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SCHRIFT UND MODE EINE TYPOLOGIE
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Renaissance-Antiqua.....................................................................................................05 Barock-Antiqua...........................................................................................................................................................................21 Klassizistische Antiqua.......................................................................................................................................................41 Serifenbetonte Linear-Antiqua.........................................................................................57 Serifenlose Linear-Antiqua.............................................................................................................73
AIS REN A SA REN NC AISSA N REN ISSA AIS AN NCE A AISSA N NCE SA QU ANTI Q RE NCE SA NTI R QUA AIS ANTI E QUA A REN REN NC
AISSA RE SSA AISSA REN REN NCE AIS RENAIS CE R NCE AISAISS SANCE ANTI SA NTI A ANTI SA NCE ANTI A QUA UA S QUA EN QUA ANT REN R REN REN SSA R QUA AISI A AISAISSA N CE SA A 05
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Die Renaissance -Antiqua geht aus der humanistischen Minuskel des 15. Jh. hervor. Sie wurde mit der halb schräg angesetzten Breithalsfeder im Wechselzug geschrieben. Die Achse der Rundungen ist nach links geneigt. Die Serifen sind leicht abgerundet. Bei aller Differenziertheit und Bewegtheit der Einzelfomen, und wenig unterschiedlicher Strichstärken entsteht ein ruhiges gleichmäßiges Gesamtbild mit einer sehr hohen Lesbarkeit. Ohne Kapitälchen und Mediäval-Ziffern ist eine klassische Renaissance-Antiqua Familie nicht vollständig. Unterschieden wird zwischen venizianischer und französischer Renaissance-Anti qua. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist der Querstrich beim „e”, der bei der venizianischen schräg angesetzt ist.
Zur Gruppe der venizianischen Renaissance-Antiqua zählen u.a. Centaur, ITC Weidemann, Donatus, Guardi, ITC Berkeley Old Style. Zur Gruppe der französischen Renaissance Antiqua gehören u.a. Aldus, Bembo, Goudy, Palatino, Trump, Sabon, Stone serif und die Garamond. Die Garamond ist die bekannteste und am häufigsten verwendete Renaissance-Antiqua.
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p q
i j
d
c
ok Die oberen Serifen sind dreieckig.
r
k
Die Serifen sind kräftig, mit vermitteltem, ausgekehltem Ăœbergang.
z
y
x
w
v
t
s
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e
Die Achse der Rundungen ist nach links geneigt.
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Goudy Modern MT Regular
abcdefghijk tvwxyzA B KLMNOPQ XYZ(.,-;!¡?¿– >< & § %12 12
k lm nopqrs BCDEFGHJ QRSTUVW –).{“„”}+=/€ 23456789 0 13
Adobe Garamond Bold
abcdefghijk tvwxyzABC KLMNOPQ XYZ(.,-;!¡?¿– > < § %1 2 3 14
klmnopqrs CDEFGHJ QRSTUV W –).{“„”}+=/€ 3 456789 0 15
Palatino Bold Italic
abcdefghij stvwxyzAB JKLM NOP WYXZ(.,-; ><€≤%12 16
jklmnopqr BCDEFGH PQRSTUV ;!¡?¿–).{“„”} 234567890
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CC K B NO T I T O T O K C K A N T I B A T O R B O R A N T I T Q U O C B A B A O C N T I A N T I Q U O O C K T O C K O R Q U O BQAAUT A N O R T O R A N Q U O C K B A B A A N T I O N T I B A C K A N O R Q U O C K OIT ROQ O C K Q A N T T O R R U A N QCTO U T R I B A B A Q K N T I CO KAC AO N T B Q U C K K Q O C K U T O R B A T O N T I Q U T I Q U T O B A ANONA N T T I T I C K T O R B A O C QUU R TQOUORC
B A R O R I A AB R BA CCOK K R O R C K ROCK T I R N T I K ON C K T I ANTI U U T I RQ N T I A U QUA I B A UQ RU OI R K RC K
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Zur Gruppe der Barock-Antiqua-Schriften zählen u.a. Baskerville, Caslon, Cheltenham, Clearface, Concorde, Janson, Times. 1932 entwickelte Stanley Morrison die Times für die gleichnamige Zeitung unter Berücksichtigung aller technischen Anforderungen für den Zeitungsdruck.
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Die Blütezeit der Barockschriften war um 1750. Durch William Caslon, John Baskerville und Stanley Morrison wurde die Entwicklung dieser Schriften in England vorangetrieben. Nicht vom Duktus der Feder, sondern unter dem Einfluss der Kupferstecher entstanden größere Unterschiede in der Strichstärke, größerer Kontrast der Grund- und Haarstriche und feinere und spitzere Ausformung der Serifen. Die Achse der runden Buchstaben steht fastsenkrecht. Die Außenform des „o“ ist fast rund, innen entsteht eine Ellipse. Markant ist das grosse „T“, das weit ausladend ist. Im Gegensatz zur Renaisance-Antiqua wirkt die Barock-Antiqua gesamt auch breiter, spitzer und kontrastreicher in Grund-und Haarstrich. Der Name „Barock“ steht eigentlich in keinem direkten Zusammenhang zur Architektur oder Stilepoche der damaligen Zeit. Die Schriften sind in Gegensatz dazu nüchterner. Es gibt auch keine eindeutigen Merkmale, die diese Schriften definierbar machen. Man muss sie als Ganzes erkennen.
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b
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h
g
ok Die Achse der Rundung steht fast senkrecht.
Leicht schr채g angesetzte, sehr ausgepr채gte Form der Serifen.
Die Serifen sind nur wenig ausgerundet.
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Times Regular
abcdefghijk tvwxyzAB KLMNOPQ XYZ(.,-;!¡?¿–) > <&§%12 30
klmnopqrs BCDEFGHJ QRSTUVW ).{“„”}+=/€≤ 3456789 0 31
ITC Clearface Bold
a bcdefg hi rstvwxyzAB JKLMNOPQ XYZ(.,-;!¡?¿– ><&§%12 32
ijk lm nopq BCDEFGH QRSTUVW –).{“„”}+=/€≤ 3456789 0 33
Baskerville Bold Italic
abcdefghij rstvwxyzA HJKLMNO VWXYZ(.,><&ยง%12 36
jklmnopq ABCDEFG OPQRSTU -;!¡?¿–).{“„”} 234567890 37
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KLAS TISCHE ANT KLAS KLA CHE SIZIS KLA ANTI QU SIZIS KLAS SIZI NTI KLAS ISCHE SIZI KL QUA TISCHE SIZIS LAS TISCH UA SIZIS ANTI TISC SI KLAS ANTI TISCHE KLAS IZIS ANT TISCHE QUA ANT TIS SIZIS QUA ANTI SIZIS KLAS SCHE QUA ANTI QUA A KLAS TISCHE QUA SCHE SIZIS KLA NTI QUA Q SIZIS KLA ANTI ANTI TISCH SIZI QUA
TI AS AS KLAS UA IS IS LAS SIZIS E HE CHE IZIS TISCHE TI TI ANTI SCHE S A UA ANTIQUA S AS QUA AS HE IS
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Zur Gruppe der klassizistischen Antiqua gehören u.a Bodoni, Didot, Walbaum, Madison, Centennial. Die Bodoni sollte durch ihre Schönheit bestechen. Die Noblesse der Bodoni verlangt nach einem entsprechenden Gebrauch, einer sensiblen Handhabung.
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Die klassizistische Antiqua entstand um 1800. Da der Kupferstich in der Regel nur feine Linien erlaubte, ergaben sich neue Buchstabenformen, die in Italien von Giambastisto Bodoni und in Frankreich von Firmin Didot entwickelt wurden. Sie zeigt ein präzises Bild von sehr strenger Eleganz. Die Achse der Rundgen steht senkrecht. Die Serifen sind waagerecht angesetzt. Die Winkel zwischen den Serifen und den Grundstrichen sind in der Regel nicht abgerundet. Durch den extremen Unterschied der Strichstärken erfordert sie einen sehr Buchstabenausgleich u. genügend Zeilenabstand. Bei einer geringen Punktgröße im Mengensatz wird die Lesbarkeit etwas eingeschränkt. Daher entstanden später Schriften, die den Charakter beibehielten, aber die Serifen durch verstärkte Ausrundungenvor demAbbrechen schützten und für den Zeitungsdruck technisch besser geeignet sowie besser lesbar waren.
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ok
Die oberen Serifen sind waagerecht angesetzt.
Die Achse der Rundungen steht senkrecht.
Die Serifen sind kaum merklich, meist gar nicht ausgerundet und haben die St채rke der Haarstriche.
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Didot Regular
abcdefghij stvwxyzAB JKLMNOP WXYZ(.,-;!ยก? > <&ยง%12 48
jklmnopqr BCDEFGH PQRSTUV ?¿–).{“„”}+=/€ 3456789 0 49
Bodoni Bold
abcdefghij stvwxyzAB KLMNOPQ XYZ(.,-;!¡?¿– ><&§%123 50
jklmnopqr BCDEFGHJ QRSTUVW –).{“„”}+=/€ 34567890 51
Walbaum Bold Italic
abcdefgh qrstvwxy GHJKLM TUVWXY {“„”}><%12 52
hijklmnop yABCDEF MNOPQRS YZ(.,-;!¡?¿) 1234567890 53
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ETONTE SERIFEN BETO BETONTE BETONT LINEAR BETONTE LINE SERI LINEAR LINEAR ANTI LINEAR AN SERIFEN BETO ANTI ANTI QUA SERI ANTI QU BETONTE LINE QUA ERIFEN QUA S ERIFE BETO QUA AN LINEAR SERIFEN ETONTE BETON LINE ANTI QU BETONTE LINEAR LINEA AN SERI QUA
ONTE TE EAR SERIFEN IFEN RTI BETONTE ONTE IFEN UA LINEAR EAR SERIFEN EN ONTE ANTI NTIBETONT SERIFEN NTE EAR UA QUA LINEAR BETONTE AR NTI IFEN ANTI 57
AR 58
R
Die Serifenbetonte Linear-Antiqua wurde ursprünglich als Egyptienne bezeicnet, obwohlhier kein Bezug zur Kultur der Ägypter besteht. Sie entstand mitte des 19. Jahrhunderts. Typisch ist die starke Betonung der Serifen. Die Grund- und Haarstriche, einschliesslich der Serifen unterscheiden sich kaum in der Stärke. Durch die Technik der Lithographie, und das grosse Formate möglich waren, wurde der Einsatz dieser Schriften weit verbreitet. Sie wurde in der Werbung eingesetzt und als Ausdruck des Zeit alters der Industriealisierung empfunden. Die Serifenbetonte Linear-Antiqua, wurde abgeleitet von der Klassizist ischen Antiqua, deren Haarstriche verstärkt wurden und somit die Form entstand. Sie wurde konstruiert. Strichstärken, einschliesslich Serifen sollten möglichst gleich sein. Der geometrische Formenaufbau von Quaraten, Rechtecken, Kreisen und Geraden lies Schriften entstehen von besonderem Reiz, deren Lesbarkeit jedoch von Schriftart zu Schriftart unterschiedlich ist.
Zur Gruppe der Serifenbetonten Linear-Antiqua gehören u.a. Clarendon, Egyptienne,Serifa, Rockwell, Lubalin, Beton, Memphis.
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ok Der Kleinbuchstabe o ist symmetrisch, da er konstruiert wurde.
Signifikant sind m채chtigen und auff채lligen Serifen.
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Clarendon Roman
abcdefghij rstvwxyz GHJKLM UVWXYZ( ><&ยง123 64
ijklmnopq zABCDEF MNOPQRS (.,-;!¡?¿–).{“„”} 34567890 65
Rockwell Light Italic
abcdefghi rstvwxyzA JKLMNOPQ XYZ(.,-;!¡?¿– ><& § %12 66
ijklmnopq BCDEFGH QRSTUVW –).{“„”}+=/ 234567890 67
ITC Lubalin Graph Demi Oblique
abcdefgh qr stvwxy FGHJKLM TUVWXYZ ><&ยง%123 68
hijklmnop yzABCDE MNOPQRS Z(!?¿).{“„”} 34567890 69
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LOSE LOSE SE SERIFEN SERIFEN LINEAR LINEAR L LOSE RIFEN SERIFE LOSE ANTI ANTI LIN LINEAR LOSE SERIFEN LOSE LINEAR QUA QUA A ANTI NEAR LOSE LINEA ANTI Q QUA SERIFE ANTI SERIFEN LINEAR ANTI QUA ERIFEN LOSE ERIFEN QUA LOSE ANTI QUA LOSE LINEAR LOSE LINEAR QUA
E ERIFEN LOSE RLOSE RSERIFEN LINEAR EN INEAR LOSE ANTI E ANTI SERIFEN LINEAR QUA AR QUA EN LOSE ANTI N TI E LINEAR QUA AR ANTI R 73
Zur ersten Gruppe gehören u.a.: Akzidenz-Grotesk, Helvetica, Univers, Arial. Zur zweiten Gruppe gehören u.a.: Stone, Lucida, Gill, Myriad, Scala, Frutiger, Syntax, Thesis, Rotis, Meta, Officina. Zur dritten Gruppe, der konstruierte serifenlose Linear-Antiqua gehören u.a.: Futura, Kabel, Avant Garde, Avenir, Bauhaus. Zur Amerikanischen Grotesk gehören u.a.: Franklin, News, Trade, Antique Olive.
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Die serifenlose Linear-Antiqua wird auch als „Grotesk“ bezeichnet. Sie wurde sie um 1900 als Satzschrift für Akzidenzen geschnitten. Von der Lithografie über den Bleisatz, ist die klare und gut lesbare Grotesk für Typografen bis heute „die“ Schrift. In vier Hauptgruppen wird unterschieden. Bei allen ist die optisch gleiche Strichstärke der Buchstaben gemeinsam. Die der ersten Gruppe werden von der klassizistischen Antiqua abgeleitet. Die zweite Gruppe der serifenlosen Linear Antiqua Schrifen ist von der Renaissance Antiqua abgeleitet. Die Rundungen der Buchstaben wirken nicht so konstruiert und Ober- und Unterlängen sind kürzer als die der ersten Gruppe. Insgesamt ergibt sich ein dynamischeres Schriftbild. Etwas größere Unterschiede in den Strichstärken. Die markannteste Unterscheidung erkennt man beim kleinen “g”. Die dritte, die konstruierte serifenlose Linear-Antiqua ist die von allen am leichtesten zu unterscheidende Gruppe. Die Buchstaben wurden nach geometrische Formen konstruiert. Quadrat, Kreis und Dreieck. Alles Überflüssige wird reduziert. Dies entsprach dem formalistischen Denken der damaligen Zeit. Die Amerikanische Grotesk kann man als die vierte Gruppe zählen, obwohl sie keiner genauen Regel oder Gesetzmässigkeit unterliegt.
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g
c d
h
a b g
Der Kleinbuchstabe o ist symmetrisch, da er konstruiert wurde.
ok
Signifikantes Merkmal ist das Fehlen von Serifen.
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Frutiger 55 Roman
abcdefghi rstvwxyzA JKLMNOPQ XYZ(.,-;!¡?¿ ><&§%12 80
ijklmnopq ABCDEFGH QRSTUVW ¿–).{“„”}+=/ 34567890 81
Kabel Black
abcdefghij stvwxyzAB KLMNOOP XYZ(.,-;!¡?¿ &§%¥¶€12 82
jklmnopqr BCDEFGHJ PQRSTUVW ¿–).{“„”}+=/ 234567890 83
Antique Olive Black
abcdefgh qrstvwxy GHJKLMN VWXYZ(.,-;! ><&ยง%123 86
hijklmnop yzABCDEF NOPQRSTU ;!¡?¿–).{“„”}+ 34567890 87
Helvetica Neue Light Italic
a b c d e fg h rst v wxyzAB JKLMNOPQ X Y Z(.,-;!¡?¿ ><&§%123 88
ijklmnopq BCDEFGH QRSTUVW ¿–).{“„”}+=/ 34567890 89
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Franziska Loos Modul Schrift, Prof. Peter Kr端ll N端rnberg 2010
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