Bio-Fibel #20

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Bio-Fibel Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft

Robert Rogner junior – Der Bademeister für Zeit und Raum Bienenschutz – Bio macht das ohne Beize Kräuter im Weingarten – Duft macht Schluss mit lästigen Pilzen Bio-Mühle – Von Vollkorn bis Nigeria

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Editorial

Auf eine gute Zusammenarbeit Mykorrhiza! Was wie eine bedrohliche Krankheit klingt, ist seit 500 Millionen Jahren Basis für das gute Wachsen unserer Pflanzen, und damit für unser Überleben. Über 80 % aller Landpflanzen sind über ein feines Pilz­ geflecht miteinander verbunden. Die langen, unendlich feinen Fäden der Mykorrhiza-Pilze liefern den Pflanzen aus dem umliegenden Boden Wasser und Mineralstoffe und bekommen dafür Produkte der oberirdischen Foto­ synthese, z. B. Zucker. Das war bis jetzt soweit bekannt. Eine relativ neue Erkenntnis ist, dass dieses „Wood Wide Web“ auch dazu genutzt wird, Informationen zwischen den Pflanzen auszutauschen. Bisher glaubte man, dass sich Pflanzen bei einfallenden Schädlingen über das Aussenden von Duftstoffen gegenseitig warnen und so frühzeitig entspre­ chende Verteidigungsstrategien hochfahren können. Schottische Wissenschafterinnen haben aber nun – wie man kürzlich im Standard nachlesen konnte – nachweisen können, dass das Geplaudere vor allem über das seit Jahrmillionen vorhandene Pilznetzwerk passiert. Pflanzen, die ja den Nachteil haben, nicht nach Belieben davonrennen zu können, brauchen dieses verlässliche Beziehungsgeflecht elementar zum Überleben. Gar armselig vernimmt sich im Vergleich dazu das menschliche Beziehungsgefüge aus. Mittels moder­ ner, hochtechnisierter, energieaufwändiger www-Technik schaffen es die „Gutvernetzten“ auf viel­ leicht 1000 (virtuelle) Freundinnen. Der Nutzen dieser Vernetzung bleibt vielfach verborgen. Nicht nur das: Das Geflecht ist so willkürlich und löchrig, dass wir gar nicht „spüren“, wenn es der netten alten Dame in der Nachbarwohnung schlecht geht und sie gar schon eine Zeit lang tot ist. Beziehungsqualität sieht auch Robert Rogner junior als Hauptdefizit unserer Gesellschaft. Und er stellt in seinem Gesamtkunstwerk Rogner Bad Blumau viel Raum und Zeit für den Aufbau neuer Beziehungs­ qualität zu Verfügung. Nicht das Ich steht im Vordergrund, sondern das Gemeinsame, das Verbindende und das Wir. Dass diese Philosophie gefällt, zeigt die Erfolgsgeschichte von Bad Blumau. In der Biologischen Landwirtschaft geht es auch elementar um Beziehungen, um gute Beziehungen. Nachdem das Vernichten so gar kein Ansatz der Bio-Landwirtschaft ist, muss immer ein Weg der guten Zusammenarbeit gesucht und gefunden werden. Sei es nun z. B. unter der Erde in der Symbiose von Knöllchenbakterien und Pflanzen von Mykorrhizapilzen und Wurzeln oder oberirdisch im fließenden Gleichgewicht zwischen Kulturpflanzen und Beikräutern oder zwischen Schädlingen und Nützlingen. Zudem geht es um langfristige Beziehungen zwischen Menschen, bei denen ein fairer Umgang mit­ einander das gemeinsame Wachsen begleitet. Das langsame Wachsen mit langfristiger Perspektive haben wir als Leitfaden in dieser Bio-Fibelausgabe durchgesponnen. Lassen Sie sich vom stillen BioGeplaudere umgarnen!

Reinhard Geßl, Herausgeber

Inhalt Da ist ganz viel Bio drinnen Es klappert die Mühle Der Schmetterlingseffekt Biene statt Beize Mander, s'isch Zeit Ein Hauch von Süden Shortcuts Impressum

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Im Gespräch

Da ist ganz viel Bio drinnen Friedensreich Hundertwasser hat 1997 mit dem Rogner Bad Blumau „ein Geschenk“ in die oststeirische Hügellandschaft geplant. Alles ist angepasst, nicht an eine Norm, sondern an die Natur. Robert Rogner junior will auch nicht angepasst sein. Deshalb sieht er sich weniger als Chef, sondern als Vordenker für gesellschaftsrelevante Impulse.

Wehende bunte Fahnen und ein Hofnarr begrüßen Dich bei der Einfahrt. Eine junge Dame wäscht Dir bei der Ankunft die Hände. Bananen suchst Du im Bad Blumauer Buffet ver­ geblich, denn das Essen für die 600 täglichen Gäste und 320 Mitarbeiterinnen stammt zu gut 85 % aus der Region und aus Biologischer Landwirtschaft. Eigene Werkstätten tisch­ lern, töpfern, malen oder landwirtschaften vor Ort, bieten aber auch Gästen Raum für geistigen Austausch, Reflexion

und Weiterentwicklung. Das Bad Blumauer Manifest skizziert Gedanken zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise, und zeigt auf, wie nachhaltiges Wirtschaften aussehen kann. Das Rogner Bad Blumau will mehr als ein Thermalbad sein, nämlich ein Ort und Raum zum Entwickeln neuer Lebens- und Beziehungsqualität. Robert Rogner junior sieht nämlich die mangelnde Beziehungsqualität als eines der Hauptdefizite unserer heutigen Gesellschaft. Gemeinsam mit seinen Gästen, Freundinnen und Mitarbeiterinnen wälzt er laufend Gedanken und Ideen, wie die Welt verbessert werden kann. Wenn etwas davon passend erscheint, wird das gleich einmal ausprobiert. Wir trafen den leisen Vordenker im Vorgarten der Bad Blumauer „Speisekammer“ und plauderten über thermales Sprudeln krea­tiver Ideen, öffentliches Händchenhalten, das Sinnlose am Märtyrertod, die gebotene Langsamkeit einer Bio-Umstellung, aber auch darüber, wo Platz für Agroindustrie sein könnte.

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Im Gespräch

Ja, und zum Glück nicht überfahren. Ist das nicht ein bisschen viel „Zirkus“ für ein Thermalbad? Finde ich gar nicht! Wir wollen nämlich kein Thermalbad sein. Wir wollen ein Ort sein, zu dem die Menschen kommen, um Zeit und Raum für sich selbst zu haben und dies für ihre Beziehung nutzen. Der Künstler Hundertwasser war sozusagen der architektonische Baumeister. Sind Sie der Baumeister für den zwischenmenschlichen Raum? Nein, das bin nicht ich. Das sind die Menschen, die hier herkommen, das ist der entscheidende Punkt bei uns. Die Leute wollen selbst gestalten und zwar in unterschiedlichsten Bereichen. Dann sind Sie der Dirigent hier? Nein, das ist Frau Franke, die Direktorin und Dirigentin.

Herr Rogner, wann hatten Sie das letzte Mal so richtig schmutzige Hände? Das ist noch gar nicht solange her. Wir waren im Sommer mit einem selbstgebauten Zirkuswagen zu Freunden unterwegs. Da gab es Einiges anzupacken. Warum fragen Sie? Ihre Gäste im Rogner Bad Blumau kommen immer mit besonders sauberen Händen zur Rezeption. Denn zuvor werden ihnen die Hände gewaschen. Warum das? Wasser ist in der Spiritualität ein wichtiges Symbol. Das geht weit über die rein äußerliche Reinigung hinaus. Wasser ist ein wunderbarer Mittler zwischen verschiedenen Welten. In den klassischen Badetraditionen, ob das nun die römische, die grie­ chische oder die persische Tradition ist, waren Tempel oder auch Gymnasien immer auch Orte der inneren Reinigung. Aus der Waschung ist bekanntlich auch die Massage entstanden. Es ist ja nicht einfach jemand gekommen und hat gesagt: „So jetzt massiere ich dich!“ Nein, das war ein Prozess. Und über diese Auseinandersetzung mit dem Körper sind später die unterschiedlichen Therapieformen entstanden. Die Hände werden einem gewaschen, ein Hofnarr springt einem bei der Ankunft vors Auto, Zirkusfahnen wehen im Wind… Ah, habt ihr heute schon den Narren getroffen!

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Was ist dann eigentlich Ihre Rolle? Lacht. Gute Frage! In der Eigentümerstruktur halten meine Schwester, mein Vater und ich das Objekt hier. Die Entscheidungen werden zwischen uns gut abgestimmt, aber das Tun entsteht aus dem „hier leben“. Aus diesem Grund sind hier auch die Bad Blumauer Werkstätten – kreative Orte für unsere Gäste, Freunde und Partner – entstanden. Und in diesen Werkstätten entstehen laufend neue Ideen. Wie eben, dass jetzt da draußen seit Kurzem ein Hofnarr herumrennt, die Leute die Hände gewaschen bekommen oder es bei uns eine „Speisekammer“ gibt, die allen zugänglich ist. Das sind alles Sachen, die entstehen konnten, weil dieser Ort hier mit seiner besonderen Architektur aus der Norm ist. Hier ist im wahrsten Sinne des Wortes alles schräg und das ermöglicht den Menschen ihre eigenen Grenzen und Dogmen zu über­ schreiten. Neben dem Thermalwasser sprudeln hier kreative Ideen. Wer darf eigentlich in Ihren Werkstätten teilnehmen? Leute, die zu dem Ort schon einen Bezug haben, mit denen wir in der Vergangenheit schon Gemeinsames geschaffen haben. Das sind Künstler, Wissenschaftler, Philosophen, Bauern usw. Das klingt verdächtig nach einem erlesenen und elitären Grüppchen? Nein überhaupt nicht! Na ja, vielleicht insofern elitär, dass sich jemand schon mit dem Ort auseinander gesetzt haben muss. Aber die Leute bringen über die Werkstätten immer wieder neue Menschen nach Bad Blumau und die bringen sich dann auch ein. Man muss nicht unbedingt der André Heller sein, um mitmachen zu können.

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Im Gespräch

Glauben Sie im Ernst, dass ein „Wellnessbetrieb“ der geeignete Ort ist, um gesellschaftsrelevante Modelle zu entwickeln? Ja, für mich gibt es da keinen Widerspruch. Selbstverständlich ist Bad Blumau der richtige Ort dafür. Uns geht es um das Sichtbarmachen, dass wir heute in der Gesellschaft mehr Raum und Zeit brauchen, um reflektieren zu können. Heute steht doch in der Gesellschaft nur noch das unreflektierte Tun im Vordergrund. Uns fehlt die Reflexion, aber auch die Zeit und der Raum hierfür. Wie wirkt sich dieses Engagement für Raum und Zeit konkret auf Ihre Gäste aus? Es tut sich was in ihrer Beziehungsqualität. Die Leute grei­ fen sich bei uns an. Ja, man denkt, sich zu berühren, sei für Paare ganz normal. Aber das Interessante ist, dass das alle Altersschichten hier tun. Die Leute nehmen sich bei uns öffentlich an der Hand. In einer Stadt oder anderswo werden Sie das kaum sehen. Über 90 % unserer Gäste sind Paare, die hier Auszeit suchen und die diesen Ort nutzen, um Zeit und Raum für sich zu gewinnen. So können sie wieder gemein­ sam wachsen, sich gemeinsam eine neue Beziehungsqualität schaffen. Ist die Beziehungsqualität in unserer Gesellschaft nicht generell brüchig geworden? Das ist der Punkt. Das große, aktuelle Thema ist die Beziehungsqualität! Darin liegen die großen Defizite unserer Gesellschaft. Egal was Du machst, ob das im Geschäft ist oder privat - wo ist die Beziehung? Das sehe ich täglich im Umgang mit unseren Gästen, mit den Mitarbeitern – vor allem auch bei jungen Leuten. Die größte Problematik ist der Verlust der Beziehungsfähigkeit.

Sie gehören zweifellos zu jenen Menschen, die neue Impulse setzen. Dennoch hat man den Eindruck, dass sich alles im Raum des gängigen Wirtschafts- und Finanzsystems abspielt. Bräuchte es da nicht mehr Radikalität? Natürlich ist das auch ein Ansatz, das System anzugreifen: „Dir zeige ich’s! Ich kann es besser!“ Das haben ja schon viele getan. Aber die haben dann rasch gesehen, dass man am meisten Wirkung erzielt, indem man das ökonomische System akzep­ tiert und innerhalb des vorgegebenen Rahmens Veränderungen setzt, also das System bestmöglich weiterentwickelt. Und das funktioniert. Alles andere birgt die Gefahr in sich, dass Du dabei draufgehst. Dann bist Du zwar ein Märtyrer, hast aber keinem geholfen. Es scheint dennoch so, dass von den österreichischen Vordenkern wie Ihnen, Josef Zotter, Heini Staudinger, Johannes Gutmann und einigen anderen keine wirkliche Gefahr für das ökonomische und politische System ausgeht. Das sehe ich nicht so. Wir Vordenker sind ja im ständi­ gen Austausch. Da entstehen untereinander schon neue Realitäten. Nehmen Sie zum Beispiel das Thema Tiere her, wie den „Essbaren Tiergarten“ beim Zotter. Dieses Konzept finden Sie in ähnlicher Form auch bei den Herrmannsdorfer Landwerkstätten, bei Heini Staudinger oder bei uns im Rogner Bad Blumau. Damit schaffen wir ja bereits gemeinsame Räume, neue Realitäten. Wir sind dann ein neues System, zwar nur ganz klein, aber immerhin. Übrigens: Das viel diskutierte Finanzierungssystem vom Heini Staudinger ist auch hier in Bad Blumau im Austausch zwischen den „Vordenkern“ ent­ standen. Das sind wichtige Lösungsansätze, mit denen neue Welten geschaffen werden. Alles aber im Rahmen. In die Rubrik „radikal“ fällt allerdings Ihr Einstieg ins Bio-Geschehen. Sie wollten vor zehn Jahren das Rogner Bad Blumau von Null auf 100 % Bio-Verpflegung umstellen.

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Im Gespräch

Ja, unser Einstieg in die Bio-Verpflegung war wirklich ein radikaler. Irgendwann haben wir uns die Qualität beim Essen genauer angeschaut. Und da sind wir rasch draufgekommen: Wenn man in der Lebensmittelproduktion ein wenig in die Tiefe gräbt, dann wird einem nur mehr schlecht. Also haben wir uns gesagt: Das können wir nicht verantworten, das müs­ sen wir ändern. Sonst vergiften wir sowohl unsere Mitarbeiter als auch unsere Gäste. Dann haben wir beschlossen: Wir machen alles 100 % biologisch. Wie funktioniert so eine Umstellung auf Bio-Verköstigung für 600 Gäste? Plus unsere 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die haben auch ein Recht auf ein vernünftiges Essen. Aber zu Ihrer Frage: Wir sind damals fast auf die Schnauze gefallen. Das war nicht zu machen. Vom Organisatorischen her, den Produkten, der Verfügbarkeit – wir waren alle völlig überfordert. Wir haben zwar von Anfang an mit kleinstrukturierten, regionalen Land­ wirt­schafts­betrieben zusammengearbeitet, großteils allerdings mit konventionellen Betrieben. Und als wir den Bauern gesagt haben, wir wollen Bio, ging das nicht von heute auf morgen. Die Umstellungszeit auf Bio beträgt bekanntlich ja drei Jahre. Wir haben dann bald gemerkt: Das schaffen wir nicht in dieser radikalen Form. Und sind Sie dann schrittweise vorgegangen? Richtig. Da sieht man wieder: Dogmatik ist nicht gut, sondern vielmehr ist der Weg das Ziel. Regional blieb weiterhin unser wichtigster Ansatz, den wir kontinuierlich in Richtung Bio weiterentwickelten. Das war dann der deutlich bessere Weg. Über die letzen Jahre sind viele langjährige Partner mit uns diesen Weg gegangen und haben selbst auf Bio umgestellt. So konnten wir die Leute mitnehmen und haben niemanden ausgeschlossen. Wie hoch ist derzeit der Bio-Anteil bei Ihnen in der Therme? Der variiert saisonal bei 80-85 Prozent. Aber wir sagen damit nicht: Jetzt ist das Optimum erreicht, sondern machen da intensiv weiter.

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Gab es bei den Köchinnen und Köchen auch einen „BioSchock“? Natürlich wirkt sich so eine Umstellung auch in der Küche aus. Das sind ja völlig andere Qualitäten, das hat nichts mehr mit dem „vorgekochten Graffelzeugs“ zu tun. Für die Küche ist es eine riesige Herausforderung, gut regional und biologisch kochen zu können. Da sind die meisten Köche total überfor­ dert. Darum haben wir in den Werkstätten auch einen eigenen Bereich zum Üben mit frischen, regionalen Lebensmitteln. Das hört sich jetzt vielleicht eigenartig an, aber wir müssen tat­sächlich mit diesen rohen Lebensmitteln üben. Wir haben die Koch­werkstatt und gegenüber den Acker, wo wir die Früchte vom Feld direkt „ausprobieren“. Also vom Pflanzen, Kultivieren und Ernten bis zum Herd und auf den Teller. Es ist sehr wichtig, dass die Köche wieder einen innigen Bezug zum Lebens­mittel bekommen. Das lernen sie nämlich nicht mehr in der Schule. Ihre Liebe zur kleinstrukturierten Bio-Landwirtschaft in Ehren. Aber Bio ist ja längst über dieses Idyll hinaus gewachsen und nimmt immer größere Dimensionen an. Ich glaube, so wie der Bio-Landbau derzeit betrieben wird, nämlich dass es sich in vielen Bereichen zu einer BioLand­bauindustrie entwickelt, war nicht die Intention der Gründer. Auch sie wollten hochwertige Lebensmittel her­ stellen. Hochwertig ist ein Lebensmittel allerdings nur dann, wenn es möglichst individuell die Möglichkeit hat, zu wach­ sen. Nun geht die Entwicklung auch im Biobereich teilweise stark in Richtung Agroindustrie, das ist ein Widerspruch zur Grundidee. Groß hergehen soll es bald auch in Bad Blumau: Eine mehrere Hektar große Glashausanlage für Gemüse ist geplant. Sie sind der prominenteste Gegner dieses Regionalprojekts. Weshalb? Wir wurden zu Beginn auch dazu eingeladen. Wir haben uns das Konzept sehr genau angeschaut und sind bald draufge­ kommen, das ist groß, sehr groß. Die Größe passt nicht zur Region.

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Im Gespräch

Sie stört also die Flächengröße des Projekts? Die Größe und der vorgeschobene ökologische Aspekt. Ein 40 Hektar großes Glashausprojekt geht zu stark in Richtung Agroindustrie. Unsere Region hier hat sich bekanntlich über die Nachhaltigkeit definiert. Es gibt in dieser Region ganz tolle landwirtschaftliche Partner, Kleinlandwirte – die im positi­ ven Sinn des Wortes so richtige „Produktdepperte“ sind, die konsequent auf eine tolle regionale Qualität setzen. Und dann will sich der Handel – wie es bei diesem Glashausprojekt der Fall ist – quasi auf die Marke „Regionalität“ draufsetzen. Eine solche Agroindustrie konterkariert aber das Erfolgsgeheimnis dieser Region, mit den vielen Kleinlandwirten, bei denen Du die Lebensmittel auch erleben kannst. Ist es nicht ein bisschen scheinheilig, dass sich viele Österreicherinnen an der Landschaft erfreuen und dabei eine spanische Glashaustomate aus Almeria essen? Die Agroindustrie ist immer darauf aufgebaut, möglichst große Mengen zu produzieren. Normierte Nahrungsmittel, die mög­ lichst günstig hergestellt werden. Je größer die Produktion, desto günstiger der Einzelpreis. Also wenn das notwendig sein sollte, weil man sonst die Welt nicht ernähren könnte, was ja nicht der Fall ist, dann sage ich: Macht es von mir aus auch in Österreich, aber dort wo es schon Industrieanlagen gibt. Da stehen dann ein Schornstein und das riesige Glashaus neben­ einander, das ist egal. Zudem wird dort auch kein fruchtbarer Boden durch eine solche Anlage ruiniert. Der sorglose Umgang mit fruchtbarem Boden ist ein weiterer Punkt, den ich sehr kritisch sehe.

ten. Und jetzt kommt jemand und sagt, ich bohre zur tiefsten Stelle hinunter und fördere 60 Sekundenliter, für den ersten Ausbauschritt. Das ist so viel, wie alle Thermen der Region insgesamt entnehmen! Das ist ein folgenschwerer Eingriff in dieses feine System! Sie selbst stammen aus einer Bauunternehmer-Familie. Da werden doch auch ein paar Bausünden drunter sein? Jede Menge! Ich sündige ja auch, permanent. Es ist nicht so, dass bei uns das Sündigen aufgehört hat. Das einzige ist, dass wir jeden Tag probieren, weniger zu sündigen, mit der Vorgabe, dass ein Projekt ökonomisch lebensfähig sein muss und dass es noch Spaß macht. Alles andere würde ich als dog­ matisch bezeichnen – und das ist schlecht. Jetzt sind wir abschließend gespannt, ob Sie vielleicht doch ein heimlicher Dogmatiker sind: Ist in Ihrem Kühlschrank nur Bio? Ja, da ist ganz viel Bio drinnen. Ich habe aber Töchter, die kaufen das ein, was ihnen schmeckt. Und Sie kosten da mit? Nein, ich koste nicht mit. Allerdings, wenn mir etwas schmeckt, dann esse ich es schon auch, sonst wäre ich ja ein Dogmatiker. Wilfried Oschischnig und Reinhard Geßl

Hätten Sie zum Beispiel einem Legehennenbetrieb mit mehreren 10.000 Hühnern mit Auslauf vor Ihrer Haustür zugestimmt? Nein. Da hätte ich auch ablehnend reagiert, weil die Größe das Problem ist. Agroindustrie passt nicht in unsere Region, egal ob das Tomaten, Paprika und Gurken im Glashaus oder Legehennen sind. Die Projektbetreiberinnen der geplanten Glashäuser möchten aber mit Geothermie, also der Beheizung mittels Thermal­ wasser, das Gemüse umweltfreundlich produzieren. Das ist ja die nächste Skurrilität! Hier soll ein angeblich öko­ logisches Projekt entstehen. Es wird von CO2-Einsparungen und Klimafreundlichkeit gesprochen, da ja auf die Thermal­ wasser­ressourcen zurückgegriffen wird. Jetzt muss man aber Folgendes wissen: Thermalwasser hat in sich gebundenes CO2. Das heißt, es stimmt gar nicht, dass da kein CO2 drinnen ist. Selbstverständlich wird bei Geothermienutzung CO2 frei! Und noch ein zweiter, wichtiger Ansatz ist, dass das Thermalwasser ja ein System für sich ist. Bisher entnehmen einige wenige Thermal­wasser aus dem System, unter anderem auch Bad Blumau. Wir führen dann das entnommene Thermalwasser nach dem Gebrauch wieder zurück. Wir haben jahrelang gebraucht, bis wir dieses feine System richtig „handeln“ konn­

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M端llerin mit Leib und Seele: Lisa Dyk bei der Arbeit


Bio-Wissen

Es klappert die Mühle Dem Mühlensterben in der EU kann man nur entgehen, wenn man expandiert, hieß es. Die Dyk-Mühle in Raabs an der Thaya verweigerte sich dem Zwang, setzte ganz auf Bio und lebt besser denn je. Das Spezialwissen der Bio-Mühle ist heute auf der ganzen Welt gefragt.

Müllerin zählte niemals zu den Traumberufen von Lisa Dyk. Zu sehr zog es sie in die weite Welt der Wirtschaft, des Marketings und in fremde Länder. Mit dem während des BWL-Studiums verdienten Geld verschlug es sie ein Jahr nach Amerika. 2002 überschwemmte das historische Hochwasser die elterliche, direkt an der Thaya gelegene Mühle so massiv, dass sie für einen Monat nach Hause zurückkehrte, um beim Wiederaufbau mitzuhelfen. Und da passierte es: „Ich habe miterlebt, wie toll die Zusammenarbeit zwischen den lieben Eltern und den Mitarbeiterinnen in dieser schwierigen Zeit geklappt hat. Da ist mit bewusst geworden, dass die Mühle mein Platz ist.“ Also ist Raabs ihre weite Welt geworden. Seit 2005 ist sie Geschäftsführerin. Dass die Mühle damals noch bestand, verdankt sie vor allem dem Erfindergeist und der Pfiffigkeit von Vater Peter Dyk. Er erkannte schon Anfang der 70er Jahre, dass eine Mühle wachsen oder sich spezialisieren muss. Also entwickelte er ein Spezialverfahren zur Herstellung von haltbarem Vollkornmehl, bei dem der verderbanfällige Keimling nicht wie üblich abge­ trennt, hitzestabilisiert und wieder beigefügt werden musste. In den damaligen Supermärkten Meinl und Konsum wurde dieses bis dahin völlig unbekannte Mehl zum Verkaufsschlager und die Bestellmengen stiegen rasch. Nun gab es aber weder ausreichend viele Bäuerinnen, die ungespritzes Getreide lie­ fern konnten, noch konnte in Zeiten der Marktregulierung und damit jeder Mühle strikt zugewiesener Kontingente beliebig viel vermahlen werden. Bio in der heutigen Form gab es damals noch nicht, also gründete Peter Dyk einen Verein, bei dem sich die beteiligten Bäuerinnen verpflichteten, keine synthetischen Spritzmittel zu verwenden. Der Kontingentierung entkam er durch das Ausnützen eines „Schlupflochs“. So genannte „Bacherlmühlen“ fielen nicht in die Kontingentierung, da diese fast nur Lohnvermahlung für Bäuerinnen machten. Also entwickelte

er eine fahrbare Mühle, meldete 40 Gewerbestandorte in der Region an und vermahlte vor Ort gegen allen Widerstand der Bürokratie bis zu 40 mal drei Tonnen Vollkorngetreide. Der Schritt zur 100 %igen Bio-Mühle war also vorgezeichnet. Heute arbeitet die zur Gänze im Familienbesitz befindliche Mühle mit regionalen Bio- und Demeter-Bäuerinnen und -Bäckerinnen zusammen. Das zweite Standbein entwickelte sich aus der Einfachheit der fahrbaren Dyk-Spezialmühlen: Diese sind in einen LkwContainerrahmen eingebaut, die einzelnen Elemente sind „deppensicher“ zu bedienen und zudem können ganz unter­ schiedliche Ausgangsprodukte ohne gröbere Umbauten ver­ mahlen werden. Da unter Anderem auch Maniokgranulat in dieser Mühle vermahlen werden kann, gibt es vor allem in der Entwicklungszusammenarbeit mit Nigeria großes Interesse, um mittels dezentraler „Cassava-Mühlen“ speziel­l die Landbevölkerung unabhängig vom internationalen Getreidehandel sicher versorgen zu können. Fragt man heute Lisa Dyk nach ihrem Traumberuf, dann sagt sie mit dem Ton der Überzeugung: „Müllerin! Nicht in einer Großmühle, sondern in einer Bio-Mühle im Waldviertel.“ Reinhard Geßl

Zahlen und Fakten Betrieb: Dyk-Mühle – Erste Raabser Walzenmühle, 3820 Raabs an der Thaya, Geschäftsführerin: Mag. Lisa Dyk. Produkte: Bio-Mehle, -Grieße, -Schrote, -Kleien vor allem von Dinkel und Roggen, Malzquellmehle, Quellmehle und Streugranulate für Bäcker, Bio-Snacks und –Crispies. www.dyk-mill.com Info: - Beim konventionellen Walzenstuhlverfahren wird bei der Prall­ schälung der wertvolle Keim zum Großteil losgeschlagen und zu Futterzwecken ausgeschieden. Nach dem Schälen wird das Getreide in 20-25 Stufen immer feiner vermahlen und gesiebt. - Beim patentierten Dyk Flour Milling werden die Getreidekörner nach dem Nassschälen in nur einem Walzenstuhl grobzerkleinert und anschließend in zwei Schritten mittels Stiftmühlen feinver­ mahlen. Der Keim (mit seinem hohen Gehalt an Vitaminen und Spurenelementen) verbleibt im Korn, die Haltbarkeit des Mehls beträgt dennoch mindestens neun Monate.

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Innovativer Bio-Winzer: Hans Zillinger in seinem „Forschungslabor“


Bio-Wissen

Der Schmetterlingseffekt Bereits vor 28 Jahren stellte Hans Zillinger seinen Weinbaubetrieb auf Bio um. Seit damals tüftelt er an innovativen Lösungen, um seine Rebstöcke so gesund zu erhalten, dass Schädlinge erst gar keine Chance haben. Nun hat er vielleicht das Kraut der Weisen gefunden!?

Das Schmetterlingsetikett der Zillinger-Weine zählt zu meinen frühesten Bio-Erinnerungen. In der 1989 von Martin Diem eröffneten 1. Bio-Fleischerei in der Wiener Grünentorgasse kaufte ich nämlich nicht nur das Sonntagsschnitzel, sondern auch meinen ersten Bio-Wein. Der Zillinger-Wein schmeckte damals nicht unbedingt besser als die konventionellen, aber die Schmetterlinge am Etikett waren ein Zeichen, ein starkes Zeichen für mehr Bio im Weingarten. „Wir waren damals sechs Pioniere, die 1985 als allererste in Österreich auf Bio-Weinbau umstellten“, erinnert sich Hans Zillinger. Mit den offenen Anfeindungen lernte er gut zu leben, denn er sah bald, dass sein innovativer Weg der richtige für ihn war. „Ich war schon immer ein Tüftler. Für jedes Problem im Weingarten oder auch im Keller musste ich mir – da es ja noch kein Erfahrungswissen gab – eine neue, biotaugliche Lösung erarbeiten. Irgendwie bin ich halt ein Forscher, kein wissen­ schaftlicher, sondern ein bäuerlicher, der ständig neue Sachen ausprobieren muss.“ Momentan beschäftigt ihn sehr stark die Frage, wie der BioWeinbau noch besser von den biotauglichen Spritzmitteln wie Kupfer, Schwefel oder Backpulver wegkommt. Und in der Tat muss es das Ziel jedes Bio-Winzers sein, Pilzerkrankungen erst gar nicht im Weingarten auftauchen zu lassen, denn die „Reparaturmaßnahmen“ mögen zwar biotauglich sein, sind aber doch eine Bekämpfung. Aus Italien hat Zillinger die Beobachtung mitgebracht, dass in den dortigen Weingütern überall Kräuter wachsen und gleich­ zeitig Mehltau kaum anzutreffen ist. Also begann er schon vor 20 Jahren mit ausgewählten Kräutern im Weingarten zu expe­ rimentieren. In einem einfachen Versuchsaufbau pflanzte er zu jeweils zehn Rebstöcken Kräuter wie Thymian, Pfefferkraut, Ysop, Katzenminze, Habichtskraut, Pimpernelle und die römi­ sche Kamille und beobachtete, was passierte. Die Wirkungen der einzelnen Kräuter evaluierte er an Nullparzellen. „Die

Ergebnisse sind spannend und vielversprechend, denn die den einzelnen Gewürzen zugeschriebenen Wirkungen gegen uner­ wünschte Pilze und Bakterien zeigen sich tatsächlich auch bei den Weinstöcken – wenn auch nicht wissenschaftlich belegt, denn die österreichische Weinbauforschung interessiert sich nicht für diese natürliche, giftlose Maßnahme“, so der bäuer­ liche Forscher. Auch Zillinger kann daher nur Vermutungen anstellen, auf wel­ che Art und Weise nun die einzelnen Kräuter wirken. „Nehmen wir z. B. den Thymian. Ich gehe davon aus, dass dieser auf drei Arten die Rebstöcke beeinflusst: Erstens unterdrückt der dich­ te Gewürzbestand Unkräuter in der Reihe, zweitens kommuni­ zieren die tiefwurzelnden Gewürze mit den Rebstockwurzeln – vielleicht wirken die Öle sogar über den Pflanzensaft der Reben? - und drittens wirken die Düfte äußerlich. Die Wirkung bestimmter ätherischer Gewürzöle gegen Pilze und Bakterien ist zumindest im Labor wissenschaftlich nachgewiesen, im Freiland betreten wir Neuland.“ Was sich in den Bio-Weingärten in Velm-Götzendorf jeden­ falls beobachten lässt: Die Kräuter blühen ganzjährig in den schönsten Farben, es duftet wunderbar und vielfältig und es summt und flattert, dass es eine Freude ist. Der Schmetterlingseffekt beschränkt sich allerdings nicht nur auf den Weingartenspaziergang, denn beim Trinken der groß­ artigen Weine spürt man vor lauter Verzückung fast schon Schmetterlinge im Bauch. Reinhard Geßl

Zahlen und Fakten Initiative: Kräuter im Bio-Weingarten – Pilzvermeidung statt -bekämpfung Info: - Mehltau ist eine Bezeichnung für verschiedene, durch Pilze verursachte Pflanzenkrankheiten, die meist durch einen weißen Belag (Pilzrasen) auf Blattoberflächen erkennbar sind. Unterschieden wird zwischen Echten und Falschen Mehltauarten. - Als Nahrungsquelle innerhalb intakter Ökosysteme ist der Mehltau für einige Marienkäferarten lebenswichtig.

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Werner Müller und Sieglinde Pollan vom FiBL Österreich wollen noch mehr Bienen schützen


Bio-Wissen

Biene statt Beize Bienen sind als Honigproduzentinnen wahre Sympathieträgerinnen. Sie bevölkern die Erde schon mindestens 80 Millionen Jahre und wurden in alten Kulturen als heilige Tiere verehrt.

Heute gilt die Biene nach Rind und Schwein als drittwichtigs­ tes Nutztier. Völlig zu Recht, denn neben der Honigproduktion trägt sie aufgrund ihrer Bestäubungsleistung weltweit zu zufrie­ denstellenden Ernteerträgen und zur Ernährungssicherung der Menschheit bei. Über 70 der 100 wichtigsten Nahrungspflanzen und die meisten Wildpflanzen werden von Insekten – ins­ besondere von Hautflüglern wie (Wild-)Bienen – bestäubt. Schätzungen beziffern die Leistung, die Insekten durch die jährliche Bestäubung weltweit erbringen, mit 150 bis 265 Milliarden Euro. Umso schwerer wiegt die Tatsache, dass (Wild-)Bienen – eben­ so wie viele andere Tier- und Pflanzenarten – massiv unter der ständig wachsenden Intensivierung der Landwirtschaft, der Ausweitung von Monokulturen, dem Einsatz toxischer Pestizide, dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen und dem Verlust ihres Lebensraums leiden. Auch der Klimawandel setzt den Bienen zu. Die Faktoren sind vielfältig, der direkte Zusammenhang zwischen Bienensterben und Pestizideinsatz wird jedenfalls durch immer mehr Studien bestätigt. Man muss nicht vom Fach sein, um seit dem Frühjahr dieses Jahres mit dem Begriff „Neonicotinoide“ etwas anfangen zu können. Die dazu geführte Diskussion und die eher peinliche politische Performance sind noch in Erinnerung. Das Thema hat emotionalisiert und die breite Bevölkerung für die Probleme der Bienen sensibilisiert. Vor allem der Druck der Öffentlichkeit führte dazu, dass schließlich auch Österreich dem, von der EU beschlossenen, vorläufigen Verbot der Neonicotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam zustimmte. Diese Pestizide werden in der konventionellen Landwirtschaft zur Beizung von Mais-, Raps- und Sonnenblumensaatgut einge­ setzt. Sie wirken systemisch, dringen also in das Gefäßsystem der Pflanze ein und verteilen sich in Stängel, Blättern, Pollen und Nektar. Bereits geringe Dosen des Gifts können bei Bienen zu Koordinationsverlust, Flügellähmung bis hin zum Tod füh­ ren. Die Gifte schwächen die Immunabwehr der Tiere und machen sie anfälliger für Krankheiten und Parasiten, wie die Varroamilbe. Zudem beeinflussen sie den Orientierungssinn, als Folge verschwinden ganze Bienenvölker spurlos. Während die intensive Landwirtschaft verstärkt zur Verant­ wortung gezogen werden muss, stellen zahlreiche Studien dem

Biolandbau ein gutes Zeugnis aus. Durch abwechslungsreiche Fruchtfolgen, Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide, Anlage von Blühstreifen und Hecken wird aktiv zum Schutz der Bienen und anderer Nützlinge beigetragen. Und die Tat­ sache, dass die Zahl der Bienen auf Bio-Feldern um bis zu siebenmal höher ist als auf konventionellen Vergleichsflächen, zeigt wohl recht deutlich, dass Bienen auf Bio fliegen. Auch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich) setzt aktiv auf Bienenschutz. Neben bestehenden Projekten, in denen es um die Ausweitung und Verbesserung bestehender Blühstreifen zur Steigerung der Biodiversität und zur Schaffung von Lebensraum für nützliche Insekten geht (siehe Bio-Fibel 2/2013), werden Bio-Bäuerinnen im Rahmen zahlreicher Informationsveranstaltungen für die Leistungen der bestäubenden Insekten sensibilisiert. Auch im kommen­ den Jahr wird das FiBL weitere Schwerpunkte zum Schutz der Bestäuber setzen. Und das ist gut so, denn die Bienen sind noch lange nicht gerettet: Zahlreiche bienenschädliche Pestizide werden in Europa weiterhin großflächig eingesetzt. Ein Umdenken, hin zu einer verstärkten Ökologisierung der Landwirtschaft, wäre in unser aller Interesse dringend notwen­ dig. Das vorläufige Verbot einiger weniger bienenschädlicher Pestizide kann daher nur ein erster Schritt sein. Elisabeth Klingbacher

Zahlen und Fakten Infos: - Beim Beizen werden Pestizide gegen Schädlinge und Krankheiten in fester oder flüssiger Form auf das Saatgut auf­ gebracht - Manche der 690 heimischen Wildbienenarten ernähren sich nur von einer Pflanzenart – fehlt diese – sterben auch die Bienen (monolektische Ernährungsweise). - Ertragseinbußen bei fehlender Bestäubung: Äpfel 70–90 %, Birnen 80–90 %, Rotklee 60–90 %. - Der Maiswurzelbohrer wird in der konventionellen Landwirtschaft mit Neonicotinoiden bekämpft. Man kann ihn aber auch einfach mit ausgewogenen Fruchtfolgen in Schach halten. - Die Pestizidhersteller Syngenta und Bayer haben gegen das vorläufige Neonicotinoid-Verbot Klage bei der EU-Kommission eingereicht. - In China werden aufgrund des Rückgangs der Bienenvölker ganze Obstplantagen von Menschenhand bestäubt.

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T(r)ipps für Seele & Magen

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Mander, s’isch Zeit!

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Südtirol

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Die Aufgabe, eine Handvoll Bio-Hotspots in Tirol, noch dazu in Nord- UND Südtirol herauszusuchen und zu empfehlen, ist eine Herausforderung. Einfach, weil die Region reichlich davon zu bieten hat und die Vielfalt enorm ist.

Ein Tag, der mit einem ausgedehnten Frühstück im „The Crumble – Coffee & Brunch“ beginnt, kann eigentlich nur gut werden. Das kleine Lokal am Wiltener Platzl in Innsbruck ist mittlerweile ein Fixstern am gastronomischen Angebotshimmel der Landeshauptstadt. Das Brot ist von sensationeller Qualität, der Espresso ein Gedicht und das Angebot überhaupt unglaub­ lich vielfältig. Auf der Tafel, an der das Frühstücksangebot

Fotos: Jürgen Schmücking

Ich habe mich für vier Betriebe entlang eines hedonistisch spannenden Tagesablaufs entschieden. Genießen von Nord nach Süd. Frühstück, Wein, Schnaps & Schlafen. Quasi die elementaren Bedürfnisse des Seins.

The Crumble

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T(r)ipps für Seele & Magen

zu finden ist, stehen die Klassiker: Eierspeise, Bauernbrot, Kipferl, Honig, Marmelade, Müsli, Kuchen. Alles sehr sorgfältig ausgesucht und von beeindruckender Qualität. Das Crumble ist wie gesagt nicht groß. Aber wer einen Platz an einem der Tische ergattert, braucht sich für den Rest des Vormittags eigentlich nichts weiter vorzunehmen.

Reyter Hof Danach geht es über den Brenner in Richtung Bozen. Hier befindet sich der Reyter Hof von Christoph Unterhofer. Auf einem kleinen, verbliebenen Refugium für die Rebsorte Lagrein, dem Grünkeil, baut der Südtiroler Bioweine der Extraklasse an. Die tiefgründigen Bozner Böden mit ihren schotterhaltigen Ablagerungen eignen sich besonders für den kräftigen Lagrein. Hier stehen auch die gut 80jährigen Rebstöcke für diese Reserve. Dunkle Farbe und dunkle Beerenaromen, ein wenig Bitterschokolade, feine Säure und enorme Würze, ausgewogen und kraftvoll, straff und mit festem Gerbstoff ideal zu dunklem Fleisch. Der Hof ist klein, ein Besuch sollte unbedingt zuvor angekündigt werden.

theiner's garten Für den Abend empfehle ich dringend einen Besuch im „theiner‘s garten BIO Vitalhotel“ bei Meran. Die Architektur ist dabei genau so beeindruckend, wie das kulinarische Angebot. Ich erfuhr beispielsweise, dass die Wände aus Massiv­holz­ elementen des Unternehmens Soligno aus Prad im Vinschgau bestehen. Dabei handelt es sich um Systemelemente, bei denen komplett auf Zusätzen von Leimen und Eisenteilen verzichtet wird. „Im Garten der Träume“, so werden die Zimmer genannt, sorgen eine Wand aus Lehm sowie das Holz der Zirbe für ein angenehmes Raumklima. Das Zirbenholz mit seinen ätheri­ schen Ölen erspart dem Herzen des Besuchers eine Stunde Arbeit pro Tag. Wow! EINE Stunde pro Tag? Nichts wie hin! Das würde ja bedeuten, eine Stunde länger durch Meran zu schlendern, eine Stunde länger in der Bio-Destillerie verkos­ ten, eine Stunde länger durch die Weingärten Südtirols wan­ dern, eine Stunde länger ... www.reyter.it; www.theinersgarten.it/de; www.soligno.com Jürgen Schmücking

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Guter Geschmack

Ein Hauch von Süden Was soll man sagen? Es hätte nicht besser sein können. Ein wunderschöner, mediterraner Sommerabend. Leichter Wind, der nach einem heißen Tag durch die Bäume weht. Der Duft von frischen Zitronen und Orangenblüten.

Über 50 Verkosterinnen waren in den Garten der Kammer­ meierei Schönbrunn gekommen, um außergewöhnliche BioZitrusfrüchte aus den Bundesgärten Schönbrunn zu genießen und einen lebendigen Einblick in Kultivierung, Pflege und Geschmack der unglaublichen Vielfalt zu bekommen. Und weil sauer und bitter kulinarisch so überraschend fein zusammen­ passen, kombinierten wir beim FiBL Tasting_forum „Bitter & Lemon“ dazu auch gleich einige der besten Bio-Kräuterliköre. Ebenso hochkarätig wie die Produkte waren die Personen, die uns in die Welt der Zitrusfrüchte und Bitterliköre entführten: Heimo Karner, Zitrusgärtner und -experte der Bundesgärten Schönbrunn, Katharina Seiser, Kulinarikerin und Buchautorin und Jürgen Schmücking vom Biogenussmarketing trugen das ihre zu diesem besonderen Abend bei. Um uns einige der Highlights noch einmal in Erinnerung zu rufen, bzw. denjenigen, die nicht dabei waren, zu zeigen, was sie verpasst haben - die bewährten Verkostungsnotizen:

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SüSSe Zitronen Schauen aus wie Zitronen, haben ein Schalenaroma wie Zitronen, so viel Saft wie Zitronen, aber eines fehlt ihnen: die Säure. Wer das nicht weiß, wird beim ersten Biss ins Fruchtfleisch irritiert sein. Eine gelbe, saftige Zitrusfrucht, das haben wir gelernt, hat sauer zu sein.

Panaschierte Zitrone Eine außen wie innen prächtige Zitronen­ sorte: Die Blätter panaschiert, das heißt grün bis weißlich gefleckt, die Schale im reifen Zustand rosa-gelb gestreift und – speziell bei dieser Sorte – ein rosafarbenes Fruchtfleisch. Sehr aromatisch. Ein Jammer, dass diese Sorte nicht kommerziell angebaut wird.

Pomeranze Die unangefochtene Königin in Schönbrunn, die ältesten Bäume im Bestand sind rund 180 Jahre alt. Aus den Schalen wird echte englische (Bitter-)Orangenmarmelade und Orangeat (Aranzini) gewonnen, außerdem Likör wie Cointreau oder Grand Marnier hergestellt. Ein hierzulande völlig unter­ schätztes Allroundtalent.

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Guter Geschmack

Bergamotte

Vermouth

Weniger wichtig für Speisen, dafür von überragender Bedeutung für Getränke. Ihr Schalenaroma ist so intensiv, dass man selbst mit kleinsten Mengen ein Gericht aus dem Lot brin­ gen kann. Für Earl Grey ist das Ätherische Öl der Bergamotte dagegen unverzichtbar. Der Saft ist sauer und kann wie Zitronensaft verwendet werden.

Dieser Vermouth ist enorm frisch. In Wortsinn. Eine erfrischende Erscheinung kräftige, glockenklare WermutEine Spur zu gefällig vielleicht. Und frisch am Markt – der erste und bislang Vermouth wird vielen noch viel Freude

Zedratzitrone Sie gehört zu den Ur-Müttern der großen Zitrusfamilie. Dickschalig, das Albedo die weiße Schicht zwischen Fruchtfleisch und Schale - stark ausgeprägt und im besten Fall, wie bei der verkosteten „Diamante“, süß und fein.

Buddhas-Hand Eigentlich eine Mutation der Zedratzitrone, deren eigenwillige Form sie zu einem schillernden Star in der Familie werden ließ - mit dementsprechend horrenden Preisen. Die sehr aro­ matische, blumig duftende Frucht kann fein gehobelt z. B. über Fisch gegeben oder sehr gut kandiert werden, weil sie ganz ohne Fruchtfleisch nur aus Albedo und Schale besteht.

Meyer Lemon Gut 100 Jahre alte amerikanische Kreuzung aus Zitrone und Orange, ursprünglich aus China importiert. In Kalifornien zur Saison „die“ Zitrone schlechthin, kein Wunder bei dem Aroma, das von beiden Früchten das Beste vereint.

Limonade Ein Elternteil die Meyer Lemon, der andere die Grapefruit. Süß, saftig, fruch­ tig und von einem einzigartigen, tatsäch­ lich an Limonade (aber die von früher, die echte, angesetzte) erinnernd. Wir haben sie (leider) noch nie im Handel gesehen, dabei würde sie allen ihren Verwandten die Show stehlen.

doppeltem am Gaumen, Aromatik. er ist ganz einzige Biobereiten.

Veneziano Der Veneziano ist merlichen Spritz schen Aromatik und fruchtiger Fruchtauszügen Aromen und köstliche Frucht.

als biologische Grundlage für som­ gedacht. Er betört mit der typi­ von Bitterorangen, Rhabarber Süße. Hergestellt aus Kräutern, und garantiert ohne künstliche Farbstoffe. Lebendige Bittere,

Absinthe Bio-Absinthe! Davon gibt es nicht wirklich viel. Walter Eckhart, renommierter Pomologe und Verfechter des ebenfalls mit der Legalität kämpfenden Uhudler hat die grüne Fee pannonisiert. Aus UhudlerTrebern, Wermut­kraut vom Galgen­berg und sattsa­ men 80 Prozent Alkohol. Hochgradig ätherisch, fein und vom Fenchel geprägt. Großartig. Mischen empfohlen.

Odl Mit seiner der Odl Nase ist er Kümmel, Vielfalt

Namensinspiration (Gülle, Jauche) hat nur das Aussehen gemeinsam. In der das glatte Gegenteil. Orangenschale, Nuss, Kardamom. Eine sensationelle würziger Noten.

Limoncello

Kumquat

Limoncello ist Zitronen(schalen)likör und der aus Sorrent in Kampanien gilt als der König unter den italienischen Limoncelli. Zu Recht, wie wir feststel­ len durften. Schön und stimmig eingebaute Süße, enorm expressiver Zitronenduft und eine Frische, die verzaubert. Kann man natürlich auch zu/mit Prosecco oder Weißwein genießen. Muss man aber nicht.

Die im Handel sind meist bitter, trocken, kernreich und sauer. Aber wer einmal eine Schönbrunner Kumquat vom ein­ zigen Baum gekostet hat, weiß, warum die winzig kleine Frucht als Konfekt, Praline oder Höhepunkt eines Essens durchgeht: so süß, saftig und aromatisch kann eine mit Putz und Stingel verzehrte Zitrusfrucht schmecken.

Während die verkosteten Früchte auf uneingeschränk­ te Begeisterung stießen, wurden die Bitterliköre differenzierter bewertet. Und wäre mit zunehmender Dunkelheit nicht auch die Gelsendichte ungemütlich hoch geworden, die polarisierte Gästeschar hätte wohl noch länger beim einen oder anderen Glas gefachsimpelt. Elisabeth Klingbacher, Katharina Seiser, Jürgen Schmücking

Auch die Spirituosen konnten sich sehen lassen:

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Farthofer outstanding: O-Gin

Nanoprodukte erobern unser Leben: Immer mehr Alltags­ produkte wie Kleidung, Kosmetika, Sportartikel, Haus­­halts­­geräte, aber auch Lebens­­mittel enthalten Nano­ materialien: Diese werden als Riesel­hilfen in Lebensmitteln wie Salz oder Brühe oder zur Verkapselung von Wirkstoffen in Konservierungsmitteln, Farbstoffen und Vitaminen ver­ wendet. Um die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlän­ gern, werden winzige Nano-Partikel auch als UV-Filter in Verpackungsmaterialien und für antibakteriell wirkende Beschichtungen eingesetzt. Die Herstellerinnen versprechen tolle neue Eigenschaften, doch Risiken für Gesundheit und Umwelt sind oft nur unzureichend geklärt. Bisher gab es für Produkte mit Nanopartikeln keine Kennzeichnungs- oder Meldepflicht. Nun schreibt die EU seit Juli 2013 immerhin die Kennzeichnung für Kosmetika vor, Lebensmittel, die Nano-Materialien enthalten, sind ab Ende 2014 kennzeichnungspflichtig. In vielen anderen Produkten wie Reinigungsmitteln, Baumaterialien oder Kleidung können Nanomaterialien jedoch weiterhin eingesetzt werden, ohne dass die Konsumentin es weiß. Unter www.nanowatch.de finden Interessierte einen Überblick am deutschsprachigen Markt vorhandener Produkte mit Nanomaterialien, darunter auch Lebensmittel.

Josef V. Farthofer aus Öhling bei Amstetten bringt die nächs­ te internationale Medaille nach Hause. Bei der diesjährigen „International Wine and Spirit Competition“ in London holt der Edelbrenner mit sei­ nem biologischen „O-Gin“ Silber mit dem Zusatz „Outstanding“. „GinGetränke zählen wie­ der zu den begehrtesten Bar-Drinks, das beob­ achte ich zumindest auf meinen Reisen quer durch Europa.“, weiß der Mostviertler zu berichten. Immer mehr Brenner widmen sich diesem Getränk, das erst Mitte des 20. Jahrhunderts von seinem größten Konkurrenten, dem Wodka, abge­ löst wurde. Hochqualitative Gins vereinen über 20 unterschied­ liche Aromen und Pflanzenauszüge, wobei Wacholder geschmacklich stets tonangebend ist – und das laut EU-Definition für Gin auch sein muss. Aus mehr als 100 Essenzen stellt jede Brennerin ihre ganz individu­ elle Auswahl zusammen, wobei Orangen-, Zitronenschale, Koriander, Engelwurz, Veilchenwurz, Kümmel, Muskat, Zimt, Kardamom, Angelikasamen, Chinarinde oder etwa Ingwer zu den beliebteste­n Aromen zählen. In diesem Sinne – Cheers und herzlichen Glückwunsch!

Quelle: Bio.Politik 1/13, www.bund.net

Foto: www.edelschnaps.at

Nanotech-Produkte erkennen

www.edelschnaps.at js

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Impressum Bio-Fibel – Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft: Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Freiland Verband für ökologisch-tiergerechte Nutztierhaltung und gesunde Ernährung; Doblhoffgasse 7/10, 1010 Wien; Fon 01/4088809; Fax 01/9076313-20; e-mail: office@freiland.or.at; net www.freiland.or.at; DVR-Nummer 0563943; Chefredakteur: Dipl.-Ing. Reinhard Geßl (rg), Leiterin der Redaktion: Dipl.-Ing. Elisabeth Klingbacher (ek); Mitarbeit: Wilfried Oschischnig (wo), Jürgen Schmücking (js); Redaktion: Forschungs­ institut für biologischen Landbau (FiBL Österreich), Doblhoffgasse 7/10, 1010 Wien; Fon: 01/9076313-0, net: www.fibl.org/de/oesterreich. Alle nicht anders gekennzeichneten Fotos: Geßl & Wlcek OG; Druck: gugler GmbH Melk; Layout: Geßl & Wlcek OG. Namentlich ge­kennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers entsprechen. Vertriebspartner: Adamah Biokistl. FREILAND-Spendenkonto: Erste Bank, BLZ 20111, Ktnr. 08210993; Auflage: 13000 Stück. Hinweis: Eine geschlechtergerechte Formulierung ist uns in der Bio-Fibel ein großes Anliegen. Da wir gleichzeitig eine gut lesbare Zeitschrift herausgeben wollen, haben wir uns entschieden, keine geschlechtsneutralen Begriffe zu verwenden, sondern alternierend entweder nur weibliche oder nur männliche Bezeichnungen. Wir sind uns dessen bewusst, dass diese Generalklausel einer geschlechtergerechten Formulierung nicht ganz entspricht, wir denken aber, dass die gewählte Form ein Beitrag zur publizistischen Weiterentwicklung für mehr sprachliche Präsenz weiblicher Begriffe sein kann.

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orange wines: das zweite Festival zur 4. Farbe

Gemeinsam mit 4000 Gästen feierte das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL seinen 40. Geburtstag. Die Besucherinnen zeigten sich von der breiten Palette der Forschungs- und Beratungsaktivitäten beeindruckt: Forschung, Beratung sowie Aus- und Weiterbildung am FiBL umfassen die ganze Wert­s chöpfungs­ kette des Biolandbaus – vom Feld bis auf den Teller. Ebenso vielfältig war die Gästeschar: Bäuerinnen, Fachleute aus Handel und Ve r a r b e i t u n g , Forschende sowie interessierte Konsumentinnen feierten mit und nahmen an Führungen – in den Rebberg, in die Labors, zu den Gemüse- und Obstbauflächen sowie in den Stall – teil. Trotz der Feierlichkeiten und der bereits erzielten Erfolge bleiben die Heraus­forderungen groß. Den Biolandbau als Leuchtturm für die ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltig­keit weiter auszubauen, ist eines der zahlreichen Anliegen des FiBL. Der Biolandbau ist nie zu Ende gedacht und bleibt spannend – wie vor 40 Jahren.

Die VIERTE Wein­farbe ist da – am 28. 10 2013 findet im Museums­ Quartier (MQ) das zweite „Orange Wine“ Festival statt! Ihren Namen haben diese maischevergorenen Weißweine von der prachtvol­ len orangen bis ins Bernstein gehenden Farbe. Diese ent­ steht bei der Maischegärung durch den langen Kontakt mit den Traubenschalen, so wie es eigentlich nur bei der Rotweinherstellung üblich ist. Über 50 Winzerinnen aus Slowenien, Kroatien, Italien und Österreich, welche sich dem Thema „Orange & Natural Wines“ verschrieben haben, präsentieren Ihre hochwertigen, naturbelassenen Weine in den modernen, trendigen Räumen der Arena 21, im Museumsquartier. Der Charakter und die Textur dieser überwiegend bio-dynamisch hergestellten Weine begeistern all jene, die Individualität lieben und ein unverfälschtes Geschmackserlebnis wertschätzen können. Keine Schönung, keine Korrekturen, keine Filtrierung und keine chemischen Zusätze! Da diese Weine ausgezeichnete Speisenbegleiter sind, bringen die Winzerinnen auch Karstschinken, Fisch, Salami, Käse und andere Köstlichkeiten zum Gustieren mit!

Quelle: www.fibl.org ek

organicpic – eine Bilderwelt in bio.

Informationen unter marketing@orange-wine.eu Foto: www.oganicpic.at

Biozertifizierte Fotos? Mitnichten. Noch ist es nicht soweit, noch haben wir keine Bio-Fotografen oder Bilder aus kbD (kontrolliert biologischer Dunkelkammer). Aber wir haben Andrea Knura und ‚organicpic’, und das kommt der Sache schon sehr nahe. organicpic ist die erste Medienagentur, die sich auf authen­ tische Bilder und Editorials aus und über die Bio-Branche spezialisiert hat. Mit jahrelanger Erfahrung in Marketing und Redaktion hat das organicpic-Duo Andrea Knura und Annett Sachs die veröffentlichten Beiträge sorgfältig ausgewählt. Rund um den anhaltenden Trend zu Bio und regionalen Produkten finden Sie nur bei organicpic Bildmaterial, bei dem Sie durch den Verweis auf den zugehörigen Bio-Betrieb absolut sicher

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sein können, dass dies auch wirklich Produkte, Tiere, Pflanzen, Lebensmittel und Rohstoffe in garantierter Bio-Qualität sind. Durch laufend neue Projekte für die Bio-Szene werden die Beiträge ständig aktualisiert und erweitert. Endlich kann die Bio-Berichterstattung, -Werbung und -Öffentlichkeitsarbeit mit 100 Prozent authentischem Material arbeiten. www.organicpic.at js

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Foto: Schmücking

Das FiBL ist 40


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Deutschland vegetarisch

Sarah Wieners „Zukunftsmenü“

Nach dem Bestseller „Österreich vegetarisch“, mit dem uns die Journalistin und Foodbloggerin Katharina Seiser sowie der Haubenkoch Meinrad Neunkirchner 2012 begeistert haben, folgt nun in fast logischer Konsequenz „Deutschland vege­ tarisch“. Denn auch unsere Lieblings­nach­bar­innen können mit einer breiten Palette an vegetarischen Gerichten auf­ warten. Der Koch und Autor Stevan Paul hat Kind­heits­er­ innerungen entstaubt, sich von alten Klassikern überraschen lassen, viel Neues entdeckt und das ein oder andere Gericht umsichtig moder­ nisiert, ohne dabei das Ursprungs­ rezept grundsätzlich zu verändern. Frisches Gartengemüse, Kräuter und süßes Obst spielen die Hauptrolle in diesem Buch, das auch durch das schlicht-schöne Styling ohne jede Folklore überzeugt. Klassiker wie die Frankfurter Grüne Sauce, Schupfnudeln oder Reibekuchen, regionale Lieblingsspeisen wie die „Errötende Jungfrau“ oder der „Große Hans“ werden Schritt für Schritt erklärt. Und zum Nachtisch werden war­ mer Milchreis oder Rote Grütze kredenzt. Der Herausgeberin Katharina Seiser und dem Koch Stevan Paul ist es gelungen, in diesem großartigen Kochbuch die besten Rezepte der traditio­ nellen deutschen Gemüseküche zu versammeln – einer Küche, die nicht nur schmeckt, sondern mit jedem Bissen glücklich macht.

Immer mehr Menschen ernähren sich von industriell vorgefertig­ ten Speisen. Das hat nicht nur zur Folge, dass die Ge­schmacks­ erlebnisse immer uniformer und fla­ cher, die sinnlichen Erfahrungen mit dem Essen immer dürfti­ ger werden. Mit dem Verlust von Ur­s prünglich­k eit und Vielfalt gehen auch gesund­ heitliche und ökologische Nach­ teile einher. Warum wir die Welt nur mit Genuss retten können, argumentiert Sarah Wiener nun in ihrem neuen Buch „Zukunfts­menü“. Sie macht sich über den Zusammen­hang von Nahrungs­mittel­produktion, Handel und Qualität unseres Essens Gedanken, plädiert leidenschaft­ lich für einen neuen Umgang mit Lebens­mitteln und zeigt genussvolle Wege, Rezepte und Tipps, wie dies gelingen kann. Sarah Wieners Engagement für eine bodenständige Nahrungsproduktion und für Achtsamkeit und Genuss beim Essen ist nicht nur vernünftig, sondern auch voll im Trend. Sie lässt uns Kochkultur und Genuss wiederentdecken und zeigt nebenbei eine Alternative zu unserer einseitig auf Effizienz ausgerichteten, Umwelt und Gesundheit zerstö­ renden Industrienahrung. Denn kochen bedeutet für Sarah Wiener neben Genuss nichts Geringeres, als sich die Kontrolle über das, was man isst, wieder zurück zu erobern.

Stevan Paul, Katharina Seiser (Hrsg.): Deutschland vegetarisch, Christian Brandstätter Verlag.

Sarah Wiener: „Zukunftsmenü – warum wir die Welt nur mit Genuss retten können“, Riemann Verlag.

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Rettet unsere Böden

Am 10. Oktober startet DER STANDARD zu einem Ausflug in die Modewelt: Um 19 Uhr, nach Ladenschluss, öffnen in 1070 Wien OffSpaces, Ateliers und Pop-upStores für die Teilnehmerinnen der Fashion-Tour ihre Pforten. Hunger und Durst auf die­ ser stylischen Tour werden durch zahlreiche Verkostungen gestillt. Mit dabei auf der STANDARD Fashion-Tour: norderd, der BioWodka aus dem Waldviertel. Verkostungen und Verkauf im Pop-up-Store NEUBAU, Westbahnstraße 22, 1070 Wien. http://derStandard.at/Fashiontour

Foto: Norderd

STANDARD Fashion-Tour

Die internationale Kampagne „Save our Soils“ soll darauf aufmerksam machen, wie gefährdet und schützens­wert fruchtba­ re Böden sind und möch­ te Lösungen zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit einfordern. Der Initiative haben sich bereits rund 40 Organisationen angeschlossen, darunter die Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und zahlreiche Bio-Verbände und –Unternehmen. Um die Welt künftig ernähren und dem Klimawandel nachhaltig begegnen zu können, braucht es wider­ standsfähige Böden, so der Grundgedanke der Kampagne.

wo

www.sos.natureandmore.com, Quelle: Ökologie & Landbau 3/2013 ek

Seit 25 Jahren stellen wir mit viel Liebe zur Handarbeit Produkte her, die unsere Wertschätzung für Natur und Mensch spüren lassen. Mehr als 700 köstliche Produkte umfasst die Sonnentor Genuss-Vielfalt, die das Leben würzig, süß und abwechslungsreich macht. Zu entdecken im gut sortierten Bio-Fachhandel und natürlich auf www.sonnentor.com

Danke allen Kunden und Freunden, die uns zu dem wachsen haben lassen, was wir heute sind!

25 Jahre

S ONNENTOR,

25 Jahre

Freude. d.signwerk.com

Da wächst die Freude. — 21 —

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Brauhaus Gusswerk eröffnet in Hof Reinhold Barta hat es geschafft. Umzug abgeschlossen, die hou­ sewarming Party steht unmitt­ lebar bevor. Das Umzugsbier ist gebraut und abgefüllt. Hofbräu Nr.1. Keine Angst. Das Brauhaus Gusswerk bleibt weiterhin Brauhaus Gusswerk. Auch, wenn die neue Brauerei in Hof bei Salzburg steht. Nachhaltiges Brauen – darum geht es dem „brewmaster“. Also hat er knapp 50.000 Euro in die Hand genommen und investiert. In Wärmerückgewinnung, umweltfreundliche Technologien und

sparsamen Umgang mit Primärenergieträgern. 25 Tonnen CO2 will er damit einsparen. Es soll ihm genauso gut gelingen, wie seine Bier-Flaggschiffe Jakobsgold, Steinbier oder die extrem kräftig-malzige Horny Betty. Das Brauhaus Gusswerk steht für Qualität und Innovation. Die Biere von Reinhold Barta sind staatsmeisterlich ausgezeichnet, Best of BIO-prämiert und über jeden Zweifel erhaben. Man darf gespannt sein, mit welchen Gerstensäften der Salzburger den Biermarkt noch überraschen wird. Für ihn steht jedenfalls fest: „Yes, I brew for you.“ www.brauhaus-gusswerk.at

Wir bringen Bio nach Hause.“

Gerhard Zoubek

Im ADAMAH BioKistl liefern wir Ihnen frisches BioGemüse und eine Fülle an weiteren BioLebensmitteln - ganz bequem direkt nach Hause und ins Büro. Kosten Sie jetzt unsere herbstliche Vielfalt! www.adamah.at // tel. 02248 2224

Alles Bio in Buthan? Der Himalaya-Staat Buthan mit seinen etwa 700.000 Einwohnerinnen war bis in die 1960er Jahre vollkommen isoliert und öffnet sich nur langsam. Das unabhängige Königreich stellt schon seit Jahrzehnten das Glück der Bewohnerinnen über das Wirtschaftswachstum und misst dies mit Hilfe des sogenannten Bruttoglücksprodukts. Eine der vier Säulen dieses einzigartigen Index ist der Schutz der Umwelt. In Bhutan gibt es rund 2000 Bio-Bäuerinnen – und noch viele mehr sind es, ohne sich so zu nennen. Pestizide, Herbizide oder chemische Düngemittel finden in der Bevölkerung kaum Akzeptanz und werden nur auf etwa 1,5 Prozent des Agrarlandes verwendet. Bald sollen es gar keine mehr sein. Denn Bhutan will als erstes Land der Welt flächendeckend auf biologische Landwirtschaft umsteigen und hat sich außerdem dazu verpflichtet, für immer CO2-neutral zu bleiben. 70 Prozent der Bhutanerinnen leben von der Landwirtschaft, und doch müssen viele von ihnen noch Getreide und Gemüse zukaufen. Die Bevölkerung wächst rasch und verstädtert in rasantem Tempo. Mehr als die Hälfte des Reises muss mittlerweile aus Indien importiert werden. Zusammen mit der Umstellung auf Bio sollen daher durch Schulungen der Bäuerinnen auch die Ernteerträge erhöht werden. Quelle: www.bionetz.ch ek

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Foto: www.thomas-caspari.de

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Gegen Lebensmittelverschwendung

Die Freiland-Tagung ist 20

„Think.Eat.Save.“ – unter die­ sem Motto hat das Umwelt­ programm der Vereinten Nationen (UNEP) zusammen mit der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO eine weltweite Kampagne gegen Lebensmittelverschwendung initiiert. Rund ein Drittel aller Lebensmittel gehen weltweit aus unterschiedlichen Gründen verloren. In den Industrienationen werfen Händlerinnen und Konsumentinnen rund 300 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll. Das würde locker ausreichen, um die mehr als 900 Millionen Hungernden weltweit satt zu machen. Neben negativen ökologischen und sozialen Folgen hat diese Lebensmittelverschwendung auch wirtschaftliche Auswirkungen und sorgt für einen finanziellen Verlust von etwa einer Billion US-Dollar (ca. 750 Milliarden Euro) pro Jahr. Ziel des Projekts ist es weltweit zu einer Sensibilisierung beizu­ tragen und in weiterer Folge die Lebensmittelverschwendung auf allen Ebenen zu reduzieren. Als gemeinsame Plattform für unterschiedliche Aktivitäten dient die Website www.thinkeat­ save.org.

Was 1994 mit einem klei­ nen Symposium begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einem Fixstern am Tagungshimmel aller entwickelt, die nur annähernd mit Nutztierhaltung oder gesunder Ernährung zu tun haben. In einer freundschaftlichen Kooperation von Freiland Verband, der Veterinärmedizinischen Universität, der Universität für Bodenkultur und dem FiBL Österreich werden seit 20 Jahren aktuelle wie zukünftige, meist kon­ troversielle Tierhaltungsthemen aufgegriffen und mit etwa 200 Tagungsteilnehmerinnen aus 6-10 Nationen diskutiert. Standen am Beginn der Tagungsgeschichte vor allem etho­ logische Grundsatzreferate am Programm, so bilden in den letzten Jahren sehr stark ethische Fragen zu Fleischkonsum, aber auch zur Zukunft einer nachhaltigen Nutztierhaltung den Mittelpunkt. Wissenschaftliche Tierhaltungstagungen gibt es im deutsch­ sprachigen Raum auch andere, keine versteht sich aber so elementar als Bindeglied zwischen Wissenschaft, Beratung und Praxis, sowie zwischen den unterschiedlichen Disziplinen entlang der Wertschöpfungskette tierischer Lebensmittel tie­ rischer Herkunft. Bei der 20. FREILAND-Tagung zum Thema „Die Freiheit Nutztiere gut zu halten“ trafen sich am 26.9.2013 wieder knapp 200 Menschen in Wien, denen das Wohl der Tiere und das ethisch korrekte Essen ein ehrliches Anliegen ist. Es wurde heiß diskutiert, aber auch gut gegessen. Am Ende wurde festgestellt: Noch gibt es in der Tierhaltung viel zu tun, der Auftrag der Freiland-Tagung ist noch nicht erfüllt.

Quelle: Ökologie und Landbau 2/2013, www.thinkeatsave.org ek

www.freiland.or.at rg

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BIO kann man aus vielen Gründen haben wollen: Wenn man an die Umwelt denkt, wenn man an die Tierhaltung denkt und natürlich wenn man an höchste Lebensmittelqualität denkt. Achten Sie deshalb beim Einkauf auf das AMA-BIOZEICHEN – ein Zeichen für ein gesundes Ego! Näheres auf www.bioinfo.at

FINANZIERT MIT FÖRDERMITTELN DER EUROPÄISCHEN UNION UND MITTELN DER AGRARMARKT AUSTRIA MARKETING GESMBH.


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