Bio-Fibel #11

Page 1

BIO-FIBEL ZEITSCHRIFT FÜR WISSEN AUS DER BIOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT

Josef Zotter – Der Schokoladentheaterdirektor mit Genussplan Bio-Baumwollmode – Da passt einfach alles! Bio-Bananen – Sicher ohne krumme Tour Bio-Soja – Die rosa Stickstofffabrik an der Wurzel

2/2011


EDITORIAL

BIO UND FAIR ERNÄHRT MEHR! Zu Thomas Klestils Präsidentschaft fallen mir spontan mehrere Begebenheiten ein. Eine davon gefällt mir besonders gut, da sie mir als überraschend sozialpolitisches Statement des Diplomaten in Erinnerung ist: Er ließ seinen Staatsgästen in der Hofburg eindeutig deklariert Obst, Kaffee und Tee mit dem Fair Trade-Siegel servieren. Leider hat diese „Werbung“ den fair gehandelten und ökologisch einwandfrei erzeugten Lebensmitteln nicht unmittelbar zum durchschlagenden Erfolg verholfen. Liegt es vielleicht am höheren Preis, dass wir uns „fair“ nicht leisten können? Dies kann nicht der eigentliche Grund sein, denn wir leben heute in der paradoxen Situation, dass zwar Nahrungsmittel am Weltmarkt mehr kosten als je zuvor – der FAO-Nahrungsmittelpreisindex lag im Mai 2011 um 37 Prozent über dem Stand des Vorjahres – , dass diese Rekordpreise aber erstens kaum den Bäuerinnen zu gute kommen und dass zweitens die Lebensmittel für uns Konsumentinnen immer leistbarer werden. Gerade einmal 12 % des durchschnittlichen Haushaltseinkommens geben wir für den Einkauf von Lebensmitteln aus. Zum Vergleich: 1950 waren es 45 %, 1980 dann 24 % und 2000 immerhin noch 16 %. Wir verdienen heute großteils gut und die Lebensmittelpreise werden mit Subventionen systematisch niedrig gehalten. Knapp 100 Milliarden Euro bekommen Europas Bäuerinnen aus nationalen und EU-Töpfen. Die Gelder zahlt nicht die Institution EU, sondern wieder wir Konsumentinnen. Schätzungen gehen davon aus, dass ungestützte Lebensmittel in Österreich rund ein Drittel mehr kosten würden. Expertinnen meinen sogar, es käme uns billiger, würden wir die Agrarförderungen weglassen und das Geld den Bäuerinnen durch Bezahlung fairer Preise direkt geben. Fairtrade Österreich betreibt selber keinen Handel, sondern sichert durch die Vergabe des FairtradeGütesiegels für kontrolliert-zertifizierte Produkte die Bezahlung gerechter Preise. Der geschätzte Wert der 2010 in Österreich fair gehandelten Bananen, Kaffeesorten, Fruchtsäfte, Schokolade und Rosen liegt bei knapp EUR 150 Mio. Das weltweite Fairtrade-System trägt zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit und Selbstbestimmung von mehr als 1,4 Mio. Kleinbäuerinnen und Plantagen-Arbeiterinnen bei, die in der Regel keine Subventionen bekommen, aber am Weltmarkt bestehen müssen. Die Garantie für faire Preise stellt sicher, dass diese von der Arbeit nachhaltig leben können und ein klein wenig finanziellen Spielraum für Soziales, Infrastruktur und Bildung haben. Mit dieser Ausgabe der Bio-Fibel legen wir Ihnen ein kleines Argumentarium für mehr Fairtrade in Ihren Einkaufskorb. Einkaufen ist ein hochpolitisches Statement, mit dem wir tagtäglich unsere Stimme abgeben. Fairtrade und Bio zählen zu den Guten, die Sie bedenkenlos wählen können. Nur mitmachen zählt!

INHALT Josef und die Schokoladenfabrik Kleider machen Leute... Neues aus der Bananenrepublik Appetit auf Gerechtigkeit Symbiotische Beziehungen Helfen durch Handel Wald- und Wiesenkulinarik Der Leutascherhof Shortcuts Impressum

Bio-Fibel 2/2011

Reinhard Geßl, Herausgeber 3 9 11 13 15 16 18 20 21, 22 17

—2—


IM GESPRÄCH

JOSEF UND DIE SCHOKOLADENFABRIK Wenn es sich zeitlich irgendwie ausgehen würde, dann müsste Josef Zotter mit seiner Lebensgeschichte und seinem großen Schokoladentheater mit unendlich scheinenden Schokoregalen, nie versiegenden Schokoladenbrunnen, schokomixenden Computern und einem essbaren Tiergarten der wahre Willy Wonka in Roald Dahls „Charlie und die Schokoladenfabrik“ sein.

Josef Zotter begann und verzweifelte in der Luxusgastronomie, versuchte sich und scheiterte an Konditoreien. Dazwischen erfand er die „handgeschöpfte“ Schokolade, die Basisschicht für seine seit 1999 unglaublich florierende Schokoladenmanufaktur

im oststeirischen Bergl bei Riegersburg. Seit 2004 stammen alle Zutaten für die zwischenzeitlich über 300 Schokoladensorten aus Fairem Handel, seit 2006 zusätzlich aus Biologischer Landwirtschaft. An guten Tagen werden bis zu 80.000 Tafeln Schokolade in Schichten hergestellt. Vom Jahresumsatz von über 14 Millionen Euro leben unmittelbar über 100 Mitarbeiterinnen. In Nicaragua, Brasilien, Burundi und Laos engagiert sich Josef Zotter mit zahlreichen Entwicklungsprojekten. Wir plauderten mit dem Chokolatier in seinem Büro mit Blick auf den Tiergarten über die Lässigkeit von 10 Gramm, die Wichtigkeit und Vorbildwirkung von Papier, bettelnde Politikerinnen, eine verschmähte Insel am Kap Horn und über spiegelnde Nutztiere, die solcherart als ein groß angelegtes, gut getarntes Volksbildungsprojekt fungieren.

—3—

Bio-Fibel 2/2011


IM GESPRÄCH

Finanzielle Nebenwirkungen können Sie allerdings nicht ausschließen. Wenn man den Inhalt dieser Chocoshots auf 1 kg Schokolade hochrechnet, wären das 208 Euro. Ja, das ist mir bewusst! Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass ihr Bio-Freaks mich bei den Spritzen wegen des Plastiks kritisiert. Aber mit Bio-Plastik bekommen wir das derzeit technisch noch nicht hin. Zugegeben, unser „Shot“, die Spritze – da könnt ihr mir jetzt eine auf den Schädel hauen – ist ein Spaßprodukt. Das ist nichts, was die Welt unbedingt braucht. Aber ganz ehrlich: Wie viel braucht man, um glücklich zu sein? 1 kg Schokolade oder zehn Gramm? Bei 1 kg habe ich eindeutig zu viele Kalorien – und zehn Gramm können extrem lässig sein. Sie haben bereits an die 300 verschiedenen Produkte im Sortiment … Jetzt sind es schon über 300 Produkte und nächstes Jahr werden es noch mehr, obwohl ich mir geschworen habe, es nicht zu machen. …hat Ihre Kreativität „Narrenfreiheit“? Muss sie ja! Wir sind hier in unserer Arbeit ständig im Fluss – und auch ich entwickle mich ständig weiter. Eigentlich bin ich mit meiner Vielfalt so gar nicht markttauglich. Normalerweise sagt man heute: „Ich entwickle ein Produkt und will eine Marke sein. Da mache ich dann fünf Artikel, die eh alle fressen. Dann lagere ich schnell die Produktion in Billiglohnländer aus, konzentriere mich aufs Marketing und bin glücklich.“ Das ist nicht mein Zugang – ich will immer etwas Neues entwickeln!

Am Anfang war ausnahmsweise nicht das Wort, sondern die Handlung: Josef Zotters Tisch wird mit knapp 1000 Zotter-Schokoladenbanderolen übersät. Staunen, schweigen…und weil es ja ein Interview werden soll…reden… Herr Zotter, diese Banderolen sind die Zweijahresausbeute unserer Bürogemeinschaft. Ihre Schokoladen schmecken gefährlich gut – sollten die nicht endlich unter das österreichische Suchtmittelgesetz fallen? Wenn ich das hier sehe, möchte man es schön langsam glauben! Aber das ist total lieb, was ihr da macht, das habe ich noch nicht erlebt! Apropos Suchtmittelgesetz – Sie vertreiben neuerdings Ihre Schokolade bereits in Spritzen? Ja, ich wollte eine Textur finden, die weich und halbflüssig ist. Nur, wo gibst du sie hinein? In ein Glas zum Löffeln? Und dann habe ich es mit einer Spritze versucht – die ist oral zum Verabreichen und garantiert ohne Nebenwirkungen.

Bio-Fibel 2/2011

Und wie genau machen Sie das dann? (Josef Zotter springt vom Sofa auf und macht eine einladende Geste.) Wenn Sie sich hier in meinem Büro umschauen, wissen sie gleich wie es abläuft. Das ist ein sehr kreativer Raum, da spielt sich alles ab. Da ist z. B. ein Blatt Papier von unserem neuen Tiergarten. Ich habe beim Fenster rausgeschaut, rumgerätselt und dann den Tiergarten auf dem Blatt eingezeichnet. Oder ich schaue mir eine Schnapsflasche genau an. Selbst dabei kommen mir manchmal politische Themen. Ich denke mir, ich möchte ein globales Produkt machen, weil jetzt die Globalisierung am Höhepunkt ist. Da stelle ich mich zu Hause hin und drehe die Weltkugel, schaue mir die Länder an und überlege mir was wo wächst und wie das schmeckt. Ich lasse alle Eindrücke in mich hinein und irgendwann ist eine Idee da – die schreibe ich gleich auf und entwickle die Rezepte daraus. Die Rezepte werden nie vorher ausprobiert, keine Idee wird bei uns vorher ausprobiert. Warum nicht? Es ist ja leider so, wenn man fünf Leute kosten lässt, hat man immer fünf Meinungen. Einem fehlt das Salz, dem anderen der Pfeffer und schon ist die Idee fort. Bei der Kreation ist es wie bei der Musik – die musst Du sofort umsetzen.

—4—


IM GESPRÄCH

Nichts dem ‚Zu-Fall’ überlassen Sie bei der Produktion Ihrer Schokoladen. So verwenden Sie 100 % Bio-Qualität und Ihre Schokoladen sind „handgeschöpft“. Nur, wie kann man bis zu 60.000 Schokoladen am Tag mit der Hand schöpfen? Steht bei Ihnen die halbe Steiermark mit Schöpfkellen? Nein! Unsere handgeschöpften Schokoladen habe ich 1992 entwickelt, nicht, weil „handgeschöpft“ ein netter Name ist, das war nicht die Idee dahinter! „Handgeschöpft“ hat nichts mit einem Schöpfer zu tun, mit dem man die Schokolade in eine Form gießt. Gemeint sind mit „handgeschöpft“ die verschiedenen Schichten bei unseren Schokoladen, die wir händisch auf langen Tischen auf Papier aufziehen. Nein, wir tun nicht mit einem Schöpferl herum – da hätte ja der Kunde auch nichts davon, die Schokolade wird ja dadurch nicht besser. Und mit diesen „Schichten“ schon? Diese Schichten haben unterschiedliche Texturen: Einmal weich, einmal hart, einmal auch „zach“ – und das lebt dann auf Ihrer Zunge, wenn die Schokolade auf Ihrem Gaumen abschmilzt. Sie legen ein Stückerl Schokolade – wenn sie es richtig machen, schneiden Sie immer nur ein Stückerl runter – also, Sie legen ein Stück unserer Schokolade auf die Zunge, lassen es abschmelzen und sie werden etwas erleben! Ob das jetzt positiv ist oder super genial oder was auch immer, auf jeden Fall werden Sie was erleben. Ich habe damals die Idee gehabt, Schokolade nicht einfach in einer Form zu machen, sondern auf einem Tisch in Schichten, um Geschmacksvariationen zu erzeugen. Stück für Stück und Schicht für Schicht, so muss man meine Schokoladen genießen. Leider gibt es viele Leute, die „fressen“ sie einfach. Ich bringe jetzt ein Buch raus, das heißt „Man frisst das nicht!“.

Für ihr spannendes Leben braucht es ohnehin dringend ein Buch. Können Sie unseren Leserinnen schon vorweg verraten, wie man ein erfolgreicher Chocolatier wird? Das weiß ich ja selber nicht! „Ab morgen mache ich Schokolade und das Leben ist lustig“ – also, so einfach ist das auch wieder nicht. Ich bin gelernter Koch und habe in der Luxusgastronomie in Österreich und in Amerika gearbeitet. Davon habe ich bald die Schnauze voll gehabt und wollte mich nur noch zurückziehen. „Eröffne ein Kaffeehaus, backe ein paar Mehlspeisen, dazu ein paar belegte Brote“ – mehr wollte ich damals nicht. Ich habe dann in Graz mit einem Kaffeehaus begonnen und tatsächlich ein paar spezielle Mehlspeisen angeboten. Die Leute haben gesagt: „Ich weiß nicht, der Zotter macht Mehlspeisen, die sind anders“. Mein ganzes Leben ist eigentlich ein Experiment, das kannst Du nicht lernen. Und ich glaube, es hat auch viel mit dem Reisen zu tun, dass ich Chocolatier geworden bin. Die ganzen Eindrücke, auf den Kakaoplantagen in Südamerika, da habe ich das unsagbare Leid der Menschen gesehen, die den Rohstoff produzieren. Wie hat sich die Situation in der Kakaoproduktion und am Schokolademarkt für Sie dargestellt? Schokolade war in den 1990er Jahren ein Produkt, das sehr brutal geworden ist. Das haben nur noch ein paar Produzenten gemacht, nach ihren eigenen Spielregeln. Ich bin überzeugt, die Schokolade ist damals nicht so schlecht geworden, weil die Bauern oder der Kakao schlecht waren, sondern die Arbeitsbedingungen der Kakaobauern. Ich habe das vor Ort selbst erlebt, dass die Leute von dem was sie produzieren nicht leben können. Für mich war klar: Ein Kakaobauer, dem es schlecht geht, der kaum Geld für seine Ware bekommt und sogar um das wenige Geld ständig bangen muss, dieser Bauer scheißt doch drauf! Ich habe mir damals

—5—

Bio-Fibel 2/2011


IM GESPRÄCH

gesagt: „Wir müssen die Arbeit der Bauern wertschätzen. Die Schokolade wächst ja nicht in der Schokoladenfabrik, sondern auf der Kakaoplantage.“ Das war mein Ansatz: Für eine gute Schokolade muss ich beim Kakaobauern anfangen, ihn ordentlich entlohnen, Schulungen mit ihm machen usw. Sie zahlen den Kakaobauern beträchtlich mehr, als auf dem Weltmarkt geboten wird – und selbst die Fair Trade-Preise werden von Ihnen übertroffen. Derzeit sind aber nur 0,5 % des Weltkakaos bio und gar nur 0,1 % werden fair gehandelt. Können Sie da wirklich etwas bewegen? Zuerst einmal: Ich betreibe den fairen Handel nicht, weil ich so ein Netter bin. Ich bin davon überzeugt, dass dies der einzige Weg zu einer besseren Qualität ist. Wenn ich fair bin, bekomme ich einen guten Kakao und kann den besser verarbeiten. Als ich nach Nicaragua gegangen bin, habe ich einige Projekte selbst initiiert. Zu Beginn ist mir immer aufgefallen: Die Leute schauen beim Reden weg und halten die Hand auf. So haben

dort die Bauern mit mir geredet. Aber die wollen ja nicht betteln, keiner will das, auch bei uns nicht! Die Politiker, die jetzt bei uns über das Bettelverbot sprechen, sollen sich selbst einmal auf eine Stiege setzen und dort betteln. Und ein Kakaobauer will in Wahrheit nur einen guten Preis für seine Arbeit, also seinen Kakao. Das ist eine Handschlaggeschichte. Er sagt, wir zwei haben einen Vertrag – ich mach einen guten Kakao und du zahlst mir einen guten Preis. Gedeiht bei Ihnen Fairness nur auf den Kakaoplantagen oder setzen Sie auch in Ihrer Schokoladenmanufaktur neue, soziale Akzente? Für einen Unternehmer gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder er will ausschließlich monetär erfolgreich sein, dann zählt bedingungslos das ökonomische Prinzip, also Harvard pur. Dieses monetäre System kollabiert derzeit. Es ist ja irgendwie sogar überraschend lang gut gegangen, aber jetzt haben die Leute aufgehört vom Arbeiten zu leben und verlassen sich auf das Spekulieren. Der andere Weg ist, ein bisschen über seine Mitarbeiter nachzudenken. Ganz ehrlich, ich hätte mit so einem HarvardSystem auch weniger Stress: Wir zahlen zwischen 25 und 30 Prozent über dem Kollektivlohn – würde ich das streichen, könnte ich mehr Leute aufnehmen. Und ich könnte mich in die Sonne setzen und die anderen die Arbeit machen lassen. Aber das ist nicht mein Ansatz! In meinem Unternehmen bekommen die Leute nicht nur mehr Lohn, sondern auch jeden Tag biologisches Essen – finanziert vom Unternehmen. Frisch und nicht in einer Alutasse aufgewärmt. Uns kostet das Essen pro Mitarbeiter täglich 6 bis 8 Euro. Aber 8 Euro sind nichts, verglichen mit den sonstigen Personalkosten. Verstehen Sie, das frisch gekochte Bio-Essen ist eigentlich das effizienteste, was ich in meinem Unternehmen machen kann. Kann man Ihre Effizienztheorie auch auf andere Unternehmen anwenden? Ja, ich würde jedem Unternehmer als Mitarbeitermotivation ein anständiges Bio-Essen empfehlen. Die brauchen doch keine Personaltrainer oder sonst was, die sollen ihren Leuten einfach jeden Tag das beste Essen geben. Wir haben das schon vor fünf Jahren eingeführt, die Krankenstände sind deutlich zurückgegangen, die Produktionskosten haben sich definitiv verbessert. Ja, eigentlich haben wir mit dieser Aktion für alle einen tollen Gewinn erzielt. Wenn Sie auch so einen Gewinn machen wollen, geben sie den Leuten etwas zu essen, natürlich in Bio-Qualität!

Bio-Fibel 2/2011


IM GESPRÄCH

Sie wollten vorhin die Politiker als Bettler auf eine Stiege setzen. Wird eigentlich eines Tages der „Politiker Josef Zotter“ die Parlamentsstufen hinaufgehen? Nein, das kann und wird es nicht geben. Da bin ich viel zu radikal. Ich bin nicht konsensfähig. Am besten kann ich mich politisch äußern, bei dem was ich gerade mache. Da wir schon bei etwaigen Zukunftsplänen sind – wie viel hat Ihnen eigentlich der Nestlé-Konzern schon für Ihre Schokoladenmanufaktur geboten? Josef Zotter lacht – muss also noch an seinem Pokerface arbeiten. Nur so eine Hausnummer, 10 Millionen auf oder ab spielen keine Rolle… Ja, ich könnte schon längst in Dschibuti sitzen, wahrscheinlich sogar auf einer eigenen Insel. Aber warum soll ich das tun, ich bin im Paradies, ich brauch’s nicht besser. Ich bin im Tiergarten und kann jeden Tag meinen Tieren zuschauen. Meine Kunden sind bei mir im Haus und ich habe klasse Mitarbeiter. Nein, mit Geld kann man mich nicht locken, ich lebe in einem paradiesischen Zustand. Apropos: Sie haben gerade Österreichs ersten „Essbaren Tiergarten“ eröffnet. Unter Ihrem Bürofenster leben auf 27 Hektar Nutztiere, die allesamt den „Tiergarten“ nur als Brettljause verlassen dürfen. Ist das Ihr neuer Marketinggag? Mir tut das weh, wenn sie unseren Tiergarten, der mir ein ganz ehrliches Anliegen ist, als Marketinggag bezeichnen. Ich komme ja aus der Landwirtschaft und dass ich heute Chocolatier bin, hat sehr viel damit zu tun. Von den 3,5 Hektar konnten meine Eltern noch ganz gut leben, aber später wäre das unmöglich gewesen. Mit der Schokolade bin ich heute extrem erfolgreich und irgendwie habe ich das dringende Bedürfnis, etwas zurückzugeben. Und dabei geht’s gar nicht um mich. Freilich habe ich’s auch schön hier mit dem Tiergarten, wenn ich da unten gehe, die Sonne scheint und die Viecher laufen herum, das ist ein lässiger Zustand, aber den bräuchte ich nicht öffentlich zu machen. Ich will mit diesem Tiergarten eine ernsthafte Botschaft aussenden. Ich frage damit die Leute: „Wie geht es Dir, wenn Du den Viechern in die Augen schaust – könntest Du sie dann noch immer essen oder bist Du dann Vegetarier?“ Das sind die Fragestellung und der tiefere Sinn dahinter. Ich will ja niemanden zum Vegetarismus zwingen, aber die Frage möchte ich stellen. Ich finde es einfach verlogen, wenn man Fleisch oder Wurst im Vakuumsackerl kauft und dabei so naiv und blöd ist zu glauben, dass das nichts mit einem Tier zu tun hat. Aber was hat das mit Schokolade zu tun? In Wahrheit, und das ist auch ein sehr wichtiger Punkt, ist der „Essbare Tiergarten“ der Spiegel für meine Kakaobauern. Ja, so möchte ich es eigentlich sehen: Weil meine Kakaobohnen

und die Bauern dahinter sieht auch kein Schwein. Die Leute fahren in alle möglichen All-Inclusive-Clubs nach Tahiti oder in die Dominikanische Republik – aber einen Kakaobauern haben sie noch nie im Leben gesehen. Wie der mit seiner Familie in der Holzhütte lebt, und die Frauen am Boden kochen. Unsere Club-Urlauber fressen dann Schokoladen um einen Euro und weil dem Zotter seine Schokolade drei Euro kostet, muss der ja ein Verbrecher sein. Wissen Sie was ich meine? Der essbare Tiergarten ist auch der Spiegel für die Kakaobauern. Den Kakaobauern kriege ich ja nicht her, aber das Viech kennt ein jeder, die Wurst davon frisst man jeden Tag. Ihren Tiergarten werden wir uns gleich ansehen. Zuerst aber möchten wir einen imaginären Blick in Ihren persönlichen Kühlschrank werfen. Wie viele Bio-Lebensmittel finden wir bei Ihnen? Nur und ausschließlich Bio-Lebensmittel! Moment, jetzt muss ich doch aufpassen, ob Sie nicht doch Anderes finden würden, weil gerade meine Schwiegermutter im Haus ist… Danke für das Gespräch! Wilfried Oschischnig und Reinhard Geßl

—7—

Bio-Fibel 2/2011


Karin Lebelhuber und Katharina MĂźhlberger haben gut lachen: Chicke Ă–komode in einem tollen Shop


BIO-WISSEN

KLEIDER MACHEN LEUTE… …doch dort, wo Leute Kleider machen, scheinen Modeglamour und schicke Boutiquen nicht nur geografisch Lichtjahre entfernt zu sein.

Während uns beim Kleider-Einkauf maximal der Blick in den Spiegel der Umkleidekabine oder das indirekt proportionale Verhältnis von vorhandener Auswahl und verfügbarem Budget stressen, haben Menschen, die diese Kleidungsstücke produzieren, ganz andere, nämlich essentielle Sorgen: In der Textilindustrie werden Umweltschutz und Menschenrechte meist sträflich vernachlässigt. Produziert wird überwiegend dort, wo Löhne gering und Umwelt- und Sozialstandards niedrig bzw. nicht vorhanden sind. Doch zwischen den dunklen Wolken der globalen Textilmaschinerie mit ihren ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und massiven Umweltbelastungen zeichnet sich ein Silberstreif am Modehimmel ab. Gibt es doch mittlerweile zahlreiche ökologisch-faire Modelabels. „Nicht nur das Kleid muss passen, sondern auch das Umfeld, in dem es entsteht. Design und Herstellungsbedingungen haben gleichermaßen Gewicht“, meint Karin Lebelhuber und fasst damit auch schon das Prinzip von Fairer Mode zusammen. Lebelhuber ist Geschäftsführerin von Anukoo, eines dieser vorbildlichen fairen Modelabels, dessen Herzstück sich in Form eines modernen und sehr gemütlichen Shops in der Wiener Gumpendorferstraße befindet. Dass das Geschäft, das erst im Frühjahr seine Pforten geöffnet hat, erfolgreich funktioniert, versteht man spätestens dann, wenn man einen Blick auf die aktuelle Kollektion geworfen hat. Hier wird auch klar, wieso Karin Lebelhuber und Katharina Mühlberger, die für die Konzeption der Anukoo-Textilien verantwortlich ist, über die Frage „Schick und modisch oder öko und fair?“ maximal müde lächeln können. Beige, zeltförmige T-Shirts und kartoffelsackartige Röcke gehören bei fairer Mode längst der Vergangenheit an und sind nicht mal mehr als Klischee zu gebrauchen. Doch trotz des frischen Windes, den moderne Modelinien in den Fair Fashion-Bereich bringen, werden die traditionell hohen sozialen und ökologischen Ansprüche nicht außer Acht gelassen. Diese sichern eine menschenwürdige, umweltschonende und fair bezahlte Produktion und schaffen Perspektiven für die Partnerinnen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Fairer Handel bedeutet auch, bestehende Partnerschaften persönlich zu pflegen und so reist Katharina Mühlberger regelmäßig nach Mauritius, Indien und Lateinamerika, wo die Rohstoffe

produziert und die Kollektionen gefertigt werden. Nach ihrer Rückkehr werden erste Inspirationen mit Designerinnen und Schnittzeichnerinnen besprochen, das Konzept definiert und Muster erstellt. Schließlich fertigen die Partnerinnen eine Pre-Production – sozusagen die Vorzeigestücke – an, welche die Bestell-Grundlage der Geschäfte bildet. Wenn die georderten Mengen feststehen, kann die eigentliche Produktion der jeweils aktuellen Kollektion beginnen. Drei Monate dauert alleine das Schneidern, zwei bis vier Wochen der Schifftransport. Viel Zeit und Arbeit, aber auch Engagement und Liebe, die zahlreiche, über den Globus verstreute Menschen investieren und die die besondere Qualität der Kleidungsstücke ausmachen. Dieser nachhaltige Prozess des „Kleider Machens“ beinhaltet auch eine andere Art der Wertschätzung: „Wir halten nichts vom „Wegwerf-Design“ großer Modeketten. Unsere Modelle sollen für mehrere Saisonen zum Einsatz kommen und sich zu Lieblingsstücken entwickeln“, erklärt Mühlberger. Den Konsumentinnen gefällts: „Der Trend zu öko-fairer Mode ist ungebrochen, immer mehr Menschen legen Wert auf fair produzierte Kleidung“, betont Karin Lebelhuber. Man darf also getrost behaupten: Egal ob Baumwollbäuerin, Näherin oder Konsumentin – diese Kleider machen wirklich zufriedene Leute. Elisabeth Klingbacher

ZAHLEN UND FAKTEN Shop: Anukoo, Gumpendorferstr. 28, 1060 Wien Projektkoordination: Karin Lebelhuber (Shopleitung); Katharina Mühlberger (Textilverantwortliche). Die EZA Marke „Anukoo“ ist in allen österreichischen EZA-Läden zu finden. Anukoo erfüllt sowohl die strengen Global Organic Textil Standards (GOTS), die für Transparenz vom Feld bis ins Regal sorgen, als auch die Fair Trade Certified CottonVorgaben. Nähere Infos: www.anukoo.at Info: - Baumwolle ist die beliebteste Textilpflanze der Welt und wird in rund 70 Ländern angebaut - Wer ein Bio-T-Shirt kauft, kann 7 m² Fläche ökologisieren - 64 % der erzeugten Baumwolle sind bereits gentechnisch verändert, Bio-Baumwolle bildet da natürlich eine Ausnahme

—9—

Bio-Fibel 2/2011


Joe Ritt bleibt bis zum letzten Schritt ein kritischer Bio-Bananenpr端fer


BIO-WISSEN

NEUES AUS DER BANANENREPUBLIK Beim Bananenessen sind wir Österreicherinnen mit fast 12 kg pro Kopf ganz vorne dabei. Statistisch betrachtet stammt jede achte Banane aus Bio-Landwirtschaft und Fairem Handel. BioKontrollor Joe Ritt stellt sicher, dass Bio-Bananen ohne krumme Tour im Obstkorb landen.

Alexander der Große beobachtete auf seinem Indienfeldzug Lehrer beim Essen einer unbekannten Krummfrucht. Also nannte er diese „Frucht des klugen Mannes“. Der Pflanzenklassifizierer Carl von Linné freute sich über das schöne Bild und taufte die Banane „musa sapientum“. Das Wort Banane kommt aber aus dem Arabischen. „Banan“ heißt dort Finger, was logisch erscheint, wenn man weiß, wie Bananen wachsen. Den palmenartigen Bananenstauden wächst im Alter von neun Monaten ein nach unten hängender Blütenstand aus rot-violetten Hochblättern. An der Unterseite jedes Hochblatts befinden sich Blüten in einer Reihe. Aus jeder Reihe wächst eine „Bananenhand“ mit jeweils 10-20 Bananen, die fingergleich angeordnet sind. Die Bananen, die botanisch gesehen Beeren sind, wachsen zuerst nach unten und dann, nach Abfallen des Hochblatts, nach oben zum Licht, deshalb die Krümmung. Obstbananen müssen grün geerntet werden und nachreifen, da an der Staude gereifte Bananen immer aufplatzen und mehlig schmecken. Nach der Ernte werden Exportbananen sofort verpackt und auf Kühlschiffe verladen, wo der Reifeprozess bei 13,2°C für die Dauer des Transports gestoppt wird. Nach der Entladung werden die grünen Bananen bei etwa 16°C mittels Ethylen in 4-6 Tagen gereift. Dabei wird Stärke in Zucker umgewandelt, vom Verhältnis 20:1 im grünen Zustand in 1:20 im reifen Zustand. Global 2000 hat die konventionellen Bananen einmal zu „Pestizid-Weltmeistern“ erklärt. Schätzungen gehen davon aus, dass auf einem Hektar (100 x 100 m) der riesigen Monokulturplantagen jährlich im Durchschnitt 50-80 kg Pestizide ausbracht werden. Bei Regenfällen färben sich die Flüsse rund um die Plantagen giftblau, Fische leben in den Gewässern keine mehr. Joe Ritt, Leiter der Abteilung Internationale Projekte der Austria Bio Garantie (ABG), interessiert sich nur für BioBananen und da für die untadelige Prozessqualität, von der Blüte bis in den heimischen Biomarkt. „Zwischen Bio-Bananen aus kleinbäuerlichen Kollektiven und konventionellen aus Monokulturplantagen, da liegen im Anbau Welten“, weiß Ritt

aus seiner Arbeit zu berichten. „Bio-Fairtrade-Bananen kommen von Kooperativen, die mit traditionellem Wissen, viel Handarbeit und Bio-Prinzipien makellose Früchte für Europa produzieren. Mit Kompost, Leguminosenuntersaaten, Einsatz natürlicher Insektizide wie z. B. Neemöl oder einfache Naturmittel gegen Pilze klappt die Kreislaufwirtschaft tadellos.“ Die Kontrolle der Bio-Bananen funktioniert fast immer nach dem gleichen Schema: Eine österreichische Händlerin braucht ein Zertifikat für Bio-Bananen und nennt die Zulieferinnen. Die Bio-Kontrollstelle prüft die grundsätzliche Machbarkeit des Projekts. Passen die Rahmenbedingungen, checken Kontrollorinnen bei einer gründlichen Erstkontrolle vor Ort die Biotauglichkeit. Dazu werden Produkt- und Bodenproben gezogen, um zu bestimmen, ob und wann das letzte Mal biowidrige Mittel eingesetzt wurden. In ausführlichen Gesprächen und an Hand von Checklisten wird noch einmal kommuniziert, welche Garantien die EU-Bio-Verordnung gibt. „Die Farmer wollen nicht betrügen, wissen aber manches nicht. Das lässt sich bei der Erstkontrolle gut feststellen und festlegen. In der Folge begleiten Bio-Beraterinnen vom Anbau bis zur Ernte“ weiß Ritt zu berichten. Zusätzlich zum Anbau werden die Bananentransportschiffe auf verbotene Rückstände untersucht. Routinemäßig folgen laufend vor und während der Beladung Kontrollen und Probenziehungen vor Ort. Die letzte Rückstandskontrolle erfolgt in der Reifeanlage. „Bio-Bananen sind sicher!“ ist Joe Ritt vom Bio-Kontrollsystem überzeugt, denn „Bio-Bananen werden nach den gleich strengen Prinzipien wie heimisches Bio-Obst kontrolliert.“ Grundsätzlich wären also die Voraussetzungen gut, dass sich Österreich von einer Bananen- zu einer Bio-Bananenrepublik entwickeln kann – verzehrsmäßig gesehen! Reinhard Geßl

FAKTEN UND ZAHLEN Auftrag: Bio-Kontrolle von Importfrüchten, Abteilungsleiter: Mag. (FH) Josef Ritt, Austria Bio Garantie, www.abg.at Info: - Bananenstauden tragen nur einmal im Leben Früchte und sterben danach ab. Vegetativ seitlich aus der Mutterpflanze sprießende Schößlingen sorgen für die nächste Ernte. - Ein Bananenbüschel einer Pflanze wiegt ca. 20 kg. - Kochbananen zählen gekocht, gebraten oder frittiert in vielen tropischen und subtropischen Regionen zu den Grundnahrungsmitteln.

— 11 —

Bio-Fibel 2/2011


Foto: Kofler, ARGE Weltl채den

Barbara Kofler ist davon 체berzeugt: Fair und bio einzukaufen zahlt sich aus!


BIO-WISSEN

APPETIT AUF GERECHTIGKEIT Weltweit hungern etwa eine Milliarde Menschen. Ungefähr zwei Drittel von ihnen leben auf dem Land, also dort, wo Nahrungsmittel eigentlich produziert werden.

Die Ursachen dafür sind vielfältig: Neben Exportsubventionen, Handelsbarrieren, ungerechter Landverteilung, Spekulationen auf internationalen Agrarmärkten, Menschenrechtsverletzungen und Bürgerkriegen führen auch der Verlust an Bodenfruchtbarkeit, Erosion, Klimawandel oder der Anbau von Futtermitteln und Agrotreibstoffen zur Aufgabe von Anbauflächen für Lebensmittel. Während die ständige Intensivierung der Landwirtschaft wenig überzeugende Resultate vorweisen kann, bietet die Ökologisierung eine wichtige Basis zur langfristigen Armutsund Hungerbekämpfung. So steht es auch im Weltagrarbericht, der von 60 Regierungen verabschiedet wurde. Die Autorinnen sehen in der Kombination moderner ökologischer Erkenntnisse mit traditionellem Wissen, in der Stärkung von Frauen und Kleinbäuerinnen und in der Schaffung von Forschungsschwerpunkten auf kleinbäuerliche und ökologische Anbaumethoden wesentliche Elemente einer Landwirtschaft, die den Weg aus der derzeitigen Krise weisen kann. Die ARGE Weltläden befindet sich also in guter Gesellschaft, wenn sie mit ihrer aktuellen Jahreskampagne „öko&fair ernährt mehr!“ konkrete Alternativen zu sozial- und umweltschädlichen Anbau- und Handelspraktiken aufzeigt und sich für eine Ausweitung der kleinbäuerlichen Bio-Landwirtschaft einsetzt. „Ein Weiter wie bisher ist keine Option. Es braucht eine Wende in der Agrarpolitik, die derzeit die Intensivierung der Landwirtschaft unter hohen ökologischen und sozialen Kosten fördert und bäuerliche Strukturen – und damit die Ernährungssouveränität und Zukunftschancen vieler Menschen weltweit – ruiniert“, so Barbara Kofler, Geschäftsführerin der ARGE Weltläden. Logisch, dass sich da Biolandbau und Fairer Handel als vielversprechende und zukunftsweisende Alternative anbieten. Neben nachhaltig zufriedenstellenden Erträgen bringt die Biolandwirtschaft den Kleinbäuerinnen einen weiteren Vorteil: Die Abhängigkeit von externen Betriebsmitteln und somit die Kosten für den Einsatz von Pestiziden und mineralischen Stickstoffdüngern fallen weg. Das Einkommen wird dadurch verbessert, die Eigenständigkeit der ländlichen Bevölkerung erhöht und der Verschuldungskreislauf durchbrochen. Zudem sorgt der Faire Handel für langfristige, partnerschaftliche Beziehungen,

fördert Aus- und Weiterbildung von Kleinbäuerinnen und unterstützt die Partnerinnen des Südens, durch den kombinierten Anbau von Exportprodukten und Erzeugnissen für den regionalen Markt, ihre Existenz zu sichern. „Durch verschiedene Aktionen und Veranstaltungen möchten wir Konsumentinnen sensibilisieren, mit ihrem Einkaufskorb Politik zu machen und verstärkt auf bio und fair zu setzen. Und auch wenn unsere Schwerpunktländer im Süden liegen, ist das Problem der fehlenden Ernährungssouveränität durchaus auch in Österreich ein sehr aktuelles Thema. Zahlreiche österreichische Kleinbäuerinnen können ein Lied davon singen – auch darauf wollen wir mit unserer Kampagne aufmerksam machen“, erklärt Kofler die Intention des Projekts. Nicht zu vergessen die politische Ebene: Gemeinsam mit FIAN und ÖBV/Via Campesina Austria wird mit einer großangelegten Postkartenaktion und konkreten Forderungen, die an den österreichischen Landwirtschaftsminister und EU-Parlamentarierinnen übergeben werden, ein erster wichtiger Schritt gesetzt, um eine Änderung der weltweiten Agrar- und Ernährungspolitik zu forcieren. Im Sinne von uns allen ist zu hoffen, dass diese Kampagne auf fruchtbaren Boden fällt und die Chance erkannt wird, die eine Kombination von Bio und Fair für eine zukunftsfähige Welternährung bietet. Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN Projekt: öko und fair ernährt mehr! Projektkoordination: Barbara Kofler (GF ARGE Weltläden) Projektpartnerinnen: FIAN, ÖBV/Via Campesina Austria ARGE Weltläden wurde 1982 gegründet und ist die Dachorganisation von 92 Weltläden und zwei Weltcafés in Österreich Nähere Infos: www.weltlaeden.at, www.viacampesina.at, www.fian.at Info: - Das Millenniumsziel der UNO, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, wird von Jahr zu Jahr unrealistischer - In den Ländern des Südens liegen die Bio-Erträge bis zu 80 % über denen der konventionellen Landwirtschaft - Aufgrund ungerechter, internationaler Handelsstrukturen gehen den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas jährlich etwa 500 Milliarden Dollar verloren

— 13 —

Bio-Fibel 2/2011


Peter Schweiger ist zufrieden: Schรถne Knรถllchen am Wurzelansatz der Sojapflanze


BIO-WISSENSCHAFT

SYMBIOTISCHE BEZIEHUNGEN Leicht rosa schimmern die soeben aus der Erde gezogenen und zerteilten Knöllchen im Sonnenlicht. Ganz so wie es sein soll, denn jede andere Schattierung wäre ein Indiz für eine zumindest eingeschränkte Funktionstüchtigkeit.

Auch wenn Assoziationen zu einer besonders gefärbten Kartoffelsorte naheliegen, werden hier Knöllchenbakterien, sogenannte „Rhizobien“, die sich im konkreten Fall mit Sojapflanzen zu einer Lebensgemeinschaft der besonderen Art zusammengeschlossen haben, unter die Lupe genommen. Soja gehört wie Erbsen, Klee oder Luzerne zu den Leguminosen, die für eine spezielle Symbiose bekannt sind: An ihren Wurzeln leben Knöllchenbakterien, die Stickstoff (N) aus der Luft binden und der Pflanze zur Verfügung stellen. Wie in Beziehungen üblich, ist auch dieses Zusammenleben geprägt von einem ständigen Geben und Nehmen. Daher erhalten die Bakterien im Gegenzug Kohlenstoffverbindungen von der Wirtspflanze. Und während die Herstellung mineralischer Stickstoffdünger für die konventionelle Landwirtschaft große Mengen fossiler Energie erfordert, freut man sich im Biolandbau über diese umweltfreundliche und günstige Form der Stickstoffversorgung, von der auch noch nachfolgende Kulturen profitieren. Für das reibungslose Funktionieren dieser Lebensgemeinschaft müssen allerdings eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein: „Neben Durchlüftung, Feuchtigkeit und pH-Wert ist vor allem die Bodentemperatur ein wesentlicher Faktor. Dabei geht es weniger um die Sojapflanzen als um die Knöllchenbakterien, die recht empfindlich auf zu kalte Böden reagieren“, meint Peter Schweiger von der Bio Forschung Austria. Er koordiniert das Projekt „Stickstofffixierleistung von Bio-Soja unter ostösterreichischen Anbaubedingungen“. Auf über 20 Bio-Betrieben werden Methoden zur Messung der N-Fixierleistung beurteilt sowie das Funktionieren der Symbiose und die Menge des gebundenen Stickstoffs in Abhängigkeit unterschiedlicher Parameter – wie Stellung der Sojabohnen in der Fruchtfolge, Nährstoff- und Wasserversorgung oder Bodenqualität – analysiert. Da die Sojabohne in unseren Breiten ursprünglich nicht heimisch ist, muss das Saatgut vor der Aussaat mit den entsprechenden Knöllchenbakterien „beimpft“ werden. „Vor allem wenn auf Flächen zum ersten Mal Soja kultiviert wird, sind keine passenden Bakterien im Boden vorhanden. Gerade dann ist eine ausreichende Beimpfung für das Funktionieren der Symbiose und damit auch für einen zufriedenstellenden Ertrag und Proteingehalt notwendig“, so Schweiger, der davon

ausgeht, dass bei einer funktionierenden Symbiose etwa 60 % des Stickstoffs in der Sojapflanze aus der Luft fixiert werden können. Auch wenn in der Landwirtschaft immer noch große Mengen an Soja-Futtermitteln importiert werden, hat der Anbau von Bio-Soja im ostösterreichischen Trockengebiet in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Das ist auch gut so, denn gerade in der industriellen Landwirtschaft ist der Sojaanbau mit einer Reihe von ökologischen und sozialen Problemen verbunden, die aufgrund des weltweit wachsenden Fleischhungers noch verschärft werden: Besonders in Südamerika nehmen die Rodungen von (Regen-)Waldgebieten zur Schaffung riesiger Soja-Monokulturen dramatische Ausmaße an und sind zudem für hohe CO2-Emissionen verantwortlich. Bis zu 80 % der weltweiten Sojaernte dienen nicht der Lebensmittelerzeugung, sondern landen in den Futtertrögen von Nutztieren und zumindest 70 % aller Sojapflanzen sind bereits gentechnisch verändert. Argumente genug also, unseren eigenen Fleischkonsum zu überdenken und bei Sojaprodukten verstärkt zu österreichischer Bio-Ware zu greifen, für Landwirtinnen, ihre Tiere mit einheimischen Bio-Sojafuttermitteln zu versorgen und für Peter Schweiger, mit seinem Projekt den einheimischen BioSojaanbau weiter zu optimieren. Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN Projekt: Stickstofffixierung von Soja - Evaluierung von Methoden Projektkoordinator: Dr. Peter Schweiger (Bio Forschung Austria) Projektpartner: Prof. W. Wanek (Uni Wien), Prof. J. Vollmann (BOKU), Bio Austria NÖ/Wien und Bgld. Projektstart: 2008; gefördert vom FWF Info: - 2010 wurden in Österreich 100.000 t Soja auf einer Fläche von 34.000 ha geerntet, davon waren etwa 5500 ha Bio-Soja. - Österreich importiert jährlich bis zu 600.000 t – zum Großteil gentechnisch veränderte – Sojafuttermittel - Laut Schätzungen könnten die Kalorien, die weltweit bei der Umwandlung von pflanzlichen in tierische Lebensmittel verloren gehen, 3,5 Milliarden Menschen ernähren.

— 15 —

Bio-Fibel 2/2011


BIO-WISSEN

HELFEN DURCH HANDEL Unsere Art zu leben und zu konsumieren wirkt nicht nur auf unsere unmittelbare Umgebung, sie hinterlässt auch in anderen Teilen der Welt ihre Spuren. Und während wir uns über ständig verfügbare und billige exotische Genüsse wie Kaffee, Tee oder Bananen freuen, müssen Arbeiterinnen am anderen Ende der Produktionskette aufgrund der herrschenden Welthandelsstrukturen meist teuer dafür bezahlen.

Der freie Welthandel geht auf Kosten der Mehrheit der Weltbevölkerung und führt zu einer ständigen Verschärfung des Ungleichgewichts zwischen Norden und Süden. Viele Länder, deren Bevölkerung unter Hunger leidet, versorgen gleichzeitig die Futter-, Faser-, Treibstoff- und Genussmittelindustrie des Nordens mit billigen Rohstoffen – zu hohen ökologischen und sozialen Kosten. Die Ausbeutung des Südens durch den Norden, die in der Kolonialzeit begonnen hat, wird damit auf einer anderen Ebene fortgeschrieben.

Bio-Fibel 2/2011

Foto: Francisco Rojas

PARTNERINNEN AUF AUGENHÖHE Der Faire Handel setzt da einen klaren Kontrapunkt. Nach dem Prinzip „Helfen durch Handel“ werden die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in den Staaten Asiens, Afrikas und Lateinamerikas verbessert. Eine gerechte Bezahlung, langfristige Lieferverträge und die Einhaltung sozialer Arbeitsstandards wie auch das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit sollen nicht nur die Lebensgrundlage der Kleinbäuerinnen und Arbeiterinnen sichern, sondern auch Bildung, medizinische Versorgung und Altersvorsorge ermöglichen. Dabei geht es nicht um die Verteilung von Almosen, sondern um gleichberechtigte Partnerschaft. Dialog, Transparenz und Respekt bilden wesentliche Pfeiler der Zusammenarbeit. Um dieser Wertschätzung auch einen „gesetzlichen“ Rahmen zu geben, werden faire Produkte entsprechend zertifiziert. Das bekannteste Gütezeichen des Fairen Handels, das internationale Fairtrade-Siegel, gewährleistet höchste soziale, ökonomische und ökologische Standards, deren Einhaltung durch ein unabhängiges Kontrollsystem sichergestellt wird. Die unabhängige und nach internationalen Qualitätsnormen arbeitende

— 16 —

Foto: Kimmo Lethonen


IM GESPRÄCH

Fotos: Cesar Correa, Didier Gentilhomme, Stefan Lechner

Zertifizierungsorganisation FLO-CERT ist für die FairtradeZertifizierung aller Beteiligten in allen Produktions- und Verarbeitungsstufen zuständig. Ähnlich der Biolandwirtschaft wird neben dem Anbau der gesamte Vertriebsweg genau überprüft.

LANGFRISTIGE KOOPERATIONEN FÜR EINE SELBSTBESTIMMTE ZUKUNFT Durch die Kombination von fairen Preisen und der Ausbezahlung der Fairtrade-Prämie, die in Bildungs-, Gesundheits- oder Umweltprojekte investiert wird, können Kleinbäuerinnen-Kooperativen längerfristig planen und Investitionen vornehmen, um die Produktqualität zu verbessern und Verarbeitungsprozesse zu optimieren. Gemeinsam mit Fortbildungsmaßnahmen und gleichberechtigter Mitbestimmung sorgt dies für wirtschaftliche Unabhängigkeit, ein gesteigertes Selbstvertrauen und gibt Sicherheit für eine selbstbestimmte Zukunft. Auch der Schutz der Umwelt ist ein wichtiger Aspekt im Fairen Handel, nicht zuletzt weil davon das Wohlergehen, die Gesundheit und der Lebensunterhalt der Menschen abhängen, die auf dem Land arbeiten und leben. Der Einsatz von Gentech-Saatgut und hochgiftigen Agrochemikalien ist verboten, die Kleinbäuerinnenfamilien werden auch finanziell unterstützt, ihre Produktion auf Bio-Anbaumethoden umzustellen, mit den vorhandenen Ressourcen nachhaltig umzugehen, sich ökologisch fortzubilden und so ihre Gesundheit sowie wertvolle Ökosysteme langfristig zu bewahren.

BIO UND FAIR – EIN WINNING TEAM Fairer Handel und Biologische Landwirtschaft sind so etwas wie verwandte Seelen. Wer den Menschen in den Mittelpunkt seines Handelns stellt, muss auch den Schutz seiner Umwelt berücksichtigen. Und wer die Umwelt schützen möchte, kann dies nicht ohne die Menschen tun, die darin leben. In beiden

Bereichen spielt Fairness eine große Rolle – wenn auch mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung. Bereits seit über 20 Jahren besteht eine enge Kooperation zwischen Fairem Handel und Biolandbau, die Anzahl fair gehandelter Bio-Lebensmittel steigt ständig. Doch auch wenn die Umstellung auf Biologische Landwirtschaft angestrebt und gefördert wird, ist sie keine Bedingung, um eine Partnerin des Fairen Handels zu werden. Viele Bäuerinnen arbeiten traditionell ökologisch, können sich aber die kostenpflichtige Zertifizierung nicht leisten oder haben nicht die Ressourcen und die Expertise, um von Anfang an auf Biologische Landwirtschaft zu setzen. Würde der Faire Handel ausschließlich mit Bio verknüpft werden, wären viele der ärmsten Bäuerinnenfamilien vorerst davon ausgeschlossen. Vorrangiges Ziel des Fairen Handels ist die soziale Absicherung der Produzentinnen, die in weiterer Folge Investitionen in umweltschonende Produktions- und Anbauweisen bedingt. Insofern stellt der Faire Handel wichtige Ressourcen für den Umweltschutz bereit und fördert so eine sozial und ökologisch nachhaltige Wirtschaftsweise, die die Bedürfnisse der heutigen, aber auch der nachfolgenden Generation berücksichtigt. In den letzten Jahren hat sich viel getan, das Konzept Fairer Handel wird heute öffentlich wahrgenommen und geschätzt, globale Zusammenhänge werden zunehmend erkannt. Bewusstseinsbildung und Kampagnenarbeit haben die Menschen für die ungerechten Praktiken des konventionellen Welthandels sensibilisiert. Es ist wichtig und positiv, dass Konsumentinnen mit ihrem Einkaufsverhalten Politik machen und damit große Unternehmen unter Druck setzen können, doch um Welthandelsstrukturen nachhaltig zu ändern, braucht es Gesetze, die Ausbeutung, Menschenrechtsverletzung und Umweltzerstörung unter Strafe stellen. Hier wäre also die Politik am Zug, Standards, die für den Fairen Handel längst selbstverständlich sind, eine gesetzliche Basis zu geben. Elisabeth Klingbacher

IMPRESSUM Bio-Fibel – Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft: Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Freiland Verband für ökologisch-tiergerechte Nutztierhaltung und gesunde Ernährung; Seidengasse 33/13, 1070 Wien; Fon 01/4088809; Fax 01/9076313-20; e-mail: office@freiland.or.at; net www.freiland.or.at; DVR-Nummer 0563943; Chefredakteur: Dipl.-Ing. Reinhard Geßl, Leiterin der Redaktion: Dipl.-Ing. Elisabeth Klingbacher; Mitarbeit: Irene Pratsch, Wilfried Oschischnig, Jürgen Schmücking; Redaktion: Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich), Seidengasse 33/13, 1070 Wien; Fon: 01/9076313-0, net: www.fibl.org/de/oesterreich. Alle nicht anders gekennzeichneten Fotos: Geßl & Wlcek OG; Druck: gugler GmbH Melk; Grafisches Grundkonzept: co2 – Werbe- und Designagentur; Layout: Geßl & Wlcek OG. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers entsprechen. Vertriebspartner: Admah Biokistl. FREILAND-Spendenkonto: Erste Bank, BLZ 20111, Ktnr. 08210993; Auflage: 10000 Stück. Hinweis: Eine geschlechtergerechte Formulierung ist uns in der Bio-Fibel ein großes Anliegen. Da wir gleichzeitig eine gut lesbare Zeitschrift herausgeben wollen, haben wir uns entschieden, keine geschlechtsneutralen Begriffe zu verwenden, sondern alternierend entweder nur weibliche oder nur männliche Bezeichnungen. Wir sind uns dessen bewusst, dass diese Generalklausel einer geschlechtergerechten Formulierung nicht ganz entspricht, wir denken aber, dass die gewählte Form ein Beitrag zur publizistischen Weiterentwicklung für mehr sprachliche Präsenz weiblicher Begriffe sein kann.

— 17 —

Bio-Fibel 2/2011


GUTER GESCHMACK

WALD- UND WIESENKULINARIK – GUNDELREBE, VOGELMIERE UND CO.

Brennnessel, Giersch, Spitzwegerich, Vogelmiere oder Hirtentäschel zählen zu den meist mit Verachtung ausgejäteten Unkräutern unserer Gärten. Haubenkoch Meinrad Neunkirchner meint nun, dass wir das Zeugs nicht verachten, Beweis entführte er sondern schätzen sollen. Als Be beim FiBL Tasting_forum in eeine kulinarische Wildkräuter. Welt der Wildkrä

Der Wildkräuterküc Wildkräuterküche wird heute gerne ein Trend angedichtet. Dabei ist die kuliangedich narische Wildpflanzen-Szene seit vielen Wildpflan Jahren kompakt un und überschaubar klein geblieben. Gerade einmal ein paar Ger Spezialistinnen haben Sp sich dem Sammeln sic bzw. Beschaffen bz und Verkochen von Wildkräutern verschrieben. Wildkrä Sie tun dies nicht aus Marketingerwägungen, sondern weil Marketingerwäg

Bio-Fibel 2/2011

ihnen entweder die am Markt angebotenen Gemüsesorten und Küchenkräuter zu wenig Geschmack und Identität mitbringen oder es ihnen ein wahres Anliegen ist, altes (Bücher-) Wissen wieder lebendig zu machen und das Geschmacks- und Geruchspotenzial vielfach völlig vergessener Kräuter möglichst explosiv auf den Teller zu bringen. Gourmets reagieren entzückt wie verstört, denn bei einem Wildkräutermenü geht es nicht um unaussprechliche Exotik, sondern um ordinäre Unkräuter aus der nachbarlichen „Gstetten“. Es spricht auch alles dagegen, dass es Wildkräuter je zu einem echten Kulinariktrend schaffen werden. Wildkräuter wachsen – wie der Name schon sagt – in der Natur wild, d. h. nur dort, wo und wann sie die Natur ökologisch braucht. Sie können streng genommen nicht angebaut und auch nicht züchterisch bearbeitet werden, was dazu führt, dass man sie nur in den seltensten Fällen käuflich erwerben kann. Dadurch wird die Beschaffung zur großen Herausforderung: man muss wissen was Saison hat, sie suchen, (er)kennen, finden, ernten und

— 18 —


GUTER GESCHMACK

schlussendlich zu verarbeiten wissen – was bereitet man z. B. aus einer Pimpernelle zu, wenn man nicht weiß, was das Grünzeugs „in der Küche kann“, wenn man keine „Erinnerung“ daran knüpft? Das bedeutet speziell für das Kochen zu Hause einen völlig neuen Zugang. Werden heute in der Regel aus einer Unzahl an Kochbüchern Rezepte ausgesucht, Einkaufslisten erstellt, im Einkaufszentrum alles ruckzuck eingekauft, heimgekarrt und dann gekocht, dann funktioniert das bei Wildkräutern nicht. Während man z. B. Zitronengras und Süßkartoffeln problemlos kaufen kann, geht die Suche nach Waldkerbel, Gundelrebe, Schlehen & Co. nach dem normalen Einkauf erst richtig los. Was aber tun, wenn die Suche erfolglos verläuft oder zu wenig gefunden wird? Ohne Rezept kochen? Was anderes kochen? Meinrad Neunkirchner gilt schon seit Jahren als Wildkräuterüberzeugungstäter, der nicht nur in seinem Wiener Gasthaus Menschen mit Wildkräutermenüs beglückt, sondern auch gemeinsam mit der Foodbloggerin Katharina Seiser ein prämiertes Kochbuch zum Thema geschrieben hat. Beim FiBL Tasting_forum „Wald- und Wiesenkulinarik“, das Mitte Mai im Kochstudio Essen:z stattfand, fanden die beiden ein breites Betätigungsfeld. Fast 50 Bio-Konsumentinnen erlebten bei einer Auswahl an frischen, konservierten und raffiniert zubereiteten Wildkräutern so manches Déjà-vu.

HOLLERBLÜTENESSIG PUR

TAUBNESSEL MIT BLÜTEN

Begleitet wurden Knabberei und Verkostung von ausgesuchten Weinen vom Demeter-Gut Oberstockstall.

würzig, Blüten süßlich, geschmacklich nicht zu verwechseln mit der (nicht verwandten) Brennnessel

gesamtes Aromenspektrum des Hollers, Säure verstärkt (wie bei Estragon)

WILDKRÄUTERSALAT MIT HOLLERBLÜTENDRESSING hier wirkt das Traubenkernöl nochmals als Geschmacksverstärker für die oben genannten Kräuter, zusätzlich Asiasalate und Melden

OCHSENBEIRIED MIT BRENNNESSELSPINAT UND NELKENSCHWINDLINGEN die typische, fast ein wenig dunkle Würze der Brennnesseln passt perfekt zum rosa gegarten Beiried mit dem Kalbsfond, in dem auch die kleinen Pilze geschwenkt wurden. Frühling im Wald, quasi.

GIERSCH-CREME MIT DIRNDLPÜREE Giersch mit kräftiger Würze, die Dirndln im Püree dagegen säuerlich und ein wenig herb, aber auch schön fruchtig, sehr eigenwillig in süßer Kombination.

GRÜNER VELTLINER MAULBEERPARK 2007 MAGNUM KNOBLAUCHSRAUKE eindeutiger Knoblauchduft und dezente Schärfe, intensiver Geschmack

„So gut kann Veltliner sein“! Mittlerweile intensives, strahlendes Strohgelb, zu den gelbfruchtigen Noten gesellen sich die ersten grauen Strähnen, sprich dezente Reifenoten. Überhaupt ist der Wein eher von der noblen Sorte.

SPITZWEGERICH CHARDONNAY KIRCHENBERG 2007 MAGNUM

je jünger und zarter die Blätter, desto besser, dann feine Würze, leicht bitter

Ein Chardonnay wie aus dem Bilderbuch. Der Löss des Wagram sorgt für burgundische Finesse und Eleganz. Gleichzeitig ist der Wein stattlich profiliert, trocken, sortentypisch bis ins allerletzte Molekül, lang und unglaublich saftig.

GUNDELREBE MIT BLÜTEN sehr starker, herber Geschmack, harzig, intensiv, interessant, wenn klug eingesetzt

HIRTENTÄSCHEL Kohl-, Kresse- und Senfanklänge, leichte Schärfe, wenn jung und noch nicht zu stark verholzte Stängel

WALDMEISTER

Wildkräuter waren die erste Nahrung der Menschen. Erst im letzten Jahrhundert wurden diese Kräuter beinahe vollständig vergessen. Speziell auf Bio-Äckern und -Wiesen wachsen sie heute genauso wie früher und warten darauf, wieder geliebt und gegessen zu werden. Also: beim nächsten Ausflug ein Stoffsackerl einpacken, sammeln und genießen!

das intensive Cumarin-Aroma (Heu, Vanille, Tonka) beginnt sich erst nach dem Anwelken oder Einfrieren zu entfalten

— 19 —

Reinhard Geßl und Katharina Seiser Weitere Informationen: www.bio-wissen.org

Bio-Fibel 2/2011


BIO-HOTEL

FULL SERVICE FÜR KÖRPER, SEELE UND GAUMEN DER LEUTASCHERHOF

Fotos: www.leutascherhof.at

Wenn Sie die Seiten über den Leutascherhof in Kochlust PUR 2, dem neuen Kochbuch der BIO-Hotels, durchblättern, werden Sie staunen! Gerichte wie Parfait vom geräucher-

ten Bachsaibling auf Kohlrabicarpaccio mit Krenparadeiser, Gamsrücken aus dem Karwendel auf Portwein-Kastanien mit Polentatörtchen und Maroni-Cappuccino mit Sesamgrisini zeigen, wo der Chef den Most holt. Sie spiegeln Otto Wandls Leidenschaft für sein Handwerk wider. Kompromissloses Commitment für Bio-Lebensmittel ist dabei eine der tragenden Säulen für Wandls Erfolg. Eingebettet ist der Leutascherhof in die zauberhafte Landschaft zwischen Karwendel und Wettersteingebirge. Aus dieser bevorzugten Lage ergeben sich ungezählte Möglichkeiten, die Gegend zu erkunden und dabei Tiroler Bergluft zu atmen. „Unser Superwanderservice ist genau auf die Bedürfnisse von wanderbegeisterten Menschen abgestimmt. Wir überzeugen mit kreativen Wander-Ideen und geführten Touren durch eine der schönsten Regionen Tirols“, meint Christian Wandl, der Junior-Chef des Hauses. Er hat recht. Von erstklassigen Wanderwegen über atemberaubende Klettersteige bis hin zum unvergesslichen Erlebnis im Leutascher Kletterwald findet jede Bergsportlerin ein passendes Angebot. Wer übrigens auf Action und Adrenalin steht, darf sich AREA 47 nicht entgehen lassen, den AdventurePark für Outdoorjunkies in Tirol. Keine halbe Stunde vom Leutascherhof entfernt, finden Freaks hier Möglichkeiten zum Bouldern, Raften, Canyoning oder Crossfahren. Was im Sommer der Berg-, ist im Winter der Ski- und Langlaufsport. Vor allem der Langlaufsport, denn dafür ist die Leutasch berühmt. 266 (!) präparierte Loipenkilometer laden zum Langlaufen ein. Die Region war als Olympiaregion Seefeld schon zweimal Austragungsort der nordischen Disziplinen bei Olympischen Spielen – und davon profitieren auch die Gäste. Jedenfalls bietet der Leutascherhof genau die Kompetenz und Infrastruktur, die einen Wander- oder Ski-Urlaub in der Leutasch unvergesslich machen. Persönliche Beratung bei der Wahl der Wanderrouten, Bikes und E-Bikes (falls die Beine einmal Abwechslung wollen), die Wohlfühlalm, eine Entspannungsoase zum Auftanken frischer Energie und ein kulinarisches Angebot, das seinesgleichen sucht. Und das ist weit nicht alles. Auf der Website des Leutascherhofs finden Sie attraktive Pauschalen. Die Zimmerpreise liegen zwischen 58,– und 85,– Jürgen Schmücking

DAS BIOHOTEL DER LEUTASCHERHOF Familie Wandl, Weidach 305, 6105 Leutasch/Tirol +43 (5214) 6208 www.leutascherhof.at

Bio-Fibel 2/2011


SHORTCUTS

ERNÄHRUNG DER WELT Die zur Bekämpfung der Hungerkrise von der Welternährungsorganisation FAO geforderte Steigerung der Lebensmittelproduktion um 70 % bis 2050 basiert laut einer Studie von WWF und der Heinrich-Böll-Stiftung auf unvollständigen Annahmen. Demnach hat die FAO wesentliche Faktoren wie den Klimawandel oder die Reduzierung von Nachernteverlusten unbeachtet gelassen. Schon bei einer Halbierung der Nachernteverluste wäre nur noch eine Produktivitätssteigerung von 48 % nötig. Dazu müssten in Entwicklungs- und Schwellenländern die Ernte-, Transport- und Lagerungsbedingungen verbessert, in den Industrieländern die Wegwerfmentalität im Einzelhandel und bei Konsumentinnen gestoppt werden. Darüber hinaus sei die Verringerung des Fleischkonsums von Industrieländern ein weiterer wichtiger Baustein zur Stabilisierung der Welternährung. Diese Faktoren sprechen dafür, dass die Produktionssteigerung nur ein kleiner Teil der Lösung ist. Wesentlich dringlicher ist es, Nahrungsund knappe Produktionsmittel wie Wasser und Böden gerechter und effizienter zu nutzen. Quelle: www.soel.de, www.boell.de

Die BIO-Hotels hatten die Aktion anlässlich ihres zehnjährigen Jubi läums ausgeschrieben. 180 Tage in 60 BIO-Hotels gegen öffentlichkeitswirksame Geschichten rund um die besuchten Hotels. Gesucht wurde ein kreatives Konzept, das die Chance hat, möglichst viele Leute zu erreichen und interessante Einblicke in die Welt der BIO-Hotels zu geben. Youth Food Movement, die Jugend-Organisation von Slow Food, hat das Rennen gemacht. 22 junge Menschen teilen sich die 180-Tage-Reise. Von der Ethnobotanikerin über die Apothekerin bis hin zur Absolventin der Slow Food Universität in Pollenzo. Die Vielfalt des Teams wird sich in der Vielfalt der Berichte widerspiegeln.

Foto: www.biohotels.info

BIODYSSEE: 180 TAGE, 60 BIO-HOTELS, 22 MENSCHEN, 1 BLOG

http://180-Tage-BIO-Hotels.info/, http://twitter.com//180dBiodyssey und auf facebook

— 21 —

Bio-Fibel 2/2011


SHORTCUTS

Eine aktuelle Studie zu den Gesundheitsfolgen des Pestizideinsatzes auf ugandischen Blumenfarmen belegt die extremen Risiken, denen Blumen-Arbeiterinnen ausgesetzt sind. Die Mehrheit der befragten Arbeiterinnen leidet unter gesundheitlichen Beschwerden wie Hautveränderungen, Kopfschmerzen Atembeschwerden, Schlafstörungen, … – bekannte Symptome von Pestizidvergiftungen. Die Missstände auf ugandischen Blumenfarmen decken sich mit Untersuchungen des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN) in Afrika, Asien und Lateinamerika. Die Kampagne „fair flowers – Mit Blumen für Menschenrechte“ fordert von der EU die Überprüfung aller importierten Blumen auf Pestizidrückstände. Pestizide, die als hochgefährlich eingestuft werden, sollten gar nicht erst importiert werden. Bis es soweit ist, garantieren die Siegel Flower Label Program (FLP) und Fairtrade eine faire und umweltfreundliche Produktion von Schnittblumen. Quelle: www.flowers-for-human-rights.org, www.oeko-fair.de

BIO SOLL WEITERHIN HOHEN STELLENWERT IN DER AGRARPOLITIK HABEN Österreich ist BioWeltmeister und konnte die Spitzenposition in diesem Bereich weiter ausbauen. 19,5 % der landwirtschaftlichen Flächen werden hierzulande biologisch bewirtschaftet, während der EU-Durchschnitt bei knapp vier Prozent liegt. Um der steigenden Nachfrage der Konsumentinnen nach BioLebensmitteln auch künftig nachkommen zu können, setzt die heimische Agrarpolitik auch weiterhin auf biologische Landwirtschaft. Dass diese auch ein fixer Bestandteil der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU nach 2013 bleibt, dafür setzt sich Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich bei den Verhandlungen massiv ein. Eine weitere Steigerung der BioFlächen kann bis dahin durch die im Agrar-Umweltprogramm mögliche Flächenausweitung bei bestehenden Bio-Betrieben erfolgen.

Jetzt 1 Monat GRATIS

oekostrom® 9HUWUDJ I U /HVHU,QQHQ GHU %LRÀ EHO

Hiermit stelle ich an die oekostrom Vertriebs GmbH („oekostrom“), Mariahilferstraße 120, 1070 Wien, zu den AGB der oekostrom (siehe www.oekostrom.at) das Angebot auf Lieferung von elektrischer Energie durch oekostrom. Die Geltung von Vertragsbedingungen und/oder AGB des Kunden, die den AGB der oekostrom und/oder den Bestimmungen des Angebotsformulars widersprechen, ist ausdrücklich ausgeschlossen.

Anlagendaten Herr Frau

Titel

Vorname*

Geburtsdatum*

Familienname* Telefon*

E-Mail*

Straße/Nummer/Stiege/Stock/Tür* PLZ*

Ort*

Bisheriger Stromversorger*

Bitte wählen Sie Ihr Produkt ² GLH DNWXHOOHQ 3UHLVH XQG 7DULIEHVWDQGWHLOH À QGHQ 6LH LP MHZHLOLJHQ 3URGXNWEODWW

oekostrom® basic und ich erkläre mich mit der Zahlung per Bankeinzug sowie dem Online-Service (siehe Produktblatt) ausdrücklich einverstanden. oekostrom® premium und ich kann Zahlungsart und Service frei wählen: Monatlich (im Nachhinein) Per Zahlschein Ja, ich möchte das Online-Service nutzen! Senden Sie mir meine Zugangsdaten, Quartalsweise (im Nachhinein)

Per Bankeinzug

danach erhalte ich sämtliche Mitteilungen an die von mir bekannt gegebene E-Mail Adresse.

Bei Bankeinzug / oekostrom® basic bitte unbedingt ausfüllen: Ich ermächtige die oekostrom Vertriebs GmbH bis auf Widerruf, die fälligen Teilzahlungs- und

Rechnungsbeträge oder sonstige Forderungen aus diesem Vertrag bei Fälligkeit zulasten meines untenstehenden Kontos einzuziehen.

Kontoinhaber*

Bank*

Kontonummer*

BLZ*

Ort

Datum

Unterschrift (Kontoinhaber/Zeichnungsberechtigter)*

Vollmacht: Ich erteile hiermit der oekostrom Vertriebs GmbH (oekostrom) die Vollmacht, mich gegenüber Dritten (v. a. anderen Marktteilnehmern, Behörden) in allen Angelegenheiten zu vertreten, die

notwendig und/oder zweckmäßig sind, elektrische Energie nach Maßgabe des Vertrags von oekostrom zu beziehen. Die Vollmacht umfasst Maßnahmen und Erklärungen, welche zur Durchführung eines marktüblichen Wechselprozesses erforderlich sind und die Abwicklung des Vertrags sicherstellen. Ich bin für die notwendige Datenbekanntgabe (zB Kündigungsfristen) an oekostrom verantwortlich. Die Vollmacht kann insbesondere die Datenprüfung, die Kündigung oder den Abschluss von Verträgen, die Erteilung der notwendigen Informationen, die Anzahlung auf Forderungen von Netzbetreibern als meine Zahlstelle (ohne Einlösung der Forderungen der Netzbetreiber), die Empfangnahme und die Gestaltung von Rechnungen über Forderungen von Netzbetreibern und den Abschluss des Vorleistungsmodells gemäß Rz 1536 der Umsatzsteuerrichtlinien 2000 i.d.g.F. umfassen. Bei Abwicklung des Vorleistungsmodells verrechnet oekostrom dem Kunden die ihr jeweils für die Netznutzung bekannt gegebenen Entgelte und leitet diese zur Erfüllung des Netznutzungsvertrags des Kunden an den Netzbetreiber weiter. Ich bleibe in allen Fällen weiterhin Schuldner des Netzbetreibers und kann unmittelbar selbst zur Zahlung herangezogen werden. oekostrom trägt nicht das Insolvenz-/Ausfallsrisiko bezüglich der den Netzbetreibern geschuldeten Entgelte. Die Vollmacht besteht bis zur allfälligen Ablehnung GHV 9HUWUDJVDQJHERWV GXUFK RHNRVWURP E]Z LVW EHL $QQDKPH GHV 9HUWUDJVDQJHERWV GXUFK RHNRVWURP DXI GLH 'DXHU GHV 9HUWUDJV JUXQGVlW]OLFK XQZLGHUUXÁ LFK $XVVFKOLH OLFK GLH %HYROOPlFKWLJXQJ XQG GLH Beauftragung in Bezug auf die Abwicklung von Forderungen der Netzbetreiber kann von oekostrom unter Einhaltung einer angemessenen Frist aufgelöst werden. Ich nehme die AGB der oekostrom zur Kenntnis und erkläre mich mit dieser Vereinbarung und den AGB einverstanden. Preis und Tarifbestandteile bestimmen sich nach dem aktuellen Produktblatt (siehe auch www.oekostrom.at). Ort

Datum

Unterschrift (Vertragspartner)*

Foto: BMLFUW, Newman

PESTIZID-BLUMEN


BIO kann man aus vielen Gründen haben wollen: Wenn man an die Umwelt denkt, wenn man an die Tierhaltung denkt und natürlich wenn man an höchste Lebensmittelqualität denkt. Achten Sie deshalb beim Einkauf auf das AMA-BIOZEICHEN – ein Zeichen für ein gesundes Ego! Näheres auf www.bioinfo.at

FINANZIERT MIT FÖRDERMITTELN DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT, DER REPUBLIK ÖSTERREICH UND MITTELN DER AGRARMARKT AUSTRIA MARKETING GESMBH.


Unsere Bauern bringen’s:

Wir sind Bio-Weltmeister

Unsere Bauern schauen auf uns und unsere Natur: Ein Fünftel der landwirtschaftlichen Fläche Österreichs wird biologisch bewirtschaftet – Tendenz weiterhin steigend. Kein Land schafft mehr. Unsere Bauern bringen’s: Leistungen, die unbezahlbar sind. Umweltminister Niki Berlakovich


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.