Bio-Fibel Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft
Katharina Seiser – Esskultur auf höchster Stufe Noan – Eine Ölquelle für Kinder Nepali Gardens – Tee aus dem Land des Medizin Buddha Haubensache Bio – Vom Boden essen
4/2013
Editorial
Die Rechnung geht „auf’s Haus“! „Bio ist so teuer, das kann ich mir nicht leisten“, höre ich oft, wenn mir wieder einmal wer erklärt, warum sich in seinem Kühlschrank so wenige Bio-Lebensmittel befinden. „Sehr sozial“ könnte ich dann zynisch anmerken, denn „den Rest auf die wahren Kosten zahlt für Dich wer anderer“. Industriell hergestellte Produkte scheinen nur an der Supermarktkassa billig zu sein, denn die Folgekosten der Billigproduktion zahlt die Allgemeinheit. Eine von Bio Austria beauftragte und vom FiBL verfasste Studie beleuchtet erstmals die Kosten, die in Österreich aufgrund unterschiedlicher landwirtschaftlicher Praktiken entstehen und von der Gesellschaft für Reparaturmaßnahmen bezahlt werden müssen. Die Arbeit unterstreicht sehr deutlich, dass die Biolandwirtschaft nicht nur hochwertige Lebensmittel nachhaltig produziert, sondern auch die Agrar-Folgekosten um mindestens ein Drittel senkt. Bio kommt der Gesellschaft also ganz schön günstig. Die gängige Landwirtschaft führt also zu Humusabbau, Bodenerosion, stärkere Hochwasserereignisse infolge verringerter Wasserspeicherkapazität von intensiv bewirtschafteten Böden, Treibhausgas emissionen, Abnahme der Biodiversität, Nitratauswaschung, Pestizidemissionen sowie unerwünschte Rückstände in Lebensmitteln. Das Verursacherprinzip, also dass entstehende Kosten von demjenigen getragen werden, der sie verursacht, wird in diesen Fällen meist nicht konsequent angewendet. Die Studienautoren zeigen auf, dass gesellschaftliche Leistungen und Kosten der Landwirtschaft bisher nur unzureichend in die volkswirtschaftliche Rechnung einfließen. Selbst bei einer sehr konservativen Schätzung belaufen sich die externen Kosten der österreichischen Landwirtschaft auf 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Die Biolandwirtschaft erzielt hingegen mit vergleichsweise geringen gesellschaftlichen Kosten einen höheren gesellschaftlichen Nutzen als die konventionelle Wirtschaftsweise. Die Autoren gehen daher davon aus, dass die Förderung des Biolandbaus zu Kostensenkungen führt. Um zukünftig die Preise vergleichen zu können und das Potential der Biolandwirtschaft zur volkswirtschaftlichen Kosteneinsparung voll nutzen zu können, schlagen die Autoren sehr konkrete Maßnahmen vor: Einführung einer Stickstoff-, Energie- und Pestizidsteuer und ein langfristiges politisches Bekenntnis zur Unterstützung der biologischen Landwirtschaft. Zudem müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Innovationskraft des Biolandbaus in Praxis, Beratung und Forschung unterstützen und anerkennen. Details siehe www.fibl.org. In dieser Bio-Fibel finden Sie weniger Geschichten über externe Kosten, als über erfreuliche und gewünschte externe Nutzen. Lassen Sie sich entführen in eine Welt wunderbarer Bio-Lebensmittel, bei deren Genuss Sie auch ökologisch, sozial oder entwicklungspolitisch Nutzen stiften können. Das ist fair und billig!
Reinhard Geßl, Herausgeber
Inhalt Muskatnuss statt Wunderbaum Der soziale Olivenhain Penan Peace Park statt Palmöl Tea Time Deutsche Eckpunkte, kulinarisch Eine Fahrt ins Blaue Shortcuts Vom Boden essen Impressum
Bio-Fibel 4/2013
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Im Gespräch
Muskatnuss statt Wunderbaum Wir alle müssen essen und trinken und tun dies hoffentlich oft mit Genuss. Essensjournalisten unterstützen uns neuerdings beim Entdecken kulinarischer Fundstücke, indem sie im Internet darüber schreiben. Katharina Seiser beglückt uns mit versierten kulinarischen Notizen auf esskultur.at und als Autorin legendärer Kochbücher.
Esskultur versteht die in Oberösterreich geborene und seit Jahren in Wien lebende Magazinjournalistin, Köchin und Kommunikationswissenschafterin als eine einzige Gegenbewegung: die kulinarischen Notizen erscheinen selten, sind viel zu lang und anstatt häppchenweise häufig zu publizieren, verpackt Katharina Seiser viel zu viel in einen Text. Als Gegenbewegung können auch die beiden Kochbücher „Österreich vegetarisch“ und „Deutschland vegetarisch“
verstanden werden. Die bekennende Fleischesserin hat in Zusammenarbeit mit zwei vegetarisch ebenso unverdächtigen Spitzenköchen landestypische Gerichte ohne Fisch und Fleisch so unverkrampft und modern in Kochbücher verpackt, dass die beiden stolz dastehenden Fleischfresserhochburgen gehörig ins Wanken geraten sind. Aus ihrem etwas überraschend scheinenden Lieblingsobst Zitronen hat sie ebenso eine leidenschaftliche Profession entwickelt wie aus ihrem Bekenntnis zu Bio-Lebensmitteln. Wir trafen die scharfzüngige Essensjournalistin in ihrem Zuhause in Wien. Dorthin lockte sie uns mit „Apfelschlangerl und so einen guten Bio-Kaffee bekommt ihr in keinem Kaffeehaus“. Wir plauderten mit ihr über eitle Gastrobericht erstattung, hochpolitisches Essen, geschäftsschädigende Prinzipien, polarisierende Inhaltsstoffe sowie über die Raffinesse von Bio-Zucker.
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Im Gespräch
Frau Seiser, wer braucht Foodblogger? Niemand braucht die! Das ist ein Luxusphänomen. Uns geht es hier gut und wir haben eine große Auswahl an Lebensmitteln – und mediale Möglichkeiten, uns damit auseinanderzusetzen. Und wie qualifiziert man sich für dieses Luxusphänomen? Gegenfrage: Welche formale Qualifikation braucht man, um für ein Medium zu schreiben? Theoretisch keine! Muss ein Musikjournalist ein Instrument virtuos spielen können? Muss jemand, der übers Essen schreibt, exquisit kochen können? Die wichtigste Qualifikation ist: Leidenschaft, und die lässt sich zwar nicht messen, aber spüren. Wissen wird doch wohl auch eine Vorraussetzung sein? Natürlich! Ein Grundverständnis über Lebensmittel – also über deren Entstehung und Verarbeitung ist notwendig. Wenn ich nicht weiß, wie ein Mozzarella hergestellt wird, dann sollte ich mir das tunlichst anschauen, bevor ich auch nur ein einziges Wort darüber verliere. Sonst erzähle ich einfach einen Blödsinn. Gleichzeitig gehört für mich aber auch eine Art Training des Gaumens oder des Geschmackes dazu. Ansonsten kann ich ja nicht beurteilen, wenn mir jemand ein in Goldfolie verpacktes Produkt vorsetzt, ob das gut ist oder einfach nur teuer ausschaut. Leidenschaft und Wissen sind also wichtige Zutaten für einen seriösen Kulinarikjournalismus. Dennoch hat man das Gefühl, die meisten Gourmetbesprechungen schmecken bloß nach Eitelkeit und Anmaßung. Jetzt muss ich vorsichtig sein, um nicht die Kolleginnen und Kollegen durch den Kakao zu ziehen, obwohl das oft naheliegend wäre. Sagen wir es einmal so: Manche Journalisten sind nicht unbedingt wegen ihrer hohen Qualifikation in diesem Bereich tätig. Das heißt aber nicht, dass sie sich nicht weiterentwickeln können.
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„Die Restaurantkritiken eines Gault Millau sind eine Krankheit“ – hat unlängst ein Haubenkoch gemeint. Naja, da handelt es sich um eine Überspitzung. Die Frage ist vielmehr: Was bringt so ein „Fressführer“ – wie wir solche Werke bisweilen despektierlich nennen – den Leserinnen und Lesern? Ich habe solche Gourmetführer, bevor das Internet kam, eigentlich für eine gute Möglichkeit gehalten, um eine Vorauswahl treffen zu können – als eine Art Orientierungshilfe. Für mich ist dabei nicht relevant, wie viele Punkte ein Restaurant hat, denn mir geht es um Neuentdeckungen, um Orte, wo ich selbst noch nicht war. Und wenn die Guides den Fehler machen, immer mehr die Wertungen in den Vordergrund zu spielen und dafür die Beschreibungen verschrumpfen und verknappen, dann werden sie ihre Assets gegenüber dem Internet schnell verspielen. Denn mittlerweile gibt es einige Leute, die sich im Internet sehr ausführlich und kundig mit diesen Themen auseinandersetzen. Ist die Berichterstattung übers Essen nicht generell in vielen Medien zu einem geistlosen Lifestyle-Blabla verkommen? Ja, das kommt noch dazu. Wir haben in den Magazinen und Medien die sogenannten seriösen Ressorts wie etwa Politik und Wirtschaft, dann kommen noch die Kultur, das Feuilleton und der Sport – und irgendwann kommt schließlich der „Lifestyle“. Da gibt man dann das Essen rein. Aber ich verwehre mich aufs Heftigste gegen diese Einordnung. Warum? Für mich ist Essen hochpolitisch. Die Zusammenhänge rund um unser Essen spielen ja in viele andere Bereiche unseres Lebens hinein – wie eben in die Politik, in die Wirtschaft etc. Das ist ein endloses Feld.
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Im Gespräch
Wie sind Sie eigentlich selbst auf dieses „endlose Feld“ gelangt und Essensjournalistin geworden? Ich bin als Tochter einer Drogistin aufgewachsen. Das hat sicher den Grundstock für mein Riechvermögen gelegt. Meine Mutter arbeitet mit losen Kräutern und Gewürzen, gut 400 verschiedene. Und wenn man von Geburt an von dieser Vielfalt umgeben ist, lernt man die Differenzierung. Ich sage gerne, „In unserem Auto hat es nicht nach Wunderbaum, sondern nach Muskatnuss gerochen“. Und jetzt kommen wir sogar wieder zum Gault Millau, denn meine Mutter konnte nicht kochen, zumindest behauptete sie das. Ja, und so sind wir mit dem allerersten in Österreich erschienen Gault Millau quer durchs Land gereist. Da durfte ich dann immer bestellen, was ich wollte. Also ein geschmackvoller Karrierestart… Gleichzeitig habe ich die Sommer bei meiner Tante am Bergbauernhof verbracht. Dort hatte ich meine eigene Kuh, bei deren Geburten ich auch dabei war. So habe ich schon sehr früh das Essen von zwei Seiten erlebt. Und mit 15 bin ich dann in eine Schule gekommen, in der ich kochen musste. Ich fand das extrem antiemanzipatorisch. Allerdings konnte ich durch diesen „Schicksalsschlag“ mein Talent fürs Kochen entdecken. Nach der Konzessionsprüfung fürs Gastgewerbe war ich ein halbes Jahr in einem Salzburger Restaurant. Schließlich begann ich dann Kommunikationswissenschaften zu studieren und belegte 1996 den ersten Journalismuslehrgang beim Profil.
solchen Auftrag freudig ablehnen. Ich stecke mein Wissen und meine Überzeugung nicht in die Umsätze solcher Konzerne. Das heißt, Sie sind für eine Berichterstattung über konventionelle Lebensmittel nicht zu haben? Nein, so einfach ist das nun auch wieder nicht. Aber ich würde keinen Auftrag annehmen, bei dem ich über konventionelle, industrielle Tierhaltungsprodukte schreiben müsste. Ein solches Angebot habe ich erst kürzlich abgelehnt und klar gesagt: Ich unterstütze die Intensivtierhaltung nicht und gebe ihr auch keine journalistische Plattform. Ehrliche, kritische, fachliche Inputs gebe ich gerne, aber ich biete keine unreflektierte Bühne. Beim Thema Bio scheinen sich viele Journalisten durch Wissenslücken auszuzeichnen. Was würden Sie diesen Kollegen empfehlen? Manche glauben wahrscheinlich, wenn man über Bio schreibt, braucht man vorher nichts zu wissen. „Ist eh Allgemeingut.“ Ich halte das für einen völligen Humbug. Um überhaupt einigermaßen über Bio schreiben zu können, sollte man zumindest die EU-Bioverordnung und die dazugehörige Durchführungsverordnung gelesen haben. Das ist natürlich unglaublich langweilig und furchtbar trocken, aber da muss
War das Essen immer schon das Objekt Ihrer journalistischen Begierde? Ich hatte nie ein klares berufliches Ziel. Na ja, das ist vielleicht nicht ganz richtig, denn insgeheim habe ich immer gehofft, einmal Bücher zu schreiben. Aber dass es einmal Kochbücher werden, habe ich damals nicht gedacht. Sie sind nicht nur eine renommierte Journalistin und Buchautorin – Sie sind auch die Einzige dieser Zunft, die sich als 100 % Bio deklariert. Ja, ich stehe zu und für Bio und habe daraus noch nie einen Hehl gemacht. Für mich ist Bio die Norm und die Ausgangsbasis. Also Bio oder noch besser. Alles andere ist für mich suspekt. Ist das nicht schlecht für das Geschäft? Ganz sicher. Aber das macht nichts. Das Geschäft mit den konventionellen Lebensmitteln möchte ich gar nicht haben. Falls jetzt ein großer, internationaler Lebensmittelkonzern - so einer mit einem Portfolio, von dem man kein einziges Produkt wirklich braucht - an mich herantreten sollte, dann würde ich einen
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Im Gespräch
man durch. Und ich sollte auch wissen, wofür die einzelnen Bio-Verbände und Markenzeichen stehen. Das ist das Minimum. Natürlich muss man auch hinaus zu den Leuten, die Bio machen. Über Bio kann man nicht schreiben, indem man sich mit Kostproben „bemustern“ lässt – wie das in meiner Branche so üblich ist. „Schicken Sie mir halt einmal ein Muster zum Verkosten und dann schaue ich, ob es mir schmeckt und schreibe vielleicht darüber…“ – Das geht bei Bio nicht, da muss man mehr wissen und raus zu den Leuten. Über die Ingredienzien der beliebten „Schwedenbomben“ haben Sie offensichtlich zu viel gewusst… (Lacht) Ich habe mir nur den Spaß erlaubt, die Zutatenliste zu interpretieren. Und die lautet? Also: Zucker, Hühnereiweiß, Pflanzenfett teilweise gehärtet, Glucosesirup, Kokosraspel, Magerkakao, Weizenmehl, Sojamehl, Magermilchpulver, Geliermittel Agar Agar,
Emulgator Sojalezithin, Hühnereigelbpulver, Vollmilchpulver, Karamellzuckersirup, Vanillearoma. Okay, aber was war da nun der Aufreger? Mich haben damals diese Facebook- und Twitter-Aufrufe zur Rettung der Schwedenbomben furchtbar genervt. Ich habe mir gedacht: Leute, warum wollt ihr eigentlich durch den Kauf eines sinnfreien Produktes ein Unternehmen retten, nur weil das Unternehmen alt ist und aus Österreich stammt und Kindheitserinnerungen damit verbunden sind?! Ja, und dann habe ich mir die Zutatenliste genau durchgelesen und geschrieben, was ich darüber gedacht habe. Also, wenn beispielsweise der Hauptbestandteil Hühnerweiß ist, und es steht nicht drauf woher das kommt – ja, auch nicht „aus EU-Landwirtschaft“ - da liegt der Schluss nahe, dass es sich um Eier aus Käfighaltung handelt. Dann hat man Sie gleich an die Wand gepickt? Es ist ein elektronischer Shitstorm losgegangen: Dass ich genussfeindlich sei, alles madig mache… Was mich besonders gefreut hat, denn da wusste ich, dass diese Leute keine Ahnung von mir haben. Und gleichzeitig hat sich dann was sehr Spannendes zugetragen: Meine „Analyse“ wurde in der Facebookgruppe diskutiert und in der Folge von den Leuten auch einige Fragen ans Unternehmen gestellt: Wo denn das Eiweiß nun wirklich herkommt? Meine Überlegungen haben offenbar etwas bewirkt. Apropos „umstrittene Lebensmittel“ – essen Sie Fleisch? Ja. Ich habe aber auch mit verschiedenen Partnern mehrere vegetarische Kochbücher gemacht. Mit diesen Büchern wollte ich eine wichtige Frage beantworten: „Wenn ich jetzt weniger Fleisch essen soll, was soll ich denn dann essen?“ Vom strikten Vegetarismus halte ich nämlich gar nichts. Was sagen Sie dazu, dass fast schon jeder Spitzenkoch seinen eigenen Garten hinterm Restaurant hat, weil es am Markt angeblich kein Topgemüse mehr gibt? Na ja, das ist eine wertende Frage. Ich fände es grundsätzlich ideal, wenn das so wäre. Das sollte die Voraussetzung sein. Früher hatte ein Wirtshaus meist eine Fleischerei dabei, und die Landwirtschaft. Anders kann man ja nicht wirklich transparent produzieren. Dieses ständige Suggerieren: „Wir tun eh regional. Bei uns ist eh alles Bio, auch wenn wir`s nicht draufschreiben“ – das geht mir furchtbar auf die Nerven. Ich halte das wirklich für ein großes Problem, weil in der Gastronomie einfach – ich sage sicherheitshalber „Lügen“ – völlig problemlos möglich sind und auch nicht geahndet werden.
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Im Gespräch
Ist die Gastronomie der Graubereich in der heimischen Lebensmittelbranche? Das ist ein riesiger Graubereich. Was man freilich nicht laut sagen darf. Sonst ist man ein Nestbeschmutzer. Wo der Koch doch so gut kocht, dann wird er schon auch gute Produkte verwenden. Aber was sind schon gescheite Produkte in der Gastronomie? Gut heißt da noch lange nicht, dass die Tiere ordentlich behandelt wurden, dass irgendjemand darauf geachtet hat, wie es dem Boden geht, auf dem das Gemüse gewachsen ist. Apropos kochen: Wenn es nach den Verkaufszahlen von Kochbüchern geht, müssten ja lauter Jamie Olivers in Österreichs Haushalten am Herd stehen… Natürlich ist das nicht der Fall. Die Menschen kochen nicht besser, nur weil sie viele Kochbücher besitzen. Das Kochenkönnen hängt ja nicht von Büchern ab, sondern davon, ob ich es irgendwann einmal mitgekriegt oder gelernt habe. Das ist übrigens eine meiner wichtigsten Forderungen - Kinder sollen von Anfang an kochen lernen. Nicht Ernährungslehre! Kein Mensch braucht zu wissen, ob in einer idealen – angeblich idealen Ernährung – 55 % Kohlenhydrate sind. Das ist völlig irrelevant. Wichtig ist der Umgang mit den Lebensmitteln, diese transformieren zu können, und zwar vom Garten oder vom Feld weg. Dass ich die Erdäpfel vom Garten hole, sie wasche und dann damit etwas mache, was mir schmeckt. Das heißt für mich Ernährungssouveränität! Gebacken wird rund um die Weihnachtszeit auch jede Menge. Ist da bei Ihnen heimischer Bio-Zucker angesagt? Selbstverständlich. In Österreich gibt es eine Kultur des Rübenanbaus und seit einigen Jahren auch einen verstärkten Bio-Zuckerrübenanbau. Ich weiß schon, dass die Preise viel höher sind als beim konventionellen Zucker – aber ich halte
nichts davon, Zucker um den Erdball zu schippern, das ist völlig absurd. Haben Sie sich schon einmal auf die Spuren des österreichischen Bio-Zuckers begeben? Ich war bei einem Weinviertler Bio-Rübenbauern bei der Ernte dabei. Ich bin dann mit den Rüben nach Hrusovany gefahren, dem Verarbeitungswerk der Agrana in Tschechien. Dann ging’s zurück nach Tulln zur Abfüllung und Abpackung. Und das alles wegen eines raffinierten Zuckers? Freilich kann man jetzt per se kritisieren, dass das raffinierter Zucker ist. Also reiner Zucker ohne Mehrwert. Aber muss man bei einem Vanillekipferl außer dem Geschmack und einer Kindheitserinnerung auch einen Mehrwert haben? Es reicht doch, dass ich die bestmöglichen Zutaten für das beste Rezept verwende. Also Bio und das Rezept von meiner Oma, eh klar. Sie deklarieren sich als 100 % Bio – wie viele konventionelle Lebensmittel verbergen sich in Ihrem Kühlschrank? Wollen Sie mich provozieren? Wollen Sie nachschauen? Alles was ich einkaufe ist Bio. Hundertprozentig? Also im Ausland kaufe ich ausnahmsweise traditionelle Lebensmittel, auch wenn sie nicht Bio sind. Weil’s mich interessiert, falls zum Beispiel jemand aus einer regionalen Roggensorte ein Knäckebrot macht. Da möchte ich wissen, wie’s schmeckt. Was ich nicht tun würde, ist, konventionelle Fleischprodukte zu kaufen. Grundsätzlich ist bei mir aber alles Bio, mit den ganz wenigen Ausnahmen. Danke für das Gespräch! Wilfried Oschischnig und Reinhard Geßl
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Richard Schweger erzeugt mit Noan Bio-Qualit채t f체r den guten Zweck
Bio-Wissen
Der soziale Olivenhain Richard Schweger hat sich ganz dem Öl verschrieben. Ölmagnaten schaffen es mit ihren Geschäften eher selten in eine Bio-Zeitschrift. Die Geschichte zu seinem neuen Ölreichtum ist allerdings so gut, dass sie hier unbedingt erzählt werden muss.
Es ist eine Geschichte, die gut und gerne in jedem renommierten Wirtschaftsmagazin erschienen sein könnte. „Ein junger Österreicher führt als Miteigentümer eine IT-Firma an die Weltspitze und verkauft – wenige Wochen vor Beginn der Wirtschaftskrise – die letzte Tranche des damals mit 100 Millionen Dollar bewerteten Startups. Sein plötzlich vorhandenes Vermögen investiert er in eine Ölquelle.“ An diesem Punkt würden die Wirtschaftsmagazine aussteigen, denn Richard Schweger kaufte sich keine Erdölquelle, sondern ein wenig karges Land auf der griechischen Halbinsel Pillion, um dort Olivenbäume zu kultivieren und hochwertigstes Bio-Olivenöl zu ernten. „Ja, meine Frau und ich hatten viel Glück in unserem Leben“, erzählt der Mittvierziger gerne. „Uns war und ist es wichtig, davon etwas zurück zu geben.“ In Griechenland fanden sie zum ältesten Kulturbaum der Erde, zum Olivenbaum. Er inspirierte sie und wurde zur Grundlage ihres zukunftsorientierten Projekts, bei dem bedürftige Kinder die Nutznießer der Erlöse aus dem Olivenölverkauf sind. Die Anfangsbuchstaben der beiden Schweger-Kinder, Noah und Anouk, gaben dem ganzheitlichen Charity-Projekt den Namen: Noan. Die Produktphilosophie von Noan strebt nach höchster Qualität und basiert auf einfachen und klaren Regeln: strikte Einhaltung biologischer Grundprinzipien bei Anbau und Kultivierung, Sorte und Reinheit der Produkte, exakte Ernte zum optimalen Reifezeitpunkt, schonende Verarbeitung der Oliven unmittelbar nach der Ernte sowie optimale Lagerung. Und in der Tat, zeigen exzellente Verkostungsergebnisse den Erfolg des eingeschlagenen Perfektionsanspruchs. In Griechenland hegen und pflegen derzeit 30 Bio-Bauern rund 50 000 Olivenbäume in Hainkultur. Die davon gewonnenen etwa 11 000 Liter Olivenöl gibt es im Naturkostfachhandel
in chicen weißen Aludosen als „Noan pure“ zu kaufen. Das deutlich intensiver schmeckende italienische „Noan Intenso“ kommt schwarz „bedost“ daher und stammt von einem Familienbetrieb in Latium nahe Rom. Seit November gibt es als Ergänzung einen ganz vorzüglichen, acht Jahre im Holzfass gereiften Balsam-Apfelessig zu kaufen. Noan unterstützt mit seinen exquisiten Bio-Lebensmitteln nicht nur genussfreudige Menschen, sondern spendet darüber hinaus mehrfach Gutes. Mit dem Anbau, der Pflege und der Verarbeitung der Oliven(bäume) werden eine ganze Region gefördert und die dort lebenden Bio-Bauern über fixe Abnahmen ihrer Ernte, Bezahlung fairer Preise und laufende Schulungen langfristig unterstützt. Darüber hinaus fließen garantierte zehn Prozent des Umsatzes sowie der gesamte Reinerlös von Noan Jahr für Jahr in nachhaltige Ausbildungsprojekte für Kinder und Jugendliche. Projekte und geleistete Beiträge sind über die Website stets vorbildlich transparent dargestellt. Noan-Lebensmittel haben einen stolzen Preis. Den sollten wir oft und gerne bezahlen, weil je mehr wir kaufen, desto reicher wird der (Oliven-)Ölscheich Richard Schweger. Und darüber sollten wir uns aufrichtig freuen, schlussendlich wird dieser Reichtum fair verteilt. Reinhard Geßl
Zahlen und Fakten Betrieb und Kinderbildungsprojekt: Noan GmbH, Richard und Margit Schweger, Wien; Bezugsquellen z. B. Flagshipcollage, Cobenzlgasse 4, 1190 Wien; Onlineshop und Kinderhilfe: www.noanoliveoil.com Info: - Der früheste Anbau von Olivenbäumen zur Ölgewinnung wird in Kreta in der Zeit um 3500 vor Christus vermutet. - Olivenöl ist mit rund 3,4 Millionen Tonnen Welternte das achtwichtigste pflanzliche Öl. Davon stammen etwa 70 % aus der EU. Die EU-Produktion führt Spanien mit Abstand an. - Natives Olivenöl extra (Extra vergine) entspricht der höchsten Qualitätsstufe und stammt aus schonender erster Kaltpressung oder -extraktion. Der Säuregehalt liegt unter 0,8 %.
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Foto: BMF/Simon Kälin
Rainer Weißhaidinger mit Panai Tevai, Visionär und „Geschichtenerzähler“ der Penan
Bio-Wissen
Penan Peace Park statt Palmöl Palmöl wird aus der Ölpalme gewonnen und in Nahrungsmitteln, als Treibstoff sowie in der chemischen und kosmetischen Industrie verwendet. Die Produktionsmenge steigt rasant – mit massiven negativen Auswirkungen.
Malaysia deckt einen großen Teil der weltweiten Palmölproduktion. Der Bundesstaat Sarawak ist von der damit verbundenen industriellen Abholzung besonders betroffen. Vor allem die indigene Bevölkerung, unter ihnen die Penan, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein Leben als nomadische Jäger und Sammler führten, leiden seit Jahrzehnten unter der massiven Abholzung der Regenwälder und der Zerstörung ihrer traditionellen Kultur. Auch wenn der Großteil von ihnen mittlerweile sesshaft wurde und Landwirtschaft betreibt, ist der Wald immer noch überlebenswichtige Ressource, die durch Abholzung, Anlage von Plantagen und Realisierung riesiger Staudammprojekte bedroht ist. „Ganz Sarawak ist in Abholzungskonzessionen aufgeteilt. War man früher vor allem an den wertvollen Hölzern interessiert, geht es heute hauptsächlich um die Anlage von Plantagen“, erzählt Rainer Weißhaidinger vom FiBL Österreich. Er weiß, wovon er spricht. Als ehemaliger Mitarbeiter des Bruno Manser Fonds (BMF), einer Schweizer Umwelt- und MenschenrechtsNGO, war er immer wieder bei den Penan und arbeitete unter anderem am „Community Mapping“. Dabei ging es um eine kulturelle und historische Dokumentation der Penan-Gemeinden, um zu beweisen, dass es sich bei den von Plantagenfirmen und Regierung beanspruchten Flächen um traditionelles PenanLand handelt. Letztere spricht den Indigenen nach wie vor jegliches Recht auf Land ab, mit der Begründung, ihr traditionelles Jagen und Sammeln entspreche keiner Landnutzung im herkömmlichen Sinn. Unterstützt vom BMF versuchen die Penan seit Jahren die Zerstörung mittels friedlicher Blockaden zu verhindern – mit bisher bescheidenem Erfolg. Auch das Einklagen von Landrechten gestaltet sich schwierig – die Regierung verzögert die Bearbeitung der Klagen über Jahre. Doch die Penan lassen nicht locker und setzen weiterhin auf Eigeninitiative. Bei einem großen Häuptlingstreffen 2009, bei dem auch
Weißhaidinger zu Gast war, wurde die Idee zur Gründung eines Kultur- und Naturschutzparks geboren, um so ihr Land vor weiterer Ausbeutung zu schützen. Auch wenn sich die Regierung bis heute weigert den Park anzuerkennen, wurde der Penan Peace Park 2010 „eröffnet“. Und auch in den eigenen Reihen werden die Penan aktiv und suchen nach Alternativen zu dem von ihnen praktizierten Wanderfeldbau, bei dem häufig neue Flächen gerodet und abgebrannt werden. Gemeinsam mit FiBL Österreich und dem BMF starten sie nun ein Pilotprojekt im Penan Peace Park mit dem Ziel, unter Einbeziehung von lokalem Wissen nachhaltige Landwirtschaft und Ressourcennutzung bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensbedingungen zu realisieren. Neben der Förderung des Nassreisanbaus, der nicht nur gute Erträge verspricht, sondern auch weit weniger Fläche beansprucht als die bisherige Brandrodungspraxis, soll auch der verbreitete Hangreisanbau verbessert und der Boden vor Erosion geschützt werden. Rainer Weißhaidinger wird diesen Prozess begleiten. Neben seiner Erfahrung ist sicher auch das Vertrauensverhältnis, das zwischen ihm und den Penan herrscht, eine wichtige Basis. Das zeigt sich auch in dem Spitznamen, den Weißhaidinger bekommen hat: „Babui“, Wildschwein, wird er genannt, ein für die Penan wichtiges und sehr geschätztes Tier. Nicht die schlechteste Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit! Elisabeth Klingbacher
Zahlen und Fakten Projekt: Sustainable Agriculture and Ressource Management in the Penan Peace Park. Projektkoordination: Dr. Rainer Weißhaidinger (FiBL Österreich) www.fibl.org. Info: nähere Infos zu den Penan und Sarawak unter www.bmf.ch und www.sarawakreport.org Info: - Borneos Wälder zählen mit etwa 15 000 Arten zu den artenreichsten der Welt. - In Sarawak sind nur mehr 5-10 % des Primärwaldes erhalten. - 60 % des 163 000 Hektar großen, von 18 Penan-Dörfern gegründeten Penan Peace Parks sind mit Primärregenwald bedeckt. - Die Regierung Sarawaks plant die Gesamtfläche der Palmöl plantagen bis 2020 auf 2 Millionen Hektar zu verdoppeln und weitere riesige Staudammprojekte zu realisieren.
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Der Ă–sterreicher Ralph Liebing unter nepalesischer Flagge
Bio-Wissen
Tea Time Abwarten und Tee trinken – eine Strategie, die durchaus ihre Berechtigung haben kann. Tee trinken kann aber auch bedeuten, Initiative zu ergreifen und Stellung zu beziehen. Nämlich dann, wenn ökologisch und sozial einwandfreie Ware in den Tassen dampft.
Es war Mitte der 90er Jahre, als es den deutschen Agrarökonomen Peter Effenberger nach Nepal verschlug, wo er gemeinsam mit seinem nepalesischen Kollegen Shyam Hada die erste Demeter-Farm des Landes gründete. Seit Anbeginn wird die Farm als Versuchs- und Ausbildungsbetrieb geführt und genau so lang sind auch faire Arbeits- und Vermarktungsbedingungen zentrales Thema der Initiative. Die deutsch-nepalesische Kooperation hat es sich zum Ziel gesetzt, zur Ökologisierung der Himalayaregion beizutragen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kleinbauern zu verbessern und Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Ihr Name: „OneWorld – a learning center“. Auf der 150 km westlich von Katmandu gelegenen Farm werden Bio-Kräuter angebaut bzw. in den Wäldern der Umgebung ökologisch nachhaltig gesammelt und zu Tees und Räucherstäbchen in Demeterqualität veredelt. Dies passiert in enger Kooperation mit den Chepangs, die zu den Ureinwohnern Nepals zählen. Die traditionell in Wäldern nomadisierenden Chepangs gehören zu den ärmsten Bevölkerungsgruppen des Landes. Zwanghaft sesshaft gemacht gelingt es ihnen kaum, auf den kleinen, von der Regierung zugeteilten Flächen die für den Eigenbedarf notwendigen Nahrungsmittel anzubauen. OneWorld bietet mittlerweile 600 Familien Arbeit und schult sie nicht nur in der ökologisch nachhaltigen Wildkräutersammlung, sondern auch in Techniken des biologischen Landbaus wie Kompostierung, Fruchtfolgegestaltung oder schonende Bodenbearbeitung. Damit wird neben dem Anbau wertvoller Bio-Kräuter zur weiteren Vermarktung auch eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und Ernährungssicherung der einzelnen Familien gewährleistet. Die ayurvedischen Kräuterteemischungen und Räucherstäbchen kommen unter dem Namen „Nepali Gardens“ auf den Markt. Auf der Suche nach Möglichkeiten zur Vermarktung traf Effenberger auf einen alten Bekannten und erfahrenen Kenner des österreichischen Bio-Naturkostfachhandels: Ralph Liebing.
Liebing, vom Projekt begeistert, brachte 2009 die ersten Tees nach Österreich und überzeugte Gerhard Zoubek vom Biohof Adamah von deren Qualität. Seitdem ist der Marchfelder Biobetrieb Exklusivimporteur von Nepali Gardens und für die Vermarktung in Europa verantwortlich. Liebing koordiniert das Projekt und gemeinsam arbeitet man in Österreich und Nepal engagiert an der Marktentwicklung und Sortimentserweiterung. Dazu gibt es schon konkrete Vorstellungen: Bald soll es den ersten Demeter Arabica Kaffee aus Nepal geben. „150.000 Kaffeepflanzen haben wir bereits ausgepflanzt, die erste Ernte steht in drei bis vier Jahren an“, freut sich Ralph Liebing über die geplante Sortimentserweiterung ebenso wie über die Zusammenarbeit mit der Kaffeerösterei Alt Wien, die die NeoKaffeebauern mit Know How unterstützt. Im Sommer 2013 hat auch die ADA (Austrian Development Agency) eine Förderung des Projekts für drei Jahre zugesagt. Das Projektgeld wird unter anderem dafür genutzt, Produkte zu entwickeln, die Vermarktung zu forcieren sowie die Infrastruktur vor Ort zu verbessern. Man kann sagen, es läuft gut für Nepali Gardens und damit auch für die beteiligten Chepang-Familien. Eine unterstützenswerte Initiative also. Für Teetrinker, die auf Qualität setzen und die Hände nicht in den Schoß legen! Elisabeth Klingbacher
Zahlen und Fakten Projekt: Entwicklung einer Wertschöpfungskette für Bio-Produkte aus Nepal. Projektleitung: Ralph Liebing (Biohof Adamah), DI Peter Effenberger (OneWorld). Info: Projektfläche: 400 Hektar ökologisch nachhaltige Wildsammlung und über 100 Hektar bio-dynamische Bewirtschaftung. Nepali Gardens gibt es im ausgewählten BioNaturkostfachhandel und unter www.adamah.at; nähere Infos unter www.oneworld-alc.org Info: - Nepal beheimatet 125 ethnische Gruppen mit fast ebenso vielen Sprachen. Es ist eines der 20 ärmsten Länder der Welt, 50 % der Kinder unter fünf Jahren sind chronisch unterernährt. - Für die indische Räucherstäbchen-Industrie werden unter Aus beutung nepalesischer Kleinbauern die Wälder der Himalaya region geplündert. Wertvolle und geschützte Pflanzen stehen aufgrund unkontrollierter Wildsammlung vor der Ausrottung.
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T(r)ipps für Seele und Magen
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Deutsche Eck-Punkte, kulinarisch
Hier geht es mir ums große Deutsche Eck, also jenen sich in die Länge ziehenden Autobahnabschnitt zwischen Salzburg und Kufstein. Diese Strecke ist absolut lähmend und wenig einladend. Eigentlich wäre die Fahrt in deutschen Gefilden lange genug, um sich zu stärken, einen Happen zu essen oder nur um zu schauen, was die Region kulinarisch so zu bieten
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hat. Dazu muss man eigentlich nur wissen, dass deutsche Autobahnraststätten noch um einiges schlimmer als ihre österreichischen Pendants sind. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, deutsche Raststätten gehören zum schlimmsten, was einem kulinarisch widerfahren kann. Also runter von der Autobahn. Weit muss man nicht fahren, um echte Perlen zu entdecken.
Anderlbauer Erste Station, Frasdorf. Hier empfiehlt es sich auch, von der Autobahn abzufahren. Kurz vor der Ortseinfahrt von Frasdorf kann man gleich der Hofkäserei und dem Bioladen vom Anderlbauern einen Besuch abstatten. Das Angebot
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Foto: Jürgen Schmücking
Wer auf Österreichs Autobahnen von Ost nach West will (ich meine in den Westen des Landes), muss durch deutsches Bundesgebiet. Dafür stehen traditionell zwei Routen zur Verfügung, die wir seit unserer Kindheit als großes und kleines Deutsches Eck kennen.
Tirol
T(r)ipps für Seele und Magen
umfasst Schaf-, Ziegen- und Kuhmilchkäse. Der Schafkäse ist absolut grandios. Vor allem der Schafsbrie ist eine unbedingte und dringende Empfehlung. Die großen Laibe sind von einer außergewöhnlich zarten Weißschimmelkultur überzogen und werden vom Johann Huber mit Kräutern, Pfeffer oder Schwarzkümmel verfeinert. Absolute Spitzenklasse, dieser Brie. Auch Frischkäsefetischisten kommen hier voll auf ihre Rechnung. Der saftige und blütenweiße Ziegenfrischkäse ist eine herbe Delikatesse. Zart schmelzend und fein einerseits, andererseits aber auch rustikal und burschikos. Bayrisch eben.
Treffpunkt Wein
Talerhof Bleibt noch eine Empfehlung fürs Schlafen. Wie aufgelegt bietet sich der Talerhof im nahen Samerberg an, ein Demeter-Hof mit Kühen für die Milchwirtschaft und zwei ausgesprochen gemütlichen Ferienwohnungen. Vor allem die Gewölbewohnung begeistert die Gäste. Viel Holz, überhaupt viel Naturmaterialen, ein Holzofen und eine wunderschöne Terrasse. Das sind nur ein paar Tipps rund um Frasdorf. Sie machen aber deutlich, dass man nicht schicksalhaft dem kulinarischen Grauen ausgeliefert ist. www.anderlbauer.de, www.treffpunktwein.info, www.talerhof.de Jürgen Schmücking
Fotos: www.anderlbauer-hofladen.de, Jürgen Schmücking (2)
In Daxa, ein paar Kilometer hinter Frasdorf befindet sich dann auf der rechten Seite der „Treffpunkt Wein“ von Brigitte Wüstinger. Unübersehbar mit großer Holzskulptur vorm Haus, Flasche in der linken, Glas in der rechten Hand. Mittlerweile ist der Treffpunkt Wein zu einem Hotspot für Bioweine in Südbayern avanciert. Die Auswahl an österreichischen, deutschen und italienischen Weinen ist enorm. Vor dem Haus gibt es zwei kleine Terrassen, auf denen man stets extrem guten Kaffee und immer wieder kulinarische Schmankerln aus der Gegend genießen kann. Es soll schon vorgekommen sein, dass kurz geplante Rast-Aufenthalte etwas länger als geplant ausgefallen sind. Treffpunkt Wein-Stammgast ist übrigens Holger Hagen, ein Bayer, der sich mit Freunden in der Südsteiermark niedergelassen hat und dort mit sensationellen Bio-Weinen Furore macht. Abends gibt es immer wieder spezielle Angebote. Mit viel Glück kommen Steckerlfische auf den Grill. Die Qualität der Räuber ist außergewöhnlich, die Würzung erfolgt mit Maß und unterstreicht den nussigen Ton im Fleisch. Und das Grillen selbst beherrschen die Wüstingers virtuos.
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Bio-Fibel 4/2013
Guter Geschmack
Eine Fahrt ins Blaue Essig und Öl sind eine Grundlage jeder Küche. Aus den beiden Ingredienzien eine Marinade zu machen, sollte man fast noch früher lernen als Radfahren. Im echten Leben lernen wir allerdings zuerst Radfahren und dann erst – wenn überhaupt noch – Essig und Öl ins richtige Verhältnis zu bringen.
Beim Tasting_forum Essig + Öl im September 2013 begaben wir uns gemeinsam mit über 70 Interessierten auf die Suche nach den Guten in der Bio-Öl- und -Essigbranche. Den Anfang des Verkostungsreigens bildete eine handverlesene Auswahl an fruchtigen Winzeressigen. Amadeus Löw, in Italien staatlich geprüfter Olivenölverkoster, führte in einem großen Bogen in die Geschmackvielfalt italie-
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nischer und griechischer Olivenöle, aber auch in die Vielfalt an Geschmacks- und Geruchsfehlern billiger Öle. Den Abschluss bildete die Verkostung heimischer Lein- und Leindotteröle. Barbara Klein von der Fandler Ölmühle brachte nicht nur klassisches Leinöl, Leinölcuvees und Leindotteröl mit, sondern auch ein speziell für diesen Abend vom Pressmeister hergestelltes, warmgepresstes Leinöl. Früher einmal waren die zartblau blühenden Leinfelder so zahlreich und landschaftsprägend, dass die betuchten Städter an den Wochenenden beschaulich „ins Blaue“ fuhren. Der Anbau von Lein – sowohl als Öl- als auch als Faserpflanze (Flachs) – florierte in Österreich besonders im 16. und 17. Jahrhundert vor allem im Mühlviertel, aber auch im Großraum Wien. Es ist kaum zu glauben, dass dieses Öl, das damals in aller Munde war, mit der Industrialisierung der Land- und Textilwirtschaft fast in Vergessenheit geraten ist.
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Guter Geschmack
Lein lässt sich schon bei einer niedrigen Temperatur von 35°C im klassischen Stempelpressverfahren pressen. Dieser Umstand führt auch zur kurzen Haltbarkeit des Öls. Der Gehalt an wertvollen Omega3-Fettsäuren liegt zehnmal höher als der des hochgelobten Fischöls. Zudem übersteigt der Anteil der Omega-3-Fettsäuren den der Omega-6-Fettsäuren mit einem Verhältnis von 1:4 bei Weitem. Das kaltgepresste Leinöl eignet sich ideal für die kalte Küche. Das Öl ist gesund, das steht außer Zweifel. Dass es hingegen frischen Gartensalaten oder gedünstetem Gemüse eine herrlich frisch-nussige, heuige Note und eine Finesse verleiht, die selbst die ärgsten Zweifler zu überzeugten Grünzeugtigern werden lässt, ist für viele neu. Kaltgepresstes Leinsamenöl muss im Kühlschrank gelagert und schnell verbraucht werden. Bei dem Geschmack sollte das aber ohnehin kein Problem sein.
Warm gepresstes Leinöl Da der gesundheitliche Wert des Öls bei der Erwärmung sinkt, ging in den Ölmühlen das Wissen um die Warmpressung fast schon verloren. Dementsprechend ist heute warm gepresstes Leinöl eine Rarität. Peter Schloffer, seit 30 Jahren an den Fandler-Ölpressen, holte sein altes Wissen wieder hervor und zauberte für diesen Verkostungsabend ein wunderbares Verkostungsprodukt hervor. Das warmgepresste Leinöl präsentierte sich deutlich nussig mit leichten Röstaromen, dafür waren die typisch zarten
Bitternoten kaum noch wahrnehmbar. Der Gesamteindruck war elegant und fast schon weich. Es ist zu hoffen, dass das warmgepresste Leinöl bald regulär gekauft werden kann, denn es wäre eine wohltuende Bereicherung für unseren Gaumen.
Leindotter (Camelina) Es gibt eine Menge Unterschiede zwischen Leinöl und Leindotteröl. Um diese Unterschiede klar zu kommunizieren, vermarktet die Ölmühle Fandler das Leindotteröl auch unter dem sanft klingenden, lateinischen Namen der Pflanze: Camelina. Die zarten Halme der Camelina wachsen heute vorwiegend in Mischkulturen. Der Name kommt wahrscheinlich daher, dass diese gelb blühende Pflanze – die als Kreuzblütler mit den Leingewächsen nicht verwandt ist – als Beikraut gelbe Punkte im blau blühenden Flachsfeld hinterließ. Die Zusammensetzung der Fettsäuren ist ähnlich gesund wie beim Leinöl. Leindotteröl leuchtet jedoch farblich noch intensiver, schmeckt feingliedriger, eleganter mit deutlich grünen Noten. Auch nach dem Ende des offiziellen Teils wurde bei diesem Tasting_forum hitzig über die Vorteile des einen oder des anderen Öls weiterdiskutiert. Dabei zeigte sich, dass auch in der Küche jeder Ölwechsel gut überlegt sein muss. Ein persönliches Lieblingsöl lässt man sich auch vom gestrengen Oleologen und seinem geschulten Gaumen nicht so leicht ranzig reden. In leichter Abwandlung einer Fernsehwerbung aus der Kindheit darf es auch weiterhin heißen: „Öle gibt es viele, aber nur eine Bio-Qualität!“ Reinhard Geßl und Jürgen Schmücking
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Fotos: Ölmühle Fandler
Kalt gepresstes Leinöl
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Kein Scherz: Welternährungspreis für Monsanto
Am 30. Oktober 2013 starb einer der Gründerväter der organisch-biologischen Landwirtschaft Österreichs. Martin Ganitzer war kein Bauer, sondern Kriminalinspektor. Über seinen 350 m² großen Hausgarten, den er zur Ernährung seiner fünf Kinder angelegt hatte, und die Landwirtschaftslehrerin Minna Schnürer fand er zum Schweizer Biopionierehepaar Müller. Die Biologische Wirtschaftsweise und die Müllers faszinierten ihn so sehr, dass er nicht nur die rechte Hand Müllers in Österreich wurde, sondern über zahlreiche Studienfahrten und Vorträge die Methode ganz wesentlich nach Österreich brachte. Er engagierte sich in der Linzer Förderungsgemeinschaft für gesundes Bauerntum. 1962 schrieb er dort die organisch-biologische Methode Müllers als Vereinsziel fest. Dies war der Beginn der organisierten österreichischen Bio-Bewegung. Mit dem Tod Ganitzers verlor der Biolandbau sowohl einen Zeitzeugen als auch einen großen, bescheidenen Brückenbauer. Quelle: Helga Wagner, Förderungsgem. für gesundes Bauerntum
Foto: Privat
Martin Ganitzer: 1916-2013
Er wird als „Oscar der Lebensmittelbranche“ oder „Nobelpreis für Landwirtschaft“ bezeichnet: Der World Food Prize. Dieses Jahr ging er an drei Forscher, die im Auftrag von Agromultis wie Monsanto und Syngenta genmanipuliertes Saatgut entwickeln. Die mit 250.000 Dollar dotierte Auszeichnung, die als wichtigste Ehrung für die Verbesserung der weltweiten Lebensmittelversorgung gilt, geht somit erstmals an Entwickler gentechnisch veränderter Nutzpflanzen. Frühere Preisträger kritisieren die Entscheidung scharf. Mehr als 80 Träger des Alternativen Nobelpreises und Mitglieder des Zukunftsnetzwerks „World Future Councils“ reagierten mit einer empörten Protestnote auf den Juryspruch. Der Preis würde damit sein Ziel einer nachhaltigen Nahrungsversorgung für alle Menschen verraten. Pikantes Detail: Monsanto steht auch auf der Sponsorenliste des Preises.
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Quelle: www.soel.de ek
Je nachdem zu welchem Typ der Mensch zählt, braucht sein Körper für den Ausgleich etwas anderes. Die vier neuen Tees von Sonnentor kombinieren das alte Kräuterwissen der Hildegard von Bingen mit einer innovativen Rezeptur und helfen so, die Balance herzustellen. Starker Wille, Freier Geist, Ruhige Seele und Sicherer Halt bringen zu Ruhe, Freiheit, Willenskraft und Beständigkeit. DaBio-Fibel wächst4/2013 die Freude. www.sonnentor.com — 18 —
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Mehr Bioflächen für das Klima
Glyphosat in dänischen Kühen
Bioflächen emittieren weniger Lachgas und nehmen mehr Methan aus der Atmos phäre auf als konventionell bewirtschaftete Flächen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Expertenteam des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) und der Universität Hohenheim. Ihre Analyse zahlreicher international erschienener Studien hat ergeben, dass die Emissionen von Bioflächen pro Hektar und Jahr rund 490 kg CO2-Äquivalente unter denjenigen konventioneller Felder liegen. Ertragsbezogen sind die bodenbürtigen Lachgasemissionen unter Bio-Bewirtschaftung allerdings höher als unter konventioneller Nutzung (für einen Ausgleich bräuchte es eine Bio-Ertragssteigerung von neun Prozent). In der vorliegenden Studie wurden jedoch nur die Emissionen der Agrarflächen erfasst und nicht solche, die zum Beispiel bei der Düngerproduktion entstehen. Das positive Abschneiden des Biolandbaus sehen die Studien autoren vor allem in der besonderen Qualität der Bioböden, während die höheren Lachgasemissionen in der konventionellen Landwirtschaft vor allem auf hohe Stickstoffgaben zurückzuführen sind. Es bedarf aber weiterer Forschung besonders im internationalen Kontext, um die vorliegenden Aussagen zu untermauern, landwirtschaftliche Bewirtschaftungssysteme hinsichtlich ihrer Treibhausgasemissionen zu optimieren und gewonnene Erkenntnisse auf unterschiedliche Böden, Regionen und Anbausysteme zu übertragen.
Wissenschaftler der Universität Leipzig haben im Urin von 240 Milchkühen aus konventionellen Ställen in Dänemark Glyphosat nachgewiesen. Dieses Totalherbizid wird unter dem Namen Roundup vor allem bei genmanipulierten, herbizidresistenten Mais- und Sojapflanzen – aber auch auf konventionellen Getreidefeldern – großflächig eingesetzt. Die Forscher nahmen Proben von je 30 Kühen aus acht Ställen und stellten fest: alle Kühe schieden Glyphosat aus. Die toxische Wirkung auf den Stoffwechsel der Milchkühe wurde eindeutig attestiert. Die Tiere zeigten zudem erhöhte Werte bestimmter Enzyme im Blutserum woraus die Wissenschafter schlossen, dass durch Glyphosat Leberund Muskelzellen geschädigt werden könnten. Ein weiteres Ergebnis: Bei allen Tieren lagen die Durchschnittswerte der lebensnotwendigen Spurenelemente Mangan und Kobalt weit unter dem Referenzwert. Die Experten vermuten, dass auch das mit dem Glyphosat zu tun hat. Das vor allem von Monsanto vertriebene Herbizid bindet die Elemente und verhindert, dass Pflanzen ausreichend damit versorgt werden. Offenbar betrifft das jedoch auch die Tiere, die mit Glyphosat behandelte Futtermittel fressen. Andere Untersuchungen stellten Glyphosatrückstände auch im menschlichen Urin fest. Nicht nur bei Landwirten, die die Chemikalie einsetzen, sondern auch bei Konsumenten: Das Herbizid war im Urin zahlreicher Großstadtbewohner in Europa gefunden worden. Auch hier könnte die Nahrung der Grund für die Belastung sein: In Deutschland fand das Magazin Öko-Test Glyphosat in acht von zehn untersuchten Broten.
Quelle: www.fibl.org ek
Quelle: www.keine-gentechnik.de, www.soel.de ek
Impressum Bio-Fibel – Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft: Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Freiland Verband für ökologisch-tiergerechte Nutztierhaltung und gesunde Ernährung; Doblhoffgasse 7/10, 1010 Wien; Fon 01/4088809; Fax 01/9076313-20; e-mail: office@freiland.or.at; net www.freiland.or.at; DVR-Nummer 0563943; Chefredakteur: Dipl.-Ing. Reinhard Geßl (rg), Leiterin der Redaktion: Dipl.-Ing. Elisabeth Klingbacher (ek); Mitarbeit: Wilfried Oschischnig (wo), Jürgen Schmücking (js); Redaktion: Forschungs institut für biologischen Landbau (FiBL Österreich), Doblhoffgasse 7/10, 1010 Wien; Fon: 01/9076313-0, net: www.fibl.org/de/oesterreich. Online-Ausgabe: www.issuu.com/freiland/docs/ Alle nicht anders gekennzeichneten Fotos: Geßl & Wlcek OG; Druck: gugler GmbH Melk; Layout: Geßl & Wlcek OG. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers entsprechen. FREILAND-Spendenkonto: Erste Bank, BLZ 20111, Ktnr. 08210993; Verbreitung: 10 000 Stück. Hinweis: Eine geschlechtergerechte Formulierung ist uns in der Bio-Fibel ein großes Anliegen. Da wir gleichzeitig eine gut lesbare Zeitschrift herausgeben wollen, haben wir uns entschieden, keine geschlechtsneutralen Begriffe zu verwenden, sondern alternierend entweder nur weibliche oder nur männliche Bezeichnungen. Wir sind uns dessen bewusst, dass diese Generalklausel einer geschlechtergerechten Formulierung nicht ganz entspricht, wir denken aber, dass die gewählte Form ein Beitrag zur publizistischen Weiterentwicklung für mehr sprachliche Präsenz weiblicher Begriffe sein kann.
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Die Frischen Fritzen sind drei fesche, junge Unternehmer typen. Grün bebrillt und stets gut drauf. Und mit einer Geschäftsi dee am Bio-Markt, die schon sowas von überfällig war. Frische ready-to-eat Müslis, direkt an den Schreibtisch geliefert. Die Müslis heißen Power- oder Knusperschub, sehen überwältigend gut aus und garantieren gesunden Genuss am Arbeitsplatz. Bio sowieso. Jetzt haben die drei Wieselburger Studenten Florian Bertich, Alberto Nodale und Julia Ramsmaier, die im Sommer die Frischen Fritzen gründeten, auch noch die Bestätigung, dass ihr Businessplan ein ganz großartiger ist: Sieg beim „i2B“-Businessplan-Wettbewerb, Österreichs größtem Bewerb dieser Art. Herzlichen Glückwunsch und weiter so. Der Bio-Markt braucht Euch! www.frischefritzen.at
Wenn es um Bio im/beim Wein geht, ist Frankreich ganz vorne dabei. Ganze Regionen haben sich da der Idee verschrieben. Im rustikalen Burgund ist Bioweinbau schon länger eine Selbstverständlichkeit. Im Elsass sieht es nicht viel anders aus. Als erstaunlich resistent hat sich dagegen das noble Bordeaux bis jetzt präsentiert. Aber die konventionelle Fassade bröckelt. Zuerst stellten einige Châteaux im Sauternes auf bio um, jetzt kommen langsam die ersten gewichtigen Betriebe in Pauillac. Château Pontet Canet ist mittlerweile ein zertifizierter biodynamischer Betrieb mit beachtlicher Fläche. Pferde im Weingarten, Steinzeug im Keller – und die Geschichte ist perfekt. 2009 und 2010 wurden die Weine von Robert Parker dann noch mit 100 Punkten bedacht und begründeten einen Hype, der seinesgleichen sucht. 2011 und 2012 sind vorab bestellbar.
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www.pontet-canet.com js
GUTES ÖL IST EINE FACETTE VON GLÜCK. Seit 1926 arbeiten wir daran, Ölfrüchte, Kerne und Saaten in außergewöhnliche, wertvolle Öle zu verwandeln. Im klassischen Stempelpressverfahren entstehen 100% sortenreine Öle, die weder gefiltert noch raffiniert werden und natürlich keinerlei Zusatzstoffe enthalten. Ihr zarter, sinnlicher Duft und ihr unverfälschter, intensiver Geschmack spiegeln das Wesen der Frucht wider. Jedes für sich EIN TROPFEN VOLLKOMMENHEIT.
ÖLMÜHLE FANDLER, Prätis 1, 8225 Pöllau WWW.FANDLER.AT
Foto: Jürgen Schmücking
Château Pontet Canet ante bioportas Foto: Jürgen Schmücking
Die Frischen Fritzen heben ab
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Für die Fische: Insektenmehl
Lebensmittelknappheit und Klimawandel
Jährlich werden an Zucht fische in Aquakulturen rund 20 Millionen Tonnen ihrer wild lebenden Art genossen verfüttert, was die Überfischung in den Weltmeeren weiter verschärft. Die Verfütterung von Soja und Getreide bietet keine geeignete Alternative, da sie die Zuchtfische zu Nahrungskonkurrenten des Menschen macht. Vor diesem Hintergrund hat das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Schweiz) nun mit Unterstützung von Coop eine Option zur nachhaltigen Fischfütterung entwickelt und erfolgreich getestet: ein eiweißreiches Mehl aus den Larven einer Fliegenart. Genauer gesagt, das letzte Larvenstadium der Soldatenfliege (Hermetia illucens) scheint von der Zusammensetzung her geradezu ideal für die Fischfütterung. Durch die Verfütterung von Lebensmittelresten an die Fliegenlarven werden zudem wertvolle Inhaltsstoffe verwertet statt weggeworfen. Die Resultate der umfangreichen Versuche sind vielversprechend, die Zulassung von Insektenmehl für die Fischfütterung scheint EU-weit auf einem guten Weg: Die Wissenschafter rechnen 2014 mit einem positiven Bescheid.
Der Klimawandel wird in den kommenden Jahrz ehnten dramatische Folgen für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung haben. Davor warnen Wissenschaftler in einem Entwurf des noch unveröffentlichten zweiten Berichts des Weltklimarats (IPCC). Demnach könnte die weltweite Agrarproduktion bis Ende des 21. Jahrhunderts jedes Jahrzehnt um zwei Prozent sinken, während die Weltbevölkerung wächst und die Getreidenachfrage bis 2050 um etwa 14 Prozent pro Jahrzehnt steigt. Vor allem die Erträge von Mais, Weizen und Reis sind betroffen. Während bei einem Temperaturanstieg von 2°C Anpassungsmaßnahmen noch Erfolg versprechen, kann die Kluft zwischen der Agrarproduktion und der Nachfrage bei einer Erwärmung um 4°C in vielen Regionen auch durch Gegenmaßnahmen voraussichtlich nicht mehr ausgeglichen werden. Höchstwahrscheinlich wird der Klimawandel in ländlichen Gebieten die Verfügbarkeit von Wasser und Lebensmitteln sowie das Einkommen in der Landwirtschaft negativ beeinflussen – bei gleichzeitig steigenden Lebensmittelpreisen.
Quelle: www.fibl.org
Quelle: www.soel.de
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Für die gemeinsame Gestaltung der Zukunft der biologischen Landwirtschaft in Österreich trafen sich am 28.11.2013 an der Universität für Bodenkultur fast 100 interessierte Biobauern, Studierende sowie Forschende & Lehrende bei der Kickoff Netzwerk BIO. Ziel war es, Raum für Vernetzung und Austausch von Erfahrungen und Wissen zu schaffen, der im laufenden Tagesgeschäft leider meist viel zu knapp ausfällt. In Impulsvorträgen und zwei World Cafés wurden aktuelle Probleme, Wunschvorstellung und konkrete Lösungsansätze zur Vernetzung der österreichischen Bio-Personen angesprochen. Bei wunderbarem Gesprächsklima herrschte große Einigkeit, dass es viel mehr wertschätzende Zusammenarbeit braucht. Jeder will auch seinen Beitrag dazu leisten. In einem nächsten Schritt geht es jetzt darum konkret zu entwickeln, wann, wie und wo vernetzt werden kann. Eine finanzielle Dotierung würde der konkreten Vernetzungsarbeit sicherlich gut tun. Spender bitte melden! www.nas.boku.ac.at/netzwerkbio.html rg
Foto: Sebastian Wahlhütter
Bio vernetzt sich
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Haubensache Bio
Vom Boden essen Höchste Qualität beim Essen beginnt auf dem Feld, konkret beim fruchtbaren Boden. Die AMA Marketing GmbH und das FiBL Österreich luden deshalb Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Kunst ein, bei einem Genusssalon zu erleben, wie gut und vielfältig Boden schmecken kann.
Angelehnt an die vier Elemente Luft, Feuer, Wasser und Erde verbindet die Veranstaltungsreihe „Haubensache Bio – Ein exklusiver Kochsalon mit Wein- und Wissenschaftsbegleitung“ Bio-Küche auf höchstem Niveau mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen rund um die Biologische Landwirtschaft. Mitte Oktober 2013 stand die dritte Haubensache Bio unter dem Generalthema Erde. Die Tische wurden in der historischen Kammermeierei im wunderschönen Gartenambiente des Schlosses Schönbrunn festlich gedeckt. Christoph Fink, Christian Mezera und Viola Bachmayr-Heyda – das neue, hochgelobte Küchenteam im Anfang November eröffneten Joseph Bistro in Wien Mitte – ließen, unterstützt von Alexander Schönbichler, ihrer kulinarischen Kreativität freien Lauf. Pilze im Moos, Rotes Rübenketchup, Gravad Rindsbrust, Waldbodenconsommé, in Ton gebackener Zeller, geschmorte Schweinsrüssel, Erdmandel-Schokoerde, Zichorienkaffee mit süßen Steinen – dieser kleine Ausschnitt aus dem Genussfeuerwerk offenbart, wie direkt die Erde vom Teller lachen kann. Für die Wissenschaftsbegleitung sorgte das FiBL. Thomas Lindenthal zeigte in einer pointieren wissenschaftlichen Doppelconférence mit dem großen österreichischen Bodenforscher Winfried Blum, welch fundamentale Funktion der fruchtbare Boden für unser gedeihliches Leben auf diesem Planeten hat. Gemeinsamer Nenner der Wissenschafter war, dass in der Sicherung der Bodenfruchtbarkeit, welche Grundlage für Gesundheit, Ertragsfähigkeit und Qualität von Pflanze und Tier und somit auch für das menschliche Wohlergehen bildet, der Biolandbau seine großen Stärken hat. In einer Parallelverkostung eines Bodeneluats von zwei unterschiedlichen Standorten und den darauf gewachsenen Weinen offenbarte sich, dass sich – sehr zart, aber gut erkennbar – Geschmacksnoten des Bodens im Wein wiederfinden. In einem abschließenden Asselrennen ließen die sonst eher lichtscheuen Bodenzersetzer – kaum im Rampenlicht – fast schon so etwas wie Glamourpotenzial erkennen. Die zahlreichen Gäste verließen zu fortgeschrittener Stunde beglückt vom feinen Essen, genial ergänzenden Orange Wines, spannenden Geschichten der Produzenten diesen Kochsalon. Und es bleibt die frohe Kunde: in der Biolandwirtschaft kann man sehr gut vom Boden essen! Reinhard Geßl Weitere Infos: http://www.flickr.com/photos/105864147@N08/ sets/72157636684647926/
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