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FREDY LIENHARD

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CIAO CIAO FOITEK

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Ein Blick aufs bewegte Leben von Fredy Lienhard: erfolgreicher Unternehmer, passionierter Rennfahrer, Sammler und Gönner sowie auch Familienmensch.

Text: Anke Fischer Fotografie: Sven Germann

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AM STARTPUNKT

WAR EINE SEIFENKISTE

Wir besuchen Fredy Lienhard in seiner «Erlebniswelt Autobau» in Romanshorn und möchten uns mit ihm über seine Leidenschaft für Autos unterhalten – ohne Einschränkungen oder Vorgaben, sondern frei aus seinem Leben heraus erzählt. Und Geschichten erzählen kann Fredy gut: mit viel Herzblut, Charisma und Charme. Dabei hat er die besondere Gabe, den Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Es sind nicht nur seine erlebten und äusserst interessanten Geschichten, sondern auch seine in sich ruhende Persönlichkeit und Vertrautheit, die anziehend wirken. In seiner wertschätzenden Art betont er, dass er auf seinem Lebensweg immer die richtigen Menschen gefunden hat. Darum sind Fredys Erzählungen auch immer Geschichten von seinen bedeutenden Wegbegleitern.

Fredy A. Lienhard wurde 1947 in Herisau geboren. Er übernahm im Alter von zweiundzwanzig Jahren die Führung und Verantwortung der «Lista AG» nach dem plötzlichen Tod des Vaters und baute die Firma zu einem internationalen Konzern für Betriebs-, Lager- und Büroeinrichtungen aus. 2006 verkaufte Fredy Lienhard 75 Prozent der «Lista B+L Europa und Amerika» und konzentrierte sich auf «Lista Office», damit das Unternehmen in Familienbesitz bleiben konnte. 2019 wurde die Firma an die «Zhejiang Henglin Chair Industry» verkauft. Neben seiner beruflichen Laufbahn nahm Fredy Lienhard aktiv am Rennsport teil. 1968 gründete er das Team «Lista Racing» und fuhr in den darauffolgenden Jahren Formel V, Formel 2 und andere Rennen. Die «Erlebniswelt Autobau» auf einem ehemaligen Industriegelände folgte 2007.

DAS ERFOLGSREZEPT: FLEISS, KLUGHEIT UND GLÜCK Was nach einer abgedroschenen Glückskeks-Weisheit klingt, trifft den Nagel auf den Kopf. So sei es bei seinen unternehmerischen und sportlichen Erfahrungen jedenfalls immer gewesen, lautet Fredys Erklärung. Fleiss und Klugheit könne man zu einem grossen Teil steuern, aber im entscheidenden Moment Glück zu haben – so wie er es oftmals erleben durfte – sei einfach Zufall oder wie man auch sagen kann: Schicksal. Die Geschehnisse im Jahr 1995 zeugen beispielsweise davon: Fredy startete seine nordamerikanische Rennkarriere durch die Rennserie ISMA mit dem von Gianpiero Moretti initiierten Ferrari 333 SP. In einem ereignisreichen Rennen in Atlanta – damals fuhren noch mehrere Rennserien gleichzeitig und riskante Überholmanöver waren keine Seltenheit – kollidierte er mit einem Nissan, der aus der Spur herausgezogen

hatte, um ein anderes Fahrzeug zu überholen. Fredy streifte die Stützmauer, kam von der Fahrbahn ab und blieb auf dem Seitengelände stehen. Die linke Seite des Ferrari 333 war stark beschädigt. Fredy selber war voller roter Erde und Staub, aber ansonsten unversehrt. Das Rennen wurde abgebrochen. Noch unter Schock und ohne sich vor Ort zu verabschieden, machte er sich auf den Weg zum Flughafen. Im Flugzeug-Shuttle sprachen die Flugpassagiere bereits über den schlimmen Unfall. Er flog von Atlanta nach Zürich und reiste mit der Bahn nach Hause. Damals gab es noch kein Handy, und alle Versuche, seine Frau von einem Münztelefon aus zu erreichen, scheiterten. Es war wie verhext. In der Zwischenzeit hatte seine Frau schon auf anderem Weg vom Unfall erfahren und glaubte, ihr Mann sei in einem amerikanischen Krankenhaus. Als Fredy dann an der Tür klingelte und vor ihr stand, glaubte sie ihren Augen nicht.

Das Glück im Unglück zeigte sich auch hinsichtlich seines äusserst beschädigten Fahrzeugs, denn Ferrari stellte alle erforderlichen Ersatzteile umgehend zur Verfügung. So konnte das Projekt weiterverfolgt werden. Techniker und das ganze Team arbeiteten Tag und Nacht während nur vier Wochen an der Wiederherstellung. Tatsächlich konnte das Team um Fredy so weiter an der Rennserie in Amerika teilnehmen.

DIE RENNSTRECKE ALS LEBENSWEG Auf einem alten Industrieareal eröffnete Fredy 2009 die «Erlebniswelt Autobau». Sie zeigt die individuell zusammengestellte und dynamische Sammlung von über 100 Fahrzeugen. Mittlerweile kuratiert sein Sohn die Sammlung weiter, doch Fredy macht weiterhin gerne Führungen für Schulkassen und bewegt seine Fahrzeuge regelmässig auf internationalen Trackdays. Ein Rundgang durch die Ausstellung spiegelt Fredys Rennsport-Leidenschaft wider und lässt den Besucher Kult, Nostalgie und Motorsport hautnah erleben. Die Stationen aus Fredys Leben bilden den roten Faden – angefangen beim 10.-Geburtstag-Geschenk seines Vaters aus dem Jahr 1957: Die Räder für Fredys erste Seifenkiste legten den Grundstein für seine Karriere als Rennfahrer.

Für einen anderen Lebensabschnitt steht der Rennwagen Horag HAS 3 Formel V aus dem Jahr 1968, den er gemeinsam mit Markus Hotz, Bruno Wettstein und Oscar Pfister baute und damit das «Lista Racing Team» begründete. Fredys erster Ferrari 333, den er von Piero Ferrari persönlich überreicht erhielt und mit dem er im Team mit Didier Theys, Mauro Baldi und Max Papis das 24-StundenRennen von Daytona 2002 gewann, symbolisierte einen weiteren Meilenstein. Jedes einzelne Fahrzeug erzählt eine Geschichte von Fredys Motorsport-Rennen in den verschiedenen, über 40 Jahren, absolvierten Rennserien: Formeln V, Super V, F2, F3000, GT sowie dessen Sport-Prototypen: Horag CanAm, Ferrari 333 SP, Dallara-Judd, Doran Daytona Prototype, Lola B40, Porsche RS Spyder. Fredy ist davon überzeugt, dass das regelmässige Training als Rennfahrer, die Herausforderungen der Rennsituationen, der eingeschworene Teamspirit und die Leidenschaft ihn auch immer persönlich und unternehmerisch weitergebracht haben. Diese Begeisterung möchte er auch bei den Jungen wecken, darum fördert er den Schweizer Rennsport.

RÜCKZUGSORT LÖSCHSTATION Nach dem Rundgang lädt uns Fredy Lienhard in seine private Dependance in die alte Löschstation ein. Hier trifft er sich mit Freunden, der Familie oder auch prominenten Gästen. Der Ort strahlt eine enge Verbundenheit mit Fredy Lienhard aus – er ist intimer und noch persönlicher als die Ausstellungshalle. Bücher, Fotos und Andenken zieren den Raum. Fredy deutet auf das eine oder andere Objekt und erzählt kurze Anekdoten dazu – sie handeln meistens von Menschen, die ihn auf seinem Lebensweg begleitet haben. Wir entdecken dabei auch Fotos vom Besuch des Toyota-Verwaltungsratspräsidenten, aus dem eine Freundschaft hervorgegangen ist. Bald folgt der Gegenbesuch von Fredy in Japan. In dieser ehemaligen Löschstation scheint es, als ob Raum und Zeit stehen geblieben sind. Wir erzählen uns Erlebnisse, trinken und essen in einer wohligen Gemütlichkeit. Fredys Sohn kommt hinzu und bringt seinem Vater den Schlüssel fürs erste Ausprobieren des neuesten Zuwachses in der Sammlung: einen über 7 Meter langen amerikanischen Cadillac. Beim Verabschieden sehen wir Fredy noch zu, wie er strahlend und voller Begeisterung bei warmem Sonnenschein in das gigantische Cabrio einsteigt. Das perfekte Abschlussbild: Fredy Lienhard mitten im glücklichen Rausch der Geschwindigkeit.

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