Masterarbeit

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RUN BKK m a s t e r a r b e i t jonasfleischmann


Themen | Bilder, Titel und Texte Jonas Fleischmann © Verfasser, soweit nicht anders gekennzeichnet Bearbeitung | Projekt und Dokumentation Jonas Fleischmann © Verfasser, soweit nicht anders gekennzeichnet Grafische Gestaltung und Herstellung Jonas Fleischmann © Verfasser, soweit nicht anders gekennzeichnet Februar 2014


BANGKOK

1

Einleitung

I

Theoretische Grundlegung

Bangkok: Menschen und Kultur Bangkoks Bevölkerung Religion

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Städtebau Bangkok Grundlegende Begriffsklärung Squatter Siedlungen Informelle Siedlungen Marginalsiedlungen Spontansiedlungen Die städtebauliche Geschichte Bangkoks Geografie Stadtplanung und Entwicklung Klong Toey : Größter „Slum“ Bangkoks

Planen und Bauen in tropischen Regionen Tropen Klimagerechte Architektur Planen in tropischen Regionen Das Thai Haus Das siamesische Holzhaus

Referenzprojekte Brasilien Recife Masdar City

I

Praktische Durchführung

Grundstück Analyse

Entwurf

II

Gesamtreflexion Literaturangabe Abbildungsverzeichnis


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Einleitung Die folgende theoretische Ausarbeitung befasst sich mit informellen Siedlungen in Bangkok, deren Auswirkung auf ein Stadtgebiet und Möglichkeiten, die Situation der Menschen zu verbessern. Durch mehrere Aufenthalte in Bangkok, dem Interesse an der thailändischen Kultur sowie den Menschen konnte ich abseits von den Touristengebieten das wahre Bangkok kennenlernen. Dadurch zeigte sich, dass Bangkok sowohl zutiefst thailändisch als auch absolut fremdländisch ist und ständig vermischt sich das Alte mit dem Neuen. Doch hinter der internationalen Fassade verbirgt sich ein von religiöser und monarchischer Hingebung geprägtes Wertesystem, das fast alle Aspekte des Lebens dominiert. In den folgenden Seiten wird sich umfassend mit der Lebenssituation von Menschen in den unteren Einkommensschichten, sowie deren Auswirkungen auf die städtebauliche Entwicklung verschiedener Städte, insbesondere Bangkok, beschäftigt. Einer der größten „Slums“ in Bangkok ist der Klong Toey Distrikt in der Nähe des Hafens. Die ersten Bewohner dieses Areals ließen sich dort in den 1930er Jahren nieder. Zu diesem Zeitpunkt war das Gebiet durch die räumliche Entfernung zum Kern der Stadt von keinem großen Interesse für die Stadtplaner oder die Eigentümer, die Port Authority. Als sich die Stadt weiter ausdehnte (1930, ca 40 km2, 1970, 290 km2 und 2010, 1569 km2),1,2 wurden mehrere Versuche unternommen, die Bewohner umzusiedeln. Dies Versuche sind jedoch alle gescheitert. Diese Fehlversuche sind insofern positiv anzusehen, da die verantwortlichen Personen mittlerweile erkannt haben, dass die Umsiedlung nur durch eine Änderung der Vorgehensweise funktionie1

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ren kann. Durch das Mitwirken verschiedener Hilfsorganisationen begann 1980 eine Aufwertung des Gebietes. So bestehen heute bereits einige Häuser aus festen Baumaterialien und verfügen über Fließendwasser. Die aktuelle Situation besteht darin, dass die Grundstückseigentümer in Zusammenarbeit mit der Regierung eine Möglichkeit erarbeitet haben die Bewohner umzusiedeln, aber nicht aus ihrem sozialen Umfeld herauszureißen. Im Rahmen eines Master Plans wurde ein Grundstück mit etwa 20 ha bereitgestellt, welches Wohnraum für ca. 150.000 Menschen bieten soll. An dieser Stelle setzt mein Entwurf an. Die Grundlagen dieser konzeptionellen Entwurfsplanung werden durch verschiedene Analysen ermittelt. Unter anderem werden Fragen klärt wie: Für wie viele Menschen kann das Grundstück beplant werden? Wie kann die Lebenssituation der Menschen verbessert werden? Welche grundlegenden Funktionen oder Strukturen werden in einem Stadtgebiet benötigt? Der Entwurf befasst sich im weiteren Verlauf mit den städtebaulichen Anforderungen und behandelt dann, in einem größeren Maßstab, die möglichen Wohnsituationen.

vgl. Stadtplanung in Bangkok – Untersuchung zur Situation und Leistungsfähigkeit thailändischer Stadtplanung – Peter Brazel / Steffen Mildner / Hans-Jürgen Schäfer, Karlsruhe, Februar 1975, Institut Für Städtebau und Landesplanung – Universität Karlsruhe, S.35 vgl. http://www.urbanalyse.com/cmswp/?p=1100 <08.07.2013>


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Bangkok: Menschen und Kultur Bevölkerung / Religion

In Bangkok treffen vom Börsenmakler bis zum Slumbewohner die verschiedensten Einkommenschichten aufeinander. Die Metropole ist für viele Menschen eine Möglichkeit für einen Neuanfang. So erhoffen sich viele Menschen durch den Umzug eine bessere Wirtschaftslage oder sie bietet das letzte Refugium für Wirtschaftsflüchtlinge. Der Start in ein neues Leben beginnt für viele in der Arbeiterklasse. Dazu zählen: Taxifahrer, Essensverkäufer, Dienst- und Kindermädchen und sogar Prostituierte. Eine aussichtslose Zukunft treibt die meisten Menschen in die Bangkok Metropolitan Area. Viele von ihnen stammen aus kleineren Provinzen im Nordosten Thailands, welche ihr hart verdientes Geld zurück in die Heimat senden. Die unterste Schicht bilden die Menschen in den informellen Siedlungen, die oftmals in verdrecktem Grenzgebiet wohnen. Der wirtschaftliche Aufschwung Thailands bringt den Menschen nur bedingt Besserung, da die soziale Infrastruktur fehlt. Einen Teil der typischen Mittelklasse bildet eine neue Generation junger Kreativer, darunter Designer und Architekten. Für ausländische Einwohner hat die Stadt ebenfalls wirtschaftliche Möglichkeiten offen gehalten. Etwa ein Viertel der Bewohner ist chinesischen Ursprungs und stammt aus Hainan, Hokkien oder Teochew. Die ersten chinesischen Immigranten waren noch heftiger Diskriminierung ausgesetzt, aber der wirtschaftliche Erfolg und das Engagement in öffentlichen Belangen der Nachkommen half, den Status chinesischer und thailändisch-chinesischer Familien zu heben. Darüber hinaus strömten Immigranten aus Südasien nach Bangkok. Heute stellen sie die zweitgrößte asiatische Minderheit dar. Sikh aus dem Norden Indiens verdienen ihr Geld klassischerweise als Schneider, während Singhalesen, 3

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Bangladescher, Nepalesen und Pakistani im Import-Export-Geschäft oder im Einzelhandel tätig sind. Bei der Integration in die Bevölkerung sollte man das thailändische Wertesystem kennen und verstehen. So basiert der Großteil des Wertesystems auf Respekt gegenüber der Familie, Religion und Monarchie. Innerhalb des Systems kennt jeder seinen Platz und thailändischen Kindern wird streng eingebläut, welch große Bedeutung die Konformität mit der Gruppe, die Achtung älterer Menschen und die Unterdrückung konflikthafter Ansichten hat. In den meisten zwischenmenschlichen Situationen nimmt Harmonie einen wichtigen Stellenwert ein und die Thailänder sind Stolz darauf, wenn man sich ihnen gegenüber wohlfühlt. Rund 90 % der Stadtbewohner sind Buddhisten. Sie glauben, dass jeder seinen Weg zum nibbana (Nirwana) durch eine Kombination aus guter Arbeit, Meditation und dem Studium der dhamma (buddhistische Philosophie) finden kann. Das soziale und administrative Zentrum des Thai-Buddhismus ist der Wat (Tempelkloster), eine von Mauern umgebene Ansammlung mehrerer Gebäude im thailändischen Stil mit steil abfallenden Dachlinien und farbigen Wandgemälden im Inneren. In den Hauptgebäuden sind prächtige Buddha-Statuen zu sehen. Wer frühmorgens durch die Straßen läuft, entdeckt viele kahl rasierte Menschen in orangefarbenen Gewändern. Zu dieser Zeit sind die Mönche mit dem bin-tá-báht beschäftigt, dem täglichen Sammeln von Almosen in Form von Lebensmitteln. Von thailändischen Männern erwartet man, dass sie wenigstens einmal in ihrem Leben für eine Weile die Mönchrobe überziehen.3

vgl. Erziehungssetting als moralische Lernkultur – Die Sozialisation von Kindern ethnischer Minderheiten zum „rechten“ Tun am „rechten“ Platz in Thailand Charlotte Trenk-Hinterberger, Berlin, Verlag Dr. Kovac, 2011 S.38-45


Thailand

Bevölkerung

75% Thailänder 14% Chinesen 11% Andere

Religiöse Gruppen

Thailand

Einwohner/k m 2

Bangkok

94% Buddhisten 3% Moslems 2% Christen 1% Andere

= 125 Personen

Bangkok

Thailand

in Zahlen: Einwohner:

66,7 Mio (BKK ca. 15 Mio)

Geburtenrate:

1,6

Bevölkerung über 65 Jahre:

9,2%

Urbanisierungsquote:

34%

Lebenserwartung:

73 Jahre

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Städtebau Bangkok Squatter Siedlungen

Der Begriff „Squatter Siedlung“ wird abgeleitet von einem angelsächsischen Terminus des traditionellen Bodenrechts, der die legale Inbesitznahme von ungenutztem Boden bezeichnet. Der Ausdruck lässt sich nur beschränkt für Armenviertel verwenden, denn ein Definitionsmerkmal besagter Siedlungen ist die illegale Inbesitznahme von Grund und Boden. Das heißt, dass diese Siedlungen oft ohne gesicherten Rechtstitel errichtet werden. Dies hat eine Vernachlässigung durch den Staat sowie eine fehlende Infrastruktur und gesundheitliche Probleme zur Folge. Allerdings sind nicht alle Siedlungen illegal errichtet.4 „In Kalkutta z.B. bestehen fast ausschließlich durch westbengalisches Recht abgesicherte, formale Miet- und Pacht-Verhältnisse zwischen Landbesitzer, Hütteneigentümer und Hüttenbewohner.“5

vgl. SLUMS UND SQUATTER SIEDLUNGEN: THESEN ZUR STADTENTWICKLUNG UND STADT PLANUNG IN DER DRITTEN WELT Verfasser: Peter Herrle / Henning Lübbe / Jakob Rösel Herausgeber: Städtebauliches Institut im Fachbereich Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart 1981, S.72 5 zit.n. SLUMS UND SQUATTER SIEDLUNGEN: THESEN ZUR STADTENTWICKLUNG UND STADTPLANUNG IN DER DRITTEN WELT Verfasser: Peter Herrle / Henning Lübbe / Jakob Rösel Herausgeber: Städtebauliches Institut im Fachbereich Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart 1981, S.72) 4

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§§


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Städtebau Bangkok

Informelle Siedlungen

Als informell werden Siedlungen bezeichnet, die innerhalb oder in der Nähe von urbanem Raum entstehen und größtenteils aus behelfsmäßig gebauten Unterkünften bestehen. Umgangssprachlich wird auch häufig der Begriff Slum oder Elendsviertel verwendet, wobei bei diesen Begriffen meist Bezug auf heruntergekommene Viertel in der Innenstadt genommen wird, wohingegen informelle Siedlungen ungeplante „Stadtviertel“ sind, die neu entstanden sind und deren Entwicklung sich überwiegend auf den Stadtrand bezieht. Die Bezeichnung „informell“ wird in den meisten Ländern nur gebraucht, wenn rechtliche Fragen bezüglich des Grundstückseigentümers nicht geklärt sind. Hin und wieder wird zwischen informellen und irregulären Siedlungen unterschieden. Der Unterschied dieser beiden Begriffe liegt bei den Besitzansprüchen, welche bei informellen Siedlungen nicht vorhanden sind, da hier kein legaler Grundbesitz seitens der Einwohner besteht, wohingegen bei irregulären Siedlungen die Besitzverhältnisse umstritten sind. Stadtviertel, die infrastrukturell ähnlich gezeichnet sind wie die Sektoren im informellen Bereich, werden von den Einwohnern der Stadt häufig ähnlich betitelt, wie z.B. in Argentinien bei der „Villa Miseria“.6 „Informelle Siedlungen haben in verschiedenen Ländern verschiedene Charakteristika und eigene Namen. In Argentinien heißen sie „Villa Miseria“, in Brasilien „Favela“, 6 7

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in Peru „Pueblos jóvenes“ und Asentamientos „Humanos“, in Ecuador „Invasiones“ und in der Türkei „Gecekondu“. Weitere Bezeichnungen sind „Bidonville“ im frankophonen Afrika, „Katchi abadi“ in Pakistan sowie „Shantytown“ in der englischsprachigen Welt.“7 In Thailand werden diese Gebiete „Chomchon Aeh At“ genannt, das ist der allgemeine Begriff für Armensiedlungen. Wie z.B. in Bangkok der Klong Toey Distrikt, der ganz klar als informelle Siedlung bezeichnet werden kann. Mittlerweile ist die Stadt zwar so weit gewachsen, dass man diesen Stadteil nicht mehr als Vorstadt bezeichnen kann, dennoch sind die Besitzansprüche bis heute nicht klar geregelt.

vgl http://de.wikipedia.org/wiki/Informelle_Siedlung zit.n.http://de.wikipedia.org/wiki/Informelle_Siedlung

§§

Km


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Städtebau Bangkok Marginalsiedlungen

Als „Marginalsiedlung“ werden Stadtgebiete bezeichnet, die sich unter anderem durch ihre räumliche Lage selbst definieren. Marginale Flächen sind also Bahndämme, Müllplätze, Abwasserkanäle oder ähnliche Bereiche. Die Bezeichnung bezieht sich ebenfalls auf die Bewohner und deren Existenz am Rande sozialer, ökonomischer und politischer Abgründe. Die Einwohner von Squattersiedlungen und Slums innerhalb der Stadt spielen jedoch keinesfalls eine nebensächliche Rolle. Die immer größer werdende Anzahl dieser Bewohner legt ein ungeahntes Potenzial bloß, das neben dem informellen und formellen Arbeitsmarkt auch von großem politischen Interesse sein könnte, da sich in diesen Siedlungen ein massenhaft mobilisierbares Publikum für politische Interaktionen verbirgt.8 In Bangkok befinden sich diese Siedlungen hauptsächlich an den Bahngleisen, die in Richtung Norden, Osten und Süden aus der Stadt führen, sowie entlang der Khwwlongs (Kanäle), die sich durch ganz Bangkok ziehen.

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vgl. SLUMS UND SQUATTER SIEDLUNGEN: THESEN ZUR STADTENTWICKLUNG UND STADTPLANUNG IN DER DRITTEN WELT Verfasser: Peter Herrle / Henning Lübbe / Jakob Rösel Herausgeber: Städtebauliches Institut im Fachbereich Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart 1981, S.73


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Städtebau Bangkok Spontansiedlungen

Die Definitionskriterien für Spontansiedlungen beziehen sich auf den unvermittelten Entstehungsprozess, der entweder so vonstattengeht wie die selbst organisierte Besetzung der „Barridas“ in Lima oder einer allgemeinen Abkopplung von formellen Institutionen der Organsisations- und Wirtschaftsformen folgt. Die Spontanität dieser Entwicklungen ist allerdings nur ein vorübergehendes Charakteristikum. Illegale Besetzungen in den Städten Lima oder San Salvador waren beispielsweise durchaus organisiert. In diesen Städten folgte der Besetzung eine aktive Duldung, sowie später eine Kooperation der Behörden, die wiederum eine konsequente Planung nach sich zog. Somit können die Kriterien der Spontanität sowie die Entstehung und Organisation dieser Siedlungen kaum noch als Charakteristikum gewertet werden. Die Abwesenheit der städtischen Planer ist nicht dauerhaft und oft sind die Behörden schon vorher über die Bewegungen informiert und versuchen diese dann auch dementsprechend in eine Richtung zu „lenken“.

vgl. SLUMS UND SQUATTER SIEDLUNGEN: THESEN ZUR STADTENTWICKLUNG UND STADTPLANUNG IN DER DRITTEN WELT Verfasser: Peter Herrle / Henning Lübbe / Jakob Rösel Herausgeber: Städtebauliches Institut im Fachbereich Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart 1981, S.72 10 zit.n. SLUMS UND SQUATTER SIEDLUNGEN: THESEN ZUR STADTENTWICKLUNG UND STADTPLANUNG IN DER DRITTEN WELT Verfasser: Peter Herrle / Henning Lübbe / Jakob Rösel Herausgeber: Städtebauliches Institut im Fachbereich Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart 1981, S.72 9

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Ebenfalls werden starke Zweifel gehegt, dass sich die Bewohner 9 „sozial-psychologisch durch ihre Spontanität, d.h. Aktivität, Aufstiegsmotivation, Selbstinitiative etc. wesentlich von Bewohnern innerstädtischer Slumgebiete unterscheiden.“10


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mischung der baustile thai-europa

erste christliche kirche

vermehrter straßenbau

neue hauptstadt bangkok

einfache behausungen

bau von tempeln und wehranlagen

2 Städtebau Bangkok

Die städtebauliche Geschichte Bangkoks

Überblick

1750 1782 1800 1850 1880 1920 1930 1940 1950


bau der ersten ubahn

initiativen gegen slumbildung

U

1960 1970 1980 1994 2000 2013 2020 2040 2050

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Städtebau Bangkok

Die städtebauliche Geschichte Bangkoks

Als Bangkok 1782 die Hauptstadt des Königreichs von Siam wurde, war die erste Aufgabe der Bauplaner, den geheiligten Grund für Paläste und buddhistische Klöster festzulegen. Indische Astrologen und hochrangige buddhistische Mönche berieten über vielversprechende Standorte am Fluss, um sie anschließend zu weihen und mit kleinen gemeißelten Steinsäulen zu markieren. Siams begabteste Architekten und Handwerker schufen daraufhin majestätische und kunstvolle Gebäude, die jeden Besucher der Stadt in Erstaunen versetzen sollten. Die Tempel und Paläste entlang der Ufer des Mae Nam Chao Phraya verliehen dem bescheidenen Bang Makok Glanz und Glorie. Ihr Ausmaß und ihre Komplexität hinterlassen noch immer einen nachhaltigen Eindruck. Das frühe Bangkok war sowohl Zitadelle als auch Stadt voller Tempel und Paläste. Noch heute erheben sich die massiven kalkgetünchten Mauern der Phra-Sumen-Festung mit ihren kleinen Fenstern und den adretten Zinnen über dem nördlichen Ende der angesagten Th Phra Athit und gegenüber dem Mae Nam Chao Phraya. Auf der anderen Seite der Festungsmauern führt der Khlong Banglamphu (Banglamphu Kanal) in scharfen Winkel vom Fluss weg und bildet die nördliche Spitze von Ko Ratanakosin, einer künstlichen Insel jenseits des linken Flussufers. Der achteckige Turm aus dem Jahr 1738 wurde nach dem mythischen Berg Meru (Phra Sumen auf thailändisch) der hinduistisch-buddhistischen Kosmologie benannt und war eine von 14 Wehranlagen entlang des Kanals. Von den 4m hohen und 3m dicken Wällen, die einst den ganzen Kanal flankierten, blieben nur Phra Sumen und Mahakan erhalten. Sie zeigen, wie Bangkok im 18. Jh. aussah und feindlichen Armeen standhielt.

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Der offene Handel mit Portugiesen, Holländern, Engländern, Franzosen und Chinesen machte die Befestigungsanlagen Mitte des 19. Jahrhunderts. überflüssig. Um Platz für Straßen zu schaffen, wurden die ursprünglichen Stadtmauern größtenteils abgerissen. Schon 1900 waren diese Straßen mit zweistöckigen, sino-gothischen Ladenhäusern gesäumt. Diese Geschäfte wurden auf Wunsch von König Rhama V. gebaut, der sich bei Besuchen in Singapur und Penang inspirieren ließ. Bangkoks ältester Wohn- und Geschäftsbereich erstreckt sich entlang dem Fluss Chao Phraya zwischen der Brücke Phra Pin Klao und dem Bahnhof Hualamphong. Hier leben vor allem Einwohner chinesischer Herkunft, deren Vorfahren zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus Ko Ratanakosin wegziehen mussten, damit dort Tempel und Paläste errichtet werden konnten. Thais nennen die Gegend nach einer Hauptstraße durch das Viertel Yaowarat (Chinatown). Eine der stimmungsvollsten Straßen in diesem Gebiet ist die Th Plaeng Nam, auf der sich mehrere, teilweise fast 100 Jahre alte chinesische Ladenhäuser aneinanderreihen. Im 19. Jh. spielte die chinesische Architektur eine immer wichtigere Rolle. In Talat Noi (Kleiner Markt), einem Viertel am Fluss gleich südlich des älteren Yaowarat, gründete der chinesische Unternehmer Chao Sua Son einen Markt, wo Schiffe Großhandelsartikel für städtische Händler abladen konnten. Sein Haus dient heute als gutes Beispiel für die traditionelle chinesische Bauweise in Thailand.11 Talat Noi ist eine kulturelle wie geographische Brücke zwischen dem fast ausschließlich chinesisch geprägtem Gebiet Yaowarat im Norden sowie dem westlichen Bezirk der europäischen Handelshäuser und den Botschaften im Süden. Ein Teil von Talat


Noi ging an Bangkoks portugiesische Bewohner, die 1787 die Rosenkranzkirche als ersten christlich-religiösen Bau der Stadt errichteten. Den ursprünglichen Holzbau ersetzt seit einem Brand 1880 eine Kirche im neugotischen Stil. Ihr Inneres zieren romanische Buntglasfenster, vergoldete Decken und eine lebensgroße Christusfigur, die bei Osterprozessionen durch die Straßen getragen wird. Südlich von Talat Noi wurden große Gebiete am Chao Phraya Flussufer internationalen Handelsunternehmen wie East Asiatic Co, Chartered Bank, British Dispensary, Bombay Burmah Trading Co, Banque de Indochine, Messrs Howarth Erskine, aber auch den Botschaften von Deutschland, Portugal, Frankreich, Russland, England, Amerika und Italien überlassen. Die aufwendige Architektur – eine Mischung aus neoklassizistischen Fassaden, viktorianischen Fenstern und vielen Jugendstilornamenten – machte das Viertel zum prächtigsten Teil der Metropole. Einige der alten Bauwerke haben die Zeit überlebt, allerdings stehen sie im Schatten moderner Bauten entlang der Charoen Krung Road. Am besten sind sie vom Fluss her bei einer Bootsfahrt zu sehen. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die Thailänder damit, ihre traditionellen Bauweisen mit europäischen Formen zu mischen. Beispiele hierfür sind der Vimanmek-Palast, der Autorenflügel des Oriental, der Chakri Mahaprasat in der Nähe des Wat Phra Kaew sowie einige ältere Residenzen und Ladenhäuser in der Stadt. Diesen Baustil nennt man „Old Bangkok“ oder „Ratanakosin“. Das Einkaufszentrum „Old Siam Plaza“ neben der Sala Chalermkrung ist ein Versuch, die alte Bangkoker Schule wieder aufleben zu lassen. Die Erdgeschosse der Gebäude prägen 11

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mehrfarbige Fliesen in französischem, italienischem oder holländischem Design. Obere Stockwerke sind mit poliertem Teakholz ausgestattet. Ähnliche Ladenhäuser findet man entlang der Th Tanao in Banglamphu. Anfang des 20. Jahrhunderts war in der Architektur die viktorianische Zeit zu Ende. Nun mischte man Art déco aus Europa mit Funktionalismus, wodurch eine Art Thai Art déco entstand. Der Bahnhof Hualamphong, der kurz vor dem Ersten Weltkrieg gebaut wurde, ist ein frühes und besonders beachtliches Beispiel für diesen Stil. Das gewölbte Eisendach und der neoklassische Portikus bezeugen den Stand der damaligen Technik, während die gemusterten Dachluken dem holländischen Jugendstil nahestehen. Imposante Beispiele für das Thai-Dekor der 1920er- und 1930er- Jahre sieht man in Chinatowns Hauptstraßen, insbesondere in der Th Yaowarat. Verspielte, dekorative Strukturen ähnlich dem Eiffelturm, ein Löwe, ein Elefant oder eine maurische Kuppel zieren die Türme über den Eingängen. Auf einem der Geschäftshäuser an der Th Songwat thront das rostige Modell eines japanischen Zero-Kampfflugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg. Während der kurzen Besetzung von Bangkok 1941 wurde es von den Japanern angebracht und passt bis heute perfekt zu den umgebenden Elementen des thailändischen Stils. Weitere Beispiele sind die Sala Chalermkrung und das Ratchadamnoen Boxstadion.12

vgl.Images of Asia - Old Bangkok, Michael Smithies, Kuala Lumpur, Published by penerbit Fajar Bakti Sdn. Bhd. Under licence from Oxford University Press, 2003, S 1-7 vgl. Bangkok – A Cultural History, Maryvelma O´Neal, United States of America, Oxford University Press, 2008, S. 1-44

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Städtebau Bangkok Geografie

Bangkok liegt in der Mitte von Thailands 1860km langer Nordsüdachse, 14° nördlich des Äquators auf einem Breitengrad wie Madras, Manila, Guatemala und Khartum. Flüsse und Nebenflüsse des nördlichen und zentralen Thailands strömen in den Mae Nam Chao Phraya, der seinerseits in den Golf von Thailand mündet, eine riesige Bucht des Südchinesischen Meeres. Die Hauptstadt ist zum größten Teil von einer flachen, feuchten und ausgesprochen fruchtbaren Gegend umgeben, die auch „Reisschale Asiens“ genannt wird. Hier wächst mehr Reis als in allen anderen Gebieten Asiens. Aus diesem Grund gilt Thailand schon seit mehr als 30 Jahren als weltweit größter Reisexporteur. Die Metropole bedeckt eine Fläche von 1569 km2 und bietet etwa 15 Millionen Menschen eine Heimat. Damit ist sie eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt. Sie erstreckt sich auf Schwemmland in der Mitte eines der größten Flussdeltas Südostasiens, nur 2 Meter über dem Meeresspiegel, und sinkt pro Jahr 5-10cm ab. Wegen des gleichzeitig steigenden Meeresspiegels dauert es deshalb wohl nicht mehr lange, bis Bangkok unter den Spiegel gesunken ist. Hunderte von Kilometern natürlicher und künstlicher Kanäle ziehen sich kreuz und quer durch das Gebiet. Einst galten sie als Lebensadern dieser Landschaft. Heute dagegen wirken sie - sofern man sie nicht schon für den Bau von Straßen und Häusern zugeschüttet hat- stark verschmutzt und vernachlässigt.13

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vgl. Thailand nach dem Tsunami – Regionale Strategiewechsel als Chance für den Tourismus Hirsch, Stephanie, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2008, S.5-13


Thailand

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Städtebau Bangkok

Stadtplanung und Entwicklung

Beiderseits des Chao Phraya und in der Nähe der Mündung liegt Bangkok. 1930 belegte die Stadt eine Fläche von ca. 40 km2, 1970 waren es bereits 290 km2 und 2010 1569 km2.15 Die Metropolregion beläuft sich auf eine Fläche von 7762 km2 und umfasst sich über Teile der fünf Provinzen Chachoengsao im Nordosten, Pathum Thani im Norden, Nonthaburi im Nordwesten, Samut Sakhon und Nakhon Pathom im Südwesten und Samut Prakam im Süden.16 Als Bangkok 1782 die neue königliche Hauptstadt wurde, legte man den Ort – inspiriert von den früheren Hauptstädten Ayutthaya, Sukothai und Chiang Mai – zunächst nach einem traditionellen buddhistischen monton (Mandala-Plan) an. Die Paläste und königlichen Klöster von Lak Meuang (Stadtsäule) thronten im Zentrum. Um sie herum wurde der Khlong Rop Krung angelegt und dadurch entstand die Insel Ko Ratanakosin. Dann ermutigte man wichtige Adlige und Händler, sich unmittelbar außerhalb dieses künstlichen Eilands anzusiedeln. Bald darauf wurden weitere Kanäle gegraben, um auch den nächsten Bereich vom Zentrum aus mit Wasser zu umgeben. Das System von inneren und äußeren Ringen, bei dem sich Wasser mit Land abwechselte, war ein bewusster Versuch, den geheiligten Berg Meru ( Phra Sumen auf Thai) aus der hinduistisch-buddhistischen Mythologie zu würdigen. Das frühe Bangkok war ebenso Zitadelle wie Stadt. Heute ragen die massiven, weiß getünchten Mauern der Phra-Sumen-Festung noch immer über die angesagte Th Phra Athit und erstrecken sich nach außen Richtung Mae Nam Chao Phraya. Diese Bastion aus verputztem Backstein war eine von 14 Befestigungsanlagen am Khlong Banglamphu, die eine Art bogenförmige Insel am linken Ufer des Mae Nam Chao Phraya formen. Auf der

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anderen Seite der Festungsmauern führt der Khlong Banglamphu in scharfem Winkel vom Fluss weg. Er bildet die nördliche Spitze von Ko Ratanakosin, der königlichen Insel. Auch wenn Bewohner wie Besucher diese „Insel“ kaum wahrnehmen, war diese für die Entwicklung und Prägung der Stadt entscheidend. Von den 4m hohen und 3m dicken Wällen, die einst den ganzen Kanal flankierten, ließ man nur Phra Sumen und Mahakan stehen, um mit diesen Bauten zu zeigen, wie Bangkok im 18.Jh. aussah und sich feindlichen Armeen entgegenstellte. Im frühen 19.Jh. gaben die thailändischen Könige das Mandala Konzept auf und erneuerten die Stadt nach europäischen und amerikanischen Modellen; ein Prozess, der bis heute anhält. Der offene Handel mit Portugiesen, Holländern, Engländern, Franzosen und Chinesen machte die Befestigungsanlagen Mitte des Jahrhunderts überflüssig, und fast alle der ursprünglichen Stadtmauern wurden abgerissen, um Straßen Platz zu machen. Diese waren um 1900 bereits von zweistöckigen Ladenhäusern gesäumt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Japaner kurzzeitig Teile der Stadt besetzt hielten, errichteten thailändische Ingenieure Brücken über den Mae Nam Chao Phraya und schütteten die Kanäle zu, um Platz für neue Wege und Geschäfte zu schaffen. Obwohl viel Bewohner weiterhin in Häusern auf Pfählen entlang der Khlongs wohnten, und sich in ihrem Wohnviertel mit dem Boot fortbewegten, machten sich Asphalt und Autos immer mehr breit. In den 1960er - und 1970er-Jahren verdoppelte sich die Fläche der Stadt; planerisch hatte man allerdings das enorme Wachstum nicht im Griff. Bis in die 1980er-Jahre hinein, als sich das Stadtumland mit Fabriken, Wohnsiedlungen, Einkaufszentren, Vergnügungsparks und Golfanlagen füllte, war mehr oder minder

vgl. Stadtplanung in Bangkok – Untersuchung zur Situation und Leistungsfähigkeit thailändischer Stadtplanung – Peter Brazel / Steffen Mildner / Hans-Jürgen Schäfer, Karlsruhe, Februar 1975, Institut Für Städtebau und Landesplanung – Universität Karlsruhe, S.35


3 ao Ph ray a

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Pathum Thani

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Samut Prakan

N

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St채dtebau Bangkok

Fl채chenentwicklung Bangkok

40 km2 290 km2

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1930

1970


1569 km2

2010

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St채dtebau Bangkok Metropolregion

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2 7762 km 29|


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Städtebau Bangkok

Stadtplanung und Entwicklung

Wildwuchs angesagt.17 Bei diesem ungeordneten und unkontrollierten Wachstum entlang der infrastrukturellen Verkehrswege über Wasser oder Land sind hauptsächlich die „Ausuferungen“ im Norden entlang der Straße nach Ayutthaya, im Westen entlang der Straße nach Nakorn Pathom, im Süden in Richtung Samut Prakarn und im Osten an den beiden Straßen nach Chachoengsao und Chonburi zu erwähnen. Die Bebauung im Stadtkern von Bangkok, besser bekannt als Chinatown, ist auffallend dicht und es stehen nur wenige Freiflächen zur Verfügung. Die Gebäude in diesem Distrikt sind größtenteils mit einer Mehrfachnutzung belegt. Im Erdgeschoss befinden sich meist Geschäfte und Betriebe und in den darüber liegenden Geschossen leben die Inhaber oder das Personal in kleinen Apartments. Die Gebiete um das Zentrum sind nicht zusammenhängend bebaut. An der Straße entlang zieht sich eine lückenhafte Bebauung, die teilweise riesige brachliegende Baulücken entstehen lässt und somit wiederum Raum gibt für Marginalsiedlungen. Auch im „Hinterland“ der großen Ausfallstraßen sind viele ungenutzte Flächen zu finden. Diese Gegensätze sind geradezu paradox. Entweder ist die Bebauung von zu hoher Dichte geprägt, oder die Flächen werden verschwenderisch genutzt. Im Süden, Nordosten und Westen entstanden Wohnquartiere mit unterschiedlicher Struktur. Hier wechselt die Bebauung zwischen kleinen Holzhäusern, vereinzelten Mehrzweckhäusern und größeren Einfamilienhäusern. Das Problem der neuen Wohngebiete in der Peripherie ist nach wie vor die mangelhafte Infrastruktur. Öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Wasser- und Abwasserversorgung, Zufahrten

vgl. http://www.urbanalyse.com/cmswp/?p=1100 <08.07.2013> vgl.Images of Asia - Old Bangkok, Michael Smithies, Kuala Lumpur, Published by penerbit Fajar Bakti Sdn. Bhd. Under licence from Oxford University Press, 2003, S 35-50) 18 vgl. Stadtplanung in Bangkok – Untersuchung zur Situation und Leistungsfähigkeit thailändischer Stadtplanung – Peter Brazel / Steffen Mildner / Hans-Jürgen Schäfer, Karlsruhe, Februar 1975, Institut Für Städtebau und Landesplanung – Universität Karlsruhe, S.36-38 16 17

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etc. sind, wenn überhaupt nur in einfachen Standards vorzufinden. Die Schwerpunkte im Südosten liegen beim Tourismus. Hier werden moderne Hotelbauten und Vergnügungsstätten errichtet. Jedoch sind auch hier die öffentlichen Infrastruktureinrichtungen wie Straßen, Parkplätze und das Kanalisationssystem stark überlastet. In den meisten Städten von Entwicklungsländern gibt es klare Grenzen zwischen armen und wohlhabenderen Gegenden, dies trifft in Bangkok allerdings nicht zu. Die Grenzen scheinen zu verschwimmen. Es ist durchaus nicht unüblich das direkt neben einem fünf Sterne Hotel Wellblechhütten zu finden sind. So sind in Bangkok mehrere kleine Marginalsiedlungen entstanden, bis auf ein größeres zusammenhängendes Gebiet, dass im späteren Verlauf dieser Arbeit auch noch genauer behandelt wird. Dieses Gebiet befindet sich in der Nähe des Hafens und nennt sich Klong Toey. In dem Quartier leben geschätzt 150.000 Menschen. Die restlichen Squattergebiete verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet. Wie schon erwähnt, sind diverse Baulücken förmlich prädestiniert für diese Entwicklung. Des Weiteren entwickeln sich diese Gebiete entlang der Kanäle oder den Bahngleisen. Dieser ungehemmte und ungeplante Wohnungswachstum geht einher mit einer steigenden Bodenpreisentwicklung.


Chinatown

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Städtebau Bangkok

Stadtplanung und Entwicklung

Die Abwanderung vom Lande in die Urbanagglomeration kann als die Folge der Anziehungskraft der Großstadt angesehen werden. Sie kann aber auch als eine klare Reaktion der Bauern auf die sozial-wirtschaftliche Bedrückung und die Existenznot auf dem Lande aufgefasst werden. Da die Absorptionskapazitäten der Stadt beschränkt sind, bedeutet für viele Menschen der Umzug in die Großstadt keineswegs eine Verbesserung ihrer Lebenslage. Im Endeffekt findet eine Übertragung der Existenznöte vom Lande in die urbanen Zentren statt. Die Zuwanderer sind hier wieder mit den alten Problemen konfrontiert, die sie aus dem Lande verdrängt habe: niedriges Einkommen und Unterbeschäftigung. Hinzu kommt noch ein Dasein in den Slumgebieten. Die extreme Verdichtung in Bangkok ist zugleich eine Verdichtung von Elend. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte der BMA liegt bei ca. 1750 Einwohnern pro km2, wovon der größte Teil in einem relativ kleinen Teil der GBA komprimiert ist (die durchschnittliche Bevölkerungsdichte in Thailand liegt bei 125 Einwohnern pro km2). Hierbei ist eine fast lineare Abnahme zu bemerken, die vom Stadtzentrum zu den Randgebieten hin verläuft. Die Wohnbedingungen, die sich aus dieser Situation ergeben, fallen dementsprechend aus. Somit liegt die durchschnittliche Belegung einer „housing unit“ bei 7,5 Personen, wobei man hier zwischen den verschiedenen Stadtgebieten unterscheiden muss. Die älteren Stadtteile im Zentrum weisen eine durchschnittliche Belegung von 13 Personen auf wohingegen in den jüngeren Gebieten „nur“ 5-6 Personen pro „housing

vgl. Stadtplanung in Bangkok – Untersuchung zur Situation und Leistungsfähigkeit thailändischer Stadtplanung – Peter Brazel / Steffen Mildner / Hans-Jürgen Schäfer Karlsruhe, Februar 1975 Institut Für Städtebau und Landesplanung – Universität Karlsruhe, S.39-40 20 vgl.Images of Asia - Old Bangkok, Michael Smithies, Kuala Lumpur, Published by penerbit Fajar Bakti Sdn. Bhd. Under licence from Oxford University Press, 2003, S 51-53 21 vgl. Stadtplanung in Bangkok – Untersuchung zur Situation und Leistungsfähigkeit thailändischer Stadtplanung – Peter Brazel / Steffen Mildner / Hans-Jürgen Schäfer Karlsruhe, Februar 1975 Institut Für Städtebau und Landesplanung – Universität Karlsruhe, S.40 19

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unit“ zu zählen sind. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Haushaltsgröße von 6,5 Personen, was außerordentlich hoch ist. In den Bereichen der mittleren und unteren Einkommensschichten sind die Wohnbedingungen unzureichend und ungesund. Das trifft leider auch dann noch zu, wenn man andere als westliche Standards anwendet.19 Erst seit 1992 versucht die Bangkok Metropolitan Administration (BMA) das Wachstum in den Griff zu bekommen und für die Zukunft zu planen. Die meisten strukturellen Vorhaben bleiben aber in der Schublade liegen. Und gute Ideen werden selten unterstützt oder scheitern an internen Streitigkeiten und an Geschäftemacherei.20 Ein weiterer wichtiger Punkt der Stadtentwicklung betrifft den infrastrukturellen Ausbau. Das tägliche Verkehrschaos ist eines der eindrucksvollsten Erlebnisse in Bangkok. Vor allem im Zentrum und auf den Ausfallstraßen hat der Individualverkehr Ausmaße angenommen, die nur noch von wenigen Städten der Welt übertroffen werden können. Die Ursachen liegen neben der sprunghaften Zunahme der Kfz hauptsächlich an dem auf das Zentrum orientierte Straßensystem, das zwischen den Hauptausfallstraßen nur wenige Querverbindungen aufweist. Das Stadtgebiet ist von einem Gewirr von Stichstraßen überzogen, die in Reaktion auf die private Bautätigkeit als Zufahrten zu den Grundstücken vollkommen unsystematisch angelegt werden. Während die Bevölkerung, von 1960 - 1970 um 65% wuchs, vervierfachte sich in dieser Zeit die Zahl der Kfz. 1970 wurden ca. 300.000 Kfz registriert.21


Skytrain

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Städtebau Bangkok

Stadtplanung und Entwicklung

Heute sind es ca. 20 - mal so viele.22 Dieser laufend steigenden Zahl (die jährlichen Wachstumsraten schwanken zwischen 6 und 22%) steht eine sehr geringe Straßenfläche von nur 8% der bebauten Fläche gegenüber. Von 1960 bis 1970 nahm die gesamte Straßenfläche um 25% auf 17.3 km2 zu. Um die Verkehrsproblematik, der stark wachsenden Metropolitan Region in den Griff zu bekommen, wurde 1994 der „Mass Rapid Transit Master Plan in Bangkok Metropolitan Region“ (M-MAP) in das Leben gerufen. Dieser lieferte die Grundlage für eine zufriedenstellende öffentliche Infrastruktur. Das geplante Projekt zur Verbesserung der Verkehrslage entpuppte sich schnell als Katalysator des inneren urbanen Wachstums und der Verdichtung. Dadurch erkannte die Regierung das große Potenzial des Transportsektors, für den Wirtschaftlichen Wachstum. Neben Skytrain und MRT (U-Bahn) ist der Straßenverkehr aber nach wie vor von großer Bedeutung, da das öffentliche Verkehrsnetz die Nachfrage nach täglichen Fahrten immer noch nicht zufriedenstellend decken kann.23

22

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vgl. www.spiegel.de/auto/fahrkultur/verkehr-in-bangkok-willkommen-in-der-stau-haupt stadt-a-584329.html <22.07.2013> vgl. http://www.urbanalyse.com/cmswp/?p=1095 <22.07.2013>)


6

7

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Städtebau Bangkok

Klong Toey: Größter „Slum“ Bangkoks

Mit einer geschätzten Einwohnerzahl von 140.000 Menschen ist die informelle Siedlung in Klong Toey die Größte Bangkoks. Des Weiteren ist Klong Toey der bekannteste der vielen „Slums“ der Megastadt. Dieser zweifelhafte Ruhm rührt daher dass keine andere Siedlung in Bangkok häufiger bedroht war umgesiedelt zu werden oder vielmehr die Einwohner bedroht waren aus ihrem Lebensraum vertrieben zu werden wie diejenigen in Klong Toey. Das Stadtviertel entstand Ende der 1930er Jahre als die Menschen, in der Nähe des Chao Praya, auf sumpfigem Schwemmland, inmitten von Reisfeldern, ihre Holzhütten auf Pfählen errichteten. Zu diesem Zeitpunkt interessierte niemanden die im Wasser errichteten Hütten da dieser Streifen Land weit außerhalb des Stadtkerns lag etwa 8 km Luftlinie vom historischen Stadtkern. Die rechtlichen Ansprüche hatte jedoch auch damals schon die Port Authority, da aber der Hafen zu dieser Zeit noch keine große wirtschaftliche wie infrastrukturelle Bedeutung für die Stadt hatte, interessierte sich niemand für die schnell wachsende Bevölkerung des „Slums“. Zwischen 1950 und 1960 änderte sich dies jedoch. Als Folge der schnell wachsenden Metropole Bangkok, wurde beschlossen, an dieser Stelle den Tiefwasserhafen zu errichten und im Zuge dessen die Bewohner des Klong Toey „Slums“ zu vertreiben. Dieses rücksichtslose Vorgehen wurde stark kritisiert und eine Entwicklungsstrategie für die einkommensschwachen Bevölkerungsschichten gefordert. Diese, größtenteils von Akademikern, geäußerte Kritik zwang die Bangkok Metropolitan Area (BMA) etwas zu unternehmen. So wurde in den 1970er Jahren die Verantwortung übernommen und an Lösungsansätzen gearbeitet. Es entstanden Bürgerkomi-

Bangkok BMA

Klong Toey

China Town Chao Phraya

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Cha

o Ph

raya

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„Slum“ Gebiet Aufgewertetes „Slum“ Gebiet

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Städtebau Bangkok

Klong Toey: Größter „Slum“ Bangkoks

tees und verschiedene NGOs engagierten sich für die Bewohner des „Slums“. Das gesamte Gebiet wurde in 44 „communities“ unterteilt, die wiederum Vertreter gewählt haben, welche für den jeweiligen Bereich sprechen. Im Zuge einer Hafenerweiterung Anfang der 1980 Jahre folgte ein weiterer Rückschlag. Die Port Authority versuchte ihre Ansprüche auf das gesamte 270 ha umfassende Grundstück geltend zu machen. Letzten Endes einigte man sich auf eine Teilrückgabe von etwa 70 ha Land. Die nächste Umsiedlungsaktion plante die BMA Ende der 1980er Jahre, hier sollten 40% der gesamten Marginalbevölkerung der Stadt in die umliegende Provinz Pranchinburi verlegt werden. Gemäß der Planung sollten als Erstes die Bewohner des Klong Toey Distrikts umgesiedelt werden, jedoch fehlte den Planern jegliches Verständnis für die Bedürfnisse der Menschen, die dieses Land besiedelten. Die geplante Umsiedlung in die Provinz Prachaburi, die etwa 50 km nordöstlich ihrer angestammten Siedlung und demnach sogar außerhalb der „Mega Urban Region Bangkok“ liegt. Jeder Bewohner sollte 5 Rai Land erhalten, was etwa einem Hektar entspricht. Die Kosten, die hierfür entstanden, sollten die Bewohner allerdings selbst Tragen und in Form eines Kredites zurückzahlen. Die einzigen finanziellen Aufwendungen der Regierung wären die Umzugskosten.24 “Most slum dwellers reacted negatively to the proposal, as many had been living in Bangkok for years and had a gainful employment. The plan never materialized.“25 In der Zwischenzeit, also bereits in den 1980er Jahren gründete eine junge Lehrerin, Ms. Prateep, die „Duang Prateep Foundation“. „Ihre Organisation entwickelte sich mit der Zeit und mithilfe vieler, auch aus24

25

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vgl. Marginalsiedlungen in Megastädten Asiens Verfasser: Dirk Bronger / Herausgeber: Prof. Dr. Dirk Bronger und Dr. Johannes Wamser Lit Verlag 2007 S.75 zit. n. Marginalsiedlungen in Megastädten Asiens, Verfasser: Dirk Bronger / Herausgeber: Prof. Dr. Dirk Bronger und Dr. Johannes Wamser Lit Verlag 2007 S.78


Klong Toey „Slum“

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Städtebau Bangkok

Klong Toey: Größter „Slum“ Bangkoks

M

44 "Communities" 3400 Bewohner

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01 Market Einkaufen Arbeit Treffpunkt

C


CC

H Communitiy Centre Bibliothek Lernen Treffpunkt Wahlen Sport

H

Housing

unit Wohnraum 50m2 Belegung "housing unit" 7,5 personen

50m2

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Städtebau Bangkok

Klong Toey: Größter „Slum“ Bangkoks

wärtiger Spendengelder nicht nur zu einer bedeutenden Hilfsorganisation, sondern auch zu einer schlagkräftigen politischen Organisation; sie selbst wurde im Jahre 1999 sogar zur Senatorin gewählt.“26 Durch diese Entwicklung wurde zwar nicht jegliche Bedrohung der Vertreibung verbannt, aber Klong Toey entwickelt sich seitdem kontinuierlich in eine positive Richtung. So entstanden beispielsweise Häuser vorzüglich aus stabilen Baumaterialien, teilweise sogar mehrgeschossig. Wege wurden betoniert und die infrastrukturelle Versorgung bezüglich Wasser und Strom ist zumeist intakt. Außerdem gründete die Stiftung eine Feuerwehr. Es bricht zwar nach wie vor durchschnittlich einmal im Monat Feuer aus, aber jetzt breitet es sich nicht mehr so schnell aus. In einigen Bereichen tragen Pflanzen zu einer Verschönerung des Siedlungsbildes bei und in anderen Gebieten wurde eine komplette Aufwertung des „Slums“ vorgenommen, wobei die im Vergleich weniger verdichtete Siedlungsstruktur ebenfalls zu einem besseren Gesamteindruck beiträgt (siehe S.3233). Jedoch lässt sich bei all den positiven Entwicklungen nicht übersehen, dass viele Bewohner nach wie vor über unterdurchschnittliche Wohnverhältnisse verfügen.27 Die aktuelle Situation für die Bewohner von Klong Toey sieht wieder eine Umsiedlung vor. Ein Masterplan der Port Authority zur Umstrukturierung des Hafengeländes sieht ein 20 ha großes Grundstück in unmittelbarer Nähe des alten Gebietes vor. An dieser Stelle setzt meine Arbeit an. Auf dem Grundstück wird vertikal orientiert und verdichtet neuer Wohnraum entstehen und den Menschen von Klong Toey zugutekommen.

26

27

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zit. n. Marginalsiedlungen in Megastädten Asiens, Verfasser: Dirk Bronger / Herausgeber: Prof. Dr. Dirk Bronger und Dr. Johannes Wamser Lit Verlag 2007 S.79 zit. n. Marginalsiedlungen in Megastädten Asiens, Verfasser: Dirk Bronger / Herausgeber: Prof. Dr. Dirk Bronger und Dr. Johannes Wamser Lit Verlag 2007 S.95


22 H채user sind hier dem Feuer zum Opfer gefallen

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Städtebau Bangkok

Klong Toey: Größter „Slum“ Bangkoks

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Comprehensive Masterplan&Zoning 2013

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6 6

5

3 5

3 7 7

4 3 3


1

Port

137 ha

5

Custom & Port Office

23 ha

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Residence

20 ha

6

Comm. & Market

26 ha

3

Water Front & Park

7

ha

7

Marina Bay

45 ha

4

Administration

32 ha

8

Staff Residence

6 ha

10

2

1

1

1 N


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Planen und Bauen in tropischen Regionen Tropen

Im antiken Griechenland bezeichnete das Wort „Tropikos“ die Wendekreise. Heute bezieht sich die Bezeichnung „Tropen“ auf das Gebiet zwischen den Wendekreisen der Breitengrade 23°27‘ nördlich bzw. südlich des Äquators. Der Nördliche ist der Wendekreis des Krebses, hier erreicht die Sonne am 22. Juni ihren senkrechten Stand, der Südliche ist der Wendekreis des Steinbocks, über dem die Sonne am 23. Dezember senkrecht steht. Nördlich bzw. südlich der Wendekreise gibt es keinen senkrechten Sonnenstand mehr. Die Gebiete, die nicht in den Tropen liegen, werden als Ektropen bezeichnet.28 Die Tropen lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen. Trockenheiße Regionen mit Wüsten, Steppen und Trockensavannen sowie feuchtwarme Regionen mit Regenwäldern, Monsungebieten und Feuchtsavannen.29 Trockenheiße Gebiete sind gekennzeichnet durch große tägliche Temperaturschwankungen, niedrige Luftfeuchtigkeit, sporadischen Niederschlag, starke direkte Sonneneinstrahlung und hohe, von der Erdoberfläche reflektierte Strahlung. In feuchtwarmen Gebieten treten dagegen nur geringe jahres- und tageszeitliche Temperaturschwankungen auf. Es herrscht hohe Luftfeuchtigkeit mit geringem Wärmeaustausch und regelmäßigem, intensivem Niederschlag bei mittlerer bis starker Sonneneinstrahlung. Der Baumeister der gemäßigten Klimazonen muss durch wärmegedämmte Konstruktion und durch Entwicklung technologischer Heizsysteme gegen Kälte und Feuchtigkeit kämpfen. Der Baumeister der Tropen muss Bauweisen entwickeln, welche den Nutzern trotz Hitze, starker Sonneneinstrah28 29 30

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lung, hoher Feuchtigkeit oder extremen Regenfällen, behagliche Räume bietet, und das ohne den Einsatz technisch kühlender Klimaanlagen.30 Die traditionelle Architektur der Tropen hat weltweit über lange Zeiträume hinweg intelligente Bauformen und Baukonstruktionen entwickelt, auf die jeweiligen klimatischen Bedingungen und örtlichen Gegebenheiten angepasst. Bei den Bauweisen in dem feuchtwarmen Klima der äquatornahen Tropen wird die nur mäßig heiße Außenluft nicht aus dem Gebäude ausgeschlossen, sondern so weit wie möglich als Luftzug durch offene Raumfolgen hindurchgeleitet.

vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Tropen <16.09.2013> vgl.Tropenbau, Building in the Tropics, München: Callwey, Georg Lippsmeier 1980, S.10 vgl.Klimagerechte Architektur in den afrikanischen Tropen, Fachhochschule Konstanz, Dissertation, Wolfgang Lauber 2003, S. 4


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Planen und Bauen in tropischen Regionen Klimagerechte Architektur

Die traditionelle, anonyme Architektur der Tropen hat weltweit über lange Zeiträume hinweg intelligente Bauformen und Baukonstruktionen entwickelt, welche auf die jeweiligen klimatischen Bedingungen und örtliche Gegebenheiten angepasst sind. Erst mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen am Ende des 19. Jahrhunderts konnten viele baulichen Aufgaben nicht mehr länger mit den traditionellen Architekturvorstellungen gelöst werden.31 Die Architektur musste sich mit den neuen Bauaufgaben auseinandersetzen, welche mit dem Import der europäischen Lebensweisen durch die Kolonialisierung entstanden. Erste Ansätze einer klimagerechten Architektur in den tropischen Regionen waren die Kolonialbauten. Europäische Mächte waren gezwungen, für ihre verwundeten Soldaten Militärhospitäler zu errichten. Nur eine auf die tropischen Verhältnisse abgestimmte Architektur ermöglichte längere Patientenaufenthalte.32 Weitere Beiträge zu einer klimagerechten Architektur sind von den frühen Architekten der Moderne geleistet worden. Vor allem Le Corbusier, Lucio Costa oder Oscar Niemeyer haben mit ihren Bauten in Brasilien und Indien gezeigt, wie moderne Architektur mit einem intelligenten Klimakonzept verwirklicht werden kann. Diese wenigen positiven Beispiele, vor allem bei öffentlichen Gebäuden, sind weltweit gestreut. Der weitaus größere Teil hat jedoch, ohne auf die besonderen klimatischen und gesellschaftlichen Bedingungen einzugehen, die europäischen Bauformen und Konstruktionen übernommen. Viele Büro- und Wohnbauten in den Ballungsräumen der Großstädte zeigen einen fragwürdigen Einsatz technischer Klimaanlagen zur Kühlung. Einer der 31

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größten Energieverbraucher in den tropischen Ländern sind die Klimaanlagen zur Gebäudekühlung. Der derzeitige Energieverbrauch in diesen Ländern entspricht zwar nur einem Bruchteil des Verbrauches der Industriestaaten, aber der starke Bevölkerungszuwachs und der gleichzeitige Wunsch nach einem „westlichen“ Lebensstandard, kann die aktuelle Situation schnell ändern. Aber auch im hygienischen Sinne sollte ein Gebäude nicht auf die Unterstützung einer Klimaanlage angewiesen sein. Aufgrund fehlender Ersatzteile oder den Verkauf von veralteten Systemen können die Klimaanlagen häufig nicht genügend gewartet werden. Die verschmutzten Anlagen können so zu schweren Erkrankungen der Atemwege führen. Es ist daher nur bedingt sinnvoll, Konzepte aus dem europäischen und nordamerikanischen Raum in Länder anderer Klimazonen zu übertragen. Ziel muss eine Architektur sein, die durch eine natürliche Beschattung und Querlüftung der Gebäude, sowie die Verwendung von klimagerechten Materialien, weitestgehend auf den Einsatz von Klimaanlagen verzichten kann. Es ist wesentlich sinnvoller, klimatische Herausforderungen baulich zu lösen, anstatt sie ausschließlich mit Technik zu bewältigen. Aber auch durch die Verwendung von lokalen Materialien kann ein klimagerechtes Bauen gefördert werden. Materialien, die direkt aus der Region kommen, in der auch gebaut wird, reduzieren einerseits die Baukosten und verhindern auch unnötige Transportwege. Des Weiteren spart dies nicht nur Energie, sondern schafft auch Arbeit vor Ort.  

vgl.Klimagerechte Architektur in den afrikanischen Tropen, Fachhochschule Konstanz, Dissertation, Wolfgang Lauber 2003, S. 4 vgl. Bau-Planer. Entwicklungs- und Krisenregionen. Stuttgart: Fraunhofer IRB Verlag, Peter Burk 1998 S.15


11 Parlament in Chandigarh // Indien // Le Corbusier // 1956

12 Ministerium fĂźr Bildung und Gesundheit // Rio de Janeiro Le Corbusier // Oscar Niemeyer // LĂşcio Costa // 1945

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Planen und Bauen in tropischen Regionen Planen in tropischen Regionen

Grundsätzliche Überlegungen wie zum Beispiel die Gebäudeorientierung, sollten von Anfang an mit in die Planung einbezogen werden. In tropischen Regionen ist es von Vorteil, Gebäude in Ost-West-Ausrichtung zu erstellen. Man richtet die beiden Schmalseiten nach Osten bzw. Westen, um so der mitunter sehr flach stehenden Vormittags- bzw. Nachmittagssonne eine möglichst geringe Fläche anzubieten. Idealerweise sind demnach die Gebäudeöffnungen auf den Längsseiten nach Norden bzw. Süden angeordnet.33 Die in den tropischen Regionen sehr hochstehende Mittagssonne erhält als Angriffsfläche demnach nur das Dach. Hier können aufgrund der hohen Temperaturen und der starken Sonneneinstrahlung enorme Hitzeeinwirkungen auf der Oberfläche entstehen. Die Ausbildung eines Schattendaches verhindert die direkte Wärmeübertragung ins Gebäudeinnere. Der obere Dachabschluss, welcher der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, liegt getrennt durch einen Luftzwischenraum über der eigentlichen Decke. Durch den Zwischenraum der beiden Dächer kann die erhitzte Luft entweichen und schützt so die darunter liegenden Räume.34 Oder im Geschossbau das Einfügen eines Luftgeschosses. Schmale, lange Baukörper ermöglichen eine gute Querlüftung. Die Querlüftung ist eines der wichtigsten Bauprinzipien im Tropenbau. Auf beiden Gebäudeseiten vorgesehene Lüftungsöffnungen ermöglichen der Luft, die Räume zu queren und so die zur Kühlung wichtige Luftzirkulation in Gang zu halten. Diese Querlüftung hat Konsequenzen für die Grundrissgestaltung, da mehrere in der Luftquerungslinie hintereinanderliegende Räume die Querlüftung beeinträchtigen und daher vermieden werden

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sollten. Schmale, lange Gebäudeformen sind daher typisch für tropische Regionen. Sehr gebräuchlich sind auch einfache Verschattungselemente, wie zum Beispiel in Form weit auskragender Dächer. Sie schützen das Gebäude neben direkter Sonneneinstrahlung auch vor Regen. Besonders in regenreichen Regionen ist der Regenschutz von großer Bedeutung. Neben Überschwemmungen besteht auch die Gefahr, dass durch unzureichende Wasserabführung Fundament und Sockelbereich beschädigt werden. Daher sollte das Wasser möglichst schnell und ungehindert vom Gebäude wegfließen können. Auch eine leichte Anhebung des Gebäudes kann von Vorteil sein. Bei Hanggrundstücken ist darauf zu achten, Gebäude so zu orientieren, dass sie dem Wasser die geringste Widerstandsfläche entgegensetzen.11 Je nach Region müssen neben den Planungskriterien für tropische Regionen auch wirbelsturm- und erdbebengerechte bautechnische Aspekte berücksichtigt werden.

33

vgl. Bau-Planer. Entwicklungs- und Krisenregionen, Stuttgart: Fraunhofer IRB Verlag, Peter Burk 1998, S.16

34

vgl. Bau-Planer. Entwicklungs- und Krisenregionen, Stuttgart: Fraunhofer IRB Verlag, Peter Burk 1998, S.16


W

N S

O

Orientierung der Geb채ude

Luftgeschoss / Schattendach

Querl체ftung

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Planen und Bauen in tropischen Regionen Das Thai Haus

Die ursprüngliche Form des Wohnens entwickelte sich aus den vorherrschenden klimatischen und topografischen Verhältnissen, die in ganz Südostasien sowie in Teilen Ostasiens gegeben sind. Das grundlegende Prinzip entspricht einer kleinen aufgeständerten Hütte mit einem steilen Satteldach. Jedoch lassen sich in den verschiedenen Regionen typologische Unterschiede erkennen. Die thailändische Version dieses Hauses wird aus Bambus oder unbehandeltem Holz gefertigt. Die Nutzung der Gebäude machte es notwendig, diese in der Nähe von Flüssen oder Kanälen zu errichten. Demnach wurden die Pfähle in das Gelände eingelassen und nachträglich wurden die vorgefertigten Wandmodule montiert. So entstanden zunächst einfache Hütten, bei welchen in der Trockenzeit der Platz unterhalb der Hütte als Mehrzweckraum genutzt werden konnte. Der wohl prägendste Ausdruck dieser Architektur entwickelte sich in Siam während der Ayutthaya-Periode (14-18 Jahrhundert). Ein großes Haus dieses Typs weist drei oder mehr Häuser auf, die um eine erhobene Terrasse gruppiert sind, die wiederum als außen liegendes Wohnzimmer fungiert. Diese Typologie der siamesischen Wohnung zählt zu einer der interessantesten und traditionellsten dieser Art. Hier entwickelte sich eine fließende Anpassung an Klima und Lebensweise, verbunden mit einem ästhetischen Sinn für Details. Vergleichbare Strukturen entwickelten sich in Thailands Norden, Nordosten und Süden. Die nordöstlichen Häuser weisen eine eher rustikale Bauweise auf, während die südlichen Häuser oft malaiisch beeinflusste Elemente, wie gemalte Laubsägearbeiten und Walmdächer besitzen, die aus der kolonial beeinflussten Architektur stammen. Die meisten Thais bestreiten ihren Lebensunterhalt durch die 35

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Landwirtschaft in Abhängigkeit der Organisation „Paddy“, welche die landesweit führende Firma für landwirtschaftlichen Export ist. Zu den Anforderungen des Reisanbaus gehören temporäre Unterkünfte für die Landwirte, die fernab ihrer Dörfer arbeiten. Diese Strukturen sind den Arbeitern so wichtig, dass sie diesen Hütten teilweise mehr Aufmerksamkeit und Arbeit widmen, als ihren eigenen Häusern. Angelehnt an die traditionellen Häuser werden in aller Regel auch die Scheunen und Unterkünfte auf Pfählen aufgebaut und besitzen ein Satteldach. Diese werden meist zu einem kleinen Quartier gruppiert, welches neben der Reisscheune und der temporären Unterkunft meist kleine Schuppen zur Lagerung oder zur Viehzucht aufweist. Die Reputation der Thaihäuser ist in den letzten Jahren immens gestiegen und hat das Aufsehen vieler Thais auf sich gezogen. Dadurch gibt es mittlerweile eine ganze Anzahl an Menschen, die sich um den Wiederaufbau und die Restauration solcher Hütten bemühen.35

vgl. Architecture of Thailand – A Guide to Traditional and Contemporary Forms, Nithi Sthapitanonda and Brian Mertens Verlag: Thames & Hudson 2006, S.23


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Planen und Bauen in tropischen Regionen Das siamesische Holzhaus

Das traditionelle siamesische Holzhaus aus Zentral Thailand setzt sich durch eine gewisse Eleganz ab. Es verfügt über ein konkaves Dach, gewölbte Windleisten mit Haken an den unteren Endstücken und trapezförmigen Wänden. Diese Kurven und geschwungenen Linien verhindern die Wirkung einer schlichten Kiste. Die Anpassung des Hauses auf schwere Regenfälle und hohe Temperaturen beginnt mit den hohen Stützen, auf denen die gesamte Konstruktion aufgebaut ist. Dies ist notwendig, da in Zentral Thailand die Dörfer meist in der Nähe von Flüssen oder Kanälen gebaut wurden und dort während der Regenzeit zwischen Juni und Oktober die Gefahr einer Überflutung droht. Wenn der Boden trocken ist, verwenden die Familien den geschützten Bereich unter dem Haus. Da dort die Höhe etwa 2 m bis 2,5 m beträgt, kann diese Fläche für die Herstellung von Kunsthandwerk, die Lagerung von Werkzeugen oder die Haltung von Hühnern und Enten genutzt werden. Die Steigung des Steildachs wird durch eine gebogene Planke hervorgehoben und wird als Windleiste oder „panlom“ bezeichnet. Diese dienen dafür, die Dachdeckung vor Wind zu schützen. Das untere Ende der Windleisten formt sich zu einer geschwungenen Spitze, die den Hörnern eines Wasserbüffels nachempfunden ist, genannt „ngao“. Säulen und Wände sind leicht nach innen geneigt, um deren statische Leistung zu erhöhen. Die Fenster sind hoch und breit und sorgen damit für eine optimale Belüftung; ihre Form spiegelt die trapezförmigen Wandpaneele wieder. Geübte Zimmerleute fertigen die Wandpaneele in einem standardisierten, modularen System vor, das ihnen erlaubt, diese in mehreren Thai-Häusern zu verwenden. Die Zimmer öffnen sich auf die etwa 2 Meter breite überdachte Veranda. Von dort ge36

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langt man auf eine breite Terrasse aus Holz. Eine Familie könnte mit einer Hütte beginnen, welche eine kleinere Hütte als Küche zugeordnet ist und mit einer Terrasse verbunden wird. Im Laufe der Zeit können bis zu fünf Hütten an die Terrasse angegliedert werden. Da die Familien in aller Regel wachsen, besteht die Möglichkeit, die Hütten immer wieder zu erweitern. Jedoch passiert dies immer in ungerader Anzahl, da es als unheilvoll gilt, in einer geraden Anzahl an Hütten zu leben.36

luft 35°C

33°C 32°C boden 27°C

vgl. Architecture of Thailand – A Guide to Traditional and Contemporary Forms, Nithi Sthapitanonda and Brian Mertens Verlag: Thames & Hudson 2006, S.24



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Referenzprojekte Brasilien: Recife

In Brasilien herrscht akuter Wohnraummangel. In Zahlen gesagt fehlt für 33,9 Millionen Menschen ein adäquater Platz zum Leben, was ein Defizit von 7,7 Millionen Wohnungen bedeutet. Davon sind 5,5 Millionen der fehlenden Wohnungen in Ballungsräumen. Vor 26 Jahren wurde in Recife ein städtisches Programm erlassen, das informelle Siedlungen anerkennt und den Bewohnern ein Bleiberecht garantiert. Einer der Gründe, die zu der heutigen Situation geführt haben, war, dass die Landwirte am Anfang des 18. Jahrhunderts vermehrt landwirtschaftliche Maschinen verwendeten. Dadurch wurden immer weniger Arbeitskräfte zur Ernte auf den Zuckerplantagen benötigt, was wiederum eine ständig steigende Arbeitslosenquote mit sich brachte. Die schlechten Aussichten auf Arbeit trieben viele Menschen aus ihrer gewohnten ländlichen Umgebung in die städtischen Gebiete, in der Hoffnung, dort Arbeit zu finden. Im Jahre 1817 grassierte eine verheerende Dürre in Brasilien, die zur Folge hatte, dass Ernten ausfielen und Trinkwasser knapp wurde, was eine zweite Migrationswelle hinter sich zog. Eine dritte Migrationswelle kam durch die Freilassung der in den landwirtschaftlichen Betrieben arbeitenden Sklaven zustande. In den Jahren zwischen 1900-1920 verdoppelte sich somit die Einwohnerzahl in der Stadt Recife von 120.000 auf 240.000 Einwohner. Dieser schnelle Zuwachs der Städte konnte kaum bewältigt werden. Nach und nach gründeten sich „Squatter Siedlungen“, in denen sich die Bewohner in Eigenregie einfache Hütten bauten. Bis 1940 wurden diese innerstädtischen Siedlungen von der Regierung geduldet, wodurch sich diese Gebiete natürlich immer weiter verdichtet haben. Die fehlende Infrastruktur im Zusammenspiel mit der

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Verdichtung führte zu Problemen wie Seuchenbildung und einem Anstieg der Kriminalitätsrate. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurden die innerstädtischen Favelas nicht mehr toleriert und „hauptsächlich in Richtung der steilen, rund 100 Meter hohen Hügel in der Peripherie, auf Überschwemmungsflächen entlang der Flussufer oder andere, kaum besiedelbare Restflächen zwischen Schnellstraßen, Gleisen oder Hochspannungsleitungen“37 umgesiedelt. Ende der 1980er Jahre wurde ein Pilotprojekt der brasilianischen Regierung für benachteiligte Familien in die Welt gerufen (PROMORAR). Das Ziel war es, die Menschen durch finanzielle Zuschüsse und Entschädigungen zu motivieren, ihre eigene Lebenssituation zu verbessern, indem sie ihre Hütten ausbauen oder sich an die städtische Infrastruktur anschließen sollten. Also im Allgemeinen eine Verbesserung der Lebensbedingungen der innerstädtischen Favelas. Jedoch wurde das gewünschte Ziel nicht erreicht, da 47% der bestimmten Zielgruppe aus ihrem Stadtteil abgewandert sind. Nach sechs Jahren wurde das Programm wieder eingestellt. Die Entwicklung eines Masterplans mit den verzeichneten Zonen von besonderem sozialen Interesse (ZEIS) war die Grundlage für das nächste Konzept. Die im Masterplan verzeichneten ZEIS Zonen belaufen sich auf 66 (Stand 2006). Die Einwohnerzahl von Recife beträgt 1.5 Millionen und davon leben etwa 660.000 Menschen in informellen Siedlungen. Das entspricht 45% der gesamten Bevölkerung Recifes. Diese Siedlungen sind in allen Größenordnungen vertreten. Es gibt Siedlungen mit rund 1000 Bewohnern, wie in der innerstädtischen Zone Aritana sowie in Megazonen wie Casa Amarela mit bis zu 350.000 Einwohnern. Kurz darauf (1987) wurde das Programm

zit.n. STANDORT – Zeitschrift für Angewandte Geographie 1/2006 © Springer Verlag Dipl.-Ing. Monika Aigner DED, Dipl.-Ing Socorro Leite, S.21


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Referenzprojekte Brasilien: Recife

PREZEIS gegründet. Hierbei geht es um eine Regulierung der Sonderzonen. Der Staat hat bei diesem Programm erstmals das Recht auf Wohnen über das Recht auf Eigentum gestellt, womit die Bewohner ein Bleiberecht in den informellen Siedlungen garantiert bekamen. Die Organisation übernimmt hierbei eine gewählte Bewohnervereinigung in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche und verschiedenen NGO´s (non governmental organisation), wobei die Bewohnervereinigung mit knapp 80% der Stimmen über die Mehrheit verfügt. Durch die Einführung eines Beteiligungshaushaltes wurde den Bewohnern somit die Ausstattung eines eigenen Budgets genehmigt, über das sie frei abstimmen können. Die Verwendung der Haushaltsmittel umfasst Dinge, wie Planung bzw. Sanierung neuer Wohngebiete, infrastrukturelle Baumaßnahmen sowie Grundstückskäufe und Bauordnungsmaßnahmen. „Die Teilnahme an den Foren ist verpflichtend, fehlen die gewählten Vertreterinnen und Vertreter mehr als zweimal, erhält die ZEIS im nachfolgenden Haushaltsjahr keine Zuwendungen aus dem Budget.“38 Dies war der erste wichtige Schritt zur Reform der Stadtentwicklungspolitik Brasiliens und bis heute ist das PREZEIS-Projekt Vorbild für Programme zur Verbesserung der Lebensbedingungen in informellen Siedlungen. Die Grenzen des PREZEIS-Programms liegen im finanziellen Bereich. Die Stadt investierte von 2003 bis 2006 etwa neun Millionen Reais (entspricht etwa 3 Millionen Euro). Dieses bescheidene Budget erschwert natürlich die Umsetzung bestimmter Bauvorhaben. Dazu kommt, das PREZEIS kein Gesetz ist, sondern nur ein Programm. Daher kann es bei einem Politikwechsel von der nächsten Stadtregierung wieder abgeschafft werden. Des Weiteren

zit.n. STANDORT – Zeitschrift für Angewandte Geographie 1/2006 © Springer Verlag Dipl.-Ing. Monika Aigner DED, Dipl.-Ing Socorro Leite, S.23 39 vgl. STANDORT – Zeitschrift für Angewandte Geographie 1/2006 © Springer Verlag Dipl.-Ing. Monika Aigner DED, Dipl.-Ing Socorro Leite, S.21-27 38

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wurden bisher keine Rahmenpläne für die Erschließung angefertigt, es gibt keine Finanzierung für den Wohnungsbau oder für Bodenordnungsmaßnahmen. Abhilfe hierfür soll eine Neufassung des PREZEIS-Programms schaffen. Durch die Zusammenfassung in rationalisierte Foren soll eine Zusammenarbeit des staatlichen und des kommunalen Beteiligungshaushaltes gefördert werden und neue Finanzquellen für Wohnungsbau und Infrastrukturmaßnahmen geschaffen werden.39 In Bangkok wurde in Bezug auf Klong Toey ähnlich herangegangen. Das ganze Gebiet wurde in den 1980ern in insgesamt 44 „communities“ aufgeteilt, die unabhängig voneinander ihre jeweiligen Vertreter gewählt haben. Diese Sprecher entscheiden, was mit Spendengeldern und/oder Förderungsmitteln vom Staat passiert und wie es eingesetzt wird. Da das Grundstück aber nach wie vor dem Hafen gehört und nicht den Bewohnern zugesprochen wurde, leben die Menschen in der ständigen Bedrohung, umgesiedelt zu werden.


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Referenzprojekte

Vereinigte Arabische Emirate: Masdar City

Masdar City, die als „CO2 neutrale Wissenschaftsstadt“ bekannt geworden ist, soll ausschließlich durch erneuerbare Energien versorgt werden. Die Wasserversorgung wird beispielsweise mit solarbetriebenen Entsalzungsanlagen geplant. Der Energieverbrauch pro Kopf soll ebenfalls gesenkt werden, aber nicht nur durch technische Errungenschaften. Von den Bewohnern selbst wird eine Umstellung verlangt. So wird z.B. durch einen progressiven Strompreis versucht, eine Verhaltensänderung bei den Bewohnern hervorzurufen: Je höher der Verbrauch, desto mehr kostet die Kilowattstunde Strom. Mit diesen Maßnahmen soll erreicht werden, dass es im Vergleich zum heutigen Verbrauch insgesamt nur noch einen Energieverbrauch von 25% pro Kopf geben wird. Die Abfälle, die die Stadt produziert, sollen durch konsequentes Recycling nahezu restlos wiederverwertet werden. In Zahlen bedeutet das: 80% werden recycelt und 20% verbrannt. Durch die Verbrennung entstehende CO2 Konzentrationen. Diese werden durch den überschüssigen Solarstrom, der in das Netz eingespeist wird, kompensiert.40 Durch eine intelligente Anordnung von Gebäuden entstehen Frischluftkorridore, die in Kombination mit Parkanlagen ein empfindliches Mikroklima bilden und somit die Temperatur, im Vergleich zu der Stadt Abu Dhabi, drastisch senken. Der Einsatz von traditionellen arabischen Elementen, wie Windfängern, die seit Hunderten von Jahren in den arabischen Ländern gebaut werden, wird das Gebäudeinnere, ohne jegliche CO2 Emissionen zu veräußern, gekühlt. Solche Hilfsmittel könnten für die Bewohner des neuen Distrikts in Klong Toey, Bangkok ebenfalls sehr hilfreich sein. Östlich der Hauptstadt Abu Dhabi und westlich an dem International Airport an40 41 42

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grenzend, soll Masdar errichtet werden. Die Fläche dieses Projekts beträgt das Vielfache der Fläche, die in Bangkok zur Verfügung steht, etwa 600 ha. Jedoch kann aufgrund der Nähe zum Flughafen nur etwa 40 m hoch gebaut werden. Somit ist die Einwohnerzahl auf ca 50.000 Einwohner begrenzt. Es ist zusätzlich Platz für etwa 1500 Firmen aus dem Ökologiesektor und des Weiteren wird die erste Universität entstehen, die sich auf erneuerbare Energien spezialisiert. Das öffentliche Verkehrsnetz wird den höchsten Ansprüchen gerecht werden und von jedem Punkt der Stadt soll eine Haltestelle in weniger als 200 m ereichbar sein. Die Bauherren dieses Projekts sind die Futire Energy Company (ADFEC) aus Abu Dhabi und der Scheich Muhammed bin Zayid Al Nahyan. Die ersten Ausschreibungen für dieses Mammutprojekt waren 2006 und der Erstbezug war für 2016 geplant.41 Allerdings wurde 2010 bekannt, dass aus finanziellen Gründen ein Aufschub nötig ist. Die Baukosten belaufen sich heute etwa auf 22 Milliarden Dollar. Der neue Fertigstellungstermin des Gesamtprojekts soll jetzt das Jahr 2025 sein.42

vgl. http://www.detail.de/research/forum/lernen-von-masdar-city-006478.html <18.09.2013> vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/grossprojekt-masdar-city-gruene-oeko-stadt-in-der-wueste-a-534205.html <18.09.2013> vgl. http://www.dailygreen.de/2010/03/12/oko-stadt-masdar-city-vorerst-gestoppt-4032.html <18.09.2013>


Windf채nger Auslass

Windrichtung

21

Luftzug Kanal Gek체hlter Keller Unterdruckzone

Unterirdischer Kanal

Luftstrom [gek체hlt durch Konvektion und Evaporation]

22

61|


4

Referenzprojekte

Vereinigte Arabische Emirate: Masdar City

// Abu Dhabi ist zugleich sehr heiß und sehr feucht // Tagsüber vorwiegend Wind aus Nordwesten // WICHTIG: Fernhalten von heißen Winden aus den Straßen // Nutzung der Nachtwinde zur Kühlung der Stadt // In nordöstliche Richtung können Straßen über längere Strecken laufen // zwei lineare Parks, die nachts Frischluft von Osten ins Stadtzentrum bringen Tagsüber bewirken sie eine Verdunstungskühlung // Windtürme: jeweils am Nordwestende der 75m kurzen Stichstraßen. Tagsüber verschatten sie diese, nachts bringen sie Kühle43

43

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vgl. http://www.detail.de/research/forum/lernen-von-masdar-city-006478.html [18.09.2013]


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5

Grundst端ck Analyse Schwarzplan

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5

Grundst端ck Analyse Nutzungen

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gewerbe wohnen [unterschicht] wohnen [mittelstand] industrie dienstleistung BTS straĂ&#x;en

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5

Grundst端ck Analyse

Nutzungen nach Realisierung des Master Plans

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gewerbe wohnen [unterschicht] wohnen [mittelstand] industrie dienstleistung BTS straĂ&#x;en leerstand

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5

Grundst체ck Analyse Gr체nfl채chen

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5

Grundst端ck Analyse Wegesystem

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5

Grundst端ck Analyse Wegesystem

systematik

soi thanon

thano

n

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beispiel trok

thanon sukhumvit 42

soi 1 soi 2 soi 3 soi 4 thano

n ram

a IV r

oad

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5

GrundstĂźck Analyse

Strecken zu Ă–ffentlichem Verkehrssystem

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1,2 km 1,2 km 1,2 km

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5

Grundst체ck Analyse

Gruppierung der Bestandsgeb채ude

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5

Grundst端ck Analyse Volumen Studie

50k

100k

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150k


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M채rkte in der Metropolregion Bangkok, insgesamt 8783

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23

1:100.000 83|


6

Entwurf

Bangkok „Markets“ Analyse

In Bangkok gibt es über 8000 Märkte, darunter sind fliegende, schwimmende und stationäre Märkte. Allein die Anzahl macht deutlich, welchen Stellenwert Märkte in der thailändischen Lebensweise einnehmen. Auf den Märkten wird nicht nur eingekauft, der Markt übernimmt vielmehr eine tragende Rolle als sozialer Dreh- und Angelpunkt. Hier wird gemeinsam gegessen, über die neuesten politischen Ereignisse diskutiert, gefeilscht, gekauft und verkauft. Zur Gliederung der Typologien werden die verschiedenen Kategorien vorerst in temporär und stationär geteilt. Temporär: Nachtmarkt, Wochenendmarkt, Schwimmender Markt Stationär: Blumenmarkt, Lebensmittelmarkt, Essensmarkt Typologien: Der Nachtmarkt wird regelmäßig zur bestimmten Zeit auf- und wieder abgebaut und befindet sich meist in der nähe von Skytrain- oder Metro-Stationen. Wochenendmärkte finden nur am Wochenende statt und sind meist in feststehenden Markthallen. Schwimmende Märkte finden zu bestimmten Zeiten in den Kanälen Bangkoks statt. Blumenmärkte gibt es als Schwimmende Märkte sowie in stationären Hallen. Genauso wie die Lebensmittlemärkte. Essensmärkte werden meist an feststehenden Orten und mit Überdachung angeboten.

TYPOLOGIE nachtmarkt

sch $$$

$$$

$$$

$$$

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markt TYPOLOGIE

$

essensmarkt

TEMPORÄR DO

MO

$$$

$$$

$$$

wochenendmarkt blumenmarkt hwimmender markt lebensmittelmarkt STATIONÄR

$$$

$$$

$$$

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6

Entwurf

Einbindung in das Ă–ffentliche Verkehrsnetz

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24

87|


6

Entwurf

Konzept

Durch die Einbettung der neuen Klong Toei Skytrainlinie wird der Hafen, das zu bebauende Gebiet sowie das gesamt Klong Toei Areal erschlossen. Dadurch erhält das Grundstück eine neue Mitte. Die Haltestelle wird gleichzeitig mit einem großzügigen Marktplatz und der dazugehörigen Markthalle verknüpft und gibt den Menschen damit eine Möglichkeit dort ihre Waren anzubieten. Des Weiteren ist der Markt, neben dem Highway, dem Skytrain und der umliegenden Bebauung, ein Parameter, der über den Verlauf der Bebauungsdichte entscheidend ist.

SKYTRAIN

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MARKET

DENSITY

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6

Entwurf

Konzept

Durch den Aufbau des öffentlichen Verkehrsnetzes in Bangkok hat die Stadt eine rasante Entwicklung erlebt. Die Erschließung abgelegener Bereiche der Stadt ermöglichte eine wirtschaftliche Entwicklung, die sich heute klar in den Baustrukturen ablesen lässt. Die Gebäude entlang der Skytrainlinien sind in die Höhe geschossen und bilden neue Zentren für die jeweiligen Quartiere. Dieses Phänomen habe ich mir für meinen städtebaulichen Entwurf zu nutzen gemacht. Das neu erschlossene Gebiet passt sich mittels der Topografie der Gebäude an die umliegenden sowie neu geschaffenen Gegebenheiten an. Das bedeutet, dass die Skytrainlinie, der Highway sowie die umliegende Bebauung als Indikatoren für die Höhenentwicklung dienen. So entsteht an den lauten Verkehrsknotenpunkten eine hohe Bebauung, (mit maximal 10 Geschossen) um einerseits das restliche Quartier gegen Lärm abzuschirmen und andererseits diese neuen Gebäude als Katalysator zu nutzen, die der wirtschaftlichen Entwicklung dieses Areals dienen. Von den Hochpunkten aus verläuft die Höhe der Gebäude auf minimal zwei Geschosse und passt sich somit der umliegenden Bebauung an, die hauptsächlich aus zwei bis drei geschossigen Wohngebäuden besteht.

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91|


6

Entwurf

Untersuchung der vorhandenen Typologien

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6

Entwurf

Transformation

GRUNDMODUL

ADDITION

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ADDITION

ADDITION

ADDITION

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6

Entwurf

Konzept

N Ausrichtung nach Hauptwindrichtung

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Hinzuf端gen weiterer Parameter

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6

Entwurf

Konzept

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6

Entwurf

Verteilung der Housing Units

GRUNDMODUL

x zy

1886 housing units: Entspricht Wohnraum f端r 9k Menschen

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V A R I A T I O N E N

101|


6

Entwurf

Stapeln der Housing Units

x zy

9k

1x 18k

2x 27k

|102

3x


36k

4x 45k

5x 54k

6x

103|


6

Entwurf

Verteilen der Housing Units

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Straßenbreite in Abhängigkeit der Gebäudehöhen

105|

MIN.

03.00M

04.50M

06.00M

09.00M

10.50M

12.00M

13.50M

MAX. 15.00M


6

Entwurf

Communities

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Gliederung des Grundstücks in 15 „Communities“


Das beplante Grundstück umfaßt 20 ha und bietet Platz für etwa 50.000 Menschen. Um diese Menschen nicht aus ihrem sozialen Umfeld herauszureißen ist ihnen die Möglichkeit gegeben sich der Gemeinschaft anzuschließen und in eine der 15 bereitgestellten „Communities“zu ziehen. Da die neue Struktur sich mehr in die Vertikale Orientiert werden die Gebäude mittels Brücken verbunden und ermöglicht so Kommunikation mit den Bewohnern der umliegenden Häuser.

107|


6

Entwurf

Nutzung

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gewerbe wohnen [arm] wohnen industrie dienstleistung BTS straĂ&#x;en 109| Ăśffentlich


6

Entwurf

Verteilung der Housing Units 0.

1.

2.

3.

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4.


8.

7.

9.

10.

11.

6.

5.

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6

Entwurf

Grundfunktion des Lüftungsprinzips

Funktionsweise eines Windturms: Man unterscheidet die Wirkungsweise in zwei Situationen: 1. Es weht kein Wind; meist Nachts: Hier wirkt der Kamineffekt. Dabei strömt die kalte Nachtluft durch das Gebäude und den Windturm. Es findet schließlich ein Wärmeaustausch an den Wänden des Badgir statt.

2. Es weht Wind: Hierbei findet eine Umkehrung der Strömung statt. Kalte Luft wird durch den Badgir gedrückt, „gleichzeitig“ strömt die warme Luft aus diversen Öffnungen. Aufgrund der unterschiedlichen Temperaturverhältnisse der Luftströmungen, entstehen Druckunterschiede zwischen den unterschiedlichen Luftdichtebereichen. Es findet schließlich in Abhängigkeit von den Dichte-Gradienten der Luftschichten ein recht turbulenter Wärmeaustausch im gesamten Gebäude wie auch im Turm statt.

44

|112

vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Bādgir [20.12.2013]


a)

Ansaugen der Luft:

Sobald die Umgebungstemperatur unter die Innentemperatur sinkt, wird die Luft in den Windturm hineingesaugt (Umgekehrter Kamineffekt).

b)

Ausströmen von Luft:

Sobald die Temperatur der Wände über die Temperatur der Luft steigt, wirkt der Turm als Kamin und die Luft steigt nach oben. Zusätzliche Dynamik erhält das Luftströmungskonzept durch äußere Einflüsse wie z.B. die Windstärke. Jedes offene System strahlt natürlich zusätzlich über seine äußeren Schichten (Fassade) Wärme an seine Umgebung ab. 44

113|


6

Entwurf

Lüftung & Hochwasserschutz

Für Gebäude mit mehr als fünf Geschossen kommt ein Erdwämetauscher zum Einsatz. Die Temperaturen im Erdreich liegen bei einer Tiefe von ca. 10 Metern konstant bei etwa 20°C. Dieser Temperaturunterschied lässt sich nutzen, indem man Rohre in der entsprechenden Tiefe verlegt und diese mit angesaugter Außenluft durchflutet. Während dieses Prozesses wird die Luft abgekühlt und ermöglicht eine Temperierung der Innenräume unter sehr geringem Energieaufwand.

25

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Sensorgesteuerte Schotten als Hochwasserschutz

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6

Entwurf

Lageplan 1:1000

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6

Entwurf

Perspektive

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119|


6

Entwurf

Lageplan 1:1000

|120


121|


6

Entwurf

Lageplan 1:500

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6

Entwurf

Prinzipschnitt 1:500

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125|


6

Entwurf

Prinzipschnitt 1:500

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6

Entwurf

Perspektive

|128


129|


6

Entwurf

Perspektive

|130


131|


6

Entwurf

Schnitt 1:200

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133|


6

Entwurf

Schnitt 1:200

|134


135|


6

Entwurf

Grundriss 1:200

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137|


6

Entwurf

Grundriss 1:200

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139|


6

Entwurf

Perspektive

|140


141|


6

Entwurf

Perspektive

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143|


6

Entwurf

Perspektive

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III

Gesamtreflexion Die Pläne der „Port Authority“ und der Regierung von Bangkok bezüglich der Umsiedlung der Klong Toei Slum Bewohner sind in dem Maße nicht umzusetzen. Um den Menschen eine Verbesserung ihrer Lebenssituation zu ermöglichen, müssten mindestens noch einmal zwei Grundstücke mit jeweils 20 ha bereitgestellt werden und diese Grundstücke sollten ebenfalls möglichst nah am Hafen liegen. Falls diese Kriterien nicht erfüllt werden und alle 150.000 Menschen auf die 20 ha gezwängt werden, könnte aus dieser Agglomeration nichts anderes entstehen als ein neuer sozialer Brennpunkt. Die Bestandssiedlungen sind unterteilt in sogenannte Communities. In Klong Toei sind das 44 Bereiche. Diese Gemeinden sind größtenteils autark und funktionieren unabhängig voneinander. In einem regelmäßigen Turnus finden Wahlen statt, in welchen Bewohnervertreter gewählt werden, die wiederum Entscheidungen treffen, die die gesamte Community betreffen. Im Allgemeinen geht es hierbei meist um Fragen, die den Umgang von Förder- und Spendengeldern betreffen. Diese Fragen werden in eigens dafür eingerichteten „Community Centers“ angesprochen und diskutiert. Diese vorhandene soziale Struktur ist ein wesentlicher Aspekt, der in den Entwurf mit einfließt. Eine Volumenstudie hat ergeben, dass sich die maximale Anzahl der Bewohner auf 50.000 belaufen könnte, da ansonsten die Lebensqualität der Menschen vergleichbar wäre mit der jetzigen Situation. Die maximale Belegung bedeutet allerdings für ein Gebiet mit gerademal 20 ha eine sehr dichte Bebauung. Dadurch, dass man die Gebäude so anordnet, dass sie sich an den Stellen der intensivsten Sonneneinstrahlung selbst verschatten, was in diesen Breitengraden der Ost-West-Orientierung entspricht, lässt sich die dichte Be-

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bauungsweise zum Vorteil nutzen. Wobei im Gegenzug die Nord-Süd-Achsen etwas breiter ausfallen können. Als Katalysator für die Entwicklung in diesem Gebiet wird eine neue Skytrainlinie errichtet, die das Quartier mit dem Hafen und der Innenstadt verbindet, öffnet und neue wirtschaftliche Möglichkeiten bietet. Die dadurch entstehende Mitte des Grundstücks bildet gleichzeitig den Marktplatz und bietet den Menschen dort die Möglichkeit ihre Waren anzubieten und Geld zuverdienen. Die bestehenden sozialen Strukturen sollen in den neuen Gebäuden berücksichtigt und wieder aufgenommen werden. Die horizontale Verteilung der informellen Siedlung wird mitsamt seinen Strukturen in die Vertikale übersetzt. Dadurch entstehen gestapelte Gebäude mit einer gewissen Porosität. Die dadurch entstehenden großzügigen Freiflächen innerhalb der Häuser bieten den Bewohnern Raum für Kommunikation und Freizeitgestaltung. Neben den positiven sozialen Aspekten bieten diese Freiflächen die Möglichkeit der Querlüftung für jede einzelne Wohneinheit. Gleichzeitig wir hier das Prinzip der traditionellen thailändischen Bauweise wiederaufgenommen und neu interpretiert. Die Belüftung der Gebäude erfolgt klimaneutral durch die Hilfe von Windtürmen, welche in den arabischen Ländern schon seit Jahrhunderten erfolgreich eingesetzt werden. Die ärmere Bevölkerung in Bangkok hat im Moment wenige Aussichten auf Verbesserung ihrer Umstände. Durch die Umsetzung eines Projektes wie diesem, könnte sich das allerdings ändern. Dem Ganzen liegen natürlich erhebliche Investitionen zugrunde, die jedoch durch die vorgegebene Infrastruktur und dem daraus folgenden wirtschaftlichen Wachstum eine schnelle Amortisation fördern würden.


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Literaturverzeichnis PRINT

Slums und Squatter Siedlungen: Thesen zur Stadtentwicklung und Stadtplanung in der dritten Welt Peter Herrle / Henning Lübbe / Jakob Rösel Städtebauliches Institut im Fachbereich Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart 1981 Marginalsiedlungen in Megastädten Asiens Dirk Bronger / Herausgeber: Prof. Dr. Dirk Bronger und Dr. Johannes Wamser Lit Verlag 2007 STANDORT – Zeitschrift für Angewandte Geographie Dipl.-Ing. Monika Aigner
DED, Dipl.-Ing Socorro Leite Springer Verlag 2006 Architecture of Thailand – A Guide to Traditional and Contemporary Forms, Nithi Sthapitanonda and Brian Mertens Thames & Hudson 2006 Stadtplanung in Bangkok – Untersuchung zur Situation und Leistungsfähigkeit thailändischer Stadtplanung Peter Brazel / Steffen Mildner / Hans-Jürgen Schäfer Institut Für Städtebau und Landesplanung Universität Karlsruhe 1975 Thailand nach dem Tsunami – Regionale Strategiewechsel als Chance für den Tourismus Hirsch, Stephanie Diplomica Verlag GmbH, Hamburg 2008

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Der Nachhaltige Tourist – Eine Utopie? zur Situation nachhaltiger Reiseformen auf dem deutschen Pauschalreisemarkt Alexander Bleifuß Diplomica Verlag GmbH, Hamburg 2012 Images of Asia - Old Bangkok Michael Smithies Published by penerbit Fajar Bakti Sdn. Bhd. Under licence from Oxford University Press, Kuala Lumpur 2003 Building Brazil – The Proactive Urban Renewal of Informal Settlements Marc Angélil, Rainer Hehl Ruby Press, 2011 Umgang mit städtischen Wohnquartieren – unterer Einkommensgruppen in Entwicklungsländern Eugen Bruno, Arnold Körte, Kosta Mathéy Archimed Verlag, Darmstadt 1984 Erziehungssetting als moralische Lernkultur – Die Sozialisation von Kindern ethnischer Minderheiten zum „rechten“ Tun am „rechten“ Platz in Thailand Charlotte Trenk-Hinterberger Verlag Dr. Kovac, Berlin 2011 Bangkok – A Cultural History Maryvelma O´Neal Oxford University Press, United States of America 2008 Klimagerechte Architektur in den afrikanischen Tropen Wolfgang Lauber Dissertation, Fachhochschule Konstanz 2003 Bau-Planer. Entwicklungs- und Krisenregionen Peter Burk IRB Verlag, Stuttgart: Fraunhofer 1998

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Literaturverzeichnis

WEB

http://de.wikipedia.org/wiki/Informelle_Siedlung [06.05.2013] www.spiegel.de/auto/fahrkultur/verkehr-in-bangkok-willkommen-inder-stau- hauptstadt-a-584329.html [22.07.2013] http://www.urbanalyse.com/cmswp/?p=1095 [13.05.2013] http://retro.seals.ch/digbib/view?rid=sbz-004:2002:128::238 [22.07.2013] http://www.dailygreen.de/2010/03/12/oko-stadt-masdar-city-vorerstgestoppt-4032.html [18.09.2013] http://www.spiegel.de/wirtschaft/grossprojekt-masdar-city-gruene-oeko-stadt-in-der-wueste-a-534205.html [18.09.2013] http://www.detail.de/research/forum/lernen-von-masdar-city-006478.html pers[18.09.2013] http://de.wikipedia.org/wiki/BÄ dgir [20.12.2013]

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Abbildungsverzeichnis Abb 1: http://archive.unu.edu/unupress/unupbooks/ [05.05.2013] Abb 2: http://archive.unu.edu/unupress/unupbooks/ [05.05.2013] Abb 3: http://cdn1.vtourist.com/4/3967408-Bangkoks_ old_fort_Bangkok.jpg [24.06.2013] Abb 4: http://www.aseanvacation.com/attraction/ Images/19/19-China_Town_Bangkok_1.jpg [25.06.2013] Abb 5: http://urbanalyse.ch/cmswp/wp-content/ uploads/2012/09/network_bkk_network_dia_3.jpg [27.06.2013] Abb 6: http://urbanalyse.ch/cmswp/wp-content/ uploads/2012/09/network_bkk_network.jpg [06.07.2013] Abb 7: http://urbanalyse.ch/cmswp/wp-content/ uploads/2012/09/network_bkk_network.jpg [06.07.2013] Abb 8: www.bing.com [06.07.2013] Abb 9: www.bing.com [06.07.2013] Abb 10: www.bing.com [06.07.2013] Abb 11: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/com mons/8/84/Palace_of_Assembly_Chandi garh_2007.jpg [15.07.2013] Abb 12: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons /b/b5/MESP4.jpg [25.08.2013] Abb 13: http://mw2.google.com/mw-panoramio/photos/ medium/38415783.jpg [25.08.2013]

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Abb 14: http://files.myopera.com/bachkien/al bums/4638992/0THAILAND-%20Ayutthaya-%20 House%20on%20stilts-005.JPG [23.09.2013] Abb 15: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/com mons/3/38/Rocinha_Favela_Brazil_Slums.jpg [23.09.2013] Abb 16: http://i18.photobucket.com/albums/b120/an dywright02/recife.jpg [10.10.2013] Abb 17: http://www.painetworks.com/photos/ep/ep2737.JPG [15.10.2013] Abb 18: http://rwnogueira.blog.uol.com.br/images/favela1.jpg [22.10.2013] Abb 19: http://merececomentario.com/wp-content/ uploads/2013/02/favela.jpg [22.10.2013] Abb 20: http://farm2.static.flickr. com/1264/1268497524_255b5f45b4_o.jpg [26.11.2013] Abb 21: http://www.dw.de/masdar-city-%C3%B6kost adt-erwacht-zu-neuem-leben/a-16639495 [26.11.2013] Abb 22: http://www.detail.de/architektur/themen/ler nen-von-masdar-city-001260.html [01.12.2013] Abb 23: www.maps.google.de [10.12.2013] Abb 24: www.maps.google.de [28.12.2013] Abb 25: http://newley.com/wp-content/ uploads/2011/10/2011-10-26_bangkok_floods_wcs.jpg [29.12.2013]

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An dieser Stelle bedanke ich mich für die kritische und konstruktive Unterstützung bei meinen Betreuern Herrn Prof. Niels Jonkhans und Herrn Prof. Dr. Richard Woditsch. Ebenfalls möchte ich mich bei den Mitarbeitern der Duang Prateep Stiftung und insbesondere bei Frau Duang Prateep bedanken, die mich Vorort tatkräftig unterstützt und mit Informationen versorgt hat. Mein Dank gilt auch meinen Freunden und Kommilitonen, insbesondere Lucas Ziegler, der stets mit qualifizierten Vorschlägen die Arbeit erleichtert hat.

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krung thep mahanakhon amon rattanak phob noppharatratchathani burirom udom awatan sathit sakkathattiya witsanukam große stadt residenz des heilligen juwels in große hauptstadt der welt geschmückt m gewaltigen königlichen palästen die dem him gottes gleichen stadt die von indra gesche krung thep mahanakhon amon rattanak phob noppharatratchathani burirom udom awatan sathit sakkathattiya witsanukam pra des heilligen juwels indras uneinnehmba der welt geschmückt mit neun wertvo königlichen palästen die dem himmlische gleichen stadt die von indra geschenkt krung thep mahanakhon amon rattanak phob noppharatratchathani burirom udom awatan sathit sakkathattiya witsanukam pra des heilligen juwels indras uneinnehmba


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