000-Stunden-Regel? Sie stammt vom schwedischen Psychologen K. Anders Ericsson [1] und besagt, dass man sich „nur“ 10.000 Stunden oder zehn Jahre lang mit einer Sache beschäftigen müsse, um garantiert sehr gut auf genau diesem Gebiet zu werden. Diese 10.000 Stunden bzw. zehn Jahre als Strength and Conditioning Coach (kurz S&C Coach, zu Deutsch: Athletiktrainer) im Fußball habe ich jetzt hinter mir. Heißt das nun, dass ich davon ausgehen kann, garantiert sehr gut in meinem Job zu sein? Ich denke, nein. Hat Ericsson 1996 tatsächlich geglaubt, dass man sich einfach nur lange genug mit einer Sache beschäftigen müsse, um richtig gut zu werden? Das ist sicher nur bedingt der Fall. Vielmehr geht es in seinem Artikel, der eher eine Ansammlung wissenschaftlicher Artikel zum Thema Exzellenz ist, unzählige Graphen, Tabellen und Literaturnachweise enthält, um „deliberate practice“, also um eine kontinuierliche Verbesserung durch ständiges und bewusstes Üben. Die 10.000 Stunden bzw. zehn Jahre sind wohl eher als ein ungefährer Richtwert oder auch stellvertretend für Engagement und aufrichtiges Interesse zu verstehen. Mich beschäftigt der Prozess der kontinuierlichen Verbesserung auf dem Weg zur Exzellenz weitaus mehr, als irgendeine Zahl. Übrigens erschien bereits im Jahr 2014 eine Metastudie von Macnamara et al. [2], die die Bedeutung des bewussten Übens für die Leistungsfähigkeit reduziert. Was bleibt, ist also mein Streben nach Exzellenz. Die Japaner haben dafür ein spannendes Wort – „Kaizen“, die stetige Veränderung zum Besseren.
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Ich habe während dieser Jahre alle Daten über meine Arbeit gesammelt. Bei der Durchsicht dieser Sammlung fiel mir vor allem auf, dass in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Chef-Trainern das Warm-up und die Zeit um das eigentliche Training herum nahezu die einzigen Konstanten im Athletiktraining mit Fußballspielern darstellten. Daher habe ich kontinuierlich versucht, die Zeit so gut wie möglich zu nutzen und eine Strategie zur optimalen Vorbereitung bzw. Nachbereitung des Trainings zu entwickeln.
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Das Scheiben dieses Buches ist für mich ein wichtiger Schritt auf meiner eigenen „Road to Excellence“. Es ermöglicht mir, meine Arbeit der vergangenen zwölf Jahre – Jahre, in denen ich mit hunderten von unterschiedlichen Athleten zu tun hatte – Revue passieren zu lassen und meine Ideen, meine Vorstellungen und meine praktischen Erfahrungen niederzuschreiben.
„Gewinnen ist die Wissenschaft der absoluten Vorbereitung.“ (George Allen)
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Vorwort
Dabei musste ich feststellen, dass vor allem die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen entscheidende Voraussetzungen für ein Trainingssystem bilden. Das hier vorgestellte System versucht aber, so unabhängig wie möglich von finanziellen oder personellen Bedingungen zu sein; auch wenn natürlich positive Rahmenbedingungen die Umsetzung erheblich erleichtern, harte Arbeit und Leidenschaft werden stets wichtige Grundprinzipien eines Trainingssystems sein. Bevor ich mit dem Wesentlichen beginne, räume ich noch ein, dass ich zeitweise ein wahrer Maveric, ein Freigeist – manch einer mag es auch Verrückter nennen – war und bin. Ich habe mich in den letzten Jahren voll und ganz der optimalen Vorbereitung von Spielsportlern verschrieben – mit der Zielvorgabe, ihnen ihre persönlichen Career Days, also ihre absolute Spitzenleistung bzw. eine regelmäßige Wiederholung dieser Spitzenleistung zu ermöglichen. Ich hoffe, dass Sie mir dies nachsehen, sofern Sie in einigen Passagen dieses Buches darauf stoßen, dann die nötigen Abstriche vornehmen und die Inhalte Ihren persönlichen Rahmenbedingungen anpassen werden. Neben der oben bereits erwähnten harten Arbeit und einer kleinen Prise Verrücktheit, beruht dieses Trainingskonzept in der Hauptsache auf zwei Grundannahmen: 1. Jeder Mensch möchte sich verbessern. Gerade im Sport ist das Streben nach (sportlicher) Verbesserung die treibende Kraft, die die vielen Strapazen, Verletzungen und Verzichte bezwingt. 2. Niemand, weder ein Athlet noch ein Trainer, und schon gar kein Athletiktrainer, bewältigt diesen Prozess der stetigen Verbesserung im Alleingang. Vielmehr bedarf es einer transdisziplinären Zusammenarbeit aller Beteiligten in einem holistischen Gesamtkonzept. Dabei will ich mich auf den nun folgenden Seiten weder als Genie, Experte oder Innovator präsentieren. Meiner Meinung nach muss das Rad nicht immer neu erfunden werden. Alles, was ich Ihnen vorstellen werde, ist noch nicht einmal besonders neu oder gar revolutionär. Es geht auch immer wieder um Dinge, über die schon sehr häufig geschrieben und gesprochen wurde. Und dennoch lohnt es sich meiner Meinung nach, dieses Buch zu lesen. Es stellt eine sehr fußballspezifische Kombination aus verschiedenen Trainingsprinzipien und -methoden dar, die einzeln bereits vielerorts angewendet werden.
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Der große Unterschied zwischen diesem und den vielen anderen Büchern, die zu ähnlichen Thematiken auf dem Markt sind, besteht darin, dass mein Vorgehen meiner Überzeugung nach eine Antwort auf die Frage nach einer einfachen und vor allem umsetzbaren Routine zur Verbesserung der Trainingsvor- bzw. -nachbereitung liefert. Dabei möchte ich weder einen neuen Fitnesstrend setzen noch mich ins Rampenlicht stellen. Ich war und bin Trainer wie jeder andere von uns und habe mich einfach auf die Suche nach einer Lösung für die zentrale Frage vieler Trainer begeben: „Wie ermögliche ich meinen Athleten Spitzenleistung und Verletzungsfreiheit? Und das auch noch möglichst zuverlässig und langfristig?“
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Vorwort
Ich hatte und habe das Glück, über Jahre Erfahrungen in verschiedenen Alters- und Leistungsklassen sammeln zu können, unzählige Fort- und Weiterbildungen zu besuchen, Zeit zum Lesen zu finden, mit tollen und hochqualifizierten Menschen zusammenzuarbeiten und all meine Eindrücke und Erfahrungen dann auch noch in der täglichen Praxis umsetzen zu dürfen. In diesem Buch will ich Ihnen nun Erfolge, aber auch Rückschläge vorstellen, von denen es auf der Suche nach der Antwort auf die o. g. Frage nicht wenige gab. So können Sie sich als Leser sowohl an den Erfolgen orientieren als auch von Fehlern lernen und diese vermeiden. Das System ist dabei für jeden verständlich, einfach und dennoch gut. Und vor allem ist es individuell. Die Einfachheit besteht in den wenigen Schemata, die hier vorgestellt werden, um die Spieler zu filtern, in entsprechende Gruppen einzuteilen oder ihnen Trainingsziele zuzuordnen. Und damit jedem von ihnen möglichst individuell gerecht zu werden. Besonders hilfreich waren für mich ehrliche Feedbacks, begeisterte Berichte von Spielern und Seminarbesuchern sowie die stetig wachsende Erfahrung aus den letzten zwölf Jahren der Anwendung und Weiterentwicklung, die meine Annahmen gestützt und mich schließlich dazu veranlasst haben, dieses Buch als eine Art „Leit faden“ zu schreiben. Dieses Buch soll dabei auch eher eine Gebrauchsanleitung als eine One-fits-allLösung darstellen – ich möchte möglichst vielen Trainern Ideen und Inspiration vermitteln, neues oder auch altes Feuer entzünden, sie ermuntern, eigene Erfahrungen zu sammeln und ihre Spieler weiterzuentwickeln. Ich lade Sie herzlich dazu ein, die folgenden Seiten neugierig, wissbegierig, aber auch kritisch zu lesen. Tun Sie mir dabei nur einen Gefallen – lehnen Sie eine gute Idee nicht direkt ab, nur weil diese nicht von Ihnen ist (Frei nach Luis Bunuel). Enjoy the grind!
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Jesper M. Schwarz
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Hinweise zur Bearbeitung dieses Buches
HINWEISE ZUR BEARBEITUNG DIESES BUCHES Damit Sie auf möglichst vielfältige Weise von diesem Buch profitieren können, schlage ich Ihnen folgende Vorgehensweise vor: 1. Werfen Sie zunächst einen Blick in das Inhaltsverzeichnis und markieren Sie sich alle Bereiche, die Sie sofort besonders ansprechen bzw. interessieren. 2. Beginnen Sie nun mit den Kapiteln „Athletiktraining“, „Das Trainingssystem“ sowie „Die Philosophie des Trainingssystems“, um die Grundlagen und die Idee dahinter kennen und verstehen zu lernen. 3. Lesen Sie jedes Kapitel aufmerksam durch und versuchen Sie dabei, meine Beispiele auf Ihr bereits vorhandenes Wissen oder Ihre Erfahrungen aus der Praxis zu beziehen. 4. Wichtige Informationen und Expertentipps werden separat aufgeführt – nehmen Sie sich Zeit und lesen Sie auch die Randnotizen. 5. Sowohl die von mir genutzten Quellen als auch die weiterführende Literatur werden unter Punkt 7 „Literaturverzeichnis“ aufgeführt. Für weitere Informationen zu den einzelnen Sachverhalten können Sie sowohl die angegebenen als auch weitere Quellen, z. B. Bücher oder Studien, nutzen. 6. Häufig kommt es zu Überschneidungen oder zu einer weniger eindeutigen Trennung von Themen. Um auf Wiederholungen zu verzichten, arbeite ich hier mit Querverweisen. Diese sind dann mit QV und dem entsprechenden Kapitel gekennzeichnet. 7. Bitte übernehmen Sie nicht einfach die hier vorgestellten Inhalte für Ihr Training. Dieses Buch soll vielmehr Denkprozesse bei Ihnen anstoßen, die Sie zu einem besseren Trainer und nicht zur Kopie eines anderen machen. 8. Das Buch soll wie ein Buffet aufgebaut sein – nehmen Sie sich die Zeit, die Sie benötigen, probieren Sie alles aus, was Sie für gut halten, verderben Sie sich dabei aber nicht den Appetit durch Dinge, die Ihnen nicht sinnvoll erscheinen. 9. Meiner Meinung nach lebt Wissen von Anwendung und Austausch; ich freue mich natürlich über Lob und Zuspruch, aber ebenso über Fragen oder auch Kritik. Kommen Sie in mein Netzwerk – Sie erreichen mich unter jesper.schwarz@soccathletix.de.
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Vorbemerkung zum Sprachgebrauch
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In den folgenden Texten erfolgt die Bezeichnung weiblicher und männlicher Personen aus Gründen der Lesbarkeit und Übersichtlichkeit jeweils nur in maskuliner Form. Mit allen Personenbezeichnungen sind jedoch stets beide Geschlechter gemeint.
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„Als Trainer tragen wir eine große Verantwortung gegenüber den Spielern.“
Athletiktraining im Fußball – das Berufsbild
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1.2
Verantwortungsbereich und Arbeitsweise eines Athletiktrainers im Fußball
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Was es heißt, Athletiktrainer zu sein
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1.1
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1. Athletiktraining
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Athletiktraining
Die Sportart Fußball stellt in allen Bereichen der körperlichen Leistungsfähigkeit extrem hohe Anforderungen an ihre Spieler. Genau wie das körperliche Niveau so sind auch das technische und taktische Niveau in den letzten Jahren stark angestiegen – und damit einhergehend steigen natürlich auch die Gefahren und Risiken für eine Verletzung. Glaubt man den Medien sowie vielen Experten, so ist die Athletik eines Spielers oder einer Mannschaft der entscheidende Faktor – sowohl in der Verletzungsprävention als auch in der Leistungssteigerung. Doch was genau ist eigentlich Athletik? Ist ein Athletiktraining mit dem klassischen Konditionstraining gleichzusetzen? Welche Bestandteile gehören in ein entsprechendes Training? Und sind diese Fragen überhaupt eindeutig zu beantworten? Aktuell muss man die zuletzt gestellte Frage ganz klar mit NEIN beantworten. Auf der Suche nach einer einheitlichen Definition von Athletik wird man kaum fündig. Das Athletiktraining wird noch viel zu oft mit Konditionstraining gleichgesetzt. Häufig wird Athletiktraining auch auf isoliertes Ausdauertraining auf der einen oder Langhanteltraining auf der anderen Seite reduziert, wodurch seine Bedeutung im Trainingsprozess der Sportler gemindert wird. Diese Konditionslastigkeit bildet meiner Meinung nach auch eines der Hauptprobleme in der Außendarstellung des Athletiktrainings ab. Daher bin ich der Frage nach einer Definition des Athletiktrainings weiter auf den Grund gegangen. Neben Begriffen wie „Fitness“ oder „Strength and Conditioning“ bin ich bei meiner Recherche auch auf viele neumodische Trends wie CrossFit, Core Training oder Faszientraining gestoßen. Hier stellte sich für mich die Frage, ob diese Begriffe für eigenständige Trainingsformen und -methoden stehen oder eher in einem engen Zusammenhang mit Athletik und Athletiktraining anzusiedeln sind. Nach ersten Recherchen habe ich mir die Begriffe „Athletik“ und „Athletiktraining“ noch einmal genauer vorgenommen. Das Wort „Athlet“ lässt sich aus dem Neu- bzw. Altgriechischen (αθλητής athlētēs) oder auch aus dem Lateinischen (athleta) als „Kraftmensch“ mit ausgeprägter Muskulatur oder auch „Wettkämpfer“ ableiten. Daher macht es für mich Sinn, dass sich das Athletiktraining am Wettkämpfer, also am Athleten, orientieren und alle Anforderungen, die die Wettkämpfe an einen Athleten stellen, berücksichtigt. Dr. Mike Gentry und Dr. Tony Caterisano beschreiben Athletik in ihrem Buch „A Chance to Win“ [3] als eine Kombination der vier konditionellen Aspekte Kraft, Power, Schnelligkeit und Agilität.
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Folgt man deren Beschreibung, dann kann das Athletiktraining schon nicht mehr auf die Bestandteile Ausdauer und Kraft reduziert werden, sondern es muss neben den bekannten konditionellen Fähigkeiten (Kraft und Ausdauer) auch Beweglichkeit, Koordinationsfähigkeit, Schnelligkeit und Stabilität beinhalten. Hier ergibt sich eine erste klare Abgrenzung zum klassischen Konditionstraining.
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Es scheint daher für mich nur logisch, dass sich das Athletiktraining verschiedener Bestandteile der Leicht- und Schwerathletik bedient und diese zu einer ganzheit lichen Trainingsmethode zusammenführt. Ein zentrales Ziel des Athletiktrainings
Dafür muss der Athletiktrainer entsprechend der Zielsportart Belastungsnormative und Trainingsinhalte derart zusammenstellen, dass diese für den jeweiligen Athleten sinnvoll und zielführend sind. Für mich als Reha- und Athletiktrainer ist es aber nicht nur wichtig, eine Definition von „Athletik“ zu haben. Um sowohl den Stellenwert des Athletiktrainings im Trainingsprozess der Spieler als auch den Stellenwert des Athletiktrainers als Beruf weiter zu stärken, scheint es angebracht, das Athletiktraining weiter trainingswissenschaftlich zu fundieren und inhaltlich präzise zu bestimmen.
Athletiktraining
muss es sein, den Athleten, in unserem Fall den Fußballspieler, im Wettkampf besser zu machen.
Sowohl die inhaltliche Definition als auch das Einsetzen des Athletiktrainings werden in der Praxis sehr frei und unterschiedlich gehandhabt. Bevor man allgemein über Athletik im Fußball spricht, sollten die Trainingsinhalte und deren Zielsetzungen thematisiert sowie eine klare Abgrenzung zum allgemeinen Fitnesstraining vorgenommen werden. Im Gegensatz zum klassischen Fitnesstraining, welches im Allgemeinen gesundheit lichen oder ästhetischen Zielsetzungen folgt und in der Regel auch die Hauptbelastungsform für den Athleten setzt, muss beim Athletiktraining das sportartspezifische Belastungsprofil in den Fokus gerückt werden. Es steht nicht die maximale Ausprägung eines bestimmten konditionellen Merkmals im Vordergrund. Vielmehr geht es um eine harmonische Ausbildung aller konditionellen Faktoren zur „Optimierung der Wettbewerbsfähigkeit.“ Das moderne Athletiktraining geht weit über das bekannte „Konditionstraining“ hinaus und umfasst für mich daher verschiedenste Bereiche, wie z. B. das sportartspezifische Training, aber auch die Belastungsgestaltung, entsprechende Ernährungs- und Erholungsstrategien sowie ein „Training des Geistes“ oder auch mentales Training. Zusammenfassend könnten die Ziele des Athletiktrainings wie folgt lauten:
Hier stellt sich bereits eine spannende und für dieses Buch richtungsweisende Frage: „Stehen sich Verletzungsminimierung und Leistungssteigerung nicht entgegen? Und wenn das so ist, welches Ziel sollte ein Athletiktrainer vorzugsweise bzw. dringender verfolgen?“
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Bevor ich meine Gedanken zu diesem Fragenkomplex ab dem zweiten Kapitel formuliere und Ihnen mögliche Antworten liefere, möchte ich noch etwas näher auf das Berufsbild, den Aufgabenbereich und die Arbeitsweise eines Athletiktrainers im Fußball eingehen.
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Verringerung des Verletzungsrisikos und Steigerung der sportartspezifischen Leistungsfähigkeit. Dementsprechend muss ein Athletiktrainer alles dafür tun, seine Athleten vor Verletzungen zu schützen und ihre Leistung auf dem Platz zu verbessern.
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Athletiktraining
1.1 ATHLETIKTRAINER IM FUSSBALL – DAS BERUFSBILD Neben dem Chef-Trainer und dem Co-Trainer arbeiten auch Physiotherapeuten, Mediziner, Pädagogen, Psychologen und/oder weitere Spezialtrainer mit den Spielern – und all diese Arbeit hat große Bedeutung für die Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Athleten. Von der 1. bis zur 3. Fußball-Bundesliga hat sich in den meisten Trainerteams – häufig auch als Funktionsteam bezeichnet – bereits seit einiger Zeit eine weitere Funktionsperson fest etabliert: der Athletiktrainer. Doch nicht nur im Profisport, sondern auch im Amateur- und Nachwuchsfußball werden die athletischen Anforderungen immer größer. Damit verbunden wächst entsprechend auch hier die Anzahl an Mitarbeitern in einem Funktionsteam. Aus meiner Sicht sind folgende Berufsgruppen an der athletischen Ausbildung der Sportler beteiligt und somit, neben allen anderen Interessierten, prädestiniert, dieses Buch zu lesen.
Der Physiotherapeut Einer der wichtigsten Vertrauten der Spieler ist der Physiotherapeut. Abgesehen vom Profi-Fußball verfügen die wenigsten Vereine über einen Mannschaftsarzt. Daher ist der Physiotherapeut in der Regel der erste Ansprechpartner der Spieler für alle Gesundheitsfragen. Außerdem übernimmt er die medizinische Erstversorgung auf dem Platz sowie die Vorbereitung der Spieler vor einem Training oder Spiel. Viele Spieler lassen sich z. B. tapen, v. a. die Sprunggelenke werden durch ein Taping zusätzlich stabilisiert. Nach einem Training oder an freien Tagen kommen die Spieler gern und lassen sich vom Physiotherapeuten behandeln – hier werden v. a. Massagen häufig angewendet. Auch in der Nachbehandlung von Verletzungen spielt der Physiotherapeut eine wichtige Rolle. Gerade bei längeren Verletzungen verbringen Spieler und Physiotherapeut viel Zeit miteinander. Neben seiner fachlichen Qualifikation sollte der Physiotherapeut also auch über eine ausreichende Sozialkompetenz verfügen. Der Physiotherapeut arbeitet nicht nur mit den Spielern eng zusammen, auch mit dem Trainer muss er einen intensiven Austausch pflegen. Er informiert diesen über den Gesundheits- bzw. Erholungszustand der Spieler und gibt seine Einschätzung über die Einsatzfähigkeit der einzelnen Spieler.
Der Rehabilitationstrainer
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Ein Bindeglied zwischen Physiotherapeuten und Trainerteam und daher der Nächste in der Reihenfolge, der an der athletischen Ausbildung beteiligten Berufsgruppen, ist der Rehabilitationstrainer, kurz Reha-Trainer. Der Reha-Trainer verbindet meist eine sportmedizinische und eine sportwissenschaftliche Ausbildung und übernimmt das Training der verletzten Spieler. Die Beschäfti-
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Sobald ein Spieler vollständig ausgeheilt ist, übernimmt dann der Athletiktrainer. Die Hauptaufgabe des Reha-Trainers besteht also in der sportartspezifischen Wiedereingliederung der verletzten Spieler in den Trainingsbetrieb, zudem unterstützt er den Athletiktrainer bei seiner täglichen Arbeit.
Athletiktraining
gung eines Reha-Trainers macht dann Sinn, wenn dieser auch umfangreiche Kenntnisse von der Zielsportart, hier dem Fußball, mitbringt. Dann kann der Reha-Trainer die Übungen so gestalten, dass dem verletzten Spieler eine möglichst sportartspezifische Vorbereitung für die Rückkehr auf den Fußballplatz gewährleistet werden kann.
Der Athletiktrainer Der Athletiktrainer sollte, wenn möglich, ein fester Bestandteil eines Trainerteams sein. Er muss genauso akzeptiert und für notwendig erachtet werden wie der Co-Trainer und die anderen Mitglieder des Funktionsteams. Bei einer Anzahl von etwa 30 bis 50 Pflichtspielen und unzähligen Trainingseinheiten in den zehn Monaten einer Saison, stellt der Fußball eine große Herausforderung an die Körper der Spieler. Da nahezu wöchentlich ein Wettkampf auf dem Plan steht, für den die Spieler topfit und ausgeruht sein müssen, ist es besonders wichtig, dass die Spieler auch eine optimale Regenerationsfähigkeit haben. Die Fähigkeit, unter der Woche zu trainieren, hängt also maßgeblich von der Fitness und Athletik der Spieler hab – diese muss aber auch gleichzeitig unter der Woche weiter trainiert und verbessert werden. Aufgrund dieser Wechselwirkung steht der Athletiktrainer häufig im Konflikt mit dem Mannschaftstrainer, da auch das Athletiktraining sehr zeitaufwendig ist. Hier ist der Athletiktrainer auf einen aufgeschlossenen und aufgeklärten Chef-Trainer angewiesen. Dieser muss erkennen, dass das Athletiktraining nicht in Konkurrenz zum Technik- und Taktiktraining steht, sondern vielmehr ein wichtiger Mosaikstein für die Ausbildung einer optimalen Wettbewerbsfähigkeit ist. Auf der anderen Seite gewinnt am Ende die Mannschaft, die die meisten Tore erzielt, ob mit oder ohne einen guten Laktatwert, schnellerer Sprintzeiten oder positivem FMS-Score. Dass diese Parameter die Leistungsfähigkeit erhöhen und die Verletzungsanfälligkeit minimieren, steht auf einem anderen Blatt, trotzdem sollte das Training der Zielsportart immer im Vordergrund stehen und der Athletiktrainer sollte eine unterstützende, beratende Funktion einnehmen.
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• Die körperliche Anamnese eines jeden Spielers. • Eine gesundheitliche Anamnese in Zusammenarbeit mit Ärzten und Physio therapeuten. • Die Funktions- und Leistungsdiagnostik (Prehab Screening, Leistungsfähigkeits-Testing etc.). • Die Trainingsplanung und -durchführung für den Bereich der Athletik in Absprache mit dem Cheftrainer.
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Im Rahmen seiner Tätigkeit übernimmt der Athletiktrainer u. a. folgende Aufgaben:
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Athletiktraining
• Ggf. eine Trainingsplanung und -durchführung von Rehabilitationsmaßnahmen. • Die Durchführung des funktionellen Warm-ups vor dem Training/Spiel. • Die Durchführung des Regenerationstrainings. • Zusammenarbeit, Austausch und Vermittlung zwischen Trainerteam, Physiotherapeuten und Ärzten. Laut einer interessanten Arbeit von Springham et al. [4] aus dem Jahr 2018, die sich mit der Entwicklung von S&C Coaches im professionellen Fußball beschäftigt, besteht die wichtigste Aufgabe eines Athletiktrainers darin, die Athletik der Spieler zu steigern, damit die Leistung auf dem Fußballfeld zu verbessern und das Verletzungsrisiko zu reduzieren. Dies deckt sich mit der von mir oben vorgestellten Zielsetzung des Athletiktrainings.
Leistungsdiagnostiker/Analyst Das Aufgabenprofil des Athletiktrainers kann im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten des Vereins weiter konkretisiert werden. So gibt es in vielen Vereinen einen Leistungsdiagnostiker und einen Datenanalysten. Der Leistungsdiagnostiker führt eine körperliche Anamnese der Spieler und die entsprechende Funktions- und Leistungsdiagnostik (FMS, Sprinttest etc.) durch. In Zusammenarbeit mit dem Trainerteam und dem Athletiktrainer gibt er entsprechende Trainingsempfehlungen. Der Datenanalyst erhebt Daten und wertet diese aus. In der Zeit von GPS-Tracking kann der Analyst diese Datenerhebung und deren Auswertung in Echtzeit durchführen. So können z. B. Herzfrequenzen und Laufdistanzen auf einem Laptop aufgezeichnet werden und somit Auskunft über die Belastung der Spieler geben. In Zusammenarbeit mit dem Trainerteam und dem Athletiktrainer kann der Analyst Empfehlungen zur Belastungssteuerung geben. Die sportwissenschaftliche Betreuung einer Fußballmannschaft kann noch weiter intensiviert werden. Ein Videoanalyst, der die Spiele der eigenen und der gegnerischen Mannschaft auf Basis verschiedener Kriterien analysiert, ist mittlerweile Bestandteil jeder professionellen Mannschaft. Auch bei der Datenerhebung kann es nicht genug Personal geben – spanische Topclubs beschäftigen mittlerweile bis zu fünf Sportwissenschaftler, die alle nur denkbaren Daten rund um die Mannschaft aufnehmen und verwerten. Aber auch ambitionierte Begleiter nicht professioneller Teams nutzen Videoaufnahmen, um Spiele, Spielzüge etc. vor- und/oder nachzubereiten.
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Weiter halten auch Ernährungsberater verstärkt Einzug in den Fußballsport. Mit ihrer Hilfe soll die Ernährung optimiert und damit die Leistung, die Regeneration und das Wohlbefinden der Athleten gesteigert werden. Ein aktuelles und sehr beeindruckendes Beispiel für die Weiterentwicklung des Ernährungsbereiches lieferte eine ZDF SPORTreportage [5] vom 17.02.2019 über den FC Liverpool. In dieser Reportage beschreibt u. a. LFC-Trainer Jürgen Klopp die Schaffung eines neuen Berufsfeldes rund um die „Weltklassespielerin auf der Ernährungsposition“ und Leiterin der Ernährungsabteilung, Mona Nemmer. Der FC Liverpool beschäftigt
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Cheftrainer Natürlich nimmt auch der Cheftrainer eine elementare Rolle in der athletischen Ausbildung seiner Spieler ein. Der Cheftrainer ist für den Einsatz seiner Mitarbeiter verantwortlich und kann somit indirekten Einfluss auf die Trainingsinhalte und die Arbeitsweise im athletischen Bereich nehmen. Außerdem nimmt der Cheftrainer aber auch durch seine Führung und sein Kommunikationsverhalten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Verfügbarkeit der Spieler.
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mittlerweile 26 Angestellte in dieser Abteilung, deckt neben der Verpflegung auch weitere Bereiche, wie z. B. den der Körperzusammensetzung ab und schafft damit zusätzlich „Ernährungskompetenz“.
Eine Studie von Ekstrand et al. [6] zeigt, dass Mannschaften mit einer geringen Kommunikationsqualität zwischen Cheftrainer und Funktionsteam gegenüber Mannschaften mit hoher oder moderater Kommunikationsqualität sowohl signifikant höhere Verletzungszahlen als auch eine geringere Trainingsbeteiligung und eine geringere Spielerverfügbarkeit am Spieltag aufweisen.
1.2 VERANTWORTUNGS- BEREICH UND ARBEITS WEISE EINES ATHLETIK TRAINERS IM FUSSBALL Wie bereits vorgestellt, so ist eine Vielzahl an Personen an der athletischen Ausbildung von Fußballspielern beteiligt. Daher ist es nicht nur unvermeidlich, sondern auch von erheblicher Bedeutung, dass man kommunikationsbereit und -fähig ist, wenn man im Teamsportbereich arbeitet oder arbeiten will.
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Für einen kurzen Überblick habe ich alle an der Ausbildung bzw. Vorbereitung der Spieler beteiligten und oben aufgeführten Personen in vier verschiedene Gruppe eingeteilt, um deren Verantwortungsbereich näher einzugrenzen.
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Auf der einen Seite steht natürlich der Spieler, der in einem spielerzentrierten Ansatz wie unserem im Mittelpunkt jeglicher Arbeit zu sehen ist, auf der anderen Seite sind aber all die Personen, die auf den Spieler Einfluss nehmen, von ebenso großer Wichtigkeit.
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Athletiktraining
Management/Scouting Die Aufgabe des Managements bzw. des Scoutings im Bereich der athletischen Ausbildung liegt vor allem in der Schaffung der optimalen Rahmenbedingungen. Die Aufgaben liegen zum Beispiel in der Talentidentifikation, der entsprechenden Akquise und der Festlegung einer Gehaltsstruktur. Dies gilt dabei nicht nur für Spieler, sondern auch für alle Mitarbeiter und die strukturellen Rahmenbedingungen. Einer Arbeit von Philip Alexander Coles [7] zur Folge, beginnt die Verletzungsprävention bereits beim „Player Recruitment/List Management“, also bei der Zusammenstellung des Kaders. Da vor allem bereits eine Vorverletzung als Indikator für eine erneute Verletzung [8] gilt, kann schon durch die Auswahl geeigneter, in diesem Fall unverletzter, Spieler ein wichtiger Beitrag zu einer geringen Verletzungsrate geleistet werden. Weiter haben laut Coles neben dem Alter der Spieler auch die taktische Verwendung sowie die durch die Verpflichtung bedingte, mögliche Veränderung in der Teamstruk tur einen erheblichen Einfluss auf das Verletzungsrisiko des Kaders. Daher empfiehlt Coles eine umfangreiche und spezifische Informationssammlung und -bereitstellung über jeden Spieler, um entsprechende Entscheidungen über die Kaderzusammenstellung unter präventiven Gesichtspunkten zu treffen.
Trainer Die Aufgaben des Trainerstabes liegen zunächst einmal in der technisch-taktischen Ausbildung und in der Vorbereitung der Mannschaft. Hierbei nimmt der Chef-Trainer eine Sonderrolle ein, da er neben der Übernahme seiner sportlichen Aufgaben auch das gesamte Funktionsteam leitet und verantwortet. Über die Bedeutung seines Führungsstils auf das Verletzungsrisiko wurde bereits unter 1.1 eingegangen.
Medizinabteilung Zur Medizinabteilung eines Fußballvereins zählen vor allem Ärzte und Physiotherapeuten. Die Zusammenarbeit mit der Medizinabteilung ist von Verein zu Verein unterschiedlich geregelt und unterliegt selbstverständlich auch den finanziellen Rahmenbedingungen. Häufig sind insbesondere die Ärzte bei Kooperationspartnern (Gesundheitspartner, med. Partner) beschäftigt und daher nicht in Vollzeit auf dem Trainingsgelände vertreten. Vor allem im Amateursport gibt es häufig Schwierigkeiten mit einer bevorzugten und daher zeitlich optimalen Behandlung von verletzten Spielern.
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Daher bilden, wie bereits erwähnt, Physiotherapeuten die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Fragestellungen und übernehmen die Koordination der medizinischen Versorgung.
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Die Aufgaben der medizinischen Abteilung liegen vor allem in der medizinischen Betreuung der Spieler, in der Erstversorgung von Verletzungen auf dem Spielfeld sowie in der Behandlung und Nachbetreuung von Verletzungen und Erkrankungen.
Athletikabteilung In der Athletikabteilung werden diverse Aufgaben übernommen, die der physischen Entwicklung der Spieler dienen. Hierzu zählen die körperliche Vorbereitung auf die Belastungen genauso wie die entsprechende physische Nachbereitung. Auch eine entsprechende Leistungsdiagnostik fällt in den Verantwortungsbereich der Athletiktrainer. Die Hauptaufgaben der Athletiktrainer beziehen sich auf die Bereiche einer Steigerung der sportartspezifischen Leistungsfähigkeit sowie der Prävention von Verletzungen. Die TSG aus Hoffenheim beschäftigt sogar einen eigenen Athletiktrainer, der sich ausschließlich um die Prävention von Verletzungen kümmert.
Athletiktraining
Weiter übernehmen die Mitarbeiter wichtige Aufgaben in der Rehabilitation, der Prävention sowie in der Regeneration.
Die Basis der Arbeit eines Athletiktrainers bildet das sportartspezifische Belastungsprofil der Sportart Fußball. Im Rahmen seiner Aufgabenstellung ergeben sich vielfältige Tätigkeiten. Natürlich übernimmt der Athletiktrainer vor allem die Durchführung des Warm-ups sowie die Trainingsplanung und -durchführung im Bereich Athletik. Dazu führt er auch Einheiten zum Ausgleich individueller Defizite in den Bereichen Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Stabilität und Koordination durch. In den letzten Jahren ist die Bedeutung des Athletiktrainers zunehmend gestiegen. So übernimmt der Athletiktrainer bei vielen Vereinen mittlerweile die Trainingsplanung und Belastungssteuerung und beobachtet das Training. Anschließend tauscht er sich mit dem Trainerstab über die Verfassung der Spieler aus und plant entsprechende Maßnahmen zur Leistungssteigerung. In einigen Bereichen kommt es aufgrund der personellen Rahmenbedingungen häufig auch zu Überschneidungen; so kann beispielsweise der Reha-Trainer sowohl der medizinischen Abteilung als auch dem Athletikbereich zugeordnet werden. Auch der Physiotherapeut kann Aufgaben aus beiden Bereichen übernehmen (QV 1.1).
Wann man als Athletiktrainer einen Spieler lieber an einen Physiotherapeuten übergeben sollte
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Gerade in den Spielsportarten wie dem Fußball sind viele Spieler exzellente Kandidaten für eine physiotherapeutische Behandlung. Im Großen und Ganzen handelt es sich dabei um folgende Typen von Spielern:
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Als Athletiktrainer, so wie er in diesem Buch im Vordergrund stehen soll, ist es aber zunächst einmal unsere Aufgabe, die Leistungsfähigkeit der Spieler zu verbessern. Wir wollen unsere Spieler schneller, stärker oder ausdauernder machen. Doch wenn wir den Eindruck haben, dass ein Spieler funktionelle Einschränkungen oder Schmerzen hat, kann es für uns nicht darum gehen, hier eine Diagnose vorzunehmen und den Spieler daraufhin selbstständig zu behandeln, sondern darum, Einschränkungen zu erkennen und diesen Spieler dann an einen Spezialisten weiterzuleiten.
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Athletiktraining
Medizin
Trainer
Spieler
Athletik
Psychologie
Abbildung 1: Arbeitsbereiche mit Einfluss auf den Leistungsfähigkeit der Spieler
Spieler mit Schmerzen Jeder Spieler, der irgendeine Form von Schmerzen hat, sollte einen Physiotherapeuten aufsuchen – klingt erst einmal logisch. Das gilt auch für Spieler, die nur bei bestimmten Bewegungen Schmerzen haben. Doch kommt es in der Praxis häufig vor, dass Trainer ihre Spieler aus Angst vor Ausfallzeiten ungern zu einem Therapeuten schicken. Als Athletiktrainer haben wir jetzt zwei Möglichkeiten – wir arbeiten um den Schmerz herum oder wir holen den Physiotherapeuten mit ins Boot. Ich bevorzuge eine Kombination beider Möglichkeiten. Spieler, die sich schlecht bewegen
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Jeder Spieler, der sich schlecht bewegt, sollte einen Physiotherapeuten aufsuchen – das ist zunächst einmal eine sehr generelle Aussage. Wenn wir Möglichkeiten wie den Functional Movement Screen (FMS), das Selective Functional Movement Assessment (SFMA) oder ähnliches nutzen, um unseren Spielern einen möglichst individuellen Trainingsplan zu erstellen, dann sollten wir auch die Grenzen solcher Tests kennen.
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Eine Bewertung von 1 oder 0 Punkten bei einem Bewegungsmuster im FMS sagt nur wenig über die Art der Einschränkung des Spielers aus. Wir wissen als Athletiktrainer nur, dass der Spieler diese Bewegung nicht optimal ausführen kann. Nun geht es aber darum, herauszufinden, wieso das so ist.
Nur weil man einen Spieler an einen Physiotherapeuten übergibt, heißt das nicht unmittelbar, dass man die Arbeit mit diesem Spieler einstellen muss. Der Physiotherapeut und der Athletiktrainer können Seite an Seite arbeiten. Der Therapeut beseitigt die Dysfunktion und der Athletiktrainer arbeitet mit den intakten Strukturen.
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Man kann verschiedene Korrekturübungen aus dem Standardkatalog ausprobieren und den Spieler dem Risiko der weiteren Fehlbelastung aussetzen oder man kann einen Physiotherapeuten zu Rate ziehen. Gemeinsam mit dem Therapeuten kann man sich auf die Suche nach der Lösung des Problems begeben. Häufig ist es ineffektiv, einfach nur Korrekturübungen durchzuführen, da die Auflösung einer Dysfunktion meist eine Kombination aus Korrektur und manueller Therapie voraussetzt.
Durch einen guten Austausch und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit profitiert der Spieler in jedem Fall. Physiotherapeuten und Athletiktrainer arbeiten mit demselben Ziel, nämlich dem Spieler eine optimale Leistung zu ermöglichen. Ein Physiotherapeut verfügt über ein enormes Wissen in den Bereichen Anatomie, Biomechanik, Pathologie und der entsprechenden Behandlung von Verletzungsbildern. Kombiniert mit dem Wissen des Athletiktrainers über Sportartspezifik, Trainingslehre und Coaching kann ein optimales Ergebnis für jeden einzelnen Spieler erzielt werden. Jede Zusammenarbeit bietet stets auch die Möglichkeit der persönlichen Weiterentwicklung für beide Seiten. Der Athletiktrainer kann von einem Therapeuten viel über Verletzungshintergründe lernen und dieses Wissen in sein Trainingsprogramm einarbeiten. Andersherum lernt der Physiotherapeut auch wichtige Aspekte der Sportart kennen und kann dadurch die Behandlungen seiner Patienten optimieren. Die Zusammenarbeit des Trainers mit den Spielern ist in der Regel längerfristig und der Therapeut kann von einem Austausch über die zu behandelnden Spieler ebenfalls profitieren. Gute Athletiktrainer kommen nicht nur auf ihren Physiotherapeuten zurück, wenn ihre Spieler verletzt sind. Sie setzen das Wissen der Physiotherapeuten auch ein, um ihren Athleten individuelle Trainingspläne mit Korrekturübungen oder gegebenenfalls auch Trainingspläne zur Verletzungsprävention zu erstellen.
Da alle Bereiche mehr oder weniger Einfluss auf den Spieler nehmen können, ist es wenig überraschend, dass das Funktionsteam in den Topclubs viele Bewegungsexperten aus verschiedenen Disziplinen umfasst. In diesen Teams hat jeder seinen Zuständigkeitsbereich, es bietet sich also an, die Kompetenzen aller beteiligten Mitarbeiter zu nutzen und Synergien zu bilden. Innerhalb eines Teams gibt es daher verschiedene Ansätze der Zusammenarbeit.
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In einem multidisziplinären Ansatz arbeiten Experten verschiedener Fachrichtungen und Bereiche unabhängig von den anderen Fachrichtungen zusammen. Ein interdisziplinärer Ansatz [9] ist bestimmt durch einen mehr oder weniger intensiven Austausch
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Ein Bereich, der in dieser Aufzählung noch fehlt, ist die (Sport-)Psychologie. Da aber nicht jeder Verein über einen eigenen sportpsychologischen Bereich verfügt bzw. dessen Arbeit in unterschiedlicher Weise den o. g. Bereichen unterordnet, soll dieser für uns elementar wichtige Bereich erst in einem späteren Kapitel weiter beachtet und ausgeführt werden.
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FUSSBALL PERFORMANCE TRAINING
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Athletiktraining gewinnt im Fußball stetig an Bedeutung. Die A nforderungen an Athletiktrainer steigen. Sowohl im englisch- als auch im deutschsprachigen Raum gibt es viele Bücher und Informationen rund um das Thema „Athletik“. Doch in Deutschland fehlt es an einer einheitlichen und spezifischen Ausbildung für Athletiktrainer im Fußball. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Bildungseinrichtungen und „SoccAthletix“ ist eine strukturierte Ausbildung für Athletiktrainer entstanden, die sich auf die Anforderungen im Fußball konzentriert. Dieses Buch gibt einen fundierten Überblick über die Aufgaben und Arbeitsbereiche des Athletiktrainers im Fußball. Es beantwortet alle Fragen rund um das Thema „Leistungsoptimierung“. Dabei geht der Autor weit über das klassische Training mit Fußballspielern hinaus und betrachtet auch die Themen Bewegung, Lifestyle und Mindset. Auch für Athletiktrainer im Amateurfußball und Interessierte aus anderen Sportarten bietet dieses Buch spannende Denkanstöße und eine Gebrauchsanweisung zur direkten Umsetzung im eigenen Training.
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Die Edition Leistungslust liefert Ihnen das konzentrierte Wissen von außergewöhnlichen Sport- und Fitnessexperten. Unsere erfahrenen F achredakteure begleiten jeden Titel von der Idee bis zum fertigen Buch. So erhalten Sie Bücher von höchster Qualität, die Sie als Trainer und Sportler jeden Tag ein Stück besser machen.
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Jesper M. Schwarz ist Sportwissenschaftler und Inhaber der DFB A-Lizenz. Er arbeitet seit 2013 als Reha- und Athletiktrainer in einem Nachwuchsleistungszentrum. Zudem ist er Erfinder des Trainingskonzepts „SoccAthletix“, das die athletische Entwicklung im Nachwuchssport vorantreiben und verbessern will.
Schwarz Fußball Performance Training
Der Kick für Kicker.
Athletiktraining und Belastungsmanagement für leistungsorientierte Fußballer
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