Ausgabe 06/17 ISSN 2509-422X
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CH CHF 20,00
VON DEN MACHERN DER
WELPENSCHULE KINDER- UND JUGEND-TRAINING
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Leistungslust Ausgabe 06/17
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Dezember
2017
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EIN SENSIBLES THEMA Liebe LL-Freunde, Kinder- und Jugendtraining ist ein sehr sensibles Thema – das wurde uns in der Redaktion bei der Erstellung dieser Ausgabe noch einmal extrem bewusst. Kinder sind etwas Besonderes, in ihrer Art, in ihrem Wesen, in ihrem Verhalten, in ihrer Entwicklung – und beim Training. Herangehensweisen aus dem Training mit Erwachsenen sind oftmals nicht eins zu eins übertragbar, Kreativität und Einfühlungsvermögen des Trainers sind gefragt. Sowohl psychisch als auch physisch sind Kinder anders: Sie befinden sich im Wachstum, ihr Körper ist also ständiger Veränderung ausgesetzt; sie kommen in die Pubertät, der ganze Hormonhaushalt wird durcheinandergewürfelt. Kinder werden stark von externen Faktoren beeinflusst – Eltern, Schule, Freunde. All diese Punkte haben eine direkte Auswirkung auf Training und sportliche Leistungsfähigkeit. Das muss man beim Training mit Kindern im Hinterkopf haben. Auch ihre Herangehensweise an Übungen unterscheidet sich von der bei Erwachsenen: Es geht darum, sich auszutoben, um die Bewegung und spielerisches Lernen. Die Diversität der Anforderungen beim Kinder- und Jugendtraining machen die Arbeit mit ihnen so speziell – und diese Ausgabe der Leistungslust besonders.
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Ihr bekommt einen gebündelten Einblick in das Kinder- und Jugendtraining, einen Bereich des Trainings, der nicht „rauf und runter beschrieben“ wird – und der dennoch relevant ist, bedenkt man, dass die Fitness- und Trainingsbranche sich immer mehr auch Kinder und Teenager als Zielgruppe erschließt. Christian Wolf erläutert im Titelbeitrag die Herausforderungen eines Trainings mit Kindern und Jugendlichen und gibt konkrete Tipps, um bestimmte Situationen zu managen. Martin Zawieja und Christian Thomas verraten in ihrem Beitrag, warum Krafttraining bei Kindern und Jugendlichen nicht gescheut werden sollte und wie man ein solches Training aufbauen kann. Und dass auch die mentale Komponente für sportliche Leistung bereits im Kinder- und Jugendtraining von Relevanz sein kann, zeigen Dr. Marie Ottilie Frenkel und ihre Kollegen. Wir hoffen, euch mit dieser Ausgabe die Besonderheiten des Kinder- und Jugendtrainings näherzubringen, und wünschen viel Spaß bei der Lektüre! Eurer Nils Borgstedt, Redaktionsleiter Leistungslust
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In hal t s ve r z e ichn is
TITELTHEMA
K INDER- UND JUGENDTRAINING – EIN SPAGAT ZWISCHEN PSYCHOLOGE AB SEITE 6 UND TRAINER
BERATUNG • So finanziert sich die LL • Selbstständigkeit als
Erfolgsfaktor – Teil 2
• Leselust
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ERNÄHRUNG
• Ernährung für Kinder
und Jugendliche
• Esspiration • Citrus Aurantium und
p-Synephrin als Nahrungsergänzungsmittel zur Körperfettreduktion
TRAINING
• Mental starke Kinder und
Jugendliche durch Achtsamkeit?
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Kinder- und Jugendtraining
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und Jugendlichen
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von Schnellkraft
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• Kraft- und Langhanteltraining im
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• Lernst du nur oder bewegst du dich? • Motorische Defizite bei Kindern
• Trainergebrüll • LL-Visite
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• Die Fußstatik im Blick • Athletiktraining zur Entwicklung
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SCHWERPUNKTTHEMA IN DIESER AUSGABE FINDET IHR VIELFÄLTIGE BEITRÄGE ZUM KINDER- UND J UGENDTRAINING.
Foto: www.maik-kern.de
VIEL SPASS BEIM LESEN!
REGENERATION • Interview: „Jedes Kind ist anders“ • Entspannung, Schlaf & Co.
bei Kindern
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INTERVIEWPARTNER IN DIESER AUSGABE
FITNESSSZENE • Schulsportfeste als Motivation
zum Sport
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• Eine enge Betreuung ist nötig! 86 • Starke Typen 88 • Ausblick 2018 90 • Aus- und Weiterbildung 91 • Marktplatz 92 • Neulich erlebt 94
DR. HEINZ KLEINÖDER, LEITER DER ABTEILUNG KRAFTDIAGNOSTIK UND BEWEGUNGSFORSCHUNG DSHS KÖLN
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AUTORENVORSTELLUNG
UNSERE EXPERTEN – FÜR DICH. PATRICK BEISSEL Patrick ist Sportstudent an der Universität Augsburg und strebt eine Promotion im Bereich Trainingswissenschaft an. Er unterstützt seine Kommilitonen als Tutor und ist seit vielen Jahren als Trainer für Volleyball und Turnen tätig.
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Joana arbeitet an der Universität Heidelberg im Bereich Sportpsychologie zum Thema Stress und Achtsamkeit. Ihre sportlichen Wurzeln hat Joana in der Leichtathletik, wo sie jahrelang Leistungssport betrieb und auch als Trainerin tätig war.
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JOANA BROKELMANN
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MARCO ENGLER Marco ist Physiotherapeut und arbeitet nach langjähriger Tätigkeit im Bundesliga-Basketball seit 2014 als Physiotherapeut im Nachwuchsleistungszentrum von Eintracht Braunschweig.
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Ottilie forscht und lehrt am Sportinstitut der Universität Heidelberg zu den Themen „Achtsamkeit bei Kindern und Jugendlichen“ sowie „Stresstoleranz und Persönlichkeit von Extremsportlern“. Als Sportpsychologin betreut sie Spitzensportler und ist in der Trainerausbildung verschiedener Sportverbände aktiv.
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DR. MARIE OTTILIE FRENKEL
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DR. SASCHA GAIL Sascha ist Assistent der Leitung des Sportzentrums, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Universität Augsburg. Er habilitiert zum Thema „Diagnostik und Training der Kraft im Gesundheits- und Fitnesssport“. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung sowie Ernährung und Substitution im Sport.
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Doro ist ausgebildete Sport- und Physiotherapeutin sowie selbstständige Personal Trainerin. Sie leitet Sportgruppen vom Kindes- bis zum Seniorenalter. Die ehemalige Leistungssportlerin im Langlauf powert sich heute am liebsten als Pyloxing-Instructor aus oder setzt ihre Klienten und Patienten zusätzlich mit EMS unter Strom.
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DOROTHEA HÄFNER
SEBASTIAN HÄFNER Sebastian ist Mittelschullehrer, der im Hauptfach Sport an der FAU Erlangen/Nürnberg studiert hat. Als Fachberater und Multiplikator hält er regelmäßig Lehrerfortbildungen im Bereich Sicherheitserziehung und Sportunterricht für alle Schularten. Seine Freizeit verbringt er als Fußballtrainer im Kinder- und Herrenbereich oder ist selbst sportlich aktiv.
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TOBIAS KUHN Tobias hat an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement studiert. Seit 2013 berät der Personal Trainer Firmen im Bereich betriebliches Gesundheitsmanagement und betreut Hobby- und Leistungssportler, darunter auch Profi-Kickboxer.
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Henning ist Professor für Sportpsychologie an der Universität Heidelberg mit dem Forschungsschwerpunkt „Urteilen und Entscheiden im Sport“. Henning wirkt zudem in der Traineraus- und -fortbildung des Deutschen Turnerbundes mit.
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PROF. DR. HENNING PLESSNER
JESPER SCHWARZ Jesper ist Sportwissenschaftler und DFB-A-Lizenz-Inhaber. Er arbeitet seit 2013 als Rehaund Athletiktrainer im Nachwuchsleistungszentrum von Eintracht Braunschweig. Zudem ist er Gründer des Trainingskonzepts „SoccAthletix – spielend fit werden“, das die athletische Entwicklung im Nachwuchsbereich vorantreiben und verbessern will.
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Andelka hat einen Master of Science in Recreation and Sport Science mit Schwerpunkt Coaching Education. Sie hat mehrjährige Erfahrung in der Betreuung von Kindern (Leichtathletik) und Sportmannschaften. Sie ist an der Ohio University (USA) als Dozentin tätig.
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ANDELKA TANCIC
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JELENA TANCIC Jelena hat einen Master of Science in Recreation and Sport Science mit Schwerpunkt Coaching Education. An der Ohio University (USA) betreut sie als Volunteer Coach unter anderem das Cross-Country-Team der Damen und die Leichtathletik-Mannschaft der Universität.
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Christian hat von 2000 bis 2005 Gewichtheben als Leistungssport betrieben. Inzwischen gibt der Sportwissenschaftler (M. A.) sein Wissen als Dozent (u. a. Universität Heidelberg, Trainerakademie Köln, Bundesamt für Sport in der Schweiz und Österreich) und Buchautor weiter. Darüber hinaus betreut er als Kraft- und Athletiktrainer Mannschaften sowie Einzelsportler verschiedener Disziplinen.
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CHRISTIAN THOMAS
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CHRISTIAN WOLF
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Christian ist Personal Trainer und Athletiktrainer der Blue Devils Weiden. Seit seinem verletzungsbedingten Ausstieg aus dem Leistungssport (Tennis) hat er sich der Prävention sowie der Verbesserung der Bewegungsmuster durch zielgerichtetes Training verschrieben. Dieser Trainingsansatz lässt ihn aktuell viele unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen – vom Training für Breitensportler über die Leitung betriebsinterner Sportförderprogramme von Weltfirmen bis hin zur individuellen Betreuung zahlreicher Spitzensportler.
Martin ist Olympiamedaillengewinner im Gewichtheben. Er war langjähriger Bundestrainer im Gewichtheben und verantwortlich für das Lehrwesen im Gewichtheberverband. Martin ist Referent an der Trainerakademie in Köln, beim Bundesamt für Sport in der Schweiz und der Bundessportakademie in Österreich. Außerdem arbeitet er als Athletiktrainer und Langhanteltrainer mit verschiedenen Verbänden (unter anderem DHB, DFB, DSV, DTB) zusammen.
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MARTIN ZAWIEJA
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Training
Foto: matimix / shutterstock.com
MOTORISCHE DEFIZITE BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN – DIE BEDEUTUNG DER FÖRDERUNG KOORDINATIVER UND KONDITIONELLER FÄHIGKEITEN
Ein Beitrag von Jelena Tancic
Koordinative und konditionelle Fähigkeiten sollten in jeder Entwicklungsstufe gefördert werden. Je nach Fähigkeit bieten sich für das Training bestimmte Altersgruppen an. Diese sensiblen Phasen sollten dem Trainer bewusst sein, um eine bestmögliche motorische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen zu erreichen.
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Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen. Der Alltag von Kindern und Jugendlichen hat sich Für Eilige im Laufe der letzten JahrKoordinative und zehnte grundlegend gekonditionelle Fähigkeiten wandelt. Dies zeigt sich bilden die Basis aller Sportarten. Jede vor allem in einem Entwicklungsstufe von Kindern und veränderten BeweJugendlichen eignet sich besonders für das gungsverhalten und Training spezieller Fähigkeiten. Trainingsineinem daraus resulhalte sollten demnach auf diese sensiblen tierenden negativen Phasen abgestimmt werden. Das frühe Einfluss auf die GeSchulkindalter gilt als „goldenes Lernalter“: sundheit (1). Die zuHier bestehen die besten physischen und nehmende Technisiepsychischen Voraussetzungen für das rung hat den Stellenwert Erlernen eines Großteils dieser von Bewegung für KinFähigkeiten. der und Jugendliche immens reduziert. Gemäß der KIGGS-Studie des Robert Koch-Instituts von 2014 erreicht ledig-
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lich etwas mehr als ein Viertel (27,5 Prozent) der Drei- bis 17-Jährigen täglich mindestens 60 Minuten körperliche Aktivität (2). Dieser Bewegungsmangel beschränkt sich allerdings nicht nur auf Deutschland: Ein internationaler Vergleich mit den USA zeigt, dass im Jahr 2011 nur 29 Prozent der Highschool-Schüler das angestrebte Bewegungsziel von 60 Minuten pro Tag erreichten (3). Wie bekämpft man den Bewegungsmangel? Um diesem Trend entgegenzuwirken, ist es von besonderer Bedeutung, dass Trainer die Kinder und Jugendlichen durch ein freudvolles, spaß- und spielbetontes Training nachhaltig für den Sport begeistern und an sich binden. Nach Ansicht des Pädagogen Dieter Brodtmann ist es nicht entscheidend, dass wir dem Bewegungsmangel zu Leibe rücken, sondern wie wir das tun (4). Er legt bei seinem Ansatz das Salutogenese-Modell zugrunde (Was erhält uns gesund?). Demnach geht
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es darum, Kinder und Jugendliche so zu aktivieren, dass sie sich aus eigenem Antrieb bewegen und nicht, weil sie dazu manipuliert worden sind – durch Drohen mit den schlimmen Folgen der Bewegungsträgheit, durch Überreden oder mittels methodischer Raffinesse. Aus eigenem Antrieb bewegt sich nur, wer darin einen Sinn für sich sieht, es sich zutraut und sich sicher ist, dies in einem sozialen Umfeld tun zu können, in dem er oder sie als Person akzeptiert ist (4). Diese Aussage von Brodtmann spiegelt die enorme Bedeutung des Umfeldes wider: Nur wer sich in seinem Trainingsumfeld wohlfühlt, bleibt dem Sport dauerhaft erhalten. Hauptaugenmerk von Bewegungsprogrammen sollte es also sein, Kinder und Jugendliche zu mehr Bewegung und Sport zu motivieren und optimale Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Neben der motivationalen Komponente steht vor allem die Förderung der körperlichen und motorischen Entwicklung im Vordergrund. Laut Ewald Wutz muss man feststellen, dass Kinder und Jugendliche immer häufiger mit physischen und psychosomatischen Beeinträchtigungen wie Rücken- und Fußbeschwerden, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Problemen oder Konzentrationsschwäche konfrontiert sind (5). Sensible Phasen für koordinative und konditionelle Fähigkeiten. Um Kinder und Jugendliche durch Bewegungsprogramme gezielt zu för-
dern, sollte jeder Trainer die sensiblen Phasen für das Erlernen bestimmter koordinativer und konditioneller Fähigkeiten (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit) beachten und in sein Training implementieren. Unter sensiblen Phasen versteht man Altersabschnitte, in denen eine hohe Sensibilität des Organismus für bestimmte Bewegungserfahrungen besteht. Sie sind zeitlich begrenzt sowie biogenetisch festgelegt. Werden entsprechende Erfahrungen vor oder nach diesen Phasen erworben, beansprucht der Erwerb einen höheren Zeitaufwand, gelingt nur bedingt oder überhaupt nicht (6). Koordinative Fähigkeiten ermöglichen uns, Bewegungsaufgaben situationsgerecht und ökonomisch zu lösen. Sie sind die Basis unterschiedlicher Fertigkeiten in Alltag und Sport. Wer sie fördert, verbessert gleichzeitig die Technik, denn gut ausgebildete koordinative Fähigkeiten erleichtern das Lernen komplexer Bewegungsaufgaben. Tabelle 1 zeigt die unterschiedlichen koordinativen Fähigkeiten nach Meinel und Schnabel (7). Trainierbarkeit der koordinativen Fähigkeiten. Viele koordinative Fähigkeiten, insbesondere die Reaktions-, Differenzierungs-, Rhythmisierungsund Gleichgewichtsfähigkeit, lassen sich besonders im Alter von neun bis zwölf Jahren fördern, weshalb dieses Alter als „goldenes Lernalter“ bezeichnet wird (Abb. 1).
Tabelle 1: Koordinative Fähigkeiten (7)
Reaktionsfähigkeit
Fähigkeit zur schnellen Einleitung und Ausführung zweckmäßiger motorischer Aktionen auf Signale
Kopplungsfähigkeit
Fähigkeit, Teilkörperbewegungen bzgl. eines bestimmten Handlungsziels räumlich, zeitlich und dynamisch aufeinander abzustimmen
Orientierungsfähigkeit
Fähigkeit zur Bestimmung und zielangepassten Veränderung der Lage und Bewegung des Körpers im Raum
Gleichgewichtsfähigkeit
Fähigkeit, den gesamten Körper im Gleichgewichtszustand zu halten oder während und nach umfangreichen Körperverlagerungen diesen Zustand beizubehalten oder wiederherzustellen.
Umstellungsfähigkeit
Fähigkeit, während des Handlungsvollzugs das Handlungsprogramm veränderten Umgebungsbedingungen anzupassen oder evtl. ein völlig neues und adäquates Handlungsprogramm zu starten
Rhythmisierungsfähigkeit
Fähigkeit, einen von außen vorgegebenen Rhythmus zu erfassen und motorisch umzusetzen; Fähigkeit, einen verinnerlichten Rhythmus einer Bewegung in der eigenen Bewegungstätigkeit zu realisieren
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kinästhetische Differenzierungsfähigkeit
Koordinative Fähigkeiten Fähigkeit zum Erreichen einer hohen Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen und Teilkörperbewegungen
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Abbildung 1: Sensible Phasen (nach 7)
goldenes Lernalter Alter
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konditionelle Fähigkeiten
koordinative Fähigkeiten
Orientierung Differenzierung Gleichgewicht Reaktion Rhythmisierung Ausdauer Kraft Schnelligkeit Beweglichkeit
Tabelle 2: Trainingsschwerpunkte im goldenen Lernalter, Beispiel Fußball
Trainingsschwerpunkt Verbesserung der Koordination von Ball und Körper Erlernen von Finten und Scheinbewegungen
zunächst mit passivem Gegenspieler, dann gegen aktive Abwehr
Intellektuelle Entwicklung: Mut, Risikobereitschaft und Einsatzfreude
durch kleine Spielformen
Verlieren lernen: Erziehung zur Mannschaftlichkeit
durch kleine Spielformen
Beweglichkeit: Einführung von Stretching
Mobilisation: einfache dynamische Dehnübungen als Teil des Aufwärmprogramms, Stabilisationsübungen mit dem eigenen Körpergewicht
Schnelligkeit
Reaktionsstarts, Staffelspiele mit kurzen Sprints (mit und ohne Ball)
Grundlagenausdauer
spielerische Schulung der Grundlagenausdauer durch Zeitschätzläufe, Biathlon etc.
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Übungsbeispiele vielfältige Übungen mit unterschiedlichen Bällen und Aufgabenstellungen (Einzel-, Partner-, Gruppenübungen)
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Um diese Fähigkeiten bestmöglich zu entwickeln, sollte der Trainer ein vielfältiges, kreatives Training gestalten, das den Ideenreichtum der Kinder anspricht – so erwerben sie einen umfangreichen Bewegungsschatz. Bei regelmäßigen Bewegungsreizen werden die koordinativen Fähigkeiten kontinuierlich stabilisiert und somit über die gesamte Grundschulzeit bestmöglich ausgeprägt. Kosel stellte fest, dass, „je umfangreicher, stabiler und abwechslungsreicher die Bewegungserfahrungen aus den ersten Jahren der Schulzeit sind, umso höher die Bewegungssicherheit im Erwachsenenalter ist“ (8). Die Basis aller Sportarten wird also bereits im frühen Schulalter gelegt. Natürlich können koordinative und konditionelle Fähigkeiten auch noch im Jugend- oder Erwachsenenalter trainiert und verbessert werden, jedoch wird das Niveau nie das Gleiche eines bereits im Schulkind alter vielseitig ausgebildeten Sportlers sein. Trainierbarkeit von konditionellen und koordinativen Fähigkeiten am Beispiel Fußball. In Tabelle 2 werden exemplarisch für die Sportart Fußball konkrete Trainingsschwerpunkte aufgezeigt, die es im „goldenen Lernalter“ besonders zu fördern gilt (8); dazu zählen koordinative und konditionelle Fähigkeiten sowie sportpsychologi-
sche Elemente. Wie beschrieben besitzen Kinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren beste Lernvoraussetzungen und sollten demnach in dieser Entwicklungsphase die Techniken und Bewegungsgrundformen aus Tabelle 2 erlernen. •
Praxistipps •• Lernen ist einfacher als Umlernen. •• Vielfalt statt Einfalt: Achte auf Variation und
Abwechslung der Übungsauswahl. •• Vom Einfachen zum Schweren •• Selbstständig üben lassen: Selbstbestimmtes Erfahren und Entdecken bei koordinativen Formen fördert die Motivation und führt zu größerem Lernerfolg. •• Koordination vor Kondition: Koordinative und technische Bewegungsaufgaben sind im Training zeitlich vor konditionell belastenden Einheiten zu platzieren. •• Man lernt nie aus: Koordinative Fähigkeiten sollten in das Training jeder Altersgruppe integriert werden.
LITERATUR 1. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. 2000. Bewegte Schule (Bd. 1). München: Fachpublika Wehner GmbH 2. Robert Koch-Institut. 2014. KIGGS Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. http://www.kiggs-studie.de/fileadmin/KiGGS-Dokumente/KiGGS1_Zusammenfassung_20140623.pdf; Zugriff am 19.9.2017 3. Centers for Disease Control and Prevention. 2012. Youth risk behavior surveillance – United States, 2011. MMWR 61; 4:1–162
6. Conzelmann A. 2017. Sportliche Entwicklung im Kindes- und Jugendalter. http://www.lelek. at/verein/wp-content/uploads/2015/09/Lelek-Edu-Trainerforum_07_Achim_Conzelmann_ Nachwuchs_Entwicklungsphasen.pdf; Zugriff am 19.9.2017 7. Meinel K, Schnabel G. 2007. Bewegungslehre – Sportmotorik. München: Südwest 8. Kosel A. 1992. Schulung der Bewegungskoordination – Übungen und Spiele für den Sportunterricht in der Grundschule. Schorndorf: Hofmann
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4. Brodtmann D. 1997. Das Konzept der Salutogenese und seine Konsequenzen für Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung durch Schulsport. In: Gesundheitsförderung: Konzepte, Erfahrungen, Ergebnisse aus sportpsychologischer und sportpädagogischer Sicht. Herausgeber: H. Ilg. Köln: bps-Verlag
5. Wutz E. 2000. Gesundheitserziehung in der Schule aus der Sicht des Bayerischen Kultusministeriums. In: Bewegte Schule. Herausgeber: A. Herbert. Schorndorf: Hofmann
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Foto: oatawa / shutterstock.com
News
2018: EIN SPORTJAHR DER SUPERLATIVE, DAS DRITTE DER LEISTUNGSLUST Ein Beitrag von Nils Borgstedt
Das zweite Jahr Leistungslust neigt sich dem Ende. Und was soll man sagen: Ja, es kann sich sehen lassen. Sechs Ausgaben geballte Information, insgesamt über 116 Fachartikel und Interviews, dazu aktuelle Studienergebnisse und News aus der Branche haben wir gemeinsam mit unseren Autoren auf die Reise geschickt und schließlich abgedruckt. Außerdem gab es einen Wechsel in der Redaktionsleitung und die eine oder andere Veränderung am Heft. Doch nun zur Zukunft!
Das Sportjahr 2018. Das Jahr 2018 ist für alle Sportbegeisterten mal wieder ein Jahr der Superlative: Es stehen mit den Olympischen Spielen in Pyeongchang (Südkorea) und der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland gleich zwei Großereignisse auf dem Programm. Dazu kommen Handball-EM, Leichtathletik-EM, Hockey-WM und Eishockey-WM, um nur einige der Events zu nennen. Es sollte wohl jeder Sportfan auf seine Kosten kommen. Dass das auch für jeden Trainer gilt dazu wollen wir einen Teil beitragen. Es heißt daher auch 2018 wieder: sechs Ausgaben, sechs Schwerpunkte.
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Sechs Ausgaben Leistungslust. Los geht’s mit Ausdauersport, ehe wir im April – zur FIBO in Köln – den Trainer in den Fokus rücken. Der Juni steht ganz im Zeichen des Fußballs, im August dreht sich alles um das Athletiktraining. Aber wie entsteht eigentlich Bewegung und wie hängen die verschiedenen Strukturen im Körper zusammen? Das und mehr wird unsere Oktoberausgabe mit dem Schwerpunkt „funktionale Anatomie“ klären. Im Dezember geht’s dann an den Ursprung jeder Bewegung: den Kopf. Ohne Kopf keine Muskelkontraktion, ohne Muskelkontraktion keine Bewegung – ergo: Kopflos trainiert, wer den Kopf außer Acht lässt. Unsere Dezemberausgabe gibt einen Einblick in das neuronale Training.
So wie sich die Sportler auf ihren jeweiligen Saisonhöhepunkt akribisch vorbereiten, einer Periodisierung folgen, in jedem Trainingszyk lus bestimmte Phasen durchlaufen, so arbeiten auch wir immer wieder auf die nächste Ausgabe hin. Jedes Heft für sich genommen ist ein eigener Höhepunkt und wir geben unser Bestes, damit ihr immer die beste Leistungslust bekommt, die ihr je in den Händen gehalten habt. Und dabei wollen wir euch ins Boot holen. Ihr in der Leistungslust? Ihr habt ein Thema, das wir unbedingt einmal behandeln sollen? Was können wir besser machen? Welche Themen sollten mehr Beachtung finden? Oder ist eurer Meinung nach etwas überpräsent? Ihr wollt vielleicht selbst auch mal als Autor in der Leistungslust auftauchen? Dann zögert nicht, uns zu schreiben. Wir möchten die Ausgaben immer besser machen und freuen uns daher jederzeit über Feedback und Anregungen: Schickt uns eine E-Mail an leistungslust@pflaum.de. Wir sind gespannt! Und ihr hoffentlich auch – nicht nur, weil zwei Großevents anstehen. •
VORSCHAU & IMPRESSUM
VORSCHAU
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Leistungslust www.leistungslust.de ISSN 2509-422X Herausgeber und V.i.S.d.P. Agnes & Nils-Peter Hey Verlag Richard Pflaum Verlag GmbH & Co. KG Postanschrift: Postfach 190737, 80607 München Paketanschrift: Lazarettstrasse 4, 80636 München, 089 / 12 607-0 Komplementär PFB Verwaltungs-GmbH Kommanditistin Edith Laubner, Verlegerin Geschäftsführerinnen Agnes Hey, Edith Laubner
Nächste Ausgabe:
15.02.2018
ÜBUNGEN UND VIELE PRAXISTIPPS
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SCHWERPUNKTTHEMA – AUSDAUERSPORT
Redaktion Nils Borgstedt, Florian Münch, Maximilian Kreuzer leistungslust@pflaum.de Gesamtleiterin Mediavertrieb Christine Seiler, christine.seiler@pflaum.de Leiter Mediavertrieb Leistungslust Siegfried Kunert, siegfried.kunert@pflaum.de Kundenerlebnis kundenerlebnis@pflaum.de, 089 / 12 607-0 Druck pva Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH Industriestraße 15 D-76829 Landau in der Pfalz Titelfoto Maik Kern, www.maik-kern.de
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