Skandinavien

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IT-Markt Skandinavien Norwegen, Schweden und Dänemark

eine PROVOTO – Analyse im Auftrag der SYNAXON AG

von Andriy Bocharov und Katharina Friederich

© PROVOTO GmbH & Co. KG, Mai 2008

1


Inhaltsverzeichnis 1 Zielmärkte Skandinavien (Norwegen, Schweden, Dänemark)....................... 3 1.1 Einführung........................................................................................... 3 1.2 Relevante soziodemographische Strukturen......................................... 5 1.2.1 Norwegen...................................................................................... 5 1.2.2 Schweden ...................................................................................... 7 1.2.3 Dänemark...................................................................................... 9 1.3 Wirtschaftliche Kennziffern ................................................................ 11 1.3.1 Norwegen.................................................................................... 12 1.3.2 Schweden .................................................................................... 15 1.3.3 Dänemark.................................................................................... 18 2 ICT-Sektor................................................................................................ 20 2.1 ICT-Sektor in Norwegen ..................................................................... 20 2.1.1 ICT-Sektor aus der Sicht des räumlichen Clustering ..................... 20 2.1.2 Geographische Aufteilung und Umsätze ...................................... 21 2.1.3 ICT als Inkubatorprodukt der Telekommunikation und des Energiesektors...................................................................................... 23 2.1.4 Pro- und Contra der ICT-Branche: Forschung, Gewinnspanne und Umsatzverteilung ................................................................................. 25 2.1.5 ICT Handel: Beschäftigung und Wertschöpfung............................ 28 2.1.6 Exporte vs. Importe in der ICT-Branche........................................ 31 2.2 ICT-Sektor in Dänemark ..................................................................... 32 2.3 ICT-Sektor in Schweden ..................................................................... 35 3 IT-Trade in Norwegen.............................................................................. 37 3.1 Allgemeine Analyse: Groß- und Einzelhandel im Vergleich ................. 37 3.1.1 Großhandel.................................................................................. 40 3.1.2 Einzelhandel ................................................................................ 42 3.2 Überblick zu den Marken .................................................................. 43 3.2.1 ELKJØP......................................................................................... 43 3.2.2 EXPERT ........................................................................................ 44 3.2.3 ELPRICE ....................................................................................... 45 3.2.4 EURONICS.................................................................................... 46 3.2.5 KOMPLETT ................................................................................... 46 3.2.6 L’EASY ......................................................................................... 47

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1 Zielmärkte Skandinavien (Norwegen, Schweden, Dänemark) 1.1 Einführung Die drei skandinavischen Länder Norwegen, Schweden und Dänemark zählen zu den am höchsten entwickelten Staaten der Welt: der Human Development Index der UN, der das BNP und die Kaufkraft sowie Lebenserwartung und Bildung misst, ordnet in seinem Ranking für 2007/2008 Norwegen auf Platz 2, Schweden auf Platz 6 und Dänemark auf Platz 14 weltweit ein.1

Abbildung 1: Basisinformationen2 Norwegen Fläche (km²) 323.802 Einwohner 4.627.926 Bevölkerungsdichte 14 (Einwohner/km²) konstitutionelle Regierungsform Monarchie norwegische Währung Krone Währungskurs (1 EUR = 8,08 x Kronen, 03.04.2008)

Schweden 449.964 9.031.088

Dänemark 43.094 5.468.120

20

127

konstitutionelle Monarchie

konstitutionelle Monarchie

schwedische Krone

dänische Krone

9,38

7,46

Von ihren äußeren Voraussetzungen her ähneln sich die drei Länder: Alle drei haben ein vergleichbares politisches System und nach wie vor eine eigenständige Währung (die norwegische, schwedische und dänische Krone, die sich auch im Kursvergleich zum Euro ähneln). Gemeinsam ist allen auch eine vergleichsweise geringe Einwohnerzahl, in Dänemark allerdings auf einer sehr kleinen Fläche (Grönland nicht eingerechnet), während Norwegen und Schweden eine Fläche aufweisen, die (bei Norwegen) fast so groß oder (bei Schweden) sogar größer ist als die Deutschlands – bei allerdings nur 5-10% der deutschen Einwohnerzahl und einer dementsprechend geringen Bevölkerungsdichte. 1

Vgl. UNDP Human Development Reports: http://hdr.undp.org/en/statistics/, eingesehen am 03.04.2008

2

Eigene Darstellung mit Daten von 2007, vgl. CIA – The World Factbook: https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/index.html, eingesehen am 03.04.2008

3


Alle drei Länder weisen wie eingangs erwähnt einen sehr hohen Entwicklungsstand auf und liegen auch was das BNP pro Kopf nach Kaufkraftparität angeht, weltweit sehr weit vorne: Abbildung 2: BIP pro Kopf nach Kaufkraftparität3 Land BIP pro Kopf (PPP-USD) 1 Luxemburg 60.228 2 USA 41.890 3 Norwegen 41.420 4 Irland 38.505 5 Island 36.510 6 Schweiz 35.633 7 Hongkong, China 34.833 8 Dänemark 33.973 9 Österreich 33.700 10 Kanada 33.375 11 UK 33.238 12 Niederlande 32.684 13 Schweden 32.525 14 Finnland 32.153 15 Belgien 32.119

Auf die wirtschaftlichen Kennziffern wird weiter unten noch genauer eingegangen werden.

3

Eigene Darstellung nach Daten des Human Development Report 2007/2008 des United Nations Development Programme (UNDP) mit Daten von 2005, vgl. http://hdrstats.undp.org/indicators/5.html, eingesehen am 04.04.2008

4


1.2 Relevante soziodemographische Strukturen Wenn zunächst die wichtigsten soziodemographischen Strukturen betrachtet werden, lässt sich feststellen, dass die drei betrachteten skandinavischen Länder im Vergleich zu Deutschland eine etwas jüngere Bevölkerung haben und in allen ein (wenn auch geringes) positives Bevölkerungswachstum vorhanden ist. Die Anzahl der Personen pro Haushalt ist in etwa identisch den Daten in Deutschland. Abbildung 3: wichtige soziodemographische Daten4 Norwegen Schweden Dänemark Deutschland Einwohner jünger als 15 (%)

19,0

16,4

18,6

13,9

Einwohner älter als 64 (%)

18,4

17,9

15,4

19,8

Bevölkerungswachstumsrate (%)

0,4

0,2

0,3

-0,03

Anzahl der Haushalte Personen pro Haushalt

2.036.900 4.465.000 2.531.995 39.800.000 2,3

2,0

2,2

2,1

1.2.1 Norwegen Wenn man Norwegen näher betrachtet fällt auf, dass der Süden des Landes nahezu alle großen Städte und wichtigen Zentren beherbergt.

4

Eigene Darstellung, für Anzahl der Haushalte und Personen pro Haushalt (Daten von 2006) vgl. Statistics Norway: http://www.ssb.no/english/, Statistics Sweden: http://www.scb.se, Statistics Denmark: http://www.statbank.dk und Statistisches Bundesamt Deutschland: http://www.destatis.de; für den Rest (Daten von 2007) vgl. CIA – The World Factbook, a.a.O., alles eingesehen am 04.04.2008

5


Abbildung 4: der Süden Norwegens5

Die Region Oslo/Akershus (die Region um Oslo herum) übt dabei die mit Abstand größte Anziehungskraft aus. Sie vereint mit etwas über einer Million Einwohner fast ein Viertel aller Norweger auf sich: Abbildung 5: größte Stadt-Regionen Norwegens6

5

Nicht auf der Karte: die drei nördlichen Regionen Nordland, Troms und Finnmark, vgl. http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/8/87/Map_Norway_political-geo.png, eingesehen am 07.04.2008 6

2008, vgl. Statistics Norway: http://statbank.ssb.no/statistikkbanken/pxigraph/MakeGraph.asp?gr_type=2&gr_width=600&gr_height=400&gr_fontsize=12&gr_label_grader=0&gr_legend=tr ue&submit1=+Ok+&onpx=y&menu=y&PLanguage=1&pxfile=200844125436963097666Rd0002AaX1, eingesehen am 04.04.2008

6


Dar端ber hinaus nehmen Oslo und Akershus auch ein Viertel der BinnenMigranten auf7: Abbildung 6: Binnenmigration Norwegen8

1.2.2 Schweden Schweden ist ebenso wie Norwegen im S端den deutlich dichter besiedelt als im Norden, wie in folgender Darstellung deutlich zu erkennen:

7

2006, vgl. Statistics Norway: http://www.ssb.no/english/subjects/02/02/20/flytting_en/tab-2007-05-03-07en.html, eingesehen am 04.04.2008 8

2006. Statistics Norway: http://www.ssb.no/befolkning_en/kart01_flyttestrommer-en.jpg, eingesehen am 04.04.2008

7


Abbildung 7: Bevölkerungsdichte in Schweden9

Abbildung 8: die drei größten schwedischen Provinzen10

Die drei größten Provinzen sind dabei Stockhom (fast 2 Mio. Einwohner) sowie Västra Götaland und Skåne (Malmö), die alle im Süden liegen. Diese drei machen allein über die Hälfte der schwedischen Einwohner aus. Västra Götaland beherbergt dabei die zweitgrößte schwedische Stadt, Göteborg, Skåne die drittgrößte, Malmö. Abbildung 9: die fünf größten schwedischen Gemeinden11

Und auch in Schweden ist ein deutlicher Zustrom der Binnenmigration aus den

9

nördlichen Provinzen nach

Stadt

Einwohner

Stockholm

795.163

Göteborg

493.502

nach Skåne und, natürlich, in

Malmö

280.801

die Hauptstadt Stockholm.

Uppsala

187.541

Linköping

140.367

Süden auszumachen, besonders

Vgl. http://sedac.ciesin.columbia.edu/gpw/country.jsp?iso=SWE#, eingesehen am 04.04.2008

10

Vgl. http://www.biomedcentral.com/1471-2334/6/30/figure/F1?highres=y, eingesehen am 07.04.2008

11

2007, vgl. http://www.welt-atlas.de/datenbank/karte.php?kartenid=1-222&iback=0-9034 und Statistics Sweden: http://www.scb.se/templates/tableOrChart____228182.asp#urlFile, eingesehen am 07.04.2008

8


1.2.3 Dänemark Im Gegensatz zu Norwegen und Schweden sind in Dänemark die großen Städte gleichmäßig über das flächenmäßig kleine Land verteilt: Abbildung 10: die fünf größten dänischen Gemeinden12

Städte

Einwohner

Kopenhagen

501.158

Århus

295.513

Aalborg

193.529

Odense

186.595

Esbjerg

114.381

Dementsprechend ist Dänemark flächendeckend relativ dicht besiedelt: Abbildung 11: dänische Provinzen nach Einwohnerzahl13

12

2006, vgl. http://www.skandinavien.de/Laender-Regionen/Daenemark/Material/DK-Karte-maxi.gif sowie http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_St%C3%A4dte_in_D%C3%A4nemark, eingesehen am 07.04.2008 13

2008, Statistics Denmark: http://www.statbank.dk/statbank5a/default.asp?w=1280, eingesehen am 04.04.2008

9


Auch die Binnenmigration zwischen den fünf dänischen Regionen Hovedstaden (mit Kopenhagen), Sjælland, Syddanmark, Midtjylland und Nordjylland erweist sich als sehr ausgeglichen: Abbildung 12: die fünf dänischen Regionen14

Abbildung 13: Migrations-Saldo15 Region Migration Hovedstaden

-1.669

Sjælland

1.882

Syddanmark

-363

Midtjylland

758

Nordjylland

-608

14

Lösten 2007 die vormals 16 Ämter als neue Verwaltungsgliederung ab; vgl. http://content.answers.com/main/content/wp/en/thumb/c/cc/250px-Dk_adm_regions_2007.png, eingesehen am 07.04.2008 15

2007, eigene Darstellung, vgl. Statistics Denmark: http://www.statbank.dk/statbank5a/default.asp?w=1280, eingesehen am 07.04.2008

10


1.3 Wirtschaftliche Kennziffern Beim Betrachten untenstehender Übersicht wird sofort auffallen, dass die drei skandinavischen Ländern bei fast allen wichtigen wirtschaftlichen Kennziffern besser abschneiden als Deutschland: Abbildung 14: wichtige wirtschaftliche Kennziffern16 Norwegen Schweden

Dänemark

Deutschland

BIP (Mio. EUR)

285.213

331.921

227.566

2.428.320

BIP pro Kopf (EUR)

61.628

36.753

41.617

29.470

186,2

124,8

126,0

114

Wachstumsrate des realen BIP (%)

3,5

2,6

1,8

2,5

Inflationsrate (%)

0,7

1,7

1,7

2,3

Beschäftigungswachstum (%, 2006)

3,3

1,7

2,0

0,6

Arbeitslosenquote (%)

2,6

6,1

3,7

8,4

0,8

1,1

0,8

5,5

139,8

117,5

139,2

103,3

47.221

35.084

48.307

42.382

-2,6

-2,0

-0,4

-1,7

12,6

18,0

16,1

19,7

16,0

15,0

19,7

16,6

73,8

216,9

181,8

260,1

BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards (100=øEU, 2006)

Langzeitarbeitslose (12 Monate und länger, %, 2006) Preisniveau (Endverbrauch private HH, 100=øEU, 2006) ø Bruttojahresverdienst (Industrie und Dienstleistung, EUR, 2006) reales Wachstum Lohnstückkosten (%, 2006) Umsatz durch Innovation (%, 2004) Unternehmensinvestitionen (% des BIP, 2006) Patentanmeldungen (je 1 Mio. Einwohner, 2003)

Besonders auffällig sind die hervorragenden Werte Norwegens, das ein ProKopf-BIP aufweist, das mehr als doppelt so viel beträgt als das deutsche. In Kaufkraftstandards übertragen bedeutet dies einen fast doppelten so hohen Wert wie der EU-Durchschnitt. Dazu kommt eine sehr geringe Inflationsrate und eine Arbeitslosenquote von 2,6%, was faktisch Vollbeschäftigung bedeutet. Allerdings ist auch das Preisniveau sehr hoch und gehört in dieser 16

Eigene Darstellung, Daten wenn nicht anders angegeben von 2007, vgl. Eurostat: http://epp.eurostat.ec.europa.eu sowie Statistics Norway: http://www.ssb.no/english/, eingesehen am 08.04.2008

11


Hinsicht zu den Top 3 Europas. Lediglich im Bereich Innovationen und Patente fällt Norwegen im Vergleich sowohl zu Schweden und Dänemark wie auch zu Deutschland zurück. Dänemark hat eine ähnliche niedrige Arbeitslosigkeit und ein fast ebenso hohes Preisniveau wie Norwegen, liegt ansonsten aber in den meisten Kriterien gegenüber dem nördlichen Nachbarn aber etwas zurück – allerdings mit immer noch außerordentlichen Werten im internationalen Vergleich. Auffallend bei Dänemark ist der hohe Teil der Unternehmensinvestitionen, also der Anteil des BIP, der vom Privatsektor zu Investitionszwecken verwendet (und nicht z. B. konsumiert oder exportiert) wird. Schweden liegt beim BIP pro Kopf sowohl in Euro als auch in Kaufkraftstandards auf dänischem Niveau, ebenso wie bei der Inflationsrate und dem Beschäftigungswachstum. Das Preisniveau ist hingegen deutlich niedriger als bei den beiden skandinavischen Partnerländern und die Arbeitslosenquote deutlich höher, nur 2,3% unter der deutschen. Allerdings ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen mit 1,1% auch in Schweden sehr niedrig (im Vergleich z.B. zu Deutschlands 5,5% in diesem Sektor).

1.3.1 Norwegen Wenn man die momentane Darstellung in einen längeren zeitlichen Kontext setzt, so lässt sich feststellen, dass z.B. das norwegische BIP seit Jahren kontinuierlich wächst:

12


Abbildung 15: Entwicklung des BIP (in norwegischen Kronen) in Norwegen 1998-200717 300.000

250.000

200.000

150.000

100.000

50.000

0 1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

Betrachtet man die BIP-Wachstumsraten der einzelnen Jahre, so haben wir es, außer in den Jahren 2002 und 2003, die einen Tiefpunkt im wirtschaftlichen Wachstum der letzten zehn Jahre markieren, durchweg mit Werten um oder über 2% zu tun. Herausragend sind dabei die Werte von 2000, 2004 und auch 2007. Abbildung 16: Entwicklung der Wachstumsrate des BIP in Norwegen 1998-200718 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

Es stellt sich natürlich nicht nur die Frage, wie sich die norwegische Wirtschaft über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt hat, sondern auch, wie sich die wirtschaftlichen Leistungen der einzelnen norwegischen Provinzen im Vergleich darstellt:

17

Eigene Darstellung, vgl. Eurostat: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/pls/portal/#, eingesehen am 11.04.2008

18

Eigene Darstellung, vgl. Eurostat: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/pls/portal/#, eingesehen am 11.04.2008

13


Abbildung 17: BIP (links) und BIP pro Kopf (Mitte) in den norwegischen Provinzen plus Provinzübersicht19

In der linken Abbildung wird ersichtlich, dass das absolute BIP erwartungsgemäß dort am höchsten ist, wo sich auch die größten StadtRegionen befinden: in Oslo und den beiden Provinzen Hordaland (mit der zweitgrößten norwegischen Stadt, Bergen) sowie Rogaland (mit der drittgrößten Stadt, Stavanger) ganz im Südwesten des Landes. Diese drei Provinzen haben auch das größte durchschnittliche BIP pro Kopf, wobei allerdings auffällig ist, dass Norwegen auf diesem Sektor erstaunlich ausgeglichene Werte quer durch das ganze Land aufweisen kann – zumindest in Anbetracht der Tatsache, dass die Bevölkerungsdichte in den einzelnen Regionen doch sehr stark divergiert: Haben die drei am dichtesten besiedelten Provinzen in Norwegen ein Schnitt von 500,7 Einwohner/km², so sind es bei den drei am wenigsten dicht besiedelten nur noch 4,7, der Multiplikationsfaktor liegt also bei über 100. In Deutschland liegt dieser Wert 19

2005, eigene Darstellung (je dunkler die Färbung, desto höher der Wert), vgl. Statistics Norway: http://www.ssb.no/vis/english/subjects/09/01/fnr_en/art-2008-04-01-01-en.html sowie http://www.jordbruk.info/norge_fylker.gif, eingesehen am 14.04.2008

14


trotz der drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg immerhin nur bei 28. Trotz dieser deutlichen Diskrepanzen bei der Bevölkerungsdichte beträgt hingegen das BIP pro Kopf in den drei stärksten norwegischen Provinzen (Oslo, Rogaland und Hordaland) nur das 1,8-fache des durchschnittlichen Wertes der drei schwächsten (Oppland, Aust-Agder und Nord-Trøndelag). In Deutschland liegt der Multiplikationsfaktor in diesem Bereich hingegen bei 2,1 (Baden-Württemberg, Saarland und Hessen gegenüber Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen), das BIP pro Kopf ist also ungleicher verteilt.20

1.3.2 Schweden Schwedens wirtschaftliche Entwicklung seit Mitte der 90er Jahre weist, ebenso wie die norwegische, ein beständig steigendes BIP pro Kopf auf, das nun in diesem Falle als Vergleichsvariable dienen soll: Abbildung 18: BIP pro Kopf in den schwedischen Provinzen 1996-2005 (kumuliert)21 Norrbotten V ästerbotten Jämtland V ästernorrland Gävleborg Dalarna V ästmanland Örebro V ärmland V ästra Götaland Halland Skåne Blekinge Gotland Kalmar Kronoberg Jönköping Östergötland Södermanland

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

20

Uppsala Stockholm

Eigene Berechnungen nach Statistics Norway: http://www.ssb.no/english/yearbook/2006/tab/tab-048.html, Eurostat: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/pls/portal/# sowie Statistische Ämter des Bundes und der Länder: http://www.statistik-portal.de/Statistik-Portal/de_jb01_jahrtab1.asp und http://www.vgrdl.de/Arbeitskreis_VGR/tab01.asp, eingesehen am 14.04.2008 21

Eigene Darstellung, vgl. Statistics Sweden: http://www.scb.se, eingesehen am 10.04.2008

15


Was hier schon erkenntlich wird, ist, dass, genauso wie in Norwegen, das BIP pro Kopf national sehr gleichmäßig verteilt ist – weiter unten werden wir dies noch genauer sehen. Im Gegensatz zum gesamten BIP pro Kopf ist die Wachstumsrate desselben schwankender: Abbildung 19: Wachstumsrate des BIP pro Kopf in den schwedischen Provinzen 1996-2005 (kumuliert)22 Norrbotten V ästerbotten Jämtland V ästernorrland Gävleborg Dalarna V ästmanland Örebro V ärmland V ästra Götaland Halland Skåne Blekinge Gotland Kalmar Kronoberg Jönköping Östergötland Södermanland Uppsala

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

Stockholm

Hier wird klar, dass die schwedische Wirtschaft ihren deutlichsten Vorwärtssprung im Jahr 2000 gemacht hat. In Abbildung 18 war dies in einem dort noch verhältnismäßig unbedeutend wirkenden Knick nach oben im Jahr 2000 bereits zu erkennen. 2001 fiel das Wachstum dagegen wieder moderater aus und stabilisierte sich auf einem in etwa gleichbleibenden Niveau. Abschließend zu Schweden noch ein Blick auf BIP und BIP pro Kopf in den einzelnen Provinzen: 22

Eigene Darstellung, vgl. Statistics Sweden: http://www.scb.se, eingesehen am 10.04.2008

16


Abbildung 20: BIP (links) und BIP pro Kopf (Mitte) in den schwedischen Regionen plus Regionsübersicht23

Links, in der Übersicht über die Gesamtsumme des erwirtschafteten BIP, wird klar, dass die drei einwohnerstärksten schwedischen Provinzen, Stockholm, Västa Götaland und Skåne auch diejenigen mit dem höchsten BIP sind. Und auch die drei Provinzen, die auf die Top drei folgen, nämlich Östergötland, Jönköping und Uppsala, liegen im Süden Schwedens. Davon abgesehen fällt auf, dass die Wirtschaftskraft der übrigen Provinzen sehr gleichmäßig verteilt ist. Dies bestätigt auch der Blick auf die Karte der nationalen Verteilung des BIP pro Kopf: Auch hier liegt Stockholm wie nicht anders zu erwarten klar vorne, und auch hier gilt, dass die einzelnen Provinzen sehr nahe beieinander liegen. Interessant ist in diesem Fall, dass Skåne ganz im Süden im Vergleich zum Gesamt-BIP etwas abfällt, während die Provinzen im Norden sehr gut dastehen: Norbotten liegt sogar in der Spitzengruppe (dritthöchstes BIP pro Kopf), und auch Dalarna und Västernorrland schneiden sehr gut ab. In Zahlen 23

2005, eigene Darstellung (je dunkler die Färbung, desto höher der Wert), vgl. Statistics Sweden: http://www.scb.se; http://www.muf.se/bilder/sverige.jpg sowie http://www.webreolen.dk/lande/billeder/Sverige2.jpg, eingesehen am 10.04.2008

17


ausgedrückt: Das durchschnittliche BIP pro Kopf der drei stärksten schwedischen Provinzen (Stockholm, Västra Götaland und Norbotten) ist nur 1,4-mal höher als der Schnitt der drei schwächsten (Gotland, Södermannland und Värmland) – ein herausragender Wert.24

1.3.3 Dänemark Auch in Dänemarks wirtschaftlicher Entwicklung über die letzten zehn Jahre fällt auf, dass das BIP pro Kopf zwar absolut gesehen in fast allen Landesteilen fast ständig steigt, die Wachstumsrate jedoch sowohl 1999 als auch besonders 2003 einen deutlichen Knick nach unten machte: Abbildung 21: BIP pro Kopf in den dänischen Ämtern 1997-2006 (kumuliert, in Klammern Regionszugehörigkeit ab 2007)25 Nordjylland (Nordjylland) V iborg County (Nordjylland/Midtjylland) Å rhus (Nordjylland/Midtjylland) Ringkjøbing (Midtjylland) V ejle (Midtjylland/Syddanmark) Ribe (Syddanmark) Sønderjylland (Syddanmark) Fyn (Syddanmark) Storstrøm (Sjælland) V estsjælland (Sjælland) Roskilde (Sjælland) Bornholm (Hovedstaden) Frederiksborg (Hovedstaden) Copenhagen (Hovedstaden) 1997

24

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

Copenhagen&Frederiksberg Kommune

Eigene Berechnung nach Daten von Statistics Sweden: http://www.scb.se, eingesehen am 14.04.2008

25

Eigene Darstellung, vgl. Statistics Denmark: http://www.statbank.dk/statbank5a/default.asp?w=1280, eingesehen am 09.04.2008

18


Abbildung 22: Wachstumsrate des BIP pro Kopf in den dänischen Ämtern 1997-2006 (kumuliert, in Klammern Regionszugehörigkeit ab 2007)26 Nordjylland (Nordjylland) V iborg County (Nordjylland/Midtjylland) Å rhus (Nordjylland/Midtjylland) Ringkjøbing (Midtjylland) V ejle (Midtjylland/Syddanmark) Ribe (Syddanmark) Sønderjylland (Syddanmark) Fyn (Syddanmark) Storstrøm (Sjælland) V estsjælland (Sjælland) Roskilde (Sjælland) Bornholm (Hovedstaden) Frederiksborg (Hovedstaden) Copenhagen (Hovedstaden)

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Copenhagen&Frederiksberg Kommune

Hat man einen näheren Blick auf die unterschiedliche Höhe des BIP pro Kopf innerhalb Dänemarks, so wird ersichtlich, dass neben der Hauptstadt Kopenhagen besonders der nordwestliche Teil von Syddanmark sowie der südwestliche Teil Midtjyllands besonders hohe Werte aufweisen: Abbildung 23: BIP pro Kopf in Dänemarks Ämtern27

Alles in allem hat jedoch auch Dänemark eine relativ ausgeglichene Verteilung des BIP pro Kopf aufzuweisen.

26

Eigene Darstellung, vgl. Statistics Denmark: http://www.statbank.dk/statbank5a/default.asp?w=1280, eingesehen am 09.04.2008 27

2006, vgl. Statistics Denmark: http://www.statbank.dk/statbank5a/default.asp?w=1280, eingesehen am 09.04.2008

19


2 ICT-Sektor 2.1 ICT-Sektor in Norwegen Zahlreiche Indikatoren belegen, dass Norwegen zu den führenden ITNationen gehört, auch wenn die Wettbewerbsfähigkeit der ICT-Branche in vielen Punkten im Vergleich zu den skandinavischen Nachbarn etwas zurückbleibt. Nach Auffassung der BSA befindet sich Norwegens ICT-Branche auf Rang 14 hinter allen skandinavischen Ländern. Der Umsatz der Branche beläuft sich auf etwa 186 Mrd. NOR (ca. 24 Mrd. EUR, Stand 2006)28. Im Jahre 2007 konnte die ICT-Branche um etwa 6% auf knapp 200 Mrd. NOR (ca. 30 Mrd. EUR) zulegen.

2.1.1 ICT-Sektor aus der Sicht des räumlichen Clustering Aus Sicht der Cluster-Bildung können in der norwegischen ICT-Branche räumlich zwei Cluster skizziert werden, die sich um den Raum OsloStavanger konsolidieren. Abbildung 24:Clustering innerhalb IT – Segmentierung der Gesamtbeschäftigung in der ICT29

28

BSA 2007, The means to compete Benchmarking IT industry competitiveness, http://akseli.tekes.fi/opencms/opencms/OhjelmaPortaali/ohjelmat/INTO/fi/Dokumenttiarkisto/Viestinta_ja_aktivoin ti/Julkaisut/ITindustrycompetitivenessreport.pdf, eingesehen am 09.04.2008 29

2006, vgl. Statistics Norway, http://www.ssb.no/english/subjects/10/03/ikt_en/, eingesehen am 09.04.2008

20


Sowohl die Umsätze als auch der Einsatz des Personals30 können anhand des zugrunde gelegten Clustermodells erklärt werden. Norwegen ist zwar einwohnermäßig ein kleines Land, gilt allerdings als innovationsfreundlich, so dass sowohl die Reseller als auch die Hersteller und Distributoren mit insgesamt guten Chancen honoriert werden können. Als Seenation mit einer Anzahl modernster Häfen insbesondere in Oslo, Trondheim, Bergen und Stavanger nutzt Norwegen traditionelle Handelsvorteile und spielt immer wieder aktiv im internationalen Outsourcing- Geschäft mit. Eine hohe Nachfrage nach eben diesen Outsourcing-Leistungen, E-Business-Anwendungen und CRM- sowie ERP-Tools wird zunehmend erwartet. Andererseits steigt demgegenüber vermutlich der Bedarf nach allgemeiner IT-Infrastruktur, wie Server, PCs, Netzwerke etwas langsamer31.

2.1.2 Geographische Aufteilung und Umsätze Die Umsätze der ICT-Branche erreichen eine Marke von 30 Mrd. EUR, was im skandinavischen Verhältnis-Bereich als hoch angesehen werden kann. Abbildung 25: Clustering innerhalb IT, Segmentierung der Gesamtbeschäftigung in der ICT32

30

Siehe ausführlicher hierfür 2.1.2 und 2.1.5.

31

Siehe ausführlicher hierfür 2.1.7.

32

2006, vgl. Statistics Norway, http://www.ssb.no/english/subjects/10/03/ikt_en/, eingesehen am 09.04.2008

21


Der Umsatzeingang ist regional ungleichmäßig verteilt und weist die höchsten Disparitäten in Europa auf. Der Löwenanteil entfällt auf Oslo, gefolgt von Akershus und Hordaland, wobei mehr als die Hälft aller Umsätze im ICT Sektor in den Provinzen Oslo (32%) und Akershus erwirtschaftet werden. Die dominierenden sechs Regionen liegen alle im Süden und Südosten des Landes; die anderen Regionen haben fast gar keine Bedeutung. Etwa 70% aller Umsätze entfallen auf den Bereich Softwarelieferung und IT-Beratung. Die sonstigen IT-Segmente, mit Ausnahme des Data Processing, spielen wiederum für die Umsätze fast gar keine Rolle. Binnen eines Jahres (2005-2006) sind einige dieser Bereiche, darunter auch die Hardware-Beratung, in absoluten Zahlen geschrumpft. Abbildung 26: Unternehmerische Umsätze in den einzelnen IT-Segmenten33

33

2006, vgl. Statistics Norway, http://www.ssb.no/english/subjects/10/03/ikt_en/, eingesehen am 09.04.2008

22


2.1.3 ICT als Inkubatorprodukt der Telekommunikation und des Energiesektors Als in den 90er Jahre die ICT-Branche weltweit rasant wuchs, war die norwegische ICT Entwicklung schon vorher durch zwei Faktoren maßgeblich beeinflusst worden, die auch heute noch eine große Rolle spielen: •

die Abhängigkeit der Wirtschaft von der Ölverarbeitung und der Energiewirtschaft

die Prägung durch das Know-How einer der ältesten Telefongesellschaften der Welt, Telenor (bereits 1855 gegründet)

Man kann daher nachvollziehen, warum die staatliche Förderung und die Privatinvestitionen insbesondere in die Bereiche gelenkt wurden, die Synergien zwischen der IT-Branche und der Industrie (insbesondere dem ölverarbeitenden Gewerbe) schaffen können. Die daraus resultierende spezifische Charakteristik des ganzen IT-Sektors ist in der Profilierung norwegischer Unternehmen wiederzufinden, die sich für CRM- sowie ERPAnwendungen, GEO-Physik-Lösungen, E-Business, industrielle IT-Tools etc. entschieden haben. Anders als in Schweden, Dänemark oder Finnland konnte Norwegen keine nennenswerten Erfolge in der „Aufzucht“ eines nationalen Champions verbuchen, so dass im Vergleich zu anderen skandinavischen Ländern keine Global Player wie Ericsson oder Nokia entstanden. Die Misserfolge auf der „Vendor-Seite“ konnte das Land durch die Erfolge als Serviceprovider im Telekommunikationsbereich zum Teil ausbügeln. Der Boom der Telekommunikation in Norwegen führte dazu, dass die Informations- und Kommunikationstechnologie sogar in eine Abhängigkeit von der Telekommunikationsbranche geriet. Auch wenn die Kompetenz und das Interesse für technologische Innovation innerhalb der mittelständischen Unternehmen sehr hoch war, konnten lediglich die Großunternehmen der Norweger essentielle Erfolge erzielen. Laut Wikipedia startete TELENOR als eines der ersten Unternehmen die IPTelephonie (oder damals „Interfon“ genannt), die durch den Norweger Ivar 23


Plathe entwickelt worden war. TELENOR konnte sich dabei feste Anteile in allen skandinavischen Ländern sichern, wobei im eigenen Land ein Quasimonopol –nicht ohne Staatsinteresse - herrscht. Abbildung 27: Internationale Expansion von Telenor als Mitentscheidungsträger in der TC34

Beteiligungen von Telenor: ██ <50% Anteil ██ >50% Anteil ██ 100% Anteil

Das vom norwegischen Staat subventionierte Unternehmen konnte sich über die Grenzen hinaus auch in Schwellenländern in Indo-China, Osteuropa und GUS etablieren. Heutzutage ist Telenor mit 74,5 Mio. Kunden einer der weltweit größten Mobilfunkanbieter. Nichtsdestotrotz kritisiert BITKOM35, dass aufgrund einer hohen Homogenität und mangelnder Diversifizierung die Erfolge der ICT-Branche moderat ausfallen.

34

2006, vgl. WIKIpedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Telenor, eingesehen am 09.04.2008

35

BITKOM 2006, Auslandmärkte als Chance, Berlin 2006. Bestellung unter: www.bitkom.org.

24


2.1.4 Pro- und Contra der ICT-Branche: Forschung, Gewinnspanne und Umsatzverteilung Norwegen gehört im Umfeld der Kommunikation – nicht zuletzt wegen Telenor – zu den wettbewerbsfähigsten Ländern der Welt und der Standort Oslo liegt auf dem Gebiet der drahtlosen Technologie und mobiler Dienste an der absoluten Spitze Europas. Diese Tatsache lässt sich BITKOM zufolge anhand von vier Indikatoren beweisen36: -

weitreichende Funkabdeckung,

-

großer Neukauf von Mobiltelefonen

-

weltweite Führung im Bereich SMS- und MMS-Volumen

-

massive Beteiligung des öffentlichen Sektors am Einsatz neuer Telekommunikationsmittel

Doch grade diese Vorzüge implizieren anscheinend auch die Nachteile des norwegischen ICT-Sektors – mit einem fundamentalen Problem: Die Monopolisierungstendenzen der innovativen unternehmerischen Landschaft führten dazu, dass Innovationen nicht bei den kleinen bzw. mittelständischen Unternehmen, sondern bei den Großunternehmen generiert wurden und werden. Der Staat hatte auf die Verbesserung der Rahmenbedingungen nicht konsequent reagiert, wodurch eine geringere Forschungsintensität eingeleitet worden war. In einem kritischen Rückblick betont BITKOM in diesem Zusammenhang unter anderem: „Die norwegische Forschung hat auch eine Vorreiterrolle inne gehabt, sowohl in der skandinavischen NMTZusammenarbeit als auch in der Entwicklung des GSM-Standards. Mangelnde Finanzierung und ein schwaches industrielles Umfeld haben jedoch dazu geführt, dass andere Länder, die an dieser Standardisierung teilgenommen haben, die Technologie schneller entwickeln konnten. Schweden und Finnland können heute erfolgreiche Unternehmen vorzeigen“37. Bei der Analyse der Gewinnmargen werden auch die Defizite der Branche sichtbar. Die Telekommunikation dominiert, Handel und Consulting bleiben im Vergleich dazu eher zurück. 36

BITKOM 2006, Auslandmärkte als Chance, Berlin 2006. Bestellung unter: www.bitkom.org.

37

Ebd.

25


Abbildung 28: Gewinnspanne in ICT zwischen 1998 und 200538

Gemäß von BTKOM zitierten Daten von Statistics Norway „erreichte die Wertschöpfung in der ITK-Branche 2004 76,8 Milliarden NOK gegenüber einem Zuwachs von nahezu 6 Prozent im Vorjahr“39, wobei die Telekommunikation die größte Wertschöpfung insgesamt in ICT erzielt. Auch wenn laut BITKOM die Wertschöpfung pro beschäftigter Person im ICTSektor „mehr als doppelt so hoch als im Durchschnitt für die übrigen Wirtschaftszweige ist“, bedeutet es nicht, dass Norwegen als Land produktiver ist als die anderen skandinavischen Länder, die insbesondere von der Zunahme der Produktivität bei kleinen und mittelständischen Unternehmen besonders profitieren können. Herausragend in diesem Bereich ist Dänemark.40 Indirekt bemerkt BITKOM in einer seiner Analyse, dass das „Allheilmittel“ Telekommunikation nicht mehr die Rolle eines Impulsgebers und Innovationsträgers im ICT-Sektor erfüllen wird, wenn man davon ausgeht, 38

2006, vgl. Statistics Norway, http://www.ssb.no/english/subjects/10/03/ikt_en/, eingesehen am 09.04.2008

39

BITKOM 2006, Auslandmärkte als Chance, Berlin 2006. Bestellung unter: www.bitkom.org.

40

Die Probleme in der Forschung bleiben in Norwegen nicht verkannt. Gemäß BITKOM versucht der Staat , Synergien zwischen diversen Institutionen zu generieren – insbesondere durch die Vernetzung des Instituts für Informatik an der Universität in Oslo (IFI), eine der größte Ausbildungsinstitution für den ICT-Sektor in Skandinavien, mit dem SINTEF (einem der modernsten Forschungslaboratorien für Mikro- und Nanotechnologie, MiNaLab, in Europa), und Forskningsparken i (dem größten Innovationszentrum mit einem Fokus auf ICT und Biotechnologie (Life-Science)) (BITKOM 2006). Die Gesamtverantwortung für die staatliche ICT-Politik liegt beim Erneuerungs- und Administrationsministerium und umfasst unter anderem die Entwicklung einer ICT-Strategie für den Staat, die Koordinierung von Ressourcen und Fragen, die Sicherheit und Rechte betreffen. Die Regierung hat im nationalen Haushalt für 2007 spezielle ICT-Maßnahmen mit 157,9 Mio. NOK budgetiert (siehe dazu ausführlich BITKOM 2006). Ziel ist, dass Norwegen am 7. Rahmenprogramm der EU für Forschung und technologische Entwicklung teilnimmt. Die norwegische EUREKA-Teilnahme auf dem ICT-Gebiet soll weitergeführt und, falls erforderlich, auch verstärkt werden. Die Regierung will das „Programm für Basiskompetenz“ mit 35,4 Mio. NOK im Jahr 2007 unterstützen, 2006 betrug die Bewilligung 25 Mio. NOK. Die Regierung möchte zudem in allen Teilen des Landes den Weg für eine rentable und konkurrenzfähige Wirtschaft bereiten (durch Innovasjon Norge und SIVA). Alle Ministerien und öffentlichen Einrichtungen müssen ihre Dienstleistungen über die Portale „Minside“ und „Altinn“ zugänglich machen. Die einzelnen Instanzen tragen hierfür eigene Verantwortung.

26


dass der Umsatz in der Telekommunikation in den letzten 10 Jahren auf 60 Mrd. NOK (ca. 7,5 Mrd. EUR) gestiegen ist und sich fast verdoppelt hat, während sich die Zahl der Beschäftigten im selben Zeitraum nur um 3.000 auf 13.000 erhöht hat41. Die Wachstumsrate bei den Beschäftigten im Beratungsbereich der ICT-Branche ist hingegen signifikant höher: Hier hat sich die Zahl in zehn Jahren auf 35.000 im Jahr 2005 mehr als verdoppelt“42. Somit wird deutlich, dass im Wesentlichen Consulting und VARS den Wandel auf dem norwegischen ICT-Sektor bewirken. Ähnlich sieht dies auch Statistics Norway in seinen Statistiken zur Gewinnspanne im Wandel.43 Der Untersuchung nach weisen die Gewinne im Segment der ITUnternehmensberatung (zu der auch die VARS gehören) eine sukzessive Zunahme seit 2000 auf, wohingegen der IT-Handel weiterhin (seit fast 10 Jahren) nur im leichten Plus oder sogar im Minus ist. In einem Querschnitt der ICT-Branche für den Zeitraum 1998-2005 ist davon auszugehen, dass dieser Trend sich fortsetzen wird. Im zweiten Teil der Arbeit werden wir untersuchen, warum die Gewinnspanne im IT-Handel in Norwegen gering ist. Von besonderem Interesse in diesem Zusammenhang ist, inwieweit Faktoren wie ein geringer Einsatz der technischen Mittel oder aber eher Preismodalitäten, Wissen und Synergien sowie das Wirtschaftsumfeld eine Rolle spielen.

41 42 43

BITKOM 2006, Auslandmärkte als Chance, Berlin 2006. Bestellung unter: www.bitkom.org. Ebd. 2006, vgl. Statistics Norway, http://www.ssb.no/english/subjects/10/03/ikt_en/, eingesehen am 09.04.2008

27


Abbildung 29: Umsatzverteilung im unternehmerischen ICT-Umfeld44

2.1.5 ICT Handel: Beschäftigung und Wertschöpfung Nach Jahren der Erfolge wurde die ICT-Branche in Norwegen zwischen 1996 und 1998 sowie 2000 und 2002 von strukturellen Krisen heimgesucht, die nach Auffassung des BITKOM durch die allgemeine norwegischen Konjunktur zu erklären sind. Aufgrund der IT-Krise 2001 ging die Zahl der Beschäftigten im Raum Oslo allein im Jahr 2001 von 63.000 auf 46.000 zurück.45 Im Zeitraum 2004-2006 konnten die Umsätze im IT-Handel zulegen; dennoch scheint deren Verhältnis zu den anderen Bereichen des Sektors deutlich geschrumpft zu sein: Das Wachstum im ICT-Großhandel sank um die Hälfte von 6,2 % auf 3,1%, während die ICT-Herstellung von 2,2% auf 2,8% und der ICT-Sektor im allgemeinen um 0,3 % wuchs. Alles deutet darauf hin, dass die Bedeutung des E-Commerce drastisch an Bedeutung zunimmt und den Verlust im klassischen Retail ausgleicht. In der Tat konnte der Bereich 44

2006, vgl. Statistics Norway, http://www.ssb.no/english/subjects/10/03/ikt_en/, eingesehen am 09.04.2008

45

BITKOM 2006, Auslandmärkte als Chance, Berlin 2006. Bestellung ist unter: www.bitkom.org.

28


Information Services die Wachstumsrate im gleichen Zeitraum um das Doppelte steigern. Abbildung 30: Handelsumsätze in ICT gegenüber anderen Sektoren46 Monatl. Umsätze (im Percentage change Industry Durchschn.) 2004 2005 2006 2004-2005 2005-2006 NOK Per cent ICT-sector 36 748 38 100 39 641 3.7 4.0 Of which ICT Manufacturing 34 585 35 353 36 346 2.2 2.8 ICT Wholesale 34 012 36 126 37 257 6.2 3.1 ICT Telecommunications 36 616 38 201 40 364 4.3 5.7 ICT Consultancy services 38 281 39 292 40 816 2.6 3.9 Content sector 32 293 33 364 34 797 3.3 4.3 Of which Publishing industries 31 725 33 135 34 699 4.4 4.7 Information services 34 851 35 543 37 174 2.0 4.6 Radio and television 32 259 32 901 34 260 2.0 4.1

Diese Zahlen werden durch die Analyse der Gesamtkapitalrentabilität im ITHandel bekräftigt. Bemerkenswert ist, dass der ICT-Großhandel ein vergleichsweise wenig lukrativeres, gleichzeitig jedoch auch ein wenig riskantes Geschäftsfeld ist. Die prozentuelle Schwankung der GKR-Raten im Großhandel reagiert im Vergleich zu den anderen GKR-Raten, die sich an die Gesamtschrumpfung des Sektors in Abhängigkeit von der Konjunktur anpassen, wenig. Abbildung 31: Änderung der GKR-Rate innerhalb der ICT gegenüber anderen Sektoren47 15

10

5 ICT-sector (insgesamt) 0

...ICT Manufacturing 2000

2001

2002

2003

2004

2005

...ICT W holesale ...ICT Telecommunications

-5

...ICT Consultancy services -10

-15

-20

46

2006, vgl. Statistics Norway, http://www.ssb.no/english/subjects/10/03/ikt_en/, eingesehen am 09.04.2008

29


Wir können vermuten, dass die Tendenz, die für den Großhandel von Statistics Norway für einen längeren Zeitraum angegeben wird, auf den gesamten B2B- und B2C-Bereich übertragen werden könnte. Diese Behauptung beruht auf der Überlegung, dass aufgrund des zusammengehenden Handels und der Kettenabhängigkeit (VendorDistributor-Reseller-(Retailer)-Konsument) die Gewinne im ICT-Sektor nicht bei einem der Akteure über einen längeren Zeitraum gebucht werden können, sondern sich je nach Konjunktur zwischen Distributoren, Kleinhändler und Retailern ziemlich gleich verteilen. Der Markt selbst findet leicht Gleichgewichte. Zudem kann der Druck im Prinzip je nach Konjunktur aus unterschiedlichen Richtungen kommen: von oben (Vendor) und/oder von unten (Konsumenten). Interessant ist hierbei, dass Statistics Norway keine separate Statistik für B2C hat. Wholesale schließt unserer Vermutung nach Distributoren und Reseller ein, Retailer werden nicht analysiert, da sie anscheinend für den Sektor insgesamt keine entscheidende Wirkung aufweisen. Ganz im Gegenteil: Consulter gewinnen an Bedeutung, die sich nach der Krise 2000-2002 verstärkt mit VARS-Eigenschaften etablierten. Klar ist auch, dass von dieser Gruppe im Wesentlichen der ganze ICT-Sektor in Norwegen (nicht nur basierend auf der Kapitalrentabilität) abhängt.

47

2006, Trend in the ICT Market Norway, http://commercecan.ic.gc.ca/scdt/bizmap/interface2.nsf/vDownload/ISA_3557/$file/X_5912081.PDF, eingesehen am 09.04.2008

30


2.1.6 Exporte vs. Importe in der ICT-Branche Die beiden folgenden Abbildungen weisen auf die innere Kohärenz zwischen dem Außenhandel (Importen/Exporten) in der Vergangenheit und die Marktsegmente (Marktausdehnung und Marktwachstumsrate) in der Zukunft für den Zeitraum von 1996 bis zum Jahr 2009 hin. Abbildung 31: ICT-Importe48 und Wachstumsraten49 in ICT-Segmenten

Legende: AM = Application Management NDOS = network and desktop outsourcing (NDOS) HW = Hardware SW = Software

So nehmen die Importe im Bereich UE weiterhin aktiv zu, was unter anderem durch die ungesättigten und schnell wachsenden Märkte AM sowie NDOS zu erklären ist. Gleichzeitig bestehen in den Marktsystemen IS-Outsourcing und System Network Integration sowohl bezüglich der Importe als auch der Exporte sehr gute Chancen für eine Expansion. Unter diesen Umständen ist eine Änderung der gefestigten Tendenz nicht zu erwarten.

48

2006, vgl. Statistics Norway, http://www.ssb.no/english/subjects/10/03/ikt_en/, eingesehen am 09.04.2008

49

2006, Trend in the ICT Market Norway, http://commercecan.ic.gc.ca/scdt/bizmap/interface2.nsf/vDownload/ISA_3557/$file/X_5912081.PDF, eingesehen am 09.04.2008

31


2.2 ICT-Sektor in Dänemark Die Besonderheit des ICT-Sektors in Dänemark ist das Vorhandensein von besonders innovativen und sehr dynamischen kleinsten, kleinen und mittelständischen Unternehmen, die den ICT-Sektor ausschlaggebend differenzieren. Diese Unternehmen forschen und produzieren mit einer der höchsten Wissensintensität in der Welt. Mit großen Abstand führen sie in der Kategorie „Realisierung aller Umsätze via Internet“. Abbildung 32: Unternehmen der skandinavischen Länder, die übers Internet einkaufen50

Nach Informationen des BITKOM51 sind ca. 80% aller Haushalte und fast 98% Firmen in Dänemark im Besitz eines Internetschlusses. Zudem ist Dänemark Statistics Denmark zufolge in fast allen Segmenten der Internetnutzung führend, so dass auch die Tatsache, dass zwei Drittel der Bevölkerung täglich online ist, nicht verwundert. Es ist insbesondere zu beachten, dass die Dänen sich weniger über die Hindernisse in der ICT-Branche beklagen. Der Vergleich zwischen Norwegen und Dänemark aus Sicht des öffentlichen Sektors deut darauf hin, dass die 50

2006, Nordic Information Society Statistics , www.norden.org/pub/uddannelse/IT/TN2005562.pdf, eingesehen am 09.04.2008

51

BITKOM 2006, Auslandmärkte als Chance, Berlin 2006. Bestellung unter: www.bitkom.org.

32


Wirtschaftsakteure in Dänemark sich elastischer an die intersektoralen Wirtschaftsbeziehungen angepasst haben. Abbildung 33: Unterschiede zwischen Dänemark und Schweden im Hinblick auf die EHindernisse aus Sicht des öffentlichen Sektors52

Aufgrund hoher Wettbewerbsfähigkeit in einem dynamisch eingebeteten System sind die Dänen fast gezwungen, die Entwicklung neuer BreitbandTechnologien massiv zu forcieren, wodurch die Haushalte und Unternehmen öfter als irgendwo anders in Europa in neue PCs und tragbare Geräte investieren müssen: Die Wirtschaft erwarb im 1. Halbjahr 2007 188.900 Laptops (+11% gegenüber der Vorjahresperiode), die Haushalte kauften 175.100 Einheiten (+23%). Anfang 2007 überstieg die Zahl der Mobiltelefone mit 5,8 Mio. die Einwohnerzahl um 0,4 Mio. Die Festnetzanschlüsse gehen weiter zurück (1.1.07: 3,1 Mio.). Zweistellig wachsen das SMS-Geschäft (2006: 10 Mrd. verschickte Nachrichten) und andere Zusatzdienste. Den Mobilfunkmarkt beherrschen die Anbieter TDC (Marktanteil 2006: 41%), Telenor (28%) und Telia (23%)“53. Laut vielen renommierten Umfragen zählt Dänemark heute zu den führenden IT-Nationen. Dies belegen unter anderem:

52

2006, Nordic Information Society Statistics , www.norden.org/pub/uddannelse/IT/TN2005562.pdf, eingesehen am 09.04.2008 53

BITKOM 2006, Auslandmärkte als Chance, Berlin 2006. Bestellung unter: www.bitkom.org.

33


The Economic Intelligence Unit, die Dänemark in der Kategorie "The 2006 e-readiness rankings" neben 68 Nationen mit der Note 9,0 (10,0 max.) ausgezeichnet hatte54

Kategorie „Starting Business“ (Geschäftsaufnahme): Platz 5 aller Nationen55

Kathegorie „Trading across Border“ (Auslandsgeschäftspartizipationsquote): Rang 2 in der Welt56

Platz 1 in der Kategorie IT-Power57

54

BSA 2007

55

Ebd.

56

Ebd.

57

FDI 2007, http://www.fdimagazine.com/news/fullstory.php/aid/1785/Scandinavia_tops_ICT_charts.html, eingesehen am 09.04.08.

34


2.3 ICT-Sektor in Schweden Schweden gilt innerhalb Europas als klassisches Hardwareherstellerland und besitzt einen ICT-Markt, der so groß ist wie der von Dänemark und Norwegen zusammen. Schweden führt auch das BSA-Ranking der IT-Wettbewerbsfähigkeit vor Dänemark und mit einem großen Abstand zu Norwegen an. Ein Ranking zur IT-Branche in Schweden dokumentiert auch das renommierte Magazin FDI der Financial Times Group, wonach Schweden und Dänemark den ersten und zweiten Platz ausmachen. Schweden liegt gleichzeitig in der IT-Forschung innerhalb Europas mit großem Abstand vorne. Die folgende Grafik verdeutlicht die gravierenden Unterschiede zu europäischen Ländern und zeigt, dass die Schweden im IT-Sektor fast zwanzigmal intensiver als die Polen, fünfmal intensiver als Spanier, dreimal intensiver als Italiener, und immerhin noch doppelt so intensiv wie die Engländer und Franzosen forschen.

Abbildung 34: Forschungsintensivität anhand des sog R&D Environment Index

58

45 40 Polen 35

Spanien

30

Italien

25

Österreich

20

Frankreich

15

Norw egen UK

10

Holland

5

Deutschland

0 en

ar k

ed hw

d

em

Sc

an

ch l

D

ts

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D

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n e Fr i a n ch kr e N or ic h w eg en

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Ita

Ö

st e

n le

an

Sp

Po

ie n

Dänemark

58

BSA 2007, The means to compete Benchmarking IT industry competitiveness, http://akseli.tekes.fi/opencms/opencms/OhjelmaPortaali/ohjelmat/INTO/fi/Dokumenttiarkisto/Viestinta_ja_aktivoin ti/Julkaisut/ITindustrycompetitivenessreport.pdf, eingesehen am 09.04.2008

35


Zum größten Teil ist dieser Erfolg dem Vorhandensein des weltbekannten Handyherstellers Ericsson zu verdanken, einem Unternehmen, das allein in Schweden 15.000 Mitarbeiter beschäftigt. Das gesamte Cluster einschließlich der Zuliefererfirmen, die mit dem Unternehmen verbunden sind, kann allerdings nur grob geschätzt werden und beläuft sich auf mehrere hunderttausende Beschäftigte. Insgesamt finden in der ICT-Branche, in der über 1.200 mittelgroße IT-Unternehmen tätig sind, rapide und massive Konsolidierungsprozesse statt, wobei andererseits die immensen Kapazitätsengpässe bei rund 10.000 qualifizierten Fachkräften wachstumshemmend wirken. Doch schwedische Unternehmen sind nicht nur als Hersteller, sondern auch als brillante Anwender bekannt. Ein musterhaftes Beispiel hierfür ist das an der Börse notierte Unternehmen MySQL A.B., welches allerdings vor einigen Monaten von der Sun Group übernommen wurde. In der Telekommunikation spielt das Duo der Netzbetreibern TeliaSonera und Tele2 die zentrale Rolle, wobei die Anwesenheit der norwegischen Telenor auf dem schwedischen Markt deutlich zu spüren ist. Eine andere Besonderheit innerhalb der ICT-Branche ist ein hohes Investment der privaten Hand und der öffentlichen Finanzen: Nach Auffassung des ICT Distribution Guide 2007 ist Schweden in dieser Hinsicht weltweit führend59. Mit Hinweis auf Dataföreningen beziffert BITKOM die kumulierten Ausgaben von Unternehmen für ihren IT-Bedarf auf etwa 143 Mrd. schwedische Kronen (ca. 15 Mrd. EUR: Stand 2007).60

59

ICT Distribution Guide 2007, Compubase Europe &Mea ICT Distribution, S. 38. Bestellung in elektronischer Form unter: www.compubase.net 60

BITKOM 2006, Auslandmärkte als Chance, Berlin 2006. Bestellung unter: www.bitkom.org.

36


3 IT-Trade in Norwegen 3.1 Allgemeine Analyse: Groß- und Einzelhandel im Vergleich Ungeachtet der geringen Einwohnerzahl Norwegens ist der Markt für den Einzel- und Großhandel aufgrund folgender Faktoren interessant: • hohes BIP • hohe Kaufkraft • steigende Konsumausgaben • staatliche Programme für den Einkauf (ein Sechstel des BIP wird für diese Zwecke benutzt) • beständige Nachfrage Der tertiäre Sektor, darunter der Handel (Groß- und Einzelhandel), gehört zu den stärksten Branchen in Norwegen. Im gesamten Segment des Groß- und Einzelhandels operierten im Jahre 2006 fast 50.000 Unternehmen mit über 300.000 Mitarbeitern.61 Hinsichtlich der Beschäftigung ist der Einzelhandel eindeutig die stärkste Gruppe. Allerdings wird hier viel weniger umsetzt als im Großhandel. Abbildungen 35 und 36: Handelskonstellationen in Norwegen62

61

Statistikzahlen nach bfai-Analyse unter http://www.bfai.de/fdb-SE,MKT200802078005,Google.html, eingesehen am 24.04.2008 62

Eigene Darstellung nach Daten von bfai unter http://www.bfai.de/fdb-SE,MKT200802078005,Google.html, eingesehen am 24.04.2008

37


Laut bfai erreichte der Einzelhandel 2007 einen Umsatzzuwachs von insgesamt 5% und für 2008 von voraussichtlich 4%. Die Umsätze im Großhandel übersteigen die jeweiligen Umsätze im Einzelhandel um das Doppelte. Die Schere zwischen Einzel- und Großhandel geht dementsprechend weit auseinander; es klafft eine Lücke von ca. 339 Mrd. NOK (2005: ca. 308 Mrd. Mrd. NOK).63 Abbildung 37: Umsätze in Handel64

Mittelfristig werden die Umschichtung und weitere Konsolidierungsprozesse für den Einzelhandel eine Rolle spielen, wonach mit einem Beschäftigungsrückgang und höherer Geschäftskonzentration zu rechnen ist. Schon jetzt kontrollieren die beiden umsatzstärksten Einzelhandelskonzerne Norgesgruppen (mit den Ketten Mix, Joker, Spar, Meny Ulra, Kiwi) und Reitan Gruppen (mit den Ketten Rema 1000, 7-Eleven, Narvesen, Pressbyran, Spaceworld) fast vollständig den Lebensmittelmarkt. Doch in der IT Handelsbranche trifft dieser Trend nur bedingt zu. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass im norwegischen IT-Handel der Fachhandel65 immer eine wichtige Rolle übernehmen konnte. Allein 2006 konnte er etwa 125 Mrd. NOR an Umsatz realisieren, 2007 lag diese Summe nach ersten Schätzungen sogar bei ca. 135 Mio. NOR. Im kommenden Jahr liegen die Wachstumsraten im einem Bereich zwischen 5,0% und 12,5%.

63

Eigene Darstellung nach Daten von bfai unter http://www.bfai.de/fdb-SE,MKT200802078005,Google.html, eingesehen am 24.04.2008

64

Ebd.

65

Im Sinne von bfai gehören hierzu alle Geschäfte, die ausschließlich ein Fachgeschäft betreiben bzw. sich auf den Fachhandel spezialisieren, d.h. auch spezialisierte Ketten wie Komplett oder Euronix.

38


Insbesondere in den Bereichen Unterhaltungs- und Haushaltselektronik konnte sich der Handel nach der Flaute zu Beginn des Jahres 2000 gut erholen und liefert sehr gute Ergebnisse in den Bilanzen der Unternehmen66. Abbildung 38: Handel – Wachstumsraten in der Unterhaltungs- und Haushaltselektronik 67 W aren des tägl. Bedarfs Eisen-, Metall-, Kunsstoffwaren Schuhe Möbel

2008 2) 2007 1)

Konsumelektr. & UE

2006 2005

Bücher, Schreibwaren Bekleidung Apotheken Einzelhandel gesamt 0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

Insgesamt wuchs diese Sparte in den Jahren 2006 und 2007 am stärksten von allen Handelssparten, wird jedoch im Jahre 2008 das Wachstum verlangsamen und das Niveau von 2005 erreichen. Dieses liegt bei knapp über 6,5%, was als mittelfristiger Durchschnitt angesehen werden kann.

66

Bfai prophezeit gute Chancen für deutsche Retailer und Großhändler. Gute Beispiele: Lidl, Bauhaus und Mediamarkt. Siehe hierfür bfai. 67

Ebd.

39


3.1.1 Großhandel Das Segment wird im Wesentlichen von den zehn unten aufgeführten Unternehmen geprägt. Hier ist zu bemerken, dass die Umsatzerlöse, die tabellarisch angegeben werden, sich lediglich auf die Sparte des Großhandels beziehen, obwohl einige dieser Unternehmen auch als Lieferanten oder aber als Einzelhändler bekannt sind. Insbesondere Elkjøp (auch Elkjoep, ausgesprochen: Elkschop), eine Tochter der britischen DSG Gruppe, ist nicht nur im Großhandel, sondern auch im Einzelhandel die unangefochtene Nummer Eins.68 Neben IT-Produkten und UE liefert dieses Unternehmen fast die ganze Palette der Haushaltsgeräte (Waschmaschinen, Kaffeemaschinen etc). Das Unternehmen ist auch als Franchisekette bekannt und bietet den einzelnen Händlern diverse Partnerschaftsprogramme. Abbildung 39: Die wichtigsten Großhändler im Bereich Elektronik- und IT-Produkte69

An Nummer 2 notiert ist die bekannte Handelskooperation Expert Norge AS, die in der Liste der Großhändler zu finden ist, weil dem Unternehmen unter anderem 68,2% des Internetportals BestBuy AS (beliebt in Norwegen durch besondere Konditionen und Schnäppchenpreise) und 34% von Christiania 68

Siehe detailliert das Portrait unter der Marke Elkjøp

69

http://www.mypaper.se/show/text.asp?pid=345154270164355&page=688, eingesehen am 24.04.2008

40


Belysning AS (Groß- und Fachhandel mit Lichtern und Lampen) gehören. Auf Rang 5 befindet sich noch eine bekannte niederländische Handelskooperation: Euronics. Mit Ausnahme von Electrolux Home Products Norway, BSH Husholdingapparater (eigentlich Bosch) und Miele liefern alle aus der Liste auch IT-Produkte.

41


3.1.2 Einzelhandel Unter den größten Konzernen, die im Einzelhandel operieren, sind insbesondere zwei zu finden, die stark auf den IT-Handel fokussiert sind: die oben erwähnten Elkjøp und die Kooperation Expert. Zusammen machen die beiden Unternehmen fast 3% des ganzen Einzelhandelumsatzes oder auch grob geschätzt ein Fünftel des IT-Einzelhandelumsatzvolumens aus. Abbildung 40: Die wichtigsten Einzelhändler70

Firma

Umsatz

Marktanteil

Norgesgruppen Reitan Gruppen Statoil Elkjøp Expert Norge

5,1 3,5 2 1,5 1,2

3,9 2,7 1,5 1,1 0,9

Vinmonopolet Varner-Gruppen Lovenskiold Handel Nordek Optimera Insgesamt

1,1 0,9 0,6 0,5 0,4 16,8

0,8 0,7 0,4 0,4 0,3 12,7

Bei der Analyse des IT-Einzelhandels ist zu bemerken, dass es ca. zehn spezialisierte Ketten mit eigenständigen IT-Märkten gibt, die man nach der Umsatzgröße (nur IT-/UE-Produkte) folgendermaßen ordnen könnte71: •

Elkjøp

Elprice.no

Euronics

Expert

Komplett.no

L'Easy

Lefdal

70

bfai unter http://www.bfai.de/fdb-SE,MKT200802078005,Google.html, eingesehen am 24.04.2008

71

Zu jeder Marke gibt es unter 3.2 ein Portrait des Unternehmens.

42


3.2 Überblick zu den Marken 3.2.1 ELKJØP

Marke des Unternehmens Elkjøp Norge AS

Zusätzliche Marken in Norwegen: Lefdal (Rang 7 UE)

Ranking im Großhandel: 1

Ranking im Einzelhandel:1

Stores in Norwegen: 97

Umsatz in Skandinavien 2006/2007: 17,2 Mrd. NOK [ca. 2,2 Mrd. Euro]

Mitarbeiter in Skandinavien: 6.000

Zugehörigkeit: Die DSG International (früher Dixons Group plc)72 ist ein führendes Einzelhandelsunternehmen aus Großbritannien, das als Dixon Studios am 27. Oktober 1937 gegründet wurde und europaweit rund 40.450 Mitarbeiter (2005) beschäftigt. Außerdem ist DSG International im FTSE 100 (London Stock Market) gelistet.

zu DSG gehörende Marken außer Elkjøp: Dixons, Currys, PC World, The Link und Mastercare in Großbritannien und die Handelsketten Electro World, UniEuro, PC City und Kotsovolos europaweit

Hauptsitz: Hemel Hempstead (UK)

72

In Deutschland ist die Gruppe fast unbekannt, setzt jedoch auf die paneuropäische Online-Plattform PIXMANIA.COM. Das Unternehmen fährt jedoch eine sehr aggressive Expansionspolitik in Skandinavien, wo über 6.000 Mitarbeiter eingestellt werden (im Vergleich dazu England: nur 5000). Die Anzahl aller Stores in Skandinavien beträgt über 300.

43


Besondere Spezialisierung: High-Technology-Produkte wie Personal Computer, photographische Ausrüstungen und Kommunikationsprodukte

3.2.2 EXPERT

Marke des Unternehmens Expert Norge AS

Ranking im Großhandel (Expert Norge Grossist AS): 2

Ranking im Einzelhandel: 5

Zugehörigkeit: Expert Group

Stores: 170 (nur Norwegen)

Typ: Internationale Handelskooperation (selbständige Händler, Fachgeschäfte, Fachmärkte)

Hauptsitz in Norwegen: Skytta

Hauptsitz International: Zug in der Schweiz

Internationale Präsenz: über 7.400 Stores in 22 Ländern mit einem Umsatz von über 16 Mrd. Euro.

Bezug zu Deutschland: nach Euronics und EP:Electronic Partner ist Expert die drittgrößte Einkaufsgemeinschaft für Elektrogeräte in Deutschland

44


3.2.3 ELPRICE

Allgemeine Bezeichnung für Marken der norwegischen Holding Elprice Holding AS

73

Name des Unternehmens in der Vergangenheit: Eking Holding AS

Marken der Holding: elprice; elprice.no

Shops: 25

Ranking im Retail: 2

Hauptsitz: Fyllingsdalen

Umsatz: ca. 2,5 Mrd. NOK (2005)73 [ca. 310 Mio. Euro]

Spezialisierung: PC, Mobil, Data, TV, Digitalkameras

http://www.nettkatalogen.no/infopage/elprice_holding_as/1960407378.htm, eingesehen am 24.04.2008

45


3.2.4 EURONICS

Marke des Unternehmens Euronics Norge AS

Ranking im Großhandel für Euronics Norge AS: 6. Rang (unter Berücksichtigung aller Segmente)

Typ: Internationale Handelskooperation (Einkaufsgemeinschaft/buying group)

Ranking im Einzelhandel: 3. Platz (nur IT + UE)

Zugehörigkeit: EURONICS International Ltd.

Hauptsitz in Norwegen: Fredrikstad / Oslo

Hauptsitz: Amsterdam (Niederlande)

Stores: 85 (nur Norwegen)

europaweit 6.300 Stores in 26 Staaten, die über 39.400 Angestellte beschäftigen und einen Jahresumsatz von 10,8 Mrd. Euro erzielen (2006)

3.2.5 KOMPLETT

Marke des norwegischen Unternehmens Komplett Norge AS

Die Marken: komplett und komplett.no

Typ: ausschließlich e-commerce; 16 Webshops in zehn europäischen Ländern mit fast 750.000 aktiven Kunden (die mindestens einmal in 2007 gekauft haben) 46


Besonderheit: bekannt durch das Sponsoring des Stadions des norwegischen Fußball-Zweitligisten Sandefjord Fotball (komplett.noArena),

Internationale Erfahrungen: Präsenz in Europa (fast alle Länder)

Ranking im Einzelhandel: 5. Platz

Hauptsitz in Norwegen: Sandefjord

Mitarbeiter: 600 +

Umsätze: ca. 3,4 Mrd. NOK (2007) [ca. 425 Mio. Euro]

3.2.6 L’EASY

Marke des dänischen Unternehmens L`EASY

Typ: AUSSCHLIESSLICH Online Shop + PC-Retailer mit internationaler Erfahrung

Internationale Erfahrungen: Präsenz in Skandinavien (nur in Dänemark, Norwegen und Schweden präsent) und Holland

Ranking im Einzelhandel: 6. Platz

Hauptsitz in Dänemark: Odense

Hauptsitz in Norwegen: Oslo

Umsätze: ca. 1,5 Mrd. DKK (alle Länder) [ca. 200 Mio. Euro]

Stores: unbekannt

47


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