Ausgabe 03/17 D EUR 10,90
A EUR 11, 90
CH CHF 20,00
VON DEN MACHERN DER
DIE NADEL IM NEUHAUFEN FITNESS-TRENDS 2017
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DER RÜCKEN – EINE WERTVOLLE KÖRPERREISE 10. September 2017
Summer School exklusive Veranstaltung, limitierte Teilnehmerzahl!
09. /10. SEPTEMBER 2017 Flughafen München/Hallbergmoos
FUNKTIONELLES TRAINING – INTEGRIEREN STATT ISOLIEREN
09. September 2017
www.euro-education.com
09. SEPTEMBER 2017 – FUNKTIONELLES TRAINING – INTEGRIEREN STATT ISOLIEREN 09.00–09.30
Begrüßung und Der Hype „Functional Training“, berechtigt? Einführung Eine Orientierung für Trainer. Theorieeinheit Roman Bayer & Michael Hartmann
09.45–10.30
Praxiseinheit
10.45–11.15 11.30–12.15
10. SEPTEMBER 2017 – DER RÜCKEN – EINE WERTVOLLE KÖRPERREISE 09.00–09.30
Begrüßung und Der Schwerkraft zum Trotz – aufrechter Mensch Einführung Barbara Raab Theorieeinheit
Functional Flow Vroni Raab-Kronski
09.45–10.45
Praxiseinheit
meinRücken – entspannt aufgespannt Barbara Raab
Theorieeinheit
Der Nachbrenneffekt im funktionellen HIIT-Training Roman Bayer
11.00–12.45
Intensivworkshop
Praxiseinheit
HIITup! Roman Bayer & Sigrid Arusaar
GYROKINESIS® – die Vernetzung von Fuß und Rücken erfühlen und verstehen Carola Diem
12.45–13.30
PAUSE
13.30–16.30
Intensivworkshop
Rückengesundheit – Faszientraining für den Rücken Faszien in Bewegung: Elastizität, Kraft, Beweglichkeit Einsatz von Fascial Tools zur Entspannung und Versorgung Gunda Slomka
16.45–17.45
Praxiseinheit
Locker sein macht stark: natural moves Barbara Raab
12.15–13.00 13.00–14.00
Theorieeinheit
Kohlenhydrate: Fluch oder Segen? Tobias Borucker
14.15–15.15
Praxiseinheit
Bootcamp Sigrid Arusaar & Roman Bayer & Michael Hartmann
15.30–16.00
Theorieeinheit
Plyometrie: Wie Sprünge Deine Leistung verbessern Roman Bayer
16.15–17.00
Workshop
Bewegungsabläufe perfektionieren mit Minibands Michael Hartmann
17.15–18.00
Praxiseinheit
Functional Mobility Vroni Raab-Kronski
Die Euro Education Summer School ist eine exklusive Veranstaltung, die Teilnehmerzahl ist begrenzt! Änderungen vorbehalten.
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Presenter der Summer School
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Veranstaltungsort: Sport- und Freizeitpark Hallbergmoos, Am Söldnermoos 61, 85399 Flughafen München/Hallbergmoos Kosten: Jeder Tag der Euro Education Summer School ist für 80 Euro zzgl. 19% MwSt. einzeln buchbar. Bei Buchung beider Tage kostet die Teilnahme 150 Euro zzgl. MwSt. Zentrale und Annahmestelle für alle Buchungen: Euro Education | Henkelstraße 22 | 85354 Freising Telefon: (00 49) 0 81 61 / 49 69-41 | E-Mail: info@euro-education.com oder über das Anmeldeformular auf unserer Homepage www.euro-education.com Buchungsnummer: CO 17-3
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Barbara Raab
Gunda Slomka
Michael Hartmann
Roman Bayer
Sigrid Arusaar
Tobias Borucker
Vroni Raab-Kronski
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DIE ZEIT VERGEHT – DER TREND BLEIBT? Liebe Leistungslust-Freunde, was haben wir uns Anfang April wieder auf der FIBO in Köln die Füße wund gelaufen, Trends hinterhergespürt und geschaut, was die Branche an Neuigkeiten zu bieten hat! Apropos Trends: Damit ist es ja immer so eine Sache. Ab wann spricht man von einem Trend? Und muss ein Trend unbedingt etwas Neues sein? Der Duden definiert den Begriff folgendermaßen: Ein Trend ist eine „(über einen gewissen Zeitraum bereits zu beobachtende, statistisch erfassbare) Entwicklung[stendenz]“. Im Bereich (Fitness-)Training kann natürlich auf verschiedenen Ebenen ein Trend entstehen: bei der Trainingsgestaltung, in der Kundenbetreuung, in puncto Trainingsgeräte. Doch nicht alles, was von Herstellern und Konzeptentwicklern als Trend hinausposaunt wird, setzt sich wirklich durch. Und oftmals ist es eben auch nicht neu: Methoden, Bewegungen, Trainingsgeräte, die schon seit Jahren und Jahrzehnten bekannt sind, erscheinen in neuem Gewand. Wirkliche Innovation? Fehlanzeige. Aber ist das zwingend etwas Schlechtes? Darüber lässt sich trefflich diskutieren. Sich kritisch und zugleich offen mit neuen Entwicklungen auseinanderzusetzen, ist unerlässlich, will man sich und sein Training verbessern. Wer profitiert wirklich von den Konzepten: der Kunde, der Sportler, der Trainer, die Industrie? Gibt es wissenschaftliche Evidenz? Diese Fragen sollte man sich stellen, wenn (vermeintliche) Neuigkeiten präsentiert werden. Im Titelbeitrag nimmt unser Redakteur und Fachbeiratsmitglied Florian Münch zehn aktuelle Trends und Entwicklungen der Branche unter die Lupe, hinterfragt sie kritisch und ordnet sie ein. Stimmt ihr unserer Einschätzung zu? Wir freuen uns auf euer Feedback an leistungslust@pflaum.de oder natürlich auf unserer Facebook-Seite: https://www.facebook.com/Leistungslust.
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Und jetzt viel Spaß beim Lesen der Juni-LL!
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Euer Nils Borgstedt, Redaktionsleiter Leistungslust
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In hal t s ve r z e ichn is TITELTHEMA
FITNESS-TRENDS 2017
BERATUNG
• Metabolic Conditioning 20 • Gunning 24 • Leselust 27
ERNÄHRUNG
• Kreatin im Krafttraining 54 • Wie viel Speck darf sein? 57 • Esspiration 61
TRAINING
• Die Integration der Langhantel
ins Fitnesstraining
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• Die „großen Sechs“ 35 • Wearables und Trainables 42 • Trainergebrüll 46 • Zur Visite bei Street-Fit 48 • Warum Schlingentrainer? 50
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SCHWERPUNKTTHEMA
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IN DIESER AUSGABE FINDET IHR VIELFÄLTIGE BEITRÄGE ZUM THEMA FITNESS TRENDS.
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VIEL SPASS BEIM LESEN!
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REGENERATION • Verletzt – was nun? • Der Leistungsfaktor Regeneration
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INTERVIEWPARTNER IN DIESER AUSGABE
FITNESSSZENE
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• Freiheit für die Füße! • Neuroathletik – das Hirn ist der Motor • Als Trainer immer am Puls der Zeit • Spezialisierung ist der Schlüssel • Starke Typen • Aus- und Weiterbildungen • Marktplatz • Neulich erlebt
ULLA SCHMID-FETZER UND MARTIN WEDDEMANN – TEAM FOCUS ON PERFORMANCE
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MATTHIAS H. LEHNER – GESCHÄFTSFÜHRER BODYSTREET GMBH MARCEL DOLL – M.A. GESUNDHEITSMANAGEMENT UND PRÄVENTION
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AUTORENVORSTELLUNG
UNSERE EXPERTEN – FÜR DICH. CLAAS BENK Claas ist Diplom-Sportlehrer und Personal Trainer in Hannover. Die Schwerpunkte seiner rbeit liegen im funktionellen Training und Athletiktraining. Sein Wissen gibt er als R A eferent bei der Aus- und Weiterbildung von Fitnesstrainern und zum Thema Functional Training weiter.
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Nils ist Redaktionsleiter der Leistungslust. Nach dem Studium der Medienwissenschaft in Regensburg hat der gebürtige Münchner das Online-Sportportal netzathleten.de mit konzipiert, aufgebaut und als Chefredakteur geleitet. Mit dem Sportjournalismus verbindet der Kletterer und Läufer seine Leidenschaften Sprache und Sport auf ideale Weise – immer mit dem Anspruch, dem Leser Information gut verständlich und unterhaltsam zu präsentieren.
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NILS BORGSTEDT
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DR. SASCHA GAIL Sascha ist Assistent der Leitung des Sportzentrums, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Universität Augsburg. Er habilitiert zum Thema „Diagnostik und Training der Kraft im Gesundheits- und Fitnesssport“. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung sowie Ernährung und Substitution im Sport.
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Jürgen ist Mitinhaber des Unternehmens Maximum Therapie und Training. Das Unternehmen bietet seinen Kunden sowohl diverse physiotherapeutische Maßnahmen als auch gesundheitsorientiertes Fitnesstraining an. Zusätzlich ist Jürgen als Heilpraktiker mit eigener Praxis tätig.
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JÜRGEN HOHMANN
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DR. TOBIAS KAEDING Tobias ist promovierter Sport- und Gesundheitswissenschaftler. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sportwissenschaft (Arbeitsbereich Sport & Gesundheit) der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Daneben ist er derzeit Koordinator des betrieblichen Gesundheitsmanagements der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Tobias ist Autor zahlreicher Fachzeitschriftenartikel und Fachbücher und hat während seines Studiums der Sportwissenschaft selbst über sieben Jahre als Fitnesstrainer gearbeitet.
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Markus ist Facharzt für Orthopädie und leitender Arzt der Beta Klinik in Bonn. Sein Spezialgebiet sind minimalinvasive Schulter-, Knie- und Sprunggelenk-OPs. In der Sportmedizin liegen seine Schwerpunkte im Bereich Verletzungsprophylaxe und Reha bilitation. Außerdem ist Markus gefragter Autor und Referent bei Fortbildungen für Ärzte und Trainer.
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DR. MED. MARKUS KLINGENBERG
DOMINIK LUDWIG Dominik ist Sportwissenschaftler und Konditionstrainer. Er arbeitet und promoviert am Sportzentrum der Universität Passau und ist neben der Lehre hauptsächlich für das leistungsdiagnostische Forschungslabor zuständig. Zudem ist er freiberuflich im Personal- sowie Athletiktraining und im Group-Fitness-Bereich tätig.
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ULRIKE MAYER-TANCIC Ulrike ist leidenschaftliche, leistungsorientierte Allroundläuferin. Sie ist zweifache Bayerische Marathonmeisterin und Senioren-Europameisterin im Marathon. Als Trainerin und BLV-Referentin gibt sie ihre Begeisterung, Erfahrung und Motivationstipps sowohl an Laufanfänger als auch an Ambitionierte weiter.
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Florian ist Personal Trainer, Autor und Inhaber der Sportlerei Akademie. Seine Motivation und Beharrlichkeit setzt er als Ausbilder, Unternehmer und Athletik- Coach für die Weiterbildung seiner Studenten und den Wettkampferfolg seiner Sportler ein.
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FLORIAN MÜNCH
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JÜRGEN PAGEL Jürgen ist staatlich anerkannter Physiotherapeut und Masseur. Er hat zahlreiche Zusatzquali fikationen (u. a. Manuelle Therapie, TPI cert. Golf Fitness Instructor, Pilates-Trainer, Sport physiotherapeut) und ist Dozent am GluckerKolleg. Mit seinem eigenen Unternehmen praeventfit bietet er Physiotherapie, Personal-Fitness-Training und betriebliche Gesundheitsförderung an.
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Caroline hat einen Master of Science in Intelligenz und Bewegung. Die aktive Leichtathletin hat mehrere Jahre als Trainerin gearbeitet und ist Dozentin für Gymnastikkurse an der VHS Bielefeld.
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CAROLINE SCHWARZER
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CLAUDIA STAUDT Claudia ist selbstständige Fitnesstrainerin (Group Fitness), Journalistin und Mutter einer vierjährigen Tochter. Sie hat sich als PreKanga- und Kangatrainerin auf prä- und postnatales Training spezialisiert. Derzeit absolviert sie einen Fernlehrgang in Ernährungsberatung (ILS). Damit erweitert sie das Angebot in ihrer Gemeinschaftspraxis (Hebammenpraxis).
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Andelka hat einen Master of Science in Recreation and Sport Science mit Schwerpunkt Coaching Education. Sie hat mehrjährige Erfahrung in der Betreuung von Kindern (Leichtathletik) und Sportmannschaften. Sie ist an der Ohio University (USA) als Dozentin tätig.
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ANDELKA TANCIC
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MARTIN ZAWIEJA
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Martin lernte an der Trainierakademie in Köln und ist seit 1995 Diplom-Trainer Gewichtheben. Von 2011 bis 2014 war er Krafttrainer der A-Nationalmannschaft im Deutschen Handballbund. Seit mehr als zehn Jahren ist er nun Krafttrainer der Handball-Junioren. Martin kann auf einige sportliche Erfolge zurückblicken, bei der Weltmeisterschaft 1991 erreichte er zum Beispiel den dritten Platz.
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Nachgefragt
NEUROATHLETIK DAS HIRN IST DER MOTOR Im Gespräch mit Martin Weddemann und Ulla Schmid-Fetzer
„The brain is the driving force of human performance.“ Das ist der Leitgedanke des 2010 von Martin Weddemann und Lars Lienhard gegründeten „Focus on Performance“ (FoP). Mit ihrem Team gilt FoP (1) als Vorreiter und Pionier auf dem Gebiet des Neuroathletiktrainings in Europa. Aber was steckt dahinter? Die Leistungslust hat nachgefragt.
Martin, Ulla, wie kam es zu dieser neuartigen Art des Trainings? Martin Weddemann: Im Grunde waren es Fragen, die sich insbesondere mein Kollege Lars Lienhard seit Mitte der 2000er durch seine Erfahrungen als Leichtathletiktrainer immer wieder stellte. Wie kann es sein, dass einige Athleten immer wieder die gleichen Verletzungen erleiden, obwohl ihr Gewebe doch laut Ärzten und Physiotherapeuten wieder verheilt sei und sie vollständig austherapiert und belastbar sein sollten? Welche Rolle spielt die zentrale Bewegungssteuerung bei der Verletzungsentstehung und warum ist die Bewegungssteuerung des Athleten überhaupt defizitär? Uns wurde klar, dass die klassische, symptomorientierte Betrachtungsweise Mängel aufwies. Insbesondere bei bewegungsinduzierten Verletzungen, die ohne Fremdeinwirkung entstehen, kann man hierdurch nicht wirklich auf die Ursache hinter der Verletzung kommen. Wir rückten also die neuronalen Vorgänge im Körper in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Denn: Die Steuerung aller Bewegungen und damit aller Fähigkeiten und Fertigkeiten findet nun mal in Gehirn und Nervensystem statt.
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„Wenn sich ein Athlet in meinem Training verletzt, suche ich die Schuld zuerst einmal bei mir selbst und nicht im Athleten. Ich habe die Trainingsmaßnahmen gewählt und sein Training gesteuert, jedoch ohne zu überprüfen, ob der Athlet diesen Anforderungen auch in allen Bereichen gerecht war. Daher bin ich auch dafür verantwortlich, herauszufinden, warum sich mein Athlet verletzt hat.“ (Lars Lienhard, 2009)
Gab es neben diesen Erfahrungen einen Schlüs selmoment, der eure Sicht auf Training veränder te und euren weiteren Weg und die Entstehung von Neuroathletiktraining geprägt hat? Martin Weddemann: Ja, den gab es. Durch intensive Recherchen ist Lars Ende 2008 auf unseren heutigen Freund und Partner Dr. Eric Cobb (USA) und sein Z-Health Curriculum gestoßen. Dies war für unser gesamtes Team ein Schlüsselmoment. Dr. Cobb war der Erste, der Antworten auf unsere Fragen hatte. Seine Arbeit war das fehlende Puzzlestück und ist nun ein ganz wichtiger Baustein in unserer Trainingsphilosophie. Lernen wird neurobiologisch mit der neurona len Plastizität und der Neuverknüpfung von Sy napsen erklärt. Festgefahrene Bewegungsmuster, zum Beispiel aufgrund von Fehlstellungen, einge übt nach Verletzungen, sind also eine bestehende Synapsenverbindung, die es zu durchbrechen gilt. Wie geht ihr vor, um eine neue, geeignetere Sy napsenverknüpfung zu bewirken? Ulla Schmid-Fetzer: Es geht bei der Bewegungssteuerung immer um die Gesamtheit aller Informationen. Das Hirn entscheidet über einen Bewegungsentwurf immer auf Basis der aktuellen Datenlage und der vorangegangenen Erfahrungen. Fehlen Informationen aus einem Gelenk, einem Hautareal oder aus dem vestibulären oder visuellen System, so entscheidet sich das Hirn für ein Bewegungsmuster, das wir von außen betrachtet vielleicht als suboptimal beurteilen. Es ist notwendig, den Input und die Verarbeitung des Inputs zu
Foto: Focus on Performance
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Handballer Dominik Klein, hier noch in Diensten des THW Kiel, beim Neuroathletiktraining
verändern, um einen anderen Output, eine andere Bewegung zu erzielen. Der erste Schritt, um eine bestehende Synapsenverbindung zu durchbrechen, ist EINE perfekte Wiederholung. Diese muss dann von den bewegungssteuernden Systemen auf Basis der neuen Datenlage wieder und wieder gewählt werden, bis sich diese neue Synapsenverbindung als „die etablierte“ erweist. Wir bezeichnen das als neuronale Rehabilitation. Das erinnert an mentales Coaching. Dabei geht es ja um die Neusteuerung von gedanklichem Verhalten, um neue Synapsenverknüpfungen zu trainieren. Was haltet ihr von einer Kombination aus Neuroathletiktraining und dem Visualisieren einer Bewegung?
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Ulla Schmid-Fetzer: Hier kann sich tatsächlich eine höchst interessante Kombination ergeben. Das Visualisieren einer Bewegung ist natürlich erst möglich, wenn der Bewegungsablauf mindestens einmal real durchlaufen wurde. Dann jedoch können gezielte neuroathletische Interventionen dazu beitragen, die Qualität der Visualisierung und damit des Trainingsresultats enorm zu verbessern. Insbesondere vor und während Wettkämpfen oder Aufführungen hat der Athlet oder Künstler häufig nicht die Möglichkeit, seine Bewegung körperlich auszuführen. Gerade hier ist dann eine gezielte Kombination aus Drills und mentalen Durchgängen eine Wunderwaffe.
Martin Weddemann: Um ein Beispiel zu geben: Tatjana Hüfner hat sich die Olympiabahn in Sotschi zusammen mit Lars Lienhards Hilfe unter anderem auch ideomotorisch erarbeitet. Es gab sehr wenig Bahn-Trainingszeit. Dort war festzustellen, dass Tatjana immer wieder in einer ganz bestimmten Kurve Probleme hatte. Sie wurde fest, hat unklar gesehen und diese Schutzspannungen haben sich auch auf den Schlitten übertragen. Da es eine neuronale Ursache hatte, musste real der Input verändert werden, damit eine verbesserte Bewegungssteuerung zum Tragen kommen konnte. Lars und Tatjana haben dann mithilfe spezifischer Neuro-Drills und gezieltem Stimulus der bewegungssteuernden Areale die Aktivitätsmuster im Hirn so reguliert, dass Tatjana dadurch auch ideomotorisch ohne diese Schutzspannungen zu erzeugen trainieren konnte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Tatjana hat die Silbermedaille hinter Natalie Geisenberger geholt und damit ihren olympischen Medaillensatz komplettiert.
Das vestibuläre System orientiert uns im Raum (gegen die Schwerkraft), misst Beschleunigungen des Kopfes und sorgt für Gleichgewicht.
Wer sich wissenschaftlich mit dem Thema be schäftigt, stellt fest, dass es noch nicht viele Studi en diesbezüglich gibt. Martin Weddemann: Das stimmt so nicht. Wer sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, wird feststellen, dass das Arbeitsfeld Neuroathletik ein interdisziplinäres ist. Der theoretische Back ground, der auf dem Z-Health Curriculum von Dr. Eric Cobb aufgebaut ist, bedient sich Erkennt-
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Nachgefragt Serge Gnabry von Werder Bremen beim Neuroathletiktraining mit Lars Lienhard
nissen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und weist eine breite und fundierte Studienlage auf. Ulla Schmid-Fetzer: Da es sich bei Neuroathletiktraining um eine relativ junge Disziplin handelt, gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine wissenschaftlichen Studien, die die Auswirkungen von Neuroathletiktraining auf die Leistung der Athleten untersuchen. Das wird der nächste Schritt sein. Das Z-Health Curriculum und damit auch die Inhalte und Herangehensweisen des Neuroathletiktrainings basieren jedoch auf den Erkenntnissen der wissenschaftlichen Forschung im Bereich der angewandten Neurowissenschaften, der Trainings- und Bewegungswissenschaften, der Evolutionsbiologie, der Medizin, der Chiropraktik, der Schmerzforschung und weiteren Disziplinen. Ihr propagiert disziplinspezifisches Training. Empfehlt ihr gleichzeitig den Verzicht auf klassi sches Krafttraining?
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Martin Weddemann: Vorweg muss erst geklärt werden, was unter klassischem Krafttraining verstanden wird. Oftmals wird auch Athletiktraining mit Krafttraining gleichgesetzt – und das ist falsch. Wenn es darum geht, ohne Sinn und Verstand Übungen aus dem Kraftdreikampf
oder Bodybuilding zu zeigen, ohne Transfer effekt auf die Zielsportart, machen wir definitiv kein Krafttraining. Ein solches Vorgehen ist häufig in der Fitnessbranche zu beobachten. Insbesondere die Angemessenheit von bilateralem Training, das meist integraler Bestandteil des klassischen Krafttrainings ist, stellen wir infrage. Geht es aber darum, unseren Athleten individuell für seine Sportart aufzubauen, seine sportartspezifischen Abläufe und seinen Kraftoutput durch verbesserten neuronalen Input zu optimieren, dann machen wir Krafttraining. Ulla Schmid-Fetzer: Genau. Kraft entsteht durch die Fähigkeit des Nerv-Muskel-Systems, maximale Spannung zu generieren, und ist immer positions- und bewegungsspezifisch. Ist das das Ziel, dann machen wir definitiv Krafttraining, da wir durch gezielte neuroathletische Interventionen genau dieses Potenzial erhöhen. Wir arbeiten beispielsweise auch mit isolierten Muskelkontraktionen, Okklusionstraining, isometrischen Kontraktionen innerhalb der auszuführenden Bewegung. Wegen der Spezifität der Anpassung ist es wichtig, dass das Athletiktraining und damit auch das Krafttraining nicht von dem sportartspezifischen Training der jeweiligen Disziplin getrennt werden. Ziel ist ein Training, das die Anforderungscharakteristik der jeweiligen Sportdisziplin in diesen Aspekten berücksichtigt. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass es euch gelungen ist, viele sinnvolle Methoden unter ein Dach zu fassen. So entdecke ich beispielsweise Methoden aus der Kinesiologie und Ergotherapie bei euch. Auch Ansätze aus der Life Kinetik mag mancher bei euch erkennen. Wie geht ihr dabei vor? Ulla Schmid-Fetzer: Hier ist es wohl weniger so, dass wir Methoden aus der Kinesiologie und Ergotherapie oder Life Kinetik übernommen haben, als vielmehr so, dass auch diese Systeme sich gewissen grundlegenden Erkenntnissen der Neurowissenschaften bedienen. Man könnte also sagen, dass wir zum Teil gleiche Wurzeln haben. Das Besondere an Neuroathletik ist jedoch die breite Basis, auf der es steht, sowie die individualisierte und sportartspezifische Anwendung. Ihr sprecht von einer Evolution. Was genau kri tisiert ihr bei „klassischen“ Trainingsmethoden?
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Kann man aus einem halbwegs begabten Sport ler einen Eliteathleten machen? Verliert Talent an Bedeutung?
Ulla Schmid-Fetzer: Wir glauben, dass Höchstleistung kreierbar ist. Schon jetzt sind es nicht immer unbedingt die Talente, die Weltmeister, Stars und Champions werden, sondern jene Sportler und Künstler, die gelernt haben, gut zu arbeiten, hervorragende Trainer haben und vor allem verletzungsfrei durch die Karriere kommen. Um zu trainieren, muss der Körper belastbar sein. Viele kommen jedoch deshalb nie an die Spitze, weil sie mit einer defizitären Bewegungssteuerung ihr Training beginnen oder eine Verletzung nicht neuronal rehabilitieren. Diese Leistungseinschränkung und Verletzungsanfälligkeit schleppen sie dann ihre gesamte Karriere mit und häufig wird die Karriere dadurch deutlich früher beendet als notwendig. Dies ist ein Punkt, den wir sehr gerne ändern würden. Wie wird man Neuroathletiktrainer? Welches Ausbildungsmodell gibt es? Wie lange dauert es? Martin Weddemann: Es ist wichtig zu wissen, dass Neuroathletik keine Ausbildung ist, die man in einem Wochenendkurs erlernen kann. Neuroathletiktraining basiert als sportartspezifische und höchst individuelle Anwendungskunst auf dem Z-Health Curriculum von Dr. Eric Cobb. Die komplette Z-Health-Ausbildung dauert circa drei Jahre. Sie kann aktuell nur in den USA und zu Teilen in Dänemark absolviert werden. Insgesamt
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Martin Weddemann: Hierzu möchte ich auch noch einmal Lars Lienhard zitieren, denn er hat in einem unserer Blog-Artikel (3) sehr schön und klar aufgezeigt, was unserer Meinung nach die Problematik der „klassischen“, also nicht neuro nal basierten Trainingsmethoden ist. Wir kritisieren, dass nahezu alle Herangehensweisen, um die Probleme der Athleten zu lösen, neuronal gesprochen nur „outputorientiert“ sind. Unser Nervensystem macht eigentlich nur drei Dinge: Erstens, es bekommt Input über die Welt und den Körper aus allen sensorischen Organen; zweitens, alle diese Informationen werden im Gehirn zusammen integriert, interpretiert und im Anschluss darüber entschieden, wie die Handlungsantwort am besten zu sein hat; im dritten Schritt wird dann diese Handlung umgesetzt – der Output wird kre iert! Von allen drei Dingen ist der Output leider der unwichtigste. Ein Sprintschritt, ein Absprung, ein Tanzschritt, ein Ausfallschritt, eine Muskelverhärtung, aber auch Schmerz oder Stoffwechselstörungen sind ein Output und können nur im Zusammenhang und in Abhängigkeit von den eingehenden Informationen (Input) und der Entscheidung, was zu tun ist (nach deren Integration und Interpretation im Gehirn), betrachtet werden.
Serge Gnabry von Werder Bremen setzt ebenfalls auf Neuroathletiktraining.
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Nachgefragt
umfasst sie elf Kurse à vier Tage à acht Stunden mit intensiver Vor- und Nachbereitung. Im Anschluss wird sie durch einen zweijährigen Master abgerundet, für den es eine strikte Zulassungsprüfung gibt. Zusätzlich bringen alle unsere Trainer eine eigene Karriere im Leistungssport und eine langjährige Tätigkeit als Trainer in ihrem individuellen Spezialgebiet mit. Was empfehlt ihr Trainern als „Quick Win“, wenn sie mit ihren Athleten arbeiten? Worauf sollten sie achten und was kann den Klienten bereits helfen, die Bewegungsmuster zu verbes sern? Ulla Schmid-Fetzer: Es gibt keinen „Quick Win“, der einfach über eine One-fits-all-Übung generiert werden kann. Ein Gewinn entsteht für den Athleten dann, wenn sein Trainer und er selbst übergeordnete Prinzipien von Training verstanden haben. Zum Beispiel: Was ist reflexive Stabilität im Gegensatz zu willkürlicher Bewegung? Welchen Einfluss hat visueller Stimulus auf das Gehirn und welcher Zusammenhang besteht zum Beispiel zwischen „sehen“ und der Konzeption des Bewegungsentwurfs? Auf Basis dieses Verständnisses sollten der Inhalt und die Anleitung des Trainings aufbauen. Das Athletiktraining muss sich aufgrund der neuronalen Gesetzmäßigkeiten sowie der spezifischen und athletischen Anforderungen dem disziplinspezifischen Training annähern. Fußballer müssen Fußball spielen und Tänzer müssen tanzen. Es geht im Neuroathletiktraining um die spezifische Aufarbeitung
der neuronalen Steuerungsmechanismen in und für einen absolut spezifischen Kontext. Es gibt jedoch ein paar Basisprinzipien, die sich selbstverständlich anhören mögen, deren Tragweite jedoch enorm ist und die wir gerne jedem Trainer und Klienten ans Herz legen möchten: •• Trainiere niemals Schmerz. Das, was du trai-
nierst, genau darin wirst du gut!
•• Die Qualität der Bewegung ist immer nur so gut
wie die Qualität der Einzelteile der Bewegung. Wer den Mut und die Geduld hat, sich den kleinen Teilen der Bewegung zu widmen, wird mit den größten Fortschritten belohnt.
•• Bewegung beginnt immer mit Aufmerksam-
keit und der Fähigkeit zur Wahrnehmung. Ein leichter Hautstimulus des zu bewegenden Körperteils aktiviert zum Beispiel den sensorischen Kortex und führt zu einer besseren Repräsentation im Hirn.
•• Eine lange Wirbelsäule ist Grundlage von quali-
tativ hochwertiger Bewegung. Kann diese während einer Übung nicht aufrechterhalten werden, so muss die Übung modifiziert werden, bis die Qualität der Bewegungsausführung gewährleistet werden kann.
•• Übe immer mit einem klaren Ziel und der In-
tention, etwas zu verändern! •
Das Gespräch führte Daniela Dihsmaier.
LITERATUR 1. Weddemann M. 2017. Focus On Performance – Neuro Athletic Training. http://www.focuson-performance.de; Zugriff am 28.4.2017
Foto: Daniela Dihsmaier
3. Lienhard L. 2016. Zeige krasse Übungen – doch wofür waren die noch mal genau? http://neuroathletic-training.com/730-lars-lienhard-zeigekrasse-ubungen; Zugriff am 28.4.2017
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2. Weddemann M. 2017. Neuro Athletic Training. http://www.neuro-athletic-training.com; Zugriff am 28.4.2017
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Daniela Dihsmaier (l.) und Ulla Schmid-Fetzer (r.)
STARK ERHOLT – DER LEISTUNGSFAKTOR REGENERATION
Regeneration
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Ein Beitrag von Andelka Tancic
Foto: Simplicity4U / shutterstock
Regeneration ist wichtig, um die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit eines Athleten zu gewährleisten und positiv zu beeinflussen. Sie findet sowohl während als auch nach dem Training statt. Mithilfe der richtigen Maßnahmen kann die Regeneration gezielt verbessert werden.
Für Eilige
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Bedeutung der Regeneration. Erholung ist ein wichtiger, jedoch oft unterschätzter Faktor der sportlichen Leistungsentwicklung. Ohne ausreichende Regeneration kann sich der Körper nicht an Belastungen anpassen, denen er im Training ausgesetzt ist. Zu geringe Erholungsphasen können dazu führen, dass nachfolgende Trainingseinheiten in erschöpftem Zustand absolviert werden. Als Folge steigt das Krankheits- und Verletzungsrisiko. Während der Körper regeneriert, heilen unter anderem die durch sportliche Belastung entstandenen Mikrorisse in den Muskelfasern (Muskelkater). Zudem werden Anpas-
Nur ein psychisch und physisch erholter Köper kann sportliche Leistung bringen – Regeneration spielt daher eine entscheidensungsprozesse in Gang de Rolle. Als Trainer sind wir in der gesetzt, um ihn leisVerantwortung, das Trainingsprogramm tungsfähiger zu maentsprechend zu gestalten und unsere chen – Stichwort: SuKlienten auf notwendige Regenerationsperkompensation. maßnahmen hinzuweisen. Dazu zählen unter anderem Wechselduschen, die entsprechende Ernährung nach Regeneration findem Training und richtiges det nicht nur nach dem Schlafverhalten. Training statt: Sie kann auch Ziel einer kompletten Einheit sein, beispielsweise als regenerativer Dauerlauf oder Aquajogging im Schwimmbad. Die Gestaltung einer Trai-
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Regeneration
ningseinheit hat ebenfalls Einfluss auf die Erholung des Körpers. Regeneration während des Trainings. Bereits während des Trainings lässt sich die Regenerationsfähigkeit des Körpers verbessern. Beispielsweise beanspruchen Läufe auf unterschiedlichem Terrain und in verschiedenen Intensitäten unterschiedliche Muskelgruppen. So können Überlastungsverletzungen, die durch zu einseitige Belastung entstehen, merklich reduziert werden. Am Ende einer Trainingseinheit ist ein Cool-down einzuplanen sowie eine anschließende Dehneinheit ratsam. Hierfür eignet sich ein Stretchingband, um alle Hauptmuskelgruppen zu dehnen. Besonders beanspruchte Muskeln können mit einer Faszienrolle ausgerollt werden. Dehnen und Ausrollen kurbeln den Heilungsprozess der Muskulatur an und geben dem Kunden die Chance, sich auch mental von der Trainingseinheit zu erholen. Während des Stretchings und Ausrollens wechselt der Körper vom sympathischen in den parasympathischen Modus. Sympathikus und Parasympathikus sind zwei gegensätzlich arbeitende Teile des vegetativen Nervensystems (VNS) und für die unwillkürliche Steuerung der meisten Organe verantwortlich. Der Sympathikus versetzt den Körper in Alarmbereitschaft: Die Herzfrequenz und der Blutdruck steigen, Herzkranzgefäße und Bronchien weiten sich, die Blutgefäße verengen sich. Außerdem werden die Pupillen geweitet, die Verdauung gehemmt und die Schweißdrüsen aktiviert. Der Parasympathikus sorgt dafür, dass sich die Organe erholen können. Dazu lässt er unter anderem
die Herzfrequenz und den Blutdruck sinken, steigert die Verdauungsaktivität und bewirkt eine Verengung der Bronchien – der Körper kommt zur Ruhe. Um einem Wärmeverlust der Muskulatur vorzubeugen, sollten wir als Personal Coaches darauf achten, dass die Kunden nach dem Training warme und trockene Kleidung anziehen. Kalte Muskeln reduzieren die körpereigene Stoffwechseltätigkeit und sollten daher unbedingt vermieden werden. Nach dem Training ist vor dem Training. Hat der Athlet das Training samt Cool-down und Dehnprogramm beendet, kann durch Wechselbäder oder -duschen die Regeneration weiter gefördert werden. Versey et al. (1) haben gezeigt, dass die optimale Dauer einer Wechseldusche sechs Minuten beträgt. Die Temperatur sollte etwa 38,4 ± 0,3 Grad für die warme und 14,6 ± 0,5 Grad für die kalte Dusche betragen. Die Forscher empfehlen ein Intervall von je einer Minute für die verschiedenen Temperaturen. Falls der Kunde anfangs Probleme mit dem Zeitintervall haben sollte – besonders unter der kalten Dusche –, empfiehlt es sich, zuerst nur Füße und Arme mit kaltem Wasser abzubrausen. Im nächsten Durchgang beginnt der Kunde wieder mit Füßen und Armen und duscht anschließend auch die Beine, den Brustbereich und den Rücken ab. Während des letzten Intervalls wird der gesamte Köper inklusive des empfindlichen Bauchbereichs dem kalten Wasser ausgesetzt. Natürlich kann der Kunde auch mit kürzeren Zeitintervallen einsteigen und im Laufe mehrerer Wechselduschen dann bis zu einer Minute steigern. Der Kunde sollte da-
Tabelle 1: Fünf Tipps, um besser einzuschlafen (6)
Rituale
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Rituale (zum Beispiel Abendspaziergang, ein Buch lesen) können bei Einschlafproblemen helfen. Regelmäßig zur gleichen Zeit ins Bett gehen.
Entspannung
Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training oder Meditation unterstützen Körper und Kopf dabei, zur Ruhe zu kommen.
Schlafzimmer
Das Zimmer sollte ruhig und dunkel sein. Die Temperatur sollte bei etwa 18 Grad liegen.
Uhrzeit
Bei Einschlafschwierigkeiten nicht auf die Uhr schauen – das übt Druck aus und hält wach.
Kein Koffein
Kaffee, schwarzer oder grüner Tee, Energydrinks und Cola sollten ab dem frühen Nachmittag vermieden werden.
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rauf hingewiesen werden, die Wechseldusche mit einer warmen Dusche zu beginnen und einer kalten Dusche zu beenden. Kompressionsbekleidung. Viele Athleten verwenden Kompressionsbekleidung, um den Regenerationsprozess während und nach dem Training zu verbessern. Durch gradienten Druck von außen soll der venöse Rückfluss des Blutes verbessert werden. Muskulatur und Bindegewebe werden so besser mit Sauerstoff versorgt und Stoffwechselprodukte schneller abtransportiert. Dies wirkt, so die Annahme, auch positiv auf die Heilung der Mikrorisse in den Muskelfasern. Hinzu kommt, dass beim Laufen oder in Bewegung die körpereigene Muskelvibration reduziert wird (2). Insgesamt ist die wissenschaftliche Evidenz für eine positive Wirkung allerdings noch relativ dünn. Die richtige Ernährung. Auch die Ernährung trägt dazu bei, den Regenerationsvorgang im Körper positiv zu beeinflussen. Als Grundsatz gilt: Innerhalb von 30 bis 60 Minuten nach der Belastung sollte der Kunde seine Energiespeicher auffüllen und seinen Flüssigkeitshaushalt ausgleichen. Eine optimale Aufnahme von Kohlenhydraten entspricht einem bis 1,5 Gramm Kohlenhydrate pro Kilogramm Köpergewicht. Die optimale Kalorienaufnahme erfolgt bezüglich ihrer Zusammensetzung aus Kohlenhydraten und Protein im Verhältnis drei zu eins. Die Kohlenhydrate werden von den Muskeln absorbiert und haben die Aufgabe, die Energiespeicher wieder aufzufüllen. Proteine leiten den Prozess der Heilung von Mikrorissen in den Muskelfasern ein (3). Eine gute und kostengünstige Option ist das Trinken von Schokoladenmilch nach dem Training: Sie weist einen hohen Kohlenhydrat- und Proteingehalt auf.
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Schlaf als Regenerationsmaßnahme. Der Schlaf spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für die Erholung, sowohl physisch als auch psychisch. Wissenschaftler konnten belegen, dass etwa acht Stunden Schlaf notwendig sind, damit der Körper optimal regenerieren kann. Schlafmangel kann einen negativen Einfluss auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, das Immunsystem und den Stoffwechsel haben. Um das Schlafverhalten zu fördern, sollten wir unseren Kunden empfehlen, vor dem Einschla-
fen eine Routine zu etablieren, die es dem Körper erlaubt, herunterzufahren. Lichtquellen zu eliminieren, ist wichtig: LED-Leuchten von Geräten im Stand-by-Modus oder Smartphones sollten vermieden werden – das Nervensystem reagiert besonders sensibel auf das helle Licht (4, 5). Tabelle 1 zeigt mögliche Maßnahmen, um besser einzuschlafen. •
Praxistipps •• Sensibilisiere deine Kunden für ausreichende
Regeneration.
•• Die Regeneration beginnt schon während der
Trainingseinheit – gestalte sie entsprechend! •• Ausreichende Regenerationsphasen sind in der Trainingssteuerung zu berücksichtigen. •• Bereits vor dem Training Mahlzeiten oder Snacks vorbereiten: So können die leeren Energiespeicher danach rechtzeitig aufgefüllt werden.
LITERATUR 1. Versey NG, et al. 2012. Effect of contrast water therapy duration on recovery of running performance. Int. J. Sports Physio. Perform. 7; 2:130–140 2. Ali A, et al. 2011. The effect of graduated compression stockings on running performance. J. Strength Cond. Res. 25; 5:1385–1392 3. Neumann G. 2015. Ernährung im Sport. Aachen: Meyer & Meyer 4. Stangier LM. 2017. Gut schlafen – aktiv regenerieren! Leistungslust 2; 2:70–73 5. Lastella M, et al. 2015. Sleep/wake behaviours of elite athletes from individual and team sports. Eur. J. Sport Sci. 15; 2:94–100 6. Vgontzas A, et al. 2004. Adverse effects of modest sleep restriction on sleepiness, performance, and inflammatory cytokines. J. Clin. Endocrinol. Metab. 89; 5:2119–2126
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h ier /Coac ihsma la D inerin e a i en r n m a T e D Th che Über ielas temis n s a y s e D l t nta s ch. la is l Coa ng, me a t u Danie ng n l e k c wegu twi port M se, Be eitsen o k n h und S p c y i H l ersön hung, sind P , Hirnforsc og g in en Bl Tra in ung. en ein r m h e ä h n r nT und E diese t zu b i e r h c Sie s cher. Titel bt Bü e i l d h hier c un u e n. llt t habe la ste pirier s Danie n i e ie si vor, d unter m Mehr ser.co eiwas r f / / : http
LESELUST mit
DANIELA
Die Macht der Wirkung – Selbstinszenierung verstehen und damit umgehen
FLOW – Warum Mountainbiken glücklich macht
von Monika Matschnig
von Harald Philipp und Dr. Simon Sirch
„Die Macht der Wirkung“ bietet einen Einblick, warum manche Menschen durch ihre Wirkungskompetenz länger im Gedächtnis bleiben als andere. Der Inhalt ist angereichert mit Fallbeispielen aus Politik, Entertainment, Business und Sport. Monika Matschnig zeigt, worauf ihre jeweilige Wirkung beruht und was wir daraus für uns ableiten können.
„Flow“ erzählt von dem, was Mountainbiker glücklich macht. Das Buch bietet in zehn bildreichen Kapiteln eine Einführung in das Thema „Flow-Erlebnis“. Der Aufenthalt im Flow-Kanal macht Bestleistungen wahrscheinlicher, die Ungewissheit löst sich und die Spannung fällt ab. All das kann sogar trainiert werden.
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (22. April 2016) – Taschenbuch: 240 Seiten – Preis: € 16,90 – ISBN: 978-3423261135
Verlag: Delius Klasing Verlag (12. Oktober 2015) – Taschenbuch: 144 Seiten – Preis: € 24,90 – ISBN: 978-3667103017
Buchbewertung
Monika Matschnig spielte früher in der österreichischen Volleyball-Nationalmannschaft. Inzwischen ist sie eine sehr erfolgreiche Vortragsrednerin und Trainerin für Körpersprache. Wer überzeugen will, muss innere Haltung und körperlichen Ausdruck in Einklang bringen, so ihr Credo. Für alle, die viel mit Menschen arbeiten, ist es sinnvoll, sich mit dem auseinanderzusetzen, worauf wir intuitiv achten. Das Buch ist empfehlenswert als Einstieg, um kleine Kniffe kennen zu lernen bezüglich der eigenen Wirkung und auch um zu durchschauen, warum der liebe Kollege auf den ersten Blick immer alle im Raum für sich einnehmen kann.
Nicht nur Mountainbike-Fans finden Inspiration in diesem Buch, das eine Mischung aus Bildband und verspielt-wissenschaftlicher Annäherung an das „Flow-Erlebnis“ ist. Das Autorenduo bietet eine Mischung aus sportwissenschaftlichem Ansatz (Dr. Simon Sirch) und den freigeistigen Gedanken eines MTB-Profis (Harald Philipp), der Ergebnislisten den Rücken gekehrt hat. Das Buch ist kein klassisches Fachbuch, es vereint vielmehr die Vermittlung von Wissen über den Flow mit inspirierenden Fotos und Zitaten. Manchmal ist es dabei so wunderbar intensiv, dass wenige Seiten schon genügen, um wieder flowige Gefühle für den Alltag zu finden. Eine schöne Geschenkidee.
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Buchbewertung
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VORSCHAU & IMPRESSUM
VORSCHAU
SCHWERPUNKTTHEMA – LEISTUNGSORIENTIERTES TRAINING Es erwarten euch wieder spannende und umsetzbare Inhalte zu folgenden Themen:
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TRAININGSPLANUNG
ÜBUNGEN UND VIELE PRAXISTIPPS
AKTUELLE NEWS AUS DER FITNESSSZENE Und vieles mehr in den Rubriken Beratung, Training, Ernährung & Regeneration
IMPRESSUM
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Leistungslust www.leistungslust.de ISSN 2509-422X Herausgeber und V.i.S.d.P. Agnes & Nils-Peter Hey Verlag Richard Pflaum Verlag GmbH & Co. KG Postanschrift: Postfach 190737, 80607 München Paketanschrift: Lazarettstrasse 4, 80636 München, 089 / 12 607-0 Komplementär PFB Verwaltungs-GmbH Kommanditistin Edith Laubner, Verlegerin Geschäftsführerinnen Agnes Hey, Edith Laubner
Redaktion Nils Borgstedt, Christian Wittmann, Florian Münch leistungslust@pflaum.de Leiterin Mediavertrieb Christine Seiler, seiler@pflaum.de Mediaberater Siegfried Kunert, kunert@pflaum.de Kundenerlebnis kundenerlebnis@pflaum.de, 089 / 12 607-0 Druck pva Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH Industriestraße 15 D-76829 Landau in der Pfalz Titelfoto yurazaga / shutterstock.com
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