Arbeitsspuren Kunst

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Ida Andrae

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Ida Andrae



EINLEITUNG »Wie entsteht Kunst?« Ida Andrae geht in ARBEITSSPUREN KUNST, ihrer Diplomarbeit als Fotodesignerin, einer Frage nach, die allgemein im Verborgenen des Ausstellungsbetriebs liegt: Was passiert eigentlich auf dem Weg von der Idee zum Objekt, bis dieses in einer Galerie, einem Museum, auf einer Auktion auftaucht? Ganz praktisch hat sich Andrae mit ihrer digitalen Spiegelreflexkamera auf die Suche nach etwas höchst Analogem begeben: Der handwerklichen Entstehung von Kunst. Durch 39 Künstlerateliers und Künstlerwerkstätten in Bochum, Witten, Dortmund, Düsseldorf, Berlin, Hamburg, München und Tübingen ist Andrae quer durch die Republik gereist, um ihre eigene, fotografische Antwort auf die Frage »Wie entsteht Kunst?« zu finden. Ihren Bildern beigestellt antworten die besuchten Künstler selbst schriftlich in dieser Publikation, die 28 der besuchten Ateliers versammelt, wodurch sich ein spannungsgeladenes Wechselspiel zwischen Bild und Text ergibt. Der Werktitel der ARBEITSSPUREN KUNST, die unverbundene Aneinanderreihung der Begriffe, lässt zudem vielfältige Lesarten und Zusammenstellungen, wie etwa »Arbeitsspuren von Kunst«, »Arbeitsspuren als Kunst« oder »die Kunst der Arbeitsspuren«, zu. Die Fotos der Ateliers kommen ohne die Abbildung ihrer Künstler aus - der Mensch ist nur indirekt durch seine Spuren sichtbar. Auch verrät uns Andrae mit Absicht nicht, welche Personen sich hinter welchen Atelieraufnahmen verbergen und vermeidet damit gemeinhin eine Vorprägung, etwa durch den Bekanntheitsgrad eines Künstlernamens. Dieses imaginative Potential der Aufnahmen lässt die Beziehungen im Kopf des Betrachters ergänzen: Wer arbeitet hier? Welche Rückschlüsse lassen sich aus den Objekten auf die Persönlichkeit ziehen? Der intime Atelierbesuch wird zum fotografischen Rätsel: Durch die beigestellten Zitate wird der Betrachter erst noch angefüttert, um die Bilder im Kopf »fertig zu stellen«. Das Faible der Fotodesignerin für Interieur- und Architekturaufnahmen, aber auch die Faszination für Mystisches und Geheimnisvolles kommen somit bei den ARBEITSSPUREN KUNST voll zum Tragen. Wie ein geometrisches Raster legt sich Ida Andraes ordnender, ruhiger Blick über die Innenansichten der Ateliers. Er verlagert beispielsweise Candida Höfers oft monumentale Interieurs öffentlicher Orte ins Private des Ateliers, geht jedoch näher heran und gestattet auch einem Waschbecken mit Farbspritzern ein Solobild, das einen Nachhall auf Jeff Walls Objektkompositionen wachruft. Andrae betrachtet sich selbst unter den Vor- und Nachbildern von Alejandra Laviada, Carl Kleiner, Carrie Schneider und Jacob van Loon.



Ihre hellen, lichten Atelierfotografien, als Weiterentwicklung der früheren Serie LEHRRÄUME, LEERRÄUME, sind durch ihre großzügige Anordnung im Buch mit viel weißem Spielraum auch metaphorisch als Anspielung auf die klassische Ausstellungssituation des White Cube zu verstehen und nutzen auf malerische Weise das einbrechende und reflektierende Licht der Fenster sowie die dadurch vor Ort entstehenden Stimmungen. ARBEITSSPUREN KUNST betont die Bildachsen derart, dass der Betrachter angesichts der Perspektive, der nach oben strebenden Vertikalen und der Anordnung einiger Aufnahmen beinahe den Eindruck hat, aus dem Buch in die Höhe zu entschweben. Diese geometrische Ordnung im kreativen Chaos arbeitet die makellose Schönheit der Arbeitsspuren heraus, die als Relikte das Kunstwerk nicht vom Produkt, sondern von seiner Genese her in den Blick nehmen. Die ergänzenden und gliedernden, über beide Seiten im Vollformat überlaufenden Details der Arbeitsspuren können auch als Luftaufnahmen umgelesen werden. Diese »Landschaften des Ateliers« scheinen ihren Maßstab abgelegt zu haben: Aus Tubenklecksen sind in der Vogelperspektive Seen, aus Holzspänen Hügelformationen, aus bearbeiteten Steinoberflächen Eisschollenfelder geworden. So reihen sich Ida Andraes ARBEITSSPUREN KUNST in eine aktuell wiederbelebte Beschäftigung mit der handwerklichen Kunstgenese ein, wie sie von der Kunstpublizistik beispielsweise mit einem eigenem Band des Kunstforums International »Das Atelier als Manifest« (Band 208, Juni 2011) bedacht wurde oder im Zentrum von Ausstellungen stand wie »Raum für Kunst. Künstlerateliers in Charlottenburg« (Georg Kolbe Museum, 2005-2006), »Déjà-vu – Die Kunst der Wiederholung von Dürer bis Youtube« (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, 2012) oder »Mythos Atelier« (Staatsgalerie Stuttgart, 2012-2013). Mit ihren Ateliererkundungen greift Andrae zudem ein gegenwärtig wieder virulentes Interesse am fotografischen Ort auf, wie es sich unter anderem in der Ausstellung »LOST PLACES. Orte der Fotografie« (Hamburger Kunsthalle, 2012) ausdrückte. Nils Daniel Peiler







Meine Impulse liegen im nicht nachlassenden Interesse an der Farbe. Hier greift kein Begriff. Was es Ăźber Farbe zu ÂťwissenÂŤ, zu erkennen gibt, ist nur in der Anschauung fassbar. Also gehe ich immer wieder der Frage nach: Wann ist ein Rot ein Rot?







Kunst ist ein Organismus, der in Zeit und Raum w채chst, dr채ngt. Dinge erlangen ihre Bestimmung in der Kombination. Zusammenh채nge werden sichtbar, Inhalte sch채len sich frei, Aussagen springen dich an und schreien nach Manifestation und Berechtigung.












Kunst entsteht aus innerem Drang und Bedürfnis nach Gestaltung, Bewältigung und Erfahrung von Welt – in kontinuierlicher, konzentrierter und oft auch schmerzhafter Arbeit bis zu dem Punkt äußerster sinnlicher Präzision, den wir Ergebnis nennen.








Durch die Auseinandersetzung mit bestehender Kunst und Bildern, die mir fehlen. Meine Bilder definieren sich aus einer gemeinsamen Struktur von Entgrenzen und Halten, einer Überlagerung von Ausdehnen malerischer Farbfelder und Einschließen der Offenheit durch lineare Strukturen. Bewirkt die rasche Präsenz der Farbformen eine Umkehrung des vertrauten Sehens, der Hintergrund wird zum Vordergrund, so entfalten sich die transparenten Zeichnungsebenen langsam, erst nach und nach. Ihre linearen Elemente sind Nachbildungen gesammelter Bildwelten, Bildpotentiale aus eigenen Archiven, ethnologischen, biologischen, geografischen Zuschnitts. Im wechselnden Focus des Blicks sprechen disparat und bruchstückhaft verwebte Motive die Assoziationsfähigkeit des Betrachters an. Sie werden im Bild zu Zeichen eines visuellen Vokabulars und tragen in sich eine Bedeutungsmultivalenz ohne die Absicht eines Erklärungsmodells. Eine künstlerische Konzeption, die die Mitarbeit zwischen Bild und Betrachter erfordert. Sie zielt auf den inneren Raum des Betrachters, in dem Erinnerung durch Imagination entsteht und die Auflösung gewohnter Sinnbezüge, festgelegte Erinnerung, in Frage stellt.









Mein Arbeitsprozess ist von einem sehr anthropologischen Aspekt gepr채gt: eine Beziehung zu mir, zu anderen und zur Welt zu definieren, wobei sich dieser Prozess h채ufig mit dem Gedanken verbindet, dass Kunst von Kunst kommt. Dar체ber hinaus ist f체r mich die Bezeichnung von Kunst eine Definitionskontroverse im gesellschaftlichen und kunstmarktbedingten Kontext. Wenn also in 200 Jahren meine Werke immer noch im Museum ausgestellt werden, kann ich diese Frage beantworten.







Vielleicht kann man meine Vorgehensweise am besten mit dem Schachspielen vergleichen. Auf der einen Seite der Spielfläche der Maler, auf der anderen das imaginäre Bild, das in einem dialogischen Prozess entsteht. Am Anfang freue ich mich auf das neue Spiel, genieße die Schönheit der leeren, unberührten Leinwand, mache einigermaßen routiniert die ersten Spielzüge, antworte auf die Zufälle, die sich auf der Leinwand ergeben, Flächen, Strukturen, Linien. Zufällige Konstellationen stimulieren mich, immer einen Spielzug weiterzugehen. Im Mittelteil wird es dann hart, falsche Entscheidungen müssen korrigiert werden. Es wird immer schwerer und zäher, das Bild verlangt neue Entscheidungen, manche Irrwege glaube ich schon zu kennen und doch sind es oft »Fehler«, die mich auf neue Lösungen bringen, die ich umständlich und über mühsame Umwege wieder gut machen muss. Das ist die Phase, wo der Prozess droht, zur Hängepartie zu werden. Dann ist es ein Kampf. Plötzlich tut sich dann doch irgendwie ein Weg auf, eine vage Idee oder ein Einfall. Oft müssen die schönsten Partien übermalt und zugunsten des Bildes geopfert werden. Wenn das Spiel nach einer Vielzahl von Zügen dichter wird, dann wird es gegen Ende spannend und aufregend. Ein kleiner Einfall, ein guter Zug bringt mich entweder weiter oder ein kleines Missgeschick verdirbt alles. Dann setze ich auf Risiko. Wenn schließlich das Bild gewinnt, es besser wird, als ich es eigentlich kann oder es mich überrascht, dann ist es gut. Wenn nicht, stelle ich es mit dem Gesicht zur Wand und probiere es später nochmal.








Durch ein nicht aufzulösendes Zusammenspiel von »Hand« und »Auge«. Letztendlich der Lust, beim Sehen und Malen die sich einstellenden Transformierungen (einfach) passieren zu lassen.








Kunst entsteht, indem ich versuche, irgendetwas was mich beschäftigt, einzukreisen. Das können Farben, Farbklänge sein oder Bilder oder Sachen im Alltag, die man plötzlich neu sieht, die mich berühren. Viel ist Konvention, aber ich muss diese übersteigen, eine neue Intensität finden. Das geht nur, wenn ich mich in einen Prozess mit offenem Ende hineinbegebe. Ich informiere mich auch, was jemand schon gemacht hat. Versuche meine Eigenheiten zu finden und weiterzutreiben. Manchmal kommen einem beim Lesen oder beim Musik hören oder einfach nachts Vorstellungen, Ideen. Die sind jedoch nichts, wenn sie nicht dargestellt, ausgedrückt, in Serien eingekreist werden. Die Arbeit muss einfach eine gewisse Intensität bekommen. Ob es Kunst ist, weiß ich nicht. Dies hängt auch vom Kontext ab, wie ein Bild, eine Skulptur, ein Objekt von mir, etc. dann aufgenommen werden.





Kunst entsteht im Kopf, im Herz und im Knie.







Kunst entsteht für mich entweder dadurch, dass ich mich längere Zeit mit einem Thema beschäftige und der Frage wie dieses in Stein reduziert darstellbar ist - also erst mal ein innerer Entstehungsprozess; wenn die Idee zu einer Ahnung wird, suche ich im Material danach, diese darzustellen: Ein großer Moment, wenn im Außen das Erahnte sichtbar wird!









Ich versuche, mich selbst zu hintergehen, zu 端berlisten, dann doch wieder mir zu glauben und manchmal ein wenig schlauer zu sein als ich es bin. Wenn das funktioniert, kommt so manches Mal Kunst dabei heraus.






Ich mache eine Skulptur, um etwas sehen und hinstellen zu können, das mich in der Vorstellung beschäftigt. Eine Idee fesselt mich, aber sie ist undeutlich und nicht greifbar. Ich finde Holzstücke und baue sie zusammen. Sie geben mir Formen vor, mit denen ich das, was ich suche, allmählich entstehen lassen kann. Mein Vergnügen ist, dass die Idee bei der Arbeit sichtbar wird.






Ein heruntergefallener Ziegelstein, zwei miteinander spielende Hände, ein aufregendes Stück Literatur, ein paar Takte Musik – all das kann Auslöser sein für ein skulpturales Gebilde. Vielleicht ist auch das Ergebnis weniger Aktion als Reaktion auf das, was mich umgibt. Ob das am Ende dann Kunst wird?


















Zu Beginn meiner künstlerischen Arbeit steht ein inneres und/oder äußeres Erlebnis: z.B. Indienreise, Eindrücke in der Natur (Verwandlung, Lebensenergie und deren Bedrohung...), persönliche seelische Bewegungen. Diese Impulse bringen mich auf Gestaltungsideen und ich setze sie zeichnerisch und plastisch, sowohl im Atelier als auch draußen mit »meinem« Arbeitsmaterial um (d.h. mit dem ich lange vertraut bin: Gouache, Tusche, transparentes Architektenpapier, Karton). In dieser Arbeitsphase arbeite ich nicht konzeptionell, sondern das Experiment, der offene Prozess, der Wunsch nach innerer Freiheit leiten mich, wenn ich meine Papiere immer wieder umwandle und im Tun neue Ideen geboren werden. Die Arbeiten, die so entstehen, sind mein »Material«, mit dem ich für ganz bestimmte Orte weiterarbeite. Erst im Zusammenhang mit einem konkreten Raum erarbeite ich das Konzept für Installationen, die dann vor Ort ihre Form erhalten und die ich für einen anderen Ort wieder verwandle. Auch meine Objekte, die ich aus Modulen zusammensetze, wachsen auf bestimmte Räumlichkeiten hin.















Der Malprozess pendelt zwischen Handeln und Geschehen, zwischen Agieren und Anschauen, zwischen Zulassen, Eingreifen und neu Konzipieren. Die ersten Farbbahnen und Farbflächen sind vielleicht wie erste, gesetzte Behauptungen, ihnen kann im weiteren Fortgang des Malens widersprochen werden, ein sich vergewisserndes Nachfragen etc., vielleicht wie in einem Gespräch oder auch wie in einem Spiel (ich spiele sehr gern Kicker, Tischfußball). Der Malprozeß ist offen und könnte ewig weitergehen. Ich male über das Gemalte, quer darüber, über die trockene Farbfläche, über die halbtrockene, über die nasse Fläche. Palimpsest: die unteren vergangenen Schichten reden mit in der Oberfläche der Farberscheinung. Pentiment: deckende Farbe schafft tabula rasa, verdeckt die unteren Schichten (man spürt sie trotzdem).






Voraussetzung für das Entstehen von Kunst ist ein endogenes Anliegen, dessen Ausdruck sich visuell manifestieren will. Und da Künstler sich verändernde Wesen im Austausch mit einer sich stetig verändernden Welt sind, gilt für die Kunst, dass sie das Experiment, die Erforschung der Phänomene und die Entwicklung dieser beinhalten muss um eine wirkungsvolle Aussage treffen zu können.











Ich versuche, bekannte Muster aufzulösen, alte Wege zu verlassen. Ich will mich selbst überraschen, mich aussetzen. So kann ich manchmal Lösungen finden, die mich und vielleicht auch andere berühren.






Im Zentrum meiner künstlerischen Überlegungen steht die Frage nach der Rolle der Skulptur in einer zunehmend medial geprägten Zeit. Kann eine Skulptur fiktiv sein? Kann Skulptur Zeit thematisieren? Ist es möglich, Parameter wie Dinghaftigkeit, Statik, Schwerkraft mit neuen Materialien zu unterlaufen? Die Transformation medialer Parameter schwebt als Metathema über meinen dreidimensionalen Arbeiten, die skulpturale Thematik ist in meinen Filmen immer präsent. Ausgangspunkt für meine Arbeiten sind sowohl alltägliche Situationen, gesellschaftliche Beobachtungen aber auch Tendenzen, wie sie im Film oder der Entwicklung virtueller Realitäten zu beobachten sind. Das Ausloten der Grenze zwischen Skulptur und Gegenstand ist ein weiterer Aspekt meiner Arbeit. Durch die künstlerische Veränderung alltäglicher Objekte oder Situationen entstehen Verschiebungen der gewohnten Wahrnehmung. Sowohl bei installativen, als auch bei medialen Arbeiten geschieht dieser Eingriff als bildhauerischer Akt, als Umformung. Am Zusammenspiel verschiedener, oft einem alltäglichen Kontext entnommener Materialien, wie z.B. Textilien, Plastik, PU-Schaum usw., reizt mich vor allem die Grenze zwischen Trash und Tradition, Kontrolle und Zufall. Gleichbedeutend stellt sich für mich immer die Frage nach dem Raum, den eine Skulptur einzunehmen vermag. Eigenschaften der Bildhauerei wie das direkte Umsetzen von Konzepten mittels Handarbeit und die unmittelbare Auseinandersetzung mit Raum, Material und Stofflichkeit empfinde ich dabei als eine große Stärke. In diesem Wechselspiel sehe ich eine Möglichkeit, die Bildhauerei in einen aktuellen Kontext zu stellen und gleichzeitig ihre spezifischen Eigenschaften zu bewahren.
















Wie Kunst entsteht weiĂ&#x; ich nicht. Das, was ich mache, ist ein prozeĂ&#x;haftes Experimentieren und Ausloten immer neuer Grenzen beim Erfinden von Bildern.











Am Beginn der Arbeit steht immer der Stein. Er ist Arbeitsmaterial und Ideengeber gleichermaßen. Seine Rohform ist oft Anregung für die endgültige Skulptur. Die Auswahl im Steinbruch ist daher ein wesentlicher Teil der Arbeit. Bei der eigentlichen Steinarbeit erlebe ich durch den Arbeitsprozess viele Zwischenschritte auf dem Weg zur fertigen Steinskulptur. Diese Zwischenschritte sind wiederum Anregung für weitere Arbeiten. Neue Arbeiten entstehen somit aus den vorangegangenen. Wie Kunst entsteht weiß ich eigentlich nicht. Auch wenn man oft vom »Kunst machen« spricht, bin ich der Meinung, dass man sie nicht selbst machen kann. Ich glaube, es ist nur möglich, in der Arbeit einen Freiraum zu lassen, in dem sich Kunst ereignen kann, wie ein Wunder.






Zunächst bedarf es einer eigenständigen IDEE. Woher kommen Ideen? Sie entstehen im Gehirn durch Verknüpfung von Gespeichertem, insbesondere von visuell Erlebtem mit angesammeltem Wissen. Die Kunst liegt jedoch nach Max Liebermann (nicht allein) in der IDEE, sondern in ihrer Ausführung. Die oft noch eher vage Vorstellung über das »wie« der künstlerischen Umsetzung einer IDEE erfährt durch Skizzen und Material- und Farbversuche eine vorläufige Konkretisierung, um sodann auf Papier oder Papierguss bzw. auf Holz oder MDF- Platten übertragen zu werden. Fertig??? Keineswegs. Kunst braucht Zeit, nicht selten Jahre. Auch wenn ich mit dem Ergebnis zunächst zufrieden bin, stelle ich nicht selten nach einiger Zeit fest, dass beispielsweise die Arbeit zwar schön, aber nicht spannend ist oder perfekt aber irgendwie steril wirkt. Mit der Suche nach Lösungen nähert man sich erst jetzt dem Kernbereich künstlerischen Schaffens, der »Feinarbeit«. Nicht selten erzielt man zwar schon durch kleine Änderungen ein befriedigendes Ergebnis, manchmal aber erst nach mehreren Überarbeitungen. Ob das Erreichte »Kunst« ist, entscheiden allerdings dann ohnehin andere.








Kunst entsteht beim Spielen mit Geist, Form und Stahl!






Ich lasse mich treiben, treiben, treiben, um so etwas wie Freiheit zu fühlen. Allen guten Werken liegt die Freiheit zugrunde. Und ich habe es mittlerweile raus, dort hinzugelangen: Naturstille, Dunkelheit und schließlich Reizarmut paaren sich mit meinem Menschenbild. So kreiere ich verrückte Gedanken, die ich dann in Bilder, Objekte und Installationen verarbeite. Am Wichtigsten ist es dabei, mich selbst zu überraschen. Mal ironisch, mal kritisch, mal ernst lege ich mir die Themen Mensch und Natur auf.






Meine Arbeiten sind seit über dreißig Jahren zu großen Teilen figürlich. Es sind Selbstbilder, weil ich über mich und meine Körpererfahrungen am meisten sagen kann. Ich versuche, mich mit unterschiedlichen formalen Ansätzen unbekleidet wahrzunehmen, Teilaspekte schonungslos offen zu erkunden, mich zu bestimmen, zu befragen und ein Verhältnis zum Körper herzustellen. Es ist ein Überprüfungsgeschehen von Erfahren, Erinnern und ein Neu-Erfinden von mir. Ich vollziehe mit mir unmögliche Arten von Performance. Viel speichere ich körperlich und reagiere auf das Leben fast tagebuchartig. Es ist eine Arbeit gegen das Sich-Verlieren, an der Fremdheit und Unsicherheit meines Da-Seins, ein ständiger Such- und Erkenntnisprozess meines momentanen Bewusstseins.





HERZLICHEN DANK für die intensive und vertrauensvolle Betreuung: Prof. Caroline Dlugos und Prof. Dr. Pamela C. Scorzin M.A., Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Design an alle beteiligten Künstler: Friederike Ahrens, Sinikka Airaksinen-Rade, Quirin Bäumler, Annette Brasch, Prof. Florian Borkenhagen, Martin Conrad, Wolfgang Ellenrieder, Gerhard Feuchter, Christian Frosch, Sohei Hashimoto, Frido Hohberger, Benjamin-Novalis Hofmann, Manfred Holtkamp, Christoph Goldberg, Thomas Jastram, Frank Jebe, Johannes Kares, Gudrun Kattke, Barbara Keidel, Gerhard Kurz, Heinrich Knopf, Jan Kolata, Karen Lange-Engel, Volker Lehnert, Martin Liebscher, Philip Loersch, Hubert Maier, Bernd Mechler, Maja Ott, Kristian Pettersen, Gesa Puell, Till Pulpanek, Enny Pötter, Christiane Schlieker-Erdmann, Prof. Michael Schoenholtz, Rene Schuster, Paul Schwer, Susanne Stähli, Heike Stephan, Ines Trost, Bettina Van-Haaren, Veronika Veit, Dirk Wenke, Pomona Zipser für den wunderbaren Einleitungstext an Nils Daniel Peiler und für die Beratung und Unterstützung in Fragen des Layouts und der Grafik an Sarah Spitzkowsky auch an alle weiteren Helfer und Helfershelfer: Jens Bohlmann, Marcel Brakhane, Conny Felten, Iris und Giacomo Gaddini, Sylke Hackländer, Tabea und Ulla Heckendorf, Sarah Heuser, Kathryn Homberg, Prof. Dr. Henry Keazor, Alexander Johannes Kraut, Marianne Moesle, Andrea Müller-Feld, Annika Pesch, Knud Plambeck, Dirk Schuh, Arend Supper, Sylvia Valler, Tim Weißbach und vielen mehr an meine Familie, die mir immer wieder geholfen und mich motiviert hat!





IDEE, KONZEPTION & FOTOGRAFIE Ida Andrae ABBILDUNGEN Die Rechte aller abgebildeten Fotografien liegen bei der Fotografin Ida Andrae EINLEITUNG © 2012 Nils Daniel Peiler ZITATE Die Rechte an den Zitaten liegen bei den jeweiligen Künstlern KUNSTWERKE Die Rechte aller abgebildeten Kunstwerke liegen bei den jeweiligen Künstlern DRUCK & BINDUNG Druckerei Kettler, Bönen KONTAKT & INFORMATION mail@ida-andrae.de www.ida-andrae.de

COPYRIGHT © 2013 Ida Andrae Dieses Buch erscheint im Rahmen der Diplomarbeit »Arbeitsspuren Kunst« von Ida Andrae, Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Design


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