Zeitschrift KLASSE - 1/2015

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KLASSE DA S M AG A Z I N F Ăœ R S C H U L E I N S AC H S E N

Willkommen im Team! Generationenwechsel an Sachsens Schulen

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E D I TO R I A L /I N H A LT

Liebe Leserinnen und Leser,

Zum Jahresbeginn hat Ministerin Kurth die Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz übernommen. Damit hat erstmals seit der Wende eine sächsische Kultusministerin den Vorsitz inne.

im Koalitionsvertrag von CDU und SPD ist vorgesehen: »Wir ersetzen jede Lehrerin und jeden Lehrer, die aus dem Schuldienst ausscheiden, 1:1 und tragen dem Anstieg der Schülerzahlen, den deutlich gestiegenen Ausbildungsverpflichtungen der Schulen und dem erhöhten Bedarf für die schulische Inklusion angemessen Rechnung.« Der Generationenwechsel an unseren Schulen steht damit auf einem sicheren Fundament.

Ferientermine bis 2024 festgelegt Die Schulferien können beginnen: Bis zum Schuljahr 2023/2024 stehen die Ferientermine in Sachsen fest.

Das Kultusministerium hat die Ferientermine von 2017 bis 2024 für den Freistaat Sachsen bekannt gegeben. Während die Kultusministerkonferenz die langfristigen Termine für die Sommerferien bereits im Juni 2014 beschlossen hat, werden die übrigen Ferientermine – die sogenannten kleinen Ferien – von den jeweiligen Ländern selbst festgelegt. In Sachsen stehen mittlerweile die zweiwöchigen Herbst- und Winterferien sowie eine Woche Osterferien fest im Ferienkalender. Aufgrund der breiten Zustimmung wird an diesem

Rhythmus auch bis 2024 festgehalten. In allen Jahren ist zudem der Freitag nach Himmelfahrt ein Ferientag. Je nach Lage der feststehenden Feiertage ergeben sich pro Schuljahr ein bis zwei unterrichtsfreie Tage, deren Datum die Schulen selbst festlegen können. Da Sachsen am rollierenden System der Sommerferien innerhalb der Bundesrepublik teilnimmt und die Sommerferien teilweise bereits Ende Juni beginnen, gibt es in Sachsen grundsätzlich keine längeren Pfingstferien.

2017/2018

2018/2019

2019/2020

2020/2021

2021/2022

2022/2023

2023/2024

Herbstferien

02.10.–14.10.

08.10.–20.10.

14.10.–25.10.

19.10.–31.10.

18.10.–30.10.

17.10.–29.10.

02.10.–14.10.

Weihnachtsferien

23.12.17.–

22.12.18 –

21.12.19 –

23.12.20 –

23.12.21–

22.12.22 –

23.12.23 –

02.01.18

04.01.19

03.01.20

02.01.21

01.01.22

02.01.23

02.01.24

Winterferien

12.02.–23.02.

18.02.–02.03.

10.02.–22.02.

08.02.–20.02.

12.02.–26.02.

13.02–24.02.

12.02.–23.02.

Osterferien

29.03.–06.04.

19.04.–26.04.

10.04.–18.04.20

02.04.–10.04.

15.04.–23.04.

07.04.–15.04.

28.03.–05.04.

Pfingstferien

19.05.–22.05.

Sommerferien

02.07.–10.08.

08.07.–16.08.

20.07.–28.08.

26.07.–03.09.

18.07.–26.08.

10.07.–18.08.

20.06.–31.07.

unterrichtsfreie

30.10.17

31.05.19

22.05.20

14.05.21

27.05.22

19.05.23

30.10.23

Tage

11.05.18

frei bwgl. Tage

2 Tage

-

-

-

-

1 Tag

1 Tag

2 Tage

1 Tag

1 Tag

2 Tage

Alle Schulferien bis 2024 gibt es auch unter: www.schule.sachsen.de/ferien

Brunhild Kurth Sächsische Staatsministerin für Kultus

Aus dem Koalitionsvertrag – Seite 4 Aus Lehrersicht – Seite 5 Titelgeschichte – Seite 6

Generationenwechsel an Sachsens Schulen

Ein Tag in Bildern – Seite 10

Julia Börnicke, Kunstturnerin und Sportschülerin

»10 Aus Schülersicht – Seite 11

Nico Paul über seinen Schulalltag am Kolleg in Freiberg

Bericht: Der Schüler von heute – Seite 12

18.05.–21.05.

10.05.24

Eine gute Lehrerin, ein guter Lehrer zu sein, ist eine anspruchsvolle Tätigkeit. Für unseren Lehrernachwuchs ist es wichtig, dass er auf die Unterstützung und Erfahrung derer setzen kann, die schon länger dabei sind. Zugleich wünsche ich mir, dass die jungen Lehrerinnen und Lehrer Bewährtes auch anerkennen. Mit der richtigen Mischung aus Respekt, Anerkennung, Offenheit und Vertrauen wird der Generationenwechsel im Lehrerzimmer gelingen.

Inhalt Junglehrerin Susann Richter über ihren ersten Elternabend

Schuljahr

-

In den kommenden zehn Jahren geht die Hälfte der derzeit unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer in Ruhestand. In »Spitzenzeiten« müssen bis zu 1.700 Lehrer pro Schuljahr ersetzt werden. Wenn junge Lehrer neu und teilweise direkt von der Universität an eine Schule kommen, ist das für alle Beteiligten eine Herausforderung. In der Titelgeschichte »Willkommen im Team!« greifen wir den Generationenwechsel im Lehrerzimmer auf. Die KLASSE-Redaktion hat neu eingestellte Lehrerinnen und Lehrer gefragt, wie ihr Start verlief und welche Erfahrungen sie bereits sammeln konnten. Für ein erfülltes Berufsleben sind vor allem die ersten Jahre im Beruf wichtig und prägend. Deshalb haben wir für Nachwuchskräfte ein Coaching-Programm initiiert. Doch auch Schule muss auf die neuen Lehrer vorbereitet sein. Damit die Zusammenarbeit von Anfang an gelingt, gibt es Fortbildungsangebote zur Mentorentätigkeit.

Das Bild einer Schülergeneration

»06

Recht und Ordnung – Seite 14 Zur Informationspflicht der Schule Der KLASSE-Fragebogen – Seite 15 Anja Koebel, MDR-Moderatorin

IMPRESSUM Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Kultus (SMK), Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden |

Redaktion: Anja Niemke (V. i. S. d. P. ), Telefon: (0351)564 25 11, E-Mail: klasse @ smk.sachsen.de; Anikó Popella, Nicole Kirchner, Peter Stawowy, stawowy media | Mitarbeit in dieser Ausgabe: Anja Niemke, Annechristin Bonss, Beate Diederichs, Sebastian Martin, Thuy Nguyen, Caroline Vogt | Fotos: Ronald Bonss, Mike Hillebrand, Robert Reinhold (S. 12/13), Daniel Scholz, Monkey Business - Fotolia.com (S. 2), notkoo2008 - Fotolia.com (S. 15) | Gestaltung: stawowy media | Auflage: 40.000 Exemplare | Druck: Druckerei Vetters | Verteilerhinweis: Die Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.

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Sie können KLASSE kostenlos abonnieren. Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartner für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge für die kommenden Ausgaben der KLASSE ist das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: klasse@smk. sachsen.de (kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte Dokumente).

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AUS LEHRERSICHT KOALITI O NS V E RTR AG

AUS LEHRERSICHT

Sachsens Zukunft gestalten Am 10. November 2014 haben CDU und SPD den Koalitionsvertrag 2014–2019 unterschrieben. Die KLASSE-Redaktion zitiert auszugsweise aus dem Kapitel »Schulische Bildung«.

Durchlässigkeit, Abschlüsse, Schule im ländlichen Raum »Wir werden die Durchlässigkeit im zweigliedrigen sächsischen Schulsystem weiterentwickeln und die Anschlussfähigkeit der Oberschulen an die Gymnasien erhöhen. Wir werden dazu den Schulen vor Ort die Möglichkeit eröffnen, eigenverantwortlich von der Bildungsgangdifferenzierung abzuweichen. […] An der achtjährigen gymnasialen Ausbildung halten wir fest. […] Die Quote der Schüler ohne Abschluss wollen wir senken. Wir werden von der Verstetigung des produktiven Lernens bis hin zur Qualifizierung des für Förderschüler bestmöglichen Abschlusses entsprechende Maßnahmen auf den Weg bringen. […]

Möglichkeit haben, jahrgangsübergreifenden Unterricht einzuführen. […] Zur Sicherung der Unterrichtsversorgung im ländlichen Raum werden wir auch die Zusammenarbeit in Schulverbünden ermöglichen.

Schülerinnen und Schüler im ländlichen Raum haben auch in Zukunft die gleichen Bildungschancen wie Schülerinnen und Schüler in Ballungszentren. Wir werden in den Klassen Abweichungen von den Mindestschülerzahlen zulassen und entsprechende Regelungen für Grund- und Oberschulen im Schulgesetz verankern. Darüber hinaus sollen Grundschulen außerhalb der Mittel- und Oberzentren die

[…] Die Koalitionspartner werden für eine ausreichende Zahl qualifizierter Lehrkräfte an Berufsbildenden Schulen Sorge tragen und dazu auch neue Wege gehen. Die Berufsschulzentren werden wir zu eigenverantwortlichen Kompetenzzentren weiterentwickeln. […]

[…] Wir werden die Inklusion in den Schulen schrittweise und mit Augenmaß ermöglichen. […] Eine grundsätzliche Abschaffung der Förderschule in Sachsen schließen wir aus. […] Wir werden dafür sorgen, dass Schüler in der Grundschule die Schreibschrift in Form der Schulausgangsschrift lernen.

Wir werden geeignete Maßnahmen ergreifen, damit immer mehr junge Menschen

die Schule mit einem qualifizierten Abschluss verlassen können. Dazu bedarf es einer Verbesserung der individuellen Förderung und des Übergangsmanagements Schule–Ausbildung–Beruf sowie einer qualitativ hochwertigen und bedarfsgerechten Berufsberatung. Wir werden die Berufs- und Studienorientierung früher beginnen, sie sowohl an Gymnasien wie auch an Oberschulen dauerhaft etablieren, ihre Qualität erhöhen und die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern stärken. Wir werden das Schulgesetz auf Basis dieses Koalitionsvertrages novellieren. Ziel ist es, einen Entwurf im Jahr 2015 vorzulegen. […] Wir werden das Gesetz für Schulen in freier Trägerschaft novellieren. Dabei setzen wir die Entscheidung des Sächsischen Verfassungsgerichtshofs vom 15.11.2013 um. […] Wir setzen uns für länderübergreifende Abiturprüfungen in ganz Deutschland ein.«

Lehrkräfte und Lehrernachwuchs »Wir werden im Rahmen eines im Jahr 2015 vorzulegenden »Lehrerpersonalentwicklungskonzeptes 2020« die genauen Bedarfe ermitteln und für einen reibungslosen Generationenwechsel in den Schulen sorgen. […] Wir ersetzen jede Lehrerin und jeden Lehrer, die aus dem Schuldienst ausscheiden, 1:1 und tragen dem Anstieg der Schülerzahlen, den deutlich gestiegenen Ausbildungsverpflichtungen der Schulen und dem erhöhten Bedarf für die schulische Inklusion angemessen Rechnung. In dieser Legislaturperiode werden wir mindestens 6.100 neue Lehrerinnen und Lehrer unbefristet einstellen. Das Einstellungsverfahren werden wir transparenter und zügiger gestalten. Der Vertretungslehrerpool soll fortgeführt werden. Wir wollen

den Vertretungslehrern, die sich bewährt haben, eine berufliche Perspektive geben. Die Studienkapazitäten für Lehramtsstudien an sächsischen Universitäten und die Bereitstellung von rund 2.000 Plätzen im Vorbereitungsdienst werden wir auf diesem Niveau halten. Wir werden einen Teilzeit-Vorbereitungsdienst erproben. […]. Am Staatsexamen in Lehramtsstudiengängen werden wir festhalten. […] Um im Wettbewerb um Lehrerinnen und Lehrer zu bestehen und Nachwuchskräfte in allen Regionen Sachsens zu binden, werden wir attraktive Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen insbesondere auch im ländlichen Raum gestalten und Anreize wie das Sachsen-Stipendium einführen. Neben einer Verbesserung der Maßnahmen zur frühzei-

tigen Gewinnung von Lehrkräften für die ländlichen Regionen (bereits während Studium und Vorbereitungsdienst) prüfen wir weitere Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs in Sachsen. Wir prüfen die Erleichterung des Wechsels aus anderen Bundesländern. Im Sinne der besseren Planbarkeit an Schulen soll die Begrenzung der Laufzeit von Teilzeitverträgen auf ein Jahr zukünftig aufgehoben werden. Für Abordnungen sind ebenfalls längere Laufzeiten zu prüfen. Schulische Qualität entsteht vor Ort. Deshalb werden wir die pädagogische, die organisatorische und die personelle Eigenverantwortung der Schulen weiter stärken.«

Für den Koalitionsvertrag sind die Regierungsparteien zuständig. Den Vertrag finden Sie im Internet unter: www.sachsen.de/neueregierung2014.jsp

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»Ich war aufgeregt« Seit September arbeitet Susann Richter, 32, als Lehrerin der Klasse 1a an der 19. Grundschule »Am Jägerpark« in Dresden. Die Angst vor dem ersten Elternabend war zum Glück unbegründet. PROTOKOLL: BEATE DIEDERICHS, KLASSE-REDAKTION

»Vor meinem ersten Elternabend war ich sehr aufgeregt. Ich komme frisch von der Ausbildung und bin noch relativ jung. Deshalb fürchtete ich, die Eltern würden mich nicht ernst nehmen, weil ich kaum Erfahrung habe. Darum bereitete ich mich besonders gut vor. Mir gab Selbstvertrauen, dass ich im Referendariat die aktuellsten pädagogischen Kenntnisse erworben habe. Außerdem profitierte ich von den Tipps meiner erfahreneren Kollegin aus der Parallelklasse. Die Eltern meiner 20 Schüler begrüßten mich sehr freundlich. Ich hatte während des Elternabends nie das Gefühl, dass sie meine Kompetenz als Lehrer in Frage stellten. Da ich selbst einen kleinen Sohn habe, wussten sie auch: Ich kann viele ihrer Ängste nachvollziehen. Der Elternabend verlief dann entspannt. Am Anfang fürchtete ich zu langweilen oder etwas Wichtiges zu vergessen. Beides unbegründet. Es gab so viel zu bereden, dass ich mit einigen Eltern nach dem offiziellen Ende noch eine halbe Stunde auf dem Parkplatz zusammenstand. Viele Eltern sind bei Schulbeginn unsicher, vor allem, wenn das erste Kind in die Schu-

le kommt. Sie haben Angst, es könnte in der Gruppe nicht klarkommen oder den schulischen Anforderungen nicht gerecht werden. Da muss ich als Lehrer erst einmal beruhigen.

Meine Erfahrungen bisher zeigen: So wie es Elternhäuser gibt, mit denen man viel kommuniziert, gibt es auch einige wenige, die die Kooperation total verweigern. Dort bleibt nur, sich an das Jugendamt zu wenden, wenn Probleme mit den Kindern auftreten. Das Gegenteil, die sogenannten Helikopter-Eltern, ist mir persönlich noch kaum begegnet. Zugenommen haben meiner Meinung nach Auseinandersetzungen mit Eltern über die Leistungsmessung, vor allem, wenn es um die Bildungsempfehlung geht. Hier hilft nur eine für Schüler und Eltern transparente Leistungsbewertung, um Schwierigkeiten vorzubeugen.«

Nach diesen ersten Wochen weiß ich: Meine Elternschaft ist sehr engagiert und bereit, die Arbeit der Schule zu unterstützen. Wir Lehrer haben den Eltern gegenüber auch Pflichten: Mindestens einen Elternabend pro Halbjahr müssen wir durchführen. Dazu kommen zwei Elternsprechtage. Mit vielen Elternhäusern steht man als Lehrer so in ständigem Kontakt. Allgemeine Dinge, die alle oder einen Großteil der Schüler betreffen, kann man im Elternabend absprechen. Privateres und Individuelleres beim persönlichen Termin. Vor dem ersten Elternabend habe ich überlegt, was ich über mich selbst preisgeben sollte. Ich fand es okay zu sagen, dass ich Mutter bin und verheiratet. Doch ich würde mich beispielsweise mit Eltern nicht duzen. Wenn sie mich kontaktieren wollen, nutzen sie meine E-Mail-Adresse. Weiterbildungsangebote Meine Handy»Von der Elternarbeit zu Bildungs- und nummer hat nur die Erziehungspartnerschaften.« Elternsprecherin. Mit (mehr) Eltern bessere Schule machen. GelinDas funktioniert gut.gensbedingungen für Bildungs- und Erziehungspartnerschaften. Workshop, angeboten durch SBI, Mai 2015. Fortbildung Beratungskompetenz. »Elterngesprä-

che professionell führen.« Für verschiedene Klassenstufen, angeboten durch SBI, verschiedene Termine 2015. KLASSE

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TITEL

R E P O RTA I TGE EL

Hoch motiviert Bis zum Jahr 2020 werden rund 6.700 Lehrer in Sachsen in Ruhestand gehen.

Diese

sollen

1:1

durch

jüngere

Lehrkräfte

ersetzt

werden.

Der Generationenwechsel im Lehrerzimmer ist eine herausfordernde Aufgabe. VON SEBASTIAN MARTIN,

KLASSE-REDAKTION

Draußen geht langsam die Sonne auf, als Alexandra Liehr die Lessing-Grundschule in Pirna betritt – einen imposanten Bau, der mit seinen Verzierungen an die Epoche des Jugendstils erinnert. Die 30-Jährige läuft mit schnellem Schritt geradeaus zur Treppe, biegt in der ersten Etage rechts ab und schließt Zimmer 3.10 auf. Es ist der Klassenraum der 3a. In dem werden die Schüler heute ihre Lapbooks zurückerhalten, die die junge Lehrerin gerade aus ihrem Rucksack auspackt. Doch bevor sie die aufklappbaren Mappen in der ersten Stunde austeilen wird, will sie mit ihrer Kollegin noch einmal die Bewertung vergleichen. Also ab ins Lehrerzimmer. »Guten Morgen«, hallt es durch den Raum. Angelika Huschka, ebenfalls Lehrerin einer dritten Klasse, 57 Jahre und damit fast doppelt so alt wie ihre junge Kollegin, gießt zwei Tassen Kaffee ein und setzt sich ebenfalls an den Tisch. Wer die beiden beobachtet, der merkt schnell: Man ist sich vertraut. »Du hast die Lapbooks in deiner Klasse wie besprochen bewertet?«, fragt Alexandra Liehr. »Ja.« Inhalt, Gliederung, Sauberkeit, selbstständiges Arbeiten – die Punktevergabe ist identisch. Jetzt muss nur noch der Termin für die Absprache der anstehenden Deutschkontrolle ausgehandelt werden. »Donnerstag?« »Könnte passen. Nach der sechsten Stunde?« »Perfekt.« Alexandra Liehr schaut auf die Uhr. Es ist Punkt sieben – Zeit, zu gehen. Sie will noch ein paar Kopien ausdrucken, die sie später im Unterricht benötigen wird. Ihrer Kollegin wird sie welche ins Fach legen – schließlich werden auch deren Schüler demnächst das verstehende Lesen üben. Und es reiche ja aus, wenn einer in der Klassenstufe die Übung vorbereite, sagt sie und verschwindet in Richtung Kopierer. Angelika Huschka trinkt derweil ihren Kaffee aus. »Wir sitzen fast jeden Morgen zusammen, um uns auszutauschen und Aufgaben zu verteilen«, sagt sie. Sonst wäre das Pensum kaum zu schaffen. Barrieren für den Nachwuchs Eine Frage muss jetzt aber mal sein: Wie ist es eigentlich für eine gestandene Lehrerin wie sie, mit jemandem zusammenzuarbeiten, deren Mutter sie sein könnte? Die Frau mit dem blonden Kurzhaarschnitt lacht. Das klappe einwandfrei, antwortet sie. Alexandra sei offen, hilfsbereit und habe gute Ideen für den Unterricht – wie die mit dem Lapbook. So etwas habe sie früher gar nicht gekannt. Schon bei der Planung am Anfang des Schuljahres habe ihre junge Kollegin vorgeschlagen, dass die Kinder zum Thema »Sinne« eins anfertigen könnten. Gemeinsam habe man anschließend an der Umsetzung gearbeitet und die Bewertung besprochen. Auf Augenhöhe wohlgemerkt. »Wir älteren Kollegen freuen uns doch, wenn neuer Schwung in die Schule kommt«, sagt Angelika Huschka und trinkt den letzten Schluck Kaffee aus.

Solche Aussagen wird Juliane Keitel, Lehrerin im Hochschuldienst an der Uni Leipzig, gern hören. Sie ist an der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Gestaltung des Programms beteiligt, mit dem seit 2010 künftige Mentoren auf ihre Tätigkeit vorbereitet werden. Im Mittelpunkt stehe dabei der sogenannte Theorie-Praxis-Transfer, sagt die 46-Jährige. Denn neue Erkenntnisse, die an den Universitäten gelehrt werden, würden zu selten an den Schulen reflektiert und in den Klassenzimmern ankommen. »Studierende sowie Referendare treffen an den Schulen häufig auf Lehrkräfte, deren eigene Ausbildung schon lange zurückliegt, so dass es zwischen den universitären und den praxisrelevanten Wissensbeständen oft nur wenige Anschlüsse und Berührungspunkte gibt«, erklärt Juliane Keitel. Dadurch stoße der Nachwuchs teilweise auf Barrieren. Er gerate in ein Spannungsfeld, weil er beispielsweise in Bewertungssituationen unsicher sei, ob und wie viel Neues er ausprobieren dürfe, ob er sich an den Anforderungen im Seminar oder eher an den erprobten Praxiskonzepten der älteren Lehrkräfte orientieren soll, sagt sie. Das Mentorenprogramm verfolgt daher das Ziel, die jeweiligen Wissensstände zwischen Universität und Schule anzupassen. Den Teilnehmern werden Inhalte aus der aktuellen Forschung und Lehrerbildung vermittelt, damit sie diese in den Unterricht integrieren und aufgeschlossener neuen Ansätzen gegenüber werden. Mut zur Moderne, Schützenhilfe für die Studierenden, könnte ein Außenstehender den Generationenwechsel an sächsischen Schulen kommentieren. Innerhalb der verschiedenen Fortbildungsangebote werde zudem mit den zukünftigen Mentoren an einem professionellen Rollenverständnis gearbeitet – mit dem Ziel, dass sie die Lehramtsanwärter und Berufsanfänger kompetent und als gleichberechtigte Gesprächspartner begleiten, sagt Juliane Keitel. Meinungsverschiedenheiten, aber keine Konflikte Eine, die an dem Programm teilgenommen hat, ist Martina Reinicke. Sie arbeitet am Berufsschulzentrum Döbeln-Mittweida – eine Einrichtung mit insgesamt vier Standorten. Seit Oktober betreut sie eine Referendarin. Sie habe in den Kursen viel für die Betreuung, Beratung und Beurteilung der Lehramtsanwärter lernen können, sagt die Ethiklehrerin. Außerdem habe ihr der Erfahrungsaustausch mit Kollegen geholfen. Bevor Martina Reinicke am Mentorenprogramm teilnahm, hatte sie bereits drei Praktikantinnen angeleitet. »Alle waren sehr gut ausgebildet, hoch motiviert, sehr lernbereit und haben ausgezeichnet mit mir zusammengearbeitet«, sagt sie. Einige Ideen hat sie sich abschauen können, dem Nachwuchs aber auch viel mitgeben können – zum Beispiel Erfahrung, Fachwissen, methodische und didaktische Kenntnisse sowie Tipps, wie schwierige Situationen zu bewältigen sind.

»WIR ÄLTEREN KOLLEGEN FREUEN UNS DOCH, WENN NEUER SCHWUNG IN DIE SCHULE KOMMT.« ANGELIKA HUSCHKA, LEHRERIN, LESSING-GRUNDSCHULE PIRNA

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TITEL

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»ICH WURDE ÜBERALL GUT AUFGENOMMEN UND GLEICHBERECHTIGT BEHANDELT.« ALEXANDRA LIEHR, LEHRERIN AN DER LESSING-GRUNDSCHULE IN PIRNA In Pirna ist es mittlerweile 7.15 Uhr. Alexandra Liehr, die junge Lehrerin an der Lessing-Grundschule, hat längst die Kopien ausgedruckt. Jetzt sitzt sie wieder im Zimmer 3.10, die Schüler trudeln langsam ein. Es ist ihre zweite Klasse, für die sie verantwortlich ist. Im September hat sie diese übernommen. Zuvor arbeitete sie ein Jahr an einer Grundschule in Heidenau, wo sie auch ihr Referendariat absolvierte. »Ich wurde überall gut aufgenommen und gleichberechtigt behandelt«, sagt sie. Konflikte zwischen ihrer und der älteren Generation habe es nirgendwo gegeben. Natürlich werde manches unterschiedlich gesehen und der eine beginne den Unterricht lieber mit einem Lied statt mit einem Spiel, aber sie habe sich überall ausprobieren dürfen. Und wenn eine Idee im Unterricht nicht funktioniere, dann werde es beim nächsten Mal anders gemacht, sagt die sympathische Frau. Ganz einfach. Neue Denkweisen und Ideen Es wird Zeit, ins Sekretariat zu gehen. Die stellvertretende Schulleiterin wartet. Sie soll das offene Klima in der Lessing-Grundschule entscheidend mitprägen. Wer Katrin Melzer das erste Mal sieht, der glaubt das sofort. Mit einem freundlichen Lächeln begrüßt sie ihren Gast und beginnt zu erzählen. Als sie vor acht Jahren hier angefangen habe, sei sie eine der Jüngsten im Lehrerzimmer gewesen. Mit damals 40 Jahren. Inzwischen hat sich die Altersstruktur gewandelt. Zwar sind nach wie vor die älteren Kollegen in der Mehrheit und Ende des Schuljahres werden drei in den Ruhestand gehen, doch neben den beiden Referendaren und Alexandra Liehr gibt es noch andere, die weit unter 40 sind. Die Zusammenarbeit funktioniere nicht nur in Klassenstufe drei super, sagt Katrin Melzer. Viele der älteren Kollegen stehen den neuen Ansätzen offen gegenüber, die durch das junge Personal hineingetragen werden. »Die Jungen sind der Motor, weil sie

eine neue Denkweise und viele gute Ideen mitbringen«, sagt die 48-Jährige. »Die Älteren sind aber mindestens genauso wichtig, weil wir deren Erfahrung brauchen. Es ist ein gegenseitiges Nehmen und Geben.« Oder anders ausgedrückt: Nur gemeinsam ist man stark. Aber wie schafft es die Schulleitung, dass ältere Kollegen am Ende ihrer Karriere noch Neues ausprobieren? Zum einen herrsche an der Lessing-Grundschule seit jeher ein gutes Klima. Zum anderen halte die Schulleitung die älteren Kollegen dazu an, dass sie die angebotenen Fortbildungen nutzen - allerdings nicht mit der Brechstange. Freiwillig würden diese die angebotenen Veranstaltungen besuchen und versuchen, das Neue im Unterricht zu integrieren, sagt Katrin Melzer. In der Lessing-Grundschule klingelt es zur ersten Stunde. Obwohl Alexandra Liehrs Start ins Berufsleben nahezu perfekt verlief, hatte auch sie Probleme. Sie hätte sich gewünscht, dass sie besser auf das reale Schulleben vorbereitet worden wäre. Sie habe zwar viel Fachliches gelernt, wichtig wäre aber auch gewesen, den Umgang mit schwierigen Schülern oder das Führen von Elterngesprächen zu üben. All das haben ihr erst die älteren Kollegen erklärt. Kostenlose Hilfe für den Berufseinstieg Das Problem hat man auch im Kultusministerium erkannt und ein Programm initiiert. »Begleitete Berufseinstiegsphase« heißt es und beginnt mit dem Berufsstart. Die reSOURCE Dresden GmbH bietet es seit dem vergangenen Schuljahr kostenlos an. Mit dem Angebot sollen junge Lehrer in den ersten Berufsjahren unterstützt werden – also in der Zeit, in der erstmals alle Anforderungen des Schulbetriebes voll auf sie einstürmen. Denn was in dieser Phase gelingt oder nicht, das sei prägend für das komplette

Berufsleben, heißt es. Zudem entscheide sich in dieser Zeit, ob die jungen Kollegen moderne Pädagogik umsetzen oder schon froh sind, die nächste Stunde zu überstehen. Das Programm besteht aus insgesamt vier Trainings. Diese dauern jeweils zweieinhalb Tage und finden in der Ferienzeit statt. Thematisiert werden das Selbst- und Zeitmanagement, der professionelle Umgang mit Unterrichtsstörungen, die Kooperation mit Kollegen und Eltern sowie die Heterogenität in den Klassen. In kleinen Gruppen werden Erfahrungen ausgetauscht, Praxisprobleme aufgegriffen und mithilfe von Rollenspielen Handlungsalternativen erarbeitet. »Ich kann die Teilnahme nur empfehlen«, sagt eine junge Oberschullehrerin aus Dresden. Wie Alexandra Liehr hätte auch sie sich mehr Praxisnähe während der Ausbildung gewünscht, weshalb sie an der »Begleiteten Berufseinstiegsphase« teilnimmt. In der Lessing-Grundschule in Pirna ist unterdessen die erste Stunde vorbei. Die Schüler der Klasse 3a haben ihre Lapbooks zurückbekommen. Acht Einsen waren dabei, der Rest Zweien und ein paar Dreien. Die Schüler scheinen zufrieden. Auch Alexandra Liehr lächelt. Sie hat ihren Traumjob gefunden und noch einen Tipp: »Es ist wichtig, dass man sich die Ratschläge der älteren Kollegen zu Herzen nimmt«, sagt sie. Informationen zum Programm: Begleitete Berufseinstiegsphase: www.bbeph.de und zum Mentorenprogramm: www.lehrerbildung.sachsen.de/12609.htm

»Eine Kultur der Offenheit« Franziska Jungmann promoviert an der TU Dresden zum Thema altersgemischte Teamarbeit. Im Gespräch mit KLASSE gibt sie Tipps, wie die Generationen zusammenwachsen. Welches Konfliktpotenzial gibt es, wenn Generationen aufeinandertreffen? Jede Generation hat ihre Eigenheiten und zudem andere Ansichten, weil sich Werte und Motivation im Laufe des Lebens ändern. Ältere streben zum Beispiel mehr nach Sicherheit. Sie wollen häufig keine Veränderungen mehr. Jüngere dagegen kommen mit Tatendrang aus der Ausbildung und wollen ihr neues Wissen in der Praxis umsetzen. Das Aufeinanderprallen kann durchaus fruchtbar sein, wenn zum Beispiel die Erfahrungen der Älteren mit dem Schwung der Jüngeren geschickt zusammengebracht werden. Aber es kann auch Probleme geben. Ja, zumal von beiden Seiten oft Vorurteile aktiviert werden und sich die Generationen häufig voneinander abgrenzen. Wenn jemand Neues in ein Team kommt, dann wird er sich vermutlich am ehesten mit den Mitarbeitern identifizieren, die ihm ähnlich sind – ein junger Mensch wird also wahrscheinlich eher den Kontakt zu Gleichaltrigen suchen. Und unterbewusst

wird er die Älteren vielleicht abwerten, weil sie nicht seine Werte teilen. Wie lässt sich das Konfliktpotenzial entschärfen? Ich denke, dass an Schulen eher eine Kultur der Offenheit gelebt wird als anderswo, weil Lehrer ja automatisch mit Jüngeren und unterschiedlichen Charakteren zu tun haben. Wichtig ist daher, dass der Schulleiter dafür sorgt, dass es Verständnis füreinander gibt und sich alle gleichermaßen einbringen. Und er sollte die individuellen Stärken fördern sowie die Arbeit der Kollegen wertschätzen. Besonders ältere Angestellte brauchen dies. Das setzt allerdings voraus, dass er sich intensiv mit seiner Mannschaft beschäftigen muss. Was raten Sie jungen Lehrern, die frisch von der Uni kommen und an den Schulen alles verändern wollen? Es ist wichtig, dass sie neuen Schwung in die Schulen bringen. Allerdings sollten junge Lehrer auch Verständnis für die Struktur und die Kultur haben, die an den Schulen über Jahre gewachsen ist. Diese sollten sie akzeptieren und Veränderungen nur schrittweise anstoßen. Sonst werden sie viel Gegenwehr verspüren. Außerdem sollten junge Lehrer das Gespräch mit den älteren Kollegen suchen und sich gemeinsam Gedanken machen, wie man zum Beispiel neue Methoden mit Altbewährtem kombinieren kann. Beide Seiten müssen miteinander kommunizieren.

Wenn Jung und Alt zusammenarbeiten müssen, hängt es von beiden ab, wie gut das klappt: Am Anfang steht das gegenseitige Kennenlernen. Schwierig wird es,

Es ist gut möglich, gerade wenn der junge Lehrer neue Methoden von der Universität mitbringt, dass es einiger Überzeugungsarbeit bedarf. Hier ist Geduld

wenn sich beide als Konkurrenten wahrnehmen. Nicht selten: Der Neue verliert die Geduld und denkt, er muss den älteren Kollegen in Richtung Ziel schleppen.

gefragt. Das gilt andersherum genauso: Die Ratschläge und Erfahrungen der älteren Kollegen sind wertvoll und sollten gehört werden. Nur mit gegenseitigem

Das führt aber nicht zum Erfolg.

Respekt kommt man ans Ziel.

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E I N TAG I N B I L D E R N

AUS SCHÜLERSICHT

Zwischen Schulbank und Balken KLASSE hat die Sportschülerin und Kunstturnerin Julia Börnicke einen Tag lang begleitet.

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Julia Börnicke ist amtierende Deutsche Jugendmeisterin am Barren und gehört zu den Kaderathleten des Deutschen Turner-Bundes. Seit der 4. Klasse trainiert die heute 16-jährige Dresdnerin Turnen als Leistungssport, seit 2011 am Bundesstützpunkt Kunstturnen am Sportgymnasium Chemnitz. Die talentierte Schülerin hat ein großes Ziel: »die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro.«

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Auch für sie als Ausnahmetalent beginnt der Schultag bereits frühmorgens halb acht. Nach zwei Stunden Englisch geht es in die Turnhalle zum ersten Training. 9.30 Uhr: Nach der Erwärmung an den Geräten folgt die Dehnung auf dem Boden.

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Zweite Chance

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Nico Paul ist Schüler am Kolleg in Freiberg. Auf dem zwei-

Vor dem großen Spiegel geht sie ihre Schritte und Figuren durch. »Kopf hoch, Jule. Kopf richtig hoch«, Bundestrainerin Gabriele Frehse, zuständig für den Leistungssport beim TuS 1861 Chemnitz-Altendorf e. V. , weiß, wie anstrengend der Schultag einer Leistungssportlerin sein kann: Zu den wöchentlich 30 Stunden in der Schule kommen mindestens 30 Stunden Training.

ten Bildungsweg möchte er sein Abitur nachholen. Sein

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Elegant stolziert Julia über den Schwebebalken. Konzentration und Körperspannung sind wichtig, um alle Elemente sauber in einer Linie auszuführen. Ein Lieblingsgerät hat sie nicht, aber der Barren und der Balken gehören zu ihren Stärken. Nach knapp drei Stunden ist das erste Training geschafft, ab in die Umkleidekabine, denn sie hat einen straffen Stundenplan: von der Turnhalle in die Schwimmhalle.

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Zweimal die Woche steht Schwimmen auf dem Stundenplan, um die Ausdauer zu trainieren. Gemeinsam mit ihren Turnerfreundinnen schwimmt Julia ihre gewohnten 19 Bahnen in 30 Minuten. Aus dem Wasser ins Klassenzimmer. Gleich nach der Mittagspause packt sie Stifte und Hefter aus für den Mathe- und Deutschunterricht. Am Nachmittag geht es zurück in die Turnhalle, damit sie ihrem Traum von Olympia ein Stück näher kommt. 18 Uhr – endlich Trainingsende. Doch nach Dresden zur Familie geht es für Julia leider nicht. Sie wohnt im Internat direkt neben dem Sportgymnasium. Viel Freizeit bleibt ihr nicht, aber dennoch genug: »Ich male gerne und lese viel oder gehe mit meinen Freunden manchmal auch ins Kino.« Die zwei Schuljahre in der Sekundärstufe II werden über drei Jahre gestreckt. Aber auch sie muss Hausaufgaben erledigen und für Klausuren lernen. Am Wochenende pendelt sie nach dem Samstagstraining so oft wie möglich nach Dresden zu ihren Eltern oder fährt zu wichtigen Wettkämpfen. Auch wenn sie für die Olympischen Spiele trainiert, ist sie eigentlich ein ganz normales Mädchen mit einem großen Talent und jeder Menge Pläne für die Zukunft.

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Besonders schätzt er das Schüler-Lehrer-Verhältnis.

KLASSE-REDAKTION

Er hat es versucht. Bis zur 9. Klasse war Nico Paul auf dem typischen gepflasterten Schulweg unterwegs – Gymnasium, Abitur machen, danach eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren. Das war sein Plan und natürlich der seiner Eltern. Doch dann kam irgendwie die Pubertät dazwischen und Nico ging einfach nicht mehr geradeaus weiter.

Die Ängste der Eltern waren unbegründet. Nico begibt sich in die Spur, möchte Lehramt studieren und gern in Dresden leben. Er erkundigt sich nach Möglichkeiten, das Abitur nachzuholen. Die gibt es dank der Durchlässigkeit des sächsischen Bildungssystems: Abendgymnasium oder eben Vollzeitabitur an einem Kolleg. Nico Paul entscheidet sich für letztere Variante und, wegen der Nähe zur Dresden, für Freiberg. Die Vorteile des Kollegs, das mit 65 Jahren zu den ältesten Sachsens zählt, liegen für ihn auf der Hand: »Ich bekomme elternunabhängiges Bafög und kann mich dadurch zu 100 Prozent auf das Abitur konzentrieren.« Am Kolleg in Freiberg treffen Schüler mit ganz unterschiedlichen Bildungshintergründen aufeinander, manche sind 20, andere 35 Jahre alt. Wer kommt, durchläuft zunächst die sogenannte einjährige E-Phase, wiederholt wichtigen Stoff und macht dann das

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VON CAROLINE VOGT,

Er bog ab auf die Mittelschule und machte dort die Mittlere Reife. Nach dem Abschluss begann er seine Ausbildung als Zerspanungsmechaniker in Radebeul. Es dauerte zwei Jahre und zahlreiche Schichtdienste, bis ihm klar war – das ist es nicht. »Ich wusste nicht genau, wie es weitergehen soll. Aber ich war mir sicher, dass ich das auf Dauer nicht will«, erklärt der heute 20-Jährige. »Meine Eltern waren natürlich erschrocken und hatten Angst, dass ich mich verrenne.«

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Nico Paul mag das Schulklima am Freiberger Kolleg.

großes Ziel: ein Lehramtsstudium in Dresden.

Abitur. Für Schüler mit Hauptschulabschluss dauert der gesamte Prozess vier, mit der mittleren Reife drei Jahre. Der Rest entspricht dem typischen Abituralltag – es gibt ein Kurssystem, jeder wählt zwei Leistungskurse, schreibt Klausuren und schließt mit schriftlichen und mündlichen Prüfungen ab. Ein spezielles Angebot in Freiberg ist der fächerübergreifende Unterricht und dass es die Fächer Astronomie und Geophysik gibt, die auch Nico Paul gewählt hat. Außerdem herrscht ein gutes Klima, denn die Schüler wissen alle, warum sie dort sind. Sie haben ein Ziel, wissen, wofür sie das Abitur brauchen, und sind sehr motiviert. Das färbt auch auf das Lehrer-Schüler-Verhältnis ab. »Wir begegnen uns auf Augenhöhe, werden wie Erwachsene behandelt und ernst genommen«, sagt Nico. Das alles zusammen liefert den Nährboden für innovative Ideen und fördert den persönlichen Einsatz. So kam es auch 2007 zur Gründung des Vereins Nisaidia – Chance für Kinder e. V. Nisaidia unterstützt bedürftige Kinder in Afrika, rüstet Schulen oder Waisenhäuser aus. Nico Paul ist nicht einfach nur Mitglied, sondern hat die Verantwortung für die Öffentlichkeitsarbeit übernommen. Er fliegt selbst in den Ferien los und kümmert sich, gemeinsam mit anderen Mitgliedern, vor Ort um die Verwendung der Spenden. »Der Schulleiter und Vereinsgründer Frank Triebsch steht zwar helfend zur Seite, aber im Prinzip liegt das Projekt in Schülerhand. Das ist schon etwas ganz Besonderes«, erklärt Nico.

An einem Kolleg können Erwachsene im Vollzeitunterricht die allgemeine Hochschulreife (Abitur) erwerben. Öffentliche

Kollegs

in

Sachsen: Erzgebirgskolleg Breitenbrunn,

Freiberg-Kolleg, Leipzig-Kolleg, Vogtland-Kolleg Plauen.

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BERICHT

BERICHT

Anders und doch gleich Kinder und Jugendliche verändern sich. Sie haben heute andere Interessen als früher. Doch sind sie deswegen auch weniger gute Schüler? Eine Analyse. VON ANNECHRISTIN BONSS, KLASSE- REDAKTION

Kopfhörer auf den Ohren, Handy in der Hand, der Blick stur auf das Display geheftet – so bahnt er sich seinen Weg von der Straßenbahn zur Schule. Mit Kaugummi im Mund, den Rücken zur Tafel gedreht, Lippen, die sich endlos bewegen, schwatzen – so sitzt sie im Unterricht. Es sind diese Bilder, die das Image der Schüler von heute prägen. Technikaffin. Technikabhängig? Null Bock, null Plan, null Lust. Schule? Nein Danke. Aufpassen? Bloß nicht. Wo sind sie geblieben, die wissbegierigen Kinder von früher, die schlauen, die lernen wollen, die ruhig sind und gerade sitzen, wenn der Lehrer etwas sagt? Die sind doch hier! Sie sind nie weg gewesen. Das meint Anna Barbara Buncke. Seit fast 35 Jahren arbeitet die 56-Jährige als Lehrerin. Sie unterrichtet Deutsch und Englisch am Schiller-Gymnasium in Bautzen, dazu gibt sie Kurse im künstlerischen Profil. »Der Schüler von heute ist kritischer, selbstbewusster, hat speziellere Interessen und er weiß viel früher, was er später werden will«, sagt sie. »Er ist individueller.« Ein Problem ist dieser neue Schüler für sie nicht. Ihren Unterricht hat sie dem einfach angepasst. So lässt sie den Kreativen selbst denken und stellt dem Strategen klare Fragen. Bei Gruppenarbeiten gibt es zwei Noten, eine für das Ergebnis und eine ganz individuell für die

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Leistung und das Mitwirken jedes Einzelnen. Prozessnote nennt die Lehrerin diese Bewertung. Einmal pro Halbjahr tritt zudem jeder Schüler mit einer eigenen Präsentation vor die Klasse. Das ist Anna Barbara Buncke wichtig. Denn so kann jeder Schüler ganz nach seinen Interessen den Unterricht gestalten. Und der Unterricht wird individueller. Der Fortschritt im Klassenzimmer Zugehört wird dabei trotzdem. Dass sich die Schüler von heute viel mehr mit moderner Technik beschäftigen als früher, beobachtet die Lehrerin. Den Fortschritt kann sie nicht aufhalten, will sie auch nicht. Das Smartphone ist Pflicht unter Jugendlichen, eine Art Statussymbol. Negative Folgen davon beobachtet die Lehrerin trotzdem kaum: »Nur weil die Schüler jetzt ein Handy haben, sind sie doch nicht gleich frecher.« Dabei weiß die Lehrerin, dass nicht alle ihrer Kollegen mit dem Schüler von heute klarkommen. Dass es Lehrer gibt, die aufgeben, an burnout erkranken. Nicht unbedingt im Gymnasium. »Hier sind wir sicherlich geschützter«, sagt die Bautznerin. »In der Oberschule haben es die Lehrer schwerer.«

Genau dort arbeitet Marcus Hanisch. Der 32-Jährige aus Dresden unterrichtet Geschichte, Informatik und Gemeinschaftskunde. Erst vor ein paar Jahren hat er in dem Beruf begonnen. Den Schüler von früher kennt er nicht. Nur den von heute. Und mit dem kommt der junge Lehrer gut zurecht. »Mit dem größten Teil der Schüler klappt der Unterricht sehr gut«, sagt er. »Vielleicht zehn Prozent, eine Minderheit, sind wirklich extrem.« Denen falle es schwer, sich selbst zu motivieren. »Alles soll Spaß machen. Daran wird der Unterricht gemessen.« Für Marcus Hanisch ist das jedoch Motivation. Respektlosigkeit begegnet er mit Schlagfertigkeit. Das wirkt. Seinen Unterricht orientiert er an den veränderten Interessen der Schüler. Sollen sie zum Beispiel etwas eigenständig ausarbeiten, dürfen sie dazu viele Medien nutzen. Beim Gruppenpuzzle müssen sie sich selbst etwas beibringen und eigenständig Neues erfahren. »Das stärkt auch die Sozialkompetenz«, sagt er. Schließlich sollen auch die Schwächsten am Ende das gleiche wissen wie alle anderen in der Klasse.

Dazu brauchen sie aber auch Regeln. Marcus Hanisch hat zusammen mit den Lehrern an seiner Schule eine solche eingeführt. Das Handy ist absolut tabu. Nicht nur im Unterricht, sondern auch in den Pausen. Während des gesamten Schultages muss es ausgeschaltet im Schließfach liegen. »Die Kinder heute sind teilweise überfrachtet. Sie sind zu vielen Reizen ausgesetzt. Das schadet der Konzentration«, sagt er. Wer erwischt wird, bekommt teils harte Strafen. Bis zu eine Woche bleibt das Gerät dann in der Schule unter Verschluss. Die meisten Eltern unterstützen die Lehrer und haben dem Vorgehen zugestimmt. Eine Frage der Technik Dass die moderne Technik eine wichtige Rolle im Leben der Schüler spielt, will der Lehrer trotzdem nicht ignorieren. Für die Klassen 7, 8 und 9 bietet er den Neigungskurs Geocashing an. Zusammen gehen sie in die Natur und suchen mit GPS-Empfängern versteckte Codebücher. Bei der Suche drehen die Kinder eigene Filme. Das lockt Technikbegeisterte nach draußen.

Illusionen macht sich Marcus Hanisch dabei nicht. »Klar, Schule kann nicht immer Spaß machen«, sagt er. Das weiß der Dresdner Lehrer genau. Langweilen will er die Schüler trotzdem nicht, wenn er unterrichtet. Das ist sein Anspruch. Nicht trocken und abstrakt soll sein Unterricht sein. »Der Stoff muss für das Leben der Kinder wichtig sein und sich daran orientieren«, sagt er. Damit weckt er Interesse.

Das Interesse für neue Technik und Internet will auch Anna Barbara Buncke nicht unterdrücken. »Dem kann man sich nicht verschließen«, sagt sie. Deswegen begrüßt sie es, dass ab 2015 elektronische Wörterbücher in den Schulen zugelassen sind. Daran muss sie sich natürlich gewöhnen. Noch weiß sie nicht, wie sie bei Klassenarbeiten damit umgehen soll. Die Praxis wird es zeigen, ist sich die Lehrerin aus Bautzen sicher.

Besonders wichtig: eine gute Ausbildung

Dabei vertrauen beide Lehrer auch auf die Schüler. »Wir müssen von den Schülern lernen«, sagt Marcus Hanisch. Nur so könne der Lehrer seine Schüler, deren Alltag, Denken und Probleme

Die Studie »Lebensziele junger Menschen in Sachsen« gibt ihm Recht. Im Auftrag des Freistaats

»DER SCHÜLER VON HEUTE IST KRITISCHER, SELBSTBEWUSSTER. ER WEISS VIEL FRÜHER, WAS ER SPÄTER WERDEN WILL.« ANNA BARBARA BUNCKE, LEHRERIN

wurden 2012 über 1.000 15- bis 25-jährige junge Sachsen befragt. Eine Erkenntnis: Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen wissen durchaus, was wichtig ist im Leben. Vor allem die 15- bis 17-Jährigen legen viel Wert auf ihre Ausbildung. Die ist ihnen genauso wichtig wie die Familie und Partnerschaft. Vielen der Befragten ist zudem sehr wichtig, dass sie sich keine Sorgen um die Zukunft machen müssen. Arbeitsplatzsicherheit geht vor Spaß – das ist die Devise der Schüler. Schlechte Noten passen nicht in dieses Bild.

auch verstehen. Ihm selbst fällt das sicher leichter, weil er vom Alter her nicht so weit entfernt ist von den Kindern. »Ich wünsche mir einfach mehr Austausch, dass Lehrer und Schüler miteinander reden, voneinander lernen«, sagt er. Das bestätigt auch Anna Barbara Buncke. Ihr Rezept klingt einfach und doch richtig. »Man muss gern Lehrer sein, heute wie damals«, sagt sie. »Und ich bin das.«

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RECHT UND ORDNUNG

FR AGEBOGEN

Informationspflicht der Schule gegenüber Eltern Die Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen ist eine gemeinsame Aufgabe von Eltern und Schule. Dafür bedarf es eines Dialogs und Austauschs von Informationen. Für wesentliche schulische Ereignisse, insbesondere Leistungsbewertung und Ordnungsmaßnahmen, regelt das sächsische Schulrecht auch konkrete Informationspflichten der Schule. Der folgende Beitrag soll diese am Beispiel der allgemeinbildenden Schulen aufzeigen. Von Julia Steinigen und Jan Philipp Horn, Staatsministerium für Kultus

»Als Schülerin war ich gut in Träumereien« Was macht einen guten Lehrer aus? Und einen guten Schüler? Mit dem KLAS� SE-Fragebogen bitten wir Bildungsträger und Prominente aus Sachsen, uns einen Einblick in ihre persönlichen Lernerfahrungen zu geben. ANTWORTEN: ANJA KOEBEL, MODERATORIN, DRESDEN

Als ich klein war, wollte ich Kindergärtnerin, ein Mitglied von ABBA oder Pfer-

depflegerin werden.

Meine Eltern wollten, dass ich glücklich werde, wenn ich groß bin. Leistungsbewertung Um ihr Erziehungsrecht wirksam wahrnehmen zu können, müssen Eltern grundsätzlich über Vorgänge in der Schule unterrichtet werden. Im Bereich der Leistungsbewertung ist die Verpflichtung der Schule bzw. der Lehrer, die Eltern zu informieren, sogar ausdrücklich geregelt. Sie sollen rechtzeitig über drohende schulische Probleme ihres Kindes informiert werden, damit sie in die Lage versetzt werden, erzieherisch eingreifen und entgegenwirken zu können. Der Ansatz, die Eltern rechtzeitig zu informieren, spiegelt sich in den sächsischen Schulordnungen wider. Dazu gehört insbesondere das Informieren über einzelne Leistungen, Zeugnisse und die Versetzung bzw. Nichtversetzung eines Schülers. So sind Klassenarbeiten den Schülern für die Kenntnisnahme durch die Eltern mit nach Hause zu geben (z. B. § 16 Abs. 7 Satz 1 Schulordnung Grundschulen – SOGS). Wird im Falle des Nichterbringens von Leistungen in einer Klassenarbeit die Note »ungenügend« erteilt, hat der Lehrer dies den Eltern zudem in einer kurzen Begründung mitzuteilen (z. B. § 23 Abs. 6 Satz 1 Schulordnung Mittel- und Abendmittelschulen – SOMIA). Ebenso sind Halbjahreszeugnisse oder Jahreszeugnisse den Eltern zur Kenntnis zu geben, sie sind von diesen sogar zu unterschreiben (z. B. § 30 Abs. 10 Schulordnung Gymnasien Abiturprüfung – SOGYA). Im Jahreszeugnis ist darüber hinaus die Versetzung oder Nichtversetzung des Schülers zu vermerken (z. B. § 30 Abs. 4 Satz 2 SOGYA). Um all diese Informationen einordnen und nachvollziehen zu können, sind Eltern außerdem vor Schuljahresbeginn oder zu gegebener Zeit über die Bewertungsgrundsätze zu informieren (z. B. § 14 Abs. 2 Satz 3 SOGS, § 22 Abs. 5 SOMIA, § 22 Abs. 7 SOGYA).

nahmen müssen zweckgerichtet und verhältnismäßig sein und kommen in Betracht, wenn Erziehungsmaßnahmen keinen Erfolg versprechen. In § 39 Abs. 2 Satz 1 Schulgesetz für den Freistaat Sachsen (SchulG) sind sie abschließend aufgezählt (u.a. schriftlicher Verweis, vorübergehender Ausschluss vom Unterricht oder Ausschluss aus der Schule). Dabei sieht § 39 Abs. 5 SchulG vor, dass der Schüler und bei dessen Minderjährigkeit zusätzlich die Eltern vorab »zu hören«, also anzuhören sind. Eine Anhörung kann mündlich oder schriftlich erfolgen und dient dazu, dass der Schulleiter mehr über Tatsachen und über die Sichtweise der Betroffenen erfährt, bevor er seine Entscheidung trifft. In dringenden Fällen kann der Schulleiter bis zur endgültigen Entscheidung einen Schüler vorläufig vom Unterricht ausschließen (§ 39 Abs. 6 SchulG). Unter bestimmten Umständen kann die Anhörung auch gänzlich unterbleiben oder erst nachträglich durchgeführt werden. Informationspflichten bei volljährigen Schülern Auch nach Eintritt der Volljährigkeit kann es Situationen geben, in denen Eltern über wesentliche schulische Ereignisse wie Leistungsbewertung oder Ordnungsmaßnahmen informiert werden sollten. Als Reaktion auf den Amoklauf eines Schülers in einer Erfurter Schule im Jahr 2002 wurden in Sachsen – wie in einigen Schulgesetzen anderer Bundesländer auch – entsprechende Regelungen aufgenommen. In Abwägung der fortbestehenden Fürsorgepflicht der Eltern und dem informationellen Selbstbestimmungsrecht des Schülers sind in § 50a Abs. 2 SchulG diese Situationen ausdrücklich geregelt (z.B. Nichtversetzung, Nicht-Bestehen einer Abschlussprüfung, gravierende Ordnungsmaßnahmen). Dabei ist der Schüler regelmäßig anzuhören, bevor Informationen an seine Eltern gegeben werden.

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Heute bin ich gut im Zuhören und Erkennen, was der andere braucht. Mein liebstes Schulfach war: Deutsch. Das Schulfach, das ich überhaupt nicht mochte, war: Mathematik. Das hat mich in der Schule am meisten genervt: wie langweilig und gleichförmig

der Unterricht war.

Ein guter Lehrer hat: Spaß daran, die Schüler auf die Reise mitzunehmen,

und erkennt, wer was wann braucht.

Ein guter Schüler: lernt, auch mal die Zähne zusammenzubeißen. In meinem Leben will ich noch: richtig gut Englisch sprechen lernen. Am besten kann ich mich konzentrieren, wenn: ich weiß, worauf ich mich kon-

zentrieren muss. Da kann es laut oder auch total stressig sein, das Ziel ist wichtig für mich.

Anja Koebel moderiert

seit 1997 den SACHSENSPIEGEL im MDR Fernsehen. Ebenso steht sie für »MDR um 4« und für »nah dran« vor der Kamera. Über Umwege ist sie zum Journalismus gekommen. Ihre Biologie-Lehrerin hatte ihr empfohlen, sie solle »was mit Menschen« machen. Nach der Ausbildung an einer Medizinischen Fachschule hat Anja Koebel das Freiberg-Kolleg besucht und auf dem zweiten Bildungsweg ihr Abitur gemacht. Danach studierte sie Kunstgeschichte und Germanistik in Dresden und schließlich Kommunikation in Berlin. (Informationen zum Kolleg finden Sie auf Seite 11 im Heft.)

Mein Lieblingsbildungsort ist: momentan die Eisenbahn, da kann ich lesen,

mich auf die Sendung vorbereiten und werde dennoch ans Ziel (MDR in Leipzig) gebracht. Wenn ich meinen Beruf noch einmal wechseln würde, dann würde ich im Bereich der Palliativmedizin arbeiten wol-

len.

Als Ausgleich zu meiner Arbeit bin ich in der Natur. Im Garten, mit dem Pferd im Wald oder einfach jog-

gen. Egal, Hauptsache draußen. Aber manchmal ist es einfach auch nur das Sofa.

Ich liebe an meinem Job, dass: er so abwechslungsreich ist. Jeden Tag neue Themen und die Chance, Men-

schen dafür zu begeistern. Unsere Welt ist voll von Geschichten, die erzählt werden sollten, und die besten ereignen sich häufig ganz in der Nähe.

Ordnungsmaßnahmen Für das Schulverhältnis wesentlich ist es auch, wenn im Einzelfall Ordnungsmaßnahmen ergriffen werden müssen. Das sind Maßnahmen gegen gravierendes Fehlverhalten der Schüler, die über bloße Erziehungsmaßnahmen hinausgehen. Ordnungsmaß-

Als Schüler war ich gut in Träumereien.

Das Schulgesetz sowie die Schulordnungen sind im Internet zu finden unter: www.bildung.sachsen.de/recht (auf dieser Seite den Menüpunkt »Rechtliche Grundlagen« wählen)

Ohne meinen Glücksbringer, das Handy und den Kaffee am Morgen verlasse ich nie das Haus. Meine Kollegen/Freunde sagen von mir, dass ich: wohl ein großes Herz habe. Aber das von sich selbst hier

zu schreiben, ist irgendwie komisch.

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Gummihopse oder Wandpfennig, Zeitungslauf oder Reifenwandern? Wie ging das noch mal? Diese und viele andere Spiele und die Spielregeln finden Sie in

Spiel & Spaß – eine Sammlung für die Hosentasche Sie können das Heft kostenlos bestellen unter: ➔ www.publikationen.sachsen.de


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