BIO-FIBEL ZEITSCHRIFT FÜR WISSEN AUS DER BIOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT
Alexander Van der Bellen – Auf einen Gugelhupf mit dem Präsidentschaftskandidaten biodreinull – System(at)isch zu mehr Bio biodreinull – Mit Konsumentinnen die Bio-Zukunft entwickeln biodreinull – Geschmack von Blut und Schimmel
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EDITORIAL
BIO 3.0 – DIE ZUKUNFT EINER IDEE Wenn der Apple-Chef das Erscheinen einer neuen Handygeneration vorstellt, dann bewegt dies weltweit deutlich mehr Menschen, als wenn der Chef der IFOAM, der internationalen Dachorganisation der Bio-Verbände, mit „Bio 3.0“ etwas Revolutionäres zur grundlegenden Neuausrichtung der Landwirtschaft verkündet. Ganz offenbar will die heutige Gesellschaft einem ressourcenvernichtenden Wegwerfprodukt deutlich mehr Interesse entgegenbringen als dem Erhalt bzw. Wiederaufbau ihrer Lebensgrundlagen. Sei’s drum, Bio 3.0 liefert jedenfalls einen längst überfälligen Diskussionsbeitrag zu einem neuen, weltweit funktionierenden Systemansatz in der Landwirtschaft. Als „Bio 1.0“ gilt jene Zeit, die Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt und mit dem Wirken der Pionierinnen bis zur Gründung der IFOAM im Jahr 1970 reicht. Bio 2.0 steht vor allem für die Schaffung von Bio-Standards, -Kontrollsystemen und -Zertifizierungen, inklusive der gesetzlichen Verankerung. Auf diesen Leistungen baut die heutige Bio-Landwirtschaft unzweifelhaft auf. Und dennoch sind manche Schwachstellen entscheidend dafür, dass sich die Bewegung nach fast 100 Jahren Engagement mit einem bescheidenen Weltmarktvolumen von gerade einmal ein Prozent kaum als ernstzunehmende Problemlöserin in einer Neuordnung der globalen Nachhaltigkeitsstrategien einbringen kann. Beobachten lässt sich: das Wachstum der landwirtschaftlichen Bio-Erzeugung bleibt deutlich hinter dem Wachstum der Nachfrage zurück, die niedrigere Flächenproduktivität von Bio mindert das Potenzial für eine nachhaltige Ernährungssicherheit, Transparenz und Sicherheit in der Wertschöpfungskette geraten zunehmend an ihre Grenzen und schlussendlich ist der multifunktionale Mehrwert von Bio in seiner Komplexität den Kundinnen kaum kommunizierbar. Jedenfalls will Bio 3.0 ab sofort ein modernes, innovatives System werden, das auf Resultaten und Effekten des Tuns aufbaut. Geschafft werden soll ein Durchbruch für wirklich nachhaltige Agrarsysteme und Märkte. Nicht mehr Minimumstandards sollen im Vordergrund stehen, sondern Ergebnisse, die sich laufend verbessern und regional verankert sind. Mehr dazu an dieser Stelle ein anderes Mal. Der Freiland Verband greift die weltweite Initiative gerne auf und bündelt seine vielfältigen Aktivitäten zur Bio-Konsumentinnen-Information unter dem Namen „Bio 3.0 – Die Zukunft einer Idee“. In dieser Ausgabe der Bio-Fibel dürfen wir Ihnen, aufbauend auf einem staatsmännischen Gespräch mit Alexander van der Bellen, drei von sechs Arbeitspaketen kurz vorstellen. Details und Aktuelles finden Sie im neuen Blog www.biodreinull.at.
Reinhard Geßl, Herausgeber
INHALT Auf einen Gugelhupf mit Van der Bellen 3 System(at)isch zu mehr Bio 9 Planet Bio 11 Lust auf noch besseres Bio? Ja natürlich! 13 Chinas großer Sprung – jetzt aber! 14 Von blutig bis schimmlig 16 Shortcuts 19-23 Impressum, Offenlegung 21
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IM GESPRÄCH
AUF EINEN GUGELHUPF MIT VAN DER BELLEN Österreich wählt heuer ein neues Staatsoberhaupt. Wir wollten die Chance beim Schopfe packen und alle seriösen Präsidentschaftskandidatinnen zu deren Land wirtschafts- und Ernährungs kompetenz befragen. Nur einer davon schickte uns keine Ausflüchte, sondern lud uns zum Gespräch: Alexander Van der Bellen. Wir ließen uns nicht lumpen und spendierten – quasi in präsidialer Tradition – einen Bio-Gugelhupf.
Alexander Van der Bellen kam 1944 als Kind zweier Flüchtlinge in Wien auf die Welt. Seine Mutter war gebürtige Estin, sein Vater Russe mit niederländischen Wurzeln. Aufgewachsen ist er in Tirol, Oberösterreich und Wien. Seiner neuen Heimat dankte er die gastfreundliche Aufnahme nicht nur durch wissenschaftliche Exzellenz als Universitätsprofessor für
Volkswirtschaftslehre, sondern auch mit seiner Arbeit als langjähriger Bundesprecher der Grünen Österreichs. In dieser Rolle bewies der „nachdenkliche Professor“, dass auch in Zeiten des allgegenwärtigen nichtssagenden Parteiensprechs intelligente und wertschätzende Politik gemacht werden kann. „Um ein guter Politiker zu sein, muss man Geduld haben und Nerven behalten. Den richtigen Zeitpunkt abwarten können, ihn intuitiv einschätzen können“ schreibt Van der Bellen auf seiner Website. Die Präsidentschaftswahl scheint er demnach für den richtigen Zeitpunkt für einen späten Karrierehöhepunkt zu halten. Wir trafen den Präsidentschaftskandidaten Mitte Februar in seinem Büro nahe der Wiener Votivkirche und plauderten über die Grenzen eines staatsmännischen Gehabes, konservativen Neoliberalismus, einen erweiterten Heimatbegriff, Freiheiten eines altmodischen Mönchs, freilaufende Eier, aber auch über eine biologische Zukunft der Hofburg.
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IM GESPRÄCH
Herr Professor Van der Bellen, gehen wir gleich in medias res: Mit 72 macht man es sich normalerweise in der Pension gemütlich. Sie hatten ein ereignisreiches und sehr erfolgreiches Berufsleben. Warum tun Sie sich diesen Bundespräsidentschafts-Wahlkampf an? So eine Chance wie jetzt ergibt sich im Leben nur einmal. Ich sehe diese Wahl als eine echte Chance. Und ich glaube, ich könnte das sehr gut – besser gesagt, ich kann das sehr gut! Viele Österreicherinnen sehen bzw. behandeln den Bundespräsidenten fast so wie eine Art Ersatzkaiser … Ach nein, den Kaiser möchten die Österreicher nicht unbedingt zurück. Manche haben vielleicht die Illusion, dass der Bundespräsident ein Ersatzkanzler sei. Das ist er natürlich auch nicht. Trotzdem hat er aber in dem Machtgefüge, das die Bundesverfassung von 1929 konstruiert hat, eine sehr wichtige Position. Ob Kaiser, Kanzler oder Bundespräsident – muss man sich als Person öffentlichen Interesses heute nicht generell sehr „verbiegen“, um für alle als Vorbild herhalten zu können? Werden Sie nun staatsmännischer und hören vielleicht gar zu rauchen auf? Was Letzteres betrifft, können Sie beruhigt sein. Ich gebe Ihnen aber recht, dass man Gefahr läuft, sich stark anpassen zu müssen. Allerdings gilt das für jede öffentliche Funktion, für einen Generaldirektor genauso wie für einen Minister. Aber die nötige Distanz und der richtige Humor helfen einem beim Abwägen schon.
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Apropos „Distanz“: Die Jungen Grünen haben sich von Ihnen distanziert, weil Sie ein böser Neoliberaler seien. Stimmt das? Das ist einfach ein Unsinn! Ich habe den Vorwurf bis heute nicht verstanden. Man kann ja über alles diskutieren, aber dann muss man auch definieren, was man unter „neoliberal“ versteht? Sind Sie’s nun oder nicht? Ich erzähle Ihnen eine kurze Geschichte: Ich habe in meinem Leben nur wenige, echte Neoliberale – also was ich für „neoliberal“ halte – getroffen. Einen davon in Wien bei einer Veranstaltung. Das war ein Schweizer vom Opus Dei. Sie wissen schon, von der extrem katholischen Organisation. Und der hat allen Ernstes gemeint: Die Caritas sei eine sozial schädliche Organisation, weil sie den Leuten die Verantwortung für ihr Gebaren nimmt. So eine Haltung ist echt neoliberal! Und es ist eine jenseitige Position! Und dann heißt es auch noch, mit Ihrer Haltung seien Sie der ideale Kandidat für Raiffeisen. Dann müssten Sie mir erklären, warum Raiffeisen neoliberal ist! (lacht) Aber wie gesagt: Ich halte den Vorwurf für einen Unsinn. Auf Ihrer Website zitieren Sie die Bundeshymne mit „Mutig in die neuen Zeiten…“. Welchen „Mut“ braucht unsere Gesellschaft für die Zukunft? Es ist gesellschaftlich sehr viel im Umbruch. Manches geht schnell, manches langsam. Damit meine ich keineswegs nur
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IM GESPRÄCH
das Flüchtlingsdrama, das sich derzeit abspielt. Wir können heute auch nicht richtig abschätzen, wie sich beispielsweise die „Robotics“, also die Robotertechnik oder die „künstliche Intelligenz“ auswirken werden. Es gibt z. B. Theorien oder Hypothesen, dass Google-ähnliche Suchmaschinen den Anwaltsberuf völlig verändern könnten. Riesige Bibliotheken finden sich ja jetzt schon auf Knopfdruck. Anderes Feld: Auch der Klimawandel ist im vollen Gang – da braucht es rasche, weltweite Gegenmaßnahmen. Auf der anderen Seite bin ich alt genug, um zu sagen: Okay, in jeder Zeit gibt es irgendeinen Wandel. Hin und wieder hat man zwar das Gefühl, es tut sich zehn oder zwanzig Jahre nichts, aber dann geht es wieder sehr rasch… Ich finde, man muss dem Umbruch mit Zuversicht und Mut entgegen sehen und nicht in eine depressive Stimmung verfallen. Bis jetzt hat Österreich all diese längeren oder kürzeren Krisen nach dem Krieg ganz gut gemeistert.
telbäuerlichen Felder anschaue und das dann mit den riesigen Agrarflächen vergleiche, wie es sie in Deutschland oder in Frankreich gibt – da weiß ich, was schöner ist. Also, was da landschaftlich und damit auch landwirtschaftlich schöner ist, da sind wir ganz nah an den noch kleinen österreichischen Agrarstrukturen. Das steht fest.
Dennoch scheint derzeit in Österreich nicht der Mut, sondern vielmehr der Unmut besonders groß zu sein. Da gebe ich Ihnen recht. So ist im Moment zum Beispiel der Unmut über den Stillstand in der Bundesregierung sehr weit verbreitet. Wenn Sie eine Zeitung von vor fünf Jahren aufschlagen: Was ist mittlerweile etwa in der Schulpolitik, in der Bildungsreform, was mit der Finanzierung der Universitäten geschehen? Also bei all diesen Zukunftsinvestitionen hat man wirklich nicht den Eindruck, dass da ein wirklicher Drive durch das Land geht. Insofern verstehe ich auch den Unmut der Menschen.
Und Sie schauen auch drauf? Ich leide mit, wenn irgendein Unglück passiert ... Ein Unwetter, oder wenn die Kuh ein totes Kalb zur Welt bringt.
Wann waren Sie das letzte Mal auf einem Bauernhof? Ich leiste mir den Luxus einer Zweizimmerwohnung in Tirol. Und die ist seit über 30 Jahren bei einem Bauern. Auf einem Biobauernhof oder einem konventionellen Betrieb? So, so… Ich weiß nicht, ob er wirklich zertifiziert ist. Aber er schaut schon sehr darauf, was auf seinen Feldern passiert und wie’s passiert.
„Heimatgefühle“ werden bei Bundes präsidentschafts kandidaten auch gerne geäußert. Was bedeutet „Heimat“ für Sie? „Heimat“ ist für mich etwas, was die Lateiner sehr trocken als Ubi bene, ibi patria ausgedrückt haben. Das bedeutet sinngemäß: „Wo es mir gut geht, dort ist meine Heimat“. Natürlich geht Heimat für mich tiefer als dieses Zitat. Ich sage jetzt sentimental: Österreich hat mir eine Heimat gegeben, nämlich mir als Flüchtlingskind. Heute würde man sagen, als Immigranten der zweiten Generation. Ich bin in Österreich geboren, habe aber keine österreichischen Eltern. Und so bin ich in ganz Österreich zuhause. Natürlich in erster Linie in Tirol, wo ich aufgewachsen bin. Aber auch in Oberösterreich, wo ich als Kind und Jugendlicher sehr viel war – und jetzt, immerhin die letzten 30 Jahre, dann in Wien. Der Heimatbegriff ist auch in der Landwirtschaft tief verwurzelt. Welchen Bezug haben Sie zur Landwirtschaft? Zuerst einmal Respekt. Nur ein Beispiel: Falls Sie Viehwirtschaft betreiben, dann ist es sehr schwer, einen Urlaub zu planen. Also, das wär‘ für mich persönlich schon ein handfestes Problem. Wer schaut auf meine Viecher, falls ich einmal eine Woche oder 14 Tage, geschweige denn länger wegfahren möchte? Dann verbinde ich mit Landwirtschaft die ‚Landschaft‘. Wenn ich durch Österreich fahre und mir diese klein- bis mit-
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IM GESPRÄCH
Kürzlich haben Sie Ihre Haltung zum viel diskutierten, geplanten transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP geändert. Waren Sie ursprünglich für TTIP, so äußerten Sie sich zuletzt sehr kritisch dazu. Was gab für Ihren Sinneswandel den Ausschlag? Naja, meine Position zum TTIP wurde seinerzeit ein bisschen schlampig wiedergegeben. Ich habe in den Diskussion dazu nur den Handel mit Industriegütern im Auge gehabt. Während ich im Bereich der landwirtschaftlichen Güter oder beim Nahrungsmittelhandel immer eine vollkommen andere Ansicht gehabt habe. Welche? Dass wir darauf achten müssen, gentechnikfrei zu bleiben. Und zum Beispiel die Biobauern in Österreich nicht gefährdet werden dürfen. Mir erschien das so selbstverständlich, dass ich es auch in meinem neuen Buch nicht extra gesagt habe. Ideologisch bin ich da ein Kleinbauer. In der österreichischen Landwirtschaft lautet derzeit das Motto: „Gute Kleinbäuerin gegen bösen Großbetrieb“. Ist „klein“ tatsächlich immer gut und „groß“ böse? Nein, klein ist nicht automatisch gut und schön. Doch, da wo ich herkomme, aus dem westlichen Tirol, dort gibt es nur sogenannte Kleinbauern. Fast alle haben auch einen anderen Beruf. Mein Hausherr ist zum Beispiel Lehrer in der Hauptschule. Dort verdient er seinen Lebensunterhalt. Die Landwirtschaft macht er, weil er eine Leidenschaft dafür hat.
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Sie meinen, bei den „Kleinen“ muss die Leidenschaft größer sein? Ja, ich glaube schon. Es ist zu viel Arbeit und zu viel Unsicherheit – da müssen Kleinbauern schon wirklich mit dem Herzen dabei sein. Sonst geht das nicht. Die Leidenschaft fürs Jammern ist bei den Bauern allerdings auch ausgeprägt. Ich halte das für ein Klischee. Es jammern ja andere auch. Ich habe über dreißig Jahre an der Uni verbracht und da gab es den Spruch: „Lerne zu klagen, ohne zu leiden.“ Es ist ein österreichisches Phänomen, so zu tun, als ob alles furchtbar wäre. In Wahrheit arbeitet man hier genauso viel, wie jeder andere in Europa auch. Das lautstarke Jammern ist teilweise auch ein bisschen eine Selbstironie. „Klagen, ohne zu leiden“ ist ein gutes Stichwort: Weshalb hat Bio mit acht Prozent bei den Frischeprodukten immer noch einen so mageren Marktanteil in Österreich? Und dabei feiert sich Österreich gerne als Bio-Europameister? Ich bin kein Biomarktexperte, das muss ich einmal vorausschicken. Ich kann also jetzt nicht im Einzelnen darüber urteilen, ob man vielleicht bei den Regulierungen zu streng ist oder zu viel oder wenig kontrolliert. Aber ich sehe das nicht so pessimistisch: Solange die wirtschaftliche Entwicklung im Großen und Ganzen positiv ist – das heißt, dass die Leute ein Mehreinkommen haben und die Arbeitslosigkeit nicht zunimmt – wächst das Bedürfnis nach gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmitteln.
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IM GESPRÄCH
Bundespräsident Heinz Fischer hat einmal gemeint, zu Hause sei seine ureigenste Kompetenz das Frühstück machen. Wo liegt Ihre Kompetenz im Haushalt? Da muss ich insofern passen, weil ich nicht kochen kann. Aber meine Frau kocht gerne und gut, wenn sie Zeit dafür hat. Ich persönlich bin da ein altmodischer Mönch des 20. Jahrhunderts. Sie genießen dennoch den schönen Ruf, ein Genussmensch zu sein. Passt das in die moderne Welt der Gesundheitsapostel? Genussmensch zu sein ist eine Auszeichnung. Gegen Anwürfe dazu bin ich ziemlich immun. Das soll jede und jeder halten, wie sie oder er es will. Das ist schön und gut, wenn man über gesundheitsschädliche Sachen informiert wird. Mir braucht man zum Beispiel über die Schädlichkeit des Rauchens nichts erzählen. Ich bin aber immer noch mein eigener Herr und will selbst entscheiden, was ich tun möchte. Und wenn ich einmal zu viel Kuchen esse oder zu viel Süßigkeiten – ja gut, also das ist noch immer meine Sache. Was die EU ganz und gar nicht so sieht. In Zukunft werden sogar „Schockbilder“ Ihre Zigarettenpackung zieren. Was halten Sie davon? Ich bin kein Freund der Bevormundung. Aber: Nichtraucher schutz ist unbedingt notwendig. Ich habe mich auch schon daran gewöhnt, dass man in den meisten Restaurants mittlerweile nicht rauchen darf. Das ist alles okay. Aber welche Art von Masochismus und Sadismus steckt hinter der Vorstellung, auf jede Zigarettenpackung Bilder von ruinierten Lungen oder von sonstigen Krebsschäden zu picken? Das ist doch ein Sadismus gegenüber den Rauchern. Und haben Sie als Nichtraucher etwa eine Freude daran, so eine Packung zu sehen? Fleisch essen Sie auch? Ja, sicher. Bis hin zum Leberkäse? Schon. Muss ich gestehen. Zwar nicht so oft, aber einmal im Monat. Achten Sie beim Fleischkonsum auf die Tierhaltung dahinter? Ja, da muss man schon ein bisschen aufpassen. Ich kann jetzt keine Werbung machen, aber es gibt sozusagen noch altmodische Fleischer. Dort hat man das Gefühl, man weiß wo das Fleisch, die Wurst herkommt. Man muss nun wirklich kein argentinisches Rind oder dieses sauteure japanische Fleisch haben. Wenn Sie dann österreichischer Bundespräsident sein werden. Wie viele Tage werden Sie brauchen, um die ganz Hofburgverpflegung auf Bio umzustellen?
Gute Frage. Ganz ehrlich, da muss ich erst schauen, wie der Status quo ist. Ich habe jetzt keine Ahnung, wie lange so eine Umstellung etwa dauert. Aber Sie werden es versuchen? Ja. Ich denke, mehr als ein paar Monate wird sich das schon nicht hinziehen. Das ist eine Ansage! Zum Schluss werfen wir aber gleich einen imaginären Blick in ihren aktuellen Kühlschrank: Welche Lebensmittel schaffen es nur in Bio-Qualität in Ihren Kühlschrank? Naja, die freilaufenden Eier… also ich mein‘ die Eier von den Hühnern draußen. Beim Gemüse würde ich auch annehmen, dass das nur Bio ist. Die Butter? Gibt es da ein Risiko? Hängt von der Haltungsform und Fütterung der Kühe ab… (Lacht) Ja, die Milch kommt in jedem Fall von Kühen, die Frage ist eben nur von welchen Kühen. Gut, den Bergkäse würde ich für unverdächtig halten und beim Bier wird auch nichts sein. Danke für das Gespräch! Reinhard Geßl und Wilfried Oschischnig
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Lothar Greger sieht im „Systemischen Denken“ eine Basis von Bio 3.0
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SYSTEM(AT)ISCH ZU MEHR BIO Die Biologische Landwirtschaft erklärt sich nicht in einem Satz. Nicht nur das: sie erwartet von uns, dass wir all die komplexe Zusammenhänge erkennen können. Eine neue Studie schaut sich nun an, was wir wann und wie lernen müssen, um das Bio-System besser zu verstehen.
Marktwirtschaftlich hat sich der Bio-Markt durchaus erfolgreich aus der Nische entwickelt, bleibt allerdings in Summe auf bescheidenem Niveau. Aus gesellschaftpolitischer Sicht zeigt sich vor allem, dass die bisherigen, klassischen Werbeund Kommunikationsmaßnahmen den Bio-Markt bei Weitem nicht in dem Maß ankurbeln konnten, wie es vor dem Hintergrund der steigenden Klimaerwärmung, der weltweiten Bodenzerstörung oder der globalen Wasserverschmutzung längst angemessen wäre. Lothar Greger vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) zählt seit über zwanzig Jahren zu den Vordenkerinnen der österreichischen Bio-Landwirtschaft. Er bringt das Bio-Dilemma auf den Punkt: „Zwar sprechen alle guten Argumente für Bio, aber die scheinen im Moment des Einkaufs dennoch zu schwach zu sein. Bio kommt selbst im Bioland Nummer eins nicht recht vom Fleck.“ Einen Hauptgrund dafür sieht er darin, dass der Mehrwert von Bio meist an verschiedenen einzelnen Vorzügen wie z.B. geringere Schadstoffbelastung oder artgerechte Tierhaltung festgemacht wird. Der einzigartige Mehrwert biologischer Lebensmittel, der sich systemisch betrachtet aus der Summe aller Vorzüge ergibt, bleibt unerwähnt und somit von vielen Konsumentinnen unerkannt. „Dies führt in der Folge oft zu einem ‚paradoxen‘ Kaufverhalten“, so der Bio-Forscher. „Zum Beispiel: Eltern, deren Kinder dem Babyalter entwachsen sind, reduzieren plötzlich wieder ihren Bio-Konsum. Sie hatten nur die Schadstoffobergrenzen der Babynahrung im Fokus und nicht den Erhalt fruchtbarer Böden, die aber in Zeiten von ‚Peak Soil‘ eine unverzichtbare Lebensgrundlage ihres Kindes darstellen. Oder: Vergleichen Konsumentinnen einzelne Vorzüge von Bio-Lebensmitteln mit
vergleichbaren Vorzügen nicht biologisch erzeugter Produkte, scheint ihnen der Unterschied zwischen Bio und Nicht-Bio zunehmend geringer und das Hauptargument „billiger Preis“ gewinnt.“ Für die Bio-Branche werden sich also erst dann viel bessere Marktchancen auftun, wenn es gelingt, ein gutes Verständnis für die Zusammenhänge der Natur – wie es die Bio-Landwirtschaft vorlebt - auch im breiten Konsumalltag zu etablieren. „Hier müssen wir ansetzen“ ist Lothar Greger überzeugt. „Erst wenn möglichst viele verstehen, dass ein Bio-Produkt in Summe immer die bessere Wahl ist, erst dann werden aus Gelegenheitskäuferinnen letztlich Bio-Intensivkäuferinnen.“ Wie dieses Vorhaben gelingen kann, wird sich das längerfristig konzipierte Projekt „System(at)isch zu mehr Bio“ nun anschauen. Dazu wird zuerst national und international vorhandenes Wissen zum systemischen Denken in einer Studie gesammelt, gefiltert und strukturiert. Darauf aufbauend sollen gemeinsam mit Schülerinnen und interessierten Konsumentinnen geeignete Kommunikationstools für systemisches Denken am Beispiel Bio-Lebensmittel abgeleitet und entwickelt werden. Lothar Greger: „Das ist ein großes Vorhaben, wir betreten da weitgehend Neuland. Vielleicht finden wir dort aber auch durch Zufall das eine „Bild“, das das Gesamtkunstwerk Bio einfach und klar auf einen Blick erklärt. Das wäre was!“ Reinhard Geßl
ZAHLEN UND FAKTEN Projekt: „Bio 3.0 – Die Zukunft einer Idee“ Arbeitspaket „System(at) isch zu mehr Bio“; Projektkernteam: Lothar Greger (FiBL), Reinhard Geßl (Freiland Verband); Projektinformation: www.biodreinull.at Info: Systemisches Denken begreift die Welt in Systemen, die miteinander auf unterschiedliche Weise in Beziehung stehen. Viele Eigenschaften, die ein System hervorbringt, können wir in den einzelnen Teilen dieses Systems nicht finden. Vielmehr beruhen diese auf dem Zusammenwirken des Ganzen: Das Ganze ist eben weit mehr als nur die Summe seiner Teile.
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Florian Franke-Petsch will es wissen: Wie funktioniert der Bio-Konsum wirklich?
BIO-WISSEN
PLANET BIO Bio wächst und wird dabei immer bunter. Das ist gut so. Gleichzeitig haben Konsumentinnen oft das Gefühl, den Über- bzw. Durchblick zu verlieren und fragen sich: was ist, soll und muss Bio?
Zugegeben, die Biolandwirtschaft ist durchaus komplex. Umso wichtiger ist es, mit den Konsumentinnen ins Gespräch zu kommen und für fundiertes Bio-Wissen zu sorgen. In der langen Geschichte des Biolandbaus haben die Konsumentinnen schon immer eine wesentliche Rolle gespielt und damit grundlegend für die innovative Entwicklung gesorgt. Um auch weiterhin darauf bauen zu können, müssen deren Erwartungen erkannt und berücksichtigt werden, ganz besonders, da dies mit der wachsenden Distanz zwischen Produzentinnen und Konsumentinnen zunehmend schwieriger wird. Vor dem Hintergrund einer zunehmend technisierten „FoodIndustrie“ sehnen sich immer mehr Menschen beim Essen nach Einfachheit und Echtheit, nach ländlicher Idylle, regionaler Nähe, Tier- und Umweltschutz, nach Gesundheit und Genuss. Die Werbung kennt diese Bedürfnisse und wird ihnen – zumindest optisch – gerne gerecht. Sie suggeriert mit ihren Bildern jedoch Botschaften, die mit der Realität der Lebensmittelproduktion meist wenig zu tun haben. Umso wichtiger erscheint es, die Zusammenhänge nachhaltiger Land- und Lebensmittelwirtschaft einfach, aber umfassend zu vermitteln und sich von verklärendem Marketing abzugrenzen. Im Rahmen des Projekts „Bio 3.0 – Neue Wege zu mehr Bio“ geht es unter anderem genau darum. Um das gute Verständnis für die biologische Praxis zu fördern und das Wissen über die Vorzüge der Bio-Landwirtschaft auch im Konsumalltag zu etablieren, werden innovative Wege in der Zusammenarbeit mit den Konsumentinnen beschritten. Hier kommt nun Florian Franke-Petsch ins Spiel. Jahrelang war der Philosoph und Marktforscher in Berlin für die Umsetzung zahlreicher Projekte in einem der führenden deutschen Marktforschungsinstitute verantwortlich. Nach seiner Rückkehr nach Wien erforscht er nun unter anderem, was in den Köpfen und Bäuchen der BioKonsumentinnen so vorgeht. Inhaltlich vom FiBL Österreich
unterstützt, geht es darum, Konsumentinnen zu ihrem Wissen, ihren Motiven und verhaltens- bzw. entscheidungsrelevanten Einstellungen sowie ihren Erfahrungswerten zu Bio zu befragen und gemeinsam mit ihnen Zukunftsszenarien rund um „Bio“ zu entwickeln. So könnte man bei einem Blick in die Zukunft durchaus der Frage nachgehen, wie ein „Planet Bio“ möglicherweise aussehen würde. „Es geht uns nicht darum, einfach nur Kaufverhalten und Einstellungen abzufragen. Wir wollen wissen und erarbeiten, wie sich ‚Bio‘ erfolgreich weiter entwickeln kann. In Kleingruppen möchten wir vor allem mit Intensivkäuferinnen, aber auch mit Bio-Gelegenheitskäuferinnen und Non-Usern unterschiedliche Fragestellungen rund um Bio erörtern, aber auch ganz konkrete Szenarien diskutieren und gemeinsam erarbeiten“, erklärt Florian Franke-Petsch die Intention der Studie. Die Ergebnisse sollen möglichst breit kommuniziert und in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Im besten Fall trägt die Studie auch ein Stückchen dazu bei, dass aus passiven Verbraucherinnen zunehmend mündige und kritische Konsumentinnen werden, die ihre Wahrnehmung für die Vorzüge der biologischen Landwirtschaft schärfen und dafür sorgen, dass Bio seine innovative Vorreiterrolle behalten und weiter ausbauen kann. Vielleicht wird dadurch sogar ein „Planet Bio“ ein wenig realistischer. Elisabeth Klingbacher
ZAHLEN UND FAKTEN Projekt: Bio 3.0 – Neue Wege zu mehr Bio, Arbeitspaket Bio 3.0 Konsument/innen- und Imagestudie Koordination: Reinhard Geßl (Freiland-Verband), Durchführung: Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und Science Communications Research (SCR) Info: - Während in Österreich bereits 20 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche biologisch bewirtschaftet werden, liegt der BioMarktanteil bei Frischeprodukten nur bei rund 8 %. - Umfragen zeigen, dass 96 % der Österreicherinnen Ja! Natürlich, die größte österreichische Bio-Marke, kennen, 59 % kennen das AMA Bio-Siegel und 36 % das EU-Biozeichen.
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Neue Kooperation zwischen Ja!Nat端rlich und FiBL: Gwendolyn Rudolph k端mmert sich ums Tierwohl
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LUST AUF EIN NOCH BESSERES BIO? JA NATÜRLICH! 2015 feierte Österreichs große Bio-Marke Ja! Natürlich ihren zwanzigsten Geburtstag. Mit dem stetigen Wachstum des Supermarktabsatzes hat sich auch die österreichische Bio-Landwirtschaft gut entwickelt. Nicht alle Ausprägungen des Fortschritts werden freudig diskutiert. Der Innovationsbedarf bildet nun die Basis für eine Kooperation.
Gerne werden heute in öffentlichen Diskussionen BioLebensmittel in zwei Kategorien eingeteilt: In Billig-Bio und Premium-Bio. Das eine gilt als so etwas wie ein Verrat an den philosophischen Ideen der Gründermütter und ein Kauf gilt bei kritischen Kundinnen gewissermaßen als unschick. Das andere Bio gilt als eh ganz gut aber dafür als (fast unkaufbar) teuer. Meist ohne gute Gründe dafür nennen zu können, liegt Supermarkt-Bio in dieser Einteilung fast immer in der ersten Schublade. Diese Einschätzung passiert in Anbetracht der vielfach positiven Effekte und beträchtlichen Innovationskraft der großen Bio-Marken vielfach zu Unrecht. Fest steht, die österreichische Bio-Landwirtschaft ist seit Jahrzehnten europaweit sowohl zahlenmäßig als auch qualitativ führend. Bei aller Erfolgsfreude zeigen sich dennoch gewisse strukturelle Verkrustungstendenzen und ein spürbares Abflachen der Innovationskurve. Zu diesem Ergebnis sind jedenfalls Andreas Steidl, Qualitätsmanager von Ja! Natürlich, und Andreas Kranzler, Geschäftsführer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), in ihren Gesprächen gekommen. Um dem etwas Positives entgegen zu halten wurde im Frühjahr 2015 eine freundschaftliche Kooperation vereinbart, mit dem schönen Ziel „die Umsetzungsqualität der Grundwerte der Biologischen Landwirtschaft und daraus abgeleitete BioAnforderungen weiterzuentwickeln“. Andreas Steidl dazu: „Vorbild ist uns die langfristige Kooperation der Coop Schweiz mit dem FiBL Schweiz. Mit dem nun vereinbarten Budget sollen nicht nur Bio-Innovations- und –Forschungsthemen für Ja! Natürlich vorangetrieben werden, sondern auch all-
gemeingültige Forschungs-, Innovations-, Bildungs- und Wissensaustauscharbeit.“ Als prioritär wurden unter anderem Forschungsfragen im Tierhaltungsbereich ausgemacht. Agrarwissenschafterin Gwendolyn Rudolph bearbeitet dazu in der ersten Phase drei Themenfelder. In einem Arbeitspaket geht es um eine neue Definition des Grundfutterbegriffs: „Bei der Arbeit zum Grundfutter geht es darum Intensivierungstendenzen in der Bio-Rinderfütterung kritisch zu hinterfragen und auch für die Zukunft eine wiederkäuergerechte wie auch ökologisch vorbildliche Fütterung abzusichern. Konkret ersetzt nämlich in den letzten Jahren immer häufiger Maissilage das traditionelle Grundfutter wie Heu, Grassilage oder die Weide. Also haben wir im Kooperationsprojekt einen Vorschlag für eine biotaugliche Definition von Grundfutter ausgearbeitet. Diese inkludiert auch praktikable Möglichkeiten verantwortungsvoll und nachhaltig mit Maissilage in der Rinderfütterung umzugehen,“ erklärt Gwendolyn Rudolph. Die Bio-Landwirtschaft ist jetzt schon sehr gut. Die nun begonnene Zusammenarbeit zwischen Ja! Natürlich und dem FiBL ist ein erfreulicher Beleg dafür, dass die Bio-Landwirtschaft auch weiterhin ihren Anspruch auf Innovationsführerschaft behalten will. Reinhard Geßl
ZAHLEN UND FAKTEN Projekt: „Kooperation von Ja! natürlich mit FiBL Österreich“; Projektkernteam: Gwendolyn Rudolph und Reinhard Geßl (FiBL); Projektinformation: www.fibl.org Info: - Rinder besitzen ein hochspezialisiertes Magensystem mit insgesamt vier Abschnitten. Damit können Rinder rohfaserreiche Futtermittel bestmöglich verwerten. - Eine Kuh weidet pro Tag 70-100 kg Gras und trinkt dazu zu 80-100 Liter Wasser. Konzentrierte Getreiderationen belasten das Magensystem.
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JS AUF ACHSE
CHINAS GROSSER SPRUNG – JETZT ABER! Kommt man nach Peking, gibt es ein paar Fixpunkte. Orte, die einfach zu besuchen sind, da fährt die Eisenbahn drüber. Dazu gehören die Mauer, der Kaiserpalast, die Verbotene Stadt, der Tian’anmen, Houhai (die Hinteren Seen) oder der Dong Hua Men Markt bei Nacht, um die eher unkonventionelle kulinarische Neugier zu stillen. Alles Plätze, die man nicht mehr vergisst, verknüpft mit Erlebnissen, die sich unauslöschlich im Hirn festsetzen.
Es gibt aber auch ein anders Peking. Deutlich weniger touristisch und nicht minder interessant. Vor allem für gastrosophisch-kulinarisch interessierte Besucherinnen. Im Südwesten der Stadt liegt etwa der Fangshan-Distrikt mit seinen 1200 Hektar Weingärten. Die Flaggschiffe der Region sind die Domaine Olibali und Château Densiho. Fast alle chinesischen
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Weingüter sind entweder Domaines oder Châteaux. Das liegt einerseits an ihrer Orientierung. Ziel sind große Rotweine internationalen Zuschnitts. Andererseits natürlich am Einfluss. Maßgeblich an den zentralen Entscheidungen von Densiho beteiligt ist Guillaume Thienpont, der legendäre Kellermeister von Le Pin und Château Certan im Bordelaise. Die Gebäude der Weingüter haben nichts Chinesisches und könnten genauso gut in Frankreich, Deutschland oder im Napa Valley stehen. Die Weingärten sind teilweise terrassiert, teilweise sanft hügelig. Und die Weine? Allesamt auf gutem Weg. Gerade die Rotweine (hauptsächlich Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot) haben das Potential das hoch gesteckte Ziel zu erreichen, einmal zu den großen der Weinwelt zu gehören. Auf der anderen Seite der Stadt, nordöstlich von Peking, liegt der Vorort Magang im Tongzhou District. Es ist hier deutlich flacher als in Fangshan, Berge sind nicht in Sicht. Hier wurde 2012 Pekings erste Community Supported Agriculture
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(CSA) ins Leben gerufen. Hier ist auch der Hauptstandort. Nachdem das Projekt bei den Menschen der Hauptstadt richtig gut ankam, gibt es mittlerweile einen zweiten Standort. Man könnte die Farm sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln besuchen. Mit der Zweierlinie der Pekinger U-Bahn, die irgendwann zur S-Bahn wird. 32 Stationen vom Zentrum oder knappe 2 Stunden, und man ist fast schon dort. Dann noch eine halbe Stunde zu Fuß. Wir waren mit dem Bus unterwegs. Knappe 70 Kilometer sind es. Der Besuch lohnt. Shared Harvest ist nicht nur eine bio-zertifizierte Farm mit beeindruckender Vielfalt, sondern auch die erste Food-Coop in China. Warum eigentlich so spät? China ist groß. Sehr groß. Und Food Coops sind keine Erfindung der letzten Jahre. Shi Yan, Gründerin und Chefin des Initiative erklärt uns, dass es mit Mao Zedong zu tun hat. Seine Agrarpolitik und die damit verbundenen Kollektivierungen führten nicht nur zur größten Hungerkatastrophe der Geschichte, sondern auch zu einer nachhaltigen Skepsis gegenüber Kooperation und Gemeinschaft. Die größte Herausforderung war also, Bäuerinnen zu gewinnen, die offen genug waren, sich auf das Projekt einzulassen. Waren die gewonnen, erzeugte das eine Zugkraft, die das Projekt rasch wachsen ließ. Im Moment werden 500 Familien im Großraum Peking mittels einer ausgeklügelten Logistik mit biologischem Gemüse, Nüssen, Eiern und hin und wieder auch Schweinefleisch versorgt. Die Farm wirkt dabei weniger wie ein klassischer Bauernhof, sondern vielmehr wie ein moderner landwirtschaftlicher Produktionsbetrieb. Trotzdem wird hier handwerklich und nicht nur biologisch, sondern auch nach der Philosophie von Slow Food gearbeitet. Gut, sauber und fair ist die Devise von Shi Yan, die auch im Vorstand von Slow Food Great China und der nationalen Arche-Kommission mitarbeitet. In diesem Sinne geht es Yan auch um die Einbeziehung der Konsumentinnen in den Prozess der Produktion: „A lot of people don‘t know where their food comes from. It’s a world far away, but CSA is about relationships. It’s important for consumers to understand and build a relationship with farmers.” Shi Yan ist eine Pionierin der Biolandwirtschaft in China und eine charismatische Führungspersönlichkeit. Fast hat man den Eindruck sie steht mit wehender Fahne an der Spitze eines Heeres von Biobäuerinnn, die ihr fast blind folgen. Seit sie 2012 Shared Harvest aus dem Boden Pekings stampfte, ist die Zahl der CSA-Projekte im Land sprunghaft gestiegen. Über 500 Initiativen gibt es derzeit. Auf Konsumentinnenseite sind das eine halbe Million Familien, die derart versorgt werden. Dabei ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Anstatt einer Jause gibt es übrigens die Möglichkeit, den Frauen bei der Haselnuss-Ernte zur Hand zu gehen. Frisch vom Strauch gerissene Haselnüsse sind eine absolute Köstlichkeit. Da können Pekingente oder Hasenkopfeintopf gerne warten. Jürgen Schmücking
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GUTER GESCHMACK
VON BLUTIG BIS SCHIMMLIG Das deutsche Fernsehteam staunte nicht schlecht – statt in einer bobomäßigen Wurstmanufaktur fand es sich in einer recht schmucklosen BioFleischerei im Industriezentrum von Ebreichsdorf wieder. Aber so ist es bei den Tasting_foren – man muss, nicht nur was den Ort betrifft, auf fast alles gefasst sein.
die Wartezeit, um eine kleine, aber feine Auswahl herausragender Bio-Blutwürste aus verschiedenen Wurstwerkstätten der Bundesländer und aus Deutschland zu testen.
DEMETER BLUTWURST VON SCHWÄBISCH-HÄLLISCHEN SCHWEINEN Es ist eine Freude, den Stand der Erzeugergemeinschaft SchwäbischHällisches Schwein auf der Bio-Fach zu besuchen. Nebst Blutwurst in der Dose bieten sie dort Schinken, Speck und Würste. Zu finden ist der Stand auch ganz einfach. Gleich neben dem Info-Stand der Veganerinnen. Die verkostete Blutwurst hat sich als deutschtypisch herausgestellt. Viel grobes Fett und Thüringer Bio-Majoran. Für viele typisch und gut, für andere ungewohnt und derb. www.besh.de/verbraucher/erzeugnisse/
BIO-BLUTWURST VOM TUROPOLJE-SCHWEIN (BIOWURSTMANUFAKTUR ROMAN SCHOBER) Die meisten waren sich einig, dass hier entlang von Wiener Gewohnheiten gewurstet wurde. Majoran, süßlicher Grundton, weiche Konsistenz, mineralischer Geschmack. Das sagen Blunzenprofis, wenn sie blutig meinen. Überzeugt hat die
Fotos diese Seite: Schmücking
Worauf man sich aber auf jeden Fall verlassen kann, ist die Tatsache, dass immer das weite Genusspotential biologischer Lebensmittel im Mittelpunkt der Verkostungen steht. Diesmal wurde zur Tasting-Werkstatt rund um die Blutwurst geladen und trotz des zugegebenermaßen nicht besonders charmanten Ortes und des recht polarisierenden Produkts waren Medienund Publikumsinteresse überraschend hoch. Unter dem Motto „Des is ma ned Blunzn“ begaben sich die Besucherinnen auf eine handwerkliche und kulinarische Spurensuche zur blutigsten aller Würste. Die Fleischmeister und Bio-Pioniere Markus und Werner Kollecker luden in ihre traditionsreiche Fleischerei und ließen die eingeschworenen Blunzn-Fans so richtig Hand anlegen: Nach dem Anstoßen auf die Seele der zu verarbeitenden Schweine wurde entbeint, geschnitten, gewolft, gecuttert und gefüllt, dass es eine Freude war. Nach der etwas martialisch anmutenden Wurstherstellung ließ man die Blunzn eine Stunde im Wasserdampf garen und nutzte
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GUTER GESCHMACK
Bio-Blutwurst vom Turopolje-Schwein durch Harmonie, Authentizität und vollen Geschmack. Solides Waldviertler Fleischerhandwerk im Glas. Hält gekühlt etwa 10 Tage nach Öffnen. Das ist allerdings nur ein theoretischer Wert. In Wirklichkeit überlebt das Glas keine halbe Stunde. www.porcella.at/bio-fleischermeister/
BIO-BLUTWURST VON DER GLEINKERSAU (SEEBAUER KLAUS DUTZLER) Der Gleinkersee ist ein Kleinod im Süden Oberösterreichs. Klaus Dutzler betreibt dort als Seebauer ein Bad, ein Wirtshaus, eine Landwirtschaft und eine Fleischerei. In der Fleischerei werkt Heinz Schmeissl, Urgestein der steirischen Bio-Szene, der schon vor Jahren die besten Würste im Ausseerland gemacht hat. Die Bio-Blutwurst ist der von Porcella gar nicht unähnlich, nur frischer, weil Kranz. Vielleicht auch eine Spur würziger. Aber das ist keine Frage der Qualität, das ist Geschmacksache. www.gleinkersee.at
BIO-BLUTWURST GERÄUCHERT VON DER GLEINKERSAU (SEEBAUER KLAUS DUTZLER) Gleiche Wurst, nur diesmal geräuchert. Ohne nachgefragt zu haben, tippe ich auf Buchenrauch. Die Wurst wird dadurch eine Spur haltbarer, ob sie auch besser wird, muss jede für sich
entscheiden. Ich persönlich finde, dass die Blunzen durch den Buchenrauch enorm profitiert hat. Falsch. Gut war sie vorher auch. Nur passt das rauchige zum süßen. Der Genuss wird so ein wenig verwegener. www.gleinkersee.at
BIO-BLUTWURST SELBST GEWURSTET (SUPERVISION WURSTMANUFAKTUR KOLLECKER) Es ist gar nicht so einfach, eine Wurst zu bewerten, für die man Stunden zuvor noch das Fleisch vom Schädelknochen gekratzt hat. Oder neben der Maschine gestanden hat, die das Brät verrührt. Oder endlose Versuche beobachtet hat, das Brät unbeschadet in den Darm zu füllen. So entsteht Schützengrabenmentalität. Egal. Die Rezeptur ist erprobt, die frische Blutwurst entsprechend köstlich. Extrem mineralisch, gleichmäßige Konsistenz. Weniger salzig, als das Brät vermuten ließ. Großes Blutwurstkino in Ebreichsdorf. www.freilaender.at
Resümee: Klarerweise war die zum Schluss verkostete, gemeinsam hergestellte und noch nicht perfekt durchgekühlte Blutwurst ein besonderes Highlight, doch auch die anderen Proben waren großartig. Sogar ein anwesender „Ritter der Bruderschaft der Blutwurst“, der kraft seines Amtes sicher schon einiges gesehen und gekostet hat, war beeindruckt.
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GUTER GESCHMACK
Nicht weniger beeindruckend war auch die, im Rahmen des Tasting_forums „MilchmiscHimmel“ verkostete SchimmelkäseVielfalt. Das Verschimmelungshandwerk zählt ja zu einer der Königinnendisziplinen der Milchveredelung, die daraus gereiften Produkte demnach zu den ganz den feinen. Für das erste Tasting_forum in Mödling wurden besonders herausragende Handwerksstücke ausgewählt. Es galt Kuh, Büffel, Schaf, Ziege ebenso unter eine Käseglocke zu bekommen, wie Tirol, Kärnten, Niederösterreich, die Niederlande, Frankreich, Dänemark und Italien, aber auch jung und knackig mit alt und „rinnend“. Geklammert wurde die Nutztier-, Herkunfts-, Textur-, Geschmacks- und Geruchsvielfalt vom biologischen Ursprung. Die Basis bildete also die tiergerechte Bio-Haltung, der Rest gehörte schon zum feinen Käsehandwerk.
GORGONZOLA DOP, VALLÉE VERTE (ITALIEN, KUH) Ein Klassiker unter den Blauschimmlern der Käsewelt. Um die Entstehung des Gorgonzola ranken sich Mythen und Legenden, bei denen die älteren auf das Jahr 879 zurückgehen. Viel wichtiger ist aber, dass der Gorgonzola Classico (und den hatten wir zu verkosten) ein cremig-würziger Blauschimmelkäse ist, der es alleine schon durch seine zähflüssige Konsistenz seinen Konkurrenten schwer macht. Er wirkt süßlich, kräftig und voluminös. Am Gaumen bleibt er nicht ganz so lange präsent, wie die reifen Sorten am Schluss der Verkostung. Aber lange genug, um in guter Erinnerung zu bleiben. www.ecoinform.de > Gorgonzola DOP eingeben
ROQUEFORT AOC, PAPILLON (FRANKREICH, KUH) Es ist der Käse mit der längsten Geschichte und Namensgeber für alles andere, was an diesem Abend verkostet wurde. Für alle Blauschimmelkäse der Welt, um genau zu sein. Die Käselaibe werden pikiert, das heißt mit langen Nadeln angestochen. Durch diese Kanäle dringt nicht nur Luft, sondern auch Sporen der Pilzkultur Penicillium roqueforti in den Käse. An Intensität ist der Roquefort nicht zu überbieten. Ob jugendlich oder reif ist dabei fast egal. www.roquefort-papillon.com/
TIROLER BIO-BLUE, BIO VOM BERG (ÖSTERREICH, KUH) Aus dem „Stall“ der Käser Plangger kommen seit je her Tirols interessanteste Käsetypen. In den Planggerschen Kellern reift grandioser Rass- und Almkäse. Und seit neuestem auch ein Blauschimmelkäse. Die Grundlage liefert Bio-Heumilch, die Reifung dauert etwa zwei Monate. Durch seine kompakte Form, den würzigen Geschmack und die feste Konsistenz eignet sich der Tiroler Bio-Blue perfekt für die Marend, die Tiroler Brotzeit. www.ecoinform.de > Tiroler Bio Blue eingeben
SCHAFROHMILCHKÄSE, NUART VULGO HAFNER (ÖSTERREICH, SCHAF) Dem Käse der Nuarts flogen die Herzen zu. Das hat zum Einen natürlich mit seiner sehr individuellen Geschichte zu tun. Der letzte Laib der vergangenen Saison, aufgehoben von der Großmutter und in Ehren gereift. Ganz großes Blauschimmelkino. Außerordentlich intensive und reife Noten. Überhaupt sind Reife und Schmelz die Grundcharakteristika dieser Rarität. Außerdem bietet er rustikal-pilzige Aromen und einen enorm langer Abgang. nuart.at
BÜFFELBLAUSCHIMMELKÄSE, ROBERT PAGET (ÖSTERREICH, BÜFFEL) Wer Robert Paget kennt, weiß, dass der Mann keine Kompromisse macht. Auch hier nicht. Bei seinem Blauschimmelkäse sind die zarten Äderchen der Penicilinum roqueforti-Kulturen längst in den Käseteig diffundiert und lassen diesen graublau wirken. Damit ist der Büffelblauschimmelkäse der mit Abstand reifste Käse des Abends. Die Textur weich und cremig, der Abgang nicht enden wollend. www.bufala-connection.at
Gerade diese beiden Tasting_foren zeigten, dass auch weniger gefällige, geschmacklich durchaus polarisierende Lebensmittel die Vorzüge der Bio-Qualität – kulinarisch wie produktionstechnisch – eindrucksvoll belegen. Fotoalben dazu siehe https://www.flickr.com/photos/105864147@N08/ sets/ Elisabeth Klingbacher, Jürgen Schmücking
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DIE BIOFACH 2016 IST GESCHICHTE
1000 GÄRTEN – DAS SOJA-EXPERIMENT
Über 2500 Ausstellerinnen und über 48.000 Fachbesucherinnen! Noch nie gab es bei der Biofach Nürnberg – der Weltleitmesse für Bio – mehr Ausstellerinnen, noch nie wälzten sich mehr Fachbesucherinnen durch die Hallen. Noch nie waren mehr Bio-Lebensmittel in der Auslage, auffallend viele davon in der Kategorie „Was Sie noch nie in Ihrem Leben in Bio-Qualität kaufen wollten – und auch konventionell nicht“. Die Bio-Lebensmittel präsentierten sich professionell und hübsch verpackt. Dass all diese Produkte den strengen Bio-Vorgaben genügen, konnte man vielfach nur mehr am EU-Bio-Zeichen erkennen. Ob klein, ob groß, ob Bio-Fundi oder -Realo, ob Bio-Industrie oder -Manufaktur, fast alle gebrauchen die gleichen „Werbebilder“, also ziemlich genau jene, die sich auf den konventionellen Produkten auch finden. Bezeichnender Weise wurde schlussendlich ein zertifizierter, luftgetrockneter Bio-Eichelschinken vom (sehr seltenen) iberischen Schwein – Variante „Manchado de Jabugo“ – in der Kategorie „Best New Product Awards 2016“ von den Besucherinnen prämiert. Beim „Manchado de Jabugo“ handelt es sich um einen äußerst raren, sportlich schlanken Rohschinken mit Knochen, den die Spanierinnen mutig mit EUR 4000,-je Stück bepreisen – kein Produkt für die Massen, dennoch sollen bei Bestellungen die Wartelisten lang sein. „Mehr vom Gleichen“ hetzt also noch dem Paradigma nach, alles bzw. alle Konsumentinnen-Wünsche auch in Bio zu erfüllen. Zwischen dem von der (wissenschaftlichen) Szene proklamierten Bio 3.0 – einer revolutionär neu gedachten, ergebnis- und effektorientierten, nachhaltigen (Bio-) Landwirtschaftsoffensive mit vielen innovativen Ansätzen – und der Marktpraxis klafft also noch eine große Lücke. Diese klafft aber auch in den öffentlichen Diskussionen zwischen den Vordenkerinnen des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) oder der Internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) und den Vertreterinnen der landwirtschaftlichen Praxis, aber auch des Naturkostfachhandels. Aber immerhin: Ein zarter Aufbruchsgeist der Bio-Bewegung ist zu spüren. Zur Umsetzung der großen Bio 3.0-Vision gibt es aber noch viel zu tun. Da wollen wir nicht nur, sondern da müssen wir alle unseren Teil dazu beitragen. Wie sagte einst Peter Rusch, einer der Gründerväter der Bio-Landwirtschaft, so schön: „Wir werden das biologische Zeitalter gewinnen oder wir werden nimmer sein.“
Soja soll in ganz Deutschland heimisch werden! Dafür sind das Sojaunternehmen Taifun und die Landessaatzuchtstation Hohenheim eine Kooperation eingegangen und initiierten ein äußerst sympathisches Forschungsvorhaben: Gemeinsam mit 1000 Hobby- und Profigärtnerinnen, aber auch mit Bäuerinnen aus ganz Deutschland werden heuer an möglichst vielen unterschiedlichen Standorten zahlreiche neue Sojastämme und -sorten gepflanzt und die Ergebnisse anschließend wissenschaftlich ausgewertet. Dies ist durch den partizipativen Ansatz eine ganz neue und innovative Züchtungsmethode. Mit den Sorten und Stämmen, die am meisten Erfolg versprechen, kann in den nächsten Jahren weiter gearbeitet werden. Selbstverständlich kommt diese Form der Züchtung gänzlich ohne den Einsatz von Gentechnik aus. Mit den ersten Ergebnissen aus diesem Stadt-Landprojekt ist im Frühjahr 2017 zu rechnen. www.1000gärten.de rg
Infos: www.biofach.de rg
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SHORTCUTS
SUPERMARKT STATT MÜLLHALDE
Rund zwei Milliarden Menschen weltweit leiden an Hunger oder Mangelernährung. Die Lösung dieser Hungerkatastrophe ist eine der zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Für Felix zu Löwenstein, Agrarwissenschafter, Bio-Bauer und Autor, ist es ein Irrglaube, dass man den Hunger durch eine Steigerung der Produktivität mithilfe von immer mehr Chemie und Gentechnik auf den Äckern bekämpfen könne. Seine engagierte Position ist eine klare Absage an die „industrielle, von internationalen Großkonzernen gesteuerte Landwirtschaft und ihr unhaltbares Wachstumsversprechen“. Ein Agrarmodell, das auf gentechnisch veränderte Pflanzen, Pestizide und Monokulturen setze, sei weder im Norden zukunftsfähig noch biete es Ländern des globalen Südens eine nachhaltige Perspektive. Löwenstein fordert daher eine grundlegende Ökologisierung der gesamten Landwirtschaft und ist überzeugt, dass der biologische Landbau auch langfristig in der Lage ist, alle Menschen zu ernähren. Denn bei der Lösung des Hungerproblems geht es um weit mehr als um die Nahrungsmenge, die zur Verfügung steht. Vielmehr geht es auch darum, wie produziert wird und wie der Zugang zu Nahrung ermöglicht wird. Folglich ist eine Umstellung auf biologischen Landbau weltweit unabdingbar. In seinem Buch erklärt er eindringlich und anschaulich warum.
Jährlich landen weltweit rund 1,3 Milliarden Tonnen noch genießbarer Lebensmittel auf dem Müll. Ganze Supermärkte könnten mit diesen Mengen gefüllt werden. In Dänemark wird das jetzt auch gemacht. Wefood heißt ein neuer, durch ein CrowdfundingProjekt realisierter Supermarkt, der Ende Februar in Kopenhagen eröffnet wurde. Der Supermarkt erntete sofort Begeisterung. Der Grund: In den Regalen von Wefood finden sich ausschließlich Waren, die abgelaufen sind und von anderen Läden, lokalen Importfirmen, Metzgerinnen oder kleinen Landwirtschaftsbetrieben ausrangiert wurden. Die Idee hinter dem Ganzen ist einfach: die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und einkommensschwache Konsumentinnen zu unterstützen. Ein schönes Zeichen gegen die verschwenderische Konsumgesellschaft und nur eine von vielen, stetig wachsenden Initiativen, die der Lebensmittelverschwendung entschieden und mit kreativen Ideen entgegentreten.
Foto: www.obsthof-retter.at
ARONIA – SAFT VON DER DUNKLEN SORTE Im Bio-Markt ist die Aronia keine Unbekannte. Die Aronia-Beere wird in Osteuropa seit langem als Heilmittel geschätzt. Denn sie verfügt über außergewöhnliches Schutzpotential gegenüber freien Radikalen, die unsere Zellen permanent angreifen und als Krankheitsverursacher gelten. Neuen Schwung bekommt die Frucht vom Obsthof Retter in der Steiermark in Form von BIO ARONIA PUR, einem Direktsaft, der nicht nur gesund ist, sondern auch ausgesprochen köstlich ist.
OPEN AIR Was der einen der all-inclusiv-Urlaub am Meer sein mag, ist der anderen ein Campingurlaub oder auch ein Tingeln zu den schönsten Open-Air Festivals. Sowohl die Campingküche als auch jene bei Musikfestivals gilt bislang als kulinarischer Abgesang. So empfand es auch der leidenschaftliche Koch, Bestsellerautor und Foodblogger Stevan Paul. Also besuchte er gemeinsam mit der Essens- und Reisefotografin Daniela Haug ein Jahr lang die schönsten Festivals Europas. Sozusagen aus Notwehr gegen Dosenfutter und Berge von verkohltem Fleisch entwickelte er „on air“ nicht nur eine kulinarisch ansprechende Outdoor-Küche, sondern schuf gleich auch die Basis für ein lässiges Kochhandbuch für Festivals und Camping. Über 100 gemeinsam mit den Festivalköchinnen und Zeltnachbarinnen erprobte Rezepte, etliche davon vegetarisch und vegan, fürs Frühstück, für Kleinigkeiten zwischendurch, aber auch für die opulente Grillparty, lassen schon jetzt auf einen sonnenreichen Sommer mit vielen lauen Abenden hoffen. Sei es auch, um in den eigenen vier Wänden ein kleines (kulinarisches) Festival zu feiern. Vielleicht auch mit Ravioli aus der Dose, diese aber aufgepimpt und richtig gut. Foto: Bra
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Verlag
Knaur Verlag, www.droemer-knaur.de
Quelle: www.biorama.eu
ndstätter
Foto: www.droeme
r-knaur.de
ES IST GENUG DA – FÜR ALLE
www.obsthof-retter.at js
Brandstätter Verlag, www.brandstaetterverlag.com rg
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INSEKTENSCHWUND
Die Weltfleischproduktion liegt heute bei über 300 Millionen Tonnen pro Jahr und soll sich bis 2050 noch verdoppeln. Auch die europäische Landwirtschaft produziert immer mehr Milch, Fleisch und Eier in immer kürzerer Zeit. Es geht um Effizienz und Leistungssteigerung – zu Lasten des Tierwohls, der Umwelt, der Gesellschaft und auch vieler Landwirtinnen. Die Journalistin und Autorin Tanja Busse hat ein Buch zu diesem Thema geschrieben. „Die Wegwerfkuh“ ist ein durchaus provokanter Titel und auch der Zusatz „Wie unsere Landwirtschaft Tiere verheizt, Bauern ruiniert, Ressourcen verschwendet und was wir dagegen tun können” lässt einen reißerischen Stil vermuten. Doch die renommierte Autorin schafft es in weiten Teilen einen durchaus differenzierten und distanzierten, kritischen Blick auf die Auswüchse der industriellen Landwirtschaft zu werfen. Für Busse stellt sich nicht die Frage, ob man Tiere nutzen darf, sondern vielmehr geht es ihr um das wie. Viel Platz nehmen Schilderungen von persönlichen Begegnungen, Eindrücken und Gesprächen ein, die immer wieder mit allgemeinen Sachinformationen ergänzt werden. Ein lesenswertes Buch, das es nicht bei der Kritik an Missständen und Abhängigkeiten belässt, sondern auch Wege zu einer nachhaltigen Landwirtschaft aufzeigt.
Seit etwa zwei Jahrzehnten hat der Verlust an blütenbestäubenden Insekten so dramatische Ausmaße angenommen, dass Biologinnen und Zoologinnen weltweit Alarm schlagen. Auch der Naturschutzbund (NABU) Deutschland veröffentlicht ernüchternde Zahlen: Allein in Nordrhein Westfalen ist die Zahl der Fluginsekten, wie Schmetterlinge, Bienen, Hummeln oder Schwebfliegen, in den letzten Jahren um alarmierende 80 % zurückgegangen. Viele Arten sind bereits gänzlich verschwunden. Die Entomologinnen gehen davon aus, dass es in anderen Regionen ganz ähnlich aussieht. „Die Ursachen dieses dramatischen Schwundes sind noch nicht ausreichend geklärt. Vieles deutet allerdings darauf hin, dass wir es mit einer weit reichenden Vergiftung der Insekten in unserer Umwelt zu tun haben“, heißt es vom NABU. Besonders Pestizide wie Neonicotinoide stehen im Verdacht für das massenhafte Sterben verantwortlich zu sein. Immer mehr Untersuchungen deuten darauf hin, dass diese Mittel nicht nur gegen Schädlinge wirken, sondern die gesamte Insektenfauna, darunter auch zahllose, wichtige Nützlinge, nachhaltig schädigen. Neben dem Aussterben einzelner Arten stellen vor allem sogenannte Kaskadeneffekte ein großes Problem dar: wenn Insekten verschwinden, werden Pflanzen nicht mehr bestäubt, die Nahrungsgrundlage vieler Tiere geht verloren, gesamte Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht. Viele der mit dem Verschwinden von Insekten verbundenen Folgen sind noch gar nicht abzuschätzen. Der NABU fordert, den Biolandbau auszuweiten und kritische Insektizide, die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden, umfassend zu überprüfen und sie erst dann zuzulassen, wenn wirklich nachgewiesen ist, dass diese Stoffe keine schädigenden Auswirkungen auf die Ökosysteme haben.
Foto: www. blessing-v erlag.de
DIE WEGWERFKUH
Karl Blessing Verlag, www.blessing-verlag.de ek
Quelle: www.nabu.de ek
IMPRESSUM Bio-Fibel – Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft: Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Freiland Verband für ökologisch-tiergerechte Nutztierhaltung und gesunde Ernährung; Doblhoffg. 7/10, 1010 Wien; Fon 01/4088809; Fax 01/9076313-20; e-mail: office@freiland.or.at; net www.freiland.or.at; DVR-Nummer 0563943; Chefredakteur: Dipl.-Ing. Reinhard Geßl (rg), Leiterin der Redaktion: Dipl.-Ing. Elisabeth Klingbacher (ek); Mitarbeit: Wilfried Oschischnig, Jürgen Schmücking (js), Myriam Parth (mp); Redaktion: Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich), Doblhoffg. 7/10, 1010 Wien; Fon: 01/9076313-0, net: www.fibl.org/de/oesterreich. Alle nicht anders gekennzeichneten Fotos: Geßl & Wlcek OG; Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, Druck und Verlagsges.m.b.H., St. Pölten; Layout: Geßl & Wlcek OG. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers entsprechen. Vertriebspartner: Adamah Biokistl. Offenlegung: Die Bio-Fibel ist zu 100 % im Besitz des gemeinnützigen Vereins „Freiland Verband für ökologisch-tiergerechte Nutztierhaltung und gesunde Ernährung“; Adresse s. o.; Eingetragen im Vereinsregister der BPD Wien zu Zl.IV-SD/2063/VVM/94; DVR-Nummer 0563943. Die redaktionelle Arbeit erfolgt in engster Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Forschungsverein „Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich)“; Adresse s. o.; Grundlegende Richtung: Förderung einer ökologisch-tiergerechten Landwirtschaft und gesunden Ernährung. Information von Konsumentinnen und Konsumenten über die Vorzüge und Besonderheiten von Lebensmitteln aus Biologischer Landwirtschaft in Form von Interviews, Kurzreportagen und Tipps zum weiten Feld der Ernährung. Die Bio-Fibel wird unter anderem über Bio-Kisten der Bio-Hauszusteller sowie über den Bio- und Naturkostfachhandel in Österreich vertrieben. Die Bio-Fibel erscheint mindestens vier Mal im Jahr und ist kostenlos. Unter www.issue.com/freiland ist die Bio-Fibel jederzeit und weltweit lesbar. FREILAND-Spendenkonto: Erste Bank, AT502011100008210993, BIC/SWIFT: GIBAATWWXXX; Reichweite: 10.000 Leserinnen. Hinweis: Eine geschlechtergerechte Formulierung ist uns in der Bio-Fibel ein großes Anliegen. Da wir gleichzeitig eine gut lesbare Zeitschrift herausgeben wollen, haben wir uns entschieden, keine geschlechtsneutralen Begriffe zu verwenden, sondern alternierend entweder nur weibliche oder nur männliche Bezeichnungen. Wir sind uns dessen bewusst, dass diese Generalklausel einer geschlechtergerechten Formulierung nicht ganz entspricht, wir denken aber, dass die gewählte Form ein Beitrag zur publizistischen Weiterentwicklung für mehr sprachliche Präsenz weiblicher Begriffe sein kann.
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BIENENLIEB – BIO-HONIGE AUS SALZBURG
Die Vorzüge biologischer Lebensmittel sind bekanntermaßen vielfältig. Eine aktuelle Studie zeigt nun auch ganz konkret die ernährungsphysiologischen Vorteile von Milch und Fleisch in Bio-Qualität auf. Ebenso wie eine 2014 veröffentlichte Metastudie, die ergab, dass Bio-Obst und Bio-Gemüse deutlich mehr Antioxidantien und weniger Schwermetalle enthalten, gibt es auch bei Milch und Fleisch messbare Unterschiede zwischen Bio und konventionell. Ein internationales Team von Wissenschafterinnen analysierte dafür über 200 unterschiedliche Studien: Milch und Fleisch aus biologischer Tierhaltung enthalten 50 % mehr gesundheitsfördernde Omega-3-Fettsäuren, 40 % mehr der wertvollen konjugierten Linolsäure (CLA) sowie höhere Anteile an Eisen, Vitamin E und Carotinoiden. Die Unterschiede sind hauptsächlich auf die unterschiedliche Fütterung zurückzuführen. Bio-Rinder kommen regelmäßig auf die Weide, der Anteil von Kraftfutter (Körnermais, Getreide, Soja) ist grundsätzlich stark beschränkt. Das beeinflusst ihren Stoffwechsel und damit auch die Inhaltsstoffe von Milch und Fleisch. Auch Geflügel und Schweine dürfen gemäß Bio-Richtlinien ins Freie, so dass auch diese Tiere in der Regel mehr Gras und Kräuter fressen als ihre konventionellen Artgenossen. Der verantwortungsvolle Genuss von Bio-Milch und Bio-Fleisch spielt somit in einer gesunden und ausgewogenen Ernährung eine wesentliche Rolle.
Die Honige von Bienenlieb sind nicht einfach nur Stadthonige. Sie spiegeln das Terroir der Salzburger Hausberge wider. Für den Honig vom Kapuzinerberg haben die Imker die Tradition der Klosterbienen wiederbelebt. Hier sammeln die Bienen im Klostergarten, während ihre Kollegen die Ruhe rund um das Johannesschlößl der Pallottiner für ihre Arbeit nutzen. Beide Honige sind eine Zierde ihrer Art. www.bienenlieb.at js
GVO 2.0
Quelle: www.research.ncl.ac.uk/nefg/QOF; www.fibl.org ek
Tarongino ist kein Orange wine. Das ist wirklich ein Orangenwein, ein fruchtiger Fruchtwein aus dem Süden Spaniens. Er besteht aus Bio-Orangen, BioClementinen, Bio-Mandarinen, und so weiter. Herrlich präzise Zitrusfrucht, die da in die Nase strömt. Tänzerisch, leichtfüßig und verspielt, Nase wie Gaumen. Jeder Schluck vermittelt einen Hauch von Costa del Sol, morgens um zehn Uhr. Frühstück am Quai, wenn es zum ersten Sherry noch ein paar Stunden sind…
Foto: www.tarongino.com
TARONGINO – KEIN ORANGE WINE
Neue Züchtungstechniken wie „Genome Editing“ oder “Smart Breeding“ sollen dazu beitragen, zeitraubende Abläufe klassischer Züchtungen effektiver zu gestalten. Zu diesem Zweck wird auch direkt in die Gene der Pflanzen eingegriffen. So lösen Verfahren wie die Oligonukleotid gerichtete Mutagenese (ODM) ganz gezielt Mutationen im Genom der Pflanze aus. Obwohl sich diese neuartigen Verfahren deutlich von der herkömmlichen Züchtung unterscheiden und das Erbgut direkt manipulieren, gibt es nach derzeitiger Rechtslage keinerlei Regulierung. Bestehende Richtlinien für gentechnisch veränderte Organismen (GVOgreifen hier nicht, da diese neue Art der Züchtung nicht unter die bestehende Definition von GVO fällt. Doch auch wenn keine artfremden Gene in das Erbgut der Pflanze eingeschleust werden, eine Manipulation auf molekulargenetischer Ebene findet dennoch statt. Über die mittelund langfristigen Folgen der Techniken ist zudem noch viel zu wenig bekannt. In Deutschland verweisen nun unter anderem die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) auf das geltende Vorsorgeprinzip und fordern scharfe Regeln für diese „neue Züchtungstechniken“.
www.tarongino.com js
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Quelle: www.soel.de, www.theecologist.org mp
Foto: Jürgen Schmücking
QUALITÄT, DIE SCHMECKT
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GLYPHOSAT: ZULASSUNG VERSCHOBEN
MEHR PLASTIK ALS FISCHE
Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Pestizid. Zahlreiche Studien haben bereits Rückstände in der Umwelt, in Lebensmitteln und auch im menschlichen Urin gefunden. Zuletzt gingen die hohen Glyphosatwerte in deutschen Biersorten durch die Medien. Über die gesundheitlichen Risiken, die mit dem Einsatz von Glyphosat verbunden sind, wird bereits seit langem heftig diskutiert. Während die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend eingestuft haben, klassifizieren das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) das Pestizid als wahrscheinlich nicht krebserregend. Die Entscheidung darüber, ob Glyphosat auch in den nächsten 15 Jahren in der EU eingesetzt werden darf, hätte Anfang März 2016 fallen sollen. Die EU-Kommission hat die Abstimmung nun aber kurzfristig verschoben, da sich Medienberichten zufolge keine ausreichende Mehrheit der Mitgliedsstaaten für eine weitere Zulassung abzeichnete. Frankreich, Italien, Schweden und die Niederlande hatten Bedenken gegen eine Zulassungsverlängerung geäußert. Umweltschutzorganisationen sehen in der Vertagung der Entscheidung nun einen ersten Erfolg und verweisen auf das geltende Vorsorgeprinzip: Solange die Unbedenklichkeit nicht eindeutig bewiesen ist, soll es auch keine Zulassung geben.
Bis 2050 wird einer Studie zufolge mehr Plastikmüll in den Weltmeeren schwimmen als Fische. Schon jetzt gelangen laut den Angaben der Autorinnen jedes Jahr mindestens acht Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Das entspricht einer LkwLadung Plastikmüll pro Minute. Die Studie, die Anfang des Jahres im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgestellt wurde, geht davon aus, dass bis 2050 umgerechnet vier Lkw-Ladungen Plastik pro Minute ins Meer gekippt werden, die Plastikproduktion würde dann 20 % der gesamten Ölproduktion verschlingen. Vor diesem Hintergrund betonen die Autorinnen, dass bisher nur 5 % der produzierten Plastikmenge wiederverwertet wird. 40 % landen auf Deponien und ein Drittel in natürlichen Ökosystemen wie den Weltmeeren. Neben der Wiederverwertung geht es aber vor allem darum, den Plastikverbrauch deutlich zu senken und schwer recycelbare Kunststoffe wie PVC erst gar nicht zu produzieren.
Quelle: www.weltagrarbericht.de, www.global2000.at ek
ALLES WAS GRÜN IST
Quelle: Ellen Mac Arthur Foundation (Hrsg.) (2016): The new plastics economy. Rethinking the future of plastics; www.science.orf.at ek
Zu mir oder zu dir?
Bald ist es wieder soweit! Am 5. Juni 2016 laden das FIBL Österreich und die AMA Marketing GmbH zum Bio-Wissensmarkt No.2 in die Kunsthalle Exnergasse des Wiener WUK. Das Motto diesmal: Alles was grün ist. In bereits bewährter Form werden 15 Expertinnen 15 besondere Bio-Objekte vorstellen, die Assoziationen rund um die Farbe grün zulassen: innovative Objekte, Materialien oder Technologien, die den feinen Bio-Unterschied machen, für die Forschung, für die Landwirtschaft, für den Geschmack von Lebensmitteln oder für die Zukunft der Umwelt. Termin schon mal vormerken. Nähere Infos demnächst unter www. biodreinull.at ek
Im BioLaden ab Hof, am BioMarkt oder im BioKistl direkt bei dir zu Hause oder im Büro. Mit uns ist Bio wo du bist. www.adamah.at // 02248 2224
BioProdukte mit Biographie Bio-Fibel 1/2016
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gemeinschaFtsgarten Selbsterntefeld oder Nachbarschaftsgarten
Anmeldung auf www.bioinfo.at bis 8. Mai 2016 Eine Initiative von AMA-Bio-Marketing
FINANZIERT MIT FÖRDERMITTELN DER EUROPÄISCHEN UNION UND MITTELN DER AGRARMARKT AUSTRIA MARKETING GESMBH.